Time for Change

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Time for Change

Einzelpreis EUR 7,-/ Jahresabo EUR 36,-

cooperativ

139. Jahrgang

Heft 6/2011

6/2011 Einzelpreis EUR 7,-/ Jahresabo EUR 36,-

Die Gewerbliche Genossenschaft

Time for Change



Kommentar

Change Mit dieser Parole hat Barack Obama 2008 die Wahlen zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewonnen. Den politischen Wandel in den USA hat der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers begleitet. Diese Pleite hat das Finanzsystem und die gesamte Weltwirtschaft schwer erschüttert. Der Ruf nach strenger Aufsicht und Kontrolle des Finanzsystems war die Folge. Die Konsequenzen tragen jetzt nicht nur die Großbanken, die die Krise verschuldet haben, sondern alle Marktteilnehmer und besonders die Genossenschaftsbanken. Es scheint, als wollten die Aufsichtsbehörden lieber einige wenige große Finanzinstitute beaufsichtigen als viele kleine. In den mehr als 150 Jahren seit der Gründung der ersten Kreditgenossenschaften haben sich die Rahmenbedingungen immer wieder verändert. Genossenschaftsbanken haben es bisher immer verstanden, sich an ihre Umwelt anzupassen. Der bekannte Management-Guru, John Kotter, beschreibt in seiner Geschichte über eine Pinguinkolonie sehr gut, wie wir uns fühlen, wenn wir uns auf Neues einstellen müssen. Die Pinguine entdecken, dass der Eisberg schmilzt. Sie machen uns vor, wie wir in prekärer Lage Mut fassen, schwierige Situationen meistern und auf unkonventionellen Wegen unser Ziel erreichen können. Nie taute das Eis so schnell wie heute. Aber: Unser Eisberg wird niemals schmelzen. Keine Bange: Wer nicht fliegen kann, wird schwimmen lernen. Change heißt für uns: offen sein für Innovation. Seit Wochen arbeiten wir intensiv an alternativen Modellen und Strategien, die uns als genossenschaftliche Banken-Gruppe auf starke Beine stellen werden. Das schulden wir nicht nur dem österreichischen Steuerzahler, sondern vor allem auch unseren Mitgliedern und Kunden, die wir auf bewährte Art und Weise durch die wirtschaftlich schwierigen Zeiten begleiten wollen.

Dr. Rainer Borns Vorstandsdirektor im Österreichischen Genossenschaftsverband

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Inhalt

Inhalt 01 Kommentar: Dr. Rainer Borns 02 Inhalt 03 Editorial 54

96 Impressum

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Thema

Management

06 Das Pinguin-Prinzip

10 Jede Menge gute Ideen 38 EU-Krise und Staats-

Am Beispiel einer Fabel zeigen John Kotter und Holger Rathgeber, wie Veränderungen zum Erfolg führen. Ohne Kotters Buch „Leading Change“ zu kennen, vollziehen die Pinguine die „acht Schritte“ ohne es zu wissen.

Wie Sie Kreativität im Unternehmen besser organisieren können, verrät Anne M. Schüller.

14 Erfolg durch Banking Exzellenz

Wer sich von der Masse abhebt, ist erfolgreich. Wie das geht, zeigt Christian Rauscher.

20 Pack es an Führungskräfte müssen durch unbekanntes Land führen können, meint Ray Davis.

24 Der Zwang zur Wachstumsspirale

Hermann Fritzl macht sich Gedanken zu Hans Christoph Binswangers Buch: Die Wachstumsspirale.

32 Beratung um jeden Preis?

Was darf Beratung in der Baufinanzierung kosten? Markus Knüfermann und Heinz Wings präsentieren ihre aktuelle Studie.

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Wirtschaft haushalt

Gerhard Poschacher stellt die Frage: Fressen die Staatsschulden die Zukunft der Österreicher auf?

42 Förderungen für eine grünere Umwelt

Über Förderungen für Unternehmer, die ihren Betrieb umweltfreundlicher organisieren wollen, informiert Herbert Pilgerstorfer.

47 Riedel Glas investiert in Schneegattern

Volksbank Kufstein und Investkredit haben ein optimales Finanzierungspakt geschnürt.

48 Aus dem Bergbau gewachsen

Seit 115 Jahren produziert die Stubai Werkzeugindustrie Geräte für Fachleute.

52 Akustiklösungen für Büroimmobilien

Blaha Büromöbel setzt bei Innovationsvorhaben auf die Expertise der Investkredit.


62 Editorial

24

International

Kultur

Sport

Chronik

54 China goes global

62 Mit dem Hausboot

74 Von Venedig zum

78 Jubiläen

Wohin die größte Volkswirtschaft der Welt steuert, beleuchtet Waltraut Urban.

Anton Schmoll erzählt von den Herausforderungen als Kapitän.

Mit dem Rad vom Mittelmeer zum Eismeer.

58 Die Wiege der Demo-

66 Kaufhaus verbindet

77 Superadler

kratie in der Krise

am Canal du Midi

Wirtschaft und Kunst

Wie der General Manager der Panellinia Bank Griechenland aktuell einschätzt.

68 Abseits der griechi-

60 Auftakt zum IYC

72 Es ist ein Stern

Die UNO ruft das Jahr der Genossenschaften aus.

Nordkap

Morgenstern & Co sind Österreichs Sportler des Jahres 2011.

81 Auszeichnungen 86 Eröffnungen 88 Veranstaltungen 93 Sponsoring

schen Tragödie auf‘gangen

Liebe Leserinnen, liebe Leser, In der Nacht zum 9. Dezember haben sich die Euro-Länder und sechs weitere Staaten beim Brüsseler EU-Gipfel auf einen Vertrag für eine gemeinsame Haushaltsdisziplin geeinigt. Großbritannien schert aus. Die Europäische Union wird sich verändern. An den Polen schmilzt das Eis. China wird sich an Maßnahmen zum Klimaschutz beteiligen. Vieles ist in Bewegung. Time for Change. Diesem Thema widmen wir die letzte Ausgabe des Jahres 2011. Die Autoren dieser Ausgabe machen Mut. John Kotter, der Autor des Management-Bestsellers „Leading Change“ und Holger Rathgeber, Personal-Profi, verpacken ihre Ratschläge in eine Fabel. Was es zum Wandel braucht? Jede Menge gute Ideen, wie sie Anne M. Schüller in ihrem Beitrag anregt und Mut, blaue Ozeane zu erobern, wie es Christian Rauscher formuliert. Genossenschaften haben einen langen Atem, sind anpassungsfähig. Das zeigt Johann Hörtnagl in seinem Rückblick auf 115 Jahre Stubai Werkzeugindustrie. Zum Jahresausklang wünsche ich Ihnen gemeinsam mit der Redaktion ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für die Herausforderungen, die im neuen Jahr auf Sie warten. Ihre

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Thema

Geht‘s uns wie den Pinguinen? ORF: er d mt -Rau m elde S m U ine ber der in e ieovem n e . N aftler b r 4 a Am ch SA h inen wars A e n N e r e Wiss behörd etsche und er von t Gl kt erg fahr schen tdec n Eisb cht. i e t k n s r i i s a e i abbr ss n R a e s d g k i r s nun, New Yo e ten Größ der

Der Eisberg schmilzt. Wie Pinguine am anderen Ende der Welt mit diesem Problem umgehen, zeigen John Kotter und Holger Rathgeber in Thema, wo wir einen Auszug aus ihrem Buch „Das Pinguin-Prinzip“ veröffentlichen.

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Thema

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Thema

Fred fischte weniger und verbrachte mehr Zeit damit, den Eisberg und das Meer zu beobachten.

Das Pinguin-Prinzip Die Fabel über die Pinguinkolonie zeigt: Wer sich Veränderungen stellt und sie erfolgreich meistert, kann Großes erreichen. Wer an der Aufgabe scheitert, gefährdet sich und andere. Text: John Kotter / Holger Rathgeber* Fotos: istockphoto.com

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Thema

E

s war einmal eine Pinguinkolonie, die in der klirrend kalten Antarktis auf einem Eisberg lebte – nicht weit von dem Ort, den wir heute als Cape Washington kennen. Den Eisberg gab es schon seit vielen, vielen Jahren. Er war von reichen Fischgründen umgeben und hatte riesige Wände aus ewigem Schnee, die den Pinguinen Schutz vor den schrecklichen Winterstürmen boten. So weit die Pinguine zurückdenken konnten, hatten sie auf diesem Eisberg gelebt. „Dies ist unser Zuhause“, hätten sie jedem erzählt, der sich in diese Welt aus Eis und Schnee verirrt hätte. „Und dies wird für immer unser Zuhause sein“, würden sie ferner sagen – durchaus logisch aus ihrer Sicht. Dort, wo sie lebten, war Energieverschwendung tödlich. Jeder in der Kolonie wusste, dass man sich dicht zusammendrängen und zusammenhalten musste, um zu überleben. Und so hatten die Pinguine gelernt, sich aufeinander zu verlassen. Sie benahmen sich oft wie eine große Familie (was natürlich gut und zugleich schlecht sein konnte). Die Vögel waren fürwahr herrlich anzusehen. Die so genannten Kaiserpinguine sind die größten Vertreter der siebzehn Pinguinarten in der Antarktis, die stets im Frack aufzutreten scheinen. Zweihundertachtundsechzig Pinguine lebten in der Kolonie. Einer von ihnen war Fred. Von seinem Aussehen und Benehmen her unterschied sich Fred kaum von den anderen Pinguinen. Wer auch nur ein bisschen was für Tiere übrig hat, würde ihn wahrscheinlich * Aus dem Amerikanischen von Harald Stadler. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Droemer Verlags.

als „niedlich“ oder gar als „würdevoll“ bezeichnen. In einem wichtigen Punkt jedoch war Fred anders als die meisten übrigen Pinguine. Fred war ungewöhnlich neugierig und aufmerksam. Andere Tiere schwärmten aus, um im Meer Tiere zu fangen – eine schlichte Notwendigkeit, da es in der Antarktis keine andere Nahrung gibt. Fred fischte weniger und verbrachte mehr Zeit, um den Eisberg und das Meer zu beobachten. Andere Pinguine waren gerne und viel mit Freunden und Verwandten zusammen. Fred war ein guter Ehemann und Vater, aber er war nicht so gesellig wie die meisten seiner Artgenossen. Häufig zog er ganz allein los und machte Notizen von dem, was er beobachtete. Sie mögen denken, Fred sei ein schräger Vogel gewesen – vielleicht der Typ von Pinguin, den die anderen eher meiden –, aber das war nicht der Fall. Fred tat einfach das, was ihm richtig erschien. Und das, was er so beobachtete, beunruhigte ihn im Laufe der Zeit immer mehr. Fred besaß eine Aktentasche voller Beobachtungen, Überlegungen und Schlussfolgerungen. (Ja, eine Aktentasche – dies ist schließlich eine Fabel.) Die gesammelten Informationen wurden immer beängstigender. Die Fakten vermittelten allmählich unübersehbar: Der Eisberg schmilzt und könnte bald auseinanderbrechen! Das plötzliche Auseinanderbrechen des Eisbergs wäre für die Pinguine eine regelrechte Katastrophe, vor allem im Winter während eines Sturms. Viele der älteren und jüngeren Vögel würden dabei ums Leben kommen. Und wer konnte die Folgen absehen? Wie bei allen unvorstellbaren Ereignissen gab es auch

hier keinen Plan, wie man solch einer Tragödie begegnen sollte. Fred geriet nicht leicht in Panik, doch je intensiver er seine Beobachtungen auswertete, desto banger wurde ihm. Fred wusste, dass er etwas unternehmen musste, doch es stand ihm nicht zu, Erklärungen abzugeben und Handlungsanweisungen zu erteilen. Er zählte nicht zu den Anführern der Kolonie. Er war nicht einmal der Sohn, Bruder oder Vater eines der führenden Köpfe der Kolonie. Und er hatte sich bislang auch nicht als verlässlicher Eisbergvorhersager hervorgetan. Fred erinnerte sich auch daran, wie es seinem Artgenossen Harold ergangen war, als der einmal angedeutet hatte, ihre Scholle würde zunehmend brüchig.

Buchtipp

John Kotter/Holger Rathgeber Das Pinguin-Prinzip Originaltitel: Our iceberg is melting Droemer Verlag 160 Seiten, EUR 13,40 ISBN 978-3-426-27572-6 Erscheinungstermin: 13.11.2006

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Thema

„Und mach dich darauf gefasst, dass einige Vögel das Problem gar nicht sehen wollen. “ Als sich niemand dafür zu interessieren schien, versuchte Harold, Beweismaterial zu sammeln, doch er fand so gut wie kein Gehör. „Harold, du machst dir zu viele Sorgen“, hieß es bestenfalls. „Schnapp dir einen Tintenfisch, dann fühlst du dich gleich besser.“ „Zerbrechen?!“, spotteten einige. „Du musst nur mal kräftig hüpfen, Harold. Selbst wenn fünfzig von uns gleichzeitig hüpfen, passiert nichts. Schau, eins, zwei, drei … ahhh, siehst du?“ „Deine Beobachtungen sind interessant“, meinten andere, „aber sie können auf vier ganz unterschiedliche Weisen ausgelegt werden. Also, wenn man davon ausgeht, dass …“ Manche Vögel sagten zwar nichts, behandelten Harold aber fortan anders. Die Veränderung war nur unterschwellig zu spüren, doch Fred hatte sie bemerkt, und es war gewiss keine Wendung zum Besseren. Fred fühlte sich auf einmal ziemlich einsam.

Was mache ich jetzt? In der Kolonie gab es einen Obersten Rat. Dieses Führungsgremium unter Leitung des Pinguinoberhaupts wurde auch als „Zehnerrat“ bezeichnet. (Die Kids hatten eine eigene Bezeichnung dafür, aber das ist eine andere Geschichte.) Zu den zehn führenden Köpfen gehörte auch Alice, eine forsche, praktisch denkende Pinguindame, die für ihre Zielstrebigkeit und Effizienz bekannt war. Im Gegensatz zu anderen Ratsmitgliedern, die etwas abgehoben waren, stand sie in engem Kontakt zur Kolonie. Im Grunde wirken alle ihre Artgenossen auf den ersten Blick ein 8

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wenig abgehoben, aber sie verhalten sich nicht alle so. Fred war der Meinung, Alice würde seine Überlegungen wohl nicht so schnell abtun wie andere ranghohe Pinguine. Also beschloss er, Alice aufzusuchen, und da sie so nahbar war, brauchte er nicht einmal einen Termin. Fred berichtete Alice von seinen Recherchen und Erkenntnissen. Sie hörte aufmerksam zu, obwohl sie sich insgeheim fragte, ob Fred möglicherweise in einer persönlichen Krise steckte. Da aber Alice nun einmal Alice war, wies sie Fred nicht einfach ab. Vielmehr sagte sie, wenn auch etwas skeptisch: „Bring mich an die Stelle, die deiner Meinung nach das Problem am deutlichsten veranschaulicht.“ Diese Stelle befand sich nicht an der Oberfläche des Eisbergs, wo das Schmelzen und dessen Folgen nur schwer zu erkennen waren, sondern im Inneren. Fred erklärte ihr das. Alice hörte zu, aber da sie nicht gerade zu den geduldigsten Kreaturen zählte, drängte sie: „Okay, okay. Gehen wir.“ Pinguine sind relativ ungeschützt, wenn sie ins Wasser springen, wo Leopardenrobben und Killerwale nur darauf lauern, unvorsichtige Vögel zu fangen. Wir wollen alle unschönen Details aussparen und uns mit der Feststellung begnügen, dass kein Vogel in den Fängen eines Killerwals oder einer Robbe landen möchte. Als Fred und Alice ins Meer sprangen, waren sie instinktiv achtsam. An der Unterseite des Eisbergs wies Fred auf Risse und andere klare Anzeichen der Auflösung aufgrund des Schmelzens hin. Alice war erstaunt – nicht zuletzt darüber, wie sie selbst all diese Hinweise hatte ignorieren können.


Thema

Alice folgte Fred in ein großes Loch an einer Seitenwand des Eisbergs. Durch einen meterbreiten Kanal schwammen sie tief ins Innere des Eises und gelangten schließlich in eine gewaltige Grotte, die mit Wasser gefüllt war. Alice versuchte, den Eindruck zu erwecken, als verstehe sie vollkommen, was sie da sah, aber Management war ihr Beruf und nicht die Wissenschaft von Eisbergen. Fred bemerkte ihren fragenden Blick. Nachdem sie wieder aufgetaucht waren, erklärte er ihr, was er wusste. Um es kurz zu machen … Eisberge sind nicht wie Eiswürfel. Eisberge können im Inneren Risse und Spalten aufweisen, die zu großen eingeschlossenen Luftblasen führen. Wenn genügend Eis schmilzt, füllen sich die Risse und Höhlen mit Wasser. In einem kalten Winter können die engen Kanäle, die mit Wasser gefüllt sind, so schnell zufrieren, dass in den Höhlen Wasser eingeschlossen wird. Wenn die Temperatur weiter sinkt, gefriert auch das Wasser in den Höhlen. Weil sich gefrierende Flüssigkeit vom Volumen her deutlich ausdehnt, kann dies zum Bersten des Eisbergs führen. Alice verstand nun, warum Fred so besorgt war. Das wahre Ausmaß des Problems war gar nicht abzusehen. Das sah ganz und gar nicht gut aus. Alice war erschüttert, ließ sich aber nichts anmerken. Vielmehr stellte sie Fred eine Frage nach der anderen. „Ich muss über das nachdenken, was du mir gezeigt hast“, sagte sie, „und so bald wie möglich mit einigen anderen Ratsmitgliedern reden.“ Ihr Gehirn arbeitete bereits auf Hochtouren.

Das wahre Ausmaß des Problems war gar nicht abzusehen.

„Und ich brauche deine Unterstützung“, ließ sie Fred wissen. „Du musst mir helfen, anderen das ganze Ausmaß des Problems zu vermitteln.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Und mach dich darauf gefasst, dass einige Vögel das Problem gar nicht sehen wollen.“ Alice verabschiedete sich von Fred. Dieser fühlte sich zugleich besser und schlechter. Besser: Er war nicht mehr der einzige Pinguin, der um die Möglichkeit einer Katastrophe wusste. Schlechter: Er sah noch keine Lösung. Und ihn beunruhigte Alices Formulierung „Mach dich darauf gefasst, dass einige Vögel das Problem nicht sehen wollen“.

Und der schreckliche antarktische Winter würde schon in zwei Monaten einsetzen. Wie die Geschichte weitergeht und wie Veränderung zum Erfolg führt, erfahren Sie im Buch von John Kotter und Holger Rathgeber. 

Zu den Autoren: John Kotter ist Professor an der Harvard Business School und eine internationale Kapazität auf den Gebieten Führung und Wandel. Holger Rathgeber verfügt über langjährige internationale Industrieerfahrung und hat als Personal-Profi eine Vielzahl von Veränderungsmaßnahmen erlebt, mitgestaltet und geleitet. cooperativ 6/11

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Management

Gesucht und gefunden: Jede Menge gute Ideen Kreativität ist die Schlüsselressource der Zukunft. Ganz oben bleiben Unternehmen nur mit einem reichen Schatz an Ideen, mit kontinuierlich kundenfokussierten Verbesserungen sowie mit geglückten Innovationen. Ein unbürokratisches Ideenmanagement ist eine nie versiegende Quelle auf dem Weg zu diesem Ziel. Text: Anne M. Schüller Fotos: istockphoto.com

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Das Buch zum Thema Anne M. Schüller Kundennähe in der Chefetage Wie Sie Mitarbeiter kunden­ fokussiert führen Orell Füssli, Zürich, 3. akt. Auflage 2011 26,50 Euro 255 Seiten ISBN: 978-3-280-05282-2 Weitere Infos: www.kundenfokussierte-unternehmensfuehrung.com

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ie innovative Ideen entstehen? Zunächst braucht es dazu eine gute Basis: eine offene Unternehmenskultur und ein innovationsfreundliches Klima, aufbauend auf Risikobereitschaft, stetigem Lernwillen und einer hohen Fehlertoleranz. Danach geht es ganz schnell um operative Prozesse und Möglichkeitsräume. Wer Neuerungen systematisch entwickeln will, gestaltet zum Beispiel: »» Innovationsworkshops gemeinsam mit Kunden, so dass nicht nur das Unternehmen profitiert, sondern auch die Kunden voneinander lernen, »» Kreativ-Thinktanks unter fachkundiger Leitung mit passenden Kreativtechniken an einem kreativen Ort außerhalb der Firma, »» regelmäßige, ausgedehnte, informelle Kreativ-Frühstücke mit Brainstormings, am besten in einem speziellen Kreativraum, »» einen Ideen-Jahrmarkt, wo die Mitarbeiter ihre wildesten Ideen präsentieren und bewerten können, oder

»» eine Kreativ-Zone im Intranet mit Foren, Innovations-Blog und IdeenWiki. Die interaktiven Web 2.0-Technologien haben das behäbige betriebliche Vorschlagswesen mit seinen bürokratischen Gremien und zähen Bewertungsverfahren schon weitgehend abgelöst. Viele Firmen nutzen inzwischen Corporate Wikis als Wissensplattform, um alle interessierten Mitarbeiter auf basisdemokratische Weise an einem kontinuierlichen Ideensammeln, Bereichern und Bewerten teilhaben zu lassen.

Yes-butter oder Why-notter? Gute Ideen sind sehr zerbrechlich. Ihnen und ihren Schöpfern weht oft eine steife Brise entgegen, weil sie sich gegen so viele Bremser und Schwarzseher zur Wehr setzen müssen. Jede Veränderung hat ja bekanntlich Beteiligte, Beleidigte, Betroffene und Befürworter. Sie beinhaltet Erfolgsaussichten und Risiken, setzt Hoffnungen und Befürchtungen frei. Sie erfordert zunächst Einsicht, dann


Management

loslassenden Abschied von lieb gewonnenen Routinen und schließlich Aufgeschlossenheit für Neues. Doch Mutlosigkeit oder Machtspielchen ersticken oft jegliches kreative Denken im Keim. In manchen Unternehmen hat es schon Tradition, dass die erste Reaktion auf einen Vorschlag immer negativ ist. Dort sind es die Bedenkenträger, die sich als erstes lautstark zu Wort melden (dürfen), die überall Gefahren wittern und jeden noch so guten Vorschlag zerreden. Ihr Blick geht gerne zurück in die gute alte Zeit. Die Ungewissheit der Zukunft macht ihnen Angst. Denn mit der Zukunft ist das so eine Sache: Sie hat die unangenehme Eigenschaft, uns über ihren Verlauf im Unklaren zu lassen. Da alles Ungewisse eine Gefahr für Leib und Leben beinhalten kann, rückt Besorgnis darüber schnell in den Vordergrund und wird zumeist auch noch überbewertet. Klären Sie also ruhig einmal per einfacher Strichliste: Wie oft reden wir hier über das, was nicht funktioniert? Und wie viel läuft denn wirklich schief? Wie viele Kunden sind denn tatsächlich schwierig? Um wie viel

besser ist die Konkurrenz denn effektiv? Oder hat sie vielleicht nur die Beschäftigten mit der besseren Einstellung?

Engelsadvokaten vonnöten Wer viele ‚Yes-butter‘ (Ja, aber …!) in seinem Team hat, lasse zunächst die ‚Why-notter‘ (Warum eigentlich nicht …!) agieren. Sie bekommen in einem Meeting als sogenannte ‚Engelsadvokaten‘ immer das erste Wort. Sie unterstützen eine Idee, finden zunächst das Gute darin und geben ihr so eine Überlebenschance. Nun sind zumindest schon mal zwei im Raum dafür, und Querdenker erhalten die so dringend nötige Rückendeckung. Der Chef sollte

die sich entwickelnde Diskussion ruhig eine Weile laufen lassen, denn das bringt in aller Regel noch zusätzliche wertvolle Aspekte ins Spiel. In ‚Wattebausch-Meetings‘ hingegen braucht es einen ‚Teufelsadvokaten‘, der allzu bereitwillige Zustimmung kritisch hinterfragt. Konsensentscheidungen sind nicht immer die besten, denn damit zähmt man selbst die mutigste Idee und schafft höchstens Allerweltslösungen. Mittelmaß ist allerdings vom Aussterben bedroht. Denn niemand will heute noch Mittelmäßiges kaufen. Übrigens kann die Funktion des Engels- beziehungsweise Teufelsadvokaten von den Meeting-Teilnehmern im Wechsel ausgeübt werden. So lernt jecooperativ 6/11

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Management

„Der einfachste Weg zu guten Ideen? Laden Sie Ihre Fans auf Ihren Social Media Präsenzen zum Ideen-Storming ein.“

der, pro und kontra zu spielen, also mal Bremser und mal Treiber zu sein.

Eine Ideenbank einrichten Interessante Ideen aus Besprechungen und Kreativ-Workshops, Anstöße aus Reklamationen, Anregungen aus Mitarbeiter- und Kundenbefragungen, passende Impulse aus den Medien, dem Web, von Messen und Trendreports sowie alle Verbesserungsvorschläge gehören in eine zentrale Ideenbank, auch wenn es gerade keine Verwendung dafür gibt. Eine Ideenbank funktioniert wie ein Sparkonto: Bei Bedarf lässt man sich etwas auszahlen, anderes bleibt als Einlage für später liegen. Solches Vorgehen reduziert auch verständlichen Mitarbeiterfrust, wenn deren Ideen nicht gleich an die Reihe kommen. Die Ideenbank wird periodisch ausgewertet. Passende Einfälle werden den 12

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einzelnen Produkten, Prozessen oder Kundengruppen zugeordnet. Brauchbare Anregungen werden weiterentwickelt, getestet und dann möglichst zügig umgesetzt, um immer wieder neue Begeisterungschancen zu kreieren, Kundenloyalität zu bewirken und positive Mundpropaganda anzustoßen.

Ideenfindung mithilfe des Social Web Der einfachste Weg zu guten Ideen? Laden Sie Ihre Fans auf Ihren Social Media Präsenzen zum Ideen-Storming ein. Oder stellen Sie Ihre Ideen dort zur Diskussion. Im Web lassen sich heutzutage Vorschläge, Anregungen und Kon-

Im Einzelnen beinhaltet das Ideenmanagement die folgenden Punkte: Ideen von

Prozesse

Ideen für

Kunden

sammeln

neue Zielgruppen

Partnern

sichten

neue Produkte

Lieferanten

bewerten

Dienstleistungen

Mitarbeitern

entscheiden

Servicequalität

Wettbewerbern

testen

Verfahren/Abläufe


Management

zeptionen ganz einfach kommentieren, bereichern, bewerten und gewichten. Ein weiterer Weg: Stellen Sie Ihre brennenden Fragen der ganzen Welt. Open Innovation nennt man das dann. Auf Webseiten wie brainr.de oder brainfloor.com kann man zum öffentlichen Brainstorming einladen. Wer solche Brainstorming-Portale nutzt, versorgt sich mit der kollektiven Intelligenz kreativer Querdenker. Denn die wertvollsten Ideen entstehen niemals im behüteten Drinnen, sondern an den Rändern einer Organisation und im wilden Draußen.

Sieben-Punkte-Checkliste für ein gelingendes Ideenmanagement Wer auf die systematische Suche nach Ideen und Produkt- oder ServiceInnovationen geht, kann dies in folgenden sieben Schritten organisieren: 1. Ist-Analyse: Beleuchten Sie die zu optimierende Situation bzw. das zu lösende Problem aus verschiedenen Perspektiven, vor allem aber aus der Sicht des Kunden. Machen Sie dazu Kundenbeobachtungen, Befragungen sowie Interviews mit Mitarbeitern und Externen. Auch Branchenfremde können sinnvolle Beiträge liefern. 2. Ziel-Definition: Wo wollen Sie hin, was soll am Ende des Prozesses erreicht sein? Dies muss deutlich werden, damit die Ideen-Generierung eine Richtung bekommt. Gehen Sie dabei von kundenrelevanten, differenzierenden Merkmalen aus: Was können wir für unsere Kunden besser, schneller, einfacher, billiger machen. Formulieren Sie all das schriftlich.

3. Zusammenstellung des Teams: Dazu gehören insbesondere die Mitarbeiter, die von der späteren Umsetzung betroffen sind. Damit minimieren Sie von vorne herein aufkommende Widerstände. Sorgen Sie für Visionäre, Querdenker, Missionare, Macher, Kundenbotschafter und Bedenkenträger im Team ebenso wie für Experten und Laien. Mischen Sie alt und jung, Männer und Frauen. Briefen Sie das Team sorgfältig. Ein geschulter Moderator kann helfen, die Prozessschritte zielgerichtet zu steuern. 4. Ideen-Generierung: Begeben Sie sich an einen neutralen, störungsfreien, inspirierenden Ort und setzen Sie passende Kreativitätstechniken ein. Sorgen Sie am Anfang für gute Laune und ein Kreativ-Warm-up. Zeiteinheiten von 30 bis 60 Minuten sind optimal. Hören Sie nicht zu früh auf, in dieser frühen Phase benötigen Sie ein Maximum an Ideen. Speichern Sie alle Ideen. Und beachten Sie die drei goldenen Regeln einer Kreativ-Sitzung: »» Quantität vor Qualität, gegenseitige Inspiration ist erwünscht »» alle Teilnehmer sind gleichberechtigt, keine Hierarchie »» keinerlei Kritik, weder positiver noch negativer Art 5. Ideen-Bewertung und Selektion: Benutzen Sie passende Bewertungs- und Selektionstechniken, um die gefundenen Ideen zu verdichten, zu kombinieren und die Spreu vom Weizen zu trennen. Dies kann ein separates Bewertungsteam tun, dem auch Kunden angehören. Erstellen Sie eine Prioritäten-Liste, sortieren Sie nach Marktfähigkeit, Mach-

barkeit, Zeithorizont, Wirtschaftlichkeit und Nichtkopierbarkeit. Dabei kommt es erfahrungsgemäß zu weiteren Ideen. Am Ende dieses Prozesses verbleiben einige wenige aussichtsreiche Favoriten. Geben Sie diesen Namen und definieren Sie das weitere Vorgehen, beispielsweise in Form eines Projekts. 6. Implementierung: Sorgen Sie zunächst für interne Akzeptanz, vor allem bei den ‚betroffenen‘ Mitarbeitern. Dies erfolgt am besten durch Involvieren und frühzeitige, regelmäßige, offene Kommunikation. Stellen Sie die notwendigen Ressourcen bereit. Kommunizieren Sie aktiv mit dem Markt, insbesondere mit den anvisierten Zielgruppen und mit der Presse. Bringen Sie Ihre Idee bzw. Innovation zügig in den Markt, und zwar zum richtigen Zeitpunkt. Experimentieren Sie und testen Sie Varianten. Lassen Sie die Kunden schließlich mitentscheiden. 7. Kontrolle und Optimierung: Vergleichen Sie die Ergebnisse mit Ihrer Zieldefinition. Holen Sie sich Feedback vom Kunden, hören Sie dabei auch auf die leisen Töne und die kritischen Hinweise. Optimieren Sie kontinuierlich, das heißt: Beginnen Sie diesen Prozess von vorn. Sorgen Sie für einen regelmäßigen Nachschub an unverbrauchten, außergewöhnlichen Ideen (s. Tabelle auf S. 12). 

Zur Autorin: Anne M. Schüller ist ManagementConsultant und gilt als führende Expertin für Loyalitätsmarketing. Kontakt: www.anneschueller.de cooperativ 6/11

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Management

Erfolg durch Banking Exzellenz Wenn wir nicht den Mut aufbringen, blaue Ozeane zu erobern, etwas vollkommen Innovatives oder Neuartiges zu schaffen, dann m端ssen wir im traditionellen Banking zumindest eine Leistung hervorbringen, die uns vom Wettbewerb abhebt. Text: Christian Rauscher Fotos: istockphoto.com

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Management

I

n einer Zeit, die von gesättigten Märkten und allenfalls akzeptablen Margen geprägt ist, lässt sich die Frage nicht immer leicht beantworten: Wie erreicht man unternehmerisches Wachstum? Dazu kommt eine Marktsituation, die sich nicht von selbst vergrößert, verbessert oder erleichtert und in der alle Banken nach Wachstum streben. Wir müssen irgendetwas erlebbar besser machen, als der Wettbewerb. Wenn wir nicht den Mut aufbringen, blaue Ozeane zu erobern, etwas vollkommen Innovatives oder Neuartiges zu schaffen, dann müssen wir zumindest im traditionellen Banking eine Leistung hervorbringen, die uns vom Wettbewerb abhebt und genau deshalb brauchen wir das Streben nach Banking Exzellenz. Denn nur das Beste, das Exzellente hat heute auch die Chance, am Markt wahrgenommen zu werden und sich durchzusetzen.

