Fascismo: German

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fascismo abbandonato K i n d e r f e r i e n l a g e r i n M u s s o l i n i s I ta l i e n

antaeus verlag / dewi lewis publishing



fascismo abbandonato – eine Reise zu den Relikten der faschistischen Moderne

Dieses Projekt begann als Reise: Der Künstler Dan Dubowitz und der Architekt Patrick Duerden hatten sich aufgemacht die „Colonie“ zu suchen, jene modernistischen Kinderferienlager, die von den italienischen Faschisten in den 1920er und 30er Jahren errichtet wurden, um die Kinder aus den Armenvierteln der Städten zu Disziplin und Gehorsam zu erziehen. Viele dieser Colonie – einige der schönsten modernen Gebäude Europas – wurden in den 1940er Jahren aufgegeben und verfallen seitdem. Dubowitz‘ und Duerdens Beschäftigung mit diesen modernen Ruinen bestätigten ihre Bedenken über den „langen und dunklen Schatten, den der Faschismus auf die Moderne wirft“. ¶ Jede Gesellschaft ist sehr selektiv bei der Auswahl historischer Gebäude und Anlagen, die sie als Denkmäler erhalten will. Diese Auswahl basiert öfter auf der „kulturellen Bedeutung“ als auf der architektonischen Leistung. Aus politischen und symbolischen Gründen werden einige alte Gebäude bewahrt während andere aufgegeben werden. Die Taliban zerstören uralte Buddha-Statuen und britische Minister ordnen den Abriss von Inkunabeln des modernen Wohnungsbaus an. Wenn man die Geschichte einer Gesellschaft an ihren Gebäuden ablesen kann, dann kann man anhand der Denkmalpflege zwischen den Zeilen der Geschichte lesen. ¶ In Deutschland feiert man immer wieder das Bauhaus – die Tatsache, dass es von den Nazis geschlossen wurde, rechtfertigt das schon genug – in Italien hingegen pflegt man ein weniger eindeutiges Verhältnis zu seiner modernen Architektur. Italiens hervorragendste Gebäude der Moderne wurden von den Faschisten errichtet. Zwischen 1925 und 1940 brachte Mussolini ein sehr vielfältiges und ehrgeiziges Programm öffentlicher Bauvorhaben auf den Weg. Die Gebäude wurden von Italiens innovativsten Architekten erbaut, um die Dynamik und Disziplin des faschistischen Regimes zum Ausdruck zu bringen. ¶ Die Formensprache der Colonie stellt sich sowohl international dar, da sie klare Linien und dynamische Formen der frühen Moderne und des Futurismus verwendete, als auch nationalistisch – vor allem dann, wenn sie auf das römische Reich anspielte. Es gibt einige Elemente bei diesen Colonie, die derart klar die autoritären und gewaltverherrlichenden Seiten des Regimes beschwören, dass es schwer ist, Architektur und Politik voneinander zu trennen. Dubowitz und Duerden haben bei einigen Italienern die wachsende Sorge wahrgenommen, dass die Sanierung der Colonie und anderer faschistischer Bauwerke vielleicht die politische Rehabilitierung ihrer Erbauer mit sich bringen könnte. ¶ Roms rechtskonservativer Bürgermeister Gianni Alemanno wurde unter anderem deshalb gewählt, weil er versprochen hatte, Richard Meiers kürzlich fertig gestelltes Ara Pacis Museum abzureißen, das einen antiken römischen Altar einhaust. Wie Mussolini auch interessiert sich Alemanno für die Themenfelder, in denen sich politisches und kulturelles Leben überlappen. Er hat deutlich gemacht, dass er die Präsentation und Interpretation von Italiens Altertümern und Denkmalen als eine politische Aufgabe erachtet. Das architektonische Erbe ist ein politisches Schlachtfeld. ¶ Dubowitz’ Bilder und Duerdens Texte liefern einen intuitiven Zugang sowohl zur historischen als auch zur aktuellen Debatte. Ihre Arbeit zeigt gegensätzliche Gedanken über zentrale Themen unserer Zeit auf: Kindheit, Pädagogik, Moral, Identität, Militarismus und Nationalismus. Sie wirft die Frage auf, ob Architektur politisch neutral sein kann: Kann der architektonische Entwurf als eine Reflexion politischer Werte oder als wichtiges Mittel ideologischer Legitimation verstanden werden? Hauptsächlich aber berührt fascismo abbandonato die derzeitige Diskussion über den Beitrag der Moderne zu einem wirklichen Fortschritt an der Menschheit. penny lewis


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aufgegebener faschismus

Als Dan Dubowitz und ich uns 2005 aufmachten, um nach verlassenen modernistischen Gebäuden des faschistischen Italiens zu suchen, war es vor allem der Widerspruch zwischen der Architektur der Moderne, der Baukunst des „Fortschritts“, und dem Faschismus, der „Gegenrevolution“, der dieses Thema für mich interessant gemacht hat. Zurzeit wird die internationale Bedeutung der Architektur des faschistischen Italiens (1922–45) kaum anerkannt. 1948 wurde der Antifaschismus in der italienischen Verfassung eingeschrieben und stellt nach wie vor ihr Grundprinzip dar. Folglich wurde die faschistische Architektur von der Gesellschaft auch immer abgelehnt, da diese nicht in der Lage war, ihr einen kulturellen Wert beizumessen. Die Bauprogramme der faschistischen Regierung waren gewaltig und fanden damals international Beachtung, heute aber sind diese Gebäude bis auf wenige berühmte Ausnahmen vergessen und ihre Architekten weitestgehend unbekannt. Schlüsselwerke wie der Bahnhof Roma Termini wurden bis zur Unkenntlichkeit entstellt, andere verfielen. Zu Letzteren gehört eine große Anzahl von colonie di infanzia – Kinderferienlagern, die durch die faschistische Jugendorganisation errichtet wurden. Es gibt einige Gründe, warum diese Gebäude überlebt haben: Die allesdurchdringende faschistische Ideologie, für die sie entworfen worden waren, machte ihre Weiter- oder Umnutzung schwer möglich und auch nicht verantwortbar. Zudem stellte es sich durch die Abgeschiedenheit ihrer Standorte wesentlich einfacher dar, sie zu ignorieren, als sie abzureißen. ¶ Die Architektur der Moderne übte eine gewisse Anziehungskraft auf Benito Mussolini, den Duce, aus. In ihr sollte sich die Identität des „Neuen Italiens“ manifestieren im Gegensatz zur rückwärtsgewandten und liberalen Vergangenheit. „Jede Revolution“, erklärte er, schaffe „neue Formen, neue Mythen und neue Bräuche“. So gab es unter Mussolini eine faschistische Art zu grüßen (der römische Gruß), zu laufen (der passo romano), zu essen (nämlich maßvoll), zu schreiben, zu sprechen und zu denken. Der faschistische Stil war betont kurz und energisch, im Gegensatz zur laxen und lockeren Art des demokratischen und liberalen Ausdrucks. ¶ Die Futuristen, die Mussolinis Regime enthusiastisch unterstützten, priesen die technischen Errungenschaften des neuen Maschinenzeitalters wie die weißen Telefone, die von den Filmemachern so geschätzt wurden, die Littorine-Züge der Ferrovie dello Stato und die Savoia-Marchetti-Wasserflugzeuge. Futuristische Architekten wie Angiolo Mazzoni und Clemente Busiri-Vici entwarfen Gebäude die ähnlich reduziert und stromlinienförmig aussahen. Ihre Leidenschaft für Symbole des Maschinenzeitalters speiste sich aus dem tiefen Glauben an die transformative Kraft ästhetischer Gestaltung. Sie entwarfen Gebäude als Maschinen in dem Glauben, dass sich die faschistische Utopie durch solche architektonische Ausdrucksformen verwirklichen würde. ¶ Das faschistische Regime war sich jedoch nicht immer einig in der Ablehnung der Vergangenheit. Der Rückgriff auf die Historie stand für kulturelle Kontinuität, wenn sich faschistische Ideologen der Geschichte bedienten, um ihre imperialen Ambitionen zu untermauern. In Mazzonis Architektur wurden dementsprechend Maschinenmotiven Anspielungen auf die römische Antike gegenübergestellt. Der allgegenwärtige fascio, das Liktorenbündel, das in der Antike das Symbol für das herrschende Recht war, wurde zu einem symbolischen architektonischen Element, das in Form eines Treppenhauses, eines Fensters, einer Türklinke oder einer Säule auftauchen konnte. ¶ Gleichzeitig reagierte eine jüngere Architektengeneration, die Rationalisten, auf das, was sie als Betonung von stilistischen Schmuckelementen verstanden. Die Mailänder Gruppo Sette und ihre


