Bericht Australien Neuseeland Oktober/November 2013

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Bericht 端ber eine Fact-finding-mission nach Australien und Neuseeland

in der Zeit vom 22. Oktober bis 6. November 2013

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Dieser rein interne Bericht gibt individuelle Eindrücke und Zusammenfassungen des Autors wider. Die Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, die Richtigkeit der Angaben kann aber nicht garantiert werden. Vortragszusammenfassungen etwa von Referenten sind mit diesen weder abgestimmt noch von ihnen autorisiert.

Dr. Hans-Peter Merz Leiter International - Hauptgeschäftsführung Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet Ostring 30 – 32, 44787 Bochum Tel.: (02 34) 91 13 – 1 33, FAX: (02 34) 91 13 – 3 34 E-Mail: merz@bochum.ihk.de Internet: www.bochum.ihk.de 2


Zweck der Reise

Die Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen verfügen über ein bundesweit einmaliges System sogenannter Länder-Schwerpunkt-IHKs. Die einzelnen Schwerpunkt-IHKs befassen sich jeweils mit einer Gruppe von Ländern besonders intensiv, beschaffen hierzu verstärkt wirtschaftsrelevante Informationen, organisieren entweder selbst oder in Abstimmung mit anderen IHKs Wirtschaftstage und Seminarveranstaltungen, bieten für interessierte Unternehmen Erfahrungsaustauschrunden an und entwickeln, respektive pflegen ein spezialisiertes Kontaktnetz zu relevanten Institutionen, Kompetenzgebern und Firmen mit Ländererfahrung. Dieses akkumulierte Wissen, die Informationsveranstaltungen und das Netzwerk stellt die einzelne Schwerpunktkammer im kollegialen Verbund den übrigen IHKs und deren Mitgliedsunternehmen zur Verfügung. Das System besteht seit Ende der 1980er Jahre und wurde kontinuierlich an die Bedarfe der Wirtschaft angepasst. Bei der letzten Aktualisierung des Systems haben sich die Industrie- und Handelskammern in Bochum, Detmold und Wuppertal bereiterklärt, die bisher nicht schwerpunktmäßig behandelten Länder Australien und Neuseeland sowie Ozeanien (ANZOZ) im oben angesprochenen Sinne als Schwerpunktkammern zu übernehmen. Die gemeinsame Übernahme eines Regionalschwerpunkts durch mehrere Kammern stellt ein Novum innerhalb des Systems dar.

Die Fact-finding-mission hatte insbesondere den Zweck, für die Gruppe der ANZOZ-Schwerpunktkammern vom Code of Conduct für Schwerpunktkammern geforderte eigene Landeskenntnisse zumindest punktuell herzustellen. Weiterhin sollten eigenständige Kontakte zu relevanten Institutionen und Firmen entwickelt werden. 3


Aus der deutsch-australisch/neuseeländischen Business-Community sollten Ansprechpartner entwickelt werden, die beim Aufbau eines Einladungsverteilers für die künftig geplante ErfahrungsaustauschGruppe „Plattform down-under“ behilflich sein können. Nicht zuletzt sollte gegenüber den in der Zielregion ansässigen deutschen Institutionen, insbesondere den Kollegen der Auslandshandelskammern, aber auch der Germany Trade and Invest (GTAI) und den diplomatischen Vertretern Deutschlands vermittelt werden, dass die IHKs in Bochum, Detmold und Wuppertal die Aufgabe als Ansprechpartner in Nordrhein-Westfalen aktiv und nachhaltig ausgestalten wollen. Die Aufgabe, den persönlichen Kontakt zu diesen Institutionen vor Ort aufrecht zu erhalten, wird in den kommenden Jahren umschichtig jeweils von den drei ANZOZ-Schwerpunktkammern wahrgenommen.

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Dienstag, 22., + Mittwoch, 23.10.2013 Anreise Düsseldorf – Dubai – Sydney 

Hinweis: Die Einfuhr von Lebensmitteln aller Art ist aus Sorge vor dem Einschleppen schädlicher Organismen sowohl in Australien als auch Neuseeland streng verboten. Es wird kontrolliert. Die Strafandrohungen sind erheblich.

Wirtschaftsdaten Australien Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Bevölkerungswachstum Währung

7.741,220 qkm 2013: 23,1 Millionen 2013: 3,00 Einwohner/qkm 2012: 1,1% Australischer Dollar ($A) = 100 Cents 1 Euro = 1,226 $A; 1 US$ = 0,959 $A (März 2013)

Bruttoinlandsprodukt (BIP, nom.) - Mrd. US$ 2012: 1.541,8; 2013: 1.589,1*; 2014: 1.626,1*

* Schätzung bzw. Prognose

Wirtschaftswachstum

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Außenhandel (Mrd. US$) 2010 188,7 206,7 18,0

Einfuhr Ausfuhr Saldo

% 18,8 34,4

2011 234,2 269,4 35,2

% 24,1 30,3

2012 250,5 256,2 5,7

% 7,0 - 4,9

Beziehungen Deutschlands zu Australien Außenhandel (Mrd. Euro)

Dt. Einfuhr Dt. Ausfuhr Saldo

2010 2,3 7,8 5,5

% 15,0 23,8

2011 3,0 8,3 5,3

% 30,4 6,4

2012 3,0 9,3 6,3

% 0,0 12,0

Deutsche Einfuhrgüter nach SITC (% der Gesamteinfuhr, 2012) Rohstoffe 34,1; Chem. Erzg. 5,1; Mess-/Regeltechnik 3,9; Maschinen 3,0; Nahrungsmittel 2,5; Sonstige 51,4

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Donnerstag, 24.10.2013

 Kurzer Rundgang durch das Stadtzentrum

Bis auf Ausnahmen ist das Stadtzentrum von Sydney durch moderne Hochhäuser geprägt.

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Interieur des Queen Victoria Buildings

Abgesehen von einer Reihe baugeschichtlich bedeutender Gebäude aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde die gesamte Bausubstanz in den letzten 25 Jahren komplett erneuert. Das Geschäftszentrum von Sydney stellt sich heute dar als ein Ensemble von 30- bis 40stöckigen Hochhäusern. Zu den erhaltenen Gebäuden gehört das 1898 fertig gestellte Queen Victoria Building, von Pierre Cardin als das „schönste Einkaufszentrum der Welt“ bezeichnet. Der ursprüngliche Hafen Sydneys ist heute seiner ursprünglichen Funktion weitgehend entkleidet (nur noch Fährbetrieb). Das Areal ist heute eine 1a-Wohn- und Bürolage, es gibt eine Vielzahl von Gaststätten. Im Hafenbereich finden sich auch die weltbekannten Wahrzeichen der Stadt, die 1932 fertiggestellte Harbor-Bridge und das nach Plänen des dänischen Architekten Jörn Utzon gebaute Sydney Opera House. 8


 Erstes Arbeitsgespräch in der AHK

Kontakte: 