Von der Masse abheben Aufmerksamkeit, Interesse und Vertrauen der Kunden sind kostbare Güter, die nur wenigen offen stehen. Mit Hilfe der Standortanalyse victor suchen wir Banken, die sich von der Masse bzw. vom Durchschnitt abheben. Um diese Häuser zu finden, muss zuerst der Durchschnitt errechnet wer-

den. Der Durchschnitt liegt bei ca. 1700 Punkten und in diesem Durchschnitt existiert eine unglaublich hohe Dichte an teilnehmenden Instituten. Man kann sagen 80 Prozent der Institute streuen +/- 50 Punkte um diesen Durchschnitt. Und den Durchschnitt erreicht man als Bank nur, wenn man sich bereits als engagiertes, leistungsfähiges und schuftendes Institut bezeichnen kann. Und wir würden uns klassischerweise erwarten, dass wir belohnt werden, wenn wir schuften, wenn wir leisten. Das ist jedoch nicht mehr so. In der heutigen Welt geht gute Leistung unter und führt lediglich dazu, dass sie zufriedene Kunden haben. Zufriedene Kunden zu haben, ist jedoch zu wenig. Denn zufriedene Kunden führen bereits zu negativer Mundpropaganda. Damit Kunden über Banken einen positiven Dialog führen, sind sehr zufriedene bzw. begeisterte Kunden erforderlich, denn Zufriedenheit ist die neue Unzufriedenheit. Es gilt für die Banken das Ziel zu verfolgen, Herausragendes zu leisten, denn wer Exzellentes leistet, wird belohnt.

Unternehmenskultur Wo kann man als Bank ansetzen, um exzellent zu werden? Ein erster Schritt um den unternehmerischen Erfolg zu cooperativ 6/11

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Management

„Einfühlungsvermögen?

Das Vermögen, das sich am besten verzinst.

Günter Radtke Journalist und Schriftsteller

erreichen, ist die Beschäftigung mit der Unternehmenskultur. „Kultur ist wie eine Software. Sie bestimmt, was funktioniert und was nicht. Ohne funktionierende Software, kann auch die teuerste Hardware nichts erreichen.“ (Geert Hofstede) Und das führt zu der unglaublich spannenden Frage: „Wer programmiert die Software meiner Bank und wann gab es das letzte Update?“ Exzellente Banken arbeiten ganz bewusst an ihrer Software und sind ständig damit beschäftigt eine Kultur des Aufbruchs, der Freude, der Dynamik und der Stärke zu generieren. Das Beispiel der italienischen Nationalmannschaft verdeutlicht die Wirkung der Kultur, der Denkhaltung einer Gruppe Menschen. Das italienische Team war nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2006 sehr siegessicher nach Südafrika gereist. Doch dort gab es nur noch Jammern und das Ausscheiden bereits in der Vorrunde. Das Schöpfen aus vergangenen Erfolgen hatte eine Weiterentwicklung und das Erbringen von Leistung gehemmt. Machen Sie 16

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einen kurzen Test: Ist die Kultur Ihrer Bank eher geprägt … a) vom Schöpfen aus den Erfolgen der Vergangenheit, von einer gewissen Zufriedenheit oder b) von einem lebendigen Suchen nach Vorwärtsorientierung, nach Weiterentwicklung, nach Verbesserungen? Die aktuelle Wirtschaftslage fordert eine Kultur, die Lust macht, weiterzukommen, zu wachsen, zu lernen, sich zu verbessern. Das ist die erste Grundlage für Banking Exzellenz. Und da sollten wir uns dringend an die Arbeit machen, unsere Unternehmenskultur mit einem sauberen Update aufzupeppen, aufzufrischen und die Software gut am Laufen zu halten.

Strategie Strategie kann man auch als Fokus beschreiben, als Fokus auf die Dinge, in denen die Unternehmen Weltklasse sind, wo sie die Schlacht gewinnen wol-

len. Es gilt für jedes Unternehmen folgende Frage zu beantworten: Was wollen wir wirklich? Die Art und Weise, wie strategisches Management gelebt wird, besteht häufig darin, dass Unternehmen versuchen, überall gut zu sein und überall mitzulaufen. Auf diesem Weg kann jedoch die Puste ausgehen. Exzellenz bedeutet auch ganz klar zu definieren, in welchen Bereichen die Ressourcen verringert bzw. gestrichen werden. Im allgemeinem stehen uns drei Strategien offen, um den Wettbewerb zu schlagen: »» Produktführerschaft (überlegene Produkte) »» Prozessführerschaft (schnellste und billigste Lösung) »» Kundenführerschaft (Beziehung und intime Kenntnis für durchdachte Lösungen) Von diesen Optionen wählen praktisch alle Institute den Weg der Kundenführerschaft. Das bedeutet, Kunden exakt zu kennen und deren Bedürfnisse antizipieren. Es gibt allerdings zu


Management

denken, dass in der aktuellen Bankbarometer 2011 Studie mehr als 40 Prozent der Institute über nicht vorhandene Kontaktdaten klagen und gar 90 Prozent der Finanzhäuser keine Informationen über Haushaltsstruktur oder Hobbies abgebildet wissen. Die Information ist schon vorhanden - jedoch in den Köpfen der Berater. Somit schicken die Banken lediglich Einzelkrieger in die Schlacht, anstatt eine schlagkräftige Organisation aufzubauen, wie beispielsweise das römische Reich. Das römische Reich hatte weder die mutigsten noch stärksten Krieger, aber es glänzte durch eine schlagkräftige und disziplinierte Organisation. Damit konnten sie stärkere Gegner in die Flucht schlagen. Auf die Bankenwelt übertragen: Es gilt für die Banken „Customer Intimicy“ als Kernkompetenz zu definieren und diese auf die gesamte Organisation zu übertragen. Der Berater wird die Oberhoheit über den Kunden verlieren. Er wird weiterhin ein wichtiges Rad bleiben, aber eben nur ein Rad. Banken, die das verstehen und die gesamte Organisation auf den Kunden ausrichten, haben einen wertvollen Vorsprung.

Führung Management by Objectives, die Verteilung von Aufgaben, Feedback an die Mitarbeiter und Messungen des Erreichten sind auf den Agenden der Banken zu finden. Es fehlt jedoch das LeadershipManagement. „Wir schaffen es noch nicht so gut, den Mitarbeitern Lust zu machen sich anzustrengen, sich weiterzuentwickeln, zu wachsen und genau darin unterscheidet sich schließlich gutes solides Banking von exzellentem Banking. Exzellentes Banking hat beide

Banking Exzellenz ist das Zusammenspiel aus fünf existenziellen Säulen: Kultur, Strategie, Führung, Mitarbeiter und Kunde cooperativ 6/11

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Management

Kompetenzen: Leadership und Management. Wenn das Management fehlt, haben wir nur tolle Visionäre, die das Geschäft gegen die Wand fahren und es nicht schaffen, ihre Prozesse ins Laufen zu bringen. Im Gegenzug sind Manager die Leadership nicht leben, einfach nur langweilig und fad. Was braucht man für LeadershipManagement? »» Ehrlichkeit »» Kompetenz »» Optimismus »» Inspiration

„Sie müssen min-

destens um so viel besser, emotionaler und anders sein, wie sie teurer sind!

Dr. Christian Rauscher

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Eine Führungskraft nimmt die Menschen mit, bewegt sie und gibt ihnen Kraft und Sicherheit. Sie gibt ihrem Team Rückhalt und Freude an der Arbeit. Das klappt nur, wenn die Führungskraft jederzeit ehrlich ist und Wort hält.

Mitarbeiter Die Mitarbeiter sind nach wie vor die größten Kritiker der Banken. Der Netpromoter Score liegt derzeit bei plus 5 und dieser Wert zeichnet sich nicht durch Euphorie, Begeisterung oder Exzellenz aus, sondern beschreibt eher, dass das Schmerzensgeld hoch genug ist. In der Spirale der täglich steigenden Anforderungen geht der Sinn allmählich verloren. Wenn dann noch ein System geschaffen wird, in dem Leistungen nicht besonders honoriert und geringe Leistung nicht sanktioniert wird, dreht die Spirale nach unten. Et voila: der NPS liegt im Keller.

Kunde Gute Qualität in der Beratung ist der größte Treiber für die Gesamtzufriedenheit der Kunden, gefolgt von Preis und Konditionen. Die exzellenten Häuser führen etwa mit 80 Prozent der Kunden ein Mal pro Jahr ein ausführliches Beratungsgespräch, der Durchschnitt liegt bei 60 Prozent und die Follower erreichen nicht einmal 40 Prozent. Hinzu kommen starke Unterschiede in der Qualität der Gesprächsführung und der gefühlten Beziehungstauglichkeit der Berater. Wer nur anruft, wenn er ein Produkt auf‘s Auge drücken möchte, hat verloren bevor der Kunde abhebt.

Die fünf Säulen Banking Exzellenz ist das Ergebnis des Zusammenspiels aus 5 existentiellen Säulen: 1. Wir brauchen eine Kultur, denn die Kultur entscheidet, ob ein Unternehmen erfolgreich ist oder nicht. 2. Wir brauchen eine saubere Strategie. Wir müssen den Mut haben, Grenzen zu ziehen bei den Dingen, wo wir nicht dabei sein wollen. Wir brauchen Fokussierung in unseren Geschäftsmodellen. 3. Wir brauchen Leadership UND Management. Nicht nur Management, nicht nur das Verwalten, wir benötigen auch Aufbruchsdynamik. 4. Wir müssen es schaffen, Dialoge die sinnstiftend sind mit unseren Kunden zu führen, die als Menschen betrachtet werden wollen und nicht als Zielgruppen oder Segment oder A- oder C-Kunden. 5. Es braucht auch Mitarbeiter, die Freude daran haben, diesen Weg mit uns mit zu gehen. Banking Exzellenz startet damit, sich Klarheit in all diesen Aspekten zu verschaffen, sich anzusehen: Wo liege ich überhaupt? Bin ich in der Mitte, bin ich auf dem Weg zu Exzellenz oder bin ich in der Folgegruppe? Klarheit ist der Start der Entwicklung für Banking Exzellenz und victor bietet davon jede Menge. 

Zum Autor: Dr. Christian Rauscher ist Geschäftsführer von emotion banking & victor


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„Die victor Auswertungen sind absolut klar und handlungsanleitend gegliedert. Aus den Aussagen lassen sich sofort Maßnahmen ableiten und umsetzen.“

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Pack es an Es geht darum, einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen, die Mitarbeiter zu motivieren, erforderliche Maßnahmen konsequent umzusetzen und eine starke Unternehmenskultur zu schaffen. Diese Grundlagen funktionieren in guten wie in schlechten Zeiten. Text: Ray Davis Fotos: istockphoto.com

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ührung ist in der heutigen Zeit wichtiger als je zuvor. Das ständige Auf und Ab ist noch nicht vorbei und die aktuelle wirtschaftliche Situation ist nicht vergleichbar mit Entwicklungen, die wir in den letzten 70 Jahren gesehen haben. Das aktuelle wirtschaftliche Umfeld führt zu großen Herausforderungen. Es gibt Tornados die Chaos verursachen und wenn alles wieder klar wird, verändert sich die Situation, die alten Landkarten und Instrumente sind weg und funktionieren auch nicht mehr.

„Normal“ gibt es nicht mehr Wir als Führungskräfte müssen durch dieses unbekannte Land führen. Für manche ist es vielleicht verführerisch den Kopf in den Sand zu stecken und zu warten, bis alles wieder normal wird aber es gibt kein „Normal“ mehr. Wir können uns entweder anpassen 20

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oder sterben. Unternehmen müssen sich darauf konzentrieren, nicht nur zu überleben, sondern auch zu wachsen. Als ich 1994 die Umpqua Bank übernommen habe, war sie ein kleines Unternehmen mit 60 Mitarbeitern in einer ländlichen Region in Oregon, in der es kein Wirtschaftswachstum gab. Jetzt ist sie ein Unternehmen, das an der Börse notiert ist und mehr als 2.400 Mitarbeiter beschäftigt. Wie das gelingt? Es geht darum, einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen, die Mitarbeiter zu motivieren, erforderliche Maßnahmen konsequent umzusetzen und eine starke Unternehmenskultur zu schaffen. Und diese Grundlagen hängen nicht von einer guten Wirtschaftssituation ab, sie funktionieren sowohl in guten wie in schlechten Zeiten. Die Verantwortung der Führungskräfte liegt darin, jeden Tag diese Aufgaben entschlossen zu meistern und die Verantwortung für Wachstum oder Schrumpfung zu übernehmen.

Versuchen Sie nie die Zukunft vorherzusagen Wenn Sie ihr Unternehmen durch unbekannte Gewässer führen wollen, müssen Sie aufhören, die Zukunft vorhersagen zu wollen. Man kann die Zukunft nicht vorsagen. Die beste Möglichkeit die Zukunft vorherzusagen, ist die Zukunft selbst zu gestalten, selbst zu erschaffen. Sie müssen nicht warten, bis sich die neue Landschaft entwickelt,

bis die Zukunft irgendetwas bringt. Sie müssen investieren und sicherstellen, dass es besser wird, in guten wie in schlechten Zeiten. Sie müssen definieren was sie wollen und jeden Tag etwas Neues schaffen. Bei der Umpqua Bank haben wir nie versucht, die Zukunft vorherzusehen, wir haben wie die Wilden gearbeitet, um unser Unternehmen so darzustellen, dass es für Wachstum bereit ist und darum stehen wir nun so gut da.

Betreiben Sie niemals eine VogelStrauß-Politik Wenn jemand sagt: „Ich warte ab bis die Krise vorbei ist“, bedeutet das: Er hat schon verloren. Während diese Person die Hände in den Schoß legt und sich erst einmal einen Überblick verschafft, bereite ich mich vor und stelle sicher, dass alles funktioniert. Das Schlüsselwort ist Risikomanagement. Jeder Mitarbeiter sollte wissen, wie man mit Risiken umgeht, denn Risiko und Chance sind unausweichlich miteinander verbunden. Risikomanagement bedeutet, Möglichkeiten zu managen. Jedes Risiko birgt eine Chance und diese müssen Sie finden und nützen, das ist Ihre Aufgabe als Führungskraft. Schauen Sie nach vorne und stellen Sie sich den Herausforderungen, wenn nicht, gehen Sie unter. Wenn sie Risiken erkennen, müssen Sie Strategien entwickeln, um diese in den Griff zu bekommen und dann

„Man kann

die Zukunft nicht vorhersagen. Die beste Möglichkeit ist, die Zukunft selbst zu gestalten, selbst zu erschaffen.

Ray Davis

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sind Sie automatisch vor Ihren Mitbewerbern und können sich auf die Chancen konzentrieren, die sich ergeben. Risiko ist eine gute Sache. Es hält Sie aktiv und treibt Sie an. Sie können außerordentliche Dinge schaffen, während sich die anderen verstecken. Bereiten Sie sich vor, planen Sie Wachstum, identifizieren Sie die Möglichkeiten und agieren Sie. Weiters geht es um Disziplin. Man kann die Zukunft nicht voraussehen, aber man kann eine Vision von der Zukunft haben. Wenn Sie in unbekannte Länder aufbrechen, müssen Sie eine Vision haben, Sie müssen wissen wohin Sie gehen wollen. Die Aufgabe als Führungskraft besteht darin, die Vision zu kennen und die Disziplin zu haben, sie umzusetzen. Das ist vor allem eine Frage der Selbstdisziplin. Sie müssen Ihre Vision umsetzen. Sie können nicht warten, bis Ihre Mitarbeiter damit anfangen oder sich die richtigen Maßnahmen suchen. Sie sind dafür verantwortlich und sonst niemand. Es geht darum weiterzumachen, auch wenn manches nicht funktioniert. Sie dürfen das Vertrauen nicht verlieren.

Managen Sie die Angst vor dem Unbekannten Wenn Sie alleine zuhause sind und Lärm im unteren Bereich des Hauses hören, haben Sie Angst. Wenn Sie hinunter gehen und feststellen, dass nur 22

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etwas umgefallen ist, wissen Sie was passiert ist und die Angst ist verflogen. Wenn Ihre Mitarbeiter Angst haben, hören Sie nicht mehr zu und sind nicht mehr für Veränderungen zu begeistern. Als Führungskraft müssen Sie den Leuten die Angst nehmen. Sie müssen begreiflich machen, WARUM und WIE Sie etwas anpacken und welches Ziel Sie damit verfolgen. Es ist wichtig die Leute zu motivieren und zu inspirieren. Es geht nicht darum, die Leute vor Angst einflößenden Informationen zu beschützen, man muss als Führungskraft ehrlich zu seinen Mitarbeitern sein. Vielleicht mögen manche Mitarbeiter Ihre ehrlichen Antworten nicht, aber Sie verdienen sie und sie können mit der Wahrheit umgehen. Kommunikation ist ganz besonders wichtig in Zeiten der Veränderung.

Nichts ist unmöglich Man muss daran glauben, das Unmögliche zu erreichen. Was braucht man dazu? Optimismus. Nicht blindes Vertrauen, dass man irgendwann mal Glück hat, sondern man muss an die eigenen Fähigkeiten und den Erfolg glauben und daran, die eigene Zukunft erschaffen zu können. Man braucht diese Leidenschaft, man muss glauben, dass man dieses Ziel erreichen kann. Wenn Sie in unbekannten Gewässern sind, dann sollen Ihre Mitarbeiter daran glauben, dass Sie auch in der Lage sind,


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dieses Schiff durch unbekannte Gewässer zu lenken. Und Sie, als Führungskraft, brauchen absolutes Vertrauen in sich und in Ihr Team. Und wenn Sie das nicht haben, dann müssen Sie Ihrem Aufsichtsorgan sagen, dass er jemand anderen für die Führungsaufgabe Ihrer Bank suchen muss.

„Kommunikation ist in Zeiten der

Veränderung ganz besonders wichtig.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt Wir sind in unbekannten Gewässern unterwegs und die Weltwirtschaft ist wirklich am Boden und es sieht auch nicht so aus, als ob sich das schnell ändern würde. Aber Sie sollten sich fragen, was können Sie tun, um das zu ändern. Sie brauchen keine Angst davor zu haben, dass Ihre Vision unrealistisch oder sogar unmöglich aussieht. Aber wenn Sie ein Unternehmen führen möchten, dann müssen Sie etwas Besonderes schaffen, das Ihr Unternehmen von anderen unterscheidet. Sie müssen diese Zukunft für Ihr Unternehmen schaffen, um Ihre Vision leben zu können. Und genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. 

Zum Autor: Ray Davis ist President & CEO, Umpqua Bank, Portland, USA cooperativ 6/11

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Der Zwang zur

Wachstumsspirale Das Handlungsprinzip unseres Wirtschaftens ist das Streben nach Gewinnmaximierung, das keine Grenze kennt und deshalb zur Maßlosigkeit neigt. Kann in einer endlichen Welt die Wachstumsspirale ins Unendliche gedehnt werden? Text: Hermann Fritzl Fotos: istockphoto.com

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er Ökonom Hans Christoph Binswanger, Doktorvater des Deutsche Bank-Chefs Ackermann, hat sich ausführlich mit der Dynamik von Wirtschaftsprozessen beschäftigt. Binswanger gehörte zu jener kleinen Avantgarde von Wirtschaftswissenschaftlern, die bereits Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts die Umweltzerstörung zum Thema ihrer Forschung machten. Schon 1969 gibt Binswanger seine Antrittsvorlesung als Professor der Universität St. Gallen zu dem Thema „Wirtschaftliches Wachstum Fortschritt oder Raubbau?“ - ganze drei Jahre, bevor der Club of Rome seinen berühmten Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ veröffentlichte.

Immer höher, immer größer, immer besser Binswanger stellt fest: „Die Robinson Crusoe-ähnliche Wirtschaftsweise in den früheren Jahrhunderten ist auch der Grund, warum es, als die Bevölkerung auch in Europa noch zur Hauptsache aus sich weitgehend 24

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selbstversorgenden Bauern bestand, keinen Wachstumszwang gab, so dass sich einzelne Wachstumsperioden, die durch Gold- und Silberzufluss und die Zufuhr von Energie mit Hilfe von Investitionen - vor allem Nutzung der Windenergie für die Seeschifffahrt und Nutzung der Wasserenergie für den Betrieb von Mühlen - entstanden, mit langen Stagnationsperioden ohne Weiteres abwechseln konnten. Es ist daher, wie Rolf Peter Sieferle feststellt, falsch, wenn man schon in früheren Jahrhunderten ein kontinuierliches Wachstum mit einer konstanten Wachstumsrate annimmt. Sieferle untermauert diese Feststellung mit einer Rückwärtsrechnung des Sozialprodukts auf der Basis einer solchen konstanten Wachstumsrate mit dem Resultat: „Wenn man (...) die Rate des natürlichen Wachstums der Industrialisierungsepoche, wie sie die Wirtschaftshistoriker errechnen, rückwärts extrapoliert, so erreicht man über längere Zeiträume hinweg ein Ausgangsniveau, das deutlich unter jeder Subsistenzmöglichkeit liegt. Also muss sich historisch etwas geändert haben.“

Die historische Änderung, um die es geht, ist selbstverständlich die Modernisierung der Wirtschaft auf der Basis der Papier- und Bankgeldschöpfung und der Verwendung der fossilen Energieträger, das heißt der Übergang von der Kreislauf- zur Spirallaufwirtschaft.1 Binswanger verweist darauf, dass bereits Aristoteles klar den Unterschied zwischen einer nicht-monetären Selbstversorgungs-Wirtschaft nach dem Bedarfs- und Versorgungsprinzip, die Oikonomiké - einer Kreislaufwirtschaft - und der monetären Händlerwirtschaft (Kapiliké) bzw. Warenwirtschaft (Chremastiké) nach dem Erwerbsprinzip – also einer spiralförmigen Wirtschaft gesehen hat. Die Erwerbswirtschaft ist nicht auf Vermögenserwerb, sondern auf den Erwerb von Vermögensumsatz ausgerichtet. Die einzige Orientierungsgröße ist das Geld. „Das ganze Geschäft lohnt sich nur, wenn das Geld, das am Ende 1 Binswanger, Hans Christoph, Die Wachstumsspirale. Geld, Energie und Imagination in der Dynamik des Marktprozesses, Marburg 2006, 309.


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Die Kapitalgesellschaft mit beschränkter Haftung war im 18. Jahrhundert verboten, weil Firmeneigentum = Risiko und Management = Chance nicht in einer Hand vereint waren. Begründung: Wer das Geld fremder Leute bewirtschafte, neige zu Nachlässigkeit und Verschwendung, verspreche Anlegern nicht einzuhaltende märchenhafte Gewinne.

eingenommen wird, mehr ist als das Geld, das am Anfang eingesetzt wird, wenn also Gewinne entstehen.“2 Der Besitz von Geld öffnet, so Binswanger, den Horizont für den Erwerb von immer neuen und immer mehr Gütern. Der Horizont verschiebt sich in dem Aus2 Ebenda 380. Binswanger stellt auch fest, dass das neoklassische Modell, auf dem die konventionelle Lehrbuchökonomie beruht, nichts anderes ist als ein Abbild der Versorgungswirtschaft, wie sie Aristoteles schildert.

maß, als man auf ihn losschreitet. Veränderung und Entwicklung, nicht das Gleichgewicht ist, wie bereits Aristoteles erkannt hat, das Grundthema des Marktes in der modernen Wirtschaft. Die wichtigste Voraussetzung des wirtschaftlichen Wachstums war und ist die Einführung des Geldes und die immer weitere Ausbreitung der Geldwirtschaft. „Die Diskrepanz zwischen der stark steigenden Nachfrage nach Geld und den begrenzten Möglichkeiten,

die Menge des Geldes zu erhöhen, wurde Ende des 17. Jahrhunderts durch die Papiergeldschöpfung überwunden. Der entscheidende Schritt war die Gründung der Bank von England 1692, die ab 1696 Banknoten ausgab.“3 Unter der Einwirkung des Geldes weitet sich der ökonomische Kreislauf zu einer nach oben offenen Spirale aus. Binswanger stellt fest, dass der echte Grund für das Wachstumspostulat die Funktionsweise der modernen Wirtschaft ist und nicht Begründungen, wie sie heute im Vordergrund stehen wie Grenzen der Sozialstaatsfinanzierung, da die institutionellen Regeln geändert werden können, nicht aber die innere Funktionsweise des Wirtschaftssystems.

Reden wir über Geld oder „Money is just a piece of paper“ Wir alle tragen ein oder mehrere Stück Papier in der Tasche, das jeweils weniger als einen Cent wert ist, von 3

Ebenda 114. cooperativ 6/11

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dem wir aber erwarten, dass wir es in wertvolle Güter eintauschen können. Dieses Einlösungsvertrauen stützt sich auf das Versprechen, stets so produktiv zu sein, dass das Stück Papier in Wirtschaftsgüter getauscht werden kann, und auch prinzipiell bereit zu sein, diese Tauschangebote anzunehmen. Unser Geldsystem und damit unsere gesamte Wirtschaft bauen auf ein Konzept des Vertrauens. Das Handlungsprinzip unseres Wirtschaftens ist das Streben nach Gewinnmaximierung, das keine Grenze kennt und deshalb zur Maßlosigkeit neigt. Eine gewisse Mäßigung erfährt dieses Prinzip in der Knappheit der Güter, im Wettbewerb der Konkurrenten, in der Verantwortlichkeit gegenüber Mitarbeitern und dem Einstehen müssen für die eigenen Produkte. „Wenn Sie sich überlegen, dass sie Geld aus nichts machen können, dann ist es wirklich schwer, nein zu sagen“, sagte der Premierminister von Singapur. Wenn allerdings Geld aus Geld entsteht, sind selbst diese Schranken weniger wirksam, sie verlieren im Finanzmarkt viel Kraft. Geld ist die Blanko-Befähigung für beliebiges wirtschaftliches Handeln, erlaubt das Aufbewahren und Sammeln zukünftiger Kaufkraft, scheint als eine Nachfragemacht fast ohne Bindung an der konkreten Marktlage und dem Recht zu vermitteln. Deshalb ist die Frage nach der Verantwortlichkeit eine der wesentlichen Bewährungsproben für unser modernes, freiheitliches Wirtschaftssystem. Das Geldeigentum verändert die Struktur des Privateigentums und die Verantwortlichkeiten grundlegend. Das Finanzkapital begründet anonymes Eigentum mit geschwächten Verantwortlichkeiten. 26

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Finanzkapital eilt in Sekundenschnelle um den Erdball, platziert sich dort, wo die größte Rendite zu erwarten ist, verantwortet aber kaum, was mit Eigentumsmacht tatsächlich bewirkt wird. Ob ein kapitalfinanziertes Unternehmen Arbeitsplätze schafft oder Menschen ausbeutet, Krankenhäuser baut oder Kriege führt, ist für den Renditesuchenden unerheblich. Der Finanzmarkt funktioniert als ein System von Erwartungen, die das ökonomische Verhalten auf das Erraten dessen verpflichten, was der Markt selbst von der Zukunft denkt. Damit nehmen gegenwärtige Erwartungen nicht einfach das künftige Geschehen vorweg, vielmehr wird das künftige Geschehen von den Erwartungen an das künftige Geschehen mitgeformt und gewinnt als solches aktuelle Virulenz. Der Mathematiker Benoit Mandelbrot („Fraktale“) hat Preisbewegungen untersucht und festgestellt, dass ökonomische Dynamik keine gesetzmäßig verlaufenden Prozesse sind. Sie ähneln vielmehr Strömungsturbulenzen, besitzen anormalen Charakter, der sich durch eine wilde Zufälligkeit auszeichnet und von launischen und monströsen Ereignissen bestimmt wird. Er spricht vom „Josefs-Effekt“ - sieben fetten und sieben mageren Jahren - die kombiniert sind mit „Noah-Effekten“, d.h. sintflutartigen, sprunghaften Um- und Einbrüchen.4 Auch das beteiligte Eigentum ersetzt zunehmend persönliche MitUnternehmerschaft durch anonyme Kapitalanlage. Wer sich an einer Aktiengesellschaft beteiligt, gewinnt am Unternehmen weder das Recht zum Besitz noch zur Verwaltung, noch das zur Verfügung. Seine Eigentümerposition ist auf ein nicht selbstbestimmtes 4 Joseph Vogl, Das Gespenst des Kapitals, Zürich 2010, 143ff.


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„Unser Geldsystem und damit unsere gesamte Wirtschaft bauen auf ein Konzept des Vertrauens. “

Nutzungsrecht und auf die Verfügungsmacht über seine Beteiligung beschränkt. Die Unternehmensgeschicke werden von dem berufsqualifizierten Vorstand sowie den großen Kapitalund Kreditgebern bestimmt. Der berufliche Akteur sucht in der Gesellschaft vor allem den persönlichen Erfolg, er pflegt nicht langfristig die Substanz des Unternehmens. Deswegen muss die Rechtsordnung vermehrt um das VerantwortungsEigentum kämpfen. Sollte es einer Volkswirtschaft nicht gelingen, das persönlich verantwortete Unternehmereigentum im Mittelpunkt der Eigentumsordnung zu belassen, ist letztlich die Legitimität des Privateigentums gefährdet, so Paul Kirchhof.5

„Wer nicht wächst, ist zum Untergang verdammt“ sagte kürzlich Voestalpine-Chef Wolfgang Eder in einem Gespräch mit dem Wirtschaftsblatt.6 „Die Wirtschaft muss wachsen, fortwährend wachsen. Wächst sie einmal nicht, ist das ein Drama, eine Rezession; 5 Paul Kirchhof, Das Maß der Gerechtigkeit, München 2009. 6 Interview im „Wirtschaftsblatt“, 5. September 2011, 13.

schrumpft sie gar, ist das eine Tragödie, eine Depression.“, stellt Meinhard Miegel kritisch fest7. Aktuelle Schlagzeilen belegen seine These: „Wirtschaft bremst sich scharf ein“ heißt es zum Beispiel in der „Wiener Zeitung“8, wenn das heimische Wachstum 2012 nur noch mit 1,8 Prozent statt bisher erwarteter 2,3 Prozent prognostiziert wird. Grund dafür ist die Auffassung, die Wirtschaft müsse wachsen, um den Wohlstand zu mehren, Stillstand sei Rückschritt und schrumpfen hieße verarmen. Warum ist das so? Kapitalistische Volkswirtschaften legen großen Wert auf die Effizienz, mit der die Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital, Ressourcen eingesetzt werden. Das Gewinnstreben ist der eigentliche Effizienztreiber: die Notwendigkeit, die Differenz zwischen den Verkaufserlösen und den Kosten zu vergrößern, die mit dem Produktionsfaktoren verbunden sind, Kapital, Arbeit und Rohstoffe. Ein Wechsel zu energieeffizienteren Geräten oder zu weniger arbeitsintensiven Prozessen benötigt Kapital. Dieser ständige Kapitalbedarf zwingt das Unternehmen, nach güns7 Meinhard Miegel, Exit. Wohlstand ohne Wachstum, Berlin 2010, 11. 8 „Wiener Zeitung“, 3./4. September 2011, 1.

tigen Krediten Ausschau zu halten, und zeigt zugleich, welche Gefahr besteht, wenn Kredite versiegen. Es erklärt auch, warum es nicht möglich ist, die Kapitalkosten beliebig weit zu senken. Fortlaufende technologische Verbesserungen führen dazu, dass mit einem gegebenen Input mehr Output produziert werden kann. Effizienzverbesserung senkt die Kosten, regt dadurch die Nachfrage an und trägt auf diese Weise zur weiteren Expansion bei. Das führt allerdings auch dazu, dass man Jahr für Jahr weniger Menschen braucht, um die gleiche Menge an Gütern zu produzieren. Solange die Wirtschaft schnell genug wächst, um diesen Zuwachs an Arbeitsproduktivität auszugleichen, ist das kein Problem. Ist dies aber nicht der Fall, bedeutet eine Steigerung der Arbeitsproduktivität, dass Leute ihren Job verlieren. Wenn sich das Wirtschaftswachstum, aus welchem Grund auch immer, verlangsamt, dann bewirkt der systemische Trend zu verbesserter Arbeitsproduktivität, dass es zu Arbeitslosigkeit kommt. Diese wiederum führt zu weniger Kaufkraft, einem Vertrauensverlust bei den Verbrauchern und vermindert zudem weiter die Nachfrage nach Verbrauchsgütern. Die Umsätze cooperativ 6/11

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der Unternehmen schrumpfen. Die Einkommen sinken. Die Investitionen werden zurückgefahren. Die Arbeitslosigkeit steigt weiter an, und die Wirtschaft gerät in eine Rezessionsspirale. Eine Rezession wirkt sich fatal auf die öffentlichen Finanzen aus. Mit der höheren Arbeitslosigkeit steigen die Sozialkosten, die Steuereinnahmen gehen jedoch gleichzeitig zurück, da die Einkommen sinken und weniger Waren verkauft werden und werden Ausgaben gekürzt, drohen erhebliche Einschnitte bei öffentlichen Dienstleistungen. Einschnitte bei den Ausgaben haben Auswirkungen auf die Möglichkeiten der Menschen zu gedeihen - und treffen damit den Wohlstand im Kern.

„ Moderne Volkswirtschaften sind zum Wirtschaftswachstum gezwungen.

