Erlebnisse 2015/2016

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Českosaské Švýcarsko Sächsisch-Böhmische Schweiz

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2015/16

Wandern Auf den Spuren von Krämern, Schmugglern und Wandergesellen Kultur Von Krásná Lípa nach Europa und zurück Aktiv Wege zum kühlen Gerstensaft Natur Der Kapitän der Wälder und Felsen wird fünfzehn Verkehr Auf dem Schienenweg zu neuen Wanderrouten

Erlebnisse Zážitky Švýcarsku in der v Českém Böhmischen Schweiz


Die Kirnitzsch


LIEBE LESERINNEN UND LESER, die Sächsisch-Böhmische Schweiz ist ein herrlicher Landstrich. Neben der wundervollen Natur des Elbsandsteingebirges und des Lausitzer Gebirges gibt es hier viel Interessantes aus Geschichte und Kultur, das der Mensch über die Jahrhunderte geschaffen hat. Vielen von uns ist dieser Landstrich zu einer echten Heimat geworden und wir versuchen nun, zumindest einen Teil seiner Segnungen auch denen zu präsentieren, die hierher kommen, um sich zu erholen und Neues zu entdecken. Nehmen Sie bitte die folgenden Seiten als kleine Inspiration für den Besuch dieser zauberhaften Region. Es erwarten Sie Tipps und Anregungen für Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten, die hier zu finden sind. Wir führen Sie von Děčín aus durch das Elbtal, dann über die Grenze zu interessanten Orten im Nationalpark Sächsische Schweiz (der in diesem Jahr 25. Geburtstag hat) und dann durch die faszinierenden Felsenstädte, wilden Schluchten und über die Hochplateaus des Nationalparks Böhmische Schweiz (der wiederum 15-jähriges Jubiläum feiert) bis zu den Ortschaften im Norden des Schluckenauer Zipfels. Im Mittelpunkt dieser Nummer steht das Thema Wege. In Vergessenheit geratene und wiederentdeckte Wege, beliebte, aber auch ganz versteckte Wege. Und so möchten wir Sie einladen, mit uns diese Wege zu erkunden. Denn erst, wenn man auf ihnen unterwegs ist, begreift man die Tiefgründigkeit dieser Landschaft, ihre Schönheit, ihre Seele. Natürlich gibt es auch viele Tipps und Informationen, die hier keinen Platz gefunden haben, doch diese Auskünfte können Sie auch im engmaschigen Netz der Touristeninformationen auf tschechischer und deutscher Seite, in zahlreichen Infomaterialien sowie auf den Internetseiten unserer Organisation und der Gemeinden aus der Region erhalten. Ich wünsche Ihnen viele interessante Erlebnisse und hoffe, Sie kommen immer wieder gern zu uns in die Sächsisch-Böhmische Schweiz. Zbyněk Linhart Vorsitzender des Verwaltungsrats der gemeinnützigen Organisation Böhmische Schweiz, Senator des Parlaments der Tschechischen Republik für den Wahlkreis Děčín

Geleitwort des Autors Erinnern Sie sich noch an die Läufer, die mit einer Flagge vor den ersten Automobilen herliefen? So in etwa komme ich mir vor, wenn ich die Artikel für diese Zeitschrift schreibe. Zwar habe ich keine Flagge dabei, dafür aber ein Diktafon und einen Fotoapparat, und es sind auch keine Autos, denen ich vorauseile, sondern meine Leser. Ich versuche, alles Sehenswerte in der SächsischBöhmischen Schweiz in Augenschein zu nehmen, es zu durchwandern, zu erleben, auszusieben und Ihnen weiterzuempfehlen. Womöglich vermissen Sie dabei ein paar vernichtende Verrisse, aber meiner Ansicht nach haben wir davon schon in den Medien mehr als genug. Meine Texte für diese Zeitschrift sind einfach nur positiv. Ich schreibe über das, was gut läuft, was gelungen ist, was sich lohnt. Diesmal vor allem darüber, welche Wege empfehlenswert sind (denn Wege sind diesmal das Hauptthema), wo man gut einkehren und übernachten kann. Dazu gibt es jede Menge neue Tipps für Erlebnisse, die eingentlich fast zu schön sind, um wahr zu sein. Ich hoffe, Sie genießen es genauso wie ich. Rostislav Křivánek Verfasser der Texte

l.n.r.): Jiří Rak, Ros Redaktionsteam (v. tefáčková Tomáš John, Dana Š

p Brodský,

tislav Křivánek, Fili


INHALT

GESCHICHTE UND KULTUR WANDERN AKTIVE ERHOLUNG NATUR VERKEHR INTERESSANTES

Zeichenerklärung über Informationen den Eintritt

Behindertengerechter Zutritt

Auf den Spuren von Krämern, Schmugglern und Wandergesellen ..... 6 Děčín, die erste tschechische Stadt an der Elbe ...................................... 10 Der Klang der Täler und Felsen ............................................................................ 12 Von Krásná Lípa nach Europa und zurück .................................................... 13 Eine Stadt voller Schätze ......................................................................................... 14 Über Sterngucker und ein Schloss in Aktion ............................................. 15 Wege zum kühlen Gerstensaft ............................................................................. 16 Golf im Schoße der Natur ........................................................................................ 18 Der Kapitän der Wälder und Felsen wird fünfzehn................................. 20 Wie Dolní Poustevna zu neuem Leben erwacht ....................................... 22 Auf den Spuren einer Tasche ................................................................................. 24 Natur als Lebensstil ..................................................................................................... 25 So schmeckt die Böhmische Schweiz ............................................................. 26 Eine faszinierende Welt aus Feuer und Glas ............................................... 27 Mit dem Fahrrad auf bekannten und unbekannten Wegen.............. 28 Ein Kurort mit Adrenalinfaktor ........................................................................... 30 Kreuz und quer durch die Sächsische Schweiz – auch ohne Auto! ..... 32 Wiedererstandene Schönheit ............................................................................... 34 Ein Ort, in dem jeder zu Hause ist .................................................................... 36 Doubice? Wer würde hier nicht wohnen wollen….................................. 37 Was man in der Böhmischen Schweiz einst zu essen pflegte ....... 38 Ein Hof voller Gastlichkeit ..................................................................................... 39 Wellington aus dem Forsthaus ............................................................................. 40 Stärkung für Leib und Seele .................................................................................. 41 Für Einsteiger und Profis .......................................................................................... 42 Schöne Aussichten über der Klamm ................................................................. 43 Auf den Spuren von Rudolf Kögler ................................................................... 44 Da steckt Bewegung drin ........................................................................................ 46 Reizvolle Radwanderungen durch das Oberlausitzer Hügelland ..... 47 Auf dem Schienenweg zu neuen Wanderrouten....................................... 48 Das Geheimnis des Umgebindehauses .......................................................... 49 In der Märchenstadt der steinernen Riesen ............................................... 50 Alle Wege führen zum Tokáň . ................................................................................ 52 Orte mit Suchtpotential ........................................................................................... 53 Dinosaurier, wohin das Auge blickt .................................................................. 54 Die schönste Aussicht ................................................................................................ 56 Eine Kur für Leib und Seele .................................................................................... 57 Das Tor nach Böhmen steht weit offen .......................................................... 58 Für Müßiggänger und Wanderfreunde .......................................................... 60 Ein Dorf mit rosigem Leben ................................................................................... 61 Das Schönheitsgeheimnis der kleinen Sakralbauten........................... 62 Der Traum des Fürsten Edmund ........................................................................... 64 Srbská Kamenice, das Tal der geheimen Schönheiten ....................... 65 Die Sorben, ein stolzes und unbeugsames Volk ...................................... 66 Karte ........................................................................................................................................ 68


S채chsische Schweiz


WANDERN

Auf den Wegen unserer Vorfahren

Blick vom Berg Jedlová

Praktische Informationen Mehr Informationen über Wanderrouten, Verkehr und Unterkünfte finden Sie unter www.ceskesvycarsko.cz, oder Sie machen beim Infozentrum in Krásná Lípa Station, wo man Ihnen anhand der Landkarte alles erklären wird.

Die Ruine Tolštejn und der Berg „Jedlová hora“

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AUF DEN SPUREN VON KRÄMERN, SCHMUGGLERN UND WANDERGESELLEN Es gibt nichts, womit man das Leben besser vergleichen kann, als mit einem Weg. Wege kennzeichnen ganz einfach unser Leben, unentwegt streben wir von etwas weg und zu etwas hin. Von Menschen geschaffene Wege waren die ersten Elemente der Kulturlandschaft. Sie wirken beruhigend auf uns. Wenn wir einen Weg finden, können wir sicher sein, dass er zu einem Ziel führt. Wege verbinden. Wege sind verlockend, richtungsweisend, überraschend. Wege verlaufen nicht geradlinig, genauso wie das Leben, hinter jeder Kurve erwartet uns etwas Neues. Man könnte fast sagen, dass Wege zum Menschen gehören, dass der Mensch nicht ohne sie existieren kann. Nur – heute geht man nicht mehr, man rast. Ebenso schnell, wie ein immer dichteres Netz von Straßen und Autobahnen die Landschaft durchzog, begannen auch die einfachen, unbefestigten, uralten, gewundenen Wege zu verschwinden. Sie führten an den Ufern von Flüssen und Bächen entlang, zwischen Feldern hindurch, durchschnitten bewaldete Hänge, kletterten, von Alleen geschützt, zu kleinen Kirchen empor, begegneten einander auf Waldlichtungen. Die Leute pilgerten Sonntag für Sonntag über die Kirchwege zur Messe, trugen ihre Toten auf den Leichwegen zum Friedhof, schlichen sich heimlich über die Schmugglerpfade, ließen ihre Lieder über die Pilgerwege hallen und gingen jeden Morgen mit ihrem Bündel und der Blechkanne zur Arbeit – mal über staubige, mal über schlammige, von Wagenrädern durchfurchte Feldwege. Die Spuren dieser Wege sind bis heute erkennbar und es ist überaus sinnvoll, für ihre Rückkehr auf die Landkarten und ins Bewusstsein der Menschen zu sorgen.


Auf den Wegen unserer Vorfahren

WANDERN

Auf dem Blauen Kammweg Durch den wildromantischen Paulinengrund (Pavlínino údolí) wandern zwei Männer. Sie haben schon ein gehöriges Stück Weg in den Beinen und ein ebensolches liegt auch noch vor ihnen. Sie wandern über den Blauen Kammweg, eine Route, die vom Jeschken (Ještěd) bis zum Rosenberg (Růžovský vrch) führt. Der barhäuptige, ein gewisser Amand Paudler, macht sich unermüdlich Notizen, der mit dem Hut, August Frind, füllt seinen Skizzenblock mit Bildern. Schon einige Zeit zuvor war der Kammweg auf Veranlassung der Delegaten mehrerer Gebirgs- und Wandervereine mit dem Zeichen eines vierzinkigen blauen Kamms markiert worden, es ist also allerhöchste Zeit, einen illustrierten Wanderführer dazu herauszugeben. Dieser erscheint denn auch noch im selben Jahr, anno 1904, unter dem Titel „Der neue Kammweg vom Jeschken zum Rosenberge“ im Druck. Einhundert Jahre später ist der Kammweg in Vergessenheit geraten. Erst in den letzten Jahren wird er wieder instand gesetzt. Der blaue Kamm ist nun in einem roten Feld zu finden und auf dem Gebiet des Bezirks Liberec können sich die Touristen bereits nach ihm richten. Der Bezirk Ústí plant eine Weiterführung der Markierung auf der ursprünglichen Route bis zum Prebischtor (Pravčická brána) und weiter bis ins Erzgebirge (1907 endete der Blaue Kammweg erst in der Nähe der Stadt Aš). Bis zu denen, die engagiert und lautstark nach einer Entsprechung zu den Kammwegen in den Alpen oder in Thüringen verlangten, reichte die Route jedoch nie. Erst jetzt. Durch die Verbindung alter Steige und bereits markierter Wege entstand – auf Anregung der engagierten Mitstreiter der gemeinnützigen Gesellschaft Böhmische Schweiz – die sogenannte Lausitzer Spange.

Wohin jetzt?

Die Lausitzer Spange (Lužická spojka) Es ist ein berauschend schönes Wandergefühl. An der Wegkreuzung „Pod Ptačincem“ oberhalb des Ortes Dolní Podluží biegt man vom Kammweg ab und begibt sich über die alte, sagenumwobene Burgruine Tolštejn, den Berg Jedlová mit dem ehrwürdigen, einhundertvierundzwanzig Jahre alten steinernen Aussichtsturm, an der kleinen Bahnstation in Chřibská vorbei nach Rybniště und an der Jugendstilkirche vorüber hinauf auf den Berg „Široký vrch“. Folgen Sie der roten Markierung und vergewissern Sie sich auf den Wegweisern immer wieder, dass Sie auch wirklich auf dem richtigen Weg – der Lausitzer Spange – sind. Es lohnt sich ein kleiner Abstecher zum Aussichtspunkt „Karlova vyhlídka“ – belohnt wird er mit einem weiten Ausblick über die endlosen Wälder der Böhmischen Schweiz. Dann fällt die Lausitzer Spange eine Weile mit dem Naturlehrpfad „Köglerova stezka“ (Kögler-Pfad) zusammen, von dem an anderer Stelle noch die Rede sein wird. Der Weg führt Sie bis nach Krásná Lípa. Bis in die Lausitz ist es noch weit, aber der Weg ist es wert. In Vlčí hora winken Sie noch einmal dem Kögler-Pfad zum Abschied (also erst, nachdem Sie zum Aussichtsturm hinaufgeklettert sind, der über den Felsen, Wiesen und Wäldern der Sächsisch-Böhmischen Schweiz zu schweben scheint) und lassen sich auf den Berg „Křížový vrch“ (Kreuzberg) bei Brtníky führen. Hier gehen Sie an allen Kreuzwegstationen vorüber, ruhen sich im Infozentrum, das sich die Räumlichkeiten mit der Galerie „Ametyst“ teilt, ein wenig aus und steigen dann zu dem herrlichen, touristisch noch wenig erschlossenen „Grünen Kreuz“ (Zelený kříž) hinauf, einem erfeulich schönen Ort inmitten von Wiesen mit Ausblick auf das Lausitzer Gebirge und mit einem Abzweig zu den Mandava-Quellen, wo Sie weitere bukolische Ausblicke auf die ergreifend schöne Landschaft erwarten. Dann geht es zurück zum rot markierten Wanderweg, auf den höchsten Berg des Schluckenauer Berglandes, den Basaltgipfel Hrazený, und weiter über das Kunraticer Arboretum, vorbei am ehemaligen Luftkurort Karlovo údolí bis nach Šluknov. Dort werden Sie sicherlich das Schloss mit dem schönen Park und der älteste Kreuzweg des Schluckenauer Zipfels in ihren Bann ziehen. Die Lausitzer Spange führt aber noch weiter, am Teich Hraničář vorbei, über Královka, das einstige Königshain, was man ruhig schon im Hinterkopf behalten sollte, denn die sächsische Grenze ist bereits in Sichtweite. Die Wegkreuzung mit dem Bettelmannstein befindet sich dann schon jenseits der Grenze und hier endet (vorerst) auch die Markierung der Lausitzer Spange. Der Weg führt aber weiter und Sie können anhand der deutschen Wegmarkierungen durch die Oberlausitz wandern. Nun haben Sie wacker 41 Kilometer bewältigt – in dem Bewusstsein, den Spuren der Kaufleute, Wandergesellen, Schmuggler und ersten Touristen zu folgen.

Karlova výšina (Karlshöhe)

Die Burgruine Tolštejn

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WANDERN

Auf den Wegen unserer Vorfahren

Auf dem Diebesweg (Zlodějská cesta) So wie die Lausitzer Spange die Böhmische Schweiz und den Schluckenauer Zipfel von Nord nach Süd durchzieht, so verläuft der Diebesweg von Ost nach West durch die Region. Ein seltsamer Name – Diebesweg … Um das zu verstehen, muss man sich in Erinnerung rufen, dass man sich im Grenzgebiet befindet, wo über Jahrhunderte hinweg drei verschiedene Mentalitäten (die böhmische, die sächsische und die lausitzische) und die unterschiedlichsten Staatsgebilde aufeinandertrafen. Hier wurde eben geschmuggelt, um überleben zu können. Von jeher. Es gibt hier sogar regelrechte Schmugglerhelden, zum Beispiel Friedel Pietsch, genannt Paschenfriedel. Zudem wimmelte es hier im Mittelalter nur so von Räubern und noch im 20. Jahrhundert gab es in der Gegend eine erkleckliche Zahl an Wilderern. Und sie alle mussten sich im Verborgenen bewegen, unauffällig, ungesehen, gleichzeitig aber so, dass sie selbst die Gegend weithin einsehen konnten. Der Diebesweg verschwand nie ganz aus dem Bewusstsein der Menschen. Markiert wurde er aber erst vor ganz kurzer Zeit. Wandern Sie doch selbst einmal über diese Route – es ist ein herrlicher Weg! Und außerdem erwartet Sie kurz vor seinem Ende eine Überraschung.

Ein Weg mit atemberaubenden Ausblicken

Aussichtsturm in Janov

Der Ausgangspunkt dieses Weges ist Jiříkov. Anfangs ist er grün markiert, die andere Hälfte des Weges blau. Bevor Sie starten, sollten Sie einen Spaziergang durch Jiříkov machen, ein Städtchen, dem die Touristen zu Unrecht keine Beachtung schenken. Dort finden Sie die von einem Kreuzweg umgebene St. Georgskirche, eine bemerkenswerte barocke Statue und herrliche Umgebindehäuser, die den Bach „Jiříkovský potok“ säumen. Dann führt Sie der Diebesweg durch Hochwälder und Wiesen über Valdek, am Berg „Světlý kopec“ vorbei bis oberhalb des Dorfes Nové Křečany (mit Abzweig zu den Mandava-Quellen). Am Grünen Kreuz (Zelený kříž) schneidet der Diebesweg die Lausitzer Spange, ändert seine Farbe und ist nun blau markiert. Was Sie bis hier vom Diebesweg gesehen haben, wird nun noch einmal um ein Vielfaches gesteigert. Faszinierende Ausblicke auf das Panorama des Lausitzer Gebirges, wo die herausgestreckten Zungen der Wiesen von der gezahnten Silhouette der Wälder im Zaum gehalten werden, versteckte Winkel in dichten Fichtenwäldern und sonnendurchflutete Lichtungen wechseln dort einander ab. Wenn Sie den Gipfel des Plešný hinter sich gelassen haben, gelangen Sie zur berühmten dreiseitigen Dreifaltigkeitskapelle oberhalb von Mikulášovice. Das ist ein bemerkenswerter Ort und ein wirklich wunderbares Bauwerk. Dann geht es wieder in die Wälder und zu den Ausblicken, über den Bach „Bílý potok“ zum Hanč-Kreuz (Hančův kříž) und über die „Na Vršich“ genannte Flur bis nach Tomášov (kurz vor der Kreuzung mit dem gelben Wanderweg biegt hier ein Waldweg nach links ab, an dem nach etwa 200 Metern ein steinernes Sühnekreuz zu finden ist). In Tomášov erwartet Sie dann die versprochene Überraschung. Sie haben nämlich zwei Möglichkeiten. Die erste ist, den Diebesweg weiterzulaufen und bis zum Aussichtsturm „Tanečnice“ aufzusteigen. Während bis jetzt vor allem mit Ausblicken auf das Lausitzer Gebirge aufgewartet wurde, eröffnet sich nun vor Ihnen ein weiter Blick über die gesamte Sächsisch-Böhmische Schweiz, auf die sächsischen Tafelberge, natürlich auf das Lausitzer Gebirger, aber auch auf das Böhmische Mittelgebirge und sogar das Riesengebirge, ja, bei guter Sicht sogar auf die Schneekoppe. Und man sieht auch den Berg Ještěd, den Ausgangspunkt des anfangs erwähnten Blauen Kammwegs. Der Diebesweg endet in Mikulášovice. Dort angekommen, stehen 29 Wanderkilometer zu Buche.

Auf einem uralten Weg zur Elbe

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Die andere Möglichkeit ist aber, von Tomášov aus dem gelben Wanderweg zu folgen, nach zweieinhalb Kilometern die Grenze zu passieren und über die legendäre Alte Hohe Straße zu wandern. Sie wurde schon im Frühen Mittelalter – und möglicherweise auch schon davor – von den Kaufleuten genutzt, die in Postelwitz bei Bad Schandau ihre Waren vom Schiff auf Fuhrwerke umluden, sich dann auf den Weg in die Berge begaben und sich bis nach Mikulášovice und weiter nach Šluknov


WANDERN

Auf den Wegen unserer Vorfahren

durchschlugen, wo sich die Salzstraße anschloss, die nach Bautzen führt. Der Reiz des Abstiegs ins Elbtal besteht allerdings nicht nur in dem Gefühl, womöglich in tausend Jahre alte Fußstapfen zu treten, sondern vor allem in der ausnehmenden Schönheit des Weges. Schon allein die Tatsache, dass Sie der Panoramaweg-Markierung (gelber Kreis) folgen, weist darauf hin, dass die Ausblicke zurück nach Böhmen und auf die Sächsische Schweiz, auf den Lilienstein, den Königstein, die Schrammsteine, die Falkensteine, Lichtenhain und die Felsen am Winterberg, ins Kirnitzschtal und schließlich auch auf die sich dahinschlängelnde Elbe, faszinierend zu nennen sind – und das ist sicherlich nicht zu hoch gegriffen. Wenn Sie über die Felsstufen bis nach Bad Schandau hinuntersteigen, haben Sie (von Jiříkov aus) 42 Kilometer in den Beinen, die definitiv eine Bereicherung sind.

Zum Prebischtor einmal anders Wer diese Zeitschrift regelmäßig liest, der weiß, dass das Prebischtor, die Kamnitzklamm und die Dittersbacher Wände bei Weitem nicht die einzigen Glanzlichter sind, die die Böhmische Schweiz zu bieten hat. Auf der anderen Seite: Wer sie nicht gesehen hat, kann nicht behaupten, hier gewesen zu sein. Der traditionelle Ausgangspunkt ist Hřensko. Wir aber sind auf der Suche nach alten und wieder zugänglich gemachten Wegen, wir wandern diesmal auf anderen Routen und begeben uns auf die Spuren unserer Vorfahren. Während von Hřensko aus der Adel auf Pferden mit Führern und Packeseln zum Prebischtor ritt, führten die Fußwege zum Teil über ganz andere Strecken. Wenn Sie diese Wege entdecken wollen, können Sie zum Beispiel von Janov aus aufbrechen, nachdem Sie die Wanderroute vom neuen Aussichtsturm inspiziert haben. Die gelbe Markierung führt Sie nach Hájenky. Nur ein paar Meter von hier finden Sie ein echtes Indianerdorf namens Rosehill – das sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Nach Hájenky gelangen Sie allerdings auch von Růžová aus, ebenfalls auf dem gelben Wanderweg. So oder so geht es von Hájenky auf dem grün markierten Weg über einen bewaldeten Hang bergab, zunächst allmählich, später sehr steil. Schließlich steigen Sie auch hinab auf den Grund der berühmten Klamm bis zum Bett des wilden Flüsschens Kamnitz. An der Brücke können Sie sich entscheiden, ob Sie nach links, in die Edmundsklamm, nach rechts, in die Wilde Klamm, oder geradeaus gehen. Das ist die Richtung, die wir uns jetzt aussuchen. Ein 500 Meter langer Zickzackweg führt Sie hinauf bis nach Mezná, von wo sie entweder den alten Mühlenweg (Mlýnská cesta - gelb) zum Abzweig „Tři prameny“ und zum Prebischtor einschlagen oder durch eine herrliche Allee (grüne Markierung) nach Mezní Louka wandern, von wo Sie der berühmte Gabrielensteig (Gabrielina stezka), der sich am Fuße der Felsen entlangschlängelt, zum Prebischtor führt. Glauben sie mir, das ist wieder ein völlig anderes Erlebnis als auf der wohlpräparierten Touristenstrecke ab Hřensko. Und noch ein Tipp – starten Sie in Růžová, besteigen Sie den nicht sehr hohen Berg „Pastevní vrch“, von dem aus man einen unfassbar schönen Ausblick hat, und gehen Sie über Kamenická Stráň, ein denkmalgeschütztes Dörfchen voller bezaubernder Umgebindehäuser, hinunter zur Wüstung Dolský Mlýn (Grundmühle). Und wieder haben Sie zwei Möglichkeiten – entweder stromauf am Bach Jetřichovická Bělá, einem nymphenhaften Wasserlauf, entlang nach Jetřichovice und zu den Aussichtsfelsen, oder durch eine tiefe Schlucht nach Vysoká Lípa, auf das Raubschloss Šaunštejn oder zum Kleinen Prebischtor. Alte Wege haben einfach einen unbeschreiblichen Charme. Und wer auf ihnen wandert, nimmt Fühlung auf zum Leben unserer Vorfahren.

Prebischtor

Geheimtipp Zwischen Hřensko und Janov wurde der historische Kirchweg, der sog. Streckweg, wieder begehbar gemacht. Er ist grün markiert und führt gleich zu Beginn an einer architektonischen Sehenswürdigkeit vorbei, einem Jugendstilgaswerk von 1905, einer Art Hobbit-Burg. Wenn Sie hier vorbeikommen, stellen Sie sich vor, dass in der Gegenrichtung die Bauern im Sonntagsstaat an Ihnen vorübereilen, um in Hřensko noch die Morgenmesse in der Nepomuk-Kirche zu schaffen…

Blick vom Aussichtspunkt „Janovská vyhlídka“ auf Hřensko

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GESCHICHTE UND KULTUR

Děčín

DĚČÍN, DIE ERSTE TSCHECHISCHE STADT AN DER ELBE Das Děčíner Elbufer Die Elbe

Praktische Informationen Hilfreiche Informationen – nicht nur über die Elbe – finden Sie unter www.idecin.cz. Städtisches Informationszentrum (Městské informační centrum) Karla Čapka 1441/3, Děčín I (durchgängig 9–17 Uhr, während der Saison ab 8 Uhr): +420 412 532 227, info@idecin.cz Städtisches Informationszentrum Hauptbahnhof (Městské informační centrum Nádraží) (durchgängig 9–17 Uhr): +420 412 532 227, info-nadrazi@idecin.cz Verleih von Raftingbooten oder Kanus unter www.zahranice.com.

Die Děčíner Bibliothek mit Infozentrum

Wussten Sie, dass … … die Via Ferrata zehn Wege mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden umfasst und einige davon auch schon für größere Kinder geeignet sind? Klettersteig-Sets (einschl. Führer) können Sie im nahegelegenen Fahrradverleih „Cyklopůjčovna. com“ oder in der benachbarten Ozzy-Bar ausleihen.

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Wer den Zauber dieses Flusses auf den ersten Blick begreifen möchte, sollte sich zum Aussichtspunkt auf der Schäferwand (Pastýřská stěna) begeben, der – wie vieles in Děčín – nach Miroslav Tyrš benannt ist. Dieser Blick trifft mich jedes Mal ins Herz, er ist einfach überwältigend! Würdevoll schlängelt sich der Fluss durch das Tal und um ihn herum breitet sich die Stadt aus. Direkt gegenüber erhebt sich das strahlend weiße Schloss, das nach langer Zeit aus seinem Dornröschenschlaf zu neuem Leben erwacht und wieder ein Schmuckstück geworden ist. Das andere Wahrzeichen der Stadt ist die Tyrš-Brücke (Tyršův most). Sie ist über achtzig Jahre alt und in der Zeit, als sie die alte Kaiserin-Elisabeth-Kettenbrücke ersetzte, war sie die größte Brücke der gesamten Tschechoslowakei. Dahinter ist die moderne Architektur der neuen Děčíner Bibliothek zu sehen, die hinter der Brücke förmlich hervorleuchtet. Ihr sollten Sie einen Besuch abstatten, dort hat nämlich eines der beiden städtischen Informationszentren seinen Sitz (das andere befindet sich im Hauptbahnhof), wo man Sie berät, mit Materialien versorgt und Ihnen sogar einen Imbiss anbietet. Vor der Bibliothek, die die Děčíner (nach dem Gebäude, das sich vorher dort befand) wohl auf ewig „Atlantic“ nennen werden, ankern auf dem Fluss kleine Boote in einem funkelnagelneuen Hafen – Sie können sich hier also durchaus wie irgendwo am Mittelmeer fühlen. Die größeren Verkehrsschiffe der Děčíner Elbschifffahrtsgesellschaft liegen unterhalb des Schlosses vor Anker. Auf ihnen können Sie durch den spektakulären Elbcañon zum Beispiel nach Hřensko, Dresden oder bis ins Königreich des Porzellans, nach Meißen, fahren. Ein Stück weiter, im Nordosten, erhebt sich der Berg „Stoličná hora“, der hier aber eigentlich nur „Quaderberg“ genannt wird. Vom Infozentrum in der Bibliothek aus führt der grün markierte Rundweg dorthin. Wenn Sie bis nach oben steigen, erwarten Sie zur Belohnung mehrere Ausblicke, von denen vor allem der Aussichtspunkt „Labská stráž“ (Elbwarte), an dem sich ein historischer Sandsteinpavillon befindet, legendär ist. Wenn Sie einen guten Rat möchten: Geben Sie sich nicht mit diesem Ausblick zufrieden und gehen Sie auf dem rot markierten Weg, der parallel zum Rand der Felsen über dem Elbtal entlangführt, weiter bis zu dem „Belvedér“ genannten großflächigen Steinplateau. Den Ausblick von dort werden Sie ihr Leben lang nicht vergessen. Nun aber liegt Ihnen die Stadt zu Füßen und Ihre Augen schweifen erneut zum Ufer unterhalb des Děčíner Schlosses. Dort ist nämlich etwas in Bewegung. Eine Gruppe von Leuten steigt dort in ein Raftingboot und begibt sich unter den Augen der Kormorane und Biber auf eine abenteuerliche Fahrt bis in die Gegend von Hřensko oder auch noch weiter, bis zu den Sandsteinwänden in der Sächsischen Schweiz. Einen solchen Ausflug können Sie sich selbstverständlich auch gönnen, die Agentur „Za hranice“ leiht Ihnen gern ein Raftigboot und holt es am Zielpunkt wieder ab. Wenn Sie sich für eine solche Tour entscheiden, werden Ihnen vom Ufer die Radfahrer zuwinken, die ihre Fahrt auf dem Elbradweg genießen, der von Prag bis nach Hamburg führt. Sehr wahrscheinlich wird Ihnen auch ein Frachter begegnen. Die gehören nämlich von jeher zu Děčín. Um aber Näheres über sie zu erfahren, müssen wir ans andere Ufer hinüber.

Das Elbufer in Podmokly Das Děčíner Museum mit einer Ausstellung über die Entwicklung der Elbschifffahrt befindet sich im ehemaligen Jagdhof derer von Thun und bietet einen abwechslungsreichen Ausflug in die Geschichte der Schifffahrt auf der Elbe von den alten Slawen bis in die heutigen Tage. Und es ist ein fesselnder Ausflug, das können Sie mir glauben. Nicht weit von hier, am Elbufer, eigentlich direkt unterhalb des Aussichtspunktes, von dem Sie noch vor einer Weile hinabgeschaut haben, beginnt eine weitere prestigeträchtige Děčíner Sehenswürdigkeit, die Via Ferrata, also ein gesicherter Klettersteig über den Felsen nach oben. Ausprobieren können ihn auch absolute „Nichtkletterer“ – es ist ungefährlich und faszinierend. Noch etwas weiter, gleich hinter der Brücke, können Sie in Ruhe auf einer Bank in Bootsform ihren Gedanken nachhängen. Bei niedrigem Wasserstand sehen Sie vor sich den „Hungerstein“ (Hladový kámen), in den Inschriften eingeritzt sind, mit denen unserer Vorfahren über Zeiten der Dürre klagten – eines der ältesten hydrologischen Zeugnisse Mitteleuropas. Dann bekommen Sie vielleicht Lust, sich aufs Rad zu schwingen und auf dem Elbradweg flussabwärts zu fahren … aber dazu erst beim nächsten Mal.


Děčín

GESCHICHTE UND KULTUR

Ein tierisches Zoovergnügen In Děčín gibt es offenkundig viel zu sehen. Jede Stadt hat aber ihre touristischen Highlights. Děčín hat zwei davon. Das erste ist der zoologische Garten, von dem ich zu behaupten wage, dass er der schönste in der ganzen Tschechischen Republik ist, darauf gebe ich gern Brief und Siegel. Der Zoo fügt sich harmonisch in einen Waldpark ein und ist nur einen Katzensprung vom Aussichtspunkt auf der Schäferwand (Pastýřská stěna) entfernt. Und er lädt seine Besucher – egal ob jung oder alt – zum Spielen ein. Schließlich trägt er auch den stolzen Titel „Familienfreundliches Unternehmen“ und es ist sicherlich kein Zufall, dass er im vergangenen Jahr 110 000 Besucher zu verzeichnen hatte, also die meisten in seiner 66-jährigen Geschichte. Dabei geht es nicht nur um das große Kindergelände mit Kletterburg, Seilbahn, Kletterwand und Streichelzoo. Dieser Ort ist einfach absolut interaktiv. Auf Schritt und Tritt erwarten Sie Ideen, bei denen Sie in Aktion treten können – Tastboxen, in denen man zum Beispiel die Hülle einer gehäuteten Schlange befühlen kann, oder Riechboxen, wo man Gelegenheit hat, den Geruch eines Tieres einzusaugen. Sie können sich ansehen, was die Tiere fressen, es gibt auch Tafeln, die sprechen können und von der Telefonzelle aus kann man ein Tier seiner Wahl anrufen … An den Stationen mit Zoorekorden kann man ausprobieren, ob man zum Beispiel höher springen kann als einen Floh oder ein Gürteltier. Es gibt hier 450 Tiere, die 150 Tierarten angehören. Das Hauptziel ist die Aufzucht und Haltung seltener und wenig bekannter Tierarten, die man anderswo in der Tschechischen Republik nicht antrifft. So sind beispielsweise Siegfried und Helga die einzigen Grizzlybären in Tschechien. Weitere Besuchermagneten sind der Malaienbär, der Nebelparder, der PrinzAlfred-Hirsch, die Großen Ameisenbären, der Gelbwangenkakadu, das Baumstachelschwein, die imposanten Mishmi-Takine oder meine persönlichen Favoriten – die Wasserschweine (für Unkundige: sehr, aber wirklich sehr großgewachsene Meerschweinchen). Zudem gibt es hier ein Gehege mit Tieren, die in der Umgebung, in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz, leben – so begegnet man zum Beispiel dem Marder, dem Dachs und dem Luchs. Ihre Kinder können Sie in einem Holzwägelchen durch den Zoo kutschieren, während Ihr Blechgefährt auf dem kameraüberwachten Parkplatz eine Pause einlegt und alle Wertgegenstände, die Sie nicht herumtragen möchten, im Tresor an der Kasse lagern.

Streichelzoo

Praktische Informationen Außer auf den Internetseiten www.zoodecin.cz finden Sie die Veranstaltungen und Aktivitäten des Zoos auch auf Facebook, Twitter und Google Plus. Aktuelles zum Schloss finden Sie unter www.zamekdecin.cz.

Zu Besuch bei Familie von Thun Das zweite Glanzlicht der Stadt ist das Schloss Děčín. Das ist einfach ein zauberhafter Ort und das meine ich wörtlich, denn anders als mit Zauberei konnte ich mir lange nicht erklären, wie man aus von Soldaten abgewohnten und heruntergewirtschafteten Räumlichkeiten in fünfundzwanzig Jahren ein herrliches und würdiges Schloss mit drei Besucherrundgängen und Terrassengarten machen kann. Wann immer ich hierher komme, immer gibt es etwas Neues. Es ist sogar schon gelungen, einen großen Teil des ursprünglichen Mobiliars und der Gemälde ausfindig zu machen, hierher zurückzubringen und größtenteils auch zu restaurieren. Da können Sie es sehen – es ist doch keine Zauberei, sondern es sind die Menschen, die mit Begeisterung und Leidenschaft daran arbeiten. Und was gibt es hier zu entdecken? Zwei gleichwertige Rundgänge durch die Innenräume (ich persönlich empfehle beide), die sich durch eine fast pedantische Authentizität und echte Wohnlichkeit auszeichnen, fast hat man das Gefühl, einer der von Thuns sei nur einmal kurz weggegangen und würde jeden Moment wiederkommen. Der erste Rundgang heißt „Die goldenen Jahre des Děčíner Schlosses“. Er führt Sie durch das Leben der Familie von Thun im 19. Jahrhundert. Auf dem zweiten Rundgang „Zu Besuch bei Fürst Franz von Thun“ gelangt man in Räume, in denen der Fürst tatsächlich residiert hat. Für größere Kinder gibt es die ziemlich gruselige „Führung mit dem Schwarzen Ritter“ (dabei kommen die Kindern auch an Orte, die der normale Besucher nicht zu sehen bekommt). Der dritte Rundgang ist teilweise eine Außenführung und nennt sich „Die barocken Perlen des Schlosses“. Für diesen habe ich eine besondere Schwäche – er führt Sie in die wunderbaren barocken Pferdestallungen, in den Rosengarten mit der Sala terrena und dem herrlichen Gloriette, in den Verbindungsgang, der in die Heilig-Kreuz-Kirche und zur „Langen Fahrt“ (Dlouhá jízda), einem europaweit einzigartigen Zugangsweg zum Schloss, führt. Draußen kann man dann durch die wunderschönen Gärten spazieren, die sich an den Südhängen oberhalb der romantischen Marienwiese befinden. Ich gestehe, dass ich für das Děčíner Schloss wohl nicht das Zeug habe. Das Erlebnis dieses Schlossbesuchs in Worte zu fassen, übersteigt einfach meine Möglichkeiten. Da werden Sie sich wohl oder übel selbst auf den Weg dorthin machen müssen, um es höchstpersönlich zu erleben. Auf jeden Fall wird es Sie begeistern, das können Sie mir glauben.

„Lange Fahrt“ und Rosengarten auf dem Děčíner Schloss

Wussten Sie, dass … … Sie mit der Eintrittskarte für den Zoo auch Zutritt zur faszinierenden Ausstellung „Paradiesische Inseln“ haben, die sich über vier Stockwerke erstreckt und zu der auch ein riesiges Meeresaquarium gehört?

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GESCHICHTE UND KULTUR

Persönlichkeiten

DER KLANG DER TÄLER UND FELSEN Bei Ihren Streifzügen durch die wunderbaren Felsenstädte, Wiesen und Wälder, dunklen Schluchten und sonnendurchfluteten Bachtäler werden Sie vielleicht das Gefühl haben, eine Melodie zu hören. Mit jedem Schritt wächst die Gewissheit, dass es einen Ort geben muss, an dem sie wie ein Quell aus dem Berginneren hervorsprudelt. Wenn Sie auf Ihrer Wanderung einen Steinwurf von Růžová entfernt an den überaus malerischen Umgebindehäusern und Anwesen in Kamenická Stráň vorbeikommen und eine Weile vor dem ausladenden Gebäude mit der Nummer eins am Türrahmen stehen bleiben, befinden Sie sich bereits im unmittelbaren Dunstkreis der Töne und Klänge. Es handelt sich nämlich um das Haus, in dem wichtige Werke des Komponisten Miloš Bok entstanden sind. Miloš Bok

Wussten Sie, dass … … im März 2016 das erste Mal ein Werk von Bok, nämlich die monumentale Komposition „Apokalypse in Kamenická Stráň“, von der Tschechischen Philharmonie im Rudolfinum in Prag uraufgeführt wird? Und dass das Stück vom international renommierten Dirigenten Manfred Honeck dirigiert wird, der sich diese Komposition selbst ausgesucht hat?

Ein Haus voller Musik Von klein auf fuhr er mit seinen Eltern in das geräumige Bauernhaus nach Kamenická Stráň, er wuchs hier auf, suchte und fand eine Beziehung zu dieser bemerkenswerten Landschaft und begann sehr früh, schon als Junge, zu komponieren. Mit zwölf wurde er am Konservatorium aufgenommen. Als er siebzehn war, kehrte er von einem Konzert zurück, das er mit Freunden in der Bohosudover Basilika gegeben hatte, erfüllt von Gedanken, die ihm durch den Kopf wirbelten. Vor ihm lag eine Herausforderung, die seine Fähigkeiten zu übersteigen schien. Dennoch beschloss er, sie anzunehmen. Der Bohosudover Pater Josef Cukr hatte ihn aufgefordert, ein liturgisches Stück zu komponieren und ein halbes Jahr später in Bohosudov aufzuführen. Der junge Miloš arbeitete nun, umgeben von der unvergleichlichen Atmosphäre und dem Genius Loci des Dörfchens Kamenická Stráň, Tag für Tag an einer oppulenten und mit ihrem großen Umfang längst unüblich gewordenen Missa solemnis. Den Warnungen, man werde ihn aus dem Konservatorium werfen, zum Trotz, unter diffizilen konspirativen Vorkehrungen, buchstäblich in der Nachbarschaft einer großen sowjetischen Garnison führte er dann in Bohosudov mit fast allen seinen Mitschülern seine bahnbrechende Messe auf. Bahnbrechend war sie vor allem für ihn selbst, denn sie war, sowohl moralisch als auch beruflich, richtungsweisend für sein weiteres Leben. Seit dieser Zeit widmet sich Miloš Bok ausschließlich der geistlichen und liturgischen Musik, die er versucht, zum Leben zu erwecken bzw. am Leben zu erhalten, auf ein höheres Niveau zu heben und die Kirchen, aber auch die Wiesen und Wälder mit ihr zu erfüllen. Seine Missa solemnis wurde seitdem fast fünfzigmal aufgeführt und drang sogar bis in die berühmte Carnegie Hall vor. Das malerische Umgebindehaus in Kamenická Stráň war die Quelle, aus der Miloš Bok auch weiterhin ausgiebig schöpfte. Er schuf hier viele seiner Kompositionen. Bei einigen verweist auch ihr Titel direkt auf die Landschaft ihrer Entstehung – zum Beispiel beim umfangreichen Oratorium „Die Kobolde aus dem Kirnitzschtal“ (Skřítkové z Křinického údolí) und bei der noch unvollendeten „Apokalypse in Kamenická Stráň“ (Apokalypsa v Kamenické stráni).

