Buchcover

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ette von Droste H端lshoff

Gedichte



das Buch Robert Gernhardt Ums Buch ist mir nicht bange. Das Buch hält sich noch lange. Man kann es bei sich tragen und überall aufschlagen. Sofort und ohne Warten kann dann das Lesen starten.

Zu Bändern, Filmen, Platten, die wir einst gerne hatten, und die nur noch ein Dreck sind. Weil die Geräte weg sind und niemals wiederkehren, gibt's nichts zu sehen, zu hören.

Im Sitzen, Liegen, Knien ganz ohne Batterien. Beim Fliegen, Fahren, Gehen - ein Buch bleibt niemals stehen. Beim Essen, Kochen, Würzen - ein Buch kann nicht abstürzen.

Es sei denn man ist klüger und hält sich gleich an Bücher, die noch in hundert Jahren das sind, was sie stets waren:

Die meisten andren Medien tun sich von selbst erledigen. Kaum sind sie eingeschaltet, heißts schon: Die sind veraltet! Und nicht mehr kompatibel marsch in den Abfallkübel.

Schön lesbar und beguckbar, so stehn sie unverruckbar in Schränken und Regalen und die Benutzer strahlen: Hab'n die sich gut gehalten! Das Buch wird nicht veralten. aus: Im Glück und anderswo



Clara liest geliebte Zeitmaschinen Ich bin eine Leserin. Bücher liegen mir einfach am Herzen. Es macht mir Freude, ihnen ein Gesicht zu geben und den potentiellen Leser in das Buch zu locken. Ich bin mit Büchern aufgewachsen. Meine Mutter empfahl mir gegen Bauchschmerzen nicht nur eine Wärmflasche und Kräutertee, sondern ebenso ein gutes Buch. Es ist fast egal, wo man ist, wenn man ein gutes Buch dabei hat, lernte ich. Dann erarbeitete ich mir immer mehr Terrain in der Stadtbibliothek. Die Ausgaben dort waren alt. Wie die Bücher aussahen war mir egal. Im Gegenteil. Ich dachte mir: je ramponierter ein Buch ist, umso öfter ist es ausgeliehen worden - das ist ein klares Qualitätsmerkmal.

Ich fühle mich immer noch ganz besonders wohl in Bibliotheken. Bücher, mit denen man Zeit verbracht hat, können wie Zeitmaschinen funktionieren. Das Gefühl, in warme Decken eingehüllt an einem Kamin zu sitzen, wie im Herbst in Dänemark und hoffend, morgen am Strand einen Bernstein zu finden – es ist nur einen Griff ins Regal entfernt. Damals im Urlaub haben wir Tove Janssons Geschichten aus dem Mumintal gelesen. Im Studium lernte ich die Gestaltung eines Buches zu schätzen. Schon nach einem Semester hatten sich meine Gedanken komplett um das Studium gewickelt. Sogar das Zettelchen, das an meinem Teebeutel hing wurde befühlt (80g Papier).

Und ich konnte das sehen, was unsichtbar sein sollte: die gute Typografie im Inneren eines Buches. Genauso wie Rechtschreibfehler in Büchern regte mich nun besonders ein schlechtes Cover auf. Eines, das mit dem Inhalt nichts gemein hatte. Das die Essenz des Buches (das ich so mochte) nicht verstanden hatte oder nicht vermitteln konnte. Seitdem möchte ich Buchcover gestalten. Ich mache Entwürfe für jedes Buch, das ich lese. Dies ist eine Sammlung meiner Entwürfe und gleichzeitig mein Lesetagebuch.



Klassiker


Er angelte gern und war geradezu stolz darauf, eine so stumpfsinnige Besch채ftigung zu lieben


Wronskij & ich Wie ich was auf die Ohren bekam und endlich los las Anna Karenina ist eines der dicksten Bücher die ich besitze und ich habe jahrelang darauf meinen alten Röhrenmonitor gestellt, damit er auf der richtigen Höhe steht. Darf man sowas zugeben? Ich habe als Teenager mal versucht, es zu lesen und war sehr schnell verwirrt von den langen Namen, die alle auf -iwitsch endeten. Ich glaube, das war im selben Sommer als ich Wilkie Collins „Der weiße Schal“ las und mich wunderte, warum diese Leute ständig die Briefe, die sie bekamen abschrieben und dann ihre Antwort entwarfen und ganz viel nachdachten, bevor sie sie dann abschickten. Sicherlich zu früh für Tolstoi. Mit 25 fühle ich mich immernoch ein wenig überwältigt von diesem Klotz

von Buch. Immerhin ist es ein Epos, das die Familiengeschichten von nicht weniger als drei Familien verwebt. Ich entscheide mich für das Hörbuch, gelesen von Gert Westphal. Der Handlunsgverlauf lässt sich vereinfacht ungefähr so darstellen: Russland, 19.Jahrhundert. Wir bewegen uns in adeligen Kreisen, Leitmotive sind Ehe und Moral. Anna Karenina ist unglücklich verheiratet und glücklich verliebt (in den Schwarm ihrer Freundin, der da heißt Wronskij). Wronskij verliebt sich in Anna, Annas Freundin ist tief beschämt. Anna wird schwanger und gesteht ihrem Ehemann alles. Schließlich nimmt Anna sich das Leben. Das Cover für Anna Karenina sollte die Verwicklungen der