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Geschieht das, müssen sich Regierungen mehr Geld leihen, nicht nur um die öffentlichen Ausgaben zu bewältigen, sondern auch um die Nachfrage wieder anzukurbeln, damit erhöhen sie aber unweigerlich die Staatsschulden und diese Schulden bei schrumpfender Wirtschaft zu bedienen, ist im günstigsten Fall problematisch, schon allein die Zinszahlungen verschlingen einen erheblichen Teil des nationalen Einkommens. In einer solchen Situation kann man im besten Fall hoffen, dass sich die Nachfrage erholt und man mit der Rückzahlung der Schulden beginnen kann. Das kann Jahrzehnte dauern. Großbritannien bräuchte fast 50 Jahre, um seine im 2. Weltkrieg angehäuften Schulden zu bezahlen, nach einer Schätzung könnte der Schuldenüberhang aus der aktuellen Rezession in Großbritannien bis in die 2030er Jahre anhalten Wenn die Schulden wachsen, die Wirtschaft sich aber nicht erholt, ist das Land zum Bankrott verurteilt. Unser Wirtschaftssystem ist wenig belastbar. Sobald die Wirtschaft einmal zu stocken beginnt, kehren sich Rückkoppelungsmechanismen, die vorher zur Expansion beigetragen haben, ins Gegenteil um und treiben die Wirtschaft noch weiter in die Rezession. Mit einer wachsenden und zusätzlich alternden Bevölkerung verschärft sich diese Gefahr. Man brauchte mehr Wachstum, um das Durchschnittseinkommen zu halten und genügend öffentliche Einnahmen für steigende Gesundheits- und Sozialkosten bereitstellen zu können.

Moderne Volkswirtschaften sind somit zum Wirtschaftswachstum gezwungen. Was lernen wir daraus: in einer wachstumsbasierten Volkswirtschaft ist Wachstum Voraussetzung für Stabilität. Binswanger geht so weit, eine minimale globale Wachstumsrate von 1,8 Prozent zu berechnen. Da die gegenwärtige und zukünftige globale Wachstumsrate deutlich darüber liegt, ist seiner Ansicht nach nicht damit zu rechnen, dass das Wachstum in absehbarer Zeit an eine kritische untere Grenze gelangt. „Die niedrigen Wachstumsraten in den alten Industrieländern sind nicht, wie dies heute vielfach üblich ist, als Zeichen einer Krise aufzufassen, sondern als Zeichen einer Umschichtung des Wachstumsprozesses, an dem auch das Kapital beteiligt ist, das in diesen Ländern bereitgestellt, aber in andere Länder exportiert wird.“9 Binswanger stellt zurecht die Frage, ob die Wachstumsspirale ins Unendliche ausgedehnt werden kann und darf. Sie kann nicht ausgedehnt werden, wenn sie an innere und äußere Schranken stößt. Diese bestehen im Wesentlichen aus ökologischen, demografischen und sozialen Schranken. Binswanger: „Will man der Einsicht, dass ein unendliches Wachstum der Wirtschaft in einer endlichen Welt nicht möglich ist, und der Abwehr der ökologischen und sozialen Schäden, die mit dem Wachstum verbunden sind, den 9 Binswanger, Hans Christoph, Die Wachstumsspirale, Marburg 2006, 371f.


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Vorrang geben, muss man sukzessive die Grundlagen der modernen Wirtschaft, wie sie sich historisch entwickelt haben, so verändern, dass der Wachstumszwang abgebaut wird.“10

„Begehrt kann nur mehr werden, was andere auch wollen“ - René Girard „Solange alles wuchs, wurde nicht gefragt, wohin es politisch wuchs und woraus es politisch wuchs. Was nicht weiter auffiel, weil die Wachstumsfragen, denen zunehmend Lebensbereiche zugeordnet wurden sich stets als Freiheitsfragen darstellen ließen: Konsumentensouveränität, Reisefreiheit, Handlungsfreiheit, Niederlassungsfreiheit usw.“ 11 Ein chinesischer Uni-Professor hat bereits vor längerer Zeit in der „Business Week“ festgestellt, dass der westliche Lebensstil = Lebensstandard = Wohlstand, charakterisiert durch ein hohes Einkommen, ein schönes Haus, ein schnelles Auto, eine hohe Rente und eine gute Gesundheitsversorgung unmöglich beizubehalten ist, aufgrund der Demographie, der Staatsverschuldung und der geringen Wachstumsraten. Konsumgüter liefern eine Symbolsprache, in der wir unablässig miteinander kommunizieren, und zwar nicht einfach bloß über die Dinge selber, sondern darüber, was uns wirklich wichtig ist: Familie, Freundschaft, Zugehörig-

keit, Gemeinschaft, Identität, sozialer Status, Sinn und Ziel im Leben. Der Zugang zum gesellschaftlichen Leben wird sehr stark durch Materielles bestimmt. Kein Wunder also, dass die Menschen das Einkommen als einem bedeutsamen Faktor für Wohlbefinden ansehen. Schließlich liefert das Einkommen die materiellen Voraussetzungen für ein gutes Leben. Allerdings kommt es weniger auf die absolute Höhe des Einkommens an als darauf, ob wir mehr oder weniger als die Menschen um uns herum besitzen. Wenn ein Pro-Kopf-Einkommen von rund 15.000 US-Dollar erreicht ist, reagiert der Wert der Lebenszufriedenheit so gut wie überhaupt nicht mehr auf Zuwächse beim BIP, selbst dann nicht, wenn diese beträchtlich sind.12

10 Ebenda 375. 11 Jürgen Kaube, Die absolutistische Demokratie, FAZ, 27. September 2011, 29.

12 Vgl. dazu Tim Jackson, Wohlstand ohne Wachstum. Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt, München 2011.

Grenzen des Wachstums Die Frage der Grenzen ist uralt.13 Nehmen wir Thomas Malthus. Er war der Ansicht, dass die Bevölkerung stets schneller wächst als die Ressourcen, die für Nahrung und Wohnung zur Verfügung stehen. Seit seiner Zeit, also seit 1800, ist die Weltbevölkerung um das Sechsfache gewachsen, die Weltwirtschaft ist heute 68-mal größer. Seit 1950 ist die Weltwirtschaft um mehr als das Fünffache gewachsen. Wenn sie weiterhin im selben Tempo wächst, wird sie 2100 80-mal so groß sein wie 1950. Sollen die im Jahr 2100 geschätzten 9 Milliarden Menschen den gleichen materiellen Wohlstand erreichen wie in den OECD-Staaten, dann müsste die Weltwirtschaft am Ende des Jahr13 Ebenda. cooperativ 6/11

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„Der Spekulant kauft Erwartungen, die weder im Gegenstand noch in der Fantasie des Spekulierenden begrenzt sind. “

hunderts 40-mal so groß sein wie heute oder 200-mal so groß wie 1950. Nebenbemerkung: rein physisch kann ein Subsystem eines endlichen Systems nicht unendlich wachsen. Eine Milliarde Menschen hat pro Tag nur einen Dollar. Wollen wir diesen Menschen kein Wirtschaftswachstum gönnen? Was ist mit den sogenannten Emerging Markets wie China, Indien, Brasilien, Indonesien, Malaysia? Gönnen wir auch diesen Menschen kein Wirtschaftswachstum? Paul Donovan, Chefvolkswirt der Schweizer Großbank UBS, stellt fest, dass ein Drittel des globalen Wachstums von heute mit ökologischem Kredit finanziert wird, das heißt es ist nicht nachhaltig. Wir geraten in eine Situation, in der Wasser und Energie - und damit auch Nahrungsmittel, weil sie eine Kombination aus beidem sind knapp werden. Das ist einer der Gründe, warum die Rohstoffpreise steigen.14 14 Paul Donovan, wir stecken in einer ökologischen Kreditklemme, in: FAZ, 10. September 2011, 32.

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Nicholas Georgescu-Roegen15 hat als einer der ersten darauf hingewiesen, dass der Wirtschaftsprozess aus einer kontinuierlichen Umwandlung von niedriger in hohe Entropie besteht, also in nicht wieder verwertbaren Abfall führt. Die von der Menschheit erschlossenen Quellen niedriger Entropie wie Kohle, Erdöl, Eisen und Mineraldünger lassen sich im Gegensatz zur Sonne sehr schnell und konzentriert benutzen und erlauben daher einer rapides Wirtschaftswachstum. Aber sie haben einen entscheidenden Nachteil, sie gehen unaufhaltsam zur Neige. Die Menschheit verhält sich wie eine Familie, deren laufendes Einkommen für den Lebensunterhalt nicht ausreicht und die daher mit wachsendem Tempo ihr Vermögen aufzehrt. Es ist eine elementare Knappheit, mit der auch der Preismechanismus nicht fertig wird. Die meisten potentiellen Käufer dieser Rohstoffe können an der Preisbildung gar nicht teilneh-

men, weil sie noch gar nicht geboren sind - die künftigen Generationen. Der Zeithorizont der heute Lebenden reicht bestenfalls bis zu den eigenen Kindern; die realen Marktpreise bestätigen daher lediglich „die Diktatur der Gegenwart über die Zukunft“.

Nicholas Georgescu-Roegen, der vielleicht am intensivsten von allen Wirtschaftswissenschaftern die natürlichen Grenzen für die Wirtschaft untersucht hat, hielt die Hoffnung auf ein Nullwachstum, also eine stagnierende Wirtschaft für „Unfug“, was ein einfaches Gedankenexperiment zeige: „Nehmen wir an, wir sind auf einer Insel gestrandet und haben einen Koffer voller Brot. Und dann sagt jemand: Wenn unsere tägliche Brotration nur immer gleich bleibt, wird unser Brot ewig halten …“16

15 Zitiert nach: Nikolaus Piper, Vor uns der Niedergang, in: Die großen Ökonomen, 265 f.

16 Ebenda.

Können wir uns bescheiden? Können wir uns selbst beschränken?


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Wir müssen lernen, Grenzen mitzudenken beim Versuch, ein neues Wohlstandskonzept zu entwickeln. Diese Grenzen ergeben sich aus zwei entscheidenden Faktoren. Der erste Faktor ist die Endlichkeit der ökologischen Ressourcen, durch die Leben auf der Erde möglich ist. Zu diesen Ressourcen gehören die eindeutig materiellen wie fossile Brennstoffe, Bodenschätze, Holz, Wasser, Land usw. Aber auch die Regenerationsfähigkeit der Ökosysteme, die Vielfalt der Arten und die Unversehrtheit von Atmosphäre, Boden und Ozeanen gehört dazu. Keine dieser Ressourcen ist unendlich. Wenn man sich über diese Beschränkungen, die dem guten Leben von Natur aus gesetzt sind, hinwegsetzt, bedeutet das nichts anderes, als unsere Nachkommen und unsere Mitmenschen dazu zu verurteilen, auf einem ausgelaugten Planeten zu leben. Der zweite Faktor, der unsere Befähigung, gut zu leben begrenzt, ist die Größe der Weltbevölkerung. Je größer die Weltbevölkerung, desto schneller stoßen wir an die Grenzen der ökologischen Puffer. Je kleiner die Bevölkerung, desto geringer der Druck auf die ökologischen Ressourcen. Der entscheidende Punkt ist, dass man einen gerechten und bleibenden Wohlstand nicht von diesen materiellen Bedingungen lösen kann. Wenn Entkoppelung wirklich einen Ausweg aus dem Wirtschaftsdilemma bieten soll, dann muss die Effizienz der Ressourcennutzung mindestens ebenso

schnell steigen wie die Wirtschaftsleistung. Bisher gibt es dafür keine Beispiele.

Plädoyer für eine verantwortete Marktwirtschaft Paul Kirchhof17 ist recht zu geben. Nur der Unternehmer, der teilt, der die Bedürfnisse anderer Menschen befriedigt und daraus einen Gewinn erzielt, handelt vernünftig und langfristig erfolgreich. Die Aufklärung wollte Verstand und „Tugend“ unter den Menschen zur Entfaltung bringen. Der kategorische Imperativ fordert vom Menschen Mündigkeit, die Bereitschaft und Kraft zur Freiheit - allerdings nach Maßstäben, die sich verallgemeinern lassen. Gewinn rechtfertigt sich, wenn der Unternehmer den Bedarf anderer befriedigt hat. Auf dem Finanzmarkt wird nicht ein Gut zur Befriedigung des eigenen Bedarfs erworben, sondern Geld vermehrt. Marktbeteiligte tauschen Geld gegen Geld. Der Spekulant kauft Erwartungen, die weder im Gegenstand noch in der Fantasie des Spekulierenden begrenzt sind. Diese auf Spiel und Wette angelegten Geschäfte sind tendenziell maßlos. Der Finanzmarkt vermehrt sein Gut, das Geld, nahezu beliebig, findet weltweit Kunden, die die Erwartungen, Chancen und Hoffnungen kaufen und kühner und leichtsinniger werden. 17 Paul Kirchhof, Ohne Maß. Plädoyer für eine verantwortete Marktwirtschaft, in: DIE ZEIT, Nr.38/2011 v. 15.9.2011, 59.

Die Grundidee von Markt und Wettbewerb ist eine andere. Freiheitsrechte erwarten die verantwortliche Wahrnehmung von Freiheit, verbinden Chance mit Risiko, Handlungsbefugnis mit Haftung, Freiheit mit Anstand. Die Herrschaft über Geld erlaubt es, den eigenen Bedarf zu befriedigen, andere Menschen in Dienst zu nehmen, Konkurrenten auszuschließen, Preise und somit den Markt zu bestimmen und politischen Einfluss zu gewinnen. Kaum jemand kann sich der Macht des Geldes entziehen. Die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise stellt deshalb nicht Freiheit, Markt und Wettbewerb infrage, sondern eine moderne Feudalwirtschaft, die - als Markt getarnt - die Herrschaft des Geldes gegenüber produzierenden Unternehmen und Staaten auszuüben sucht, die Gewinn ohne Risiko, Chancen ohne Haftung, Herrschaft ohne Legitimation beansprucht. Deswegen ist die Idee des Freiheitsrechtes zu erneuern, das Vertrauen in Leistung und Haftung des anderen wiederherzustellen, das Marktgeschehen wieder verständlich zu vermitteln. So weit Paul Kirchhof, deutscher Verfassungsrichter von 1987 bis 1999. 

Zum Autor: Dr. Hermann Fritzl ist Verbundkoordinator im Österreichischen Genossenschaftsverband cooperativ 6/11

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Beratung um jeden Preis? Häuselbauer wollen gute Beratung, kosten darf sie aber nichts. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie zum Nachfrageverhalten von Privatkunden im deutschen Baufinanzierungsgeschäft. Text: Markus Knüfermann, Heinz Wings Fotos: istockphoto.com

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as Baufinanzierungsgeschäft ist wachstum auf Grund diverser Konjunklange Jahre die Domäne klassisch- turbelastungen durch z.B. das Platzen etablierter Kreditinstitute gewesen. Zu- der New Economy oder vor allem der letzt traten Direktbanken und Vermitt- (weltwirtschaftlichen) Krisenphase seit ler massiv in den Wettbewerb ein. In 2007 mit Finanz-, Banken- und aktuell der Folge wurde das Geschäftsfeld mehr Staatschuldenkrisen wuchsen die Kreund mehr vom Konditionenwettbewerb ditvolumina für den Wohnungsbau mit getrieben. Die Frage ist: Kann die Bau- Retail-Kunden (= Privatkunden und finanzierungsberatung durch filialge- kleinere Firmenkunden, die in ihrem stützte Kreditinstitute ein Instrument Geschäftsverhalten Privatkunden sehr ähnlich sind) konsein, das den ruinötinuierlich an, wähsen Preiswettbewerb rend sie im selben durchbricht? Zeitfenster im FirOhne den PreisBesitzt die filialbamenkundengeschäft wettbewerb weiter sierte Baufinanziesanken, wie aus den zu intensivieren, Bundesbank-Daten können Nachhaltigrungsberatung noch keits- bzw. Umweltersichtlich: KonExistenzrechte? themen und deren kret steigerte sich das Kreditvolumen Bezug zu Förderzwischen Ende 2003 programmen der Filialberatung einen individualisierbaren und Ende 2010 (Ende II. Quartal 2011) Mehrwert gegenüber dem Direktge- im Retail-Banking um durchschnittlich jährlich 1 Prozent von 744,7 Mrd. Euro schäft sichern. auf 795,7 Mrd. (798,0 Mrd. Euro), während es sich im Firmenkundengeschäft Gefahr eines ruinösen Preiswett­ durchschnittlich jährlich um minus 1,5 bewerbs Prozent von 335,1 Mrd. Euro auf 302,4 Private Baufinanzierungen verzeich- Mrd. Euro (301,3 Mrd. Euro) reduzierte. Allerdings leidet der deutsche Markt neten in Deutschland im 21. Jahrhundert wachsende Volumina. Trotz nachhal- für Baufinanzierungen an einem enortiger Schwankungen im Wirtschafts- men (Preis-)Wettbewerb, weshalb wach-

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sende Kreditvolumina nicht wachsenden Geschäftspotenzialen entsprechen. Das durchschnittliche Marktzinsniveau befindet sich auf einem Rekordtief und die Gefahr eines ruinösen Preiswettbewerbs beschäftigt nach eigenen Projekterfahrungen des Autors die Märkte. Das deutsche Beratungshaus zeb/ berechnete im Rahmen der publizierten Privatkundenstudie 2011 für die Jahre 2000 bis 2009 von einem preisgetriebenen Rückgang im Ertragspotenzial für Finanzierungsgeschäfte allgemein in Höhe von minus 27 Prozent.1 Demnach könnte das Durchbrechen des Preiswettbewerbs helfen, die Ertragskraft im Baufinanzierungsgeschäft wieder zu stärken, um die wachsenden RetailGeschäftsvolumina in wachsende Geschäftspotenziale zu wandeln. Vor diesem Hintergrund stellen sich die Fragen, ob die filialbasierte Baufinanzierungsberatung noch Existenzrechte besitzt und wenn ja, wie sie ausgestaltet werden sollten, um möglichst erfolgreich, ja sogar vom Preiswettbe1 Vgl. Lumma, K. et al. (2011): Privatkundenstudie: Ertragspotenziale von Banken im deutschen Privatkundengeschäft. In: Kirmße, St./Scheer, O. (Hrsg.): Aktuelle Studien zu den Entwicklungen und Perspektiven des Bankgeschäfts in Deutschland und Europa. Frankfurt a.M.: Knapp; S. 122. cooperativ 6/11

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werb ablenkend zu geschäftspolitisch zu agieren.

Hohe Erwartungen an Beratungs­ qualität Mehr als zwei Drittel der Befragten wollen für eine Filialberatungsleistung keine Gebühr bezahlen, selbst wenn die Baufinanzierungszinsen des Filialangebots dafür auf dem Niveau von beratungslosen Internet-Angebotszinssätzen lägen. Das heißt: Die große Mehrheit der Studienteilnehmer sieht die Beratung nicht als Dienstleistung an, die es sich lohnt zu erkaufen. Auf der andren Seite sind Kundenanforderungen an die Baufinanzie34

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rungsberatung sehr hoch, wie die Studie zeigt: Trotz der ablehnenden Direktentgeltung von Beratungsleistungen – die für fast jede andere Dienstleistungsbranche (Ärzte, Anwälte, Steuerberater etc.) selbstverständlich erscheint, stellten die Teilnehmer die „Fachkompetenz der Berater“ als unverzichtbare Anforderung heraus. Sehr wichtig wurde auch die Berücksichtigung persönlicher Anliegen im Gespräch eingestuft, also ein Individualisierungsaspekt, der das Beratungs- vom Direktgeschäft differenziert. Ähnlich wichtig war den Studienteilnehmern die Verständlichkeit des Beratungsinhalts, also explizit ein Leistungskriterium der Beratungsumset-

zung, deren Leistung sie mehrheitlich aber nicht bereit sind zu bezahlen. Auf demselben Niveau bewerteten die Respondenten die Anforderungen an die Konditionenkalkulation. Auch dieses Leistungskriterium stellt auf die Beratung ab, da sich die Gesamtkondition der Baufinanzierung aus einzelnen Finanzierungstranchen zusammensetzt, wie des Bankkredits und z.B. weiteren Förderkrediten. Eine „gute Beratung“ kann letztlich Konditionenvorteile für Kunden generieren. Insgesamt gilt für das deutschsprachige Retail-Banking eine Asymmetrie der Kundenerwartungen. So „… zeigt sich, dass die Schere zwischen den eigenen (hohen) Erwartungen und den tat-


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sächlichen Erwartungen immer weiter auseinander klafft“2 – Zeh (2011) nennt es: „Anspruchsinflation im Finanzbereich“. Hier leisten Verbrauchermagazine und entsprechende TV-Sendungen vielleicht einen unterstützenden Beitrag, indem „beste Beratungshäuser“ prämiert werden.3 Ein Vergleich von Wichtigkeiten der Beratung mit den entsprechenden Zufriedenheiten je Aspekt führte bei den Kompetenzanforderungen und der Konditionenkalkulation zu den geringsten Diskrepanzen. Kunden haben damit zwar sehr hohe Ansprüche an die Beratungsqualität, aber in den beiden Leistungskriterien der Beratung sehen die Kunden ihre Ansprüche im Vergleich zu den anderen Kriterien am besten erfüllt. Auch hier schließt sich ein logischer Zirkel: Wenn nämlich die Kundenanforderungen auf hohem Niveau erfüllt erscheinen, dann ist nachvollziehbar, dass Kunden nicht von sich aus bereit sind, für die Beratungsleistungen ein Entgelt zu bezahlen. Offen bleibt die Frage, ob sich die Zahlungsbereitschaft für Beratungsleistungen verändere, wenn Kreditinstitute kollektiv die „Get for free“-Strategie aussetzten. Aus eigenen bankpraktischen Erfahrungen betrachtet, besteht hierzu kaum eine Erwartungshaltung im Markt.

Aspekte der Nachhaltigkeit Die Konditionenkalkulation als Leistungskriterium der Baufinanzierungsberatung hat schon erste Hinweise 2 Zeh, A. (2011): Anspruchsinflation im Finanzbereich – Was tun in Zeiten kritischer werdender Kunden? In: BankArchiv, 59. Jg., Heft 8, S. 521. 3 Siehe exemplarisch die URL: „http://www.ntv.de/ratgeber/Hamburg-hat-die-besten-Berater-article1994856.html“ (Seitenabruf am 23. September 2011).

gegeben, dass Kundenberater den Blick auf ergänzende Finanzierungsoptionen zum Bankkredit lenken sollten. Hier bieten sich insbesondere Förderkredite der Investitions- und Förderbanken in Deutschland an (z.B. KfW, NRW.Bank). Vor diesem Hintergrund sind die Einschätzungen der Studienteilnehmer interessant, inwieweit sie die vordefinierte Immobilienaspekte im Kontext einer Baufinanzierung als wichtig erachten. Einem hohen Wohnkomfort kam generell die größte durchschnittliche Bedeutung zu, über alle Teilnehmer der eigenen Studie hinweg. Unter anderem erscheint dieser in der Befragung nicht weiter konkretisierte Komfort mit Blick auf die Infrasturktur des Wohnumfelds definiert gewesen zu sein, wie die weiteren beiden Aspekte verdeutlichen, denn die Stadtnähe des Wohnorts wurde ebenso wichtig eingestuft wie eine Anbindung des Wohnorts an öffentliche Verkehrsmittel. In einer Abhängigkeitsanalyse konnte auch dargestellt werden, dass Teilnehmern diese Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel umso wichtiger war, je mehr sie im Alltag den Nahverkehr/Zug genutzt hatten, so dass diese Antworten insgesamt als plausibel erscheinen. Ebenfalls korrelieren auch die drei hier genannten Wohnqualitätsaspekte positiv miteinander. Ökologisches/nachhaltiges Bauen bzw. Umweltthemen waren für die Studienteilnehmer ebenso relevante Aspekte.Als sehr wichtig wurden staatliche Förderprogramme zur Baufinanzierung allgemein eingestuft. Nur etwas weniger wichtig waren spezielle staatliche Förderungen des ökologisch ausgerichteten Bauens. Besonders auffällig war die sehr wichtige Bedeutung des Energiesparens in der eigenen Wohnimmobilie.

Alle Umweltthemen korrelieren signifikant positiv miteinander. In Verbindung mit den Ansprüchen an günstige Baufinanzierungskonditionen wird deutlich, dass die Konditionen mit dem Energiesparen in einer Wohnimmobilie und der Abfallvermeidung im Haushalt ebenfalls signifikant positiv korrelieren. Damit sind Umweltthemen durchaus als Kostenthemen zu bezeichnen, schließlich sind das Energiesparen und die Abfallvermeidung nicht nur ökologisch, sondern haushaltstechnisch auch monetär zu betrachten. Mit anderen Worten: Konditionssensible Studienteilnehmer sind auch wohnnebenkostensensible Personen.

Günstige Kredite für grüne Projekte Umweltthemen sind letztlich auch Förderthemen: Es wundert nicht, dass

„Die große Mehr-

heit sieht die Beratung nicht als Dienstleistung an, die es sich lohnt zu erkaufen.

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„Die Besetzung von Nachhaltigkeitsthemen

stärkt die Bedeutung des Filialvertriebsnetzes.

die Bedeutung staatlicher Förderprogramme zur Baufinanzierung allgemein mit Umweltthemen signifikant positiv korreliert. Schließlich kann die Nutzung der Förderprogramme die Finanzierungskosten senken. So titelte auch das Handelsblatt am 15. Mai 2011, S. 40: „Günstige Kredite für grüne Projekte“. Die Nachfrage von Förderprogrammen wird zumeist nur über filialbasierte Vertriebskanäle der Kreditinstitute offeriert. Dieser Aspekt entspricht auch den Anforderungen der Studienteilnehmer. Denn die Bewertung der persönlichen Beratung durch ein Kreditinstitut zur Baufinanzierung korreliert ebenfalls signifikant positiv mit den Umweltthemen und letztlich mit der Bedeutung der Förderprogramme. Die Hypothese, die Besetzung von Nachhaltigkeitsthemen stärkt die Bedeutung des Filialvertriebsnetzes, wird im Rahmen der eigenen – nicht repräsentativen – Studie (rein indikativ betrachtet) untermauert. Filialbanken sollten die „nachhaltige Finanzierung“, also die Baufinanzierung von Wohnimmobilien mit ökologischen/ nachhaltigen Komponenten, durch das Einbeziehen von Förderprogrammen aktiv forcieren. Hierbei macht es Sinn, wenn im Kontext der Marktpositionierung des einzelnen Kreditinstituts sachlich-logische Nachhaltigkeitsthemen als Hauskompetenzen besetzt werden, um sich effektiv im Markt zu differenzieren. Darin spiegelt sich auch ein interessanter Vorteil dieser Hand36

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lungsempfehlung an Kreditinstitute wider: Das Themenfeld des ökologischen/ nachhaltigen Bauens, von der energetischen Sanierung über das ökologisch Bauen bis hin zu rein technikbezogenen Modernisierungsmaßnahmen, ist so breit, dass es verschiedenen Kreditinstituten verschiedene Möglichkeiten zur Marktpositionierung bietet, ohne dass es zur Homogenisierung des Marktauftritts bzw. der Beratungskompetenzen führen muss.

Filiale versus Direktbank Die marktweit übliche Aussage, der Angebotsfokus im Baufinanzierungsgeschäft auf den Filialvertriebsweg könne das Abschlussvolumen im Kundengeschäft steigern, wird durch die Studie nicht untermauert. Im Rahmen eines Mittelwertvergleichs des durchschnittlichen Abschlussvolumens der jeweils letzten realisierten Baufinanzierung in Abhängigkeit des Vertriebswegs (Filialnutzung versus Direktgeschäft) konnten weder statistisch, noch quantitativ signifikante Unterschiede identifiziert werden. Zusammenfassend konnte die Studie verschiedene Indikationen zum Nachfrageverhalten von Privatkunden im deutschen Baufinanzierungsgeschäft aufzeigen. Ihre Berücksichtigung im Marketing von Kreditinstituten sollte dazu beitragen können, den Filialvertrieb betriebswirtschaftlich zu optimieren. Dazu zählt insbesondere,

nicht zwangsweise alle Beratungsanforderungen durch Kunden zur größtmöglichen Zufriedenheit zu erfüllen, um betriebswirtschaftliche Effizienz zu gewährleisten (wohl natürlich im Rahmen der rechtlichen Voraussetzungen – derweil stellt sich die Frage, ob im Beratungsgeschäft von Kreditinstituten die Zahlungsbereitschaft von Kunden für Beratungsleistungen immerzu und verstärkt durch verbraucherschutz-regulatorische Anforderungen subsumiert wird?). Zur Verbesserung der Beratungseffektivität und der Differenzierung im Marktauftritt durch Kreditinstitute lassen sich nach Nachhaltigkeitsthemen besetzen. Sinnvoll erscheint es insbesondere deshalb, weil die alleinige Beratungsleistung an sich keinen Erfolgsfaktor für das Baufinanzierungsgeschäft darstellt. Allerdings sollten Beratungsleistungen nicht unkritisch und nicht ohne weitere betriebswirtschaftliche Prüfungen ausgeweitet werden. 

Zu den Autoren: Prof. Dr. Markus Knüfermann, EZB Business School, Bochum/Hamburg, Prokurist der Sparda-Bank Hamburg eG. info@markusknuefermann.de Dr. Heinz Wings ist Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Hamburg eG. heinz.wings@sparda-bankhamburg.de


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Die neue Form des Sparens Die LiveBANK hat vor kurzem den Besitzer gewechselt, gleich geblieben ist weiterhin die Leitung unter Mario Perner. cooperativ hat ihn zur aktuellen Situation der Direktbank befragt.

Mit welchen Eigenschaften würden Sie die LiveBANK beschreiben? Transparent (Konditionen, Abläufe), flexibel und kundenfreundlich. Welche Produkte bietet die LiveBANK an? Aktuell bieten wir das Online-Sparen (täglich fällig) und das Online-Festgeld mit Fixzinsen (für 3 bis 24 Monate) an. In den nächsten Wochen soll das Online-Bausparen für die LiveBANK-Kunden freigeschalten werden. Bietet die LiveBANK auch Wohnbaufinanzierung an? Nein, aber es ist angedacht, in naher Zukunft online Konsumkredite anzubieten. Zählt die LiveBANK zum VolksbankenGemeinschaftsfonds? Ja. LiveBANK ist eine eingetragene Marke unter der nun die Volksbanken in Österreich Online-Produkte vertreiben. Eigentümer ist seit Oktober 2011 die ÖVAG. Somit gilt auch für die LiveBANK die Einlagensicherung des Volksbanken-Gemeinschaftsfonds.

kensystemen (z.B. arctis) – auf bisher verwendete Drittsysteme kann nun verzichtet werden. Dadurch ist die Wartung und Sicherheitsstruktur durch das ARZ gegeben und auch die Bedienung für den Mitarbeiter schneller erlernbar und einfacher durchzuführen.

„Die Live-

… Und was für die Kunden? Die gesamte Oberfläche (auf der Webseite und in der Electronic-BankingUmgebung) wurde in Richtung Benutzerfreundlichkeit optimiert. D.h. für Neu- und Bestandskunden sind einzelne Abläufe jetzt noch einfacher durchführbar. Weiters ersparen sich Neukunden jetzt einen Postweg, da sie die Zugangsdaten bereits online bei der Anmeldung festlegen können. Die Kunden profitieren auch von unseren längeren Servicezeiten unter unserer Gratis-Serviceline 0800 070 021. Wie werden die Online-Produkte von den Volksbank-Kunden angenommen und/oder gewinnen Sie neue Kunden für den Sektor? Sowohl als auch. Wobei der Fokus eindeutig in der Neukundengewinnung lag und liegt. Der Anteil an VolksbankKunden beträgt derzeit ca. 15 Prozent.

Die LiveBANK wurde 2007 von der Volksbank Kufstein gegründet. Im Oktober 2011 hat sie die Österreichische VolksbankenAG übernommen. Was hat sich dadurch für die LiveBANK selbst verändert?

Im Internet werden die Landesgrenzen immer unwichtiger? Warum ist bei der LiveBANK die Geschäftstätigkeit auf Österreich beschränkt?

Im technischen Bereich wurde auf eine komplett neue und automatische Abwicklung gewechselt. Dadurch fällt sehr viel manueller Aufwand weg. Die Umsetzung erfolgt in den gewohnten Ban-

Das hat zum einen damit zu tun, dass das Direktbankengeschäft ein neues Geschäftsfeld ist, in dem wir erst Erfahrungen sammeln müssen – auch aus Sicherheitsaspekten (z.B. Geldwäsche).

Mario Perner Leiter der LiveBANK

BANK steht für rasches, attraktives und unkompliziertes Online-Bankgeschäft!

Es wird sich sicherlich im nächsten Jahr zeigen, ob und in welchem Ausmaß die Geschäftstätigkeit der LiveBANK auf andere Länder ausgedehnt werden kann. Die Sprachauswahl haben wir beim Relaunch der Webseite bereits technisch berücksichtigt. Sie leiten nun schon seit viereinhalb Jahren die LiveBANK. Wie sehen Sie allgemein die Entwicklung bei den Direktbanken? Die Direktbanken schließen eine logische Angebotslücke. Die der einfachen Finanzprodukte, die der Kunde von zu Hause aus – ohne persönlichen Kontakt - erledigen möchte. Dazu zählen unter anderem mittlerweile auch etwas komplexere Produktangebote wie Finanzierungen. Das Direktbanken-Modell hat sich bereits etabliert. Die Einfachheit beim Abschluss und bei der Verwaltung von Online-Produkten durch den Kunden erhöht auch die Wechselbereitschaft. Hier Mittel und Wege zu finden, um Kunden stärker zu binden, ist sicherlich eine der ganz großen Herausforderungen der nächsten Jahre. 