Kristian Wolf, Geschäftsführer der AHK Australien

Birgit Tegethoff, Manager, Consulting Services der AHK Australien

Werner Kemper, GTAI-Korrespondent, Australien

Emily Krämer, Manager, PR & Communications der AHK Australien

v.l.n.r. Christine Wester, Christiane Wolf, Kristian Wolf, Eilika Regenbrecht, Dr. Hans-Peter Merz, Birgit Tegethoff, Anja Kegel, Emily Kraemer Gespräch mit dem Geschäftsführer der AHK, Kristian Wolf, sowie dem Korrespondenten von Germany Trade and Invest (GTAI), Werner Kemper. Die AHK hat in Sydney 16 Mitarbeiter und im Außenbüro in Melbourne weitere vier. Die AHK hat 350 Mitglieder. Vorgestellt wurden die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Arbeitsbereichen. 9


Australien hat eine Ost-West-Ausdehnung, die der Entfernung zwischen London und Moskau entspricht. Das tatsächlich relevante Wirtschaftsleben reduziert sich jedoch auf die Städte des Südostens und aufgrund der Bergbauaktivitäten auf die Region um Perth im äußersten Westen des Kontinents. Die wirtschaftliche Lage des Landes ist gut, wobei die Konjunktur jedoch aktuell etwas nachlässt. Der Grund dafür ist die rückläufige Preis- und Erlösentwicklung speziell aus dem Verkauf von Steinkohle. Im Land herrscht bei einer Arbeitslosigkeit unter 5 % faktisch Vollbeschäftigung. Die Löhne sind speziell im Dienstleistungssektor, aber auch im Bergbau ausgesprochen hoch (eine Bedienung in einem durchschnittlichen Restaurant kann auf einen Stundelohn von 30 bis 35 australische Dollar kommen, der Fahrer eines der RiesenLKWs im Kohletagebau kommt auf 130.000 australische Dollar pro Jahr). Den hohen Löhnen stehen erhebliche Preise gegenüber. Etwa für die Unterbringung eines Kindes in einer Kindertagesstätte fallen Kosten in Höhe von 100 bis 150 australische Dollar pro Tag an. Eine 60 m²-Wohnung, nicht zentral, kostet im Monat 2.000 australische Dollar. In der Innenstadt sind Parkgebühren von 70 australischen Dollar pro Stunde die Regel. Die Immobilienpreise steigen rasch, der Durchschnittspreis für ein Haus liegt inzwischen bei 700.000 australischen Dollar, wobei die bauliche Qualität weit unter dem deutschen Standard liegt. Der Immobilienmarkt wird vor allem durch Hongkong-Chinesen getrieben, die hier einen Wohnsitz anstreben, falls sie die Volksrepublik China kurzfristig verlassen müssen. Der politische und gesellschaftliche Status der australischen Ureinwohner, der Aborigines, wurde in den letzten Jahrzehnten ständig aufgewertet. Den einzelnen Stämmen wurden zum Teil erhebliche Entschädigungszahlungen für illegal enteignetes Gelände bezahlt. Es gehört bei verschiedenen Veranstaltungen mit offiziellen Regierungsvertretern zur Etikette, vor Eintritt in die Tagesordnung der ursprünglich in der Region lebenden Stämme zu gedenken (Welcome-to-Country-Zeremonie). Deutsche Qualitätsprodukte haben in Australien sehr gute Chancen (so ist Australien für die Firma Miele nach Deutschland der bedeutendste Markt, deutsche Kraftfahrzeuge der Oberklasse verkaufen sich hier ausgesprochen gut). Australien ist durch seine geografische Lage ein sehr abgeschotteter Markt. Dies führte zur Bildung von Monopolen in den einzelnen Branchen. Für jedweden Markteintritt ist es von großer Bedeutung, die relevanten Player in seiner Branche zu kennen.

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Deutsche Firmen in Australien beschäftigen überwiegend australische Geschäftsführer, der aus Deutschland entsandte Geschäftsführer ist zunehmend ein Auslaufmodell. Kristian Wolf ist an unserer Konzeption eines Erfahrungsaustauschkreises für Australien und Neuseeland ab 2014 sehr interessiert, da ein solcher Kreis auch der AHK die Möglichkeit eröffnet, weitere Firmen für dieses Land zu interessieren.

Freitag, 25.10.2013  ARDEX Australia Pty Ltd.

Kontakte: 

Ian Forster, Regional Managing Director, ARDEX Australia

Reinhard Kraeling, Finance Director, ARDEX Australia

Fabian Morgan, Sales and Marketing Director, ARDEX Australia

Rolf Offerhaus, Technical Manager, ARDEX Australia

Emanuel Schreiber, Head of Corporate Technical Service, ARDEX Witten, Germany

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Warenlager

Gemeinsam mit Birgit Tegethoff, Manager, Consulting- Services der AHK Australien, in den Stadtteil Seven Hills gefahren, um die Niederlassung der Firma ARDEX zu besuchen. ARDEX hat 2001 eine bestehende britische Firma übernommen und deren Geschäftsführer, Ian Forster, in seiner Funktion belassen. ARDEX hat in Australien sechs Produktionsstandorte. Unter der Marke Dunlop wird eine einfachere Produktqualität über Baumärkte vertrieben. Wettbewerber hat ARDEX nur aus Italien und Frankreich. Der Marktanteil liegt je nach Produkt bei 30 bis 50 %. Von Sydney aus wird ganz Südostasien erschlossen. Einschließlich der Außendienstmitarbeiter werden 150 Mitarbeiter beschäftigt. Der Umsatz liegt bei 70 Mio. australischen Dollar. Viele Mitarbeiter sind – was für australische Verhältnisse ungewöhnlich ist – seit 20 und mehr Jahren in der Firma beschäftigt. Die Produktionsanlagen entsprechen hinsichtlich Ordnung und Klarheit der Abläufe nicht dem deutschen Standard. Geschäftsführer Forster beschreibt sich (und den australischen Managementstil insgesamt) als direkt verantwortlich, schnell in der Entscheidung und rasch zu Korrekturen bereit. Er beschreibt dies deutlich im Unterschied zum sehr langwierigen Entscheidungsprozedere der Deutschen.

