Grossbasel / Basel, grosses, mehreres n. SiedN, ‹ grösserer Teil der Stadt Base 2109 ). Bezeichnung für den auf der linken Rheinseite gelegenen grösseren Teil de ( 611220 / 267500 ; 253 ) : 1834 Große Stadt. NAMENBUCH BASEL-STADT 2 mehrern Stadt ( KBlattBS-1816-1, 79 ) ; 1661 Jn der mehrern Statt Ba∫el ( KloA St. Ma na O, 16 ) ; 1538 Gros Ba∫el ( Münster Plan 1538 ) ; 1390 ( 1663 C ) der Mehreren Stat St. Maria-Magdalena P, 54 ) ; 1375 ( 1899 K ) merorn stat ze Basel ( UBBS 4, 393, 3 Ba∫ilea maiori ( KloA St. Alban E, 32r ) ; 1347 Klo∫ters an den Steinen Das gelegen i∫t Ba∫il ( KloA St. Maria-Magdalena Urk, 131 ) ; 1330 ( 1899 K ) majori et minori Basilie 85,85 f. ) ; 1310 ( 1899 K ) hie dise site Rynes ( UBBS 4, 18, 13 ) ; 1305 von der mere St. Maria-Magdalena Urk, 33 ) ; 1302 burger von der meren Ba∫el ( KloA St. Peter Urk ( 1893 K ) von der merun Basel ( UBBS 2, 709, 394 ff. ). Kleinbasel / Basel, kleines inneres, jenseitiges, niederes erer T Basel ›, ( Lexer 1, 2153 ). Siedlun Mitt im Gebiet zwisch der Kaserne. Nach dem Bau der wurde die Siedlu htung NW verlagert ( 611621 / 26 Kleinbasel ( Swissnames25 ) ; 1995 Glaibasel ( Suter, Baseldeutsch, 85 ) ; 1858 Gem Basel ( Falkner S 5,16 ) ; 1619 ( 1805 C ) Jn be∫agter Mindern Statt ( Blasien Gef Rieh minderen Stadt ( GerA R17, 158 ) ; 1663 in der Mindern Statt Ba∫el ( KloA St. Maria409 ) ; 1661 in der Mindern Statt ( KloA St. Maria-Magdalena O, 15 ) ; 16. Jh. jn cleine St. Maria-Magdalena Y, 146v ) ; 1538 Klein Ba∫el ( Münster Plan 1538 ) ; 1533 Jn M gelegen ( KloA St. Alban K, 5 ) ; 1496 lit im cleinen ba∫el ( KloA St. Maria-Magdalena X Zu kleyn ba∫el ( KloA St. Maria-Magdalena HH, 8r ) ; Aeschenvorstadt f. QuartN, S che ‹ dem inneren Aeschentor vorgelagerter Siedlungsbereich ›.Quartier und Durch ausserhalb des ehem. inneren JÜRGEN MISCHKE/Aeschentors bis zum ehem. schentor am Aeschenplatz. Die Strasse ist Teil INGA SIEGFRIED (HG.) einer alten ( Salvisberg, StrassenN, 73 ff. ), die als Fortsetzung der Freien Strasse über die Bi St. Jakob nach Liestal und von dort an die obere und untere Hauensteinstrasse wurde der hist. StrassenN amtl. fixiert ( 611630 / 266900 ; 271 ) : 2010 Aeschenvorsta Basel, Vorstädte ) ; 1995 Äsche ( Suter, Baseldeutsch, 30 ) ; 1880 Aeschen Vorstadt ( P 1859 Aeschenvorstadt ( Loeffel Plan ) ; 1855 Ae∫chemer Vor∫tadt ( Falkner S 5,9 ) ; 1 Vorstadt ( Keller Plan Basel, Grossbasel ) ; 1786 E∫chen Vor∫tadt ( Ryhiner Plan, 1661 in E∫chimer Vor∫tatt ( KloA St. Maria-Magdalena O, 39 ) ; 1610 ( 1987 K ) Esc ( Platter, Pest Edition, XI ) ; 16. Jh. jn der vor ∫tat zuo E∫chemerthor am v∫∫eren thor ria-Magdalena Y, 86v ) ; 1523 git Nún Stoffel der Sattler in E∫chammer for∫tat ( K S, 9 ) ; 1512 ( 1663 C ) E∫cheimerthor∫tatt ( KloA St. Maria-Magdalena P, 90–91 ) ; 1 Eschemertor vorstatt ( PA 1203a, Alban Ulrich 16v ) ; 1476 in der vor∫tatt E∫chemer B10, 75r ) ; 1413 in der vor∫tatte ze E∫chemerthore ( SpitalA Urk, 323 ) ; 1385 ein hus der vor∫tat ze E∫chemertor ( KloA St. Maria-Magdalena A, 52, [61] ) ; 1375 ( 1899 K ) siliensi dicto vor Eschamertor ( UBBS 4, 398, 383 ) ; 1362 ( 1899 K ) suburbio Escham Birsam ( UBBS 4, 268, 244 ff. ) ; 1353 Suburbium dictum E∫chamertor ( KloA St. Ul 1322 ( 1665 C ) in der Vor∫tat Vor dem Thor ∫o man nent E∫chemer Thor ( KloA
DIE ORTSNAMEN VON BASEL
Christoph Merian Verlag
NAMENBUCH BASEL-STADT 2
Die Ortsnamen von Basel
Hg. von Jürgen Mischke und Inga Siegfried unter Mitarbeit von Zamira Angst und Myriam Schmidt-Müller Leitung: Annelies Häcki Buhofer
CHRISTOPH MERIAN VERLAG
Diese Publikation wurde ermöglicht durch Beiträge der Christoph Merian Stiftung, der Bürgergemeinde der Stadt Basel und des Swisslos Fonds Basel-Stadt.