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Wirtschaft

EU–Krise und

Staatshaushalt

Wie stabil ist der Euro? Und: Fressen die Staatsschulden die Zukunft der Österreicher auf? Gedanken dazu von Gerhard Poschacher. Text: Gerhard Poschacher Fotos: istockphoto.com

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ie 1958 gegründete Europäische Gemeinschaft (EG) ist vor allem ein Verdienst der französischen und deutschen Politik, untrennbar und historisch verbunden mit Jean Monnet, Robert Schuman und Konrad Adenauer. Diese Analyse ist im Standardwerk „Die Europäische Gemeinschaft“, von Walter Hallstein, erster und bisher einziger deutscher Kommissionspräsident (1958 bis 1967), nachzulesen und endet mit der Feststellung: „Europa ist keine Neuschöpfung, sondern eine Wiederentdeckung.“ In den letzten Monaten stand das von sechs Gründernationen der EG auf bisher 27 Mitgliedsstaaten der EU angewachsene und viel gepriesene Friedenswerk auf der Kippe. Von der größten Krise und vom Ende des Euro war die Rede, die Risse innerhalb der Europäischen Union wurden deutlich sichtbar. Wiederum ist es, wenn auch kritisiert, französischen und deutschen Initiativen zu verdanken, dass Ende Oktober 2011 zwar nicht der große Befreiungsschlag gelang, aber trotzdem ein Paket geschnürt wurde, das hoffen lässt. Der fast 50-prozentige Schuldenschnitt (102,5 Milliarden Euro statt 205 38

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Milliarden Euro) für das wirtschaftlich schwer angeschlagene Griechenland, die Verstärkung des Euro-Rettungsschirms (EFSF: Europäische Finanzstabilisierungsfazilität) auf unvorstellbare 1000 Milliarden Euro und die Beteiligung der Banken erforderten einen politischen Kraftakt, der gerade noch rechtzeitig in Zusammenarbeit mit den Finanzministern und der Brüssler Kommission bewältigt wurde. Außerdem einigten sich die Staats– und Regierungschefs auch auf eine größere Finanzdisziplin und forderten Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi, mittlerweile zurückgetreten, ultimativ zu einem wirksamen Abbau der steigenden Staatsschulden auf. Das Parlament hat am 11. November 2011 ein Reformprogramm beschlossen, das vom neuen Ministerpräsidenten Mario Monti mit seiner Expertenregierung umzusetzen ist. Die politische Instabilität in Griechenland mit der Übergangsregierung unter Ministerpräsident Lucas Papademos und Italien mit ähnlichen Verhältnissen könnte in den kommenden Monaten die EU-Krisengemeinschaft aber weiter erschüttern. Die Beinahe–Pleiten von Portugal und Irland und die Wackel-


Wirtschaft

„Wie stabil ist der Euro?“

kandidaten Spanien sowie Italien sind ebenfalls ökonomische Keulenschläge. Eines wurde seit Einführung des Euro im Jahre 2002 klar: Es ist volkswirtschaftlich unsinnig, Staaten mit unterschiedlicher Wirtschaftskraft, Wettbewerbsfähigkeit und Handelsbilanz sowie kaum vergleichbaren Sozialsystemen in eine gemeinsame Währungszone zu pressen. Ende September 2011 hat das EU– Parlament in Strassburg deshalb für eine Verschärfung des Stabilitäts– und Wachstumspakts gestimmt und die

Weichen für eine Wirtschaftsregierung gestellt. Immer lauter wird auch über eine neuerliche Änderung der EU– Verträge nachgedacht, obwohl wegen der steigenden EU–Skepsis, nicht nur in Österreich, der Ausgang möglicher Volksabstimmungen ungewiss ist. Immerhin lehnen 62 Prozent der Österreicher den vereinbarten Finanzierungskompromiss zur Rettung des Euro ab, zumal nunmehr auch bei heimischen Banken die hektische Suche nach neuem Geld begonnen hat.

Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) schreibt den größten Geldinstituten in der Eurozone vor, bis Mitte 2012 die Kernkapitalquote auf 9 Prozent je nach Risiko (Kredite, Forderungen) anzuheben. Die EU–Kommission verlangt mittlerweile eine weltweite Transaktionssteuer, um Spekulationen und Leergeschäfte einzudämmen. Beim Treffen der G-20–Staaten, eine Gemeinschaft der wirtschaftlich bedeutendsten Industrie– und Schwellenländer der Welt, Anfang November 2011 in Cannes wurde cooperativ 6/11

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„ Die Gesamtverschuldung wird in den nächsten Jahren auf über 75 Prozent des BIP ansteigen und eine alarmierende Größenordnung erreichen.

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allerdings klar, dass eine grundlegende Reform der Finanzmärkte und die Einführung einer Transaktionssteuer noch wenig realistisch erscheinen. Die EUStaaten liegen mit einem Anteil von 20 Prozent an der weltweiten Wirtschaftsleistung knapp vor den USA mit 19,1 Prozent und China mit 14,3 Prozent. Deutschland als größtes EU–Land trägt zur weltweiten Wirtschaftsleistung 3,9 Prozent bei.

Schulden fressen Zukunft Im Schatten der Eurokrise hielt die Bundesministerin für Finanzen, Maria Fekter, am 19. Oktober 2011 ihre erste Budgetrede, von den Oppositionsparteien als Lesestunde abqualifiziert, und konfrontierte das Parlament und die Öffentlichkeit mit wenig erfreulichen Fakten. Das Budgetdefizit Österreichs ist in den letzten Jahren auf rund 13,2 Milliarden angestiegen, die Staats­ schulden haben sich um mehr als 25

Milliarden Euro erhöht. Das Budget 2012 sieht Ausgaben in Höhe von 73,6 Milliarden vor, die Einnahmen sind mit 64,4 Milliarden Euro veranschlagt. Die Gesamtverschuldung wird in den nächsten Jahren von 74,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf über 75 Prozent ansteigen und eine alarmierende Größenordnung erreichen. „Die Schulden, die steigenden Pensionszahlungen und insgesamt die Ausgaben für das Sozial– und Gesundheitssystem fressen die Zukunft auf“, warnte die streitbare Finanzministerin und betonte im Nationalrat, „die Konsolidierung der Staatsfinanzen, das Vorantreiben der Reformen und das Schaffen von Anreizen für Wachstum haben politischen Vorrang.“ Der Appell, zu sparen, ist nicht neu. Schon vor mehr als 90 Jahren meinte der berühmte österreichische Nationalökonom Josef Schumpeter, Finanzminister in der Ersten Republik, „ehe eine demokratische Regierung Budgetvorräte anstrebt, legt


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sich ein Hund Wurstvorräte an.“ Die Bundesregierung hat sich auf Grund der dramatischen Budgetsituation auf eine Schuldenbremse im Verfassungsrang geeinigt. Bis 2020 sollen demnach die Staatsschulden (2011: 215,9 Milliarden Euro; 29.000 Euro pro Kopf) auf 60 Prozent des BIP gesenkt werden. Massive Einsparungen in den Budgets der kommenden Jahre - jährlich bis zu 2 Milliarden Euro - werden die politische Konsequenz sein. Die 42 Seiten umfassende Budgetrede trägt den Titel „Stabile Finanzen für eine sichere Zukunft“ und enthält auch die aktuellen Prognosen für die österreichische Wirtschaft im Jahre 2012. Das Konjunkturklima dürfte sich demnach abkühlen, das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) geht im nächsten Jahr nur von einem Anstieg des BIP um 0,8 Prozent aus. Die realen Zunahmen bei den Konsumausgaben werden auf 0,8 Prozent (2011: 0,9 %) sinken. Die Inflationsrate wird aber von 3,1 Prozent im Jahresdurchschnitt 2011 auf etwa 2,1 Prozent zurückgehen. Die Arbeitslosenquote lag in Österreich laut Angaben des Bundesministeriums für Finanzen bei 3,7 Prozent, die Lage auf dem Arbeitsmarkt war mit fast 3,5 Millionen Beschäftigten durchaus erfreulich. Bundesministerin Maria Fekter strich in ihrer Budgetrede auch wichtige Zukunftsinvestitionen hervor. Pro Jahr sollen 400 Millionen Euro zur Finanzierung eines Offensivprogramms

für die Umwelt, Bildung, Forschung und für das Gesundheitswesen bereitgestellt werden. Es sind 100 Millionen Euro für die thermische Sanierung, 100 Millionen für die Forschung, je 80 Millionen für die Universitäten und den Schulbereich sowie 40 Millionen für den Gesundheitssektor vorgesehen. Das Budget für 2012 wurde nach heftigen parlamentarischen Auseinandersetzungen zwischen den Regierungsparteien und der Opposition am 18. November 2011 im Nationalrat beschlossen.

Aktive Altpolitiker Sehr zum Ärger der Regierungs­ parteien melden sich immer öfter und immer lauter frühere Spitzenpolitiker mit heftiger Kritik am Reformstau im Lande zu Wort. Der seinerzeitige SPÖVizekanzler und Unternehmer Hannes Androsch startete Anfang November 2011 mit prominenter Unterstützung, unter anderem durch die Industriellenvereinigung, sein von ihm initiiertes Bildungsvolksbegehren. Mit rund 384.000 Unterschriften war der Erfolg aber nur bescheiden. Er arbeitet auch in der Plattform „Mein Österreich“ mit, die von Erhard Busek, Franz Vranitzky, Heinrich Neisser und dem grünen Urgestein Johannes Voggenhuber unterstützt wird. Der frühere EU–Agrarkommissar Franz Fischler, der im Jänner 2012 seine Funktion als Präsident des Ökosozialen

Forums, Drehscheibe für nachhaltiges Wirtschaften, an den niederösterreichischen Agrar– und Umweltlandesrat Stephan Pernkopf abgibt, bekennt sich ebenfalls zur Plattform der Altpolitiker. Sie müssen sich allerdings und nicht zu Unrecht den Vorwurf gefallen lassen, eine Reihe von Forderungen, die sie jetzt erheben, selbst nicht umgesetzt zu haben. Dazu gehören die Staats– und Verwaltungsreform, die Verkleinerung der Landesregierungen und Landtage, die Abschaffung oder Aufwertung des Bundesrates oder auch die Änderung des Wahlrechts. „Den Altpolitikern scheint ziemlich fad zu sein und machen sich deshalb wichtig“, lautet die Kritik von ÖVP und SPÖ, zumal auch nicht besonders erfolgreiche Funktionäre, wie der frühere SPÖ–Landespolitiker Wolfgang Radlegger, Begründer der Plattform, als ungeliebte Zwischenrufer auftreten. Die Regierung hat vorerst aber andere Sorgen: Scheitert die Euro-Rettung und das Griechenlandpaket und gelingt auch die Sanierung der Staatsfinanzen in Italien oder Spanien nicht, ist die weitere Entwicklung der EU gefährdet. 

Zum Autor: Prof. Dr. Gerhard Poschacher ist Publizist und Politikberater cooperativ 6/11

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Förderungen für eine

grünere Umwelt Welche Finanzierungsmöglichkeiten es im Rahmen der betrieblichen Umweltförderung gibt, stellt der Förderexperte der Volksbank AG – Investkredit anhand von ausgewählten Förderinstitutionen vor. Text: Herbert Pilgerstorfer Foto: istockphoto.com

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it der Umweltförderung bietet der Gesetzgeber österreichischen Unternehmen einen Anreiz zum freiwilligen Schutz der Umwelt durch Vermeidung oder Verringerung von Luftverunreinigungen, klimarelevanten Gasen, Lärm und Abfällen sowie zu anderen umweltrelevanten Themen wie zum Beispiel zu Investitionen in den Bereichen Abwasserbeseitigung, Altlastensanierung oder betrieblichen Verkehrsmaßnahmen. Im folgenden sollen die wesentlichen Fördermöglichkeiten anhand von ausgewählten Förderinstitutionen des Bundes wie insbesondere der KPC, Kommunalkredit Public Consulting GmbH, sowie der FFG, Forschungsförderungsgesellschaft mbH, und der aws, Austria Wirtschaftsservice GmbH, mit Hinweis auf die jeweiligen Landesförderungen dargestellt werden.

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Förderschwerpunkte der Kommunalkredit Public Consulting GmbH (KPC) Die Kommunalkredit Public Consulting GmbH (KPC) managt die betriebliche Umweltförderung in Österreich im Rahmen des Umweltförderungsgesetzes (UFG) von der Einreichung eines Förderantrages, der Bearbeitung und Beurteilung bis hin zur Endabrechnung. Die dafür eingerichtete Kommission der Umweltförderung berät regelmäßig über die Fördervorschläge der KPC, die Genehmigung erfolgt durch den Umweltminister. Der Schwerpunkt der Förderungen liegt vor allem im Klimaschutzbereich, d. h. dem Einsatz erneuerbarer Energieträger, wie Solaranlagen, Biomasseanlagen und der effizienten Energienutzung, wie thermische Gebäudesanierungen,

gebäudebezogene Haustechnik, prozessorientierte Maßnahmen, Wärmerückgewinnung oder Wärmepumpen. An dieser Stelle ist auch auf die Sanierungsoffensive des Bundes 2011 (und folgend) mit einem Fördervolumen von 100 Mio. Euro hinzuweisen, davon 70 Prozent für private und 30 Prozent für öffentliche Investitionen. Die Voraussetzung für den Erhalt einer Förderung ist die Freiwilligkeit bzw. die Übererfüllung behördlicher Vorschriften. Die Förderung ist ein Investitionskostenzuschuss. Abhängig vom Förderschwerpunkt beträgt die Höhe einer Förderung 15 bis 30 Prozent der umweltrelevanten Kosten. Der Förderantrag muss in der Regel vor Beginn der Umsetzung eingereicht werden, die Antragstellung erfolgt online über: www.public-consulting.at


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Pauschalförderungen sind nach der Umsetzung einzureichen (bis spätestens sechs Monate nach Rechnungslegung). Die Finanzierung eines Umweltprojektes kann auch durch eine aws-Garantie mit bis zu 80 Prozent abgesichert werden. Zu den Förderschwerpunkten zählen:

Erneuerbare Energieträger Das sind Energieformen aus nachhaltigen Quellen, die im Zeitablauf unbegrenzt verfügbar und nach menschlichem Ermessen unerschöpflich sind – dazu zählen Biomasse, Sonnenenergie, Erdwärme, Windenergie und Wasserkraft. Der Einsatz ist ökologisch wertvoll, da kein klimaschädliches CO2 freigesetzt wird. Aus diesem Grund stellen

erneuerbare Energieträger einen zentralen Bestandteil der Umweltförderung im Inland dar. Beispiele für förderbare Investitionen sind: Solare Großanlagen, Biomasse-Einzelanlagen, thermische Solaranlagen, Anschluss an Fernwärme, energetische Verwertung biogener Roh- und Reststoffe etc.

Effiziente Energienutzung Energieeffizienz lässt sich durch energiesparende Maßnahmen oder durch eine optimierte Ausnutzung der vorhandenen Energieträger und Umwandlungssysteme erreichen. Der effiziente Einsatz von Energie, die Entkopplung von Produktionsausstoß und Energieverbrauch sowie der möglichst effiziente Einsatz von fossilen Brennstoffen

durch die gemeinsame Erzeugung von Strom und Wärme in Kraft-WärmeKopplungs-Anlagen soll forciert werden. Beispiele für förderbare Investitionen sind: Umstellung auf LED-Systeme, Umstellung auf energieeffiziente Antriebe, effiziente Energienutzung wie z.B. gebäudebezogene Haustechnik, prozessorientierte Maßnahmen, Wärmerückgewinnung, Wärmepumpen, thermische Gebäudesanierung, Energieeffizienzscheck (Klima- und Energiefonds) etc.

Wasser Ziel der Förderung ist der Schutz der Umwelt durch geordnete Abwasserentsorgung und Gewährleistung einer ausreichenden Wasserversorgung. Förder-

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Wie kommen Sie an die Förderung? Die Volksbank AG – Investkredit kooperiert mit den Volksbanken vor Ort und deren Unternehmenskunden bei der Finanzierung von Investitionen im Rahmen der betrieblichen Umweltförderung. Die Leistungen umfassen: »» Beratung im Vorfeld und Strukturierung der möglichen Finanzierungs- bzw. Förderinstrumente sowie die Herstellung der Kontakte zu den relevanten Förderstellen »» Abgabe einer kreditwirtschaftlichen Stellungnahme für das antragstellende Unternehmen (gilt insbesondere bei der KPC bei Projekten ab 500.000 Euro) »» Darstellung der gesamten Finanzierung bzw. Ausfinanzierung und Besicherung im Rahmen der Unternehmens- bzw. Projektfinanzierung je nach Bedarf des antragstellenden Unternehmens

fähige gewässerökologische Maßnahmen dienen der Verbesserung des ökologischen Zustandes von Fließgewässern durch die Reduktion der hydromorphologischen Belastungen (z.B. Fischaufstiegshilfen, Restrukturierung morphologisch veränderter Fließgewässerstrecken etc.). Beispiele für förderbare Investitionen: Abwasserbeseitigung für Kommunalbetriebe, Wasserversorgung für Kommunalbetriebe, betriebliche Abwassermaßnahmen etc. 44

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Verkehr und Mobilität Im Rahmen des „klima:aktiv mobil“Förderprogrammes und der betrieblichen Verkehrsmaßnahmen der Umweltförderung im Inland sind die Vermeidung und Verringerung von klimarelevanten Gasen (insbesondere Kohlendioxid) sowie Stickoxid- und Feinstaubemissionen im Verkehrs- und Transportbereich vorgesehen. Beispiele für förderbare Investitionen sind: betriebliche Verkehrsmaßnahmen,

Tankanlagen für alternative Treibstoffe, Mobilitätsmanagement (klima:aktiv mobil), Fahrzeuge mit alternativem Antrieb (klima:aktiv mobil), Sonderaktion E-Ladestationen (klima:aktiv mobil) etc.

Altlasten Ziel der Förderung ist der Schutz der Umwelt durch Sanierung oder Sicherung von Altlasten sowie die Entwicklung und Anwendung fortschrittlicher Technologien, die sowohl die entstehenden Emissionen als auch die am Standort verbleibenden Restkontaminationen minimieren.

Klima- und Energiefonds Förderungen des Klima- und Energiefonds dienen zur Unterstützung innovativer Projekte, die einen wesentlichen Beitrag für eine umweltfreundliche und klimaschonende Zukunft leisten, wie z.B. Vermeidung und Verringerung von Luftverunreinigungen, Partikelfilter für Bau- und Sonderfahrzeuge, Ressourcenmanagement, Forschung, Demonstrationsanlagen, Klimafolgenforschung, Vermeidung und Behandlung von gefährlichen Abfällen, Vermeidung und Verringerung von Lärm etc.

Förderschwerpunkte der Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG) Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit Umweltschutzcharakter können durch die Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG) im Rahmen


Wirtschaft

der Basisprogramme (antragsorientiert, themenoffen) sowie der Strukturprogramme von Unternehmen jeder Größe und Branche eingereicht werden. Die Antragstellung erfolgt ausschließlich online (E-Call) und vor Beginn des Projektes. Die Projektförderung hängt davon ab, wie gut die Projektvorhaben den technischen und wirtschaftlichen Qualitätskriterien entsprechen, z.B. Innovationsgehalt, Entwicklungsrisiko, Nutzen und Lösungsansatz, Umweltaspekt, Marktaussichten, Markterfahrung, Verwertung, Durchführbarkeit, Programmrelevanz und Wirkung der Förderung auf Projekt- und Unternehmensebene. Förderbemessungsgrundlage sind 50 Prozent der eingereichten Kosten: mögliche Förderung durch Zuschüsse, Zinszuschüsse zu Bankkrediten, endfällige FFG-Darlehen sowie 100-prozentige Bundeshaftungen für Bankkredite (exklusive Zinsen). Förderbare Kosten sind Personalkosten, Entwicklungskosten, Sachkosten für Prototypenentwicklung, Laborgeräte sowie anteilige Baukosten für Labor (jeweils in Höhe der Afa über die geförderte Projektlaufzeit). Neben den Basis- und Strukturprogrammen bietet die FFG thematische Förderprogramme (ausschreibungsorientiert, vorgegebene Themen, EUFörderprogramme) wie z.B. in den Bereichen Neue Energien 2020 (Klimaentlastung, Effizienzsteigerung), Haus der Zukunft Plus oder in den Bereichen Elektromobilität und Energieversorgung. Gefördert werden z.B. Demonstrationsvorhaben, die Vorbereitung der

Markteinführung, Forschungs- und Entwicklungskosten oder Machbarkeitsstudien. Zusätzliche Förderungsmittel können über die (Basis-)Förderung der FFG hinaus in den meisten Bundesländern beantragt werden. Mit einigen Bundesländern gibt es direkte Kooperationsvereinbarungen, wobei dann die gesamte Abwicklung über die FFG erfolgt.

Förderschwerpunkte der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) Im Rahmen des erp-TechnologieProgrammes sind Finanzierungen für Projekte zur Forschungsüberleitung im vorwettbewerblichen Bereich mit besonderem Schwerpunkt auf Zukunftsbranchen wie Biotechnologie, Umwelt- und Energietechnik möglich (zusätzlich gibt es für kleine und mittlere Unternehmen/ KMUs im erp-KMU-Programm einen Öko-Bonus).

Kontakt: Mag. Dr. Herbert Pilgerstorfer Competence Center Förderungen und Export­finanzierungen der Volksbank AG – Investkredit Tel.: +43 (0)50 4004-4182 Mobil: +43 (0)664 523 6984 Fax: +43 (0)50 4004-84182 herbert.pilgerstorfer@investkredit.at

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Förderbar sind grundsätzlich Personalkosten, Laboreinrichtungen, Beratungs- und Dienstleistungskosten sowie Sachkosten für Pilot- und Demonstrationsanlagen. Die Verfahrenskonditionen sind unverändert attraktiv: 0,5 Prozent im ausnützungsund tilgungsfreien Zeitraum und 1,5 Prozent im Tilgungszeitraum. Das Kreditvolumen kann bis zu maximal 7,5 Mio. Euro erreichen. Die Laufzeiten im erp-Technologie-Programm sind grundsätzlich 6 Jahre, davon 3 Jahre tilgungsfrei; bei Zukunftsbranchen bis 12 Jahre, davon bis 5 Jahre tilgungsfrei. Die Antragstellung muss immer vor Beginn des Projektes erfolgen, erst danach dürfen Lieferungen und Leistungen, Rechnungen und Zahlungen (auch Anzahlungen) erfolgen. Im Inlandsbereich bietet die aws darüber hinaus Garantien für Bankkredite zur Finanzierung von Investitionen mit Umweltschutzcharakter, wie z.B. die Herstellung und Verbreitung von Umwelttechnologien oder Anwendung von Umweltschutzmaßnahmen in der Produktion mit Erhöhung der Energieeffizienz oder der Reduktion der umweltrelevanten Emissionen.

Bundesländerkooperationen Die Kombination einer Bundesförderung mit einer Landesförderung ist grundsätzlich möglich. Dazu gibt es verschiedene Schwerpunkte in den einzelnen Bundesländern. Neben dem Management der Umweltförderungen des Bundes erstellt die KPC seit 2003 auch Gutachten und Fördervorschläge für Biomasse- und Biogasprojekte im Auftrag der Länder Niederösterreich und Salzburg. Im Auftrag von Salzburg und Tirol übernimmt die KPC auch die Abwicklung für einige Umweltförderungsprogramme. In diesen Fällen wird mit dem Förderantrag bei der KPC gleichzeitig und automatisch auch um eine Landesförderung angesucht. 46

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In den anderen Bundesländern werden diverse Förderungen, insbesondere für Beratungsleistungen in Zusammenhang mit geplanten Investitionen mit Umweltschutzcharakter unterstützt. Schwerpunkte sind die Themen erneuerbare Energie und Energieeffizienz (Details sind auf den jeweiligen WebAdressen der einzelnen Bundesländer ersichtlich). 

Vorteile von Unternehmens­ förderungen »» Sie erleichtern den Zugang zu Finanzierungen und Liquidität von den Förderstellen. »» Sie sichern Finanzierungen ab und erhöhen damit den finanziellen Spielraum des Unternehmens. »» Sie senken die Finanzierungskosten durch Zinsstützung und Zuschüsse und erhöhen damit das Unternehmensergebnis. »» Sie verbessern die Finanzierungsstruktur des Projektes und die Kapitalstruktur des Unternehmens und stabilisieren oder verbessern dadurch das Unternehmensrating. »» Sie unterstützen den Ausbau der Kompetenz durch die Vielzahl an Beratungsangeboten und schaffen einen zusätzlichen Anreiz zum Projektstart (nahezu jede Unternehmens- bzw. Projektfinanzierung hat eine Fördertangente). »» Sie unterstützen die eigene Risikoeinschätzung durch die Expertise der jeweiligen Förderstellen.


Wirtschaft

Riedel Glas investiert in Schneegattern Der Glashersteller geht mit Investitionen in das Verpackungs-, Veredelungs- und Logistikwerk in das neue Geschäftsjahr. Die Volksbank Kufstein und die Volksbank AG – Investkredit haben ein optimales Finanzierungspaket geschnürt, das Bundes- wie Landesförderungen umfasst.

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mfangreiche Modernisierungs- und Erweiterungsinvestitionen sollen im nächsten Jahr die Fertigungsqualität und die Prozesseffizienz weiter steigern und das hohe Qualitätsniveau sichern. Im Frühjahr 2012 wird Riedel Glass Works an seinem bisherigen Logistikstandort Schneegattern neben dem Veredelungswerk ein gemeinsames Zentrallager in Betrieb nehmen. „Bereits seit 1. Juli 2011 sind wir im Probebetrieb”, erzählt Georg J. Riedel. „Damit wurde der Zeitplan nicht nur eingehalten, sondern sogar unterschritten.“ Jetzt freut sich die Familie auf die Feierlichkeiten zur 50-Jahr-Feier in Schneegattern. Insgesamt investiert das Unternehmen 6 Mio. Euro in das neue, 7.000 Quadratmeter große Zentrallager- und Veredelungs-

werk und erweitert damit den Standort auf 16.000 Qua­dratmeter Lagerbeziehungsweise Manipulationsfläche. Mit dieser Werkserweiterung werden 50 neue Arbeitsplätze am Standort Schneegattern geschaffen, ab 2012 werden insgesamt 90 Mitarbeiter dauerhaft beschäftigt sein. Gemeinsam mit der Volksbank Kufstein und den Förderexperten der Volksbank AG – Investkredit wurde im Juli 2010 ein Förderpaket mit zinsgünstigen Finanzierungen und nicht rückzahlbaren Zuschüssen geschnürt und umgesetzt. Damit erzielt das erfolgreiche Familienunternehmen einen nachhaltigen Beitrag zur Erhaltung des Betriebsstandortes in Schneegattern. Die außerordentlich hohe Exporttätigkeit des Unternehmens verlangt eine Betriebsmittelfinanzierung mit anteiliger Bundesrisikoübernahme.

Tradition Riedel Glas verweist auf eine mehr als 250-jährige Erfolgsgeschichte. Das Unternehmen im nördlichen Böhmen steht in der 11. Generation für die hohe Kunst des Glasmachens.

Der Stammbaum der Unternehmerfamilie geht auf das Jahr 1673 zurück, als Johann Christoph Riedel in der böhmischen Stadt Neuschloß geboren wurde. In direkter Linie führt der Stamm durch mehrere Generationen zum heutigen Unternehmenschef Georg J. Riedel und seinem Sohn Maximilian. Jedes Familienmitglied hat mit seinen unternehmerischen Fähigkeiten das Unternehmen zum Erfolg geführt und es zu dem gemacht, was es heute ist. Das Unternehmen ist mit den Konzernmarken Riedel, Nachtmann und Spiegelau breit aufgestellt.

International erfolgreich Riedel Glass Works verfügt über eigene Vertriebsgesellschaften in den USA, in Kanada, in Großbritannien, Japan, Australien und China. Das Unternehmen ist weltweit in 125 Ländern mit 1.200 Beschäftigten vertreten. Nach einem Umsatz von 220 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2009 erzielte es im Geschäftsjahr 2010 mit 233 Mio. Euro einen 6-prozentigen Umsatzzuwachs für alle Marken. 

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Wirtschaft

Aus dem Bergbau gewachsen Abnehmer aus mehr als 60 Ländern der Welt schätzen die hochwertigen Produkte der Stubai Werkzeugindustrie. Die genossenschaftliche Betriebsführung und die damit verbundene Arbeitsteilung sind nur ein Grund für den Erfolg des österreichischen Traditionsunternehmens. Text: Johann Hörtnagl Fotos: Stubai Werkzeugindustrie, Tvb Stubai

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lobalisierung und die Konzentration von Produktionsstätten vor allem in Asien haben uns gezeigt, dass wir uns nur mit einem besonderen Angebot behaupten können. Die Mitglieder und Mitarbeiter der Stubai Werkzeugindustrie haben erkannt, dass sie die Genossenschaft zu etwas Einzigartigem gegenüber vergleichbaren Werkzeugherstellern entwickeln müssen. Jeder unserer 24 Mitgliedsbetriebe, die im Umkreis von fünf Kilometern angesiedelt sind, produziert das, was er am besten kann. Nur so gelingt es, am Weltmarkt mit Qualität aus Österreich zu punkten. Das genossenschaftliche Geschäftsmodell unterscheidet die Stubai Werkzeugindustrie von der heute überall verfolgten Zentralisierung von Produktionsprozessen. Die Genossenschaft hat mit „work the specialities“, um es wie unsere Wirtschaftskammer amerikanisiert auszu48

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drücken, ein neues Leitbild geschaffen mit dem sie die Zukunft meistern wird. In einer Zeit des „go international“, das vielfach mit „bring national“ verwechselt wird, geht es uns darum, unsere Kunden mit außergewöhnlichen Lösungen zu überraschen.

Profis produzieren für Profis Wir sehen es als unsere Aufgabe, mit unseren Werkzeugen dem Handwerker bestimmte Arbeitsprozesse zu erleichtern. Gemeinsam mit den Kunden, den Mitarbeitern und unseren Mitgliedern, die das breite Spektrum an Qualitätswerkzeugen herstellen, entwickeln wir die Produkte kontinuierlich weiter. Abgesehen von unserem Kernsortiment gilt unsere Aufmerksamkeit auch zahlreichen Nischenprodukten. Der Fachanwenderbereich erstreckt sich über die Sparten:

»» Hoch- und Tiefbau, Trockenbau, Bereich Fliese, Galabau (Zimmerer, Maurer, Eisenflechter, Trockenbauer, Fliesenleger, Pflasterer ...) »» Spenglereien und Bedachung »» Holzbearbeitung: Stemmeisen Schnitzeisen, Drechseleisen, Messinstrumente (Tischler, Schnitzer, Drechsler ...) »» Forst: Förster, Waldaufseher ... »» Schneid- und Stahlwaren für die Gastronomie und Metzgereien (Köche, Metzger ...) »» Berg- und Flugsportartikel (Alpinisten, Paragleiter ...)

Nachhaltig in die Zukunft Wann, wenn nicht jetzt, ist es Zeit, neue Impulse zu setzen? Marktanteile gewinnt man leichter in einer Rezession als in der Hochkonjunktur. Mittelfristig wollen wir jährlich 10 Prozent wachsen.


Wirtschaft

Das gilt für den Handel mit Fertigprodukten wie auch für die 100 -ProzentTochter Stubai KSHB GmbH, wo u.a. Zulieferteile für namhafte Markenunternehmen geschmiedet werden. Der Fokus liegt in den nächsten Jahren auf der Entwicklung neuer Spezialwerkzeuge sowie im Service. 2012 soll das Produktionswerk der Stubai KSHB um 2.000 Quadratmeter erweitert werden. 2010 peilte die Produktion 27 Mio. Euro Umsatz an, die Handelssparte 13 Mio. Euro. Das ist jeweils ein Plus von 20 Prozent. Innovation, Qualität, Verarbeitung von Naturstoffen, Marktwissen, Intensivierung eines Netzwerkes, Dienstleistung, Kundenbindung, private Label, positive Umsatzentwicklung und vor allem unser strategisches Leitmotiv: „Entscheidung für Qualität“ haben dazu beigetragen, dass wir uns im Krisenjahr

2009 für einen Relaunch des Hauptgebäudes entschieden haben. Für das neue Haus haben wir mehr als zwei Millionen Euro in die Hand genommen und das Gebäude aus den 1950er Jahren komplett ausgehöhlt. Der moderne Bau macht die Schritte unserer Marke in neue Bereiche sichtbar, die

für ein nachhaltiges Wachstum unserer Firma sorgen. Die strategische Neuausrichtung auf Nachhaltigkeit gelingt nur mit entsprechender Schulung und Weiterbildung. Der lichtdurchflutete Seminar- und Veranstaltungsraum, mit freiem Blick auf den Stubaier Gletscher, ist daher Kern

Das 1955 errichtete Haus hat in vielen Bereichen nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprochen. cooperativ 6/11

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Wirtschaft

„Marktanteile gewinnt man leichter in einer Rezession als in der Hochkonjunktur. “ des Neubaus unserer Zentrale. Das ist auch der richtige Rahmen für unsere Bergsport- und Werkzeugartikel. Mit diesem unvergleichlichen Bergpanorama im Hintergrund, das die großzügigen Glasflächen im Dachgeschoß freigeben, vermarkten wir nicht nur unsere Produkte, sondern auch die Region. Dieser Raum steht daher auch für Tourismusveranstaltungen zur Verfügung.