Unterwegs mit einer Botschaft

Das Haus mit der Nummer eins in Kamenická Stráň

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Heute lebt der 47-jährige Komponist in einem kleinen Dorf bei Žlutice, aber ein Teil seiner Seele ist unwiderruflich mit der Böhmischen Schweiz verbunden. Die Bescheidenheit, mit der er durchs Leben geht, ist außergewöhnlich. Medienrummel und Ruhm kümmern ihn nicht, von geistlosen Partys hält er sich fern, er bemüht sich nicht darum, „gesehen zu werden“. Er unterrichtet. Nicht etwa an der Universität, sondern an mehreren Grund- und Kunstspezialschulen, unter anderem auch in Děčín. Wo immer er hinkommt, entsteht wie durch Zauberhand ein Orchester, Kinder entdecken staunend die klassische Musik und deren religiöse Dimension. Er komponiert. Er dirigiert. Er hat die Gabe, die Dinge in Beziehung zu setzen und zum Leben zu erwecken. Häufig und gern arbeitet er mit einem Děčíner Chor zusammen, der seine Werke übrigens schon zu Zeiten des kommunistischen Regimes aufführte. Die bereits erwähnte Bescheidenheit zeigt sich auch in in seinem Lebenswandel. Wenn Sie ihn kennen würden, wäre Ihnen klar, dass er nicht allein unterwegs sein kann. Immer umgibt er sich mit einer Schar begeisterter Musiker und Sänger, mit absoluten Amateuren und erstklassigen Instrumentalisten tschechischer und ausländischer Orchester, schafft einen auf den ersten Blick inhomogenen, beim ersten Zuhören jedoch auf unbegreifliche Weise homogenen und einzigartigen Klangkörper und reist mit der Böhmischen Weihnachtsmesse von Jakub Jan Ryba durch die tschechischen Kirchen. Zu Weihnachten 2014 beispielsweise erklang die von ihm aufgeführte Hirtenmesse auch in der Peter- und Paulskirche in Růžová. Miloš Bok und seine Musik sind einfach ein für allemal ein Teil dieser Landschaft der Felsen und Schluchten.


Persönlichkeiten

GESCHICHTE UND KULTUR

VON KRÁSNÁ LÍPA NACH EUROPA UND ZURÜCK Wir schreiben das Jahr 1922 und die gnädige Frau Bürgermeister stolziert an der Seite ihres Mannes, des ehrwürdigen Herrn Bürgermeisters August Böhm, über den Marktplatz in Krásná Lípa. Gemessenen Schrittes streben sie auf eine Straße zu, die schon seit einigen Tagen einen neuen Namen trägt – August-Frind-Straße. Im Haus Nummer zwei wohnt der frischgebackene Ehrenbürger der Stadt, der bedeutende Maler und Porträtist, eben jener besagte August Frind. Die Frau Bürgermeister erstarrt vor Schreck, als Albin Liebisch, der gerade das neue Modell seines unverwechselbaren Motorrads ČechieBöhmerland einfährt, an ihnen vorbeirast, dann betreten die beiden aber bereits das Atelier des Meisters, wo die Gattin des Bürgermeisters dem Maler Modell sitzen wird.

August Frind

Zwei grundverschiedene Freunde

Wussten Sie, dass …

Als er 1852 in Krásná Lípa als Kind einer armen Weberfamilie zur Welt kam, wurde ihm ein gerüttelt Maß an künstlerischem Talent in die Wiege gelegt. Seine Bildungsaussichten waren allerdings nicht gerade rosig, er machte eine Ausbildung zum Lithografen und seine mit Bleistift gezeichneten Genrebilder und Porträts landeten in der Schublade. Als geschickter Lithograf hatte er die Möglichkeit, sich auf Wanderschaft ins benachbarte Sachsen zu begeben, von wo er dann unter anderem nach Düsseldorf aufbrach. Dort hatte er Zugang zur anregenden Gesellschaft von Künstlern aller Art, was in ihm den Wunsch weckte, zu studieren und Maler zu werden. Er hätte diesen Wunsch in seinem Inneren wohl mit einem Seufzer zum Schweigen gebracht, doch er hatte Glück. Nur ein Jahr später als er war in Krásná Lípa ein gewisser Karl Dittrich geboren, dessen Eltern zu den wohlhabendsten Bürgern der Stadt gehörten. Karls Mutter Theresia war von dem Talent und der Armut dieses Altersgenossen ihres Sohnes so gerührt, dass sie beschloss, August ein Studium an der Dresdner Kunstakademie zu ermöglichen. So kann August studieren, er und sein Freund Gustav reisen durch ganz Deutschland und malen wie besessen. Frinds Bilder erhalten im Laufe der Zeit viele Studienpreise und er bekommt sogar einen ersten professionellen Auftrag – ein Altarbild für die Kirche im polnischen Żyrardów, wo Dittrichs Familie Miteigentümer einer mechanischen Spinnerei ist. Und während Karl von seinem Vater die Leitung des Unternehmens übernimmt, verschönert August die Kirche, die sich in Sichtweite der Fabrik befindet. Der Stern der beiden steigt – Karl verhilft der Firma seines Vaters zu Weltruhm, August mietet ein Atelier in München und stellt in Städten wie Wien, Paris und London aus. Nach Krásná Lípa reist er jeden Sommer und 1893 entwirft er anhand alter Siegel das Stadtwappen. Er erhält hier aber auch andere Aufträge – neben den Altarbildern und einem Fensterentwurf für die hiesige Kirche vor allem eine wunderbare Arbeit an einer großzügigen und einzigartigen Familiengruft – natürlich von niemand anderem als der Familie Dittrich. Dieses Mausoleum schmückt er nach und nach mit Wandmalereien, einem Altar, Kniebänken und einem Eisengitter aus und entwirft dafür sogar eine originelle Beleuchtung. Seine Beziehung zu Karl ist mittlerweile fast freundschaftlich, sie begegnen einander mit gegenseitiger Achtung.

… sich ein erheblicher Teil von Frinds Werken heute im Depot des Museums Rumburk befindet, wo auch einige seiner Bilder zu sehen sind. Die Frind-Straße befindet sich heute an anderer Stelle als zu Augusts Lebzeiten – die ursprüngliche Frind-Straße heißt heute Smetanova ulice. Das Haus Nr. 2 ziert eine Gedenktafel und man findet es gleich hinter dem Haus der Böhmischen Schweiz (Dům Českého Švýcarska). Krásná Lípa hat auch ein „FrindHaus“, was allerdings nur ein symbolischer Name ist. Es handelt sich um das älteste Haus der Stadt und ist am Marktplatz zu finden. Heute kann man im Erdgeschoss gemütlich in einer Konditorei sitzen. Frinds Elternhaus hat die Nummer 224 und man findet es an der Straße nach Varnsdorf.

Rückkehr nach Hause Der Verkaufserfolg bei den Ausstellungen bleibt aus, und so kehrt August Frind 1912 dauerhaft in seine Heimatstadt zurück. Er bleib allein, ohne Familie und schon bald auch ohne Freunde und Förderer zurück, denn Theresia Dittrich stirbt kurz nach seiner Rückkehr, Karl im Jahr 1918. Und so flüchtet sich August in seinen einzigen Trost, die Kunst. Er schmückt Kirchen, Bildstöcke und Kapellen mit Bildern und wird im Laufe der Zeit zu einem gefragten Maler von Blumenstillleben und, was noch wichtiger ist, zu einem beliebten Modeporträtisten. Schließlich erntet er doch noch Anerkennung, sogar in seiner Heimatstadt. Nun steht er hier als Ehrenbürger und porträtiert die Frau des Bürgermeisters. In zwei Jahren soll er gar als Schirmherr der „Gewerbeausstellung“ in Krásná Lípa fungieren. Diese Ehre wird ihm aber nicht mehr zuteil, er stirbt am 4.8.1924, um vier Uhr morgens. Sein Werk hatte er schon einige Jahre zuvor der Stadt überlassen. Aus seiner Wohnung wird nach und nach ein Museum.

August Frind: Die heiligen drei Könige mit ihrem Stern

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Rumburk

EINE STADT VOLLER SCHÄTZE Auch wenn Sie nur wegen der nördlichsten böhmischen Loretokapelle, einer der faszinierendsten Sehenswürdigkeiten im Schluckenauer Zipfel, nach Rumburk kommen sollten – schon allein dafür lohnt es sich. Und wenn Sie einmal dort sind, lassen Sie sich von Rumburk überraschen! Rumburk ist eine Stadt, die sehr viel mehr zu bieten hat, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Sie werden sehen, dass Ihnen ein Tag am Ende dafür gar nicht ausreichen wird.

Ein Wunder namens Loreto

Marktplatz mit Pestsäule

Praktische Informationen Sich über Rumbuk zu informieren, lohnt sich. Am besten, Sie besuchen die Seiten www.rumburk.cz, www.loretarumburk.cz, www.icrumburk.cz.

Die Rumburker Loretokapelle. Für mich persönlich ein wundertätiger Ort. Denn wann immer ich hierher komme, gibt es etwas Neues, etwas, das gerade erst entdeckt wurde, etwas Rekonstruiertes, eine neue Ausstellung … – und das ist ja wohl nichts anderes als ein Wunder. Man kann das ganze Jahr über hierher kommen, an Werktagen wie an Feiertagen, manchmal sogar im Dunkeln, wenn die bezaubernden Führungen bei Kerzenschein stattfinden, und natürlich auch, wenn hier das Loretofest (dem das Zertifikat „Regionalerlebnis der Böhmischen Schweiz“ zuerkannt wurde) oder das Portiuncula-Fest stattfinden. Es ist, als würde man in eine andere Welt eintauchen. Das reich verzierte Heilige Haus ist von einem Kreuzgang mit vier Eckkapellen umgeben. Wenn man durch den Kreuzgang wandelt, die Wandmalereien auf sich wirken lässt, bis zum stilisierten Kerker Christi und schließlich zur prachtvollen und wunderbar rekonstruierten Heiligen Stiege geht, die von Statuen höhnisch lächelnder Juden gesäumt wird, wenn man in die Santa Casa hineinschaut, der Schwarzen Madonna von Loreto gegenübersitzt – das sind so ruhige und tröstliche Momente, dass sie jenseits von Raum und Zeit zu sein scheinen. Zu besichtigen sind auch die Krypta sowie die Keller- und Bodenräume. Durch einen Verbindungsgang gelangt man auch in die Klosterkirche St. Laurentius. Auch die Dauerausstellung „Sakrale Kunst im Schluckenauer Zipfel“ sollte man sich nicht entgehen lassen. Zuvor werden Sie aber schon einige der vielen Ausstellungen im Kreuzgang gesehen haben. Im Sommer können Sie auf dem LoretoAreal auch Ihre Kinder abgeben, denn es gibt hier ein spezielles Programm für sie – ich persönlich würde Ihnen aber empfehlen, auch selbst mit daran teilzunehmen. Dann können Sie nämlich alle zusammen die einfallsreiche Rallye absolvieren – einen Ausflug durch Rumburk, der mit einer Rätselfrage verbunden ist. Sie durchkämmen die Stadt von der Gotik bis zum 20. Jahrhundert, lösen Aufgaben, suchen nach Insignien und setzen das Lösungswort zusammen. Wem das gelingt, der wird auf dem Loreto-Areal in die Schatzkammer eingelassen und bekommt eine Belohnung. Die größte Belohnung ist aber, dass man dabei der Seele dieser Stadt ein Stück näher kommt.

Quer durch die Jahrhunderte Das Loreto-Areal

Geheimtipp Der Berg Dymník oberhalb der Stadt. Warum? Aussichtsturm, Hochseilpark, Restaurant, Fußballgolf- und Frisbeeplatz gepaart mit der steinernen Esoterik des Lebensbaums … Unterhaltung für einen ganzen Tag.

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Und was nun? Mit Sicherheit sollten Sie zum Marktplatz (Lužické náměstí) gehen. Neben den denkmalgeschützten Bürgerhäusern mit Laubengängen und reichen Stuckverzierungen wird Sie vor allem die frühbarocke Dreifaltigkeitssäule in Erstaunen versetzen. Sie wird gekrönt von einer Marienskulptur, die von sieben Heiligenstatuen umgeben ist – wirklich ein einmaliger Anblick! In Rumburk gewesen zu sein, ohne die Šmilovského-Gasse, ein zauberhaftes „Hobbiton“ mit achtzehn denkmalgeschützten Umgebindehäusern, gesehen zu haben, wäre einfach töricht. Etwas Vergleichbares werden Sie nämlich nirgendwo sonst finden – ein Weberdörfchen mitten in der Stadt. Nachdem Sie sich in einem der Parks ausgeruht haben, können Sie noch einmal dieselbe Runde ablaufen – und wieder werden Sie etwas Neues entdecken. Diesmal sind es die bemerkenswerten Häuser aus dem vergangenen Jahrhundert, die Sie ansprechen – die ehemalige Deutsche Bank des Architekten Lehmann, die funktionalistische Villa in der Okružní-Straße, das legendäre Café Henke, ein Gebäude zwischen Art déco und Kubismus … Tja, nicht einmal ein Zehntel davon findet hier Platz – da werden Sie wohl ins Informationszentrum am Marktplatz gehen müssen, wo man Ihnen genau sagen kann, was Sie sich ansehen sollten. Ich werde Sie nur noch zu einem letzten Spaziergang ermuntern, der dafür aber der schönste sein wird. Er führt auf einen Berg, der sich am östlichen Stadtrand erhebt, aber vom Zentrum aus in wenigen Minuten zu erreichen ist. Es ist der Berg „Strážný vrch“. Auf seinem Gipfel finden Sie ein bezauberndes Kirchlein mit einer bewegten Geschichte. Die St. Johanniskapelle musste schon für die verschiedensten Zwecke herhalten – sie wurde in eine Windmühle umgebaut, sogar ein Restaurant befand sich darin … Heute wird sie aber wieder als Gottesdienstraum genutzt, und zwar von orthodoxen Christen. Vor allem aber befindet sich auf der angrenzenden Wiese ein interessanter Kreuzweg mit relativ gut erhaltenen Reliefs. Ein guter Ort zum Auftanken – so viel kann ich garantieren.


Mikulášovice, Šluknov

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ÜBER STERNGUCKER UND EIN SCHLOSS IN AKTION Die Mikulášovicer Sterne Über Mikulášovice erfahren Sie in dieser Zeitschrift jedes Mal etwas Neues. Kein Wunder, es gibt hier wirklich viele Dinge, von denen bei Weitem nicht jeder weiß. Es gibt hier die herrliche St. Nikolauskirche, kleine renovierte sakrale Denkmäler, die wundervolle dreiseitige Dreifaltigkeitskapelle, die Drei-Väter-Kapelle mit einer nagelneuen Kuppel, die von Handwerkern aus dem Ort gefertigt wurde, bemerkenswerte Industriebauten, die mittlerweile auch schon Denkmäler sind, es gibt hier ein hervorragendes Informationszentrum mit einem kleinen Museum, in dem restaurierte historische Ansichtskarten und historische Produkte aus den Mikulášovicer Fabriken zu bewundern sind – zum Beispiel Messer, Schleifenbänder, Bürotechnik und sogar Medaillen. Im selben Haus befindet sich auch die Kreativwerkstatt „Skloluxus“, wo man sich im Bemalen von Glas oder Keramik versuchen kann. Nur wenige kennen das herrliche Mikulášovicer Naturbad, in dem man noch die ruhige Atmosphäre der Ersten Republik vorfindet. Diesmal möchte ich Sie aber anderswohin einladen. Das unauffällige Haus gegenüber der Kirche hat eine eigenartige Kuppel. Vielleicht eine Sternwarte? Sie werden staunen, das ist tatsächlich richtig! Genau vor einhundert Jahren beobachtete hier der Apotheker Adolf Krause zum ersten Mal den Nachthimmel. Und nun stellen Sie sich vor, dass es doch tatsächlich gelungen ist, diese Rarität über die Zeit zu retten, sodass Sie sich nun tagsüber die Originaltechnik ansehen können, die von Einheimischen liebevoll instand gesetzt wurde, und nachts können Sie bei den regelmäßig veranstalteten Sternkundeabenden durch eine Luke in der sich drehenden Kuppel die Sterne beobachten. Und wie kann man am besten herausfinden, was Mikulášovice noch alles zu bieten hat? Am besten man geht ins Informationszentrum. Dort führt man Sie durchs Museum, besorgt den Schlüssel für die Kirche oder die Sternwarte, bietet Ihnen exklusive Ansichtskarten an (Anmerkung für die jüngere Generation: so eine Art MMS in Papierform) und gibt Ihnen einen Stadtplan, einen Rat und ein Lächeln mit auf den Weg. Und noch ein charmanter Hinweis zum Schluss: Wenn nachts die Sternwarte in Betrieb ist, wird im Stadtzentrum die Straßenbeleuchtung abgeschaltet, damit der Himmel besser zu sehen ist. Das Leben kann doch noch schön sein!

Die Sternwarte auf einem historischen Foto

Praktische Informationen Viele nützliche Informationen finden Sie unter www.mikulasovice.cz oder unter www.mikulasovice.info. Suchen Sie ruhig auch einmal unter www.mesto-sluknov.cz.

Ein Schloss voller Leben Als 1986 im Šluknover Schloss, einem Kleinod der sächsischen Renaissance, ein Feuer ausbrach, wurde der größte Teil der Gebäude zerstört. Heute mag man das gar nicht glauben. Oft sagt man, dass jemand wie Phönix aus der Asche gestiegen ist – für dieses Schloss gilt das wortwörtlich. Das Šluknover Schloss ist heute wieder eine Zierde und von Jahr zu Jahr kommen mehr Besucher. So hatte es beispielsweise im vergangenen Jahr einen Besucherrekord zu verzeichnen. Warum? Das einzigartige Gebäude, das von einem sorgfältig wieder hergerichteten Park mit Rosengarten, einem Brunnen, einem Pavillon, einem See und herrlichen hochgewachsenen Bäumen umgeben ist, ist nämlich keine jener eintönigen Aneinanderreihungen von Schlafzimmern. Es ist ein Schloss, in dem eine Veranstaltung die nächste jagt – bis zu vierzig sind es pro Jahr! Ausstellungen, Konzerte, Theateraufführungen, Reisevorträge, Festivals … Für 2015 sind beispielsweise eine Ausstellung historischer Kinderwagen, eine Dessous- und eine Legoausstellung geplant – auf einer Fläche von sage und schreibe 600 Quadratmetern! Unter dem Dach kann man in einem wirklich einzigartigen Raum die Figuren und Flugobjekte des Holzschnitzers Vítězslav Fischer besichtigen. Nicht verpassen sollten Sie die hiesigen Schlossabende mit Besichtigung, die oft noch mit der szenischen Darstellung einer Sage, einem Konzert bei Kerzenschein oder einem gemütlichen Beisammensein in der Teestube unter dem Dach kombiniert sind. Und Ausstellungen? Davon gibt es sogar mehrere. In der historischen Ausstellung staunt man über die Kunstfertigkeit der heutigen Handwerker, die Kopien der Fußböden, Türgewände und Kassettendecken angefertigt haben, die dem Brand zum Opfer gefallen waren – man meint ja immer, dass so etwas heute gar niemand mehr zuwege bringt. Hinzu kommt noch eine Ausstellung über den Schluckenauer Zipfel, eine Ausstellung über Kriegsveteranen und den Ersten Weltkrieg sowie das Forstmuseum. Im Erdgeschoss erfahren Sie von den freundlichen Damen im Informationszentrum alles, was Sie wissen möchten. Es bleibt noch anzumerken, dass die historische Ausstellung zurzeit noch deutlich erweitert wird und dass das Schloss ganzjährig geöffnet ist – einer Bereicherung Ihres Urlaubsoder Ausflugsprogramms durch einen Besuch dieses Kleinods steht also nichts im Wege.

Das Schloss in Šluknov

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Die Böhmische Schweiz und ihr Bier

WEGE ZUM KÜHLEN GERSTENSAFT Die Varnsdorfer Brauerei „Kocour“

Wussten Sie, dass … … das Bier „Falkenštejn“ im sächsischen Bad Schandau und in Hinterhermsdorf (hier sogar an zwei Orten) erhältlich ist? Und dass die Marke „Kocour“ heute sogar schon in Finnland zu finden ist? Und auch, dass Sie in der Bierothek im Děčíner Einkaufszentrum „Pivovar“, das für den Preis „Bau des Jahres 2014“ nominiert war und den Preis „Best Of Reality 2014“ gewonnen hat, nicht nur Děčíner Biere, sondern auch Biere aus anderen – auch ausländischen – Minibrauereien kaufen können?

Die Varnsdorfer Brauerei „Kocour“

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Es gab Zeiten, da war Bier noch ein großes nationales Mysterium – unantastbar und äußerst geheimnisvoll. Die Kneipengänger brüsteten sich, dass allein ihre heimische Biersorte – neben dem guten Pilsner, versteht sich – die beste sei. Das Bier war der Auslöser einer stillen, hinter den verschlossenen Türen der Gasthäuser stattfindenden Rebellion gegen die Verhältnisse. Dann hielten andere Zeiten Einzug und das Bier befreite sich vom Image des „flüssigen Brotes“. Mit den Jahren wird es mehr und mehr zu einem Geschmacksphänomen, das ähnlich wahrgenommen wird wie Wein. Minibrauereien lieferten den Beweis, dass man nicht nur in riesigen Fabriken gutes, ja erstklassiges Bier brauen kann und dass sich die Tschechen durchaus auch für anderes Bier interessieren können als nur für ihre Stammmarke. Der Gerstensaft wurde zum Reisegrund – und so entstand der Biertourismus. Dessen immer engmaschigeres Wegenetz führt inzwischen auch schon zu drei Orten in der Böhmischen Schweiz: nach Varnsdorf, Krásná Lípa und Děčín. Wenn ich durch die Gegend um Děčín und Šluknov fahre, sind es – so muss ich gestehen – gerade die dortigen Brauereien und Brauereirestaurants, in denen ich Zuflucht suche und wo ich immer ein gutes Essen vorgesetzt bekomme und vor allem das wunderbare und in vielem einzigartige Bier genieße. Übrigens: Ich lade Sie auf ein (oder auch mehrere) Bierchen ein – na, überredet?

Ein Kater und seine Familie In Varnsdorf hatte es nie eine Brauerei gegeben. Erst 2007 begannen ein paar begeisterte Anhänger des kühlen Gerstensafts im ehemaligen Keramikwerk am Stadtrand Bier zu brauen und so entstand die Brauerei „Kocour“ (Kater). Sie setzten vor allem auf die Entdeckung internationaler Geschmacksrichtungen, die damals in Tschechien noch nahezu unbekannt waren. So fuhren sie in die Welt und brachten neben Hopfen und Braurezepturen gleich auch die Brauer selbst mit ins Land – aus Amerika, Großbritannien, Japan und Neuseeland. Sie schauten sich ihre Tricks ab und brauen inzwischen mehr als dreißig verschiedene Biersorten – ober- und untergäriges Bier, Stout, Porter, extrem herbe Biere, auch raffinierte Spezialbiere und selbstverständlich das immer populärer werdende Weizen. Sie bekommen hier, wenn Sie denn den Mut haben, sogar Bier mit einem Alkoholgehalt von 14,5 Prozent! Auf ein „Kocour“ hierher zu kommen, ist immer ein Abenteuer. Die Kinder vergnügen sich im benachbarten Minizoo, man kann hier grillen, verschiedenste Ballspiele machen, vor allem aber in der malerischen und überaus gemütlichen, mit schmucken Kupferkesseln ausgestatteten Kneipe herrlich beisammensitzen. Am Ausschank werden täglich vierzehn verschiedene Sorten der Bierköstlichkeiten des Hauses geboten und, was das beste ist, die Speisekarte rechnet unbeirrbar damit, dass Sie einen gehörigen Appetit mitgebracht haben und zum Bier auch etwas essen möchten. Und so wird hier zu jedem Bier etwas anderes empfohlen – von Rippchen über Wild bis hin zu Kartoffelpuffern oder Gulasch, natürlich je nach Saison. Wenn Sie über Nacht bleiben möchten, erwarten Sie entweder angenehme Appartments, die sich direkt in der Brauerei befinden, oder das reizvolle und einmalige Erlebnis einer Nacht in einem abgestellten Schlafwaggon. Und wo wir schon mal beim Thema Eisenbahn sind – aufgepasst! Die Brauerei „Kocour“ hat ihre eigene Bahnstation – man kann sich also ruhig auf dem Schienenweg dorthin begeben.


Die Böhmische Schweiz und ihr Bier

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Das Gefolge des Falkensteiners In Krásná Lípa gab es zwar einst eine Brauerei, aber an anderer Stelle. Das Kirnitzsch-Brauhaus nimmt seit 2013 ein schönes Bürgerhaus am Marktplatz in Beschlag und lädt in sein angenehm und modern eingerichtetes Restaurant ein, in dem sich auch Sudkessel und Gärbottiche befinden, sodass man als Gast sozusagen „ganz nah dran“ ist. Hier setzt man sehr viel mehr auf die Klassiker: Das Grundangebot an Bier besteht aus drei untergärigen Lagerbieren, die durch obergärige Saisonbiere und zu besonderen Gelegenheiten durch Spezialbiere, zum Beispiel einen Allerseelen-Stout oder ein Advents-Bock, ergänzt werden. Im Sommer kommt noch das immer beliebter werdende Weizenbier hinzu, zum Beispiel mit Lindenoder Cannabisaroma. Vielleicht gerade, weil es sich um ein soziales Unternehmen handelt, das auch Menschen mit Behinderung beschäftigt, ist hier die Bedienung auf fast rührende Weise nett und freundlich. Ich gestehe, dass es mir imponiert, wenn jemand auch tatsächlich tut, was er sich vorgenommen hat. Die Brauereigründer hatten bei der Eröffnung öffentlich angekündigt, das Bier Falkenštejn werde Die Sudkessel der Brauerei „Falkenštejn“ eines Tages durch die Kirnitzsch fließen, und zwei Jahre später ist dieses wunderbar gehopfte Bier auch tatsächlich schon an mehreren Orten im Kirnitzschtal – sowohl auf der tschechischen als auch auf der deutschen Seite der Grenze – zu finden. Auch in diesem Brauhaus kann man bequem übernachten und zur Abwechslung sogar Kultur genießen, denn im Saal des Brauhauses werden Vorträge über Reisen und Bier angeboten und auch Konzerte und andere Veranstaltungen sind dort geplant. Und die Küche? Begonnen hatte man mit kleinen Snacks zum Bier, aber getreu dem Motto, dass mit dem Essen der Appetit kommt, wird das Menü immer vielfältiger und ausgefeilter, zudem mit einer klaren Tendenz zur Wiederbelebung regionaler Rezepte. Und was sich die Brauer des FalknštejnBiers einmal vorgenommen haben, das setzen sie ja bekanntlich auch um.

Die Mannschaft des Kapitäns Das einzige Brauereirestaurant, das auf eine Brautradition in den eigenen Mauern zurückblicken kann, ist die Thun-Brauerei in Děčín. Sie ist die jüngste der drei hier genannten Brauereien und wurde als Teil des Einkaufszentrums „Pivivar“ (Brauerei) erst im Frühjahr 2014 eröffnet. Die Brauerei geht hier eine harmonische Symbiose mit dem Restaurant ein. Im attraktiven Ambiente des früheren Marstalls funkelt unter einem Ziegelgewölbe ein kupferner Sudkessel und eine breitgefächerte Skala von Bieren verströmt ihre Düfte. Flaggschiff des Restaurants sind mehrere traditionelle Děčíner Marken, allen voran die Marke „Kapitán“ (Kapitän), die nirgendwo sonst ausgeschenkt wird, nur hier. Die Besatzung vervollständigen „Admirál“ (Admiral), „Korzár“ (Korsar) und „Lodník“ (Schiffer), alles obergärige Lagerbiere. Für echte Abwechslung sorgen aber die obergärigen Biere von Ale über Porter bis Stout. Man kann sich auch ein Probierset bestellen und Biere aus Hopfen von verschiedenen Enden der Welt verkosten. Und wenn Sie interessiert, wie die hiesigen, geschmacklich oft sehr überraschenden und häufig recht herben Biere entstehen, können Sie eine Besichtigung vereinbaren und alle Ecken der Brauerei erkunden. Und die Gastronomie? – Auf die legt man im Děčíner Brauereirestaurant großen Wert. Chefkoch Lukáš Krepčík überhäuft Sie mit tschechischen Gerichten aus heimischen und regionalen Zutaten. Übrigens stammen auch alle alkoholischen Getränke, die Sie hier finden, aus tschechischer Produktion, Bier und Limonaden natürlich aus eigener Herstellung. Das Essen ist wirklich hervorragend – keine künstlichen Aromastoffe, keine Chemie, die Brühe immer gut durchgezogen … Eigentlich kann Ihnen gar kein Fehlgriff unterlaufen, ob Sie nun Entensuppe, Eisbein, Rippchen, Lendenbraten, Gulasch, Rinderbäckchen oder hausgemachte Knödel mit Ei bestellen. Und das Bier kann man sich natürlich auch in eine spezielle PET-Flasche zapfen lassen und mit nach Hause nehmen.

Das Kirnitzsch-Brauhaus in Krásná Lípa

Praktische Informationen Brauerei „Kocour“ in Varnsdorf www.pivovar-kocour.cz Kirnitzsch-Brauhaus in Krásná Lípa www.krinickypivovar.cz Brauerei in Děčín www.pivovarskarestaurace.com Alle drei Brauereien sind problemlos auch bei Facebook zu finden.

Das Brauereirestaurant in Děčín

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Golf Janov

Es braucht nur die nötige Leichtigkeit

GOLF IM SCHOSSE DER NATUR In der letzten Ausgabe habe ich ziemlich emotional davon berichtet, wie mich Jaroslav Novotný, der Chef des Janover Golfplatzes, dazu brachte, zum ersten Mal ein „Neunereisen“ in die Hand zu nehmen und am eigenen Leib zu erleben, was Golfspielen bedeutet. Seitdem spiele ich ab und zu einmal, ich schreibe sogar über Golfplätze, und so kann ich ein bisschen vergleichen. Und ganz ehrlich – Janov ist für mich der Golfplatz mit der schönsten Umgebung und der angenehmsten Atmosphäre auf dem Platz und im Klub. Deshalb habe ich auch sofort aufgehorcht, als ich von der Umfrage des Vereins „Všudehrálové“ erfuhr, einer Gruppe von Golfspielern, die schon auf mindestens 60 der 101 tschechischen Golfplätze gespielt haben. Dabei belegte Janov in der Kategorie der Neun-Loch-Golfplätze Platz eins. Auch weit bekanntere Golfplätze schlug Janov vor allem, was die Atmosphäre und die Einbindung in die Natur angeht. Was aber steckt eigentlich hinter diesen Worten? Ziehen Sie sich etwas Sportliches über und kommen Sie! Ich nehme Sie mit nach Janov.

Probieren darf jeder

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Gleich zu Anfang muss ich eines klarstellen – es kommt nicht darauf an, ob und wie gut Sie Golf spielen. In Janov treffen Sie nämlich auf einen Kreis von Gentlemen, die in erster Linie Spaß am Golfen haben. Sie sind zutiefst von dem Wunsch erfüllt, das Golf-Evangelium unter den Menschen zu verbreiten und jeden, der auch nur ein klein wenig Neugier zeigt, zur Religion der Löcher, Greens, Fairways und des ritterlichen Benehmens zu bekehren. Das einzige, worauf es wirklich ankommt ist, was für ein Mensch Sie sind. Wenn Sie offen für Neues, gelassen und bereit sind, etwas zu lernen, kommen Sie und vertrauen Sie sich ihrer Führung an. Hier wird niemand abgewiesen. Es genügt anzurufen und sich zu verabreden – und schon können Sie ausprobieren, wie es ist, über dem Ball zu stehen, der auf einmal klein wie ein Mohnkörnchen zu sein scheint, und den Körper so zu koordinieren, dass Sie ihn mit dem Schläger treffen und auf eine atemberaubende Flugbahn schicken. Lassen Sie sich einfach einweihen. Vielleicht war es am Ende nur ein schönes Erlebnis, vielleicht wird daraus aber auch eine Liebe fürs ganze Leben.


Golf Janov

AKTIVE ERHOLUNG

Der Genius Loci oder: Bescheidene Natürlichkeit Was meine ich nun eigentlich damit, wenn ich von „Atmosphäre“ spreche? – Eigentlich alles, was man hier erlebt, den Geist dieses Ortes. In einigen Klubs wimmelt es leider Gottes nur so von großspurigen Statements und snobistischen Sprüchen, in Janov ist man in der Regel weit von so etwas entfernt. Als hätten alle ein Gespür dafür, dass es hier lächerlich wäre, große Reden zu schwingen. Das liegt daran, dass hier die Freude am Spiel – und am Leben überhaupt – das Entscheidende ist. Daraus erwächst das Bedürfnis – und vor allem die Möglichkeit –, natürlich zu sein, nichts vorzutäuschen, sich völlig normal zu verhalten. Im Sommer traf ich hier auf zwei Engländer. Weiß der Teufel, wie sie auf die Idee gekommen waren, sich gerade diesen Winkel Tschechiens auszusuchen, zumal sie Mitglieder eines über einhundert Jahre alten Traditionsgolfklubs waren – aber sie erteilten mir eine meisterhafte Lehrstunde. Nein, nicht im Golfspielen, obwohl sie es bravourös beherrschten, sondern in der inneren Haltung dazu. „Akzeptiere den Golfplatz so, wie du ihn vorfindest, mach dir keine Gedanken über den Schnitt des Rasens und das Profil des Platzes, spiel einfach und hab Freude daran!“ Sie waren von der Atmosphäre des Janover Golfplatzes so begeistert, dass sie dort ihre gesamte Zeit zubrachten und am Ende nicht einmal das Prebischtor besuchten, obwohl es sich in Sichtweite befindet. Sie widmeten sich ausschließlich dem Spiel oder sie ruhten sich aus und unterhielten sich. Das Einzige, worauf sie nicht zugunsten des Golfens verzichteten, war natürlich der Fünf-Uhr-Tee. In Janov ist die Ruhe förmlich mit Händen zu greifen, es lässt sich hier herrlich schlafen, essen und spielen. Nachts wiegt Sie ein leises Schnarren, das aus dem Dickicht zu hören ist, in den Schlaf – es ist der Ruf des vom Aussterben bedrohten Wachtelkönigs, dem dieser Ort offenbar auch gefällt und der hier gehegt und gepflegt wird. Und in den Mondnächten kommen Reh- und Hochwildrudel aus den Wäldern über der Kammnitzklamm … Und die Küche? Weinbergschnecken auf Burgunder gibt es hier zwar nicht, dafür aber wunderbare Suppen, auf die man hier stolz ist, zum Beispiel Porreecremesupppe mit Lachs oder einen hervorragenden Braten namens „Porcheta“ oder – und das ist mein Geheimtipp – frisches heimisches Brot mit Griebenschmalz nach tschechischer oder französischer Art. Kurz: Dies ist ein Ort, an dem jeder schon nach kurzer Zeit begreift, dass es keinen Zweck hat, an sich selbst zu verzweifeln. Auch der Sinn für Humor und den nötigen inneren Abstand ist hier allgegenwärtig. So kann man zum Beispiel ab dem fünften Loch mit einem alten Militärtelefon mit Kurbel in der Küche anrufen und den Schampus für den Sieger bestellen. (Auf diese Weise können Sie, falls Sie an den nächsten vier Löchern Ihren Vorsprung einbüßen sollten, trotzdem genauso freudig auf den Sieg Ihres Rivalen anstoßen.)

Eine Galerie schöner Landschaftsbilder Und die erwähnte Natur? Janov, das ist eine Galerie, in der man die Schönheiten der hiesigen Landschaft bewundern kann. So spielt man am zweiten Loch über herrliche hochgewachsene Ebereschen (während der aus ihren Beeren gebrannte Děčíner Vogelbeerschnaps an der Bar schon in der Kühlung liegt), am Waldrand, auf der romantischsten Spielbahn, dem bewaldeten dritten Loch, wiederum trifft man auf eine sich sonnende Otternfamilie, der abschüssige Fairway des vierten Lochs scheint direkt unterhalb des majestätischen Bergs „Růžovský vrch“ zu enden, der den Horizont beherrscht. Am schönsten – und auch am schwersten (das drittschwerste Par-5-Loch) – ist allerdings die Spielbahn Nummer fünf. Von hier aus sieht man die hinreißende Silhouette des Lausitzer Gebirges, wo der Berg „Jedlová“ (Tannenberg) kokett in die Höhe ragt, uns der Berg „Studenec“ (Kaltenberg) die kalte Schulter zeigt und sich im Dunst der Berg „Klíč“ (Kleis) abzeichnet. Und wenn Sie sich zu der hohen Buche am Waldrand aufmachen, werden Sie wohl so wie ich kaum Ihren Augen trauen. Dachse haben sich hier nämlich eine gigantische Burg voller Baue und Terrassen gebaut. Am sechsten Loch beginnt dann das Defilee der Böhmischen Schweiz. Hier kommen die monumentale Flügelwand (Křídelní stěna) und unterhalb der gewundene Gabrielensteig (Gabrielina stezka), der zum Prebischtor führt, ins Blickfeld. Ja, auch das Prebischtor können Sie sehen – die siebente Spielbahn führt nämlich bis an den Fuß des Aussichtsturms heran, von dem aus das Lausitzer Gebirge, aber vor allem das gesamte Panorama der Sächsisch-Böhmischen Schweiz sowie die Tafelberge Děčínský Sněžník, Zirkelstein, Kaiserkrone und Großer Zschirnstein zu sehen sind, aber auch das Böhmische Mittelgebirge, das vor allem durch den Berg „Buková hora“ repräsentiert wird. Aber auch vom Fairway des achten Lochs haben Sie einen überwältigenden Blick auf das Elbsandsteingebirge. Am Loch Nummer neun liegt der bewaldete Kamm vor Ihnen, über dem schüchtern der Turm der Arnolticer Marienkirche hervorschaut. Ist Ihnen inzwischen klar geworden, dass dies eigentlich kein Golfplatz, sondern ein Panoramaweg ist? Eine Freude für Körper, Seele, Augen und Herz! Wissen Sie was? Überzeugen Sie sich doch einfach selbst davon.

Geh hin und schaue…

Praktische Informationen Die Nutzung des Golfplatzes in Janov bucht man an der Rezeption auf dem Areal: +420 602 445 651 oder +420 412 514 334, E-Mail: golf.khgcs@seznam.cz, Informationen unter www.golfjanov.cz. Golf-Neulingen sei der Schnupperkurs empfohlen. Es handelt sich um ein Erlebnisprogramm, in dessen Rahmen man unverbindlich in die Welt dieses uralten Sports eingeführt wird. Der Kurs ist für Gruppen von zwei bis sechs Personen (einschließlich Kinder) gedacht und dauert ca. drei Stunden. In seinem Verlauf lernt man die Geschichte und Philosophie des Golfsports kennen und kann nach einem kurzen Grundkurs zum ersten Mal erleben, wie es ist, selbst als Spieler auf dem Platz zu stehen und Golf zu spielen. Der Gruppenpreis beträgt unabhängig von der Größe der Gruppe 1490 CZK. Die notwendige Golfausrüstung wird Ihnen ausgeliehen. ERLEBNISGARANTIE INKLUSIVE!

… und deine Augen werden eine Traumlandschaft sehen

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NATUR

Der Nationalpark Böhmische Schweiz

Eine liebevoll geschützte Landschaft

Wussten Sie, dass … … zu den beliebtesten Lehrpfaden auf dem Gebiet des Nationalparks auch die Lehrpfade „Dittersbacher Wände“ (Jetřichovické skály), „Rund um Růžová“ (Okolím Růžové) und der Kögler-Pfad durch die Region Krásná Lípa (Köglerova naučná stezka Krásnolipskem) gehören?