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 Gala der Society for Australian-German Student Exchange (SAGSE) im Doltone House

Kontakte: 

Christian Holle, Partner, PWC PricewaterhouseCoopers, Sydney, Australia

Ron Koehler, Chief Executive Officer (CEO), DB Schenker Australia

Ralf Mueller, General Manager NSW, Schenker Australia

Lars Olberg, Head of Economic and Trade Affairs, Embassy of the Federal Republic of Germany, Canberra, Australia

Declan O’Leary, Managing Director, Dr. Oetker Australia

Sabine Pittrof, RA, Member of the Board, Australian Business in Europe (Germany) e.V. + Raupach & Wollert-Elmendorff Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, Frankfurt, Germany

Marco Rothaufe, Senior Cunsultant, PWC PricewaterhouseCoopers, Sydney, Australia

Hans-Dieter Steinbach, Consul General, Consulate General of the Federal Republic of Germany in Sydney, Australia

Doltone House liegt im Gebiet Darling Harbour. Die ehemaligen Dock-Gebäude wurden in Event-Locations und Büros umgewandelt. Die Gala galt der Auslobung von zwölf Stipendien für junge Australier, die für drei Monate nach Deutschland gehen können, um ihre Sprachkenntnisse zu vervollkommnen. Das Programm existiert seit 1967 und ist fester Bestandteil des deutsch-australischen Kulturaustauschs. Die Stipendien werden von deutschen Firmen gesponsert. Der Gala-Abend ist ein ausgesprochen wichtiges Netzwerk-Treffen, zu dem neben den Stipendiaten und ihren Familien insbesondere die Vertreter der Sponsor-Firmen sowie wichtige Multiplikatoren eingeladen werden. Der deutsche Generalkonsul, HansDieter Steinbach, sprach ein Grußwort. 13


Samstag, 26., + Sonntag, 27.10.2013  Zur freien Verfügung – sightseeing

Montag, 28.10.2013  Gespräch mit Ron Nielsen, Vertreter Fa. Heintzmann Gespräch mit Ron Nielsen, dem Vertreter der Firma Heintzmann in Australien. Da der Firmenstandort über 100 km von Sydney entfernt liegt und lediglich aus einem Büro besteht, wurde auf einen Besuch verzichtet und das Gespräch telefonisch geführt. Ron Nielsen beliefert den Untertage-Bergbau mit Heintzmann-Materialien, die zurzeit noch von dem US-amerikanischen Produktionsstandort der Firma kommen. Derzeit wird ein Produktionsstandort in Asien (Thailand oder China) gesucht. Nielsen analysiert mit seinem Team regelmäßig Ausschreibungen und gibt entsprechende Angebote ab. Bei Zuschlag wickelt er dann das Geschäft logistisch und kaufmännisch ab. Zurzeit ist die Marktentwicklung im Bergbaubereich zurückhaltend. Das wird zunächst mit dem Verfall der Rohstoffpreise begründet. Unter der Hand hört man jedoch auch, dass die großen Minenbetreiber Projekte auf Eis legen, um Druck auf die Regierung auszuüben, die eine spezielle Steuer auf Gewinne aus der Rohstoffproduktion und eine CO²-Abgabe verfügt hat. Diese Abgaben werden von den Minen-Gesellschaften massiv bekämpft. Nielsen hat sein Personal gerade um 60 Mitarbeiter auf 80 Mitarbeiter reduziert. Es gibt für Heintzmann-Produkte wenig Wettbewerb in Australien, im Wesentlichen nur Firma Menova (australisch) und Genma (US-amerikanisch). Nielsens Firma arbeitet auch für andere, nicht konkurrierende Bergbauzulieferer. Der Kontakt mit dem Mutterhaus in Bochum erfolgt regelmäßig über E-Mail, direkte Besuche sind die Ausnahme.

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 Hintergrundgespräch mit Birgit Tegethoff Birgit Tegethoff bestätigt, dass es im Bergbaubereich derzeit wenig Neugeschäft gibt. Das Geschäft reduziert sich hauptsächlich auf die Wartung bestehender Anlagen. Es gibt starke Bestrebungen, die Personalkosten zu senken, um die rückläufigen Einnahmen auszugleichen. Größere Projekte wie der Olympic Dam (Uranabbau) wurden bis auf weiteres zurückgestellt. Die großen Bergbaugesellschaften BHP und Rio Tinto wollen verstärkt auf Afrika ausweichen, sehen sich aber auch in der Mongolei und in Grönland nach lukrativen Bergbauprojekten um. Die Freisetzung von Arbeitskräften im Bergbau wird in Australien entspannt gesehen, da diese dann für andere Projekte, wie zum Beispiel den Breitbandausbau zur Verfügung stehen. Die Produktion von Kraftfahrzeugen und Chemieprodukten wird zunehmend nach Asien verlagert. Die Frage stellt sich, was in Zukunft dann überhaupt noch in Australien produziert werden kann (dies wird auch Thema der Konferenz in Melbourne sein). Intensiv diskutiert wird die Frage, in wieweit die Landwirtschaft und die Lebensmittelverarbeitung Zukunftsbranchen Australiens sein könnten. Hier begibt sich das Land allerdings stark in Abhängigkeit von den sehr unregelmäßigen Regenfällen. Die sogenannte Crop Science (genetisch veränderte Nahrungsmittel) ist in Australien groß im Kommen. Im Gegensatz zur Situation in Deutschland wird dies in Australien überhaupt nicht kontrovers diskutiert. Das Bewusstsein für gesunde und ausgewogene Ernährung ist nur rudimentär entwickelt. Die Bevölkerung teilt sich in einen (großen) Teil, der zu zunehmenden Übergewicht neigt und einem (kleinen) Teil, der extremen Wert auf Sport und gesunde Lebensführung legt.

 Gespräch mit Werner Kemper, GTAI Das Gespräch musste aufgrund seiner Erkrankung leider entfallen.

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 Stadtbegehung Sydney-Tower, 250 m hoch, gibt einen guten Überblick über die Anlage der Stadt. In der gesamten Metropol-Region Sydney leben über vier Mio. Menschen. Die Bevölkerungsdichte beträgt 339 Einwohner pro km².

Dienstag, 29.10.2013  The Commitee for Sydney (CFS), Dr. Tim Williams

Kontakte: 

Dr. Tim Williams, Chief Executive, The Committee for Sydney, Sydney, Australia

Ich bin auf das CFS durch eine von der Präsidentin der AHK, Lucy Hughes Turnbull, herausgegebene Studie # We the City, die sich mit der Zukunftsentwicklung der Stadt Sydney beschäftigt, aufmerksam geworden. Dr. Williams ist einer der Autoren der Studie, er stammt ursprünglich aus Wales, ist Historiker und arbeitete als Berater unter anderem für die britische Regierung, die Stadt London (anlässlich der Vorbereitung der Olympischen Spiele) und leitet jetzt die CFSGruppe. Diese besteht aus vier permanenten Mitarbeitern, die aber auf Ressourcen der zum CFS gehörenden Großunternehmen und der städtischen Verwaltung zugreifen kann. Die Aufgabe von CFS ist es, das Fehlen einer Zentralverwaltung im Großraum Sydney auszugleichen und zukunftsweisende Entwicklungen voranzutreiben. In der Metropol-Region Sydney gibt es über 40 Gebietskörperschaften, die keiner zentralen Steuerung unterliegen. Sydney will eine Global-City sein und CFS soll sie dazu machen. Bis 2050 wird Sydney rund sieben Mio. Einwohner haben, bereits heute haben 30 % aller Neugeborenen einen asiatischen Migrationshintergrund.

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Sydney sieht sich als IT-Hauptstadt Australiens, aber auch der südostasiatischen Region. Sydney tickt weniger mit Australien sondern mehr mit New York.

