meinezeit 04

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Namibia

Chile

Indien

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Hokus. Pokus. Fidibus.

Die Zeit verweht und gibt der Sehnsucht einen Sinn.

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Die Träne im Antlitz der Ewigkeit.


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02 Indien. Die Träne im Antlitz der Ewigkeit. 06 Iran. Wenn der Hadschi Firuz kommt. 08 Chile. Die Zeit verweht und gibt der Sehnsucht einen Sinn. 12 Indonesien. Ruhe. Bitte. 14 Afrika. When I'm born. 16 Namibia. Hokus. Pokus. Fidibus. 20 Down Under. Ein Land wie ein Märchen. 22 Peru/Bolivien. Vom Bett ins Bad in einer Sekunde. 26 Tansania. Die Quellen des Glücks. 28 Nepal. Das Frühstück der Göttin Anna Purna. 30 Einblicke. Chamäleon in Zahlen.

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Goldene Momente. Wenn bei uns die Rede auf Gold kommt, ist damit die einhellige Vorstellung von Zuneigung, Sicherheit, Beständigkeit oder Auszeichnung verbunden. Ein seltener Ausdruck besonderer Wertschätzung. Und dann kommen Sie nach Burma und erleben das, was wir in Feinunzen und Karat messen, als Baustoff. Wieviel tiefer muss die Verehrung gehen, wenn Menschen ihr letztes geben, um ihre Verbundenheit mit höheren Mächten zum Ausdruck zu bringen. Die Königin Hsinbyushin stiftete ihr Körpergewicht in Gold für die Verkleidung der Shwedagon-Pagode. Aber das war nur der Anfang. Im Laufe der Jahrhunderte kamen von einfachen Gläubigen noch viele Tonnen dazu, die den 2.500 Jahre alten Sakralbau zu einem der berühmtesten der Welt wachsen ließen. Vor einigen Wochen war ich dort. Und wenngleich man denkt, schon viel erlebt zu haben, war ich tief bewegt vom ruhenden Lächeln eines Mönches, der mir zur Glückssegnung ein Scheibchen Blattgold mit auf den Weg gab. Diese Momente sind es, die wir suchen. Ob das in Burma ein Hauch Blattgold oder »nur« das Silber ist, mit dem im bolivianischen Posoti die Straßen gepflastert wurden: Es gibt noch soviel zu entdecken, das sich von den Schätzen der Welt zum Reichtum Ihres Herzens wandelt. Ich wünsche Ihnen eine wundervolle Stunde mit dieser Ausgabe Ihrer meinezeit . Ihr Ingo Lies und das gesamte Chamäleon-Team

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Die Träne im Antlitz der Ewigkeit. •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••

Seine WelT, die an Macht und Reichtum nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen hatte, zerfiel am 17. Juni 1631 von einem Augenblick auf den anderen. Der Chronist schrieb die Worte: »Mit dem heutigen Tage macht das beklagenswerte Ableben der Königin die ganze Welt zu einem Haus der Trauer.« Der Bart des Großmoguls, der an diesem Tag die Liebe seines Lebens verlor, wurde über Nacht weiß und seine Augen blind vom Weinen. Der gesamte Hof musste Trauer tragen. Shah Jahan aber schloss sich ein und verweigerte acht Tage jede Speise. Zwei lange Jahre wird er keine Musik mehr hören, keinen Schmuck mehr tragen und kein Parfüm mehr benutzen.

Sie waren 14 als sie verlobt wurden, wie es Brauch war, um den Fortbestand der Dynastie frühzeitig zu festigen. Und entgegen den Gepflogenheiten, dass sich im Harem des Königs schon noch eine Lieblingsfrau einfinden würde, blieb Mumtaz zu allen Zeiten die Liebe seiner Kindertage. Der Mond, so schrieben die Dichter, würden sich vor ihrer Schönheit schamvoll verstecken, und der Hofchronist hielt fest: »Die tiefe Liebe, die seine Majestät für die Erwählte des Palastes empfand, übertraf seine Gefühle für jede andere um das Tausendfache.«

Eine derart romantische Zuneigung ist in der indischen Kultur selbst heute noch nicht üblich. Die Liebe zu ­Göttern, zum Vater, zu Idolen, Institutionen, Religion oder die ­spirituelle Liebe jederzeit, aber ­romantische Liebe? Nein. Jahan und Mumtaz ­hingegen konnten kaum eine Stunde getrennt sein, und so begleitete sie ihn ­selbst­verständlich auf seinem schwersten Weg. 1629 bedroht ein Aufstand seine Macht und Jahan führt zwei Jahre lang den Feldzug an, um die Rebellion niederzuschlagen. Mumtaz weicht nicht von seiner Seite, trotz ihrer Schwangerschaft. Aber es kommt zu Komplikationen und Mumtaz stirbt bei der Geburt ihres 14. Kindes mit den Worten: Bau mir das schönste Grabmal der Welt.

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ES war das einzige Ziel, das Jahan von da an noch hatte. Von der Grabmoschee seines Vaters nahm er die Position der Minarette. Die vier Eckbauten und Portale vom Mausoleum seines Großvaters und vom Urgroßvater die gewaltige Kuppel. Er wollte ein ­majestätisches Grabmal für die einstige Herrin der Welt, ein Abbild des himmlischen Hauses, das seine verstorbene Liebe nun bewohnt. »Möge der Wohnort Mumtaz’ das Paradies sein«, wird er zitiert. Aus allen Teilen des Reiches werden die besten Handwerker geholt, Künstler in der 17. und 18. G ­ eneration. Der Rohbau verschlingt Millionen Ziegel, die vor Ort gebrannt werden. Mit eintausend Elefanten wird aus 400 Kilometern Entfernung der weiße Marmor herangeschafft, der dem Bauwerk seine einzigartige Strahlkraft gibt. Aus Europa kommt die Steinschneidekunst Pietra Dura, mit denen aus 28 verschiedenen Edelsteinen ein Meer ­floraler Intarsien in den Marmor gefügt wird. Der Garten entsteht als Abbild des koranischen Paradieses. 20.000 ­Arbeiter sind 17 Jahre mit der Vollendung beschäftigt und die Legende sagt, dass ihnen nach Fertigstellung eine Hand abgehackt wurde, damit sie nie wieder solch ein Wunder errichten können.

Das aber stimmt: Das Taj Mahal ist bis heute das schönste ­Bauwerk der Menschheit. Es wurde zum ­Wahrzeichen des ­indischen ­Subkontinents. Jahr für Jahr kommt Jahan zum Todestag von Mumtaz über den Yamuni-Fluss zum Schrein des Mausoleums, um seiner großen Liebe zu gedenken. Und auch das stimmt: Jahan hat einen hohen Preis, wenn nicht den höchsten, für seinen Lebenstraum bezahlt. Der Bau des Taj Mahal verschlang so viele ­Ressourcen des Landes, dass die Menschen in weiten Regionen ­hungern mussten. Das ­Mogulreich begann zu zerfallen. 1658 wird er von seinem Sohn vom Thron ­geputscht und das Rote Fort von Agra sein ­Gefängnis.

Durch ein kleines Fenster bleibt ihm der Blick auf das Paradies, in dem seine Mumtaz liegt. Abend für Abend trägt ihm ein Vorleser bei Kerzenlicht die Heldentaten seiner Jugend vor. Geschichten von Mut, Macht, Kampf und Sieg. Geschichten aus einer längst ­vergangenen Zeit und einer ewig ­währenden Liebe, die in Gestalt des Taj Mahal die Schönheit einer Epoche bewahrt. 1666 stirbt er nach acht Jahren Gefängnis mit 74 Jahren und findet seine letzte Ruhe im Taj Mahal, dem Liebesgedicht aus Stein, neben der Frau, die ihm alles bedeutete. Der Chronist schreibt: »Der Herrscher der Welt ist tot. Sein Leichnam wurde auf dem Fluss zum ­prächtigen Grab der ­Königin Mumtaz Mahal g­ ebracht.«

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Bilder, die man nie mehr vergisst. Man muss sie sehen, um es zu glauben. ••••••••••• m Indien-Film erleben

Eine Reise durch Rajasthan, das »Land der Könige«, hat so viele magische Momente wie Edelsteine in den Palästen. Agra, der Sitz der Mogulkaiser. Das heilige Pushkar. Udaipur, das Venedig des Ostens. Die blaue Stadt Jodhpur, die rosa Stadt Jaipur, die goldene Stadt Jaisalmer. Und ohne eine Nacht in der Wüste Thar, war man nicht wirklich da. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Indien

Wer über Indien nachforscht, muss sich an große Zahlen gewöhnen. Die größte Demokratie der Welt mit über 1,2 Milliarden Einwohnern. Fast 3,3 Millionen Quadratkilometer Fläche. 14.103 Kilometer Grenzlänge zu den Nachbarstaaten und die schönste Zahl:

7.001 Kilometer Küste mit Traumstränden, für die nach einer Rundreise immer ein paar Wonnetage Zeit sein sollte.

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WENN DER HADSCHI FIRUZ KOMMT.