DER KAPITÄN DER WÄLDER UND FELSEN WIRD FÜNFZEHN Wenn ein Mensch fünfzehn wird, geht er in der Regel noch zur Schule und hat meist keine genaue Vorstellung davon, was er schon geleistet hat und was künftig aus ihm werden soll. Wenn aber ein Park fünfzehnten Geburtstag feiert, dann ist das etwas völlig anderes. Besonders, wenn es sich um einen Nationalpark handelt. Am ersten Tag des Jahres 2000 wurde der Nationalpark Böhmische Schweiz gegründet, genau zehn Jahre nach seinem älteren Bruder, dem Nationalpark Sächsische Schweiz. Die Brüder verstehen sich trotz des Altersunterschieds von zehn Jahren prächtig, sie helfen einander und nach und nach gelingt es ihnen, die Grenze in der Natur und in den Köpfen der Menschen auszulöschen. Sympathisch an all diesen engagierten und selbstlosen Menschen im Nationalpark Böhmische Schweiz ist, dass sie nicht vorhaben, überschwänglich zu triumphieren und zu feiern oder Feuerwerke abzubrennen – sie tun einfach nur das, was notwendig ist.

Die Natur, wie sie wirklich ist

Die Station „Wald-Hochhaus“ auf dem Luchsweg

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In diesen fünfzehn Jahren wurde vieles bewegt. Die Natur konnte aufatmen und hat begonnen, sich zu regenerieren. Die Menschen aus den umliegenden Gemeinden, die anfangs fürchteten, dass der Nationalpark für ihr Leben und ihre Arbeit Einschränkungen mit sich bringt, haben begriffen, dass der Park für sie ein Verbündeter ist und dass sie mit seiner Hilfe vieles durchsetzen können, was sie allein nicht erreicht hätten. Der wichtigste Erfolg ist aber eigentlich, dass der Nationalpark zu einem natürlichen und nicht mehr wegzudenkenden Teil dieser Landschaft der Sandsteinfelsen, Schluchten, Wälder und Wiesen geworden ist. Vor allem die Wälder atmeten hörbar auf. Aus den überwiegend wirtschaftlich genutzten Fichtenmonokulturen werden allmählich natürliche, mannigfaltige Wälder, die sich im völligen Einklang mit der Natur entwickeln. An die Hänge der Berge kehren die Weißtannen zurück. Am Himmel kann man wieder den erhabenen Flug der Wanderfalken beobachten. Die Kamnitz wird von Lachsbruten bevölkert, die dort regelmäßig ausgesetzt werden. Die Natur kehrt zur Normalität zurück, mal spontan, mal mit menschlicher Hilfe. Zurzeit gilt die Aufmerksamkeit der Parkmitarbeiter vor allem dem Haselhuhn und vielleicht wird auch der Auerhahn schon bald in den Fokus rücken. Auch die Kulturlandschaft erwacht wieder zum Leben – kleine Kulturdenkmäler erstrahlen wieder in neuem Glanz, die Wüstungen „Dolský mlýn“ und „Zadní Jetřichovice“ werden in einem langen Prozess wiederbelebt, oft mithilfe ehrenamtlichen Engagements. Und


NATUR

Der Nationalpark Böhmische Schweiz

auch die Touristen haben schon vieles begriffen. Nach der anfänglichen Angst, dass jemand für sie enge Korridore abstecken und ihnen alles Mögliche verbieten wird, stellen sie fest, dass es dem Nationalpark nicht ums Verbieten geht, sondern darum, Regeln aufzustellen und ihre Einhaltung zu kontrollieren. Schließlich ist es nur logisch, dass es in der Nistzeit der wunderschönen Schwarzstörche oder der imposanten Uhus undenkbar ist, dass Tag für Tag lärmende Horden an ihren Nestern „vorbeitrampeln“, und dass die Regeneration des Waldes nicht ohne die Rücksichtnahme der Radfahrer und Wanderer möglich ist. Das gegenseitige Verständnis gewinnt allmählich die Oberhand. Kein Wunder – das segensreiche Wirken der Parkmitarbeiter ist einfach nicht zu übersehen. Zudem richtet der Nationalpark immer mehr Lehrpfade ein, auf denen die Touristen erfahren, was sie sonst mühsam in Büchern oder im Internet hätten suchen müssen und sehr wahrscheinlich nicht gefunden hätten.

Schwarzstorch

Auf dem Luchsweg zu den Geheimnissen des Waldes Der vorerst letzte und neueste Lehrpfad ist der in diesem Jahr eröffnete Luchsweg bei Mezní Louka. Er ist der verspielteste von allen, er ist unterhaltsam und absolut interaktiv. Die Informationstafeln zu lesen bedeutet meist, eine Aufgabe genannt zu bekommen und diese dann zu erfüllen. Und das Thema? Der Wald, seine historische Entwicklung und seine Pflege. Der Weg hat zwanzig Stationen und ist in zwei Teile gegliedert – der leicht zu begehende ist mit einem roten Kreis markiert, der anspruchsvollere mit einem blauen. Der ganze Lehrpfad ist 2,5 Kilometer lang, aber man hat so viel Spaß wie auf einem Ganztagsausflug. Und was erwartet Sie konkret? Na ja … viel möchte ich noch nicht verraten, um Ihnen nicht die Überraschung zu verderben, aber etwas kann ich ja schon mal andeuten – Sie werden die Tiere bestimmen und kennenlernen, die hier heimisch sind, sie werden versuchen, sie hochzuheben, zu füttern oder aufzuspüren. Sie lernen, was man aus Baumringen ablesen kann, Sie werden den Wald mit bloßen Füßen erspüren, Sie bringen den Bären, den Auerochsen, den Wisent und den Auerhahn wieder zurück in die freie Natur, Sie erproben die Spannweite ihrer „Flügel“ und vergleichen sie mit der von Vögeln, Sie lernen den Wald mit allen Sinnen kennen und können ihn durch Visiere beobachten, Sie balancieren über eine Seilbrücke und erfahren, was ein Holzriese ist, sie lernen, wie entspannend der Wald sein kann, sie lauschen der Musik der Bäume, untersuchen Waldtümpel und hohle Bäume und können sich sogar mit Tieren im Weitsprung messen … Genug, sonst plaudere ich alles schon vorher aus. Inzwischen dürfte Ihnen klar sein, dass es ein großer Fehler wäre, die Kinder zu Hause zu lassen. Auf der anderen Seite kann man auch ohne sie entdecken, wie viel Spieltrieb und Lust am Ausprobieren neuer Dinge noch in einem steckt – Sie werden sehen, das ist gar nicht so wenig. Ich jedenfalls bin hier herumgewirbelt wie ein Fünfjähriger.

Praktische Informationen Lassen Sie das Auto zu Hause und nutzen Sie für Ihre Ausflüge den Wanderbus Nr. 434, der in den Sommerferien täglich auf der Strecke Děčín – Hřensko – Mezní Louka – Jetřichovice – Krásná Lípa verkehrt. Öffnungszeiten des Prebischtors: April–Oktober 10–18 Uhr, November–März freitags, samstags, sonntags: 10–16 Uhr, Eintritt: 75 CZK, Kinder: 25 CZK

Mit Elisalex zum Tor der Tore Wenn Sie diesen wunderbaren Rundweg absolviert haben, überkommt Sie vielleicht wie mich die unbezwingbare Lust, das alles irgendwo im Wald zu überprüfen. Dazu können Sie verschiedene Richtungen einschlagen, aber am besten ist vielleicht, Sie begeben sich auf den sechs Kilometer langen Lehrpfad „Rund um das Prebischtor“ (Okolím Pravčické brány), der sich direkt an den Luchsweg anschließt und den der Nationalpark Böhmische Schweiz vor drei Jahren eröffnet hat. Führen werden Sie Fürstin Elisalex Clary von Aldringen und die Ranger des Nationalparks. Von ihnen werden Sie über den Gabrielensteig (Gabrielina stezka) bis zum Tor der Tore und zum gegenüberliegenden Aussichtspunkt gelotst. Was Sie schon über den Wald erfahren haben, wird hier noch durch eine Menge Wissenswertes und viele weitere Fakten ergänzt: über die Felsen, das Meer, das Sie zwar nicht sehen können, das hier aber einst gewesen ist, über den Bau von Wegen und die ersten Touristen … Und das alles wird natürlich noch abgerundet durch opulente Ausblicke und faszinierende Naturszenerien. Am Prebischtor können Sie dann mit mir das Glas erheben und den beiden Nationalparks viele weitere Jahre, jede Menge Ideen, viele engagierte Menschen und gutes Gelingen für ihre sinnvolle Arbeit wünschen.

Dendrofon auf dem Luchsweg

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WANDERN

Der Berg „Poustevník“

Praktische Informationen Alles, was Sie noch nicht wussten und gerne wissen möchten, finden Sie unter www.dolnipoustevna.cz. Die Ziegenfarm ist von 8 bis 20 Uhr geöffnet, außer dienstags, wo nur bis 11 Uhr offen ist, mittwochs ist ganz geschlossen. Zu finden ist sie unter www.kozi-farma-viska.cz, anrufen können Sie unter der Nummer +420 775 089 082.

Dolní Poustevna

WIE DOLNÍ POUSTEVNA ZU NEUEM LEBEN ERWACHT Der Ort Dolní Poustevna wurde endlich entdeckt – könnte man etwas zugespitzt sagen, ohne allzu sehr zu übertreiben. Dieses Grenzstädtchen hat schon seit Jahren etwas zu bieten, aber es war nun einmal relativ abgelegen und so kannten die hiesigen Sehenswürdigkeiten nur die touristischen Feinschmecker. Der Grund dafür, dass heute weit größere Touristenströme hierher finden, ist die sehnsüchtig erwartete Wiederinbetriebnahme der Bahnlinie von Rumburk über Dolní Poustevna und Sebnitz bis nach Bad Schandau und Děčín. Darüber aber an anderer Stelle mehr. Wir steigen jetzt erst einmal am Bahnhof aus und spazieren ein bisschen durch den Ort.

Bunte Häuser voller Kultur Zwei Punkte sollten Sie auf keinen Fall übersehen. Beide sind bunt, vor allem der erste. Die leuchtende grün-gelbe Fassade mit den farbigen Kreisen und Vierecken ist das Puppentheater mit Jugendklub. Wenn Sie Glück haben und es findet gerade eine Vorstellung oder sogar das Internationale Puppentheaterfestival statt (im Jahr 2015 übrigens zum 17. Mal), sollten Sie keinen Augenblick zögern. Es gibt hier nämlich sogar zwei Ensembles – die Gruppe „Pomněnka“ wird von erwachsenen Laienpuppenspielern gebildet, die Gruppe PODĚS ist dagegen ein Kinderensemble. Die Puppenspieltradition ist hier tief verwurzelt und die Atmosphäre der Vorstellungen ist einfach einmalig. Es gibt eine rege grenzübergreifende Zusammenarbeit (unter dem Motto: Mit dem Kasper über die Grenze) mit professionellen Puppenspielern aus dem sächsischen Hohnstein, mit denen sie Aufführungen und Erfahrungen austauschen. Das Theater ist taufrisch renoviert und wurde wunderbar als Mehrzweckraum gestaltet. Das andere Gebäude – diesmal ist es ein rotes – ist das Begegnungszentrum. Es handelt sich dabei eigentlich um die renovierte evangelische Kirche, die nie ihrem Bestimmungszweck gedient hat, weil sie nie fertiggestellt wurde. Heute befindet sich darin eine Galerie mit einer sehr einfallsreichen Dramaturgie, in der interessante Veranstaltungen stattfinden. Außerdem kann man vom Kirchturm aus ganz Dolní Poustevna überblicken.

Steindenkmäler und ihre Geschichte(n)

Die Pieta

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Das Bemerkenswerteste ist aber der neue Lehrpfad, der steinerne Denkmäler zum Thema hat. Wenn Sie einen guten Rat möchten: Begehen Sie ihn von Anfang bis Ende! Er führt nämlich nicht nur an kleineren, meist sakralen, einfühlsam rekonstruierten Denkmälern vorbei, sondern man durchstreift auf diese Weise auch das ganze Städtchen und seine überaus malerische, vielgestaltige und sehr hügelige Umgebung. So werden Sie beim Begehen des Lehrpfades ganz nebenbei feststellen, dass es hier einfach wunderschön ist. Zuerst soll das bedeutendste Denkmal genannt werden, die berühmten Pieta. Die barocke Statuengruppe mit der Jungfrau Maria, die den Leichnam Christi im Arm hält, stammt von 1748 und ist im Verzeichnis der Kulturdenkmäler der Tschechischen Republik aufgeführt. Weil Sie sich ja sicherlich im Rathaus eine Karte des Lehrpfades mitgenommen haben, können Sie sich problemlos orientieren und treffen zunächst auf drei Kreuze mit Steinsockeln. Wenn Sie an der Michaeliskirche (mit frisch reparierter Orgel) vorbeigehen, erwartet Sie ein sehr interessanter Abstecher zu einem Gedenkstein im Wald, der „Zur Weißen Frau“ genannt wird. Woher dieser Name? Wenn Sie genau hinsehen, entdecken Sie die Inschrift „Carolo“ und die Jahreszahl 1801. In dieser Zeit waren in Dolní Poustevna Soldaten einquartiert, unter ihnen auch ein gewisser Carolo, dem Namen nach ein Italiener. Dieser verliebte sich in die schöne Gutsherrin und traf


Dolní Poustevna

WANDERN

dann – genau an diesem Ort – im Duell auf ihren Mann. Sein Spieß war ihm nichts nütze, der Gutsbesitzer durchbohrte ihn mit der Mistgabel und tötete ihn. Als der Gutsbesitzer starb, ließ die Witwe für Carolo einen Gedenkstein errichten. Ihre sündige Seele fand aber auch nach dem Tod keine Ruhe. Bis heute kann man ihr, einer weinenden und ganz in Weiß gekleideten Gestalt, vor allem in nebligen und stürmischen Nächten begegnen und hören, wie sie nach ihrem Liebsten ruft. Weitere Kreuze erwarten Sie im Ortsteil Karlín und in Horní Poustevna. Die Informationstafeln sind inhaltsreich, sodass Sie dort alles erfahren, was Sie interessiert. Die letzte Gruppe von Kreuzen befindet sich in der Gemeinde Nová Víska. Doch bevor Sie dorthin kommen, wartet noch eine angenehme Überraschung auf Sie.

Sieben Geißlein und noch viel mehr Am Abzweig nach Nová Víska können Sie ein besonders schönes Kreuz aus dem Jahr 1824 mit reicher figuraler Staffage (einschließlich ausgelassen umherfliegender Engelchen) bewundern. Danach führt der Weg bergauf, bis zu einem bewaldeten Hügel. Offiziell trägt er den Namen „Poustevník“ (Einsiedler), im Volksmund wird er allerdings „Špičák“ (Spitzberg) genannt. Hier sollten Sie die Mühe auf sich nehmen abzubiegen und hinaufzuklettern. Die Steintreppe mit Geländer wird Ihnen dabei Beistand leisten. Oben werden Sie feststellen, dass der Hügel gar nicht bewaldet ist und dass es hier ein Aussichtsplateau gibt, auf dem sich ein Doppelkreuz mit aufgemalter Christusfigur befindet, das in einen Granitsockel mit Votivinschrift eingelassen ist. Es gibt hier auch ein Gipfelbuch. Der Panoramablick ist faszinierend und unterscheidet sich in vielem von den anderen Ausblicken in der Umgebung. Vor sich sehen Sie die urwüchsige, unaufdringliche und doch malerische Landschaft des westlichen Schluckenauer Zipfels in ihrer herben Schönheit, aber auch die Hügel des Oberlausitzer Berglandes. Wenn Sie wieder zum Weg hinunterklettern, finden Sie sich nach ein paar Schritten in einem kleinen Paradies wieder. Keine Angst, nichts piekfein Herausgeputztes, im Gegenteil – hier gibt es Schlamm in Hülle und Fülle. Die Ziegenfarm „Víska“ wird Ihnen in dreifacher Hinsicht Freude bereiten: Zum einen durch die Begegnung mit dem netten Ehepaar Malina, das Ihnen gern alles über seine kleinen Lieblinge, die Ziegen, und über die Herstellung von Käse aus deren Milch erzählt, zum Zweiten durch die Begegnung mit den Tieren selbst und zum Dritten durch Die Ziegenfarm den Geschmack des Käses, denn der ist wirklich wunderbar! Ich empfehle den frischen Käse, und zwar auch eingefleischten Verächtern von Ziegenkäse – gut möglich, dass der Käse von hier Ihre Vorurteile ein für alle Mal widerlegt. Es gibt hier viele Tiere: Außer den Ziegen – und den quirligen Geißlein natürlich – werden Sie auch die zutraulichen Kätzchen, ein kleiner Esel, mehrere Hunde und vor allem ein ganz und gar unbefangenes Schweinepärchen für sich einnehmen. Ein Geheimtipp: Fragen Sie nach Ziegenmolke – das ist ein ausgemachtes Allheilmittel!

Das Begegnungszentrum in Dolní Poustevna

Was gibt es noch in der Umgebung? Wo der Zug nun schon einmal Dolní Poustevna mit Sebnitz verbindet, sollten Sie nicht vergessen, einen Ausflug dorthin zu machen. Diese schöne sächsische Stadt hat zum Beispiel ein Kunstblumenund Heimatmuseum, ein Modelleisenbahnmuseum, einen Urzeitpark, ein Afrikahaus und ein Westerndorf zu bieten.

Mit gutem Beispiel voran Dolní Poustevna – und auch Horní Poustevna – ist einfach ein hervorragender Tipp für ein bislang weniger bekanntes Ausflugsziel. Touristen sind hier gern gesehen und man legt sich für sie ins Zeug. Und zwar nicht nur diejenigen, die beruflich mit Tourismus zu tun haben, sondern auch jene, die den Fremdenverkehr auf verschiedenste Art und Weise fördern. Besonders hervorzuheben ist dabei der Styroporhersteller Izopol. Diese Firma investiert in den Tourismus, weil sie genau weiß, dass mit den Touristen auch Arbeitsmöglichkeiten in die Region kommen, die sich so schneller entwickeln und ihr Prestige erhöhen kann. Ohne solche engagierten Unternehmer würde sich der Tourismus sehr viel mühsamer und vor allem langsamer entwickeln.

Gusseisernes Kreuz von 1824

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AKTIVE ERHOLUNG

Regionale Produkte

AUF DEN SPUREN EINER TASCHE

Werkstatt für behinderte Menschen

Praktische Informationen Das Zentrum für Menschen mit Behinderung (Integrované centrum pro osoby se zdravotním postižením) in Horní Poustevna betreibt zwei Werkstätten für behinderte Menschen. Sie sind leicht zu finden. Entweder in Horní Poustevna an der Straße nach Lobendava, wo Sie auf dem Areal nach der Hausnummer 40 Ausschau halten müssen (dort hat auch die Leitung des Zentrums ihren Sitz). In Šluknov begeben Sie sich in der T.-G.-Masaryk-Straße zur Villa mit der Hausnummer 575. Im Internet gehen Sie auf die Seite www.ichp.cz.

Arbeit am Webstuhl

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Neulich habe ich mir auf einem Kunst- und Handwerksmarkt eine schöne handgewebte Tasche mit Holzknopf gekauft. Daran war ein Schildchen „Regionales Produkt aus der Böhmischen Schweiz“, und weil ich ein neugieriger Mensch bin, begann ich nachzuforschen, wo diese schönen Dinge eigentlich herkommen. Das Ergebnis hat mich ziemlich verblüfft. Diese schöne Tasche hatten nämlich geistig behinderte Menschen hergestellt. Da sagte ich mir: ,Diese Leute musst du kennenlernen.’

Wo man nach Wegen aus der Ausgrenzung sucht Meine Suche führte mich an zwei Standorte eines Zentrums für Menschen mit Behinderung, nach Horní Poustevna und nach Šluknov. Ich begann in Horní Poustevna, in einem kleinen Lädchen an der Straße. Handgewebte Dinge, dekorative Keramik, wunderbare Produkte aus Papier, Batik-T-Shirts, Bienenwachskerzen, Häkel- und Strickwaren … Alles könnte man sich auch problemlos in einem Kunstgewerbegeschäft vorstellen. Die Direktorin des Zentrums, Frau Chrtová, führte mich durch das Areal und ich konnte nur staunen. Diese Einrichtung erinnerte in nichts an ein traditionelles Heim: Keine endlosen Korridore, keine Großküche, keine Gemeinschaftsräume, keine Spur von Depression oder Resignation. Hier leben die Klienten in Wohnungen, in denen sie ein normales Leben führen – sie kaufen ein, putzen, waschen und kochen. Und so kommt aus einer Wohnung der Duft von Lendenbraten, während gleich nebenan Schnitzel gebraten werden. Es geht eigentlich nur darum, wie schwer die Behinderung ist, denn davon hängt das Maß der Selbständigkeit ab. Bei manchen Klienten kümmern sich die Angestellten des Zentrums um alles, andere sind nahezu selbständig. Hier sucht man nämlich nach „Wegen aus der Ausgrenzung“. Das A und O ist zwar die Pflege, aber gleich danach kommt das Bemühen um maximale Integration.

Eine Begegnung, die man nicht vergisst Schon bald lernte ich auch die Werkstatt für behinderte Menschen kennen. Dort saßen circa fünfzehn Leute, von denen jeder in eine andere Arbeit vertieft war. Ich setzte mich zwischen sie, schaute eine Weile nur zu, während sie mich ab und zu neugierig beäugten – dann machte ich mich selbst an die Arbeit. Es war … Nein, das muss man selbst erlebt haben. Es war frappierend, meine eigene Ungeschicklichkeit neben ihren geschickten Fingern zu erleben. Die ganze Zeit musste ich daran denken, wie oft ich mich beklage und jammere und das Gefühl habe, Probleme, aber keine Lösungen zu haben. Für diese Menschen hier kommt dergleichen gar nicht in Betracht. Sie sind geduldig, haben Freude an der Arbeit, sie lachen gern und haben ein Gespür für das Glück, das in den kleinen Dingen steckt. Das Umfeld, das sie hier haben, ermöglicht ihnen ein schönes Leben. Die Bandbreite der Produkte, der Einfallsreichtum und die perfekte Ausführung begeisterten mich. Diese Erzeugnisse stellen wirklich die Klienten des Zentrums her, ganz allein. Beim Kauf dieser Artikel können Sie sicher sein, dass Ihr Geld nicht irgendwo an einer zentralen Stelle landet – es bleibt hier und wird für den Kauf von Material oder für das Honorar eines Lehrers verwendet, der ihnen ein weiteres Handwerk beibringt. Im Anschluss fuhr ich auch nach Šluknov. In einem Villenviertel hinter dem Schlosspark entdeckte ich ein Haus und in dem Haus eine weitere Werkstatt mit dem Namen „U Markétky“, den die Behindertenwerkstätten des Zentrums tragen. Ich kann nur jedem raten, das einmal selbst auszuprobieren. Es führt zu Demut und Dankbarkeit für das, was wir erleben dürfen. Tun Sie es mir nach und machen Sie sich auch einmal auf den Weg in die Šluknover Villa oder zum Areal in Horní Poustevna – wenn es das therapeutische Programm erlaubt, führt man Sie dort immer gern herum und zeigt Ihnen alles. Am besten kommen Sie im Sommer zum Tag der offenen Werkstatt, wo Menschen mit und ohne Behinderung an einem Tisch sitzen, basteln oder sich miteinander unterhalten. Das sollten Sie sich gönnen. Ja, sich selbst, nicht den behinderten Menschen, denn eine solche Begegnung wird in erster Linie für Sie eine Bereicherung sein. Glauben Sie mir, dieses Erlebnis klingt bis heute in mir nach.


Regionale Produkte

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NATUR ALS LEBENSSTIL Umweltverträglichkeit, ein natürlicher Lebensstil, natürliche Ressourcen, handwerkliche Produktion … In der Böhmischen Schweiz gibt es mehrere Orte, an denen diese Werte tatsächlich gelebt werden, und zwar ohne sich damit zu brüsten oder es selbstgefällig an die große Glocke zu hängen. An zwei dieser Orte möchte ich Sie einladen.

Oase Nummer eins – Nobilis Tilia In Vlčí Hořa lädt in einem Gebäude mit der Aufschrift „Nobilis Tilia“ eine Teestube zum Besuch ein. Wer nicht weiß, worin der eigentliche Zauber dieses Gebäudes liegt, kommt oft nur auf einen Tee vorbei – und erlebt dann eine angenehme Überraschung nach der anderen. Die Teestube bietet nämlich überwiegend Teemischungen an, die nirgendwo sonst zu haben sind, weil sie aus dem eigenen Garten „Nobilis Tilia“ stammen. Neben dem angenehmen Ambiente, den duftenden Getränken und vegetarischen Köstlichkeiten zieht auch ein Fenster die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich, durch das man in ein Labor blicken kann. In diesem Raum tanzen zwischen Kräutern und Ölen Feen in weißen Gewändern umher, die unter ihren Händen reine Naturkosmetika hervorzaubern. Hinter dem Haus wiederum verändert Monat für Monat ein wunderschöner Permagarten sein Gesicht. Es ist ein Garten voller Kräuter und Heilpflanzen, die mit keramischen Schildchen versehen sind. Die meisten der darauf verzeichneten Namen werden Sie kennen – sie den Pflanzen zuzuordnen, dürfte aber schon schwerer fallen. Nun können Sie durch den Garten spazieren, sich ins Gras oder auf einen Baumstamm an der Feuerstelle setzen, an einem der kleinen Teiche die Beine ins Wasser baumeln lassen und zusehen, wie sich Libellen auf den Blättern der Teichrosen niederlassen, sie können den Barfußpfad begehen, mit der Gärtnerin Irena Čiháková ein Schwätzchen halten, bis zur Wurzelkläranlage gehen und schließlich vielleicht auch im kleinen Laden das eine oder andere kosmetische Wundermittel erwerben. Sie sollten keinen Augenblick daran zweifeln, dass Sie noch öfter hierher kommen werden – Nobilis Tilia ist nämlich ein Garten mit Suchtpotenzial. Möglicherweise kommen Sie ja zu einer der regelmäßigen Führungen, zum Johannisfest mit zahlreichen Veranstaltungen, Workshops und Konzerten oder zu einem der Wochenendworkshops oder Vorträge. Vielleicht probieren Sie auch einmal die Rallye aus, bei der man mit einem Blatt Papier voller Fragen durch den Garten irrt, um sich dann für die richtigen Antworten eine Belohnung abzuholen.

Oase Nummer zwei – die Seifenmanufaktur Rubens Dass Miloslava Hrachovcová auf dem Dachboden ihrer Pension am Ortsrand von Růžová ein ausgeblichenes Heft mit Rezepten für die manuelle Herstellung von Seife fand, ist lange her. Seitdem hat sich nach ersten Küchenexperimenten in einem ausgedienten Topf viel ereignet. Neben der Pension entstanden eine Werkstatt und ein Verkaufsraum, der Garten verwandelte sich in ein Kräuterparadies, hinzu kamen Barfußpfade, ein verglaster Raum für Vorträge und Workshops befindet sich im Bau, der Internetshop floriert und die Leute kommen in immer größerer Zahl hierher, um all das zu bewundern. Dabei hat sich eigentlich gar nichts verändert. Miloslava ist immer noch dieselbe nette, kommunikative und fröhliche Frau, die Seifenmanufaktur ist nach wie vor nicht mehr als ein Familienbetrieb, alles hat sich völlig zwanglos entwickelt. Und was wird hier nun eigentlich manuell hergestellt? Kräuterseifen, die nicht nur reinigen, sondern auch heilen. Binnen weniger Jahre wurde hier ein bewundernswertes kleines Reich geschaffen, innerhalb dessen andere Regeln gelten als jenseits seiner Grenzen. Oberstes Gebot ist Humor – ohne ein Lächeln geht hier nämlich gar nichts. Was man sich außerdem auf die Fahnen geschrieben hat, sind Ruhe, Natürlichkeit sowie die Rückkehr zu Gefühlen und Erfahrungen, die in Vergessenheit geraten waren. Beim überschreiten der Demarkationslinie wird Ihnen der Stress abgenommen und Sie verlassen das Territorium der Manufaktur voll Energie, Motivation und Entdeckerlust. Und was ist im Besuchsprotokoll vorgesehen? Sie werden nett empfangen und erfahren alles über Seife, Kräuter und Öle, Ihnen wird gezeigt, was wie gemacht wird, und vielleicht lässt man Sie auch einmal selbst ausprobieren, wie man Seife dekorieren kann. Sie können auch über den Barfußpfad spazieren. Dazu müssen Sie einfach nur die Schuhe ausziehen und zwischen den Kräuterbeten hindurchlaufen – über Tannenzapfen, Kiesel, Holz … Am Ende lassen Sie die Füße in den Quarzsand einsinken und spüren, wie sich Ihre Seele von unnötigem Ballast befreit und ihr Körper neue Kraft schöpft.

Nobilis Tilia

Praktische Informationen Auf der Suche nach dem Labor für Naturkosmetik werden Sie unter www.nobilis.cz fündig. Die Seifenmanufaktur Rubens finden Sieunter www.mydlarnarubens.cz.

Wussten Sie, dass … … sich auf dem Gelände der Seifenmanufaktur Rubens auch ein Hotel befindet, in dem Sie aber nicht übernachten können? Es handelt sich um ein Insektenhotel, das die Vertreter des Insektenreichs vorerst neugierig beäugen, im Laufe des Jahres werden sie es dann auch beziehen. Sie finden es am Eingang zum Barfußpfad.

Seifenmanufaktur Rubens

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SO SCHMECKT DIE BÖHMISCHE SCHWEIZ Soll es etwas wirklich Typisches sein? Etwas, an das Sie sich noch lange nach Ihrer Rückkehr aus dem Urlaub erinnern werden? Etwas, das wirklich nur von hier kommt? Gut, dann folgen Sie mir… Handgemachte Varnsdorfer Käsezöpfe

Praktische Informationen Weitere Informationen finden Sie unter der Internetadresse www.milko.cz, zur Varnsdorfer Molkerei „Milko“gehört auch ein Werksverkauf. Dlasks Köstlichkeiten kaufen Sie entweder in der LegiíStraße (Eingang im Hof), gegebenenfalls im Šluknover Schloss. Mehr finden Sie unter www.cafe.dlask.cz.

Das Geheimnis vorzüglichen Käses Bei Ihren Streifzügen durch die Böhmische Schweiz und ihre Umgebung wird es sicherlich nicht nur einmal passieren, dass Sie in einem Geschäft oder Restaurant auf besonders schmackhaften Käse stoßen und sich sagen: ,Diese Käsezöpfe schmecken irgendwie anders und haben auch eine bessere Konsistenz, und auch dieser Brühkäse ist vorzüglich – was mag nur der Trick dabei sein?’ Die Antwort lautet: solide Zutaten, oft in Bioqualität, und vor allem eine vorwiegend manuelle Fertigung. Handgemachte Käsezöpfe kann man von den industriell gefertigten sozusagen schon auf den ersten Biss unterscheiden. Wenn man aufmerksam hinsieht, stellt man fest, dass diese Käseprodukte das Zertifikat „Regionales Produkt aus der Böhmischen Schweiz“ tragen. Dieses Zertifikat haben sie erhalten, weil sie wirklich hervorragend sind und zudem hier in Varnsdorf (unter der Marke Milko) produziert werden. Die Varnsdorfer Molkerei ist wahrlich kein Grünschnabel unter den Molkereibetrieben, sie wurde bereits 1943 gegründet und hat schwierige Zeiten durchlaufen, heute sind ihre Auftragsbücher aber mehr als gefüllt. Die Milch, die hier verarbeitet wird, stammt von Herden, die auf den Wiesen des Lausitzer Gebirges und der Böhmischen Schweiz geweidet werden. Die erwähnten Zöpfe aus Brühkäse werden nach einer uralten Rezeptur aus dem Nordkaukasus gemacht, der frische Hirtenkäse, der nach traditioneller Hirtenart zubereitet wird, ist eine echte Köstlichkeit und wurde als bestes Lebensmittelprodukt des Jahres 2012 ausgezeichnet, zum Angebot gehören aber auch Burrata, eine Reihe von Biokäsen (Mandava) und der mit weniger Salz produzierte Kinderkäse (Matylda z hor). Vom Frühjahr bis zum Winter wird hier auch hervorragender Ziegenkäse gemacht. Für die Milch setzt man auf kurze Wege – die Molkerei hat ihre eigene Ziegenherde. Das alles wäre aber überhaupt nicht wichtig, wenn der Varnsdorfer Käse nicht so unverschämt gut wäre … Und dabei ist das alles so einfach – es genügt, den Käse von Hand zu machen … und mit Herz.

Franta und der Traum vom Schlaraffenland

František Dlask

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Es war einmal ein Tscheche namens Franta, zugegeben, eigentlich war er in Argentinien als Sohn eines Varnsdorfer Monteurs geboren, was aber nicht bedeutet, dass er kein waschechter Tscheche ist. Und wie er so heranwuchs, reifte in ihm der Wunsch nach einer eigenen Konditorei. Zunächst zog er in die Welt hinaus, auf die Kanaren und nach Mexiko, doch dann sagte er sich: ,Daheim ist Daheim’, und eröffnete mitten in Varnsdorf eine Konditorei, so wie er es sich erträumt hatte. Dieser Franta, sprich František Dlask, wollte seinen Kunden nur gediegene Ware anbieten und setzte auf pure Qualität und virtuose Konditorkunst. Kein Rezept ließ er gelten, wenn er es nicht tausendmal erprobt und zur Vollendung geführt hatte. Vielleicht möchten Sie ja wissen, wie die Geschichte weiterging? Nun, 2013 wurde er Unternehmer des Bezirks Ústí (republikweit war er unter den besten fünf) und die Leute reißen ihm seine Köstlichkeiten förmlich aus den Händen. Die Konditorei läuft hervorragend, kurz: Es ist alles in Butter, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn mit Butter wird in der Konditorei Dlask wahrlich nicht gespart. Und was sollten Sie dort probieren? Auf jeden Fall die Windbeutel! Die sind die besten auf diesem Planeten, dafür lege ich meine Hand ins Feuer – sie sind riesig, erstklassig und absolut unwiderstehlich. Dann wären da noch die Schaumheferl, Cremerollen, Spritzkuchen, Punschschnitten und Kokosmakronen – lauter tschechische Klassiker, die aber noch das private Forschungsinstitut des Konditors durchlaufen haben. Man findet hier auch Delikatessen mit dem Zertifikat „Regionales Produkt aus der Böhmischen Schweiz“ – zum Beispiel die duftige Tante-Alenka-Torte oder die Heidelbeerschnitten mit Blaubeeren aus den Wäldern der Region. Leider hat man nur einen Magen – eindeutig zu wenig für Dlasks unzählige Versuchungen. Diese kommen auch aus aller Welt, aber natürlich „improved and made by“ Dlask: zum Beispiel amerikanischer Pecan Pie, kanadischer Carrot Cake, italienisches Tiramisu oder – Achtung, das ist mein Geheimtipp – irischer Stout Cake mit Schwarzbier … Was Sie nicht schaffen, können Sie ja einfach im Karton mitnehmen – das wäre doch eine Lösung, oder?


Regionale Produkte

AKTIVE ERHOLUNG

EINE FASZINIERENDE WELT AUS FEUER UND GLAS In die Glashütten AJETO in Lindava und Nový Bor fahre ich immer wieder und schreibe darüber auch gern in dieser Zeitschrift. Wenn ich die Firma des Jahres wählen sollte, hätten die Glasbläsermeister von AJETO diesen Titel schon längst in der Tasche. Tatsächlich haben sie ihn aber erst letztes Jahr gewonnen – AJETO ist nämlich die tschechische „Firma des Jahres 2014“.

Von Glasperlen bis Teufelswerkstatt Jedes Mal, wenn ich in den Glashütten vorbeischaue, gibt es hier etwas Neues. Seine Pläne exakt umzusetzen und sich trotzdem selbst zu übertreffen, das sieht man heute nur selten, aber hier versteht man eben etwas von seinem Handwerk. Diesmal war ich jedoch wirklich baff. Beginnen wir in Lindava. Ich komme also zur rosaroten Fassade der Glashütte und steuere das Nebengebäude an, in dem sich der Empfang und die Gaststube befinden. Doch ich widerstehe der Versuchung, gleich in der Schenke Platz zu nehmen und begebe mich auf einen Rundgang durch die Glashütte. Hierzu kann man entweder an einer Führung teilnehmen oder die Glashütte einfach so besichtigen. Sobald ich die Besuchergalerie der Glashütte erreicht habe, beschleicht mich einen Moment lang das Gefühl, in der Hölle gelandet zu sein. Unter mir tanzen an offenen Feuerstellen teuflisch talentierte Glasbläsermeister mit langen Pfeifen und mit ein wenig Glück trifft man hier einen der führenden internationalen Glasdesigner an, der hier gerade seine Visionen realisieren lässt. Die Besuchergalerie ist mit Informationstafeln ausgestattet, sodass man stets weiß, wo man sich gerade befindet. Und wenn man wieder in die urige Gaststube zurückkehrt, kann man hier nicht nur essen und trinken, sondern vor allem unter Aufsicht der hiesigen Fachleute an einem kleinen Glasofen eine kleine Vase oder – wer sich traut – auch ein Bierglas blasen. Gleich nebenan ist eine Glasperlenwerkstatt, wo man von einer hübschen Künstlerin alles erklärt bekommt. Sie weiß über die Glasperlenherstellung und deren Geschichte zu berichten und man selbst hat hier die Gelegenheit, selbst ein kleines Schmuckstück anzufertigen – zur Auswahl stehen gleich sechszehn Varianten. Dann gehe ich kurz hinaus auf die Terrasse und stelle fest, dass das noch längst nicht alles war. Ich blicke auf einen kleinen Teich mit einer Insel, wo Wasser über Schilf und einen gläsernen Baum plätschert. Und man selbst kann hier auf einem Kahn seine Runden drehen. An einem kleinen Mühlrad drängen sich Enten und Sumpfbiber im Wasser … Wenn Sie Ihre Kinder dabei haben, werden Sie Mühe haben, sie selbst nach einem halben Tag an diesem Ort zum Aufbruch zu bewegen. Es gibt hier nämlich einen Spielplatz, einen Sandkasten und eine Seilbahn. Am Ufer zum Wald hin verbirgt sich eine geheimnisvolle Höhle, in der der Teufel persönlich faul in seiner Werkstatt herumlungert. Es gibt hier einen tollen Platz, um mit Murmeln zu spielen, eine Vielzahl gläserner Plastiken, die schon längst mit der Natur verwachsen sind, ein prächtiges Taubenhaus aus Holz, an dem sich echte Tauben unter Glastauben mischen, am Wald laden Bänke zum Verweilen ein … Zum Schluss sei noch gesagt, dass es hier nicht nur Stellplätze für Autos, sondern auch Fahrradständer gibt, und dass Sie, egal an wen Sie sich hier wenden, immer freundlich und zuvorkommend behandelt werden. Und worauf darf man sich hier in Zukunft freuen? Einen Lehrpfad, der am Wald entlang führen soll. Sie können sicher sein, dass er binnen eines Jahres fertig sein wird.

Zerbrechliche Kunst

Praktische Informationen Eine genaue Vorstellung davon, was Sie in Lindava und Nový Bor erwartet, können Sie sich unter www.ajetoglass.com machen. In Lindava ist AJETO leicht zu finden, die Glashütte liegt gleich am Ortsrand, am Fuße des mystischen Berges Ortel. In Nový Bor wiederum suchen Sie einfach nach der Straße Ulice T. G. Masaryka, wo das Gebäude von AJETO wirklich nicht zu übersehen ist.

Zerbrechliche Kostbarkeiten unter einem Wellendach Auch im nahegelegenen Nový Bor hat sich vieles getan. Ein Restaurant mit einer verglasten Wand, durch die Sie über Ihren Teller hinweg den Glasbläsern bei der Arbeit am Ofen zusehen können. Auch die Verkaufsgalerie mit Kunst- und Gebrauchsglas bietet nach wie vor genau das an, was die Besucher erwarten. Doch dafür haben die Vorderfront und auch das Gebäude einen Wandel erfahren. Ein Stockwerk ist hinzugekommen, dessen wellenförmig geschwungenes Dach perfekt zum neu errichten Eingang passt. Das Glasmuseum erstreckt sich jetzt also über zwei Stockwerke. In der neuen, architektonisch wirklich bemerkenswerten Etage finden Sie einen Teil der Kunstglassammlung aus internationalen Glassymposien. Und AJETO sorgt bei jedem Besuch für eine Überraschung. Das Unternehmen besitzt sogar einen eigenen Bus, der nicht nur die Teilnehmer der häufig stattfindenden Firmenveranstaltungen bzw. Schülergruppen, sondern auch jeden Morgen die Glasbläser aus der weiteren Umgebung zur Glashütte bringt. Verstehen Sie nun, weshalb AJETO zur Firma des Jahres gewählt wurde und warum Sie hier unbedingt einmal vorbeischauen sollten?

