Nachbarn Nr. 2/15 LU

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Luzern

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Nachbarn

Solidarisch sein Jährlich setzen Menschen in der Schweiz ßber eine halbe Milliarde Stunden ihrer Freizeit fßr das Gemeinwohl ein und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zu einer solidarischen Schweiz


Inhalt

Inhalt Editorial

von Thomas Thali

Geschäftsleiter Caritas Luzern Kurz & bündig

News aus dem Caritas-Netz Persönlich

Eine gute Tat am Tag

Sechs Antworten Regional

Schwerpunkt

Solidarität muss nicht spektakulär sein, es nicht in eine Schlagzeile oder an eine Hauswand schaffen. Doch ist sie mehr als nur eine Worthülse. Solidarität ist spür- und erlebbar, vor allem in der Freiwilligenarbeit. Jährlich leisten 1,5 Millionen Menschen in der Schweiz über 600 Millionen Stunden unentgeltlich zum Wohle unserer Gesellschaft. Zwei davon sind Petra Felder und Gabi Holenstein. Die beiden Frauen erzählen, wie und weshalb sie sich für Familien engagieren, denen es schlechter geht. Und sie machen deutlich, dass jeder von uns einen Beitrag zu einer solidarischen Schweiz leisten kann.

Solidarität bleibt wichtigster Schwerpunkt

Wie die Caritas Luzern in die Zukunft schaut.

Solidarität ist die Basis eines harmonischen Zusammenlebens in der Gemeinscha

Solidarisch sein

Teufelskreis Schuldenberg

Wie Selim H. trotz allem seine Schulden reduzieren konnte.

Der Gesellschaft etwas zurückgeben

Wie Freiwilligenarbeit bei der Caritas Luzern funktioniert.

Geglücktes Vernetzen

Wie in Luzern die Beratungsstelle für Sans-Papiers entstand.

Über das Leben hinaus Gutes bewirken

Ein wertvolles Geschenk Kiosk

Wie kann ich mich für Armutsbetroffene engagieren? Gedankenstrich

Das bin ich

ab Seite

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Editorial

Liebe Leserin lieber Leser Gutes tun tut gut. Es gibt viele MÜglichkeiten, solidarisch zu sein und solidarisch zu handeln. Die einen begleiten Menschen in schwierigen Situationen und schaffen BegegnungsmÜglichkeiten. Andere engagieren sich in Projekten und leisten unentgeltliche Arbeit. Wieder andere bekunden ihre Solidarität ganz einfach mit ihrer Haltung oder mit finanzieller Unterstßtzung. Im Grunde geht es jedoch immer darum, dass wir uns um andere Menschen kßmmern und zeigen, dass uns ihr Schicksal nicht gleichgßltig ist. Lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von den verschiedenen Facetten, solidarisch zu sein. Erfahren Sie, was dies bewirken kann. Lassen Sie sich inspirieren zu eigenen guten Taten, sei es mit einem ehrenamtlichen Engagement, sei es durch finanzielle Unterstßtzung, sei es, dass Sie ganz einfach da sind und Anteilnahme zeigen. Durch Ihr solidarisches Handeln begegnen Sie Menschen und erleben Gemeinschaft. Und das wird Ihnen gut tun.

Thomas Thali

Thomas Thali Geschä sleiter Caritas Luzern

ÂŤNachbarn‡ das Magazin der regionalen Caritas-Organisationen‡ erscheint zweimal jährlich Gesamtauflage• ÂŒ Ex Auflage LU• ‘ Ex Redaktion• Urs Oderma“ ”Caritas Luzern– Bojan Josifovic ”national– Gestaltung und Produktion• Urs Oderma“‡ Cyrille Massaux Druck• Stämpfli AG‡ Bern Caritas Luzern BrĂźnigstrasse ‡ Postfach ž Luzern Tel ÂĄ ÂŒ ¢ÂžÂŁ www caritas-luzern ch PC ž –Œ ÂŒ - IBAN CHÂŁÂŒ ‘ ž ÂŒ ÂŒ

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Kurz & bündig

Verantwortungsvoll haushalten

EnergiesparCheck Für Haushalte mit knappem Budget lanciert Caritas Aargau ein neues Projekt. Freiwillige EnergiesparCoachs machen kostenlose Hausbesuche. Mit dem Energiespar-Check verhilft Caritas Aargau Menschen mit wenig Einkommen zu einer Energieberatung. Sie lernen, wie sie ökologisch sinnvoll lüften, stromsparend kochen und sorgsam mit Wasser umgehen können. Der Energiespar-Check läuft in einer Pilotphase von 2015 bis 2017 im Bezirk Baden und versteht sich vor allem als Bildungsprojekt. Die betroffenen Haushalte leisten einen wichtigen Beitrag zur Schonung unserer Umwelt und entlasten gleichzeitig ihren Geldbeutel. Die wichtigsten Projektpartner sind Freiwillige, die vorgängig eine Schulung durchlaufen. Als Energiespar-Coachs nehmen sie Stromrechnungen, Haushaltsgeräte und Heizungen unter die Lupe, geben Tipps und montieren Soforthilfen wie Sparlampen und wassersparende Duschbrausen. Das Projekt wird mit Beiträgen von Bund, Kanton, der Stadt Baden, der Umweltarena Spreitenbach, der ABB und den Elektrizitätswerken der Region unterstützt. www caritas-aargau ch/ energiesparcheck

Neue Wege in der Arbeitsmarktintegration

Caritas scha Perspektiven Im Kanton Bern sollen Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene rascher in den Arbeitsmarkt integriert werden. Caritas Bern hat den Zuschlag für ein entsprechendes Pilotprojekt erhalten. Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene (VAs) werden im Kanton Bern nur unzureichend in den Arbeitsmarkt integriert. Auf Initiative der Privatwirtschaft hat deshalb die Kantonsregierung ein Pilotprojekt lanciert, das von Caritas Bern nun umgesetzt wird und den Namen «Caritas Perspektive» trägt. Ziel: Die Flüchtlinge und VAs sollen schneller in den ersten Arbeitsmarkt gelangen. Dies, indem man die betroffenen Personen direkt im Arbeitsmarkt platziert und sie mittels eines Job-Coachings begleitet, welches über die reine Einarbeitungsphase hinausgeht. Dabei lässt Caritas Bern die eigene langjährige Erfahrung im Bereich der Arbeitsintegration einfliessen und berücksichtigt die Bedürfnisse der Arbeitgeber. Das Besondere an «Caritas Perspektive» ist, dass der Kanton Bern die Ziele vorgibt sowie misst, das Pilotprojekt aber von der Privatwirtschaft finanziert und von Caritas Bern umgesetzt wird. Werden die Ziele erfüllt, profitieren alle Beteiligten. Im anderen Fall müssen die Geldgeber und Caritas Bern mit einem begrenzten Kapitalverlust rechnen. Claudia Babst, Geschäftsleiterin von Caritas Bern: «Eine solche Finanzierungsvereinbarung ist ein Novum für uns. Wir zeigen damit aber, dass uns das Projekt und dessen Ziele ernst sind.» www caritas-bern ch