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Wir schreiben den 20. März. Seit Tagen wütet in den ­Häusern der Großputz. Alte Gewohnheiten werden über Bord ­geworfen, neue Vorsätze gefasst und selbst die ­Einrichtung wird ­gründlich ­umgestellt, denn der Jahreswechsel im ­gregorianischen ­Kalender steht für das Ende und den ­Neubeginn, die Harmonie der ­Menschen mit der Wiedergeburt der Natur. Seit 3.000 Jahren ist No’ruz das größte iranische Fest, und selbst die Seelen der Toten sind herzlich eingeladen. Aber sie kommen nicht allein. Hadschi Firuz kommt mit. In Seide gehüllt, zieht der farbige Mann mit Tamborin und Trompete durch die Straßen und verkündet mit den Worten »Tschisdon Tschikdim«, dass der Winter nun vorbei ist und der Frühling willkommen geheißen werden kann.

SABZEH

Die aus Linsen oder Weizen gezogenen Sprossen, ­symbolisieren mit ihrem frischen Grün das neue Leben im neuen Jahr.

SIEB

SOMAQ

Der Apfel, steht für Gesundheit und Schönheit, auf dass beides im neuen Jahr gewähret werde.

Die Beeren, symbolisieren die Farbe des Sonnenaufgangs, der das Dunkel und die bösen Mächte der Nacht bezwingt.

SI ­SAMANU

SIER

Die süßliche Paste aus Weizen- oder Linsensprösslingen, die bis zu 40 mal aufgekocht wird, soll das Leben versüßen und Freude bringen.

Der Knoblauch, symbolisiert die Abwehr von Unheil und bösen Geistern.

Seit dem Mittelalter symbolisiert dieses Ritual die Verneigung der Menschen vor den sieben heiligen ­Herolden: Leben und Wieder­geburt, Gesundheit, Glückseligkeit, Freude, Liebe, Geduld und Alter. Sie wurden auf dem antiken illustrierten Tischtuch, dem Sofreh, durch sieben Objekte symbolisiert, die alle mit einem »S« beginnen.

SERKEH

Der Essig, steht für Alter und Geduld. Er symbolisiert die Tugenden, mit denen der Mensch eine geistig höhere Ebene erlangt.

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SENJED

Die Wildolive, verbreitet mit ihrer Blüte einen betörenden Duft. Sie steht für die Liebe.


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Was wird nun aus den Linsen, dem Essig, dem Knoblauch und den anderen real existierenden Symbolen? Viel und vor allem richtig lecker. In den meisten Fällen mundgerecht zubereitet, weil die persische Küche kein Messer kennt. Und klassisch auf dem Teppich sitzend gegessen, ausgebreitet auf einer großen »Tischdecke«, der Sofreh. Khoresht-e-Bademjan zum Beispiel:

Zufall oder nicht? Alle Objekte auf dem Ur-Tischtuch sind ­Nahrungsmittel. Stellvertretend für den sich ständig wieder­ holenden Kreislauf der Natur. Aber was, werden Sie vielleicht fragen, hat das Glas mit dem Goldfisch dort zu suchen? Nun, die Zeitläufte haben aus dem mythologischen Ursprung einen Brauch entstehen lassen, der sich bis in unseren Kulturkreis vorgearbeitet hat: der Hochzeitstisch. Er, der außer Geschenken auch die guten W ­ ünsche für das Brautpaar sammeln soll, kommt aus der ­persischen ­Tradition des Sofreh, des symbolisch geschmückten Tischtuchs. Im heutigen Iran aber, gehört außer den sieben engelhaften Herolden auch der Mahi Talai – der Goldfisch – dazu, um das Element Wasser zu würdigen. Sowie eine ­brennende Kerze, die das ­Heilige Feuer ehrt. In einem Punkt driften die Kulturen allerdings etwas auseinander. Während in unseren Breiten eine verregnete Hochzeit als Omen für eine materiell wohlgestaltete Ehe ausreicht, zieren im Iran immer häufiger Geldstücke das ­Hochzeits-Tischtuch, um dem Brautpaar Wohlstand und Reichtum zu verheißen. Nicht lange oder nicht gänzlich jedenfalls, denn am 13. Tag gehört es sich, die Münzen an Personen ­weiterzugeben, denen man seinerseits ein ungetrübtes Leben wünschen möchte. Wie gewonnen so zerronnen. Aber die Liebe bleibt.

500 Gramm Lammgulasch, 1 Zwiebel (gehackt), 2 Auberginen, 2 EL Tomatenmark 1 Packung passierte Tomaten, 3 getrocknete Limonen oder 3 EL Zitronensaft, ½ TL Kurkuma, Salz, Pfeffer, Öl zum Braten, 1 Prise Zimt Die Zwiebel in Öl anbraten, dann Lammfleisch, Gewürze und Tomatenmark zugeben und alles kurz schmoren lassen. Mit den passierten Tomaten aufgießen, Limonen dazu und ca. 2 Stunden köcheln lassen bis das Fleisch weich ist. Evtl. mit etwas Wasser aufgießen. Auberginen schälen, längs in 1 bis 1 ½ cm dicke Scheiben schneiden, mit reichlich Salz bestreuen und etwa 1 Stunde in einem Sieb abtropfen lassen. Dann abspülen, mit Küchenpapier trocknen und in Öl goldbraun braten. 10 Minuten vor Ende der Kochzeit in den Topf geben und mitziehen lassen. Und die Beilage zum Lammfleisch mit Auberginen? Natürlich Reis, das Nationalgemüse.

Betrachten Sie die persische Küche wie Sie wollen: Als Beilage, Zugabe, Dessert, Krönung oder als verbindendes Element zwischen den Zeugnissen eines kulturellen Reichtums, der Ihnen die Sprache verschlägt. Das trifft sich insofern gut, weil man mit vollem Mund ohnehin nicht reden soll. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Iran

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Die Zeit verweht und gibt der Das zweite Mal dieses Jahr sitze ich nun im Flugzeug nach Santiago und bin so a­ ufgeregt wie immer. 12 Jahre habe ich dort gelebt. Eine gefühlte Ewigkeit, und es genügt, die Gangway hinunter zu gehen – ach was, es reicht schon, wenn die Tür am Flieger aufgeht – um mich ­zuhause zu fühlen. Angekommen bei meiner großen Liebe: ­Vulkanen, die aus dem Eis wachsen. Gletscherseen in ­unergründlichen Metallicfarben. Geysire, nach denen man die Uhr stellen kann. Atacama, wo seit Jahren kein Tropfen mehr gefallen ist. Blaue Lagunen im Salzsee des heißen Wassers. Das traumhafte Andenhochland, El cóndor pasa, die Naturwunder vom Valle de la Luna bis zu den Torres-Spitzen.

Chile, meine zweite Heimat.

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Sehnsucht einen Sinn. Ich habe es geahnt: Keine Begrüßung ohne Pisco Sour, das chilenische ­National­getränk, das die Peruaner gerne erfunden hätten. Nix da, her damit: ­Zitronensaft, Zucker und Eiweiß, 1:1 aufgefüllt mit Trauben­ schnaps. Es ist 11 Uhr morgens. Dazu – auch daran führt kein Weg vorbei – Gebäck mit »Manjar«, einer verteufelt süßen Creme, die die ­Chilenen etwa so großzügig verwenden wie die Amerikaner ­Ketchup. Die erste Aufregung legt sich. Wir schauen uns an und jeder weiß, was der andere denkt. »Salar de Atacama?«, frage ich und Veronica nickt wissend. »Aber jetzt ruhe dich erst mal ein bisschen aus«, sagt sie, »am Nachmittag kommen die Freunde zum Asado.«

Der Abschied war mir nicht leicht gefallen, und eine Zeile aus Trude Herrs »­Niemals geht man so ganz« wurde mein ständiger Begleiter: »Man lässt vieles hier, Freund ich danke dir, für den Kuss, den letzten Gruß.« Und nun steht sie zappelnd am Gate, die Freundin Veronica und kann es kaum erwarten, dass ich mit meinen Koffern um die Ecke komme. »Briiiiiita, amiga queriiiiiiiida«, was soviel heisst wie »Britta, meine liebe Freundin«, schallt es durch die Ankunftshalle. 120 Dezibel mindestens. Das Wachpersonal schaut besorgt nach oben, ob die Fensterscheiben halten.