Gedruckt mit Unterstützung der Berta Hess-Cohn Stiftung.
1. Auflage Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: // dnb.dnb.de abrufbar. © 2016 Christoph Merian Verlag Alle Rechte vorbehalten ; kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Form ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Korrektorat : Jürgen Mischke, Inga Siegfried Lektorat Vorwort, Einleitung : Nana Badenberg Buchgestaltung : icona basel Lithos und Druck : Schwabe AG, Muttenz Bindung : Grollimund AG, Reinach / BL Schriften : Minion Pro, DIN Papier : Maxi Offset hochweiss 80g / m2, Duchesse Offset 200g / m2 ISBN 978-3-85616-615-1 www.merianverlag.ch Ebenfalls im Christoph Merian Verlag erschienen: Band 1 : Die Ortsnamen von Riehen und Bettingen / ISBN 978-3-85616-614-4 Band 3 : Die Ortsnamengebung im Kanton Basel-Stadt / ISBN 978-3-85616-630-4 Gesamtausgabe: Namenbuch Basel-Stadt / ISBN 978-3-85616-631-1
Die Ortsnamen von Basel
Inhalt
Vorwort 7 Einleitung 9 Namengeschichte 11 Stadtsprache 13 Stadtnamen 15 Zum Aufbau des Ortsnamenlexikons 17
Lemmatisierung und Namenschreibung Artikelaufbau Alphabetisierung Zeichen und AbkĂźrzungen Fachwortglossar Quellenlage
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Ortsnamenlexikon Basel 33 Anhang 817 Belegquellen 819 Literaturverzeichnis 838 Abbildungsverzeichnis 858 Kurzregister 860
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Die Ortsnamen von Basel
Vorwort
Die Städte der Schweiz haben sich in vielen Jahrhunderten über blosse Ansammlungen von Menschen in Handels- oder Militärsiedlungen hinaus zu dicht strukturierten Lebensräumen entwickelt, in denen Namen immer notwendiger geworden sind, weil sie Orientierung bieten und Referenzierung ermöglichen – nicht zuletzt von Eigentum an Häusern oder gemeinschaftlichen Nutzungen von Brunnen oder Marktplätzen etc. Hinter unseren heutigen Strassen-, Haltestellen- und Platznamen steckt ein komplexes historisches Gefüge, denn den zeitspezifisch relevanten Identifikationsmerkmalen der Stadt wurden und werden jeweils Namen gegeben, und diese werden in späteren Phasen weitergeführt oder fallen gelassen, wiederaufgenommen oder übertragen – auf Phänomene, die mit den alten Namenträgern, sei es funktional, sei es örtlich oder in anderer Weise, verbunden sind. Diese Entwicklungen zu zeigen, ist das Anliegen des ‹ Namenbuchs Basel Stadt ›. Der vorliegende zweite Band des dreibändigen ‹ Namenbuchs Basel-Stadt › beschreibt und erklärt die Ortsnamen der Stadt Basel linguistisch wie auch kulturgeschichtlich. Dahinter stand das in Theorie und Praxis anspruchsvolle Vorhaben, für diesen Stadtraum ein neuartiges Namenbuch zu entwickeln, das über die Erklärung der Strassennamen hinausgeht und das Geflecht aller Namenelemente, die über einen längeren Zeitraum in der Stadt verwendet wurden und werden, ihre systematische Entwicklung und Wiederverwendung, in den Blick nimmt. Das Universitätsprojekt ‹ Orts- und Flurnamenforschung Basel-Stadt › hat hier Grundlagenforschung betrieben und legt mit dieser Veröffentlichung ein Nachschlagewerk vor, das sich an Expertinnen und Experten sowie alle Interessierten richtet und zu vertieften Namenstudien anregen will. Das Vorhaben, die Toponyme im Kanton Basel-Stadt systematisch zu erforschen und die Forschungsergebnisse in einem mehrbändigen Ortsnamenlexikon zu veröffentlichen, geht zurück auf die Initiative von Markus Gasser und Annelies Häcki Buhofer, ordentliche Professorin für germanistische Linguistik an der Universität Basel. Sie stellten 2008 die Finanzierung der Forschungsstelle ‹ Orts- und Flurnamenforschung Basel-Stadt › auf die Beine und verankerten das Forschungsprojekt am Deutschen Seminar der Universität Basel. Die von Beginn an wohlwollende Unterstützung des Vorhabens durch Beat von Wartburg gab ihm den nötigen und wichtigen Rückhalt. Ebenfalls 2008 wurde die Forschungsstelle als Teilprojekt in die Dachorganisation ‹ Namenbuch Nordwestschweiz › unter der Leitung von Annelies Häcki Buhofer eingegliedert. Das Projekt, ein Namenbuch zum Kanton Basel-Stadt zu erarbeiten, profitierte so von der Verknüpfung und dem Austausch mit den Forschungsstellen in den Kantonen Basel-Landschaft, Solothurn und Bern, mit denen gemeinsam eine zentrale Datenbank ( FLUNA ) entwickelt und unterhalten wurde. Verantwortlich für diese Datenbanklösung ist Hannes Degen, dem hier ausdrücklich für die kontinuierliche Umsetzung unserer teilweise komplexen Wünsche gedankt sei.
