crescendo 5/2013, Standard Ausgabe 09/10 2013

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50 Ausgabe 05/2013 September – Oktober 2013 www.crescendo.de 7,90 Euro (D/A)

Jahre Klassik

Daniel Grossmann

B47837 Jahrgang 16 / 05_2013

Mit Beihefter Class Ak tuell

22. und 23. September 2013 In München und dieses Jahr auch in Bayreuth: Daniel Grossmann dirigiert das traditionelle Jüdische Neujahrskonzert 5774 des Orchesters Jakobsplatz München



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50 Jahre Klassik – 15 Jahre crESCENDO

Robert Kittel, Chefredakteur

Liebe Leser, crescendo feiert in diesem Jahr den 15. Geburtstag und die Familie Hanuschik, Verleger des Magazins, feiert 50 Jahre Klassikzeitschriften. Denn bevor crescendo auf den Markt kam, verlegte Arnold Hanuschik, der Vater des heutigen crescendo-Herausgebers Winfried Hanuschik, die Zeitschrift Oper und Konzert. Das Abenteuer auf dem Markt der klassischen Musik begann im Sommer des Jahres 1963, einem Sommer, in dem so manches historische Ereignis in Erinnerung blieb: John F. Kennedy verkündete als amerikanischer Präsident, er sei ein Berliner, und wurde fünf Monate später – im gleichen Jahr – Opfer eines Attentats. Das ZDF nahm den Betrieb auf und das Fernsehen sendete die ersten Bilder in Farbe. Der Élysée-Vertrag begründete die deutsch-französische Freundschaft, dazu kam der Start der Bundesliga und die Geburt von Anne-Sophie Mutter. Sogar Martin Luther King hielt 1963 seine berühmteste Rede „I have a dream.“ Einen gemeinsamen Traum erfüllten sich im gleichen Jahr Verleger Arnold Hanuschik und Chefredakteur Professor Hans Huber mit der Gründung der Zeitschrift Oper und Konzert. Gerne hätten wir für diese Ausgabe mit ihnen gesprochen, doch leider sind beide bereits verstorben.

Also haben wir uns entschieden, ein Interview mit unserem Verleger und Herausgeber, Winfried Hanuschik, zu führen. Er gründete crescendo im Jahr 1998 als Nachfolger von Oper und Konzert. Er verbrachte während der Produktion viel Zeit im Archiv und entdeckte – voller Wehmut – die alten Ausgaben, Fotos und Dokumente, die vor allem eines beweisen: 15 Jahre crescendo waren zwar noch keine ewige, aber eine sehr dynamische und intensive Zeit. Eine der auffälligsten Beobachtungen ist: Das Magazin wurde im Gründungsjahr mit einem immensen Aufwand betrieben, da E-Mail und digitale Datenübertragung noch komplett in den Kinderschuhen steckten. Die Redakteure sandten ihre Rezensionen zu einem großen Teil per Post! Einige seiner Anekdoten aus 50 Jahren Klassikzeitschriften und 15 Jahren crescendo lesen Sie z u m D a s B u c h auf Seite 8. J u bi l äu m

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NAXOS Music Library Premium-Abonnenten testen eine neue Art, Musik zu hören:

reDaktion ben Der crescenDoDie 100 LiebLingsaL

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Für unsere Abonnenten und Käufer der crescendo Premium-Ausgabe haben wir zum Jubiläum auch ein Buch Li eb Li ng s produziert. Die Redaktion öffAL be n net darin ihre private Schatzk truhe und verrät ihre persön50 ja hr en k l a ssi lichen 100 Lieblings­alben aus 50 Jahren klassischer Musik. Wenn Sie Interesse haben, dieses Kompendium an Klassikperlen zu besitzen, müssen Sie nur ein kostenloses Probeabo unter www.crescendo. de/abo bestellen. Oder einfach eine E-Mail an abo@crescendo.de schreiben (Stichwort: Probeabo) oder unter der kostenlosen Rufnummer 0800 - 66 66 300 anrufen. -r eDa Der cr esce nDo

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1963 –2013 15 Jahre

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Vor 50 Jahren wurde die Musikkassette vorgestellt und vor 33 Jahren die Compact Disc (CD), auf der Musik digital gespeichert wurde. Inzwischen braucht man auch keinen physischen Datenträger mehr, sondern kann die Musik direkt hören, via MP3 und Internet. Auf diese spannende Reise nehmen wir unsere crescendo Premium-Abonnenten mit: sie bekommen (vorerst testweise) einen Zugang zur digitalen Naxos Music Library und können dort viele Alben, die wir in unserer Ausgabe und dem Jubiläumsbuch vorstellen, kostenlos anhören.

Foto Titel: Christine Schneider

Wenn auch Sie die Naxos Music Library testen möchten, holen Sie sich einfach ein kostenloses crescendo-Probeabo per Mail unter abo@crescendo.de, per Telefon unter der kostenlosen Rufnummer 0800-66 66 300 oder auf www.crescendo.de/abo.

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Viel Spaß beim Lesen! Herzlichst,

kittel@crescendo.de

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www.roeckl.com

P r o g r a m m

08 15 Jahre crescendo Der Herausgeber über 50 Jahre Klassikzeitschriften aus dem Hause Hanuschik.

14 Meine Religion ist meine Arbeit Im Interview sprachen wir mit Cecilia Bartoli über ihren elften ECHO und ihr neues Album.

22 Nach Wagner kommt Verdi Nach seinem Wagner-Album gratuliert Tenor Jonas Kaufmann nun Verdi zum Geburtstag – fulminant!

STandards

Künstler

hören & Sehen

03 ... Prolog Unser Chefredakteur stellt die Ausgabe vor. 06 ... Ouvertüre Vergleich: 50 Jahre Dinner for One, Porsche 911, Jugend musiziert 08 ... 15 Jahre crescendo Herausgeber Winfried Hanuschik erinnert sich 18..... Nachrufe Fritz Rau & Peter Minich 21 .... Impressum 30.... R ätsel des Alltags 50.... Die Letzte Seite Daniel Hope zum 75. Jubiläum des Lucerne Festival

12 .... Berliner Philharmoniker Unser Autor sprach mit Orchestervorstand Peter Riegelbauer über die Rattle-Nachfolge und den deutschen Klang. 14 .... Cecilia Bartoli Die Mezzosopranistin über Religion, Auszeichnungen und Agostino Steffani. 16..... Agi Buchbinder 50 Jahre an der Seite des Pianisten Rudolf Buchbinder.

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Exklusiv nur in crescendo Premium Unerhörtes Neuentdeckt In seiner neuen Kolumne hebt Christoph Schlüren echte Klassikschätze. Akustik Vinyl 2.0: Die Platte ist zurück!

Fotos: Uli Weber-DECCA; Gregor Hohenberg

Exklusiv nur in crescendo Premium Ensemble Mit unseren Autoren hinter den Kulisssen. Ein anruf bei... Helga Huber, ehemals Redaktionsmitglied von „Oper und Konzert“

Exklusiv nur in crescendo Premium ECHO Klassik 20 kuriose Fakten, die man über den ECHO Klassik wissen sollte.

19 .... DIE WICHTIGSTEN EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION 20 ... Attilas Auswahl Die wichtigsten Alben unseres Kolumnisten.

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JAROUSSKY FARINELLI MEETS

PORPORA ARIAS VENICE BAROQUE ORCHESTRA ANDREA MARCON

36 Bach am Bahnhof Mit Konzerten an Bahnhöfen will Alban Gerhardt für Klassik begeistern. Ein Reisebericht.

44 Ein Orchester im heute Das Orchester Jakobsplatz München feiert das Jüdische Neujahrsfest 5774.

gesellschaft

Lebensart

erleben

31 .... Klassik in Zahlen 32 ... 15 erste Male Fünfzehn Künstler, fünzehn erste Begegnungen mit klassischer Musik.

36.... Reise Unterwegs auf Bahnhofsmission mit dem Cellisten Alban Gerhardt. 38.... Reisenews Wohnen wie bei Freunden im Jagdschloss Falkenhof

40.... weiter auf Erfolgskurs Sonderveröffentlichung der BAYER Kultur. 44.... konzerte zum neuen Jahr Das Orchester Jakobsplatz München ist mit der jüdischen Tradition verwurzelt. 46.... Vorschau Die wichtigsten Termine bis Oktober.

Exklusiv nur in crescendo Premium Weinkolumne Dirigent John Axelrod über Brahms und Barolo.

Exklusiv nur in crescendo Premium Wir wollen nur helfen Die Folgen des Jahrhunderthochwassers für die Händel-Festspiele Halle.

im Konzert 08.10. Berlin 12.10. Frankfurt

14.10. Stuttgart 16.10. München

mit Cecilia Bartoli

Exklusiv für premium-Leser Das Buch zum Jubiläum: „Die 100 Lieblings-Alben der crescendoJ u bi l äu m Redaktion“ – exklusiv. Infos zum Abo Lie bLi ngs auf Seite 39. ALb en D a s

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Der crescenDo-reDaktion

Exklusiv nur in crescendo Premium Objektiv betrachtet Wie hat sich die Fotografie in den letzten 50 Jahren verändert? Ein Blick in die Fotografiegeschichte. Neue Allianzen Ein Essay von Christian Kellersmann. Wo bleibt DAS NEUE? Ein Essay von Klemens Hippel. In den Fängen des Feuilleton Ein Essay von Axel Brüggemann. Meilensteine Geschichtliche Ereignisse, die Musik schrieben.

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Deluxe Edition & download

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philippe-jaroussky.de

Marc Ribes licensed to Erato/Warner Classics

32 15 erste Male Fünfzehn Künstler verraten ihr Schlüsselerlebnis mit der Welt der Klassik.

Die 100 LiebLingsaLben

Fotos: Harald Hoffmann DG; Christine Schneider

Der Star und sein Meister


o u v e r t ü r e

„Same Procedure As Every Year?“ Kaum zu glauben, aber wahr: Vor genau 50 Jahren wurde die deutsch-französische Freundschaft mit dem ElyséeVertrag besiegelt, John F. Kennedy rief, er sei ein Berliner, in Lengede ereignete sich das Grubenwunder, die Bundesliga startete genauso wie das ZDF, James Bond löste seinen ersten Fall, Anne Sophie Mutter erblickte das Licht der Welt. Das ist aber noch nicht alles. Was sich sonst noch jährt, steht in unserer Tabelle:

Fernsehsendung

Sasha Waltz

Choreografin & Ballett-Tänzerin

Jugend musiziert Wettbewerb

Porsche 911 Auto

Wie feiern sie?

Kurios

Der 18-minütige englische Sketch des Komikers Freddie Frinton wurde am 8. März 1963 als Produktion des NDR erstmals ausgestrahlt.

Miss Sophie feiert jedes Jahr mit Butler James, vier imaginären Gästen und einem berühmt gewordenen Tigerfell.

„DfO“ ist die im deutschen Fernsehen am häufigsten wiederholte Sendung (231 mal!). Butler James stolpert elfmal über das Tigerfell.

Die Tänzerin, Choreografin und Opernregisseurin gilt als bedeutendste Erneuerin des Tanzes seit Pina Pausch. Trägt u.a. das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Sasha Waltz feiert ­neben ihrem eigenen 50. Geburtstag auch den 20. Geburtstag ihrer Berliner Tanzkompanie „Sasha Waltz & Guests“.

Der Wettbewerb für das vokale und instrumentale Musizieren der Jugend fand 1963 zum ersten Mal statt. 2.500 MusikerInnen nahmen teil. Der Neunelfer wurde 1963 zunächst als 901 vorgestellt, da Peugeot aber die Typbezeichnungen mit Null in der Mitte geschützt hatte, wurde er in 911 umbenannt.

Der Wettbewerb wurde mit einem großen Musikfest in Berlin gefeiert – mit vier Konzerten und Preisträgern aus fünf Jahrzehnten.

Porsche bringt zum fünzigjährigen Jubiläum des 911er ein Sondermodell des Autos heraus.

Sasha Waltz wurde am 8. März 1963 geboren – an dem Tag, an dem „Dinner for One“ das erste Mal ausgestrahlt wurde (s. o.).

Schönes Geschenk: Zum 50. Jubiläum gibt’s eine Sonderbriefmarke zu „Jugend musiziert“.

Dirigent Herbert von Karajan gehörte neben James Dean zu den bekanntesten 911er-Fans. Für Karajan wurde sogar ein eigenes Modell (der 911 Turbo RSR) angefertigt.

Zitate „Same procedure as every year, James.“ (Miss Sophie)

„Wenn man ein Stück anfängt, ist das, als ob man von einem Riesenfelsen runterspringt. Man denkt immer, man kann es eigentlich gar nicht.“ (2011, Berliner Zeitung) „Man kann es nicht umrechnen in Glücksmomente. Aber die gab es gewiss. Es müssen viele, viele Tausende gewesen sein!“ Bundespräsident Gauck zum Jubiläum von „JuMu“ „Ich fände es toll, wenn Porsche mich mit einem Entwurf beauftragen würde.“ Tenor und Porsche-Fan ­Vittorio Grigolo im crescendo-Interview 2011.

1. Hugh Masekela: „Grazing in the Grass“

Playlist Welche Werke hört Pianist Florian Uhlig auf seinem iPod? Und vor allem, warum? Uhligs neues Album rezensieren wir auf Seite 23.

Toller Track vom Jazz-Altmeister aus Südafrika! Läuft immer dann bei mir, wenn ich mich nach der Sonne Südafrikas sehne. 2. Johann Sebastian Bach: „Brandenburgische Konzerte“

Und zwar mit dem English Chamber Orchestra unter Benjamin Britten als Dirigent! Very British, durchaus exzentrisch, aber frisch und spannend. 3. Michael Jackson: „Man in the Mirror“

Mit der Musik bin ich groß geworden, und er ist für mich immer noch der absolute King of Pop. 4. Robert Schumann: „Dichterliebe“

In der Aufnahme mit Hermann Prey, dem ich sehr viele musikalische Einsichten durch unsere Zusammenarbeit verdanke. Ganz einfach gesungen, aber so berührend. 5. Colette: „Think You Want It“

House vom Feinsten: super Groove, mitreißende Harmonien und fabelhaft gemixt!

+++ Frauenquote 100 %: Unter dem Namen „The Womens’ Orchestra of Switzerland“ hat sich in der Schweiz ein Orchester gegründet, in dem nur Frauen mitspielen dürfen. Musikerinnen soll hier die Möglichkeit gegeben werden, außergewöhnliche Stücke an außergewöhnlichen Orten zu spielen. Der Clou: Gründer und Leiter des Frauenorchesters ist – ein Mann. +++ Bieter-Gefecht um den Klavierbauer „Steinway“ hat ein Ende: HedgefondsManager John Paulson bekam den Zuschlag, insgesamt 512 Millionen Dollar will er für das US-Unternehmen mit deutschen Wurzeln zahlen. Damit überbat er seinen Rivalen, den Finanzinvestor Kohlberg & Company, um rund 74 Millionen Dollar. An der Qualität der In­strumente werde sich nichts ändern, so Paulson.

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Fotos: Bundesgeschäftsstelle Jugend musiziert; Porsche AG; André Rival

Dinner for one

CV


AKTUELLE NEUHEITEN BEI SONY CLASSICAL

JONAS KAUFMANN DAS VERDI ALBUM Auf seinem ersten Verdi-Album präsentiert Jonas Kaufmann 13 Highlights aus Opern des italienischen Komponisten, 11 davon sind für den Tenor Premieren, die er extra für diese CD einstudierte. Mit Arien aus Aida, Rigoletto, Don Carlo, Il trovatore, Macbeth, Luisa Miller, La forza del destino, I masnadieri, Un ballo in maschera und Otello.

PLÁCIDO DOMINGO VERDI Plácido Domingo singt auf seiner neuen CD die schönsten Baritonarien von Giuseppe Verdi aus den Opern Macbeth, Rigoletto, Un ballo in maschera, La traviata, Simon Boccanegra, Ernani, Il trovatore, Don Carlo und La forza del destino.

SOL GABETTA IL PROGETTO VIVALDI 3

CHRISTIAN GERHAHER

MAHLER ORCHESTERLIEDER

Die neue CD mit der Cappella Gabetta und ihrem Bruder Andres Gabetta mit wunderschönen italienischen Cellokonzerten des Barock – von Antonio Vivaldi, aber auch von kaum bekannten Komponisten wie Platti und Zani. Das großartige Konzert von Chelleri ist sogar eine Weltersteinspielung. „...wärmende Innigkeit, schmelzender Ton und glühende Brillanz“ (SONO) www.solgabetta.de

Bariton Christian Gerhaher ist ab September 2013 „Artist in Residence“ bei den Berliner Philharmonikern. Auf seiner neuen CD singt er Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen, die Kindertotenlieder und die Rückert-Lieder, begleitet vom Orchestre Symphonique de Montreal unter Kent Nagano. www.gerhaher.de

IGOR LEVIT BEETHOVEN: SPÄTE KLAVIERSONATEN

DAVID HANSEN RIVALEN

Die mit Spannung erwartete Debüt-CD des Pianisten Igor Levit mit den 5 späten Klaviersonaten von Beethoven, op. 101, 106, 109-111. „Sein wunderbar abgerundeter, ausbalancierter, immer differenziert gestalteter Ton, sein Gespür für architektonische Dimensionen bei den anspruchsvollen Werken sind schlicht bestechend. […] So will man Beethoven hören.“ NDR Kultur www.igorlevit.com

Eine Sensation: sämtliche dieser von Countertenor David Hansen und der Academia Montis Regalis unter Alessandro De Marchi eingespielten Arien für Farinelli und seine Rivalen sind Weltersteinspielungen.

WWW.SONYMUSICCLASSICAL.DE


O U V E R T Ü R E

Auf einen Kaffee mit ...