Gaststube der Glashütte

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VERKEHR

Fahrrad fahren in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz

MIT DEM FAHRRAD AUF BEKANNTEN UND UNBEKANNTEN WEGEN Elberadweg

Wussten Sie, dass … … Sie nicht Ihr eigenes Rad mitbringen müssen, sondern sich in Děčín Trekkingräder, E-Bikes, Fahrradanhänger für Kinder, Tretroller oder auch Tandems im Fahrradverleih „Cyklopůjčovna. com“ ausleihen können? Zu jedem Fahrrad gibt es eine Flasche Wasser und einen Ausflugstipp umsonst, außerdem sind hier Fahrradzubehör und Straßenkarten erhältlich. Oder wie wäre es mit einer geführten Radwanderung? Fündig werden Sie unter www.cyklopujcovna.com oder www.enthusia.cz, sowie unter folgenden Telefonnummern: +420 739 561 932 oder +420 724 006 865.

Polzenradweg

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Von allen Verkehrsmitteln ist das Fahrrad am umweltschonendsten, darüber besteht kein Zweifel. Außerdem scheint die tschechische Nation dem Radsport verfallen zu sein, sodass man heute für die Liedzeile „... in diesem wunderschönen Land ist jeder ein Musikant ...“ statt auf Musikant einen neuen Reim auf Radfahrer suchen müsste. Die Sächsisch-Böhmische Schweiz bietet Radfahrern einmalige und abwechslungsreiche Gelegenheiten. Man darf nur nicht vergessen, dass sich ein Teil dieses Gebiets mit den Nationalparks Böhmische Schweiz und Sächsische Schweiz überschneidet und dass hier natürlich gewisse Einschränkungen gelten. Das heißt, man kann hier nicht einfach umherfahren, wie es einem gefällt, sondern muss sich an die markierten Wege halten, damit man nicht ungewollt Schaden anrichtet. Haben Sie Lust auf einen Fahrradausflug? Ja? Dann schnell die Reifen aufpumpen, Helm auf und los geht’s!

Die schönsten Ecken im Nationalpark Böhmische Schweiz Die folgende Route mache ich für mein Leben gern. Der Weg schlängelt sich durch Felsenlandschaften, säumt Bäche und Flüsse, führt durch Wälder und Wiesen – mitten ins Herz des Nationalparks. Am besten startet man in Mezní Louka und begibt sich auf den Radweg 3030. Dieser führt schon bald zu einem Abzweig zum Kleinen Prebischtor (Malá Pravčická brána), das unbedingt einen Abstecher wert ist. Stellen Sie Ihr Fahrrad für eine Weile ab und staunen Sie über das Felsgebilde, das seinem älteren und sehr viel größeren Bruder gleicht. Und wenn Sie schon einmal hier sind, sollten Sie Ihre Fußwanderung noch um ein paar hundert Meter ausdehnen und über Felsleitern zum Šaunštejn hinaufklettern. Das steinerne Plateau mit befestigten Pfaden auf den Felsköpfen bietet eine der schönsten Aussichten, die ich kenne. Dann geht es mit dem Fahrrad weiter auf der Route 3030, durch den Grund „Hluboký důl“ bis zu einer Weggabelung. Hier gibt es einen Abzweig von der eingeschlagenen Route, den Sie nehmen sollten, um bis nach Zadní Jetřichovice zur Grenzbrücke zu gelangen. Das liebliche Tal war früher bewohnt, an das einstige Dorf erinnern heute nur noch einige von Menschenhand gepflanzte Baumgruppen. Dafür ist es hier berauschend schön, ein murmelnder Bach, Felswände, die aus dem Wald aufragen … Die Natur hat sich zurückerobert, was der Mensch verlassen hat. (Wer Lust hat, kann von hier aus eine Erkundungstour in die Sächsische Schweiz machen, vor allem in den herrlichen Hinterhermsdorfer Grenzwinkel mit der berühmten Oberen Schleuse.) Anschließend kehren Sie zu jener Stelle zurück, an der Sie in Richtung Grenze abgebogen waren, und folgen dem Verlauf der Route 3030, der legendären Böhmerstraße, einem uralten Verbindungsweg zwischen Böhmen und Sachsen. Diese verlassen Sie erst an der nächsten Weggabelung. Es geht weiter auf der Route 2029, und zwar nach links, vorbei an Wäldern voller Felsen bis „Na Tokáni“. Von dort aus fährt man auf der Route 3076 über einen Berg bis nach Jetřichovice und eventuell noch weiter, durch das wunderschöne Tal der „Jetřichovická Bělá“ zu einer der romantischsten Ecken weit und breit, den Ruinen der Mühle „Dolský mlýn“. Doch damit nicht genug, nun steuern wir oberhalb der Kamnitzklamm die märchenhafte Ortschaft Kamenická Stráň an, ein denkmalgeschütztes Dorf voller Umgebindehäuser – wahre Schätze der Volksarchitektur. Die Route endet in Růžová am Fuße der majestätischen Berge „Růžovský vrch“ und „Pastevní vrch“, die einen atemberaubenden Blick bieten. Knapp 25 Kilometer Schönheit pur.


VERKEHR

An den Flussufern durch traumhafte Täler Der ganze Stolz der Böhmischen Schweiz sind ihre Flüsse und Bäche. Die zwei größten Flüsse werden von Radwegen gesäumt, von denen man beliebig abbiegen kann, um einen Abstecher zu machen und später wieder auf sie zurückzukehren. Beide sind empfehlenswert. Beginnen wir mit dem bekannteren Radweg, der von Prag bis nach Hamburg führt: dem Elberadweg. Möchten Sie einen Tipp, wie man den Elbradweg am besten genießen kann? Steigen Sie in Děčín in einen Fahrradbus, lassen Sie sich bis auf den Děčínský Sněžník chauffieren, radeln Sie bis zu einem der schönsten Aussichtstürme, die Tschechien zu bieten hat, und von da an geht es nur noch bergab durch herrliche Wälder bis ans Elbufer, wo Sie bequem auf den Elbradweg gelangen. Dieser führt durch das Elbtal, das weltweit seinesgleichen sucht. Mag sein, dass sich darüber streiten lässt, aber wir aus der Böhmischen Schweiz wissen, wovon wir reden. Monumentale, bis zum Himmel reichende Felswände, schlanke Felsnadeln, pittoreske Kirchen, Statuen, eine Fähre wie in alten Zeiten, geballte Schönheit und Ruhe. Hinzu kommt die majestätisch dahinfließende Elbe, Kormorane, Biber … In Schönau lassen Sie sich mit der Fähre ans andere Ufer bringen und schon sind Sie in Hřensko. Oder aber Sie setzen Ihre Fahrt auf dem Elbradweg nach Lust und Laune fort – zu den sächsischen Tafelbergen, nach Bad Schandau usw. Auch zum zweiten Radweg habe ich einen Verbesserungsvorschlag parat. Der Polzenradweg (Cyklostezka Ploučnice) beginnt an der „Zubatá bába“ genannten barocken Brücke in Děčín, die über den Fluss Ploučnice führt, kurz bevor er in die Elbe mündet, und weiter durch ein romantisches Tal, durch fantastische Schluchten, an Wehren, Tümpeln und Stromschnellen vorbei, manchmal dicht am Fluss entlang, manchmal durch den Wald oberhalb des Flusses, und bringt Sie schließlich bis nach Benešov nad Ploučnicí. Hier gibt es neben zwei Schlössern noch vieles mehr zu sehen, fragen Sie einfach im Informationszentrum oder an der Schlosskasse nach. Wer noch genug Puste hat, kann mit dem Fahrrad bis zur romantischen Burgruine Ostrý hinauffahren, aber auch abbiegen, die Brücke in Benešov nad Ploučnicí überqueren und den Bach Bystrá stromauf begleiten. Folgen Sie einfach nur seinen Mäandern, solange es geht, vorbei an Häusern und Villen, ruhigen und malerischen Orten über Habartice und Markvartice. Richtung Veselé biegen Sie ab und fahren weiter flussaufwärts, wo es an der wunderschön renovierten Maria-Magdalenen-Kirche ein schmuckes Pfarrhaus mit Umgebinde zu entdecken gibt, bis Sie der Weg schließlich nach Česká Kamenice führt. Diese Tour beträgt rund 27 Kilometer.

Váňas Geheimtipp Die folgende Route ist in keinem Radwanderführer zu finden, zumindest nicht in voller Länge. Entdeckt hat sie mein Freund Váňa und sie ist einfach spitze. Na gut, weil Sie es sind, will ich Sie Ihnen verraten. Seien Sie aber darauf gefasst, dass Sie ein gutes Stück Weg zurücklegen müssen. Als Belohnung winkt Ihnen die herrliche Landschaft des Lausitzer Gebirges und der Böhmischen Schweiz. Der Vorteil der Route ist, dass diese anders als man erwarten würde praktisch immer eben verläuft, mit höchstens zwei, drei Steigungen, die fast nicht der Rede wert sind. Start und Ziel liegen im reizvollen Srbská Kamenice. Hinter Janská biegt man über eine Brücke ab und gleitet schon bald – der gelben Markierung folgend – durch ein wunderschönes und vielen unbekanntes Tal, wodurch man sich den Berg vor Česká Kamenice erspart. Von Česká Kamenice geht es auf einer reizenden kleinen Straße über Mlýny nach Kytlice (diesen Abschnitt liebe ich!), zum Teich „Hraniční rybník“, links bergauf und über eine Bahnstrecke ins Gebiet des Jedlová, des zweitgrößten Berges im Lausitzer Gebirge, den Sie aber geschickt entlang den Höhenlinien umfahren, bis nach Rybniště. Hinter der Jugendstilkirche biegen Sie Richtung Doubice ab, das im Grunde so etwas wie ein Freilichtmuseum der Volksarchitektur ist. Von dort gelangen Sie durch eine märchenhafte Felsenlandschaft, die so dicht an die kleine Straße heranrückt, dass Sie stellenweise den Kopf einziehen müssen, bis zur Weggabelung „Saula“, wo Sie ein tolles Informationszentrum mit einer wirklich sehenswerten Dauerausstellung vorfinden. Dann geht es weiter über eine wenig befahrene Waldstraße zu den Hütten „Na Tokáni“ (über die Sie an einer anderen Stelle in dieser Zeitschrift mehr erfahren können) und über den einzigen nennenswerten Berg nach Jetřichovice. Von dort aus nach Všemily (dort sollten Sie sich nicht die einzigartige Felsenkapelle entgehen lassen) und zurück nach Srbská Kamenice, wo Sie in aller Ruhe den Lehrpfad der Gemeinde begehen können. Über alles zu berichten, was es auf dieser Route zu sehen gibt, würde den Rahmen dieser Ausgabe sprengen. Daher überlasse ich es Ihnen, selbst auf Entdeckungstour zu gehen. Die Route beträgt in etwa 55 Kilometer.

Hier geht’s lang

Praktische Informationen Wenn Sie von den Radtouren durch unsere Gegend begeistert sind (was nicht weiter verwunderlich wäre), können Sie ruhig noch etwas hierbleiben, denn ich habe für Sie einen passenden Übernachtungstipp. Unter der Brücke. Das ist kein Scherz! Unter der neuen Brücke von Děčín, in unmittelbarer Nähe des Elbradwegs erwarten Sie das „Kemp“ und „Cyklostop Děčín“. Hier ist der Radfahrer wirklich König. Zur Verfügung stehen: sanitäre Einrichtungen, Duschen, Feuerplatz, Grill, Teeküche, Waschmaschine, Spielplatz, Gepäckaufbewahrung, Fahrradverleih und –service und ein Lebensmittelshop. Und auf Wunsch können Sie sogar Frühstück bestellen! Informieren Sie sich unter www.kempdecin.cz oder wählen Sie die Nummer +420 774 262 111. Oder legen Sie hier einfach einen Zwischenstopp ein, wenn Sie in der Nähe sind.

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GESCHICHTE UND KULTUR

Bad Schandau

Bad Schandau

Praktische Informationen Alles, was Sie wissen müssen, finden Sie auf folgenden Internetseiten: www.badschandau.cz, www.lanu.de, www.toskanaworld.net, www.festung-koenigstein.de.

EIN KURORT MIT ADRENALINFAKTOR Auf den ersten Blick wirkt Bad Schandau wie ein ruhiges, idyllisches Kurstädtchen beiderseits der Elbe. Doch der erste Eindruck täuscht! Bad Schandau ist schon seit mehreren Jahren das pulsierende Zentrum der Sächsischen Schweiz, das vor allem auf aktive Erholung setzt. Alle, die gern wandern, klettern oder Rad fahren, kommen immer wieder hierher, weil sie genau wissen, dass sie hier gut aufgehoben sind. In Bad Schandau kann man sich Mountain-, Touren- und Elektrobikes ausleihen oder sich im Outdoorverleih mit kompletten Sets für Klettersteige ausrüsten lassen. Bad Schandau ist der Ausgangspunkt für Ausflüge in faszinierende Felswelten, in erster Linie zu den fantastischen Schrammsteinen. Am besten gehen Sie einfach einmal ins „Haus des Gastes“ am Marktplatz. Dort werden Sie beraten und können sich im Rad- und Outdoorverleih borgen, was Sie benötigen. Wenn Sie sich genug verausgabt haben, gönnen Sie sich einen gemütlichen Bummel durch das schmucke Städtchen, besuchen Sie das Museum Bad Schandau, wo Sie alles über die Geschichte der Stadt und auch zum Thema Bergsteigen erfahren, machen Sie einen Spaziergang durch Postelwitz mit seinen malerischen Fachwerkhäusern und lassen Sie sich auf keinen Fall den „Schandauer Eiffelturm“ entgehen, einen fünfzig Meter hohen Personenaufzug, der Sie vom Elbufer bis zum höchsten Punkt der Felswand oberhalb der Stadt befördert – schließlich feiert der Turm derzeit sein 110-jähriges Bestehen! Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Botanische Garten von Bad Schandau. (Dieser ist sogar noch drei Jahre älter als der Personenaufzug!) Von März bis Oktober kann man dort die Pflanzenwelt der Sächsischen Schweiz bewundern. Auf 5400 Quadratmetern warten die Geheimnisse der vielfältigen Flora dieser Region darauf, entdeckt zu werden – typische, aber auch seltene Pflanzen und botanische Besonderheiten.

Anfassen erwünscht! Interaktive Ausstellung im Nationalparkzentrum

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Sollte Ihr Wissensdurst dann noch nicht gestillt sein, können Sie in der umfangreichen und interaktiven Ausstellung des Nationalparkzentrums Sächsische Schweiz noch mehr erfahren. Wagen Sie sich in den Dunkelgang, wo jede Menge Tierlaute zu hören sind.


Bad Schandau

Probieren Sie einmal selbst, wie schwer es ist, in der Natur das Gleichgewicht zu halten. Staunen Sie über den Sandsteinfelsen, der inmitten des Hauses über alle Stockwerke aufragt. Erfahren Sie, wie Felsstädte entstehen und begeben Sie sich in die Welt der Ameisen … Auf Schritt und Tritt erwarten Sie die verschiedensten Guckfenster, Schubkästen, Hebel, Kopfhörer, Puzzles, Klapptafeln und Zugvorrichtungen. Schlüpfen Sie einen Moment lang in die Haut eines Malers, der von den Felspartien und den tiefen Wäldern und Schluchten in den Bann gezogen wird, lauschen Sie der Musik dieser zauberhaften Landschaft oder staunen Sie über ein technisch ausgeklügeltes Wasserrad oder auch über die geniale Bauweise von Umgebindehäusern, die nicht auf dem Reißbrett renommierter Architekten, sondern in den Köpfen einfacher Häusler entstanden ist. Im Kinosaal läuft ein Film, in dem Sie den Nationalpark Sächsische Schweiz mit den Augen eines Wanderfalken betrachten können, oder erleben Sie das zauberhafte Märchen „Ein Querx auf Reisen“. Und wenn Sie das Zentrum wieder verlassen, erwartet Sie ein Streifzug, bei dem Sie der Spur des Luchses folgen können, die Sie durch die ganze Stadt führt.

GESCHICHTE UND KULTUR

Toskana Therme

Wo sich Wasser in Farben und Töne verwandelt Steht Ihnen nach alldem der Sinn nach Entspannung? Dann lassen Sie sich in der Welt des Wassers verwöhnen, wo Sie nicht nur ein Bade-, sondern auch ein Klangerlebnis erwartet. Die Toskana Therme ist eine wunderbare Wasserwelt, eine renommierte Thermen-, Sauna- und Wellnesslandschaft. Sie können ein Sonnenbad nehmen, einen Drink an der Beach Bar genießen oder eine Runde Beach-Volleyball spielen. Keine Angst: Wer weder Badesachen noch Handtuch dabeihat, kann sich das alles einfach vor Ort ausleihen. Noch mehr zu bieten haben die Innenbassins, deren Becken mit raffinierten Massagedüsen ausgestattet sind. Die Toskana Therme ist wohlgemerkt kein Aquapark zum Herumtoben, sondern eine Oase der Erholung, in der man neue Kräfte tanken kann. Und das vor allem am Abend … Dann kann man hier mit allen Sinnen den Liquid Sound genießen. In einem Sprühnebel tanzen betörende Farben und Bilder über die Wasseroberfläche, das Wasser ist erfüllt von Musik – egal, ob man schwimmt oder taucht, sie ist allgegenwärtig, durchdringt den ganzen Körper und versetzt einen in eine andere Welt … In der Kuppel über Ihnen wechseln sich die Traumlandschaften ab und Sie können sich nicht des Eindrucks erwehren, in den Bann verführerischer Düfte geraten zu sein – kein Wunder, denn ausgetüftelte Beduftungssysteme hüllen Sie regelrecht darin ein. Es ist schwer in Worte zu fassen, sicher ist aber, dass man so etwas nirgendwo sonst erleben kann.

Wussten Sie, dass … … jedes Unglück auch sein Gutes hat? Vom letzten Hochwasser, das Bad Schandau und Umgebung böse zugesetzt hat, ist heute nichts mehr zu sehen! In die neue Saison starten die Stadt und all ihre Sehenswürdigkeiten in neuem Glanz: aufpoliert, herausgeputzt und wunderschön.

Hoch oben thront die stolze Feste Ganz in der Nähe von Bad Schandau, hoch über der Elbe, wacht die mächtige und strategisch günstig auf dem Gipfel eines Tafelbergs gelegene Festung Königstein über das ganze Tal. Sie wurde bereits im 13. Jahrhundert erbaut und vereint heute ein einzigartiges Ensemble von Bauwerken im Stil der Spätgotik, des Barock und der Renaissance sowie Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Schon allein wegen der atemberaubenden Aussicht auf das Elbtal und die Böhmisch-Sächsische Schweiz aus einer Höhe von 250 Metern lohnt es sich, hierher zu kommen. Wer möchte, kann auch per Aufzug mit Panoramablick nach oben fahren. Dort erwartet Sie ein ganz und gar einmaliges militärhistorisches Freilichtmuseum, in dem praktisch an jedem Wochenende eine besondere Veranstaltung geboten wird. Die Ausstellungen der Festung Königstein sind überaus interessant – die neueste Dauerausstellung heißt „In lapide regis“, also „Auf dem Stein des Königs“, und führt die Besucher durch die gesamte Geschichte der Festung, einschließlich jener Zeit, in der hier noch böhmische Könige residierten. Für eine Besichtigung der gesamten weitläufigen Festungsanlage, deren Fläche im Übrigen 13 Fußballplätzen entspricht, sollten Sie etwa zwei Stunden einplanen. Ob mit oder ohne Kinder – ein unvergessliches Erlebnis ist ein Ausflug auf die Festung allemal. Im Rahmen einer Führung können Sie jetzt wieder in die vierhundert Jahre alten Tiefkeller des Torhauses hinabsteigen. Neben fünfzig Bauwerken gehören auch ausgedehnte Grünanlagen zur Festung.

Festung Königstein

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Lassen Sie das Auto zu Haus

Elbtal

Wussten Sie, dass … … es eine Tageskarte namens Elbe-Labe-Ticket zu kaufen gibt? Diese gilt im gesamten Bezirk Ústí und auf deutscher Seite im Verbundraum Oberelbe. Das äußerst günstige Ticket gilt immer einen Tag lang und kann in Zügen und Autobussen in den genannten Gebieten, aber auch in der Straßenbahn und den übrigen Stadtverkehrsmitteln in Dresden und Most, den Stadtverkehrsunternehmen in Ústí, Děčín, Teplice, Pirna, Meißen und allen anderen Städten verwendet werden. Und mit der Kirnitzschtalbahn fahren Sie zum halben Preis! Und 10 % Rabatt gibt es auf dem Wanderschiff.

Einsteigen bitte!

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KREUZ UND QUER DURCH DIE SÄCHSISCHE SCHWEIZ – AUCH OHNE AUTO! Man kann sich nur wundern, dass so viele Jahre nach der Wiedererlangung der Bewegungs- und Gedankenfreiheit immer noch viele Deutsche die Böhmische Schweiz nicht kennen und die meisten Tschechen nichts von der Schönheit der Sächsischen Schweiz ahnen. Als hätte sich die Grenze in unsere Seele eingebrannt. Dabei ist es so einfach. In dieser Ausgabe der „Erlebnisse“ wollen wir auf Entdeckungsreise gehen. Angenehm ist, dass wir dabei nicht uns selbst überlassen sind und dass es Menschen gibt, die bereit sind, uns jederzeit zu helfen. Bitte lesen Sie die folgenden Zeilen besonders aufmerksam, denn Sie erhalten darin eine einfache Anleitung, wie Sie etwas am oben beschriebenen Zustand ändern können.

Per Bus, Schiff oder Straßenbahn Ein solcher praktischer und freundlicher Helfer heißt OVPS (Oberelbische Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz), ein Personenbeförderungsunternehmen, das auf dem Gebiet der Sächsischen Schweiz über ein dichtes Netz von Buslinien, Fahrradbussen, Fährverbindungen aber auch über ein Wanderschiff und eine ganz besondere Straßenbahnstrecke verfügt. Der Vorteil der OVPS besteht darin, dass sie sich hier perfekt auskennt, sodass Sie sich keine Sorgen wegen der Navigation, Parkplätzen, Sicherheit u. Ä. machen müssen … Sie werden schlicht und einfach zu dem Ort gebracht, an den Sie möchten. Die OVPS ist mit ihren Bussen in der ganzen Sächsischen Schweiz anzutreffen. Von den insgesamt 30 Regionalbuslinien verkehren elf Busse als Wanderbusse, damit für Sie die Suche nach der passenden Busverbindung zu Ihrem Ausflugsziel noch einfacher ist. Mit dem Wanderbus geht es zum Beispiel zur ältesten, rein touristisch genutzten Brücke Europas, der Basteibrücke, zum Basteifelsen mit seiner traumhaften Aussicht, zu den Herkulessäulen ins Bielatal oder ins schöne Hinterhermsdorf; und wenn Sie möchten, gelangen Sie von hier zur Oberen Schleuse, ins Kunstblumenmuseum in Sebnitz und zu den Tafelbergen: auf den Pfaffenstein, den Papststein, zu den Zschirnsteinen oder auch zum Lilienstein. Und wenn Sie Ihr Fahrrad dabeihaben, ist auch das kein Problem. Während der Saison sind auf sieben Linien die Busse am Wochenende mit Fahrradanhänger unterwegs, und zwar auf den Linien 216, 217 (Tisá), 219, 242 und 245 (Klettergebiet Bielatal), 260 und 268/269. Bis zu zwanzig Fahrräder können zum Nahverkehrstarif den Berg hinauf befördert wer-


Lassen Sie das Auto zu Haus

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den. An allen Wochenenden und Feiertagen in der Saison können Sie sich somit per Bus an einen möglichst hohen Punkt befördern lassen und dann stundenlang durch eine herrliche Fels-, Wiesen- und Waldlandschaft bergab fahren. Oder aber Sie wählen den Wasserweg – schließlich ist da ja noch die Elbe, dieser majestätische und mächtige Strom, warum sollte man sich also nur auf der Straße fortbewegen? Gehen Sie an Bord des Wanderschiffs der OVPS, das in der Saison viermal täglich zwischen Bad Schandau und Hřensko verkehrt. Hřensko ist ein schöner Ausgangspunkt für Wanderungen in die Böhmische Schweiz, zum Beispiel zum berühmten Prebischtor. Jede Station ist nämlich ein hervorragender Ausgangspunkt für angenehme Wanderungen rechts und links der Elbe. Ich halte es bereits seit Jahren so und bin damit immer gut gefahren.

Praktische Informationen

Eine wirklich rüstige alte Dame Was aber die größte Attraktion der OVPS war, ist und sicherlich auch in Zukunft sein wird, ist das „alte Schienenfräulein“, wie sie die Sachsen liebevoll nennen – eine Straßenbahn, die Sie mitten in die Felsenwelt, ins Herz des Nationalparks Sächsische Schweiz bringt. Mit einer Straßenbahn sind Sie bestimmt schon gefahren, aber bis mitten in eine Felslandschaft? Die ehrwürdigen gelben Wagen der Kirnitzschtalbahn starten in Bad Schandau und folgen dem Lauf der romantischen Kirnitzsch, durch ein liebliches Tal, Wälder und Wiesen bis zum Lichtenhainer Wasserfall. Und so ist es schon seit 1898! Kein Wunder, dass einige Wagen inzwischen schon von beträchtlichem historischem Wert sind – diese Waggons sind aber nur zur Saisoneröffnung, zu Festen und an Feiertagen im Einsatz. Sie werden wohl eher in einem neuen Wagen fahren, der bei jedem Schließen der Türen ein freundliches Surren von sich gibt und Ihnen schon bald für eine Straßenbahn untypische Aussichten eröffnet. Aussteigen können Sie überall – von allen Haltestellen führen Wanderwege mit einer übersichtlichen Markierung in Wald und Fels. Wenn Sie gestatten, empfehle ich Ihnen einen Ausflug, den ich am liebsten mag. Man fährt bis zur Endstation, und wenn man sich an der engen Schlucht, durch die das Wasser in die Tiefe stürzt, sattgesehen hat, steigt man durch einen Wald, immer dem roten Kreis auf weißem Grund folgend, zum „Kuhstall“ hinauf, dem Pendant zum böhmischen Prebischtor. Der Kuhstall ist ein Felsentor unterhalb eines mächtigen Felsmassivs, das über die schmale „Himmelsleiter“ zu erreichen ist. Ob nun von oben oder vom Plateau hinter dem Felsentor, man wird stets mit einem weiten Ausblick auf die gegenüberliegenden felsigen Bergkämme belohnt. Rund um den Kuhstall kann man Stunden verbringen. Es gibt hier versteckte Winkel und Felsspalten, das berühmte Schneiderloch – eine Höhle, die in eine Felswand mündet –, aber auch ein hübsches Gasthaus. Und wer möchte, kann wieder zur Straßenbahn wandern und zurück in Richtung Elbe fahren. Die Strecke von der Straßenbahnhaltestelle zum Kuhstall und zurück beträgt knapp fünf Kilometer, die auch von Kindern gut zu bewältigen sind. Wer noch mehr Naturschönheiten entdecken möchte, steigt vom Kuhstall eine enge Schlucht hinab und wandert über ein bewaldetes Tal fast bis auf den Kleinen Winterberg hinauf. Von dort gelangt man auf einen romantischen Quergang mit einer atemberaubenden Aussicht, der zum Felsmassiv Frienstein mit der Idagrotte, einer Sandsteinhöhle natürlichen Ursprungs, führt: einem der schönsten Orte in der ganzen Sächsischen Schweiz. Und von dort geht es wieder hinunter zur Straßenbahn, diesmal zur Haltestelle Beuthenfall. Glauben Sie mir, dieser Ausflug ist einfach überwältigend! Ich verordne mir diese Wanderung mindestens einmal im Jahr als Mittel gegen trübsinnige Gedanken. Wie Sie sehen: Wer sich nicht über die Grenze traut, verpasst völlig grundlos jede Menge Schönes – seien Sie also unbesorgt und begeben Sie sich in die Obhut der sächsischen Busfahrer, denn die sind wirklich in Ordnung.

Sämtliche Ausflugsvarianten, Fahrpläne und Preislisten finden Sie unter www.ovps.de oder www.vvo-online.de. Informationen zu den Fahrradbussen gibt es unter www.ovps.de/Verkehrsmittel/ Bus/Fahrradbus/470/.

Geheimtipp Jedes letzte Wochenende im Juli fahre ich mit der Straßenbahn zum Kirnitzschtalfest. Alles dazu finden Sie unter www.drazdany. info/krinicke-slavnosti. Vielleicht begegnen wir uns ja dort?

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WANDERN

Krásná Lípa

Der Marktplatz (Křinické náměstí) mit dem Haus der Böhmischen Schweiz

Wussten Sie, dass … … man sich in Krásná Lípa in den Sommerferien auf ein reichhaltiges kulturelles Angebot freuen darf? Ein toller Tipp sind vor allem die Konzerte in der Maria-vom-Berge-KarmelKapelle in Vlčí Hora, sowie die Konzerte, darunter auch Orgelkonzerte, in der barocken Maria-Magdalena-Kirche in Krásná Lípa (genau, das ist die Kirche am Marktplatz). Nähere Informationen zu Konzerten und anderen Kulturveranstaltungen finden Sie unter www.krasnalipa.cz.

Kahnfahrt in der Kirnitzschklamm

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WIEDERERSTANDENE SCHÖNHEIT Stellen Sie sich einmal vor, dass Sie vor 654 Jahren auf die Welt gekommen wären, schon seit 145 Jahren einen bedeutenden Titel innehätten, dass Sie altern und unweigerlich verfallen und allmählich in Vergessenheit geraten würden … Doch dann geschieht etwas Unerwartetes. Sie bekommen neue Kleider und werden überhaupt auf Vordermann gebracht, auf einmal sehen Sie richtig flott aus, Ihr Gesicht strahlt wieder, ist jung, ja sogar schön. Plötzlich sind Sie gefragt, man beginnt, Sie zu besuchen, will unbedingt ein paar Tage mit Ihnen verbringen, macht von Ihnen aus Ausflüge, von denen man begeistert zurückkehrt, kurzum man findet Gefallen an Ihnen und hat nach einiger Zeit wieder Lust, zu Ihnen zurückzukommen. Sie meinen, dass sei unmöglich? Ist es nicht … Sie müssten nur auf den Namen Krásná Lípa hören.

Eine Stadt erwacht aus dem Dornröschenschlaf Das, was zu Beginn dieses Jahrtausends mit dieser Stadt geschehen ist, die in einem lieblichen Tal liegt und vom wunderschönen Nationalpark Böhmische Schweiz, vom geheimnisvollen und bisher noch nicht entdeckten Böhmischen Niederland und dem lockenden Lausitzer Gebirge umschlossen wird, kann man ohne Übertreibung als Wunder bezeichnen. Krásná Lípa (zu Deutsch „Schönlinde“) macht seinem Namen nun alle Ehre. Auf dem ruhigen und freundlichen Marktplatz erinnert eine ausladende Sandsteinplastik daran, dass hier bis 1874 die Kirnitzsch (Křinice) entlangfloss (die heute unter den Marktplatz verbannt ist) und dass über sie eine Brücke führte, die vier Statuen schmückten. Der historische Brunnen mit einer Austria-Statue ist modernen Wasserspielen gewichen, die Fassaden erstrahlen in frischen Farben, das Kirnitzsch-Brauhaus (Křinický pivovar) verströmt Malzduft, volkstümliche Umgebindehäuser, Bürgerhäuser, aber auch modernste Gebäude ergeben ein stimmiges Bild. Die freundlichen Mitarbeiter des Besucherzentrums bieten Ihnen neben Auskünften eine Ausstellung und den greifbaren Beweis, dass gerade Krásná Lípa schon seit vielen Jahrzehnten der traditionelle Ausgangspunkt für Wanderungen zu den Schönheiten der Böhmischen Schweiz, dieser Landschaft der Felsen und Schluchten, Wiesen und Buchenhaine, Berghänge und Bäche, ist. Die Stadt ist gastfreundlich, komfortabel und hält immer wieder Überraschungen bereit. Da wären das hervorragend ausgestattete Sportareal der Böhmischen Schweiz, ein modernes Hotel, das als Wellnessoase konzipiert ist und wo man nach einem Tennismatch oder auch nach einer anstrengenden Tour so richtig entspannen kann, das bereits genannte Brauhaus mit dem beliebten und wohlschmeckenden Bier „Falkenštejn“ … Doch davon war ja schon weiter oben die Rede.


Krásná Lípa

WANDERN

Durch das Umland von Krásná Lípa in alle Himmelsrichtungen Nun wäre mir sehr daran gelegen, dass Sie begreifen, warum den Leuten, meine Wenigkeit eingeschlossen, Krásná Lípa in letzter Zeit so ans Herz gewachsen ist. Die Verwandlung der Stadt ist nämlich die würdevolle Krönung einer unvergleichlichen Umgebung: einer Kulturlandschaft voll kostbarer Spuren menschlichen Lebens. Machen Sie zum Beispiel mit mir eine Wanderung in den Südosten, stromaufwärts die Kirnitzsch entlang (die hier auf den Namen Křinice hört). Verfolgen Sie mit, wie Sie immer jünger wird, bis sie sich in ein zartes saphirfarbenes Band verwandelt, bis zu ihrer Wiege, besser gesagt ihren drei Wiegen, zu drei Brunnen, die die Quellen des Flusses schützen, der sich von hier auf eine große Reise begibt, das Kirnitzschtal bildet, das im Laufe der Zeit vom Wasser in den Fels gegraben wurde, und auf natürliche Weise den böhmischen mit dem sächsischen Teil verbindet. In den Klammen der Oberen Schleuse denkt die Kirnitzsch an die Zeiten, als hier noch Holz geschwemmt wurde. Statt Baumstämmen lässt sie heute Kähne mit von der Landschaft entzückten Touristen durch ihr Wasser gleiten, bis sie schließlich in Bad Schandau erleichtert in die Elbe mündet und mit ihr zusammen dem Meer entgegeneilt. In der Nähe der Quellen der Kirnitzsch sorgt bei den Vorübergehenden eine der besterhaltenen Windmühlen hierzulande für Begeisterung, in der sogar noch das Räderwerk und die Mechanik vorhanden sind. Nicht weit davon entfernt bietet die Ziegenfarm im Weiler „Žofín“ Ziegenprodukte zum Kauf an. Von hier hat man dann schon einen herrlichen Blick auf den Berg Jedlová und die Burg Tolštejn, bis nach Jiřetín pod Jedlovou mit seinen Sehenswürdigkeiten, vor allem dem Rokoko-Kreuzweg am Hang des magnetischen Berges „Křížová hora“, unter dem sich der St.-Johannes-Stollen (Štola Jana Evangelisty) befindet. Oder nein, gehen wir lieber in Richtung Nordwesten, auf die Höhen über der Stadt, ins Dorf Kamenná Horka mit seinen schmucken Umgebindehäusern, Schätzen der Volksarchitektur, zum Köglerkreuz, diesem einzigartigen, vierseitigen und vor allem wirklich schönen Zeugnis menschlichen Glaubens und begeben wir uns von dort zum Beispiel nach Doubice oder nach Sněžná zur reizenden Dreifaltigkeitskapelle, hinter der schon der mächtige Berg „Vlčí hora“ mit einem Aussichtsturm und dem gleichnamigen Dorf auftauchen, in das wir über Zahrady mit seiner einmaligen geologischen Landkarte gelangen. Wer brav die „Erlebnisse“ liest, weiß, dass die Bewohner von Vlčí hora Naturkosmetik herstellen und im Einklang mit der Natur leben. Auf den Rückweg machen wir uns zum Beispiel durch Dlouhý Důl, auf einem von großen und kleinen Häusern gesäumten Weg, weiteren Kleinoden und Denkmälern der Volksarchitektur, bis wir nach Kyjov gelangen, wo wir im Gasthaus „Kyjovská teresa“ einkehren und uns gestärkt ins Tal „Kyjovské údolí“ aufmachen – entweder in Gedanken versunken am Fluss entlang oder auf abenteuerliche Weise über die Felsen oberhalb des Flusses. Lassen wir uns von uralten Wegen zu verschwundenen Siedlungen leiten, zum Naturdenkmal „Vlčí kámen“ und vielleicht weiter bis nach Sachsen… Wo waren wir noch nicht? … Wie wäre es mit Südwesten? Na klar – nach Rybniště, dem größten Teich rund um Děčín, zur Jugendstilkirche St. Josef, bis zum Aussichtspunkt „Karlova výšina“ mit seinem ungewöhnlichen Ausblick auf die Sächsisch-Böhmische Schweiz, oder aber auf die gegenüberliegende Seite, auf die ersten Berge des Lausitzer Gebirges, auf den Plešivec und vielleicht bis auf den Jedlová, von dem man auf einem ausgeliehenen Offroad Roller oder Go-Kart den Hang hinuntersausen kann, bis hin zu einer Riesenschaukel, auf Neudeutsch „Giant Swing“, die echten Nervenkitzel verspricht … Was bleibt? Der Nordosten. Der Dymník. Ein geheimnisvoller Berg, auf den es von Krásná Lípa hinauf und wieder hinunter nach Rumburk geht. Ein Berg mit Hochwiese, auf der der „Baum des Lebens“ steht, eine beachtenswerte Gruppe steinerner Obelisken, ein Ort voller Energie und Mystik. Wenn ich mich hierher verirre, lasse ich mir nie den Aussichtsturm entgehen und widerstehe meistens nicht der Versuchung und spiele wenigstens ein paar Runden Fußballgolf oder Frisbeegolf, denn im Hochseilzentrum in den Baumkronen herumzuklettern, traue ich mich nun doch nicht. Doch ganz gleich, welche Richtung Sie einschlagen, es wird Sie immer wieder zurückziehen, nach Krásná Lípa, in die touristenfreundliche Stadt, die Ihnen alles bietet, was Sie brauchen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich für meinen Teil lasse mich gern einmal verwöhnen…

Das Tal „Kyjovské údolí“

Nicht verpassen Lassen Sie sich auf keinen Fall einen Besuch des Hauses der Böhmischen Schweiz auf dem Platz „Křinické náměstí“ entgehen. Neben einem bestens ausgestatteten Informationszentrum finden Sie hier die großzügige interaktive Ausstellung „Böhmische Schweiz – Leben – Geheimnis – Inspiration“. Schlüpfen Sie einen Moment lang in die Haut eines Naturwissenschaftlers, Wanderers, Malers oder Glasbläsers, bringen Sie die Schaufeln eines Windrades zum Drehen, steigen Sie auf einen Aussichtsturm oder fahren Sie, natürlich virtuell, in einem Heißluftballon über eine atemberaubend schöne Landschaft. Alles, was Sie über die Ausstellung wissen möchten, finden Sie unter www.ceskesvycarsko.cz.

Ausstellung im Haus der Böhmischen Schweiz

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AKTIVE ERHOLUNG

Krásná Lípa

EIN ORT, IN DEM JEDER ZU HAUSE IST

Aparthotel Lípa

Praktische Informationen Informieren Sie sich unter www.lipa-resort.cz. Ihre schriftlichen Anfragen richten Sie bitte an recepce@liparesort.cz oder rufen Sie einfach an: +420 412 713 111 oder +420 775 592 230.

Blick in eines der Zimmer

Wussten Sie, dass … … Sie einfach nur an der Rezeption Bescheid sagen müssen, wenn Sie Lust bekommen, in der Böhmischen Schweiz oder dem Lausitzer Gebirge mit dem Fahrrad auf Tour zu gehen? Der Fahrradverleih in Krásná Lípa stellt Ihnen das Fahrrad Ihrer Wahl – Trekking-, Mountainbike oder sogar ein Tandem (!) – direkt am Hotel bereit. Und wenn Sie einmal die Hilfe eines dezenten Motors in Anspruch nehmen möchten, stehen Ihnen auch E-Bikes zur Verfügung.

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Dass Krásná Lípa der ideale Ausgangspunkt für Ausflüge ins Gebiet der Böhmischen Schweiz ist, wissen Sie bereits. Zu den Orten, an denen man gut übernachten und speisen kann, fällt mir noch ein, dass ich Sie auch auf ein funkelnagelneues Bauwerk hinweisen sollte, das den Marktplatz abschließt und vollendet. Dafür sprechen zwei Gründe – zum einen handelt es sich um ein bemerkenswertes modernes Bauwerk (das die Auszeichnung „Bau des Jahres 2013“ erhalten hat), zum anderen ist es ein komfortabler und in vielerlei Hinsicht einmaliger Hotelkomplex, in dem ich immer übernachte, wenn ich mit meiner Familie oder Freunden länger in Krásná Lípa bleibe.