Hmm, Asado, war das letzte, woran ich mich erinnern kann. Vier Stunden muss ich geschlafen haben, und als ich noch ­vorsichtig blinzel, ob ich vielleicht nur träume, stehen alle vor mir: Gonzalo, Mateo, Sophia, Isabella, Sergio, Emilio, Damaris, Mayra, Macarena, Leandro und die anderen. Veronica hatte gerufen: Briiiiiiiiita ist da – und alle sind gekommen. Zum Asado, dem ­Grillfest mir zu Ehren. Mit Bergen von Würstchen, Steaks, ­Hühnchen, süffigem Rotwein und – nun ja, Sie können es sich schon denken: Pisco Sour als gäbe es kein morgen.

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Aber der Morgen kam.

Jeder Sonnenuntergang

Und mit ihm die Salar de Atacama. Eine gleißend weiße Salzwüste, furztrocken seit Menschengedenken, aber in ihrer Mitte, da ruht die unterirdisch gespeiste »Laguna Chaxa«, mein Lieblingsplatz. Und der zahlloser Flamingo-Schwärme, denn Abermillionen S­ alz­wasser­krebse formieren sich hier zu einem Selbstbedienungsbuffet, das den Flamingos ihr wundervolles Rosa verleiht. Doch wenn die Sonne untergeht, beginnt der Film, weshalb ich gekommen bin. Wie auf Kommando starten alle Flamingos ­gleichzeitig aus ihrem ­Spiegelbild, im Hintergrund zieht die ­Vulkankette eine letzte ­Feuershow ab, und es wird wieder mal Zeit für einen Pisco Sour. ­Gebannt warten wir auf den Moment, wenn der richtige ­Einfallwinkel die Salzkristalle zum Leuchten bringt. Farben, die keinen Namen haben, drehen sich im Kreis, steigen auf und v­ erglühen, werden neu geboren und sterben im gleichen ­Augenblick. Eine überirdische Sinfonie der Sinne, ein Concerto grosso des Glücks. Bitte noch einen Pisco.

in Chile ist eine Rhapsodie für sich. Die ewig gleiche Melodie, jedes Mal in einer anderen Tonart. Keines der berauschenden Konzerte sieht man zweimal, nicht im Salar, nicht in der ­Atacama-Wüste, nicht in der bewegenden Mondlandschaft des Valle de la Luna. Meistens bleibe ich sitzen, bis mir die Augen zufallen. Einzige ­Ausnahme: wenn El Tatio ruft. Nach Yellowstone und Dolina ­Geiserow das größte Geysirfeld der Welt. Nachts hat die Kälte in 4.300 Metern Höhe die Geysire mit einem Pfropfen aus Eis verschlossen. Im fahlen Licht des erwachenden Morgens entweicht hier und da ein schemenhaftes Dampfwölkchen in die kalte Luft. Nosferatu hält noch ein bisschen Hof, dann stehlen sich die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont und vertreiben die Dämonen der Nacht. Die Quecksilbersäule steigt wie ein Drachen im Herbstwind und die Eispfropfen beginnen zu weinen. Gleich geht’s los. Wupp! Pffffffft! Wie bei einem Grand Malheur mit Dampfkochtopf macht sich die eingesperrte Kraft Luft. Nur, dass man Mutters ­Mittagessen hier nicht von der Decke kratzen muss. Bis zu zehn Meter schießen die Dampffontänen in den blauen Himmel und hüllen die Berggipfel ringsrum in einen Wald aus weißen Säulen. Wir packen – nein, keinen Pisco, es ist früh am Morgen! – unsere Badesachen aus, denn 80 Grad heiße Quellen und geschmolzenes Eis ergeben eine Wohlfühltemperatur, in der man stundenlang mit wachsender Begeisterung aufweichen kann.

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Zwei höchstens drei Jahre wollte Britta Jedzik in Chile bleiben und startete ein

6 monatiges Praktikum in einer Tourismus-Agentur. Aber das Leben hatte mehr mit ihr vor. Sie wurde Produktmanagerin, Verkaufsleiterin Europa und schließlich weltweite Botschafterin für die unglaublichen Attraktionen Chiles. Nach den geplanten drei Jahren waren schon 12 rum und es wurde Zeit, in die Heimat zurückzukehren. Zu Chamäleon, aber nach wie vor mit einem Koffer in Südamerika.

Der letzte Abend mit den Freunden gehörte schon immer San Pedro de Atacama. Ein Dörfchen, wo es vor 10 Jahren noch keinen Strom gab. Man trifft sich zum Wein bei Kerzenschein und chilenischen ­Spezialitäten. Es wird nicht viel geredet, weil auch so jeder die Gedanken der anderen kennt: Dankbarkeit für wundervolle Stunden mit ­wundervollen Menschen in einem wundervollen Land. Diesmal besteht für die Glasfenster am Flughafen keine Gefahr. Dem markerschütternden Briiiiiiiiita fehlen etliche Dezibel und auch ein paar »i«. Eine Umarmung, ein langer tiefer Blick in die Augen und ein erwartungsvolles »Hasta pronto?«. »­Natürlich«, höre ich mich leise sagen, als wenn das eine Frage wäre.

Chile, dieses spektakuläre Meisterwerk der Natur, ist verdammt lang. 4.300 Kilometer, um genau zu sein. Aber seine Kultur ist noch viel länger. Und beides zusammen, ergibt eine Reise, die man in seinem Herzen am längsten mit sich rumträgt. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Chile

Hasta pronto. Bis bald.

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Ruhe. Bitte.

Wenn Tag und Nacht gleich lang sind, beginnt ein neues Leben. Aus der Raupe des alten Jahres schlüpft ein Schmetterling, rein in der Seele und rein vor den Augen der Götter. Es ist Nyepi, der höchste ­hinduistische Feiertag, der balinesische »Tag der Stille«. Kein Prost Neujahr. In 24 Stunden, von sechs Uhr morgens bis zum Morgen danach, vollzieht sich die Verwandlung zu vollkommener spiritueller Reinheit. Das Fernsehen sendet nicht, das Radio schweigt. Der Flughafen ist abgeschlossen, auf den Straßen kein einziges Auto. Die unerbittliche erste Regel Amati lelanguan gibt den Herzschlag des öffentlichen Lebens vor, eine Nulllinie: Absolute Stille, Fasten, keine Vergnügungen, nichts.

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Man könnte in Seelenruhe spazieren gehen, den Stillstand der Erdumdrehung genießen, an menschenleeren Stränden träumen, wäre da nicht die zweite Regel Amati lelungan: Niemand verlässt das Haus. Nur hin und wieder zeigt sich ein Pecalang, ein Religionspolizist, der mit seinem schwarz-weiß karierten Sarong ­unmissverständlich signalisiert: die Regeln sind einzuhalten. Au fein, würden wir uns über die verordnete ­Entschleunigung freuen, endlich Zeit, den Keller ­aufzuräumen. Aber da sei Regel Nummer drei vor: Amati karya, das Verbot jeglicher Tätigkeit. Nun gut, dann eben Besinnung auf den lange gehegten Vorsatz, mal wieder ein gutes Buch zu lesen und wann, wenn nicht jetzt, wäre die ­ungestörteste Gelegenheit dazu? Doch leider gibt es noch eine vierte Regel: Amati geni, kein Feuer, kein Licht, nur Dunkelheit. Ein geniales Täuschungsmanöver, von dem die Legende sagt, es solle Dämonen und bösen ­Geistern eine unbewohnte Insel vorgaukeln, damit sie weiterziehen und lieber den ­Nachbarinseln das Leben schwer machen.