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Kurz & bĂźndig

Stellenabbau bei Caritas Luzern

Asylaužrag verloren Der Kanton Luzern hat der Caritas Luzern den Asylauftrag auf Ende 2015 gekĂźndigt. Das hat fĂźr das Hilfswerk einschneidende Folgen. 30 Jahre lang war die Caritas Luzern fĂźr die Unterbringung und Betreuung von Asylsuchenden zuständig. Ab 2016 Ăźbernimmt dies der Kanton Luzern in Eigenregie und kĂźndigte deshalb den bisher an Caritas Luzern vergebenen Asylauftrag. Das Hilfswerk muss in der Folge 54 Mitarbeitenden kĂźndigen und aufs kommende Jahr hin die Organisation um einen Viertel verkleinern. Caritas Luzern hofft, dass die zum Teil langjährigen Mitarbeitenden mit ihrem Fachwissen und ihrer grossen Erfahrung im Umgang mit Asylsuchenden beim Kanton eine Anstellung finden. Integration bleibt ein Schwerpunkt-Thema bei der Caritas Luzern. Auch in Zukunft setzt sie sich fĂźr die berufliche und soziale Integration von Armutsbetroffenen, Stellensuchenden und die MigrationsbevĂślkerung ein. Dank ihrer GrĂśsse, guter Vernetzung und viel Erfahrung kann sie diese Aufgaben auch wahrnehmen. So bleibt sie im FlĂźchtlingsauftrag tätig, fĂźhrt den Dolmetschdienst Zentralschweiz und engagiert sich in weiteren Integrationsprojekten. Ebenso verfĂźgt Caritas Luzern Ăźber eine Sozial- und Schuldenberatung und betreibt Hilfsprojekte fĂźr Armutsbetroffene, Bildungsangebote zur Begleitung in der letzten Lebensphase und eine Fachstelle fĂźr Freiwilligenarbeit. Nicht zuletzt bietet sie eine breite Palette von Programmen zur beruflichen und sozialen Integration von versicherten Erwerbslosen und Personen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe. Mehr Infos im Online-Jahresbericht: www caritas-luzern-jb ch

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NEWS KulturLegi fßr den Kanton Thurgau Die KulturLegi soll neu auch den Thurgauerinnen und Thurgauern den Zugang zu verbilligten Angeboten im Bereich Bildung und Kultur ermÜglichen Bereits konnten Partner/innen gefunden werden aus Bereichen wie Kino‡ Theater‡ Bibliotheken oder Fitnessstudios Ebenfalls haben einige Supporter/innen die finanzielle Unterstßtzung zugesichert Zum jetzigen Zeitpunkt werden weitere Partner und Supporter gesucht Das Ziel ist der Start der KulturLegi Thurgau im Frßhjahr ž www caritas-thurgau ch

Finanzielle Bildung durch Caritas Schweiz Caritas Schweiz hat fßr Lehrpersonen Hilfsmi“el zum Thema Budget entwickelt Dabei erfreuen sich die Materialien zu den  goldenen Regeln im Umgang mit Geld einer hohen Nachfrage Caritas wird bei der Verbreitung der Hilfsmi“el unterstßtzt durch den Berner Bildungsverlag hep sowie durch iconomix‡ das Lehrangebot der Schweizerischen Nationalbank ”SNB– Die Mi“el kÜnnen hier kostenlos heruntergeladen werden¥ www caritas ch/finanzkompetenz

ÂŤmit mirÂť bei Caritas Solothurn Neu gibt es das Patenscha sprojekt ÂŤmit mirÂť auch bei Caritas Solothurn Das Projekt soll freiwillige Patinnen und Paten mit Kindern aus belasteten Familien zusammenbringen Das Projekt fĂśrdert die soziale Integration und entlastet armutsbetroffene Familien im Alltag www caritas-solothurn ch/patenschaž

Neues Angebot• ÂŤZĂźrich unbezahlbarÂť ZĂźrich zählt zwar zu den teuersten Orten der Welt‡ doch bietet die Stadt erstaunlich Vieles umsonst KulturLegi Kanton ZĂźrich lanciert den Online-StadtfĂźhrer ÂŤZĂźrich unbezahlbar¥ Dieser bĂźndelt kostenlose Kultur-‡ Sport- und Freizeitangebote´ beispielsweise Freibäder‡ Openair-Konzerte‡ Lesungen‡ Leihfahrräder‡ StadtfĂźhrungen‡ Freilu kinos oder Ausstellungen Damit wird Menschen mit knappem Budget der Zugang zu abwechslungsreichen Aktivitäten ermĂśglicht www zuerichunbezahlbar ch

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Rubrik

Solidarität heisst Hilfesuchenden unter die Arme zu greifen damit sie bald wieder auf eigenen Beinen stehen können

Ein Leben in Armut bringt Eltern an den Rand der Verzweiflung und lässt Kinderträume platzen


Schwerpunkt

Solidarität zwei Frauen§ ein Anliegen Sich solidarisch zeigen durch Handeln: Wir haben mit Petra Felder und Gabi Holenstein zwei Frauen getroffen, die freiwillig bei Caritas mitarbeiten. Wir wollten von ihnen wissen, wie sie sich von den tiefen Einblicken in das Leben anderer abgrenzen und was Solidarität im Alltag für sie bedeutet. Text¡ Karin Rechsteiner Bilder¡ Zoe Tempest in Zusammenarbeit mit Barbara Rusterholz

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ls wir an diesem Montag in Escholzmatt ankommen, läuten die Kirchenglocken und ein warmer Sommerabend bricht an. Pünktlich fährt der Zug weiter, es bleibt die ländliche Stille. Zu sehen sind einzig zwei Syrer, die sich leise unterhalten, während in der Schweiz hitzig darüber debattiert wird, was man mit diesen Menschen, den Flüchtlingen, tun soll. Petra Felder ist 42 Jahre alt und Lehrerin von Beruf. Sie arbeitet Teilzeit und wohnt mit den beiden Kindern und ihrem Mann in Escholzmatt. Für sie ist klar: Diesen Menschen soll man helfen. Und das sagt sie nicht nur, sie tut es auch.

Alltag statt Ausnahmezustand Seit fast zwei Jahren begleitet Petra für Caritas eine vierköpfige Flüchtlingsfamilie aus Syrien. Der Anfang war streng, gibt Petra offen zu. Während Vater Hakim* bereits sehr gut Deutsch konnte, sprach die Mutter Alima* nur gebrochen, der Austausch fiel schwer. Pet-

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ra gab nicht auf und hielt an den wöchentlichen Treffen fest. Sie versuchte ihr neues Engagement und ihren Umgang mit der syrischen Familie so natürlich wie möglich zu gestalten und in ihren Alltag zu integrieren. Der gegenseitige Respekt, sich zu achten und zu unterstützen, ist ihr wichtig – denn das ist es, was Petra unter Solidarität versteht. Und so kommen Alima und ihre beiden Söhne einfach mit, wenn Petra mit ihren Kindern in die Bibliothek geht. Sie hilft den dreien beim Lesen und bei der Bücherauswahl, erzählt und erklärt, wie die Bibliothek und die Schweiz funktionieren. Am Wochenende besuchen die beiden Familien manchmal gemeinsam die Fussballturniere der Kinder. Sie sind für Hakim und Alima eine Chance, neue Kontakte zu knüpfen.

