30 audio-Interviews zu "Neue Ökonomische Bildung"

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Neue Ökonomische Bildung?

Eine empirische Analyse

Einleitung

«Wir leben in einer Gesellschaft, die außerordentlich ökonomisiert ist (…). Viele Menschen allerdings haben wenig Sinn für die Zusammenhänge der Ökonomie und das Wechselspiel zwischen Ökonomie, Politik, Gesellschaft und Kultur», sagt der Autor Roger de Weck.

Aus dieser Beobachtung ergibt sich die Frage, wie derartige Kenntnisse und Zusammenhänge vermittelt werden können und wie und was Ökonomische Bildung auszeichnet.

Wie wird Ökonomische Bildung von Menschen wahrgenommen und eingeschätzt? Wird sie für erneuerungsbedürftig befunden?

Ich beschloss diesen Fragen zu folgen und ganz unterschiedliche Menschen hierzu zu befragen. Entstanden sind 30 kurze Interviews mit Menschen aus der Theorie und Praxis, mit und ohne expliziten Hintergrund im Finanz- und Bildun gsbereich.

Die Leitfragen-gestützten Interviews wurden bewusst möglichst offen und damit niedrigschwellig gehalten. Der hier vorliegende Text stellt die Essenz der Beschäftigungen mit den Impulsen der Befragten dar. Durch die Arbeit mit dem Interviewmaterial habe ich wiederkehrende Aussagen ebenso herausgearbeitet wie unterschiedliche Aspekte festgestellt und diese in Beziehung zueinander gesetzt.

Für Alistair Guggenbühl, Gründer eines Finanzunternehmens, ist «die Ökonomische Bildung ein wichtiger Bestandteil im Leben von eigentlich jedem, weil wir Menschen davon abhängig sind, wie wir uns in der Wirtschaft bewegen – volkswirtschaftlich als Land und betriebswirtschaftlich als Individuum oder Unternehmen, das ein Erwerbseinkommen bestreiten muss» (Alistair Guggenbühl). Dem stimmt Theo Wehner, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie, zu: «Ökonomisches Denken und Handeln spielt sich in jedem Leben ab. Jede*r muss haushalten.»

Ökonomische Bildung stellt somit einen Bereich dar, in dem wir als Bürger*innen zumindest grundlegende Kenntnisse haben sollten.

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Aber ist dies auch der Fall?

Die meisten Befragten äußern, dass Ökonomische Bildung nicht genügend vorhanden ist. Die Einschätzungen hierzu variieren von «unterschiedlich vorhanden» (Andreas Schlegel, Vermögensberater) bis hin zu «extrem tief» (Reiner Eichenberger; Professor für Finanz- und Wirtschaftspolitik) gesunken

«Ich stehe da vor einem weissen Blatt Papier, was genau Ökonomische Bildung ist. Der Eindruck bleibt, dass Ökonomische Bildung immer an mir vorbeigezogen ist», sagt etwa Konstantin Runge, Bildungsschaffender beim Bachelor of Being. Stefan Gautschi, CEO, führt in Bezug auf die ökonomische Allgemeinbildung an, dass die meistgelesenen Zeitungen ökonomische Themen nicht wirklich auf den Punkt bringen: «Ökonomische Themen sind nicht sexy, daher steigern sie nicht die Auflage »

Andere Befragte mit Hintergrund im Finanz- und Bildungsbereich äußern, dass Ökonomische Bildung für sie ein Verständnis «wirtschaftlicher Zusammenhänge» (Davide Pezotta, Lehrer) ist, das vor allem in einer entsprechenden, beispielsweise wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung vermittelt wurde.

Ich frage mich, was die Befragten unter «Bildung» verstehen. Zwei der Befragten äußern sich explizit hierzu.

Zur Bildung

Theo Wehner unterscheidet entsprechend dem Humboldtschen Bildungsbegriff Wissen, Lernen und Bildung: «Bildung ist die Entfaltung der persönlichen Möglichkeiten und Talente. Bilden kann ich mich also nur selbst, Wissen können mir andere beibringen und Lernen kann ich in Gemeinschaft. Ob aus Wissen und Gelerntem tatsächlich Bildung entsteht, zeigt sich in der Praxis: In Verbindung mit anderem Wissen, Können und Gelerntem». Für Florian BallyRommel, Doktorand, befähigt Bildung dazu, die Maßstäbe zu erkennen, nach denen man sich und seine Wahrnehmung geformt hat. Somit hat Bildung in beiden Fällen etwas Befähigendes: die eigene Entfaltung und die Reflexion des eigenen Gewordenseins.