In diesem Hotel bleiben keine Wünsche offen Die Architektur des „Aparthotels Lípa“ ist nicht zu übersehen. Die drei Gebäude, die um das Atrium gruppiert sind, sind von außen mit Holzlamellen verkleidet, sodass der Gesamteindruck keinen Zweifel lässt, dass es sich um ein Werk aus dem Atelier Patrik Hofmann handelt, von dem auch das tolle neue Postamt auf der Schneekoppe stammt. Die beiden weiteren Häuser – das denkmalgeschützte Gebäude der Pension Lípa und das aufwendig renovierte alte Fabrikgebäude des Hostels Lípa – machen das „Lípa Resort“ komplett. Schon Ihre Ankunft wird ungewöhnlich ablaufen. Sie kommen in der Tiefgarage an, von dort begeben Sie sich entweder zur zentralen Rezeption oder aber direkt auf Ihr Zimmer. Schon an dieser Stelle kann ich Ihnen sagen, warum ich in diesem Hotel so gern absteige – wegen der absoluten Privatsphäre mit einem perfekten Service als Bonus. Wie könnte ich Ihnen das am besten verdeutlichen – das sind nicht einfach Hotelzimmer, sondern wunderschöne, modern und komplett eingerichtete Wohnungen. Hier finden Sie einfach alles. Sie müssen nur Kleidung und Ihre Zahnbürste einpacken, alles andere ist schon da. Sie haben Ihren eigenen Heizkessel, an dem sich nach Belieben die Temperatur im Appartement einstellen lässt. Die Einrichtung besteht aus Designmöbeln und ist doch unglaublich gemütlich und praktisch. Die Appartements sind großzügig, geräumig und sehr hell. Und die Küche? Hoher Standard. Hier wurde an alles gedacht – Geschirr, Tee und Kaffee, so viel Sie möchten, ein Tresor, ein kleines Regal mit Büchern, Gläser für den täglichen Gebrauch, feinere Gläser, ein Balkon, von dem Sie in den Innenhof blicken, ein Bügelbrett mit Bügeleisen, eine ausziehbare Couch. Der Fernseher bietet 45 Sender, es gibt hier eine Waschmaschine und sogar eine Schuhabtropfschale. Wenn Sie mit Ihren Kindern anreisen, werden Sie sich gewiss über den Tritt fürs Waschbecken, die Klobrille für Kinder, die Babywanne, den Hochstuhl und den Raum mit Wickelauflage freuen. Haben Sie keinen Latz oder kein Kinderbesteck dabei? Ein Wort genügt. Und wenn es zufällig doch einmal vorkommen sollte, dass Sie etwas benötigen, was nicht vorhanden ist, wird das Personal es für sie auftreiben, wenn möglich noch am selben Tag.

Erholung pur – nicht nur im Bett Privatsphäre und allen erdenklichen Komfort für die Hotelgäste hat man sich im „Resort Lípa“ auf die Fahnen geschrieben. Hinzu kommen ein Fitnessraum, eine Sauna, Spinning, Massagen, ein Solarium, zwei Bowlingbahnen und ein sonnendurchflutetes Restaurant. Darüber hinaus können Sie wählen, wo Sie wohnen möchten: ob in einem der großzügigen Appartements, in einem gemütlichen Zimmer in der Pension oder lieber im Hostel. Wenn Sie einen Freund mitbringen, der im Rollstuhl sitzt, oder einen Kinderwagen dabeihaben, ist auch das kein Problem, denn das „Resort Lípa“ ist barrierefrei. Ich habe den Hotelkomplex auch schon einige Male für größere Veranstaltungen genutzt und kann nur sagen, dass die Infrastruktur für den Kongresstourismus ebenso perfekt ist wie der Rest. Damit nun nicht der falsche Eindruck entsteht, dass man hier nur für einen längeren Zeitraum einchecken kann – all dies, worüber ich geschrieben habe, können Sie auch für nur eine einzige Übernachtung nutzen. Und wo ist der Haken? Nun, Sie müssen wirklich rechtzeitig reservieren, um hier ein Zimmer zu bekommen. Das Interesse ist groß und nimmt von Jahr zu Jahr zu. Sie können hier Menschen aus aller Welt begegnen, die eines gemeinsam haben – die Begeisterung über die Landschaft um sie herum und das Bedürfnis, hierher zurückzukehren.


Doubice

AKTIVE ERHOLUNG

DOUBICE? WER WÜRDE HIER NICHT WOHNEN WOLLEN… Doubice, so heißt das kleinste Dorf in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz, das rund 500 Meter von der Grenze des Nationalparks entfernt liegt. Es ist so etwas wie eine Denkmalzone der Volksarchitektur. Der Großteil der schmucken Umgebindehäuser wurde von Privatleuten gerettet, die sie als Ferienhäuser nutzen. Schon ein Spaziergang durch das Dorf ist ein Erlebnis, ein längerer Aufenthalt an diesem Ort erst recht. Doubice wird von seinen Bewohnern gern als „Kurort für’s Gehirn“ bezeichnet. Die Einheimischen wissen, wovon sie sprechen – für sie bedeutet das ganzjährige Erholung und ein Leben im Paradies. Ihr Zusammenhalt ist beispiellos, eine Veranstaltung folgt der anderen, man trifft sich, unterhält sich, freut sich, diskutiert und kümmert sich gemeinsam um das Dorf – und dabei kommt es überhaupt nicht darauf an, ob jemand ein Einheimischer oder ein „Sommerfrischler“ ist. Darum ist es auch so einfach, sich ihnen anzuschließen und die einzigartige Atmosphäre der Ruhe und Gemütlichkeit zu genießen, auch wenn man hier nur ein paar Tage verbringt. Die ehemalige Zwirnfabrik, die heute den Namen „Fabrika Doubice“ trägt, ist ein Musikclub mit Schwerpunkt Jazz, in dem Sie verschiedenste Musikrichtungen und Musiker aus Tschechien und anderen Ländern erwarten. Sie werden vielleicht überrascht sein, hier gleich vier Restaurants und sogar einen Vergnügungspark mit Holzskulpturen, Klettergerüsten für Kinder, Burgen, Stegen und pittoresken Relikten aus vergangenen Zeiten – von Statuen bis zur Militärtechnik – vorzufinden. Erwachsene bleiben erst einmal verblüfft stehen, Kinder verschwinden mit lautem Hurra im Spiellabyrinth und sind nicht mehr von hier wegzubekommen. In Doubice gibt es einen idyllischen Teich, der der Sage nach von einem gutmütigen Wassermann bewohnt wird. Und dann wäre da auch noch die Mariä-Himmelfahrt-Kirche. Vor allem ist der Ort aber ein Ausgangspunkt für zahlreiche Ausflüge, zum Beispiel nach Zadní Doubice, zur Wolfstafel (Vlčí deska), ins Tal „Kyjovské údolí“, zu dem wirklich engen Felsdurchlass „Úzké schody“ und den Jagdhütten „Na Tokání“, zum Aussichtspunkt „Karlova výšina“, zum Naturreservat Vápenka. Sie finden hier schnell den Weg zu Köglers Naturpfad und selbst eine einfache Fahrradtour auf den kleinen Straßen ist – egal, in welche Richtung – ein Erlebnis ohnegleichen.

Gemütlichkeit und Komfort inmitten der Natur Wenn Sie sich fragen, wo Sie hier übernachten könnten, denken Sie an meinen Rat – wählen Sie die Pension „Doubické chalupy“. Das sind mehrere Häuser, die an einem sonnenverwöhnten, grünen Hang erbaut wurden und wo Sie einen unerwarteten Komfort vorfinden. Oder wie Herr Petřík, der Eigentümer dieses angenehmen Ortes, zu sagen pflegt: „Das, was wir unseren Gästen bieten, ist eigentlich Standard, aber mit europäischen Augen gesehen.“ Die Familienpension verfügt über sieben Appartements, die mit einer kleinen Küche ausgestattet sind. Die Appartements sind großzügig geschnitten, Sie finden darin zwei Schlafzimmer mit sehr geräumigen und gemütlichen Betten, sodass eine Familie im Urlaub keine Kompromisse machen muss. Und die Inneneinrichtung? Wie soll ich die beschreiben – malerisch, gemütlich, picobello, einer Berghütte nachempfunden (kleine Fenster und Holz, wohin man schaut), mit Liebe zum Detail, aber vor allem komfortabel und freundlich, sodass Sie sich sofort wie zu Hause fühlen. Im angrenzenden Garten kann man grillen, am Lagerfeuer sitzen, Federball spielen, sich entspannen, sich sonnen. Fahrräder können Sie hier unterstellen oder bei Bedarf an Ort und Stelle ausleihen. Wenn Sie einmal schwimmen gehen möchten, haben Sie es nicht weit zum kleinen, von Wäldern umgebenen Stausee „Kyjovská přehrada“. Bei schlechtem Wetter ist es drinnen warm und gemütlich, da die Fußbodenheizung das ganze Jahr über, wenn es erforderlich ist, für angenehme Temperaturen sorgt. Satellitenfernseher, kostenloses WLAN und andere Zivilisationskrankheiten gibt es hier natürlich auch, ich fürchte jedoch, dass Sie sie gar nicht brauchen werden. Doubice ist nämlich die etwas andere Oase, umgeben von Wäldern, Felsen, Schluchten, Blumenwiesen, Fluss- und Bachtälern… Schade um jede Minute, in der Sie diese Schönheit nicht in vollen Zügen genießen.

Mariä-Himmelfahrt-Kirche

Praktische Informationen Unter der Adresse www.doubickechalupy.eu finden Sie jede Menge Informationen und u. a. eine virtuelle Besichtigung der Appartements. Und wenn Sie schon im Internet sind, dann gehen Sie auf www.doubice.cz, und schon wissen Sie, was Sie zum Beispiel abends unternehmen können.

Die Pension „Doubické chalupy“

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AKTIVE ERHOLUNG

Gastronomie

WAS MAN IN DER BÖHMISCHEN SCHWEIZ EINST ZU ESSEN PFLEGTE

Umgebindehaus

Wussten Sie, dass … … sich die Atmosphäre vor dem Krieg bei Streifzügen durch Dörfer voll herrlicher Umgebindehäuser am besten nachempfinden lässt? Die meisten stehen in Kamenická Stráň, Dlouhý Důl und in Vysoká Lípa sowie in Kamenná Horka bei Krásná Lípa oder auch in Doubice oder Chřibská…

Als nach dem Krieg all jene aus dem Sudetenland, also auch aus der gesamten Böhmischen Schweiz, fortgehen mussten, die hier über mehrere Generationen gelebt hatten, nahmen sie Erinnerungen, Bräuche, Erfahrungen, Lieder, Gebete und Rezepte mit, die von der Mutter an die Tochter weitergegeben wurden. Die Landschaft verwaiste, war wie entwurzelt. Es kamen neue Menschen mit anderen Wurzeln und wuchsen allmählich mit der Landschaft zusammen. Sie brachten – von überall her – andere Erinnerungen, Bräuche, Erfahrungen, Lieder, Gebete und Rezepte mit. So manches entwickelte sich neu, doch die Traditionen gerieten in Vergessenheit. Das heißt … nicht ganz. Wer genauer hinsieht, findet sie doch noch ziemlich originalgetreu überliefert, zum Teil in Sachsen, vor allem aber in der Oberlausitz.

König Brot und Königin Kartoffel Wie also wurde in den schmucken Umgebindehäusern früher gekocht und gegessen? Nun, bescheiden. Die Grundlage bildeten Mehlspeisen, Brei, Grieß und Suppen. Irgendwann im 18. Jahrhundert tauchten in den Kochtöpfen und auf den Tellern zum ersten Mal Kartoffeln auf, die von nun an vom Speiseplan der Leute auf dem Lande nicht mehr wegzudenken waren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielten in der damaligen Küche zwei Nahrungsmittel die Hauptrolle – Brot und Kartoffeln. Kartoffeln wurden auf alle erdenkliche Weise zubereitet, besonders beliebt waren Pellkartoffeln mit Butter oder Quark, oft gab es Stampfkartoffeln und der größte Renner war Kartoffelbrei, der etwas anders zubereitet wurde, als wir es aus der heutigen tschechischen Küche gewohnt sind, nahrhafter, nämlich mit Zwiebeln und Speck. In der Oberlausitz wird er bis heute Abernmauke (Abern: „Kartoffel“, Mauke: „Brei“) genannt. Und Fleisch? Das gab es nur ab und an. Am beliebtesten und am leichtesten zu haben waren Heringe, vor allem in Salzlake und getrocknet. Daher hingen praktisch in jeder Hütte Heringe an Schnüren von der Decke. Dann und wann aß man auch Wild aus den umliegenden Wäldern und natürlich Rind, das es wesentlich häufiger gab als das heute über die Maßen konsumierte Schweinefleisch. Mitunter stand auch Lamm auf dem Speiseplan. Das häufigste Rezept war Rindfleisch mit Meerrettichsoße. Kartoffeln bildeten auch die Grundlage für Süßspeisen. Eines der beliebtesten Essen waren Quarkkoallchl. Der Teig dafür wurde aus Kartoffeln und Quark im Verhältnis 1:1 sowie ein wenig Mehl, Rosinen und Eigelb zubereitet, daraus wurden dann kleine Puffer geformt, die in heißem Fett goldgelb gebacken und mit Zucker bestäubt wurden. An Sonntagen kam Kuchen auf den Tisch – vor allem Streuselkuchen, Quarkkuchen oder Kleckselkuchen. Der Reiz von Kleckselkuchen bestand gar nicht so in der Raffinesse des Rezepts – die Grundlage bildete einfacher Hefeteig. Das Wesentliche daran war die Dekoration – jede Hausfrau hatte da ihren eigenen Stil. Die Füllungen waren dabei ganz unterschiedlich – Mohn, Quark, Marmelade, Pflaumenmus. Manche Hausfrau schuf dabei abstrakte Kunst, andere kreierten Muster. Der Kleckselkuchen wurde überall gebacken und doch war er in jeder Hütte ein wenig anders. Was außerdem sehr wichtig war, waren Nudeln.

Darf es etwas Teichelmauke sein?

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Und was waren also die häufigsten Gerichte? Zum Beispiel Teichelmauke. Das war der schon erwähnte nahrhafte Kartoffelbrei mit Speck, in den eine Vertiefung hineingedrückt wurde, um dann Brühe mit Gemüse- und gelegentlich auch mit Fleischstückchen in diese Kuhle zu gießen. Oder auch Faustmauke (Klöße aus gestampften Kartoffeln und Mehl, die mit gebratenem Speck übergossen werden), gebratenes Kuheuter, Plinsen, Schlangenmord (Schwarzwurzelsalat), Biersuppe, Schokoladensuppe, Pilzsuppe, viele Varianten von Brotsuppen, zum Beispiel Apfelbrotsuppe und natürlich der beliebte Eintopf. Vielleicht entdeckt ja die Gastronomie, die in letzter Zeit einen wahren Boom erlebt, auch die Küche der Böhmischen Schweiz wieder neu für sich.


Gastronomie

AKTIVE ERHOLUNG

EIN HOF VOLLER GASTLICHKEIT Dass im Landgasthof „Na Stodolci“ fantastisch gekocht wird, wissen Sie vermutlich bereits. Es kommt nicht gerade oft vor, dass es ein Restaurant aus einer Kleinstadt wie Chřibská in einem renommierten Gastronomieführer auf den 25. Platz schafft und dabei als viertgünstigstes der TOP 100 ausgezeichnet wird! Das war vor zwei Jahren. Seither wachen die Köche Pavlína und Jiřík mit eiserner Hand darüber, dass die hohe Qualität erhalten bleibt, und lassen dabei der Kreativität freien Lauf. Jetzt im Ernst: Wenn Sie in der Böhmischen Schweiz so richtig gut essen gehen wollen, ist „Na Stodolci“ ein bewährter und verlässlicher Tipp. In dem gemütlichen Restaurant mit Kachelofen gelten zwei goldene Regeln – das Essen soll frisch und einfach sein. Und so werden Sie aus der Speisekarte oder von der freundlichen Bedienung in erster Linie erfahren, woher die Zutaten stammen. Sie werden feststellen, dass der Herkunftsort nicht selten in nächster Nähe liegt und alles grundsätzlich duftet, zart ist und soeben von ganz konkreten Personen geliefert wurde – und all das meist in Bioqualität. Die Speisekarte ändert sich hier je nach Jahreszeit. Was ich empfehlen könnte? Im Grunde genommen alles, aber gut – auf jeden Fall die Rinderbäckchen, die fangfrischen Forellen von Herrn Pšenička, Entrecôte mit Zwiebelmarmelade, Schweinerippchen auf Bier, wiederentdeckte traditionelle Putenbrust aus der Region an Stachelbeersauce, Bio-Tatar … oder schlicht und einfach Knödel mit Ei (aber was für einem!). Das Biorindfleisch stammt von Herrn Doušas Bauernhof, die Biomilch wiederum von den Janišs aus Krásná Lípa, die Kaninchen und Enten sind von Herrn Krajčík aus Cvikov … Auch Kinder (leckerer Grießbrei) oder Vegetarier kommen hier auf ihre Kosten. Dazu vielleicht ein Bier, das Sie nur hier bestellen können – das halbdunkle „Stodolecký Lišák“ wird nämlich vom Kirnitzsch-Brauhaus in Krásná Lípa exklusiv für dieses Restaurant nach einer traditionellen regionalen Rezeptur gebraut. Und Achtung – die Liwanzen, die hier gebacken werden, sind leicht wie der Atemhauch einer Waldfee und süß wie ein Kuss.

Wer kann da noch widerstehen Was wohl nur diejenigen wissen, die schon einmal da waren: „Na Stodolci“ ist mehr als nur ein ausgezeichnetes Restaurant. Es handelt sich um ein weitläufiges Anwesen auf einem idyllischen und wunderschönen Fleckchen Erde, umgeben von malerischen Wiesen und einer herrlichen Natur. Man kann hier wunderbar übernachten und darf sich auf ein reichhaltiges, gesundes und regionales Frühstück freuen. Wenn man hier auf jemanden gut vorbereitet ist, dann auf Eltern mit Kindern – schon im Restaurant gibt es eine tolle Kinderecke, wohin man schaut, laufen Haustiere herum, und es gibt hier Pferde, auf denen die Kinder reiten lernen können. Sprich Kinder sollen sich hier einfach wohlfühlen. Auch Radfahrer haben es hier gut – sogar die, die ihr Rad zu Hause gelassen haben. Man leiht Ihnen gern ein Fahrrad, Rückentragen oder auch Fahrradanhänger für Kinder. Der Gesamteindruck ist so stimmig, dass man diesen Ort der Ruhe und Harmonie und seine herrliche Umgebung gar nicht mehr verlassen möchte. Am allerbesten ist es, in das geräumige Café zu gehen, das in der ehemaligen Scheune eingerichtet wurde (im Sommer gibt es hier Konzerte und Theatervorstellungen). Der Barmann hier mixt ganz wunderbare Getränke und wenn man diese dann auch noch draußen genießen kann, die Vögel zwitschern und man blickt auf die herrliche Hügellandschaft, spürt man, genau so sollte das Leben sein. Im Café wurde zudem ein Hofladen eröffnet, wo man zum Beispiel hausgemachte Wurst oder Marmelade, die Bierspezialitäten „Stodolecký Lišák“ oder „Kocour“, Honig vom Nachbarn, Herrn Bechyně, die legendären Käse- und Wurstsorten aus Varnsdorf, den exzellenten Ziegenkäse der Familie Malina aus Dolní Poustevna, Sauerteigbrot aus Česká Kamenice und vieles mehr kaufen kann … Und wenn Sie möchten, können Sie auch alles gleich in Ruhe verzehren – vertreiben wird man Sie von hier bestimmt nicht. Darüber hinaus gibt es Tee, Kümmel oder Vogelbeerenschnaps der Marke Grešík und Bücher über die Region … Sie werden vom Landgasthof „Na Stodolci“ begeistert sein und – so wie ich – immer wieder gerne wiederkommen.

Der Landgasthof „Na Stodolci“

Praktische Informationen Die Speisekarte und weitere Informationen finden Sie unter www.nastodolci.cz oder auf Facebook: Penzion Na Stodolci.

Ein Blick ins Restaurant

Geheimtipp In dieser Ausgabe der „Erlebnisse“ suchen wir nach in Vergessenheit geratenen Wegen. Hier ein ganz besonders schöner: Sie starten auf dem Marktplatz in Chřibská, zum Beispiel im Thaddäus-Haenke-Museum, das dem weltberühmten Botaniker und Forschungsreisenden gewidmet ist, folgen dem Lauf der Chřibská Kamenice, gehen an der Konditorei Blaženka über die Brücke, zwischen den Umgebindehäusern zur Pension „Na Stodolci“ und von dort über eine der schönsten Wiesen der Böhmischen Schweiz, durch einen grasgrünen Wald bis nach Studený (ca. 4,5 Kilometer). Hier beginnt ein wirklich schöner Lehrpfad, der Sie ins Tal „Pavlino údolí“ führt. Ein Ausflug für wahre Feinschmecker!

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AKTIVE ERHOLUNG

Gastronomie

WELLINGTON AUS DEM FORSTHAUS

Pension und Restaurant „U Fořta“

Praktische Informationen Mehr über Speisen und Wohnen können Sie unter www.uforta.cz nachlesen.

Für Familienbetriebe habe ich eine ganz besondere Schwäche. Wann kommt es heute noch vor, dass eine Familie zusammenhält und dazu imstande ist, gemeinsam ein Unternehmen zu führen? Und das mit Erfolg. Die Geschichte der Pension und des Restaurants „U Fořta“ in Mezní Louka beruht auf einer solchen Familientradition. Der Onkel Jaroslav Sucháneks arbeitete hier ein halbes Jahrhundert lang als Förster und bewohnte das Forsthaus, das hier schon seit Menschengedenken steht. Als der Onkel starb, machte sich die Familie daran, das Haus zu renovieren. Aus der einfachen Idee, Touristen, die von hier auf dem Gabrielensteig (Gabrielina stezka) zum Prebischtor und in die Kamnitzklamm strömten, eine Unterkunft zu bieten, wurde im Laufe der Zeit ein großes Projekt. Ein anderer hätte hier auf die Wiese am Wald Fertighäuser gestellt oder einen Betonpalast errichtet. Familie Suchánek wollte den Genius Loci und die Natur bewahren, deshalb wandte sie sich an den Architekten Pavel Jiroudek, der die Idee hatte, etwas zu bauen, das hier eigentlich auch hingehört. Und das häufigste Bauwerk in der Umgebung waren Holzfällerhütten und Heuschober. Und so entstanden am Wald sieben Heuschober. Jeder davon ist freilich ein komfortables zweigeschossiges Vier-Sterne-Appartement. Es folgte die Umwandlung des Forsthauses in eine Pension mit Restaurant und als Bonus fand auch noch ein Informationszentrum im Gebäude seinen Platz.

Kochkunst und Zutaten vom Feinsten

Heuschober

Geheimtipp Kommen Sie außerhalb der Saison hierher, ruhig auch mitten im Winter. Es ist richtig schön, es gibt wenig Touristen und die Köche können sich Ihnen weitaus mehr widmen. Sogar ein Programm stellt man für Sie zusammen. Und außerdem sind die Preise für Übernachtungen im Winter besonders günstig!

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Ganz am Anfang nahm der Tourist hier einen schnellen Imbiss ein und eilte weiter in die Felsen. Einfache, gebratene Speisen, egal was, das war der Weg zum schnellen Geld, denn Mezní Louka ist so gut besucht, dass die Touristen hier einfach alles essen, was man ihnen vorsetzt. Doch hier beschloss man, einen anderen, schwierigeren und riskanteren Weg zu gehen: eine Kombination aus höherer Gastronomie und einfachen, jedoch aus besten Zutaten zubereiteten Gerichten –so etwas findet man in der Region nicht allzu oft. Und so wurde es schließlich auch tatsächlich umgesetzt. Hier können Sie sensationelle Bratwürste und Wiener Würstchen bekommen – freilich aus echtem Fleisch, von einem Metzger, der sich nicht scheuen müsste, diese in einem Wettbewerb zu präsentieren. Dabei setzt man konsequent auf Regionalität – wo es geht, stammen die Zutaten aus der Region. Und zwar nicht aus irgendwelchen Quellen! Forellen aus Kamenický Šenov, Wurstwaren von Vohnout aus Varnsdorf, Obst aus dem benachbarten Sachsen… Dazu knuspriges Walnussbrot aus eigener Herstellung, Kräuter aus dem Garten, Brennnesseln aus dem nahegelegenen Wald für Füllungen, Sauerampfer von der Wiese. À propos Wald – das Restaurant besitzt ein Zertifikat zum Sammeln und Zubereiten von Pilzen, sodass gerade die Pilzgerichte zu den beliebtesten Gerichten auf der Speisekarte gehören. Sämtliche Beilagen sind selbst gemacht, das Restaurant beschäftigt eine eigene Konditorin und die Suppen hier sind ein Gedicht! Man sagt nicht umsonst – am Geschmack einer Gemüse- oder Pilzcreme erkennt man die Qualität einer Küche. Hier ist sie ausgezeichnet. Ich persönlich empfehle das hausgemachte Griebenschmalz, Schweineschulter (die natürlich über Nacht mariniert wurde – was für ein Fleisch!), Entenconfit mit Zwiebelkraut und Karlsbader Knödeln und sämtliche Wildgerichte. Und echten Feinschmeckern lege ich den Hirschrücken Wellington ans Herz, das ist höchste Kochkunst, oder die Hähnchenbrust Supreme, aber auch die zarten Rinderbäckchen sind nicht zu verachten …


Gastronomie

AKTIVE ERHOLUNG

STÄRKUNG FÜR LEIB UND SEELE Eine überaus gastliche Insel Ganz in der Nähe des Berges „Děčínský Sněžník“ und der Felsenstadt „Tiské stěny“, in einem märchenhaften Tal, das von spitzen Felsen umgeben ist, steht das Wellnesshotel „Ostrov“ (Insel). Das Hotel ist so freundlich und komfortabel, dass man mehrere Seiten bräuchte, um es zu beschreiben. Doch uns interessiert vor allem die Küche. Das eingespielte Team unter der Leitung von Küchenchef René Tichý zählt zu den besten in der gesamten Böhmischen Schweiz. Sie können sich darauf verlassen, hier jederzeit wahre Kochkunst vorzufinden, das heißt handwerklich perfekt, kreativ, basierend auf geprüften und erstklassigen Zutaten. Das bedeutet nicht, dass Sie hier zwischen Hummer und Schnecken wählen können, dass die Rechnung einem Dreimonatsgehalt entspricht und Sie eine Krawatte tragen müssen. Nein. Das gemütliche, helle und moderne Interieur mit riesigen Fenstern, hinter denen ein unglaublich schöner Naturfilm läuft – und dabei spielt es keine Rolle, ob Sommer oder Winter ist –, verträgt gut und gern auch einen Gast in Wanderschuhen. Auf der Speisekarte findet man auch Gerichte, die für Ausflugslokale typisch sind, jedoch von einer unerwartet hohen Qualität. Der Lendenbraten zum Beispiel ist genau so, wie er sein soll: von Hand gespickt, sechszehn Stunden mariniert, mit hausgemachten Karlsbader Knödeln. Oder die Brühe – stark und ausschließlich von Freilandhühnern, die mit Mais gefüttert werden. Den Schwerpunkt der Küche bildet vor allem Fleisch oder Gemüse, das langsam und über Nacht bei niedrigen Temperaturen gegart wird, die Franzosen nennen das „mijoter“. An jedem Gericht ist zu erkennen, dass das Küchenteam etwas von seinem Handwerk versteht und Spaß an der Sache hat. Die Soßen sind stark und redlich zubereitet – und sie sind glutenfrei, denn hier wird nichts mit Mehl angedickt. Nun noch zum Wein – exklusiv, in der ganzen Bandbreite, von weltberühmten Marken bis hin zu preiswerteren Weinen, direkt vom Winzer und mit Bedacht ausgewählt – immer auch so, dass der Wein perfekt zum Essen passt. Und Sie können den Wein nach Belieben verkosten, Dutzende Sorten werden als offene Weine ausgeschenkt. Fragen Sie die Bedienung, welcher Wein wozu passt – das zahlt sich aus. Das Prinzip, was geht, machen wir selbst, wird hier konsequent eingehalten. Und was ist zu empfehlen? Diesmal schreibe ich ohne Gewissensbisse: alles. Auf alle Fälle das Schmorfleisch, sei es Rind, Kalb, Wild oder Kaninchen aus tschechischer Zucht. Und lassen Sie sich bloß nicht das Eis aus eigener Herstellung entgehen! Es ist selbstgemacht und sehr exklusiv: Lendenbrateneis, Aperoleis, Wasabieis, Ingwereis … Und der Nachtisch? Keine Fertigprodukte, sondern nur Hausgemachtes, das frisch zubereitet wird – die Tartelettes zum Beispiel sind exzellent.

Tschechische Küche: modern und mit Pfiff Um ehrlich zu sein, in Česká Kamenice gibt es nur eine Adresse, an der man gut essen gehen kann. Im wunderschönen Barockgebäude des ehemaligen Spitals „Vrchnostenský špitál“, im Restaurant „Starý klub“. Essen kann man auf einer geräumigen und gepflegten Terrasse oder in einem bemerkenswerten modernen Interieur unter einer antiken Balkendecke, wo an kühlen Tagen ein Feuer im offenen Kamin für behagliche Wärme sorgt. Hier setzt man auf die moderne tschechische Küche, die sowohl die Ansprüche zufälliger Ausflügler als auch die Bedürfnisse der Stammgäste befriedigt. Die Grundlage bilden Dauerbrenner, wie etwa knusprige Schweinshaxe, Schweinefilet vom Grill, gebratene Schweineschulter und Geflügelleber mit Kartoffelpuffern, aber auch mit dem Altböhmischen Gulasch oder der Schweinsroulade machen sie nichts verkehrt. Und Ihre Kinder (sollten Sie sie denn dabeihaben) werden den cremigen Grießbrei lieben. Bei den Beilagen können Sie sich darauf verlassen, dass sie unter den Händen der Köche des Restaurants und nicht in einer Fabrik entstanden sind, die Zutaten sind duftend, frisch und erlesen. Neu auf der Speisekarte sind die hervorragende hausgemachte Bratwurst und die Leberpastete – und Achtung – selbstgebackener Kuchen, einfach so zum Kaffee nach dem Mittagessen … Doch lassen Sie uns auf die Terrasse zurückkehren – dank des abwechslungsreichen, bunten Spielplatzes wird es hier auch Ihren Kindern gefallen. Und abends können Sie hier zum Beispiel ein Konzert oder eine Theatervorstellung genießen.

Hotel Ostrov

Tatar vom Kalb, Wachtelei, Pommes frites mit Schale und Wasabieis

Praktische Informationen Die komplette Speisekarte und das Angebot in den Bereichen Übernachtung, Küche und Wellness finden Sie unter www.hotelostrov.com. Nicht nur der kulinarischen und kulturellen Veranstaltungen im Restaurant „Starý Klub“ wegen lohnt es sich, immer wieder einmal einen Blick auf die Seite www.staryklub.cz zu werfen.

Das Restaurant „Starý klub“ in Česká Kamenice

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AKTIVE ERHOLUNG

Hřensko

FÜR EINSTEIGER UND PROFIS

HUDYsport in Hřensko

Wenn wir auf den Seiten der „Erlebnisse“ über verschiedene Dienstleistungen sprechen, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe und die ich Ihnen reinen Gewissens empfehlen kann, kann ich Ihnen schlecht einen absolut perfekten Outdoor Shop & Verleih verschweigen. Sie finden ihn in einem einladenden Haus in Hřensko, an dessen Fassade die Aufschrift „HUDY sport“ prangt. Im Jahr 1990 kam Jindřich „Hudy“ Hudeček, ein Mitglied der Nationalmannschaft Alpinistik der Tschechoslowakei auf den Gedanken, einen Laden mit Outdoorzubehör zu eröffnen. Genau, in besagtem Haus in Hřensko. Und jetzt: Schnitt. Wir schreiben das Jahr 2015 und HUDY vertritt exklusiv führende Weltmarken und besitzt 36 Verkaufsstellen in Tschechien und 6 in der Slowakei. Das Geschäft in Hřensko gibt es immer noch, nur dass es sich nun über zwei Etagen erstreckt.

Alles, was das Bergsteigerherz höher schlagen lässt

Praktische Informationen Das Sortiment und eine Riesenauswahl an Marken finden Sie unter www.hudy.cz. Die Filiale in Hřensko, die am linken Ufer der Kamnitz liegt, erreichen Sie telefonisch unter +420 412 554 086.

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Das erste Mal schaute ich aus reiner Ratlosigkeit herein. Ich war nur für ein paar Tage hier, im Gepäck Leinenschuhe, jede Menge T-Shirts, keine Jacke, nur dünne Kleidung. Doch es gab einen Wetterumschwung und ich war gezwungen, mir wenigstens einen Anorak und ordentliches Schuhwerk zu kaufen. Ich rechnete mit dem Üblichen, ein Geschäft, in dem ich mir selbst intuitiv etwas aussuchen muss, was einigermaßen solide aussieht. Aber weit gefehlt – hier wurde mir vom Verkäufer nicht einfach kommentarlos etwas gereicht, wie überall sonst, sondern ich wurde von geschultem Fachpersonal perfekt beraten. Man stellte mir gezielte Fragen, nahm mich genau in Augenschein und dann wurde mir erklärt, was ich brauche. Ganz klar, wir bewegen uns auf einem höheren Qualitäts- und Preislevel, aber glauben Sie mir: Hier geht es nicht darum, dem Kunden etwas anzudrehen – koste es, was es wolle. Bei Hudy ist man stets bemüht, einen Kompromiss zwischen Qualität, Funktionalität und Preis zu finden. Den Anorak, die Hose, die Schuhe und Socken trage ich übrigens heute noch. Natürlich ist Hudy ein Paradies für Bergsteiger, aber auch Sonntagswanderer werden hier genauso zuvorkommend behandelt. Hier gibt es alles, was man zum Klettern, Zelten und Wandern braucht. Man schätzt sie sehr genau ein und sucht für Sie dann ein Zelt oder einen Schlafsack, Bekleidung, Schuhe, Funktionsunterwäsche, aber auch Kletterschuhe oder -gurte aus, die zu Ihnen passen. Jetzt denken Sie vielleicht, wozu das Ganze, die Böhmische Schweiz ist schließlich nicht die Alpen … Nun, aber Felsen und Schluchten, in denen die Temperaturen selbst im Sommer unter den Gefrierpunkt fallen können, ohne Vorwarnung aufsteigender Nebel, ein Gewitter aus heiterem Himmel – das alles kann einem auch hier ganz schön zu schaffen machen. Schauen Sie also ruhig einmal bei HUDY herein und lassen sich dort beraten. Wenn Sie sich hier Nordic-Walking-Stöcke kaufen, stellt man sie speziell für Sie ein und erklärt Ihnen alles Notwendige. Und wenn Sie Lust haben, einen der Klettersteige zu begehen (in der Sächsischen Schweiz gibt es ungefähr vierzehn davon und einen ganz besonderen, der mitten in der Stadt liegt, finden Sie auch in Děčín), schauen Sie auf jeden Fall bei HUDY vorbei und leihen sich hier ein Klettersteigset. Dieses Haus mitten in Hřensko ist einfach ein einladender Ort, wo man sich nicht nur aus Pflichtgefühl mit Ihnen unterhält, sondern schlicht und einfach aus Begeisterung an der Sache. Hier weiß man genau, wovon man spricht, die Mitarbeiter kennen die Landschaft hier wie ihre Hosentasche und ihre Freizeit verbringen sie am liebsten in den Felsen. Wenn sie Ihnen einen Tipp geben, dann tun sie das nicht in ihrer Funktion als Verkäufer, sondern unter Kletterkollegen. Und das ist in der heutigen Zeit, wo in den Geschäften keiner mehr mit den Kunden spricht und die Verkäufer meistens gar nichts von der Sache verstehen, so aufbauend und erfrischend, dass es eigentlich ganz nett ist, auch mal einfach nur so vorbeizukommen, um sich umzusehen und ein wenig über das Wandern und Klettern zu unterhalten.


Mezná

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SCHÖNE AUSSICHTEN ÜBER DER KLAMM Es gibt einen wunderschönen Ort, von dem es zur berühmten Kamnitzklamm (Soutěsky Kamenice) rund 600 Meter und zum noch berühmteren Prebischtor (Pravčická brána) etwas mehr als fünf Kilometer sind. Nun könnte man meinen, dass es hier zugeht wie im Taubenschlag. Doch siehe da – eigentlich ist es hier relativ ruhig. Zwar führt eine Straße hierher, doch sie endet hier auch. Und wenn Sie das Lachen von Kindern und die Gespräche der vorüberziehenden Wanderer nicht stören, ist dieser Ort wie geschaffen für Sie. Besonders begeistert sind Familien mit Kindern, denn Letztere werden sich hier wie im siebten Himmel fühlen. Dieser angenehme Ort ist die Pension „Na Vyhlídce“ (frei übersetzt: Zur schönen Aussicht), die Sie in der einzigen Gemeinde auf dem Gebiet des Nationalparks Böhmische Schweiz finden: in Mezná.

Bilder, wohin das Auge blickt Um ehrlich zu sein, gibt es hier eigentlich gleich zwei Pensionen, die gleich nebeneinander liegen. Die zweite Pension heißt „Nad Soutěskami“ (Über der Klamm). Hier wird man mit offenen Armen empfangen: Das Pensionspersonal sind freundliche, hilfsbereite Leute, an die Sie sich mit jeder Bitte wenden können. Immer wenn ich hier übernachte, genieße ich unter anderem den einzigartigen Blick von meinem Zimmer auf das Prebischtor – so etwas bekommt man nicht alle Tage geboten. Ich sitze hier sehr gern auf der Terrasse oder auf der Wiese unterhalb der Pension und genieße es, wie die Sonne über die anmutige Silhouette des Berges „Růžovský vrch“ und den bewaldeten Bergkamm wandert, der sich über der zerklüfteten Kamnitzklamm erhebt. Und ich liebe die Nächte an diesem Ort. Wenn der Mond aufgeht, hört man unter sich leise den Fluss rauschen, ein Rudel Rehe tritt aus dem Wald hervor, Fledermäuse schraffieren den Sternenhimmel … Tagsüber hingegen geht es hier lebhaft zu. Unterhalb der Pensionen liegt ein großartiger Kinderspielplatz mit zahlreichen Spielelementen aus Holz, die vom Künstler Ivo Švejnoha aus Kytlice entworfen und bemalt wurden. Von Švejnoha stammen auch die Malereien an der Fassade der Pension „Na Vyhlídce“ und in beiden Gaststuben, wie unschwer zu erkennen ist. Auf der Terrasse erzählen die Leute einander von ihren Erlebnissen auf der Kahnfahrt und schon bald wird auch das bestellte Essen serviert. Vom Kochen versteht man hier etwas. Natürlich wird hier keine Haute Cuisine geboten, doch wenn Sie zum Beispiel ein gefülltes Naturschnitzel, ein Cordon bleu, Forelle, ein Steak oder das vorzügliche traditionelle Gulasch bestellen, werden Sie verstehen, worin der Reiz der hiesigen Küche liegt, die noch auf Gediegenheit setzt.

Die Pension „Na Vyhlídce“

Praktische Informationen Unter www.penzionnavyhlidce.eu bzw. auf Facebook „Penzion Na Vyhlídce“ erfahren Sie alles Übrige, das ich hier nicht mehr unterbringen konnte.

Ein Paradies für Kinder Für Kinder ist das hier, wie gesagt, das reinste Paradies. Auf dem Spielplatz sind die Kinder stundenlang beschäftigt und für Ausflüge gibt es auch kurze, gut zu bewältigende Routen. Die Ausflüge führen dabei durch eine so tolle Landschaft, dass es selbst kleinen Kindern nicht langweilig wird. Auf der Speisekarte gibt es ein reiches Angebot an Kindergerichten, man kann hier Kinderräder und Rückentragen leihen und auch Aufbettungen und Reisebetten stehen zur Verfügung … Ob Sie nun mit Ihren Kindern einen Ausflug unternehmen oder ohne sie, Ausflugsziele gibt es hier reichlich. Mezná ist nämlich eine natürliche Kreuzung von Wanderwegen und in der Pension gibt man Ihnen gern gute Tipps und Erfahrungen mit auf den Weg. Sie können zum Beispiel zur Kamnitz herabsteigen, genau in die Mitte zwischen Edmungsklamm und Wilder Klamm. Wenn Sie möchten, setzen Sie Ihre Wanderung fort und steigen hinauf nach Růžová, Kamenická Stráň oder zur Wüstung „Dolský Mlýn“. Wenn Sie sich in die entgegengesetzte Richtung aufmachen, führt sie der idyllische Mühlenweg (Mlýnská cesta) zum Abzweig „Tři Prameny“ und weiter bis zum Prebischtor und auf den Gabrielensteig (Gabrielina stezka). Und wenn Sie zurückkommen, erwartet Sie eines der beiden Restaurants, wo Sie – umgeben von Wänden aus Sandsteinquadern – auf Holzbänken sitzen und sich stärken können. Ihre Haustiere sind hier genauso herzlich willkommen wie Sie selbst. Und die Idee, hier ein Klassentreffen oder eine Firmenparty zu veranstalten, wird sicher bei allen auf Begeisterung stoßen.

