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Die Auswirkungen der Tierschutzhundeverordnung auf den Hundesport
from CR Ausgabe 04.2022
by CfBrH e.V.
Tierschutz Hundeverordnung
Die Auswirkungen auf den Hundesport
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Von Kirstin Piert
Als die Novellierung der Tierschutz-Hundeverordnung zum 1. Januar 2022 in Kraft getreten ist, war den meisten Hundebesitzern nicht bewusst, wie weitreichend die Folgen sein würden. Ein halbes Jahr später hat diese durch Ausstellungsverbote, aber auch in den Hundesportvereinen längst ihre Spuren hinterlassen. Die Veranstalter von Turnieren und Prüfungen sehen sich immer wieder mit den gleichen Auflagen konfrontiert, die auch für das Ausstellungswesen gelten. Bei beiden stellt sich aber nach wie vor die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Ist ein Hund, dem ein Zahn fehlt, tatsächlich zu krank, um an einem Turnier teilzunehmen? Und: widerspricht die Auslegung der Verordnung im Hinblick auf den Hundesport nicht ihrem erklärten Ziel – dem Tierwohl?
Der Hundesport dient allem voran der Auslastung und Gesunderhaltung des Hundes. Nicht selten haben Hunde, die nicht ausgelastet werden, körperliche Probleme, wie beispielsweise Übergewicht, oder zeigen Verhaltensauffälligkeiten, wie das Jagen von Autos, oder Aggressionen gegenüber Artgenossen. Es dürfte also selbsterklärend sein, wie wichtig die körperliche und geistige Auslastung für ein gesundes Hundeleben ist.
Man mag nun anführen, dass das tägliche Training und die Teilnahme an Turnieren getrennt voneinander bewertet werden müssen, und Mensch und Tier im Hundesport auch ohne das Sammeln von Pokalen Spaß haben können. Wer so denkt, verkennt aber den eigentlichen Zweck solcher Veranstaltungen. Wir nehmen an Wettkämpfen teil, um unser
Ausbildungsziel zu kontrollieren. Indem das Niveau unseres Teamworks immer wieder durch verschiedene Leistungsrichter überprüft wird, fallen Trainingsfehler viel schneller auf. Um „die größtmögliche Harmonie zwischen Hundeführer und Hund“ zu erreichen, braucht es also oftmals auch den kritischen Blick von außen.
In Deutschland finden jährlich hunderte Hundesportturniere und mehrere Meisterschaften statt. Neben Breitensportarten wie Agility und Obedience gehören dazu auch Arbeitsprüfungen, wie z. B. Hütewettbewerbe und Rettungshundeprüfungen, sowie viele kleinere Sportarten, wie z. B. Rally Obedience, Hoopers und Longieren. Ein Hund mit ausgeprägten Qualzuchtmerkmalen – einer, bei dem „die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist“ – wäre dauerhaft nicht in der Lage, einen anspruchsvollen, körperlich herausfordernden Sport auszuüben, und würde bereits im Training auffallen. Gleiches gilt in besonderem Maße auch für Hunde, die in der täglichen Arbeit eingesetzt werden.
Die Kreisveterinärämter bestimmen zurzeit selbst, wie diese Verordnung ausgelegt wird. Das heißt, jedes Veterinäramt entscheidet, ob und welche Auflagen es für Turniere und Prüfungen verlangt. Bisher wurden nur wenige Veranstaltungen auf Grund dieser Auflagen abgesagt. Meist wurden Gesundheitszeugnisse für alle teilnehmenden Hunde oder nur bestimmte Rassen gefordert. Diese Forderungen wurden oftmals erst sehr kurz vor den jeweiligen Terminen mitgeteilt. Die Veranstalter hatten dann die unangenehme Aufgabe, diese an die Starter weiterzuleiten.
Bei den Qualis zur Agility-DM wurde z. B. von allen Hunden ein Gesundheitszeugnis verlangt, das belegt, dass diese Hunde keine Qualzuchtmerkmale aufweisen. Die Kosten dieser Gesundheitszeugnisse variierten ebenfalls je nach ausstellendem Tierarzt von 30 bis 300€, je nachdem, welche weiterführenden Untersuchungen eingereicht werden mussten.
VDH und Zuchtvereine versuchen weiterhin, für die Umsetzung der Verordnung eine einheitliche Regelung zu erwirken, die sich nicht gravierend auf die Zucht gesunder Hunde und den Hundesport auswirkt. Die Initiative „Mein gesunder Rassehund“, die von einer Arbeitsgruppe des Clubs für britische Hütehunde gegründet wurde, versucht zurzeit auf allen Ebenen eindeutige Klärungen und Entscheidungen „pro“ Hund in den Bereichen Zucht und Sport zu erwirken. In der Initiative des CfBrH sind Vertreter aus Zucht, Veterinärwesen, Sport und Verwaltung tätig. Mittlerweile haben sich verschiedene Zuchtvereine sowie weltweit anerkannte Vertreter aus den Bereichen Wissenschaft und Genetik der Initiative angeschlossen. Nicht nur Züchter, sondern auch Sportler sind deshalb zur Unterstützung aufgerufen, damit unsere Sportarten auch in Zukunft für alle Hunde, gleich welcher Rasse, erhalten bleiben.
Wer mehr über die Initiative erfahren möchte findet unter www.meingesunderrassehund.de entsprechende Informationen.