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Die Ortsnamen von Basel
Der Universität Basel und dem Deutschen Seminar ist für die Bereitstellung von vorzüglichen Räumlichkeiten und der wissenschaftlichen Infrastruktur am Totengässlein 3 zu danken. Dort waren während der achtjährigen Tätigkeit der Forschungsstelle ‹Orts- und Flurnamenforschung Basel-Stadt› zahlreiche Personen in verschiedenen Aufgabenbereichen und Pensen an der Erstellung des ‹Namenbuchs Basel-Stadt› beteiligt : Zamira Angst, Julia Bänninger, Noelle Borer, Hannes Degen, Silvia Flubacher, Markus Gasser, Nathalie Manthey, Jürgen Mischke, Julia Schaffer, Myriam Schmidt-Müller, Inga Siegfried, Michael Simonett und Martina Walser. Die Arbeit am hier vorliegenden zweiten Band ‹ Die Ortsnamen von Basel› wäre nicht ohne die finanzielle Unterstützung verschiedener Geldgeber möglich gewesen. Wir sind dem Schweizerischen Nationalfonds, der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft ( FAG ) und der Christoph Merian Stiftung zu grossem Dank verpflichtet. Dem Schweizerischen Nationalfonds ist ausserdem für die Verlängerung des Projektes um zwei Jahre zu danken, wodurch ein dritter Band als Auswertungsband zur Namengebung realisiert werden konnte. Dass die Forschungsresultate nun in Buchform der Öffentlichkeit vorliegen, wobei die drei Bände zusammengefasst in einem Schuber oder auch einzeln angeboten werden, verdanken wir der finanziellen Hilfe der Berta Hess-Cohn Stiftung, der Christoph Merian Stiftung und des Swisslos-Fonds des Kantons Basel-Stadt. Dankbar sind wir auch dem Staatsarchiv Basel-Stadt für die Rechte an den verwendeten Bildern und für die umsichtige Unterstützung der Recherche- und Transkriptionsarbeiten durch die dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Hermann Wichers, Sabine Strebel, Krishna Das und Patricia Eckert. Herrn Andreas Kettner vom Vermessungsamt danken wir für den Austausch und die Hinweise auf historische Karten im Kanton. Unseren Fachkolleginnen und Fachkollegen auf Tagungen und in Kolloquien danken wir für den regen wissenschaftlichen Austausch. Wertvolle Anregungen erhielten wir insbesondere von Andreas Burri, Hans Bickel und Martin Hannes Graf vom ‹ Schweizerdeutschen Wörterbuch ›. Dem Christoph Merian Verlag sei für die Aufnahme des ‹Namenbuchs Basel-Stadt › ins Verlagsprogramm gedankt und Nana Badenberg für das Lektorat von Vorwort und Einleitung sowie für ihre wertvolle Unterstützung bei der Korrektur des umfangreichen Manuskripts. Dem Grafikatelier Icona in Basel sind wir für die flexible Betreuung des Manuskripts und die Ausführung des komplexen Buchsatzes dankbar. Ein abschliessender Dank gilt allen Beteiligten und den Familien der Herausgeberin und des Herausgebers, ohne deren Verständnis und Unterstützung die Bewältigung der teilweise intensiven Arbeitsphasen nicht möglich gewesen wäre. Basel, im Sommer 2016 Annelies Häcki Buhofer, Jürgen Mischke und Inga Siegfried
Einleitung
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Einleitung
Das von der Forschungsstelle ‹ Orts- und Flurnamenforschung Basel-Stadt › erstellte Basler Namenkorpus umfasst insgesamt gegen 12 000 Ortsnamen ( das sind z. B. Bergnamen, Flurnamen, Gewerbenamen, Hausnamen, aber auch Institutionsnamen, Kirchennamen, Quartiernamen, Siedlungsnamen, Strassennamen und andere mehr ). Wegen der heterogenen Sprechergemeinschaft im städtischen Untersuchungsgebiet wurde auf die Er hebung mündlicher Namenlautungen ( vgl. NbBS 1, 10 ) verzichtet und stattdessen eine ‹ visuelle Flurbegehung › durchgeführt, in der die im städtischen Raum angeschriebenen Ortsnamen fotografisch festgehalten worden sind. Da die Dokumentation und Deutung aller im Projektverlauf gesammelten Daten den angestrebten Publikationsrahmen eines einbändigen Ortsnamenbuches weit überschritten hätte, sind die in diesem Buch verzeichneten Toponyme nach einem inhaltlichen Kriterium ausgewählt worden. Während der erste Band des Namenbuchs Basel-Stadt alle erhobenen Ortsnamen von Riehen und Bettingen anführt, beschränkt sich der vorliegende zweite Band auf die Dokumentation und Deutung aller seit dem 19. Jahrhundert auf den Stadt- und Bannplänen verzeichneten Ortsnamen der Stadt Basel. Darüber hinaus werden im Namenlexikon auch aktuelle sowie bereits verschwundene, aber historisch ausreichend belegte Ortsnamen verzeichnet und besprochen, wenn sie die gleichen Namenelemente enthalten wie