Wenn Unwissen schmerzt Die beiden Söhne von Alima und Hakim sind im Dorf integriert. Sie kommen in der Schule mit, lernen fleissig Deutsch und spielen im Fussballclub mit. Etwas schwerer fällt es den Eltern. Hakim arbeitet 80 Pro-


Schwerpunkt

zent, aber die Arbeitszeiten sind unregelmässig, der Arbeitsweg ist lang. Ihn unterstützt Petra bei der kräftezehrenden Suche nach einer Vollzeitstelle in der Nähe. Alima versucht ebenfalls neue Leute kennenzulernen und ihr Deutsch zu verbessern. Sie geht zum Beispiel regelmässig in den Damenturnverein. Ihre Eltern und Brüder, die Menschen, die ihr am nächsten wären, leben jedoch in Syrien. Manchmal hat sie tagelang keinen Kontakt zu ihnen. Das ist nicht einfach auszuhalten – auch für Petra nicht. «Ich muss mich abgrenzen», sagt sie. «Ich wertschätze jetzt unser Leben bewusster, obwohl ich auf früheren Reisen schon vieles gesehen habe. Wir diskutieren in der Familie darüber und ich hoffe, ich kann meinen Kindern etwas mitgeben.» Ist sie sich bewusst, dass sie solidarisch handelt? «Am Anfang ja, aber das ist inzwischen in den Hintergrund gerückt.» Aus einer Aufgabe, verbunden

mit einem leisen Pflichtgefühl, wurde eine Freundschaft. Und es ergaben sich viele gute Gespräche im Zusammenhang mit ihrem freiwilligen Engagement, denn sie entschied sich bewusst, über ihre Erfahrungen zu sprechen. «Auch als Lehrerin möchte ich meine Schüler teilhaben lassen. Ich stelle immer wieder fest, dass wir nicht aufgeklärt sind. Viele denken, die Flüchtlinge seien faul, und vergessen dabei, dass sie oftmals gar nicht arbeiten dürfen, dass sie von einem Ort zum nächsten geschoben werden.» Die gemeinsame Zeit mit der syrischen Familie empfindet sie als schön und lehrreich. Und empfehlen würde sie einen solchen Einsatz ohne Vorbehalt jedem.

Vom Schreibtisch in den Verkauf Wir treffen Gabi Holenstein am Bahnhof Bern, quasi auf der Durchreise. Denn die 77-Jährige war am Tag zu-

Wir alle geraten in Situationen in denen wir auf Hilfe angewiesen sind Gut wenn wir auf hilfsbereite Menschen zählen dürfen

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Schwerpunkt

vor an der Expo in Mailand, und morgen geht’s nach ZĂźrich, wo sie eine krebskranke Freundin besucht. Gabi Holenstein wurde 1938 in Ostpreussen als Tochter von Auslandschweizern geboren. Die Familie flĂźchtete am Ende des Zweiten Weltkrieges in die Schweiz, wo Gabi Holenstein als ältestes von acht Kindern aufwuchs. Zuletzt arbeitete sie als Personalchefin in einem Bundesbetrieb. Seit 16 Jahren ist sie pensioniert und hat heute mehr zu tun als damals, als sie noch berufstätig war. Gabi Holenstein lief im Dezember 2006 zufällig am Caritas-Markt in Bern vorbei und dachte zuerst, es sei ein neues Tearoom, schliesslich stand da ein einladender Tisch draussen. Sie betrat neugierig den Laden und fragte spontan, ob sie mithelfen kĂśnne. Seither arbeitet sie zwei Mal im Monat mit. Solidarität bedeutet fĂźr sie, dass man sich fĂźr andere einsetzt, sie mitträgt, fĂźr sie da ist. Deshalb fĂźllt sie im Caritas-Markt Regale auf, packt Backwaren in Plastiksäcke ab, räumt um und ein, bĂźschelt das GemĂźse, putzt.

Kein Markt der unbeschränkten MĂśglichkeiten Gabi Holenstein erhält Einblicke in fremde Leben und Kulturen. Ihre Kunden kommen nicht nur aus der Schweiz, sondern aus der ganzen Welt. ÂŤDie meisten sind sehr herzlich und offen. Wenn ich länger nicht da war, fragen sie, wo ich war, wie es mir geht.Âť Und wenn aus der Kaffeepause eine Deutschstunde wird, gerade wenn die Mitarbeitenden aus dem Arbeitsintegrationsprogramm da sind, gibt es viel zu lachen. Aber nicht nur. Wer im Caritas-Markt einkauft, kämpft mit finanziellen Problemen. Dazu gehĂśren BezĂźgerinnen und BezĂźger von Ergänzungsleistungen, Arbeitssuchende oder Working Poor. Ăœber die jeweiligen Lebensumstände wird nicht viel gesprochen. Manches schmerzt aber auch ohne Worte. Es fällt schwer, zu sehen, wie Kunden ihr Geld genau abzählen – und auch mal Einkäufe wieder zurĂźcklegen. ÂŤDas holt mich auf den Boden der Realität zurĂźck und es tut mir Leid. Ich versuche jedoch, mich abzugrenzen und die Erlebnisse nach Feierabend im Laden zu lassen.Âť Warum aber macht sie das, sie, die zeit ihres Lebens berufstätig war? MĂśchte sie sich nicht einfach entspannen? ÂŤEs geht mir gut und dafĂźr bin ich dankbar. Und solange ich noch kann, mĂśchte ich mich denen gegenĂźber solidarisch zeigen, die meine Hilfe brauchen kĂśnnen. Die Zeit totschlagen kann ich später.Âť

ORTE DER MENSCHENLIEBE Ich setze meine eigenen BedĂźrfnisse vor die meiner Mitmenschen Bin ich deshalb ein schlechter Mensch? Ăœberhaupt nicht‡ denn es heisst ja immer nochÂĄ ÂŤLiebe deinen Nächsten wie dich selbst Âť Auf die BedĂźrfnisse anderer einzugehen‡ trägt in sich die grosse Gefahr‡ sich selber auszubeuten‡ andere abhängig oder mit der Hilfe Profit zu machen Erst durch das Au anken eigener Energie wird es mĂśglich‡ diese Kra weiterzugeben Auch ich kenne Zeiten‡ in denen ich mich zurĂźckziehen muss‡ um auf mich zu schauen und innezuhalten‡ bevor ich wieder auf andere zugehe und meine Hilfe anbiete

ÂŤUnser Alltag ist geprägt von Abhängigkeiten.Âť Unser Leben ist geprägt von WeÂŹbewerb Kommt da die Gemeinschaž zu kurz? Ob in der Schule‡ bei der Arbeit oder auf dem FussballplatzÂĄ Menschen schaffen Räume‡ wo zwar We“bewerb entsteht‡ aber auch gemeinscha liches Leben erst mĂśglich wird Unser Alltag ist nicht nur von We“bewerb‡ sondern vor allem von Abhängigkeiten geprägt Wir leben eine Freiheit in Bezogenheit Diese Bezogenheit aufeinander formt unsere Gemeinscha und lässt Orte von Menschenliebe entstehen Jeder von uns kann einen Beitrag zu einer solidarischen Schweiz leisten‡ indem wir uns darauf besinnen‡ dass unser uneigennĂźtziger Einsatz fĂźr die Allgemeinheit notwendig ist Welchen Stellenwert hat die diakonische Arbeit in der Schweiz? Mit ihren Räumen an bester Lage sind Kirchen Orte der Gastfreundscha und des Schutzes fĂźr FlĂźchtlinge‡ Benachteiligte und Hilfesuchende Mit ihren Freiwilligen in der Schweiz stellen Kirchgemeinden und Pfarreien ein Reservoir zivilgesellscha licher Kra dar‡ ohne die das Pflegen von Betagten und Benachteiligten sowie das Hegen von Kultur und Natur gar nicht mĂśglich wären

Christoph Sigrist ist Pfarrer am Grossmßnster Zßrich und Dozent fßr Diakoniewissenscha an der theologischen Fakultät der Universität Bern

* Namen zum Schutz der Personen geändert

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Schwerpunkt

Gelebte Solidarität Jährlich setzen Menschen in der Schweiz über eine halbe Milliarde Stunden ihrer Freizeit für das Gemeinwohl ein. Auch aus eigennützigen Interessen. Text¡ Theres Arnet-Vanoni Präsidentin BENEVOL Schweiz Illustration¡ Achilles Greminger

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er Begriff «Solidarität» bezeichnet das starke Gefühl von Menschen, zusammenzugehören, sei es als Familie, als Gemeinde oder gar als Nation. Das solidarische Zusammenleben ist in der Schweizer Gesellschaft tief verankert und besonders in der Freiwilligenarbeit spürbar, wo sich Bürgerinnen und Bürger unentgeltlich für ihre Mitmenschen einsetzen. Dabei gestaltet sich deren freiwilliges Engagement sowohl vom Umfang als auch von der Art her so vielfältig, wie es unsere Gesellschaft ist. Es gibt keine «typischen

Freiwilligen». Die Bandbreite reicht vom Studenten, der via Internet kostenlose Aufgabenhilfe leistet, über die Mutter, die sich im Sportverein des Sohnes engagiert, bis hin zum Versicherungsfachmann, der Geld für den Tierschutz spendet, und zur jungen Frau, die sich für Kinder in Armut starkmacht.