Geschichte zeigen. Zuerst habe ich Cover gebaut auf denen hauptsächlich das zarte Gesicht einer jungen Frau zu sehen war. Dann suchte ich nach russischen Stoffmustern und versuchte die zu kombinieren. Die Lösung, die mir aber am besten gefiel ist gezeichnet. Anna Karenina ist halb verdeckt hinter einer Handarbeit. Sie schein lose gefesselt zu sein und schaut traurig. Die Zeichnung stammt von Samantha Hahn. Sie zeigt den inneren Konflikt von Anna Karenina und macht Lust mehr über sie zu erfahren.




und ihre Herzen drehten sich um


das 7. Kreuz gegen das Vergessen Anna Seghers (*1900) entstammt einer jüdisch orthodoxen Familie. Sie veröffentlichte ihre Bücher unter Pseudonym, trat ein in die KPD, reiste in die Sowjetunion, sie wurde von der Gestapo verhaftet, ihre Bücher wurden verboten und verbrannt. Sie floh aus Deutschland. Erst in die Schweiz, dann nach Paris. Nach Ausbruch des Krieges fand sie Zuflucht in Mexiko-Stadt. 1942 erschien ihr berühmtestes Werk: das siebte Kreuz. Sieben Gefangene sind aus dem KZ Westhofen entflohen.

Der Aufseher im KZ ist ein sadistischer, böser Mensch. Nur einem der Flüchtlinge gelingt die Flucht. Das siebte Kreuz bleibt leer und ein neuer Aufseher wird dem Lager zugeteilt. Für das Cover habe ich Bilder zum Thema Nationalsozialismus online in der New York Public Library recherchiert und einen Scan aus einem Katalog gefunden: Swastika Schmuck. Dieses Bild hat eine starke Wirkung. Das Symbol der Nationalsozialisten als Schmuck am Revers oder Handgelenk. Für uns heute absolut undenkbar.

Die Nazis damals waren keine kalten Monster, sondern menschliche Monster, die sich gerne geschmückt haben und aus verdrehten Ideen heraus stolz auf die Ideologie der Nationalsozialisten waren. So ähnlich porträtiert Seghers den Faschismus. Die Nazis, die Bösen, sind keine übermenschlichen Monster, sondern allzumenschliche, fehlgeleitete Wesen. Meiner Meinung gehört diese Einsicht zum Verständnis dieser Zeit dazu. Es macht die Bewältigung nicht leichter, aber das Vergessen schwerer.





Moderne Klassiker


I don't believe in luck.


hü-hüpf ! Clara lernt neue Schimpfwörter Nick Hornby (*1957) ist ein sehr bekannter britischer Autor. Von ihm kenne ich schon High Fidelity. „A long way down“ habe ich auf Englisch gelesen und folgendes Schimpfwort gelernt: „you tosser!“. Und ich habe mich amüsiert und mir Sorgen gemacht um die Protagonisten. Die Geschichte beginnt auf dem Dach eines Hochhauses. Martin will sich umbringen. Vom Dach eines Hochhauses stürzen. Wie es der Zufall will, ist der Platz auf dem Rand, zwischen Leben und Tod schon besetzt. Schon am Anfang hätte dieser Plot mächtig schief gehen können, aber Hornby schreibt, wie ich finde, sehr nah am Leben und es geht nicht schief.

Stattdessen stellt Martin fest, dass er eine kleine Trittleiter hätte mitbringen sollen, denn es ist schwer über die Absperrung auf den Rand zu kommen. Einfühlsam und augenzwinkernd beschreibt Hornby weiter Martins Unsicherheiten: darf er drängeln? Sollte er Mut zusprechen? Darf er zusehen? Mitten in diese Überlegungen kommen nacheinander noch zwei Todeskandidaten auf dem Dach an. Wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Mutter eines behinderten Sohnes und eine wilde, vernachlässigte Teenagerbraut. Diese Vier springen alle nicht. Nicht heute. Das Buch folgt ihrer Entwicklung über, ich glaube, ein halbes Jahr.

Streckenweise erscheint es unwahrscheinlich, dass sie sich tatsächlich wieder treffen. Aber darüber hat man keine Gelegenheit nachzudenken, wenn man das Vergnügen hat, eine wilde Party aus der Perspektive von Maureen, der Mutter, zu verfolgen. Brilliant, wie Hornby sich in jemanden hineinversetzt, der noch nie auf einer Party war. Dieser Teil des Buches erinnert mich an „Mrs. Pettigrew lives for a day“ (ein zauberhaftes Buch von W. Watson) Für das Cover habe ich eine Stadtansicht gewählt und das Grau im Hintergrund durch fröhliches Orange im Titel aufgelockert.




don't trust anyone!


Gin Tonic William Boyd (*1952) ist ein ghanaisch-schottischer Schriftsteller und auch Drehbuchautor.Ruhelos ist das erste Buch, das ich von ihm lese. Ich finde es sofort spannend. Boyd erzählt die Geschichte einer Familie. In den 70er Jahren in Oxford lebt Ruth in der Stadt mit ihrem Sohn und arbeitet als Lehrerin für Englisch. Ihre Mutter, Sally, lebt auf dem Land. Ruth macht sich Sorgen um ihre Mutter, die immer wunderlicher wird und sich in ihrem Haus verschanzt. Schließlich gibt Sally ihrer Tochter einen Stapel Aufzeichnungen: die Geschichte der Eva Delektorskaja, ihre eigene Geschichte. Sie wurde für den Geheimdienst rekrutiert, kurz nachdem ihr Bruder starb. Sie erhielt eine Ausbildung als Spionin und lebte fortan mit unter anderem Namen.