Kamnitzklamm

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WANDERN

Köglers Naturpfad

Kapelle in Sněžná

Wussten Sie, dass … … der Klub tschechischer Touristen (KČT) so stolz auf seinen Vorläufer ist, dass er eine Reihe interessanter Werbeartikel – etwa Tourentaler und sogar Abzeichen – mit dem Bild Rudolf Köglers herausgegeben hat … Erhältlich sind sie im Informationszentrum in Krásná Lípa. Und Wussten Sie, dass der KČT zudem zahlreiche Touren organisiert, denen Sie sich anschließen können? Wenn Sie zum Beispiel Lust haben zu Felsenburgen, Eisfällen oder durch einen Märchenwald zu wandern, werfen Sie einfach einen Blick auf www.kctkrasnalipa.cz.

AUF DEN SPUREN VON RUDOLF KÖGLER Noch vor 200 Jahren verirrte sich höchstens hin und wieder ein Prospektor oder ein Jäger in die Wälder, Felsen und Schluchten der Böhmischen Schweiz – sonst niemand. Erst die gefühlsbetonte und sich tief in die menschliche Seele versenkende Romantik ließ die Sehnsucht erwachen, die Natur in all ihrer Wildnis kennenzulernen. Das war die Geburtsstunde der Touristik, die schon bald eine Blütezeit erlebte. Wandervereine wurden gegründet, die regen Zulauf fanden. Zu Beginn der Achtzigerjahre des 19. Jahrhunderts kam es auch rund um Krásná Lípa zu Vereinsgründungen. Auf den Berggipfeln wuchsen Aussichtstürme in die Höhe (1886 Tanečnice, 1888 Studenec, 1889 Vlčí Hora, 1891 Jedlová, 1895 Dymník, 1904 Hrádek), Berghütten wurden erbaut, man begann die Wege zu markieren und Brücken zu errichten … Den Vorsitz des Bergvereins für das nördlichste Böhmen übernahm Doktor Johann Hille aus Krásná Lípa, der diesen Posten von der Gründung im Jahr 1885 an bis zu seinem Tod im Jahr 1925 innehatte. Zu der Zeit zählte der Verein knapp 4000 Mitglieder und seine Aktivitäten waren allgegenwärtig und auf Schritt und Tritt zu sehen. Durch den Krieg wurde jedoch fast alles zunichtegemacht und die Aussiedlung in der Nachkriegszeit bedeutete das Ende des Vereinslebens. Und doch fanden sich Menschen, die den Entschluss fassten, an die Tätigkeit der Bergvereine anzuknüpfen. Anfang der Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts entstand der „Klub tschechischer Touristen“(KČT) in Krásná Lípa.

Wie der Naturpfad entstand

Geologische Karte in Zahrady

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Doch lassen Sie uns an den Anfang des Krieges zurückkehren. Zu dieser Zeit lebte in Krásná Lípa bzw. im nahegelegenen Zahrady der Stricker und Textilgestalter Rudolf Kögler. Der begeisterte Hobbyastronom, -geologe und -botaniker war offenbar nie Mitglied eines Wandervereins. Und doch wurde er zum Begründer des ersten Naturlehrpfades in Böhmen. Zunächst einmal verwirklichte er jedoch einen anderen Traum und schuf auf dem Grundstück seines Hauses eine geologische Landkarte, die er aus Gesteinsproben aus der Gegend zusammenstellte, um die Hügellandschaft zwischen den Gemeinden Doubice, Krásný Buk, Zahrady, Staré Křečany, Panský und Brtníky originalgetreu darzustellen. Als er die Karte im Jahr 1937 fertigstellte, reifte in ihm bereits der Gedanke, den genannten Naturpfad anzulegen. Er plante ihn von Vápenka bei Doubice über Kyjov bis nach Vlčí hora, sprich entlang der geologisch bedeutsamen Lausitzer Verwerfung. Der Naturpfad war etwa 12 Kilometer lang und die dazugehörigen rund 70 Schautafeln mit lehrreichen geologischen und botanischen Texten wurden von Rudolf Kögler selbst aufgestellt. Darüber hinaus bot er für Interessenten persönliche Führungen an. Im Winter baute er die Tafeln ab, setzte sie


Köglers Naturpfad

WANDERN

instand und stellte sie im Frühjahr wieder auf. Zum ersten Mal konnte man seinen Pfad im Oktober des Jahres 1941 begehen. Nach dem Krieg musste der Antifaschist Kögler zwar nicht das Land verlassen, doch sein Plan, die Tafeln auch mit tschechischen Texten zu versehen konnte er nicht mehr in die Tat umsetzen, da er 1949 verstarb. Der Pfad verwahrloste und geriet für lange Zeit in Vergessenheit. Doch das hat sich inzwischen zum Glück geändert.

Köglers Vermächtnis wird bewahrt Und nun können wir die beiden vorangegangenen Kapitel zueinander in Beziehung setzen. Der Touristenklub aus Krásná Lípa, der die von Doktor Hille begründete Tradition weiterführt, hatte die Idee, den Pfad zu erneuern, auszubauen und ihn nach seinem Begründer zu benennen. Doch von der Idee bis zu ihrer Umsetzung ist es oft ein weiter Weg. Und hier tritt ein gewisser Zbyněk Linhart, seit frühester Kindheit Mitglied des KČT Krásná Lípa, auf den Plan. Dieser umtriebige und einfallsreiche Mann wurde später Bürgermeister von Krásná Lípa und vertritt heute die gesamte Region im Senat der Tschechischen Republik. (Dies ist übrigens kein Ausdruck von Servilität, sondern Ausdruck der Anerkennung, dass es heutzutage nicht nur unfähige Politiker bis nach ganz oben schaffen.) Zbyněk Linhart stellte nämlich ein Projekt auf die Beine, an dessen Ende EU-Gelder flossen. In der Folge wurde Köglers Naturpfad instand gesetzt und mit Informationstafeln bestückt. Er ist rund 23 Kilometer lang und besitzt 39 Stationen. Die Mitglieder des KČT Krásná Lípa waren unter dem Vorsitz von Václav Hieke mit derselben großen Begeisterung am Aufbau beteiligt, wie ihre einstigen Vorgänger zum Beispiel an der Errichtung der Wanderbrücke im Tal „Kyjovské údolí“ mitgearbeitet hatten. Sie hegen und pflegen Köglers Naturpfad mittlerweile schon seit neun Jahren. Doch am besten Sie überzeugen sich selbst davon, wie gut der Pfad in Schuss ist.

… los geht’s! Ich werde hier den Pfad nicht Meter für Meter beschreiben. Er ist und bleibt ein außergewöhnliches Erlebnis. Der Pfad beginnt am Marktplatz in Krásná Lípa, gleich hinter dem Haus der Böhmischen Schweiz. Zu sehen gibt es die bemerkenswerte Gruft der Familie Dittrich, das Umgebindehausparadies in Kamenná Horka, den Nachbau eines Kohlenmeilers, ein Baumxylophon, ein Holzherbarium, das Naturreservat „Vápenka“ bei Doubice mit dem größten Jurakalkvorkommen in Böhmen. Sie blicken von der Kinskyhöhe (Kinského vyhlídka) ins Tal der Kirnitzsch, halten Ausschau nach dem Relief der Weißen Frau, über Felsbrücken und -leitern geht es zur Felsenburg „Kyjovský hrádek“ (oder bis zum Felsturm „Strážce Klenotnice“, falls Sie den kleinen Umweg nicht scheuen). Vorbei an der Höhle „Vinný Sklep“ durchwandern Sie das Tal „Kyjovské údolí“ bis zur Mühle „Dixův mlýn“ und steigen um die Felsgruppe „Plačtivé kameny“ herum bis nach Telenec hinauf. Gönnen Sie sich eine duftende Tasse Tee in der Manufaktur für Naturkosmetik „Nobilis Tilia“, blicken Sie vom nahegelegenen Aussichtsturm auf dem Berg „Vlčí Hora“ auf das weite Land und bedenken Sie, dass von derselben Stelle aus auch die ersten Mitglieder des Touristenklubs Krásná Lípa praktisch dieselbe Aussicht hatten. Nehmen Sie dann einen Schluck von der Quelle „Veroničina studánka“ und dann stehen Sie endlich vor der geologischen Karte in Zahrady. Wenn Sie höflich fragen, wird Ihnen eine nette Dame die Karte zeigen und erklären. Sie sollten das zu schätzen wissen, denn Sie haben es hier mit der Tochter jenes Mannes zu tun, dem wir die Landkarte zu verdanken haben: Rudolf Kögler! An der Kapelle „Žebrácká kaple“ vorbei gelangen Sie dann durch eine herrliche Landschaft auf dem Weg „Černá cesta“ bis hinauf nach Sněžná. Von der dortigen Kapelle hat man einen atemberaubenden Ausblick. Die Kapelle steht im Schatten einer Linde, die als Naturdenkmal ausgewiesen ist. Über Krásný Buk, wo einst eine stolze Wachburg stand, gehen wir an der Villa Jäger und dem Schornstein, der von der weltbekannten Strick- und Wirkwarenfabrik übriggeblieben ist, vorbei, bewundern die Palme-Villa, das größte funktionalitische Bauwerk Tschechiens, und kehren schließlich zum Marktplatz zurück, wo Sie sich nach dieser nicht gerade kurz bemessenen, aber erlebnisreichen Tour nun wirklich eine Belohnung verdient haben. Wo darf es sein? In einer der Konditoreien, im Brauhaus, in einem Restaurant, einer Bäckerei oder doch lieber in einer Confiserie?

Rudolf Kögler

Praktische Informationen Einen genauen Reiseführer sowie eine Wanderkarte zu Köglers Naturpfad erhalten Sie günstig (die Karte kostet nur 20 Kronen) im Infozentrum in Krásná Lípa.

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VERKEHR

Verkehrsmuseum Dresden

DA STECKT BEWEGUNG DRIN

Blick in die Ausstellung Eisenbahn mit Saxonia

Praktische Informationen Einzelheiten und Termine zu den Sonderausstellungen finden Sie unter www.verkehrsmuseum-dresden.de. Es gibt auch Audioguides, die durch die gesamte Ausstellung führen. Man zieht einfach nur sein Smartphone aus der Hosentasche und lädt den Audioguide binnen weniger Augenblicke herunter.)

Wenn ich über den Dresdner Neumarkt schlendere und die aus Schutt und Asche wiedererstandene Frauenkirche bewundere, ruht mein Blick immer auch wohlgefällig auf dem nahegelegenen Johanneum, den einstigen kurfürstlichen Stallungen. Doch betreten habe ich das Gebäude nie. Erst vor Kurzem bin ich zum ersten Mal hineingegangen und war erstaunt: Hinter den Mauern verbirgt sich das Verkehrsmuseum mit seiner umfassenden Ausstellung über die spannende Entwicklung des Verkehrs. Im Verkehrsmuseum weiß man als Besucher gar nicht, was man sich auf einer Fläche von immerhin 5000 Quadratmetern zuerst ansehen soll, was man sofort ausprobieren möchte und was erst später. Wenn Sie Ihre Kinder dabeihaben, können Sie sich gleich von dem Gedanken verabschieden, mal eben schnell durchs Museum zu gehen. Das Verkehrsmuseum ist unterhaltsam, interaktiv, voller Licht und geheimnisvoller Winkel.

Einmal Kapitän sein Manche Autos werden die Älteren von Ihnen vielleicht noch aus dem Straßenbild kennen, andere wiederum führen Sie tief in die Geschichte der Automobilindustrie zurück. Eine ähnliche Zeitreise erwartet den Museumsbesucher bei den Motorrädern, Fahrrädern, der Eisenbahn, bei allen möglichen Flugzeugen und sogar bei den Traditionsseglern, Schiffen und Dampfern. Die meisten Ausstellungsstücke sind echte Maschinen – Autos, die zum Greifen nah vor Ihnen stehen, begehbare Lokomotiven, von der Decke hängende Flugzeuge … Abgerundet wird das alles noch durch verschiedenste Modelle, Zeichnungen und Fotografien. Eine wichtige und sehr erfreuliche Nachricht für die Besucher ist die Interaktivität der Ausstellung. So darf man beispielsweise den Führerstand von Lokomotiven begehen und in die Kabine eines Helikopters steigen, auf einem Hochrad fahren, einen Blick in eine Schiffskajüte werfen, auf der Schiffsbrücke ein Containerschiff sicher in den Hafen lotsen, Seemannsknoten üben und erleben, wie es ist, am Steuer eines der legendären Trabis zu sitzen. Hinzu kommen noch zahlreiche Experimentierstationen, wie etwa die Pirouettenmaschine, ein komplettes Labor, wo man die physikalischen Eigenschaften von Luft testen kann, mehrere Simulatoren und zum Beispiel auch einen Experimentierraum, in dem man lernt, einen Papierflieger zu bauen, der gleitet wie ein Segelflugzeug. Zudem habe ich erfahren, dass im Sommer 2015 eine neue Dauerausstellung zum Thema Straßenverkehr in Geschichte, Gegenwart und Zukunft eröffnet wird.

Lassen Sie Ihren Kindern ruhig freien Lauf

Hier kann man alles ausprobieren

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Für Kinder ist das Museumsangebot noch viel größer. Ein riesiger Verkehrsgarten mit Bobbycars und Bobbytrains, ein Kindertreff, ein Schiffsbug – so können sich die Kinder zum Beispiel für eine Weile in Lokführer, Rennfahrer, Piloten oder Baumeister fantastischer Projekte aus Legosteinen verwandeln. Das Beste jedoch sind die Modelleisenbahnen. Es gibt hier gleich mehrere, darunter eine, die zu den größten Anlagen überhaupt gehört: eine Spur-0-Anlage mit einer Fläche von unglaublichen 325 Quadratmetern. Sie verfügt über 99 Weichen und fünf Bahnhöfe, durch die 26 Lokomotiven und 115 Waggons fahren. Bei der Besichtigung dieser Riesenanlage kann man auch die computergestützte Verkehrssteuerung in Augenschein nehmen, die so real wirkt, dass man richtig Lust bekommt, sich in einen der Waggons zu zwängen und als Zwergenpassagier die Miniaturlandschaft zu erkunden. Im Dresdner Verkehrsmuseum kann man sich gar nicht langweilen, egal wie alt man ist. Dieses Haus ist abwechslungsreich, interessant, bunt und unglaublich verspielt. Ich gebe offen zu, dass ich die Garderobe des Museum genutzt habe, um alles abzulegen, was mich daran hindern könnte, all die Knöpfe, Hebel und Räder zu bedienen, und dass ich mich nach ein paar Stunden Museumsaufenthalt um mehrere Jahrzehnte verjüngt gefühlt habe.


Kottmar

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REIZVOLLE RADWANDERUNGEN DURCH DAS OBERLAUSITZER HÜGELLAND Die Schönheit der Landschaft und unsere Freude daran werden zum Glück schon seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr durch die auf der Karte eingezeichneten Grenzen geschmälert. So habe ich denn auch neulich – ich war mit dem Rad unterwegs – in Filipov bei Jiříkov die neuromanische Basilica minor bewundert und hatte Lust, die Fahrt noch etwas fortzusetzen. Ich radelte durch eine reizvolle Landschaft voller Umgebindehäuser, bis ich zum mächtigen, weit ausladenden Berg Kottmar gelangte. Den werde ich bezwingen, sagte ich mir, aber ach – da versagte mir das Rad den Dienst. Es scheint schwer zu glauben, aber ich musste mich tatsächlich nur ein bisschen umsehen, und schon fiel mein Blick auf ein zweigeschossiges Umgebindehaus mit der Aufschrift „Radsport Oberlausitz“.

Das Radlerasyl in Kottmar Herr Bretschneider empfing mich freundlich in seiner Fahrradhandlung mit Verleih und angeschlossener Werkstatt und bot mir an, mit einem Leihrad ein wenig die Umgebung von Kottmar, einen Landstrich der Weber und Tuchhändler, zu erkunden, während er sich um meinen lahmen Drahtesel kümmern würde. Und so möchte ich auch Ihnen diesen sympathischen Fahrradverleih ein bisschen näher vorstellen, da auch Sie ihn ja vielleicht einmal brauchen werden und ich hier wirklich nur die besten Erfahrungen gemacht habe. Zum Verleih stehen hier Trekkingräder (15 € pro Tag) und Mountainbikes (25 €) und es gibt sogar ein Tandem. Ich entschied mich für ein Trekkingrad von Scott, auch weil es hier ein Testcenter für diese Marke gibt (man testet auch Conway-Räder und E-Bikes von Bosch). Eine Weile habe ich mich im Laden umgeschaut und bin kaum aus dem Staunen herausgekommen: Cross- und Rennräder, Citybikes, Elektroräder, Kinderräder, Mountainbikes, Marken wie Scott, Conway, Diamant, Haibike und sogar die nicht gerade alltäglichen Storck-Räder! Auch die Auswahl an Zubehörteilen und Kleidung war überwältigend: von Brooks über Shimano bis Silvini – alles, was das Herz begehrt! Herr Bretschneider bemerkte, dass mich sein Laden beeindruckte, und erzählte mir stolz von seinen Aktivitäten. Alljährlich im Frühling und im Herbst finde hier ein Markt in Verbindung mit Radausflügen für alle statt, und wenn ich denn Zeit und Lust hätte, sei auf der Website des Ladens alle Nötige zu finden. Dann wies er mich noch auf den imposanten Barockbau des unmittelbar benachbarten Faktorenhofs hin, gab mir ein paar Tipps für Ausflüge mit dem Rad, und schon trat ich wieder in die Pedale.

Fahrradverleih im Fachwerkhaus

Praktische Informationen Radsport Oberlausitz ist im Internet unter der Adresse www.radsport-oberlausitz.de vertreten. Vor Ort finden Sie Laden und Verleih an der Hauptstraße 214 in Kottmar, Ortsteil Eibau, gegenüber dem bereits erwähnten Faktorenhof. Telefonisch ist die Firma unter der Nummer 03586/788606 erreichbar. Aber aufgepasst – Montag ist Ruhetag!

Auf dem Umgebindehaus-Radweg Die von sanften Hügeln, Dorfkirchen und schönen Umgebindehäusern geprägte Landschaft der Oberlausitz ist überaus reizvoll. Im Grunde gibt es zwei hervorragende Möglichkeiten, sie per Rad zu erkunden, die beide auch von Tschechien her sehr gut erreichbar sind. Die eine Route verläuft direkt über Kottmar und nennt sich „Umgebindehaus-Radweg“. Der Weg beginnt bereits in Neukirch, ich folgte ihm aber erst ab hier. Durch das Oberlausitzer Hügelland und am Fuße des Zittauer Gebirges entlang, wo ich immer wieder mit Panoramablicken belohnt wurde, gelangte ich nach Herrnhut, das einst von evangelischen Glaubensflüchtlingen aus Mähren gegründet wurde und heute auch dank der berühmten Herrnhuter Sterne bekannt ist, die zur Adventszeit in ganz Sachsen leuchten. Ganz überwältigt war ich von Großschönau, wo das von Umgebindehäusern gesäumte Flüsschen Mandau eine Szenerie wie aus einem idyllischen Gemälde bietet. Hier habe ich nicht nur dem Damast- und Frottiermuseum, sondern auch dem Motorradmuseum einen Besuch abgestattet, um anschließend noch im benachbarten Waltersdorf das Mühlenmuseum zu durchstöbern. Zittau habe ich ausgelassen, Ihnen bleibt es jedoch unbenommen, einen Abstecher dorthin zu machen. Die zweite Radroute führt von Rumburk oder Varnsdorf entlang der Mandau ebenfalls nach Zittau und deckt sich dabei zum Teil mit der ersten. In Seifhennersdorf kommt man am Museum des Räuberhauptmanns Karasek vorbei, in Hainewalde lässt sich im Schlosspark vor dem bemerkenswerten, aber leerstehenden Schloss eine Ruhepause einlegen … Der ganze Weg bis nach Zittau ist so malerisch, dass man geradezu das Gefühl hat, auf einer historischen Ansichtskarte unterwegs zu sein. Bei „Radsport Oberlausitz“ in Kottmar hatte man unterdessen mein Rad gesund gepflegt.

Hier finden Sie einfach alles

Windmühle in Kottmar

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VERKEHR

Unterwegs

AUF DEM SCHIENENWEG ZU NEUEN WANDERROUTEN

Eisenbahnbrücke in Vilémov

Praktische Informationen Die Züge tragen die Liniennummer U28 und können mit der vergünstigten Tageskarte „Elbe-Labe-Ticket“ genutzt werden (die übrigens bis am nächsten Tag um vier Uhr früh gilt!). In Bad Schandau kann in die S-Bahnzüge der Linie S1 nach Dresden und Meißen umgestiegen werden.

Nahezu siebzig Jahre musste der malerische Landstrich des Schluckenauer Zipfels und der Böhmischen Schweiz auf die Wiederherstellung der Eisenbahnverbindung zwischen Sebnitz und Dolní Poustevna warten. Dank der Initiative des tschechischen wie des sächsischen Nationalparks ist der Wiederaufbau endlich gelungen, und so können Sie heute mit der Nationalparkbahn ohne Umsteigen von Rumburk über Šluknov, Lipová, Mikulášovice, Dolní Poustevna nach Sebnitz und weiter über Bad Schandau und entlang der Elbe nach Děčín gelangen. Für Wanderer und Naturfreunde ist dies geradezu eine Revolution. Die Strecke verläuft in enger Nachbarschaft zu den beiden Nationalparks, und von ihren Bahnhöfen führen markierte Wanderwege ins Innere der geschützten Naturlandschaften.

Erste Fahrt vor hundertzehn Jahren Die Anfänge dieser Verbindung reichen bis ins Jahr 1845 zurück, als mit dem Bau der Strecke von Dresden nach Bodenbach (Podmokly, heute der linkselbische Stadtteil von Děčín) begonnen wurde. Nach und nach wurden immer weitere Gleise verlegt, bis schließlich 1905 der erste Zug von Dolní Poustevna nach Sebnitz fuhr. Vierzig Jahre war die Strecke in Betrieb, dann kam das Ende. Im Jahr 1948 wurden die Gleise über die Grenze herausgerissen. Seit dem 5. Juli 2014 fahren hier wieder Züge. Doch muss nicht auch die Nationalparkbahn mit dem Schicksal vieler tschechischer Nebenstrecken rechnen, wo nur ein paar halbleere Züge pro Tag verkehren? Die Furcht ist unbegründet – hier sind die Züge bis auf den letzten Platz besetzt und müssen sogar verstärkt werden. Die Nachfrage hat alle Erwartungen übertroffen. In den Zügen begegnen wir Einheimischen, denen sich der Weg zur Arbeit vielfach um anderthalb Stunden (!) verkürzt, aber auch Wanderfreunden, in deren Köpfen nun endlich die letzten Barrieren verschwinden, womit die Sächsische und die Böhmische Schweiz endgültig zu einem untrennbaren Ganzen verschmelzen. Für Dolní Poustevna bedeutet dies einen enormen Aufschwung – das zu Unrecht übersehene Grenzstädtchen wandelt sich zu einem pulsierenden Zentrum des Fremdenverkehrs. Gäbe es hier einen Sheriff, so würde der wohl mit einer Träne im Auge den Zug begrüßen, der seiner Stadt zu Fortschritt und Wohlstand verhilft.

Von Station zu Station durch die Sächsische und Böhmische Schweiz

Das Prebischtor

Wussten Sie, dass … … Sie auf der Website www.bezaut.ceskesvycarsko.cz mehrere Dutzend Tipps für konkrete Wanderrouten finden?

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Mein Tipp: Fahren Sie mit der Nationalparkbahn, und machen Sie sich einen schönen Tag. Ausflüge lassen sich jetzt nämlich ganz anders planen. Sie fahren einfach mit dem Zug, steigen aus und drehen eine Runde durch die herrliche Landschaft, steigen wieder ein, fahren ein Stück weiter … Und das so oft, wie es das Tageslicht erlaubt. Dank der Zugverbindung lassen sich vollkommen unbekannte Winkel ebenso wie die bekanntesten Touristenmagnete der Nationalparks erkunden. Von Schöna gelangen Sie mit der Fähre nach Hřensko und von dort zum Prebischtor, zur Kamnitzklamm, nach Jetřichovice, oder aber hinauf auf den Zirkelstein. Von Schmilka führt ein Weg ins Gebiet des Großen Winterbergs, von Bad Schandau gelangen Sie zu den faszinierenden Schrammsteinen, in Rathmannsdorf gibt es einen ungewöhnlichen Aussichtsturm, der, obwohl er in der flachen Landschaft steht, einen hinreißenden Rundblick über die Sächsische Schweiz bietet … Vom Bahnhof in Dolní Poustevna soll demnächst ein neuer Wanderweg markiert werden, der zur Triangulierungssäule auf dem Gerstenberg und weiter über Rugiswalde und den Ungerberg bis nach Sebnitz führen wird – eine überaus reizvolle und dabei so gut wie unbekannte Route, die in etwa vier Stunden zu bewältigen ist. Ein weiterer Wanderweg führt von Horní Poustevna über den Poustevník und Nová Víska nach Langburkersdorf, wo die grüne deutsche Markierung erreicht wird. Zurückkehren können Sie über Lobendava nach Lipová, wo es wieder eine Bahnstation gibt. Von Mikulášovice bietet sich ein Abstecher zum Aussichtsturm Tanečnice an, der nicht einmal dreieinhalb Kilometer entfernt ist. Wandermöglichkeiten gibt es hier reichlich, eine Route ist schöner als die andere. Um es noch einmal zu wiederholen – lassen Sie das Auto zu Hause und entdecken Sie die Sächsische und Böhmische Schweiz mit dem Zug!


Lipová

GESCHICHTE UND KULTUR

DAS GEHEIMNIS DES UMGEBINDEHAUSES Die Nationalparkbahn hält auch in Lipová bei Šluknov. Dieser mehr als tausend Jahre alte Ort birgt gleich mehrere Überraschungen, und so möchte ich Ihnen denn raten, hier auszusteigen und der grünen Markierung in Richtung des Ortes zu folgen. Sobald die Ortschaft vor Ihnen auftaucht, biegen Sie nach rechts auf einen Feldweg ab, der Sie in wenigen Minuten zur ersten Sehenswürdigkeit von Lipová bringt – einer herrlichen Allee mit neunundneunzig uralten Linden. Diese wurden hier bereits 1726 gepflanzt und führten ursprünglich vom Schloss in Lipová bis ins benachbarte Vilémov. Doch auch der noch bestehende Überrest der Allee ist imposant – und führt Sie tatsächlich, über das Wehr eines Fischteichs, bis zum Schloss. Von dem werden Sie, das garantiere ich Ihnen, ganz überwältigt sein.

Wie ein Schloss gerettet wird Nein, dies ist kein prunkvoller Herrensitz mit Pfauen im Park und Bären im Burggraben, hier gibt es keine vergoldeten Tapeten und keine wertvollen Gobelins – wenigstens vorläufig nicht. Dafür wartet das Schloss mit eingestürzten Decken und weggebröckelten Wänden auf, mit Fensteröffnungen, durch die der Himmel zu sehen ist … Auf manchen Karten ist hier sogar eine Ruine verzeichnet. Warum locke ich Sie dann hierher? Weil hier gerade die groß angelegte Rettung eines sehr wertvollen Baudenkmals der Barockzeit im Gange ist und es geradezu atemberaubend anzusehen ist, aus welchem Zustand dieser Bau wieder in seinen früheren Glanz zurückversetzt wird. Das hiesige Schloss hat noch die Hussiten erlebt, bevor es im Jahr 1727 im Geiste des Barock von Grund auf umgestaltet wurde. Seither hat es jedoch keinerlei Umbau oder Veränderung mehr erlebt! Damit wird verständlich, warum seine Erhaltung so wichtig ist. Die Vereinigung Via Tempora Nova hat das Schloss aus Dutzenden ähnlich verfallenen Bauten ausgewählt und arbeitet nun an seiner Instandsetzung. Bislang wurde der Garten vom Wildwuchs befreit und einige Sicherungsarbeiten durchgeführt. Bald soll es mit den Bauarbeiten losgehen, die Fertigstellung ist in einigen Jahren vorgesehen. Wenn das Schloss seine Tore wieder für Besucher öffnet, wird hier eine Dauerausstellung zum Leben des Adels im 18. Jahrhundert zu sehen sein, es wird hier Konzerte und Vorträge zu erleben geben, der instand gesetzte Schlosspark mit seinem Barockgarten wird im Schatten seiner Bäume Touristen empfangen, deren Fotoapparate in stiller Bewunderung klicken … Alles nur eine Utopie? Mitnichten – wenn Sie hier ab und zu vorbeikommen, sehen Sie selbst, wie es vorangeht. Übrigens renoviert dieselbe Vereinigung derzeit auch die in Sichtweise des Schlosses stehende Barockkirche der hl. Simon und Judas – und dort sollen die Arbeiten bis Ende 2015 abgeschlossen sein.

Das Umgebindehaus in Lipová

Praktische Informationen Wie die Renovierung des Schlosses und der Kirche voranschreitet, können Sie unter der Adresse www.viatemporanova.cz mitverfolgen. Das Infozentrum Lipová ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet, telefonisch erreichen Sie es unter der Nummer +420 474 778 888.

Ein Haus wie aus einem Architekturlexikon Das nächste Baudenkmal dagegen wurde bereits perfekt instand gesetzt und ist in mancherlei Hinsicht ein Unikum. Die Rede ist vom Haus Nr. 424. Was kann an einem Haus so besonders sein? Es handelt sich hier um ein vorbildlich renoviertes Umgebindehaus mit Lehmputz, einem wertvollen Dachgestühl, Kastenfenstern in der Stube, attraktiv freigelegten Konstruktionselementen (z. B. das Fachwerk) und fachgerecht erneuerten spätbarocken Stuckverzierungen. Hier lassen sich einfach die Details der volkstümlichen Baukunst aus allernächster Nähe studieren. Darüber hinaus bietet das Haus ein sehr gut funktionierendes Infozentrum, eine reizvolle Dauerausstellung und eine Galerie sowie die perfekten Räumlichkeiten für Kurse und Seminare der unterschiedlichsten Art. Auf dem Grundstück unmittelbar neben dem Haus ist die Freiluft-Ausstellung „Geologische Ähnlichkeiten des Schluckenauer Zipfels und des Oberlausitzer Hügellands“ zu besichtigen. Ansonsten lohnt es sich auch, bei einem Spaziergang durch den Ort die hier in großer Zahl anzutreffenden Holzskulpturen zu erkunden. Die ebenso ideenreichen wie vielgestaltigen Kunstwerke entstehen bei dem in Lipová alljährlich abgehaltenen Holzkunstfestival „Lipovský dřevák“. Lipová bietet sich auch als Ausgangspunkt für Wanderungen an – so etwa zum Dreiherrenstein, zu den drei Kreuzwegen auf dem Joachimsberg (Jáchym), auf dem Annaberg und bei Velký Šenov oder zum reizvollen Stausee von Sohland. Vielleicht genügt es Ihnen aber auch, sich einfach am vom Wind gekräuselten Schlossteich niederzulassen oder einen kleinen Spaziergang zur Quelle „Dědova studánka“ zu unternehmen.

Schloss Lipová

Wussten Sie, dass … … die langgezogene Dachgaube mit ihren vielen kleinen Fenstern, wie sie auch das Umgebindehaus in Lipová ziert, als „Hecht“ bezeichnet wird?

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WANDERN

Tisá

Blick von den Tyssaer Wänden zum Děčínský Sněžník

Geheimtipp Wenn Sie von Ostrov aus auf einem kurvenreichen Sträßchen dem Lehrpfad „Vergessenes Grenzland“ in Richtung aus dem Talkessel hinaus folgen, gelangen Sie zum steinernen Aussichtsturm auf dem Děčínský Sněžník, einem der schönsten Türme seiner Art in Tschechien. Von hier aus reicht der Rundblick noch viel weiter als von den Tyssaer Wänden aus. Und ganz nebenbei wachsen hier die besten Heidelbeeren weit und breit. Glauben Sie mir, ich genieße sie seit meiner Kindheit.

IN DER MÄRCHENSTADT DER STEINERNEN RIESEN Es war einmal ein gewisser Hans, der lebte in einem netten Dörfchen namens Tisá. So wie alle anderen stand er jeden Morgen auf und blickte sorgenvoll auf die mächtige Wand, die sich unheilverkündend hinter den letzten Häuschen erhob. Hinter dieser Bastion lebten nämlich Riesen, und die Menschen fürchteten sich vor ihnen. Niemand traute sich, die Felsen zu erklimmen, die Angst nistete sich in dem von dichten Eibenwäldern umgebenen Dörfchen ein und schien sich hier recht wohl zu fühlen. Ab und an flog von den Felsen irgendein Stein oder Felsstück herunter. Auch war ein bedrohliches Heulen von dort zu vernehmen. Als dann am Weg nach Libouchec ein umherziehender Quacksalber tot aufgefunden wurde, waren sich die Menschen sicher, dass dies das Werk der Riesen gewesen war. Sie errichteten an der Stelle ein Sühnekreuz und verfielen noch mehr als zuvor der Hoffnungslosigkeit. Hans aber mochte sich nicht fürchten. Er wollte nicht sein Leben lang vor den Riesen buckeln müssen. Und so machte er sich eines Sommermorgens zu den Felsen auf. Um seine Angst abzuschütteln, begann er zunächst ganz leise, schließlich aber aus voller Kehle zu singen. Die Riesen hörten den Gesang und erstarrten vor Verwunderung zu Stein. Denn sie hatten schließlich von der Angst und vom Aberglauben der Menschen gelebt. Und so rettete Hans aus Tisá sein Dorf. Die Steinriesen blieben hinter der Felswand stehen, erstarrt in grotesken Posen – so wie sie eben gerade gestanden hatten, als sie den menschlichen Gesang vernahmen. Die Menschen gaben ihnen die wunderlichsten Namen und schauen auch heute noch gern bei ihnen vorbei.

Abenteuer auf Schritt und Tritt

An manchen Stellen zwängen sich nur Kinder durch…

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Die Tyssaer Wände (Tiské stěny) und ihre Umgebung sind zweifellos die schönste Felsenstadt der Böhmischen Schweiz. Wann immer ich durch die schmale Kluft zum Felsenplatz mit dem Kassenhäuschen hinaufsteige, das sich zwischen den Sandsteingiganten wie ein Spielzeug aus einem Kinderbaukasten ausnimmt, freue ich mich auf das, was mich dort erwartet. Zwar kenne ich die Felsen schon in- und auswendig, aber das macht überhaupt nichts. Die Felsfiguren und die verwinkelten Gässchen dazwischen, die Höhlen und Tunnel, die Kamine, Spalten und Felslabyrinthe – all das ist jeden Tag anders. Das eine Mal wälzen sich mir dicke Nebenschwaden entgegen, ein andermal verpasst die Sonne den Felsen


Tisá

goldene Kostüme, bei Regen glänzen die Wege, als wären Sie mit den Diamanten besetzt, die hier angeblich ein vorbeiziehender Adliger versteckt haben soll, welcher sie jedoch nie wiederfand, da ihm Kobolde den Verstand verwirrt hatten. Bei Dämmerung stürmt eine Armee von Schatten das Felslabyrinth, und im Winter würde es einen nicht wundern, hier das sprechende Biberpärchen anzutreffen, das nach den Dreharbeiten zu „Der König von Narnia“ dageblieben ist, weil es ihm hier so gefallen hat. Jeder Änderung des Wetters verleiht dieser fantastischen Stadt eine vollkommen neue Atmosphäre. Wenn Sie Kinder dabeihaben, dann wählen Sie den Weg nach links, der ins Reich des steinernen Gottes Janus mit seinen zwei Gesichtern führt. Dieser beschützt den Eingang zu den Kleinen Tyssaer Steinen, einer wie für Kinder geschaffenen Welt. Hier können sie rennen, toben, sich verstecken, aber sie werden sich nicht verlaufen, da sie die Felsen nirgends hinauslassen. Die Großen Tyssaer Steine dagegen, zu denen es vom Kassenhäuschen aus nach rechts geht, sind das perfekte Gelände für geheimnisvolle Wanderungen und Entdeckungen. Neben Türmen, Wänden, Zitadellen, steinernen Wasserfällen und Krähennestern gibt es hier sogar Kanzeln und Felsenbühnen, und auf Schritt und Tritt werden Ihnen gigantische Bären, Schildkröten, Elefanten, Krokodile, Walfische oder Geier begegnen. Gesellschaft leisten Ihnen etwa der „Geköpfte Major“, der „Dürre Doktor“ oder der „Bürgermeister“. Der Rundweg ist nur vier Kilometer lang, doch wird er Ihnen weitaus länger vorkommen, da man hier ohne Weiteres mehrere Stunden verbringen und dabei immer noch etwas Neues entdecken kann – etwa die Umrisse von Afrika, einen Stiefel Napoleons oder den Rittersaal. Dies ist eine Welt der unerschöpflichen Fantasie, denn auch wenn Sie einen Plan mit den Namen der Felsen dabeihaben (den bekommen Sie auf Verlangen an der Kasse), kann Ihnen doch niemand verbieten, den pittoresken Gebilden Ihre eigenen Namen zu geben. Und wenn Sie auf Treppen und Leitern den schmalen Weg erklommen haben, der sich ganz oben am Rand der Felswand entlangwindet, werden Sie sich wie die Riesen vorkommen, die einst von hier aus den weiten Blick über die Landschaft genossen.

Auf den Boden des Kessels Aber das ist noch längst nicht alles. Wenn ich Ihnen eine guten Tipp geben darf, dann folgen Sie ab dem oberen Kassenhäuschen am Ende der Großen Tyssaer Steine der roten Markierung. Hier zwängen Sie sich durch die Ochsensteine (Volské kameny) hindurch und steigen auf den Grund eines riesigen Kessels Felsenpilz hinab, wo an mehreren romantischen Teichen der Weiler Ostrov liegt, umgeben von durch die Jahrtausende abgenagten Felswänden. Auch hier finden Sie eine Felsenstadt, und ganz gleich in welcher Richtung Sie sich von hier aus bewegen, werden Sie auf immer weitere stoßen. Wenn Sie etwa auf dem Lehrpfad „Vergessenes Grenzland“ dem Grenzverlauf folgen, gelangen Sie zu den Raitzaer Felsen (Rájecké skály). Oder Sie steigen durch eine Felskluft hinunter ins sächsische Bielatal, wo jenes Flüsschen, das soeben noch Bělá hieß, bizarre Formen in den Stein geschliffen hat. Geradezu atemberaubend sind die majestätischen Herkulessäulen. Wenn Sie einmal durch die Felslandschaften rund um Tisá gewandert sind, werden Sie oft und gern hierher zurückkehren – und sei es auch nur deshalb, um all jenen, denen Sie Ihre Geschichten von versteinerten Riesen, Kobolden mit Schatzkisten oder der auf einem Felsenbett schlafenden Sonne erzählt haben, zu beweisen, dass dies keine Märchen waren, sondern nichts als die reine Wahrheit.

WANDERN

… an anderen auch die ganze Familie.

Praktische Informationen Mokieren Sie sich nicht, wenn Sie an der Kasse 30 Kronen für einen Erwachsenen und 15 Kronen für ein Kind zu berappen haben. Das Eintrittsgeld wird zur Instandhaltung der Treppen, der Aussichtspunkte, des Rundwegs und des Lehrpfads verwendet. Sie werden bald merken, dass sich diese kleine Investition durchaus gelohnt hat. Herkulessäulen

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AKTIVE ERHOLUNG

Tokáň

ALLE WEGE FÜHREN ZUM TOKÁŇ

Tokáň

Geheimtipp Der alte, in Vergessenheit geratene und heute teils wiederhergestellte Kinsky-Weg beginnt direkt bei der Pension Tokáň und lässt sich in zwanzig Minuten absolvieren (sofern Sie gutes Schuhwerk haben). Er führt Sie durch die FerdinandUlrich-Klamm zum Marienfels (Mariina skála), dann am Rand der Hohen Wand (Vysoké stěny) und weiter zwischen romantischen Felsformationen und durch den Wald zurück zum Ausgangspunkt.

Roller zum Ausleihen

Praktische Informationen Nähere Informationen finden Sie unter www.tokan.cz.

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Halten Sie diese Behauptung für übertrieben? Sie werden sehen, dass sie es nicht ist. Wenn Sie hierher gelangen, befinden Sie sich eigentlich genau in der Mitte der gesamten Böhmischen Schweiz. Das heute „Na Tokáni“ genante Gebiet war einst ein Paradies für die Auerhahnjagd. Ein erster provisorischer Holzbau stand hier schon im 18. Jahrhundert, aber eine Serie von Bränden zwang den Inhaber der Herrschaft zu anhaltender Bautätigkeit, um den Jagdgesellschaften ein komfortables Standquartier bieten zu können. Das sogenannte Herrenhaus, in dem Sie heute die stilvolle und gastfreundliche Pension Tokáň finden, zeigt sich seit 1910 in seiner heutigen Gestalt. Aber was ist nun mit all den Wegen, die hierher führen?