Gesinnungsgenossen in Turin waren der Überzeugung, dass eine Ideologie die Gesellschaft mittels architektonischer Gestaltung verändern und diese das Neue Italien des Duce hervorbringen würde. Um den Bruch mit der Geschichte nicht allzu deutlich werden zu lassen, beschworen die Rationalisten den Geist der Vergangenheit, um die in der Sache neue Entwurfshaltung durchzusetzen, die zudem von einer Rhetorik getragen wurde, die eine schlagende Ähnlichkeit zur politischen Sprache des faschistischen Regimes hatte. Mit Le Corbusier konnten die Rationalisten für diese Annäherung ein weiteres Argument heranführen: „Ein neues Zeitalter ist angebrochen. Ein neuer Geist ist in der Welt“, erklärte Le Corbusier. „Rom ließ es sich angelegen sein, die Welt zu erobern … Ist sie gewalttätig – um so schlimmer oder um so besser“. Diese Worte wurden 1923 in „Vers une architecture“ veröffentlicht, jenem Jahr, in dem Mussolini an die Macht kam. Wenn Le Corbusiers Sympathie für den Faschismus auch nicht bedingungslos war, so fanden der väterliche Unterton, die latente Angst und die utopischen Vorstellungen dieses Vordenkers der modernen Architektur im Faschismus ihre volle Entsprechung. ¶ Mussolini bekannte sich 1934 zur rationalistischen Architektur und nach intensiven Vorgesprächen wurde Le Corbusier im gleichen Jahr nach Italien eingeladen. Durch einige unglückliche Fehlplanungen fiel sein Besuch mit Mussolinis erstem Zusammentreffen mit Adolf Hitler zusammen und der große Architekt reiste wieder ab, ohne den Duce getroffen zu haben. Mussolini erklärte später, dass ihn Kunst oder Architektur nicht beeindruckten und er nicht verstehen könne, warum Hitler darauf bestanden hatte, bei seinen zweiten Italienaufenthalt 1938 die Uffizien in Florenz zu besuchen. ¶ Das Ergebnis von Mussolinis ambivalenter Haltung gegenüber den Künsten war, dass die Architektur des Faschismus dadurch auffällig pluralistisch war und die im Kern unvereinbaren Positionen von Modernisten und Traditionalisten nebeneinander bestanden. Die Architekturdebatte in Italien wurde zu einem Schlachtfeld, auf dem sich die Vorkämpfer der beiden Lager – auf der einen Seite von Ugo Ojetti angeführt auf der anderen Seite von Marcello Piacentini – darin wetteiferten, ihr Bekenntnis zum Faschismus zu demonstrierten. Allerdings ging es in ihren Diskussionen nie um politische oder soziale Zielstellungen. Die Aufrichtigkeit des Sozialprogrammes der Regierung wurde nie in Frage gestellt, was die Diskussion jedoch entzündete, war die Auffassung darüber, welche Form denn nun am besten den Faschismus repräsentiere. Man beschäftigte sich nie damit, was den Faschismus selbst ausmacht. ¶ Das Regime hatte die Idee von einem neuen Italiener, vom l’uomo nuovo del tempo di Mussolini. Der Elitesoldat des neuen römischen Reiches sollte mutig, entschlossen und unbezwingbar sein. In der Absicht die Italiener in diesem Sinne zu formen, brachten die Faschisten das gewaltige Projekt eines neuen Sozialstaates auf den Weg, der allerdings nicht auf Wohlfahrt abzielte, sondern auf den Krieg. Das Ingenieurswesen, die Wissenschaften und die Medizin lieferten Modelle für das Programm einer bonifica umana, einer Läuterung oder Besserung des Menschen, die von weiteren bonifica-Programmen zur nationalen Erneuerung begleitet wurden, von denen das bekannteste die bonifica agricola ist, das Programm zur Urbarmachung von Land. Der Begriff bonifica beinhaltete auch die Verachtung für die Reformunwilligen; die Faschisten gebrauchten eine ähnlich abschätzige Sprache, um das Leben von Millionen Italienern darzustellen wie die Lebensbedingungen in den malariaverseuchten Pontinischen Sümpfen. Unter dem Schlagwort bonifica umana reorganisierten und erweiterten die Faschisten die bestehenden Maßnahmen zur Erziehung, Gesundheit und 6 | 7


Sozialfürsorge nach industriellen Prinzipien und in einem industriellen Maßstab. Das Regime sorgte für die medizinische Betreuung, Hygiene, körperliche Ertüchtigung und zahnmedizinische Versorgung der Massen während in anderen Ländern die Gesundheit noch das Privileg der Bessergestellten war. ¶ Die paramilitärischen Jugendorganisationen, das Opera Nazionale Balilla (ONB) und nach 1937 die Gioventù Italiana del Littorio (GIL) stellten zentrale Säulen dieser Programme dar, um die italienischen Jugendlichen zu überzeugten Faschisten zu machen. Beide Organisationen waren wichtige Bauherren für die colonie di infanzia, die sie als Gesundheitseinrichtungen und Ferienlager an der Küste der Adria und des Tyrrhenischen Meeres errichteten. Die Colonie vereinigten moderne Architektur, frische Luft und Disziplin, um Körper und Seele der italienischen Jugendlichen zu „faschisieren“. Die Kinder wurden weit weg geschickt: weg von den stagnierenden Städten, die für Italiens Vergangenheit standen, und weg von traditionellen Strukturen der Familie und anderer Gemeinschaften. Im Kontext der großen öffentlichen Bauprogramme boten die Colonie ungeahnte Möglichkeiten für ambitionierte Architekten. Die Colonia wurde ein eigener faschistischer Gebäudetyp, der unter den Maßgaben der ONB und der GIL entwickelt wurde. Marschieren, synchrones Exerzieren und Gymnastik, das Hissen der Flagge, Appelle und Treueschwüre auf die Regierung bestimmten die Dramaturgie des Tagesablaufes in den Colonie und brachten entsprechende Topoi hervor wie Türme, Rampen und Appellplätze für paradierende Balilla. Im Gegensatz zu diesen Spektakeln galt Luxus offiziell als anti-pädagogisch und anti-sozial, weswegen die Colonie nur die einfachste Unterbringung vorhielten. Die Schlafsäle waren einschüchternd, offen und kahl und konnten bis zu Hunderten von Kindern beherbergen. Italienische Eltern brachten widerspenstige Kindern oft mit folgender Drohung zur Vernunft: „Ti mando in colonia!“ (Ich schick‘ dich in die Kolonie!). ¶ Für eine ganze Generation von Italienern war die Erfahrung des Faschismus prägend und viele fühlen sich von ihm immer noch angezogen. Da der Faschismus aus der lebendigen Erinnerung verschwindet, mag er vielen jungen Italienern nur noch als gewöhnlicher Teil ihrer Geschichte erscheinen. Italiens rechtskonservative Politiker schätzen heute wieder die architektonischen Leistungen des Faschismus. Das ist der größte Rückschlag für alle diejenigen, die in ihren Ländern das Erbe der modernen Architektur von dem Ballast ihrer historischen politischen Entstehungsbedingungen eigentlich zu trennen versuchen. Bei der Betrachtung der faschistischen Architektur – aus meiner Perspektive außerhalb Italiens – erscheinen mir die verlassenen Colonie als eine Metapher für das Vermächtnis des Regimes im nationalen kollektiven Gedächtnis, ein Vermächtnis, über das es sehr kompliziert, anstrengend und schmerzhaft ist nachzudenken, das aber zu wichtig ist, um vergessen zu werden. Die Zukunft der Colonie hängt von der Lösung dieses Problems ab. Faschismus ist leider noch nicht ganz vergangene Geschichte. Er lässt sich aber weder durch die Vernichtung seiner Denkmale austreiben noch dadurch, sie als sein Kulturerbe zu verpacken. patrick duerden