Religiöse Feste und Riten begleiten die Balineser von der Geburt bis zum Tod. Kein Fest, kein Feiertag, kein Volksvergnügen, das nicht von einer Tempelzeremonie eingeleitet wird. Insel der

1.000 Tempel wird Bali deshalb genannt. Und die sind schnell beisammen, denn zu jedem privaten Haus gehört ein Tempel. Zu jeder Straßenkreuzung gehört ein Tempel. Zu jeder Ortseinfahrt und jedem Banyan-Baum gehört ein Tempel oder doch ein Tempelchen. Und wenn selbst dafür der Platz nicht reicht, dann wenigstens ein Opferstock oder – besser als nichts – mindestens ein einfacher Stein.

Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn drei Tage vor Nyepi beginnen mit ­Melasti bereits die sorgfältigen ­Vorbereitungen des okkulten Festes. Heilige Objekte werden aus den Tempeln zur nächsten Wasserstelle gebracht, wo sie durch die Kraft des Wassergottes Baruna gereinigt werden, um sich der Quelle des ewigen Lebens gewiss zu sein. Dann wird es ernst. An Tawur Kesanga, dem Tag vor Nyepi, geht es den Dämonen endgültig an den Kragen. In einer karnevalistischen Prozession mit überdimensionalen ­angsteinflößenden Ogoh-Ogoh-Puppen, erfolgt die Enttarnung der bösen Geister, bevor sie unter dem zirzensischen Jubel der Massen dem reinigenden Feuer übergeben werden. Mit brennenden Kokosnussschalen traktieren die Männer ihre nackten Körper. Affenmasken helfen dabei, die ungebetenen Geister abzuwehren. Feuerschlucker und Feuertänzer tauchen das Zeremoniell in ein gespenstisches Licht. Und wer es mit der Trance übertreibt, stößt sich auch gerne mal einen Dolch in den Bauch. Endlich sind die Dämonen aus den Dörfern verbannt und das Gleichgewicht zwischen Göttern, Menschen und der Natur wiederhergestellt. Nyepi kann beginnen, damit jeder einzelne Gläubige durch den 24-stündigen Akt der Selbstkontrolle den höchsten Stand der Reinheit erlangt.

Ngembak Geni, der Tag nach Nyepi. In Zeitlupe kommt das soziale Leben wieder in Gang. Wie bei uns am zweiten ­Weihnachtsfeiertag, besuchen die Balinesen sich gegenseitig. Aber nicht, wie man vielleicht denken sollte, um sich ein gutes Neues Jahr zu wünschen, sondern mit der Bitte, ihnen zu vergeben. »Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.«

Auch von Touristen wird die Einhaltung der Nyepi-Regeln erwartet. Und wenn man es recht bedenkt, schadet auch ihnen ein Tag der inneren Ruhe und Reinigung nicht. Vor allem, weil gleich danach die Emotionen in den überwältigend schönen Landschaften Indonesiens, den märchenhaften Palmenstränden und der prachtvollen Tempelkultur wieder hochkochen. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Indonesien

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WHEN

I'M BORN, I'M BLACK. WHEN I GROW UP, I'M EVEN MORE BLACK. WHEN I'M IN THE SUN, I'M STILL BLACK. WHEN I'M COLD, GUESS WHAT: I'M BLACK.

A N D WHEN I DIE,

I'M BLACK TOO.

BUT YOU:

WHEN

YOU ARE BORN, YOU'RE PINK. WHEN YOU GROW UP, YOU’RE WHITE. WHEN YOU ARE SICK, YOU'RE GREEN. WHEN YOU GO IN THE SUN, YOU TURN RED. WHEN YOU ARE COLD, YOU TURN BLUE. AND WHEN YOU DIE, YOU LOOK GREY.

A N D YOU GOT THE NERVE

TO CALL ME COLOURED

?

Man mag es kaum glauben: Den Urtext der sensiblen Auseinandersetzung mit dem widersprüchlichen Terminus

Farbiger und denen, auf die er viel besser zutreffen würde, stammt von einem afrikanischen Kind das wegen seines naiven Gefühls von Gerechtigkeit von den Vereinten Nationen für das beste Gedicht 2006 ausgezeichnet wurde. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Afrika

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»Hoffentlich ist Walter pünktlich«, hatte ich während unseres Fluges schon dreimal zu meiner Frau gesagt. »Das wirst du schon sehen«, kam es mit mahnendem Unterton von links, »und jetzt lösche endlich deinen Terminkalender aus dem Kopf, wir sind im Urlaub.« Sie hatte ja recht, und trotzdem brach es in Windhoek aus mir heraus: »Ich sehe keinen Walter.« Die Masse der gelandeten Fluggäste hatte sich längst verzogen, nur wir standen noch da und wenige Meter von uns ein Farbiger, der einem Taxifahrer offensicht­ lich den Weg erklärte. Das Taxi fuhr weg, da steuerte der Farbige mit einem ­herzlichen ­Lachen geradewegs auf uns zu. »Willkommen in Namibia, ich bin Walter, Ihr Fahrer. Ich bringe Sie zur Onjala-Lodge.«

Eine Lodge mit 1.700 Hektar eigenem ­­ Wildpark, deshalb hatten wir uns für Onjala ­entschieden. Endlich Ruhe, ein paar Tage nur für den Stoffwechsel da sein und wie uns am Telefon gesagt wurde, sich frei bewegen und Freundschaft mit allem schließen, was unseren Weg kreuzen würde. Der erste Eindruck war ­über­­wältigend. Wo die dichte Buschsavanne allein den Tieren gehört, lag unvermutet eine offene Lichtung, auf der sich Giraffen, ­Weißschwanzgnus, Kudus, Zebras und Antilopen das Neueste vom Tage erzählten. »Man nennt unseren Park auch die kleine Schwester der Serengeti«, sagte Walter und zeigte auf die Reste eines Zaunes, der schon lange keiner mehr war. »Die Zäune haben wir alle abgebaut, damit das Wild ungehindert durch den Park wandern kann. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie beim Frühstück beobachtet werden.« Und dann lachte er wieder vom rechten bis zum linken Ohr.

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Meine Frau stieß mir den Ellenbogen in die Seite, was sie sonst nie tut. »Ich sehe was, was du nicht siehst«, sagte sie mit unüberhör­barer Überlegenheit. Und tatsächlich: Gut versteckt in der Busch­ savanne, musste ich schon zweimal hinsehen, um die Zipfelmützen der Lodge-Bungalows zu entdecken. In einer knappen Stunde in eine andere Welt, ging es mir durch den Kopf. Ohne auch nur zu ahnen, wie fantastisch anders die Welt der Onjala-Lodge noch werden würde.


Die Zimmer im Haupthaus gruppierten sich um einen Pool, in den ein Wasserfall ­plätscherte. »Hier kriegst du mich nicht mehr weg«, sagte ich zu meiner Frau. »Das trifft sich gut«, kam es zurück, »dann hab’ ich Zeit genug, mich verwöhnen zu lassen.« Sprach’s und verschwand in Richtung ZenSations Spa. Eine Stunde, zwei, drei. Die Sache wurde mir unheimlich. »Hallo, ist hier jemand?« Der betörende Duft von ätherischen Ölen und Essenzen ersetzte den Wegweiser. Hier kann man sich glatt verlaufen, dachte ich. Die luxuriösen Spabäder, die r­ evitalisierenden Dampfduschen, das Kalahari Spa International, der ­Whirlpool, die Außensauna, das Ruhedeck, die M ­ assageterrasse in namibischer ­Landschaft. Hinter welcher Tür liegt meine Frau?

Kryptische Namen pflasterten meinen Weg durch das Eldorado der faltenfreien Körper und Seelen: Kalahari Desert Glow Peeling. Anti-Aging Rooibos Bad. Hot Stone. Kalahari Tsamma Hand Ritual & Calabash Sole Survival. Kalahari Khoi Khoi Escape. Matsimela Full Body Treatment & Massage. Was es nicht alles gibt! Da geht eine Tür auf und engelsgleich tritt mir ein Wesen von blendender Frische und Schönheit entgegen. Ich stutze. »Hertha, bist du’s?« Sie war es. Der Pass sagte 50, das Herz sagte 40, der Spiegel 30. Ich war geneigt, spontan eine ­Verlängerungswoche zu buchen. Stattdessen bot ich ihr galant meinen Arm und entführte sie zu einem goldperlenden Aperitif.

