Die Geschichte der Wasserwirtschaft und der Wasserkunst in Augsburg Wird die historische Wasserwirtschaft und Wassertechnologie
context verlag Augsburg
www.context-mv.de
Wasserbau, Trinkwasser, Brunnenkunst und Wasserkraft
Martin Kluger | Hrsg. Stadt Augsburg
Die Augsburger Kanallandschaft „Nur auf dem mäßigen Raume des Augsburger Stadtgebietes war gleichzeitig eine solche Sammlung und Zerspaltung des Wasserlaufes möglich.“ (Wilhelm Heinrich von Riehl, 1859)
Der Hochablass am Lech „[…] erhielt Augsburg von Kaiser Friedrich III. das
in der Stadt Augsburg UNESCO-Welterbe? Die bayerischen Experten
Recht, den Lech durch so viel Bäche als für nöthig
haben der Augsburger Interessenbekundung für die Aufnahme in die
erachtet, in die Stadt zu leiten.“
Liste des UNESCO-Welterbes attestiert, dass der außergewöhnliche
(Franz Joseph Kollmann, 1850)
universelle Wert gegeben ist. Was macht Wasserbau, Trinkwasser, Brunnenkunst und Wasserkraft
Brunnenwerke und Wassertürme
in Augsburg welterbewürdig? Das Wasserwerk am Roten Tor erinnert an
„[…] des heiligen Reichs Stadt Augspurg hat schon vor
die Anfänge der reichsstädtischen Fließwasserversorgung im Jahr 1412,
etlichen Säculis aus rühmlicher Sorgfalt für das gemeine Beste den Bedacht genommen auf eine bequemliche
mit dem Wasserwerk am Hochablass begann 1879 die moderne Trink-
Weiß die Bürgerschaft mit nöthigem Röhr-Wasser zu
wasserversorgung der Stadt. Denkmäler der Wasserwirtschaft reichen
versehen, und deßwegen von Zeit zu Zeit kostbare
von dem seit dem 8. Jahrhundert gegrabenen System der Lech- und
Wercke anzulegen und in Stand zu stellen.“
Wertachkanäle über den Hochablass bis zu den frühen Wasserkraft-
(Caspar Walter, 1754)
werken in der Wolfzahnau und am Lechkanal nördlich von Augsburg. Stadtbäche durchziehen das Naturschutzgebiet „Stadtwald Augsburg“: Sie sind – wie die Kanäle und der Lechkanal – industriearchäologische Denkmäler. Die drei Monumentalbrunnen von Hubert Gerhard und Adriaen de Vries erregten als Renommierprojekte der reichsstädtischen Fließwasserversorgung europaweit Aufsehen. Archive, Bibliotheken und eine weltweit einzigartige Modellkammer bewahren die Dokumente des seit dem 16. Jahrhundert gewachsenen „Clusters Wassertechnologie“: So würde man heute die Ballung von Augsburger Wasserwissen, Handwerks- und Ingenieurskunst nennen. Wasser trug auch zur Entstehung von Unternehmen mit Weltgeltung bei: Die Antriebskräfte von Lech und Wertach ermöglichten Augsburgs frühen Aufstieg zur Industriestadt.
Martin Kluger | Hrsg. Stadt Augsburg 160 Seiten I 217 Abbildungen | 19,90 Euro ISBN 978-3-939645-50-4
context verlag Augsburg
Historische Wasserwirtschaft und Wasserkunst in Augsburg
context verlag Augsburg
Die drei Monumentalbrunnen „Die drei Monumentalbrunnen, Schöpfungen von höchster künstlerischer Vollendung, zeugen von der selbstbewußten Repräsentation eines reichsstädtischen Gemeinwesens. Sie bilden noch heute in dem großartigen Straßenraum einen Dreiklang von vollendeter Harmonie“. (Rolf Kießling, 1989)
Dokumente der Wassertechnologie „Die Augsburger Meisterteams brachten im Spätbarock
Historische Wasserwirtschaft und Wasserkunst in Augsburg Kanallandschaft, Wassertürme, Brunnenkunst und Wasserkraft
Spitzenprodukte vorwissenschaftlichen Maschinenbaus zustande, wie die Archivalien zeigen.“ (Wilhelm Ruckdeschel, 1989)
Denkmäler der Industriekultur „[…] das 1973 stillgelegte Wasserwerk stellt im Zusammenklang von Außen- und Innenarchitektur und ,klassischem Maschinenanbau‘ heute ein technisches Kulturdenkmal ersten Ranges dar!“
context verlag Augsburg
(Wilhelm Ruckdeschel, 1989)
Das Einzugsgebiet der Augsburger Wasserwirtschaft
1763 bis 1910 ...............................
10
Augsburgs Wasser förderte die Industrialisierung Die Turbinen der Fabriken setzten die Antriebskräfte von Lech und Wertach um . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
1879 bis 1973 Flüsse und Kanäle
Das Augsburger Wasserwerk am Hochablass
Geologie, Topografie, Hydrologie, Naturraum
Im Jahr 1879 entstand eine europaweit beachtete technologische Innovation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
Die Rahmenbedingungen der Augsburger Wasserwirtschaft an Lech und Wertach . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1899 bis 1921 Denkmäler der Elektrifizierung durch Wasserkraft
Die Denkmäler der Augsburger Wasserwirtschaft
Stromgewinnung durch frühe Wasserkraftwerke und der Bau des Lechkanals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
..............................
28
Der universelle Wert der Augsburger Wasserwirtschaft
............................
146
20 n. Chr. bis 1920 Kanäle waren die Kraftquellen der Reichsstadt Im Stadtrecht von 1276 wurden erstmals Augsburger Stadtbäche namentlich erwähnt. . . . . . . . . . . . 30
Fakten & Fazit um 1000 bis 1911
Die Augsburger Denkmäler und ihre Schutzzonen
Vom Hochablass werden die „Leche“ abgeleitet
Augsburgs Interessenbekundung zur Aufnahme in die Liste des UNESCO-Welterbes . . . . . . . . . . . . . . 148
Von hölzernen Ablasswehren bis zur Stahlbetonkonstruktion des Industriezeitalters . . . . . . . . . . . . . . . . 52
1412 bis 1879 Wasserkunst zwischen Mittelalter und Neuzeit Seit 1412 versorgten Wassertürme die Bevölkerung der Reichsstadt mit Fließwasser . . . . . . . . . . . . . . . 60
um 1516 bis 1602 Wasserversorgung durch Monumentalbrunnen Mit drei Fließwasserbrunnen gestaltete die Reichsstadt den zentralen Straßenraum . . . . . . . . . . . . . . . 84
Bildquellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
|8|
Inhalt
um 1550 bis 1901
Dank für Beratung und Unterstützung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
Wasserwissen in Modellen, Skizzen und Schriften
Dank an Sponsoren und Förderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
Hydrotechnische Modellbauten und Dokumente der Augsburger Wassertechnologie. . . . . . . . . . . . . . 102
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
Inhalt
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Das Einzugsgebiet der Augsburger Wasserwirtschaft
1763 bis 1910 ...............................
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Augsburgs Wasser förderte die Industrialisierung Die Turbinen der Fabriken setzten die Antriebskräfte von Lech und Wertach um . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
1879 bis 1973 Flüsse und Kanäle
Das Augsburger Wasserwerk am Hochablass
Geologie, Topografie, Hydrologie, Naturraum
Im Jahr 1879 entstand eine europaweit beachtete technologische Innovation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
Die Rahmenbedingungen der Augsburger Wasserwirtschaft an Lech und Wertach . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1899 bis 1921 Denkmäler der Elektrifizierung durch Wasserkraft
Die Denkmäler der Augsburger Wasserwirtschaft
Stromgewinnung durch frühe Wasserkraftwerke und der Bau des Lechkanals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
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Der universelle Wert der Augsburger Wasserwirtschaft
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20 n. Chr. bis 1920 Kanäle waren die Kraftquellen der Reichsstadt Im Stadtrecht von 1276 wurden erstmals Augsburger Stadtbäche namentlich erwähnt. . . . . . . . . . . . 30
Fakten & Fazit um 1000 bis 1911
Die Augsburger Denkmäler und ihre Schutzzonen
Vom Hochablass werden die „Leche“ abgeleitet
Augsburgs Interessenbekundung zur Aufnahme in die Liste des UNESCO-Welterbes . . . . . . . . . . . . . . 148
Von hölzernen Ablasswehren bis zur Stahlbetonkonstruktion des Industriezeitalters . . . . . . . . . . . . . . . . 52
1412 bis 1879 Wasserkunst zwischen Mittelalter und Neuzeit Seit 1412 versorgten Wassertürme die Bevölkerung der Reichsstadt mit Fließwasser . . . . . . . . . . . . . . . 60
um 1516 bis 1602 Wasserversorgung durch Monumentalbrunnen Mit drei Fließwasserbrunnen gestaltete die Reichsstadt den zentralen Straßenraum . . . . . . . . . . . . . . . 84
Bildquellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
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Inhalt
um 1550 bis 1901
Dank für Beratung und Unterstützung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
Wasserwissen in Modellen, Skizzen und Schriften
Dank an Sponsoren und Förderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
Hydrotechnische Modellbauten und Dokumente der Augsburger Wassertechnologie. . . . . . . . . . . . . . 102
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
Inhalt
|9|
Geologie, Topografie, Hydrologie, Naturraum Den Wasserreichtum Augsburgs beschrieb
Wertach gegründet. Der Blick reicht hier flussabwärts
der Journalist und Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich
in Richtung Donau. Flussaufwärts führt der Weg weit
von Riehl (1823 – 1897) 1859 in seinen Augsburger
hinauf und zu den Alpenpässen hinüber nach Italien.