fascismo abbandonato S. 3 – eine Reise zu den Relikten der faschistischen Moderne Penny Lewis aufgegebener faschismus S. 5 Patrick Duerden Colonie 1. Colonia Marina PNF Genova S. 10 2. Colonia Marina „Rosa Maltoni Mussolini“ S. 16 3. Chiesa di Santa Rosa, Centro Servizi del Calambrone S. 26 4. Area Centro Servizi del Calambrone S. 28 5. Colonia Elioterapica Fluviale „Maria Pia di Savoia“ S. 38 6. Colonia Montana di Rovegno S. 44 7. Colonia Fluviale „Roberto Farinacci“ S. 50 8. Colonia Marina delle Montecatini S. 56 9. Colonia Marina della Federazione Fascista di Novara S. 68 10. Colonia Marina „Amos Maramotti“ S. 80 11. Colonia Marina „Costanzo Ciano“ di Varese S. 88 12. Colonia Marina „XXVIII Ottobre“ S. 100 13. Colonia Marina „Principi di Piemonte“ S. 108 die colonie als politisches instrument S. 115 Arne Winkelmann bibliographie

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Verzeichnis

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Dank und Impressum

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Die Übersetzung der englischen Bildunterschriften findet sich unter www.civicworks.net/books/fascismo-german

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colonia marina “rosa maltoni mussolini� 16 | 17




An aeroplane approaching Pisa airport passes at about 1000 feet over Tirrenia. If you look down, you get a fleeting glimpse of the beach and, here and there, derelict buildings amongst the encroachment of holiday chalets and swimming pools that now form a continuous ribbon along the once deserted Tuscan coast. Seen from above these buildings were designed to resemble giant aeroplanes, boats or huge machine parts; futurist symbols of aspiration towards modernity. But this is not obvious today to the casual observer; instead there are collapsed roofs lost amongst the forest of umbrella pines. The repainted orange walls of one half of the symmetrical Colonia Rosa Maltoni Mussolini (1925–35) stand out. This is the architectural masterpiece of the futurist Angiolo Mazzoni, who became well known as the chief engineer of the Ferrovie dello Stato (Italian State Railways). In what was then remote from the dusty and often deprived conditions of the city, the sand, the modern architecture, the pines, and the mountains of Tuscany in

the far distance would have seemed to the children who came here a vivid evocation of the new Italy the regime was creating. Today, the coastal strip is shorn of this meaning; in their own way the Emilia Romagna and Tuscan coasts are as suburban as Surbiton. The painted half of the colonia has recently been converted to holiday apartments. The orange colour is a recreation of the building’s original appearance; on the unpainted half, faded patches of the original paint are here and there apparent. Amazingly, some of the furniture designed by Mazzoni is still in the unpainted part of the building. The design of the furniture was reminiscent of the work of the Viennese secessionist Joseph Hoffman; a reminder perhaps of the cultural eclecticism of the early twentieth century in architecture and politics alike.


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Males Ages Figli della lupa

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Balilla

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Balilla moschettieri

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Avantguardisti

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Avanguardisti moschettieri

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Giovani Fascisti

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Females Ages Figlie della lupa

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Piccole Italiane

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Giovani Italiane

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chiesa di santa rosa, centro servizi del calambrone 26 | 27



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The Fascist regime was preoccupied not with reality but with an imagined future dictated by il Duce and unfettered by the inconvenience of worldly matters. Tirrenia was reclaimed from the coastal wilderness north of Livorno, and a new town of colonie established on Mussolini’s orders, with roads and tramways, a huge open-air cinema, medical facilities, laundries and the administrative structure to service them. Nearby, film studios were established by Mussolini’s friend Giovacchino Forzano. Here Sophia Loren later lived in a Fascist-era modernist villa, and spaghetti westerns were filmed. By the 1970s the Forzano studios had been abandoned, and in the 1980s the architect Aldo Rossi proposed the site’s redevelopment as a holiday complex. His architectural approach drew on the compositional techniques of the futurists, but gone were the engine symbols and the towering fasces; Rossi’s historicising architectural language of domes, towers and arches was entirely different. In the end though, only the golf club that Rossi designed for Pisorno was realised.

In 2000 the disparate owners of this vast futurist linear city in ruins came together and set up a development company to regenerate it. A masterplan was drawn up by Pisa architect Beniamino Cristofani; the abandoned colonie are now being converted into holiday apartments.


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The logical result of fascism is the introduction of aesthetics into political life. Walter Benjamin, Illuminations, tr. Harry Zohn, New York, 1969, p. 234

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The state syllabus for elementary schools required that the first word to be learnt after mastering the vowels was EIA! the Fascist war cry. Whilst in arithmetic the first lesson taught was that: DEO = DUCE

Paolo Sorcinelli and Daniela Calanca (ed.), Identikit del Novecento: conflitti, trasformazioni sociali, stili di vita, Rome, 2004

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colonia elioterapica fluviale “maria pia di savoia� 38 | 39



Not all colonie were located on the coast. After a day spent looking for the Colonia Maria Pia di Savoia in Vercelli we were ready to abandon our efforts, but by now our snooping around the outskirts of town had attracted the attention of the Polizia. Things looked awkward, but we convinced our interrogator. Yes, he knew where the colonia was, and he would escort us there. But first, would we care to see Vercelli’s Fascist wall paintings? VIVA IL DUCE in two metre high letters? Although their removal was a legal requirement after the fall of the regime, a surprisingly large number of Fascist political slogans survive on walls across Italy. The Colonia Maria Pia di Savoia was built in 1936 as a non-residential Colonia Elioterapica (sun therapy colony) and designed by the technical office of the municipality. Remarkably it is still in use. Part of the building is the Alpini veterans’ association, whilst a gymnastic club and an archery club occupy other areas.