Grundpfeiler unserer Gesellschaft Wir unterscheiden zwischen zwei Formen des freiwilligen Engagements: Geld- und Zeitspenden. Gemäss Bundesamt für Statistik spenden fast 75 Prozent der

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Schwerpunkt

Wunschkerze Schweizer BevÜlkerung Geld oder Naturalien. Noch eindrßcklicher: Jährlich leisten 1,5 Millionen Menschen in der Schweiz 665 Millionen Stunden freiwillig und unentgeltlich zum Wohle unserer Gesellschaft. Dies entspricht etwa der Anzahl Stunden, die in der Landwirtschaft und in der Üffentlichen Verwaltung jährlich gearbeitet werden. Zum einen engagieren sich die Personen durchschnittlich 13 Stunden pro Monat fßr formelle, institutionalisierte Freiwilligenarbeit in Bereichen wie Sport, Kultur, Bildung oder Politik, in kirchlichen oder sozialen Projekten. Zum anderen erbringen sie nochmals so viele Stunden fßr Hilfeleistungen an Nachbarn, Freunde und Bekannte. Die Freiwilligenarbeit hat in der Schweiz folglich einen hohen Stellenwert. Sie bietet den Freiwilligen eine Plattform, sich fßr die Gemeinschaft einzubringen und diese mitzugestalten. Diverse empirische Studien belegen zudem, dass das freiwillige Engagement der Bßrgerinnen und Bßrger die Armut reduziert, die Gesundheit und das subjektive Wohlbefinden verbessert, die Ükonomische Produktivität erhÜht und die politische Partizipation fÜrdert.

Zunehmende Professionalisierung Seit fßnf Jahren nimmt das ehrenamtliche Engagement der Menschen in der Schweiz stetig zu. Gleichzeitig sind auch die Ansprßche an die Organisationen, Projekte oder Vereine gestiegen. Basierte frßher die Motivation der Freiwilligen auf Selbstlosigkeit oder Pflichtgefßhl, treten heute verstärkt auch eigene Interessen in den Vordergrund: Die freiwillige Tätigkeit soll Spass machen, Sinn stiften, Kontakte mit Menschen und individuelle Weiterentwicklung ermÜglichen. Einsatzorganisationen sind zunehmend gefordert, die Freiwilligenbegleitung zu professionalisieren, um das Potenzial der Freiwilligen auszuschÜpfen. Dies bringt fßr alle Beteiligten Vorteile. So entwickeln Organisationen Angebote, deren Reichweite sie mithilfe von Freiwilligen multiplizieren. Ein konkretes Beispiel: Caritas betreibt seit einigen Jahren das Patenschaftsprojekt mit mir. Die Fßhrung des Projekts liegt bei Caritas, doch sind es die zahlreichen Freiwilligen, die letztlich benachteiligten Kindern Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Caritas kann auf motivierte Freiwillige zählen; diese wiederum profitieren von sinnvollen Engagements und die betroffenen Familien von solidarischer Unterstßtzung.

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Am Samstag, 12. Dezember 2015, bringen wir die Schweiz zum Leuchten. Im Rahmen der Aktion Eine Million Sterne lassen wir Plätze, Brßcken und Gebäude an vielen Orten der Schweiz im Kerzenmeer erstrahlen. Gross und Klein findet zusammen, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Jede Kerze ist ein Bekenntnis fßr eine Schweiz, die sich fßr Schwache und Benachteiligte einsetzt.

Ihr persÜnlicher Wunsch Auf www.wunschkerze.ch erzählen ab November Armutsbetroffene und Freiwillige, die sich fßr benachteiligte Menschen einsetzen, von ihrem Alltag, ihren Herausforderungen und Wßnschen. Weiter kÜnnen Sie direkt auf der Webseite Ihren Liebsten einen persÜnlichen Wunsch hinterlassen. Diesen schreiben wir auf eine Wunschkerze und stellen diese dann am 12. Dezember an einem von Ihnen ausgewählten Eine-Million-SterneVeranstaltungsort auf.

WeiterfĂźhrende Informationen• ÂŤEine Million SterneÂť Tausende Kerzen leuchten am Dezember als Zeichen fĂźr eine solidarische Schweiz Veranstaltungsorte in Ihrer NäheÂĄ www einemillionsterne ch BENEVOL BENEVOL Schweiz und die regionalen Fachstellen stehen fĂźr Qualität in der Freiwilligenarbeit ein‡ definieren Standards und bieten Beratung im Bereich Freiwilligenarbeit an www benevol ch

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Persönlich

Nihada aus Winterthur¡ «Ich fahre gerne Inlineskates Vor ein paar Wochen hat mir ein Mädchen dabei zugeschaut wie ich meine Runden drehe Nach einiger Zeit habe ich sie gefragt ob sie auch fahren will Sie ha e aber keine eigenen Inlineskates Also habe ich ihr meine geliehen Sie war sehr glücklich Das hat mich irgendwie auch fröhlich gemacht »

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Persönlich

«Eine gute Tat am Tag»§ lautet das Credo der Pfadfinder Was war Ihre letzte gute Tat? Antworten von Passantinnen und Passanten aus der Deutschschweiz.

Kim Mai Nangsa Mangtshang, Sechstklässlerin, Zürich Ein paar Buben aus meiner Klasse hänselten gestern auf dem Pausenplatz ein Mädchen aus der 1. Klasse, das eine Behinderung an den Händen hat. Das fand ich so fies. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen sofort damit aufhören, und habe das Mädchen dann getröstet. Sie hat sich bei mir bedankt und mich angelächelt.

Beate Brodkorb, ehemalige Finanzangestellte, Faulensee Ein sehr guter Freund hatte schwere Bandscheibenprobleme und musste sich deswegen mehrmals operieren lassen. Dann hat sich sein Gesundheitszustand massiv verschlechtert und er befand sich während mehrerer Tage in Lebensgefahr. Ich bin in dieser Zeit seiner Frau zur Seite gestanden und habe sie stark unterstützt.

Gabi Mayer, Pflegefachfrau, Herisau Ich war eine Woche als Küchenhilfe in einem Blauring/Jungwacht-Lager. Weil dort nicht die Erwachsenen den Takt vorgaben, entstand ein organisiertes Chaos. Mich hat beeindruckt, wie selbstverständlich die Grossen die Kleinen unterstützt haben und wie zwanglos die verschiedenen Altersgruppen miteinander umgegangen sind. Es war ein Privileg, dabei zu sein.

Rebar Muhamad, Hilfswerkvertreter, Kreuzlingen Ich habe Kleider aus einer Sammelaktion der Caritas Thurgau erhalten und sie zum Empfangsund Verfahrenszentrum Kreuzlingen gebracht. Die Leute haben sich sehr darüber gefreut. Ich setze mich dort auch für Minderjährige ein, sobald ich sehe, dass sie unzureichend betreut werden. Anderen zu helfen, gibt mir ein gutes Gefühl und ebensolches Gewissen.