Studien so: „Die rätselhaften Wasserzüge dieses Tafel-
Die Römer haben die Gunst dieser Lage erkannt. Es
landes sind ein wahrer Lustgarten für den Beobachter.
gibt südlich der Donau keine bessere. Der Gelände-
Innerhalb der alten Stadtgrenze von Augsburg, kaum
sporn besteht aus Kiesen einer älteren Eiszeit: Geolo-
eine Stunde wegs lechaufwärts, entspringen gut ein
gisch ist das eine Hochterrasse. Rund um diese lagert
Dutzend kleiner Bäche inmitten der Lechniederung, fast
sich etwas tiefer das Schotterfeld der Niederterrasse
auf gleicher Höhe und in der nächsten Nachbarschaft
aus der jüngsten Eiszeit ab.
des Flusses, und laufen dann höchst eigensinnig unter
Diese Topografie teilt die (Alt-)Stadt in eine obere
sich und mit dem Hauptfluß parallel, oft kaum auf einen
und eine untere. […] Draußen vor den Toren der Stadt –
Am Ende des Landschaftsschutzgebiets Wolfzahnau,
Büchsenschuß Abstand, durchkreuzen und verwirren
noch etwas tiefer – weiten sich die Talauen von Lech
kurz vor der nördlichen Stadtgrenze von Augsburg,
sich und bilden so wieder neue Bäche. Ähnlich ist es
und Wertach. Durch Ausstauen wurden die Stadtbäche
mündet die Wertach in den Lech (rechte Seite). Bild
auf der Wertachseite mit der Singold und ihrer Bach-
aus dem Lech in die untere Stadt ,gehoben’. Nicht zu-
linke Seite oben: Nur wenige Meter vor der Mündung
familie. Nur auf dem mäßigen Raume des Augsburger
letzt aufgrund dieser Kanäle hat sich seit dem frühen
ergießt sich auch der Vereinigte Stadt- und Proviant-
Stadtgebietes war gleichzeitig eine solche Sammlung
Mittelalter erfolgreich Gewerbe entwickelt. Auf den
bach – er fließt parallel zur Wertach (links davon)
und Zerspaltung des Wasserlaufes möglich.“ (1)
weiten, zu Beginn des Industriezeitalters unbesiedelten Talauen machte sich im 19. Jahrhundert die Industrie-
durch die Wolfzahnau – in das zuvor meist wasserarme Lechmutterbett. So endet das innerstädtische
Zwei Flüsse förderten die Entwicklung Augs-
stadt Augsburg breit.“ (2) Fließwasser wurde jedoch auch in der oberen Stadt
Netz der vom Lech abgeleiteten Kanäle. Abbildung
burgs. Als „Standortgunst der Stadt“ bezeichnete Karl
rechts: Die Karte aus der Zeit um 1815 zeigt die Stadt
Ganser, der „Architekt des neuen Ruhrgebiets“, ihre
auf der Hochterrasse benötigt. Um es von unten nach
mit einem Mündungsdreieck, das die ungebändigten
„einzigartige Lage“: „Augsburg wurde auf einem
oben zu befördern, nutzte man in Augsburg seit dem
Flüsse Lech und Wertach noch vielfach zerteilten.
Sporn am Zusammenfluss der Gebirgsflüsse Lech und
15. Jahrhundert „[…] die Druckhöhe; hier mußte von
| 12 |
Das Einzugsgebiet der Wasserwirtschaft
Flüsse und Kanäle
Die Rahmenbedingungen der Augsburger Wasserwirtschaft an Lech und Wertach
Das Einzugsgebiet der Wasserwirtschaft
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Geologie, Topografie, Hydrologie, Naturraum Den Wasserreichtum Augsburgs beschrieb
Wertach gegründet. Der Blick reicht hier flussabwärts
der Journalist und Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich
in Richtung Donau. Flussaufwärts führt der Weg weit
von Riehl (1823 – 1897) 1859 in seinen Augsburger
hinauf und zu den Alpenpässen hinüber nach Italien.
Studien so: „Die rätselhaften Wasserzüge dieses Tafel-
Die Römer haben die Gunst dieser Lage erkannt. Es
landes sind ein wahrer Lustgarten für den Beobachter.
gibt südlich der Donau keine bessere. Der Gelände-
Innerhalb der alten Stadtgrenze von Augsburg, kaum
sporn besteht aus Kiesen einer älteren Eiszeit: Geolo-
eine Stunde wegs lechaufwärts, entspringen gut ein
gisch ist das eine Hochterrasse. Rund um diese lagert
Dutzend kleiner Bäche inmitten der Lechniederung, fast
sich etwas tiefer das Schotterfeld der Niederterrasse
auf gleicher Höhe und in der nächsten Nachbarschaft
aus der jüngsten Eiszeit ab.
des Flusses, und laufen dann höchst eigensinnig unter
Diese Topografie teilt die (Alt-)Stadt in eine obere
sich und mit dem Hauptfluß parallel, oft kaum auf einen
und eine untere. […] Draußen vor den Toren der Stadt –
Am Ende des Landschaftsschutzgebiets Wolfzahnau,
Büchsenschuß Abstand, durchkreuzen und verwirren
noch etwas tiefer – weiten sich die Talauen von Lech
kurz vor der nördlichen Stadtgrenze von Augsburg,
sich und bilden so wieder neue Bäche. Ähnlich ist es
und Wertach. Durch Ausstauen wurden die Stadtbäche
mündet die Wertach in den Lech (rechte Seite). Bild
auf der Wertachseite mit der Singold und ihrer Bach-
aus dem Lech in die untere Stadt ,gehoben’. Nicht zu-
linke Seite oben: Nur wenige Meter vor der Mündung
familie. Nur auf dem mäßigen Raume des Augsburger
letzt aufgrund dieser Kanäle hat sich seit dem frühen
ergießt sich auch der Vereinigte Stadt- und Proviant-
Stadtgebietes war gleichzeitig eine solche Sammlung
Mittelalter erfolgreich Gewerbe entwickelt. Auf den
bach – er fließt parallel zur Wertach (links davon)
und Zerspaltung des Wasserlaufes möglich.“ (1)
weiten, zu Beginn des Industriezeitalters unbesiedelten Talauen machte sich im 19. Jahrhundert die Industrie-
durch die Wolfzahnau – in das zuvor meist wasserarme Lechmutterbett. So endet das innerstädtische
Zwei Flüsse förderten die Entwicklung Augs-
stadt Augsburg breit.“ (2) Fließwasser wurde jedoch auch in der oberen Stadt
Netz der vom Lech abgeleiteten Kanäle. Abbildung
burgs. Als „Standortgunst der Stadt“ bezeichnete Karl
rechts: Die Karte aus der Zeit um 1815 zeigt die Stadt
Ganser, der „Architekt des neuen Ruhrgebiets“, ihre
auf der Hochterrasse benötigt. Um es von unten nach
mit einem Mündungsdreieck, das die ungebändigten
„einzigartige Lage“: „Augsburg wurde auf einem
oben zu befördern, nutzte man in Augsburg seit dem
Flüsse Lech und Wertach noch vielfach zerteilten.
Sporn am Zusammenfluss der Gebirgsflüsse Lech und
15. Jahrhundert „[…] die Druckhöhe; hier mußte von
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Das Einzugsgebiet der Wasserwirtschaft
Flüsse und Kanäle
Die Rahmenbedingungen der Augsburger Wasserwirtschaft an Lech und Wertach
Das Einzugsgebiet der Wasserwirtschaft
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Das Einzugsgebiet der Wasserwirtschaft
Das Einzugsgebiet der Wasserwirtschaft
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Das Einzugsgebiet der Wasserwirtschaft
Das Einzugsgebiet der Wasserwirtschaft
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Die Denkmäler der Augsburger Wasserwirtschaft
Das wenigstens rund 135 Kilometer lange Netz der Stadtbäche und Kanäle, der Hochablass, das Wasserwerk am Roten Tor, drei manieristische Monumentalbrunnen und Wasserkraftwerke des Industriezeitalters sind die bedeutendsten Denkmäler der Augsburger Wasserwirtschaft. Im Bild: Der vom Lech abgeleitete Lochbach speist den
„[…] erhielt Augsburg von Kaiser Friedrich III.
Vorderen Lech, der beim Oberen Brunnenmeister-
das Recht, den Lech durch so viel Bäche als
haus des Wasserwerks am Roten Tor – dem „Haus
für nöthig erachtet, in die Stadt zu leiten.“
zu den Fischen“ – vorbeifließt. (Franz Joseph Kollmann, 1850)
| 28 |
Augsburgs Kanallandschaft
Augsburgs Kanallandschaft
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Die Denkmäler der Augsburger Wasserwirtschaft
Das wenigstens rund 135 Kilometer lange Netz der Stadtbäche und Kanäle, der Hochablass, das Wasserwerk am Roten Tor, drei manieristische Monumentalbrunnen und Wasserkraftwerke des Industriezeitalters sind die bedeutendsten Denkmäler der Augsburger Wasserwirtschaft. Im Bild: Der vom Lech abgeleitete Lochbach speist den
„[…] erhielt Augsburg von Kaiser Friedrich III.