Gegensatz Business-Zentrum und Wohnumland in Sydney

Die Stadt zeichnet sich durch hohe Arbeitsproduktivität aus, hier wird ganz überwiegend das Bruttosozialprodukt des Landes erwirtschaftet – der Bergbausektor dagegen wird nach Ansicht von Dr. Williams völlig überbewertet. Sydney will die Service-Stadt Australiens werden und auch im globalen Maßstab eine wichtige Rolle spielen. Derzeit nehmen Finanzdienstleistungen rapide zu. Das Bruttosozialprodukt Australiens pro Kopf ist doppelt so hoch wie in Großbritannien, das heißt Australien ist ein ausgesprochen reiches Land, wobei der Reichtum allerdings mehr privat als öffentlich ist. Das Wirtschaftssystem ist entsprechend eher amerikanisch als sozialdemokratisch geprägt. Die aktuelle Regierung Australiens ist ausgesprochen geschäftsfreundlich. Die Entwicklung des Geschäftslebens konzentriert sich immer stärker im Osten der Stadt, die Bevölkerung bereitet sich jedoch ständig weiter nach Westen aus. Entsprechend ist der öffentliche Personennahverkehr eine der größten Herausforderungen der Stadtentwicklung. Die Nachfrage nach Bürofläche wächst ungebrochen. 17


Die Herausforderung an die Stadtplanung ist es, eine allseits funktionierende Infrastruktur zu schaffen. Es gibt einen großen Bedarf und erhebliches Interesse an internationalen Investitionen. Diese sollen aber nicht – wie in vielen anderen Teilen der Welt – Arbeitsplätze schaffen, sondern durch ausländische Investoren sollen neue Ideen und Konzepte ins Land geholt werden. Ausländische Unternehmen sollen aber auch die gewachsenen Monopolstrukturen aufbrechen. Französische und spanische Firmen haben die Möglichkeiten inzwischen erkannt und betätigen sich aktiv im Engineering-Bereich.

Für das Zukunftswachstum von Städten sind die Menschen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren entscheidend. Diese Bevölkerungsgruppe hat das größte Innovationspotenzial. Entsprechend muss man diese Menschen anlocken, und für sie muss eine Stadt attraktiv sein. Ganz wichtig ist nach Ansicht von Dr. Williams der Trend zur weiblichen Wirtschaft: Immer mehr Familien bestehen aus männlichen und weiblichen Hochschulabsolventen. Diese wollen beide im Umkreis von maximal 20 km vom Wohnort eine ihrer Ausbildung angemessene Beschäftigung finden. Da muss eine Stadt sich etwas einfallen lassen. Die Lebens- und Arbeitsqualität einer Stadt ist heute zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden. Menschen beurteilen Städte danach, ob es sogenannte Intraurban-Jobs gibt, ob sie fußläufig zu erschließen ist und ob sich interessante Gesprächspartner finden lassen. Die Digitalisierung der Welt hat sich explosionsartig entwickelt. Clevere Citys ermöglichen aktiv digitale Kommunikation. Jede Stadt erhebt heute Unmengen an Daten über den öffentlichen Raum (von Verkehrsbewegungen bis Temperaturschwankungen). Clevere Citys geben diese Daten an kluge Leute weiter, die daraus dann Mehrwertdienste für Firmen und Bürger erschaffen.

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 Twilight-Forum bei DibbsBarker

Kontakte: 

Dr. Wolfgang Babeck, European Councel, DibbsBarker, Sydney

Dianne Glenn, Pricipal, Corelli Consulting Australia

Isabelle Hollander, PA to Partner Andrea Reith, Tax & Advisory, BDO, Australia

Michael J. Kersch, Partner, Accru Felsers Australia

Paul Koenig, Partner, EAAG European Australian Advisory Group, Australia

Riachrd Lilischkis, Clinical Development Director, Regeneus Australia

John Martin, Chairman, Regeneus Australia

Falko Thiele, Director, Biotronik Australia

Dr. Richard Lilischkis (links) und John Martin berichten über die Aktivitäten der Firma Regeneus, die im Bereich der Stammzellentherapie tätig ist. 19


Das Twilight-Forum ist eine Veranstaltung, die die AHK regelmäßig viermal im Jahr gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft DibbsBarker durchführt. Es handelt sich um eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, in der jeweils ein Unternehmen über seine Geschäftsaktivitäten berichtet. Die diesmal vortragende Firma Regeneus konnte Stammzellen in die Gelenke von arthritischen Hunden implantieren, die danach wieder sehr gut laufen konnten. Berichtet wurde über die Entwicklung des Unternehmens von der Gründung 2007 bis zum Börsengang an die Australian Stock Exchange 2013. Einer der Gründer, Dr. Lilischkis, stammt aus Deutschland. Auch diese Veranstaltung fokussierte weniger auf die tatsächliche Thematik als auf das anschließende umfangreiche Networking. Gespräche am Rande: Als Deutscher gilt man hier als ein wenig langweilig, aber sehr zuverlässig. Insgesamt ist es in Australien sehr schwierig, Produkte mit hoher Qualität zu bekommen. Dies gilt gleichermaßen für Konsum- wie Investitionsgüter. Ein großes Thema ist zurzeit Biotec. Es geht dabei vor allem um genetisch veränderte Pflanzen, die mit den schwierigen Umweltbedingungen hier in Australien fertig werden sollen. Ein wichtiges Thema sind auch Bakterien zur Rohstoffgewinnung aus Uran- und Titanerz sowie Hefen als Biokatalysatoren.

Mittwoch, 30.10.2013  Transfer von Sydney nach Melbourne

Kontakte: 

Axel Fastenau, Gruppenleiter Asien Pazifik der GIZ, Berlin, Germany

Benjamin Leiphold, Leiter Referat Asien, DIHK, Berlin, Germany

Dr. Eric Schweitzer, Präsident, DIHK, Berlin, Germany

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 Besichtigung des Melbourne-Museum Dieser 2000 eingeweihte Gebäude-Komplex ist angeblich das größte Museum der südlichen Hemisphäre. Dafür sind in den riesigen Hallen erstaunlich wenige Exponate zu sehen. Die allerdings beeindruckenden Saurierskelette sind keine Fundstücke aus Australien. Es gibt eine politisch korrekte Abteilung zur Situation der Aborigines und mehrere lehrreiche Abteilungen, die Schulklassen über Vulkanismus oder Gehirnforschung unterrichten. Diese Beobachtung ist insofern interessant, als es sich hier eher um eine Einrichtung zur Volksbelehrung und weniger um eine komplexe zusammenhängende thematische Sammlung handelt.

Melbourne Museum

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 South Dhwarf Die Ufer des Yarra River sind im Stadtzentrum beidseits von einer beeindruckenden Hochhausarchitektur gesäumt. Die dabei entstandenen Flanierstraßen haben Weltniveau. Der Australier ist ein Gambler und findet neben dem ausladenden Melbourne Convention Exhibition Center im Crown Entertainment Complex eine im wahrsten Wortsinn unübersehbare Folge von Spielhallen, in denen alle Arten von Glücksspielen betrieben werden.