Die Geschichte der Eva Delektorskaja wechselt sich nun ab mit den Erlebnissen von Ruth Gilmartin. Dass Sally ihrer Tochter das Dokument über ihre Vergangenheit in kleinen Häppchen serviert ist dramaturgisch eine gute Sache. Das Buch ist wirklich spannend. Sally hat eine Bitte: ihre Tochter soll Sallys damaligen Arbeitgeber, Henry Luce, ausfindig machen. Dabei kommen sich Mutter und Tochter näher und es ist erstaunlich zu sehen, wie patent Ruth mit der Situation umgeht und sich selbst ein wenig wie eine Geheimagentin verhält, auf der Suche nach Henry Luce. Während der letzten spannenden Seiten werde ich von meinen Freunden in eine Kneipe entführt und gezwungen, die Lektüre zu unterbrechen. Aus Neugierde wählte ich von der Karte Gin Tonic.

Das, was Eva auch trinkt. Ich bin beeindruckt, dass die Gute nach Gin Tonic und Wein zum Essen noch geradeaus gehen und sogar fliehen konnte. Sollte mich ein Mr Luce rekrutieren, müssten wir während meiner Ausbildung zur Spionin noch mächtig an meiner Alkoholtoleranz arbeiten.. Das Cover soll die Unruhe und das Gefühl ständig auf der Flucht zu sein, vermitteln. Dabei soll es natürlich den potentiellen Leser nicht abschrecken, sondern neugierig machen.




weil man im Hause Gottes nicht Arsch sagt


mea culpa von beklemmender Hoffnungslosigkeit? Frank McCourt dokumentiert hier seine eigene Kindheit in den 20er Jahren in Irland. Ich habe das Buch schon lange, aber nie habe ich es angerührt. Denn auf dem Klappentext steht folgendes Zitat aus dem Buch „Schlimmer als die gewöhnliche unglückliche Kindheit ist die unglückliche irische Kindheit. Schlimmer noch ist die unglückliche katholische irische Kindheit.“ - Mein lieber Schwan! Meiner Einschätzung nach war dieses Buch ein selbstmitleidiger Bericht einer gräßlichen Kindheit in Armut. Ich muss leider sagen, Charles Dickens Oliver Twist mochte ich auch nicht lesen, weil dem armen Teufel soviel Unglück widerfährt. Aber Frank McCourt hat 1997 den Pulitzerpreis bekommen. Nun lese ich doch ein Stück weit und weiß, dass ich damit ganz falsch lag.

Die Zustände sind furchtbar, aber der Ton nicht selbstmitleidig. Die Familie lebt in einem Slum von Limerick, der Vater ist Alkoholiker, die Mutter muss betteln um die sechs Kinder zu ernähren. Priester und Schulmeister werden als Hüter einer unduldsamen Klassengesellschaft vorgeführt, die den Ärmsten keine Möglichkeit gibt, aus ihrem Joch auszubrechen. Dieses Buch ist eine Hommage an die Mutter, die sich aufopfernd um ihre Kinder kümmert. Und es ist keineswegs durchgehend deprimierend, sondern hat auch seine fröhlichen, lustigen Seiten. Die Covergestaltung ist erstmal einfach: ich möchte nicht den kleinen schmollenden Knaben aus dem Film auf dem Cover unterbringen. Stattdessen etwas typisch Irisches, Zeitgenössisches.

Etwas, das aber nicht rettungslos verfallen ist (sonst denken die Buchsuchenden dasselbe wie ich zu Beginn). Ich möchte, so wie Frank McCourt in diesem Buch, die Verzweiflung und Armut mit Hoffnung und Humor betrachten. Zuerst suche ich mir Bilder von verfallenen Häusern und Blumen davor heraus. Aber bei diesem Ansatz geht die Mutter-Kind-Beziehung völlig unter. Ich entscheide mich also für ein Bild, das eine Frau mit Kind zeigt, die die Straße hinaufläuft. Neben ihr läuft ein Mann in dunklem Mantel - vielleicht ein Geistlicher oder der Vater ? Es ist eine Fotografie aus dem Irland der 20er Jahre, die ich in der New York Public Library Online gefunden habe.





Lyrik


Wär‘ ich ein Jäger auf freier Flur,ein Stück nur von einem Soldaten


Tante Annette im Schneckenhaus Annette von Droste-Hülshoff stammt aus dem altwestfälischen katholischen Adel im Münsterland. Ich kenne sie von den 20 DM Scheinen und aus dem Unterricht (die Balladen, die Judenbuche) und ehrlich gesagt, hat sie mich nicht besonders berührt. Der Knabe im Moor hat mir immer ein wenig Angst gemacht. Ich nehme an, ihre fragile Gesundheit hat ihrer Lyrik diesen dunklen Anstrich verliehen. Sie war oft leidend und in Sorge. Für die Gestaltung des Lyrikbandes beschäftige ich mich nochmal mit ihr.