Vorderen Lech, der beim Oberen Brunnenmeister-
das Recht, den Lech durch so viel Bäche als
haus des Wasserwerks am Roten Tor – dem „Haus
für nöthig erachtet, in die Stadt zu leiten.“
zu den Fischen“ – vorbeifließt. (Franz Joseph Kollmann, 1850)
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Augsburgs Kanallandschaft
Augsburgs Kanallandschaft
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Radegundisbach
Mühl-/Hettenbach
Wertach bach Forellen
Ab
a lzb
Sei tel bac h
Wertachkanal
Ho
las sba ch
Fabrikkanal
ch
Singold
nk Se ach elb
en
a ch
ach Sta
Sparrenlech
Fichtelbach
h
Pro
via
ntb
Schäfflerbach
Lec
ach
Äußerer Stadtgraben
Hanreibach
Neubach
Herrenbach
Proviantbach
lau
fgr abe
n
dtb
ch Bru
hb
ach
Mü hlb a
ch
nne
nba
äch e
ach
Innerer Stadtgraben
Vereinigter Stadt-und Proviantbach
Malvasierbach
dtb
Loc
Sta
Gießer
Bay e r b
Hinterer Lech
Kaufbach
Neuer Graben
G r ab
Mittlerer Lech
Schwallech
Öl b
Wolfsbach
Reichskanal
uer
Aumühlbach
Brunnengraben
Ne
Spitalbach Siebenbrunner Bach
n
e rab
nzg
Gre
Floßgraben
Auslaufkanal
Vorderer Lech
Lochbach
Um
Hauptstadtbach
Lech Hochablass
© Karte: context verlag Augsburg (Quelle: Stadt Augsburg, Tiefbauamt, Abteilung Wasser- u. Brückenbau) Nach einem im 17. Jahrhundert von Wolfgang Kilian
Darstellung der wichtigsten Augsburger Triebwerks-
Hindernisse mit Gewalt zu beseitigen.“ (26) Kaiser
Eine „Schematische Darstellung der wichtigsten
geschaffenen Stich entstand 1850 dieser Druck, der
kanäle und Bachläufe sowie ihre Zusammenhänge
Friedrich III. erteilte Augsburg im Jahr 1462 schließ-
Augsburger Triebwerkskanäle und Bachläufe sowie
„Die von dem Hochablaß und dem Wertachanstich
u. Verbindungen“ das Netzwerk des Kanalsystems.
lich „[…] das Recht, den Lech durch so viel Bäche als
ihre Zusammenhänge u. Verbindungen“ des Tief-
für nöthig erachtet, in die Stadt zu leiten.“ (27)
bauamts der Stadt Augsburg vom Juni 2007 ist ein
kommenden Werkkanäle“ anschaulich darstellt. Gut erkennbar: Damals mündete der Senkelbach (also die Singold) noch nordöstlich der Stadt in den Lech.
Wasserkraft im Augsburger Stadtgebiet. 1840 ermög-
aktuelles Pendant zum Stich Wolfgang Kilians aus
Drei Anstiche am Lech speisten ehemals die
dem 17. Jahrhundert (siehe Druck linke Seite). Die Singold fließt heute in Göggingen in den Fabrikkanal.
lichten die vom Lechwasser gespeisten Industrie-
Kanäle. „Neben dem Hochablaß wurden flußaufwärts
kanäle – Herrenbach und Proviantbach, Hanreibach
weitere Wehrbauten errichtet, ca. 4 km oberhalb der
Kanäle liefert, dokumentiert zum einen die Statistik.
und Fichtelbach sowie Sparrenlech, Schäfflerbach
Sebastiansanstich und 12 km vom Hochablaß entfernt
Mehringerau entspringen, sowie Ausleitungen aus der
„29 Lechkanäle kommen auf eine Gesamtfließstrecke
und Stadtbach – den Betrieb von 77 Werken mit ins-
der Lochbachanstich. Der Sebastiansanstich wurde in
Wertach und Triebwerksanlagen an der Singold, trugen
von 77,7 km, 4 Wertachkanäle auf 11,6 km. Die Länge
gesamt 138 Wasserrädern oder Turbinen.
diesem Jahrhundert [20. Jahrhundert] mit dem Ausbau
mit ihrer nutzbaren Wasserkraft zum Aufschwung der
des Lech aufgelassen, der Lochbachanstich mußte im
Stadt Augsburg bei […].“ (28)
Welches Gewässer das Wasser für welche
von 19 Bächen summiert sich auf 45,6 km.“ (24) Doch
| 40 |
Der Lech war und ist der Hauptlieferant für
Einen Lechanstich gab es vielleicht schon um das
über die nackten Zahlen hinaus veranschaulicht ein
Jahr 1000. Von dort aus wurde Wasser aus Richtung
Zuge der Lechkorrektion immer wieder flußaufwärts
Vogelschauplan Wolfgang Kilians aus dem 17. Jahr-
Südosten in die Stadt geleitet. Wegen der Nutzung
verlegt werden. Heute befindet sich der Lochbach-
Abbildung Seiten 42/43: Ein kolorierter Stich mit
hundert den Verlauf der „[…] vom Hochablaß und dem
des Lechwassers kam es wiederholt zu Reibereien mit
anstich an der [Lechstau-]Stufe 22. Dort wird zur
einem Stadtplan von Matthäus Seutter von 1730
Wertachwehr kommenden Werkkanäle“. (25) Als ein
dem benachbarten Herzogtum Baiern. 1418 erteilte
Speisung des Lochbaches und seiner Seitengewässer
zeigt den Verlauf der Lechkanäle unterhalb der Hoch-
aktuelles Pendant zu dieser Darstellung zeigt eine
Kaiser Sigismund Augsburg deshalb das in einem Frei-
Wasser aus dem Lech entnommen.
terrasse, auf der das „reiche Augsburg“ der Bischöfe,
2007 vom Tiefbauamt, Abteilung Wasser- u. Brücken-
brief beurkundete Recht, „[…] den Lechfluß zu bauen,
bau, der Stadt Augsburg angelegte „Schematische
zu flößen, zu benützen, anzustechen, und allenfalsige
Augsburgs Kanallandschaft
Die drei Lechausleitungen, in Verbindung mit einigen Quellbächen, die im Haunstetter Wald und der
Patrizier und Kaufherrn lag. Die „Wasserschütter“ Lech und Wertach zieren die Inschriftenkartusche.
Augsburgs Kanallandschaft
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Radegundisbach
Mühl-/Hettenbach
Wertach bach Forellen
Ab
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Sei tel bac h
Wertachkanal
Ho
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Fabrikkanal
ch
Singold
nk Se ach elb
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Sparrenlech
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Äußerer Stadtgraben
Hanreibach
Neubach
Herrenbach
Proviantbach
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Innerer Stadtgraben
Vereinigter Stadt-und Proviantbach
Malvasierbach
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Hinterer Lech
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Mittlerer Lech
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Floßgraben
Auslaufkanal
Vorderer Lech
Lochbach
Um
Hauptstadtbach
Lech Hochablass
© Karte: context verlag Augsburg (Quelle: Stadt Augsburg, Tiefbauamt, Abteilung Wasser- u. Brückenbau) Nach einem im 17. Jahrhundert von Wolfgang Kilian
Darstellung der wichtigsten Augsburger Triebwerks-
Hindernisse mit Gewalt zu beseitigen.“ (26) Kaiser
Eine „Schematische Darstellung der wichtigsten
geschaffenen Stich entstand 1850 dieser Druck, der
kanäle und Bachläufe sowie ihre Zusammenhänge
Friedrich III. erteilte Augsburg im Jahr 1462 schließ-
Augsburger Triebwerkskanäle und Bachläufe sowie
„Die von dem Hochablaß und dem Wertachanstich
u. Verbindungen“ das Netzwerk des Kanalsystems.
lich „[…] das Recht, den Lech durch so viel Bäche als
ihre Zusammenhänge u. Verbindungen“ des Tief-
für nöthig erachtet, in die Stadt zu leiten.“ (27)
bauamts der Stadt Augsburg vom Juni 2007 ist ein
kommenden Werkkanäle“ anschaulich darstellt. Gut erkennbar: Damals mündete der Senkelbach (also die Singold) noch nordöstlich der Stadt in den Lech.
Wasserkraft im Augsburger Stadtgebiet. 1840 ermög-
aktuelles Pendant zum Stich Wolfgang Kilians aus
Drei Anstiche am Lech speisten ehemals die
dem 17. Jahrhundert (siehe Druck linke Seite). Die Singold fließt heute in Göggingen in den Fabrikkanal.
lichten die vom Lechwasser gespeisten Industrie-
Kanäle. „Neben dem Hochablaß wurden flußaufwärts
kanäle – Herrenbach und Proviantbach, Hanreibach
weitere Wehrbauten errichtet, ca. 4 km oberhalb der
Kanäle liefert, dokumentiert zum einen die Statistik.
und Fichtelbach sowie Sparrenlech, Schäfflerbach
Sebastiansanstich und 12 km vom Hochablaß entfernt
Mehringerau entspringen, sowie Ausleitungen aus der
„29 Lechkanäle kommen auf eine Gesamtfließstrecke
und Stadtbach – den Betrieb von 77 Werken mit ins-
der Lochbachanstich. Der Sebastiansanstich wurde in
Wertach und Triebwerksanlagen an der Singold, trugen
von 77,7 km, 4 Wertachkanäle auf 11,6 km. Die Länge
gesamt 138 Wasserrädern oder Turbinen.
diesem Jahrhundert [20. Jahrhundert] mit dem Ausbau
mit ihrer nutzbaren Wasserkraft zum Aufschwung der
des Lech aufgelassen, der Lochbachanstich mußte im
Stadt Augsburg bei […].“ (28)
Welches Gewässer das Wasser für welche
von 19 Bächen summiert sich auf 45,6 km.“ (24) Doch
| 40 |
Der Lech war und ist der Hauptlieferant für
Einen Lechanstich gab es vielleicht schon um das
über die nackten Zahlen hinaus veranschaulicht ein
Jahr 1000. Von dort aus wurde Wasser aus Richtung
Zuge der Lechkorrektion immer wieder flußaufwärts
Vogelschauplan Wolfgang Kilians aus dem 17. Jahr-
Südosten in die Stadt geleitet. Wegen der Nutzung
verlegt werden. Heute befindet sich der Lochbach-
Abbildung Seiten 42/43: Ein kolorierter Stich mit
hundert den Verlauf der „[…] vom Hochablaß und dem
des Lechwassers kam es wiederholt zu Reibereien mit
anstich an der [Lechstau-]Stufe 22. Dort wird zur
einem Stadtplan von Matthäus Seutter von 1730
Wertachwehr kommenden Werkkanäle“. (25) Als ein
dem benachbarten Herzogtum Baiern. 1418 erteilte
Speisung des Lochbaches und seiner Seitengewässer
zeigt den Verlauf der Lechkanäle unterhalb der Hoch-
aktuelles Pendant zu dieser Darstellung zeigt eine
Kaiser Sigismund Augsburg deshalb das in einem Frei-
Wasser aus dem Lech entnommen.
terrasse, auf der das „reiche Augsburg“ der Bischöfe,
2007 vom Tiefbauamt, Abteilung Wasser- u. Brücken-
brief beurkundete Recht, „[…] den Lechfluß zu bauen,
bau, der Stadt Augsburg angelegte „Schematische
zu flößen, zu benützen, anzustechen, und allenfalsige
Augsburgs Kanallandschaft
Die drei Lechausleitungen, in Verbindung mit einigen Quellbächen, die im Haunstetter Wald und der
Patrizier und Kaufherrn lag. Die „Wasserschütter“ Lech und Wertach zieren die Inschriftenkartusche.