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»Sieh’ dir das an«, sagte sie und hielt mir die Speisekarte des Abends hin. Es gab Mopane-Raupen und Biltong, ­getrocknete Fleischstreifen von ­verschiedenen Wildtieren, Potjie nach Art holländischer Aussiedler und ein ­afrikanisches Braai. Als letztes auf der Karte stand »Milch«.


Diese unberührte Weite, dieser Luxus an Landschaftsformen und -farben, die Wunderwelten der Wüsten und Canyons, die zigtausend wilden Tiere im Etosha-Nationalpark. 45 Prozent des Landes stehen unter staatlich oder privat organisiertem Naturschutz. Wenn es ein Land gibt, das unter die Haut geht, dann ist es Namibia. Und am Ende einer Reise ein Finale in der Onjala Lodge, so muss es sein. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Namibia

Freundlich bittend, winkte ich Heiner Soltau, den Gastgeber der O ­ njala-Lodge an unseren Tisch. »Könnte ich statt der Milch bitte ein Bier haben?« Er lächelte ­verständnisvoll und kaum eine halbe Stunde später wusste ich, warum. Die kleine Schar an Gästen stakste ein Stück durch den n­ ächtlichen Wildpark und da stand es, schemenhaft ­leuchtend im ­Mondlicht. Heiner wies mit einer ­einladenden Bewegung auf das ­funkel­nagelneue Observatorium der Lodge. »Bitte sehr, liebe Gäste: Milchstraße.«

Ein Zeiss-Refraktometer, das Feinste vom Feinsten. Wie ein offenes Buch lag die Galaxis vor uns. Die Heimat unseres Sonnensystems, das nirgendwo ­faszinierender leuchtet als in der südlichen Hemisphäre. 100 bis 300 Milliarden Sterne, runde 120.000 Lichtjahre entfernt und zum Greifen nah: Zentaur, Kreuz des Südens, Kassiopeia, Orion, Skorpion – alle, die man nur mit Namen kennt, bekamen plötzlich ein Gesicht. Das Gesicht unserer Zeit auf Onjala, die ewig hätte dauern dürfen.

Walter hätte auch Hermann oder Friedrich heißen können. Sie alle repräsentieren ungewollt den Teil der Geschichte, als Bismarck Südwestafrika unter den »Schutz« des deutschen Kaiserreiches stellte. Eine vornehme Umschreibung für kolonialen Machtanspruch. Im Hoch waren es

11.600 deutsche Siedler, die »geschützt« werden mussten. Aber viele der neuen Herrscher behandelten ihre afrikanischen Bediensteten nicht schlecht und so gaben diese ihren Kindern nicht selten den Namen, dessen Brot sie aßen.

Der Namibia-Film, der sprachlos macht und Sehnsucht weckt. ••••••••••• m Namibia-Film erleben

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ISLAND IN THE SUN.

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Ein Land wie ein Märchen.

Nach der altägyptischen Mythologie wird der Sonnengott Ra, der den Menschen das Licht bringt, jeden Morgen neu geboren. In seiner Barke fährt er über den Himmel, und im Westen angekommen, beginnt seine Reise durch die Unterwelt, damit er im Osten in neuer Frische wieder auftauchen kann. Die Inka hatten sich auf ein anderes Verfahren geeinigt: Sie glaubten an Tayta Inti, den Gott der Sonne und der Regenbögen, und mangels persönlicher Kontakte verliehen sie ihm ein menschliches Antlitz auf einer goldenen Scheibe. In Wahrheit war alles ganz anders. Myriaden vor Ra und Inti gab es weder Nacht noch Tag, eine gleichförmige ­Düsternis lag wie ein nasser Lappen über dem Erdenball, die Welt war starr vor Kälte, und auf dem tristen Land lastete eine lähmende Stille. Yih, die Sonnentochter des Himmelsgottes Tya, tat, was Töchter in ihrem Alter so tun. Nachdem sie aufgewacht war, also mittags, ging sie zum Kühlschrank, nahm eine Dose Red Bull, bemerkte mit spitzem Tonfall »Nutella ist alle« und legte sich wieder auf’s Bett. Auf der Erde blieb es dunkel. Das wurde Tya irgendwann zu bunt, obwohl es ja noch gar nichts Buntes gab. Jedenfalls donnerte seine Stimme eines unverhofften Tages durch die öden Himmelsgewölbe. »Steig hinab, Yih, und erwecke die Geschöpfe nach meinem Willen. Zuerst die Gräser, Pflanzen und Bäume, dann bringe Insekten, Fische, Reptilien, Vögel und alles vierbeinige Getier hervor!«

»Yeah«, sagte Yih, und tat wie ihr ­geheißen. Ihr Atem ließ die gefrorene Luft erzittern und aus ihren Augen brachen gleißende Lichtstrahlen hervor. Auf einem dieser Strahlen glitt sie hinab und landete, wo seither jeden Morgen die Sonne aufgeht: In Neuseeland, was damals noch ­Neusehland hieß, weil Yih die Erste war, die es zum ersten Mal sah. Logisch. Vom Osten aus lief sie über die ganze Erdkugel und unter jedem ihrer Schritte wuchs das Grün, schossen Blumen und Bäume aus der Erde. »Das muss reichen«, sprach sie zu sich selbst und legte sich auf eine wunderschöne Blumenwiese, derweil das geschmolzene Eis Bäche formte, die munter durch die Landschaft gluckerten. »Yih«, kam es mahnend von oben, »setze dein Werk fort und erleuchte das Dunkel der Erde.« Und so lenkte sie ihre Strahlen in die tiefsten Felsspalten und erwärmte das kalte Gestein der Höhlen, so dass allerlei Insekten, bunt schillernde Vögel, Frösche, Schlangen, Kängurus, ­fliegende Füchse, Kragenechsen, Pelikane und zahllose andere Arten hervorkrochen. Jedes Mal, wenn Yih die Erde einmal umrundet hatte, waren neue Tiere in neuen Farben und neuen Formen da. Jedes Mal schöner als zuvor. Aber irgendwas stimmte nicht. Angst stand in ihren Augen, wenn sie mit den ersten Strahlen eines neuen Tages über den Horizont kam. »Was ist los?«, wollte Yih wissen, »gefällt euch mein ­Sonnenlicht nicht?« »Doch doch«, beeilte sich der Beutelbär zu versichern und alle nickten einstimmig dazu, »aber immer, wenn du fort bist, ist es so schrecklich dunkel und kalt hier.«

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Da fiel es Yih wie Schuppen aus den ­goldenen Haaren, dass eine Finsternis zurückbleiben musste, wenn sie am Ende eines Tages ihr Licht mitnahm. So finster, dass sogar die Blumen ihre Blütenkelche vor Schreck wieder schlossen. »Ihr habt recht«, sagte sie, »so geht das nicht. Ich will euch treue Wächter schicken, die mein Kommen verkünden und in der Dunkelheit über euch wachen.« Und kaum war Yih am Abend untergegangen (daher der Name Down Under), da betrat der Mond in Begleitung von Millionen Sternen die Bühne der Nacht und spannte über alle Pflanzen und Tiere ein beruhigend funkelndes Firmament.

Jedes Silvester dasselbe. Während wir uns noch mit Böllern und Sekt eindecken, knallen Down Under schon die Korken und Raketen. Denn

13 Stunden braucht die Sonne, um von der Datumsgrenze zwischen Neuseeland und Samoa zu uns zu kommen. Was wir gelassen hinnehmen, treibt die Samoaner zur Verzweiflung, denn sie befinden sich kalendarisch bereits im 1. Januar, während ein paar Kilometer weiter auf Neuseeland Silvester gefeiert wird. Touristisch ein No Go. Also haben sie den 31. Januar kurzerhand aus ihrem Kalender gestrichen.

Wo die Sonne zuerst den Fuß auf festes Land setzt, müssen Sie unbedingt einmal hin. Ob Australien oder Neuseeland ist allenfalls eine Frage der Reihenfolge. Denn soviel ist sicher: Sie werden aus beiden Ländern als ein anderer zurückkommen als der Sie losgezogen sind. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Australien •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Neuseeland

Ehrlich, so war es. Aber weil es noch kein Internet gab, mussten sich die M ­ ythologen in Ägypten und Peru ihre eigenen Geschichten erfinden. Aber sooo schlecht waren die ja auch nicht.