Foto: Bob Coat

Winfried Hanuschik

Als Herausgeber von crescendo feierst Du 50 Jahre Klassikmagazine der Familie Hanuschik. Wie kam Deine Familie zur klassischen Musik? Anfang der 60er Jahre kam Professor Hans Huber, ein Münchner Operngänger seit frühester Jugend, auf meinen Vater zu und regte sich sehr engagiert über die oft miserable Qualität der Repertoirevorstellungen an der Bayerischen Staatsoper auf. Er sagte, dass man da doch was machen müsse. Das weckte die Opern- und Klassikleidenschaft meines Vaters, die die Familie seither begleitet. Mein Vater hatte damals einen Verlag und fand die Idee so spannend, daß daraus ein Magazin wurde: „Oper und Konzert - Kritische Stimmen“. Wie war Dein erstes Erlebnis im Verlag? Mein Vater nahm mich schon als kleines Kind an den Wochenenden oft mit zu Kunden und in den Verlag. Ein Verlag hatte damals ja noch – im Gegensatz zu heute – seine eigene Druckerei. Am liebsten hielt ich mich im „Drucksaal“ auf, dem Teil der Druckerei, in dem die großen Maschinen stehen und gleichmäßig stampfen und in einer atemberaubenden Geschwindigkeit Bogen für Bogen aufnehmen und auf der anderen Seite bedruckt wieder präzise gestapelt ablegen. Ich war gerade in die erste Klasse gekommen, als ich zum ersten Mal am „Heidelberger Tiegel“ selber drucken 8

durfte. Als ich vor einigen Wochen meine beiden Kinder durch eine Druckerei führte, und den Geruch frischer Druckfarbe in der Nase hatte, waren diese Kindheitserinnerungen wieder da, als wäre es gestern gewesen. Wie war dann Dein erstes Erlebnis mit der klassischen Musik? Schon als kleiner Steppke durfte ich regelmäßig mit in die Oper und ins Konzert. Ich erinnere mich an eine Probe, zu der ich tagsüber mitkommen durfte. Wir liefen über den Künstlereingang, durch seltsame Gänge, kahle Treppenhäuser und unzählige Türen und dann standen wir im Innenraum des Cuvilliés-Theaters in München. Wow, der prachtvolle Zuschauerraum mit den roten Polstersesseln, den mächtigen Lüstern und den goldenen RokokoOrnamenten beeindruckte mich enorm. Dann packte mich die Wucht des Orchesters und der Musik, die ich bisher nur vom Plattenspieler kannte. Es war wie eine Tür in eine andere Welt. Aus „Oper und Konzert“ wurde crescendo. Warum? Oper und Konzert war ein Titel für pure Klassik-Fans. „Solange es der Betrieb trägt, machen wir weiter“, sagte mein Vater, obwohl die Zeitschrift nicht einmal einen bescheidenen wirtschaftlichen Erfolg, dafür aber manchen Ärger, einbrachte. Als ich 1996, im Alter von 25 Jahren, mein eigenes Unternehmen gegründet hatte, www.crescendo.de

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umbauen mussten. konnte ich es mir nicht leisten, das Wie hast Du die Magazine am Anfang an die OpernHeft so weiterzuführen, obwohl häuser und Auslagestellen geliefert? mein Herzblut dranhing und ich Ich erinnere mich noch gut, wie ich gemeinsam mit meimich dem Erbe meines leider nem langjährigen Freund und Geschäftspartner Andreas schon 1981 verstorbenen Vaters Koschinsky im Sattelschlepper der Druckerei stand. Im verpflichtet fühlte. Etwas später Lichtkegel einer Taschenlampe beklebten wir die über entdeckte ich dann aber eine Sta900 Kartons mit den Adress- und Paketaufklebern, trutistik über das Freizeitverhalten gen jeden Empfänger in Versandlisten ein und hievten der Deutschen: Darin stand, dass die Pakete in den zur Abfahrt bereitstehenden Lastwajedes Jahr über 14 Millionen Mengen des Deutschen Paketdiensts – insgesamt über 9 Tonschen klassische Konzerte, Opern nen. Noch auf dem Heimweg tüftelten wir – erschöpft, oder Operetten besuchten. Das aber glücklich – ein Datenbanksystem aus, mit dem wir sind mehr Besucher als die von uns diese Plackerei zukünftig ersparen konnten. Spielen der Fussball-Bundesliga! Wer war der erste TitelIch dachte, da ist ein gigantisches star? Das erste große Potential für ein Magazin. Das war Interview? die Geburtsstunde von crescendo: Auf dem ersten Titel druckEin Magazin für die vielen Menschen, die sich ten wir einen verbogen dastean klassischer Musik erfreuen, und nicht nur die henden Mann im weißen Experten. Wir starteten mit einer Auflage von Frack mit wirrem Blick und 100.000 Exemplaren, die wir in den Konzertsägeballten Fäusten: Das war len, Opernhäusern und Plattenläden der RepubBo Skovhus in Konwitschnys lik verteilten. Das war 1998 und eine Revolution revolutionärer Inszenierung auf dem Magazinmarkt! des Wozzeck an der HamDas war bestimmt auch burgischen Staatsoper. Davon nicht einfach... stand allerdings auf der TitelNein. Als ich Arnt Cobbers seite: Nichts. Erst auf Seite 14 kennenlernte, den späteren brachten wir die zugehörige Rezension mit der Gründungschefredakteur schönen Überschrift „Der Mann im Frack heißt von crescendo, waren wir Wozzeck“. Wir wollten schon damals die Ersuns schnell einig, wie so ten sein: So läuteten wir das Richard-Straussein „Klassikmagazin für Jahr 1999 zu Ehren seines 50. Todestages bereits Alle“ gemacht sein müsste. Ende 1998 ein, leiteten über zu seiner langjähNur auf einen gemeinsarigen Wirkungsstätte, der Sächsischen Staatskamen Standort konnten pelle, die damals 450 wurde und führten das wir uns nicht einigen: Der erste große Interview schlüssigerweise mit Verlagssitz war München, deren Chefdirigent Giuseppe Sinopoli. Auf Arnt wollte unbedingt in die Frage „Und Sie bleiben weiterhin in Dresseiner Wahlheimat Berlin den?“ antwortete er: „Bis 2007 mindestens.“ bleiben. Und die für unseren kleiTragischerweise erlitt er 2001 während einer nen Verlag verfügbare KommuniAufführung in der Deutschen Oper Berlin kationstechnologie war damals: das einen Herzinfarkt, den er nicht überlebte. Fax. Mit Endlosrolle und ThermoDu hast am Anfang den Anzeigenverkauf papier. Die Autoren schickten ihre selbst übernommen. Die großen Labels Manuskripte schreibmaschinenhaben aber wahrscheinlich nicht auf Dich getippt per Post nach Berlin. Die gewartet ... Redaktion schickte uns dann DisNoch zu „Oper und Konzert“-Zeiten, Anfang ketten mit den Texten, dazu Dias der Neunziger, war die Deutsche Grammound Fotoabzüge. Daraus bastelten Familienalbum: Exemplar von Oper und Konzert phon die absolute Nr.1 im Klassikland. Das wir in München ein Layout und fax- aus den 60ern, Verleger Arnold Hanuschik mit ten die Ausdrucke zurück nach Ber- Frau auf Reisen, sein erster Schreibtisch und erste Gelb-Label dominierte Platten-Läden und heimische Wohnzimmer, sonnte sich in dielin. In stundenlangen Telefonaten Anzeigen aus der Automobilbranche. sem Erfolg und schwelgte in seiner Allmacht. gaben wir uns dann gegenseitig Kürzungen, Überschriften, Korrekturen und Anzeigenplatzierungen Überall sah ich deren Anzeigen, nur nicht bei uns. Das wollte durch. Hitzig wurde es immer dann, wenn nach dem Anzeigen- ich ändern. Also fuhr ich mit meinen 22 Jahren mit dem Auto schluss noch ein Auftrag reinkam: Als Verleger freute ich mich nach Hamburg – in dem ich auch übernachtete, weil die Jugendnatürlich über den Umsatz, aber die Redaktion und vor allem herberge ausgebucht war – und stellte mich vor. In einer Feuerdie Grafiker stöhnten, wenn sie das Heft noch ein weiteres Mal wehr-Uniform-Jacke, weil ich Anzug und Krawatte spießig fand. 9


ouvertüre

crescendo-Augenblicke: Herausgeber Winfried Hanuschik mit Kanzlerin Angela Merkel, seiner Frau Sonja in Bayreuth, mit Klaus Wowereit und Wolfgang Clement am crescendo-Stand, Gabriela Montero in der Redaktion, Tageszeitungsbericht „Münchner Köpfe“, eine legendäre crescendo-Modestrecke im Jahr 2007 mit Mitarbeitern als Models. Mit Redakteurin Anna Novák und Verlagsleiterin Petra Lettenmeier bei der Echo Klassik-Gala 2012.

liche Anekdoten von seinen prominenten Gästen. Nigel Kennedy „Oper und Konzert? Was soll das sein?“ fragten die Granden des sei mit dem Fahrrad direkt ins Hotelfoyer gefahren, zum Beispiel. deutschen Klassik-Geschäfts. Die Art und Weise, wie ich damals Also bat ich ihn, eine Kolumne für crescendo zu schreiben. Das war abblitzte, weckte meinen Ehrgeiz: Euch werd ich´s zeigen! wunderschön zu lesen. Die einzigen, die das eben nicht so lustig Also entstand der Name „crescendo“ auch ein wenig durch fanden, waren einige Künstler. Sie fühlten sich ständig beobachtet solche Erfahrungen? und wir nahmen die Kolumne wieder aus dem Heft. Klar! Es war genau diese Revoluzzer-Stimmung: Wir sind jung, Was war der bisher größte Eklat? wir sind neu, wir sind anders, wir sind die Zukunft – und wolAch, so einen richtigen Eklat gab es eigentlich nicht. Ich erinlen wachsen („crescere“ = lat. wachsen, Anm. der Red.)! Und nere mich aber noch an den bisher wahrscheinlich größten „Aufnatürlich – im musikalischen Sinne – „allmählich lauter werden“. reger“. Wir bauten gerade auf der „HIGH END“, Europas wichcrescendo war auch das erste Klassikmagazin mit CD zum Heft. tigster Hifi-Messe die crescendo-Lounge auf, als eine sehr kritiDie hieß damals „Schöner Hören“. sche Geschichte über Simon Rattle erschien – geschrieben von Welche Erinnerungen hast Du an die ersten Klassik-Messen? crescendo-Chefredakteur Axel Brüggemann. Sein „Rattle-BasAuf der MIDEM, der lange Zeit wichtigsten Musikmesse der hing“ löste einen gewaltigen Presse-Wirbel aus: Darf man Welt, war die legendäre „crescendo classic lounge“ tatsächden bislang unantastbaren Chefdirigenten der bislang lich DER internationale Treffpunkt der Plattenindustunantastbaren Berliner Philharmoniker öffentlich rie. Hier stellte unsere Mitarbeiterin Barbara Wunangreifen? Wir fanden: Ja, warum nicht? Der Text derlich den Film vor, den sie über das Leben „Die Art und bildete die logische Fortsetzung des von Prof. ihres Vater Fritz Wunderlich produziert hatte. Weise, wie ich daHuber gesäten Urgrunds des zivilen UngehorHier präsentierte Werner Dabringhaus seine Weltneuheit, das „2+2+2-System“, mit dem mals abblitzte, weckte sams. Natürlich straften uns wichtige Anzeigenkunden dafür ab, denen ein gefälligerer man Musik wirklich räumlich hören kann. meinen Ehrgeiz: Journalismus besser gefallen hätte. Und natürAuf der MIDEM schlossen sich 1998 auch die lich bestärkte uns das in unserem Kurs, so weiter wichtigsten kleinen Plattenfirmen zum VerEuch werd ich‘s zu machen. Relevanz ist eben das Gegenteil von band „CLASS“ zusammen und beschlossen, den zeigen!“ gemütlich. Darum brachten wir auch schon Angela „Majors“ mit dem eigenen Magazin „CLASS aktuMerkel im Walküren-Outfit auf der Titelseite. ell“, in dem sie ihre liebevollen, hochwertigen AufnahApropos Merkel: Auf einem Foto bist Du mit Angela Mermen vorstellten, die Stirn zu bieten. Seitdem liegt „CLASS kel, auf einem anderen mit Wolfgang Clement und Klaus Woweaktuell“ crescendo bei. Sie sind Partner der ersten Stunde und reit. Das sind keine typischen Klassikstars... wir freuen uns, diesen ambitionierten und leidenschaftlichen Die „Musikvermittlung“, neudeutsch: „Audience Development“, Machern eine Plattform bieten zu können, damit die vielen klasalso neuen Generationen die Möglichkeit zu bieten, sich für klassikinteressierten Menschen davon erfahren können. sische Musik zu begeistern, ist mir eine persönliche Mission. Es gab auch mal eine Kolumne eines Hoteldirektors. Wie kam Darum habe ich meinen langjährigen Mitarbeiter Hauke Gosau es dazu? bei seinem Projekt „Kinder-Musik-Menschen“ unterstützt, für Ich war oft im Münchner Hotel „Palace“, weil sich dort nicht nur das wir von Angela Merkel persönlich ausgezeichnet wurden. alle Klassikstars aufhielten, sondern eben auch die ganze Branche. „crescendo“ steht auch für „Klassik im 21. Jahrhundert“. Darum Uli Schirmer, der damalige Direktor des Hotels, erzählte so herr10

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besuchten der damalige Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und der regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit die crescendo-Klassik-Lounge. Haben auch mal ein paar klassische Künstler in der Redaktion vorbeigeschaut? Ja, Gabriela Montero zum Beispiel. Die Meisterin der Improvisation, besuchte uns an unserer Theke, hier im Verlag. Viele Künstler, Kunden und Mitarbeiter erlebten hier ihre erste Berührung mit der crescendo-Welt: unkompliziert, aber bedeutsam. Hier in der Hauptbahnhofgegend von München halten wir die Fahne der Kultur hoch. So hoch, dass sie jeder sehen kann und jeder hinkommt. Das ist crescendo. So wünsche ich mir übrigens auch Kultur im 21. Jahrhundert. Heute sieht crescendo deutlich anders aus als vor 15 Jahren. Glaubst Du, das konservative Klassikpublikum verträgt diese Veränderungen? Veränderung ist bei uns Konzept! Ja, Klassik mag konservativ erscheinen und ihre Darbietung ist es manchmal vielleicht auch. In Wirklichkeit ist Klassik aber wild, abenteuerlich und frisch: Beethoven war radikal, Mozart war frech, Schostakowitsch existentiell. Verrückt ist nur, dass bei dem Etikett „Klassik“ oft „ewig Gleiches“ erwartet wird. Stabilität, Verlässlichkeit. Wenigstens ein Fix-

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„Veränderung ist bei uns Konzept“: die Entwicklung von ­crescendo in den ­vergangenen 15 Jahren und eine ­Illustration aus der Serie ­„crescendo kids“.

punkt in dieser hyperaktiven Welt. Ja, dieser Wunsch ist legitim und nachvollziehbar. Ordnung im Chaos. Und nein: Das können und wollen wir nicht leisten: Klassische Musik ist kein nostalgischer Ort, sondern ein Ort der Gegenwart. Wo siehst Du Dich und crescendo in 15 Jahren? Die Klassik wird uns alle überleben. Das Große braucht uns nicht. Nur schade, dass viele Menschen gar nicht mehr die Chance bekommen haben, die klassische Musik für sich zu entdecken. crescendo wird immer Mittler bleiben, immer leidenschaftlicher Botschafter, in der festen Überzeugung, dass Musik Menschen verbindet und sie mitnimmt auf eine Reise ins Selbst. crescendo bleibt wach und frisch. Noch stärker als die Klassikwelt ist die Welt insgesamt im Wandel. Das finde ich unglaublich spannend und weckt meine Lust auf Neues: Ich bin selbst gespannt, wo mich diese Reise hinführt. Interview: Robert Kittel

KLASSIK 2013 N MAGAZI T SS E H E F DA S GR O ÄG E R R T IS E DE R PR E W S, I N T E RV I H I N T E RG

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DIE BERLINER PHILHARMONIKER BEKOMMEN 2013 DEN ECHO KLASSIK

Das Vorzeige-­ Orchester

Echo Spezial

nämlich unsere inhaltlichen Keine Frage, die Berliner PhilVorstellungen. Wie soll der harmoniker sind ein Mythos. zukünftige musikalische LeiSeit ihrer Gründung 1882 ter aussehen? Welche Erwarhaben sie im Zusammenspiel tungen haben wir an ihn und mit den bedeutendsten Dirian unsere Zusammenarbeit? genten und Solisten Maßstäbe Das wird sicher bis zum nächsin der Musikwelt gesetzt. Dieten Sommer dauern. ses Jahr stehen gleich zwei Können Sie vielversprechende Jubiläen an. Vor hundert JahKandidaten denn jetzt noch ren, nahmen die Berliner als schnell zum Gastdirigat erstes Orchester überhaupt Peter Riegelbauer einladen? eine ganze Sinfonie auf SchallDas wird kaum möglich sein. platte auf: Arthur Nikisch dirigierte Beethovens Fünfte. Und vor genau Die richtig guten Dirigenten sind ja so 50 Jahren bezog das Orchester seine aktu- nachgefragt, dass wir etwa drei Jahre im elle Heimspielstätte, die Philharmonie am Voraus planen müssen. Ich bedauere sehr, Potsdamer Platz. Nun sorgte Anfang des dass wir da nicht flexibler sein können! Und Jahres die Meldung für Aufregung, Chefdi- selbst wenn jemand erkranken und absagen rigent Sir Simon Rattle werde seinen 2018 sollte, wäre es schon ein großer Zufall, wenn auslaufenden Vertrag nicht verlängern. wir als Einspringer ausgerechnet jemanden Ein Nachfolger muss her! Alles gute Gründe, bekämen, den wir in dieser Hinsicht intersich mit dem Kontrabassisten Peter Riegel- essant finden. Im Umkehrschluss lässt sich bauer, der im Vorstand des Orchesters sitzt, sagen: Unter den Gastdirigenten der letzten und der nächsten Spielzeiten sind einige einmal ausführlich zu unterhalten. Herr Riegelbauer, sind Sie jetzt eigentlich potenzielle Kandidaten. Dabei haben Sie es mit einer demografisehr traurig? schen Ausnahmesituation zu tun: Viele Traurig? Worüber? Pultstars von heute wären in fünf Jahren Dass der lettische Dirigent Andris schlicht zu alt für das Amt. Es gibt eine Nelsons gerade beim Boston Symphony junge Generation, die ans Pult drängt, Orchestra unterschrieben hat ... Nein, wieso? Ist doch schön für ihn. Und für der aber vielleicht noch die Reife fehlt. Boston auch. (lacht) Sie spielen wohl darauf Und dazwischen klafft eine Lücke – bis an, dass er als unser möglicher neuer Chef- auf wenige Ausnahmen wie Thielemann, Chailly und Metzmacher, die aber alle ein dirigent gehandelt wird. sehr spezielles Profil pflegen. Zumindest munkelt man, sein Name stünde auf der Kandidatenliste ganz oben. Da haben Sie recht, das wird nicht einfach. Nun, er ist ein hochgeschätzter junger Diri- Es gibt sicher ein paar Junge, die wir noch gent. Wir werden sehen, ob das Orchester besser kennenlernen müssen. Vielleicht ihn wirklich in Betracht zieht. Es ist alles muss man unkonventionell denken. noch offen; bis 2018 ist ja noch viel Zeit. Mit dem Karajan-Schüler Thielemann Natürlich wird intern, in kleinen Gruppen, könnten Sie immerhin die leidige Debatte schon eifrig diskutiert. Aber in der Orches- um den „deutschen Klang“ beenden, der terversammlung geht es derzeit mehr um dem Orchester in der Ära Rattle angebFormales, um den Wahlmodus, um den lich verloren gegangen ist. Ach, die Klang-Debatte. Natürlich hat das zeitlichen Fahrplan. Orchester früher anders geklungen – aber Und, wie sieht er aus? Bis zum Herbst wollen wir uns über doch nicht besser oder schlechter! Sehen die Formalitäten verständigt haben. Sie, unter Karajan haben wir Beethoven mit Danach diskutieren wir das Wesentliche, zwölf Kontrabässen und verdoppelten Blä12

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September – Ok tober 2013

Fotos: Archiv Berliner Philharmoniker (3); Universal Music; Haenel / Berliner Philharmoniker; Bolk; Siegfried Lauterwasser / Archiv Berliner Philharmoniker; Stephan Rabold; Cordula Groth

Kontrabassist Peter Riegelbauer, Orchestervorstand der Berliner Philharmoniker, über die Rattle-Nachfolge, CD-Aufnahmen und den deutschen Klang


fremde

Wilhelm Furtwängler mit dem Orchester in der 1945 zerstörten Philharmonie, und das heutige Ensemble.

JubiläumS-Trouvaillen: Festkonzert zum 50. Jährigen Jubiläum der Philharmonie am 20. Oktober mit Werken u.a. von Berlioz und Rihm (Uraufführung) CD-Box »100 Jahre Berliner Phlilharmoniker & Deutsche Grammophon« mit 50 CDs. Aktuelle CD: Rachmaninow: »Die Glocken« mit Dirigent Sir Simon Rattle

Interview: Clemens Matuschek

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saison 2013/14

generalmusikdirektor gabriel feltz

alpensinfonie guy braunstein fabrice bollon

heimat

marco comin

murat coşkun

ferne geliebte martin helmchen joseph moog nosferatu openstage george pehlivanian herbert schuch

klänge

sitzkissenkonzerte stefan solyom muhai tang Photos: Jane D, Julia Kappus

sern gespielt. Ein fulminanter, rauschhafter Klang. Das entsprach dem Zeitgeist, die historische Aufführungspraxis war noch nicht so präsent. Abbado dagegen hat mehr Wert auf Transparenz gelegt – das war auch wunderbar. Und unter Simon Rattle ist das rhythmische Element mehr in den Fokus getreten. Andererseits gibt es, glaube ich, einen Grundklang, der unabhängig vom Chefdirigenten besteht, weil Spieltraditionen innerhalb der einzelnen Stimmgruppen über Generationen weitergegeben werden. Zur Tradition des Orchesters zählt ja auch eine rege Aufnahmetätigkeit, vor allem unter Karajan. Die Berliner Philharmoniker haben in 100 Jahren insgesamt 2.500 Aufnahmen eingespielt – Wieder-Auflagen nicht mitgezählt. 50 davon gibt es jetzt in einer großen Jubiläumsbox. Aber mal aus Musikersicht: Bedeutet der Perfektionsdruck dabei nicht einen riesigen Stress?