Und sie wird mir sympathisch, wer hätte das gedacht? Ihr Arbeitszimmer nannte sie „mein Schneckenhaus“ und in den Bildbänden über ihr Leben verweile ich beim großen Foto der Bibliothek ihrer Familie..helles Holz und hohe Wände - herrlich! Dann erfahre ich, dass sie diese Bibliothek auch genutzt hat. Annette von Droste Hülshoff sprach 7 Sprachen, war bewandert in Naturwissenschaften und vielem mehr. Trotz ihrer bemerkenswerten Intelligenz war sie als unverheiratete Frau, dazu verdammt zu Hause zu bleiben.

Sie war hauptberuflich Tante und kümmerte sich um die Kinder ihrer Schwestern. Am liebsten wäre sie ein Mann gewesen, schreibt sie. Ich frage mich, was für ein Leben sie gelebt hätte, wäre sie in der heutigen Zeit geboren worden. Ich wähle zeitgenössische Motive für meine Entwürfe, Portraits von ihr, den Wald, der ihr so lieb war und Stickereien.



Annette von Droste H端lshoff

Gedichte


Häßliches, du hast so was Verläßliches


Tausendsassa mein Inseltraum Robert Gernhardt, ach, Robert Gernhardt. Der leider 2006 verstorbene geniale Dichter war auch ein großer Karikaturist und Zeichner. In seinen Zeichnungen findet sich derselbe Witz und kluger Humor, wie in seiner Lyrik und seiner Prosa. Ich besitze die gesammelte Lyrik seit Jahren und dieses Buch ist nach wie vor auf der Liste der Bücher, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Robert Gernhardt war doppelt begabt, so wie Wilhelm Busch.

Er zeichnete und er schrieb. Gernhardt war Mitglied im Deutschen Künstlerbund, Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule, MItgründer der Satirezeitschrift „Titanic“. Er hat für Otto Drehbücher geschrieben, er hat Lyrik übersetzt und Theaterstücke geschrieben und so vieles mehr. Robert Gernhardt ist überall. Und er hat die Welt viel heller gemacht. Obwohl er vier Jahre lang von dem Krebs wusste, dem er 2006 erlag, sind seine Werke nie dunkel oder böse geworden.

Höchstens lakonisch und minimalistischer. Ich nehme den Lyrikband jedenfalls gerne mit auf Reisen. In der Hoffnung, dass ich, wenn ich schon auf einer einsamen Insel strande, wenigstens Gernhardts gesammelte Werke im Gepäck habe.


Robert Gernhardt

Hier spricht der Zeichner Robert Gernhardt Hier spricht der Zeichner

Robert Gernhardt Hier spricht der Zeichner

Robert Gernhardt

Hier spricht der Zeichner

Robert Gernhardt

Hier spricht der Zeichner

Robert Gernhardt Hier spricht der Zeichner

Robert Gernhardt

Robert Gernhardt

Hier spricht der Zeichner

Hier spricht der Zeichner

Robert Gernhardt Hier spricht der Zeichner


Robert Gernhardt Hier spricht der Zeichner



Spannung


ich wurde ungeduldig und wollte zu meinem Buch zur端ck


Kellergeheimnis Emanzipation und Zement Zunächst mal möchte ich im Namen aller denkenden Leser eine öffentlich Beschwerde einreichen: in der gebundenen Ausgabe dieses Romans vom Diogenes Verlag steht auf dem Klappentext folgende Grauslichkeit: „Ein Kindertraum wird Wirklichkeit: Papa ist tot, Mama stirbt und wird, damit keiner was merkt, einzementiert“ Wie bitte ? Ein Kindertraum? In Wahrheit ist es ein Alptraum. Erst stirbt der Vater beim Zementieren des Gartens. Die Mutter von vier Kindern ist allein, wird krank, siecht tapfer leise dahin und stirbt. Plötzlich sind die Lütten allein und aus Angst vom Jugendamt getrennt an Pflegefamilien vermittelt zu werden, verschweigen sie den Tod der Mutter.

Sie richten sich erfinderisch auf die neue Situation ein und jeder trauert auf seine Weise. Der Jüngste schreit und tobt, Sue und Julie versuchen ihn, Tom, bestmöglichst zu bemuttern. Der Teenagerknabe, Jack, schlägt sich mit seiner erwachenden Sexualität herum und experimentiert mit seiner persönlichen Hygiene. Er wird mir sehr sympathisch, als er sich völlig in ein Sciencefictionbuch vertieft. Es ist ein heißer Sommer und das Buch eskaliert zum Ende hin. Was ich nicht erwartet hatte: es macht einen nachdenklich was die Emazipation der Frau angeht. Julie und Sue ziehen Tom Mädchenkleider an und Jack sträubt sich heftigst, woraufhin Julie lässig sagt: „Mädchen können Jeans anhaben und sich

die Haare kurz schneiden und in Hemdsärmeln und Stiefeln herumlaufen, weil es okay ist, wie ein Junge zu sein, für Mädchen ist das wie eine Beförderung. Aber wenn ein Junge wie ein Mädchen aussieht, dann ist das erniedrigend, wie du sagst, weil du heimlich meinst, es ist entwürdigend, ein Mädchen zu sein. Wieso könntest du sonst finden, es wäre eine Erniedrigung für Tom, wenn er einen Rock anzieht?“ Starkes Statement, Julie! Im Cover zeige ich die Landkarte des Sommers: nämlich den Grundriss eines Hauses. Dazu zeige ich den kämpferischen Blick eines bockigen kleinen Jungen.




