Book Review: You Can Count on Monsters

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Whisper | Szene

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as für eine lange und einmalige Karriere: Ende des Monats, nach 50 (!) Jahren in der Buchbranche und davon über 30 Jahren als Literaturagent, wird sich Reinhold G. Stecher in den Ruhestand zurückziehen. Der Gründer der AVA GmbH Autoren- und Verlagsagentur war 1979 der erste Deutsche, der professionell Bestsellerautoren wie Charlotte Link, Heinz G. Konsalik, Esther Vilar, Utta Danella, Marie Luise Fischer oder (u.v.a.) auch Leni Riefenstahl betreute. Als er Verlagsleiter bei Helmut Kindler war, hat er mir (das war 1966, gleich nach der Gründung von BuchMarkt) eine warme Mahlzeit spendiert. Er war der erste Verlagsmann, der uns ernst genommen hat, das hab ich nicht vergessen. Und seither habe ich den Weg meines Freundes mit seinen vielen Stationen (letzte vor der AVAGründung war die des persönlich Bevollmächtigten von Rolf Heyne) staunend begleitet. Der Rückzug ins Private wird für seine Klienten unmerklich vonstatten gehen: Seit 2001 schon besteht zwischen seiner AVA GmbH und Roman Hocke ein Synergieverbund mit gemeinsamen Organisations- und Verwaltungsstrukturen; Hocke vertritt in seiner AVA international GmbH bisher Autoren wie Michael Ende, Sabine Ebert, Sebastian Fitzek, Markus Heitz und Peter Prange und wird Stechers Autoren übernehmen.

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ast so lange kenne ich übrigens Axel Poldner, der ebenfalls in den achtziger Jahren in die Agentenszene gewechselt ist, seiner Gattung aber wenig Ehre eingebracht hat. An dieser Stelle habe ich gelegentlich (zuletzt in 10/2010) über seine Masche („Ich mache Ihr Buch ‚lektoratsreif’“) berichtet, hoffnungsfrohe Autoren mit Bearbeitungs-Vorschüssen abzuzocken. Die Zahl der Geschädigten ist mittlerweile so groß, dass die zuständige Staatsanwaltschaft bzw. der Petitionsausschuss die Klagen von Autoren, deren Anzeige gleich lautet, zusammengefasst hat. Poldner wird jetzt wohl der Prozess gemacht. Zwei Termine hat es wohl im Januar und Februar schon gegeben; wöchentlich werden neue Zeugen zu dem Prozess gehört; seine Ermittlungsakte soll auf mittlerweile zehn Bände mit je 1.000 Blatt angewachsen sein. Ein nächster Anhörungstermin ist am 2. März um 9.30 Uhr, Raum C 103, Wilsnacker Straße 4, 10559 Berlin.

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tichwort Berlin: Seit bekannt wurde, dass Bloomsbury-Gründer Nigel Newton mit Richard Charkin einen Mann in die Führungsspitze seines Hauses geholt hat, dessen Herz angeblich eher bei den Fachverlagen denn bei der Belletristik liege, fragt man sich in der Hauptstadt, wie lange sich Berlin-Verlegerin Dr. Elisabeth Ruge ebenfalls dem Diktat der

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Klatsch & Tratsch

Christian von Zittwitz cvz@buchmarkt.de

Londoner Zentrale beugen werde, die offensichtlich verlangt, dass die Verlagsgeschäfte künftig weltweit von London aus geführt werden sollen. Diese Strategie weckt Begehrlichkeiten: Es wird gemunkelt, Aufbau-Eigner Matthias Koch würde gern nach Eichborn auch den Berlin Verlag übernehmen und ihn aus dem Berliner Bloomsbury-Verbund herauskaufen. Wie das so ist beim Umgang mit Aktiengesellschaften, es gelten hier wie da scharfe Regeln, auch was den Info-Fluss angeht: Bei Redaktionsschluss dieser Zeilen war weder dazu noch zum aktuellen Stand in Sachen Eichborn Neues zu erfahren – außer, dass sich zwischen Eichborn-Hauptaktionär Fresenius und Aufbau-Inhaber Koch eine echte Männerfreundschaft entwickelt habe, die manche Erwartungen schürt.