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Vom Bett ins Bad in einer Sekunde. ••••••••••••••••••••••••••••••

Der Tatort liegt in den Königskordilleren. 3.810 Meter hoch über dem Meeresspiegel und mitten in einem See. 194 Kilometer lang, 70 Kilometer breit, etwa fünfzehn Mal größer als der Bodensee. Er ist der größte Südamerikas, zu zwei Dritteln in Peru und einem in Bolivien. Die Insel, auf der das Unglaubliche geschah und die heute Isla del Sol genannt wird, war kaum mehr als ein Haufen Felsen. Und die Aymara, die den Andenraum auf dem Altiplano seit 1.500 v. Chr. bewohnten, nannten sie Titicaca, zusammengesetzt aus »Titi« für Große Katze und »Caca« für Felsen. Ein Pumafelsen also, der dem Titicaca-See seinen späteren Namen gab.

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s soll um das Jahr 1200 n. Chr. gewesen sein, dass der Sonnen­gott Inti seinen Sohn Manco Cápac und dessen Schwester Mama Ocllo auf dem Pumafelsen absetzte, um die Inkadynastie zu gründen. Ein goldener Stab war ihre einzige Mitgift, und wo sie ihn mit einem Schlag in die Erde treiben konnten, dort sollte ihr ­Wohnsitz sein. Sie fanden die Stelle nicht weit entfernt und ­gründeten die Stadt Cusco, die nach ihrem Verständnis der Nabel der Welt war. Eine göttliche Fügung, aber wie so oft nicht ohne Nebenwirkungen. Die Inka, deren erste fünf Herrscher den Titel »Sinchi« für Kriegsherr trugen, mehrten ihr Reich durch die ­planmäßige Zerstörung aller ­Vorgängerkulturen. Kein Nachweis sollte bleiben, dass vor ihnen andere Völker eine annähernd bedeutende Leistung vollbracht haben.

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o blieb bei diesem Herrschaftsanspruch noch Platz für die ­ethnischen Gruppen der Ureinwohner? Auf diese Situation haben die Uro-Indianer vor etwa 800 Jahren eine sehr pragmatische, ­beinahe spektakulär mutige Antwort gegeben. Sie flohen vom ­Festland am See auf die sogenannten Islas Flotantes. ­Schwimmende Inseln, die nicht etwa vorhanden waren, bewahre, die aus ­getrocknetem Totora-Schilf erst einmal ­gebaut werden mussten. Und weil die Uros weitgehend isoliert waren, haben sie auch ihre Schilfboote und Häuser aus den spröden Stängeln hergestellt. Lebensgrundlage, Behausung, Nahrungsquelle und Drachenboote für Fischfang und Entenjagd. Alles aus Schilf. Da sage noch einer, Not mache nicht erfinderisch.

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an könnte annehmen, dass sich in den 800 Jahren seit dem ­erzwungenen Aufbruch manches verändert hat. Dass der ­Nieder­gang der Inka-Kultur, neuzeitliches Denken und ein Hauch ­industrieller Revolution auch bei den ­Uro-Indianern angekommen ist. Weit gefehlt. Heute wie damals leben immer noch rund 2.000 von ihnen auf derzeit 49 Inseln, die etwa fünf Kilometer vor Puno, der Hauptstadt der ­gleichnamigen Provinz, im Titicaca-See schwimmen. Allenfalls schlechte ­Erfahrungen haben sie a­ ngespornt, ihre Herstellungstechnik zu optimieren. Denn so haltbar sich das Schilfrohr auch erwiesen hat, von unten her beginnt es langsam aber sicher zu faulen. Halm für Halm frisst sich die Fäule hoch und nimmt der maroden Stelle die Stabilität. Von oben erkennt man es nicht immer gleich, aber eines Tages steigt der Uro-Mann oder die Uro-Frau aus dem Bett und ist – flutsch – mit dem ersten Schritt im See versunken. Das soll beim Servieren des Mittagessens auch schon passiert sein, und so wurde der Entenbraten gleichfalls ein Raub der Fluten.

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as lässt sich ein Uro-Indianer nicht zweimal bieten, was im Laufe der Zeit allerdings zur ­gesellschaftlichen Spaltung führte. Der eine Teil entwickelte ein ­ wirksames ­Frühwarnsystem gegen unerwartete Schwimmkurse im ­saukalten Wasser, der andere dachte darüber nach, ob es nicht doch a­ llmählich Zeit würde, sich wieder ans feste Ufer zu retten. ­Während erstere in der fortwährenden Reparatur der rund zwei Meter dicken Inseln eine Dauerbeschäftigung fanden, haben l­etztere die Kolonialzeit genutzt, sich mit den Aymara zu ­vermischen, die auf den festen Nachbarinseln zu Hause waren. Neben gemeinsamen Kindern verbindet sie heute die Sprache Quechua. Allen gemeinsam ist ein Friedhof auf dem Festland. Wer will schon sehen, wie die Toten eines Tages wieder auftauchen?

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Alle Jahre wieder, zur Wintersonnenwende am 21. Juni, strömten festlich gekleidete Menschen zu dem neuntägigen Fest nach Cuzco, um ihr Heiligstes zu preisen: Tayta Inti, den »Vater der Sonne«, der seine Kinder schickte, um das Inkareich zu gründen. Aber die spanischen Kolonialherren hielten nicht viel von einer Gottheit, die sich abends im Westen verabschiedete, unter der Erde hindurchschwamm und morgens im Osten wieder auftauchte. Sie machten dem Zauber ein Ende.

400 Jahre wurden die mythologischen Wurzeln still von Generation zu Generation weitergegeben, bis sich die Geschichte 1942 ihr Recht auf Erinnerung zurückholte. Als sei nichts gewesen, wird seither am 24. Juni jeden Jahres Inti Raymi gefeiert, heute mehr ein Erntedankfest, aber nicht weniger ekstasisch wie im alten Peru.

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ie Unbeugsamen aber haben es zu einer bewundernswerten Perfektion und Lebensqualität gebracht. Wie kleine Dörfer sind ihre Schilfhütten angelegt, ein kleiner Kanal führt in die kreisförmig angelegten Inseln, wo ihre Kanus liegen. In der Mitte ein Aussichtsturm aus Schilf. Vereinzelt hat der Fortschritt Einzug gehalten und ein Solarkollektor – Intikollektor? – liefert Strom für Radio oder Fernsehen. Fisch und Schilf ist immer noch ihre Hauptnahrung. Das »Huch-Gefühl«, wenn Besucher zum ersten Mal ein Bein auf den watteweichen Untergrund setzten, spüren die Nachfahren der Uro-Indianer schon lange nicht mehr.

Das Reich der Inka ist Geschichte. Aber geblieben sind die Geschichten und Zeugnisse einer Kultur, die selbst für den heutigen Wissensstand Unvorstellbares vollbracht hat. Die sagenhafte Stadt mit dem Namen »Setz dich nieder, kleines Lama«, das Sonnentor, der »Mönch«, der Mondtempel, der Nabel der Welt, das Heilige Tal, und wenn Sie nach all diesen Höhepunkten kaum noch wissen, wo Ihnen der Kopf steht, kommt Machu Picchu. Das Wunder. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Peru •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Bolivien

Eigentlich – so stellt man ziemlich schnell fest – ist es sogar richtig gemütlich dort.

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Die Quellen •••••••••••••••••••••••••••••••••••

Mwema Street Children Center Tansania.

Wir brauchen ihn nicht Huruma zu nennen, er heißt wirklich so, und er hat uns ohne zu Zögern gesagt: »Na klar, toll, meine Geschichte dürft ihr schreiben.« Wo die Tore eines Bolzplatzes durch zwei Steine markiert sind und der Ball aus zusammengeknüllten Lumpen besteht, da war Huruma zuhause. Der Ball war notgedrungen weich, da machte es nichts, dass niemand Schuhe besaß und auf dem staubigen Feld barfuß gespielt werden musste. Viel mehr als stundenlanges Kicken in schmutzigen Klamotten hatte das Leben nicht zu bieten. Und die Zeit draußen war dennoch ein Segen, denn Hurumas Familie war arm. Zu sechst lebten sie in einem Raum, der kaum mehr als ein Loch war, sie gingen sich auf die Nerven, Aggression ersetzte Zuneigung und Alkohol ließ die letzten Hemmungen fallen.