die seit dem 19. Jahrhundert auf Plänen verzeichneten Toponyme. Ortsnamen ohne in die Moderne tradierte Namenelemente sowie isoliert vorkommende moderne Haus-, Kirchen- oder Institutionsnamen konnten für den vorliegenden Band nicht berücksichtigt werden, sind aber für die toponomastische Auswertung im dritten Band des Namenbuchs Basel-Stadt herangezogen worden. Damit bietet dieses Buch einen Überblick über die städtischen Ortsnamenelemente, die in ihrer historischen Schichtung das toponymische Gesicht der Stadt Basel prägten und prägen. Zugleich ermöglicht das Buch einen Einblick in die sprachlichen und kulturellen Hintergründe der städtischen Namenstruktur und damit in die zeitgenössischen Wahrnehmungs- und Deutungsmuster des städtischen Raumes. Ortsnamen sind untrennbar mit den Orten verbunden, die sie bezeichnen, und damit auch mit deren landschaftlichen und baulichen Gegebenheiten sowie den sozio-ökonomischen und vor allem historischen Entwicklungen. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Geschichte der Deutung des Namens der Stadt Basel, während das zweite Kapitel auf die sprachlichen Eigenheiten des Untersuchungsraumes Basel eingeht. Im dritten Einleitungskapitel wird ein Einblick in die Spezifik städtischer Toponyme gegeben. Die drei hier behandelten Themen werden im ‹ Namenbuch Basel-Stadt 3 › nochmals aufgegriffen und ausführlicher besprochen. Auf die allgemeine Einleitung folgen eine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit den Lexikonteilen, ein Verzeichnis zu den verwendeten Zeichen und Abkürzungen sowie ein Fachwortglossar. Abgeschlossen wird die Einleitung mit einem Abschnitt zur Quellen lage, der auch das Vorgehen bei der Datenerhebung erläutert.
Einleitung
Namengeschichte
An einer Erzählung der Stadtgeschichte von Basel hat man sich immer wieder und auf verschiedene Arten versucht. Überblickswerke interpretieren und verknüpfen ausgewählte Ereignisse zu einer konsistenten Geschichte Basels von den Anfängen bis in die Gegenwart. Jede Stadtgeschichte ist dabei stark von den gewählten Schwerpunkten geprägt und von der Zeit, in der sie entsteht. Stadtgeschichte lässt sich zum Beispiel als Besiedlungsund Baugeschichte, als gesellschaftliche Emanzipationsgeschichte oder als politisch-wirtschaftliche Verflechtungsgeschichte erzählen. Viele Ortshistoriografien haben den unterschiedlichen Ansätzen zum Trotz eines gemeinsam : Die Deutung des jeweiligen Siedlungsnamens spielt eine zentrale Rolle. Wikipedia-Artikel zu Städten und Dörfern enthalten fast immer eine Rubrik zur ‹ Bedeutung › von deren Namen, und auch zur Stadt Basel wird kaum ein historischer Überblickstext geschrieben, der ohne einen Verweis auf die Deutungsversuche des Siedlungsnamens auskäme. Zu wissen, was der Name Basel ‹ bedeutet ›, scheint Teil der Stadtgeschichte zu sein und wichtig für das Verständnis des Wesens dieser Stadt. Die Deutung des Namens Basel birgt viele Unsicherheiten. Dennoch oder gerade deshalb sind viele ‹ Bedeutungen › des Namens gefunden worden. In den fast sechshundert Jahren, in denen bislang nachweislich über den Namen Basel nachgedacht wurde, ist ein gutes Dutzend unterschiedlicher Antworten auf die Frage nach der Bedeutung des Siedlungsnamens gegeben worden. Man kann also sagen, dass die Namendeutung selbst eine Geschichte hat und genau wie die städtische Historiografie jeweils durch ihre Entstehungszeit geprägt ist. Die Deutungsversuche zum Siedlungsnamen Basel reichen zurück bis ins 15. Jahrhundert, für das sich erstmals die Legende des im Gerberbrunnen hausenden Basilisken belegen lässt. Von diesem Untier mit giftigem Atem und Blick soll der Name der Stadt abgeleitet worden sein. Enea Silvio Piccolomini, der am Basler Konzil von 1431 bis 1449 teilnahm, äusserte sich 1438 in einem Brief an den Erzbischof von Tours zu dieser wohl bekanntesten Namendeutung und brachte sie – auch wenn er sie selbst nicht für richtig hielt – mit der Wirkung in Verbindung, die vom Basler Konzil ausgehen sollte : Für Ketzer sei es genauso gefährlich, vom Konzil zu hören, wie es sei, den Blick des Basilisken zu kreuzen. Auf nämliche Weise argumentierte er im Falle einer anderen Deutung, die den Siedlungsname vom Griechischen ableitete. Dass Basel ‹ die Königin › bedeute, müsse deshalb korrekt sein, weil diese Stadt die Königin der Kirche beherberge : das Konzil. Am wahrscheinlichsten aber schien Piccolomini eine Deutung, die den Namen Basel vom lateinischen Wort basis ableitete, da die Stadt mit dem Konzil das Fundament des Glaubens verstärken werde. Allein diese drei Auslegungen machen deutlich, wie sehr sich ältere