Die Schmiede im Stubaital Das Stubaital ist eine Region, die von der Natur aus nicht mit besonderem Reichtum ausgestattet wurde. Das Tal war aber bis heute immer von Menschen besiedelt, die bodenständig sind und etwas unternehmen wollen. Unsere Vorfahren haben Bergbau betrieben, der nie sonderlich ergiebig war. Sie benötigten Meißel, Hämmer, Keile und andere Werkzeuge für ihre Arbeit. Damit war der Grundstein zur Metallverarbeitung im Tal gelegt. Straßennamen in Fulpmes, wie Herrengasse und Schmelzhüttengasse, erinnern heute noch an diese Zeit. In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts ist in

der Schmelzhüttengasse ein Bauwerk abgerissen worden, an dem geschrieben stand: Erbaut von den Knappen 1413. Seit dieser Zeit entwickelt sich die Metallverarbeitung im Stubaital stärker als die Erzgewinnung. Im 18. Jahrhundert hatten die Handelshäuser Volderauer und Pfurtscheller den Vertrieb der Metallwaren in die Nachbarländer ausgedehnt und unterhielten zum Beispiel Niederlassungen in Augsburg, Zürich und Preßburg. Mit dem Niedergang dieser Handelskompanien haben die Schmiedemeister mit ihren Gesellen und Helfern zur Selbsthilfe gegriffen. Mit Unterstützung der Gemeinde und der Handelskammer gründeten sie im Jahr 1897 die Werkgenossenschaft Fulpmes. Im selben Jahr ist auch die Fachschule zur Metallbearbeitung in Fulpmes eröffnet worden, die zur Verbesserung der Ausbildung der jungen Generation wesentlich beigetragen hat. Die wirtschaftlichen Eingriffe beider Weltkriege hat die Genossenschaft gut überstanden. In den Nachkriegsjahren entwickelte sich die Produktion erfolgreich mit großen Absatzmengen im Inland wie im Export. Marktverände-

1897: Werkgenossenschaft Fulpmes Marke WGF 1960: Stubai Werkzeugindustrie Marke Stubai 2000: Umstrukturierung von einer Dienstleistungsgenossenschaft in eine Leistungsgemeinschaft 2006: Umgründung des Rohling- u. Komponentenhersteller Stubai KSHB

rungen in den 1980er führten zu Ertragseinbußen und in der Folge auch zu Abspaltungen einzelner Mitgliedsbetriebe. Mit der Zertifizierung der Produktionsbetriebe nach ISO 9001 setzte die Stubai Werkzeugindustrie einen Schritt in Richtung Zukunftssicherung. Derzeit arbeiten 135 Personen bei Stubai KSHB, 35 im Handel, 10 im Außendienst. Die 24 Genossenschaftsbetriebe beschäftigen etwa 500 Mitarbeiter.

Das moderne Verwaltungs- und Lagergebäude wird einem international erfolgreichen Industriebetrieb gerecht.

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Aktionsreich bis zum Jahresschluss Erfolgreiche Herbstaktion – Neue Zinssätze fürs Jahresabschlussgeschäft

Herbstzeit ist einfach Bausparzeit. Jedes Jahr findet im September und Oktober die größte Aktion der ABV statt – die Herbstaktion. Die Herbstbausparwochen stehen auch immer für ein überaus attraktives Abschlussgeschenk – in diesem Jahr: ein Set mit Wein vom Spitzenwinzer Scheiblhofer und schönen Gläsern. Ein Geschenk, das die Kundenansprache erleichtert, hilfreiche Überzeugungsarbeit leistet und damit den Verkaufsprozess positiv unterstützt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 22.173 (!) Bausparverträge konnten heuer im Rahmen der Herbst-Bausparwochen abgeschlossen werden. Die Österreicherinnen und Österreicher haben ihr Verhalten bei der Geldanlage geändert und setzen mehr denn je auf ertragsstabile und sichere Geldanlagen. Ein Trend, der durch eine ABV-Weihnachtsaktion und generell verbesserte Anspar-Konditionen nun verstärkt werden soll. „Wir wollen mehr Kunden dazu bewegen, im sicheren Bausparhafen zu ankern. Die Volksbank-Kunden sollen auf steten Vermögenszuwachs bei einem Bausparvertrag setzen. Bauspareinlagen bringen anständige Erträge – während der Weihnachtsaktion ganz besonders.“, kommentiert GD Erich Hackl die gesetzten Aktivitäten. Daher gibt es für alle Bausparverträge mit Vertragsbeginn im Dezember, die zwischen 1.12. und 31.12.2011 eingereicht werden, ein tolles Weihnachtszuckerl! Ein höherer Einstiegszinssatz mit 3,5 Prozent p.a., der durch einen Weihnachtsbonus von 0,24 Prozent p.a. noch attraktiver wird. Bezahlt wird also in Summe ein Einstiegszinssatz von 3,74 Prozent p.a.

Da frühzeitige Kundenbindung Basis einer erfolgreichen Zukunft ist, wurde der STARTvertrags-Zinssatz ab 1.12.2011 von 3,25 Prozent auf 4 Prozent p.a. erhöht. Wahrlich ein „Eyecatcher“ in Zeiten des Niedrigzinsniveaus!

Mehr ab 1.1.2012 Zurück zum Einstiegszinssatz. Ins Jahr 2012 geht‘s mit Verbesserungen bei beiden Anspar-Tarifen: »» Beim Tarif L wird der Zinssatz von 3 Prozent p.a. auf 3,5 Prozent p.a erhöht. »» Beim Tarif J steigt der Zinssatz von 3,5 Prozent p.a. auf 4 Prozent p.a.

Erich Hackl, Generaldirektor der ABV

Als neue Zinssatzobergrenze der ABV gilt ab 1.1.2012 für sparorientierte Verträge 4,25 Prozent jährlich. Das ist der höchste Wert der vier österreichischen Bausparkassen, was sich natürlich im Prämientabellen-Vergleich mit dem höchsten ausgewiesenen Guthaben für ABV-Verträge widerspiegelt. Traditioneller Weise bringt das Jahresende viel Neugeschäft. Mit den neuen, noch attraktiveren Konditionen der ABV und der staatlichen Prämie hoffen wir auf einen tollen Dezember und ein starkes Bausparjahr 2012!


Wirtschaft

Akustiklösungen für Büroimmobilien Blaha Büromöbel steht für Innovation, Design und rasche Lieferzeiten. Die Volksbank AG – Investkredit unterstützt das Familienunternehmen bei der Umsetzung von Innovationsvorhaben mit der Strukturierung von maßgeschneiderten Förderpaketen. Text: Christian Doppler Foto: ÖVAG

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ranz Blaha Sitz- und Büromöbel Industriegesellschaft m.b.H. mit Sitz in Korneuburg ist der fünftgrößte Büromöbel-Hersteller in Österreich und beschäftigt sich mit der Entwicklung und Erzeugung von Büromöbeln. Besonderes Augenmerk der Firmenstrategie liegt auf Funktion, Design, Ergonomie und Produktindividualisierung. Während große Mitbewerber eher auf „Fließbandproduktion“ setzen, konzentriert sich Blaha erfolgreich auf Flexibilität und Kleinserien. Binnen neun Werktagen ist ein Kundenauftrag fertiggestellt. Das ermöglicht die in der Branche nahezu einzigartige „production-on-demand“. Mit flexiblen, eigenverantwortlichen Fertigungsteams gelingt es Blaha 52

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Büromöbel, die durchschnittliche Lieferzeit der Branche von rund acht Wochen deutlich zu unterbieten. Eine neue Herausforderung für das Unternehmen ist die Gestaltung der optimalen Akustik in Büroarbeitsräumen. Stahl- und betonharte Flächen sowie großzügige Verglasung der Gebäudehüllen sind Ausdruck zeitgemäßer Architektur. Sie schaffen im Gebäudeinneren Akustikprobleme, die ein beschwerdefreies, konzentriertes Arbeiten erschweren. Betreiber und Nutzer von Büroimmobilien fordern daher verstärkt von Innenausstattern rasch wirkende Schallschutzprodukte und Akustiklösungen. Ausgehend von diesen Kundenanforderungen setzte Blaha Büromöbel


Wirtschaft

v.l. Mag. Wilfried Rockenbauer und Christian Doppler (Volksbank AG – Investkredit) mit Ing. Mag. Friedrich Blaha

ein innovatives Investitionsvorhaben zur Fertigungsüberleitung von Schallschutzprodukten systematisch um. Mit dem Innovationsvorhaben im Bereich Büroakustik erreicht die 2009 gestartete Investitionsoffensive ihren vorläufigen Höhepunkt. In diesem Zeitraum wurden rund 7 Mio. Euro in Forschung & Entwicklung, neue Fertigungstechnologien, Kapazitäten und Gebäude investiert. Als verlässliche und kompetente Partner bei all diesen Investitions- und Finanzierungsvorhaben standen Blaha Büromöbel die Volksbank AG – Investkredit mit ihren Spezialisten und die Volksbank Donau-Weinland mit ihren Kundenbetreuern vor Ort zur Seite.

Folgende Förderinstrumente wurden vom Competence Center Förderungen und Exportfinanzierungen der Volksbank AG – Investkredit für das Projekt erschlossen: »» Zinsgünstiger Kredit im Rahmen des erp-KMU-Programmes zur Förderung von technologisch anspruchsvollen Investitionsprojekten von wachstumsorientierten KMUs »» Zuschussförderung des Landes Niederösterreich im Rahmen der TOP-Investitionsförderung (über den NÖ Wirtschafts- und Tourismusfonds) »» EU-Kofinanzierung zu den nationalen Fördermitteln in Form eines EFRE-Zuschusses (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) im Rahmen des EU-Programmes Regionale Wettbewerbsfähigkeit Niederösterreich

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International

China goes global Wird die größte Volkswirtschaft der Welt von einer regionalen zu einer globalen Wirtschaftsmacht? Diese Frage hat die Ökonomin und ChinaExpertin am Österreichisch-Chinesischen Wirtschaftsforum beleuchtet. Text: Waltraut Urban* Fotos: istockphoto.com

I

m Jahr 1820 war China nach Berechnungen des britischen Ökonomen Angus Maddison die größte Wirtschaft der Welt.1 1978, zu Beginn der Reformen Deng Xiaopings und der Geburtsstunde des modernen China, war es ein armes Entwicklungsland, sein Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug nicht einmal ein Prozent des Welt-BIP und dem sozialistischen Prinzip der Selbstversorgung folgend, gab es kaum Handel mit dem Ausland oder Direktinvestitionen. Eines der wichtigen Prinzipien Dengs war, seine Reformen dort zu beginnen, wo der Erfolg am wahrscheinlichsten schien. Am Anfang seiner ‚Öffnungspolitik’ stand daher die Einrichtung sogenannter ‚Sonderwirtschaftszonen’ im Südosten des Landes, die chinesischsprachige Investoren aus der Region, vor allem aus Hongkong und Taiwan, anlocken sollten, um für den Export zu produzieren. Der Grundstein für die ‚Werkbank der Welt’ war gelegt.

Die Asienkrise Ein wichtiges Schlüsselereignis für Chinas Stellung in der Region und in * Vortrag in der Wirtschaftskammer Österreich am 30. Oktober 2011, anlässlich des offiziellen Staatsbesuches von S.E. Hu Jintao, Staatspräsident der Volksrepublik China. Abdruck mit freundlicher Genehmigung der AWO. 1 Maddison, A. (2003): The World Eeconomy Hhistorical Sstatistics, OECD Publishing, Paris

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der Welt war die Asienkrise 1997/1998. Durch seine expansive Wirtschaftspolitik und den Entscheid, seine Währung nicht abzuwerten, sondern an den US-Dollar zu koppeln, wurde China zu einem wichtigen, stabilisierenden Faktor in der Region. Das Land wurde auch Mitglied eines neuen, regionalen Netzwerks bilateraler Swapabkommen mit dem Ziel, zukünftigen Finanzkrisen vorzubeugen. Neben China gehörten diesem Netzwerk die ASEAN-Länder, Japan und Südkorea, an. Diese Gruppe der ‚ASEAN+3’ ist danach zu einem wichtigen regionalen Konsultationsund Diskussionsforum geworden. Aber China wird seither auch außerhalb der Region verstärkt wahrgenommen. 1998 fand der erste EU-China-Gipfel in London statt und die EU-Kommission lancierte eine neue Chinastrategie ‚Building a Comprehensive Partnership with China’, die den Beginn des ‚Honeymoon’ in den diplomatischen Beziehungen zwischen der EU und China einleitete.

Beitritt zur Welthandelsorganisation Schließlich begann mit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation (World Trade Organisation, WTO) im Dezember 2001 sein Aufstieg zur globalen Wirtschaftsmacht. China entwickelte sich zu einem im Weltmaßstab wichtigen Markt, einem ernstzuneh-

menden Konkurrenten und einem attraktiven Standort für ausländische Investitionen. Im Jahre 2010 betrugen die chinesischen Exporte 1.578 Mrd. US-Dollar (1.177 Mrd. Euro), die Importe 1.395 Mrd. US-Dollar (1.039 Mrd. Euro). China wurde damit laut IWF zum größten Exporteur und zweitwichtigsten Importeur der Welt, mit einen Weltmarkanteil von 11 Prozent, vor den USA (8,5 %), Deutschland (8,4 %) und Japan (6,8 %). Da die Exporte weit rascher wuchsen als die Importe, erzielte China erhebliche Handelsbilanzüberschüsse, die zusammen mit den ebenfalls steigenden Direktinvestitionen zur Akkumulation der größten Währungsreserven der Welt führten, die im Juni 2011 an die 2.200 Milliarden Euro (3.198 Milliarden USDollar) erreichten. China wurde damit zum größten Gläubiger des größten Schuldners der Welt, den USA. Die Beteiligung an den Schulden einzelner europäischer Länder – obwohl für die einzelnen Länder wichtig - macht sich daneben sehr klein aus.

Ein Land der Superlative Die verstärkte Einbindung Chinas in die Weltwirtschaft führte auch zu einer Beschleunigung seines BIP-Wachstums und zu jährlichen Wachstumsraten im zweistelligen Bereich - bis zur globa-


International

„Mit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation im Dezember 2001 begann Chinas Aufstieg zur globalen Wirtschaftsmacht.“

len Finanz- und Wirtschaftskrise. Aber auch diese hat China dank seines stark regulierten Finanzsektors und eines massiven staatlichen Stimulierungspaketes relativ gut überwunden. Ähnlich wie die Asienkrise 1997/98 Chinas Position in der Region gefestigt hat, stärkte die globale Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 die Rolle Chinas in der Weltwirtschaft. China überholte Japan und stieg 2010 nach den USA zur zweitgrößten Wirtschaft der Welt auf, sein Anteil am Welt-BIP erreichte 9,3 Prozent. Folgende ‚Hitliste’ soll Chinas Bedeutung in der Weltwirtschaft erläutern.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen und müsste fast täglich upgedatet werden. China ist zum Beispiel der weltgrößte Hersteller von Zement, Stahl, Bekleidung, Schuhen, Möbeln, Mobiltelefonen, Farbfernsehgeräten, Flachbildschirmen und seit kurzem auch von Solarpanelen. Es ist aber auch der weltweit größte Markt für Mobiltelefone und seit 2010 auch der größte Automobilmarkt der Welt. Fast 30 Prozent aller Luxusgüter am Weltmarkt werden von Chinesen gekauft. Es ist allerdings auch der größte Verbraucher von Erdöl (nach Angaben der IEA) - nach chinesischen Angaben rangiert China noch hinter

den USA - und es ist der größte Emittent von SO2 und CO2, aber das Land ist auch einer der extensivsten Nutzer von Windenergie. Wie der letzte Klimagipfel in Cancun (2010) zeigte, scheint China zunehmend bereit, im Umweltbereich entsprechend seiner globalen Bedeutung auch globale Verantwortung zu übernehmen. Übrigens, unter den größten Unternehmen der Welt sind bereits mehr chinesische als deutsche oder französische zu finden. Die Position Chinas in der Welt wird allerdings etwas relativiert, wenn man nicht einzelne Länder, sondern die Eurocooperativ 6/11

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International

China wird von industriell fortgeschrittenen asiatischen Ländern vorwiegend für die arbeitsintensive Endfertigung von Produkten genutzt.

päische Union insgesamt zum Vergleich heranzieht. Demnach liegt die EU27 mit einem Weltmarktanteil von 12 Prozent noch knapp vor China (11 %). Am BIP gemessen rangiert die EU27 mit einem Anteil am Welt-BIP von 25,9 Prozent sogar vor den USA (23,3 %) an erster Stelle, und der Abstand Chinas (9,3 %) ist erheblich. Das hängt damit zusammen, dass das Pro-Kopf-Einkommen der Chinesen trotz starken Anstiegs noch relativ niedrig ist.2

Regionale Produktionsnetzwerke Eine zweite Relativierung der Position Chinas in der Weltwirtschaft hat in Hinblick auf die Bedeutung regionaler Produktionsnetzwerke zu erfolgen. Mehr als 50 Prozent aller chinesischen Exporte kommen nämlich aus Unternehmen mit ausländischer Beteiligung. 2 In Kaufkraftparitäten gerechnet betrug es 2010 rund ein Fünftel des österreichischen ProKopf-Einkommens.

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Die meisten dieser Unternehmen kommen dabei aus der Region – vor allem aus Hongkong, Japan, Taiwan, Korea und Singapur. Im Jahr 2008 stammten nur je 7 Prozent des Gesamtbestandes an Direktinvestitionen (FDI stock) aus der EU und den USA. Allerdings wird Hongkong auch von Unternehmen aus anderen Ländern als Basis für Direktinvestitionen genutzt und die Herkunft der Investitionen aus diversen Steuerparadiesen, die höher sind als jene aus der EU, ist ebenfalls nicht klar. In beiden Fällen spricht jedoch die Vermutung dafür, dass es sich mehrheitlich um asiatische Unternehmen handelt. China wird von den industriell fortgeschritteneren asiatischen Ländern vorwiegend für die arbeitsintensive Endfertigung von Produkten genutzt, die dann aus China vor allem in die USA und nach Europa exportiert werden. Der Anteil Asiens am Außenhandel Chinas ist entsprechend hoch, über 50 Prozent, wobei die Handelsbilanz Chinas mit der

Region negativ ist, das heißt es wird von dort mehr importiert als dorthin exportiert, während sie mit Europa und den USA hoch positiv ist. Eine detaillierte Untersuchung des chinesischen Außenhandels nach Verarbeitungsstufen, die am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) durchgeführt wurde, bestätigt: Vorprodukte und Komponenten kommen vor allem aus Asien, Endprodukte gehen in die USA und nach Europa.

Auslandsinvestitionen und Tourismus Ich möchte noch zwei Gebiete erwähnen, wo für China die Region im Vordergrund steht: nämlich Auslandsinvestitionen und Tourismus. Nur chinesische Rohstoffunternehmen, vor allem die staatlichen Erdölfirmen, investieren rund um den Erdball. In der verarbeitenden Industrie gibt es noch wenige ‚global player’ – die Firma Huawei gehört neben Lenovo, Haier, ZTE zu diesen wenigen – aber immer mehr wagen sich nach Übersee, wie etwa der Kauf von Volvo durch die Geely Holding 2010 zeigt. Tourismus: Im Jahr 2010 sind erstmals mehr Chinesen ins Ausland gereist als ausländische Touristen nach China (rund 55 Millionen), aber die meisten bleiben in Asien. Doch immer mehr wollen auch in die USA oder nach Europa reisen. Die starke wirtschaftliche Verflechtung der chinesischen Wirtschaft mit der Region erklärt auch das starke


International

Interesse Chinas an regionalen Wirtschaftskooperationen: Am 1. Jänner 2010 entstand mit der ASEAN-China Free Trade Area (ACFTA) die drittgrößte Freihandelszone der Welt (nach EU und NAFTA). Daneben schloss China ein separates, komplexeres Freihandelsabkommen mit Singapur ab. Nach dem Abschluss eines ‚Closer Economic Partnership Agreement‘ mit Hongkong und Macao (2003) hat die chinesische Regierung auch ein ‚Economic Cooperation Framework Agreement‘ (ECFA) mit Taiwan ratifiziert, das im September 2010 in Kraft getreten ist. Eine Feasibility Studie über ein Freihandelsabkommen mit Korea wurde im Juni 2010 unterzeichnet.

Ausblick Die rasche wirtschaftliche Entwicklung Chinas hat auch Schattenseiten wie wachsende wirtschaftliche und soziale Ungleichgewichte und eine stark zunehmende Umweltbelastung. Für die Zukunft plant die chinesische Regierung daher den Umstieg auf ein nachhaltigeres Wirtschaftsmodell. Dabei sollen statt quantitativem Wachstum mehr qualitative Ziele wie soziale Sicherheit, Umwelt- und Klimaschutz im Vordergrund stehen. Auch soll von der stark export- und investitionsorientierten Entwicklung zu einem eher konsum- und binnenmarktorientierten Wachstumsmodell übergegangen werden.

China will auch nicht mehr die Werkbank der Welt sein, sondern eine höhere Stufe der Wertschöpfungskette erreichen, da nur so ein weiteres Wachstum des Wohlstands mit geringeren Ressourcenverbrauch möglich ist. Im Hinblick auf dieses Ziel hat China bereits seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung stark gesteigert, seine Unterstützung für Direktinvestitionen in Richtung High-Tech angepasst und fördert verstärkt die Akquisition ausländischer Technologien. Dies hat auch Auswirkungen auf Chinas Beitrag zur Weltwirtschaft: seine Exporte werden weniger wachsen, die Konkurrenzfähigkeit wird sich von billigen Massenprodukten auf solche von mittlerer und höherer Qualität verlagern, die von rein chinesischen Produzenten hergestellt werden und in einzelnen Bereichen, insbesondere in den ‚green technologies’, werden Spitzenleistungen zu erwarten sein. Die beginnende Globalisierung chinesischer Unternehmen in der verarbeitenden Industrie wird sich fortsetzen. Schließlich stellt die noch ausstehende Internationalisierung der chinesischen Währung eine große Herausforderung für China und die Welt dar. 

„ Wachsende wirtschaftliche und soziale Ungleichgewichte und eine stark zunehmende Umweltbelastung sind die Schattenseiten von Chinas rascher wirtschaftlicher Entwicklung.

Zum Autor: Mag. Waltraut Urban ist Ökonomin und China-Expertin, vormals Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche cooperativ 6/11

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International

Die Wiege der Demokratie

in der Krise Der General Manager der Panellinia Bank, Leonidas Baltazis, berichtet, wie griechische Genossenschaftsbanken die Krise erleben. Text und Fotos: Martin Heilinger

Greece - Rollover of the Public Debt Für den General Manager der Panellinia Bank, Leonidas Baltazis, hat die aktuelle Krise dazu geführt, dass kaum noch Planbarkeit möglich ist und das Management nur mehr von Woche zu Woche oder gar von Tag auf Tag das Institut steuern kann. So führen aktuelle Kursentwicklungen von bei der EZB als Deckung eingelieferten Anleihen zu maßgeblichen Lücken in der Refinanzierung, welche auf Tagesbasis zu lösen sind.

Das „Wirtschaftswachstum“ für das zweite Quartel 2011 beträgt -7,3 Prozent und war damit gegenüber dem ersten Quartal mit -8,1 Prozent etwas weniger schlecht. Das Budgetdefizit beträgt für 2011 erwartete 7,6 Prozent des BNP, die Arbeitslosenrate 16,6 Prozent und die Inflationsrate aktuell 1,7 Prozent. Die volkwirtschaftliche Katastrophe hat dazu geführt, dass Griechenland in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit mittlerweile nur mehr auf Platz 90 des World Economic Forums liegt. Durch den besonders starken Rückgang der

Importe und der mangelnden inländischen Märkte für Unternehmer beginnt sich derzeit die Exportbranche als erste einer Bodenbildung zu nähern. Als weiteres Problem gestaltet sich die zunehmende Kapitalflucht ins Ausland. Für Baltazis ist die Wirtschaft des Landes in höchstem Ausmaß durch die Staatsschuldenkrise bedroht. Sie könne nur durch dramatische Änderungen, wie die Erhöhung der Effizienz im öffentlichen Sektor und der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, gelöst werden.

Panellinia Bank – Small is beautiful!

v.l. Mag. Martin Heilinger (VB NÖ-Süd) und Peter Böhm (2.v.li., Gärtnerbank) mit Leonidas Baltazis (Mitte) und dem Risikomanager der Panellinia Bank

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Die Panellinia Bank ist das Spitzeninstitut des griechischen Genossenschaftssektors. Sie wurde im Jahr 2001 gegründet. Bereits seit 2003 erwirtschaftet die Bank positive Ergebnisse für ihre 26 Eigentümer, davon neun Warengenossenschaften und die DZ-Bank (www.panelliniabank.gr). Insgesamt gibt es in Griechenland 16 unabhängige Genossenschaftsbanken mit 193 Geschäftsstellen. Betrachtet man das Land gemäß der bis 2010 geltenden Präfekturen, werden von den insgesamt 54 Präfekturen 36 durch Genossenschaftsbanken abgedeckt. Mit dem Beitritt Griechenlands zur Europäischen Union war geplant,


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Protest gegen die Sparpläne. Die dramatische Verschuldung brachte Griechenland seit dem Frühjahr 2010 immer wieder an den Rand des Staatsbankrotts.

die Präfekturen deutlich zu reduzieren, was 2010 aber erst auf Druck der Finanzkrise durch das sogenannte „Kalikrartis Gesetz“ gelungen ist. Die Panellinia Bank hat es sich zur Aufgabe gemacht, die von anderen Genossenschaftsbanken nicht besetzten Märkte, in Abstimmung mit den angrenzenden Sektorbanken, durch Filialen zu erschließen. Derzeit verfügt die Bank über 28 eigene Filialen in 14 Präfekturen. Nach erfolgreicher Gründung von Filialen und deren Etablierung am Markt, sollen diese entweder an benachbarte Regionalbanken abgegeben oder in die Selbständigkeit entlassen werden. Auffällig ist die Dominanz der beiden Genossenschaftsbanken aus Kreta, welche zusammen 58,9 Prozent der Anteile am Spitzeninstitut halten. Der Kundenfokus liegt auf KMUs und Privatpersonen. Das Gesamtkapital der Bank von 107 Mio. Euro beinhaltet seit

Juni dieses Jahres 28 Mio. Euro Vorzugsaktien des griechischen Staates sowie weitere 19,1 Mio. Euro Vorzugsaktien der griechischen Genossenschaftsbanken. Die Bilanzsumme beträgt per 31.12.2010 rund 964 Mio. Euro, die Kundenforderungen betragen 653 Mio. und die Kundeneinlagen 501 Mio. 86 Prozent der Kredite werden an KMUs vergeben und 11 Prozent sind Hypothekarkredite. Die letzten Jahre ist man gezielt aus privaten Hypothekarkrediten ausgestiegen, um drohende Rückzahlungsschwierigkeiten privater Haushalte zu vermeiden. Der Marktanteil liegt sowohl bei Krediten als auch Kundeneinlagen bei rund 0,26 Prozent. Als Verbund verfügt der griechische Genossenschaftssektor über eine Bilanzsumme von insgesamt 5,4 Mrd. Euro und betreut rund 500.000 Kunden in 221 Geschäftsstellen. Der Marktanteil beträgt bei Krediten 1,66 Prozent und bei Einlagen 2,17 Prozent.

Als Spitzeninstitut nimmt die Panellinia Bank klassische Aufgaben wahr: Liquiditätsausgleich, zentraler Vertragspartner für VISA und MasterCard, Konsortialgeschäft etc. Derzeit wird gerade das - in der Panellinia Bank verwendete und dort auch weiter entwickelte - IT-System auf alle Genossenschaftsbanken ausgerollt. Darüber hinaus wird für kleine Banken auch die interne Revision als Serviceleistung angeboten. Beachtenswert ist der zentrale Einkauf, welcher zu deutlichen Kosteneinsparungen der Regionalbanken geführt hat. Auch im Bereich Organisation wird das Prozessmanagement zentral vorgegeben. 

Zum Autor: Mag. Martin Heilinger ist Vorstand der Volksbank Niederösterreich Süd und Obmann im Club der Geschäftsleiter cooperativ 6/11

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Die 45. Plenarsitzung der UN-Generalversammlung in der 66. Sitzung war dem Auftakt zum Internationalen Jahr der Genossenschaften gewidmet.

Auftakt zum IYC Am 31. Oktober haben die Vereinten Nationen auf ihrer Generalversammlung offiziell das Internationale Jahr der Genossenschaften erรถffnet. Text: Andrea Karner Fotos: uncoops year

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ie Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung der genossenschaftlichen Rechtsform, die Förderung der Gründung von Genossenschaften und die Sensibilisierung der Regierungen für eine genossenschaftsförderliche Gesetzgebung. Das sind die Ziele der UN zum internationalen Genossenschaftsjahr (International Year of Cooperatives - IYC). Bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Generalversammlung in New York stellten sich u.a. der Generaldirektor der Niederländischen Rabobank, Piet Moerland, die Präsidentin der Kanadischen Desjardins Gruppe Monique F. Leroux und die Präsidentin der Internationalen Genossenschaftsvereinigung (ICA), Pauline Green den Fragen der Presse. Wie Moerland unterstrich, würde das genossenschaftliche Geschäftsmodell sowohl von den Medien, wie von Gesetzgebern und staatlichen Regulierungsbehörden unterschätzt. Rabobank sei die einzige Genossenschaftsbank in den Niederlanden und er sei glücklich über die Entscheidung der UN das Jahr 2012 den Genossenschaften zu widmen. „Cooperative banks help make people independent“, sagte er im Hinblick auf die vier Milliarden Menschen, die in Entwicklungs- und Schwellenländer leben und die mit Hilfe dieser Art von Finanzinstitutionen Zugang zu Finanzprodukten erhalten. Auf die Frage, wie es der Rabobank gelinge, ihre Wurzeln in der Region zu bewahren, während sie zu einer der größten Banken weltweit herangewachsen sei, sagte Moerland: „It was a balancing act.“ Nachdem die Bank in den Niederlanden über 80 Jahre gewachsen sei, habe sie heute in 45 Ländern Nie-

derlassungen. „Rabobank chose a clear strategy to focus on food and agriculture. People have to keep eating all over the world.” In Anspielung auf die Anliegen der Bewegung „Occupy Wall Street“, die die Dominanz der Kapitalmärkte über die Bedürfnisse der Menschen anprangert, sagte Leroux: „The cooperative model was a way to bring the longterm prosperity to people. It was there to support people and contribute to the real economy”. Das genossenschaftliche Geschäftsmodell sei langfristig ausgerichtet und nicht darauf aus, seinen Aktionären quartalsmäßig Profite auszuweisen. Pauline Green, die als ICA-Präsidentin mehr als eine Milliarde Menschen in 96 Ländern der Welt hinter sich weiß, sagte: „We are not business as usual.“

Genossenschaften würden Menschen aus der Armut führen, den Wohlstand in Gemeinden erhalten und Menschen dabei helfen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und Geschäfte aufzubauen. „They have been helping to develop societies for 170 years.“ Das Jahr 2012 bietet den Genossenschaften weltweit zahlreiche Möglichkeiten, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Österreichische Genossenschaftsverband hat ein Paket geschnürt, wie sich Genossenschaften als regionale, nachhaltige Unternehmen einem breiten Publikum vorstellen können. Die Internationale genossenschaftswissenschaftliche Tagung (IGT) vom 18. Bis 20. September 2012 in Wien zählt zu den Höhepunkten des Genossenschaftsjahres. 

Monique F. Leroux: „The cooperative model was a way to bring the long-term prosperity to people.” cooperativ 6/11

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Immer ein besonderer Eindruck: Der Canal du Midi kreuzt einen Fluss

Mit dem Hausboot am Canal du Midi Kundentermine, Meetings, Mitarbeiterbesprechungen, eine lange Telefonliste, ein voller Terminkalender und Zeitdruck. Das ist typisch für den Manageralltag. Szenenwechsel: Geruhsame Stunden am Sonnendeck, die Landschaft genießen, an der man langsam vorbeigleitet. Der Gang der Welt in Zeitlupe. Das ist typisch für eine Hausbootfahrt. Text und Fotos: Anton Schmoll

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iese Art von Ferien ist beschaulich und bietet Erholung pur. Und dennoch gibt es viele Parallelen zwischen dem „Manager im Business“ und dem „Freizeitkapitän am Hausboot“…

Am Beginn steht eine gute Planung „Planung ist die gedankliche Vorwegnahme der Zukunft“. Auch für eine Hausbootfahrt bildet eine gewissenhafte Planung den Grundstein für den Erfolg: »» Wie viel Zeit hat man zur Verfügung ? »» Welches Land und welche Region möchte man bereisen ? »» Wo befindet sich eine Bootsbasis für die Abfahrt ? »» Wie organisiert man die Anreise ? »» Möchte man auf dem Wasserweg hin- und zurück fahren oder lieber eine Einwegfahrt unternehmen? Das alles sind Beispiele für Fragen, die es zu klären gilt. Und nicht zu vergessen: Wie viele Schleusen weist die ins Auge gefasste Route auf ? Denn Schleusen kostet Zeit – und die muss man einplanen. Sonst hat man bei der Zeit- und Routenplanung völlig freie Hand. Ein Fixpunkt ist lediglich der vereinbarte Termin an der vereinbarten Basis, an der das Boot wieder zurückgegeben werden muss.

Das Boot – die schwimmende Ferienwohnung Naturgemäß verbringt man bei Bootsferien viel Zeit auf dem Hausboot.