Das kann doch nicht derselbe gewesen sein.


Schweigen Sinnikka legt alle rein Ist „Das Schweigen“ von Jan Costin Wagner ein typischer skandinavischer Krimi? Ein depressiver Kommissar, der einen Fall nicht lösen kann, darum trinkt und bei den Frauen nicht landen kann? Ich gebe den ersten 20 Seiten eine Chance. Die ersten zehn sind eine Pein. Gut geschrieben, sicherlich. Eben deswegen. Das Thema ist eine Vergewaltigung. Geschildert aus der Perspektive des Komplizen. Wie in Watte gepackt betrachtet er das Vorgehen des anderen Mannes. Ist erregt, planlos, erschreckt und völlig gebrochen am Ende. Dann setzt der Autor einen Schnitt und erzählt die Geschichte weiter, nachdem 33 Jahre vergangen sind.

Die Vergewaltigung endete mit Mord und wurde nie aufgeklärt. Es ist nicht nur ein unglücklicher Kommissar, sondern zwei. Der eine ist getrennt von seiner Frau und hat einen drogenabhängigen verwirrten Sohn, der andere hat seine Frau an den Krebs verloren. Es wird Kaffee, Brot und Vodka gefrühstückt und sehr wortkarg miteinander umgegangen. Ich finde das Buch deprimierend, aber nicht schlecht geschrieben. Die Begegnung des Mittäters Timo Korvensuo mit der Mutter des ersten Opfers ist großartig geschrieben. Ihr stockendes Gespräch ist gemischt mit den Erinnerungen, die Timo an seine eigenen Kinder hat. Sie schwimmern im Meer und

tauchen nach Luft ringend auf, als Timo das Haus von Frau Lethinen verlässt. Es ist spannend, aber ich merke, dass ich meinen Rücken verkrampfe, während ich es lese. Ich fühle mich nicht wohl mit diesem Buch. Umso weniger als sich ankündigt, dass der Anstifter, der Haupttäter nicht gefasst werden wird. Für das Cover ziehe ich viele Motive in Betracht: das Fahrrad neben dem Feld ist sicher das passendste, das am wenigsten vorwegnimmt und gleichzeitig neugierig macht.





Fantasy


I think i'm a sofa...


so long... HUMMA KAVULA! Ach, der Anhalter. In Fankreisen beliebt ist die Gesamtausgabe in festem Einband mit reicher Verzierung, einer Bibel nicht unähnlich. Das finde ich rührend. Mein erster Kontakt mit dem Meister fand zufällig statt. Während meiner ersten Gehversuche im Internet als Teenager, stieß ich auf eine Homepage von einer schottischen Schulband, die mir gut gefiel. Eines Tages schloss sie für 24 Stunden ihr Webportal, im Angedenken an Douglas Adams, der gerade gestorben war. Auf der Suche nach Hinweisen, warum Douglas Adams gerade so außergewöhnlich ist, fand ich „Per Anhalter durchs Universum“ und schon war es um mich geschehen.

Tragisch, dass ich den Meister erst fand, als er schon gestorben war. Seitdem ist er mir immer mehr und mehr ans Herz gewachsen. Im Urlaub in Holland las ich eine Biografie über ihn, die jemand im Ferienhaus vergessen hatte. Ich erfuhr, dass Mr Adams keinesfalls ein Freund der Pünktlichkeit war. „I like deadlines. I especially like the swhooshing sound they make, when they fly by.“ Wie sympathisch. Die letzten Kapitel vom dritten Buch hat er angeblich geschrieben, während die anderen Teile des Buches schon ins Radio gesprochen wurde. Das sagt viel. Nur ein genialer Schriftsteller kann sich sowas leisten und trotzdem gut schreiben.

Was ich weiterhin empfehlen kann ist, bei fiebriger Erkältung Douglas Adams zu lesen. Fieberträume bekommen eine ganz neue Qualität. Ähnlich der BBC Verfilmung der Bücher aus den 80er Jahren. Für die Covergestaltung fiel mir ganz viel ein, aber visuell am fesselndsten sind die Graphiken von Rod Lord, der für die besagte BBC Reihe kurze Animationen gemacht hat, die ein Animator heute nicht besser oder geistreicher (bloss möglicherweise schneller) machen könnte. Die Folgebände sind einfach als Teil einer Reihe zu erkennen, die Schrift und die Gestaltung ist dieselbe, lediglich das Bild variiert.