Dominik Portmann, Treuhänder, Lohn-Ammannsegg Ich führe unter anderem für gemeinnützige Stiftungen die Buchhaltung. Nebenbei bin ich Präsident eines Fussballvereins. Aufgrund dieser beiden Tätigkeiten habe ich vor kurzem ein Mitglied unseres Vereins, welches sich in einer Notlage befand, an eine dieser Stiftungen weitergeleitet, wo sein Problem professionell angegangen und ihm geholfen wurde.

Noel Wartmann, Schüler, Emmenbrücke In meiner Nachbarschaft wohnt eine ältere Frau, die nicht mehr gut laufen kann. Einmal in der Woche gehe ich zu ihr, dann kaufen wir zusammen ein. Ich schaue, dass sie nichts vergisst und helfe ihr beim Tragen. Und manchmal essen wir auch ein Zvieri zusammen, da erzählt sie mir dann von damals, als sie selbst noch in die Schule ging.

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Caritas Sektion

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Caritas Luzern

Teufelskreis Schuldenberg Selim H. aus Kriens hat Schulden. Er ist nicht der Einzige: Die Schulden- und Budgetberatung der Caritas Luzern wird rege genutzt. Text¡ Christine Weber Bilder¡ Pia Zane i

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chweizweit steigt die Verschuldung von Privatpersonen langsam, aber stetig. Die Caritas Luzern bietet darum schon seit einigen Jahren eine Beratung für Leute an, die finanzielle Engpässe haben oder denen der Schuldenberg bereits über den Kopf gewachsen ist: 134 Haushalte nahmen letztes Jahr diese Hilfe in Anspruch, zuzüglich 115 Telefonberatungen. «Etwa ein Drittel davon sind Frauen, der Rest Männer. Im Schnitt sind sie zwischen 30 und 50 Jahre alt, Herkunft und Gründe für eine Verschuldung sind genauso unterschiedlich wie das Alter», sagt Markus Schmid von der Caritas-Schuldenberatung. Parallelen gibt es trotzdem: Wer bei der Caritas-Schuldenberatung an-

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klopft, hat ein durchschnittliches Nettoeinkommen von etwa 4 500 Franken und einen Schuldenberg von rund 50 000 Franken – genauso wie Selim H. aus Kriens. «Heute bin ich zum Glück aus dem Gröbsten raus und stehe nur noch mit etwa 7 000 Franken in der Kreide. Vor ein paar Jahren waren es noch gegen 50 000 und ich steckte ganz schön im Schlamassel», sagt der 36-Jährige. Rückblickend ortet Selim mehrere Gründe dafür, dass er schon als junger Mann finanziell so ins Schleudern geraten ist. «Damals stand für mich Partymachen und frisch und fröhlich Drauflosleben im Vordergrund. Das kostet natürlich einiges, doch darüber habe ich

kaum nachgedacht», sagt er selbstkritisch. Allerdings konnte er sich auch einiges leisten: Er arbeitete als ungelernter Lagerist in einem vollen Pensum mit regelmässigem Lohn und musste einzig für sich alleine zurechtkommen. Im Prinzip liegen da auch die Kosten für eine eigene Wohnung, eine schnelle Internetleitung, einen guten TV-Vertrag und ein luxuriöses Mobile-Abo drin. Irgendwann sind ihm die Kosten jedoch aus dem Ruder gelaufen, immer mehr Rechnungen seien auf dem Pendenzenberg liegen geblieben. «Prioritär behandelte ich die Wohnungsmiete und die Rechnung für Mobile, Internet und TV. Vernachlässigbar schienen mir Steuern und Krankenkasse.» Das ist ein Trugschluss: Wer Steuern nicht

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Caritas Luzern

bezahlt, wird betrieben, und wer Krankenkassenprämien schuldig bleibt, kommt im Kanton Luzern auf eine schwarze Liste. Dann gibt es nur noch bei einen Notfall eine medizinische Behandlung. Doch auch damit entspricht Selim dem Trend: Von den 134 Leuten, die bei der Caritas Luzern 2014 zur Beratung gingen, waren 33 schon von einem Leistungsstopp der Krankenversicherung betroffen. «Schleichend hat sich bei mir dann ein Schuldenberg von etwa 50 000 Franken angehäuft. Ich hatte Betreibungen und musste mit Gläubigern einen gestaffelten Zahlungsmodus aushandeln. Und natürlich meine Ausgaben runterschrauben», sagt Selim. Tatsächlich ist es ihm gelungen, die Schulden kontinuierlich abzubauen und vier Jahre lang mehr oder weniger schuldenfrei zu bleiben. Aber dann bekam Selim wieder Probleme: Weil er als Lagerist ständig im eiskalten Kühl-

raum arbeitete, wurde eine Kieferhöhlenentzündung chronisch. Sein Arbeitgeber stimmte seinem Wunsch nach einem Arbeitsplatzwechsel oder gar einer Lehre im Betrieb nicht zu. Das schlug Selim erst recht aufs Gemüt und die Gesundheit: Er fehlte immer öfter am Arbeitsplatz und schlussendlich wurde der Arbeitsvertrag in gegenseitigem Einverständnis aufgelöst. Zuerst arbeitete Selim noch temporär, bald ging es zur Arbeitslosenkasse und dann landete er beim Sozialamt. «Immerhin war ich seit meinem früheren Finanzdesaster reifer und umsichtiger geworden: Mir war bewusst, dass ich finanziell schwierigen Zeiten entgegensah und ich begann frühzeitig, alle Luxusausgaben zu streichen.» Doch das gelingt Verschuldeten beim besten Willen nicht überall, wie auch Selim feststellte: Viele Verträge haben eine lange Laufzeit, einfach so aussteigen liegt nicht

drin. «Besonders die Anbieter im Kommunikationsbereich fesseln einen teils über Jahre an das abgeschlossene Abo, auch wenn man es nicht mehr bezahlen kann. Das müsste geändert werden.» Immerhin: Selims neue Schulden sind nicht über 7 000 Franken gestiegen. Und obschon er noch immer Geld vom Sozialamt bezieht, ist er zuversichtlich für die nahe Zukunft: Er arbeitet beim Caritas-Markt in der Disposition und konnte vor einem Jahr berufsbegleitend die Lehre als Lagerist beginnen. Selim sagt, dass er heute rückblickend im Umgang mit Geld vieles anders machen würde. Besonders beeindruckt hat ihn schon damals ein Kollege, der ebenfalls in die Schuldenfalle geraten sei: «Er ist von selber und viel früher als ich in eine Schuldenund Budgetberatung gegangen. Davor ziehe ich echt die Kappe!»

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Caritas Luzern

Solidarität bleibt wichtigster Schwerpunkt Der Caritas Luzern wurde der Asylau rag gekündigt. Ab 2016 wird dieser vom Kanton Luzern selber wahrgenommen. Das hat Konsequenzen für das Hilfswerk. Text¡ Christine Weber

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und 30 Jahre lang hat die Caritas Luzern den Asylauftrag des Kantons Luzern wahrgenommen. Dazu gehört als grösste und wichtigste Aufgabe die Unterbringung und Betreuung der Asylsuchenden (N), die derzeit in den beiden Zentren Hirschpark Luzern und Sonnenhof Emmen sowie in mehreren Notunterkünften und Wohnungen leben. Ab nächstem Jahr übernimmt der Kanton Luzern diese Aufgaben selber. Das hat für die Caritas Luzern einschneidende Konsequenzen: Sie verliert mit dem Asylauftrag einen Bereich, der wesentlich zu ihrer Identität beigetragen hat. Betroffen sind auch Angebote, welche eng mit dem Asylbereich verknüpft sind, wie etwa die Freiwilligenarbeit oder das Einrichten von Wohnungen.