Um dieses „Zuhause auf dem Wasser“ so bequem wie möglich zu gestalten ist die Auswahl des Bootstyps eine wichtige Entscheidung. Wichtig war für uns, dass wir neben dem Steuerstand im Inneren auch einen Steuerstand auf dem Oberdeck hatten. So lassen sich Wasserstraße und Landschaft herrlich überschauen. Außerdem ist das Oberdeck während der Fahrt ein beliebter Treff- und Kommunikationsplatz. Eine nette Ergänzung für Abwechslung und Mobilität sind Fahrräder an Bord. Man findet genug Platz dafür.

Das Team an Bord Neben der Routenplanung und Bootauswahl ist die „Zusammensetzung der Crew“ ein ganz wesentlicher Aspekt für einen harmonischen Urlaub. Ob die eigenen Familienmitglieder oder Freunde – vom TEAMgeist der Mannschaft hängt viel ab. Nicht „Toll Ein Anderer Machts“, sondern „Totaler Einsatz Aller Mitfahrenden“ lautet die Devise. Jeder muss anpacken und niemand darf sich für eine Aufgabe zu gut sein. Und auch der Humor sollte nicht zu kurz kommen. Mit einem Wort: Bei einer Hausbootfahrt ist funktionierender Teamgeist und gegenseitige Rücksichtnahme gefragt. Jeder Captain ist nur so gut wie seine Crew.

Unsere Projekt: Der Canal du Midi Bei der Routenplanung war rasch Einigung erzielt: Eine Fahrt in Frankreich am Canal du Midi mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Dieser 240 km cooperativ 6/11

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lange Kanal ist Europas ältester künstlicher Wasserweg. Bereits in der Antike war es der Traum der Menschen, das Mittelmeer mit dem Atlantik zu verbinden. Doch erst im 17. Jahrhundert konnte dieses Monsterprojekt realisiert werden. Im Jahre 1667 begann der Franzose Pierre-Paul Riquet, Freiherr von Bonrepos mit den Bauarbeiten, bei denen rund 4.000 Menschen beschäftigt waren. Riquet war begeisterter Techniker, der sowohl die Wasserversorgung als auch die Art der Schleusen plante. Diese haben am Canal du Midi vielfach ovale Form, damit die Wände dem Druck des Erdreiches besser standhalten können. Neben dem Eifelturm gilt dieses Bauwerk als eines der größten baulichen Meisterwerke Frankreichs und wurde bei seiner Eröffnung als „achtes Weltwunder“ bezeichnet. In der Zwischenzeit wurde der Kanal von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

Eine der 53 Schleusen auf der Reise.

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Schleusen – die Herausforderung Die ruhige Idylle der Fahrt wird jäh unterbrochen wenn der Ruf ertönt: „Schleuse in Sicht“. Der Blick durchs Fernglas zeigt, ob das Schleusentor geschlossen oder geöffnet ist. Bei etlichen Anlagen gibt es auch eigene Ampeln, die wie bei einer Verkehrsampel rote oder grüne Signale anzeigen. Unsere Route führte uns vom Port Cassafier am Mittelmeer Richtung Toulouse bis zum Städtchen Castelnaudary – und das bedeutet sogenannte „AufwärtsSchleusen“. Langsam nähern wir uns jedes Mal dem mächtigen Schleusentor und das Manöver beginnt. Jeder Schleusenvorgang ist wie ein kleines Projekt zu sehen: Klare Aufgabenverteilung, klare Kommandos und perfektes Teamwork sind jetzt besonders gefragt. Unpräzise Kommunikation führt zu Missverständ-

nissen, die angesichts der schnellen Abfolge der notwendigen Aktivitäten zu Problemen führen können. Bei der Annäherung an die Schleuse werden zwei Crewmitglieder an Land abgesetzt und gehen zur Fuß Richtung Schleuse. Ist das Schleusentor bereits offen könne wir gleich einfahren, sonst muss das Boot gut festgemacht werden, damit es beim Ablassen des Wassers nicht herumgebeutelt wird. Je nachdem wie viele Boote in die Schleusenkammer einfahren gilt es rasch zu entscheiden, an welcher Stelle man anlegen möchte. Geschicktes Manövrieren ist jetzt besonders wichtig, denn die anderen Bootsfahrer schätzen es nicht sehr, wenn man an ihre Boote anfährt. Das Wasser läuft von oben mit großem Druck in die Schleusenkammer ein und der Wasserschwall trifft unser Boot zunächst von vorne. Je nach Beschaffenheit der Anlage wird der Wasserstrom am unteren Schleusentor reflektiert und erfasst nun von der anderen Seite unser Boot. Leinenmannschaft und Steuermann sind nun gefordert, das Boot stabil zu halten. Am Canal du Midi gibt es bei den Schleusenanlagen immer wieder Besonderheiten: Zweier- oder Dreier- oder Viererschleusen. Das heißt mehrere Schleusenkammern liegen hier hintereinander, um größere Höhendifferenzen zu überwinden. Die berühmteste Attraktion in diesem Zusammenhang ist die historische Schleusentreppe von Foncerannes mit ursprünglich sieben Schleusen. Heute sind davon noch sechs in Betrieb mit deren Hilfe die Schiffe an dieser Stelle knapp 14 Meter aufsteigen. Insgesamt hatten wir bei unserer Fahrt am Canal du Midi 53 Schleusen zu passieren. Da weiß man dann nach


Kultur

Die Festungsstadt Carcassonne liegt unmittelbar am Canal du Midi.

einiger Zeit, worauf es ankommt. Und dennoch stellten wir bei jeder Schleuse fest, dass es immer wieder Optimierungsmöglichkeiten gibt…

Für Abwechslung ist gesorgt Eine Hausbootfahrt – und das wird bereits jetzt deutlich – ist zwar geruhsam, aber sicherlich nicht langweilig. Neben den Schleusen sorgt auch die Wasserstraße selbst für besondere Perspektiven. Das ist immer dann der Fall, wenn der Canal du Midi einen Fluss kreuzt. Beispielsweise fahren wir bei der Stadt Beziers hoch oben auf dem Aquädukt, während unter uns der Fluss Orb fließt. Gleichzeitig haben wir einen wunderschönen Blick auf die Altstadt mit der Kathedrale St. Nazaire. Eine weitere Attraktion befindet sich hinter der Stadt Colombiers: der Tunnel von Maplas. Er ist 161 Meter lang und der älteste Bootstunnel der Welt. Nicht nur am Wasser, auch am Land ist für Abwechslung gesorgt. So radeln einige von uns manchmal am Treppelweg neben dem Hausboot her, das sie tuckernd begleitet. Die Fahrräder bieten aber auch die Möglichkeiten, die malerischen Städtchen entlang des Kanals zu besuchen. So kommen wir beispiels-

weise zu dem kreisrunden Feld von Montady. Von der Burg am Hügel können wir die geometrisch angelegten Felder gut erkennen, die wie Tortenstücke aussehen. Ein besonderes Erlebnis an diesem Sonntag waren das Seifenkistenrennen in der Stadt sowie das bunte Treiben beim Flohmarkt. In Capestang war es wiederum die Kathedrale mit ihren bunten Glasfenster, deren Farben durch die hereinscheinende Sonne besonders kräftig leuchteten. Der Höhepunkt unserer Besichtigungen bildete zweifelsohne die Festungsstadt Carcassonne, deren Konturen wir schon von weitem von Boot aus sehen konnten. Zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert war dies die bedeutendste Wehranlage des gesamten Südens. Eine drei Kilometer lange doppelte Mauer umschließt diese imposante Anlage mit ihren 53 Türmen. Wir verbringen fast eineinhalb Tage in dieser Stadt und haben am Samstag die Gelegenheit, das bunte und fröhliche Treiben am Markt zu beobachten. 

Zum Autor: Prof. Dr. Anton Schmoll ist Lektor an der Fachhochschule für Bank- und Finanzwirtschaft sowie Fachbuchautor cooperativ 6/11

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Kaufhaus verbindet

Wirtschaft und Kunst Das „Museum of Everything“ in London verzichtet bewusst auf einen fixen Standort. Und sucht sich stattdessen die attraktivsten Locations in Europa für seine Ausstellungen: Zuletzt das traditionsreiche Kaufhaus „Selfridges“ auf der Oxford Street. Text und Fotos: Claudia Röschl

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er weltgrößte Art Brut-Sammler, James Brett, hat 2009 ein einzigartiges privates Museumskonzept verwirklicht: Das „Museum of Every­ thing“, in seinem Verständnis „a nonmuseum for non-art“. Es ist kein Museum im klassischen Sinn, da es keinen festen, sondern „nur“ wechselnde Ausstellungsorte hat. Unter „non-art“ wird jene Kunst verstanden, die jenseits der akademischen Kunstproduktion stattfindet, wie beispielsweise Art Brut, Outsider Art oder Self-Taught Art. Diese Kunst findet sich am Rande der Gesellschaft, oft in einem psychiatrischen Kontext oder bei Menschen mit Behinderungen. Die ausgefallenen und besonderen Ausstellungsorte sind ein wichtiger Teil

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des Museumskonzeptes. Die letzte Ausstellung fand in einem der berühmtesten Kaufhäuser der Welt statt. „Selfridges“ in London wurde 1909 gegründet, um unter anderem „Harrods“ Konkurrenz zu machen. Kern der Identität von „Self­ridges“ ist die Warenpräsentation in den Schaufenstern auf der Oxford und Orchard Street. Unter anderem in diesen Schaufenstern fand mit der „Exhibition #4“ die innovative Verknüpfung von Wirtschaft und Art Brut statt. Neben den Schaufenstern von „Selfridges“ waren auch im Kaufhaus selbst umfangreiche Flächen der Kunst gewidmet. Über 400 internationale Art Brut-Werke und ein eigener Museum Shop machten Selfridges für über zwei Monate zum Museum.

Die Kunstwerke stammen aus über 50 Ateliers und Studios der ganzen Welt, überwiegend wurden Arbeiten von noch lebenden Künstlern gezeigt. Aus Österreich waren das Art/Brut Center Gugging, Maria Gugging (mit Arbeiten von Heinrich Reisenbauer, Leonhard Fink, Karl Vondal und Günther Schützenhöfer) sowie die Lebenshilfe Oberösterreich, Ried im Innkreis (mit Arbeiten von Josef Hofer), vertreten. Das in den USA derzeit berühmteste Studio ist „Creative Growth“ in Oakland, Kalifornien. Dort werden über 150 Art Brut-Künstler von rund 30 Personen, ebenfalls Künstler, in ihrer Arbeit begleitet. Dan Miller, einer der Künstler von Creative Growth, hatte bereits vor einigen Jahren eine eigene Ausstellung im Museum of Modern Art


Kultur

(MOMA) in New York, das in der Folge auch einige seiner Werke angekauft hat. Weitere ausgestellte Ateliers waren „Die Schlumper“ (Hamburg), das Atelier Goldstein (Frankfurt), Galerie Atelier Herenplaats (Rotterdam), La Tinaia (Florenz), Gaia (Rio de Janeiro), einige japanische Studios und viele mehr. Für „Selfridges“ war es die größte Kunst-Kooperation in seiner Unternehmensgeschichte. Nie zuvor war irgendeiner Marke oder irgendeiner Organisation so viel Raum im Gebäude des Kaufhauses und damit im Unternehmen eingeräumt worden. „The Museum of Everything crept further and further through the building, claiming more and more territory“, schrieb Alannah Weston, Creative Director, Selfridges, im Ausstellungskatalog. Das Besondere dieser Kooperation zwischen Wirtschaft und Kunst bestand darin, dass sie keine vereinzelte Sponsor- und Dekorationsaktivität war. Die

Ausstellung, die von mehr als 100.000 Besuchern gesehen wurde, machte das Art Brut-Engagement von „Selfridges“ für die Marke des Kaufhauses und für das Image wirksam. „Exhibition #4“ machte auch allen Mitarbeitern bewusst, dass ihr Arbeitgeber hier ganz neue Wege beschreitet. Die Zukunft gehört den Unternehmen die den Mut haben, kreative und „ver-rückte“ Konzepte zu realisieren – in Stimmigkeit mit der Unternehmensidentität. Die Kooperation von „Selfridges“ ist insofern beispielhaft, als sich ihre Authentizität genau an der Schnittstelle von kultureller und sozialer Verantwortung zeigt. 

Zum Autor: Claudia Röschl ist Unternehmensberaterin und Art Brut-Sammlerin.

„ Eine umfassende und farbenfrohe Ausstellung, die nicht nur Kunstinteressierte, sondern auch das Kaufhauspublikum in ihren Bann zieht.

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Kultur

Abseits der griechischen Tragödie Die jährliche Studienreise führte den Club der Geschäftsleiter vom 29. September bis 2. Oktober 2011 nach Athen. Für Touristen war die Krise kaum spürbar. Text und Fotos: Martin Heilinger

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ach einem problemlosen Direktflug mit der AUA checkten wir am frühen Nachmittag des ersten Tages in ein perfekt gelegenes Vier-Sterne-Hotel (www.astorhotel.gr) ein. Nach ein wenig Entspannung machten sich kleinere und größere Grüppchen auf, die nähere Umgebung zu erkunden. In unmittelbarer Nähe des Hotels war der Syntagma Platz, an dessen westlichem Ende sich der Königspalast befindet, welcher heute das Parlament beherbergt. Dieser Platz wurde in letzter Zeit aber vor allem durch unzählige Demonstrationen bekannt. Am westlichen Ende des Platzes beginnt die Plaka, die Altstadt Athens.

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Beim Bummeln durch die engen Gassen, Fußgängerzonen und Geschäftsstraßen war keine Krise wahrnehmbar. Das Stadtbild hat sich, wie in allen europäischen Großstädten in den teuren Lagen, zur internationalen Einkaufsmeile gewandelt. Beim Abendessen im letzten Stock unseres Hotels entschädigte der direkte Blick auf die beleuchtete Akropolis für das mäßig gute Essen und den übermäßig lange gelagerten griechischen Wien. Am nächsten Tag starteten die Herren, wie es sich für eine Studienreise geziemt, im Business-Look von der Frühstücksterrasse des Hotels zur Panellinia

Bank, die außerhalb des Zentrums liegt. Während die Anzugträger den Autobus bestiegen, entschied sich der Großteil der Damen für einen Spaziergang zum Akropolismuseum. Der Bus kam im lockeren Verkehr auf Grund des Streiks der Taxifahrer zügig voran. Das erst vor wenigen Jahren errichtete Bankgebäude liegt weit ab von den Zonen der Stadt, die aktuell von Streiks betroffen sind. Leonidas Baltazis, Generaldirektor des Spitzeninstitutes der griechischen Genossenschaftsbanken, begrüßte uns gemeinsam mit seinem Chef-Treasurer äußerst freundlich. Sein, nicht nur auf Grund der aktuellen Situation, sehr in-


Kultur

Panathinaiko-Stadion

Der Club der Geschäftsleiter mit charmanter Begleitung vor dem Parthenon

teressanter Vortrag gewährte wertvolle Einblicke in den griechischen Genossenschaftssektor (siehe Seite 58). Mit erheblicher Verspätung zurück im Hotel entledigten wir uns der „Geschäftsuniform“ und machten uns mit einem unterhaltsamen Reiseleiter zum Mittagessen in der Altstadt auf. Anschließend ging es mit dem Autobus quer durch Athen. Als erster und wichtigster Stopp stand die Akropolis am Programm, die wir mit einer lehrerhaft auftretenden Reiseleiterin besichtigten, die ihr Missfallen über Getratsche und unqualifizierte Bemerkungen äußerte und uns zu Konzentration aufforderte. Mit dieser Dame erreichten wir über die Propyläen, am Erechtheion Tempel vorbei den Parthenon. Von der Akropolis eröffnet sich ein einmaliger Blick auf ganz Athen. Die Stadt mit über vier Mio. Einwohnern ist ein Häusermeer, das die Landschaft vom Hafen Piräus bis zu den Hügeln im Norden und Osten überzieht. Auch das Dionysos-Theater und das Theater des Herodes Atticus, beide am Fuße des Felsens, sind gut zu sehen.

Dieses Stadion beherbergte die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahr 1896. Das ursprüngliche Stadion wurde 330 v. Chr. in einer natürlichen Mulde einen Kilometer östlich der Akropolis errichtet. So wie das antike Bauwerk fasst auch das heutige Stadion rund 50.000 Zuschauer. Die antiken Griechen hielten jährlich ihre Panathenäischen Spiele ab, welche die bedeutendsten Feierlichkeiten der damaligen Zeit waren. Bei den olympischen Sommerspielen des Jahres 2004 fanden in diesem Stadion die Wettkämpfe im Bogenschießen und der Zieleinlauf der Marathonläufe statt.

Akropolismuseum Das ursprüngliche Museum wurde 1937 direkt in einer Mulde auf dem Akropolisfelsen errichtet. Das Gebäude nutzte die Mulde vollständig aus und konnte daher nicht mehr erweitert werden. Wie leider in Griechenland üblich, zögerte sich der Beginn der Errichtung des Neubaus durch Geldmangel und Ungereimtheiten bei der Ausschreibung lange hinaus und führte erst im Jahr 2007 zu dessen Eröffnung am heutigen Standort. Das unter dem Museum befindliche Grabungsfeld kann durch den Glasboden besichtigt werden. Im letzten Stock wird die Ausstellungsfläche für eine Replik des seit 1816 im britischen Museum befindlichen Parthenonfrieses genutzt. Parthenon Die Arbeiten an einem der berühmtesten Bauwerke der Welt begannen im Jahr 447 v. Chr. und wurden nach neun Jahren Bauzeit abgeschlossen. Der Tempel beherbergte die Statue der jungfräulichen Athene, welche aus Gold und Elfenbein gefertigt war. Der Tempel wurde zur Zeit der Türkenherrschaft als Moschee und während der Belagerung durch die Venezianer als Arsenal genutzt. Während dieser Zeit im Jahr 1687 beschoss General Francesco Morosini den Tempel und landete einen Volltreffer im Munitionsdepot. Das Dach, die Innenräume und 14 der äußeren Säulen wurden zerstört.

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Mit dem Autobus ging es am Olympieion vorbei zu unserem nächsten Stopp, dem Panathinaiko-Stadion. Zurück am Syntagma Platz konnten wir eine friedliche Studentendemonstration sowie die Wachablöse vor dem Parlament beobachten. Das Abendessen nahmen wir in einem Restaurant mit Folkloreprogramm ein.

Ägina Diese zweitgrößte Saronische Insel kann auf eine mehr als 4000 Jahre andauernde Besiedelung zurückblicken. Der Sage nach brachte Zeus seine Geliebte Aigina hierher. Die Bevölkerung der Insel kontrollierte in der Antike fast den gesamten Außenhandel und prägte ab dem 7. Jhd. v. Chr. seine eigenen Silbermünzen. Der entstandene Reichtum schürte den Neid der benachbarten Athener, welche 456 v. Chr. die Insel einnahmen.

Poros Den Namen verdankt die Insel der Passage zum Festland. Ursprünglich bestand die Insel aus zwei Teilen, welche mittlerweile durch einen Damm verbunden sind. Entlang der Hafenmole von Poros Stadt reihen sich Häuser bis auf den Hügel hinauf. Durch den guten Schutz zum Saronischen Golf liegt eine große Zahl an Schiffen entweder am Kai oder ankert vor der Stadt in der Passage.

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Am Samstag schifften wir uns zeitig in der Früh in Piräus ein. Eine schnelle Fähre führte uns durch den Saronischen Golf zwischen den kleinen dem Peleponnes vorgelagerten Inseln Skylli Nisidia und Spathi Nisidia vorbei nach Hydra. Herrliches Wetter und achterlicher Wind machten die Überfahrt am Katamaran zu einem angenehmen Erlebnis. Der prächtig gelegene Hafen und die tolle Kulisse der Häuser beeindruckten. Die zwei Stunden auf Hydra vergingen wie im Flug: Ein Spaziergang durch enge malerische Gassen, hin und wieder unterbrochen durch Maultiertransporte statt Autos und einladende Tavernen. Weiter ging die Bootsfahrt gegen Wind und Wellen zur Insel Poros, die knapp vor dem Festland liegt. Nachdem der Uhrturm bestiegen und eine gemütliche Kaffeepause eingelegt war, steuerten wir der dritten Insel unserer Reise entgegen - Ägina. Das große Hafenbecken, eine Vielzahl von Jachten, Fischerbooten und Fähren sowie die farbenfrohen Häuser und Kirchen tragen viel zum Flair des Ortes bei. Besonders erwähnenswert ist die Kathedrale Agios Nektarios. Sie ist nach der Agia Sofia in Istanbul die zweitgrößte griechisch-orthodoxe Kirche. Von Ägina ging die Schifffahrt zurück an unseren Ausgangshafen Piräus. Mit einem opulenten Dreigangmenü, herrlichem Wein und Blick auf den Hafen von Piräus ist der vorletzte Tag unserer Reise ausgeklungen. Der letzte Vormittag stand zur freien Verfügung. Größere und kleinere Gruppen schwärmten aus, um noch letzte Eindrücke von Athen aufnehmen, oder entspannt die letzten Stunden in einem Kaffeehaus genießen zu können. Eines der letzten Highlights war für manche die Bezwingung des Lykabettus. Diese mit 277 Metern Höhe höchste Erhebung im Stadtzentrum wurde teils zu Fuß teils mit der Standseilbahn bezwungen.


Kultur

Die Insel Hydra beeindruckt durch enge, malerische Gassen, Maultiertransporte und einladende Tavernen.

Der dortige Ausblick rundum auf Athen entschädigte für die Mühen des Aufstiegs. Auch das Archäologische Nationalmuseum wurde von einer Gruppe inspiziert. Es beherbergt die wichtigste Sammlung antiker Funde und ist das am meisten frequentierte Museum Griechenlands. Die bekanntesten Exponate sind die Fresken von Akrotiri, die Goldmaske des Agamemnon und der Nestorbecher von Mykene. Mit starker Verspätung, aber mit einer Vielzahl von bleibenden Eindrücken im Kopf, führte uns die letzte Busfahrt zum internationalen Flughafen. Als wir uns am Schalter anstellen wollten, war das Entsetzen und die Ratlosig-

keit groß: Unser Flug schien als „cancelled“ am Display auf. Wir erhielten die Information, dass es sich um einen inoffiziellen Streik der Lotsen handelte und die AUA den bereits verspäteten Flug noch vor dem Start in Wien abgesagt hatte. Durch hartnäckige Unterstützung unserer Reiseleiterin trat ein kleiner Teil der Gruppe noch am späten Nachmittag über Stuttgart mit Lufthansa die Heimreise an, der Rest der Gruppe folgte am nächsten Morgen über Frankfurt und München. Auf diesem Weg möchte ich mich für die Probleme bei der Heimreise bei unseren Teilnehmern entschuldigen. Besonders bedanken darf ich mich im

Namen aller Teilnehmer bei Peter Böhm, der seine Feuertaufe mit dieser ersten von ihm organisierten „Club der Geschäftsleiter Reise“ bravourös bestanden hatte. Bedanken möchte ich mich auch bei den Sponsoren der Reise: Österreichischer Genossenschaftsverband, Allgemeine Bausparkasse und Immocontract. Ich freue mich schon auf eine neue interessante Reise, mit viel guter Stimmung. 

Zum Autor: Mag. Martin Heilinger ist Vorstand der Volksbank Niederösterreich Süd und Obmann im Club der Geschäftsleiter cooperativ 6/11

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Kultur

Es ist ein Stern auf‘gangen Mehr als 150 Sänger, Musikanten, Schauspieler und die herzerfrischenden Salzburger Hirtenkinder setzen ein Highlight im Salzburger Advent. In diesem Jahr steht das Salzburger Adventsingen im Großen Festspielhaus unter einem besonders guten Stern. Foto: Salzburger Adventsingen im Großen Festspielhaus

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ie Ankunft des Erlösers, im lateinischen „adventus“, ist die Geschichte, die Hans Köhl als Gesamtleiter des Salzburger Adventsingens mit seinen künstlerischen Weggefährten inszeniert. 2011 rückt er den Stern in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. „Ausgangspunkt meiner Überlegungen war die alttestamentliche Prophezeiung: Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen“, erklärt Köhl, „und vollendet sich im Stern von Bethlehem, welcher den Magiern aus dem Osten den Weg zum göttlichen Kind wies.“ Sterne sind seit Menschengedenken Symbole kosmischer Energien und göttlicher Kräfte. In den langen dunklen Nächten vor der Wintersonnenwende würden die Sterne einen besonderen Glanz entfalten und „dem Menschen eine Ahnung von der Tiefe und Weite des Universums eröffnen, von dem Größeren, Einen und Ganzen aller Religionen, in dem und durch den wir leben.“ Volksmusikalischen Elemente, wie die Musik von Tobi Reiser d. Ä. und überlieferte Advent- und Hirtenliedern aus unserem Kulturraum fügen sich harmonisch in das vielfältige kompositorische Werk. Erstmals beim Adventsingen erklingt der „Brixentaler Feierabendjodler“ in einer Fassung von

M.A. Fuchsberger siebenstimmig. Die Salzburger Hirtenkinder geben heuer ein leicht überarbeitetes Hirtenspiel von Tobi Reiser d. Ä. aus dem Jahr 1971 zum Besten. Ihre Musikalität stellen sie mit einem Hirtenruf von Berta Höller und dem archaischen „Waldhansl mit Schleunigem und Pasch“ unter Beweis. „Für den langjährigen Leiter des Salzburger Adventsingens, Tobias Reiser d. J., war die Suche nach dem Stern zeitlebens eine zentrale Thematik“, führt Hans Köhl weiter aus: „Ich erinnere nur an seinen lyrischen Text ‚Stern der Hoffnung‘, den er zur Vertonung durch Wilhelm Keller für das szenische Oratorium ‚Es ward der Engel Gabriel‘ im Jahre 1996 verfasste.“ Als neuer Gesamtleiter des Adventsingens ist Köhl bestrebt, „dem adventlichen Geschehen eine zeitgemäße Deutung zu geben, die unserer Herz und unsere Gefühlswelt berührt und erfüllt.“ Für ihn macht erst der Gegenwartsbezug den christlichen Mythos zu einer erfrischenden, befreienden Botschaft, die mehr als nur vorweihnachtliche Romantik bietet. Das Konzept geht auf. Rund 1,6 Millionen Besucher sind in den 65 Jahren seines Bestehens zum Salzburger Adventsingen gekommen. 

Nähere Informationen: www.salzburgeradventsingen.at cooperativ 6/11

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Sport

Von Venedig zum Nordkap Alles nur Kopfsache. Wer mit dem Rad vom Mittelmeer zum Eismeer will, sollte nicht nur körperlich in bester Verfassung sein. Text: Andrea Karner Fotos: Wolfgang Hasenhütl, Hans Petritsch, Wolfgang Stieböck, istockphoto.com

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rinnern Sie sich noch an die drei Haudegen, die mit dem Fahrrad von Graz nach Santiago de Compostela geradelt sind? Wir haben das Buch zur Reise in cooperativ 5/10 vorgestellt. Am 1. Juli

um 7 Uhr 20 starteten Wolfgang Hasenhütl, Hans Petritsch und Wolfgang Stieböck ihr zweites Langstreckenabenteuer in Venedig. Neu im Fahrerteam: Peter Hasenhütl, Student und Sohn des Tour-

Initiators, der von Deutschland aus den Weg ans Nordkap antrat. Er löste den Arzt Hans Petritsch ab, der zu Hause gebraucht wurde. Regen und Kälte begleitete die Radfahrer auf den knapp 5.000 Kilometern zum nördlichsten Punkt Europas.

Eisige Vorboten

Radeln im Regen

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Die erste Nacht am Campingplatz am Lago die Carvazzo hatte die unerschrockenen Radfahrer auf die Witterungsbedingungen am Polarkreis vorbereitet. „So hätte etwa niemand geahnt, dass das Nordkap seine eisigen Finger schon bis nach Norditalien ausgestreckt hatte“, berichtet Sebastian Pongratz, der „Mann fürs Grobe“, der die Fahrer als Navigator, Fahrer, Hilfskoch, Fischer und Zeltaufbauer unterstützte. Orkanartiger Wind und wie Trommelfeuer hämmernde Blitze konnten weder Mensch noch Material etwas anhaben. Die zweite Tagesetappe führte über 169 Kilometer und mehr als 1.600 Hö-


Sport

henmeter durch das Kanaltal nach Kärnten. Wind, Regen und Kälte charakterisierten auch die Alpenetappe durch Österreich, über den Katschberg und Obertauern in Richtung Bayern. Der morgendliche Ausruf im Zeltlager: „I hob glaubt, du bist auf da Matrozn aungfruan“, spricht für sich. Die Bundesrepublik empfing die Sportler mit perfektem Radlwetter, die gefahrenen Tageskilometer wurden mehr und am siebten Tag ihrer Reise hatten die Radler die ersten 1.000 Kilometer beisammen. Mit 240 gefahrenen Tageskilometern erreichte der „Polarexpress“ am neunten Tag die Höchstleistung der Tour. Die längste Etappe war mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,7

Kilometer pro Stunde in etwas mehr als neun Stunden abgespult. „Wie eine sich ewig in Richtung Norden windende Schlange erlebten wir eine der blauen Adern des deutschen Nordens, die mächtige Weser, die uns über den gesamten Tag ein treuer Begleiter war“, schreibt Sebastian im Blog. Noch zwei Tage bis zur Nordsee – Dänemark wir kommen!

Es regnet nicht, es kübelt Den sonnigen Ruhetag auf Sylt spülten nächtliche Unwetter fort, die die Sportler an ihr eigentliches Ziel, das Nordkap, erinnerten. „Der stetige Kampf mit den orkanartigen Böen und dem unerbittlichen, aus allen Richtungen zu kommen scheinenden Regen brachte cooperativ 6/11

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„In der grauen Unendlichkeit des hohen Nordens sind wir nun endgültig zu einer Einheit geworden, die Unglaubliches zu leisten imstande war.“

uns über die dänische Grenze“. Es sollte ein Vorgeschmack auf die letzte Etappe sein, die im Blog so beschrieben wird: „Es war ein Kampf bis aufs letzte, ein permanenter Schlagabtausch.“ Schweden versöhnte die drei verbliebenen Sportler mit trockenem, angenehmem Radlwetter. Ihr Resümee zur Halbzeit: „Sehr intensiv, sehr abwechslungsreich“, sagt Tour-Initiator Wolfgang Hasenhütl. Wolfgang Stieböck war „einfach ungeheuer glücklich zu sehen, dass ich in meinem Alter noch so dermaßen problemlos mithalten kann, und das auch noch, wenn ich gelegentlich die Führungsarbeit übernehme.“ Beide freuen sich auf das ihnen bisher unbekannte Skandinavien: „Abenteuer, wie das wild Campieren, Lagerfeuer entfachen und die Begegnung mit Elchen und Bären.“

Endlich Lappland Nach zwei wetterbedingten Ruhetagen erreichen die Radfahrer am 22. Tag Lappland und „Kebnekaise“, den höchsten Berg Schwedens mit über 2.100 Metern Höhe, dessen Ausläufer sich den Pedalrittern die nächsten Tage grimmig in den Weg stellen. Heftiger Gegenwind erschwerte die Bedingungen. 76

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Der nächste Tag sollte an die Substanz gehen: „Nicht weniger als 202 Kilometer und 1.177 Höhenmeter mit einem Schnitt von 24,73 Stundenkilometern“, berichtet Jakob, ein Begleiter. „Wieder einmal schier endlos gerade Straßen und ebenso endlose Steigungen traktieren die Burschen ordentlich.“ Was hat die drei Sportler im Kopf stark gemacht? Die Volksbank-Trikots hatten ihnen Flügel verliehen, gesponsert von der Volksbank Bad Aussee, und der EAV-Song „Drei weiße Tauben“.