Skyline Melbourne

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Donnerstag, 31.10.2013  Australia Germany Business Conference „Productivity, Process & Innovation“

Kontakte: 

Ulf Barnard, Director Air Freight and Ocean Freight AU/NZ, DB Schenker Australia

Tony Daniel, General Manager, Wanzl Australia

Mark Guscott, Vice President Commercial Oceania, Wallenius Wilhelmsen Logistics, Australia

Dr. Rene Haeberli, Schräder Emissions Technology, Kamen, Germany

Adriaan Heijns, Representative New Zealand, Moerk Water Solutions, Australia

Wolfgang Hellmann, Special Councel, Johnson Winter & Slattery Lawyers, Australia

Oliver Jankowsky, Special Counsel, Hall & Wilcox Lawyers, Australia

Christina Kloeser, National Sales Manager, Logwin Air & Ocean Australia

Louise McGrath, National Manager – Business an International Advisory Services, Australian Industry Group, Australia

Jens Mohr, Managing Director, JM Management Services, Australia

Ivonne Ranisch, National Sales Manager, Röhlig Australia

Andres Reith, Partner, Tax & Advisory, BDO, Australia

Lothar Schmidt, Director OE Sales & Industries, Hella Australia

Eduard Schroeder, General Manager, Business Optimisation, SAGE Automation, Australia

Larry Silva, Managing Director, MAN Diesel & Turbo Australia

Hermann Simon, Chairman, Simon Kuher & Partners Strategy & Marketing Consultants GmbH, Bonn

Jackie Taranto, Managing Director, Hannover Fairs, Australia

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Die von der AHK organisierte Konferenz hatte rund 200 Teilnehmer. Das KonferenzThema versuchte eine Positionsbestimmung der deutsch-australischen Wirtschaftsbeziehungen in einem sich rasant verändernden weltwirtschaftlichen Umfeld. Dr. Eric Schweitzer, Präsident des DIHK, sprach ein Grußwort. Er betonte dabei, dass die Euro-Krise im Wesentlichen überwunden sei, die Bundestagswahlen in Deutschland angesichts der Machtverhältnisse zu sehr schwierigen Koalitionsverhandlungen führen werden, es aber zu einer großen Koalition mit sehr starkem sozialdemokratischem Gewicht kommen wird. Die deutsche Energiewende wird zu höheren Energiekosten führen. Damit wird die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen sinken. Für die marode Straßeninfrastruktur sollen zusätzlich 11 Mrd. Euro bereitgestellt werden.

Alan Oster, Group Chief Economist, National Australia Bank, führte in seinem Referat aus, dass die Warenlieferungen Deutschlands in den asiatisch-pazifischen Raum seit 2000 um 135 % zugenommen haben. Es wird erwartet, dass diese Region innerhalb der nächsten 10 Jahre Europa als Deutschlands wichtigste Ausfuhrregion abgelöst haben wird. Die globale Ökonomie ist zwar von einer Reihe von Ungleichgewichten gekennzeichnet: Das Weltwirtschaftswachstum liegt immer noch unter dem Trend der letzten Jahrzehnte, entwickelte Länder halten sich gut, während Entwicklungsländer nach wie vor eine schwache Wirtschaftsentwicklung zeigen. Andererseits ist das Wachstum von China so groß, dass der Zuwachs alle zwei Jahre einmal dem Bruttosozialprodukt von Südkorea entspricht. Der Bergbausektor speziell in Australien entwickelt sich schlecht, ein Großteil der notwendigen Investitionen wurde bereits getätigt und fällt mithin als Treiber für die Wirtschaftsentwicklung weg. Ein Ersatz ist zurzeit nicht in Sicht. Die Erschließung weiterer Flüssiggasvorkommen drückt auf die Verwendung von Kohle als Primärenergie und wird den Preis für diesen Rohstoff weiter nach unten treiben.

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In Australien wird ein weiterer erheblicher Anstieg der Immobilienpreise erwartet. Die Konsumentennachfrage nach Dienstleistungen ist stabil und steigend, die Arbeitslosigkeit nimmt moderat zu. Die Panel-Diskussion zum Thema „Challenges in Australian Productivity“ fokussiert sehr stark auf die Verbindung zwischen Universitäten und Wirtschaft, die nach Ansicht einzelner Panellists desaströs gering ist. Firmen kümmern sich um ihre Forschung und Entwicklung selbst oder bedienen sich beim Wissen des Wettbewerbers.

v.l.n.r. Wayne Hoiles, Managing Director, Fuchs Lubricants (Australasia) Pty Ltd., Jeff Connolly, CEO, Managing Director, Siemens Ltd., Albert Goller, Chair, META Ltd. (Manufacturing Excellence Taskforce Australia), Shane Infanti, CEO Amtil (Australian Manufacturing Technology Institute Ltd.), Innes Willox, Chief Executive, Australian Industry Group, Jackie Taranto, Managing Director, Deutsche Messe Worldwide, Australia

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Beklagt wird eine geringe Neigung australischer Studenten ohne entsprechenden Migrationshintergrund, Sprachen wie Chinesisch oder Koreanisch zu erlernen. Inzwischen kommen 50 % der Studenten an australischen Universitäten aus einem asiatischen Land. Es erscheint sinnvoll, Strategien zu entwickeln, diese Menschen nach dem Studium für einen Verbleib im Land zu gewinnen. Australien hat aufgrund seiner Größe einige naturräumliche Nachteile, die sich nicht verändern lassen. Diese Herausforderung könnte und sollte umgemünzt werden in herausragende Problemlösungen, die sich anschließend auch weltweit verkaufen lassen. Hier ist zu denken an die Bereiche Logistik, Datentransfer und Fernlehrsysteme.

Starke Beachtung fand der Vortrag von Prof. Hermann Simon „Hidden Champions – The Vanguard of Globalia“. Er betont, dass der entscheidende Faktor für die zukünftige gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung die Demografie sein wird. In diesem Feld ist der afrikanische Kontinent mit geschätzten zwei Mrd. Einwohnern im Jahre 2050 von herausragender Bedeutung. Diese Bevölkerungszunahme und die damit einhergehenden Migrationsströme sind in erster Linie für Europa von elementarer Bedeutung. Er betont dann die seit den 80er Jahren zunehmende Bedeutung von Exporten für die einzelnen Wirtschaften. Volkswirtschaften, die nicht erfolgreich exportieren können, fallen in ihrer Wirtschaftsentwicklung zurück. 70 % der Exporte Deutschlands kommen von mittelständischen Unternehmen. Dort ist auch die Vielzahl der sogenannten „Hidden Champions“ angesiedelt.