Ganz im Gegenteil! Im Konzert weiß ich ja: Ich habe nur einen einzigen Versuch. Das erzeugt natürlich großen Stress, vor allem für unsere Solo-Bläser. Im Studio dagegen kann man Stellen, die nicht geklappt haben, ja notfalls wiederholen. Es hängt allerdings von der Art der Aufnahme ab. Inwiefern? Nun, es gibt drei Formen. Beim echten LiveMitschnitt gilt natürlich, was auch für das Konzert gilt. Das machen wir aber nur selten – höchstens, wenn wir einen Rundfunkmitschnitt herausbringen, quasi als Tondokument seiner Zeit. Das Gegenteil davon ist die klassische Studioaufnahme, die sogenannte „Kaltsitzung“. Da geht es darum, eine exemplarische Interpretation eines Werkes in absoluter Perfektion vorzulegen. Das war die wesentliche, ja fast die ausschließliche Form der Karajan-Jahre. Die aber mangels Publikum und Live-Atmosphäre unter Umständen etwas zu kalt ausfallen kann. Es ist halt eine andere, eine eigene Kunstform. Aber wir praktizieren heute meistens eine Mischform: Wir schneiden ein Konzert mit, das wir zwei- oder dreimal in der Philharmonie spielen. Und falls unser Tontechniker nicht genug Material hat, um beispielsweise Störgeräusche des Publikums herauszuschneiden, oder falls eine Stelle nicht befriedigend geklappt hat, machen wir nachträglich noch eine Korrektursitzung und nehmen einzelne Abschnitte auf. So verbinden wir den Charme der Konzertatmosphäre mit der Perfektion des Studios. Wer entscheidet denn, ob Korrekturen notwendig sind? Tonmeister oder Dirigent? Beide. Da der eine direkt vorm Orchester steht und der andere hinterm Mischpult sitzt, haben sie unter Umständen ja ganz andere Höreindrücke. Natürlich müssen sich die beiden einig sein, wie der Klang sein soll. Ein interessanter Prozess, denn die heutigen Tonmeister sind hervorragend ausgebildet und bringen oft gute Impulse mit. Im Zweifelsfall spielen wir eine Stelle halt noch ein zweites Mal. Erkennen Sie eigentlich hinterher wieder, aus welchen Schnipseln der Tonmeister die Aufnahme zusammengemischt hat? Glauben Sie mir, die Technik ist so fortgeschritten, das kann kein Mensch heraushören. Auch ich nicht.

lilya zilberstein

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Echo Spezial

„Meine Religion ist meine Arbeit“

Frau Bartoli, Sie werden auch 2013 wieder mit einem ECHO Klassik ausgezeichnet … zum elften Mal! Ja! Für meine Aufnahme „Mission“ mit der Musik von Agostino Steffani, zu der Donna Leon ihren Roman „Himmlische Juwelen“ schrieb. Ich freue mich sehr, denn dieses Projekt lag mir sehr am Herzen. Steffanis Musik hat für mich transzendentale Elemente, Liebe, Hass, Tod, Leben, alles ist drin, alles ist unglaublich spannend. So spannend, dass Sie jetzt nachlegen mit einer zweiten Steffani-CD mit seinem „Stabat Mater“ und anderen geistlichen Werken. Steffanis „Stabat Mater“ war sein letztes Werk, er komponierte es kurz vor seinem Tod im Februar 1728. Damals lebte er total verarmt in Frankfurt, wo er auch starb ... … nach einem schillernden Leben als Diplomat, als Spion im Dienste des Vatikans, als missionierender Geistlicher, Abt und Bischof, als genialischer Komponist, der musikalisch sogar von Händel „beklaut“ wurde. Doch am Ende blieben nur zwei Kisten mit Dokumenten übrig, die der Vatikan bisher hortete. Ja. Für mich war es interessant, zu zeigen, dass er ein sehr wichtiger Komponist war. Ich wollte ihn erforschen und ihn der Öffentlichkeit präsentieren, denn immer nur wird das Stabat Mater von Pergolesi, von A. Scarlatti, von Caldara gesungen … Kamen Sie überhaupt an die Kisten heran? Das mussten wir ja nicht. Wir hatten andere Quellen, wie etwa das Fitzwilliams-Manuskript, das in Cambridge liegt. Ich frage, weil man ja weiß, dass ein anderes Konzert mit Ihnen im Vatikan an dem Umstand scheiterte, dass Sie sich weigerten, öffentlich eine Position zum Thema Abtreibung zu beziehen … Ja, das war schon seltsam. Eine Meinung dazu ist doch etwas absolut Privates. Ich glaube aber, der neue Papst ist da etwas toleranter. Etwas optimistischer und etwas kreativer. Und wenn schon nicht der Vatikan meine Aufnahme braucht, so doch der Musikmarkt: der braucht Steffanis Kirchenmusik unbedingt. Sind Sie gläubig? Sagen wir es so: Wenn ich die Musik Mozarts, Bachs oder Monteverdis oder Steffanis höre, dann werde ich gläubig. Meine Religion ist meine Arbeit. Was haben Ihre Eltern falsch gemacht? Schließlich wuchsen Sie in Rom auf, in der Nähe des Vatikans. (Lacht) Ja, und ich konnte in manches Fenster hineinblicken. In 14

Rom gibt es mehr Kirchen als Häuser. Und dann können Sie sich vorstellen, welche Haltung man dem gegenüber einnimmt. Andererseits: Mich beeindruckt der Vatikan. Es ist die strengste politische Ordnung, die ich kenne. Schauen Sie: Wir haben in Italien so viele Parteien, so viele politische Konflikte, so viele Umbrüche. Aber der Vatikan hat schon Jahrhunderte überlebt. Das ist wirklich erstaunlich. … und gibt richtig viel Opernstoff her! Und was für welchen! Zurück zum Stabat Mater: weshalb hat dieses anonyme mittelalterliche Gedicht, das die Leiden der Muttergottes um ihren gekreuzigten Sohn besingt, so viele Komponisten inspiriert? Von Josquin Desprez und Palestrina über Vivaldi bis hin zu Wolfgang Rihm. Es ist vielleicht der Schmerz; das Leiden der Maria, das die Komponisten so angezogen und emotional sehr bewegt hat. Stabat mater dolorosa steht ja (lateinisch) für „Es stand die Mutter schmerzerfüllt“. Was gibt es Schöneres, als Musik zu einem Text zu erschaffen, der bereits schon beim Lesen berührt? Steffanis Vertonung entstand 1727, im gleichen Jahr wie Vivaldis Stabat Mater und vier Jahre nach Scarlattis sowie neun Jahre vor dem berühmten Stabat Mater von Pergolesi. Ist das ein Zufall? 1727 war ja das Stabat Mater wieder im Gottesdienst eingesetzt worden. Aus welchem Grunde man es im 16. Jahrhundert über zwei Jahrhunderte aus der Liturgie verbannt hatte, weiß ich allerdings nicht. Musikstilistisch gibt es natürlich große Unterschiede zwischen den Werken. Steffani bezeichnete sein Stabat Mater als sein Meisterwerk. Ja, das ist es auch. Steffani gibt dem Chor einen ganz großen Raum und integriert die Stimmen. Es ist ein polyphon strukturiertes, großartiges Werk. Steffani ist da ganz anders als Pergolesi, der das Gedicht fast opernhaft vertonte, mit Arien und so weiter. Auf der CD präsentieren wir noch andere geistliche Werke Steffanis. Welche? Die Kantate für Sopran solo „Non plus me ligate“, die fröhlicher ist, eine andere Stimmung hat als das Stabat Mater. Dazu zwei vierstimmige Chöre, „Beatus vir“ und „Triduanas a Domino“, die Steffani wohl für den Cäcilientag am 22. November komponierte; sowie das geistliche Konzert „Laudate pueri“ und das fünfstimmige „Sperate in Deo“. Alle Werke präsentieren wir erstmals auf www.crescendo.de

September – Ok tober 2013

Foto: Uli Weber / DG

Cecilia Bartoli bekommt zum elften Mal einen Echo Klassik. Ein Gespräch über ihre Karriere, die Kirche und die Wichtigkeit solcher Auszeichnungen.


CD, als Premiere. Fabelhafte junge Sänger wie Nuria Rial, Franco Fagioli oder Julian Prégardien und andere sind auch dabei. Steffani war sehr jung, als er diese Musik komponierte, zwischen 1667 und 1688, als er am katholischen Hof in München angestellt war. Später wurde er in den protestantischen Norden Deutschlands geschickt, um die Menschen dort zum katholischen Glauben zu bekehren. Ob es der Vatikan war, der ihn schickte, wissen wir allerdings nicht. Zurück zu Ihrem ECHO Klassik. Was bedeuten Ihnen eigentlich Auszeichnungen? Sie bedeuten eine Anerkennung meiner Arbeit, die nicht nur mich sehr erfüllt, sondern auch die Menschen, die in meine Konzerte kommen und meine CDs kaufen. Diese Arbeit ist für meine Seele so wichtig. Wenn ich Menschen mit meiner Musik berühre, dann fühle ich mich erfüllt. Es gibt mir Kraft weiterzumachen, Neues zu erforschen. Man sieht den Tag anders, wenn man sich einem neuen Komponisten widmet, einem neuen Werk. Wissen Sie überhaupt, wie viele Preise Sie gewonnen haben und wo Sie die aufbewahren? (Lachen) Oh, die sind überall in meiner Wohnung verteilt. Ich glaube, ich würde sie nicht auf Anhieb finden. Denn ich habe sie nicht in einer Vitrine geordnet, kann sie also nicht den ganzen Tag anschauen und bewundern. Also brauche ich sie auch nicht abzustauben. Und manche Trophäe ist auch ganz schön schwer. 1994 bekamen Sie Ihren ersten Echo-Klassik für eine CD mit Liedern von Beethoven, Schubert, Mozart. Was ist seitdem passiert? Seitdem hat sich natürlich sehr viel geändert: der Übergang von der Vinylplatte auf die CD Mitte der Achtzigerjahre etwa, der sehr viele CDs hervorgebracht hat – nicht immer von höchster Qualität. Heute haben wir geradezu eine Überdosis an CDs.

Erhältlich als Doppel-CD

Sie aber haben es immer geschafft, sich neu zu „erfinden“, gehören zu den wenigen Stars, die nicht bequem das immergleiche Repertoire bedienen, sondern auch nach zwanzig Jahren Aufmerksamkeit mit Ihren Aufnahmen erringen. Ich war stets auf der Suche… Und bin es immer noch ... Ihr Repertoire reicht von Händel, Vivaldi über Rossini bis hin zu Bellini, von Pergolesi, Puccini, Donizetti bis hin zu Halévy; Mozart, Gluck, Haydn miteingeschlossen. Das unterschiedliche Repertoire belebt meinen Geist, das feuert mich an. Aktuell habe ich eine musikalische Vision für Bellinis „Norma“ entwickelt, versuche sie aus dem Kontext ihrer Zeit um 1831 zu verstehen – mit den Instrumenten der Zeit, der anderen Vokalität. Es ist ein Unterschied, ob die Einleitung zu Normas berühmter Cavatine „Casta diva“ mit einer Holztraversflöte gespielt wird oder einem modernen Instrument aus Metall und ob ich das Ganze wie ein Gebet im Piano, Pianissimo angehe oder als Show vor einem Riesenraum mit viertausend Menschen. Woher bezieht ein Musiker die wahre Anerkennung? Ist Applaus ein Parameter? Ja und nein. Viel Applaus kann man manchmal sehr schnell bekommen, da reicht eine gute Show, eine Lieblingsarie des Publikums. Am schönsten ist die Stille, wenn man buchstäblich die Stecknadel auf den Boden fallen hört in einem Raum mit zweitausend Menschen. Dann habe ich das Gefühl, ich bin mit meinem Gesang in die Seele der Menschen gedrungen. Max Reger sagte einmal: „Je mehr sie mir Titel anhängen, desto mehr wächst mein schlichter Name. Es wird nichts bleiben als: Max Reger“ ... Ja, das sagt ein Komponist. Und was soll ein Künstler sagen? Ich kann nur sagen: Hoffentlich schreiben sie am Ende meines Lebens meinen Namen noch richtig. Interview: Teresa Pieschacón Raphael

Symphonien 4 & 8 in den Urfassungen Erhältlich als 4-CD-Box sowie als Pure Audio Blu-ray Disc (mit hochauflösendem Stereo- und Surround-Klang)

Kent Nagano Bayerisches Staatsorchester Anton Bruckner Symphonien IV VII VIII Infos, Newsletter und Hörproben unter www.farao-classics.de T +49 89 14330080


k ü n s t l e r

„Ich habe ihn immer bewundert“ Niemand kennt ihn besser: Rudolf Buchbinders Ehefrau Agi über ihre eigene Karriere, Rudis Sammelwut und die Herrlichkeit, verreisen zu dürfen. Sie und Ihr Mann haben sich sehr jung kennengelernt, früh geheiratet und sind jetzt seit fast 50 Jahren ein Ehepaar. Ja, das ist schon ein Wunder! Und eine Gnade. Wir kennen uns seit Rudis 11. und meinem 14. Lebensjahr, weil wir beide in Wien an der Akademie Klavier studierten und Nebenfächer zusammen hatten. Am Anfang war das für mich nur eine Kinderei und Sympathie füreinander. Er hat mir allerdings schon als Jugendlicher rührende Briefe von seinen ersten Konzertreisen geschrieben. Ich habe sie sogar noch. Als Adresse stand darauf: „An Frau Agnes Rado-Buchbinder“. Und innen: „Lass mir meine Schwiegereltern schön grüßen!“ Danach hatten wir allerdings ein paar Jahre kaum Kontakt, bis wir uns wiedertrafen, es ernst zwischen uns wurde und wir heiraten wollten, was meine Eltern mit einer gewissen Skepsis sahen. Warum? Weil Rudi als Musiker wenig verdiente und wir außer Liebe und Verständnis füreinander nichts hatten. Zum Glück ließ sein Erfolg nicht lange auf sich warten, an dem Sie wohl nicht ganz unbeteiligt waren. Nach unserer Hochzeit sah ich, was er konnte, und ich war vielleicht ein bisschen die treibende Kraft, zu sagen: Spring ins kalte Wasser und versuch dich als Solist. Wenn er nur Kammermusik gemacht hätte, wäre seine Entwicklung nicht so weitergegangen, wie es bei seiner Begabung hätte sein können. Warum haben Sie an ihn geglaubt? Weil ich als ausgebildete Pianistin erkannte, welches Potenzial in ihm steckte. Wenn er nicht zuhause war, habe ich stundenlang an einer Stelle geübt, dann kam er heim, setzte sich hin und spielte das vom Blatt besser als ich. Da habe ich beschlossen, mich lieber auf sein Können zu konzentrieren... ...und Ihren Mann auch in schwierigen Zeiten zu unterstützen? Rudi wurde von den Kritikern nicht verhätschelt, so dass das auch ein dornenreicher Weg war. Dennoch hat er sich immer seine positive Energie bewahrt. Dafür habe ich ihn immer bewundert. Ihr Mann soll schon immer ein „Wenigüber“ sein, bei dem sich viel im Kopf abspielt ... Rudi übt ein, zwei oder drei Stunden so intensiv, dass er wie in einem Konzert schweißgebadet ist. Aber mit dem Kopf arbeitet er Tag und Nacht. Das müsste ja bedeuten, dass Sie getrennte Schlafzimmer haben. Nein, tun wir nicht. Denn ich habe einen gesunden Schlaf, von dem ich in meinem ordentlichen Alter immer weniger brauche. Thomas Mann brauchte zum Schreiben angeblich totale Stille, worunter seine Kinder zu leiden hatten. Wie war das bei Ihnen? Rudi hatte immer Angst, dass unsere Kinder Wut auf das Klavier bekommen könnten, weil ihnen das den Vater wegnimmt. Deswegen hat er versucht, zu üben, wenn die Kinder in der Schule waren. Und wenn er unterwegs war, ist er oft für einen Tag, eine Über16

Feiern bald Goldene Hochzeit: Rudolf Buchbinder und seine Frau Agi

nachtung oder sogar ein paar Stunden nach Hause gekommen. Resultat ist bis heute ein sehr enges Familienleben. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht zumindest telefonieren – egal, wo wir weltweit sind. Außerdem wohnen wir in Wien dicht beieinander. Bis 1970 das erste Kind kam, konnten Sie ganz für Ihren Mann da sein. Dann wurden Sie Mutter. Da hat sich einiges verändert, oder? www.crescendo.de

September – Ok tober 2013


Welt

Das war schon eine kleine Gratwanderung. Aber dadurch, dass Rudi so früh mit dem Reisen begonnen hatte, war er sehr selbstständig. Außerdem ist er Schütze, und damit freiheitsliebend. Das Mitreisen musste ich aber nicht ganz aufgeben, weil wir immer jemanden im Haus wohnen hatten und sich außerdem meine Eltern um ihre Enkel kümmerten, wenn ich weg war. Außer der Aufgabe, die Kinder großzuziehen und Ihren Mann möglichst oft zu begleiten, mussten und müssen Sie in Ihrem Haus noch mit ganz anderen Herausforderungen fertig werden, zum Beispiel mit umfangreichen Sammlungen von Kunstbüchern, Noten und Filmen. Rudi hat so viele Interessen, die ich versuche, mit ihm zu teilen. Aber ich lasse ihn auch. Gott sei Dank haben wir ein großes Haus. Wer verwaltet das alles? Mein Mann selbst. Für seine Bücher, Noten und Filme, die sich wie die Kaninchen vermehren, hat er händisch einen Katalog geschrieben und extra Karteikästen bauen lassen. Und dann wäre da noch das Kochen für Ihre vielen Gäste. Ich habe das nie gelernt. Aber wenn man gerne isst, muss man doch auch kochen – egal, ob für die Familie oder für andere. Als gebürtige Ungarin bin ich sehr gastfreundlich und liebe Menschen. Ihren Einladungen folgen Musikerkollegen genauso wie andere Persönlichkeiten, bis hin zum österreichischen Bundespräsidenten. Wie privat kann man bei solchen Anlässen sein? Bei uns gibt es kein Protokoll, geht es ganz unkompliziert zu. Mit bis zu acht Personen können wir in unserer gemütlichen Küche sitzen oder in einer Art Heurigem im Garten. Kochen Sie auch, wenn Sie alleine sind mit Ihrem Mann? Ja, da gibt es dann einfache Hausmannskost. Aber manchmal geht einem das regelmäßige Kochen schon auf die Nerven. Deshalb ist Wegfahren für mich wie Urlaub. Jeder fragt mich, ob mir das Reisen und Packen nicht zu viel wird. Aber ich bin von Kindesbeinen an eine Zigeunerseele, der das nichts ausmacht. Unterwegs geht’s mir herrlich. Da Sie aber nicht immer mitreisen, hatten und haben Sie in regelmäßigen Abständen auch ein Leben für sich allein. War Ihnen das wichtig? Das habe ich auch genossen, aber gleichzeitig immer regen Anteil an Rudis Leben genommen. All die Jahre haben wir 10- bis 15-mal pro Tag telefoniert, so dass wir ständig voneinander wussten. Nach so langer Zeit versteht man sich doch bestimmt auch ohne Worte? Das ist unglaublich. Oft spricht er etwas aus, was ich gerade sagen wollte, und umgekehrt. Wenn eine Partnerschaft so funktioniert, ist das schon super. Trotzdem schreibt Ihr Mann in seiner Autobiografie „Da Capo“ auch von der Einsamkeit des Künstlers. Wie weit können Sie an ihn herankommen? Jeder Mensch braucht einen Teil, wo er nur er selbst sein kann. Wenn Rudi in Gedanken oder mit seinen vielen Interessensgebieten beschäftigt ist, störe ich ihn nicht. Ihr gemeinsames Leben hat sich immer um Musik gedreht. Würden Sie wieder die gleiche Wahl treffen? Es gibt nichts Schöneres. Musik geht mir am tiefsten in die Seele, ist am unmittelbarsten. Berührt es Sie noch mehr, wenn Ihr Mann spielt? Ja, ich bin durch ihn sehr verwöhnt. Außerdem überrascht er mich immer wieder neu, weil er so viel variiert. Vorgestern zum Beispiel hat er bei einem Geburtstagskonzert in Grafenegg Mozart gespielt und in eine Kadenz „Happy Birthday“ eingebaut. Heutzutage ist Frauen ihre Selbstverwirklichung sehr wichtig. Ein Weg wie der Ihre wäre für viele schwer vorstellbar. Wissen Sie, ich bin schon ein selbstständiger Mensch. Mein Mann hat mich immer gleichwertig behandelt, bei Entscheidungen einbezogen und nach meiner Meinung gefragt. Außerdem ordne ich mich nicht ständig unter, im Gegenteil. n

42 internationale Gesangstalente aus 24 Nationen

Stadt fiebern in einer kleinen Stadt in Ostwestfalen eine Woche lang

Oper

Foto: Da Capo Styria 2008, Rudolf Buchbinder privat

„Er hat mir schon als Jugendlicher von seinen Konzertreisen rührende Briefe ­geschrieben.“

auf das Finale des internationalen Gesangswettbewerbs hin. Fiebern Sie mit!