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colonia montana di rovegno 44 | 45



The 10 commandments of fascism 1. Know that the fascist, and in particular the soldier, must never believe in perpetual peace. 2. Punishments are always deserved. 3. The nation is served even by standing guard over a can of petrol. 4. A comrade must be a brother: – because he lives with you; – because he has the same faith as you. 5. You were not given arms so that they could fall into disuse, but to train you for war. 6. Do not ever say “the government will pay” because it is you who pays; the government is what you have willed and why you have put on a uniform. 7. Discipline is the soul of armies; without it there are no soldiers only confusion and defeat. 8. Mussolini is always right! 9. For a volunteer there are no extenuating circumstances when he disobeys. 10. One thing must be dear to you above all else: the life of il Duce.

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“Decalogo Del Milite Fascita Del 1928” of Renato Ricci adopted by the Opera Nazionale Balilla



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colonia fluviale “roberto farinacci� 50 | 51



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colonia marina delle montecatini 56 | 57




The Colonia Marina Montecatini was designed by Eugenio Faludi with the technical office of the SocietĂ Montecatini, and built in 1939. The brief required accommodation for five hundred Balilla. A huge tower with ramps for gymnastic displays rose 55 metres above ground level. The arch at the gates was designed as a miniature version of the arch Adalberto Libera planned but never built for the abandoned Esposizione Universale di Roma (1942). The tower of Colonia Marina Montecatini was rebuilt to less than half its original height in the late 1940s after the original construction was destroyed by the Nazis at the end of the war. The building remained in use as a hostel until recently.


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For Fascism, the state is an absolute, before which individuals and groups are relative. Individuals and groups are ‘thinkable’ in so far as they are in the state. Giovanni Gentile and Benito Mussolini, La Dottrina del fascismo, Milan, 1932

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Everything in them, from their abstract lines and volumes to their ground plans, which trace the itineraries of communal life, from the breadth and type of door and window frames and the design of railings, from plaster to floorings, colours and materials; everything combines – canteens and washrooms, dormitory and gymnasia – to make up the plastic form and visual image with which these children will identify the memories of periods spent in the Colonie. Having come from poor or very modest homes, the majority of these boys and girls will feel disposed here, for the first time, to accept the influence of taste; they will be stimulated, for the first time, to appreciate architectural form seen not just from the outside, but adapted for living within. Mario Labò and Attilio Podestà, L’architettura delle colonie marine italiane, In Casabella, no. 167/168, 1941

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colonia marina della federazione fascista di novara 68 | 69




By car and on foot, we searched the coastal strip from Rimini to Ravenna looking for abandoned colonie. The Italian seaside is simultaneously classy and crass, kitsch and couture. Whereas English seaside is all cheaply cheerful, fish and chips and candy floss, Italian seaside is well-heeled, neat and clean, but with Gucci gilt vulgarity. The Italians’ love affair with the beach happened after 1945, the beaches having been made accessible by the regime’s draining of the coastal marshes and building of the road infrastructure to serve the colonie. Colonia Novarese (1934) was designed by Giuseppe Peverelli and built in the staggeringly short time of just 126 days. Peverelli was an engineer influential in the Fascist hierarchy, and appointed Minister of Communications in 1943. He was arrested and put on trial in 1945, but acquitted. An unrepentant Fascist, he subsequently emigrated to Argentina. The functions of the Colonia Novarese were combined in a single structure like a miniature version of the Lingotto Fiat factory in Turin, but with the addition of strip windows.

The tower, the principal feature of the front of the building, was entirely clad in glass and modelled as a gigantic illuminated fascio. The structure was coldly functional, intended as a demonstration of the resolution of the Fascist will. The building’s streamlined silhouette lent it more than a passing resemblance to a warship; sufficiently so to encourage strafing attacks by Allied aircraft during the Second World War. In dereliction, Colonia Novarese has become a focus for delinquent activity. The core of the building is burnt out. In the darkened void at its heart stands an empty plinth, inscribed Duce, which once carried Mussolini’s statue. Now it is a focus for nihilistic neo-fascist graffiti.


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Balilla Creed I believe in Rome the Eternal, the mother of my country, and in Italy her eldest daughter, who was born in her virginal bosom by the grace of God; who suffered through the barbarian invasions, was crucified and buried, who descended to the grave and was raised from the dead in the 19th century; who ascended into heaven in her glory in 1918 and 1922; who is seated on the right hand of her mother Rome; who for this reason shall come to judge the living and the dead. I believe in the genius of Mussolini, in our Holy Father Fascism, in the communion of the martyrs, in the conversion of Italians and in the resurrection of the Empire. Libro fascista del Balilla (1936), In Years of Change: European History, 1890-1945, R. Wolfson (ed.), London 1978

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colonia marina “amos maramotti� 80 | 81



Colonia Amos Maramotti (Colonia Reggiana) (1934) in Riccione (Ravenna) was designed by Costantino Costantini, who also designed the famous Mussolini Dux obelisk in the Foro Italico in Rome. It was named after a student ‘martyr’ to the Fascist cause killed in a clash with communists in 1924. Its plan, a repetition of offset slab forms orientated towards sea and sun, and with projecting stair towers, was intended to represent an array of fasces. But the repetition of forms also implied the mechanisation of construction and the possibility of infinite extension. It was these functional aspects, rather than the representational one, which attracted rationalist acclaim for the building. Abandoned, it has become a repository for municipal detritus. Exploring the building we clambered over piles of children’s clothes in decayed cardboard cartons and mounds of mildewed cinema seats. Under this could be seen the terrazzo floor with its design of thousands of interlocking Fs; an echo of the repeating plan of the building. Fascism was everywhere under our feet.

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colonia marina “costanzo ciano� di varese 88 | 89




The most extraordinary monument left by the Fascist youth programme is the Colonia Costanzo Ciano (1937-9) in Milano Marittima. The work of Mario Loreti, it was occupied for only a single summer (in 1939, the year of its completion) and dynamited by the Nazis in 1945. The huge Piranesian ramps, today overgrown with fig trees, were intended for synchronised displays of marching Balilla. In 2005 homeless people were living in the lower parts of the building, whilst on the flat roofs, orchids and other wild flowers were in bloom. The building is in a state of collapse; whilst we were there a section of the floor caved in without warning. One explanation may be that perhaps the concrete was originally mixed with seawater. The ferrous reinforcement is exposed and scaled with rust; the folly of the Fascist utopia revealed by the intervention of reality, time, dereliction and decay. We learnt from the squatters that while it still stands the status of the Colonia Costanzo Ciano as a national monument renders its vast prime beachfront site worthless. But its condition has been declared as beyond repair and the building is to be razed to the ground. The site will then be worth in excess of 50 million Euros.


Italy has been turned into a great prison where children are taught to adore their chains. Lauro De Bosis, Story of my Death, London, 1933

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Credere Obbedire Combattere Believe Obey Fight Fascist political slogan

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The present spectacle of Italy, the state of her spiritual powers announces the imminent dawn of the modern spirit. Her shining purity and force illuminate the paths which had been obscured by the cowardly and the profiteers. Le Corbusier, Stile futurista 1, no. 2, August 1934, p. 13

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Colonia Marina XXVIII Ottobre (1932) on the Adriatic Coast at Cattolica (Rimini) was built to designs by Clemente Busiri-Vici. It was intended for the male children of expatriate Italians, and the well-known ScottishItalian sculptor Eduardo Paolozzi attended ONB summer camps here. The remarkable dormitory buildings are presented in the dynamic form of locomotives and steamships, suggesting that the children were not supposed to feel that they had arrived at any destination. The would-be colonists of the new Roman Empire were to be in continual transit. Two of the original four dormitories survive. By some bizarre but inspired twist of fate they have been converted into aquaria. Young and efficient sporty types have taken over, and the ghosts of the black shirts, the Balilla and the Figli della Lupa are gone, replaced by manta rays and shoals of angelfish.

