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«Wir wollen mit Menschen für Menschen arbeiten»
Bachelorarbeit von tsc-Student Matthias Görnert
Singen nach dem Doppelgebot der Liebe
Von Markus Dörr
Musik hat in Freikirchen einen hohen Stellenwert. Trotzdem herrscht im Gemeindegesang oft Gleichförmigkeit. Viele Lieder ähneln sich. tsc-Student Matthias Görnert ist in seiner Bachelorarbeit noch auf ein grundsätzlicheres Problem gestossen: Wir ermutigen einander zu wenig.
Von zentraler Bedeutung für das Verständnis seiner Bachelorarbeit ist der Bibelvers aus Epheser 5,19: «Ermutigt einander durch Psalmen, Lobgesänge und Lieder, wie sie euch Gottes Geist schenkt. Singt für den Herrn und jubelt aus vollem Herzen!» Singen ist in diesem Sinne die Ausübung des Doppelgebots der Liebe «par excellence», wie Matthias feststellt.
Wie Gemeindegesang und Ethik zusammenhängen
Davon ausgehend hat Matthias den Zusammenhang zwischen Gemeindegesang und Ethik untersucht. Kurz gesagt: «Musik spricht unsere Gefühle an. Gefühle wiederum motivieren zu Handlungen und dann sind wir bei der Ethik», erklärt Matthias.
Ermutigt einander durch Psalmen, Lobgesänge und Lieder, wie sie euch Gottes Geist schenkt. Singt für den Herrn und jubelt aus vollem Herzen!
Damit der Gemeindegesang im Sinne des Doppelgebots der Liebe ist, sind zwei Dinge besonders wichtig. Erstens sollte die Liedauswahl eine möglichst breite Palette an Emotionen ansprechen – nicht nur Freude und Fröhlichkeit, sondern auch Klage oder Trauer.
Zweitens sollten wir «mehr Lieder singen, durch die wir einander positiv ermutigen. Das Neue Testament ist voll von Aufforderungen, um gut zu leben», sagt Matthias. «Gut, dass wir einander haben» von Manfred Siebald nennt er als gutes Beispiel dafür. «Es ist in Wir-Form geschrieben, hat einen humorvollen Zugang. Der Refrain betont die Verschiedenartigkeit, aber auch die Einheit und den gemeinsamen Weg mit Gott.»
Wie wäre es mit Wechselgesang?
Matthias hat durch seine Bachelorarbeit neue Erkenntnisse gewonnen. Am spannendsten fand er, dass eher unbekannte musikalische Stile und Ausdrucksformen zunächst irritierend, dann aber gerade deshalb wertvoll sein können. Er gibt Mitarbeitenden in Gemeinden den Tipp, gemeinsam mit der Gemeinde herauszufinden, woran es beim Singen im Gottesdienst mangelt und behutsam Neues auszuprobieren. Das kann etwa der Wechselgesang sein, bei dem sich Phasen des Zuhörens und des Singens abwechseln. «Gut vorstellbar ist das bei einem Segenslied, bei dem Menschen im Wechsel Empfangende und Segnende sind», erklärt Matthias.
Falsches Bild vom Pastorendienst
Bald hat Matthias selbst Gelegenheit, seine Tipps in der Praxis umzusetzen. Gemeinsam mit seiner Frau Amelie teilt er sich ab März die Pastorenstelle in der Viva Kirche Rorbas Freienstein. Dabei konnte er sich noch vor wenigen Jahren weder ein Theologiestudium noch einen Dienst als Pastor vorstellen. Zum einen, weil er sich das nicht zutraute. Zum anderen, weil er das falsche Bild vom Pastor als eierlegende Wollmilchsau im Kopf hatte.
Durch einen Schnuppertag am tsc hat sich sein Blick auf das Theologiestudium stark verändert: «Ich sass im Dogmatikunterricht und merkte: Das begeistert mich total.» Ausserdem berichtet Matthias von «sehr viel Überzeugungsarbeit», die Gott bei ihm geleistet hat. Durch Gespräche mit der Gemeindeleitung schwand auch die Sorge, als Pastor zu vielen Erwartungen gerecht werden zu müssen. «Der Beruf des Pastors ist sehr attraktiv, weil es ein sinnvoller Dienst für die Menschen ist. Er bringt viel Verantwortung, aber auch freie Zeiteinteilung und vielfältige Aufgaben mit sich», freut sich Matthias. Nach den Jahren des Studiums kann er jetzt den Dienstbeginn kaum erwarten und sagt: «Ich will gerne mit Menschen für Menschen arbeiten.»