Das Nordkap in Griffweite Am 26. Tag der Reise war die Grenze zu Finnland überschritten und einen Tag später das Nordkap in Griffweite: „Die Überquerung der Gebirgspässe, wo erneut zahlreiche kleine Schneefelder unsere permanenten Begleiter waren, schlug sich in der Anzahl an Höhenmetern des Tages zu Buche – 1.125 Meter wurden alles in allem in die Straße getreten“, berichtet der Chronist. „Ich habe mich nun bereits zum x-ten Mal dabei erwischt, dass ich ungläubig auf die Uhr blicke und gleichzeitig nach Draußen schaue … In den späten Nachtstunden ist es hier auf dieser Höhe so, als wäre es

Angekommen am Nordkap

in Österreich gerade 5 Uhr Nachmittag geworden. So bleibt es tatsächlich die gesamte Nacht.“ Einmal noch Nässe, Nebel Kälte und kompromisslose Anstiege und das Nordkap ist erreicht. „Die Schneefelder, die uns seit der norwegischen Grenze begleitet hatten lagen unter uns … In der grauen Unendlichkeit des hohen Nordens sind wir, die Gemeinschaft die einst von Venedig aus aufbrach, nun endgültig zu einer Einheit geworden, die Unglaubliches zu leisten imstande war. Die Reise mag in den Beinen hier geendet haben, aber in den Köpfen hat sie gerade erst begonnen.“ 


Sport

Superadler Thomas Morgenstern und das ÖSV-Springerteam sind Österreichs Sportler des Jahres 2011. Der Weltcup-Auftakt im finnischen Kuusamo ist geglückt. Text: APA Foto: GEPA pictures/ Oliver Lerch

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orgenstern ist zum zweiten Mal nach 2008 Österreichs Sportler des Jahres. Der 25-jährige Skispringer wurde am Mittwoch bei der Galanacht des Sports in Vösendorf für seine herausragende Saison ausgezeichnet, in der er WM-Gold von der Normalschanze, Silber von der Großschanze, zwei WMGoldmedaillen mit dem Team, den Gesamt-Weltcup und die Vierschanzentournee gewonnen hat. Morgenstern gewann auch mit dem ÖSV-Springerteam die Mannschaftswertung. Die Skispringer gewannen die seit 1978 durchgeführte Mannschafts-Wahl zum fünften Mal nach 2001, 2005, 2008, 2009 und schlossen damit zu den Nordischen Kombinierern (Felix Gottwald/ Christoph Gruber/David Kreiner/Mario Stecher) auf. Für Morgenstern war es bereits der vierte Sieg mit der Mannschaft, Schlierenzauer und Koch waren auch bei den 2008 und 2009 erfolgreichen Adlern dabei. Morgenstern entschied die von Sports Media Austria (SMA), der Vereinigung der österreichischen Sportjournalisten, durchgeführte Wahl mit 947 Punkten (125 erste Plätze) klar vor Snowboard-Doppelweltmeister Benjamin Karl (429/17) und seinem Team-

kollegen Gregor Schlierenzauer (378/12) für sich. Vorjahressieger Jürgen Melzer (304) belegte Rang vier. Der Kärntner Morgenstern ist in der seit 1949 durchgeführten Wahl erst der dritte Mehr-

fach-Sieger aus dem Springer-Lager nach Armin Kogler (1979, 1981, 1982) und Andreas Goldberger (1993, 1996). Österreichs Sportlerin des Jahres 2011 ist Elisabeth Görgl. 

Am Podest in Kuusamo: Gregor Schlierenzauer, Andreas Kofler und Thomas Morgenstern! cooperativ 6/11

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Chronik

Volksbank Ost

Aus Tradition stark ... Teil zwei der Jubiläumsgeschichte der Volksbank Ost.

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ei der Generalversammlung im März startete der Themenschwerpunkt „90 Jahre Volksbank Ost“. In cooperativ 4/11 (S. 78-79) lesen Sie, wann und wie alles begonnen hat. Erinnern Sie sich an den Kernsatz, den Hans Uwe Köhler, die Nummer 1 der Sprache, der Volksbank Ost gewidmet hat: „Wirklich erfolgreich waren nur jene, die die Zeit richtig erkannt und sich vorausdenkend verhalten haben“. Als „special guest“ war der Verkaufstrainer bei der Generalversammlung im März als Christoph Columbus aufgetreten, hat zum „Aufbruch zu neuen Ufern“ aufgerufen und Kernsätze herausarbeitet, die Angst nehmen und Erfolg bringen sollten. Die Vorstände der Volksbank Ost, Anna-Maria Schmidt und Mag. Gottfried Schamschula, setzen auf die genossenschaftlichen Werte, die seit 90 Jahren Bestand haben und die ihre Genossenschaftsbank in die Zukunft führen. Zum Geburtstag, am 29. Juni,

haben sie Funktionäre, Mitglieder, Delegierte, Kunden und Mitarbeiter eingeladen und mit ihnen gemeinsam einen wunderbaren Sommerabend verbracht, „der einem Abend in Florenz oder Rom um nichts nachstand“, wie begeisterte Gäste urteilten. Als Genossenschaftsbank hat die Volksbank Ost viele Gesichter: Es sind die Gesichter der Kunden, der Funktionäre, der Mitglieder, der Delegierten und der Mitarbeiter. Die Idee der Veranstalter war: Das 90-Jahre-Jubiläum sollte das Geburtstagsfest jedes einzelnen Gastes sein. Diesem Gedanken folgend, hat die Geschäftsleitung der Volksbank Ost alle, die gekommen waren, mit „herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“ begrüßt.

Aus Tradition stark. In ihrer Festrede, „die keine war“, wie Direktor Anna-Maria Schmidt betonte, bedankte sie sich bei all jenen, die

Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Peter Hajek und der Vorstand der Volksbank Ost

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an der Erfolgsgeschichte der Volksbank Ost wesentlich beteiligt waren. „Bekanntlich kann man ein Unternehmen nur kennen, wenn man seine Geschichte kennt“, sagte sie, als Sie die jüngsten Nachkommen der Kunden zu sich auf die Bühne bat, deren Großeltern und Urgroßeltern schon Kunden der Volksbank Ost gewesen sind. Um die längsten durchgehenden Kundenbeziehungen aufzuspüren, haben Mitarbeiter in mühevoller Kleinarbeit die Protokollbücher der vergangenen 90 Jahre durchforstet und dabei Kurrentschrift lesen gelernt. „Es war oft schwierig zu entziffern“, lacht Schmidt, „aber es war sehr berührend zu sehen, dass wir Kunden in der fünften Generation dabei haben.“ Das Herz der Volksbank Ost sind „die Mütter, Großmütter, Väter und Großväter, oft schon Urgroßväter und Urgroßmütter der Familien, die seit der Gründung der Genossenschaftsbank dabei waren.“ 

Was ist ihre Vespa? Die Emotionalisierung des Spargedankens mit der Sopranistin Jasmin Reda.


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Volksbank Enns–St. Valentin

Jubiläum in Langenhart

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n der Weltspartagswoche begrüßte Direktor Michael Breitrainer Kunden und Freunde der Volksbank EnnsSt. Valentin zur Jubiläumsfeier der Filiale in Langenhart. Die im Jänner 1971 eröffnete Geschäftsstelle betreut mehr als 2500 Kunden, hat Kredite in der Höhe von 13 Mio. Euro vergeben, verwaltet 25 Mio. Euro Spareinlagen und besitzt ein Geschäftsvolumen von über 50 Mio. Euro. „Es bestehen 700 Versicherungen und 840 Bausparverträge“, sagte der Direktor in seiner Festrede. „Viele Ökonomen sagen und schreiben seit kurzem wieder, die Banken sollen sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, und Kerngeschäft ist das, was wir als Volksbank Enns-St. Valentin seit bestehen auch machen. Diesen Pfad haben wir nie verlassen.“ Wie die Geschäftszahlen zeigen, wird das Kapital zur Finanzierung regionaler Projekte in der Region aufgebracht. „Die Spareinlagen werden im Wesentlichen in der Region vergeben. Dadurch wird der regionale Geldkreislauf gestützt.“ Ebenso würden die Entscheidungen in der Region getroffen, Region, Kommunen, regionale Unternehmen und Vereine unterstützt. In Summe unterstützt die Volksbank alle Einrichtungen, von der Feuerwehr über das Rote Kreuz bis hin zu Kultur- und Sportveranstaltungen mit rund 50.000 Euro. „Erst am Samstag haben wir Musikinstrumente für junge angehende Musiker um 2.000 Euro angeschafft“, unterstreicht Breitrainer. Die Volksbank Enns-St. Valentin habe eine nachhaltig gute Ertragskraft und eine solide Eigenkapitalausstattung, weit über das gesetzliche Erfordernis hinaus. Unter den Festgästen begrüßte er insbesondere die ehemaligen Funktio-

näre der Volksbank, Kommerzialrat Hochreiter, Obermedizinalrat Himmelbauer, Kommerzialrat Leuchtenmüller und Micko und die Familien, die seit der ersten Stunde Kunden der Filiale waren. Er bedankte sich bei Anna Steininger, die er liebevoll als „Urgestein aus Langenhart“ bezeichnete, und die als erste Filialleiterin in Langenhart alleine die Geschäftstätigkeit der Volksbank in der Gemeinde aufgebaut hat. „Alle Belege wurden damals handschriftlich erstellt und nach Dienstschluss nach Valentin zum Buchen gebracht.“ Heute arbeiten in der Filiale vier Mitarbeiter der Volksbank. „Viele Kollegen gingen durch die harte Schule von Frau Steininger“, betonte Breitrainer

„und sie ist stolz darauf. Aus allen ist etwas geworden.“ Seit der Übersiedelung der Filiale in Langenhart vom Ortskern in die Werkstraße ist Ernst Beyrl Filialleiter. Er ist als Betriebsratsobmann Mitglied des Aufsichtsrates und „kritischer Geist“, wie der Direktor anmerkte. Für 30 Jahre Mitarbeit bedankte sich Breitrainer bei Annemarie Mayrhofer, die seit 30 Jahren Anlaufstelle für die Kunden in Langenhart ist und „ruhender Pol in diesen unruhigen Zeiten“. Das solide Fundament und die starke Verankerung der Volksbank Enns-St. Valentin ist für Direktor Breitrainer genug „uns auch in Zukunft Vertrauen zu schenken“. 

v.l. Dir. Michael Breitrainer, Anna Steininger, Annemarie Mayrhofer, Karin Rauchegger, Ernst Beyrl cooperativ 6/11

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Orientierung und Expertise

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Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner

Fotos: © Teresa E. Zötl - Die Presse

Dietmar Rößl, Vorstand des KMU-Instituts

WU-Vizerektorin Regina Prehofer

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as Institut für KMU-Management feiert 75 Jahre Forschung und Lehre. Zu den erfolgreichen Absolventen zählen Unterrichtsministerin Claudia Schmied ebenso wie der Unternehmer Wolfgang Porsche. Beim Festakt am 21. Oktober in der Wirtschaftsuniversität haben Festredner aus Politik, Wirtschaft und Forschung die Bedeutung der mittelständischen Unternehmen für die Wirtschaft unterstrichen. WU-Vizerektorin Regina Prehofer, die in Bank Austria und BAWAG mehr als 30 Jahre im Firmenkundengeschäft tätig war, sagte zur Begrüßung: „Das KMUInstitut hat in Lehre und Forschung viel hervorgebracht, vor allem Manager für die mittelständische Wirtschaft ausgebildet.“ Das Institut sei bei seiner Gründung ein „Novum“ gewesen. Das Ergebnis über die Jahre: „KMU haben sich professionalisiert, nicht zuletzt durch praxisnahe Forschung“. In Reinhold Mitterlehners Augen „war das Institut nie so wertvoll wie heute.“ Es biete Managern in einer Zeit der Veränderung „Orientierung und Expertise“. Mittlerweile habe es sich „bis auf EU-Ebene durchgesprochen, dass die KMU die Wirtschaft durch die Krise getragen haben.“ Das belege auch der EU-SME-Act, der besagt: „KMU haben die Krise besser bewältigt“. Vor allem hätten sie Mitarbeiter gehalten, statt abgebaut. Der Wirtschaftsminister betonte, dass es wichtig sei, die Klein- und Mittelunternehmen anzuregen zu expandieren und in neue Märkte vorzudringen. Zur Finanzierung propagierte er Venture Capital und andere Alternativen zur traditionellen Kreditfinanzierung, die bei den heimischen KMU stark überbetont sei. Vor dem Hintergrund seiner großbetrieblichen Berufserfahrung überra-

schend sagte Richard Schenz, ehemaliger Generaldirektor der OMV und Sohn eines Kleinunternehmers in seiner Festrede: „Mancher große Manager würde an der Führung eines KMU kläglich scheitern“. Als Vertreter der Wirtschaftskammer kritisierte er Fehlentscheidungen in der Verwaltung, die mittelständische Betriebe besonders treffen. Am Beispiel eines burgenländischen High-Tech-Unternehmens veranschaulichte er, wie der Betrieb „in der Warteschlange zur Finanzierung verdurstete“. Gerade in der Krise sei eine starke Eigenkapitalquote in den Betrieben wichtig. Der frühere Institutsvorstand, Professor Josef Mugler, gab einen Überblick über die bewegte Geschichte des Instituts, die in der Festschrift zum Jubiläum nachzulesen ist. Seit Herbst 2010 ist Professor Dietmar Rößl neuer Vorstand des KMU-Instituts. Dennoch wird auch in Zukunft dessen volle Aufmerksamkeit dem Forschungsinstitut für Kooperationen und Genossenschaften gelten, das er seit sechs Jahren erfolgreich leitet, da die Leitung des KMU-Instituts arbeitsteilig mit Professor Hermann Frank erfolgt. Die enge Zusammenarbeit des KMU-Instituts mit der Wirtschaft zeigt sich eben auch in der Etablierung von Forschungsinstituten, die durch Partner aus der Wirtschaft finanziert werden, wie eben das Forschungsinstitut für Kooperationen und Genossenschaften, jenes für Familienunternehmen und das heuer neu gegründete Forschungsinstitut für Freie Berufe. Der Institutsvorstand bedankte sich bei den Sponsoren der Jubiläumsveranstaltung und der Festschrift, der Erste Bank, Raiffeisen, Volksbank und der Wirtschaftskammer Österreich. 

Andrea Karner


Chronik

Stubai

Jubiläum im neuen Haus Mit der Eröffnung der neuen Räumlichkeiten feierten die Stubaier Werkzeugproduzenten ihr 115-Jahre-Jubiläum.

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u den Feierlichkeiten am 21. Oktober gaben sich namhafte Ehrengäste aus Industrie, Politik und Wirtschaft ein Stelldichein. Vorstand Ing. Johann Hörtnagl konnte u.a. den Wirtschaftsabgeordneten zum EU-Parlament Ing. Mag. Dr. Paul Rübig, NR Mag. Josef Lettenbichler, LR Patrizia Zoller-Frischauf, Wirtschaftskammerpräsident Dr. Jürgen Bodenseer, den Präsidenten der Tiroler Industriellenvereinigung Dr. Reinhard Schretter, BR Anneliese Junker, Bundesminister Dr. Karlheinz Töchterle sowie Bürgermeister Mag. Robert Denifl begrüßen. Die Glückwünsche des Österreichischen Genossenschaftsverbandes überbrachten Vizepräsident KR Ing. Wolfgang Maurer, Vorstandsobmann der BÄKO-Österreich, und Vorstandsdirektorin Mag. Margareta Steffel.

Nach einer Führung durch das Gebäude folgten die Festansprachen der Ehrengäste, die in ihren Worten die Stubai Werkzeugindustrie allesamt als Vorzeigeunternehmen lobten.

Zur Geschichte Bereits im 14. Jahrhundert existierten in Fulpmes Schmieden, die einfache Werkzeuge für die damaligen Anforderungen herstellten. 1897 schlossen sich engagierte Meister unter dem Namen „Werkgenossenschaft Fulpmes“ zusammen. Der Name wurde 1960 in Stubai Werkzeug-Industrie reg. Gen.m.b.H. umgeändert. Die Marke Stubai ist heute weltweit ein Begriff. (Mehr dazu S. 48) 

Ing. Johann Hörtnagl begrüßt als Hausherr die Festgäste.

Ausgezeichnet A

usgezeichnet sind nicht nur die Weine der Familie Schuckert in Poysdorf. Landeshauptmann Erwin Pröll hat am 27. Oktober den Winzer und ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden der Volksbank Weinviertel, Josef Schuckert, mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Landes ausgezeichnet. Beantragt hat die Ehrung für seine Verdienste in der Volksbank Weinviertel Landesrat Mag. Karl Wilfing, der ehemalige Bürgermeister von Poysdorf. Das Weingut Schuckert wird als Familienbetrieb geführt. Josef, Gertrude und „Jungwinzer“ Rainer Schuckert teilen sich die Arbeit zwischen Keller, Weingarten und Marketing. Als besondere Leidenschaft der Familie gilt der Grüne Veltliner. Ausgereizt werden alle Qualitätsbereiche, um die

Einzigartigkeit der Sorte und das große Schnitt und Ausdünnung, kontrollierte Potential des Gebietes zu repräsentie- Gärung, Barriqueausbau bei Weiß- und ren. Im Angebot stehen vom Qualitäts- Rotwein sind im Hause Schuckert zur wein bis zum Spätlesewein, Eiswein und Selbstverständlichkeit geworden. Strohwein, sogar im Barrique ausgebaut zeigt der Veltliner interessante Finessen. Auch beim Welschriesling sieht die Familie Schuckert recht positive Perspektiven für den Betrieb. Die hohe Qualität der Weine prägen ErMit Josef Schuckert (2.v.re.) freuen sich (v.li.) Dir. Johannes Fleischer, AR-Vortragsreduktion sitzender Josef Lehner, ÖGV-Revisionschef Mag. Bernd Spohn, LR Mag. Karl durch kurzen Wilfing, Gertrude Schuckert und Dir. Rudolf Riener. 

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Chronik

Brauerei Ried

Bronze Award für den Rieder Weißbier-Bock Braumeister Josef Niklas und Geschäftsführer Karl Zuser freuen sich über die Aus­zeichnung.

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aum waren die Lichter beim Oktoberfest erloschen, richten Bierkenner aus aller Welt ihren Blick auf den Münchner Vorort Gräfelfing. Seit acht Jahren lädt der Verband der Privaten Brauereien dort zu Europas

bedeutendstem Bier-Wettbewerb ein: dem European Beer Star. Heuer stellten sich 1.113 Biere aus 39 Ländern dem Wettbewerb. Bei der Blindverkostung durch eine 100-köpfige Jury aus Braumeistern, Bier-Sommeliers und

Josef Niklas und Karl Zuser (Mitte) übernehmen für die Brauerei Ried in Nürnberg die Auszeichnung.

Volksbank Vöcklamarkt-Mondsee

Ausgezeichnet

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irektor Franz Frischling (li.) hat Prokurist Hannes Buchmann (re.), der mit 1.11.2011 in den Ruhestand getreten ist, im Rahmen einer internen Feier am 18.11.2011 die „Ehrenmedaille in Gold am Bande“ überreicht. 

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Fachjournalisten aus 26 Ländern wurden Kriterien wie Farbe, Geruch, Schaum und natürlich Geschmack bewertet. In der Kategorie „Weizenbock hell“ konnte der Rieder Weißbier-Bock die fachkundige Jury überzeugen und wurde mit dem Bronze Award 2011 „South German-Style Weizenbock hell“ ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 10. November in Nürnberg statt, anlässlich der Brau 2011, der bedeutendsten Investitionsgütermesse der Getränkewirtschaft. Brauerei-Geschäftsführer Karl Zuser und Braumeister Josef Niklas nahmen die Auszeichnung persönlich entgegen. „Die Auszeichnung in diesem internationalen Teilnehmerfeld für unseren Weißbier-Bock ist eine weitere Bestätigung unserer Qualitätsstrategie: feinste Innviertler Braukunst“, betonte Niklas. 


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Brauerei Murau

Bester Nachhaltigkeitsbericht

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ie Brauerei Murau hat im Geschäftsjahr 2010 die Forderung nach ausgewogener und angemessener Darstellung ihrer Nachhaltigkeitsleistungen am besten erfüllt. Das hat die Kammer der Wirtschaftstreuhänder festgestellt und ihr am 11. November neuerlich den Austrian Sustainability Reporting Award (ASRA) verliehen, mit dem sie die Brauerei schon 2005 ausgezeichnet hat. Die Brauerei Murau hat den Preis nicht nur in der Kategorie Klein- und Mittelbetreibe gewonnen, sondern ihr Bericht ist der Beste aus allen 47 Einreichungen, darunter OMV, Oesterreichische Kontrollbank, Post und Rewe International.

Die Genossenschaftsbrauerei fühlt sich der Bioregion Murau und deren Energievision verpflichtet und stellt ihre Getränke nach rein ökologischen Grundsätzen her. Nach 10 Jahren gelebtem Umweltschutz ist sie auch als Klimabündnisbetrieb anerkannt. Die Bemühungen um den betrieblichen Umweltschutz wurden durch viele Auszeichnungen anerkannt, wie unter anderem durch den ÖKO-Audit Preis 1999 für die „Beste Ökoeffizienz“ oder durch den Umweltpreis der Österreichischen Industrie 2000 in der Kategorie „Nachhaltiges Wirtschaften“. 

v.l. Dr. Wolfram Tertschnig, Abteilungsleiter Nachhaltige Entwicklung und Umweltförderpolitik, Lebensministerium, Mag. Helmut Maukner, Präsident des Instituts Österreichischer Wirtschaftsprüfer, Geschäftsführer der Brauerei Murau Josef Rieberer, Umweltbeauftragter der Brauerei Murau Johann Tanner, Univ.-Doz. Mag. Dr. Christine Maria Jasch, Leiterin des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Wien

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Bestes Skihotel in der Steiermark

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as Clubhotel Aldiana Salzkammergut ist das „beste Skihotel der Steiermark“. Der Wintersport-Guide Austria hat dem Hotel und der Grimming Therme am 9. November in Kitzbühel 5 goldene Schneesterne verliehen, die für „Absolute Spitzenklasse in Einrichtung und Dienstleistung“ stehen. Die überragenden Qualitäten des Clubhotel Aldiana Salzkammergut für

Wintersportler wurden mit der Höchstpunktzahl - 61 von 61 Punkten - belohnt. Damit gehört das Clubhotel zu den österreichischen Testsiegern und ist in der Steiermark das einzige Hotel mit dieser Auszeichnung. Der Ski Guide Austria bewertet jährlich in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich die 300 wichtigsten und bekanntesten Hotels in

200 heimischen Skigebieten. Angebote, Einrichtungen und Dienstleistungen für den Wintergast werden unter die Lupe genommen. Mit der Grimming Therme und dem Clubhotel Adiana freut sich die Volksbank Steirisches Salzkammergut über die Auszeichnung. 

Oliver Hasenrath ist GM-Manager im Aldiana Salzkammergut

Das Clubhotel Aldiana Salzkammergut erhält 5 goldene Schneesterne vom Wintersport-Guide Austria.

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Heike Maul ist Marketing-Chefin im Aldiana Salzkammergut


Chronik

TÜV AUSTRIA zeichnet Service- und Beratungsqualität des fairen Credit aus Die Zertifizierung bestätigt ein hohes Maß an Kundenfreundlichkeit sowie eine objektive und nachvollziehbare Kreditentscheidung.

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rstmals hat der TÜV AUSTRIA die Service- und Beratungsqualität in einem Kreditinstitut mit einem Zertifikat versehen. Damit sorgt der faire Credit für eine Premiere in Österreich. Überreicht wurde das Zertifikat am 21.11.2011 an Dr. Christiane Decker in Nürnberg, dem Hauptsitz des Ratenkreditexperten. „Mit dem fairen Credit bieten wir ein verantwortungsvolles,

transparentes Produkt und – zusammen mit unseren Partnern den Volksbanken – eine kompetente und sichere Beratung. Unsere Kunden schätzen die Qualität, die wir bieten“, erklärt Dr. Christiane Decker, Vorstand der TeamBank. „Umso mehr freuen wir uns, dass dies nun auch von objektiver Seite bestätigt wurde.“ Im Rahmen eines umfassenden Audits wurden von September bis Novem-

ber die Service- und Beratungsqualität im Wiener Credit-Shop und in der Niederlassung in Wien sowie in der Volksbank Graz-Bruck e.Gen., der Volksbank Baden e.Gen. und der Volksbank Weinviertel e.Gen., die Kooperationspartner der TeamBank sind, geprüft. Das Augenmerk der TÜV AUSTRIA-Experten galt der fairen und objektiven Beratung, der Zuverlässigkeit beim Service, der Qualifikation der Mitarbeiter sowie der Kundenzufriedenheit. Darüber hinaus wurden Freundlichkeit, Verständlichkeit und Transparenz innerhalb der Kundenberatung untersucht. Beim fairen Credit selbst lag der Fokus auf den Merkmalen Flexibilität während der Laufzeit sowie Preis- und Kostentransparenz. In einem Abschlussaudit wurden zudem in der Nürnberger Zentrale die Produktion sowie das Kundenzufriedenheitsmanagement unter die Lupe genommen. 

Andreas Sedlmaier

Freuten sich über die erfolgreiche Zertifizierung der Service- und Beratungsqualität des fairen Credit (v.l.n.r.): Patrick Galler, Markus Helwich, Helmut Müller, Dr. Christiane Decker (Vorstandsmitglied TeamBank AG), Philipp Blomeyer, Ing. Mag. (FH) Hermann Peter Zeilinger (TÜV AUSTRIA), Christian Hack, Ing. Klaus Mlekus (TÜV AUSTRIA) und Andreas Sedlmaier (Niederlassungsleiter TeamBank Österreich). cooperativ 6/11

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Volksbank Ried

Neue Räumlichkeiten eröffnet

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it den Tagen der offenen Tür am 27. und 28. Oktober eröffnet die Volksbank Ried ihre neuen Räumlichkeiten und startete gleichzeitig die Weltsparwoche 2011! Nach der offiziellen Einweihung des neuen Veranstaltungssaales „Schulze-Delitzsch“ – nach dem Grundsteinleger des genossenschaftlichen Gedankens benannt – durch Bürgermeister Albert Ortig und der Segnung durch Stadtpfarrer Monsignore Prof. Mag. Hermann Demmelbauer lud die Volksbank zu Hausführungen durch die gesamten Räumlichkeiten der Bank ein, welche sich stolz zum Standort im Stadtzentrum bekannt hat. Das Angebot wurde von zahlreichen Gästen angenommen und sie wurden mit Jahrhundert-nudeligen-Leckereien verwöhnt, welche als Dankeschön für die Treue der letzten Jahre und das Interesse an der Volksbank Ried übergeben wurden. Zahlreiche Highlights begleiteten diese Tage: Die Volksbank Ried begrüßte am Donnerstag die SV Josko Ried Spieler Hinum und Reifeltshammer zur Autogrammstunde und in der Filiale in Aurolzmünster konnten die jungen und älteren Fans der Rieder Erfolgsmannschaft am Freitag noch Autogramme von dem Spieler Ziegl ergattern.

Die Enthüllung des Kunstwerkes der jüngsten Kunden – „100 Hunderter der Zukunft“ - war ein Stimmungserlebnis der Sonderklasse. Das Gesamtwerk wurde mit Unterstützung der Künstlerin Monika Krautgartner gestaltet und gemeinsam mit den Junior-Künstlern sowie dem Skiflieger Wolfgang Loitzl den Gästen präsentiert. Die stolzen Gesichter der Kinder und deren Familien, einen so besonderen Beitrag an der Gestaltung der neuen Räume geleistet zu haben, war vor allem für die Geschäftsleiter Dir. Mag. Dr. Christoph Jagereder und Dir. Josef Brunneder ausreichend Beweis für die ansprechende Jugendarbeit der Bank. Neben der süßen Überraschung bei der Enthüllung dürfen sich alle kreativen Köpfe noch über ein Puzzle dieses Kunstwerkes freuen, welches nach Produktion direkt ins Haus flattern wird. Das Finale der Eröffnung erreichte die Volksbank Ried und die mitfeiernde Filiale in Aurolzmünster schließlich am traditionellen Weltspartag dem 31. Oktober. Die Volksbank Ried ist stolz auf ihre regionalen Wurzeln - daher begrüßten die Teams auch heuer ihre zahlreichen Kunden in traditionell trachtigem Outfit! Zahlreiche Sparschweine

Stadtpfarrer Monsignore Prof. Mag. Hermann Demmelbauer segnet die neuen Räumlichkeiten.

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v.l. Dir. Josef Brunneder, Prof. DDr. Hans Hofinger, AR-Vorsitzender DI Paul Fischer, Dir. Mag. Dr. Christoph Jagereder

wurden wieder geleert, tolle Gespräche geführt und nudelige Schmankerl verkostet. Zauberer Magic Hermann und Zauberer Waltini begeisterten unsere kleinsten Gäste mit deren Zaubershows und den lustigen Luftballonfiguren. Die Geschäftsleiter bedanken sich – auch im Namen des gesamten Teams – sehr herzlich für das rege Interesse und den Besuch und freuen sich bereits jetzt darauf, den Bankgeschäften ihrer Kunden auch in den nächsten 100 Jahren Flügel zu verleihen! 

v.l. Dir. Josef Brunneder, Brigitte Jungwirt, Skiflieger Wolfgang Loitzl, Elisabeth Woitsche, Schreibende und Künstlerin Monika Krautgartner, Dir. Mag. Dr. Christoph Jagereder


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Volksbank Altheim-Braunau

Moderne Volksbank in Mauerkirchen Die Volksbank Mauerkirchen ist ein echtes Schmuckstück geworden. Davon überzeugten sich am 23. Oktober zahlreiche Besucher aus Mauerkirchen und Umgebung. Mit einem Tag der offenen Tür stellte die Volksbank Altheim-Braunau ihre neue Filiale vor.

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iele Kunden und Interessierte nützten die Gelegenheit, die neuen Räumlichkeiten aus der Nähe zu betrachten. Filialleiter Roman Eiblmayer und sein Team führten die Gäste unermüdlich durch das neue und moderne Gebäude. „Ein großes Dankeschön gilt allen Handwerkern, Architekten und Mitwirkenden für die geleistete Arbeit. „Das große Interesse am Neubau freut mich sehr“, so Roman Eiblmayer. Musikalisch umrahmt von der Marktmusikkapelle, wurde im Festzelt bei Oktoberfeststimmung gemütlich gefeiert. Die neue Volksbank Mauerkirchen wurde in fünfzehn Monaten völlig neu gebaut. Die Filiale ist zu einem echten Vorzeigeobjekt geworden. Während der Bauzeit war die Volksbank in einem Ausweichlokal gleich gegenüber vom alten Standort untergebracht. Im Auftritt wirkt der Neubau modern, zeitlos und offen. Die Volksbank will mit ihrer Filiale auch auf die wirtschaftliche Entwicklung und deren Bedeutung für Mauerkirchen hinweisen. „Mit der neuen Filiale möchten wir zeigen, dass wir auch zukünftig gemeinsam mit den Mauerkirchnern die finanzielle Zukunft gestalten wollen. Wir sind und bleiben vor Ort“, so Volksbank-Direktor Josef Gadringer. Ein Großteil der gesamten Bausumme wurde an einheimische und regional ansässige Firmen vergeben. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Bau termingerecht fertiggestellt und bezogen werden konnte. Auf einer Geschäftsfläche von über 100 Quadratmetern finden die Kunden der Volksbank Mauerkirchen nun modern ausgestattete Räumlichkeiten mit sämtlichen Annehmlichkeiten einer zukunftsorientierten Bank.

Wert auf Diskretion Bei der Erledigung von Bankgeschäften spielen Diskretion und eine ruhige, entspannte Atmosphäre eine ganz entscheidende Rolle. Daher gibt es in der neuen Volksbank zwei separate Beratungsräume. „Ich freue mich auf die ersten Beratungen im neuen Büro“, so Wertpapier-Experte Karl Wimmer. Klare Linien und Formen prägen das Bild im Schalterbereich. „Wir wollen unseren Kunden so viel Technik wie nötig und so viel persönliche Betreuung wie möglich bieten“, erwähnt Direktor Dr. Gerhard Möstl. Ein Bankomat im Eingangsbereich, Nachttresor, Münzzähler, Kontoauszugsdrucker und eine Überweisungsbox stehen den Kunden künftig zur Verfügung. Im Obergeschoß des Gebäudes befinden sich die ebenfalls völlig neu errichteten Räumlichkeiten der Notariatskanzlei von Mag. Elmar Obermayr. Auch beim Heizsystem für die neue Filiale zeigt sich die Volksbank innovativ. Das Gebäude wird mittels Grundwasserwärmepumpe und zwei Lüftungsanlagen beheizt. Dabei wird das Grundwasser aus einer Tiefe von 17 Metern entnommen. In den Sommermonaten wird das Grundwasser für die natürliche Kühlung verwendet.

berger. Diese Vorgabe hat das Linzer Architekturbüro ‚roomware consulting‘ bestens umgesetzt. In den neuen Räumlichkeiten dürfen die Kunden weiterhin mit professioneller Beratung rechnen. Von maßgeschneiderten Dienstleistungen über klassisches Sparen und Vorsorgen, bis hin zur Finanzierung von Wohneigentum werden sämtliche Bankdienstleistungen angeboten. Das bewährte Team mit Roman Eiblmayer, Stefanie Casata, Daniela Damberger und Karl Wimmer bemüht sich auch in Zukunft um das Wohl der Kunden. 

Das bewährte Team der Volksbank Mauerkirchen.