Douglas Adams Douglas Adams Per Anhalter durch die Galaxis

Douglas Adams

Per Anhalter durch die Galaxis

Per Anhalter durch die Galaxis

Douglas Adams

Per Anhalter durch die Galaxis

Per Anhalter durch die Galaxis

Douglas Adams

Douglas

Per Anhalter durch die Galaxis

douglas adams per anhalter durch die galaxis Per Anhalter durch die Galaxis Douglas Adams

Per Anhalter durch die Galaxis


Douglas Adams Per Anhalter durch die Galaxis

Per Anhalter durch die Galaxis

Douglas Adams Per Anhalter durch die Galaxis

Douglas Adams

Douglas Adams Per Anhalter durch die Galaxis Douglas Adams Per Anhalter durch die Galaxis

douglas Adams Per Anhalter durch die Galaxis

Per Anhalter

durch die Galaxis







Zeitgeschichte


Habe ich Angst ?


mutige Frau Wer fragt nach Schuld und Sühne ? Ein schrecklicher Missstand: In der Mediothek in Krefeld haben sie keine Ausgabe vom Russischen Tagebuch. Dafür fand ich ein Buch von einem Norbert Schreiber, „Anna Politkovskaja - Chronik eines angekündigten Mordes“. (Das Buch widmet er seiner Frau, die erstaunlicherweise genauso heißt wie meine liebe Großmutter). Anna Politkovskaja kämpfte für Frieden in Tschetschenien, Pressefreiheit und ein demokratisches Russland. Dass Anna Politkovskaja erschossen wurde wusste ich schon. Der Killer wartete in ihrem Haus auf sie. Was ich in Herrn Schreibers Buch erfuhr war, dass Anna gerade zurückkehrte vom Einkaufen mit ihrer Tochter, die im Auto wartete. Als sie gerade die zweite Fuhre Plastiktüten in den Flur stellen wollte schoss der Mann. Viermal. Profaner Alltag trifft auf brutale Kaltblütigkeit und rückt die Zeitungsmeldung

für mich ein grosses Stück mehr ans „echte Leben“. Das Buch ist schockierend und es erschreckt mich, dass damals der Mord an Anna Politkovskaja so schnell wieder aus den Medien raus war. Das Bild von Alexander Litwinenko im Krankenhaus taucht vor meinem inneren Auge auf. Auch Anna Politkovskaja wurde Opfer eines Giftanschlags, als sie auf dem Weg nach Beslan war um ein Geiseldrama in einer Mittelschule zu schlichten. Tschetschenische Rebellen hatten das Gebäude in ihrer Gewalt. Sie kann nicht eingreifen, sie liegt im Krankenhaus. Ob ihre Hilfe die Situation gewaltlos hätte lösen können sei dahingestellt. Aber die planlose Stürmung des Gebäudes kostete fast 300 Menschen das Leben, 700 wurden verletzt. Beslan hatte ich bisher gar nicht mit Anna Politkovskaja in Verbindung gebracht. Dann lese ich das „Russische

Tagebuch“ und bin schlicht gesagt sehr beeindruckt von dieser Frau, die nicht verzweifelt, die sich trotz Morddrohungen tapfer hält, widrigen Umständen stets kultiviert begegnet und sich für Frieden und Demokratie ausspricht. Natürlich sollte das Cover keine weinerliche Todesanzeige für Frau Politkovskaya sein, schließlich dreht sich das Tagebuch nicht um ihren Tod. Ganz und gar nicht. Mit Glück habe ich ein sehr schönes Portrait von Anna Politkovskaya gefunden auf dem sie nicht bedrückt aussieht und das in genügend großer Auflösung. Nach einigen Tests, habe ich der Versuchung den Balken der Zensur über ihren Mund zu legen nicht nachgegeben, sondern ihr Gesicht unverdeckt gelassen.




Halt! Grenzgebiet!


Berlin, Berlin Wartungsarm und formschön ? Am Abend als die Mauer fiel war ich fünf Jahre alt und wartete gespannt auf die Rückkehr meiner Mutter aus dem Krankenhaus. Mein kleiner Bruder wurde geboren. Den Mauerfall und die DDR habe ich nur als Kapitel im Geschichtsbuch wahrgenommen. Was da wirklich geschah wurde mir erst 2003 bewusst, als wir mit der Jahrgangsstufe das ehemalige Stasigefängnis Hohenschönhausen in Berlin besuchten. Wir wurden herumgeführt von einem ehemaligen Gefangenen.

Selten hat mich etwas so sehr erschüttert, wie dieser Nachmittag. Ich war die einzige der ganzen Stufe, die in Tränen ausbrach. Die anderen haben sich gegenseitig in der Folterkammer fotografiert und Witze gemacht um sich das Grauen vom Leib zu halten. Mir gefällt das Layout des Buches. Es enthält nicht nur Fotos von der Mauer durch die Jahre, sondern auch Originaldokumente dieser Zeit, die allein schon sehr ausdrucksvoll sind. Der Text ist sachlich geschrieben, bleibt mir aber lange im Gedächtnis.

Danach richte ich meine Gestaltung des Covers. Es soll nicht laut sein, aber auch nicht austauschbar. Dabei suche ich neue Ausschnitte und Details in Fotomaterial über die Mauer. Die typischen Bilder sind nämlich schon auf allen anderen Büchern über die Mauer drauf. Natürlich möchte ich mich nicht zu sehr von der Konkurrenz abheben. Man soll durchaus noch sehen können, in welche Sparte das Buch gehört.



thomas flemming + hagen koch

die berliner mauer



Biographien


Es h채ngt mir zum Hals heraus, so gebrechlich zu sein wie eine alte Frau.