I had a black shirt, sailor’s hat, white trousers…. You were allowed to keep the uniform. I remember too you had a shaved head. It was wonderful. When you are very young you don’t articulate experience. Eduardo Paolozzi, Wonderful World, In Cities of Childhood, London 1988


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In June 1941, Galeazzo Ciano admitted “the regime has made a mistake; for twenty years it has neglected these young men, and has had them in mind only to deck them out in uniforms, hats and capes, and herd them against their will into the squares to make a lot of noise.� Galeazzo Ciano, Diary 1939-43, New York, 1947

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die colonie als politisches instrument Die ursprüngliche rein humanitäre Bedeutung der Kinderkolonien (im folgenden Colonie genannt), wie sie im ausgehenden 19. Jahrhundert etabliert wurde, lag in der medizinischen Hilfe und Vorsorge. Den Krankheiten und Mangelerscheinungen, die auf fehlendes Licht, schlechte Luft und ungenügende Ernährung zurückzuführen waren, wurde hier mit ausgiebigem Sonnenbaden, körperlicher Ertüchtigung und ausgewogenen Mahlzeiten begegnet. Die von kirchlichen Wohlfahrtsorganisationen wie dem Opera Don Bosco oder dem Opera Bonomelli gesetzte Zielstellung der Colonie erfuhr jedoch während des Faschismus einen grundlegenden Wandel beziehungsweise einige Ergänzungen: ¶ Zum Einen erfolgte die Stärkung und Kräftigung der Jugendlichen nun im Sinne der Stärkung der italienischen Nation. Den faschistischen Machthabern ging es mit der physischen Besserung um die Stärkung des „Volkskörpers“, also weniger um die Kraft und Gesundheit des Einzelnen, als vielmehr um die körperliche Überlegenheit einer neuen Generation. Die Jugendorganisation der Balilla (Opera Nazionale Balilla), die 1937 von der GIL “Gioventù Italiana del Littorio (Seite nicht vorhanden)” Gioventù Italiana del Littorio) abgelöst wurde, hatte einen klaren paramilitärischen Charakter. Die Jugendlichen trugen Uniformen, zu denen auch ein Holzgewehr gehörte, waren in militärischen Hierarchien organisiert, führten Wehrsportübungen durch und bedienten eine Reihe von militärischen Ritualen wie Fahnenappellen, Vereidigungen und Heldenverehrung. Die Colonie trugen dazu bei, die Balilla körperlich und moralisch zu Soldaten zu erziehen. Die faschistische Regierung verstaatlichte sämtliche privat und kirchlich betriebenen Colonie und sorgte dafür, dass hier keine andere Organisation Einfluss auf die Jugend ausüben konnte. ¶ Zum anderen wurden die Colonie zur ideologischen Indoktrination und emotionalen Bindung an das faschistische Regime instrumentalisiert. Hierbei wurden zwei Strategien verfolgt: Zum einen die verstandesmäßige Unterrichtung und Erziehung der Kinder unter anderem durch politische „Aufklärung“ bei den täglichen Lehrstunden, und zum anderen durch das Aufbauen einer emotionalen Bindung, beispielsweise zur „Vaterfigur“ des Duce. Vor allem der emotionale Affekt sorgte dafür, dass die Aufenthalte in den Ferienlagern sehr positiv aufgenommen und nachträglich als „wundervolle Welt“ (Cities of Childhood, 1988, S. 10) verklärt wurden. Bezeichnend ist, dass in den 1920er Jahren auch Großindustrielle in den Colonie ein Potential sahen, die Kinder ihrer Angestellten und Arbeiter frühzeitig an Disziplin zu gewöhnen und an das Unternehmen zu binden. Große Industriebetriebe wie FIAT, Olivetti, Piaggio oder Montecatini errichteten und betrieben Colonie auch aus dem wirtschaftlichen Interesse, eine gesunde, effiziente und treue Belegschaft heranzuziehen. Als sehr späte Industrienation holte Italien damit das nach, was beispielsweise in Deutschland als paternalistische Unternehmenskultur schon in der Gründerzeit praktiziert wurde. ¶ Darüber hinaus wurde der Begriff „Colonia“ zur Paraphrase des zu erweiternden „Lebensraums“. Auch wenn der Begriff „Colonia marina“ in den 1920er Jahren bereits


lange geprägt war, so erhielt er durch den Faschismus eine zusätzliche Bedeutung. Als eine Reaktion auf den I. Weltkrieg stellte die Erschließung neuen Lands eines der wesentlichen Elemente des Faschismus dar. Dies fand zum einen durch eine aggressive Expansionspolitik und der tatsächlichen Annexion von Kolonien außerhalb Italiens statt und zum anderen durch die Neugründung von Städten im Mutterland selbst, den Città fondazione. Die Erschließung der adriatischen und ligurischen Küste durch die Colonie stellte einen weiteren Baustein in der Gewinnung von „Lebensraum“ in Italien dar. Das faschistische Regime schuf seiner Bevölkerung damit „neues Land“ und expandierte quasi nach innen. Mit der Siedlung Calambrone beispielsweise wurde sogar eine ganze Stadt mit Kinderkolonien auf einem Küstenstreifen vor Livorno errichtet (siehe Colonia „Rosa Maltoni Mussolini“ und Centro Servizi). ¶ Diese erweiterten Zielstellungen der Colonie führten zu Beginn der 1930er Jahre zu einem forcierten Bau neuer Ferienanlagen an den Küsten (colonie marine), in den Bergen (colonie montane oder alpine) oder als Tageseinrichtungen auf dem Land oder in der Peripherie der Städte (colonie elioterapiche). ¶ Die meisten Colonie wurden im Stil des Razionalismo errichtet. Bei der allgemeinen architekturhistorischen Rezeption der Bauten des Razionalismo werden vor allem baulich-räumliche Qualitäten hervorgehoben und ideologische Implikationen eher selten thematisiert. Auch bei den Colonie werden Architekturstil und Nutzungspraxis überwiegend getrennt betrachtet und ihre gegenseitige Bedingtheit nicht untersucht. Durch die vorrangig ästhetische Bewertung der Bauten wird eine moralisch-ethische Einordnung vermieden. Die stilistische Nähe des Razionalismo, der Architektur eines totalitären Regimes, zum International Style, der als die Baukunst der freiheitlichen Demokratie gilt, wird dabei selten problematisiert. Inwiefern aber diese moderne und avantgardistische Architektur der Colonie integraler Bestandteil der politischen Indoktrination war, soll im Folgenden aufgezeigt werden. ¶ Zunächst sei auf die strukturellen Analogien zwischen der Grundrissgliederung und der militärischen Hierarchie der Balilla verwiesen. Die Balilla waren in Einheiten organisiert, die dem historischen Vorbild der antiken römischen Armee folgten. Die kleinste Einheit ist der Trupp (squadra) mit 11 Kindern, drei Trupps bilden ein Manipel (manipolo), drei Manipel ergeben eine Zenturie mit 100 Kindern, wiederum drei Zenturien (centuria) bilden eine Kohorte (coorte) und das Dreifache einer Kohorte ergibt die größte Einheit mit 900 Personen, die Legion (legio). In den Colonie werden die Kinder nun meist in Schlafsälen von 11 bis 33 Betten untergebracht, also in der Belegung eines Trupps oder Manipels. Je Stockwerk oder Gebäudetrakt werden die Schlafsäle dann oft wieder in Dreiergruppen organisiert. Viele Colonie haben dann die Kapazität einer Kohorte und einige der größten Colonie die einer Legion wie die Colonia Novarese in Rimini oder die Colonia „XXVIII Ottobre“ in Cattolica. Insofern stellt die räumliche Organisation der Colonie mit Schlafsälen in den Größen der militärischen Einheiten schlicht die von Kasernen dar. Die bauliche 116 | 117