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Durch die neue Ausgangslage schrumpft das Auftragsvolumen der Caritas Luzern um rund einen Viertelt. «Wir mussten 54 Leuten kündigen und lassen 30 befristete Verträge auslaufen. Insgesamt müssen über 80 Mitarbeitende die Caritas Luzern verlassen. Das ist ein grosser Verlust», sagt Geschäftsleiter Thomas Thali. «Wir haben uns zwar darauf vorbereitet, dass wir durch die geplante Neuausschreibung des Asylauftrags an Umsatz verlieren. Allerdings rechneten wir nicht damit, dass der gesamte Bereich wegfällt.» Seit die Luzerner Regierung ihren Entscheid im Frühling bekanntgegeben hat, war man bei der Caritas in einem intensiven Prozess und hat im Juni den Abbau kommuniziert. Immerhin hat der Kanton zugesichert, dass ehemalige Caritas-Mitarbeitende bei der neuen Stellenbesetzung nach Möglichkeit berücksichtigt werden.

Trotz der schwierigen Situation gibt sich Geschäftsleiter Thomas Thali zuversichtlich. «Wir haben immer noch eine gute Ausgangsbasis. Einerseits von der Substanz unserer Grösse her, andererseits dank viel Erfahrung und guter Vernetzung.» Die Schwerpunkte sollen sich denn auch in Zukunft nicht verändern: Weiterhin setzt sich die Caritas Luzern für die berufliche und soziale Integration von Armutsbetroffenen, Stellensuchenden und die Migrationsbevölkerung ein. «Es gibt immer wieder Bereiche, in die wir neu vorstossen und wo wir uns weiterentwickeln können», sagt Thali und nennt als Beispiel die «KulturLegi» – eines der Projekte, das auf die gesamte Zentralschweiz ausgeweitet worden ist. Geplant ist, mittelfristig weitere Hilfsangebote wie etwa das Patenschaftsprojekt «mit mir» anderen Zentralschweizer Kantonen zugänglich zu machen und generell neue Projekte zu initiieren. Weiterhin werden auch die rund 2 000 Personen mit dem Status «vorläufig aufgenommen» (F) und «anerkannte Flüchtlinge» (B oder C) durch die Caritas Luzern betreut.


Caritas Luzern

Der Gesellscha etwas zurückgeben In den Freiwilligen-Programmen der Caritas Luzern engagieren sich zahlreiche Menschen unentgeltlich für andere. Dadurch fühlen sie sich o auch selbst bereichert. Text¡ Rosmarie Kayser Bilder¡ Conradin Frei Urs Siegenthaler Freiwillige helfen den Schweizer Alltag zu verstehen

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inmal pro Woche trifft sich die 30-jährige Isabelle Iten mit einem 17-jährigen Eritreer, unternimmt etwas mit ihm und unterstützt ihn beim Deutschlernen. Peter Amrein, 74, hilft regelmässig Asylsuchenden und Flüchtlingen, offizielle Briefe zu verstehen und Antworten zu formulieren. Die Studentin Carla Luthiger verbringt gut einen halben Tag im Monat mit einem Jungen aus einer Flüchtlingsfamilie. Alle drei tun dies freiwillig und unentgeltlich, genauso wie rund 370 andere Personen, die bei der Caritas Luzern einen Freiwilligen-Einsatz leisten. Sie begleiten Menschen aus dem Asylbereich im Alltag, besuchen Strafgefangene, erteilen Deutschunterricht, verbringen als «Gotte» oder «Götti» einen Teil der Freizeit mit Kindern aus belasteten Familien oder halten den Caritas-Markt am Laufen. Im Jahr 2014 wurden so rund 29 000 unentgeltliche Einsatzstunden geleistet, der grösste Teil davon in der Alltagsbegleitung von Asylsuchenden und Flüchtlingen. Laut Rita Ueberschlag, Leiterin der Fachstelle Freiwilligenarbeit

bei der Caritas Luzern, gibt es aber ganz unterschiedliche Tätigkeitsfelder. Alle Caritas-Mitarbeitenden könnten sich melden, wenn sie in ihrem Bereich eine Möglichkeit für Einsätze von Freiwilligen sähen. Im Moment seien Chauffeure gesucht, die gespendete Waren an die richtigen Orte bringen.

Begleitung durch die Caritas Personen, die sich freiwillig engagieren möchten, finden meist übers Internet zur Caritas Luzern. Zuerst erhalten sie einen Fragebogen über Motivation, Erfahrungen und Fähigkeiten. Dann werden sie zu einem rund einstündigen Gespräch eingeladen, bei dem es darum geht, herauszufinden, welcher Einsatz am besten passt. Rita Ueberschlag führt jährlich mehr als 100 solche Gespräche. «90 bis 95 Prozent davon enden mit einem Einsatz», sagt sie. Der Einsatz erfolgt nach schweizerischen Standards für Freiwilligenarbeit. Dazu gehören auch Spesenentschädigung und Versicherung. Einmal pro Jahr findet in der Regel ein Begleitgespräch statt, und bei allfäl-

ligen Unsicherheiten steht immer eine Kontaktperson zur Verfügung. Freiwillige können an kostenlosen Weiterbildungen teilnehmen, etwa zu den Themen Asylverfahren, Kinderschutz oder Deutschunterstützung. Zudem gibt es verschiedene Treffen zum Erfahrungsaustausch, ein Sommerfest für Kinder und Erwachsene, die beim Patenschaftsprogramm mitmachen, und ein Dankesfest für alle Freiwilligen.

Selbst viel gelernt Carla Luthiger, die «Patin» eines Jungen aus Schüpfheim, findet die Weiterbildungen «genial». Zum Beispiel beim Thema Kinderschutz habe sie sehr viel gelernt. Wenn sie ihren «Patenjungen» trifft, geht sie oft mit ihm in die Natur, oder sie bastelt und spielt mit ihm bei sich zu Hause. Aber sie hat auch Kontakt zur eritreisch-äthiopischen Familie des Jungen, wo sie ein ganz neues kulturelles Umfeld kennenlernt. «Das ist sehr erfrischend», sagt sie. Für Isabelle Iten ist es manchmal eine Herausforderung, sich auszudenken, was sie mit dem jungen Eritreer unternehmen kann, wenn es nichts

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kosten soll. «Da ist mir bewusst geworden, wie viel Geld wir für unsere Freizeitaktivitäten brauchen.» «Die Leute, die zu uns kommen, sind alle sehr nett und dankbar», sagt Peter Amrein, der seit zehn Jahren regelmässig Asylbewerber und Flüchtlinge beim Schreiben unterstützt. Da geht es um Briefe an Migrationsbehörden, Formulare für den Familiennachzug oder Handy-Verträge, die gekündigt werden sollten, weil sie zu teuer sind. Es freut ihn, wenn er Menschen helfen kann, bei einem Problem einen Schritt weiterzukommen.

Wichtig für die Gesellschaft «Die meisten Freiwilligen kommen zu uns, weil es ihnen gut geht und sie der Gesellschaft etwas zurückgeben möchten», sagt Rita Ueberschlag. Aber es gehe nicht darum, einfach selbstlos andern zu helfen. Den Freiwilligen sei bewusst, dass sie vom Einsatz auch selbst profitierten, zum Beispiel, indem sie Einblick erhielten in für sie neue Tätigkeitsbereiche. Das ist laut Rita Ueberschlag auch gut so. Denn Personen mit ausgeprägtem «Helfersyndrom» liefen Gefahr, das Ge-

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Vielfältige Einsatzfelder für Freiwillige hier im Caritas Markt

genüber einzuschränken und von sich abhängig zu machen.