Augsburgs Kanallandschaft
| 41 |
Vom Hochablass werden die „Leche“ abgeleitet Von hölzernen Ablasswehren bis zur Stahlbetonkonstruktion des Industriezeitalters
Lechflusse, wie dieser selbst die Wertach an Bedeut-
Augsburg nach der Römerzeit zu entwickeln begann.
samkeit übertrifft; […] den wasserarmen aber zwingt,
Mehr als 20 Kilometer südlich der Altstadt, neun Kilo-
seinen ganzen Inhalt der Stadt zuzusenden […].“ (3) So
meter von der heutigen Stadtgrenze entfernt, wird bei
schrieb Augsburgs Stadtbaurat Franz Joseph Kollmann,
der Lechstaustufe 22 der Lochbach vom Lechwasser
der 1850 urteilte: „Der Lech-Ablaß ist daher einer der
gespeist. Im weiteren Verlauf wird der Lochbach zu-
wichtigsten Punkte in Augsburgs Umgebung, weil ihm
erst Vorderer Lech, dann Stadtbach genannt. Weiter
die Hauptspeisung der Kanäle obliegt und er bei dieser
nördlich liegt der Hochablass, wo der Hauptstadtbach
Gelegenheit auch als Wasser-Straße benützt wird,
vom Lech abgeleitet wird. Dieser Ablass war „[b]is
das von den oberbayerischen Waldungen hergeflößte
zu seiner Zerstörung am 16.6.1910 durch Hochwasser
Brenn- und Nutzholz bis zur Stadt zu fördern.“ (4)
[ein] schrägliegendes Streichwehr in Holz-Stein-Kon-
Der Hochablass
Der Hochablass lag zwar einen dreiviertelstündigen
struktion mit Floßgasse.“ (1) Erst nach dieser Hoch-
Fußmarsch vor den Mauern der Stadt, doch „[…] die
wasserkatastrophe entstand der heutige Hochablass,
Natur bezeichnete selbst die Stelle zu dem gegebenen
eine Stahlbetonkonstruktion von 1911/12.
hochwichtigen Zwecke, die Stadt Augsburg mit Wasser
Der Hochablass ist eine Stahlbetonkonstruktion, die
| 52 |
laß unstreitig als der merkwürdigste Moment an dem
um 1000 bis 1911
Zwei Lechanstiche liefern das Wasser für das Kanalsystem im Osten der Hochterrasse, auf der sich
zu versehen, als vorzüglich geeignet; man hält auch
1911/12 ein aus Holz und Stein erbautes Vorgänger-
Der Hochablass war bis Anfang des 19. Jahr-
wehr ersetzte. Eine Gedenktafel (links) dokumentiert
hunderts auch für die Lechflößerei sowie die Holztrift
halben Jahrtausend unablässig fest, und ließ sich
die Geschichte des Hochablasses ab dem Jahr 1000.
von Bedeutung. (2) Vor allem jedoch war und ist er der
weder durch das ungezähmte Element des reißendsten
Das Lechwehr ist ein Technikdenkmal und zählt zu
Garant für die kontinuierliche Nutzung der Wasser-
Flusses von Süddeutschland, noch durch die vielfältigen
Augsburgs Sehenswürdigkeiten (rechte Seite).
kraft im Stadtgebiet: „Gerade deshalb erscheint der Ab-
feindseligen Zerstörungen und Hindernisse aus politi-
an dieser Stelle mit der Wassereinleitung seit einem
Der Hochablass
| 53 |
Vom Hochablass werden die „Leche“ abgeleitet Von hölzernen Ablasswehren bis zur Stahlbetonkonstruktion des Industriezeitalters
Lechflusse, wie dieser selbst die Wertach an Bedeut-
Augsburg nach der Römerzeit zu entwickeln begann.
samkeit übertrifft; […] den wasserarmen aber zwingt,
Mehr als 20 Kilometer südlich der Altstadt, neun Kilo-
seinen ganzen Inhalt der Stadt zuzusenden […].“ (3) So
meter von der heutigen Stadtgrenze entfernt, wird bei
schrieb Augsburgs Stadtbaurat Franz Joseph Kollmann,
der Lechstaustufe 22 der Lochbach vom Lechwasser
der 1850 urteilte: „Der Lech-Ablaß ist daher einer der
gespeist. Im weiteren Verlauf wird der Lochbach zu-
wichtigsten Punkte in Augsburgs Umgebung, weil ihm
erst Vorderer Lech, dann Stadtbach genannt. Weiter
die Hauptspeisung der Kanäle obliegt und er bei dieser
nördlich liegt der Hochablass, wo der Hauptstadtbach
Gelegenheit auch als Wasser-Straße benützt wird,
vom Lech abgeleitet wird. Dieser Ablass war „[b]is
das von den oberbayerischen Waldungen hergeflößte
zu seiner Zerstörung am 16.6.1910 durch Hochwasser
Brenn- und Nutzholz bis zur Stadt zu fördern.“ (4)
[ein] schrägliegendes Streichwehr in Holz-Stein-Kon-
Der Hochablass
Der Hochablass lag zwar einen dreiviertelstündigen
struktion mit Floßgasse.“ (1) Erst nach dieser Hoch-
Fußmarsch vor den Mauern der Stadt, doch „[…] die
wasserkatastrophe entstand der heutige Hochablass,
Natur bezeichnete selbst die Stelle zu dem gegebenen
eine Stahlbetonkonstruktion von 1911/12.
hochwichtigen Zwecke, die Stadt Augsburg mit Wasser
Der Hochablass ist eine Stahlbetonkonstruktion, die
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laß unstreitig als der merkwürdigste Moment an dem
um 1000 bis 1911
Zwei Lechanstiche liefern das Wasser für das Kanalsystem im Osten der Hochterrasse, auf der sich
zu versehen, als vorzüglich geeignet; man hält auch
1911/12 ein aus Holz und Stein erbautes Vorgänger-
Der Hochablass war bis Anfang des 19. Jahr-
wehr ersetzte. Eine Gedenktafel (links) dokumentiert
hunderts auch für die Lechflößerei sowie die Holztrift
halben Jahrtausend unablässig fest, und ließ sich
die Geschichte des Hochablasses ab dem Jahr 1000.
von Bedeutung. (2) Vor allem jedoch war und ist er der
weder durch das ungezähmte Element des reißendsten
Das Lechwehr ist ein Technikdenkmal und zählt zu
Garant für die kontinuierliche Nutzung der Wasser-
Flusses von Süddeutschland, noch durch die vielfältigen
Augsburgs Sehenswürdigkeiten (rechte Seite).
kraft im Stadtgebiet: „Gerade deshalb erscheint der Ab-
feindseligen Zerstörungen und Hindernisse aus politi-
an dieser Stelle mit der Wassereinleitung seit einem
Der Hochablass
| 53 |
Wasserversorgung durch Monumentalbrunnen Mit drei Fließwasserbrunnen gestaltete die Reichsstadt den zentralen Straßenraum musste der Brunnen für möglichst viele Menschen
eine infrastrukturelle Einheit: Ab dem 13. Jahrhundert
möglichst gut erreichbar sein. Deswegen waren diese
wurden in den Städten umso häufiger Fließwasser-
Laufbrunnen zumeist Markt- oder Rathausbrunnen.
um 1516 bis 1602
Wasserversorgung und Brunnen bildeten
brunnen – sogenannte Laufbrunnen – aufgestellt, je weiter das Leitungsnetz ausgebaut wurde. Wo relativ
| 84 |
Wasserversorgung und Brunnenkunst
Als Brunnenfigur herrschte im süddeutschen
günstige hydraulische und topografische Bedingungen
Raum der Bannerträger vor. In Augsburg schmückte
vorherrschten, vervielfältigte sich die Zahl öffentlicher
allerdings ein Wappner aus rotem Marmor einen
Brunnen vor allem im 16. Jahrhundert rasch. Der Aus-
Brunnen am Judenberg, wohl an der Stelle des späte-
bau von Wasserhebewerken wie denjenigen in Augs-
ren Merkurbrunnens. „Kunsthistoriker zählen ihn zu
burg beschleunigte diese Entwicklung.
Augsburgs bildhauerischen Meisterwerken des frühen
Adriaen de Vries modellierte die Bronzefiguren des
„Neben ihrer originären Versorgungsaufgabe wur-
Herkulesbrunnens, darunter die drei Nymphen über
den den Laufbrunnen durch kunstvolle Gestaltung des
gramm noch eine Jahreszahl an der Statue hinterlassen.
den Muschelbecken (oben). Der 1602 in Betrieb ge-
Schaftes auch repräsentative Funktionen zugewiesen.