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Deutschland verfügt über 1.300 Firmen, die diesen Kriterien entsprechen, in den USA sind es lediglich 350. Rechnet man die Anzahl der „Hidden Champions“ auf eine Mio. Einwohner pro Land um, so sind die deutschsprachigen Länder an der Spitze dieser Aufstellung. Er betont, dass eine starke Industriebasis die Voraussetzung für die Existenz von „Hidden Champions“ und für nachhaltige Exporterfolge ist (die Vortragsfolien von Prof. Simon liegen vor).

Quasi zur Illustration der Thesen von Prof. Simon stellten anschließend die beiden deutschen Firmen SICK (Messsysteme, Sitz in Waldkirch) und DORMA (Türsysteme, Sitz in Ennepetal) ihre Internationalisierungsstrategien vor.

 Port of Melbourne

Kontakte: 

Donald Forsdyke, Business Development Manager, Port of Melbourne, Australia

Containerverladung im Hafen von Melbourne 27


Besichtigung des wichtigsten Importhafens von Australien. Der Port of Melbourne wickelt knapp 40 % der gesamten australischen Containerverkehre ab. Rund 3.100 Schiffe laufen aus über 300 Häfen der Welt den Port of Melbourne pro Jahr an. Im November 2011 wurden 7,81 Mio. Tonnen Ware umgeschlagen.

 Gala-Dinner der AHK Australien

Kontakte: 

Parveen Akther, Managing Director, TÜV Rheinland, Australia

Dr. iur. Klaus L. Albrecht, Australia

Holger Arians, Business Development & Management Consulting, Australia

Richard Bailey, Head of Network Development and SCM, Wallenius Wilhelmsen Logistics, Australia

Ron Collett, General Manager, Victoria, DB Schenker Australia

Daniel Ritlewski, Senior Business Development Manager, Department of Business and Innovation, Victorian Government Business Office, Australia

Ruediger Schrage, Director and Chief Financial Officer, Mercedes-Benz Australia

Peter van Rompaey, Partner, HWL Ebsworth Lawyers, Australia

Egon Vetter, CEO, Westfalia Automotive Australia

Thorsten Werges, Director, The German-Australian Centre of Management, Australia

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Fulminantes gesellschaftliches Ereignis, bei dem unter anderem Lucy Hughes Turnbull A.O. begrüßte. Frau Hughes Turnbull ist Präsidentin der AHK und für unsere Vertretung in diesem Land eine Integrationspersönlichkeit von unschätzbarem Wert. Sie war als erste Frau 2003 bis 2004 Oberbürgermeisterin von Sydney, sie ist Gattin des Mitglieds der australischen Regierung, Malcolm Turnbull M.P., Mitglied der Sydney Metropolitan Development Authority, sowie als Anwältin und Investment Bankerin höchst erfolgreich tätig. Die Veranstaltung bot hervorragende Gelegenheit, eine Vielzahl von Persönlichkeiten des deutsch-australischen Wirtschaftslebens anzusprechen und für unsere Schwerpunktfunktion in NRW zu interessieren.

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Freitag, 01.11.2013  Transfer von Melbourne nach Auckland

Wirtschaftsdaten Neuseeland Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Bevölkerungswachstum Währung

267.710,0 qkm 2013: 4,5 Millionen 2013: 16,81 Einwohner/qkm 2012: 0,9% New Zealand Dollar (NZ$) = 100 Cents 1 Euro = 1,586 NZ$; 1 NZ$ = 0,813 US$ (Mai 2013)

Bruttoinlandsprodukt (BIP, nom.) - Mrd. US$ 2012: 169,7*; 2013: 182,9*; 2014: 188,5*

* Schätzung bzw. Prognose

Wirtschaftswachstum

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Außenhandel (Mrd. US$) 2010 % 30,2 18,0 30,9 24,1 0,7

Einfuhr Ausfuhr Saldo

2011 % 36,1 19,5 37,6 21,7 1,5

2012 % 38,1 5,5 37,1 - 1,3 -1,0

Beziehungen Deutschlands zu Neuseeland Außenhandel (Mio. Euro)

Dt. Einfuhr Dt. Ausfuhr Saldo

2010 % 548,7 7,8 715,7 16,7 167,0

2011 % 671,5 22,4 879,3 22,9 207,8

2012 % 574,2 - 14,5 1.004,9 14,3 430,7

Deutsche Einfuhrgüter nach SITC (% der Gesamteinfuhr, 2012) Nahrungsmittel 62,5; Chem. Erzg. 15,0; Rohstoffe 5,6; NE-Metalle 5,1; Mess-/Regeltechnik 3,1; Sonstige 8,7

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 Meeting mit Vertretern deutscher Firmen in Neuseeland

Von rechts: Erich Bachmann, Präsident NZGBA, Dr. Eric Schweitzer, Präsident DIHK, Dr. Anne-Marie Schleich, Deutsche Botschafterin, Benjamin Leiphold, DIHK, und Oliver Rabe, NZGBA Gespräche mit dem Präsidenten der New Zealand German Business Association (NZGBA) (Neuseeland hat keine AHK sondern bislang nur eine Repräsentanz), Erich Bachmann sowie der Geschäftsführerin, Monique Surges, und Business Development Manager, Oliver Rube. Unsere Kollegen begrüßen unsere Absicht, 2014 eine Plattform zum Erfahrungsaustausch über das deutsch-australische/ neuseeländische Wirtschaftsleben einzurichten und wollen uns personell und mit weiteren potenziell interessierten Kontakten unterstützen. Dr. Eric Schweitzer eröffnete das Meeting mit einem Grußwort. Die Stimmung unter den deutschen Unternehmen ist durchwachsen. Einerseits wird die Wirtschaftsentwicklung, die bei vier Prozent Wachstum liegt, gelobt, andererseits ist die Wettbewerbssituation in Neuseeland für deutsche Firmen ungewöhnlich scharf. So hat etwa die Niederlassung der Firma ARDEX 22 Wettbewerber im Land, in Deutschland sind es hingegen nur 9. 32


Insgesamt hat ARDEX für die nächsten fünf Jahre positive Erwartungen, das Mutterhaus in Witten hat sehr großzügig in die neuseeländische Niederlassung investiert. Das Unternehmen verspricht sich starke Marktimpulse durch den Wiederaufbau von Christchurch. Die vertretenen Spediteure, die im Lande 117 Wettbewerber haben, beklagen die schlechte Transportinfrastruktur auf dem Festland und verweisen auf den gelegentlich schwierigen Seeverkehr (Wellenhöhen bis 15 Meter). Die Vertreterin der deutschen Lufthansa berichtet von einem zufriedenstellenden Marktanteil, betont aber auch den enorm starken Wettbewerb. Insgesamt gibt es 106 Niederlassungen deutscher Firmen in Neuseeland. Interessantes Einzelbeispiel: Das deutsche Handelsunternehmen BayWa AG hat Anfang 2012 die Firma Turners & Growers New Zealand übernommen, die dort Marktführer im Vertrieb und im Export von Frischobst ist. Durch diese Übernahme hat BayWa sich einen Zugang insbesondere zu den Märkten Asiens und Lateinamerikas erschlossen. Durch einen Anbaustandort auf der Südhalbkugel der Erde ist BayWa nun ganzjährig lieferfähig. Haupthandelsgüter sind Äpfel und Kiwis. BayWa ist darüber hinaus stark engagiert im Bereich der Energieversorgung (Treibstoffe, Holzpellets), der Landwirtschaftstechnik und dem Vertrieb von Baustoffen (Niederlassung in Bochum: Seilfahrt 1). Die vielen chinesischen Billigimporte drücken generell auf das Preisniveau, die Einzelhandelspreise sind entsprechend niedrig und margenschwach. Der Automobilmarkt wird von Toyota dominiert, Mercedes musste in den letzten Jahren Marktanteilseinbußen hinnehmen. Anschließend kurze Besichtigung des Büros der NZGBA. Ebenfalls dort untergebracht ist das Deutsche Generalkonsulat mit einer Mitarbeiterin. Die NZGBA hat sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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Kontakte: 