Diese beiden Ansprüche an Bildung lassen mich in abstrahierter Form erkennen, dass sich in den Aussagen der Befragten ein Spektrum auftut: Ökonomische Bildung mit dem Zweck eine r besseren Entfaltung innerhalb der bestehenden Strukturen und ökonomische Bildung zum Zweck des Erkennens und Veränderns eben jener Strukturen.

Das Spektrum, das diese beiden konzeptionellen Kategorien «Ökonomische Bildung zur besseren Entfaltung innerhalb des Systems» und «Ökonomische Bildung als Gesellschaftsgestaltung darüber hinaus» aufspannen, lässt sich als Kern des bearbeiteten Interviewmaterials bezeichnen. Vor diesem Hintergrund lassen sich die verschiedenen

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Aussagen der Befragten besser verstehen Dabei geht es nicht darum, eine Dualität aufzuspannen und die Befragten einzuordnen, sondern vielmehr die Aussagen differenziert miteinander in Beziehung zu setzen.

Ökonomische Bildung als Befähigung innerhalb des Systems

Urs Birchler, emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre und Bankwesen, betont, dass wir in einer Welt der Knappheit leben. «Maß für die Knappheit eines Gutes ist der Preis – wir müssen akzeptieren, dass Dinge nun mal etwas kosten.» Somit geht es um die Vermittlung dieser knappen Güter oder wie Rainer Eichenberger es formuliert: «Was zählt, ist, dass Menschen Vor- und Nachteile abwägen und lieber Vorteile haben – so reagieren sie systematisch nach Anreizen – das ist alles, was es braucht, um die Entwicklung von Märkten zu verstehen.»

Philipp Löpfe, Wirtschaftsjournalist, verweist an dieser Stelle jedoch darauf, dass «die meisten Leute alles unter ‹Wirtschaft› substituieren und keinen Unterschied zwischen Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft machen, obwohl sie sehr unterschiedlich sind (….). Das ist ein großes Problem.» Zu verstehen, dass ein Privathaushalt anders zu wirtschaften hat wie ein Staat, ist für Löpfe eine wichtige Voraussetzung für mündige Bürger*innen allgemein und politische Entscheidungsträger*innen im Besonderen. Differenzierte Grundkenntnisse erscheinen daher wichtig und erlauben ein besseres Informiert-Sein und Sich-Bewegen-Können innerhalb des vorherrschenden Systems

Urs Birchler betont, dass «Ökonomische Bildung einen Beitrag zur Autonomie des Individuums» leiste. Innerhalb unseres geldvermittelten Versorgungszusammenhangs ist das einleuchtend. Dort ist jede Bildung, die dem Individuum ermöglicht, sich möglichst erfolgreich innerhalb dieses Zusammenhangs bewegen zu können (und somit an Geld zu kommen), befähigend (Rainer Kossat, Unternehmer).

Dem stimmt Alexandra Stark, Journalistin, zu: «Wissen um berufliche Vorsorge, Budget machen und Steuern hätten das Leben leichter gemacht. Gerade als Frau hat das Wissen um Teilzeiterwerbstätigkeit und Selbständigkeit gefehlt, um sich richtig aufstellen zu können.» Praktisches Wissen, das Menschen befähigt, ihr Leben gut zu meistern und die richtigen Entscheidungen zu treffen, sollte laut Stark und zahlreichen anderen Befragten bereits in der Schule vermittelt werden.

Welche Impulse ergeben sich daraus für die Bildung?

