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großes Fest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
from filMS 7/2022
Oh mein Gott, nicht das noch!
Monsieur Claude und sein großes Fest
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——–—— ab 21. 7. im Schloßtheater | Vorpremiere beim Sparda-Bank Sommernachtskino: Mi 20. 7. um 20.00 Uhr (Eröffnung)
Vive la France: Die meistens Fans außerhalb von Frankreich hat Monsieur Claude Verneuil in Deutschland, denn die beiden bisherigen Filme über den Kleinstadt-Notar aus Chinon, seine frömmelnde Frau, ihre vier Töchter und die sein erzkonservatives Weltbild erschütternden Schwiegersöhne brachten es 2014 und 2019 zusammen auf über 5 Millionen Besucher in den deutschen Kinos. Ein dritter Streich war also eine vielerhoffte Unvermeidlichkeit, denn obwohl das Fegefeuer der Vorurteile bei Monsieur Claude nicht mehr ganz so wild lodert, ist es noch nicht vollständig erloschen: In der Asche glimmt noch weiter komisches Konfliktpotenzial, dem sich der erneut großartige Christian Clavier bereitwillig ausliefert.
Monsieur Claudes Spaziergänge durch sein 8.000Einwohner-Heimatstädtchen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Er und seine Frau Marie sind seit den multikulturellen Vermählungen ihrer vier Töchter zwar gestählte Profis im Anzapfen tiefster Toleranzreserven, doch die sind allmählich aufgebraucht. Denn die ungeliebten Schwiegersöhne muss er jetzt jeden Tag ertragen, weil alle inzwischen in der Nachbarschaft leben! Deren permanentes Gezänk entlockt Monsieur Claude ungeahnte Fähigkeiten in den Disziplinen Durchatmen, Augenbrauen-Hochziehen und plötzliches Verschwinden. Insgeheim wünscht er sich massive Ehekrisen bei den Töchtern herbei und hofft sogar auf mögliche Scheidungen. Indes fragt sich Marie, wie es eigentlich um ihre eigene Ehe bestellt ist, denn der 40. Hochzeitstag steht unmittelbar bevor, und auch eine reife Liebe will gepflegt und nicht einfach nur abgesessen sein. Claude verspricht der Gattin denn auch zur Rubinhochzeit ein ruhiges romantisches Abendessen à la française, doch er ahnt nicht, dass die vier Töchter still und heimlich dabei sind, sein persönliches Armageddon zu planen: eine XXL-Familienfeier, bei der Claude und Marie ihr Eheversprechen öffentlich erneuern werden und an der auch alle Schwiegereltern aus der ganzen Welt teilnehmen sollen. Während die Töchter inklusionssensible Hochzeitspläne schmieden,
verfallen die Ehemänner bei dem Gedanken an die Anreise ihrer Eltern eher in Schockstarre – schleppen doch alle vier teilweise unüberwindbare Familienkonflikte mit sich herum. Während die Schwiegereltern also wie die apokalyptischen Reiter erwartet werden, wachsen sich die leichten geopolitischen Differenzen der benachbarten Schwiegersöhne Rachid und David in eine Gartenzaun-Fehde aus, bei der die ungleichen Machtverhältnisse zwischen böswilligem Fallobst und leidender glatter Petersilie im Mittelpunkt stehen. Ein sehr verwirrter Chao fühlt sich von seinem SchwiegerPapa Claude mehr und mehr ins Abseits gedrängt, weil der seine Innereien malende Tochter Ségolène mit dem verliebten deutschen Kunsthändler Schäfer verkuppeln will, und der schwarze Schauspieler Charles vertieft sich ganz und gar in seine neue Rolle als Jesus Christus, den er in einem örtlichen Bühnenstück darstellen soll. Es folgen wahrlich unvergessliche Hochzeitsfeierlichkeiten, bei denen ausgerechnet der unterschwellig rassistische Monsieur Claude in den Disziplinen diplomatische Konfliktbewältigung und interkulturelle Beschwichtigung über sich hinauswächst ...
Qu’est-ce qu’on a tous fait au Bon Dieu? — Frankreich 2021 — Regie und Drehbuch: Philippe de Chauveron — Co-Autor: Guy Laurent — Kamera: Christian Abomnes — Musik: Mathieu Gonet • Mit Christian Clavier (Claude Verneuil), Chantal Lauby (Marie Verneuil), Élodie Fontan (Laure), Noom Diawara (Charles), Frédérique Bel (Isabelle), Medi Sadoun (Rachid), Alice David (Odile), Ary Abittan (David), Émilie Caen (Ségolène), Frédéric Chau (Chao), Pascal N’Zonzi (André Koffi), Salimata Kamate (Madeleine Koffi), Jochen Hägele (Schäfer) u.a. — 98 Minuten