Erich Bachmann, Managing Partner, Hesketh Henry, New Zealand

Jon Davies, Regional Manager, Pro Clima NZ, New Zealand

Hendrick T. Goller, Managing Director, ARDEX New Zealand

Dr. Rene Haeberli, EnviroSolve Ltd., New Zealand

Eva Huebner, Senior Consultant, Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft in Neuseeland

Claire Humphreys, Senior Risk Underwriter, Euler Hermes, New Zealand

Mike Lust, Exhibition Sales Manager, XPO Exhibitions, New Zealand

Silke Röfer, Deputy Head of Mission, Embassy of the Federal Republic of Germany Wellington, New Zealand

Oliver Rube, Marketing, Business, Development, Mitgliederservice, Events, Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft in Neuseeland (NZGBA)

Dr. Anne-Marie Schleich, Botschafter, Embassy of the Federal Republic of Germany Wellington, New Zealand

Monique Surges, Geschäftsführerin, Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft in Neuseeland (NZGBA)

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Kristian Wolf, AHK Australien, Monique Surges, NZGBA, Ron Köhler DB Schenker Australia, Dr. Hans-Peter Merz, IHK Mittleres Ruhrgebiet, Germany (v.r.n.l.)im Büro der NZGBA

 Gala-Dinner anlässlich des 30jährigen Bestehens der NZGBA sowie des 60jährigen Bestehens deutsch-neuseeländischer diplomatischer Beziehungen Rund 300 Teilnehmer nahmen an dem Gala-Dinner teil. Die Durchführung war in höchstem Maße professionell und sehr festlich. Grußworte unter anderem von Dr. Eric Schweitzer und der deutschen Botschafterin, Dr. Anne-Marie Schleich.

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Samstag, 02.11., + Sonntag, 03.11.2013  Transfer per Bus nach Taupo Taupo liegt rund 280 km südlich von Auckland am gleichnamigen Lake Taupo (33 x 46 km). Dieser ist die Caldera eines vor 1850 Jahren zuletzt ausgebrochenen Vulkans. Die Busfahrt von 5 ½ Stunden pro Richtung bot Gelegenheit, etwas vom Hinterland zu sehen. Neuseeland ist definitiv ein Agrarland. Weidewirtschaft und Forstwirtschaft sind wichtig. Die Häuser im ländlichen Raum sind zum Teil eher einfache Holzhütten. Unternehmen gibt es im Bereich Landmaschinenhandel, Baumaterial, Zementproduktion. Aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Holzfäller-Denkmal in Tokoroa 36


Weidewirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor

Montag, 04.11.2013 

Wairiki Geothermie-Kraftwerk

Kontakte: 

Charly Beagle, Generation Assets Manager, Contact, New Zealand

Ulrich Biesenbach, Generation Manager – Geothermal, Contact, New Zealand

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Die Generatorenhalle

Die Anlage besteht als eine der ältesten ihrer Art seit den 1950er Jahren und nutzt natürliche Dampfvorkommen, die ihre Existenz zehn bis 15 Kilometer tiefer liegenden Lavafeldern und eingesickertem Oberflächenwasser verdanken. Die Anlage produziert 400 Megawatt Strom. Sie ist ein sogenanntes Grundlastkraftwerk. Die geologischen Bedingungen für die Errichtung derartiger Kraftwerke sind an vielen Stellen in Neuseeland gegeben, dies wird aber durch Naturschutzgesichtspunkte erheblich eingeschränkt. Ansonsten bezieht Neuseeland 70 % seiner Energie aus erneuerbaren Quellen, dies sind überwiegend Wasserkraftwerke. Von den 6.000 Megawatt Spitzenbedarf Neuseelands werden 12 % geothermisch erzeugt. Das Feld zur Entnahme von Dampf ist rund 70 km² groß. Die Temperatur am Grund der Entnahmebrunnen liegt bei 300 Grad, der Dampf hat einen natürlichen Überdruck von 17 bis 25 bar. Das Dampffeld muss durch Verpressung von Frischwasser ständig nachgefüllt werden. Wissenschaftler der Auckland University haben mathematische Modelle entwickelt, um dieses natürliche Dampfvorkommen nachhaltig bewirtschaften zu können. Wairiki stellt eine der bedeutendsten Anlagen auch zur technologischen Weiterentwicklung von Verfahren zur Energiegewinnung aus Erdwärme dar. Die neueste Entwicklung ist hier eine von israelischen Firmen gebaute Isopentan-Anlage. 38


Moderne Isopentananlage zur Energieerzeugung

Diese Chemikalie verdampft bei weniger als 40 Grad Celsius und wird genutzt, um Restwärme im Dampfkreislauf nochmals für einen Druckunterschied zu aktivieren. Diese Anlage erzeugt weitere 40 Megawatt Strom. Neben der Stromerzeugung nutzt Wairiki auch gewonnene Wärme direkt zur Holztrocknung, der Garnelenzucht und der Beheizung von Wohnungen. Insgesamt versorgt die Anlage 400.000 Haushalte mit Strom. Die Betreiberfirma Contact hat in Neuseeland insgesamt 1.000 Mitarbeiter, das Kraftwerk beschäftigt 100 Mitarbeiter, und weitere 40 Mitarbeiter sind an den Dampfbrunnen beschäftigt. Neuseeland gehört nach den USA, den Philippinen, Island und Indonesien zu den wichtigsten Erzeugerländern für Geothermie. Geothermie macht nach Eindruck der Gesprächspartner ohne aktiven Vulkanismus und oberflächennahes Lava wenig Sinn. Allenfalls kann sie zur Beheizung von Häusern und der Warmwasserbereitung genutzt werden. Das internationale Geothermie-Zentrum in Bochum war den Gesprächspartnern kein Begriff. Die vorhandenen Anlagen wurden in den 1950er Jahren aus Großbritannien geliefert, die neueren Investitionen wurden mit japanischen und israelischen Firmen verwirklicht.