Es gibt den Wunsch, alltagspraktische betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse bereits in der Schule vermittelt zu bekommen (Alexandra Stark; Yannik Sottas). Dem schließt sich Hannes Hoetzel an, der von seinem Wirtschaftswissenschaftsstudium sagt: «Das BWL-Studium ist auf große Konzerne und Firmen ausgelegt, für mittelständische und kleine Unternehmen ist es

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nahezu nicht geeignet; die 10% Umsetzbares können eventuell runtergebrochen werden darauf, der Rest ist viel zu realitätsfern und abgehoben; Dinge, die man nicht brauchen wird, es sei denn, ich bin im Vorstand bei Mercedes.» Hier wäre die realitätsnahe Vermittlung von Wissen bsp. über das Gründen und Führen eines kleinen (Familien-)Unternehmens eine hilfreiche Erneuerung der (universitären) Ökonomischen Bildung. «Ansonsten werden Menschen abgehalten, selbst etwas zu gründen oder wirtschaftlich aktiv zu werden, und so entsteht viel Tolles gar nicht erst» (Hannes Hoetzel).

Jürg Conzett, Gründer des MoneyMuseums, und Lucas Bachmann, Unternehmer, sprechen sich dafür aus, dass eine tiefgreifende und kritische Auseinandersetzung mit Geld in die Ökonomische Bildung aufgenommen werden sollte: «Der Einbezug des Themas ‹das moderne Geld› wäre sehr wichtig. Seit wann gibt es Geld? Was unterscheidet eine griechische Münze von unserem Geld? (…) Können wir unser Geld abändern oder gar abschaffen?»

Ferner wird von den Student*innen Rebecca Schwarz, Studentin international business, und Hannes Hötzel eine kritische Betrachtung und Erweiterung des Blickes auf Wirtschaft «als Gesamtkonzept» im Studium gewünscht: «Ich spüre bei meinen Kommilitonen das Interesse (…) zu hinterfragen, wie Wirtschaft anders funktionieren kann, allerdings wird darauf kaum eingegangen, es ist nicht Teil des Vorlesungsinhalts, die Wirtschaft oder den Kapitalismus zu hinterfragen» (Hannes Hoetzel).

Andere Befragte schließen sich dieser Forderung an und wünschen sich im Rahmen einer neuen Ökonomischen Bildung vor allem eine kritische Auseinandersetzung mit den gängigen Inhalten in den Wirtschaftswissenschaften wie beispielsweise die Vorstellung, dass «die Wirtschaft von selbst in eine positive Entwicklung, ein Gleichgewicht und Stabilität strebt» (Elsa Egerer, Ökonomin und Dozierende). Das Menschenbild eines rational handelnden Menschen und die Annahme kontinuierlichen Wachstums wird an dieser Stelle ebenfalls von Luka Kokol, Ökonomin, kritisiert Reiner Eichenberger hält hier jedoch entgegen, dass dieses lediglich für mathematische Modelle entworfen wurde und ferner keine Einschläge finde.

Weitere Wünsche an eine «neue Ökon omische Bildung» von dieser Perspektive aus sind das Einbeziehen von Hintergrundwissen und die Möglichkeit einer durchdringenden Vertiefung einzelner Aspekte. Hintergrundwissen und ein vertieftes Verständnis bestehender ökonomischer Zusammenhänge ist für Zoe, Studentin internationale Entwicklung, ebenfalls wichtig, um keine «sehr vereinfachte, oberflächliche, ja fast schon populistische Kritik am Neoliberalismus zu üben, ohne sich wirklich damit auseinandergesetzt zu haben». Dass eine grundlegende Kritik am Status quo und davon abweichende Utopien mit Wissen unterfüttert sein sollten, davon ist auch Elvyn, Aktivist*in und Prozessberater*in mit Fokus auf Organisationsentwicklung in Linken Gruppen, überzeugt: »Für mich spielt Ökonomische Bildung insofern eine Rolle, dass ich gerade meine gesamtgesellschaftliche Utopie gerne mehr an die realen Gegebenheiten anpassen möchte und deswegen auch interessiert bin, ein möglichst realistisches und progressives Bild unseres Wirtschaftssystems zu haben. Dadurch verspreche

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ich mir die (makroökonomischen) systemischen Zwänge zu erkennen, von denen unsere gesellschaftlichen Strukturen beeinflusst werden. Ich glaube, gute Ökonomische Bildung kann für Aktivist*innen wie mich da eine Hilfe sein» (Elvyn).