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Einleitung
hermeneutische Namendeutungen mit rhetorischer Funktion von modernen linguistischen Ansätzen unterscheiden ( vgl. ➝ BASEL ). In Hartmann Schedels universalhistorischer Überblicksdarstellung von 1493, die heute als ‹ Schedelsche Weltchronik › bekannt ist, findet sich auch ein illustrierter Eintrag zu Basel. Hier wird wie bei Piccolomini der Stadtname von dem Wort basis hergeleitet, dies aber gerade umgekehrt gedeutet : In Verbindung mit dem 1356 stattgefundenen Erdbeben wird die Etymologie verstanden als ein im Namen enthaltener Hinweis auf einen Mangel an Fundament. Die gleiche Etymologie kann also zu gegensätzlichen Aus legungen führen. Erst Christian Wurstisen bezog sich bei der Deutung des Siedlungsnamens in seiner 1580 erschienenen ‹ Basler Chronik › auf die Ersterwähnung des Namens Basel im Jahr 374 und nutzte sie als Quelle, aus der sich Informationen über die Vergangenheit schöpfen liessen. Da der Ort bei dieser Ersterwähnung nicht als Stadt ausgewiesen werde, müsse sich der Name auf eine kleine Ortschaft beziehen, wohl eine Siedlung an der Schifflände mit Fährbetrieb zur Rheinüberquerung. Er untermauert seine Vermutung mit der Anführung eines Literaturverweises : die in Basel 1531 publizierte Deutung des Humanisten und Philologen Beatus Rhenanus ( Rerum Germanicum libri tres ), nach der der Name Basel sich von Passel = ‹ Ort, wo ein Übergang ist › herleite. Diese Deutung, so Wurstisen, wäre « der historischen Wahrheit am allerbequemlichsten ». Der kurze Einblick in die Namengeschichte Basels muss hier genügen, um zu zeigen, dass die Geschichte der Namendeutungen keine « Fortschrittsgeschichte » ist, die von vormodernen, naiven Fehldeutungen zur Wahrheit der modernen Sprachwissenschaft führte. Vielmehr folgen diese Auslegungen stets einem bestimmten Zweck, mit dem jeweils zeittypisches Wissen geschaffen wird. Die Deutung des Siedlungsnamens steht dabei oft im Spannungsfeld der magischen Gleichung nomen est omen. Gleich einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung vermögen der Name und seine Deutung die Stadt als jenes historische Ganze zu schaffen, dem sie Bedeutung verleihen.
Jürgen Mischke, 2016
Einleitung
Stadtsprache
Basel ist eine Stadt. Städte verfügen über viele Institutionen, sie haben ‹ alles › : Kaufhäuser, Spitäler, Universitäten, eigene Systeme von Namen für ihre topografische Strukturierung – und in manchen Fällen auch eine eigene Sprache. Basel hat sie als unverkennbare Eigenheit, und zwar in einer deutlicheren Qualität als Zürich, wenn auch wohl nicht so ausgeprägt wie Berlin. Die Rede von einer eigenen Sprache ist allerdings insofern zu relativieren, als es sich aus wissenschaftlicher Sicht nur um eine dialektale Spielart des Deutschen handelt, deren Verständlichkeit im historischen Dialektraum des Alemannischen in der Regel gegeben ist – Baseldeutsch muss oder kann man allenfalls als fremder Sprecher oder fremde Sprecherin erlernen, als Hörer oder Hörerin aus dem oberdeutschen Raum wird man jedoch in der Regel keine nennenswerten Schwierigkeiten haben, das Baseldeutsche nach kurzer Eingewöhnung in Lautung und Formen zu verstehen. Der Basler Wortschatz enthält zum Teil recht spezifische Elemente – über den aktuellen Stand informiert das ‹ Neue Baseldeutsch Wörterbuch › ( NBW ). Mit dem städtischen Namenraum und seinen Eigenheiten korrespondiert der städtische Sprachraum, der sich in Basel historisch im Spannungsfeld von Hoch- und Nieder alemannisch herausgebildet hat. Regional wird zwischen ländlichen und städtischen Sprechweisen unterschieden, überregional werden städtische und ländliche Sprechweisen der Nordwestschweiz oft in eins gesetzt. Die baselstädtische Sprechweise hat im Brauchtum, in der Literatur und im Theater eine Stilisierung erfahren, die von einer Sprachtradition und -auffassung mit einem gewissen Willen zur Distinktion zeugt, die gleichzeitig aber auch für eine Strukturierung der innerstädtischen Sprachunterschiede entlang sozialer Trennlinien steht. Das traditionelle Baseldeutsche, das sogenannte Baseldytsch, war die Sprechweise der städtischen Oberschicht, und wichtige Kennzeichen der modernen Stadtsprache kann man als