Gütersloh Gesangswettbewerb: Semifinale am 10.10.2013, 19.00 Uhr Finale am 12.10.2013, 19.00 Uhr * Abschluss-Konzert Liedmeisterklasse am 11.10.2013, 19.30 Uhr * Theater und Stadthalle Gütersloh * Live-Übertragung vom Semifinale und Finale sowie Tickets unter

www.neue-stimmen.de

Interview: Antoinette Schmelter de Escobar

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p e r s o n a l i e n

findet sie zudem den neuen Stellenwert der Regie, von „entstellenden Kostümen und Perücken“, ist die Rede und dem Inszenieren „gegen die Musik“.

Foto: Silvia Lelli

Jan L isie c k i

edi ta g rubero va Die Opernsängerin hat sich nun der von ihrer Kollegin Elisabeth Kulman unterstützte Initiative „art but fair“ angeschlossen, die sich für verbesserte Arbeitsbedingungen von Künstlern einsetzt (wir berichteten in der letzten Ausgabe). Während Kulman in Salzburg mit Festspiel-Intendant Pereira im Clinch liegt, klagt Edita Gruberova die ungünstigen Bedingungen

in internationalen Opernhäusern an. In einem offenen Statement auf der „art but fair“-Website äußerte sie sich über zu lange Probenarbeiten, die das Ensemble noch vor der Premiere ermüden, und eine viel zu spät beginnende Arbeitphase mit dem Dirigenten, die dazu führt, dass das szenische mit dem musikalischen Konzept plötzlich nicht mehr kompatibel ist. Als bedenklich emp-

Im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals wurde der Ausnahmepianist Jan Lisiecki am 16. August mit dem Leonard Bernstein Award ausgezeichnet. Der von der Sparkassen-Finanzgruppe gestiftete Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird seit 2002 an vielversprechende Nachwuchskünstler verliehen. Zu den Preisträgern zählen seither unter anderem Lang Lang, Alisa Weilerstein und Martin Grubinger. Bei der Verleihung des Awards im Anschluss an Lisieckis Konzert in der Lübecker Musik- und Kongresshalle war auch Ministerpräsident Torsten Albig voll des Lobes: „Wir sollten Jan Lisiecki gut im Auge behalten: Man braucht keine Kristallkugel, um ihm eine grandiose Musikerkarriere zu prognostizieren.“

G e s t o r b e n

F r itz Rau

Foto: Fritz Rau Stiftung

er endgültig, als er wenige Jahre Jazz, dann auch die Blues-, Rock- und Popspäter der Partner des bekann- musik, die ihm am Herzen lagen. ten Horst Lippmann wurde. Ihr Im Jahr 2004 zog Rau sich zurück und vererstes Zusammentreffen fand öffentlichte seine Autobiografie „50 Jahre auf einem Jazzkonzert statt, zu Backstage“, in der er sein Leben humorvoll dem Rau sich heimlich und Revue passieren lässt. Anhand der lebenohne Karte Eintritt verschaf- dig erzählten Anekdoten wird deutlich, für fen wollte. Lippmann stoppte wie viele Künstler Fritz Rau viel mehr war ihn und bekam daraufhin einige als nur ein Konzertveranstalter: ein treuer wüste Beschimpfungen an den Begleiter und rücksichtsvoller Vertrauter, Kopf geworfen. Dennoch wur- ein Beschützer im großen Haifischbecken. den beide zu einem unvergleichlich erfolgreichen Team. Gemeinsam holten sie Künstler wie Jimi Hendrix, Eric Clapton Er war der Operettenstar der Wiener und Madonna für erste Auftritte Volksoper. Der mit dem Ehrentitel des nach Deutschland und förderten gleich- Kammersängers ausgezeichnete Tenor stuzeitig immer auch deutsche Künstler wie dierte, nach einer Ausbildung zum AutoPeter Maffay und Udo Lindenberg. Als bauer, an der Wiener Musikakademie. einer der Ersten beherrschte Rau die Kunst Durch einen Zufall wurde Peter Minich der Promotion und etablierte das Konzept 1951 von Marcel Prawy entdeckt, als er im der Open-Air-Konzerte. Nachdem er die Stadttheater seiner Geburtsstadt St. Pölten Rolling Stones auf Deutschland-Tournee für einen erkrankten Kollegen in Boccaccio gebracht hatte, rief Mick Jagger begeistert: einsprang. Nach Engagements in St. Gallen „You’re the godfather of us all.“ (dt.: du bist und Graz, brachte Prawy ihn an die Wiener Volksoper, wo er bald zum Publikumsunser aller Pate) „Rock’n’Rau Forever!“ Fritz Rau arbeitete unermüdlich daran, die liebling avancierte. Fast 50 Jahre lang war Musik und ihre Interpreten ganz nah zu Minich Ensemblemitglied und trat in über den Menschen zu bringen. Erst war es der 3.000 Opern, Operetten und Musicals auf.

„Er ist nie selbst ein Haifisch gewesen. Aber er war so clever wie ein Haifisch“, so beschrieb Wolfgang Sander den legendären Konzertveranstalter und sein beeindruckendes Wirken im „Haifischbecken“ des Musikgeschäfts. Dabei sahen Fritz Raus Karrierepläne zunächst ganz anders aus: Er studierte Jura, wollte Anwalt werden. In den 50er-Jahren jedoch begann er Jazzkonzerte im beschaulichen Heidelberg zu veranstalten, zu denen er unter anderem Größen wie Miles Davis und Dave Brubeck einlud. Seine Bestimmung fand

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P et er Min i c h

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hören & sehen Die besten CDs & DVDs des Monats von Oper über Jazz bis Tanz Attila Csampai über neue Innovationen (Seite 20)

Anna Netrebko

Unter die Haut

„Verdi“ Anna Netrebko, Orchestra Teatro Regio Torino, Gianandrea Noseda (Deutsche Grammophon)

Foto: Kristian Schuller / DG

Anna Netrebko setzt mit ihrem Verdi-Album ein deutliches Zeichen: Hier ist eine Sängerin, die reif ist für die gefürchteten, dramatischeren Sopran-Partien von Verdi. Die russische Diva begeistert vor allem mit jenen raren Qualitäten, die man sich von Verdi-Interpreten wünscht. Ein sinnliches Timbre, ein Farbspektrum von hell bis dunkel, von erotisch bis zutiefst verzweifelt. Immer wieder vibriert ihr Sopran geradezu vor Emotionen, die berühmte „Träne in der Stimme“ berührt. Sei es als selbstmordgefährdete Elisabetta aus „Don Carlos“ oder als „Troubadour“-Leonora, die bereit ist, für ihren Liebsten zu sterben. Und als Lady Macbeth macht sie den seelischen Zerfall einer Mörderin hörbar. Auch wenn hier und da noch mehr Feinschliff nötig ist, etwa Triller noch intensiver beben dürfen – die Netrebko, auf Händen getragen vom Dirigenten Gian­ andrea Noseda, entfesselt als Verdi-Heldin jene existenzielle Energie, die diese Musik braucht, damit sie unter die Haut geht. DP

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h ö r e n & s e h e n

Die wichtigsten CDs des Monats, ausgewählt von Attila Csampai

Vorsprung durch Technik Der Ober-Rezensent nimmt diesmal die „innovativen Köpfe“ des Klassikzirkus unter die Lupe

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as Gebot des Fortschritts, der ständigen Innovation hat ein solcher Supertechniker mit Haydn im Sinn? Er verspüre gilt auch für den Bereich der Interpretation. Es geht „tremendous enthusiasm“ für diesen Meister der ständigen Überraum aktuelle Vergegenwärtigung musikalischer Bot- schungen, bekennt der Kanadier freimütig. So hat Hamelin schon schaften, neue Klangbilder und neue Erkenntnisse das komplette Sonatenwerk Haydns in entwaffnend klaren und in der Aufführungspraxis. Gerade weil wir seit gut humorvollen Deutungen vorgelegt. Und jetzt auch die drei Klavierhundert Jahren Interpretationen konservieren können, müssen sich konzerte, von denen man sicher weiß, dass sie von Haydn sind. Mit aufstrebende Musiker von heute diesen Standards stellen und ver- dabei Kanadas beste Kammerformation „Les Violons du Roy“, die suchen, neue Akzente zu setzen. Meine Auswahl für den Herbst mit 19 Streichern eine wunderbare Balance finden zwischen „hishandelt von ebensolchen musikalischen Überzeugungstätern. torisch orientierter“ Transparenz und einem vom Lebenspuls des 21. Jahrhunderts diktierten „Drive“. Auch Hamelin wählt auf seinem Steinway eine schlackenlose, trocken-prägnante Gangart und Bach, Doppel- und Tripelkonzerte Brecon Baroque, Rachel Podger, Violine und Leientlockt ihm eine betörende Vielfalt von Farben: Seine raffinierte tung (Channel Classics) Klangrede wechselt dabei ständig zwischen Schatten und Licht, 2007 gründete Rachel Podger, Englands aufre- zwischen geheimnisvollem Zauber und strahlender Klarheit, und so trifft er vor allem in den langsamen Sätzen den schlichten Seelengendste Barockgeigerin, ihr eigenes Ensemble ton dieser Musik, enthüllt ihre noble, tiefe Spiritualität. „Brecon Baroque“, das sich an Bachs Leipziger „Café Zimmermann“-Truppe orientiert. Ihre erste CD mit den Violinkonzerten Bachs erhielt glänzende Kritiken: Mozart, Die drei letzten Symphonien Harmonie de l‘Orchestre des Champs-Élysées, So sinnlich, so spielfreudig und „modern“ klangen diese Konzerte Philippe Herreweghe (PHI) noch nie. Jetzt hat Teamplayerin Podger die Doppel- und Tripelkonzerte Bachs nachgereicht, und wieder ist es das GemeinschaftsNoch immer, 225 Jahre nach ihrer Niedererlebnis einer hochmotivierten, ungemein lebendig und frisch aufschrift, umgibt Mozarts drei letzte Symphonien spielenden Solistenformation, das den Begriff des Konzertierens eine Aura des Geheimnisvollen, die freilich nur neu definiert als fröhlichen Wettstreit gleichberechtigter Stimmen: wenige Dirigenten respektieren: Philippe HerSo wird das berühmte d-Moll-Konzert für zwei Violinen (BWV reweghe, seit Jahrzehnten spiritus rector der flämischen Barock1043) hier komplett umgedeutet in ein „Concerto a sei“ also in szene, hat jetzt mit dem von ihm selbst gegründeten Orchestre des einen kontrapunktischen Disput von sechs Solostimmen. Auch in Champs-Elysées sehr behutsam und feinfühlig hineingeleuchtet in den anderen Konzerten kultiviert Brecon Baroque perfektes Team- den Seelenschatz dieser drei Mysterien: Mit wunderbar federnden, work und ersetzt die alte Hierarchie (zwischen Solo und Ripieno) drängenden Tempi kultiviert er ein mildes Feuer zärtlichster Intidurch das „demokratische“ Ausleuchten des gesamten Stimmenge- mität, das hier die ganze Bandbreite Mozartscher Charaktere und webes: eine neue, elektrisierende Bach-Erfahrung. Empfindungen leichtfüßig ausstreut, als bedürften solche Rätsel des Vollkommenen keines besonderen Nachdrucks: „Alles Göttliche läuft auf leichten Füßen“ sagte schon Nietzsche, und so ist auch Joseph Haydn: Herreweghes Mozart niemals aufdringlich, sondern entzieht sich Klavierkonzerte in D-, F- und G-dur Marc-André Hamelin, Les Violons du Roy, Bernard in seiner fast flüchtig vorbeifließenden Schönheit jedem buchhalLabadie (Hyperion) terisch-nüchternen Verständnis: selbst das universale Pathos der Für viele gilt Marc-André Hamelin als der per- Jupiter-Symphonie wirkt schwerelos und vergeistigt, befreit von aller Erdenlast. fekteste lebende Virtuose überhaupt. Aber was 20

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Imp r e s s u m Leos JanáČek: The Piano Cathy Krier (Avi)

Janáčeks Klaviermusik ist fürwahr keine leichte Kost, und nur wenige Pianisten drangen zum Kern seiner abweisend elementaren Musiksprache vor. Jetzt hat eine junge Luxemburgerin ihr zweites Album diesem „Meteoriten“ der Moderne gewidmet und seine wichtigsten Klavierstücke eingespielt. Sie hat dabei diese „erratischen Blöcke“ mit hoher gestalterischer Intelligenz regelrecht aufgebrochen, zum Sprechen, zum Leben gebracht, ohne etwas zu beschönigen. Cathy Krier trifft mit erstaunlichem stilistischem Feingefühl die so schwierige Balance von Strenge und Empfindsamkeit, von „konsonantischer“ Härte und zärtlichster Intimität, von schroffer Wahrheit und melancholischer Wehmut, aber alles ganz geradlinig, unsentimental, lakonisch. „Ich dringe mit der Wahrheit durch“, sagte Janáček, und Krier trifft vor allem in der politischen „Sonate 1.X.1905“ diese rigorose Moral, diesen ungeschminkten Realismus, diese Anklage in Tönen. Sie öffnet auf Anhieb neue Türen zu einer durch schwere Schlösser geschützten Seelenlandschaft und führt uns zu ihren inneren Reichtümern. Karl Goldmark: Violinkonzert op. 28, Violinsonate op. 25 Thomas Albertus Irnberger, Pavel Kaspar, Israel Chamber Orchestra (Gramola)

Doron Salomon Karl Goldmark (1830–1915), Sohn eines jüdischen Kantors, war zu seinen Lebzeiten einer der erfolgreichsten Komponisten der Donaumonarchie, neben Brahms der letzte große Exponent der österreichischen Spätromantik. Sein Werk wurde später von den Nazis praktisch ausgelöscht. Seither ist es still um ihn geworden. Insofern ist dem jungen Salzburger Geiger Thomas Albertus Irnberger jetzt eine „Wiederentdeckung“ gelungen, und dies auf bestechendem interpretatorischem Niveau: Goldmarks Violinkonzert von 1877 ist ein Gipfelwerk der Romantik, eine betörende Synthese aus Schönheit und Virtuosität, und der 28-Jährige versprüht hier mit dem bestens harmonierenden Israel Chamber Orchestra nicht nur ein Feuerwerk virtuoser Geläufigkeit und federnder Eleganz, sondern dringt mit großem, durchlebtem Ton auch ins emotionale Zentrum dieser wunderbaren Sehnsuchtsmusik vor. Als „Zugabe“ gibt es die große Violinsonate op. 25, feinfühlig begleitet von dem tschechischen Pianisten Pavel Kaspar. Gioachino Rossini: Petite Messe solennelle Kirchheimer Vokal-Consort, Simon Bucher, Andreas Gräsle, Tonu Kaljuste (Carus)

34 Jahre nach seiner letzten Oper komponierte Rossini seine doppelbödige „Petite Messe solennelle“, die er als seine „letzte Todsünde“ ausgab, dem „lieben Gott“ widmete und sich Einlass ins Paradies erbat. Dieses eigenartig skurrile, durchaus opernhafte Alterswerk hat zuletzt Antonio Pappano in der pompösen Orchesterfassung eingespielt, jetzt aber gibt es diese „Arme-Leute-Messe“ in der asketischen Originalfassung für Klavier, Harmonium und einen mit nur acht Solisten besetzten Chor in einer bestechend präzisen Aufnahme des estnischen Chorleiters Tonu Kaljuste. Das mit lauter Topsolisten besetzte Kirchheimer Vokal-Consort beschwört mit perfekter Intonation und kontrollierter, historisierender Intensität die schlichte Frömmigkeit, die zärtliche Intimität und die feine Ironie dieses eigenwilligen Meisterwerks, das in einzigartiger Weise Glauben mit Humor verbindet und jedes eifernde Pathos konterkariert.

Verlag Port Media GmbH, Senefelderstraße 14, 80336 München Telefon: +49-(0)89-741509-0, Fax: -11 info@crescendo.de, www.crescendo.de Port Media ist Mitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger und im AKS Arbeitskreis Kultursponsoring

Herausgeber Winfried Hanuschik | hanuschik@crescendo.de

Verlagsleitung Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de

Chefredakteur Robert Kittel (RK, verantwortlich)

Art director Stefan Steitz

REdaktion Anna Novák (AN)

schlussREdaktion Edigna Hackelsberger

Autoren Tobias Haberl, Teresa Pieschacón ­Raphael (TPR), Antoinette Schmelter de Escobar (SDE)

Kolumnisten Attila Csampai, Daniel Hope, John Axelrod, Christoph Schlüren (CS)

Mitarbeiter dieser Ausgabe Angelika Rahm (AR), Uwe Schneider (US), Klaus Härtel (HÄ), Stefanie Paul, Götz Bühler (GB), Rainer Aschemeier, Maximilian Stössel (STÖ), Carla Neumann (CN), Malve Gradinger (GRA), Julia Hartel (JH), Axel Brüggemann, Klemens Hippel, Christian Kellersmann, Clemens Matuschek (CM), Dagmar Penzlin (DP), Sina Kleinedler (SK), Stefan Sell & Bob Coat.

Projektleitung plus regional Liselotte Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de

Verlagsrepräsentanten Tonträger: Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de Kulturbetriebe: L. Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de Hifi & Marke: Heinz Mannsdorff | mannsdorff@crescendo.de Verlage: Hanspeter Reiter | reiter@crescendo.de

Auftragsmanagement Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de Anna Hermann | hermann@crescendo.de

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Abonnement Das crescendo premium-Abo umfasst sieben Ausgaben, inklusive­„crescendo Festspiel-Guide“ und zusätzlich sechs exklusive heftbegleitende premium-CDs und kostet 49,90 EUR pro Jahr inkl. MwSt. und Versand (Stand: 1.1.2012). Versand ins europ. Ausland: zzgl. EUR 3,- je Ausgabe Bank-/Portospesen. Zahlung per Rechnung: zzgl. EUR 5,Bearbeitungsgebühr. Kündigung: nach Ablauf des ersten Bezugsjahres, jederzeit fristlos. Abo-Service crescendo, Postfach 13 63, 82034 Deisenhofen Telefon: +49-89-8585-3548, Fax: -362452, abo@crescendo.de Verbreitete Auflage: 69.580 (laut IVW-Meldung 2/2013) ISSN: 1436-5529 geprüfte Auflage

Beilagenhinweis: Diese Ausgabe enthält (Teil-)Beilagen/Beihefter von Bibliotheca Rara, ART, CLASS und das Taschenbuch zum Jubiläum „Die 100 Lieblingsalben der Redaktion.“

Das nächste crescendo erscheint Am 18.10.2013

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38.Fränkische Musiktage Alzenau 2013

h ö r e n & s e h e n

Festival der Jungen · 18.10.–24.11.

