Sy. 3336 - Peter Eötvös - BRASS - The Metal Space

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Peter Eötvös BRASS - The Metal Space

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Szenische Musikstück für sieben Blechbläser und zwei Schlagzeuger

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Spielpartitur

Sy. 3336

RICORDI


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Besetzung 2 Hörner (F) 2 Trompeten (C) 2 Posaunen mit Quartventil Tuba 2 Schlagzeuger

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[Szenisches Musikstück, möglichst mit Beleuchtung. Das Stück wird von Männern auswendig gespielt.]

Dauer: ca. 20'

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PETER EÖTVÖS Brass. The Metal Space (Programmtext)

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Verehrtes Publikum, sicherlich haben Sie bei Ihren Konzertbesuchen bemerkt, wie unterschiedlich die Konzertsäle klingen. Sie haben feststellen können, dass z. B. schnellere Musik in trockenen Räumen, langsamere Musik in den Räumen besser klingt, die längeren Nachhall haben, wie z. B. die Kirchen. Die Akustik des Saales ist maßgebend bei der Entwicklung des Klanges. Der Klang jedes Instrumentes kann sich nur in einem reflektierenden Raum entwickeln. Selbst die beste Stradivari klingt in einem schalltoten Raum (wie in akustischen Labors) klein, leise, dünn, grau; erst in der Raumakustik kann sich der Klang zu seinem vollen dynamischen und farblichen Reichtum entwickeln. Der Klang, den Sie hören, ist immer Instrument + Raum! Die Klangqualität hängt auch davon ab, wo Sie im Saal sitzen. Es klingt vorne anders (mal besser, mal schlechter) als hinten, unten in der Mitte als oben auf dem Balkon, oder wenn Sie an der Seite an der Wand sitzend zuhören. Mein „akustisches Spiel“ Brass. The metal Space möchte Ihre Aufmerksamkeit auf die Saalakustik lenken, so dass Sie nach langem, vielleicht unbewusstem Zuhören nun Ihre Ohren hauptsächlich auf die Raumakustik richten. Versuchen Sie, die Akustik, anders gesagt, den Klang des Raumes, auszukunden. Achten Sie auf seine Reflexionen; ob der Nachhall von vorne, von hinten oder von oben kommt. Sie werden den Klangfarbenunterschied zwischen dem aus den Schalltrichtern gehörten Direktklang und den aus dem Raum entstandenen Reflexionen analysieren können.

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Die Blechinstrumente (englisch: brass) mit ihren stark gerichteten Schalltrichtern sind besonders geeignet, den Klang in eine präzise Richtung zu schicken. Wenn z. B. der Trompeter geradeaus auf uns zuspielt, hören wir direkt in seine „Klangquelle“ hinein. Wenn er sich wegdreht, dann hören wir ihn durch die Wandreflexionen. Aus verschiedenen Richtungen bekommen wir unterschiedliche Klangeigenschaften. Die kurzen, impulsartigen Klänge helfen Ihnen, den „angestoßenen“ Raumklang leichter wahrzunehmen. Achten Sie auch auf die starken Klangveränderungen, während die Instrumente die Töne langsam kreisend kontinuierlich in alle Richtungen des Raumes spielen (englisch: space). Ich hoffe, dass Sie nach dieser Erfahrung alle weiteren Konzerte mit noch feinerem Gehör bewusster erleben werden. Bitte, drehen Sie manchmal Ihren Kopf nach links und rechts - erstens ist es gesund, zweitens, um noch mehr Klanginformationen aus verschiedenen Richtungen zu sammeln. Und, allerdings, machen Sie bitte beide Ohren gut auf.

Uraufführung: Graz, 4.10.1990, Ensemble Modern Auftrag: Steirischer Herbst

Ihr Peter Eötvös (Juni 1990)


Bemerkungen an die Musiker:

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- SCHLAGZEUG Aufbau:

-

B=

(Grundton)

R=

immer mit Flzg., trill., trem., Doppler-Effekt

A=

immer laut (in SPACE immer leise)

pe ru s

- zwei Wörter: BRASS und SPACE werden folgenderweise auf Tonhöhen übersetzt:

AS + S =

- die Schlaginstrumente: 1. Schlagzeug: 4 PLATTENGLOCKEN versch. Größe mit dickem Hornschlegel! 2. Schlagzeug: 4 andere PLATTENGLOCKEN versch. Größe mit dickem Hornschlegel! - ein gr. TAM-TAM (120-180cm Ø) - RÖHRENGLOCKEN c1 – f2; die Röhren sind nicht auf dem Originalständer, sondern auf einem Metallrohr so dicht nebeneinander aufgehängt, dass die Glocken sich seitlich anschlagen und klirren können (ca. 2cm Abstand). Die Reihenfolge der Röhren von hinten nach vorne:

S= P=

piano (der SPACE- Akkord

ist immer leise)

A= C=

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E=

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Alle GLOCKEN außer „SPACE-AKKORD“ an der unteren Öffnung mit wenig Schaumstoff füllen und die Öffnung mit Klebeband verschließen:

- PLATTENGLOCKEN: nur 3 Anschlagsformen:

nach hinten

seitlich

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zum Publikum

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- diese 9 Töne bilden den Tonvorrat für das Stück - „BRASS“ ist immer ein akustischer Test, aktiv, laut „SPACE“ ist Ruhe, Raum, Änderung, Kontinuität - im Raum werden 6 Hauptrichtungen „getestet“: nach vorne, nach hinten, nach links, nach rechts, nach oben, nach unten. - laute, kurze Impulse geben Informationen über die Raumakustik (Wandreflexionen: Wegen der kurzen Attacke hört man die Reflexionen), deswegen müssen die Einzeltöne energisch – nicht laut, nicht hart, sondern voll – gestaltet werden, nach jedem Impuls bewusst in den Raum hineinhören, den Weg des Tones verfolgen. - langsam kreisender, kontinuierlicher Klang in unterschiedliche Raumrichtungen ergibt Klang(farben)veränderungen. - jede Aktion muss einen präzisen Sinn haben und alles soll sehr deutlich, vom Publikum sofort wahrnehmbar ausgeführt werden. - Schalltrichter-Positionen:

(Achtung Hörner: Das Symbol bezeichnet nicht, wie man steht, sondern wie die Schalltrichter stehen!)

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- die 2 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen und die 2 Schlagzeuger spielen immer paarweise, miteinander verbunden; Tuba ist Solist oder spielt im Trio mit den Hörnern oder mit den Schlagzeugern. - die Hörner stehen oft mit den Schalltrichtern zum Publikum gerichtet, gerade deswegen, weil man die Hörner aus dieser Position kaum kennt. Während in der Orchesterpraxis die Trompeten und die Posaunen meistens „direkt“ klingen, haben die Hörner und die Tuba „indirekte“, räumliche Funktion. Alle offenen / gestopften Töne optisch sehr deutlich ausführen! - die 2 Trompeten stehen oft im 180°-Winkel zueinander und spielen nacheinander, damit man wahrnehmen kann, wie groß der Klangunterschied ist, der aus der unterschiedlichen Richtung entsteht. In den Situationen, in denen man direkt zum Boden oder zur Wand spielt, muss deutlich werden, welche große Bedeutung die Entfernung zwischen Klangquelle und Reflexionsfläche hat. - die 2 Posaunen spielen eher eine „visuelle“ Rolle: Sie stehen meistens im Profil zum Publikum, um die Zugbewegungen klar mit der Klangerzeugung in Beziehung stellen zu können. - der Tubist dominiert mit seiner Unbeweglichkeit, mit seinem starken Rücken; er beherrscht den akustischen Raum am Plafond, er ist manchmal ein „Stallmeister“, manchmal ein Clown. - die 2 Schlagzeuger produzieren nur Metallklänge. Beide müssen immer energisch, entschieden wirken wie Stahlarbeiter in einer Schiffsfabrik.

- Grundsätzlich dunkle Bühne. - LICHT: 1. Von Anfang bis Ende starkes, goldenes Licht von oberhalb der Klangplatten, kein extra Licht auf die Röhrenglocken und auf das Tam-Tam. 2. ein stechend metallblauer, stark abgegrenzter Lichtkreis von oben auf die Bühnenmitte, der auch den Schalltrichter der Tuba beleuchtet. 3. sechs isolierte Punktbeleuchtungen von oben (oder von unten!) stechend metallblau, nicht um die Musiker, sondern die Instrumente zu beleuchten. Während man spielt, müssen die Instrumente von den Musikern immer in das Licht gestellt werden. Während „tacet“ (Hörner) können die Instrumente unbeleuchtet bleiben. Hörner: bei „Stopfen“ (+) müssen die Hände beleuchtet sein!

Peter Eötvös 1991 Sy. 3336


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