Weitere Informationen unter: www caritas-luzern ch/freiwillige

Rita Ueberschlag ist überzeugt: «Ohne Freiwilligenarbeit würde die Gesellschaft nicht funktionieren.» Sie spricht von einem riesigen Potenzial an unentgeltlichen Leistungen, das in der Freiwilligenarbeit steckt, aber auch vom Bedürfnis nach sozialem Austausch und gelebter Solidarität. «Wenn alle nur noch für sich schauen würden, wäre unsere Gesellschaft in einer prekären Situation.»

Kontakt: Fachstelle Freiwilligen-arbeit freiwilligenarbeit@caritas-luzern ch


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Sans-Papiers-Stelle: Geglßcktes Vernetzen Mit der Kontakt- und Beratungsstelle fßr Sans-Papiers schliesst sich eine weitere Lßcke im sozialen Netz der Region Luzern. Text¥ Urs Oderma“

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uch in der Schweiz leben Menschen ohne gĂźltige Aufenthaltsbewilligung, als sogenannte Sans-Papiers. Allein im Kanton Luzern sind es zwischen 3500 und 9000 Personen. FĂźr sie gab es in der Region bis vor ein paar Jahren keine Anlaufstelle, anders als in anderen Orten der Schweiz.

Breite AbstĂźtzung Dank der Initiative der Katholischen Kirche und einer breiten Vernetzung interessierter Personen und Organisationen konnte die Beratungsstelle 2011 realisiert werden. Die Caritas Luzern war von Anfang an dabei, erst in der Projektgruppe und danach im Vorstand. Sie konnte ihr Wissen und ihre Erfahrung rund um Projekte ebenso einbringen wie die Vernetzung innerhalb der Kirchen und darĂźber hinaus. Nach der VereinsgrĂźndung begann die Vernetzung mit den BehĂśrden, der Ăśffentlichen Verwaltung und anderen Organisationen, wobei auch hier viel Wert auf Kommunikation gelegt wurde.

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Um die Beratungsarbeit fßr SansPapiers auch rechtlich abzusichern, stand Martina Caroni, Professorin an der juristischen Fakultät der Universität Luzern zur Seite. Nicht zuletzt durch die Zusage der Landeskirchen und Kirchgemeinden, die Grundfinanzierung zu sichern, konnte die Beratungsstelle schliesslich ihren Betrieb aufnehmen. Die Aktivität war eine Gratwanderung. Von politischen Parteien und den Medien wurde versucht, die Initiatoren in die illegale Ecke zu drängen. Die Caritas Luzern geriet auch in den Leistungsvereinbarungen im Asylbereich unter Druck. Entscheidend wurde sie hier von den Kirchen unterstßtzt.

Ein BedĂźrfnis Heute funktioniert die Beratungsstelle gut und leistet politisch unbestritten ihre Arbeit. Sie bietet Rat in allen Lebensfragen und hat fixe Ă–ffnungszeiten. Eingemietet ist sie in den Räumlichkeiten der katholischen Kirche der Stadt Luzern.

Die Beratungsstelle wird auch rege genutzt. 2014 wurden um die 300 Beratungen durchgefĂźhrt. Viele Menschen, die sonst aufgrund ihres Aufenthaltsstatus durch andere Hilfsnetze fallen, erhalten so eine UnterstĂźtzung.

Sans-Papiers Sans-Papiers sind Menschen ohne gĂźltige Aufenthaltsbewilligung Je nach Schätzung rechnet man mit ‘ – Personen in der ganzen Schweiz Es sind ehemalige Saisonniers‡ aussereuropäische Arbeitsmigranten und Migrantinnen oder abgewiesene Asylsuchende Diese Menschen geraten immer wieder in NotlagenÂĄ gesundheitlich‡ an ihrem Arbeitsort‡ mit der Wohnung oder auch in Bezug auf ihre Kinder www sans-papiers ch

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Ăœber das Leben hinaus Gutes bewirken Ein wertvolles Geschenk fĂźr die Caritas Luzern InterviewÂĄ Lara BĂźhler

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err Thali, die Caritas Luzern hat dieses Jahr eine grosszßgige Spende erhalten. T. Thali: Ja, wir haben ein Zweifamilienhaus im Kanton Luzern geerbt. Wie kam es dazu? T. Thali: Wir kannten die Familie Erni seit vielen Jahren. Frau Erni hat die Caritas Luzern regelmässig mit Spenden unterstßtzt. Auch ihre Tochter hat sich stark fßr benachteiligte Menschen eingesetzt. Vor einigen Jahren hat Frau Erni ihr Wohnhaus der Caritas Luzern vermacht. Frau Erni ist bereits vor einigen Jahren gestorben. Weshalb kÜnnen Sie erst jetzt ßber das Haus verfßgen? T. Thali: Frau Ernis Wunsch war, dass sie und ihre Tochter zu Lebzeiten im Haus wohnen dßrfen. In den letzten Jahren bewohnten die Tochter und eine weitere Familie das Zweifamilienhaus. Leider litt Frau Ernis Tochter an einer schweren Krankheit, Sie verstarb in diesem Jahr.

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Was macht die Caritas Luzern nun mit dem Haus? Hat Frau Erni zur Verwendung ebenfalls Wßnsche geäussert? T. Thali: Frau Erni und ihre Tochter hatten grosses Vertrauen in die Arbeit der Caritas Luzern. Sie hat die Entscheidung uns ßberlassen. Ihr war wichtig, dass ihre Spenden und ein allfälliger ErlÜs aus dem Verkauf der Liegenschaft fßr die dringendste Hilfe eingesetzt werden. Der Tochter von Frau Erni lagen zwei Wßnsche besonders am Herzen: Durch ihre Krankheit sollen der Gemeinde und anderen Parteien keine Kosten entstehen. Und fßr die im Haus wohnende Familie soll eine gute LÜsung gefunden werden. Diese Wßnsche berßcksichtigt die Caritas Luzern selbstverständlich. Und wie werden Sie vorgehen? T. Thali: Momentan klären wir ab, welcher Weg der Beste ist. Ziel ist es, aus dem Legat im Sinne der Spenderin mÜglichst viel fßr Menschen in Not tun zu kÜnnen.

FrĂźhzeitig vorsorgen Mit der Vorsorge-Mappe gelingt es ganz einfach‡ zur richtigen Zeit Ihren Willen klar und verbindlich auszudrĂźcken Die speziell entwickelte Mappe unterstĂźtzt Sie dabei‡ die PatientenverfĂźgung‡ den Vorsorgeau rag und die letzten Dinge zu regeln‡ und bietet eine Hilfestellung zur Ordnung des Nachlasses Bestellen Sie die Mappe jetzt auf www caritas-luzern ch/vorsorge oder via Telefon ÂŒ ¢ÂžÂŁ ¸

Was empfehlen Sie Personen, die ßber ihre Lebzeiten hinaus karitative Organisationen wie die Caritas unterstßtzen mÜchten, z.B. in Form eines Vermächtnisses? T. Thali: Ich empfehle ihnen, sich frßh mit den Fragen rund um den eigenen Tod zu beschäftigen, um bei einer Krankheit nicht unter Druck entscheiden zu mßssen. MÜchte man eine gemeinnßtzige Institution mit einer Erbschaft bedenken, ist es nÜtig, dies in einem Testament zu benennen. Die eigenen Wßnsche sollten mÜglichst auch mit den AngehÜrigen besprochen werden. Der Leitfaden zum Testament, eine Caritas-Publikation, kann dabei hilfreich sein. Bei weiteren Fragen dazu oder auch juristischen Fragen unterstßtzen wir interessierte Personen gerne.