Solo Jonas Kaufmann

MiRJaM TsCHoPP

Julian PRégaRdien

BaRBaRa WussoW

guido sCHiefen

Furios, ohne rot zu werden

silvia HaueR

Impuls Romantik – das Erbe Konzerthighlights Foto: Gregor Hohenberg

Music Campus RheinMain

■ Fr., 18.10. – 20.00, Rittersaal Burg Alzenau Verklärte Nacht – Werke von R. Strauss, Hindemith und Schönberg Peter Buck, Violoncello | Teilnehmer Music Campus RheinMain 2013 ■ So., 27.10. – 20.00, Rittersaal Burg Alzenau Masterrecital Violine/Viola – Werke von Hindemith, Reger und Schostakowitsch Mirjam Tschopp, Violine/Viola | Ulrich Koella, Klavier ■ Do., 31.10. – 20.00, Rittersaal Burg Alzenau Serenade – Werke von Hindemith, Beethoven und Reger Mirjam Tschopp, Viola | Teilnehmer Music Campus RheinMain 2013 ■ Sa., 02.11. – 20.00, Rittersaal Burg Alzenau Oktett – Werke von Schubert und Hindemith Lidia Baich, Violine | Teilnehmer Music Campus RheinMain 2013

Jubilare 2013: Paul Hindemith und Richard wagner

■ So., 20.10. – 20.00, Rittersaal Burg Alzenau „In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid“ Friedrich Hölderlin und die Musik Klaviersonaten und Lieder nach Gedichten von Hölderlin, Britten, Hindemith u. a. Julian Prégardien, Tenor | Siegfried Mauser, Klavier

Forum Kultur

■ Mi., 23.10. – 20.00, Laurentiuskirche Alzenau-Michelbach Mit Stimm und Saiten Forum Kultur Werke von Bach, Nystedt, Hindemith, Ravel Michaela Paetsch, Violine | Guido Schiefen, Violoncello Süddeutscher Kammerchor | Gerhard Jenemann, Leitung

lzenau

Jonas Kaufmann: „The Verdi Album“. Orchestra dell’Opera di Parma, Coro del Teatro Municipale di Piacenza, Pier Giorgio Morandi (Sony Classical)

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Isabelle Faust

Eindringlich & schwelgerisch

■ Sa., 26.10. – 20.00, Rittersaal Burg Alzenau Musikalisch-literarische Soirée: „Stunden voll Schauern und Wonnen“ – Musik und Literatur von R. Wagner und T. Mann Barbara Wussow, Rezitation | Silvia Hauer, Alt Thomas Hitzlberger, Klavier ■ So., 17.11. – 16.00, Wallfahrtskirche Alzenau-Kälberau Chor-/Orchesterkonzert Forum Kultur Werke von Fauré, Wagner, Henze und Hindemith Silvia Hauer, Mezzosopran | Thomas E. Bauer, Bass Süddeutscher Kammerchor | Junge Philharmonie Mitte Europas Gerhard Jenemann, Leitung

Jonas Kaufmann wird auf den Bühnen der Welt regelmäßig in VerdiOpern besetzt. Mit „La Traviata“ gelang ihm 2006 zudem endgültig der internationale Durchbruch. Nur auf CD hat er sich in der causa Verdi bislang eher bedeckt gehalten. Mit einem furiosen Recital-Album bei Sony schließt der Tenor nun diese Lücke. Vertreten sind „Hits“, wie „La donna è mobile“ oder „Celeste Aida“ und ein absolut spektakulärer Ausflug Kaufmanns in die Otello-Rolle. Geprägt wird das Album aber durch relativ unerwartete Arien aus „I Masnadieri“, „Luisa Miller“ oder „Simon Boccanegra“. Damit stellt sich Kaufmanns Verdi-Album in eine Reihe mit seinem erst im Frühjahr erschienenen Wagner-Recital. Auch das war ja eine CD-Auswahl mit Überraschungen. Das Orchester aus Parma unter Pier Giorgio Morandi lebt, atmet und zelebriert Verdi, wie es sich wohl nur ein Orchester aus der Geburtsregion des Komponisten ohne rot zu werden traut. RA

lzenau

Informationen: chorforum@t-online.de · www.fraenkische-musiktage.de Vorverkauf: www.adticket.de · Verkehrsamt@alzenau.de ✆ 06023/502-112

Seit Isabelle Faust mit elf Jahren Béla Bartóks späte Sonate für Violine solo einstudierte, begeistert sie sich für das Werk des Ungarn. Für das Label harmonia mundi hat die Geigerin jetzt mit dem Schwedischen RundfunkSinfonieorchester unter Daniel Harding zwei zeitlich weit auseinanderliegende Konzerte eingespielt. Eindringlich gestaltet die Solo-Violine den Anfang des posthum veröffentlichten Violinkonzerts Nr. 1, ein Liebesbekenntnis des jungen Bartók an die Geigerin Stefi Geyer, dem das Orchester schwelgerische Klangfarben hinzufügt. Noch bekannter ist das variantenreiche Violinkonzert Nr. 2 von 1937/38, in dem sich volkstümliche ungarische Rhythmen mit barocken Reminiszenzen und moderner ZwölftonMelodik mischen. Mit ihrem präzisen, nuancierten und sensiblen Spiel gelingt es Isabelle Faust meisterhaft, gemeinsam mit dem vorzüglichen Orchester die Ideenfülle Bartóks auszudrücken. CK

Béla Bartók: „Violin Concertos Nos. 1 & 2“ Isabelle Faust, Swedish Radio Symphony Orchestra, Daniel ­Harding (Harmonia Mundi) Forum Kultur

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Jubiläum

Chor und Orchester des BR

Plácido Domingo

Severin von Eckardstein

Erschütterndes ­Requiem

Verdi – jetzt in tief

Tristan, Ring & Parsifal

„Alles, was ein Dichter heute tun kann, ist warnen“ – Wilfred Owen warnte vergeblich aus der Hölle des Ersten Weltkrieges, in der er mit 25 starb. Seine erschütternden Antikriegsgedichte vertonte Benjamin Britten, neben den liturgischen Texten der Totenmesse, für sein War Requiem: ein klingendes Mahnmal. Auf der aktuellen Live-Aufnahme unter der Leitung von Mariss Jansons beeindrucken vor allem Chor (Einstudierung: Michael Gläser) und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Wenn im „Dies Irae“ schmerzverzerrte Fanfaren aus dem Orchester schießen und der Chor mit diabolischem Hauch die knochigen Finger des Todes und der Schuld um sich greifen lässt, dann ist dem Krieg und aller Gewalt auch die letzte Maske des „Heroischen“ und „Edlen“ heruntergerissen, dann ist die Fratze der grausamen Barbarei entblößt. Was für ein Plädoyer für den Frieden! Im Britten-Jahr 2013 leider eine wichtige und nötige Warnung. STÖ

Wahrscheinlich hat kein anderer Tenor Verdis Opernarien so oft gesungen wie Plácido Domingo. Warum dann – mal abgesehen vom Verdi-Jahr – schon wieder ein Album mit Verdi-Arien? Weil Domingo nach 52 Jahren nun die Bariton-Partien singt. Für ihn eine neue Herausforderung, für uns: eine spannende und erfreuliche Stimmfarbenentdeckungsreise. Trotz tieferer Lage: Das tenorale Timbre klingt immer noch durch. Und die unbändige Gestaltungsfreude und nötige Dramatik hat Domingo ebenfalls einfach aufs neue Stimmfach übertragen. Eine gelungene Hommage an den großen Komponisten. Und wenn Domingo von seiner Liebe zu Verdis Musik spricht, dann glaubt man ihm das, so inbrünstig, wie er hier Arien aus Macbeth, Rigoletto, Il trovatore, Simon Boccanegra, La traviata und Verdis anderen Hit-Opern schmettert. Das Orquestra de la Comunitat Valenciana unter Pablo Heras-Casado musiziert rund und klangschön, aber wenig aufdringlich. Macht nix, schließlich geht’s hier ja um Giuseppe Domingo. Plácido Verdi? Schauen Sie sich mal das Albumcover genauer an! AN

Severin von Eckardstein gehört zu den brillantesten deutschen Klaviervirtuosen, und sein analytischer Sinn ist sehr weit entwickelt, wie man hier in der transparenten Darstellung der pianistisch extrem herausfordernden, kontrapunktisch kreuz und quer verwickelten Faktur des Tristan-Vorspiels in Zoltán Kocsis’ Arrangement hören kann. Auch der höchst lesenswerte Begleittext stammt von Eckardstein. Was noch zu entwickeln wäre, ist der Sinn für weittragende kantable Phrasierung, die sich nicht an den Taktschwerpunkten orientiert, und besonders die Gestaltung modulatorischer Übergänge, die oft zu gleichförmig oder zu abrupt geraten. Ansonsten ein fulminantes Album, das vortreffliche Arrangements von Busoni, Stradal, Kocsis und Moszkowski mit eher salonhaften von Louis Brassin und der Wagner-HenzeHommage ‚Grabmal Kundry’ von Sidney Corbett vereint. Die Musik stammt aus Tristan, dem Ring und Parsifal. CS

Benjamin Britten: „War Requiem“ Emily Magee, Mark Padmore, Christian Gerhaher, Chor und Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons (BR Klassik)

„Verdi“ Plácido Domingo, Orquestra de la Comunitat Valenciana, Pablo Heras-Casado (Sony Classical)

„Richard Wagner-Arrangements von Brassin, Busoni, Stradal, Corbett, Kocsis und Moszkowski“ Severin von Eckardstein (MDG)

Solo Florian Uhlig

Klavierkonzert zu 9/11

Foto: Marco Borggreve

Der polnische Komponist Krzysztof Penderecki, einer der großen Zeitgenossen, saß gerade an der Komposition eines Auftragswerkes für die New Yorker Carnegie Hall – er hatte es als Capriccio angelegt –, als sich am 11. September 2001 die schrecklichen Terroranschläge auf das World Trade Center ereigneten. Berührt von den tragischen Ereignissen wollte Penderecki nicht am unbeschwerten Charakter seines Capriccios festhalten und beschloss, in seiner Komposition stattdessen diesen Tag zu verarbeiten, der Amerika und die Welt veränderte. Er legte sein Werk als ernstes Klavierkonzert an, mit großer Orchesterbesetzung und Schlagwerk. Ein durchaus aufwühlendes, erschütterndes Werk, das das Weiterleben nach 9/11 thematisieren sollte. „Resurrection“, Auferstehung (wie in Mahlers 2. Sinfonie), wählte er als Titel der einsätzigen Komposition. Florian Uhlig spielt das Werk mit der nötigen Tiefe und Reife – ein gelungenes klingendes Geschenk zu Pendereckis 80. Geburtstag! CN

Krzysztof Penderecki: „Piano Concerto ‚Resurrection’“ Florian Uhlig, Polish Radio Symphony Orchestra, Lukasz Borowicz (Hänssler Classic) 23


h ö r e n & s e h e n

Mönkemeyer, Hornung, Rimmer

Foto: wildundleise.de / Sony Classical

Gassenhauer zum Genießen Kammermusik

Ein paar schöne Ohrenschmeichler haben Nils Mönkemeyer (Viola), Maximilian Hornung (Cello) und Nicholas Rimmer (Klavier) da auf ihrer neuen CD zusammengestellt. In Trio-Besetzung spielen sie Stücke, die allesamt eigentlich aus dem Bereich der Vokal- bzw. Tanzmusik stammen oder davon inspiriert sind: Hummels „Fantasie über ein Thema aus ‚Don Giovanni‘ op. 94“, den „Slawischen Tanz op. 72 Nr. 2“ von Dvořák oder eben das „Gassenhauer-Trio“ von Beethoven, das seinerseits auf ein Opern-Terzett Joseph Weigls zurückgeht. Dabei sollte der CD-

Titel „Gassenhauer“ nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Arrangements durchaus anspruchsvoll und die Ausführung durch die Musiker ausgezeichnet sind! Eines der weniger bekannten Werke ist das Salonlied „Musica proibita“ von Stanislao Gastaldon, dessen ursprünglich für Sopranstimme komponierte, gefühlsbetonte Melodie hier von der Bratsche übernommen wird. Ein Album zum Genießen. JH

„Gassenhauer“ Nils Mönkemeyer, Maximilian Hornung, Nicholas Rimmer (Sony Classical)

Signum Quartett

Amadeus Quartet

Felix Klieser

Den Schalter ­umgelegt

Bonbon für ­Liebhaber

Die Seele des Orchesters

Es ist schon ziemlich abenteuerlich, was Alfred Schnittke in seinem 3. Streichquartett veranstaltet. Orlando di Lasso trifft auf Beethovens „Große Fuge“, Schostakowitsch geht in heulenden Sirenen unter. Typisch für die zitierfreudige Polystilistik des Komponisten, eine Herausforderung für jeden Interpreten – eine Herausforderung, die das Signum Quartett bravourös meistert. In Bruchteilen von Sekunden schalten die Musiker von volltönendem Wohlfühlsound in fahl flatterndes Kratzen am Steg um, pressen eine fröhliche Melodie innerhalb weniger Töne ins Groteske oder ziehen aus den rauchenden Trümmern einer Phrase unversehens ein Wiegenlied hervor. Beobachten lässt sich diese Einheit und Präzision auch im 3. Streichquartett Alban Bergs, das mit geradezu zwanghaft peniblen Spielanweisungen aufwartet. Das dritte Quartett auf der dritten CD des Quartetts, das 3. Quartett von Bartók, kommt flächiger daher – aber unter der Oberfläche brodelt es gewaltig. CM

Das Amadeus Quartet ist jedem Kammermusikfreund ein Begriff – und sei es nur durch die (wahre) Anekdote, dass die Musiker in Flugzeugen und Hotels stets möglichst weit auseinander liegende Plätze bzw. Zimmer wählten. 1947 von drei jüdischen Geigern im englischen Exil gegründet, gilt es nicht wenigen als das idealtypische Streichquartett der Nachkriegszeit. Umso erstaunlicher, dass nun eine bislang unbekannte Serie von Beethoven-Aufnahmen aufgetaucht ist, die das Quartett zwischen 1950 und 1962 für den Berliner RIAS eingespielt hat. Im Gegensatz zur „offiziellen“ Gesamteinspielung, der ein Hauch von Hochglanzpolitur nachgesagt wird, kommt diese Variante rau und direkt daher, mit straffen Tempi und dosiertem Vibrato. Die Klangqualität ist verblüffend gut; leider steht Primarius Norbert Brainin oft arg im Vordergrund. Nicht unbedingt ein Ersatz für aktuelle Top-Einspielungen – aber ein schönes Bonbon für Liebhaber. CM

„Felix Klieser hat alles, was ein exzellenter Musiker braucht“, schreibt BR-Klassik-Redakteur Falk Häfner im Booklet der CD „Reveries – Romantic Music for Horn and Piano“. Und vor allem hat er jetzt dieses fantastische Debüt eingespielt. Gemeinsam mit dem Pianisten Christof Keymer scheint Felix Klieser beweisen zu wollen, dass der Ausspruch Robert Schumanns stimmt, nach dem das Horn die Seele des Orchesters sei. Denn so beseelt, wie hier das Horn erklingt, hat man romantische Musik lange nicht mehr gehört. Die Auswahl des Repertoires ist abwechslungsreich, kommen die Komponisten Glière, Glasunow, Saint-Saëns, Strauss, Rheinberger und eben Schumann doch aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Alle aber kommen aus einer Zeit des Umbruchs, was in der Musik hörbar wird. Sollte man eigentlich erwähnen, dass der fabelhafte Felix Klieser ohne Arme auf die Welt kam? Keine Ahnung. Aber er hat definitiv alles, was ein exzellenter Musiker braucht. HÄ

Berg, Bartok, Schnittke; „No. 3“ Signum Quartett (Capriccio) 24

„The Rias Amadeus Quartet Recordings. Vol. 1: Beethoven“ Amadeus Quartet (Audite)

„Reveries. Romantic Music for Horn and Piano“ Felix Klieser, Christof Keymer (Berlin Classics) www.crescendo.de

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h ö r e n & s e h e n

Alte Musik

L’Orfeo Barockorchester

„Azione“ ohne „Action“

Die „Azione sacra“ La Betulia liberata ist ein Jugendwerk des 15-jährigen Mozart. Es ist hörbar, dass der junge Komponist sich kaum zurückhalten konnte, das szenische Oratorium zu einer veritablen Oper umzufunktionieren. Doch Librettist Metastasio hatte den Text so angelegt, dass alle „wilden“ Szenen rezitativ abgehandelt werden. Die „Azione“ des Stücks bleibt also kirchlich-brav. Das L’Orfeo Barockorchester aus Linz musiziert unter Leitung der Harnoncourt- und Kuijken-Elevin Michi Gaigg frisch und aktiv. Ihnen gelingt es aber nicht, Konsistenz herzustellen, dem Stück seinen „großen Bogen“ zu verleihen. Auch die Riege der Sängerinnen und Sänger schwächelt hier und da. Nur Bariton Markus Volpert überzeugt durchgängig als leidenschaftlicher Achior. Klanglich sind die zwei SACDs mit ihrer fein aufgelösten Tiefenstaffelung sehr gelungen. Die Ausstattung als Hardcover mit buchdickem Booklet ist luxuriös. RA

Jean-Guihen

Queyras spielt

Edward Elgar

Wolfgang Amadeus Mozart: „La Betulia liberata“ L’Orfeo Barockorchester, Michi Gaigg (Challenge) Keith Jarett, Michelle Makarski

Schwereloser Groove

Johann Sebastian Bach: „6 Sonaten für Klavier & Violine“ Keith Jarrett, Michelle Makarski (ECM)

CD HMC 902148

© Marco Borggreve

Dass Johann Sebastian Bachs Sonaten für Klavier und Violine, wenn der Pianist die entsprechenden musikalischen Voraussetzungen mitbringt, auf einem modernen Konzertflügel ohne stilistische Verluste weit mehr Leben entfalten können als mit einem Cembalo, hätte seit der legendären Aufnahme Glenn Goulds mit Jaime Laredo keines weiteren Beweises bedurft. Doch was uns nun Keith Jarrett im Duo mit der makellosen Michelle Makarski offeriert, ist von so ausnehmender Klasse, dass diese Aufnahme nur rundum empfohlen werden kann. Er hat den Aufbau eines jeden Satzes gründlich verinnerlicht und verwirklicht ihn mit kraftvoller Leichtigkeit, beweglicher Artikulation und weitschauender Phrasierung, mit schwerelosem Groove, und Makarski, der gelegentlich noch die eine oder andere unbewusste Betonung auf die schwere Zeit unterläuft, erweist sich als sensible Partnerin. Auch das Klangbild ist vollendet ­balanciert. CS

ELGAR TCHAIKOVSKY

.

Cellokonzert

. Rokoko-Variationen DVORˇÁK

Claudio Abbado

. Rondo, Klid

BBC SYMPHONY ORCHESTRA

JIRˇÍ BEˇ LOHLÁVEK

Nuancen der Schönheit Claudio Abbado ist dieses Jahr 80 geworden. Zu den Geburtstagsgaben zählt die Veröffentlichung von Mozarts „Requiem“ in der Aufführung des Lucerne Festival vom letzten Jahr. Ein gefeiertes Ereignis, das Abbado als ruhender Pol mit seinen handverlesenen Musikern in vollendeter Klangschönheit musizieren lässt. Es ist eine Feier der Schönheit dieser Musik, der mit zarten und zartesten Tönen, vollendet phrasierten, geatmeten Gedanken und mit einer ergreifenden, pulsierenden Ruhe jeglicher vordergründige Effekt ausgetrieben ist. Mit einem idealen Solistenquartett – dem Sopran der engelsgleich-jugendlichen Anna Prohaska, dem süßlich-herben Alt Sara Mingardos, Maximilian Schmitts lyrisch präsentem Tenor und dem Wohlklang von René Papes Edelbass – gelingt hier eine verinnerlichte, fast schon kontemplative Lesart, deren großer Bogen den Hörer eine Stunde lang entrückt. Die Chöre des Schwedischen und Bayerischen Rundfunks glänzen mit einer selten gehörten Klangreinheit, und auch sie dringen mit scheinbar unendlichen Abstufungen hinein in feinste Nuancen. US

Wolfgang Amadeus Mozart: „Requiem”, Lucerne Festival Orchestra, Claudio Abbado (accentus music) 25

Auf den ersten Blick scheint es wenig Gemeinsamkeiten zwischen dem elegischen Gesang des Elgar’schen Cellokonzerts, Dvorˇáks reizenden Miniaturen mit ihrer Sehnsucht nach Böhmen und Tschaikowskys Stilübungen als Reminiszenz an das 18. Jahrhundert zu geben. Aber für Jean-Guihen Queyras liegt gerade in dieser Verschiedenheit die faszinierende Möglichkeit, die Werke wie in einem Spiegel zu erkennen, so wie auch die Komponisten selbst „sich der Kontraste als Gestaltungsmittel bedienen, um ihre Absichten zu verdeutlichen“. An der Seite des großen tschechischen Dirigenten Jirˇí Be ˇlohlávek enthüllt Queyras ganz neue Facetten dieser spätromantischen Werke.