Ein Stück zu Fuß, ein Stück mit dem Tretroller Die Pension Tokáň ist nämlich ein perfektes Ausflugsziel und eignet sich gleichzeitig sehr gut als strategischer Ausgangspunkt zu praktisch allen touristischen Zielen in der weiteren Umgebung. Sie ist eine Art Oase mitten im Wald, „im hoch gelegenen, mit allen Reizen der Waldromantik dekorierten Kessel der Jedlina und der Hohen Wand, in einer Meereshöhe von 1379 Fuß über dem Hamburger Pegel“, wie Náhlíks „Führer durch die Böhmische Schweiz“ aus dem Jahr 1864 recht anmutig vermerkt. Ich selbst war mir lange gar nicht bewusst, wie günstig dieser Ort eigentlich liegt, und auch die meisten Wanderfreunde wissen es nicht. So ist etwa die Pension Tokáň der einzige Ort, wo Sie sich unterwegs stärken können, wenn Sie einen Ausflug zu den Aussichtspunkten um Jetřichovice unternehmen (von der Wegkreuzung „Purkartický les“ zwischen den Aussichtspunkten „Vilemínina stěna“ und „Rudolfův kámen“ sind es bis hierher nicht einmal 1500 Meter!). Weit wichtiger ist jedoch, dass sich dieser Ort mit seiner originellen Holzarchitektur im Schweizer Chaletstil, wo Sie bequem die Nacht verbringen und sich tagsüber noch bequemer stärken können, für Rundtouren aus den unterschiedlichsten Richtungen regelrecht anbietet. So können Sie sich hier Tretroller ausleihen, sternförmig die verschiedensten Routen wählen, um die Fahrzeuge dann an inzwischen bereits sieben (!) anderen Stellen wieder abzugeben. Falls Sie denn auf mich hören wollen, kann ich Ihnen mehrere sensationelle Routen empfehlen. So etwa von Vysoká Lípa aus – hier folgen Sie der roten Markierung über die Burgruine Šaunštejn und den Aussichtspunkt Rudolfův kámen und sind nach acht Kilometern auf dem Tokáň. Hier gönnen Sie sich, was Ihr Herz begehrt (das Entgegenkommen der Pension ist legendär – Hunde bekommen eine Schüssel Wasser, Radler können sich problemlos ihre Flaschen auffüllen, für Elektroräder gibt es eine Steckdose, die Kinder können sich auf einem Waldspielplatz vergnügen, und vor allem lässt es sich hier wunderbar entspannen – sei es mit einem Teller voll typischer altböhmischer und regionaler Gerichte oder einfach nur mit einem Kaffee auf der sonnenbeschienenen Terrasse), um dann mit dem Roller auf dem Radweg 3029 zurück ins Tal zu rollen und ihn in Vysoká Lípa wieder abzugeben. Oder Sie folgen von Doubice aus dem gelb markierten Wanderweg über eine der attraktivsten Partien der Böhmischen Schweiz – die „Schmale Treppe“ – zum Tokáň, von wo es auf dem Fahrweg über das Infozentrum Saula wieder zurück nach Doubice geht, wo Sie ebenfalls den Roller zurückgeben können. Wenn Sie dazu noch den komfortablen Wanderbus in Anspruch nehmen, lassen sich noch weit größere Ausflüge unternehmen – so etwa von Krásná Lípa, Hřensko oder sogar von Děčín aus. Ganz fantastisch ist die blau markierte Wanderroute, auf der Sie direkt von der Pension aus durch eine Landschaft bewaldeter Felsen über die Wegkreuzung „Panenská jedle“ (4 km) zum romantischen und kaum besuchten Schwarzen Tor (Černá brána) am Ufer der Kirnitzsch (6 km), zur Wüstung Zadní Jetřichovice oder zur Wolfstafel (Vlčí deska) (8 km), aber auch bis zur Oberen Schleuse in der Kirnitzschklamm (10 km) gelangen. Stets im Gedächtnis behalten sollten Sie jedoch, dass es von der Wanderwegkreuzung „Na Tokáni“ gerade einmal 200 Meter bis zu Pension sind und es sich wirklich lohnt, hierher zu kommen. Wenn Sie sich hier einquartieren, werden Sie einen ruhigen Schlaf inmitten tiefer Wälder genießen und haben einen Vorrat an Ausflugsrouten für wenigstens eine Woche. Um es kurz zu sagen – ich weiß nicht, ob es einen Nabel der Welt gibt, aber der Nabel der Böhmischen Schweiz befindet sich garantiert auf dem Tokáň.


Chřibská, Kamenná Horka

AKTIVE ERHOLUNG

ORTE MIT SUCHTPOTENTIAL Wo das Lächeln wohnt Vielleicht ist es von meiner Seite nicht ganz fair, hier über die Pension Mencl zu schreiben und von meinen fantastischen Erfahrungen mit ihr zu berichten. Wer sie einmal kennengelernt hat, kommt immer wieder, und so ist es gar nicht einfach, sich zwischen all den „Süchtigen“ ein Zimmer für ein Wochenende oder einen Urlaub zu erkämpfen. Versuchen sollten Sie es aber. In Horní Chřibská, am Ufer der Chřibská Kamenice, stehen am Weg zum Stausee Chřibská am Fuße eines bewaldeten Hügels zwei Häuser nebeneinander, als wären es Mutter und Tochter – eine einstige Backstube und ein idyllisches Umgebindehaus. Die Familie Mencl betreibt hier nicht nur eine Pension, sondern kocht und bedient auch selbst, gibt Ihnen Tipps und unterhält sich mit Ihnen, vor allem aber hat sie für jeden ein freundliches Lächeln bereit. Würde die Pension nicht schon ihren Namen tragen, so müsste sie Pension „Zum Lächeln“ heißen. Ganz egal, wie viele Probleme und wie viel Stress Sie mit sich herumschleppen – hier fällt augenblicklich alles von Ihnen ab. Zu Ihrer Erholung trägt hier die reizvolle Landschaft bei, das ausgezeichnete Essen, Ihr gemütliches Zimmer, die vielen schöne Dinge und vor allem die schönen Menschen. Was das Essen angeht, sollten Sie hier so lange bleiben, bis Sie alles probiert haben. Wenn ich Ihnen etwas empfehlen darf: Bauernsuppe mit Pilzen, gefüllten Lendenbraten mit Selleriecreme, Pilzragout, Entrecôte in Ingwersauce mit Kartoffelpuffern, Quarknocken in Heidelbeersauce, Möhrenkuchen mit Walnüssen … Sie finden hier einen Garten, einen Spielplatz, eine angenehme Terrasse und einen kleinen Laden mit handgefertigtem Schmuck, bemalter Seide, originellen Seifenstücken, Notizblöckchen und mancherlei netten Sachen zum Anziehen. Und man wird so freundlich zu Ihnen sein, als ob Sie ebenfalls ein Teil der lächelnden Familie Mencl wären. Also rufen Sie dort einmal an – und vielleicht werden wir uns dort ja sogar begegnen. Oder wie man sich bei Gruppentherapien vorstellt: „Mein Name ist Rosťa Křivánek, ich bin Mencloholiker.“

Lassen Sie sich im Cottage inspirieren Und noch ein weiterer Ort mit Suchtfaktor: der Sportverleih Cottage an einem wunderschönen Berghang oberhalb von Krásná Lípa, in einem malerischen Weiler namens Kamenná Horka. Hier bekommen Sie ganz einfach alles – und nicht bloß ausgeliehen, sondern mit Tourenvorschlägen und auch so manchem Geheimtipp dazu und nötigenfalls mit den verschiedensten Navigationshilfen. Was gibt es hier also alles? Fahrräder für Kinder und Erwachsene, sogar ein Tandem, die immer beliebteren E-Bikes, Roller, Kinderkarren und Kinderanhänger, Nordic-Walking-Stöcke, Kindertragen, aber auch Klettersteigsets und im Winter Schneeschuhe, Langlaufskier und Schlitten… Sollten Sie sich etwa gerade in der Pension Mencl oder irgendwo anders in der Böhmischen Schweiz einquartiert haben und plötzlich feststellen, dass Ihnen für einen Ausflug die nötige Ausrüstung fehlt, dann bringt man Ihnen die benötigten Dinge aus dem Cottage sogar direkt bis vor Ihre Pension oder Ihr Hotel! Außerdem hat man im Sommer geführte Nordic-Walking-, Fahrrad- oder Inline-Touren im Angebot, im Winter dagegen Ausflüge auf Schneeschuhen im steilen Gelände abseits markierter Wege, so etwa auf den Tannenberg (Jedlová), zu den Zeidler Eisfällen (Brtnické ledopády) oder auf die Lausche (Luž). Eine absolute Spezialität ist schließlich das Nordic-WalkingYoga, bei dem mit den Stöcken losmarschiert wird, um sich dann auf irgendeiner sonnigen Lichtung dem Yoga hinzugeben – das totale Nirwana! Wem auch das noch nicht reicht, dem sei noch ein Geheimtipp verraten – leihen Sie sich im Cottage ein Rad und lassen Sie sich dazu die fantastische Route durch das Kirnitzschtal bis zur Oberen Schleuse beschreiben. Das Rad lassen Sie dann einfach an einer bestimmten Stelle im benachbarten Hinterhermsdorf stehen, um mit dem Bus, Zug oder auch ein Stück mit der Straßenbahn weiterzufahren. Und falls Sie noch nie auf einem E-Bike gesessen haben, dann lassen Sie sich das auf jeden Fall einmal vorführen und drehen Sie eine Runde damit. Ich dachte auch zuerst, mit so einem Rad vor Schande im Boden versinken zu müssen, aber dann habe ich damit Steigungen bezwungen, die mich ansonsten völlig aus der Puste gebracht und mir jedes Selbstvertrauen geraubt hätten.

Pension Mencl

Hier wird ausgezeichnet gekocht!

Praktische Informationen Was Sie noch nicht wissen, finden Sie auf der Homepage www.pension-mencl.cz, oder rufen Sie an unter +420 412 381/382 oder +420 602 877 817.

Das komplette Angebot des Cottage finden Sie unter www.cottage.cz, oder wählen Sie die Nummer +420 736 224 222.

Im Cottage können Sie sich ausleihen, was Sie brauchen

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AKTIVE ERHOLUNG

Wohin mit Kindern?

Brachiosaurier am See

Was gibt es noch in der Umgebung? In unmittelbarer Nachbarschaft des Saurierparks können Sie sich in einem weitläufigen Irrgarten vergnügen, zwischen dessen zwei Meter hohen Hecken Sie sehr bald die Orientierung verlieren werden.

DINOSAURIER, WOHIN DAS AUGE BLICKT Als ich erstmals den Saurierpark in der Nähe von Kleinwelka besuchte, fühlte ich mich völlig fehl am Platze. Ich hatte nämlich nicht ein einziges Kind dabei. Um mich herum strömten Familien in gespannter Vorfreude, Kinder hüpften vor Aufregung und hatten leuchtende Augen. Als ich aber später den großzügig angelegten Park verließ, fiel mir all dies nicht mehr weiter auf – denn ich hatte mich selbst wie ein kleiner Junge amüsiert. Hier wird einfach jeder wieder zum Kind, ganz gleich, wie alt er ist. Es genügt, den Park zu betreten ...

In der Welt der urzeitlichen Echsen

Beißt er wirklich nicht?

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Der Waldpark mit seinen zwei kleinen Seen ist unglaublich verwinkelt. Der Spaß beginnt gleich hinter dem Eingangstor, und ganz egal, wie viel Zeit Sie hier verbringen – die Langeweile hat keine Chance. Dabei begann alles als ganz normales Hobby. Ein gewisser Franz Gruß interessierte sich brennend für die Urzeit und schmökerte den ganzen Tag in Büchern über jene Epoche, als die Dinosaurier unseren Planeten beherrschten. Manche davon enthielten auch die fantastischen Illustrationen von Zdeněk Burian. Derartige Urzeitfans gibt es natürlich viele, doch kaum einer wird deswegen gleich in seinem Garten Betonplastiken von Sauriern und anderen urzeitlichen Tieren aufbauen. Ab einem gewissen Punkt wurde klar, dass der Garten nicht mehr genug Platz bot – und so entstand der Saurierpark, der nun schon seit mehr als 35 Jahren immer weiter wächst! So begegnen Ihnen hier geradezu historisch zu nennende Betonmodelle von Dinosauriern, wie sie sich die Wissenschaftler Ende der Siebzigerjahre vorstellten, ebenso aber auch Modelle aus modernen Materialien, die perfekt die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse widerspiegeln – alle selbstverständlich in Lebensgröße. Weit wichtiger aber ist: Ein Besuch dieses Parks ist einfach ein fantastisches Erlebnis! Während Sie durch das Gelände irren, begegnen Sie auf Schritt und Tritt überwältigenden Szenen aus dem Leben der Dinosaurier. Sie


Kleinwelka

AKTIVE ERHOLUNG

erleben sie beim Brüten, bei der Aufzucht ihrer Jungen, bei der Nahrungssuche, beim Kampf um Leben und Tod und dabei, wie sie sich gegenseitig auffressen. Manche der Situationen verschlagen einem schlicht den Atem. So etwa, wenn man sich durch die Büsche zwängt, um im nächsten Moment am Seeufer zwei gigantischen Echsen – einem Brachiosaurus und einem Diplodocus – Auge in Auge gegenüberzustehen, während gerade einige Flugsaurier auf der Wasserfläche landen. Ganz gleich, ob Sie durch die „Welt der Giganten“ spazieren oder durch den Sauriergarten, ob Sie die Urzeitmenschen mit ihren Familien oder bei der Jagd begleiten – zwischen den mehr als zweihundert Dinosauriermodellen wird es immer etwas Neues und Interessantes zu entdecken geben.

Seien Sie Archäologe, Forscher oder Abenteurer Und hier geht es nicht nur um passive Unterhaltung. Der Park ist geradezu gespickt mit interaktiven Elementen. Im „Lianendschungel“, einem fantastischen Seilpark, klettern Sie hoch hinaus, während Sie durch die Maschen der Seilnetze von überraschten Echsen beäugt werden. Kleinere Kinder können sich auf einem weitläufigen Spielplatz mit den unterschiedlichsten Rutschbahnen austoben. Doch Spielen ist nicht alles – werden Sie Archäologe und suchen Sie im „Forschercamp“ unter Tonnen von Sand nach Saurierknochen, oder fertigen Sie sich Ihre eigene Saurierfigur an. Im großartig gestalteten „Universum“ wiederum können Sie am eigenen Leib den Urknall erleben, eine Nachricht ins Weltall senden oder per Aufzug an einer virtuellen Expedition zum Mittelpunkt der Erde teilnehmen. In dem gigantischen Raumschiff kann man übrigens auch kleine Snacks genießen. Und wenn Sie nun vom Forscherdasein genug haben, müssen Sie nur ein paar Schritte tun und können eine Kletterwand bezwingen, per Rutschbahn die Geheimnisse des Dschungels erkunden, an verschiedenen Urzeit-Wettbewerben teilnehmen, atemlos den von urzeitlichem Meeresgetier umgebenen riesigen Liopleurodon bestaunen oder sich von einem Compsognathus-Rudel überraschen lassen … Kurz gesagt – der Saurierpark bietet eine spielerische und actiongeladene Reise durch die Urzeit vom Perm bis zum Ende der Kreidezeit, als die Dinosaurier ausstarben, und noch weiter bis ins Quartär, in die Epoche der ersten Menschen, Säugetiere, Mammuts …

Wo man den Atem der Saurier im Nacken spürt Vielleicht werden Sie jetzt bereits das Gefühl haben, dass kaum noch etwas die vielen Eindrücke des Tages überbieten kann, doch es wartet noch ein Erlebnis auf Sie, das Sie völlig in seinen Bann ziehen wird – die „Vergessene Welt“. Alles, was Sie bis jetzt als mehr oder weniger unbeteiligte Zuschauer gesehen haben, erleben Sie nunmehr erschreckend real. Denn Sie betreten eine eigenartige, scheinbar verlassene Welt. Mit jedem Schritt stoßen Sie auf die Spuren von Menschen, die aber auf geheimnisvolle Weise verschwunden sind. Das Wrack eines Geländewagens, Wände mit vergitterten Öffnungen, verwaiste Maschinen, stacheldrahtbewehrte Betonbarrieren mit Warnschildern, in den Himmel aufragende Lautsprecher, verlassene Labors oder verdächtig deformierte Eisenstäbe – man fühlt sich ein bisschen wie in der Fernsehserie „Lost“ oder in manchen Folgen von „Jurassic Park“. Dann finden Sie ein Nest mit Sauriereiern, sogar den Kadaver eines Dinosauriers … Nun aber geht es los – von irgendwoher ist das Brüllen eines Dinosauriers zu hören. Es scheint sehr, sehr nah zu sein. Dann noch einmal – und noch näher! Sie spüren, wie der Boden erbebt, nehmen sogar den intensiven Geruch eines unbekannten Tieres wahr. Und dann – dann wollen Sie nur noch die Beine in die Hand nehmen und so schnell wie möglich das Weite suchen. Der Verstand sagt Ihnen, dass dies alles nur eine Installation ist, Geräusche aus dem Lautsprecher, Geruchseffekte, künstlich erzeugte Vibrationen – aber können Sie sich da wirklich so sicher sein?

Zwischen Echsen flott unterwegs

Praktische Informationen Der Saurierpark befindet sich unweit von Bautzen und ist nur 30 km von der tschechischen Grenze entfernt, von Krásná Lípa dauert die Fahrt mit dem Auto etwa eine Stunde. Der Park liegt ganz in der Nähe der Autobahn von Dresden nach Görlitz, die Parkplätze sind kostenlos. Der Park ist vom 1. April bis zum 1. November täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, während der Sommerferien bis 19 Uhr. Nähere Informationen finden Sie unter www.saurierpark.de.

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AKTIVE ERHOLUNG

Vysoká Lípa

DIE SCHÖNSTE AUSSICHT

Pension Zvoneček

Praktische Informationen Auf der Website www.penzionzvonecek.cz gibt es alle wichtigen Informationen zur Pension. Auf Facebook finden Sie sie unter dem Schlagwort „Penzion Zvoneček“, die Telefonnummer lautet +420 603 119 692. Radwanderer und Familien mit Kindern sind hier gern gesehen.

Veranda mit Aussicht

Geheimtipp Folgen Sie dem ausgetretenen Fußpfad zum Schlossberg (Zámecký vrch). Vom Gipfel aus eröffnet sich ein fantastischer Rundblick. Eine Überraschung ist auch das wuchtige TeuschelKreuz, das vor elf Jahren an jener Stelle errichtet wurde, wo bereits ab 1866 sein Vorgänger stand.

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Wenn es eine Rangliste der Unterkünfte mit der schönsten Aussicht in der Böhmischen Schweiz gäbe, dann läge die Pension Zvoneček wohl auf einem der vordersten Plätze und vielleicht sogar ganz an der Spitze. Stellen Sie sich ein altes Steinhaus mit verglaster Veranda und einer herrlichen Linde vor, unter der es sich idyllisch sitzen lässt. Der Blick geht von hier über leicht abschüssige Wiesen und Weiden, hinter denen sich die Felswände von Jetřichovice mit ihren berühmten Aussichtspunkten erheben, links dagegen ragt die bewaldete Felswand des Schlossbergs (Zámecký vrch) auf, zu dessen Füßen pittoreske Umgebindehäuser leuchten. Dieser Anblick hat etwas Überwältigendes und Beglückendes zugleich.

Behaglichkeit unter der Linde oder am Kamin Doch damit enden die Vorzüge noch längst nicht. Wenn ich meine Erfahrungen mit dieser Pension in einen einzigen Ausdruck fassen müsste, dann wäre es so etwas wie „freundliche Behaglichkeit“. Die Inhaber sind junge Leute, die in ihrer Tätigkeit vollkommen aufgehen, und sie setzen sich gern zu einem Schwatz mit an den Tisch. Zum Zvoneček gingen sie anfangs nur auf ein Bier, aber als das Haus frei wurde, haben sie sofort zugegriffen. Hier wird wunderbar gekocht, man bevorzugt frische Zutaten, die möglichst aus der nächsten Umgebung bezogen werden, die Speisekarte folgt der Logik des Jahresablaufs, und man achtet in allen Dingen stets darauf, dem Wichtigsten, was es hier gibt, nicht zu schaden – der umgebenden Natur. Die Zimmer sind hier alles andere als klein. Großzügige Appartements mit gut ausgestatteten Küchen bieten ausreichend Platz auch für große Familien oder eine Gruppe von Freunden. Vor der Pension befindet sich eine überdachte Terrasse, von wo der Blick in die offene Sommerküche und zum Ausschank fällt (hier findet man Biere von vielen kleinen Brauereien). Die ganze Saison über wird hier frisches Fleisch gegrillt, wer sich einen Burger oder ein ordentliches Stück Fleisch bestellt, macht garantiert nichts falsch. Abends spielt hier Live-Musik, solange die Stimmung gut ist und die Augen noch nicht zufallen. Wenn das Wetter einmal nicht mitspielt oder an feuchtkalten Herbst- und Wintertagen wird im Restaurant der offene Kamin angeheizt, und von dieser behaglichen Oase aus können Sie den schönsten Film verfolgen, der je gedreht wurde – die unberührte Natur. Und das Frühstück? Darauf freue ich mich am meisten, denn das wird auf der verglasten Veranda serviert, selbstverständlich mit Fernblick. Wer es gern privater hat, kann die Feuerstelle mit Sitzgelegenheiten oder den kleinen Kinderspielplatz nutzen – der große ist vielleicht dreißig Schritte weiter. Wenn ich noch erwähne, dass es hier einen großen, kamerabewachten Parkplatz, einen Fahrradraum und kostenlosen WLANZugang gibt, dann sollte klar sein, dass ich nicht übertreibe, wenn ich Ihnen dieses Domizil uneingeschränkt empfehle.

Egal wohin, es ist nicht weit Wenn ich ein Feldherr wäre und die größten Schätze der Böhmischen Schweiz verteidigen sollte, dann würde ich mein Lager genau hier aufschlagen. Nur ein paar Beispiele – durch eine atemberaubende Felsschlucht erreicht man schon nach einem Kilometer die einstige Mühle „Dolský mlýn“, bis zum denkmalgeschützten Weiler Kamenická Stráň sind es zwei. Ebenso weit ist es bis zur Räuberburg Šaunštejn, die nicht leicht zu erklimmen ist, doch der Panoramablick über die sächsischen Tafelberge und die Felslandschaft rund um das Prebischtor ist die Anstrengung wert. Wenn Sie drei Kilometer gehen, sind Sie schon beim Bootsanleger in der Kamnitzklamm. Knapp fünf Kilometer entfernt liegt Jetřichovice, ebenso weit ist es nach Mezní Louka, wo der Panoramaweg „Gabrielensteig“ beginnt. Zum Prebischtor sind es ganze neun Kilometer. Außerdem hält zwanzig Meter vom Haus entfernt der Wanderbus, dessen ausgeklügelter Linienverlauf die ganze Region von Krásná Lípa bis Hřensko durchzieht. Die eigentliche Bedeutung der Pension Zvoneček liegt jedoch darin, für gewisse Zeit ihr Zuhause zu werden, und nach Hause kehrt man schließlich immer gern zurück. Wenn Ihnen also bei Ihrer Abreise das Ehepaar Volavka die Worte „Und kommen Sie wieder“ zuruft, dann nehmen Sie sie beim Wort – vielleicht kommen Sie das nächste Mal mit Ihrer Familie, vielleicht mit Freunden oder mit Ihrer ganzen Firma.


Mikulášovice

AKTIVE ERHOLUNG

EINE KUR FÜR LEIB UND SEELE Sollte es Sie einmal danach gelüsten, die Sächsische und Böhmische Schweiz und auch gleich den Schluckenauer Zipfel kennenzulernen, bietet sich als günstig gelegene Unterkunft die Pension Balnika in Mikulášovice an. Ich war dort schon mehrere Male zu Gast und war immer wieder aufs Neue begeistert.

Wellness in einer Pension? Na klar! Zuallererst muss ich die fantastische Luft erwähnen. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber hier atmet es sich so gut wie sonst nirgends. Doch damit ist die Heilwirkung dieses Ortes noch längst nicht zu Ende. Hand aufs Herz – haben Sie schon einmal von einer Pension mit acht Zimmern gehört, die über ein großzügig konzipiertes und vielseitiges Wellnessangebot verfügt? Balnika (der Name kommt vom Wort „Balneologie“) bietet gerade dies – finnische Sauna, Infrakabine, einen großen Whirlpool, individuelles Sprudelbad, individuelles Kräuter- oder auch Moorbad … Dazu gibt es mehrere Arten von Massagen, für die der Inhaber persönlich zuständig ist. Nur keine Angst – er besitzt die nötige Ausbildung und Erfahrung und massiert ganz famos. Oder haben Sie etwa kreative Gelüste? Dann können Sie hier etwa Kerzen fabrizieren oder sich in der Glasmalerei versuchen…

Machen Sie es sich einfach bequem… Das einstige Schulhaus wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut und ist für seinen heutigen Zweck sorgsam und mit Liebe zum Detail renoviert worden. Ich erwähnte schon, dass es hier acht Gästezimmer gibt. Falls Sie das nicht recht mit der Größe des Gebäudes vereinbaren können, lassen Sie sich gesagt sein, dass die Zimmer wirklich riesig sind – schließlich waren es einmal Klassenzimmer. In den Badezimmern hätten Sie genügend Platz zum Tanzen. Die Familie Bláha hat es bei der Renovierung geschafft, den Genius loci des Hauses zu erhalten. Was sich belassen ließ, wurde belassen – so etwa die schönen Türzargen. Zur Pension gehört auch ein gemütliches Restaurant, wo man der böhmischen Küche huldigt – aber der echten, ohne Chemie und Geschmacksverstärker. So weit wie möglich, wird vom Gebäck über die Knödel bis zu Schlachtplatte alles hausgemacht. Der Gästeservice liegt weit über dem gewohnten. So hat etwa das Personal während des Frühstücks frei, und die Inhaber bedienen die Gäste selbst, weil sie schon lange begriffen haben, dass dies die beste Gelegenheit ist, sich mit den Gästen zu unterhalten und ihnen Tipps für Unternehmungen und Ausflüge zu geben. Scheuen Sie sich nicht zu fragen – Sie werden sich wundern, was Ihnen die Pension alles bieten kann. So gibt es hier eine große Garage für Fahrräder und Skier, hinter dem Haus einen Tennis- und einen Beachvolleyballplatz, dazu zwei Terrassen, die so gelegen sind, dass man stets zwischen Sonne und Schatten wählen kann. Eine große Rasenfläche bietet sich zum Spielen und zum Sonnenbaden an. Im Dachgeschoss finden sich Räume für Schulungen und Konferenzen … Alles klar?

Vergessen Sie alle Grenzen Und wie sieht es mit Ausflugsmöglichkeiten aus? Bis zur Grenze sind es 800 Meter. Das hübsche Städtchen Sebnitz mit seinem Kunstblumenmuseum ist sechs Kilometer entfernt, bis zur Oberen Schleuse in der Kirnitzschklamm sind es zwölf, der Aussichtsturm auf dem Weifberg ist noch deutlich näher. Wo wir bei den Aussichtstürmen sind – zur berühmten Tanečnice sind es drei Kilometer, zum „Diebespfad“ sechshundert Meter. Der gesamte Schluckenauer Zipfel und die Böhmische Schweiz werden darüber hinaus sehr komfortabel durch die Nationalparkbahn erschlossen. Das Khaatal (Kyjovské údolí), die Kreuzwege um Šluknov, der nördlichste Punkt Tschechiens – alles ist von hier aus ganz nah. Der Zug bringt Sie von hier aus auch zum Prebischtor oder zur Kamnitzklamm bei Hřensko. Wenn ich jetzt noch hinzufüge, dass es gleich um die Ecke ein herrliches Waldbad mit dem Flair der Vorkriegszeit gibt und nur ein paar Schritte von hier eine funktionsfähige Sternwarte, werden Sie vielleicht glauben, dass ich Sie auf den Arm nehme. Aber Hand aufs Herz, ich lüge nicht! Die Pension Balnika ist kurz gesagt ein sehr angenehmer Ort. Hier können Sie ruhig eine Woche lang auf der faulen Haut liegen, ohne das Gefühl zu haben, um etwas betrogen zu werden. Sie können aber auch jeden Tag viele Kilometer unterwegs sein und ein Highlight nach dem anderen erleben, um dann wieder hierher, in Ihr gemütliches Nest, zurückzukehren.

Pension Balnika

Praktische Informationen Im Internet unter www.balnika.cz, telefonisch unter +420 723 133 774. Das Restaurant ist ganzjährig geöffnet!

Wellness in der Pension

Geheimtipp Strampeln Sie hinauf nach Tomášov (etwa 4,5 km), um dann eine fünfundzwanzig Kilometer lange Talfahrt durch die Sächsische Schweiz zu genießen – über einen Panoramaweg, durch das imposante Kirnitzschtal bis nach Bad Schandau, und wenn Sie wollen, dann etwa auf dem Elberadweg durch den spektakulären Elbcañon bis nach Děčín oder aber nach Hřensko mit der Kamnitzklamm und dem Prebischtor … Und zurück? Natürlich mit dem Zug, der auch Platz für Ihr Fahrrad bietet!

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WANDERN

Tor nach Böhmen

Porta Bohemica

Wussten Sie, dass … … der Bezirk Ústí nad Labem in den letzten Jahren die am schnellsten wachsende Fremdenverkehrsregion Tschechiens mit dem größten Anstieg der Besucherzahlen ist?

DAS TOR NACH BÖHMEN STEHT WEIT OFFEN Wer die Böhmische Schweiz besucht, ahnt wohl meist gar nicht, dass er sich hier auf einem der vier Grundpfeiler des „Tors nach Böhmen“ befindet. Die drei anderen Pfeiler sind gar nicht weit entfernt, und doch vielfach kaum bekannt. Sie haben viel zu bieten, weit mehr, als ich Ihnen her erzählen kann. Alle diese Pfeiler befinden sich auf dem Gebiet des Bezirks Ústí nad Labem und haben ihren Namen von einer malerischen Elbschleife zwischen Hängen, die ganz allmählich bis zu den Gipfeln der umliegenden Berge ansteigen – der Porta Bohemica. Wenn Sie also all die Schönheiten der Böhmischen Schweiz schon zur Genüge kennen, dann machen Sie doch eine Entdeckungstour zu ihren ebenso reizvollen Nachbarn. Ich lade Sie hiermit ein zu einem sehr gefühlsbetonten Ausflug, bei dem ich mit Worten vieles nur andeuten kann, was dicke Bände füllen würde.

Erzgebirge

Erzgebirge

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Still und tief in sich gekehrt, von jeher schroff, mit frostig durchdringenden Ausblicken auch an neblig dunstigen Tagen, stets würdevoll und majestätisch – das ist das Erzgebirge, ein herrliches Bergland von einer ganz eigenen, herben Schönheit. Von seinem langen bewalden Rücken fallen teils baumbestandene, teils steinige Flanken ab, teils Bergwiesen, teils Sümpfe. Die Berge sind voller Überraschungen, voller versteckter Juwelen, die es nur zu entdecken gilt. Und tief unter all dem schlummert die Energie der Erde, manifestiert in Lagerstätten seltener Erze, die hier seit Menschengedenken in engen Stollen abgebaut werden, aber auch in sprudelnden Heilquellen. Wenn aber im Winter die Gipfel ihren bunten Mantel ablegen und sich in feierliches Weiß kleiden, dann wandelt sich das Erzgebirge vollkommen und offenbart sein eigentliches Antlitz – ein Antlitz von herber Schönheit und schroffer Anmut. Entlang des Bergkamms finden Sie die viele Kilometer lange Erzgebirgsmagistrale – im Sommer für Radwanderer, im Winter für Langläufer –, aber auch faszinierende Heide- und Moorgebiete, den im Wald versteckten Stausee in Fláje, die steinernen Sphingen bei Měděnec, unterirdische Bergwerksstollen aus längst vergangenen Zeiten, den Mückenberg (Komáří hůrka) mit dem längsten Sessellift Tschechiens, den höchstgelegenen Golfplatz des Landes in Cínovec, aber auch Aussichtstürme, Burgruinen und im Winter auch gut besuchte Skizentren etwa am Keilberg (Klínovec), in Klíny oder Telnice. Am Fuße der Berge warten ganz erstaunliche Orte auf Sie – das Heilbad Teplice, Dubí mit der am nördlichsten gelegenen venezianischen Kirche, das mittelalterliche Krupka, Osek mit seinem imposanten Kloster, das Schloss in Duchcov, wo einst Casanova lebte, Most, die Stadt der großen Sportanlagen, oder der einzigartige Alaunsee in Chomutov in unmittelbarer Nachbarschaft zum größten zoologischen Garten des Landes. Hier gibt es herrliche Schlösser, so etwa Červený Hrádek, das erst seit Kurzem wieder geöffnete Schloss in Litvínov oder das gespenstisch über der Mondlandschaft der Tagebaue thronende Schloss Jezeří. Auch den Berg des Teufels können Sie erklimmen, wenn Sie sich von Bílina aus zum mystischen Bořeň aufmachen ...


WANDERN

Tor nach Böhmen

Unteres Egertal Die idyllisch gewellte Landschaft entlang der lebensspendenden Eger, die sich gleich einer sagenhaften Schlange von einer Königsstadt zu nächsten durch den breiten Talkessel windet, bewaldete Gipfel, auf denen die Ruinen einst stolzer Burgen thronen, mal weitläufige, mal kleine Felder, die von der Sonne verwöhnt und vom Wind liebkost werden, die gekräuselte Wasserfläche der gigantischen Talsperre von Nechranice. Ein Land, das einst von Handelswegen durchzogen war, ein Land, wo die sagenhaften Lutschaner ihre Schlachten ausfochten, ein Land der geheimnisvollen Menhire. Vertrauen Sie sich der Eger an - sie wird Sie am besten durch ihr Königreich führen. Während Klášterec nad Ohří Sie mit seinem romantischen neugotischen Schloss voll wertvoller Porzellanerzeugnisse begrüßt, finden Sie im mittelalterlichen Kadaň nicht nur Festungsmauern und das engste Gässchen Tschechiens, sondern auch eine verspielte Uferpromenade, die dem beliebten Zeichentrickhund Maxipes Fík gewidmet ist. Die Eger trägt Sie weiter ins altehrwürdige Žatec mit dem weltgrößten Hopfenmuseum und einem kuriosen Hopfen- und Biertempel, der unter anderem mit einer Bieruhr und einem magischen Aufzug aufwarten kann, welcher sich in einen hoch über der Stadt schwebenden Ballonkorb verwandelt. Von dort fällt Ihr Blick aber schon auf Louny, die Perle an der Eger mit den fantastischen Dächern der Sankt-NikolausKirche und dem mächtige Saazer Tor, das den Abschluss der hufeisenförmigen Stadtbefestigung bildet. Ganz gleich, in welcher Richtung Sie sich nun vom Flusslauf abwenden, werden Sie wiederum auf wundersame Dinge stoßen – das Schloss Krásný Dvůr mit dem größten Schlosspark Tschechiens, den auf einem Kohlenflöz schlafenden Drachen von Březno, die leuchtenden Schlösser Stekník, Líčkov oder Nový Hrad und schließlich die geheimnisumwitterte, nie vollendete gotische Kirche in Panenský Týnec. Die meisten dieser schönen Ziele verbindet außerdem der Egerradweg, auf dem es sich sehr gut fahren lässt ...

Böhmisches Mittelgebirge Zerschnitten von der Elbe, auf die von allen Seiten so eigenwillige, so bizarre Gipfel herabblicken, dass sogar einem Dichter die Fantasie fehlt, sie angemessen zu beschreiben. Durch ungeheure vulkanische Kräfte zum Anschwellen gebracht und besänftigt durch das Tun der Menschen, das Land der ersten Slawen, ein Landstrich der Legenden und der berühmtesten tschechischen Mythen, die sich um den Berg Říp ranken – jenen Gipfel, der direkt aus den Seelen der Tschechen erwächst. Ein Irrgarten von Kegeln, Kuppen, breiten Leibern, schlanken Pyramiden und einsamen Giganten. Das Reich des königlichen Bergpaares Milešovka und Hazmburk. Unter ihren Untertanen finden sich so eigenwillige und verschrobene Gipfel, dass man kaum seinen Augen trauen mag – da ist der frostige Plešivec, auf dessen Gipfel Sie auch in der Junihitze noch Eis finden, dann sein feuriger Bruder Boreč, der dank des warmen Atems aus seinem Innern auch bei bitterstem Frost grünes Gras und Moos gedeihen lässt, und dann die nie aufgegangenen „steinernen Sonnen“ in den Wiesen bei Třebívlice. Das Land ist reich an böhmischem Granat mit seinem dunkel karminroten Glanz. Menschenhand dagegen hat hier imposante Schlösser erschaffen – das barocke Libochovice, das Renaissanceschloss Budyně mit seiner alchimistischen Vergangenheit, Ploskovice wiederum im Geiste des Rokoko –, aber auch stolze Städte, wie etwa das mittelalterliche Úštěk mit seinen dem Himmel entgegenstrebenden „Vogelhäusern“, dem Kapellenberg bei Ostré und der gewaltigen Burgruine Helfenburk, das erhabene, um das monumentale Lobkowicz’sche Schloss gedrängte Roudnice, das auf der ganzen Welt dank seiner finsteren Vergangenheit bekannte Theresienstadt, ein schweigender Zeuge höchster menschlicher Intoleranz, das malerische, vom Turm der Stephanskathedrale auf dem vornehmen Domhügel gekrönte Litoměřice oder das noch immer unentdeckte Ústí nad Labem, dem kaum jemand ansehen würde, dass es eine Stadt der Wasserfälle mit einer anrührend schönen Umgebung ist. Ein Land der Reben, das, obgleich weit im Norden gelegen, berühmte und hochgeschätzte Weine hervorbringt. Und selbstverständlich ist es das Land der Porta Bohemica, der imposanten breiten Elbschleife, ebenso aber auch der geheimnisvollen Bergplateaus um Verneřice im Schatten des Berges „Buková hora“.

Kadaň

Praktische Informationen Was auf diesen Seiten keinen Platz gefunden hat – also nahezu alles –, finden Sie auf dem großzügig angelegten und umfassenden Webportal www.branadocech.cz. Werfen Sie aber unbedingt auch einen Blick auf die Seiten der einzelnen Regionen: www.krusne-hory.org; www.dolnipoohri.eu; www.ceskestredohori.info

Böhmisches Mittelgebirge

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AKTIVE ERHOLUNG

Varnsdorf, Janov

FÜR MÜSSIGGÄNGER UND WANDERFREUNDE So gemütlich, dass man nicht mehr gehen will Pension „Dvůr pohody“

Praktische Informationen Ausführliche Informationen samt einer tollen Fotogalerie finden Sie unter www.penzion-varnsdorf.eu. Wem das noch nicht genügt, der suche bei Facebook nach „Penzion Dvůr pohody“.

Die Pension „Dvůr pohody“ finden Sie am Ortsrand von Varnsdorf, in einer strategisch günstigen Lage für Ausflüge in die Oberlausitz – bis ins malerische Großschönau ist es beispielsweise weniger als ein Kilometer, nach Seifhennersdorf mit dem Museum des Räuberhauptmanns Karasek nur ein kleines Stück weiter. Leicht erreichbar sind auch das Lausitzer Gebirge und selbstverständlich die Sächsische und Böhmische Schweiz. Die Pension jedoch ist so gemütlich, dass man sie eigentlich gar nicht mehr verlassen möchte. In einem herrlichen, über zweihundert Jahre alten Umgebindehaus finden Sie hier jeden erdenklichen Komfort – und zwar einen freundlichen und natürlichen Komfort. Die Zimmer und Appartements sind hell und geräumig, wunderbar wohnlich, aber nicht überladen – auch eine größere Familie wird sich hier rundum wohlfühlen. Jedes Zimmer hat seinen ganz eigenen Charakter, kalte Uniformität gibt es hier nicht. Das Haus bietet einen großen Fitnessraum mit einer wunderbaren finnischen Sauna, einen Garten mit großem Rasen, Feuerstelle und Grill, einen Kinderspielplatz mit Klettergeräten und Trampolin, einen Minigolfplatz, und man kann hier Darts, Croquet, Tennis oder Pétanque spielen … Größter Anziehungspunkt ist jedoch das herrliche, 17 Meter lange Schwimmbecken mit Wasserfall und Gegenstromanlage. Und dann lassen sich hier auch verschiedene Massagen bestellen. Abends kann man hier prima unter dem Sternenhimmel sitzen, die Luft ist kristallklar und kein Geräusch weit und breit. Drinnen erwartet Sie außerdem eine kleine Weinstube, ein beheizter Raum mit Kaminofen, eine nette Kinderspielecke … All dies wäre jedoch umsonst, wenn man nur als Fremder behandelt würde. Doch hier ist niemand nur ein anonymer Gast, hier sind Sie ganz Sie selbst, und man kümmert sich liebevoll und mit Freude um Sie. Und das Frühstück! Reichhaltig und bunt – allein schon die hausgemachten Palatschinken … Nur gut, dass man sich hier die Pfunde auch wieder abtrainieren kann. Fahrräder oder Nordic-Walking-Stöcke können Sie sich hier ausleihen – sofern Sie sich denn von den Genüssen des Hauses losreißen können. Noch ein Tipp zum Schluss: Kommen Sie im Winter – zu den Abfahrtspisten am Tannenberg und in Horní Podluží oder zu den Loipen in Polevsko ist es ein Katzensprung!