Huruma war es leid, dauernd geschlagen zu werden. Er träumte von einem besseren Leben auf der Straße. Dort, wo sie Fußball spielten. Aber es kam anders, viel besser. Er wurde das erste Straßenkind einer spanischen Initiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, den Schwächsten einen Platz auf der Sonnenseite des Lebens zu reservieren. Aus der Initiative wurde eine Instanz mit dem Namen Mwema Street Children Center. Ein Zentrum der Zuflucht, wo sozial ausgespuckte Kinder und Waisen ein neues Zuhause finden. Letzte Ausfahrt vor Elend und Verwahrlosung, Abzweig auf die Straße eines würdigeren Lebens. Geophrey Kingu, der Leiter des Zentrums, schildert es so: »Das Mwema Zentrum unterstützt ausgegrenzte Kinder, die auf der Straße leben und arbeiten. Wir helfen ihnen, von der Straße weg zu kommen und sich wieder in die ­Gesellschaft zu integrieren. Wir geben ihnen eine zweite Chance, ein Leben in der Gesellschaft zu führen und auch die ­Möglichkeit, in die Schule zurückzukehren. Wir haben Kinder, die gut malen können. Kinder, die gut musizieren können und Kinder, die sehr sportlich sind. Aber wir sind finanziell eingeschränkt, was die individuelle Förderung betrifft. ­Deshalb ist Chamäleon eine große Hilfe für uns. Gäste, die aus Deutschland kommen, helfen uns mit ihrer Spende und ihren Ideen. Wir ­tauschen Wissen und Erfahrung aus und gewinnen gute Freunde für unsere Kinder.«

Das Mwema Street Children Center in Tansania ist eines von

32 Projekten, die von der Chamäleon-Stiftung unterstützt werden. Und ein leuchtendes Beispiel dafür, wie viel mit vergleichsweise wenig erreicht werden kann. Ein neues Motorrad samt den laufenden Kosten, damit die Kinder zu ihren Familien gebracht werden können. Schulgebühren und Uniformen. Die Finanzierung der medizinischen Grundversorgung. Das Jahresgehalt der Streetworker oder der Kauf eines Grundstücks, auf dem ein neuer Schlafsaal für Mädchen gebaut werden konnte. Jede Maßnahme für sich ein überschaubarer Betrag, alles zusammen der Himmel auf Erden.

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des Glücks.

Huruma nickt. Er weiß, was es bedeutet, dieses Glück zu erfahren. Und sein größter Wunsch war es, auch anderen Kindern dieses Gefühl zu geben. Er wurde einer von drei »Streetworkern« des Mwema Centers. Sozialarbeiter würden wir sagen. Er fischt die Kinder von der Straße, die dem Kreislauf von Trostlosigkeit und Absturz ausgeliefert sind. Er gibt ihnen psychosozialen Halt und führt sie Schritt für Schritt an ein unbekanntes Phänomen: Vertrauen. »Tell me«, beginnt er seine Gespräche, und dann hört er lange schweigend zu, was sich die Kinder von der Seele reden. »Eine schönere Aufgabe kann ich mir nicht vorstellen«, sagt Huruma und hat trotzdem noch einen Traum. Ein eigenes Projekt, dem er den Namen »Street Talent« gegeben hat. Kinder auf einen guten Weg zu führen, ist das Eine, aber ihre Begabungen freizulegen, sie zu fördern und zu Fähigkeiten zu entwickeln, die Selbstvertrauen und vielleicht sogar eine internationale Berühmtheit hervorbringen, das wäre die Krönung seiner Arbeit. Tansanias next Top Model muss es nicht sein. Ein Fußballstar oder ein O ­ lympionike, das wäre was. Und wenn der am Ende nur die Flagge seines Landes getragen hätte. Huruma würde mit all seinen Kindern vor dem Fernseher sitzen und mit glänzenden Augen rufen: »Da, seht ihr, das ist er. Das ist einer von uns. Eines Tages könnt ihr das sein.«

Da sind die Naturwunder, die Ihnen den Atem verschlagen. Unvorstellbare Wildtierherden, die Ihre Gänsehaut sprießen lassen. Traumstrände, die wie Himmelbetten unter Palmen liegen. Und dann gibt es die Begegnungen, die einen nicht mehr ruhen lassen und das Gefühl erzeugen: hier will ich helfen. Tun Sie’s, mit Chamäleon in Tansania. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/ Tansania •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-stiftung.org/ Tansania

Wenn es dann still geworden ist und Huruma an den Bolzplatz seiner Kindheit und den zerfledderten Lappenfußball denkt, murmelt er ein leises lächelndes: »Na bitte, geht doch.«

Sehen Sie in überwältigenden Szenen, warum die Serengeti nicht sterben durfte. ••••••••••• m Tansania-Film erleben

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Anna Purna.

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Das Frühstück der Göttin

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as Ereignis stößt sehr schnell an die Grenze des Vorstellbaren, und das hat wenig damit zu tun, dass es rund 600 Millionen Jahre zurückliegt. Auf ein paar Jährchen hin oder her kommt es nicht an, war ohnehin keiner da, der es gesehen hat. Nur soviel lässt sich mit ziemlicher Gewissheit vermuten: Es wäre wohl keine Tasse im Schrank geblieben, so es denn welche gegeben hätte. Denn die Kollision von Ost- und W ­ estgondwana hatte die ­Kontinente Südamerika, Afrika, Australien, Arabien, Antarktika, Madagas­kar, ­Neuguinea und Indien zu einer einzigen Landmasse mit über 70 Millionen ­Quadratkilometern zusammengedampft. Allerdings: Das Rendezvous hielt nicht, jedenfalls nur 500 Millionen Jahre, was ­erd­geschichtlich ein Wimpernschlag ist. GroßGondwana begann zu zerbröseln und Teile davon machten sich wieder auf die Reise.

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o ein Teil – das Bruchstück Pangaeas – prallte vor rund 100 Millionen Jahren mit einem derartigen Bumms auf Europa, dass sich die Alpen aufwölbten. Tassen gab es immer noch keine, nicht einmal in China, und das war gut so, denn der indische Kontinent prallte seinerseits auf Asien und trieb es noch etwas doller.

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Der Himalaya war geboren, mit dem Mount Everest noch einmal 4.038 Meter höher als der vergleichsweise bescheidene Mont Blanc. Eine Wunderwelt in ewigem Schnee, mit zehn der weltweit vierzehn Acht­tausender. Und der Name, der alle in Atem hält, ist der einer »Nahrung ­spendenden Göttin«: Annapurna.

Aber der Rahmen, der alles ­umspannte, war noch hundertmal schöner als das Bild, die strahlende Göttin ­Annapurna, ­Annapurna Süd, Annapurna II, III und IV. So weiß, weißer geht’s nicht.

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nnapurna spendete, was das Zeug hielt. Sieben Tage würde die ­Wanderung dauern und das geheimnisvolle Lächeln unseres Bergführers versprach Augen-Blicke, die wir nie mehr vergessen würden. Erster Tag von 1.000 auf 1.900 Meter. Ein Klacks, da waren wir uns einig und hatten schon auf eine dreistündige Siesta unter dem königsblauen Himalaya-Himmel spekuliert. Aber es kam anders, denn man muss die Stopps mitzählen. Nicht, um Luft zu schnappen, allein, um die überwältigenden Ausblicke auf die Annapurna-Kette zu verdauen. »Es gibt noch mehr zu sehen«, war der x-mal wiederholte Satz, mit dem uns unser Bergführer höflich ermahnte, dass wandern nicht nur sehen, sondern auch gehen bedeutet. elch ein gottgegebenes Meisterwerk. Bilderbuch-Landschaften in kraft­ strotzendem Grün, tiefschwarze Wälder in den Schluchten, Reisterrassen wie von Künstlerhand, Bergdörfer in ­schockierend schöner Einöde, ­dazwischen Seen in reinstem Smaragd und manch­mal nur eine Hängebrücke, um ­weiterzukommen.

m sechsten Tag die Warnung: Morgen sehr früh aufstehen. Das war, wie sich zeigte, eine haarsträubende Unter­treibung. Gefühlt muss es kurz nach Sonnenuntergang gewesen sein, als unser Bergführer mit einem rücksichtsvollen Klopf-Klopf die Nacht für beendet ­erklärte. Ich bin nicht der schnellste unter den frühen Vögeln, aber so schlagartig hellwach war ich nie zuvor, als wir auf Poon Hill ­Position bezogen hatten und die Konturen von Annapurna zu leuchten begannen. In einem Anflug von Violett trat das Massiv aus dem Nachthimmel hervor. Dann kämmte sich die Göttin eine goldene Strähne auf ihr Haupt und stieg Minute für Minute aus achttausend Metern Höhe gelbweiß leuchtend hinunter ins Tal.