JEAN-GUIHEN QUEYRAS IM KONZERT 28. 9. BERLIN, KONZERTHAUS DVORˇ ÁK CELLOKONZERT

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h ö r e n & s e h e n

Orchester

Roman Brogli-Sacher

Abschiedsgeschenk

Wenn es ein Orchester in Deutschland gibt, das in den letzten Jahren eine aufsehenerregende Wandlung durchlaufen hat, so ist es das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck. Unter seinem genialen schweizerischen Chefdirigenten Roman Brogli-Sacher hat es sich von gutem Provinzniveau zu einem deutschlandweit konkurrenzfähigen Ensemble gemausert, das sich auch vor namhafter Konkurrenz nicht zu verstecken braucht. Innerhalb der musicaphon-Reihe „Lübeck Philharmonic Live“, die schon viele Perlen hervorgebracht hat, erschien nun als „Abschiedsgeschenk“ für den Lübecker GMD ein SACD-Zyklus aller BrahmsSinfonien. Herrlich ist es, dabei zuzuhören, wie wandlungsfähig der Sound der Lübecker unter Brogli-Sacher ist. Die Sinfonien werden in einem samtig-dunklen Timbre mit mäßigen Tempi und viel Legato gegeben. Das lässt alle Tugenden alter Karajan-Einspielungen wieder auferstehen, während die Untugenden derselben hier nicht stattfinden. Besonders gelungen ist die pastorale Zweite, die das unumwundene Highlight dieses auch insgesamt sehr hörenswerten Zyklus darstellt. Auf jeder der vier SACDs wird

eine Brahms-Sinfonie einem Werk eines anderen Komponisten gegenübergestellt. Und da kommt es zu den eigentlichen Überraschungen: Nicht nur finden wir hier exzellente Einspielungen des wunderschönen Violinkonzerts vom Hermann-HesseIntimus Othmar Schoeck und des faszinierenden Trompeten-/ Hammondorgelkonzerts von Bernd Alois Zimmermann. Nein, hier kommt es auch zu einer der innigsten, atemberaubendsten Interpretationen von Richard Strauss’ „Tod und Verklärung“, die in den letzten Jahren erschienen sind – wohlgemerkt: alles in Live-Aufnahmen! Roman Brogli-Sacher sollte man nicht aus den Augen verlieren. Wohin wird es den hervorragenden Dirigenten nun verschlagen? Noch hat er keinen neuen festen „GMD-Job“. RA

Johannes Brahms: „Sinfonien Nr. 1-4“, Othmar Schoeck: „Violinkonzert“, Bernd Alois Zimmermann: „Nobody knows de trouble I see“, Wolfgang Amadeus Mozart: „Sinfonia Concertante KV 364“, Richard Strauss: „Tod und Verklärung“. Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck, Roman Brogli-Sacher (musicaphon)

Es war einmal ein fürstliches Schlosstheater in Böhmisch Krumau, das im Originalzustand von 1765/66 in einen Dornröschenschlaf gefallen war, zusammen mit seiner hölzernen Bühnenmaschinerie sowie Kulissen, Requisiten, Kostümen, Spielanweisungen, Noten- und Textmaterial. In den 1980er-Jahren besann man sich auf dieses Kleinod, restaurierte es mit viel Liebe zum Detail, und so glänzt es heute als eines von weltweit zwei erhaltenen originalen Barocktheatern mit funktionsfähiger Bühnentechnik. Ohne Stromanschluss – hier sind menschliche Kräfte gefragt und für die Beleuchtung nach altem Rezept

Oper Giuseppe Scarlatti

Mit barocker Bühnentechnik

gefertigte, nicht flackernde Kerzen. Soweit die Fakten der beigefügten Dokumentation. Wie stupend eine 1768 für dieses Ambiente verfasste Oper funktioniert(e), auf der Bühne, aber auch darüber, darunter und daneben, das zeigt die feinsinnig-witzige, klangschöne Inszenierung um Liebe und Eifersucht zweier Paare. AR

Giuseppe Scarlatti: „Dove è amore è gelosia“ Schwarzenberg Court Orchestra, Vojtéch Spurny (Opus Arte) Bettina Spoerri

Auf der Suche K R E F E L D

02.+03.11.2012

analog ist genuss Sa 10-18 Uhr; So 11-18 Uhr Mercure Krefeld-Traar Eintritt frei • A Capella • Acoustic Masterpiece • Acoustic System • Air Tight • Aracraft • ASR • audeze • Audio Aero • Audio Lignum • Audio Note • audioNEXT • Audiotrade • Aura Hifi • auralic • BagEnd • Basso Continuo • Bergmann • BlumenhoferAcoustics • Cabrizzi • Cammino • Convergent • darklab • Diapason • Dr. Feickert Analogue • Duevel • E.A.R.-Yoshino • Einstein • Eternal Arts • Fabs – fabulous earphones • fadel Art • fast audio • Fenn Music Service • Flashpower • Gold Note • Heed • Hifi-Zeile Bremen • Horn Audiophiles • Hornfabrik Eder • Hörzone • Ikon Akustik • Input Audio • Kiso • Klang Manufaktur • Klangwellenmanufaktur • Klein + Hummel • Koetsu • Kraut Audio Labs • La Musika • Lutz Precision • Lyra • Mal Valve • Manger Schallwandler • MastersounD • MB Akustik • MG Hifi • Monk Audio • Music Tools • Musikkammer • NEM • Neumann • Ortofon • Pawlak Hifi • Penaudio • Phasemation • Plinius • Pluto Audio • Project • PSB-Speakers • PTP Audio • Reed • Roksan • Rossner & Sohn • SB-Elektronik • Scheu analog • Sennheiser • Shakti • Shun Mook • Spendor • Sperling Audio • SSC-Accept Audio • stst • Sutherland • SWS-Audio GmbH • Takatsuki • Tara Labs • Thöress • Transfiguration • Vicoustic • Vidocq • Vitus Audio • VPI • Wagner Audio • Wall Audio • WBE Audio • WOD Audio • Wolf von Langa • WSS-Kabel • Ypsilon • u.v.a.

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Buch

Der Tod ihrer Großtante Leah, einer jüdi­schen Cellistin, stellt Anna vor viele offene Fragen. Um Abschied zu nehmen, reist sie nach London, von wo aus sie sich auf eine Suche nach der Vergangenheit ihrer Familie begibt. Zwischen den abgegriffenen Einbänden zweier alter Tagebücher findet Anna Antworten und Erinnerungen einer jungen und abenteuerlustigen Frau. Erinnerungen an fremde Länder, geliebte Menschen, an den Krieg und die Musik. Bettina Spoerri zeichnet das fragile Bild einer entfremdeten Familie, die scheinbar nur über die Vergangenheit langsam den Weg zueinander findet. Es geht um den Versuch, die Vergangenheit zu bewältigen und selbst weiterzugehen. Dieser schöne und nachdenkliche Roman ist nicht nur etwas für Musikliebhaber. SK

Bettina Spoerri: „Konzert für die Unerschrockenen“ (Braumüller) Riccardo Muti

Der Komponist s­ eines Lebens Wie Giuseppe Verdi zum Komponisten seines Lebens wurde, schildert der Dirigent Riccardo Muti in einem kurzweiligen Buch, das zum 200. Geburtstag des Komponisten in der deutschen Übersetzung erschienen ist. Detailliert setzt sich Muti mit Opern und Sakralwerken auseinander und streut allerlei Anekdoten ein. Verdis Verhältnis zu Religion und Kirche kommt zur Sprache, ebenso die Bedeutung seiner Musik in der Zeit der nationalen Einigung. Als Verfechter der Kultur seiner Heimat ist der frühere Musikdirektor der Mailänder Scala davon überzeugt, „dass die Menschheit in Zukunft Verdi dringender benötigt als Wagner“. CK

Riccardo Muti: „Mein Verdi” (Bärenreiter Henschel) 26

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Tanz

Heinz Spoerli

Der Tanzmacher

Dass dem Schweizer „Tanzmacher“ Heinz Spoerli die Schritte des Öfteren allzu leicht zufließen, wird auch auf dieser DVD sichtbar. Hier aber geht er auffallend sensibel ein auf die Streichquartette von Leoš Janáček, Antonin Dvořák und Franz Schubert. Und so werden diese drei in der Felsenreitschule während der Salzburger Festspiele 2012 auch so exzellent gefilmten Spoerli-Ballette „Lettres intimes“ (2009), „In Spillville“ (2011) und „Der Tod und das Mädchen“ (2010) zu einem neoklassischtänzerischen und – mit dem Hagen Quartett – auch sehr feinen musikalischen Vergnügen. „In Spillville“ entspricht mit seinen fünf Paaren in jugendlich dynamischer Bewegung ganz dem heiteren Charakter dieses „Amerikanischen Quartetts“. Bei Janáček und Schubert erzählt Spoerli jeweils über ausdrucksvoll getanzte Pas de deux die Beziehung zwischen einem problematischen Liebespaar, zwischen Mädchen und Tod. Hervorragend das von Spoerli bis 2012 geleitete Zürcher Ballett. GRA

Wagners Steinway AUF REISEN

„Dance & Quartet. Three Ballets by Heinz Spoerli” (Arthaus) Paul Taylor Dance Company

Vertanzter Bach Überschäumende Energie zur absolut heutigen Tanz-Architektur geformt – das ist Paul Taylors „Brandenburgs“ (1988). Vorwiegend zu schnellen Sätzen aus Bachs „Brandenburgischen Konzerten“ Nr. 3 und 6 nehmen seine Tänzer immer wieder von rechts und links die Bühne: im Laufen, mit den klassischen Spagatsprüngen, noch öfter mit den im Knie abgebogenen kurzhohen Sprüngen, wie sie typisch sind für Taylors Mentorin, die große Modern-Dance-Choreographin Martha Graham. Höchst gelungen und heutig, wie er Graham-Vokabular – zum Beispiel auch die flügelweit geführten, dann gewinkelt zum Körper gezogenen Arme – eingeschmiedet hat in eine dynamisch treibende Neoklassik. Zusammen mit Taylors etwas esoterisch wirkendem „Beloved Renegade“ (2008) zu Poulencs „Gloria“ wurde dieses mitreißende „Brandenburgs“ anlässlich eines Paris-Gastspiels 2012 aufgenommen. Im Bonus-Teil: Interviews mit Tänzern und dem 83-jährigen Taylor. GRA

Paul Taylor Dance Company in Paris: „Brandenburgs“ und „Beloved Renegade“ (BelAir) Igor Strawinsky

Märchenhafte ­Szenerie Mit Mikhail Fokines „Feuervogel“ (1910) und Vaslav Nijinskys „Frühlingsopfer“ (1913) zu Strawinkys Kompositionen ist man unmittelbar am Ursprung der Ballettmoderne. Ganz nach Wunsch des Ballets-RussesImpresarios Sergej Diaghilew sind es Gesamtkunstwerke, an denen auch Maler und Ausstattungskünstler wie Alexander Golovin, Leon Bakst und Nicholas Roerich beteiligt waren. Prachtvoll die als Märchen gedachte „Feuervogel“-Szenerie, farbglühend die Landschaft für „Das Frühlingsopfer“. Zu Strawinskys „Feuervogel“-Partitur choreographierte Fokine eine traditionelle Handlung, mit noch heute modernen Pas de deux für den Feuervogel und Ivan Tsarevitch. Und zu Strawinskys rhythmisch explodierendem „Sacre“ jagte Nijinsky die Tänzer in einfachen Gruppenformationen, aber in höchst un-klassischen Schritten über die Bühne. Beide Ballette werden hier exzellent getanzt. GRA

„Strawinsky & Les Ballets Russes. Vaslav Nijinsky: ‘Le Sacre du Printemps’, M. Fokine ‘L’ Oiseau de Feu’” (BelAir)

MÜNCHEN 14. bis 20. Oktober HAMBURG 21. bis 27. Oktober BERLIN 28. Oktober bis 3. November DÜSSELDORF 4. bis 10. November FRANKFURT 11. bis 17. November

Vereinbaren Sie Ihren Anspiel-Termin unter wagner@steinway.de 27


»Spielfreude, Neutralität und abartige Basskraft in genialer Weise vereint« Audio Testsieger 9/12

h ö r e n & s e h e n

Gregory Porter

Jazz

Erdentspannt und sinnverwöhnend Die Jazzwelt hat endlich wieder einen Star. Einen „echten“ Musiker, der keine Jazzklischees nutzt, um seinen Pop aufzuwerten, der weniger Marketingergüsse als Musenküsse vorzuweisen hat, einen, der Jung und Alt, In und Out, die Satten und die Hungrigen gleichermaßen begeistert. Dass dieser deutlich über 40-jährige Sänger bereits mit jedem seiner bisherigen Alben zu Recht für Grammys nominiert wurde, etliche internationale Preise gewonnen hat und von der New York Times bis zum Spiegel gelobt wurde, ist bezeichnend. Passend zu seiner bärigen Statur und der erdentspannten Baritonstimme, lässt sich Gregory Porter weder von Lorbeeren noch vom Labelwechsel zu Blue Note beirren. Auf seinem dritten Album „Liquid Spirit“ geht er konsequent seinen Weg – mit der Band, mit der er angefangen hat und nach wie vor tourt und mit hauptsächlich eigenen Songs. „Ich sehe mich deutlich als Jazzsänger“, sagt Porter, „aber ich liebe Blues, den Soul der Südstaaten und Gospel.“ Wer unbedingt ein Haar in dieser sinneverwöhnenden Suppe finden möchte, könnte bemängeln, dass einige der Songs wie nur leicht veränderte Neuauflagen dessen wirken, was man Porters Hits nennen könnte – statt „1960 What?“ gibt es hier „Free“, in der wunderbaren Ballade „Hey Laura“ findet „Real Good Hands“ eine Fortsetzung. Aber irgendwas ist ja immer. Alle anderen genießen das herrliche neue Album des wohl beeindruckendsten und berührendsten der jüngeren Jazz-Sänger unserer Zeit. GB

„Liquid Spirit“ Gregory Porter (Blue Note)

„Standbox des Jahres 2013“ Audio Leserwahl (Kategorie Standboxen bis 2000 Euro)

nuLine 284 • nur 18 cm schlank • klanggewaltig • extrem pegelfest • hoch präzise • subwoofermäßige Bässe bis 33 Hertz • Meisterhafte Qualität made in Germany 450/330 Watt 114 cm hoch 975,- €/Box inkl. 19% MwSt. zzgl. Versand

Michael Wollny

Mehr ist mehr Michael Wollny gilt zu Recht als „der aufregendste Jazzpianist Deutschlands“ (Die Welt). Mehr noch als das Trio [em], bei dem er seit gut acht Jahren den Ton angibt, oder seine Duoprojekte mit dem Saxophonisten Heinz Sauer, brachte ihm „Wunderkammer“ im Jahr 2009 dieses Lob ein. Das eigenartige Projekt mit Wollny an Klavier, Celesta, Cembalo, Harmonium und Fender Rhodes und der israelischen Cembalo- und Celesta-Spielerin (und Andreas-Scholl-Gattin) Tamar Halperin war und ist eine angenehme Ausnahmeerscheinung der zeitgenössischen Jazz­welt: sanft und avantgardistisch, ein wenig Third Stream, wie man die frühen Vereinigungsversuche von Jazz und Klassik nannte, aber auch „minimal“ und ungemein modern. Das Experiment, dieses kleine, aber feine Duo mit einer dicken, fetten Bigband anzureichern, war also eigentlich zum Scheitern verurteilt. Doch wie man jetzt auf „Wunderkammer XXL“ nachhören kann, das als Doppel-CD sowohl die ursprüngliche Zweiervariante als auch die um fünfzehn Musiker aufgestockte Version bietet, sind die für das Deutsche Jazzfestival Frankfurt komponierten, großen Arrangements von Jörg Achim Keller ein voller Erfolg. Die Subtilität der ursprünglichen Aufnahme wirkt klangvoll verstärkt, ebenso ihre Spannung und der weite Raum, den sie zum Atmen und Atemberauben braucht. Kein Wunder, dass die „Wunderkammer XXL“ manchmal ganz wunderbar nach Horrorfilmmusik klingt. GB

„Wunderkammer XXL“ Michael Wollny (ACT) Dave Brubeck Quartet

Botschafter und Stellvertreter

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Ehrliche Lautsprecher Günstig, weil direkt vom Hersteller ■ 4 Wochen Rückgaberecht ■ Direktverkauf und HiFi-/Heimkino-Studios: D-73525 Schwäbisch Gmünd und D-73430 Aalen ■ Bestell-Hotline mit Profi-Beratung gebührenfrei in Deutschland 0800-6823780

Vor sechzig Jahren begann der NDR, Jazz aufzunehmen und auszustrahlen. Man muss sich das mal vorstellen: Der Krieg ist gerade acht Jahre vorbei, weite Teile des Sendegebiets liegen noch in Schutt und Asche, in noch weiteren spukt nach wie vor der Geist der Nazi-Zeit. Und da kommen Ikonen wie Dizzy Gillespie, Oscar Peterson, das Modern Jazz Quartet, Stéphane Grappelli oder eben Dave Brubeck nach Hamburg oder Hannover, um dort ihre Dschungelmusik über den Äther zu jagen. Eine Sensation – und dabei Hoffnung für Wenige und Schock für Viele. Besonders die amerikanischen Gruppen, damals vom „State Department“ als musikalische Botschafter um den Globus geschickt, machten Eindruck. Sicherlich auch, weil einige davon mit „Negroes“ besetzt waren, wie sich die meisten Afro-Amerikaner damals stolz nannten. So wahrscheinlich auch Eugene Wright, „our new bass player“, wie ihn Dave Brubeck vor einem Stück ankündigt, das damals noch keinen Titel hatte und inzwischen als „The Wright Groove“ bekannt ist. Es ist eine Freude, dieses elegant swingende Quartett – allen voran sicherlich Brubeck und Paul Desmond, den „trockenen Martini“ des Altsaxophons – in dieser Aufnahme vom 28. Februar 1958 zu erleben. Die Qualität ist exzellent – ein Traum, dass diese und bis Ende des Jahres insgesamt fünf Schätze der „NDR 60 Years Jazz Edition“ endlich gehoben werden. GB

“NDR 60 Years Jazz Edition” Dave Brubeck Quartet (Moosicus)


ECHO®

h ö r e n & s e h e n

Neue Welten

Tabea Zimmermann

Hindemith-Entdeckung

Paul Hindemith zählt zu den Großmeistern des 20. Jahrhunderts. Der musikantische und rhythmisch geradlinige Charakter seiner Musik kann leicht darüber hinwegtäuschen, dass die freitonale Harmonik sehr komplex ist und entsprechend subtile Gestaltung der kadenzierenden Verläufe erfordert, was fast nie – und auch hier nicht – der Fall ist. Jedoch bietet Tabea Zimmermann eine technisch makellose Ausführung der äußerst virtuosen Solopartien und wird präzise sekundiert vom DSO unter Hans Graf. Ohne dynamische Anhebung würden ihre Soli, typisch bei Bratschenkonzerten, streckenweise (vor allem im Schwanendreher) völlig überdeckt. Die Konzertmusik op. 48 wird in der später zurückgezogenen, sechssätzigen Erstfassung präsentiert (mit einem zusätzlichen, sehr schönen langsamen Satz und einem ganz anderen, Valse-artigen Finale), als Ersteinspielung und veritable Überraschung. CS

Paul Hindemith: „Werke für Viola & Orchester“ Tabea Zimmermann, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Hans Graf (Myrios) Gustavo Dudamel

Also sprach Zarathustra

Gewinner 2013 bei NAXOS Sinfonische Einspielung des Jahres bis inkl. 18. Jh. Aapo Häkkinen & Helsinki Baroque Orchestra Fr. X. Dussek: Vier Sinfonien