Beim grünen Baum wie zu Hause

Pension „U zeleného stromu“

Praktische Informationen Alles Nähere unter www.uzelenehostromu.cz. Kleiner Tipp: Reservieren Sie sich unter der Nummer +420 731 210 753 einen Tisch, denn manchmal wird es voll. Das Haus hat ganzjährig geöffnet (auch das Infozentrum)!

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Davon, dass Janov ein nahezu unbekannter Ausgangspunkt zum Prebischtor ist und dass es hier einen neuen Aussichtsturm gibt, war schon einmal die Rede. Kaum bekannt ist dagegen, dass Janov einer der ruhigsten Orte der Böhmischen Schweiz ist. Daher ist es eine gute Idee, im Hotel „U zeleného stromu“ Quartier zu nehmen. Bereits ab 1792 gab es hier einen Gasthof – heute ist daraus das Hotel mit der Gaststube „Stará hospoda“ geworden. Innerhalb weniger Minuten werden Sie sich hier zu Hause fühlen, denn die Inhaber Ríša und Hanka verstecken sich nicht irgendwo im Büro, sondern sind praktisch ständig für Sie da – während Hanka mit Hingabe kocht (traditionell, hausgemacht) und alle Gerichte mit einem Lächeln würzt, bedient Ríša in der Gaststube, aber auch im Infozentrum, das zum Hotel gehört. Hierzu ist er geradezu berufen, schließlich ist er Vorsitzender des örtlichen Wandervereins. Wenn er Ihnen eine Route empfiehlt, dann spricht er aus eigener Erfahrung. Beide legen mit Begeisterung neue Wanderwege an, so haben sie etwa den schon erwähnten Weg von Hřensko nach Janov persönlich mit der grünen Markierung versehen und die Wegweiser auf ihren eigenen Schultern geschleppt … Doch sollten wir uns nicht allzu weit von dem verlockenden Duft entfernen, der hier aus der Küche strömt – probieren Sie unbedingt die berühmte Knoblauchsuppe oder den Hirtenaufstrich auf knackigem Röstbrot. Gulasch und Lendenbraten sind gleichfalls nicht zu verachten – und dann die Liwanzen! Ihretwegen kommen die Gäste von weither. Dann der Kaninchenbraten oder der riesige Fleischspieß – tschechisch, authentisch, wie bei Muttern. Die Zimmer sind nett und gemütlich, das Frühstück wird in einem unerwartet geräumigen Saal serviert, der sich jeden Mittwochabend in eine Café-Bar mit Klavierbegleitung verwandelt. Hier sorgen den Jan, der Sohn der Familie, und seine Gäste für Stimmung. Im Infozentrum lässt sich bisweilen auch die Tochter Bára antreffen (die ansonsten für den Fremdenverkehr in der ganzen Region Děčín zuständig ist) – kurz gesagt, ein Familienbetrieb, wo alles reibungslos und harmonisch funktioniert. Als wären Sie bei lieben Bekannten zu Besuch.


Růžová

AKTIVE ERHOLUNG

EIN DORF MIT ROSIGEM LEBEN In der Gegend um Děčín kennt jeder dieses Dorf, und wenn es nach dem enormen Interesse an jeder hier angebotenen Immobilie geht, scheinen wirklich alle hier wohnen zu wollen. 2014 wurde Růžová (Rosendorf) zum Dorf des Jahres im Bezirk Ústí nad Labem gewählt. Touristen zeigen dagegen kein Interesse und wissen dabei gar nicht, was ihnen dadurch entgeht. Sie als Leser der „Erlebnisse“ sind dagegen privilegiert – seien Sie also eingeladen nach Růžová, und lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, was an diesem Ort so einzigartig ist.

Von hier ist die Langeweile schon längst geflohen Im Talkessel unter dem majestätischen Růžovský vrch, nicht weit von einem Waldstreifen entfernt, der die Kamnitzklamm birgt, leben fünfhundert Menschen. Im Sommer verdoppelt sich diese Zahl gewöhnlich. Warum? Wegen der grandiosen, geradezu verschwenderisch schönen Landschaft? Sicher, aber vor allem wegen des bunten und turbulenten Lebens im Dorf, das keine Pause kennt. Wann immer Sie hierher kommen, dürfen Sie an einer der unzähligen Veranstaltungen teilnehmen. Zu Neujahr gibt es einen traditionellen Aufstieg auf den Růžovský vrch, dann kommt die Fastnacht, dann Ostern, die Hexennacht, der Kindertag, die Lange Nacht der Kirchen mit Besichtigungen der Peter-und-PaulsKirche, das Galeriefestival „Růžová – offene Türen für die Kunst“ mit einer Ausstellung von Malern, die vor allem in der nächsten Umgebung tätig sind, die Peter-und-PaulsKirchweih, die Country-Tanzshow „Růžovský drak“, das Hubertusfest, Nikolaus, Advent … Und dazu gibt es einen schönen Kinderspielplatz und Sportplätze für Fußball, Tennis, Fußballtennis, Volleyball oder Bowling. Dann das Indianerdorf Rosehill, ein schon seit 16 Jahren bestehendes interaktives Freilichtmuseum der ganz besonderen Art. Das Gemeinschaftsleben, an dessen Spitze die „Růženky“ stehen, engagierte Frauen, die die meisten Aktivitäten organisieren, insbesondere jene für Kinder… Und damit habe ich noch nicht einmal die Hälfte der Aufzählung erreicht. Aber Sie haben es schon begriffen, oder?

Růžová – Dorf des Jahres 2014 im Bezirk Ústí nad Labem

Praktische Informationen Was Ihnen jetzt noch an Informationen fehlt, finden Sie unter www.arosa.cz oder www.obec-ruzova.cz. Und falls Sie sich an einer guten Sache beteiligen möchten, so können Sie auf das Konto Nr. 268017647/0300 bei der Bank ČSOB eine Spende zum Bau des ersehnten Aussichtsturms auf dem Pastevní vrch einzahlen!

Von Arosa zum Prebischtor oder auf den Pastevní vrch Besucher kommen hier aber auch dann auf ihre Kosten, wenn zufälligerweise gerade einmal nichts los ist. Wie eben schon geschrieben, ist Růžová ein zwar wenig bekannter, aber perfekt gelegener Ausgangspunkt für Ausflüge zum Prebischtor. Für mich ist die größte Attraktion allerdings der Lehrpfad rund um Růžová. Zehn Kilometer voll geballter Schönheit! Sie erblicken das Tal der Kamnitz von oben, steigen aber auch bis zum Flussbett hinunter, zu den fantastische Ruinen der Wassermühle „Dolský mlýn“, auf dem alten Mühlpfad gelangen Sie bis in den denkmalgeschützten Weiler Kamenická Stráň mit seinen Umgebindehäusern, machen an einer dreihundertjährigen Kiefer mit dem Bild eines Schutzengels halt, sehen das neu aufgestellte Veronikakreuz, passieren die einstige Ansiedlung Neudörfel, welche nach dem Krieg dem Erdboden gleichgemacht wurde, und gelangen bis auf den Pastevní vrch (den die Einheimischen bis heute vielfach Hutberg nennen). Von diesem nicht besonders hohen Gipfel aus eröffnet sich einer der schönsten Rundblick in der ganzen Böhmischen Schweiz. So wollen die Bürger von Růžová denn auch gerade hier einen Aussichtsturm errichten. Zum Ausgangspunkt zurück gelangen Sie vorbei an weidenden Kühen, Schafen, Lamas und Pferden… Einfach paradiesisch! Und wo kann man hier übernachten? Ich würde Ihnen die Pension Arosa empfehlen. Sie befindet sich mitten im Dorf in einem alten Fachwerkhaus, mit einem reizvollen terrassenförmigen Garten unter duftenden Linden, wo man grillen oder am offenen Feuer Würste braten kann. Der Ferienhauscharakter wird allerdings durch sehr bequeme und helle Zimmer, eine gut ausgestattete Küche, kostenlosen WLAN-Anschluss und sogar eine neu eingerichtete Sauna abgerundet ... Darüber hinaus wird die Pension ökologisch mit einer Wärmepumpe beheizt, und Abfälle werden konsequent getrennt. Gekocht wird hier nicht, aber dafür gibt es praktisch direkt über die Straße drei Gasthäuser, wo man gut essen kann. Im netten Gemeinschaftsraum mit den bemerkenswerten Werken des Malers Josef Strnad (ein Besuch in seinem Atelier wird man für Sie gern arrangieren) sitzt es sich aber deutlich ruhiger. Und noch ein guter Rat: Ob Sie nun bereits ein Ausflugsziel haben oder noch nicht – fragen Sie nach! Frau Lieblová stellt Ihnen entweder ein Itinerar für Ihren ganzen Aufenthalt zusammen oder verrät Ihnen so manche Tricks und Abkürzungen – und auf ihre Erfahrung können Sie sich verlassen.

Blick vom Pastevní vrch zum Růžovský vrch

Pension Arosa

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GESCHICHTE UND KULTUR

Kleine Sakralbauten

DAS SCHÖNHEITSGEHEIMNIS DER KLEINEN SAKRALBAUTEN

Felsenkapelle des hl. Ignatius in Všemily

Wussten Sie, dass … … sich die „MAS Šluknovsko“ derzeit um die Rettung der einzigartigen Roten Kirche in Varnsdorf bemüht? Zur Erhaltung dieses wertvollen Kulturdenkmals, eines neugotischen Baus aus glasierten Ziegeln, der einst in einem einzigen Jahr errichtet wurde und heute bedrohlich verfällt, können auch Sie einen Beitrag leisten. Wie? Das erfahren Sie auf der Website www.mas-sluknovsko.cz, wo einige Menschen, denen nicht gleichgültig ist, wo sie leben, auch von ihren weiteren Aktivitäten berichten.

Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Bürger von Zahrady

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Sind Ihnen schon einmal bei einem Besuch der Böhmischen Schweiz oder des Schluckenauer Zipfels die unzähligen neu renovierten kleineren und größeren Sakralbauten aufgefallen? Jahr für Jahr werden es mehr, manche werden von Restauratoren fachgerecht instand gesetzt, andere dagegen durch Wochenendurlauber, Einheimische oder die jeweiligen Gemeinden gerettet. Mir fallen sie immer wieder auf und bereiten mir Freude. Und eigentlich ist mir erst im Gespräch mit Touristen, die aus ganz Tschechien hierher reisen, aufgegangen, dass dies gar nicht selbstverständlich und sogar eine ganz große Ausnahme ist. Sehen wir es einmal so – es gibt Gegenden in unserem Land, wo die Kirchen brechend voll sind, und das vielfach nicht nur am Sonntag. Etwa in Südmähren oder in der benachbarten Slowakei. Und wenn diese Leute hierher kommen, um die Sandsteinfelsen zu bewundern, dann sagen sie überrascht: Hier geht praktisch niemand in die Kirche, aber dafür wird hier jedes Steinkreuz gepflegt, das bei uns einfach umgestürzt im Acker liegen bleiben würde. Ein Rätsel?

Im Flug zu Kirchen und Kruzifixen Aber nein, das ist kein Rätsel. Ich denke, es hat damit zu tun, dass viele Dinge hier im Sudetenland keine Selbstverständlichkeit sind. Hier bilden sich die Traditionen erst seit siebzig Jahren aus. Die älteren sind durch den Krieg und die Vertreibung der ursprünglichen Bevölkerung abgerissen. Doch der Mensch sehnt sich einfach in seinem Innersten danach, im Einklang mit dem Gedächtnis der Landschaft zu leben. Natürlich will sich das nicht jeder eingestehen, es gibt aber Menschen – und es werden immer mehr –, die sich bemühen, der Landschaft ihr einstiges Antlitz zurückzugeben. Doch bevor wir nun eine derartige Gruppe von Menschen namentlich nennen, wollen wir einmal einen Flug über die ganze in den „Erlebnissen“ behandelte Region unternehmen und schauen, was es hier an Sakralbauten gibt. In Děčín fasziniert vor allem die Kirche zur Erhöhung des heiligen Kreuzes mit ihrem Geheimgang zum Schloss und dann natürlich die ungewöhnliche, geradezu englisch geheimnisvoll anmutende neugotische Johannes-Nepomuk-Kapelle mit der Grabstätte der Adelsfamilie Thun. Hier befinden wir uns aber schon über dem Elbcañon, und unser Blick schweift über den Zwiebelturm der spätbarocken MariäHimmelfahrt-Kirche in Arnoltice, die Johannes-Nepomuk-Kirche in Hřensko, die stolze Kirche Sankt Peter und Paul in Růžová, die Wenzelskirche in Srbská Kamenice … Über Česká Kamenice erschauern wir beim Anblick der imposanten Kirche St. Jakobus der Ältere und vor allem der barocken Wallfahrtskapelle Mariä Geburt, durch die Baumwipfel blitzt der frisch restaurierte Brüderaltar. Wir fliegen über Schluchten und Felsen und erreichen Mikulášovice mit der ehrwürdigen Nikolauskirche und der herrlichen dreieckigen Dreifaltigkeitskapelle. In Staré Křečany bietet sich ein malerischer Ausblick auf die Johannes-Nepomuk-Kirche, in Vlčí Hora gleiten wir über das Türmchen der kürzlich renovierten Kapelle der seligen Jungfrau Maria vom Berg Karmel, während in Šluknov hinter dem Schloss die mächtige Wenzelskirche hervorschaut. Kaum haben wir uns an der Sankt-Georgs-Kirche in Jiříkov sattgesehen, da erscheint unter uns schon die Basilica minor der Hilfreichen Jungfrau Maria in Filipov und gleich darauf Rumburk mit seiner herrlichen Loretokapelle, der Klosterkirche St. Laurentius und einer Mariensäule mit reichem Figurenschmuck. In Studánka fliegen wir über


Lokale Aktionsgruppe Šluknov

GESCHICHTE UND KULTUR

die Kirche des hl. Franziskus von Assisi, und schon sind wir in Krásná Lípa mit der eleganten Maria-Magdalena-Kirche. Wenn wir die Jugendstilkirche St. Joseph in Rybniště passiert haben, taucht vor uns die zwischen Barock und Klassizismus angesiedelte Mariä-Himmelfahrt-Kirche von Doubice auf. In Chřibská grüßt uns die regotisierte Georgskirche, während unser Blick in Kerhartice auf die Kirche St. Magdalena und das reizvolle Pfarrhaus im Umgebindestil fällt. Schließlich erreichen wir Benešov nad Ploučnicí mit der fantastischen, teils im gotischen, teils im Renaissancestil erbauten Kirchenanlage Mariä Geburt und der wunderschönen barocken Mariensäule auf dem Marktplatz. Bei unserer Geschwindigkeit haben wir jedoch längst nicht alles gesehen. Außerdem haben es diese Monumente des menschlichen Glaubens viel lieber, wenn man sie nicht nur überfliegt, sondern ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht. Denn erst dann finden wir alle vierzehn (!) Kreuzwege und dazu all die ungewöhnlichen Bildstöcke, Kreuze, Kapellen und Kapellchen, Standbilder und Figurengruppen ... Bei näherer Betrachtung werden Sie erstaunt sein, wie viele davon renoviert sind, und ebenso wird es Sie wohl überraschen, dass in unserem angeblich so säkularen Land vor den meisten Kapellen und Kruzifixen frische Blumen stehen.

Eine Gruppe engagierter Menschen oder: Das neue Leben der Felsenkapelle Ich habe Ihnen jedoch ein Beispiel versprochen, das stellvertretend für alle stehen soll – „MAS Šluknovsko“, die Lokale Aktionsgruppe der Region Šluknov. Deren Mitglieder investieren schon seit langem in die Renovierung von Kirchendenkmälern, schaffen es auch, anderweitig Gelder lockerzumachen, so vor allem aus dem Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum, und die Geldgeber davon zu überzeugen, dass ihre Mittel sinnvoll angelegt werden. Dank der Aktionsgruppe finden Sie heute auf dem Gipfel des Poustevník ein wunderbar instand gesetztes Kreuz auf einem Steinsockel, können in Dolní Poustevna der restaurierten Orgel lauschen, in Jiříkov die Figur des hl. Johannes des Täufers mit dem Lamm bewundern, in Dolní Podluží die aufwendig rekonstruierte Katharinenkirche und in Ludvíkovice die Dorfkapelle besuchen oder sich in der Loretokapelle von Rumburk eine Ausstellung zur Kirchenkunst rund um Šluknov ansehen. Da wir aber nicht überall zugleich sein können, möchte ich Ihnen wenigstens ein Denkmal aus der Nähe vorstellen, um das sich die Aktionsgruppe verdient gemacht hat – die Felsenkapelle des hl. Ignatius in Všemily. Diese ganz außergewöhnliche Kapelle wurde um das Jahr 1836 in einen Felsblock gemeißelt, möglicherweise als Ausdruck des Dankes dafür, dass eine unbarmherzige Pocken- und Ruhrepidemie mit einem Mal aufgehört hatte, weitere Menschenleben zu fordern. Und da dies am Gedenktag des hl. Ignatius von Loyola geschah, wurde die Kapelle ihm geweiht. Allem Anschein nach ist die Kapelle das Werk eines hiesigen Bauern gewesen. Für lange Jahrzehnte spielte sie anschließend eine wesentliche Rolle im Leben der Dorfgemeinschaft, hier nahmen Prozessionen ihren Ausgang, und es wurden hier Messen gehalten. Betritt man die Kapelle, überkommt einen ein beklemmendes Gefühl. Das Tageslicht fällt nur spärlich durch die zwei Fenster, es herrscht eine eigenartige Stille und das ganze Jahr über die gleiche Kälte. Noch vor Kurzem waren die Wände mit Moos bewachsen. Dank der Renovierung ist der Putz wieder strahlend weiß, es gelangt kein Wasser mehr ins Innere, und so können Sie ganz in Ruhe auf einer der originalgetreu nachgebauten Bänke Platz nehmen und jene Atmosphäre in sich aufsaugen, die hier schon viele Generationen vor uns erlebten.

Kapelle in Ludvíkovice

Praktische Informationen Machen Sie sich mit den Leuten der „MAS Šluknovsko“ zu einer dreitägigen „blauen Wanderung“ auf, bei der Sie herrliche Landschaften, Wallfahrtsorte, Kirchendenkmäler und überwältigende Aussichtstürme kennenlernen. Ihr Führer wird die blaue Wanderwegmarkierung sein, die praktisch durch den ganzen Schluckenauer Zipfel verläuft. Entdecken Sie unbekannte Kleinode und lernen Sie dabei interessante und nicht alltägliche Menschen kennen. Infos zum Termin unter www.mas-sluknovsko.cz.

Standbild des hl. Johannes des Täufers in Jiříkov

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AKTIVE ERHOLUNG

Mezní Louka

DER TRAUM DES FÜRSTEN EDMUND Hotel Mezní Louka

Wer etwas romantisch veranlagt ist und einen Sinn für geschichtliche Zusammenhänge hat, wählt als Domizil in der Böhmischen Schweiz wohl am ehesten das Hotel-Restaurant Mezní Louka. Als ich dort zum ersten Mal logierte, ahnte ich nicht einmal, in welch geschichtsträchtiges Haus es mich da verschlagen hat. Das Hotel ist zwar modern und bietet alles, was man von einem solchen Betrieb heute erwarten kann, doch der Geist des Fürsten Edmund von Clary-Aldringen, der gewissermaßen als Vater des Tourismus in den umliegenden Fels- und Waldlandschaften gelten kann, ist hier noch immer gegenwärtig.

Praktische Informationen

Der Traum vom Kurort

Vollständige Informationen zum Angebot und zu den Preisen erhalten Sie unter der Adresse www.meznilouka.com, oder wählen Sie die Nummer +420 412 511 839.

Fürst Edmund stürzte sich in den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts geradezu auf die Umsetzung verschiedener touristischer Projekte. Er hatte bereits den Weg zum Prebischtor pflastern, das Ausflugsschlösschen „Sokolí hnízdo“ und den Aussichtsturm auf dem Růžovský vrch errichten lassen, und genau vor 125 Jahren, im Mai 1890, wurde auch die nach ihm benannte Edmundsklamm eröffnet, die nicht nur zu Fuß erreichbar war, sondern auch mit dem Boot befahren werden konnte. Im selben Jahr starb jedoch seine geliebte Schwester Leontina Gabriela. Edmund wollte auch ihren Namen irgendwo verewigen, und als er zwei Jahre später den Weg entlang der Felsen vom Prebischtor bis Mezní Louka herrichten und passierbar machen ließ, entschied er, dass gerade dieser möglicherweise berühmteste Wanderweg in der Böhmischen Schweiz den Namen Gabrielensteig tragen solle. Am Ende dieses Wegs, einem Ort namens Mezní Louka, wo bis dahin nur ein Forsthaus und eine kleine Pension standen, errichtete er einen grandiosen Bau im alpinen Stil. Sein Plan war, hier einen Luftkurort und eine Wasserheilanstalt entstehen zu lassen. Als Besitzer des damals als Klein Paris weltbekannten Heilbads Teplitz konnte er sich derartige Pläne durchaus erlauben, doch leider führten sie nicht zum Erfolg. Die Nutzung der hiesigen Quellen erwies sich als unmöglich, und so wurde das Heilbad zu einem noblen Hotel mit Gästezimmern, Sälen, einer Bibliothek, einem Lesesaal und einem Rauchsalon umfunktioniert. Der Andrang war gewaltig, neben der Fürstenfamilie und ihren Freunden logierten hier die wohlhabendsten Gäste, die gekommen waren, um das weltweit einzigartige Prebischtor zu bewundern.

Komfort zu jeder Jahreszeit Aussichtspunkte am Prebischtor

Das Hotel im Jahr 1929

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Wenn Sie heute durch die Korridore zwischen den bequem eingerichteten Zimmern schlendern und den Blick nach draußen über die Wälder schweifen lassen, dann ist es, als wäre Fürst Edmund noch immer da, als würde er Ihnen leise folgen und über die Schulter schauen, wie sich sein Traum schließlich doch erfüllt hat. Zum Hotel gehört nämlich ein kleines Kurbad mit reichhaltigem Wellnessprogramm – neben einer Sauna gibt es hier einen anheimelnden und perfekt ausgestatteten Raum, wo geschickte Masseurinnen und Masseure mit Ihrem Körper regelrechte Wunder vollbringen! Von seiner Geschichte und dem Wellnessangebot einmal abgesehen, ist das Hotel noch aus anderen Gründen bemerkenswert. Da ist zum einen der Ort an sich – der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen zum Prebischtor (6 km entlang des Lehrpfads), zur Kamnitzklamm, nach Jetřichovice, zur ehemaligen Mühle „Dolský mlýn“ und in die Sächsische Schweiz. Hieraus ergibt sich der zweite Vorteil – das Hotelpersonal kann Sie sehr gut beraten, welche Ziele lohnenswert sind und wie Sie sie am besten erreichen – und das auf der tschechischen wie auf der deutschen Seite der Grenze, die hier ohnehin nur noch ein formaler Strich auf der Karte ist. Doch das ist noch nicht alles. Hier wird nämlich auch sehr gut gekocht – und echt böhmisch. Ihr Frühstück, aber auch das Abendessen können Sie, wenn Sie wollen, auf der weitläufigen Terrasse an der frischen Luft genießen, die hier ebenso scharf wie gesund ist. An weiteren Annehmlichkeiten finden Sie hier eine Bowlingbahn und einen Salon, wo Sie sich einfach nur mit einer Zeitung und einem Kaffee entspannen oder aber Ihre elektronischen Kommunikationsbedürfnisse stillen können – die WLAN-Verbindung ist selbstverständlich kostenlos. Und was das Wichtigste überhaut ist: das Hotel-Restaurant Mezní Louka ist ganzjährig geöffnet. Ich kann nur sagen: Im Oktober oder November hierher zu kommen, wenn die Wege schon verwaist sind und die Natur in den herrlichsten Farben schwelgt, oder im Winter, wenn das Prebischtor wie eine Dame im Hermelinmantel aussieht, ist ein überaus erhebendes Erlebnis.


Srbská Kamenice

AKTIVE ERHOLUNG

SRBSKÁ KAMENICE, DAS TAL DER GEHEIMEN SCHÖNHEITEN Etwas im Schatten des benachbarten Jetřichovice wie auch des weiter entfernten Hřensko gelegen, bietet Srbská Kamenice einfach alles, was man von der Böhmischen Schweiz nur erwarten kann. Und sogar noch etwas mehr – idyllische Ruhe und den unerschöpflichen Elan der hiesigen Menschen. Nur zur besseren Vorstellung – das Dorf schlummert ruhig an den Ufern des Flüsschens Kamnitz, das nur ein kleines Stück weiter die spektakuläre Ferdinandsklamm bildet, die früher mit Booten befahren wurde. Zur Wassermühle „Dolský mlýn“ sind es auf einem reizvollen Weg zweieinhalb Kilometer, zum Gipfel des Růžovský vrch, der genau über Srbská Kamenice in seiner ganzen basaltenen Herrlichkeit aus dem Meer der Sandsteine herausragt, knappe drei. Während ein Denkmal am Ortsrand an den Absturz eines jugoslawischen Verkehrsflugzeugs erinnert, führt als weitere Spezialität ein Lehrpfad durch das hinreißend schöne Tal zu den dort versteckten Infanteriebunkern. In den Felsen hoch über den Häusern gibt es einen idyllischen Aussichtspunkt, dessen Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht, und auf einem Felsen mitten im Ort findet sich ein kostbares Relief, das die Krönung der Jungfrau Maria darstellt … Aber das ist noch längst nicht alles.

Ein Café unter freiem Himmel In Srbská Kamenice tut sich nämlich immer irgendetwas. Vor einiger Zeit hat man sich hier einen ganz besonderen Lehrpfad durch den Ort ausgedacht. Die einzelnen Stationen malte der hier lebende Künstler Ivo Švejnoha, der zu den Infotafeln gleich auch noch die Holzelemente eines Kinderspielplatzes anfertigte. Die Wegweiser und die Begrüßungsschilder am Ortsrand muss man einfach gesehen haben. Der Pfad wird immer weiter verlängert, bekommt Verzweigungen, und derzeit wird daran gearbeitet, ihn am Ufer der Kamenice weiterzuführen, was auch durch die großzügige Hilfe des Landschaftsschutzgebiets Elbsandsteingebirge möglich wurde. Bald soll ein Bohlenweg rund um das Naturschutzgebiet Arba hinzukommen, das sich direkt im Dorf auf der breiten Bachaue der Kamnitz erstreckt. Ganz am Ende des Lehrpfads ist ein Bereich hinzugekommen, den ich einfach liebe und wo ich immer eine Rast einlege, wenn ich einmal vorbeikomme – ein Café in freier Natur. Damit wir uns verstehen – hier werden Sie von niemandem bedient, hier gibt es nichts zu kaufen; es ist einfach nur ein reizvolles Plätzchen mit hölzernen Tischen und Bänken, wo Sie sich ausruhen, ihre Vesper aus dem Rucksack holen und die Ruhe der Natur genießen können. Die Einheimischen veranstalten hier sagenhafte Aktionen – ein Schnitzelfest, ein Glühweinfest an Silvester oder etwa einen Wettbewerb um den besten Hefeaufstrich. Dieser Ort lebt nämlich nicht nur für die Touristen, sondern man hat auch einfach untereinander Spaß – und so etwas wird heute leider immer seltener. So ist denn Srbská Kamenice auch verdientermaßen 2013 zum Dorf des Jahres im Bezirk Ústí nad Labem gewählt worden.

Srbská Kamenice unter dem Růžovský vrch

Geheimtipp Vollkommen geheim sind bislang die Pfade zwischen den zahllosen Sandsteinfelsen in unmittelbarer Nähe der Ortschaft. Aber wir wären nicht in Srbská Kamenice, wenn man hier nicht bereits die Markierung der bisher nur den Einheimischen bekannten Wege in die Felsenstadt vorbereiten würde. Bis es so weit ist, sei Ihnen wenigstens ein Ausflug auf den schon markierten Wanderwegen empfohlen – zum Beispiel durch das Felsental „Svinské doly“ auf der blauen Route nach Filipov oder auf dem gelb markierten Weg vom Infozentrum hinauf zum Aussichtspunkt und weiter nach Janská oder auch bis zum Teich in Stará Oleška. Mein persönlicher Tipp: Folgen Sie der grünen Markierung, und Sie gelangen auf dem nahezu vergessenen Kirchpfad durch den Hadergrund, vorbei an drei in den Fels gemeißelten Kapellen, nach Stará Oleška.

Theater im Schoß des Waldes So weit also die offensichtlichen Fakten. Daneben gibt es aber auch noch die unauffälligen oder geheim gehaltenen. So etwa die Waldbühne. Das ist keine Erfindung unserer Tage – das erste Naturtheater wurde hier bereits 1924 durch einen Amateurschauspielverein eingerichtet! Gespielt wurde nur bis zum Krieg, danach nicht mehr. Erst vor zwei Jahren haben sich die heutigen Theatermitglieder aus Srbská Kamenice daran gemacht, die Bühne vom Wildwuchs zu befreien, in Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung wurden ein paar Holzbänke aufgestellt – und schon konnte gespielt werden. Kulissen braucht man nicht, denn einen besseren Hintergrund würde kein Künstler der Welt hinbekommen. Hinter der Bühne erhebt sich nämlich ein mächtiger, zerlöcherter Sandsteinfelsen, auf den man auch im Nationaltheater neidisch wäre. Es ist schon ein recht eigenwilliges Erlebnis, hier einem Theaterstück zuzuschauen – über einem rauschen die Kronen der Kiefern und die Zweige der Fichten, die langsam untergehende Sonne beleuchtet die Bühne, vom Felsen aus schaut ein Habichtpärchen verwundert zu … Während des Sommers gibt es hier mehrere Vorstellungen. Und wie kommt man hierher? Das ist ganz einfach, nur ein paar Meter vom Gebäude der Gemeindeverwaltung entfernt führt eine bislang provisorische Brücke über die Kamnitz, die jedoch bald durch ein neues, solideres Bauwerk ersetzt werden soll. Durch den Wald steigen Sie etwa dreihundert Meter bergan, und schon stehen Sie auf einem natürlichen Plateau unterhalb des Felsens. Auch als Ziel für einen Spaziergang kann ich diesen Ort nur empfehlen – auch wenn gerade nicht gespielt wird, ist es hier zauberhaft.

Waldtheater

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GESCHICHTE UND KULTUR

Die Sorben

Osterritt

Wussten Sie, dass … … es in Prag seit Jahren einen rührigen Verein der Freunde der Lausitz gibt, der seinen Sitz bezeichnenderweise in der Straße „U lužického semináře“ (Beim Lausitzer Seminar) hat? Auf der Website www.luzice.cz erfahren Sie alles über seine Aktivitäten, seine Publikationstätigkeit oder auch darüber, wie Sie am besten das Leben des kleinsten, aber vielleicht auch zähesten slawischen Volkes kennenlernen können.

Bautzen

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DIE SORBEN, EIN STOLZES UND UNBEUGSAMES VOLK Schon mehrere Male sind wir auf unseren hier beschriebenen Reisen in die Oberlausitz gelangt. Es kann nur verwundern, wie wenig bei uns in Tschechien über unser in Sachsen lebendes Brudervolk bekannt ist. Oder hätten Sie etwa gewusst, dass sich die Sorben bereits im siebten Jahrhundert in einem weiträumigen Gebiet entlang der Spree niederließen? Und dass sie von 1312 bis 1635 dem Königreich Böhmen angehörten? Dass sie über Jahrhunderte hinweg darum kämpfen mussten, ihre Traditionen pflegen und ihre Sprache sprechen zu können, und dass diese Frage, wenngleich in anderen Zusammenhängen, noch immer aktuell ist? Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich von all dem trotz meiner klassischen Bildung nur sehr wenig wusste.

Zwei Sprachen, ein Herz Wenn ich etwas nicht weiß, dann frage ich – so hat es mir mein Vater beigebracht. Also habe ich mich nach Bautzen, in die Hauptstadt der Sorben, aufgemacht, wo mich die allgegenwärtigen zweisprachigen Aufschriften in Deutsch und Sorbisch überraschten. Da wusste ich noch gar nicht, dass es sich hier eigentlich um zwei Sprachen handelt. Um dies und noch vieles mehr zu erfahren, fuhr ich noch zwanzig Kilometer weiter in die Ortschaft Panschwitz-Kuckau (PančicyKukow) und ließ mir alles von Jan Barth und Peter Gurick erklären. Ersterer hatte einst in Prag studiert und spricht bis heute gut tschechisch, Letzterer sprach dagegen gleich in seinem melodischen Sorbisch auf mich ein. Die ersten fünf Minuten habe ich nur das Tschechisch verstanden, dann jedoch begannen die beiden Sprachen auf eigenartige Weise miteinander zu verschmelzen, und ich verstand nun fast alles. Und das ist kein Wunder – das Obersorbische ähnelt nämlich dem Tschechischen oder eher seiner älteren Vorstufe, während das Niedersorbische dem Polnischen näher steht. Die Sorben aus beiden Teilen der Lausitz verstehen einander, denn ihre Sprachen sind miteinander ähnlich eng verwandt wie Tschechisch und Slowakisch. Sehen Sie selbst – Wörter wie „bratr“ (Bruder), „ruka“ (Hand) oder „ryba“ (Fisch) sind im Tschechischen wie im Sorbischen gleich. Andere sind sich sehr ähnlich: „zima“ (Winter) ist auf Sorbisch „zyma“, „sníh“ (Schnee) ist „sněh“, „oheň“ (Feuer) ist „woheň“, „vítr“ (Wind) ist „wětr“ oder „wětřik“, „přinese“ (er/sie bringt) lautet sorbisch „přinjese“. Fasziniert lauschte ich den zweisprachigen Ausführungen darüber,


Die Sorben

wie die rund 60 000 Sorben für ihre Sprache und ihre Traditionen kämpfen. Zwar wird ihnen von niemandem mehr etwas verboten, sie genießen den Status einer nationalen Minderheit (was sie aber nicht gerne hören – sie betrachten sich stolz als ein eigenes Volk), doch die Assimilation an das deutsche Umfeld schreitet immer rascher voran. In der nördlicher gelegenen Niederlausitz wird praktisch kein Sorbisch mehr gesprochen, die Bräuche werden zwar weiterhin gepflegt, allerdings in deutscher Sprache. In der Oberlausitz, also direkt hinter der tschechischen Grenze, ist es um den Fortbestand der Sprache besser bestellt. Schon seit zwanzig Jahren wird hier in den Witaj-Kindergärten ausschließlich obersorbisch gesprochen. Die Kinder beeinflussen wiederum ihre Familie und ihr näheres Umfeld, und so erwacht die Sprache allmählich wieder zum Leben. Den gleichen Prozess versucht dieses bemerkenswerte Projekt auch in der Niederlausitz anzustoßen. Als vor einiger Zeit ein Professor prognostizierte, das Sorbische werde innerhalb von hundert Jahren ausgestorben sein, entfesselte er damit eine heftige Welle des Widerspruchs. Schließlich haben die Sorben ihre eigene Literatur, ihre Bibliotheken, ihre Künstler, ein professionelles Theater (in Bautzen, mit jährlich bis zu sechs Premieren!) ebenso wie Laienbühnen, in jedem Dorf gibt es einen Chor und verschiedene Vereine, und an Feiertagen und zu traditionellen Anlässen erklingt überall die sorbische Sprache.

Geschichte und Traditionen der Oberlausitz Könnten Sie sich vorstellen, um die Erhaltung Ihrer Sprache kämpfen zu müssen? In der heutigen Zeit? Ich kann es nicht. Wir wissen nicht zu schätzen, was wir an unserer tschechischen Sprache haben, und tun ihr oft die schlimmsten Dinge an. Wenn Sie die Welt der Sorben kennenlernen wollen, so machen Sie sich auf, wenn bei ihnen ein Festtag ansteht. Zum Beispiel am 25. Januar, wenn hier „Ptači kwas“, also die Vogelhochzeit, gefeiert wird. Am Vorabend stellen die Kinder Teller aufs Fensterbrett, auf denen sie dann am Morgen Süßigkeiten vorfinden, die ihnen die Vögel gebracht haben. Tagsüber ziehen dann vor allem die Kinder durch die Dörfer, verkleidet als Braut, Bräutigam, Hochzeitsgäste und Brautwerber, aber auch als Vögel, vor allem als Elstern und Krähen. Ähnlich ausgelassen wird auch die Fastnacht gefeiert, und noch eindrucksvoller ist das Osterfest. Neben dem Verzieren von Ostereiern und dem „Zampern“, wie es auch bei uns bekannt ist, dominieren die feierlichen und rituellen Osterritte, bei denen Reiter in Gehrock und Zylinder mit Kirchenfahnen von Ort zu Ort ziehen. Gerade in Panschwitz-Kuckau etwa kann der Umzug durchaus mehr als 1600 Reiter zählen! Aber aufgepasst – Stände mit Bratwürsten oder dem bei Volksfesten üblichen Ramsch gibt es hier nicht. Hier handelt es sich um ein würdevolles, stolzes katholisches Fest, dass nicht nur vom lebendigen Glauben der hiesigen Menschen, sondern auch von der Lebendigkeit ihrer Bräuche und ihrer Sprache zeugt. Die Sorben können Sie aber auch kennenlernen, wenn Sie zu einer anderen Jahreszeit kommen. Ihr Land ist überaus reizvoll, geprägt von Teichen, Seen, Hügeln und Heidegebieten. Unbedingt sehenswert ist Bautzen mit seiner schönen Altstadt. Auf die Frage, was ich mir dort ansehen soll, rät mir Herr Barth: „Gehen Sie ins Sorbische Museum, das ist einfach ein Muss, dort finden sich unsere ganze Geschichte, unsere Kunst und die Zeugnisse unserer Eigenständigkeit.“ Auch die sorbische Buchhandlung und das Haus der Sorben sind einen Besuch wert. In Panschwitz-Kuckau kann das bereits 1264 gegründete Zisterzienserinnenkloster Marienstern besichtigt werden, sehenswert ist auch Ralbitz (Ralbicy), wo es einen außergewöhnlichen Friedhof mit einheitlich gestalteten Holzkreuzen gibt (der Tod macht alle gleich). Im benachbarten Rosenthal (Róžant), einem bedeutenden Wallfahrtsort, wurde die während des Krieges zerstörte Marienkirche in geradezu pedantischer Detailtreue wieder aufgebaut. Bei Ostro (Wotrow) haben sich die mächtigen Wälle einer altslawischen Schanze erhalten. Ihren Ausflug durch die Gegend um Bautzen können Sie in Kamenz (Kamjenc) beenden, einer überaus reizvollen historischen Stadt mit mehreren gotischen Kirchen. Die Klosterkirche St. Annen birgt mehrere wertvolle gotische Flügelaltäre. Kurz: Kommen Sie in die Oberlausitz, Sie werden hier Menschen begegnen, die uns sehr viel näher stehen, als wir es ahnen.

GESCHICHTE UND KULTUR

Sorbischer Friedhof

Praktische Informationen Kontakt: Serbski muzej – Sorbisches Museum Ortenburg 3 02625 Bautzen Tel.: 03591/27087012 sm@sorbisches-museum.de Im Sorbischen Museum auf der Ortenburg in Bautzen erfahren Sie alles Wissenswerte über die Geschichte und das heutige Leben der Sorben.

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NP Böhmische Schweiz

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Das Besucherzentrum „Haus der Böhmischen Schweiz“ in Krásná Lípa

Obecně prospěšná společnost České Švýcarsko (Gemeinnützige Gesellschaft für die Böhmische Schweiz) Křinické nám. 1161/10, 407 46 Krásná Lípa Telefon: +420 412 383 413 E-mail: informace@ceskesvycarsko.cz www.ceskesvycarsko.cz Herausgeber: České Švýcarsko, o. p. s., Krásná Lípa 2015 Verfasser der Texte: Rostislav Křivánek Übersetzungen: Angela Lindner, Nikol Richter, Felix Ruschke Fotos: M. Rak, Z. Patzelt, V. Sojka, R. Křivánek, J. Stejskal, T. Fúsek, J. Laštůvka, I. Šafus, T. John, K. Mrkusová, R. Schubert, archiv ČŠ o.p.s. Titelfoto und ganzseitige Fotografien: M. Rak Grafische Bearbeitung, Produktion und Druck: NOESIS s.r.o. Nicht für den Verkauf bestimmt ISBN: 978-80-87248-38-6 Die gemeinnützige Gesellschaft Böhmische Schweiz wird unterstützt von:


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