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 Gespräch mit Dr. Matthias Tom Frei

Kontakte: 

Dr. Matthias Tom Frei, MICRAM International, New Zealand

Dr. Frei ist Unternehmer, der vor acht Jahren aus Bochum weggezogen ist und seither sein international tätiges Unternehmen von Auckland aus steuert. Er beschäftigt in Bochum nach wie vor 25 Ingenieure, die hochwertige Computerchips bauen, die von Telekommunikationsanbietern als Test-Signalquelle für die Entwicklung ultraschneller Glasfaserkabel genutzt werden. Er hat Kunden in Europa, Singapur, China, Japan, USA und in Australien. Es gibt ein Vertriebsbüro in San Francisco. Die Steuerung und Abwicklung des Geschäfts erfolgt nahezu ausschließlich über Skype und E-Mail. Er sieht in Neuseeland (speziell in Auckland) sehr gute Chancen für deutsche Anbieter im Bereich hochwertiger Baumaterialien, aber auch speziell für Handwerker, die etwa eine Fußbodenheizung oder wärmedämmende Mehrfachverglasung nach deutschem Standard ausfertigen können. Darüber hinaus gibt es sehr gute Chancen für Unternehmensstrukturen wie seine eigene, da die hohe Lebensqualität und der westliche Lebensstil Neuseelands viele High-Potentials im IT-Bereich, aber auch im Bereich Finanzdienstleistungen anziehen.

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Dienstag, 05.11.2013  Vortragsveranstaltung Sustainable Development Framework Waterfront Auckland Die Stadtverwaltung von Auckland lud zu einer Informationsveranstaltung über die zukünftige Gestaltung der Waterfront Auckland ein. Die Vorträge fanden in einem ehemaligen Lagergebäude „Shed 10“ statt, das jetzt zu einer riesigen Event-Location umgebaut wurde. Der Ausbau der Waterfront Auckland soll nach Grundsätzen der Ökologie und der Nachhaltigkeit erfolgen. Wie schon von Dr. Frei erwähnt, gibt es hier zunehmend einen Markt für gute deutsche Bauprodukte und solide Handwerksausführung. Die künftigen Gebäude sollen energiesparend sein, Regenwasser als Brauchwasser verwenden, Photovoltaik zur Stromerzeugung einsetzen und durch geeignete Isolierung Energieverluste vermeiden. Forderungen dieser Art sind in Neuseeland bisher kein Allgemeingut, entsprechend kommt dem Vorhaben Pilotcharakter zu. Die Planung für das Sustainable Development Framework 2013 wurde 2012 mit erheblicher öffentlicher Beteiligung entwickelt; man hat sich bei der Planung von Vorbildern überall auf der Welt inspirieren lassen. Da ein Großteil der fraglichen Fläche im öffentlichen Besitz ist, hat das Auckland Council Gestaltungshoheit. Eine Reihe von Gebäuden wie zum Beispiel das ASB Headquarter ist bereits errichtet. Das ganze Stadtquartier wird auf Fußläufigkeit und Verringerung des individuellen Kfz-Verkehrs hin angelegt (Daldy Street Linear Park). Bei der ästhetischen Gestaltung wird großer Wert darauf gelegt, Designelemente aus der Maori-Kultur zu integrieren. In den nächsten 25 Jahren sollen 12.000 bis 15.000 Arbeitsplätze an der Waterfront Auckland geschaffen werden.

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 Abschlussgespräch mit der Geschäftsführerin der NZGBA, Monique Surges, und Senior Consultant Eva Huebner

Monique Surges (links) und Eva Huebner an der neuen Waterfront von Auckland. Im Hintergrund das nach ökologischen Gesichtspunkten optimierte ASB-Haus.

Besichtigung einiger der neu gebauten „High Performance Buildings“ und des Projektes „Garden to Table“. Dabei wurde mitten in der 1a-Lage am Hafen ein Lehrgarten und ein Küchengebäude geschaffen, bei dem Schüler lernen sollen, nach ökologischen Grundsätzen Gemüse zu erzeugen und zu verarbeiten. Die NZGBA ist daran beteiligt und bietet deutschen Unternehmen mit einschlägigen Produkten die Möglichkeit, diese hier zur Verfügung zu stellen, um die Schüler damit vertraut zu machen. Für die weitere Zusammenarbeit wurde besprochen, dass Frau Surges sich mit Kristian Wolf über einen gemeinsamen Termin für die Gründungsveranstaltung unserer „Plattform down-under“ abstimmt. Sie will uns weitere potenzielle Adressaten aus NRW zusenden.

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Schlussbetrachtungen Die Primärziele der Fact-finding-mission wurden weitgehend erreicht: Es liegen eine Vielzahl von persönlichen Kontakten zu relevanten Wirtschaftsbeteiligten im deutschaustralischen/neuseeländischen Wirtschaftsverkehr vor. Viele der Gesprächspartner können als kompetente Berater oder als erste Anlaufstellen an nordrhein-westfälische Unternehmen vermittelt werden, die einen Markteintritt in der Region planen. Das zweite Ziel, unseren AHK-Kollegen gegenüber ein nachhaltiges Commitment in unserer gemeinsamen Funktion als Schwerpunktkammern zu vermitteln, dürfte ebenfalls erreicht worden sein. Für das dritte Ziel, eine Vorstellung von den wirtschaftlichen Gegebenheiten und Zukunftspotenzialen der beiden Länder zu erhalten, gilt vielleicht zunächst das Zitat von Leibnitz: „Von großen Dingen nützt auch geringe Kenntnis“. Tatsächlich wird in der Nachbetrachtung deutlich, wie punktuell und ausschnitthaft die Eindrücke von zwei Ländern sind, die nach Abzug reiner Flugzeit zehn Tage lang bereist wurden. Allzu allgemeine Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, verbietet sich. Dennoch entsteht zusammenfassend folgender Eindruck: Speziell die Wirtschaft Australiens sieht ihre Zukunft verstärkt in hochwertigen Kommunikationsdienstleistungen. Die Landwirtschaft und die Verarbeitung von Lebensmitteln werden eine tragende Stütze der Binnenwirtschaft sein. Die Bedeutung des Bergbaus ist vermutlich geringer als üblicherweise angenommen. Sowohl Australien als auch Neuseeland punkten im Wettbewerb um gut ausgebildete und innovative Menschen durch hohe Lebensqualität, angenehmes Klima und erhebliche persönliche Sicherheit. Defizite liegen im Ausbau der Verkehrsinfrastruktur (sowohl innerstädtisch als auch überregional) und einem bislang schwach ausgeprägtem Wettbewerb durch internationale Konkurrenten. Neuseeland ist außerhalb von Auckland weitgehend ein Agrarland. Mit der ständig zunehmenden Verbesserung der Erreichbarkeit hat die Tourismusbranche erhebliches Zukunftspotenzial. Auckland ist das Zentrum des Geschäftslebens und das Tor zur Welt für Neuseeland.

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