Doch der Augsburger Bildhauer Sebastian Loscher
nommene Brunnen bildete den End- und Höhepunkt
Ein Großteil dieser Brunnen bestimmt noch heute das
(1482 bis 1551) erhielt zwischen 1516 und 1518
der Augsburger Investitionen in Brunnenkunst, die
Bild der historischen Stadtkerne in Süddeutschland und
Zahlungen für eine ,Brunnensawl aus Marbelstein‘
mit Hubert Gerhards Augustusbrunnen begannen
in der Schweiz. Waren ursprünglich häufig christliche
am Judenberg. Die von der Stadt bezahlte marmorne
(Foto rechte Seite). Aus Rotmarmor gehauen ist die
Symbolfiguren vertreten […], nahmen in der Renais-
Brunnensäule dürfte der ,Wappner’ gewesen sein.“ (2)
Brunnenfigur des Wappners (links), der seit der Zeit
sancezeit die Zeichen städtischer Macht zu, mit denen
um 1518 den Röhrkasten beim Judenberg zierte.
die Brunnen geschmückt wurden.“ (1) Üblicherweise
16. Jahrhunderts. Sein Schöpfer hat weder ein Mono-
Wohl um 1770/75 kam der Wappner auf den Ulrichsplatz. Im Jahr 1823 verschenkte die Stadt diese
Wasserversorgung und Brunnenkunst
| 85 |
Wasserversorgung durch Monumentalbrunnen Mit drei Fließwasserbrunnen gestaltete die Reichsstadt den zentralen Straßenraum musste der Brunnen für möglichst viele Menschen
eine infrastrukturelle Einheit: Ab dem 13. Jahrhundert
möglichst gut erreichbar sein. Deswegen waren diese
wurden in den Städten umso häufiger Fließwasser-
Laufbrunnen zumeist Markt- oder Rathausbrunnen.
um 1516 bis 1602
Wasserversorgung und Brunnen bildeten
brunnen – sogenannte Laufbrunnen – aufgestellt, je weiter das Leitungsnetz ausgebaut wurde. Wo relativ
| 84 |
Wasserversorgung und Brunnenkunst
Als Brunnenfigur herrschte im süddeutschen
günstige hydraulische und topografische Bedingungen
Raum der Bannerträger vor. In Augsburg schmückte
vorherrschten, vervielfältigte sich die Zahl öffentlicher
allerdings ein Wappner aus rotem Marmor einen
Brunnen vor allem im 16. Jahrhundert rasch. Der Aus-
Brunnen am Judenberg, wohl an der Stelle des späte-
bau von Wasserhebewerken wie denjenigen in Augs-
ren Merkurbrunnens. „Kunsthistoriker zählen ihn zu
burg beschleunigte diese Entwicklung.
Augsburgs bildhauerischen Meisterwerken des frühen
Adriaen de Vries modellierte die Bronzefiguren des
„Neben ihrer originären Versorgungsaufgabe wur-
Herkulesbrunnens, darunter die drei Nymphen über
den den Laufbrunnen durch kunstvolle Gestaltung des
gramm noch eine Jahreszahl an der Statue hinterlassen.
den Muschelbecken (oben). Der 1602 in Betrieb ge-
Schaftes auch repräsentative Funktionen zugewiesen.
Doch der Augsburger Bildhauer Sebastian Loscher
nommene Brunnen bildete den End- und Höhepunkt
Ein Großteil dieser Brunnen bestimmt noch heute das
(1482 bis 1551) erhielt zwischen 1516 und 1518
der Augsburger Investitionen in Brunnenkunst, die
Bild der historischen Stadtkerne in Süddeutschland und
Zahlungen für eine ,Brunnensawl aus Marbelstein‘
mit Hubert Gerhards Augustusbrunnen begannen
in der Schweiz. Waren ursprünglich häufig christliche
am Judenberg. Die von der Stadt bezahlte marmorne
(Foto rechte Seite). Aus Rotmarmor gehauen ist die
Symbolfiguren vertreten […], nahmen in der Renais-
Brunnensäule dürfte der ,Wappner’ gewesen sein.“ (2)
Brunnenfigur des Wappners (links), der seit der Zeit
sancezeit die Zeichen städtischer Macht zu, mit denen
um 1518 den Röhrkasten beim Judenberg zierte.
die Brunnen geschmückt wurden.“ (1) Üblicherweise
16. Jahrhunderts. Sein Schöpfer hat weder ein Mono-
Wohl um 1770/75 kam der Wappner auf den Ulrichsplatz. Im Jahr 1823 verschenkte die Stadt diese
Wasserversorgung und Brunnenkunst
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| 88 |
Wasserversorgung und Brunnenkunst
Wasserversorgung und Brunnenkunst
| 89 |
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Wasserversorgung und Brunnenkunst
Wasserversorgung und Brunnenkunst
| 89 |
Der Herkulesbrunnen wurde ebenfalls im Zusammenspiel von Adriaen de Vries und Wolfgang Neidhardt geschaffen. Er wurde nahe den ab 1512 von Jakob Fugger „dem Reichen“ erbauten Fuggerhäusern vor dem 1809 abgetragenen Siegelhaus am Weinmarkt aufgestellt. „Schon 1414 wurde auf dieser Stelle ein Brunnen errichtet, der jedoch nur einen hölzernen kunstlosen Röhrkasten und Säule besaß, aus der 2 bedeutende Wasserstrahlen floßen.“ (17) Dieser Brunnen wurde 1508 vom steinernen Vorgängerbrunnen des Herkulesbrunnens verdrängt, den man 1599 abtrug. Von 1596 bis 1600 modellierte Adriaen de Vries die Figuren des 1602 in Betrieb genommenen neuen Brunnens. Auf dem Pfeiler erschlägt der Halbgott Herkules die siebenköpfige Wasserschlange Hydra. An dem zweigeschossigen Brunnenpfeiler spenden – in vier Ebenen gestaffelt – jeweils drei Löwenmasken, Nymphen oder Najaden über Muschelbecken, gänseAuf dem Pfeiler des Herkulesbrunnens erschlägt
neuen Brunnen hinaus die Intention, zwischen dem
würgende Eroten mit den Attributen Amors (Bogen,
der römische Halbgott die siebenköpfige Hydra mit
zwei Jahre zuvor errichteten Augustusbrunnen und
Augenbinde und Pfeil) sowie als Tritonen gedeutete
seiner Flammenkeule. Als dieser Brunnen aufgestellt
dem bereits geplanten Herkulesbrunnen eine zentrale
männliche Büsten Wasser. Drei vergoldete Reliefs zwi-
Unter dem kraftstrotzenden Herkules (oben) des
wurde, stand er vor dem 1604 erbauten, 1809 abge-
Achse im Stadtbild – mit Fernsicht auf diese drei
schen den Sitzfiguren zeigen die Gründung der Stadt
Adriaen de Vries ahmen die gänsewürgenden Eroten
brochenen Siegelhaus am Weinmarkt. Fotos unten:
spektakulären reichsstädtischen Brunnenkunstwerke –
durch die Römer, die Begegnung der Stadtgöttinnen
am Brunnenpfeiler spielerisch den Kampf des Halb-
Zwei der drei grazilen Nymphen am Brunnenpfeiler.
zu schaffen. (16)
Roma und Augusta sowie den Triumph der Augusta.
gottes mit der Wasserschlange nach (unten).
| 92 |
Wasserversorgung und Brunnenkunst
Wasserversorgung und Brunnenkunst
| 93 |
Der Herkulesbrunnen wurde ebenfalls im Zusammenspiel von Adriaen de Vries und Wolfgang Neidhardt geschaffen. Er wurde nahe den ab 1512 von Jakob Fugger „dem Reichen“ erbauten Fuggerhäusern vor dem 1809 abgetragenen Siegelhaus am Weinmarkt aufgestellt. „Schon 1414 wurde auf dieser Stelle ein Brunnen errichtet, der jedoch nur einen hölzernen kunstlosen Röhrkasten und Säule besaß, aus der 2 bedeutende Wasserstrahlen floßen.“ (17) Dieser Brunnen wurde 1508 vom steinernen Vorgängerbrunnen des Herkulesbrunnens verdrängt, den man 1599 abtrug. Von 1596 bis 1600 modellierte Adriaen de Vries die Figuren des 1602 in Betrieb genommenen neuen Brunnens. Auf dem Pfeiler erschlägt der Halbgott Herkules die siebenköpfige Wasserschlange Hydra. An dem zweigeschossigen Brunnenpfeiler spenden – in vier Ebenen gestaffelt – jeweils drei Löwenmasken, Nymphen oder Najaden über Muschelbecken, gänseAuf dem Pfeiler des Herkulesbrunnens erschlägt
neuen Brunnen hinaus die Intention, zwischen dem
würgende Eroten mit den Attributen Amors (Bogen,
der römische Halbgott die siebenköpfige Hydra mit
zwei Jahre zuvor errichteten Augustusbrunnen und
Augenbinde und Pfeil) sowie als Tritonen gedeutete
seiner Flammenkeule. Als dieser Brunnen aufgestellt
dem bereits geplanten Herkulesbrunnen eine zentrale
männliche Büsten Wasser. Drei vergoldete Reliefs zwi-
Unter dem kraftstrotzenden Herkules (oben) des
wurde, stand er vor dem 1604 erbauten, 1809 abge-
Achse im Stadtbild – mit Fernsicht auf diese drei
schen den Sitzfiguren zeigen die Gründung der Stadt
Adriaen de Vries ahmen die gänsewürgenden Eroten
brochenen Siegelhaus am Weinmarkt. Fotos unten:
spektakulären reichsstädtischen Brunnenkunstwerke –
durch die Römer, die Begegnung der Stadtgöttinnen
am Brunnenpfeiler spielerisch den Kampf des Halb-
Zwei der drei grazilen Nymphen am Brunnenpfeiler.
zu schaffen. (16)
Roma und Augusta sowie den Triumph der Augusta.
gottes mit der Wasserschlange nach (unten).