Struktur entspricht der von Mannschaftsquartieren. ¶ Ein weiterer Aspekt, der aus der Analogie zur Kaserne hervorgeht, ist der eines reibungslosen Ablaufs eines Massenbetriebs. Der Architekturhistoriker Michele Anderle hat von einer im Faschismus angestrebten „Maschinisierung des Menschen“ gesprochen, bei der dem Einzelnen nur noch die Rolle einer anonymen Funktion innerhalb einer Maschinerie zukommt. Dieses Bild lässt sich auf die strukturelle Gliederung und formale Gestaltung der Colonie übertragen. Die Colonie waren funktional klar gegliedert: Die Dienstleistungsbereiche wie Küche, Wäscherei und Verwaltung waren klar von den Bereichen der Kinder getrennt, die Schlaftrakte der Mädchen und Jungen waren voneinander getrennt (insofern eine Colonia nicht gleich nur dem einen oder anderen Geschlecht vorbehalten war), sämtliche Lebensprozesse der Besucher wie Schlafen, Essen und Waschen wurden kollektiviert und zusammengelegt. Entsprechend einer schnellstmöglichen Versammlung oder Verteilung der Kinder wurden die Gebäude meist mit breiten Rampenanlagen erschlossen, die oft kreisförmig oder in Bögen ausformuliert waren wie bei den Colonie Montecatini und Varese in Cervia. Die funktionale Ausdifferenzierung, klare Geometrien und teilweise panoptische Raumsituationen zur besseren Überwachung begünstigten den reibungslosen Betrieb der Ferienanlagen. Unter dem Schlagwort Mechanisierung und Maschinisierung ist auch die motorenähnliche Gestaltung wie bei der Colonia „Roberto Farinacci“ in Cremona oder der Colonia „Maria Pia di Savoia“ in Vercelli zu verstehen. ¶ Der Aspekt des Technischen spielt vor allem bei der symbolischen Funktion der Architektur eine Rolle. Bei den Colonie wie „XXVIII Ottobre“ in Cattolica, „Amos Maramotti“ in Riccione oder Novarese in Rimini ist das Schiffsmotiv eindeutig: Die Großformen der Gebäude evozieren klar Schiffsrümpfe, halbrunde Treppenhäuser wirken wie Buge, Geländer und Rampen erinnern an Relings und Gangways. Bullaugen und Fahnenmaste unterstreichen die nautische Motivik. Die Schiffsmetapher ist eine der zentralen Topoi in der Architektur der Moderne. Sie stand für den Aufbruch in eine neue Zeit, für eine Sozialutopie sowie Technikeuphorie und Fortschrittsglauben. Das Bild des Passagierschiffes liegt bei einer Erholungsarchitektur am Meer auch nahe, doch bei den Colonie wird nicht nur das Motiv des Ozeandampfers konnotiert, sondern auch, und das mag die erste Deutung sogar noch überlagern, das Motiv des Kriegsschiffes. Bei der Colonia „XXVIII Ottobre“ scheint eine kleine Flotte um einem Zentralbau, der auf einer zeitgenössischen Postkarte als „nave ammiraglia“ (Flaggschiff) bezeichnet wird, vor Anker zu liegen. Aufgrund ihrer gedrungenen Form wirken die vier Schlaftrakte wie Schnell- oder Torpedoboote der Marine und nicht wie Dampfer der zivilen Schifffahrt. Auch der Treppenturm der Colonia Novarese wirkt wie ein Geschützturm oder eine Kommandobrücke, die über dem Deck in die Höhe ragt. Zusammen mit der Balilla in Marineuniformen vervollständigt sich das Bild der Generation, die auf den Krieg, den Seekrieg vorbereitet werden soll. ¶ Die Architektur der Colonie diente auch als Rahmung für die politische


Emblematik. Der Präsentation faschistischer Symbole, Hoheitszeichen und Propagandaformeln wurde bei den baulichen Ensembles viel Platz eingeräumt. Die Appellplätze wurden meistens so ausformuliert, dass die Balilla-Reihen auf eine Rednerkanzel oder -balkon blickten, der meist Teil einer größeren geschlossenen Wandfläche war. Diese Wandflächen an prominenter Position trugen Schriftzüge, die den jeweiligen Namen der Colonia und das Jahr ihres Baus in faschistischer Zeitrechnung bestehend aus einer römischen Zahl und dem Zusatz E.F. für Epoca Fascista (Bsp. XII E.F. = 1933) beinhalteten sowie drei Fasces zeigten, die römischen Liktorenbündel, die von 1926 an das Hoheitszeichen Italiens darstellten. Die bauliche Komposition vieler Colonie kulminierte in diesen Baukörpern oder Wandflächen der propagandistischen Inszenierung. Das Motiv des Liktorenbündels findet sich auch heute in vielfachen Varianten wieder: Als eigener Baukörper wie runden Treppenhäusern oder kannelierten Türmen ausformuliert oder als Grundrissfigur wie bei der Colonia Rosa Maltoni Mussolini in Tirrenia. Als applizierte Hoheitszeichen bei den Rednerkanzeln und an den Eingängen, waren die drei Liktorenbündel am häufigsten anzutreffen. Die Architektur diente also dazu, die politischen Symbole und Embleme allgegenwärtig zu halten und den jungen Besuchern ständig vor Augen zu halten, wem sie ihren Aufenthalt zu verdanken haben, beziehungsweise wessen Gefolgsleute sie waren. ¶ Anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass auch in die Formensprache der modernen Architektur suggestive und manipulative Momente eingeschrieben werden können. Die vermeintlich universale und symbolfreie Baukunst der Moderne konnte im Rahmen einer totalitären Einflussnahme durchaus dienstbar gemacht werden und helfen, eine ganze Generation auf Regimetreue und Gewaltverherrlichung einzuschwören. Die Architektur des Razionalismo auf räumliche und ästhetische Qualitäten zu reduzieren bedeutet, sie zu entpolitisieren. Es bedarf hier einer differenzierten und kritischen Betrachtung, die auch politische und soziokulturelle Aspekte mit berücksichtigt. arne winkelmann

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Vacances et Loisiers, Juliausgabe der Zeitschrift “L’Architecture d’aujourd’hui” 1939


colonia marina pnf genova

Südlich von Genua an der Küste gelegen verfällt dieser Turm seit Jahrzehnten. Er gehört immer noch der Stadt Chiavari. Im Zug von Genua kommend bietet sich ein atemberaubender Blick auf die Colonia. Es scheint, dass seit Jahren große Bedenken herrschen, dass die Bürgermeister Chiavaris diese futuristischen Ikone erhalten oder es einer angemessen Nutzung zuführen können. Durch Umbauten im Innern hat das Gebäude seinen Charakter verloren, aber das Äußere ist weitestgehend original. Bei den Eingängen sind zwei Wandgemälde zu sehen: eines wurde übermalt, das andere ist noch teilweise erhalten.