Auch solchen Menschen, die mit einem ausgeprägten Mitteilungsbedürfnis ausgestattet sind, verschlägt es in Nepal die Sprache. Da ist der Tempel, der sich aus der Flamme eines Lotoskelches selbst erschaffen hat. Da ist der über­wältigende Sechzehntausender, achttausend Meter hoch und im Spiegelbild im See achttausend tief. Da liegen 40 Prozent des Landes über dreitausend Meter, und wo in Europa nichts mehr ist als Höhenluft, blüht hier die Landwirtschaft. Nepal ist weiß Gott das Höchste. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Nepal

ie hatte wieder Nahrung gespendet. Überschwänglich spendabel. Dass unser Frühstück dafür ausgefallen war – vergeben. Was unser Herz füllte, war unvergleichlich reicher und würde uns zeitlebens davon zehren lassen.

Schonmal von einem Minoritätenmosaik gehört? Das entsteht, wenn sehr viele Ethnien zusammen­ leben, deren Herkunft irgendwann nicht mehr eindeutig zu klären ist. Solch ein Phänomen ist Nepal mit über einhundert Volksgruppen und

124 verschiedenen Sprachen und Dialekten. Versuchen Sie erst gar nicht, sich ein Wort zu merken, Sie würden an der nächsten Ecke schon nicht mehr verstanden. Aber lächeln sollten Sie, lächeln ist der universelle nepalesische Lieblingsdialekt..

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neue Länder. Und was für welche.

Ist der dick, Mann. Ist ja auch ordentlich was drin. 99 Wunderwelten-Reisen in 36 Länder plus die neuen Kulturnationen Bolivien, Iran und Oman. 408 Seiten mit 772 magischen Momenten, damit die Gänsehaut schon beim Lesen sprießt. Und dann die DVD auf dem Titel. Da bekommt das Fernweh Flügel, und warum auch nicht, schließlich sind Sie nur einen Klick von unserem neuen Katalog entfernt. Ein Klick und die Reise Ihres Lebens kann beginnen. m www.chamaeleon-reisen.de/Bestellung

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Tage, sieben Städte. 30

18. Januar 2015 19. Januar 2015 20. Januar 2015 21. Januar 2015 22. Januar 2015 23. Januar 2015 24. Januar 2015

Stuttgart Liederhalle München Alte Kongresshalle Frankfurt Hugenottenhalle Köln Cinedom Essen Haus der Technik Hannover CC Wienecke Hamburg Grand Elysee Hotel

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Und immer noch mit Pfeil und Bogen. Feuer machen, Fährten lesen, Giftpfeile präparieren, Medizinpflanzen suchen und ein Konto auf facebook unterhalten. So ist das Leben der Urvölker in Namibia. Ein Spagat über 20.000 Jahre Kultur und Tradition der San, der Himba und Damara. Eine lange Zeit, aber wenn Sie schon so weit in die Vergangenheit blicken, dann kommt es auf ein paar Millionen Jahre auch nicht mehr an: Die Naturwunder Sossusvlei, das ebenso schöne wie mausetote Death Vlei und Fish River, mit 550 Metern der tiefste Canyon Afrikas – man reist nicht durch Namibia, man durchlebt es in Emotionen. m www.chamaeleon-reisen.de/Namibia

Eine Bilanz des Glücks. Die Satzung der Chamäleon Stiftung bestimmt drei Ziele zu ihrem Zweck: Völkerverständigung, Entwicklungszusammenarbeit und Naturschutz. Und dann gibt es noch einen vierten, von dem unsere Gäste am meisten haben. Denn immer eins der von der Chamäleon Stiftung geförderten weltweiten Projekte, steht im Besuchsprogramm unserer Reisen. Bewegende Einblicke hinter den Vorhang von Kulturen und ihren Minderheiten. Und die Chance, sich dort zu engagieren, wo ohne unsere Unterstützung kulturelle, menschliche oder natürliche Werte verloren gingen. m www.chamaeleon-stiftung.org

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Fotos, die es in sich haben.

20.000 Jahre jung.

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Projekte, hundertfaches Lächeln. 31


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Prozent reisen allein. meinezeit ist das Reisemagazin von Chamäleon. Redaktion & Copyright Chamäleon Reisen GmbH, Pannwitzstraße 5, 13403 Berlin Konzept & Gestaltung Silja Bohry, Frank Kleinbrahm, Ralf Schulze Druck Königsdruck, Berlin

Bildnachweis Langjährig verbundene Profi-Fotografen, Chamäleon-Experten und Freunde Asian Trails Indonesia 13 Astrotech: Paech, Wolfgang 16 / 17 / 18 / 19 Chamäleon: Jedzik, Britta 11 Lies, Ingo 1 Matthes, Sabine 27 Münkel, Stefanie 26 Chamäleon-Archiv 20 / 21 / 23 / 25 / 27 / 29 / 30 Conze, Mathias 4 / 23 / 24 Grafenstein, Ludia 7 Hirth, Peter U3 Ichobezi River Lodges 32 Küchler, Kai-Uwe 10 / 18 / 28 Marske, Roland 21 Onjala Lodge 16 / 18 Pack, Peter U2 / 16 / 18 / 31 / U3 Sass, Alexander 4 Silvera, Walter 23 Szydlak, Aneta 30 Vision 21: Beyer, Dr. Heiko 8 / 11 Vision 21 U2 Vossen, W. 31 Teilnehmer am Chamäleon-Fotowettbewerb Buchta, Claudia 11 Ebenau, Ellen 15 Gelleszat, Anne 5 Gomig, Corinna und Axel 20 Hemken, Karin 8 Kutz, Birgit 17 Mensch, Simone 20 Neumeister, Christian 31 Reichel, Antonia 25 Schulte, Beate 28 Suffke, Gabriela 17 Wargowski, Renate 24 Wenzel, Reinhard 17 Fremdenverkehrsämter FVA Indien 5 / U2 FVA Iran 6 / 7 FVA Neuseeland 21 iStockphoto Berkut, Anya 28 Camhi, Franck 24 Castaldo Studio 2 Chepko, Danil U3 Chesbrough, Jordan 26 Fawcett, William 28 Guido, Niko 22 Hadyniak, Bartosz 23 Idan_Ben_Haim 10 insagostudio 6 MShep2 27 olyniteowl U1 Parsons, Dave 16 Piskunov, Vladimir 20 Ragozin, Xura 24 Ridder, Robert Jan 13 ross1248 21 Santoné, Paolo 12 Steden, Michael 17 tunart 7

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Da kann kein Schnarcher stören. Wohl wahr, aber das ist garantiert nicht der Grund, weshalb 24 Prozent unserer Gäste alleine reisen. Sie tun es aus dem gleichen Gefühl heraus wie Paare: Weil bewegende emotionale Erlebnisse doppelt schön sind, wenn man sie teilen kann. Und am Abend zusammensitzen, wenn das Herz voll ist und der Mund überläuft, gehört mit zu den schönsten Momenten, die die »Reise Ihres Lebens« ausmachen. Wir fördern diese Konstellation durch die Möglichkeit, halbe Doppelzimmer zu buchen, für die kein Einzelzimmer-Zuschlag berechnet wird. Und falls sich für die andere Hälfte keiner findet, zahlen wir 50% des EZ-Zuschlags bei allen Wunderwelten-Reisen aus unserer Tasche. m www.chamaeleon-reisen.de/Hinweise-und-Infos


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Gestehen Sie! Natürlich schreiben wir die meinezeit nicht, damit Sie schluchzend vom Sofa kullern. Aber es kann schon mal passieren, wie bei der Liebesgeschichte von Shah Jahan und seiner Traumfrau Mumtaz. Dafür sollen Sie an anderer Stelle herzlich lachen können, damit die Gefühle wieder im Gleichgewicht sind. Aber welche Geschichten haben Ihnen schlussendlich am besten gefallen? Wir möchten es gern erfahren und verlosen unter den Teilnehmern fünf fantastische Bildbände über die Wunderwelten Namibias. Herzlichen Dank. Hier können Sie Ihr Urteil abgeben: m www.chamaeleon-reisen.de/meinezeit

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