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Schachnovelle — Seite
from films 09/2021
Ich-Schwarz gegen Ich-Weiß
Schachnovelle
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——–—— ab 23.9. im Schloßtheater
Geschrieben während des 2. Weltkriegs im brasilianischen Exil und erst posthum veröffentlicht, ist die Schachnovelle das letzte und mit einer deutschen Auflage von 1,2 Millionen Exemplaren zugleich erfolgreichste Werk Stefan Zweigs, von Germanisten gefeiert als „Glücksfall ausgereifter Erzählkunst“ und als Schullektüre empfohlen. Regisseur Philipp Stölzl (Der Medicus; Ich war noch niemals in New York) hat Zweigs Novelle nun verfilmt, mit dem so ungemein intensiven und wandlungsfähigen Oliver Masucci (Er ist wieder da; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl; Dark) in der Rolle eines österreichischen GestapoGefangenen, der in der Einzelhaft mit Hilfe von auswenig gelernten Schachpartien dem Wahnsinn zu entgehen hofft. Im Gegensatz zur Vorlage bricht der Film die Grenzen zwischen Kerngeschichte und Rahmenhandlung und verleiht so dem Geschehen eine zusätzliche dramatisch-bedrückende Dimension …
Wien, 1938: Österreich wird von den Nazis besetzt bzw. „heim ins Reich“ geholt. Kurz bevor der sarkastische Nazigegner Dr. Bartok mit seiner Frau Anna in die USA fliehen kann, wird er verhaftet und ins Hotel Metropol gebracht, das Hauptquartier der Gestapo. Als Vermögensverwalter des Adels und der Kirche soll der Anwalt dem Gestapo-Leiter Böhm Zugang zu den Nummernkonten ermöglichen. Da Bartok sich weigert zu kooperieren, kommt er in Isolationshaft. Über Wochen und Monate bleibt der Anwalt standhaft, verzweifelt jedoch zusehends – bis er durch Zufall ein Schachbuch in die Finger bekommt. Eigentlch betrachtet er Schach als „eine Freizeitbeschäftigung für gelangweilte preußische Generäle“, aber mit Hife des Buches kämpft er in den kommenden Monaten gegen den drohenden Wahnsinn an, indem er alle dort beschriebenen Schachpartien auswendig lernt und im Geiste immer wieder durchspielt. Doch dadurch stellt sich bei Bartok eine andere Form von geistiger Verwirrung ein, denn er spaltet sich sozusagen in die Persönlichkeiten Schwarz und Weiß und fordert sich so immer wieder selbst zu einer nicht enden wollenden Revanche auf …
Schachnovelle — Deutschland 2020 — Regie: Philipp Stölzl — Drehbuch: Eldar Grigorian, nach der Novelle von Stefan Zweig — Kamera: Thomas W. Kiennast — Musik: Ingo Frenzel • Mit Oliver Masucci (Dr. Bartok), Albrecht Schuch (Böhm & Czentovic), Birgit Minichmayr (Anna Bartok), Rolf Lassgård (McConnor), Andreas Lust (Prantl), Samuel Finzi (Koller) u.a. — 112 Minuten