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Wasserversorgung und Brunnenkunst
Wasserversorgung und Brunnenkunst
| 93 |
| 96 |
Wasserversorgung und Brunnenkunst
Wasserversorgung und Brunnenkunst
| 97 |
| 96 |
Wasserversorgung und Brunnenkunst
Wasserversorgung und Brunnenkunst
| 97 |
Wasserwissen in Modellen, Skizzen und Schriften Um die Wasserkunst in der Reichsstadt
burg und die nähere Umgebung. Sie waren wiederholt
Augsburg häufte sich Spezialwissen in einer räumli-
auch in anderen Gegenden Mitteleuropas im Einsatz
chen Ballung, die man heute als „Cluster der Wasser-
[…]. Soweit sich dies feststellen lässt, kamen sie aus
technologie“ bezeichnen würde. Am Zusammenfluss
dem Metallhandwerk. Sie waren keine Maschinen-
von Lech und Wertach entstand ein dichtes Netzwerk
und Pumpwerksbauer, die noch überwiegend mit Holz
von Handwerkern und Ingenieuren, Architekten und
arbeiteten, sondern gelernte Stückgießer, Büchsen-
Wasserbauern, Fachautoren und partizipierenden Be-
macher oder auch Goldschmiede. Die Goldschmiede-
rufen des Verlagswesens (Augsburg war ein Zentrum
kunst war damals ein wichtiger Zweig der Metallver-
der Buch- und Kartendrucker sowie der Kupferstecher).
arbeitung, in dem besondere Fertigkeiten im Gießen
Brunnenmeister Caspar Walter beschrieb 1754 in der
Sie alle befassten sich in den unterschiedlichsten Aus-
und Treiben von Metallen verlangt wurden.“ (1)
„Hydraulica Augustana“ die „Machina Augustana“,
prägungen mit der Nutzung, Beherrschung und Doku-
die mit sieben archimedischen Schrauben Wasser
mentation hiesiger Wassertechnologie.
auf den Unteren Brunnenturm beförderte. Eine Dar-
| 102 | Modelle, Drucke, Dokumente
Augsburgs wassertechnologisches Wissen wurde
Die Fachleute aus dem Raum Augsburg müssen über herausragende Fähigkeiten verfügt
stellung des Pumpwerks ließ Gerolamo Cardano 1554
im 16. Jahrhundert zum Exportgut: „Ein Zentrum des
haben. Albrecht Hoffmann – Bauingenieur, Fach-
in Basel drucken (oben). 1738 ersetzte Walter die
Pumpwerkbaues in Mitteleuropa war die Reichsstadt
historiker und emeritierter Professor für Kultur- und
1538 installierten Wasserschnecken durch Kolben-
Augsburg, die nicht nur eine Reihe von Pumpwerken
Technikgeschichte im Fachbereich Bauingenieurwesen
pumpen. Unter den hydrotechnischen Modellen der
besaß, sondern auch über einen großen Stamm von
an der Universität Kassel – beschreibt zum Beispiel
einzigartigen Modellkammer im Maximilianmuseum
Fachkräften verfügte, die sich im Bau und Betrieb von
zwei Fälle aus den Jahren 1574 und 1594, in denen
Augsburg (Foto rechte Seite) ist auch das Funktions-
Pumpwerken auskannten. Der Tätigkeitsbereich dieser
Pumpwerksexperten aus Augsburg in den Städten
modell einer Deichelbohrmaschine (Detail, links).
Fachleute beschränkte sich keineswegs allein auf Augs-
Frankenberg an der Eder und Rothenburg ob der
Modelle, Drucke, Dokumente | 103 |
um 1550 bis 1901
Hydrotechnische Modellbauten und Dokumente der Augsburger Wassertechnologie
Wasserwissen in Modellen, Skizzen und Schriften Um die Wasserkunst in der Reichsstadt
burg und die nähere Umgebung. Sie waren wiederholt
Augsburg häufte sich Spezialwissen in einer räumli-
auch in anderen Gegenden Mitteleuropas im Einsatz
chen Ballung, die man heute als „Cluster der Wasser-
[…]. Soweit sich dies feststellen lässt, kamen sie aus
technologie“ bezeichnen würde. Am Zusammenfluss
dem Metallhandwerk. Sie waren keine Maschinen-
von Lech und Wertach entstand ein dichtes Netzwerk
und Pumpwerksbauer, die noch überwiegend mit Holz
von Handwerkern und Ingenieuren, Architekten und
arbeiteten, sondern gelernte Stückgießer, Büchsen-
Wasserbauern, Fachautoren und partizipierenden Be-
macher oder auch Goldschmiede. Die Goldschmiede-
rufen des Verlagswesens (Augsburg war ein Zentrum
kunst war damals ein wichtiger Zweig der Metallver-
der Buch- und Kartendrucker sowie der Kupferstecher).
arbeitung, in dem besondere Fertigkeiten im Gießen
Brunnenmeister Caspar Walter beschrieb 1754 in der
Sie alle befassten sich in den unterschiedlichsten Aus-
und Treiben von Metallen verlangt wurden.“ (1)
„Hydraulica Augustana“ die „Machina Augustana“,
prägungen mit der Nutzung, Beherrschung und Doku-
die mit sieben archimedischen Schrauben Wasser
mentation hiesiger Wassertechnologie.
auf den Unteren Brunnenturm beförderte. Eine Dar-
| 102 | Modelle, Drucke, Dokumente
Augsburgs wassertechnologisches Wissen wurde
Die Fachleute aus dem Raum Augsburg müssen über herausragende Fähigkeiten verfügt
stellung des Pumpwerks ließ Gerolamo Cardano 1554
im 16. Jahrhundert zum Exportgut: „Ein Zentrum des
haben. Albrecht Hoffmann – Bauingenieur, Fach-
in Basel drucken (oben). 1738 ersetzte Walter die
Pumpwerkbaues in Mitteleuropa war die Reichsstadt
historiker und emeritierter Professor für Kultur- und
1538 installierten Wasserschnecken durch Kolben-
Augsburg, die nicht nur eine Reihe von Pumpwerken
Technikgeschichte im Fachbereich Bauingenieurwesen
pumpen. Unter den hydrotechnischen Modellen der
besaß, sondern auch über einen großen Stamm von
an der Universität Kassel – beschreibt zum Beispiel
einzigartigen Modellkammer im Maximilianmuseum
Fachkräften verfügte, die sich im Bau und Betrieb von
zwei Fälle aus den Jahren 1574 und 1594, in denen
Augsburg (Foto rechte Seite) ist auch das Funktions-
Pumpwerken auskannten. Der Tätigkeitsbereich dieser
Pumpwerksexperten aus Augsburg in den Städten
modell einer Deichelbohrmaschine (Detail, links).
Fachleute beschränkte sich keineswegs allein auf Augs-
Frankenberg an der Eder und Rothenburg ob der
Modelle, Drucke, Dokumente | 103 |
um 1550 bis 1901
Hydrotechnische Modellbauten und Dokumente der Augsburger Wassertechnologie
Augsburgs Wasser förderte die Industrialisierung Die Turbinen der Fabriken setzten die Antriebskräfte von Lech und Wertach um Das Industriezeitalter fand in Augsburg
Johann Heinrich Schüle im Jahr 1772 für seine be-
die besten Voraussetzungen. Entscheidende Standort-
nachbarte Kattunmanufaktur erwarb, wurden die „[…]
vorteile waren hier „das nach Neuanlage suchende
durch Schwenken im Bach von Rückständen befreiten
Handelskapital“, „die gute Arbeitstradition in Stadt
Stoffbahnen zum Trocken ausgehängt […]“. (3)
nicht zuletzt „die reichlichen Wasserkräfte aus Lech und Wertach als Energiespender“. (1) Zwar arbeiteten im vorindustriellen Augsburg
| 118 | Die Industriestadt Augsburg und das Wasser
Für Manufakturen war Wasserkraft wegen geringer Leistung kein bedeutender Faktor. Zwar blieb das Wasserrad „[…] vom Mittelalter bis ins 19. Jahr-
bereits im 18. Jahrhundert namhafte Kattunmanu-
hundert in unseren Breiten der einzige Energieumsetzer
fakturen. Auch sie lagen an Kanälen, wie zum Beispiel
von einiger Zuverlässigkeit und Effizienz überhaupt.“ (4)
Der vorindustrielle Färberturm an der Schäfflerbach-
das Gignouxhaus, ein schlossähnlicher Rokokobau
Das in Augsburg übliche unterschlächtige Wasserrad
straße (links) erinnert daran, dass das Wasser auch
am Vorderen Lech, und die 1772 erbaute Schüle’sche
war allerdings wenig hilfreich: „Während die Leistung
für die Kattunmanufakturen des 18. Jahrhunderts
Kattunmanufaktur am Kaufbach. Dass diese Manu-
der Wasserräder zu Caspar Walters Zeiten für Hand-
eine Rolle spielte. Nur wenige Jahrzehnte später war
fakturen das Wasser suchten, belegt nicht zuletzt der
werksbetriebe genügte, spielte die Wasserkraft in der
die Wasserkraft der Grund dafür, dass sich Industrie-
vorindustrielle Färberturm an der Schäfflerbachstraße.
frühindustriellen Entwicklung Augsburgs im ausgehen-
pioniere bei ihren Fabrikgründungen für Augsburg
„Das Bauwerk ist ein Denkmal ehemals handwerklich-
den 18. und beginnenden 19. Jahrhundert eine unter-
entschieden. 1836 wurde die Augsburger Kammgarn-
gewerblicher Tuchbearbeitung: der Turm diente zum
geordnete Rolle. Bis zum Jahr 1800 sank sogar die
spinnerei am Schäfflerbach (rechte Seite) gegründet.
Aushängen und Trocknen eingefärbter, langer Stoff-
Anzahl der Triebwerke auf 71 mit nur noch 148 Rädern.