Colonia Marina PNF Genova 1931 Colonia Fara Via Preti, Chiavari GE, Liguria Camillo Nardi Greco (1887–1968)

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colonia marina „rosa maltoni mussolini“

Colonia „Rosa Maltoni Mussolini“ 1931 Colonia „Villa Rosa“ Colonia Marina dei Ferrovieri Colonia Marina Postelegrafonici Colonia Pontificia Fiorentina Colonia O.D.A. „Regina del Mare“ Viale del Tirreno, Calambrone PI, Tuscany Angiolo Mazzoni (1894–1979)

Die riesige Colonia liegt am Strand von Tirrenia bei Livorno. Als das Post- und das Eisenbahnministerium voneinander getrennt wurden, wurde auch die Colonia in der Mitte geteilt, genau beim Haupteingang und dem verzierten Springbrunnen. Dank des Engagements der Stadt Pisa wurde die Colonia teilweise restauriert. Die Hälfte des Postministeriums wurde in Ferienapartments umgewandelt und wieder in einem leuchtenden Orange-Ton angestrichen. Die andere Hälfte steht nach wie vor leer und wird immer noch vom Sohn des damaligen Hausmeisters bewacht, der hier aufgewachsen ist und mit seinem Vater im Pförtnerhaus lebt.

Mazzoni war ein sehr talentierter Architekt und eine einflussreiche Person unter Mussolini. Seine Frau war die Tochter von Mussolinis Propagandaminister, Galeazzo Ciano. Als Leitender Architekt des Propagandaministeriums und der Staatlichen Eisenbahn entwarf Angiolo Mazzoni Hunderte von Bauwerken, davon eine große Zahl von Postgebäuden und Bahnhöfen. Mazzoni hat die Colonia „Rosa Maltoni Mussolini“ bis ins kleinste Detail durchgestaltet. Türklinken in Form von Rutenbündeln und eigenes Mobiliar aus Holz und Aluminium sind noch erhalten.


colonia marina „rosa maltoni mussolini“

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colonia marina „rosa maltoni mussolini“

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area centro servizi del calambrone

colonia elioterapica fluviale „maria pia di savoia“

Area Centro Servizi del Calambrone

Colonia Elioterapica Fluviale „Maria Pia di Savoia“

1934

1935

Viale del Tirreno, Calambrone PI, Tuscany

Colonia „Elena di Savoia“

Ghino Venturi

Corso Rigola, Vercelli VC, Piedmont

Dies ist der zentrale Empfangsbereich für die riesige Bandstadt der Colonie in Tirrenia nördlich von Livorno. Die Kinder kamen hier mit der eigens dafür gebauten Bahnlinie an und wurden ärztlich untersucht bevor sie in eine der vielen Colonie marschierten. Zu diesem Bereich gehörten eine Wäscherei, die mit einer Minerva-Statue geschmückt war, medizinische und zahnärztliche Einrichtungen sowie eine Kirche. In unmittelbarer Nachbarschaft wurde kürzlich ein Freiluftkino im Wald wiederentdeckt und restauriert. Dieser Empfangsbereich stellt auch den zentralen öffentlichen Platz im Rahmen einer Neuentwicklung des ganzen Gebietes dar. Die Sanierungs- und Abrissarbeiten sind bereits im Gange.

Uffici Tecnici Comunali Diese Colonia Elioterapica liegt an den Ufern eines sandigen Flusses zwischen Mailand und Turin. Am Ende einer langen Straße in einem Vorort der Stadt gelegen, dämmern einige Teile der Colonia ungenutzt vor sich hin, andere befinden sich seit ihrer Errichtung in kontinuierlicher Nutzung und werden von der Gemeinde bespielt und gepflegt. Turnvereine, Bogenschütze und ein Veteranenverein nutzen die verschiedenen Gebäudeteile und präsentierten stolz Fotos ihrer Vereinigungen aus den Jahren vor 1939.


colonia montana di rovegno

Diese Colonia befindet sich in einiger Entfernung von Rovegno weit oberhalb von Genua. In der Stadt hängen immer noch die Straßenschilder, die den Weg durch den Wald zur Colonia weisen. Das Gebäude wirkt wie ein riesiger Monolith inmitten einer unerwarteten Lichtung im Wald und bietet einen großartigen Ausblick auf den Apennin. Viele ausgetretene Pfade von Pilzsuchern und Wildschweinjägern laufen bei der Colonia zusammen.

Colonia Montana di Rovegno 1934 Località Colonia, Rovegno GE, Liguria Camillo Nardi Greco (1887–1968)

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colonia fluviale „roberto farinacci“

Colonia Fluviale „Roberto Farinacci“ 1938 Colonia Padane Via del Sale, Cremona CR, Lombardy Carlo Gaudenzi (1898–1969)

Colonia Elioterapica für den Tagesaufenthalt liegt außerhalb von Cremona an den Ufern des Po in einer gepflegten und sehr beliebten Grünanlage. Das Gebäude ist etwas vernachlässigt bis auf einen Teil, der im Sommer als Nightclub genutzt wird. Das frühere Planschbecken wird von Schildkröten bevölkert. Das Gebäude ist angenehm dimensioniert und wirkt fast intim.


colonia marina delle montecatini

Ursprünglich außerhalb errichtet liegt sie mittlerweile in bester Lage innerhalb der Stadt. Kurz nach dem die Aufnahmen gemacht wurden, hat die Staatliche Monopolverwaltung die Anlage verkauft, bisher wurde das Grundstück jedoch nicht entwickelt.

Colonia Marina delle Montecatini 1938 Colonia Monopoli di Stato Viale Giacomo Matteotti, Cervia RA, Emilia-Romagna Eugenio Faludi (1899–1981) zus. m. Ufficio Tecnico Montecatini

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colonia marina della federazione fascista di novara

Colonia Marina della Federazione Fascista di Novara 1934 Viale Principe di Piemonte, Rimini RN, Emilia-Romagna Giuseppe Peverelli (1893–1969)

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Früher direkt mit dem Strand verbunden wird diese Colonia nun durch eine Straße davon getrennt. Mit seinen spiralförmigen Rampen ähnelt dieser Bau sehr der FIAT-Fabrik in Turin-Lingotto. Das Gebäude ist das nüchternste und zugleich bedrohlichste aller Colonie. Es weist immer noch Bombenschäden aus den letzten Kriegstagen von Angriffen der alliierten Luftwaffe auf, die den Bau aus der Luft irrtümlich für ein Kriegsschiff hielten. 2008, nach diesen Aufnahmen, wurde das Gebäude zu einem Hotel umgebaut.


colonia marina „amos maramotti“

Colonia Marina „Amos Maramotti“ 1934 Colonia Marina Reggiana Centro Vacanze Reggio Emilia Viale Gabriele d’Annunzio, Riccione RN, Emilia-Romagna Costantino Costantini (1904–1982)