Frida Kahlo der Elefant und die Taube

Meine Patentante schätzt Kunst sehr, sie nennt Frida Kahlo schlicht „die Kahlo“ und schenkt mir zum 17. Geburtstag die Biographie von Hayden Herrera. Ich mag „die Kahlo“ sofort, schließlich springt der Enthusiasmus vom Autor zum Leser, wenn ersterer seine Arbeit gut macht. Kahlos Unfall schockiert mich. Später lese ich, dass manche Kunsthistoriker ihn mit einer Vergewaltigung vergleichen, weil eine Eisenstange ihren Körper durchdrang. Schaurig! Was mich als 17 jährige aber am meisten stört, ist ihre Obsession: Diego Rivera. Dazu habe ich sogar eine Tagebuchnotiz gemacht.

„Wenn ich noch einmal den Namen Diego höre platzt mir der Kragen.“ Ich finde: Frida ist zu gut für ihn. Das sehe ich auch heute noch so. Er selbst hat es vielleicht gegen Ende auch so gesehen. Nach Fridas Tod war Rivera wie „entzweigerissen“, steht in einem Brief von einem Freund. „Sein großes Froschgesicht wirkte eingefallen und war voller Falten des Alters und der Trauer.“ Diego selbst schreibt in seiner Autobiografie: „ich erkannte zu spät, dass das Wundervollste an meinem Leben die Liebe zu Frida gewesen war.“ Es gibt noch viel mehr Interessantes in Fridas Leben.

Ihre Kunst, ihre Freunde, ihr Mexiko. Darum fixiere ich mich auch nicht auf ihren Unfall oder auf Diego bei der Gestaltung des Covers. Da es aber auch nicht allein um ihre Kunst geht, schwanke ich zwischen einem ihrer fabelhaften Selbstportraits und einem Foto. Weil die Biografie nicht die Künstlerin Kahlo hochhält, sondern von dem Mensch erzählt, der Künstlerin war, entscheide ich mich für eine Fotografie und dazu Schrift in Rot (für die Leidenschaft!).



HAYDEN HERRERA

FRIDA KAHLO

EIN LEIDENSCHAFTLICHES LEBEN


Je mehr man liebt, um so t채tiger wird man sein.


Vincent unsterblicher Maler

Ich hatte ja keine Ahnung, dass es dem armen Van Gogh Zeit seines Lebens so schlecht erging. Ich ging davon aus, dass er wenigstens genug zu essen hatte. Ach, weit gefehlt. Zum Glück kommt sein Bruder Theo oft vor, der kocht ihm immer gute Sachen und sorgt für ihn. Es ist eine schöne Erfahrung das Buch von Irving Stone zu lesen - jeder Kunst und Designstudent findet sich in van Goghs Angst wieder, als seine Zeinungen das erste Mal von einem Freund besprochen und beurteilt werden. Plötzlich sieht man die Zeichnungen mit den Augen des anderen und entdeckt Fehler, die man vorher nicht sah.

Außerdem witzig, dass sich die großen Künstler untereinander kannten und, das führe ich mir sonst einfach nicht vor Augen, normale Gespräche führen, wie jeder andere Mensch auch. Gaugain debattiert mit Cézanne, sie betrinken sich und wetten miteinander (um ein Essen), wer zuerst ein Gemälde verkauft. Van Gogh ist immer wieder pleite, schwer krank, traurig und unglücklich verliebt. Seine Freunde scherzen, dass es eine Schande sei, dass Theo ein Mann und zudem noch sein Bruder sei, denn er „hätte eine hervorragende Ehefrau für Vincent abgegeben“. (Natürlich muss man dabei im Kopf behalten, dass Irving

Stone die Unterhaltungen der Freunde sich ausdenken musste...oder besser: durfte) Für van Gogh, und das ist sicher nicht dazu fabuliert, bietet durch alle Seelenqualen hindurch seine Arbeit ihm stets Halt. Für mich kriegen mit diesem Buch all die generischen Kunstdrucke von van Goghs Sonnenblumen in Hotels und Krankenhäusern eine ganz neue Bedeutung. Nach seinem Freitod sagt sein Freund und Arzt Gachet „Er ist nicht tot. Er wird niemals sterben.“ Wie wahr.





Kultur/Soziologie


Es gab nur einen Haken


na, logo Feindbild: Weltregierung der Megakonzerne Es ist ein verdammt dickes Buch in dem immer wieder dasselbe steht: die großen Konzerne beuten den kleinen Mann aus, weil sie es können. Sie beeinflussen ihn mit Werbung, solange bis er kauft, was er kaufen soll und schon ist er Teil eines teuflischen, sich selbst beschleunigenden Sytems von Konsum und noch mehr Konsum. Wer „no logo“ liest, findet die Werbung und die großen Marken weit weniger sexy. Aber wer liest das Buch komplett? Ein Fallbeispiel eines armes phillipinischen Arbeiters jagt das

nächste. Ich verstehe ihre Absicht und schätze ihre intelligenten Argumentationen, aber das Buch ist zu lang für mich. Möglicherweise haben andere Medien bereits meine Aufnahmekapazität für konsumkritische Texte reduziert? Klein stellt ihren Kapiteln zwei oder mehr Zitate voran, was mir gut gefällt. Ihre Texte sind objektiv recherchiert, aber oft durchdrungen von den persönlichen Erfahrungen der Autorin. Das verleiht dem Buch mehr Eindringlichkeit. Ich war ohnehin kein Fan von „Monokultur“ und gro-

ßen Marken. In der Werbung möchte ich, nach Lektüre dieses Buches, noch viel weniger arbeiten als vorher. Für das Cover habe ich leider keine befriedigende rein typografische Lösung gefunden. Weil aber auch keine Firmen im Speziellen, in einer Collage von Logos zum Beispiel, in ein schlechtes Licht rücken wollte habe ich mich für eine bunte Collage aus Werbezetteln entschieden. Sie visualisiert das Bombardement mit Werbung. Der Titel hat sich ein Stück weiß erobert.