Sedimente davon interpretieren. Ein probates Mittel zur Erzeugung von Distinktion ist die Verwendung und das Aufrechterhalten der Verwendung von fremden, ‹ exotischen › Lautvarianten. Im Falle des Baseldeutschen ist dies sehr deutlich zu beobachten bei der Aussprache des r, bei der behauchten Aussprache von k ( im Gegensatz zu ch oder gar kch ) und bei der sogenannten Entrundung von ü und ö. Die Basler Aussprache des k gilt als ein Merkmal des Niederalemannischen – es wurde im 17. Jahrhundert aus Strassburg importiert und prägt seitdem die Stadtmundart, ja es hat sich sogar in neuerer Zeit in die Agglomeration ausgebreitet. So haben in Basel Kinder Logge, während rundherum Chinder Lokche haben. Das Basler r ist historisch auch als Insel-Phänomen einzuordnen und weist eine beträchtliche Varia tionsbreite zwischen hinterem ‹ Kratz-r › und hinterem gerolltem r auf. Das hinten arti kulierte r ist jedoch kein spezifisch baslerisches Merkmal mehr – es ist in den Basel
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Einleitung
umgebenden Gebieten eine häufige Variante geworden, wie auch weiter östlich in der Deutschschweiz. Es zeugt jedoch, wo es vorkommt, von städtischem Einfluss. Die Aussprache von ö und ü als e und i ist nur noch historisch von Belang, dient aber als Stereotyp – so in der Phrase die drei scheenschte Dääg zur Bezeichnung der Basler Fasnacht. Es käme jedoch niemandem in den Sinn, vom Minschter, wo’s fimfi schloot zu sprechen. Im Alltag spielt die Entrundung nur noch in der Lautkombination üe eine Rolle, die als ie realisiert wird, die aber auch historisch nicht sehr spezifisch und südlich von Basel verbreitet ist. Man fährt also von Basel ins Griene, um dann in Ormalingen oder Bubendorf im Grüene zu landen. Die Distinktivität der Stadtmundart ist trotz Ausgleichsprozessen bis zu einem gewissen Grad erhalten geblieben und beispielsweise für Arbeits- oder Studienpendlerinnen und -pendler nicht nur aus Bern, Aarau oder Zürich erfahrbar, sondern auch für solche aus dem östlichen Baselbiet oder Laufental. Siedlungsgeschichtliche Entsprechungen zu den sprachlichen Differenzen runden das Bild ab : Dörfliche und städtische Siedlungen waren lange unverbundene Inseln. Die Stadt stand als besonders grosse Insel vielen sie umgebenden kleinen Inseln gegenüber. Besiedeltes, bewohntes Gebiet wechselte mit unbesiedeltem, wovon die Flurnamen zeugen. Fährt man heute von Basel nach Grenzach, Birsfelden, Muttenz, Münchenstein, Binningen, Allschwil, St. Louis oder Friedlingen, so verlässt man das bebaute Gebiet nicht mehr, und es ist kaum festzustellen, ob man sich ‹ in der Stadt › oder ‹ auf dem Land › befindet. Ironischerweise fährt man nur dann durch unbebautes Gebiet, wenn man in die zum Kanton Basel-Stadt gehörende ‹ Landgemeinde › Riehen fährt. Sprachunterschiede wird man vor allem an den Landesgrenzen feststellen können, die heute stärker als früher als Sprachgrenzen wirken, nicht aber innerhalb der schweizerischen Agglomeration mit ihrem städtischen Kern und ihrem ländlichen Rand.
Lorenz Hofer, 2016
Einleitung
Stadtnamen
Ganz bewusst trägt dieses Kapitel die Überschrift ‹ Stadtnamen ›, denn es geht hier um die Besonderheiten der Ortsnamen von Basel-Stadt und damit zuallererst um die Frage, wodurch sich die städtische Toponymie auszeichnet. Der entscheidende Faktor für die Entwicklung von spezifisch urbanen Ortsnamen ist die Befestigung der Stadt. Für die archäologisch fassbare Frühphase der keltischen und gallorömischen Siedlung liegen uns ausser dem Siedlungsnamen Basel, den Gewässer namen Rhein, Birs und Birsig sowie dem nur einmal belegten Fortifikationsnamen Robur keine Ortsnamen mehr vor ( vgl. NbBS 3, Älteste Namen ). Mit der Anlage der ersten Stadtmauer um 1080 und deren Erweiterungen bis 1398 kam es jedoch zu einer Aufteilung des städtischen Raums in einen durch die Stadtmauern abgegrenzten innerstädtischen Bereich und ein vor den Stadtmauern gelegenes Flurgebiet. Während für das Gebiet innerhalb der Stadtmauern vor allem Fortifikationsnamen, Kirchennamen, Institutionsnamen, Hausnamen und vormoderne Strassennamen toponymisch relevant sind, finden sich im Bereich vor den Stadtmauern vor allem Flurnamen, kleinere Gewässernamen und Wegnamen. Hier ist die Namengebung vergleichbar mit der in dörflichen Gemeinschaften. Häufig beziehen sich die Flurnamen auf landschaftliche Besonderheiten, Bodenbeschaffenheiten und Nutzformen ( vgl. ➝ DREISPITZ, ➝ SAND ). Auffällig ist aber, dass viele Toponyme in diesen vorstädtischen Gebieten ihren Namen von den Besitzverhältnissen und damit von in der Innenstadt ansässigen Personen oder Häusern ableiten ( vgl. ➝ GILGENBERG und ➝ HIRZ / HIRSCH ) oder sich auf die Bauten der städtischen Befestigung beziehen ( vgl. ➝ DORENBACH ). Die Unterteilung in einen innerstädtischen und einen ausserstädtischen Bereich bestand bis zum Jahr 1859, als der Grosse Rat wegen des demografischen und wirtschaftlichen Wandels in Basel ein Gesetz zur Stadterweiterung beschloss, das die Aufgabe der Stadtmauern beinhaltete. Mit dem Rückbau der Stadtbefestigung bis 1879 und der Bebauung der bisherigen Flurenzone dehnte sich der urbane Raum bis an die Kantonsgrenzen aus. Waren die vormodernen Ortsnamen meist über einen längeren Zeitraum im Sprachgebrauch der Anwohnerinnen oder Anwohner und meist mit konkretem Ortsbezug entstanden, begann nun eine Phase der amtlichen Benennung, die den ( neu- )erschlossenen Strassen, Plätzen, Pärken und Quartieren Namen zuwies, die teils auf schon bestehende Namenformen zurückgriffen ( vgl. ➝ GERBER, ➝ VOGELSANG ), teils auch programmatisch auf ein neues Namendesign setzten ( vgl. ➝ ACHILLES BISCHOFF, ➝ ALTKIRCH ). Andere ältere Flurnamen wurden dagegen für die moderne Nomenklatur nicht berücksichtigt ( vgl. ➝ MUNIMATTE, ➝ SCHNURRENFELD ). In dieser modernen Namengebungsphase ist sehr gut zu beobachten, welche Selbstentwürfe für die Stadt Basel zu verschiedenen Zeiten
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Einleitung
gutgeheissen w urden und ob sich die Politik der Namenvergabe in ihrer Thematik änderte oder konsequent beibehalten wurde ( vgl. NbBS 3, Moderne Strassennamen ). Die amtlich vergebenen Namen werden in der modernen Stadt auf Strassenschildern sichtbar und prägen dadurch auch die öffentliche Wahrnehmung der jeweiligen Orte. Doch neben den offiziell gesetzten Toponymen begegnet man in Basel noch einer Vielzahl weiterer verschriftlichter Ortsnamen. Seien dies Hausnamen, Gastronomienamen, Institutionsnamen oder Gewerbenamen. Mit einer ‹ visuellen Flurbegehung ›, bei der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsteams zwischen 2008 und 2013 alle in der Stadt angeschriebenen Toponyme fotografisch dokumentiert haben, wurde versucht, auch all jene verschriftlichten informellen Namen festzuhalten und im Buch sichtbar zu machen, die die gleichen Namenelemente enthalten wie die auf Plänen und Karten verzeichneten Orte. Auf diese Weise wird das städtische Namennetz noch vollständiger abgebildet und zugleich die Kontinuität mancher Namenelemente in der städtischen Geschichte deutlich. Die hier im Sinne einer Einleitung nur kurz angerissenen Phänomene der städtischen Toponymie werden im dritten Band des Namenbuchs Basel-Stadt ‹ Ortsnamengebung im Kanton Basel-Stadt › ausführlich wissenschaftlich diskutiert und in Bezug zu den für die Landgemeinden untersuchten mikrostrukturellen Ortsnamen gesetzt. Der Auswertungsband widmet sich ausserdem, ausgehend von den im vorliegenden Band behandelten Toponymen, einzelnen Themen in separaten Aufsätzen : den ältesten überlieferten Ortsnamen, den Fortifikationsnamen, den Kirchennamen, den Haus- und Familiennamen, den Flurnamen, den vormodernen und modernen Strassennamen und den informellen, vor allem mündlich gebrauchten Ortsnamen ( z. B. Käppelijoch, Flora-Beach ), die ebenfalls zu den städtischen Toponymen gehören, aber selten verschriftlicht worden sind und kaum Eingang in die offizielle Namengebung fanden.
Inga Sieg fried, 2016
Zum Aufbau des Ortsnamenlexikons
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Zum Aufbau des Ortsnamenlexikons
Lemmatisierung und Namenschreibung Ist ein Namenelement in mehreren Ortsnamen vertreten, wurde das den verschiedenen Ortsnamen gemeinsame Bestimmungswort als Lemma angesetzt ( z. B. finden sich unter dem Lemma AU der FlurN Auf der Au und die StrassenN Auberg und Austrasse ). StrassenN sind unter ihrem Bestimmungswort angesetzt, auch wenn dieses in der vorkommenden Namensform flektiert ist ( z. B. steht Bergalingerstrasse unter dem Lemma BERGALINGEN ). Alle verzeichneten Namen sind nach ihrer offiziellen Schreibung angesetzt, h istorische Namenschreibungen wurden ausgehend vom jüngsten Beleg übernommen. Inoffizielle Ortsnamen ( wie z. B. GastroN ) sind auf Grundlage einer fotografischen Dokumentation wiedergegeben.