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Kiosk

Liebe Caritas, wie kann ich mich als Freiwillige/r fßr Armutsbetroffene engagieren? Vielen Dank, dass Sie uns bei unserem Einsatz fßr armutsbetroffene Menschen in der Schweiz unterstßtzen wollen. Grundsätzlich gibt es drei MÜglichkeiten, wie Sie diesen Menschen direkt oder indirekt helfen kÜnnen: 1. Engagieren Sie sich freiwillig fßr Familien, die besonders auf Hilfe angewiesen sind. Schenken Sie ihnen Zeit und Aufmerksamkeit. Sie erhalten Einblicke in andere Lebenswelten und erfahren Wertschätzung fßr Ihr Engagement. Je nach CaritasOrganisation gestalten sich die Einsätze fßr Freiwillige unterschiedlich: vom punktuellen Anpacken an Anlässen ßber eine Patenschaft im Rahmen des Projekts mit mir bis zur regelmässigen Aushilfe im Caritas-Markt. Mehr dazu erfahren Sie auf der Webseite der Caritas-Organisation in Ihrer Region. 2. Oder unterstßtzen Sie uns mit einer Spende. Diese fliesst in Hilfsprojekte, mit denen wir Armutsbetroffenen unter die Arme greifen. Mit Ihrer Spende ermÜglichen Sie uns, Familien auf dem Weg aus der Armut zu begleiten und die Lebensbedingungen aller Familienmitglieder dauerhaft zu verbessern. 3. An mehreren Standorten in der Schweiz betreibt Caritas Secondhand-Läden und Caritas-Märkte. Ihre Kleider-, Sachoder auch Warenspenden nehmen wir gerne entgegen. In welcher Form wir diese benÜtigen, wie wir sie weiterverwenden und wem sie letztlich zugutekommen, erfahren Sie auf www caritas-markt ch oder auf der Webseite der CaritasOrganisation in Ihrem Kanton. Haben Sie eine Frage an uns? Senden Sie diese per E-Mail an nachbarn@caritas-zuerich ch Gerne beantworten wir diese in der nächsten Ausgabe

Ausgewogene Ernährung fĂźr alle• Patenschaž ÂŤPro-Caritas-MarktÂť Eine ausgewogene Ernährung ist essentiell‡ nicht nur fĂźr die Entwicklung eines Kindes‡ sondern fĂźr gute Gesundheit in jedem Alter Helfen Sie mit‡ damit sie keine Frage des Budgets ist Mit der ÂŤProCaritas-MarktÂť-Patenscha ermĂśglichen Sie auch armutsbetroffenen Menschen gesund und gĂźnstig einzukaufen www caritas-luzern ch/patenschaž

AGENDA Wegbegleitung unterstĂźtzt In verschiedenen Regionen der Schweiz gibt es bereits lokale‡ o Ükumenische Wegbegleitgruppen Die Caritas Luzern unterstĂźtzt Sie in Ihrer Pfarrei / Kirchgemeinde beim AuÂşau einer lokalen Gruppe und bildet Freiwillige fĂźr ihren Einsatz als Wegbegleitende aus www wegbegleitung-luzern ch

Begleitung in der letzten Lebensphase• Neues Kursprogramm Menschen in der letzten Lebensphase zu begleiten‡ stellt uns immer wieder vor Herausforderungen Soeben ist das Kursprogramm ž erschienen‡ mit neuen Daten fßr den Grundkurs und interessanten TagesSeminaren www caritas-luzern ch/begleitung

Luzerner Theatergala Am ¢ Oktober lädt die CSS Versicherung und Caritas Luzern zum festlichen Gala-Abend mit dem Musical-Theater Sweeney Todd Die Theatergala ist ein HÜhepunkt des kulturellen Lebens und ein zentraler Anlass fßr ein karitatives Engagement im Kanton www caritas-luzern ch/theatergala

Caritas-Restaurants In zwei Restaurants bietet die Caritas Luzern täglich frisch zubereitete Mahlzeiten anÂĄ Im Haus der Caritas Schweiz an der Adligenswilerstrasse ist das Restaurant A Ăśffentlich zugänglich Eine Terrasse lädt zum Verweilen ein Das Personalrestaurant G befindet sich im obersten Stock des Hauses Grossma“e Ost in Luzern-Li“au Auch dieses ist Ăśffentlich zugänglich Weitere Infos und Menuplan unterÂĄ www caritas-restaurant ch

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Gedankenstrich

Das bin auch ich A

rnold Schwarzenegger färbt sein Profilbild auf Facebook in Regenbogenfarben ein, die Pazifistin Simone Weil geht 1936 in den Spanischen Bßrgerkrieg, um fßr die kämpfenden Franco-Gegner zu kochen, Menschen reisen ans Mittelmeer, um Frontex zu ßberwachen, andere zßnden auf dem Bundesplatz Kerzen an, um sich mit den ermordeten Mitarbeitenden von Charlie Hebdo zu solidarisieren. Aber was heisst das genau: sich solidarisieren? Fßr mich hat es immer bedeutet, sich neben jemanden zu stellen, an ihre oder seine Seite, jemanden oder einander zu stärken. Nicht aus Pflichtgefßhl oder Erbarmen, sondern aus einer gleichberechtigten Verwandtschaft heraus, im Sinne einer ZusammengehÜrigkeit, die letztlich mit jedem fßhlenden Wesen empfunden werden kann. Manchmal ist diese ZusammengehÜrigkeit deutlicher: Solidarität mit dem streikenden Supermarktpersonal, Solidarität mit Menschen, die wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden, Solidarität mit von Ausschaffung bedrohten Nachbarn. Aber auch, wenn die Nähe hinsichtlich Geografie und Lebenssituation geringer

ist, kann man ZusammengehĂśrigkeit fĂźhlen: Solidarität mit den zu Tode Verurteilten in den USA, mit den kolumbianischen Blumenarbeiterinnen, den Wohnungslosen in Griechenland, mit den Inuit, denen der Lebensraum wegschmilzt. Solidarität muss nicht spektakulär sein, es nicht in eine Schlagzeile oder an eine Hauswand schaffen. Ich war erst ein paar Monate an einer Arbeitsstelle, da bemerkte ich, dass es der Firma schlecht ging, dass LĂśhne zurĂźckgehalten und Beiträge an die berufliche Vorsorge nicht eingezahlt wurden. Nachdem ich den Chef damit konfrontiert hatte, begann er mich zu schikanieren, bis hin zum Vorwurf, ich hätte ihn bestohlen, und schliesslich der Drohung mit KĂźndigung. Meine beiden Kolleginnen stellten sich – trotz der unsicheren Lage – hinter mich. Wenn sie gehen muss, gehen wir auch. Wir blieben alle nicht mehr lange, aber diese Erfahrung hat mich weit Ăźber die Situation hinaus gestärkt. Es ist nicht leicht, Solidarität abzugrenzen von Nächstenliebe und MitgefĂźhl oder von Protektion, Seilschaft, Interessengemeinschaft. Aber man kann sie fĂźhlen. Sie sagt: Das kĂśnnte ich sein. Das bin auch ich.

Ulrike Ulrich lebt als freie Schri stellerin in ZĂźrich Nach den Romanen ÂŤfern bleibenÂť und ÂŤHinter den AugenÂť ist im Sommer ihr erster Erzählband ÂŤDraussen um diese Zeit“ erschienen Sie ist Mitherausgeberin der Anthologie ž Jahre Menschenrechte – ¢ literarische TexteÂť und engagiert sich fĂźr Schri steller/innen‡ die staatlichen Repressionen ausgesetzt sind www ulrikeulrich ch

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Perspektiven für die nächste Generation. Die Caritas Luzern hilft Menschen in Not. Ihre Unterstützung – Spende oder Legat – ist wertvoll. Herzlichen Dank! Bestellen Sie Unterlagen zu unseren Projekten oder den Leitfaden zum Testament. mail@caritas-luzern.ch Tel 041 368 51 00


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