Vorgabe erfüllt „Wir wollten nicht nur nach Außen ein schönes Gebäude, sondern auch im Inneren. Um eine schöne und funktionale Bank zu bauen, brauchte es ein großes architektonisches Verständnis“, freuen sich die beiden Kundenberaterinnen Stefanie Casata und Daniela Dam-

Die neue Volksbank Mauerkirchen: modern und zukunftsorientiert. cooperativ 6/11

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Chronik

Volksbank Weinviertel

Dakapo im MZM G

leich im ersten Jahr, kurz nach der Eröffnung,traute sich die Volksbank Weinviertel ihre Mitgliederversammlung im Museumszentrum Mistelbach (MZM) abzuhalten. Die Veranstaltung damals war überaus erfolgreich und ein Highlight in der Geschichte der Volksbank Weinviertel. Grund genug um die KMU-Kunden zu einem Fit for Business Abend in den Kunsttempel einzuladen. Seit 5 Jahren veranstalten die Volksbanken Obersdorf-Wolkersdorf, Donau-Weinland und Weinviertel jährlich einen gemeinsamen Info-Abend. Dabei sind die Banken auf „Tournee“ durch das Weinviertel. Jeweils im Einzugsgebiet einer der Volksbanken - und das sehr erfolgreich. Am 12. September 2011 war es wieder so weit. Ab 16.30 Uhr trafen die ersten Gäste im Museumszentrum ein. Dank des wunderschönen, sonnigen Wetters konnte der Sektempfang auf der Piazza im Freien stattfinden. Um 17.00 Uhr begrüßte Dir. Riener die Kunden. War man bei der Planung von 100 KMUs ausgegangen, waren dann letztendlich mehr als 140 Besucher in der Hermann Nitsch Halle. Darunter auch viele Interessierte Volksbank-Kollegen. Besonders erfreut über das große Interesse zeigte sich der Mistelbacher Bürgermeister Direktor DI Dr. Alfred Pohl, wie er in seinen Grußworten auch zum Ausdruck brachte. Den ersten Part des Abends gestaltete Georg Boder. Unter dem Titel „Surfen auf der Zinswelle“ fasste er die aktuelle wirtschaftliche Situation zusammen. Auch wenn seine Inhalte teilweise nicht zum Lachen waren, dank seinem Wortwitz waren die Zuhörer dennoch gut unterhalten. 88

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Dir. Rudolf Peil, Peter F. Kinauer, DIr. Johannes Fleischer, DIr. Mag. Reinhard Diem, Dir. Heinz Brandstetter, Dir. Rudolf Riener, Georg Boder, Dir. Josef Stoiber, Dir. Christian Resch und Bgm. Dir. Univ.Prof. Dr. DI Pohl vor einem Nitsch Gemälde im MZM. (C) Franz Obendorfer

Nach kurzer Kaffeepause kam mit Peter F. Kinauer der Höhepunkt des Abends. Mit seinem Vortrag „Inspirationen“ regte er die Firmenchefs immer wieder zum Nachdenken an. Kinauer-like wurden das Thema „Motivation“ von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Auch wenn seine Aussagen völlig logisch klingen - manchmal ist es einfach notwendig, dass sie vorgesagt werden. Umso mehr wirken die Inhalte wenn sie auf powervolle und mitreißende Art gebracht werden. Wer den Motivationstrainer und Buchautor kennt, weiß, dass auch die Unterhaltung nicht zu kurz kam. Unter allen Gästen wurde abschließen ein iPad 2 verlost. Direktor Mag. Reinhard Diem freute sich, den Gewinn einer Kundin der Volksbank DonauWeinland überreichen zu dürfen.

Verwöhnt wurden die Gäste an diesem Abend von den Schülern der Landwirtschaftlichen Fachschule Mistelbach. Dir. Ing. Resch freute sich ganz besonders hier Schmankerl aus eigener Produktion auftischen zu können. Den interessierten Gästen wurde auch die Möglichkeit geboten, Führungen durch das MZM in Anspruch zu nehmen. So konnte die aktuelle Ausstellung „Hexenzauber“ besucht werden. Fix ist, es gibt auch Fit for Business 2012 im Weinviertel. Der nächste Stopp wird dann von der Volksbank Donau-Weinland organisiert. Wie toll diese Volksbank übergreifende Veranstaltungsreihe funktioniert, zeigt, dass auch schon weitere Banken ihr Interesse gezeigt haben und ab dem kommenden Jahr ihre Kunden dazu einladen wollen. 

Klaus-Peter Spanner


Chronik

Volksbank Altheim-Braunau

Wenn der erste Eindruck zählt „Der erste Eindruck. Profi-Tipps für mehr Erfolg.“ Unter diesem Motto lud die Volksbank Altheim-Braunau im Oktober zu einem interessanten Themenabend in den Kultursaal der Stadt Altheim.

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ir wollten einmal eine Veranstaltung vorwiegend für unsere weiblichen Kunden gestalten. So entwickelte sich die Idee, einen Impulsvortrag, interaktive Wissensinseln und eine Modenschau zu kombinieren“, so Marketingleiterin Helga Ortner. Mit Frau Mag. Monika Strahwald referierte eine der laut Wirtschaftsmagazin Gewinn „25 meist empfohlenen Soft-Skills-Seminar-Veranstalterinnen Österreichs“. Gleich zu Beginn hat Frau Strahwald mit duftenden Miniaturziegelsteinen, Begrüßungskärtchen und passender Musik alle fünf Sinne angesprochen. Das vorwiegend weibliche Publikum erfuhr in einem sehr interessanten und durchaus amüsanten Vortrag Grundlegendes zum Thema „Der erste Eindruck“. So seien etwa Können und Leistung wichtige

Voraussetzungen für den beruflichen und privaten Erfolg, jedoch ist auch ein überzeugendes Auftreten entscheidend. Schon bevor die ersten Worte mit seinem Gegenüber gesprochen sind, ist die ganz persönliche Visitenkarte bereits abgegeben. Monika Strahwald gab nützliche Tipps, wie die persönliche Ausstrahlung erhöht und wie man auf sich und seine Leistungen aufmerksam machen kann. Der Ansturm zu dieser Veranstaltung war überwältigend. Mit 200 Gästen war der Kultursaal bis auf den letzten Platz gefüllt. Als Rahmenprogramm luden Volksbank-Kundenberaterinnen zum Besuch von ‚interaktiven Wissensinseln‘. Hier durfte zu Fragen wie „Was gefällt mir an mir?“ oder „Wie wirken Farben?“ ausprobiert, geraten und geschätzt werden.

Ein Erfolgsteam: Mitarbeiter der Volksbank Altheim-Braunau

Den Abschluss bildete eine Modenschau vom Modehaus Mittermayr, welches natürlich auch Volksbank-Kunde ist. Als Models agierten unter anderem Mitarbeiter der Volksbank AltheimBraunau. Beim Buffet wurde noch viel über den ersten Eindruck diskutiert. Ein durch und durch erfolgreicher Abend, von dem die Besucher noch in den darauffolgenden Wochen begeistert schwärmten. Ein Musterbeispiel für gelebte Nachhaltigkeit und Regionalität: Das Buffet ist vom örtlichen Fachbetrieb, das Pils kommt von den heimischen Brauereien, die Modenschau vom regionalen Modehaus mit Kundinnen und VolksbankMitarbeiterinnen als Models, Make-Up und Frisur von den ansässigen Frisörgeschäften. Ein rundherum stimmiger Abend. 

Bei den Wissensinseln bekamen die Besucher viele nützliche Tipps. cooperativ 6/11

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Chronik

8. Volksbanken-Vertriebstag Wachstum in den Regionen - Vertrieb planen und gestalten.

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ereits zum achten Mal wurde der Volksbanken-Vertriebstag am 12. September 2011 im Österreichischen Genossenschaftsverband in Wien abgehalten. Im voll besetzten SchulzeDelitzsch-Saal informierten sich rund 100 Besucher der Volksbanken und Verbundpartner über relevante Trends im Vertrieb und Sektorschwerpunkte für das Firmen- und Privatkundengeschäft.

Isabella Moser, Volksbanken-Beratung

Erfolgreiche Umsetzungen im Sektor in der Vertriebsorganisation und Vertriebsunterstützung sichern qualitatives und quantitatives Wachstum in den Regionen. Gerade jetzt ist es ein guter Zeitpunkt, den Vertrieb zu planen und zu gestalten. In der Begrüßungsrede unterstrich Dr. Rainer Borns, ÖGV-Vorstand Markt, die Wichtigkeit der Marktarbeit gerade in Zeiten der Finanzkrise. Die Volksbank-Kunden erwarten bedarfsorientierte Beratung und eine kundenfreundliche Abwicklung ihrer Bankgeschäfte. Nur durch hohen Qualitätsanspruch kann das Kundenvertrauen wieder gestärkt werden. 90

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Zukunftssicherer Volksbanken-Vertrieb erfordert ein Meinungsbild zu Megatrends. Im ersten Beitrag stellte der Senior Manager der zeb/rolfes.schierenbeck.associates Jens-Uwe Holthaus die Trends der Zukunft im Privat- und Kommerzkundengeschäft vor. Für die Unternehmensplanung und -steuerung ist die Analyse entscheidungsrelevanter Daten unverzichtbar. Isabella Moser, ÖGV Volksbanken-Beratung, präsentierte die mittelfristige Marktentwicklung der konkurrenzrelevanten Sektoren und des Gesamtbankenmarktes in Österreich sowie die operative und strategische Planung der Volksbanken-Primärbanken. Als Steuerungsinstrument aber auch als Sektor-Benchmark für den Vertrieb ist die MarktententwicklungsKennzahl bei den Primärbanken akzeptiert. Niki Fellinger, ÖGV VolksbankenBeratung, informierte die Teilnehmer über die geplante Neuberechnung dieser Kennzahl. Der jährliche Vertriebstag dient auch der Kommunikation für die Strategieausschüsse Kommerzkunden, Anlage und Vorsorge und Wohnbau. Die

Die Teilnehmer beim Volksbanken-Vertriebstag

Geschäftsführer berichteten über die Erfolge und Schwerpunkte im vergangenen Jahr und welche strategischen Themen für die Zukunft geplant sind. Dir. Stephan Kaar stellte das in der Volksbank Vorarlberg geschaffene Markt-Service-Center und das Kunden-Service-Center vor. Ziel ist nicht nur eine Unterstützung für die Kundenbetreuer, sondern vor allem die Qualität der Kundenbeziehung zu erhöhen. Ein interessanter Beitrag der Veranstaltung stellte die Podiumsdiskussion über „Ganzheitliche Beratung mit dem Finanzservice“ dar. Manfred Kiss, ÖGV Volksbanken-Beratung, diskutierte mit Dir. Stephan Kaar, Prok. Robert Koch und Mag. Alois Seiringer über dieses Erfolgskonzept. Zur notwendigen Aufstockung und Sicherung des Eigenkapitals stellt die Vertriebsoffensive „Volksbank-Anteil“ ein wesentliches Potenzial dar. Niki Fellinger informiert über diesen Schwerpunkt, um nicht nur eine Differenzierung zum Mitbewerber zu schaffen, sondern vor allem die Kundenbindung zu festigen und zu erhöhen.


Chronik

Volksbank Schärding

Innviertler Advent

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ie Goldhaubengemeinschaft Unteres Innviertel ist ein wichtiger Kulturträger in der Region und prägt das Kultur- und Gemeinschaftsleben im Bezirk. Höhepunkt des Jahres ist der alle zwei Jahre stattfindende „Innviertler Advent“ im wunderschön restaurierten Schloß Sigharting. Am ersten und zweiten Adventwochenende erwarteten die Besucher viele volkskulturelle Veranstaltungen und ein Adventmarkt mit mehr als 100 Ausstellern aus der Region. Für das leibliche Wohl sorgten die Innviertler Schmankerl der Goldhaubenfrauen – darunter Blunzngröstl, Knödelteller, Bauernkrapfen, Kaffee und Mehlspeisen. Der Reinerlös dieser Großveranstaltung geht auch in diesem Jahr an die Aktion „Licht ins Dunkel“.

Dr. Rainer Borns

Wie das Image der Genossenschaft bei Kunden und Nichtkunden verankert ist, wurde in der Volksbank Baden mittels einer Umfrage eruiert. Mag. Regina Neumayr präsentierte die Ergebnisse und die daraus gewonnenen Erkenntnisse. Das Versicherungsgeschäft bildet einen wesentlichen Beitrag für den Provisionsertrag der Volksbanken. Dir. Erwin Pichler von der Victoria-Volksbanken VersicherungsAG stellte mit dem „Plus Punkt“ ein mögliches Model für eine verbesserte Zusammenarbeit vor. Der Volksbanken-Vertriebstag bot wieder eine Plattform zum Austausch aktueller Themen und führte auch zu regem Kommunikationsaustausch. Die Präsentationen können wie angekündigt in der Lotus-Notes-Datenbank „Fit für den Vertrieb – Volksbanken-Beratung ÖGV“ abgerufen werden. Ein herzliches Dankeschön an alle Referenten, die zum Gelingen der Veranstaltung einen wesentlichen Beitrag geleistet haben. 

Isabella Moser

Verantwortung für die Region Die Volksbank unterstützt immer gerne die vielen kulturellen und sozialen Aktivitäten der Goldhaubengruppe und stellt für den bevorstehenden Adventmarkt 3.000 exklusive Papiertragetaschen für den Adventmarktverkauf kostenlos zur Verfügung.

Anfang November überreichte Volksbank-Marketingleiter Gerhard Steibl den Goldhaubenfrauen symbolisch die erste, extra für den Adventmarkt gestaltete Papier-Tragetasche mit Golddruck auf dunkelblauer Farbe. Volksbank Marketingleiter Gerhard Steibl betont, dass die Volksbank und auch die Goldhaubenfrauen jeder für sich besondere Verantwortung in der Region tragen und im täglichen Leben auch umsetzen. Einerseits die regionale Volksbank, die verantwortungsbewusst mit dem Geld ihrer Kunden umgeht und damit den regionalen Geld- und Wirtschaftskreislauf sichert, und das partnerschaftliche Verhältnis zu den Kunden intensiv pflegt. Andererseits die Mitglieder der Goldhaubengemeinschaft Unteres Innviertel, die mit viel persönlichem Einsatz unbezahlbares kulturelles und soziales Engagement für die Region leistet Gemäß dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ unterstützt die Volksbank Schärding darüber hinaus vielfältige Wirtschafts-, Sport-, Kultur-, Schulund Vereinsaktivitäten sowie karitative Einrichtungen. 

Gerhard Steibl

v.l. Goldhauben-Bezirksobfrau Erni Schmiedleitner, VB-Marketingleiter Gerhard Steibl, Gerti Gruber, Johanna Schmidleitner cooperativ 6/11

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Chronik

Volksbank Tirol Innsbruck-Schwaz

Regionalbanken haben

Kreditklemme

Volksbank Salzburg

Zeitgespräch mit Wolfgang Clement

verhindert

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ürzlich fand unter dem Titel „Deutschland und Europa - quo vadis“ im Palais Kuenburg-Langenhof ein Zeitgespräch mit dem deutschen Bundesminister und Ministerpräsidenten a. D., DDr. h.c. Wolfgang Clement statt. Veranstalter war das Forschungsinstitut für politisch-historische Studien Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, die Volksbank Salzburg unterstützte als Sponsor. Die Universitäts-Professoren Mag. Dr. Christian Dirninger, Mag. Dr. Michael Gehler und Mag. Dr. Robert

Kriechbaumer diskutierten mit dem arrivierten Politiker. Wolfgang Clement wurde 1940 in Bochum geboren, diese Region hat seine gute Beziehung zur Industrie bis zum heutigen Tag geprägt. Über den Journalismus kam er zur Politik, von 2002 bis 2005 war er Deutschlands Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt - das Publikum erlebte einen facettenreichen und eloquenten Verfechter der europäischen Idee. 

ie Alexander Zeh von GfK Austria am 18. Oktober in Innsbruck an der Seite von Banken-Sprecher Schwaiger erklärte, sind die Tiroler mit ihren Hausbanken zufrieden. Laut einer aktuellen GfK-Studie haben 39 Prozent sehr großes und 33 Prozent großes Vertrauen in ihr Geldinstitut. „In die Branche haben aber nur mehr zehn Prozent großes Vertrauen. Da gibt es Verbesserungspotenzial“, sagte Zeh. Dr. Gerhard Schwaiger, Vorstand der Volksbank Tirol Innsbruck-Schwaz und Sprecher der Tiroler WK-Banken, ist überzeugt: „Die Regionalbanken haben in der Krise eine Kreditklemme verhindert“. Er sieht sich in seiner Meinung durch die aktuelle Umfrage bestätigt: „Auch wenn es schwer ist, dies medial zu transportieren: Die Regionalbanken waren in der Krise ein stabiler Faktor. Wir haben die Kreditklemme verhindert, weil wir die regionale Wirtschaft weiter mit frischem Kapital versorgt haben!“ Von der Politik ist er enttäuscht: „Im Zuge der Rettungsschirm-Debatte wird Kindesweglegung betrieben. Man vergisst, dass die Banken die Instrumente der Politik waren, um Staatsdefizite zu finanzieren!“ 

v.l. Univ.-Prof. Mag. Dr. Robert Kriechbaumer, Univ.-Prof. Mag. Dr. Christian Dirninger, Bundesminister und Ministerpräsidenten a. D., DDr. h.c. Wolfgang Clement, Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Gehler und Klaus-Peter Lovcik (Marketingleiter, Volksbank Salzburg).

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Chronik

Volksbank Salzburg

Neue Sparbuchhüllen

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b sofort wird das Sparbuch in der Volksbank Salzburg bunter und attraktiver verpackt! Für die individuelle und persönliche Gestaltung bietet die Bank ihren Kunden nun zehn unterschiedliche Designs auf Kartonhüllen, die die alten Plastikhüllen gänzlich ersetzen. Die Direktion Privatkunden und die Abteilung Marketing entwickelten Verpackungen, die vor allem Optik und Haptik des Produkts aufwerten. Ein weiterer Vorteil für die Kunden ist neben dem Hauptfaktor „Umweltschutz“ natürlich auch die Möglichkeit der Visualisierung von

Ansparzielen. Die Volksbank Salzburg kann ab sofort schnell und mit geringem Aufwand neue Hüllen produzieren und aktuelle Themen mit einem „Sonder-Sparbuch“ gezielt bewerben. Das Sortiment an Sparbuchurkunden bleibt klein, trotzdem kann eine optische Vielfalt geboten werden. Die zentrale Botschaft: „Ihr Geld bleibt in der Region“ wird auf der Rückseite jeder Sparbuchhülle kommuniziert. Das gibt dem Kunden Sicherheit und erklärt gleichzeitig das bewährte regionale Geschäftsmodell der Volksbank. 

Volksbank Wien

„Heiß am Eis“ mit Claudia Kristofics-Binder in Wien

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ach der wieder sehr erfolgreichen Veranstaltung „Heiß am Eis“ zum Auftakt der Eislaufsaison am 22. Oktober 2011 im Wiener Eislaufverein, bei der sich über 3.000 Besucher wieder die Eislaufschuhe anzogen, findet am 6. Jänner 2012 das zweite Eislauf-Event statt. Immer wieder mit dabei ist Lokalmatadorin Claudia Kristofics-Binder, die ehemalige Eiskunstlauf-Europameisterin, die mit ihrem Team wieder Jung und Junggeblieben einlädt, bei lustigen Übungen am Eis mitzumachen. Ihr Können am Eis werden die jungen Eiseleven bei den Showblöcken zeigen. Alle Volksbank Wien-Kunden haben freien Eintritt und können sich beim Gewinnspiel über tolle Preise freuen. 

Das schöne Wetter und das tolle Programm begeisterte die Kinder am Eis!

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Chronik

Volksbank Kärnten

Ein Multitalent als Kunstpreisträger Richard Klammer steht als der 6. Preisträger des Volksbank-Kunstpreises „Kunst.Volksbank.Kärnten“ fest.

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ie Volksbank GHB Kärnten AG hat sich 2006 dem Thema Kunstförderung angenommen und einen Kunstpreis ins Leben gerufen, der in Kärnten zu einem der attraktivsten Förderpreise zählt. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis „Kunst.Volksbank.Kärnten“ stellt einen Teil des Preises dar: Bildankauf, Ausrichtung einer Vernissage (29. Februar 2012), Pressearbeit und gemeinsame Umsetzung von Projekten wie ein Kunstdruck oder Gestaltung eines Sparbuches runden die Jahreskooperation ab. „Wir können eindeutig feststellen, dass die Preisträger durch unseren Kunstpreis verstärkt ins Interesse von Kunstkennern und -liebhabern, aber auch der breiten Öffentlichkeit rücken. Unser Ziel, nicht nur absolute künstlerische Qualität zu gewährleisten, sondern auch ein kulturelles und künstlerisches Vermächtnis an Kärnten zu binden, werden wir auch weiter fortsetzen“, zeichnet

Kunstpreis Kunst.Volksbank.Kärnten Der Kunstpreis Kunst.Volksbank.Kärnten wird seit 2006 in verschiedenen Kunstbereichen vergeben. Zur Teilnahme waren alle Kärntner Künstler eingeladen, die in den Bereichen Malerei, Zeichnung, Grafik und Wandobjekt arbeiten. Die Preisträger der letzten Jahre waren Ulrich Plieschnig, Claus Prokop, Gudrun Kampl, Caroline Heider und Alina Kunitsyna.

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Die Jury gratuliert dem Preisträger: v.l. Edith Kapeller, Dr. Gottfried Wulz, Richard Klammer, Dr. Helgard Springer und Mag. Ulli Sturm (Foto: Helge Bauer)

Volksbank-Vorstand Dr. Gottfried Wulz Gegenwart und Zukunft.

Preisträger 2012: Richard Klammer Verdient hat sich der 1964 in Obervellach geborene Maler und Musiker Richard Klammer gegen qualitativ ausgezeichnete Mitbewerber – insgesamt 45 – durchgesetzt. Seit dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, bei Markus Prachensky, hat der Künstler kontinuierlich an seiner künstlerischen Sprache gearbeitet, die in vielen unterschiedlichen Werkgruppen als vielfältiges, nie eintöniges, Oeuvre vorliegt. Seine Malerei ist dabei immer motivbezogen, wobei die Wahl der Motive sich in ständigem Wandel befindet. Nichts reizt er aus bis zur „egozentrischen Wiederholung“, immer findet er neue aktuelle malerische Positionen und Ansätze. Seit 2009 entsteht die umfangreiche Serie der Favelas, eine architektonisch gesellschaftskritische Momentaufnahme der weltweit wach-

senden Megacitys und ihrer Armutsviertel. In diesem Jahr geht er einen Schritt über die Leinwand hinaus und „baut“ seine Favelas auch dreidimensional als Wandobjekte aus. Was liegt als Multitalent (Maler, Musiker, Kurator, Videokünstler, Mitglied der Kunstsportgruppe Hochobir) näher als ein künstlerisches Video mit eigener Musik in der eigenen Malerei zu drehen und dabei nachweislich Sinn für Humor im Crossover zu beweisen. Was bedeutet für Richard Klammer der Volksbank-Kunstpreis: „Zweierlei! - Einerseits Anerkennung, die ich mit großer Freude entgegen nehme und andererseits steht, ob der großzügigen Dotation des Volksbank Kunstpreises, der Umsetzung neuer Projekte und Ideen zumindest finanziell nichts mehr im Wege. Ein denkbar angenehmer Zustand für einen Künstler! Vielen herzlichen Dank an die Jury und an die Volksbank Kärnten!“ (www.richardklammer.net) 

Alexandra Wachschütz


Chronik

Volksbank Weinviertel

Charity Party in der Operngasse Helfen müssen die, die helfen können. Und das sind wir! So stand es auf der Einladung zur Präsentation von „The Twelve Project“. Mehr als 200 Gäste sind dieser Einladung gefolgt und haben damit die Karlheinz BöhmStiftung „Menschen für Menschen“ unterstützt. Wie kam es dazu?

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genturchef Alexander Bernold fotografierte den Rapid-Torhüter Helge Payer. Nachdem die Bilder wirklich gut gelungen sind, kam bei einem gemeinsamen Mittagessen die Idee auf, die Bilder zu vermarkten. Uneigennützig sollte damit ein karitativer Zweck unterstützt werden. „Menschen für Menschen“ ist hier sicherlich ein Projekt, dass über jeden Zweifel erhaben ist. Und so ergab eines das andere. Immer mehr Promis stellten sich in den Dienst der guten Sache. Die Volksbank Weinviertel unterstützte die Kick-Off-Veranstaltung am 2. Juli im Museumszentrum Mistelbach. Dort wurde die Idee geboren, den fertigen Kalender in Wien zu präsentieren. Nachdem die Volksbank Wien in der Operngasse eine perfekte EventLocation hat, war es naheliegend hier den Kontakt herzustellen. Viel Überzeugungsarbeit war natürlich nicht notwendig um den Termin zu fixieren. Dir. Layr und Mag. (FH) Tanzler waren schnell davon überzeugt, dieses Projekt ebenfalls zu fördern. So kamen dann nach und nach Fotos von Nina Blum, Birgit Fenderl, Gerhald Fleischhacker, La Hong, Fabienne Nadarajah, Reinhard Nowak, Volker Piesczek, Céline Roscheck, Mat Schuh, Cathy Zimmermann und Prof. Thomas Schäfer-Elmayer zustande. Alle in außergewöhnliche, nicht alltägliche Szenerien verpackt.

nen nicht nur im Bankgeschäft top sind, zeigte Barbara Ronge (VB Wien). Sprang sie doch kurzerhand für ein ausgefallenes Model ein und machte am Catwalk eine hervorragende Figur. Direktor Layr (VB Wien) und Direktor Riener (VB Weinviertel) erzählten den Gästen, wie es zu dem Projekt kam. ÖGV-Vorstandsdirektorin Mag. Steffel brachte ihre Bewunderung für das Werk von Karl Heinz Böhm zum Ausdruck. Nächster Höhepunkt war der Auftritt von Starmania-Girl Niddl, die für rockige Stimmung sorgte. DJ Mili Sefic aus Chicago sorgte dann für die musikalische Gestaltung des Abends. Jedes der Bilder wurde auf Leinwand im Großformat ausgestellt. Handsigniert waren bzw. sind diese Bilder um 500 Euro zu kaufen. Eines davon hat Mag. Steffel für die Volksbanken erworben. Von der auf 500 Stück limitierten Kalenderauflage wurden 25 ebenfalls mit den Originalunterschriften der VIPs versehen. Bis auf Helge Payer, der leider

mit Grippe im Bett lag, waren auch alle anwesend. Während des Abends wurden Lose verkauft. Die Preise waren ein original signiertes Foto eines Promis bzw. ein Fotoshooting mit Alex Bernold. La Hong stellte ursprünglich eines seiner Kleider zur Verfügung. Er war aber von der Veranstaltung derart begeistert, dass er spontan auf 3 Kleider erhöhte. Bei tollem Catering, das dankenswerter Weise von der Volksbank Wien zur Verfügung gestellt wurde, fand der Abend seinen Ausklang. Besondere Gäste an diesem Abend, waren Gebhart Zuber (Telemark Marketing), Thomas Fischer und Anja Dschjedzik (TeamBank Österreich). Die Kalender sind bis auf weiteres in der Volksbank Weinviertel (Klaus Spanner) bzw. über office@brandits.at zu bestellen. 

Klaus-Peter Spanner

Weitere Infos zum dem Projekt gibt es auch noch unter www.thetwelveproject.at

Gala mit Modenschau Am 8. November um 19.30 Uhr war es dann soweit. Der bekannte Kabarettist und TV-Star Reinhard Nowak eröffnete die Gala. Erster Programmpunkt war eine Modenschau von La Hong. Dass unsere Volksbank Mitarbeiterin-

Dir. Rudolf Riener, ORF Lady Cathy Zimmermann, Kabarettist Reinhard Novak, Vst.Dir. Mag. Steffel, Dir. Mag. Wolfgang Layr genießen einen wunderbaren Abend in der Operngasse cooperativ 6/11

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Chronik

Volksbank Wien

Künstler und Kinder gemeinsam für die gute Sache Am 5. November 2011 fand die dritte seedingart Benefiz-Auktion statt, auch diesmal wieder im ZOOM Kindermuseum im Museumsquartier Wien. Der Erlös der Versteigerung von 40 Werken in Höhe von 50.000 Euro kommt dem Verein Limda zur Integration von Flüchtlingskindern zugute. ie Volksbank Wien unterstützt den Verein seedingart seit Beginn an. Das Kernprojekt ist eine jährliche große Auktion, in der jene Werke versteigert werden, die renommierte österreichische Künstler gemeinsam mit Kindern schaffen, wobei der Erlös einer karitativen Einrichtung zugute kommt, heuer dem Verein Limda. Den Ehrenschutz hat Margit Fischer übernommen, das Ehrenkomitee besteht unter anderem aus österreichischen Politikgrößen wie Bürgermeiser Dr. Michael Häupl. Österreichische Künst­ler, aber auch Schauspielerin Julia Stemberger mit Dir. Wolfgang Layr, Vorstandsdirektor der Volksbank Wien und Daniela Auer, OMV. Newcomer öffneten im Frühjahr 2011 ihre Ateliers für seedingart, um gemeinsam mit Kindern Werke für die abschließende Benefiz-Auktion zu schaffen. Diese Idee, die bildende Künstler und Kinder für eine gute Sache vereint und gleichzeitig Kindern einen direkten Zugang zu bildender Kunst ermöglicht, ist einzigartig in Österreich. Versteigert wurden die Gemeinschaftskunstwerke in bewährter Form von Sotheby‘s-Chefin Andrea Jungmann und Designexperte Christof Stein, Lichterloh KunsthandelsgesmbH, mit prominenter Unterstützung von Julia Stemberger, Sandra Pires u.v.m. Die jungen Künstler präsentierten ihre Werke bei der Auktion.

Foto: leadersnet/Szene1/Fellner

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IMPRESSUM cooperativ – Die Gewerbliche Genossenschaft 6/11 139. Jahrgang DVR 0048577 MEDIENINHABER (VERLEGER) Österreichischer Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch), Löwelstraße 14-16, Postfach 135, A-1013 Wien, Tel: 01 313 28, Fax: 01 313 28 450 HERAUSGEBER Österreichischer Genossenschaftsverband (Schulze- Delitzsch) CHEFREDAKTEURIN Andrea Karner REDAKTION Rainer Borns, Werner Eidherr, Hermann Fritzl, Renate Hinteregger, Hans Hofinger, Bernd Spohn, Friedrich Thalhammer, Margareta Steffel, Clemens Steindl, Peter Weiss, Anna Philipp LAYOUT DESIGN Elke Bauer LAYOUT UND SATZ Anna Philipp DRUCK Berger, Horn KONTAKT redaktion@oegv.volksbank.at Gezeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder. Gender-Hinweis: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit unserer Artikel verwenden wir die maskuline oder feminine Sprachform. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts.

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Hans Hofinger Schulze-Delitzsch Schriftenreihe Band 32

Benedikt als Menschenführer Die Regula Benedicti als Schule für Arbeit, Beruf und Alltag

Hans Hofinger Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm den Zuspruch Benedikt als des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn durch die Tat! So kehrst du durch die Mühe des Gehorsams zu dem zurück, den du durch die Trägheit des Ungehorsams verlassen hast. An dich also richte ich jetzt Menschenführer mein Wort, wer immer du bist, wenn du nur dem Eigenwillen widersagst, für Christus, den Herrn und wahren König, kämpfen willst und den starken und glänzenden Schild des Gehorsams ergreifst. Vor allem: wenn du etwas Gutes beginnst, bestürme ihn beharrlich im Gebet, er möge es vollenden. Die Regula Benedicti als Schule für Arbeit, Beruf und Alltag

OEGV_Buchr_Cover_RZ.indd 1

11.11.2009 10:00:16

Schulze-Delitzsch-Schriftenreihe Band 32 Wien 2009, A5, 256 Seiten, kartoniert Preis: € 24,- (inkl. 10 % MwSt.) (Sektorpreis: € 17,- ) ISBN 978-3-902131-14-0

Auf welchen Grundlagen funktioniert unsere Gesellschaft? Können Menschen ihren Reichtum tatsächlich genießen, wenn andere Menschen auf der Straße verhungern? Haben Führungskräfte allein den Prinzipien der freien Marktwirtschaft zu folgen? Entbindet Gewinnmaximierung jeglicher sozialer Verantwortung? Oder sind neben wirtschaftlichen Interessen soziale Dimensionen zu berücksichtigen? Diesen und anderen Fragen geht Hans Hofinger, Altkremsmünsterer und Bankmanager, in seinem Buch nach. Er hat den Band „Regula Benedicti – eine Botschaft für Führungskräfte“ überarbeitet und erweitert. Der alte Titel wird den neuen Inhalten nicht mehr gerecht. In der fünften Auflage betrachtet er den Heiligen Benedikt als Menschenführer, der in einer Zeit Orientierung bietet, in der die Gesellschaft neue Werte sucht. Als humanistische Lebensweisheit mit klaren Anweisungen für ein friedliches Zusammenleben in einer Gemeinschaft, eröffnet sie dem Leser die Renaissance einer vergessenen Moral. Benedikt will Menschen, die zuhören können, Einfühlungsvermögen besitzen, Toleranz und Mitgefühl. „Ich sehe die vielen Bücher, die bei euch erscheinen. Sie alle sagen etwas Wichtiges über das geistliche Leben. Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass sie nur Ideen über Spiritualität verbreiten, aber keinen spirituellen Weg eröffnen. Ich würde euch raten, wie wir es damals versucht haben, einfach christlich zu leben, eine klare Ordnung an den Tag zu bringen.“ (Anselm Grün, in seinem Brief des Heiligen Benedikt an die Christen um die Jahrhundertwende, 2000)

Bestellungen: Fax: (01) 313 28/DW 450, e-mail: alexandra_fischer@oegv.volksbank.at

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - (Bitte im Briefumschlag einsenden oder per Fax)

Ja, ich bestelle _____ Exemplar(e) der Schulze-Delitzsch-Schriftenreihe Band 32 Hans Hofinger: Benedikt als Menschenführer – Die Regula Benedicti als Schule für Arbeit, Beruf und Alltag

An den Österreichischen Genossenschaftsverband Frau Alexandra FISCHER Löwelstraße 14 A-1013 Wien

Vor- und Zuname Firma Abteilung Straße/Postfach PLZ/Ort


Time for Change

Einzelpreis EUR 7,-/ Jahresabo EUR 36,-

cooperativ

139. Jahrgang

Heft 6/2011

6/2011 Einzelpreis EUR 7,-/ Jahresabo EUR 36,-

Die Gewerbliche Genossenschaft

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