Zum Aufbau des Ortsnamenlexikons
Artikelaufbau
Die Ortsnamenartikel bestehen jeweils aus zwei Teilen. Im grau unterlegten Kasten wird zu den einzelnen Lemmata eine sprachlich-namenkundliche und kulturgeschichtliche Beschreibung gegeben. Dabei wird die Herkunft der einzelnen Ortsnamen sowie die Bedeutung der den Namen zugrunde liegenden Wörter und deren in den Belegen teilweise sichtbar werdenden älteren Formen im Mittelhochdeutschen erläutert. Noch ältere oder andere Sprachstufen werden nur berücksichtigt, wenn sie für die Erklärung notwendig sind. Alle Angaben sind mit einem wissenschaftlichen Apparat versehen, der mithilfe des Abkürzungsverzeichnisses, der Liste von Fachwörtern sowie der Quellen- und Literaturliste aufgeschlüsselt werden kann. Bei unsicheren Deutungen werden Optionen genannt, welche für die Motivation eines Namens infrage kommen. Die an die grauen Kästen anschliessenden Absätze ( hier im Beispiel ebenfalls hell unterlegt ) listen die zugehörigen in Basel vorkommenden Ortsnamen auf und geben, wenn möglich und nötig, eine Kurzdeutung des Ortsnamens an, seine Lokalisierung ( wenn möglich mit Koordinaten ) und seine historischen Belege ( ➝ Quellenlage ). Bei den Koordinaten ist zu berücksichtigen, dass diese Punktangaben nur einer groben Orientierung dienen; der Geltungsbereich, auf den sich die Ortsnamen beziehen, ist hingegen meist ausgedehnt und historischen Veränderungen unterworfen. Anhand des folgenden Beispielartikels wird der Aufbau nochmals genau aufgeschlüsselt. Lemma : DRAHTZUG
Deutung und Besprechung des Namens ( zu den verwendeten Abkürzungen siehe das Abkürzungsverzeichnis; die in Klammer stehenden Literaturangaben lassen sich über das Literaturverzeichnis aufschlüsseln ) : Subst. m. nhd. Drahtzug ‹ Anstalt, wo das Metall zu Draht gezogen wird › ( Adelung, Wörterbuch 1, 1536; GDW 2, 1331 ). Eine entsprechende vormoderne Anlage und Mühle an einem Gewerbekanal in Kleinbasel stand im Vorwerk der ehem. Stadtbefestigung auf dem Areal zwischen dem Claramattweg und dem Claragraben ( INSA 2, 138 f.; Siegfried, StrassenN, 86; ➝ DICH ). Die 1863 amtl. benannte Drahtzugstrasse nahm den GewerbN auf und knüpft evtl. an einen inoffiziell genutzten StrassenN Drahtzugweg an ( Bau H4, 1860; Salvisberg, StrassenN, 140 ).
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Zum Aufbau des Ortsnamenlexikons
Belegte oder normalisierte lokale Namenform, Genus ( hier : maskulin ), Namenklasse ( hier : Gewerbename ), Kurzdeutung : Drahtzug m. GewerbN, ‹ Anlage zur Drahtherstellung ›.
Lokalisierung des Namens mit Koordinaten sowie Höhenangabe und ggf. mit Verweis auf eine Abbildung im Lexikonanhang : Ehem. Industriegebiet auf dem Areal des heutigen Claragrabens Nr. 82 und 84 zwischen der Drahtzugstrasse und der Clarastrasse ( 611731 / 268010 ; 256 ) : Belegauswahl für den Namen, beginnend mit dem jüngsten Beleg und chronologisch absteigend fortgeführt bis zum ältesten ( jedem Namenbeleg ist eine Klammer mit Quellenangaben beigefügt; diese lassen sich über das Quellenverzeichnis aufschlüsseln ) : 1862 Drahtzug ( Neues Nummern- und Adressbuch, 167 ); 1859 Drahtzug ( Plan H 3,11, S5 ); 1858 Drahtzug ( Falkner S 5,13 ); um 1836 Drathzug ( Plan A 1,4 ); 1832 Drathzug ( Keller Plan Basel, Kleinbasel ); 1786 Drahtzug ( Ryhiner Plan, Kleinbasel ); 1775 vor minderen Stadt Ba∫el, aùf dem Drahtzùg ( NotA 122, 397 ); 1751 Antheil an beyden Mühlenen aùf dem Drahtzùg ( GerA R14, 356 ); 1736 jnnert beÿden Stattmatten, ligenden ∫o genanten Hammer vnd Tratzùg Mahlmühlen ( NotA 33, 54v ). Wenn für Ortsnamen im ‹ Neuen Baseldeutsch Wörterbuch › ( NBW ) oder in der Erhebung der Forschungsstelle ‹ Orts- und Flurnamenforschung Basel-Stadt › ( Umfrage NbBS ) ein Beleg für die gängige mundartliche Aussprache vorliegt, ist die Namenzeile um eine grau gesetzte dialektale Lautung erweitert : Dorenbach m. ( älter f. ) GewN, Doorebach wahrsch. ‹ Bach bei den Toren ›.
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Basel
Abb. 10 Ausschnitt ( Grossbasel-Ost ) aus dem ‹ Geometrischen Plan des Banns der mehreren Stadt
Basel › von Johann Heinrich Hofer, 1818–1820.
Basel
Abb. 11 Ausschnitt ( Grossbasel-West ) aus dem ‹ Geometrischen Plan des Banns der mehreren Stadt
Basel › von Johann Heinrich Hofer, 1818–1820.
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