Naomi Klein

no logo



fear of clients, fear of failure, fear of ideas


Shaughnessy Das Buch unterm Kopfkissen Früher, als wir zu Hause noch kein Internet hatten, ich aber außerordentlich neugierig war, habe ich mir eine Internet-Zeitschrift gekauft, die die tollsten, aktuellen Seiten vorstellte. Das war fast wie selber surfen. Im dritten Semester war ich neugierig auf das Freelance-Dasein, aber noch nicht so weit meinen Job als Verkäuferin aufzugeben und loszuziehen um es herauszufinden. Also las ich Shaughnessy als Ersatz, Mit großem Genuss. Inzwischen habe ich selbst gearbeitet, allerlei Fehler gemacht, mächtig Lehrgeld bezahlt aber auch Fehler vermieden, weil mir Adrian Shaughnessy in den Ohren klang.

„How to be a designer without losing your soul“ ist ein Handbuch für jeden Designer, aber besonders für die jungen Designer. Darin schildern der Autor und auserlesenen Interviewpartner wie die Branche funktioniert. Dabei erzählen sie immer auch von Fehlern die sie selbst gemacht haben. Das macht das Buch sehr sympathisch, weil es nicht mit dem belehrenden Zeigefinger fuchtelt, sondern die Anfängerfehler der ganz Großen mit Augenzwinkern erzählt. Schließlich ist nichts Schlimmes daran, mal auf die Nase zu fallen. Wieder aufstehen ist das Wichtige. Hauptsächlich imponiert mir das Buch, weil es den denkenden Designer hochhält.

Einen, der sich zwar als Dienstleister versteht, aber immer seine Arbeit durchdenkt. Zum Beispiel umweltfreundliches Papier verwendet und keine Printkampagne entwickelt für einen Kunden, der Jugendlich erreichen will, die hauptsächlich im Internet sind. Das Cover zu gestalten macht sehr viel Spaß, denn hier bieten sich viele Freiheiten. Am liebsten ist mir die Illustration von dem Jungen mit den Ballons von Frank Chimero. Heiße Luft setze ich gleich mit schlechtem Design ohne Inhalt. „Pups und Pelle“, wie mein Großvater zu sagen pflegte.





Bildb채nde


richtig zielen, richtig schieĂ&#x;en, abhauen


c‘est Bach! liebenswertes Genie hinter der Kamera Am 1. August 2004 war ich das erste Mal im Martin Gropius Bau in Berlin und habe die Ausstellung über Henri Cartier-Bresson gesehen. Es war toll. Ich war ohnehin schon ein Bewunderer seiner Fotografien, aber die Ausstellung zeigte auch einige Videointerviews mit CartierBresson selbst und da wuchs er mir sehr ans Herz. Auf die Frage wer seiner Meinung nach der größte Musiker aller Zeiten sei, antwortete der freundliche alte Herr ohne zu zögern „C'est Bach!“ und auf die Frage, wer denn, außer Bach, der größte Musiker aller Zeiten sei, sagte er schelmisch „Bach aussi!“. Einen Tag später starb Car-

tier-Bresson in L'Isle-sur-laSorgue im Alter von 96 Jahren. Ich saß in Berlin in der Sonne und war betroffen. Obwohl ich ihn nie wirklich getroffen hatte, war ich dankbar, dass ich ihn kennenlernen durfte als er noch nicht der tote geniale Fotograf war. Cartier-Bresson war außerdem nicht nur Fotograf, er war auch Zeichner, Schauspieler, Regisseur, Maler und Mitbegründer der Fotoagentur Magnum. Und Bach-fan, offensichtlich. Er entkam im Zweiten Weltkrieg zweimal der Kriegsgefangenschaft und fotografierte die Befreiung von Paris. Die Portraitaufnahmen sind ein ganz besonders Zeug-

nis von seiner Fähigkeit den richtigen Moment abzupassen. Schließlich ist es schwer ein ganz natürlich wirkendes Portrait von jemandem zu machen, der weiß, dass er fotografiert wird. Cartier-Bresson gelingt noch mehr: er zeigt die Portraitierten unverstellt und echt, nicht so, wie sie sich selbst sehen, sondern so wie sie sind. Es sind bemerkenswerte Bilder. Für den Umschlag des Bildbandes wollte ich das zeigen, was die Portraitierten sahen, nämlich den Meister in Aktion. Schließlich gehören zum Têtê à Têtê immer zwei.





clara charlotte roethe diplom designer (fh)

am hohen wald 10, 65388 schlangenbad telefon 06129 - 2049 mobil 0176 - 23 581 838 gut-zu-merken@gmx.de http://claracharlotte.com


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