Wissen über ökonomische Zusammenhänge kann somit helfen, ein Bewusstsein über verinnerlichte und daher als selbstverständlich angenommene Strukturen zu erlangen und sich bewusst in diesen zu bewegen und/oder andere befähigende Strukturen darüber hinaus zu gestalten.

Ökonomische Bildung als Befähigung zur (Gesellschafts-)Gestaltung

Für Elsa Egerer sollte Ökonomische Bildung «Menschen befähigen, das System Wirtschaft mitzugestalten, und zwar in einem lebensdienlichen Sinne auf einem zukunftsfähigem Planeten». Dem stimmt Yonca Even-Guggenbühl, Stiftungsarbeit, zu: «Ökonomische Bildung sollte sich mehr mit großen Problemen unserer Zeit auseinandersetzen und sie mutig angehen, statt in Theorien stecken zu bleiben.»

Rudolf Strahm, Wirtschaftspolitiker, schlägt ganz in diesem Sinne vor, statt abstrakter Modelle und wirtschaftlicher Theorien, die sich «gegen alle Kritik abschotten und immunisieren», ein Verständnis für den wirtschaftlichen Zusammenhang aus konkreten, beispielsweise ökologischen Sachverhalten zu ziehen (Rudolf Frahm). Diese induktive, von einzelnen Erfahrungsbeispielen ausgehende und von dort abstrahierende Herangehensweise verortet Strahm in der wirtschaftswissenschaftlichen Bildung von Nicht-Ökonom*innen 1 . Elsa Egerer indes wünscht sich mehr qualitative Forschung auch innerhalb wirtschaftswissenschaftlicher Hörsäle: «Ökonomische Bildung im Mainstream ist eine sehr quantitative Bildung – die Idee, dass sich Ökonomie im Sinne der Widerspruchsfreiheit quantitativ und mathematisch beschreiben lässt – sprachliche und qualitative Analyse spielen hier eine geringere Rolle, sind jedoch ebenfalls sehr wichtig.» Dies kommt Martin Fischer, Student sozial-ökologische Ökonomik, und seiner Frage entgegen: «Wie können wir Krisen wirklich bewältigen, ohne einfach nur alles weiter einzupreisen und einem technologischen Optimismus zu frönen?»

Das erfordert vielleicht das, was Luka Kokol mit einem Zitat auf den Punkt bringt: «Think about the economy rather than think like an economist.» In diesem Sinne sind «Individuen und Gesellschaft (…) mehr gefragt, Wirtschaft zu gestalten, und eine gute Ökonomische Bildung ist eine, die zu dieser Gestaltung befähigt» (Elsa Egerer).

1 Im Vergleich zu einer deduktiven Herangehensweise einer wirtschaftswissenschaftlichen Bildung an Universitäten (Rudolf Frahm).

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Was braucht es für eine derartige Bildung?

Nicole Hentschel, Doktorandin, betont, dass die flächendeckend vermittelten neoklassischen Annahmen von Angebot und Nachfrage «keine Naturgesetze sind, sondern nur ein Teil unter vielen» und fordert diese in den historischen Kontext zu stellen. Aus einer praxisorientierten Perspektive unterstreicht Rainer Kossat hier die Wichtigkeit, klare Kenntnisse über die Rahmenbedingungen ökonomischer Handlungen zu haben und diese zu berücksichtigen. Aus akademischer Perspektive sollte es laut Diego, Ethnologie und Volkswirtschafts-Student, einen kontextuellen Diskurs darüber geben, was unterschiedliche Disziplinen legitimiert Reflektierende Fragen wie: «Warum machen wir etwas? Wo wollen wir hin?» (Diego) sollten fest in ein Bildungsverständnis verankert und transparent gemacht werden. Dies würde auch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit erleichtern.