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Wurzel des Lebens von Clémence Gandillot, das Sanssouci im Programm hat.

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er LSL-Deal von Haufe letzten Monat ist vertriebsstrategisch ein Coup. Denn in den nächsten drei bis fünf Jahren werden im Großkundensegment vor allem diejenigen Anbieter das Rennen machen, die voll integrierte IT-Lösungen bieten, d.h. E-ProcurementProzesse bedienen können. Im Gegensatz zu Schweitzer, Sack und Lehmanns hat LSL kein (kostenintensives) stationäres Filialnetz „am Bein“. Fragt sich, wieso eigentlich der BFD (Dieter Buchholz ist ja ehemaliger Haufe-Mann) Tschirners LSL nicht gekauft hat? Darüber kann nur spekuliert werden. Passte doch nicht? War der Mehrwert nicht groß genug oder der Kaufpreis zu hoch? In jedem Fall ist der Kauf auch ein Beleg für Bernd Zanettis fast prophetische Antwort aus einem der letzten „Sonntagsgespräche“ auf buchmarkt.de: „Fachverlage werden immer mehr zum kundenzentrierten Lösungsanbieter (...) Für die Verlage bedeutet das eine völlig andere Herangehensweise, sie werden zum Anbieter für ‚Arbeitsplatzlösungen’. Es findet eine starke Integration von Content und Software statt.“

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m 10. März soll der Presse in Frankfurt ein neues Corporate Design des Börsenvereins und seiner Wirtschaftstöchter Frankfurter Buchmesse und MVB vorgestellt werden – und auch die Idee, die dahinter steht. Die offizielle Premiere ist dann in Leipzig während der Buchmesse am 17. März um 13 Uhr in Halle 5, Stand C 500. Falls ich eingeladen werde: Da könnte ich, unsere Award-Verleihung ist erst einen Tag später.

er Trend für gut verkäufli300 Titel im Visier: che Mathebücher scheint Ludwig Könemann ist ein weltweiter zu sein. In den wieder da USA betreibt der ehemalige deutsche Springer-Mann ange hatten zumindest wir Klaus Peters seit Jahren einen von Ludwig Könemann kleinen Wissenschaftsverlag, in dem er vor nichts mehr gehört – Großkunden im Inallem Mathebücher verlegt (übrigens auch und Ausland wohl schon: Mit einem kleizahlreiche Titel für Computeranimationen, nen Team von fünf Leuten vermittelt er mit ohne die Filme wie Shrek und andere gar (s)einem ausgefeilten computergesteuerten nicht möglich wären). In diesem Herbst hat Konzept wieder einen (weltweiten) Umsatz er erstmals ein Mathebuch für Fünfjährige von um 25 Mio. Euro Umsatz mit rd. 70 mit dem fröhlichen Titel „You can count on Titeln. Und das Schwergewicht (er hat auch Monsters“ von dem jungen amerikanischen da sehr zugelegt) strotzt vor Ideen: Über Mathematiker Richard Evans Schwartz auf 200 weitere Produkte (auch Nonbooks) den Markt gebracht, mit unerwartetem Erfolg: sind in Planung. Er sagt: „Es gibt wieder Eine einzige Besprechung in der Weekend Edi- Titel im Modernen Antiquariat für Kunden tion des National Public Radio bewirkte am mit einem IQ von über 110 und höherem Montag 15.000 Bestellungen und katapultierte Einkommmen“. Er liefert aber weltweit dieses Buch auf den ersten Platz bei Amazon. nur ab einem Auftragswert von 100.000 com in allen Kategorien. Ich kenne in dieser Euro; „Normale“ Sortimenter können über Art nur das schöne Mathematik-Büchlein Die Kroemer-Online.de beziehen.

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BuchMarkt März 2011


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