Direkt am Strand gelegen weist diese Colonia einige nautische Motive auf. Die oberen Stockwerke sind verwahrlost und werden von der Stadt als Lager genutzt, was eine surrealistische Installation von Hunderten von Bojen und Kinostühlen darstellt. Das Erdgeschoss wird von Segel- und Strand-Clubs genutzt.


colonia marina „costanzo ciano“ di varese

Colonia Marina „Costanzo Ciano“ di Varese 1937–39 Colonia Varese Viale Giacomo Matteotti, Cervia RA, Emilia-Romagna Mario Loreti (1889–1968)

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Diese Colonia nimmt in der Nähe von Cervia einen großen Strandabschnitt ein, der von Pinien überwuchert ist. Sie ist die am meisten verwilderte und verfallene aller Colonie, aber auch die spektakulärste. Sie diente als riesiges Filmset für einige LUCE-Wochenschauen und war in jüngster Zeit auch Handlungsort für Horrorfilme. In den vordersten Stützen befinden sich frisch gebohrte Löcher, wahrscheinlich wurden Materialproben genommen, um zu klären, ob das Gebäude abgerissen werden muss.



colonia marina „xxviii ottobre“

Diese Colonia in Cattolica war für Kinder von Italienern bestimmt, die außerhalb Italiens lebten oder arbeiteten. Ein Teil wurde abgerissen, ein anderer Teil wurde restauriert. Unter den zwei verbliebenen schiffsförmigen Schlafgebäuden wurden Aquarien eingerichtet, die unter diesen hervorschauen, aber nicht die oberirdischen Räume nutzen. Die Anlage ist eine stark besuchte Touristenattraktion. Mit deren großflächigen Beschilderungen und Tafeln wird jedoch jede Bezugnahme zu Geschichte und Ursprung dieser Gebäude vermieden. Der in Edinburgh lebende Bildhauer Eduardo Paolozzi hat die Eindrücke seines Aufenthalts als Kind beschrieben.

Colonia Marina „XXVIII Ottobre“ 1932–34 Le Navi Via Germania, Cattolica RN, Emilia-Romagna Clemente Busiri-Vici (1887–1965)

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colonia marina „principi di piemonte“

Colonia Marina „Principi di Piemonte“ 1936–37 Colonia Marina di Padova Strada della Droma, Venezia – Lido Alberoni VE, Veneto Daniele Calabi (1906–1964), Antonio Salce

Diese Colonia befindet sich in Venedig auf dem Lido Alberoni und öffnet sich zum Strand hinter den Dünen. Sie ist verwahrlost, doch relativ gut intakt. In den 1960er Jahren wurde die Colonia renoviert und umgebaut und in den 1970er Jahren sogar um einen Schlaftrakt und einen großen Speisesaal mit Bühne erweitert. In der Küche ist noch die Originalausstattung vorhanden und das Geschirr der Marke „Richard Ginori“. Der frühere Appellplatzes, auf den die Colonia ausrichtet war, ist verwildert und gleicht heute einem Arboretum.


Das Projekt begann zusammen mit Patrick Duerden. Wir interessierten uns für die baulichen Hinterlassenschaften des Faschismus in Italien. Nach einem anregenden Gespräch, das Patrick mit Tom Muirhead geführt hatte, konzentrierten wir uns auf die Colonie. Bei einem Abendessen hatte Tom eine Karte von Italien gezeichnet und darin einige Colonie eingetragen, die er in den 1980er Jahren aufgesucht hatte. Mit Toms Karte brachen wir im Frühjahr 2006 zu unserer ersten von vielen Entdeckungsreisen auf. Auf unserer ersten Reise lernten wir durch Zufall Beniamino Cristofani kennen, einen Architekten und Stadtplaner aus Pisa, der für die Neuentwicklung von Calambrone und seine vielen Colonie verantwortlich ist. Seit dem verging kein Monat, in dem ich nicht nach Calambrone oder Pisa gefahren bin, um das Projekt mit Beniamino zu besprechen oder mir die vielen Colonie genauer anzusehen. Durch den ständigem Dialog mit Patrick und die Ausflüge mit Beniamino nahm das Projekt und die Ausstellung allmählich Gestalt an. Durch einen Eröffnungsvortrag bei unserer ersten Ausstellung „Fascismo abbandonato“ in der Architektur-Galerie am Weißenhof in Stuttgart lernten wir Dr. Dr. Arne Winkelmann kennen. Durch sein Wissen und seine Kenntnisse wurde unsere Auseinandersetzung mit dem Thema abermals vertieft. Arnes einzigartige Sammlung zeitgenössischer Ansichtskarten von Colonie erlaubt uns ihre historische Darstellung am Ende des Buches. Neben den genannten Mitstreitern gebührt mein Dank vielen weiteren Personen, die das Projekt vorangebracht haben: Ich möchte mich bei Ros Stoddart für ihre Unterstützung und phänomenale Geduld bedanken, bei Penny Lewis für ihre bewundernswerte Genauigkeit und ihr Verständnis, bei Laura Gusmitta für ihre vorzügliche Übersetzungsarbeit, ihren unerschöpflichen Enthusiasmus, ihre Sorgfalt und Zielstrebigkeit und bei Alan Ward, den ich für einen großartigen Graphiker halte und mit dem es ein Privileg und Vergnügen war, an diesem Buch zu arbeiten. Ich möchte mich auch bei Dewi Lewis für seine unschätzbaren Ratschläge für diese Buchproduktion bedanken. Doch vor allem bin ich meiner Frau Jenny für ihre stetige Begleitung und Unterstützung verbunden. Dan Dubowitz, 2010 Die Wanderausstellung „Fascismo Abbandonato“ wurde erstmals von Mai bis Juli 2009 in der Fermynwoods Galerie für zeitgenössische Kunst in Kettering gezeigt. Weitere Stationen waren die Architektur-Galerie am Weißenhof in Stuttgart, das H2 Zentrum für zeitgenössische Kunst in Augsburg und das SMS Zentrum für zeitgenössische Kunst in Pisa. Im Mai 2010 ist die Ausstellung in der British School in Rom zu sehen. Produktion der Exponate: Mark Foxwell, Genesis Imaging

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In Deutschland 2010 herausgegeben von: 

Antaeus Verlag Strubbergstraße 17 60489 Frankfurt/Main www.antaeusverlag.de zusammen mit Dewi Lewis Publishing 8 Broomfield Road, Heaton Moor Stockport sk4 4nd, England www.dewilewispublishing.com und Civic Works Ltd www.civicworks.net

Dubowitz, Dan: Fascismi abbandonato. Kinderferienlager in Mussolinis Italien, Frankfurt: Antaeus Verlag / London: Dewi Lewis Publishing, 2010 isbn: 978-3-9810809-1-9 Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Die Originalausgabe im Englischen erscheint bei Dewi Lewis Publishing. isbn: 978-3-9810809-1-9 deutsche Ausgabe isbn: 978-1-904587-80-4 englische Ausgabe isbn: 978-1-904587-86-6 italienische Ausgabe

Alle Rechte vorbehalten © 2010 Texte: Penny Lewis, Patrick Duerden, Arne Winkelmann und Dan Dubowitz, Civic Works Ltd Fotografien: Dan Dubowitz Archivmaterial: S. 122–124, RIBA library Photographs Lektorat: Jenny Dubowitz, Penny Lewis, Yorck Förster und Hans-Jürgen Breuning Übersetzung: Arne Winkelmann Gestaltung: Alan Ward, www.axisgraphicdesign.co.uk Druck: Editoriale Bortolazzi Stei


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