Dieser Ansatz ermöglicht ein heterodoxeres Lehrangebot. Inhaltliche und methodische Pluralität stellt für die Studierenden Diego, Martin Fischer und Zoe einen wesentlichen Bestandteil einer neuen Ökonomischen Bildung dar. Gerade um außerhalb der Neoklassik Ansätze zu finden, die zu einer Gesellschaftsgestaltung befähigen und Aspekte wie Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit miteinbeziehen (Yonca Even-Guggenbühl). Herausfordernd ist hier, dass Bildung und Bildungseinrichtungen selbst dahingehend ökonomisiert sind (Mia Bohnet), dass Lehrpläne und Lehrstühle standardisiert sind. «Die paar heterodoxen Lehrstühle, die es gibt, stehen bei Rankings schlechter da, und Unis schliessen heterodoxe Lehrstühle aus, da sie nicht in den renommierten Journals veröffentlichen» (Martin Fischer)

Daher bräuchte es auch hier – in Bezug auf die Bewertung von Wissenschaft und deren Qualität eine Erneuerung: «Unsere Welt ist so infiltriert von neo-liberalem Denken und Strukturen, daher müssten Lehrstühle und die ganzen institutionellen Strukturen verändert werden, um Alternativen wirklich großflächig umsetzbar zu machen; da sehe ich derzeit die Grenzen von Alternativen», sagt Zoe, die sich in universitären Strukturen bewegt.

Und wie ist es außerhalb der Akademia?

Ich frage eine Tänzerin. Melina Geitz schildert, dass sie nicht in Bildungseinrichtungen, sondern durch die Praxis und im Austausch mit anderen Akteur*innen Wissen erhält und andere Umgangsformen erprobt: «Ökonomische Bildung spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben. Ich bin selbst mit solidarischen Finanzierungs- und Unterstützungskonzepten in Kontakt, das hat sich unglaublich erleichternd und unterstützend angefühlt und ich versuche das sowohl in meinem privaten wie beruflichen Kontext umzusetzen.» Felix Gross, Transformationsbegleiter, setzt ebenfalls «neue Formen der gemeinschaftsgetragenen Finanzierung» um und spricht sich dafür aus, dass eine neue Ökonomische Bildung das «Experimentieren von Alternativen jenseits der imperialen Lebensweise» miteinbeziehe.» Diese praxisbezogenen und erfahrungsbasierten Ansätze können dann wiederum in die institutionalisierte Ökonomische Bildung einfließen und deren sozialwissenschaftliche Seite stärken (Luka Kokol). Das empirische Aufzeigen bereits gelebter Alternativen ermutigt zudem

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vielfältige Antworten auf die Frage: «In welche Richtung soll es für uns als Gesellschaft gehen?» (Florian Bally-Rommel) zu geben – und so den Anspruch an eine neue ökonomische Bildung, die zur Mitgestaltung befähigt, einzulösen

Konklusion

Es lässt sich festhalten, dass es verschiedene Verständnisse von Ökonomischer Bildung und dadurch auch von «neuer» Ökonomischer Bildung gibt. Das Aufzeigen und Explizieren der vielfältigen Ansätze, zu was Ökonomische Bildung beitragen und führen sollte, verdeutlicht dies. Das Aufspannen der beiden Kategorien «Ökonomische Bildung zur besseren Entfaltung innerhalb des Systems» und «Ökonomische Bildung als Gesellschaftsgestaltung darüber hinaus» half, die verschiedenen Aussagen besser zu verstehen. Befähigung – wurde mir klar –kann auf verschiedene Weise stattfinden.

Innerhalb des bestehenden Systems kann die Vermittlung von entsprechendem Wissen zu Bildung und somit der Entfaltung des Einzelnen führen. Wissen um die bestehenden Zusammenhänge, mit dem Ziel diese zu erkennen und (kritisch) zu reflektieren, befähigt zur Gestaltung gesamtgesellschaftlicher Strukturen.

Beide Befähigungen haben ihre (existenzielle) Berechtigung und sind in einer geldvermittelten Welt nicht klar voneinander zu trennen.

Hilfreich ist es daher stets zu fragen: Bildung – wozu?

Die Antworten werden wohl so vielfältig ausfallen wie meine dreißig Interviews – und doch lassen sich bei genauerer Betrachtung überlappende Gemeinsamkeiten erkennen, die verschiedene gangbare Pfade eröffnen. An dieser metaphorischen Wegkreuzung angelangt dürfen und sollten wir uns als Menschen dann fragen:

Wo wollen wir als Gesellschaft hin?

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