Das Kesselhaus der AKS (oben) entstand erst 1935 –
bahnen.“ (2) An dem 1763 zum ersten Mal abgebilde-
[…] Sie lieferten zu wenig Energie für die Maschinen
zum hundertjährigen Bestehen des Unternehmens.
ten 14 Meter hohen Turm, den der Industriepionier
in Fabriken. Aus diesem Grund arbeiteten die ersten
Die Industriestadt Augsburg und das Wasser | 119 |
1763 bis 1910
und Umland, insbesondere auf dem Textilsektor“ und
Augsburgs Wasser förderte die Industrialisierung Die Turbinen der Fabriken setzten die Antriebskräfte von Lech und Wertach um Das Industriezeitalter fand in Augsburg
Johann Heinrich Schüle im Jahr 1772 für seine be-
die besten Voraussetzungen. Entscheidende Standort-
nachbarte Kattunmanufaktur erwarb, wurden die „[…]
vorteile waren hier „das nach Neuanlage suchende
durch Schwenken im Bach von Rückständen befreiten
Handelskapital“, „die gute Arbeitstradition in Stadt
Stoffbahnen zum Trocken ausgehängt […]“. (3)
nicht zuletzt „die reichlichen Wasserkräfte aus Lech und Wertach als Energiespender“. (1) Zwar arbeiteten im vorindustriellen Augsburg
| 118 | Die Industriestadt Augsburg und das Wasser
Für Manufakturen war Wasserkraft wegen geringer Leistung kein bedeutender Faktor. Zwar blieb das Wasserrad „[…] vom Mittelalter bis ins 19. Jahr-
bereits im 18. Jahrhundert namhafte Kattunmanu-
hundert in unseren Breiten der einzige Energieumsetzer
fakturen. Auch sie lagen an Kanälen, wie zum Beispiel
von einiger Zuverlässigkeit und Effizienz überhaupt.“ (4)
Der vorindustrielle Färberturm an der Schäfflerbach-
das Gignouxhaus, ein schlossähnlicher Rokokobau
Das in Augsburg übliche unterschlächtige Wasserrad
straße (links) erinnert daran, dass das Wasser auch
am Vorderen Lech, und die 1772 erbaute Schüle’sche
war allerdings wenig hilfreich: „Während die Leistung
für die Kattunmanufakturen des 18. Jahrhunderts
Kattunmanufaktur am Kaufbach. Dass diese Manu-
der Wasserräder zu Caspar Walters Zeiten für Hand-
eine Rolle spielte. Nur wenige Jahrzehnte später war
fakturen das Wasser suchten, belegt nicht zuletzt der
werksbetriebe genügte, spielte die Wasserkraft in der
die Wasserkraft der Grund dafür, dass sich Industrie-
vorindustrielle Färberturm an der Schäfflerbachstraße.
frühindustriellen Entwicklung Augsburgs im ausgehen-
pioniere bei ihren Fabrikgründungen für Augsburg
„Das Bauwerk ist ein Denkmal ehemals handwerklich-
den 18. und beginnenden 19. Jahrhundert eine unter-
entschieden. 1836 wurde die Augsburger Kammgarn-
gewerblicher Tuchbearbeitung: der Turm diente zum
geordnete Rolle. Bis zum Jahr 1800 sank sogar die
spinnerei am Schäfflerbach (rechte Seite) gegründet.
Aushängen und Trocknen eingefärbter, langer Stoff-
Anzahl der Triebwerke auf 71 mit nur noch 148 Rädern.
Das Kesselhaus der AKS (oben) entstand erst 1935 –
bahnen.“ (2) An dem 1763 zum ersten Mal abgebilde-
[…] Sie lieferten zu wenig Energie für die Maschinen
zum hundertjährigen Bestehen des Unternehmens.
ten 14 Meter hohen Turm, den der Industriepionier
in Fabriken. Aus diesem Grund arbeiteten die ersten
Die Industriestadt Augsburg und das Wasser | 119 |
1763 bis 1910
und Umland, insbesondere auf dem Textilsektor“ und
Das Augsburger Wasserwerk am Hochablass Im Jahr 1879 entstand eine europaweit beachtete technologische Innovation
Die riesigen schwarzen Maschinensätze der Kolbenpumpen im Wasserwerk am Hochablass saugten
| 128 | Das Wasserwerk von 1879
ist
Vorrangiger Auslöser derartiger Planungen war die
das wohl beeindruckendste, weil intakteste unter den
rasant wachsende Einwohnerzahl der Industriestadt
Augsburger Denkmälern der Industriezeit. „[…] das
Augsburg: „Um die Mitte des 19. Jahrhunderts fiel
1973 stillgelegte Wasserwerk stellt im Zusammenklang
der alte, militärisch nutzlos gewordende Befestigungs-
von Außen- und Innenarchitektur und ,klassischem
gürtel bis auf eindrucksvolle Reste, entwickelten sich
Maschinenanbau‘ heute ein technisches Kulturdenk-
die Fabrik-,Etablissements‘ im Westen, Osten und
mal ersten Ranges dar!“ (1)
Norden, drängte die arbeitssuchende Bevölkerung in
Bevor das Wasserwerk am Hochablass projektiert
die Stadt. Diesem Wachsen der Stadt ins industrielle
fast hundert Jahre lang Trinkwasser an (oben). Die
wurde, hatte man 1868 einen Neubau des Wasser-
Zeitalter konnten die alten, wenngleich immer wieder
Turbinen der Pumpen im schlossähnlich errichteten
werks am Roten Tor – natürlich im weitaus größeren
modifizierten ,Brunnenwerke‘ mit ihrer beschränkten
Wasserwerk wurden vom Neubach – gespeist von
Maßstab des Industriezeitalters – geplant. Das Augs-
Leistungsfähigkeit natürlich nicht mehr lange ge-
Wasser aus dem angrenzenden Lech – angetrieben
burger Werksarchiv der MAN bewahrte die Zeich-
nügen […].“ (4)
(links). Die technische Sensation dieses Wasserwerks
nungen zu einem „Project eines neuen Pumpwerkes
waren jedoch die vier geschmiedeten, zehn Meter
der Stadt Augsburg beim rothen Thor“ auf. (2) Dort
Grund für diese Planungen: „[…] zum Mengenproblem
hohen Druckwindkessel (Foto rechte Seite). Ihr Druck
hätte nach der Ausführung dieser Pläne der 50 Meter
traten nun die weiterreichenden Ansprüche der
ersetzte einen ursprünglich geplanten Wasserturm.
hohe leuchtturmähnliche Wasserturm neben einem
Wasserhygiene, insbesondere der bakteriellen Reinheit
In die Technik des Wasserwerks flossen alle zu dieser
halb so hohen Schornstein des Kesselhauses einer
des Trinkwassers.“ (5) Denn die Schwächen der Trink-
Zeit bekannten sowie völlig neue Technologien ein.
Dampfmaschine aufragen sollen. (3)
wasserversorgung auch in Augsburg waren kaum zu
Mindestens ebenso wichtig war jedoch der zweite
Das Wasserwerk von 1879 | 129 |
1879 bis 1973
Das Wasserwerk am Hochablass
Das Augsburger Wasserwerk am Hochablass Im Jahr 1879 entstand eine europaweit beachtete technologische Innovation
Die riesigen schwarzen Maschinensätze der Kolbenpumpen im Wasserwerk am Hochablass saugten
| 128 | Das Wasserwerk von 1879
ist
Vorrangiger Auslöser derartiger Planungen war die
das wohl beeindruckendste, weil intakteste unter den
rasant wachsende Einwohnerzahl der Industriestadt
Augsburger Denkmälern der Industriezeit. „[…] das
Augsburg: „Um die Mitte des 19. Jahrhunderts fiel
1973 stillgelegte Wasserwerk stellt im Zusammenklang
der alte, militärisch nutzlos gewordende Befestigungs-
von Außen- und Innenarchitektur und ,klassischem
gürtel bis auf eindrucksvolle Reste, entwickelten sich
Maschinenanbau‘ heute ein technisches Kulturdenk-
die Fabrik-,Etablissements‘ im Westen, Osten und
mal ersten Ranges dar!“ (1)
Norden, drängte die arbeitssuchende Bevölkerung in
Bevor das Wasserwerk am Hochablass projektiert
die Stadt. Diesem Wachsen der Stadt ins industrielle
fast hundert Jahre lang Trinkwasser an (oben). Die
wurde, hatte man 1868 einen Neubau des Wasser-
Zeitalter konnten die alten, wenngleich immer wieder
Turbinen der Pumpen im schlossähnlich errichteten
werks am Roten Tor – natürlich im weitaus größeren
modifizierten ,Brunnenwerke‘ mit ihrer beschränkten
Wasserwerk wurden vom Neubach – gespeist von
Maßstab des Industriezeitalters – geplant. Das Augs-
Leistungsfähigkeit natürlich nicht mehr lange ge-
Wasser aus dem angrenzenden Lech – angetrieben
burger Werksarchiv der MAN bewahrte die Zeich-
nügen […].“ (4)
(links). Die technische Sensation dieses Wasserwerks
nungen zu einem „Project eines neuen Pumpwerkes
waren jedoch die vier geschmiedeten, zehn Meter
der Stadt Augsburg beim rothen Thor“ auf. (2) Dort
Grund für diese Planungen: „[…] zum Mengenproblem
hohen Druckwindkessel (Foto rechte Seite). Ihr Druck
hätte nach der Ausführung dieser Pläne der 50 Meter
traten nun die weiterreichenden Ansprüche der
ersetzte einen ursprünglich geplanten Wasserturm.
hohe leuchtturmähnliche Wasserturm neben einem
Wasserhygiene, insbesondere der bakteriellen Reinheit
In die Technik des Wasserwerks flossen alle zu dieser
halb so hohen Schornstein des Kesselhauses einer
des Trinkwassers.“ (5) Denn die Schwächen der Trink-
Zeit bekannten sowie völlig neue Technologien ein.