Naxos 8.572683 Orchester

Die Deutsche Grammophon bringt als erste Veröffentlichung zum nahenden Strauss-Jahreine Einspielung der Berliner Philharmoniker heraus. Spannend, dass es sich dabei um Strauss’ großes Epos „Also sprach Zarathustra“ sowie „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ und „Don Juan“ handelt. Ein reines Strauss-Album, wie einst 1981 mit Herbert von Karajan. 32 Jahre später steht Gustavo Dudamel am Pult der Berliner und spricht von dieser Produktion als eins der „Schlüsselerlebnisse“ seines Lebens. Ein Traum wird wahr für den kolumbianischen Super-Maestro – auch wenn seine Aufnahme dem Vergleich mit Karajan standhalten wird müssen. Schön gerade deswegen, dass man sich für eine Live-Einspielung entschieden hat, zumal Dudamels Beschäftigung mit Richard Strauss’ Kompositionen schon in die Anfänge seiner Karriere zurückreicht. Dudamel interpretiert Strauss sehr durchsichtig mit der ihm ureigenen Energie. Das Erbe Karajans hat ihn nicht abgeschreckt, es hat ihn inspiriert. Eine tolle, moderne Aufnahme! CN

Sinfonische Einspielung des Jahres - 19. Jh. Bernard Haitink - SO des Bayerischen Rundfunks G. Mahler: Sinfonie Nr. 9

BR Klassik 900113 Konzerteinspielung des Jahres 20./21. Jh. / Klavier Herbert Schuch V. Ullmann/ L.v. Beethoven: Klavierkonzerte

„Also sprach Zarathustra“ Berliner Philharmoniker, Gustavo Dudamel (Deutsche Grammophon) Kent Nagano

Kontrollierter ­Bruckner

OehmsClassics OC833

Zum Abschied Kent Naganos als GMD des Bayerischen Staatsorchesters erschien eine BrucknerBox mit den Sinfonien 4, 7 und 8. Nagano vertritt eine sehr kontrollierte und akkurate, vor allem in der Vierten auch zurückgenommene Bruckner-Interpretation. Die Fermaten werden nur spärlich ausgekostet. Stattdessen weist Nagano wie mit dem Finger auf all die Stellen, mit denen er beweisen möchte, dass Bruckner ein fortschrittlicher Komponist war. Dabei entdeckt er Dissonanzen, die andere Dirigenten lieber glätten. Dadurch wirkt Naganos Bruckner sehr didaktisch und manchmal etwas eigenwillig-oberlehrerhaft. Aber seine Deutungen sind auch Musterbeispiele für orchestrale Ausgewogenheit und Balance. Hier hört man im wüstesten Blechgewitter noch jede Einzelstimme. RA

Anton Bruckner: Sinfonien Nr. 4, 7 und 8. Bayerisches Staatsorchester, Kent Nagano. (Farao) Thomas Hampson

Verdis Reiseleiter

KammermusikEinspielung des Jahres - 20./21. Jh. / Streicher David Geringas & Gringolts Quartett W. Braunfels/R. Strauss: Streichquintett, u.a. Profil PH12053

Film

Mit Thomas Hampson als (auch singendem) Reiseleiter auf den Spuren von Leben und Werk Giuseppe Verdis: Der kluge, gleichwohl entspannte 60-Minuten-Kurztrip führt mit stimmungsvollen Bildern nach Mailand, Paris und Venedig, aber vor allem in die eigenwillige Landschaft der Poebene zwischen Parma und Piacenza. Hierher, wenige Kilometer von seinem Geburtstort Roncole entfernt, zog sich der 34-jährige Komponist nach rastloser Tätigkeit zurück, kaufte das heruntergekommene Anwesen Sant’Agata und baute es zum großzügigen, modernen Landgut aus. „Ich war, bin und bleibe ein Dörfler aus Roncole“: Wer sich wie Verdi so leidenschaftlich zu seiner Heimat bekannte, dem kommt man in seiner „geliebten Einöde“ als Mensch auch jetzt noch besonders nahe. Oder erahnt ihn zumindest bei einem Blick auf sein Grabmal in der „Casa di Riposo“, dem von ihm gestifteten Altersheim für mittellose Musiker in Mailand. AR

Musik-DVD-Produktion des Jahres Klassik und Kalter Krieg Musiker in der DDR

Arthaus Musik 101664

„Va pensiero, sull’ali dorate. Verdi’s life told by Thomas Hampson“ (EuroArts) 29

Im Vertrieb von NAXOS Deutschland www.naxos.de • www.naxosdirekt.de • info@naxos.de


r e s o n a n z

Keine Zeit, in die Berge zu fahren? ALPS bringt sie Ihnen ins Haus.

Rätsel des klassischen alltags Was verbirgt sich hinter diesem Text? Der Händel ist abgesoffen. Und in Oberbayern hat man gleich Phantasien. Nein, nicht von der absoluten Mehrheit im Landtag. Vom Barock! So schlimm ist es da also schon. In Mecklenburg-Vorpommern spart man sich das mit der Phantasie lieber. Nicht mal eine läppische Vision erlaubt man sich da. Auch irgendwie schlimm. Dafür gibt es ein Picknick-Pferde-Sinfoniekonzert. Hat man so etwas schon einmal gesehen? Ich persönlich? Nein. Möchte man sich so etwas einmal vorstellen? Hm. Der Kenner schweigt und genießt. Vielleicht ist das doch ganz gut, so mit keiner Phantasie. Was für ein Sommer! Es lebe die Massenkompatibilität. Von Kotelow bis Andechs, von Hasenwinkel bis Putbus, ob im tiefsten Bayern oder an der Nordseeküste – überall ist was los, Rambazamba, Remmidemmi, Kultur pur, ein bunter Strauß schöner Melodien. Oder wie das so heißt. Es würde nicht verwundern, stände es auch genauso im Programmheft. Man lockt hier ja nicht irgendwen, man lockt schließlich die Masse. Und überhaupt, wer kann dem Versprechen „Viel Wagner, wenig Verdi“ schon ernsthaft widerstehen!? Iwo, im Sommer macht der Wagner ja auch doppelt so viel Spaß. Mindestens! Pfff, im Winter kann ja jeder Wagner. Und spätestens wenn der Männerchor den Steuermann besingt, grölt vermutlich sowieso das halbe Publikum mit und klatscht frenetisch im Dreiviertel-Takt. Hildegard, das kenn’ ich doch. Ho! He! Je! Ha! Hisst die Segel auf! Anker fest! Ach, ist Kultur schön. Dazwischen die Aida, kennt man ja auch. Oh, und Nabucco! Auch so ein Klassiker. Auch schön zum Mitsingen. Und man kann schön schunkeln! Klar, die Zauberflöte. Sowieso der Mozart, der zieht ja immer. Gefallen muss es halt, vor allem der Masse. Was sich einmal bewährt hat, kommt immer wieder auf das Programm. Manche spielen ja dasselbe Stück schon seit Jahrzehnten. Obacht, dieses Jahr eine Neuinszenierung! Die Hauptfigur läuft in Szene XY nicht mehr von links nach rechts, sondern von rechts nach links. Meine Güte, wie aufregend. Naja, schön war’s, teuer war’s. Bussi Bussi.

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Alpine lebensArt

rätsel lösen – und die edle VinylEdition von Edel gewinnen Wenn ­Sie die Antwort kennen, dann schreiben Sie Ihre Lösung unter dem Stichwort „Alltags-Rätsel“ an die crescendo-­Redaktion, Senefelderstraße 14, 80336 München oder per E-Mail an redaktion@crescendo.de. Unter allen richtigen ­Einsendungen verlosen­wir diesmal drei komplette limitierte Vinyl-Editionen von Edel (jeweils fünf LPs). Einsendeschluss: 2 ­ 5. September 2013. Viel Glück! Die Gewinnerin unseres letzten Alltagsrätsels ist Rosemarie Blümke aus Leipzig. Herzlichen Glückwunsch. Die richtige Lösung war übrigens „Die erste Geige“.

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September – Ok tober 2013


gesellschaft 15 Erste Male: Wie die Stars zur Klassik kamen (Seite 32)

15 Jahre crescendo Klassik in Zahlen

Wer war am häufigsten auf dem crescendo-Cover? 4 Mal: Hélène Grimaud & Rolando Villazón

3 Mal: Anna Netrebko, Andreas Scholl, Nikolaus Harnoncourt, Plácido Domingo

2 Mal:

Foto: ebraxas/Fotolia.com

Lang Lang, Daniel Barenboim, Herbert von Karajan, Mariss Jansons, Pierre-Laurent Aimard, Jonas Kaufmann

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G e s e l l s c h a f t

Wie kam es dazu? In 15 Jahren crescendo haben wir uns oft die Frage gestellt, wie einzelne Künstler und Wegbegleiter überhaupt in der klassischen Musik landeten. In einer neuen Serie wollen wir dies nun beantworten. v o n A n t o i n e t t e S c h m e l t e r d e Es c o b a r

Anne-Sophie Mutter Geigerin „Dass ich Geigerin werden wollte, habe ich wohl schon herausposaunt, als ich das Instrument zum ersten Mal auf meine Schulter legte. Dieser Wunsch hat sich auf jeden Fall bei meinem ersten Konzert­ erlebnis mit fünfeinhalb Jahren verfestigt. Auf dem Schoß meiner Geigenlehrerin hörte ich in Basel, das für uns im Dreiländereck kulturelle Heimat war, einen Brahms-Sonatenabend mit David Oistrach. Was mich tief ­beeindruckte, war der warme, noble Klang seines ­Instruments genauso wie seine warmherzige, raumfül­ lende Persönlichkeit, sein Zusammenspiel mit der Pia­ nistin Frieda Bauer und die vielen Studenten, die ihm zu ­Füßen saßen. Bis zum heutigen Tag ist das das Kon­ zerterlebnis schlechthin für mich. Und David ­Oistrach mein Leitstern als Musiker und Persönlichkeit.“

Xavier de Maistre Harfenist

David Pountney Mariss Jansons Dirigent „Die tiefe Liebe zur klassischen Musik prägte mich von Anbeginn meines Lebens, da ich in eine Musikerfamilie hineingeboren wurde. Schon als Kleinkind hörte ich zuhause klassi­ sche Musik, und wenn meine Eltern mich zu ihrer Arbeit mitgenommen haben, konnte ich schon von ihnen lernen und viel erleben. Ich lebte immer in einer Welt der Musik. Deshalb war es für mich dann ganz klar und selbstver­ ständlich, Dirigent zu werden. Meine Liebe zu diesem Beruf und zur Musik wird ewig bleiben.“ 32

Regisseur und ­I ntendant „Meine Eltern waren beide begabte Laien-Musiker. Insofern war ich von Kindesbeinen an zuhause ständig von klassischen Klängen umgeben und habe natür­ lich Klavier und sehr früh auch Trompete gelernt. Besonders intensive Erinnerungen habe ich an mein erstes Opernerlebnis 1952. Damals wurde Beethovens ‚Fidelio‘ im Rahmen eines Music-Camps auf einem englischen Bauernhof inszeniert, wo Profimusiker und ambitionierte Laien mangels anderer Urlaubs-Mög­ lichkeiten gemeinsam ihre Ferien verbrachten. Ich sehe noch heute vor mir, wie das Orchester seinen Graben mit eigenen Händen ausgrub. Und wie ich mit meinen fünf Jahren in der Ecke eines langen Holzbalkens unter dem Dach hockte und hingerissen dem Tenor zuhörte, als der seine ‚Gott! Welch Dunkel hier!‘-Arie sang.“ www.crescendo.de

September – Ok tober 2013

Fotos: Harald Hoffmann / DG; Felix Broede / Sony Classical; Marco Borggreve

„Dass ich zur Harfe gekommen bin, war eigentlich ein Zufall – eine Liebesgeschichte. In Frank­ reich bekommen Kinder, wenn sie an der Musikschule beginnen, zunächst Solfège-Unterricht und lernen Musiktheorie, bevor sie am Instrument beginnen. Nun war eine Harfenlehrerin neu an die Schule gekommen, die – da ihre Harfenklasse noch nicht voll war – auch Solfège unter­ richten musste. Ich habe mich in sie verliebt und deshalb angefangen, Harfe zu lernen. Sie war aber auch eine sehr gute Lehrerin! Ich bin ihr heute noch sehr verbunden. Am Anfang stand also nicht die Liebe zum Instrument, sondern die Liebe zur Lehrerin.“


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Daniel Hope Geiger „Als ich fünf Jahre alt war, hörte ich zum ersten Mal das Violinkon­ zert von Mendelssohn. Meine Eltern hatten mich zu dem Konzert mitgenommen; der Geiger war Pinchas Zukerman. Ich erinnere mich noch genau, wie er mit seiner Präsenz den ganzen Saal ein­ nahm, als er ungestüm die Bühne betrat. Zukermans Auftritt ist für mich bis zum heutigen Tage einer der beeindruckendsten geblie­ ben. Er hatte eine unglaubliche Ausstrahlung. Als er dort stand, die Geige am Kinn, aufrecht, bereit zu spielen, war ich überzeugt, dass ich gerade eines Giganten ansichtig geworden war. Sein Klang war so unglaublich voll, so leidenschaftlich und so ausdrucksstark, dass ich mir sicher war, dass alle im Saal den Atem anhielten. Das Stück dauerte etwa 25 Minuten, aber für mich war es, als ob die Zeit ange­ halten wurde. Die Musik verführte meine Ohren, mein Herz, meine Seele. Als das Konzert zu Ende war und wir die Royal Festival Hall verließen, zupfte ich meinen Vater am Ärmel und sagte, dass ich das auch spielen wolle ...“

Jan Vogler Cellist „Meine Kindheit in der DDR der 70er-Jahre war geprägt durch eine übermächtige Prä­ senz der Musik in meinem Elternhaus. Opern sahen wir als Kinder in geheimnisvol­ len Inszenierungen von Felsenstein bis Kupfer, mein Vater war Cellist an der Komi­ schen Oper. Meine Mutter nahm uns zu Konzerten mit, sie war Geigerin im Berliner Sinfonieorchester. Zuhause fand die eigentliche Inspiration statt, mein Vater hatte die Monteverdi-Opern mit Harnoncourt ebenso in seiner Schallplattensammlung wie die Cello-Aufnahmen von Casals bis Rostropowitsch. Bei den Mahlzeiten wurde über Musik und Geigenbau gesprochen. Jeder Besucher unseres Hauses kam mit einem In­ strument. Es war fast ein Schock, als ich realisierte, dass es in der Welt offenbar auch Menschen gibt, die kein Instrument spielen ...“

Wilfried Hiller

Fotos: Harald Hoffmann; Jim Rakete; Marco Borggreve

Komponist „Ich war noch keine acht Jahre alt, als meine Mutter mich in der Vorweihnachtszeit bat, den großen Speicher unseres Hauses nicht zu betre­ ten. Eines Tages, als sie in der Stadt beim Einkau­ fen war, übertrat ich dieses Verbot und schlich mich auf den Speicher. Was entdeckte ich da? Eine große Holzkiste mit vielen Figuren für ein Handpuppentheater. Der Kasperl, die Gretel, der Polizist, Räuber und Hexe lagen dort alle friedlich beisammen, obenauf war ein großes Krokodil. Da wurde mir klar, dass diese Figuren, zusammen mit einem kleinen Handpuppentheater, das neben der Kiste stand, für meine Zukunft entscheidend werden sollten. Nach Weihnachten begann ich, in Sütterlinschrift, für dieses kleine Theater meine ersten Theaterstücke zu schreiben. So kam ich zum Theater, schrieb später meine ersten Büh­ nenmusiken und kam nie mehr vom Figurenthe­ ater los. Egal, ob in den kleinen Puppentheatern in München, Salzburg oder Düsseldorf, das Pup­ pentheater, das mir den Weg zur Bühne gewiesen hatte, ist heute noch mein liebstes Zuhause.“

Rudolf Buchbinder Pianist „Meine Familie war alles andere als musikaffin. Trotzdem zog mich das Klavier, das aus uner­ findlichen Gründen in unserer Wiener Wohnung stand, schon als Dreijähriger wie ein Magnet an. Wann immer ich konnte, klimperte ich darauf herum und versuchte nachzuspielen, was ich im Radio gehört hatte – völlig egal, ob E- oder U-Musik, die ich ohnehin noch nicht un­ terscheiden konnte. Notenlesen musste mir meine wunderbare Lehrerin Frau Profes­ sor Marianne Lauda deshalb erst noch im Gruppenunterricht beibringen, als ich 1952 die Aufnahmeprüfung an der Musikakade­ mie bestanden hatte und als jüngster Student dort aufgenommen wurde. Den Zugang zum größten Glück meines Lebens hatte ich aber schon in den Jahren davor von allein gefunden.“ 33


G e s e l l s c h a f t

Jörg Widmann

Claudio Abbado

Klarinettist & Komponist „Die Fahrt als Jugendlicher nach Strasbourg zum ‚musica’-Festival: Pierre Boulez dirigiert das Ensem­ ble Intercontemporain mit seinen Werken ‚Dialogue de l’ombre double‘ und ‚Répons‘. Mein atemloses Staunen über die Freiheit der Farben und Klänge. Die vielfältigen Begegnungen mit Boulez später, unser wiederholtes Arbeiten an seinem Klarinetten-Dialogue, ein klarinettistischer Achttausender, den ich immer wieder mit Ehrfurcht und Freude besteige; ein phäno­ menales Dirigat der Uraufführung meines Orchester­ stücks ‚Armonica‘ mit den Wiener Philharmonikern in Salzburg, unsere Gespräche über Musik bei ihm zuhause in Baden-Baden: unvergessliche Momente in meinem künstlerischen Leben, das Gefühl tiefer Dankbarkeit.“

Dirigent „Es gab ein Schlüsselerlebnis in meiner Kindheit. Ich saß als Siebenjähriger in der Mailänder Scala und hörte zum ersten Mal in meinem Leben die ‚Noc­ turnes‘ von Debussy. Antonio Guarne­ ri dirigierte. In der zweiten Nocturne, ‚Fêtes‘, gibt es diese Stelle, an der aus der Ferne plötzlich die drei Trompe­ ten erklingen mit den Harfen. Dieser Moment hat mich sofort verzaubert. Von da an wusste ich: Das möchte ich einmal machen!“

Joachim Kaiser Musik-kritiker „Johannes Brahms verdanke ich (…) mein musikalisches Erwe­ ckungserlebnis. Bei uns zu Hause wurde oft Kammermusik gemacht, mein Vater war ein sehr guter Geiger. Eines Abends, ich war vier oder fünf Jahre alt, spielte er mit Freunden das Klarinettenquintett von Brahms. Als am nächsten Morgen das Dienstmädchen – damals, Mitte der 1930er Jahre, gab es noch Dienstmädchen – mir die Schuhe zuschnürte, sang ich leise vor mich hin. Mein Vater kam zufällig da­ zu, horchte auf und sagte: ‚Jochen, sing das doch noch mal!‘ Darauf­ hin sang ich das Hauptthema vom Brahms’schen Klarinettenquintett noch mal. Da war der Alte ganz selig.“ (aus: Joachim Kaiser, „Sprechen wir über Musik“, Siedler Verlag, 2012)

Nils Mönkemeyer Bratscher „Von Haus aus ist meine Kindheit mit Musik er­ füllt gewesen. Wir sind regelmäßig ins Konzert gegan­ gen, aber das erste Konzert, das ich besucht habe, ist in den Untiefen meines Bewusstseins vergraben und es wird wahr­ scheinlich Hypnosetherapie brauchen, um mich daran zu erinnern. Musik war ein so selbstverständlicher Teil meines Alltags, dass ich überrascht war, als ich bemerkte, dass meine Klassenkameraden meinen Eintrag in Julia C.‘s Poesiealbum nicht sonderlich goutier­ ten. ‚Lieblingssong: Bach, Brandenburgische Konzerte‘ hatte ich ge­ schrieben und es hätten natürlich die Backstreet Boys sein sollen, um wahrhaft cool zu sein ... Was mir am meisten in Erinnerung bleibt, ist mein Vater, der zu Hause übt. Die Tür zum Musikzimmer angelehnt, war das Haus immer voll von den Gitarrenklängen, und Jazz ist das Erste, was ich bewusst gehört habe. Wann immer ich meine Eltern vermisse, lege ich eine CD meines Vaters ein und bin sofort wieder zu Hause.“ 34