Dampfmaschine aufragen sollen. (3)
wasserversorgung auch in Augsburg waren kaum zu
Mindestens ebenso wichtig war jedoch der zweite
Das Wasserwerk von 1879 | 129 |
1879 bis 1973
Das Wasserwerk am Hochablass
Denkmäler der Elektrifizierung durch Wasserkraft Stromgewinnung durch frühe Wasserkraftwerke und der Bau des Lechkanals
Lechwasser in größerem Maße Strom zu erzeugen und
erstmals kurz nach der Wende vom 19. zum 20. Jahr-
ein Netz aufzubauen.“ (2) Aber erst ein knappes Jahr-
hundert gewonnen. Werner von Siemens hatte schon
zehnt später nutzte das für die Stromgewinnung aus
Seit 1902 erzeugte das erste Augsburger Kraftwerk
1866 durch die Entwicklung des elektrodynamischen
Wasserkraft so günstig situierte Augsburg auch diese
Strom aus Wasserkraft. Das Wasserkraftwerk in der
Generators die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft
Energiequelle im großen Stil. „Die Wasserkraft war
Wolfzahnau (oben) versorgte die Baumwollspinnerei
ermöglicht. Das erste Wasserkraftwerk Europas ging
für einen ,revierfernen Standort‘ mit großer Entfernung
am Stadtbach mit Strom. Den gut fünf Meter hohen
1879 zur Beleuchtung des Kulm-Hotels in St. Moritz
zur Kohle von entscheidender Bedeutung. Kein anderer
Schwungradgenerator im Kraftwerk (Foto rechte
in Betrieb. (1) Das früheste Wasserkraftwerk Deutsch-
Standort in Süddeutschland verfügte über derart viel
Seite) konstruierte Siemens-Schuckert. Die „Große
lands baute man 1891/92 nach den Plänen Oskar von
leicht nutzbares Wasser. […] Das war auch von Vorteil
Wasserkraft“ nahm erst mit dem Bau des Lechkanals
Millers unweit von München in Schöngeising.
für den Wettbewerb mit Nürnberg, der anderen großen
nördlich von Augsburg ihren Anfang. 1901 ging an diesem Werkskanal das Wasserkraftwerk Gersthofen
| 134 | Wasserkraftwerke des Industriezeitalters
burger Magistrat den Vorschlag, auf Stadtgebiet mit
Industriestadt der Zeit. Verglichen mit dem Lech waren
Augsburgs erstes Wasserkraftwerk ließ
Pegnitz, Regnitz und Rezat ,ärmliche Gewässer‘.“ (3)
in Betrieb, 1907 das zweite Wasserkraftwerk der
seinerzeit noch ein paar Jahre auf sich warten, wohl
Lechwerke in Langweid: In diesem Historismusbau,
nicht zuletzt, weil die Stadt überreich mit turbinenge-
Wasserkraft geboren wurde, ist nicht bekannt. Sie
in dem sich auch das Lechmuseum Bayern befindet,
triebener Maschinenkraft ausgestattet war. Dennoch:
war jedenfalls um 1900 bereits in Gebrauch. Augsburg
steht das Polrad eines Generators von 1907 (links).
„Schon 1892 unterbreiteten Unternehmen dem Augs-
ist eine ,Lechstadt’ – was lag näher, als seine Wasser-
„Wann genau die Bezeichnung ,weiße Kohle’ für
Wasserkraftwerke des Industriezeitalters | 135 |
1899 bis 1921
Strom aus Wasserkraft wurde in und bei Augsburg – zunächst mit Wasser aus Lechkanälen –
Denkmäler der Elektrifizierung durch Wasserkraft Stromgewinnung durch frühe Wasserkraftwerke und der Bau des Lechkanals
Lechwasser in größerem Maße Strom zu erzeugen und
erstmals kurz nach der Wende vom 19. zum 20. Jahr-
ein Netz aufzubauen.“ (2) Aber erst ein knappes Jahr-
hundert gewonnen. Werner von Siemens hatte schon
zehnt später nutzte das für die Stromgewinnung aus
Seit 1902 erzeugte das erste Augsburger Kraftwerk
1866 durch die Entwicklung des elektrodynamischen
Wasserkraft so günstig situierte Augsburg auch diese
Strom aus Wasserkraft. Das Wasserkraftwerk in der
Generators die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft
Energiequelle im großen Stil. „Die Wasserkraft war
Wolfzahnau (oben) versorgte die Baumwollspinnerei
ermöglicht. Das erste Wasserkraftwerk Europas ging
für einen ,revierfernen Standort‘ mit großer Entfernung
am Stadtbach mit Strom. Den gut fünf Meter hohen
1879 zur Beleuchtung des Kulm-Hotels in St. Moritz
zur Kohle von entscheidender Bedeutung. Kein anderer
Schwungradgenerator im Kraftwerk (Foto rechte
in Betrieb. (1) Das früheste Wasserkraftwerk Deutsch-
Standort in Süddeutschland verfügte über derart viel
Seite) konstruierte Siemens-Schuckert. Die „Große
lands baute man 1891/92 nach den Plänen Oskar von
leicht nutzbares Wasser. […] Das war auch von Vorteil
Wasserkraft“ nahm erst mit dem Bau des Lechkanals
Millers unweit von München in Schöngeising.
für den Wettbewerb mit Nürnberg, der anderen großen
nördlich von Augsburg ihren Anfang. 1901 ging an diesem Werkskanal das Wasserkraftwerk Gersthofen
| 134 | Wasserkraftwerke des Industriezeitalters
burger Magistrat den Vorschlag, auf Stadtgebiet mit
Industriestadt der Zeit. Verglichen mit dem Lech waren
Augsburgs erstes Wasserkraftwerk ließ
Pegnitz, Regnitz und Rezat ,ärmliche Gewässer‘.“ (3)
in Betrieb, 1907 das zweite Wasserkraftwerk der
seinerzeit noch ein paar Jahre auf sich warten, wohl
Lechwerke in Langweid: In diesem Historismusbau,
nicht zuletzt, weil die Stadt überreich mit turbinenge-
Wasserkraft geboren wurde, ist nicht bekannt. Sie
in dem sich auch das Lechmuseum Bayern befindet,
triebener Maschinenkraft ausgestattet war. Dennoch:
war jedenfalls um 1900 bereits in Gebrauch. Augsburg
steht das Polrad eines Generators von 1907 (links).
„Schon 1892 unterbreiteten Unternehmen dem Augs-
ist eine ,Lechstadt’ – was lag näher, als seine Wasser-
„Wann genau die Bezeichnung ,weiße Kohle’ für
Wasserkraftwerke des Industriezeitalters | 135 |
1899 bis 1921
Strom aus Wasserkraft wurde in und bei Augsburg – zunächst mit Wasser aus Lechkanälen –
| 140 | Wasserkraftwerke des Industriezeitalters
Wasserkraftwerke des Industriezeitalters | 141 |
| 140 | Wasserkraftwerke des Industriezeitalters
Wasserkraftwerke des Industriezeitalters | 141 |
Die Geschichte der Wasserwirtschaft und der Wasserkunst in Augsburg Wird die historische Wasserwirtschaft und Wassertechnologie
context verlag Augsburg
www.context-mv.de
Wasserbau, Trinkwasser, Brunnenkunst und Wasserkraft
Martin Kluger | Hrsg. Stadt Augsburg
Die Augsburger Kanallandschaft „Nur auf dem mäßigen Raume des Augsburger Stadtgebietes war gleichzeitig eine solche Sammlung und Zerspaltung des Wasserlaufes möglich.“ (Wilhelm Heinrich von Riehl, 1859)
Der Hochablass am Lech „[…] erhielt Augsburg von Kaiser Friedrich III. das
in der Stadt Augsburg UNESCO-Welterbe? Die bayerischen Experten
Recht, den Lech durch so viel Bäche als für nöthig
haben der Augsburger Interessenbekundung für die Aufnahme in die
erachtet, in die Stadt zu leiten.“
Liste des UNESCO-Welterbes attestiert, dass der außergewöhnliche
(Franz Joseph Kollmann, 1850)
universelle Wert gegeben ist. Was macht Wasserbau, Trinkwasser, Brunnenkunst und Wasserkraft
Brunnenwerke und Wassertürme
in Augsburg welterbewürdig? Das Wasserwerk am Roten Tor erinnert an
„[…] des heiligen Reichs Stadt Augspurg hat schon vor
die Anfänge der reichsstädtischen Fließwasserversorgung im Jahr 1412,
etlichen Säculis aus rühmlicher Sorgfalt für das gemeine Beste den Bedacht genommen auf eine bequemliche
mit dem Wasserwerk am Hochablass begann 1879 die moderne Trink-
Weiß die Bürgerschaft mit nöthigem Röhr-Wasser zu
wasserversorgung der Stadt. Denkmäler der Wasserwirtschaft reichen
versehen, und deßwegen von Zeit zu Zeit kostbare
von dem seit dem 8. Jahrhundert gegrabenen System der Lech- und
Wercke anzulegen und in Stand zu stellen.“
Wertachkanäle über den Hochablass bis zu den frühen Wasserkraft-
(Caspar Walter, 1754)
werken in der Wolfzahnau und am Lechkanal nördlich von Augsburg. Stadtbäche durchziehen das Naturschutzgebiet „Stadtwald Augsburg“: Sie sind – wie die Kanäle und der Lechkanal – industriearchäologische Denkmäler. Die drei Monumentalbrunnen von Hubert Gerhard und Adriaen de Vries erregten als Renommierprojekte der reichsstädtischen Fließwasserversorgung europaweit Aufsehen. Archive, Bibliotheken und eine weltweit einzigartige Modellkammer bewahren die Dokumente des seit dem 16. Jahrhundert gewachsenen „Clusters Wassertechnologie“: So würde man heute die Ballung von Augsburger Wasserwissen, Handwerks- und Ingenieurskunst nennen. Wasser trug auch zur Entstehung von Unternehmen mit Weltgeltung bei: Die Antriebskräfte von Lech und Wertach ermöglichten Augsburgs frühen Aufstieg zur Industriestadt.
Martin Kluger | Hrsg. Stadt Augsburg 160 Seiten I 217 Abbildungen | 19,90 Euro ISBN 978-3-939645-50-4
context verlag Augsburg
Historische Wasserwirtschaft und Wasserkunst in Augsburg
context verlag Augsburg
Die drei Monumentalbrunnen „Die drei Monumentalbrunnen, Schöpfungen von höchster künstlerischer Vollendung, zeugen von der selbstbewußten Repräsentation eines reichsstädtischen Gemeinwesens. Sie bilden noch heute in dem großartigen Straßenraum einen Dreiklang von vollendeter Harmonie“. (Rolf Kießling, 1989)
Dokumente der Wassertechnologie „Die Augsburger Meisterteams brachten im Spätbarock
Historische Wasserwirtschaft und Wasserkunst in Augsburg Kanallandschaft, Wassertürme, Brunnenkunst und Wasserkraft
Spitzenprodukte vorwissenschaftlichen Maschinenbaus zustande, wie die Archivalien zeigen.“ (Wilhelm Ruckdeschel, 1989)
Denkmäler der Industriekultur „[…] das 1973 stillgelegte Wasserwerk stellt im Zusammenklang von Außen- und Innenarchitektur und ,klassischem Maschinenanbau‘ heute ein technisches Kulturdenkmal ersten Ranges dar!“
context verlag Augsburg
(Wilhelm Ruckdeschel, 1989)