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September – Ok tober 2013


Fotos: Marco Caselli Nirmal, Bob Coat; Irene Zandel / Sony Classical; Elmar Harb

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Axel Brüggemann

Klaus Heymann

ehemaliger crescendoChefredakteur

Gründer und Präsident von NAXOS International

„Seine Schallplattensammlung war das Heiligtum meines Vaters: Corelli, Callas, di Stefano! Bevor ich meinen ersten eigenen Schallplat­ tenspieler bekam, erklärte er mir, wie man die Dinger ohne Kratzer abspielt. Ich wurde, wie mein Vater, Verdi-Fan. In der Pubertät lag ich dann mit meinem Schulfreund Viktor Schiering auf dessen Wohnzim­ mer-Flokati, die Stereoanlage seines Vaters voll aufgedreht, vor uns die Partitur von ‚Tristan und Isolde‘. Wir Clearasil-Gesichter hatten keine Freundin, hörten bei Wagner aber den Trost, dass die große Liebe eh ein anstrengendes Geschäft ist, und waren erst einmal zufrieden mit dem musikalischen Rausch, den der Herr Kleiber da im Orchestergra­ ben anzettelte. Wir wurden Stammkunden auf den billigen Plätzen im Bremer Theater und reisten für Wagner nach Hamburg und Berlin.“

„Ende 1945, ich war gerade neun, habe ich in einem Kurbad am anderen Ufer des Sees mein allererstes Konzert besucht – die Münchner Philhar­ moniker spielten Beethovens Leonore Nr. 3, sein 4. Klavierkonzert und Schuberts ‚unvollendete‘ Sinfonie. Ich weiß noch, dass Rosl Schmid die Pianistin war und der Dirigent Hans Rosbaud. Später, als er Gastdirigent des hr-Sinfonieorchesters war, habe ich noch viele Konzerte mit ihm gehört. Ich fand es ungeheuer faszinierend. Die Musik hat einen blei­ benden Eindruck auf mich hinterlassen, und als ich wieder in Frank­ furt lebte, versuchte ich, möglichst alle ‚Jugendkonzerte‘ des Hessischen Rundfunks zu besuchen.“

Brigitte Fassbaender Sängerin „Bei mir fing es schon vor der Geburt an: Denn meine Mutter saß in jeder Aufführung ihres Man­ nes, des berühmten Kammersängers der dreißiger und vierziger Jahre [Willi Domgraf-Fassbaender, Anm. d. Red.]. Als ich dann auf der Welt war, war ich von frühester Kindheit an von klassischer Musik umgeben. Eine der berühmtesten Partien meines Vaters war Verdis Rigoletto, und wenn er – sich einsingend– die ergreifende Szene des betrogenen Vaters sang (‚Weine, meine Tochter, weine an meinem Herzen ...‘), dann lauschte ich atemlos und wusste, dass ich nichts anderes wollte als auch für das Theater, für die Bühne zu leben. Eerbte Begabung und zielstrebige Ausbildung und Förderung haben meinen Weg von damals an bestimmt. Die Stimme meines Vaters, seine große, beglückende Menschendar­ stellung, seine begeisterte und begeisternde Bühnenpräsenz sind das Schlüsselerlebnis, das mich geprägt und begleitet hat, solange ich denken kann. Schlüsselerlebnis und Vorbild zugleich: Das war und ist mein Vater! Ein begnadeter Sänger, dessen Stimme und Persönlichkeit unvergänglich meinen Lebensweg überstrahlen.“

Valletta, Maltas barocke Hauptstadt und UNESCO-Welterbe, stellt mit dem Teatru Manoel, ihren historischen Kirchen und prächtigen Palästen die Kulisse für die zweite Ausgabe dieses einzigartigen Barockmusikfestivals.

10. bis 26. Januar 2014 www.vallettabaroquefestival.com.mt Bild: St. John’s Co-Cathedral, Valletta, Malta The English Concert Beatrice Martin und Les Folies Francoises Bruno Procopio Carolyn Sampson Centre de musique baroque de Versailles Classica Pizzicata Concilium musicum Wien Die Kölner Akademie

Freiburger Barockorchester Justin Burwood Malta Philharmonic Orchestra Marco Sollini und Salvatore Barbatano Max Emanuel Cencic Ensemble Baroque de Toulouse Philip Walsh Valletta Baroque Festival Ensemble

THE ST JOHN’S CO-CATHEDRAL FOUNDATION


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Bach am Bahnhof ... unterwegs mit dem Cellisten Alban Gerhardt

Zwei Tage vorher spielte er im großen Konzertsaal in San Francisco – jetzt ist Gerhardts Bühne eine Essenspassage am Kölner Hauptbahnhof. 16

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September – Ok tober 2013

Fotos: Koelnmesse GmbH; Anna Novák

Um klassische Musik den Menschen näherzubringen, reist der Weltklasse-Cellist durch Deutschland. Mit dem Zug. Er konzertiert an Bahnhöfen, im Trubel des Reiseverkehrs. Unsere Autorin Anna Novák hat ihn begleitet.


Reisegruppe auf BahnhofsMission: Alban Gerhardt mit seiner PR-Dame Bettina Schimmer und Autorin Anna Novák (r.).

„E

Als Alban Gerhardt vor mehr als einem Jahr bei der Bahn ntschuldigung, wissen Sie, wo man dem Künstler Geld spenden kann? Der hat ja gar keinen Hut auf- anrief und sagte, er wolle gerne Konzerte an Bahnhöfen spielen, gestellt!“ Die alte Dame ist irritiert. Am Düsseldor- konnte man in der dortigen Kulturabteilung nicht viel damit anfanfer Hauptbahnhof spielt ein Mann auf einem Cello. gen. „Das kostet Sie dann 8000 Euro“, sagte die Bahnbeamtin damals Eine Menschentraube hat sich um ihn gebildet. „Man am Telefon, man müsse ja eine Bühne aufbauen. Und die ICETickets, die müsse er selbst bezahlen, kann ihm ja nicht mal eine Kasdas sei schließlich „kein Event der sette abkaufen“, sagt die Dame, „von Deutschen Bahn“. Mittlerweile lacht irgendwas muss der doch leben!“ Ein der Cellist darüber: „Mit Widerstand junger Mann mit Fotoapparat dreht hatte ich überhaupt nicht gerechsich zu ihr um: „Der macht das nicht net. Ich hatte gedacht, die Menschen wegen des Geldes – der macht das freuen sich über meine Musik in wegen Bach.“ ihren Bahnhöfen, aber dann musste Normalerweise spielt Alban ich tierisch kämpfen, bis ich die Bahn Gerhardt auf den großen Bühnen der von meiner Idee überzeugt hatte.“ Welt und gehört zu den SpitzenverSein Konzept: Er wollte alle dienern der Klassik-Szene. Heute sitzt sechs Bach-Suiten für Cello solo der weltbekannte Cellist in schwarspielen. An verschiedenen Bahnzer Jeans und schwarzem Hemd am höfen in ganz Deutschland. Gage Düsseldorfer Hauptbahnhof und bekommt er dafür keine. „Ich habe spielt Musik von Johann Sebastian mir gewünscht, dass die Menschen Bach – unerkannt. Rechts von ihm in all ihrer Alltagshektik und im Reiein Info-Stand der Deutschen Bahn, setrubel am Bahnhof einen kurzen links ein Mülleimer. Eigentlich sollte Moment des Innehaltens bekommen“, ein Ankündigungsplakat aufgestellt erklärt er seine Motivation. Gerhardt werden, damit die Zuschauer wisengagiert sich regelmäßig für ungesen, mit wem sie es hier zu tun haben. wöhnliche MusikvermittlungsproAber das Plakat ist verschwunden, jekte, und dass er mit seiner Bahndenn die verantwortliche Bahn-Mithofs-Tournee keine Massen an neuen arbeiterin ist heute krank und keiner Klassik-Hörern rekrutieren würde, weiß, wo sie den Aufsteller deponiert war ihm klar. „Aber wenn die Menhat. Ihr Kollege, ein Mittfünfziger mit schen, die sonst gar nichts mit klasbeigefarbener Sommerjacke und altsischer Musik am Hut haben, nur für backener Hornbrille, soll sie vertreeinen kleinen Moment stehen bleiten. Doch der Bahnbeamte hat weder ben und diese wundervolle Musik Ahnung von klassischer Musik noch von Bach erleben, dann habe ich es hat er jemals ein Konzert organisiert. geschafft!“ „Meine Kollegin hat mir doch gestern Insgesamt hat er zwölf Konzerte Abend erst eine Mail geschickt“, sagt an vier Tagen geplant. Seine Reiseer und wedelt hilflos mit einem zerroute: Hamburg – Bremen – Hannoknitterten Papierausdruck. ver – Düsseldorf – Köln – Frankfurt Zum Glück braucht Alban Ger– München – Augsburg – Nürnberg – hardt für sein Bahnhofskonzert gar Cellist und Cello sicher im Zug verstaut. Leipzig – Dresden – Berlin. An jedem nicht viel, bloß einen Stuhl und eine Nächster Halt: Köln Hauptbahnhof. Ort musiziert er zwei Cello-Suiten. Steckdose. Seinen Verstärker hat der 44-Jährige in einem großen schwarzen Rollkoffer selbst mitgebracht. Die Bahn zahlt das Ticket nun doch. Erster Klasse. Und organisiert „Ohne akustische Verstärkung hat mein Cello hier am Bahnhof keine das Equipment am jeweiligen Bahnhof. In Düsseldorf hat auch der Herr von der Bahn endlich einen Chance“, sagt er. Durch die Lautsprecher klingt sein Cello-Ton rau, brauchbaren Stuhl und eine Steckdose gefunden. Alban Gerhardt etwas verzerrt und viel direkter als im großen Konzertsaal. 37


l e b e n s a r t

Foto: PIA Stadt Frankfurt am Main / Rainer Rüffer

nen Wischmopp keine 10 Zentimeter packt sein Cello aus und spielt die am Cello vorbei, putzt einmal um den ersten Töne der Cello-Suite Nr. 1. Musiker herum. Der verantwortliche Sein weißer, verbeulter CellokasBahnhofsmitarbeiter wischt sich nach ten steht neben ihm und erzählt die dem Auftritt erleichtert die SchweißGeschichte der vielen Reisen, die der perlen aus dem Gesicht und strahlt. Er Musiker im Jahr mit seinem Instruwill den Cellisten auf ein Bier einlament unternimmt: Dort kleben über den, doch der lehnt ab und trinkt stattzwanzig „Vorsicht, zerbrechlich“-Stidessen Apfelschorle – die Reise geht cker und endlos viele Sicherheits- und schließlich noch weiter und er darf Zoll-Etiketten. Vor drei Tagen noch seinen Anschlusszug nicht verpassen. spielte Alban Gerhardt in San FranNächster Halt: Köln Hauptbahncisco, vorgestern landete er in Berlin, hof. Alban Gerhardt spielt hier die setzte sich am nächsten Morgen um Bach-Suiten Nr. 3 und Nr. 4 – die in acht in den Zug und fuhr zu seiner Auch die Main-Metropole Frankfurt lag auf dem Moll –, „weil der FC Köln den Aufstieg Bahnhofstour. Konzert-Fahrplan von Alban Gerhardt. nicht geschafft hat“. Die Zuschauer „Sehr geehrte Damen und Herren, bitte lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt“, tönt es plötzlich lachen. Es sind weniger als in Düsseldorf, denn der Cello-Stuhl aus dem Lautsprecher. Alban Gerhardt hebt die Augenbraue, spielt steht diesmal mitten in einer kleinen Essens-Passage, eingekeilt aber weiter. „Ladies and gentlemen, don’t leave your luggage unat- zwischen Bäckerei, asiatischem Imbiss und Coffee-to-go. Ein leicht tended.“ Einige Zuhörer kichern. Gerhardt hat die Augen geschlos- angetrunkener Herr mit einem Glas Grappa in der Hand jubelt sen. „Mesdames et messieures ...“ Jetzt grinst er, nimmt den Bogen überschwänglich, einige Cello-Studenten der Kölner Musikhochvon den Saiten. Nachdem auch noch die Zugverspätung des ICE schule nutzen die Gelegenheit, dem Star-Cellisten kurz nahe zu sein. 944 aus Bielefeld angesagt worden ist, beginnt er mit dem zweiten Gerhardt sagt, er wisse nie, was ihn erwartet, wenn er aus dem ICE Satz. Die Durchsagen finde er nicht schlimm, erklärt der Cellist hin- steigt. „Jeder Bahnhof ist anders. In Bremen hörten 200 Leute ganz terher. Die nehme man irgendwann gar nicht mehr wahr. Viel prob- still, wie gebannt zu. In Hamburg kam dagegen kaum jemand und lematischer seien die Menschen am Bahnhof: Sie reden, sie rennen, die Zuhörer hielten großen Sicherheitsabstand zu mir.“ An diesem Tag geht es – wegen Verspätung der Züge mit einem sie essen, trinken, filmen und fluchen. „Mein erstes Bahnhofskonzert spielte ich noch mit offenen Augen – ich bin wahnsinnig gewor- unfreiwilligen Umweg über Köln-Messe-Deutz – noch weiter bis den, das war völlige Reizüberflutung!“ Also lässt der gebürtige Berli- Frankfurt. Dort hat man sogar an das Plakat gedacht, das ankünner seinen Bogen diesmal blind über die Saiten toben – und blendet digt: „Alban Gerhardt spielt Bach im Bahnhof “. Neben den Uhrdas Bahnhofsgeschehen aus. Neben ihm lässt eine Gruppe alberner zeiten steht, ganz klein gedruckt, der Vermerk: „Bei Verspätung der Jugendlicher eine Brötchentüte platzen. Ein Putzmann schiebt sei- Züge beginnen die Konzerte später“. n „Bach im Bahnhof“ geht weiter: Am Dienstag, den 1. Oktober 2013, spielt Alban Gerhardt in München (11 Uhr), Augsburg (13.30 Uhr) und Nürnberg (17 Uhr). Am Mittwoch, den 2. Oktober gastiert er in Leipzig (13.15 Uhr), Dresden (16.30 Uhr) und Berlin (ca. 21.45 Uhr).

crescendo hoteltipp

Wohnen wie bei Freunden Und noch ein Zeitsprung, der gut in dieses Jubiläumsheft passt: Können Sie sich noch an den Austro-Pop-Hit „I wui nur z’ruck zu dir“ erinnern? Nikolaus Kalita komponierte und sang den Gassenhauer im Duett mit „Biene“. Das ist jetzt 31 Jahre her. Und was macht Nik Kalita heute? Wir trafen ihn in seinem Jagdschloss im österreichischen Ennstal. Als er vor einigen Jahren die leerstehende Villa mit Panoramablick auf den Grimming entdeckte, verliebte er sich sofort in dieses besondere Haus. Das großzügige Anwesen war zwar zugewachsen und verwildert und die Dächer sanierungsbedürftig, aber die Substanz stimmte. Gemeinsam mit seinem Sohn erweckte er das Haus mit viel Liebe und Energie wie38

der zum Leben. Seit einigen Monaten ist das Jagdschloss mit seinen gerade mal 13 mit antiken Möbeln liebevoll und individuell eingerichteten Zimmern und Suiten nun wieder eröffnet. Die Hausherren kümmern sich persönlich um ihre Gäste. Der richtige Ort, um zur Ruhe zu kommen und die prachtvolle Natur zu genießen. Die umgebenden Berge bieten unzählige Wanderrouten, Langlaufloipen und Skipisten. Golfer können in der Umgebung fünf 18- bzw. 36-Loch-Plätze spielen. Unser Tipp: Verbringen Sie einen garantiert unvergesslichen Abend mit den Hausherrn in der hauseigenen „Grillhütte“. Preis pro Person im Doppelzimmer ca. 80–100 EUR. Infos und Kontakt: www.jagdschloss-falkenhof.at

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September – Ok tober 2013

Foto: Jagdschloss Falkenhof

Im Jagdschloss Falkenhof im Tiroler Ennstal kann man stilvoll zur Ruhe kommen


»Ich lese crescendo« Rudolf Buchbinder, Pianist

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e r l e b e n

Daniel Grossmann

Ein Orchester im Heute Seine Heimat hat das Orchester Jakobsplatz München in der bayerischen Landeshauptstadt. Das traditionelle Jüdische Neujahrsfest 5774 wird dieses Jahr mit zwei Konzertabenden in München und Bayreuth gefeiert. Vo n S tefanie Pau l

Es war einmal in einem fernen Land. Dort spielte ein Orchester aus den? „Damals war das alles andere als lustig“, sagt Daniel Grossmann. Deutschland ein Konzert. Doch es war nicht einfach nur ein Kon- Rückblickend kann das Orchester aber auch über diese Geschichte zert. Es war, als hätte gerade der größte Popstar der Welt das größte lachen. Wer viel reist, erlebt auch viel. Israel, Moldawien, die UkraKonzert der Menschheitsgeschichte gegeben. So muss es sich zumin- ine, Wien, Stockholm und im Oktober eine USA-Tournee – das 2005 dest angefühlt haben. Die Musiker mussten unzählige Autogramme gegründete Ensemble ist schon viel herumgekommen. Doch seine Heimat hat das Orchester nach wie vor in Münschreiben, in dutzende Fotoapparate lächeln, Blumensträuße in Empfang nehmen und Heiratsanträge abwehren. Jeder wollte etwas chen, mitten in der Innenstadt, am Jakobsplatz. Es ist nicht nur seine räumliche Heimat. Sondern auch die seiner Identität, seiner Tradivon den Fremden aus dem Westen abhaben. Daniel Grossman muss lachen, wenn er diese Anekdote erzählt. tion. Auf dem Jakobsplatz steht der größte Neubau einer jüdischen Aber genauso ist es passiert. Damals, als das Orchester Jakobsplatz Gemeinde in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Hier hat das jüdische Leben in der Stadt nun einen München im fernen Usbekistan gastierte. „Das neuen, imposanten, strahlenden war überwältigend“, erinnert sich Grossmann. Orchester Jakobsplatz München Mittelpunkt gefunden. „Wir sind Nicht so sehr, dass sie selbst gefeiert wurden Zwei Konzertabende aber nicht das Hausorchester der wie Popstars. Sondern vielmehr die Erfahrung, zum Jüdischen Neujahrsfest jüdischen Gemeinde“, stellt Diriwelchen Stellenwert so ein klassisches Konzert 22. September 2013, Bayreuth gent Grossmann fest. Doch mit diehaben kann – besonders für Menschen, die in 23. September 2013, München sem Namen stelle man sich bewusst ihrem Alltag weitgehend in der Isolation leben. in eine Tradition. Eine eigenstänUsbekistan? War das nicht auch das Land, www.orchester-jakobsplatz.de dige, deutsch-jüdische Institution wo drei Viertel des Orchesters magenkrank wur44

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September – Ok tober 2013


Fotos: Christine Schneider; Orchester Robert Brembeck

Das Orchester Jakobsplatz München im November 2012 in „Berns Salonger“ in Stockholm.

ten Arien aus Offenbachs Operette „Die schöne Helena“. Außerdem wird der weitgehend unbekannte und selten gespielte Einakter „Trafalgar sur un volcan“ zu hören sein. Schauplatz der 1855 aufgeführten Operette ist Dublin. Napoleons Truppen sind von den Briten vernichtend geschlagen geworden. Doch zwei französische Offiziere halten die Stadt in ihrer Gewalt – und drohen mit einem riesigen Pulverfass alles in die Luft fliegen zu lassen. Natürlich dürfen bei dieser Geschichte auch nicht diverse Liebesverwicklungen fehlen. Bei aller Heiterkeit soll dabei aber nicht der ernste Hintergrund des Festes vergessen werden. Denn in erster Linie ist Neujahr ein religiöses Fest, eines der höchsten im Judentum. Allerdings ohne Feuerwerk und Knalleffekt. Der Schriftsteller Rafael Seligmann wird zudem im Rahmen des Konzerts über das Neujahrsfest, seine Tradition und Rituale erzählen. n ForumUsh_05Sept_Okto_Creszendo_06.09.201390x61_Layout 1 13.08.13 13

S P I E L Z E I T 2 013 /2 014

KULTUR IN UNTERSCHLEISSHEIM Samstag, 21. September 2013, 20 Uhr

DRUM ROOM: POWER PERCUSSION Sonntag, 6. Oktober 2013, 18 Uhr

ODEON JUGENDSINFONIEORCHESTER FORUM UNTERSCHLEISSHEIM

möchte das Orchester sein – für jeden offen, gleich welcher Nationalität oder Glaubensrichtung. „Wobei das nicht krampfhaft unsere Intention war“, sagt der gebürtige Münchner, der seine Dirigentenausbildung bei Hans-Rudolf Zöbeley begann und unter anderem an der Metropolitan Opera in New York bei Scott Bergeson fortsetzte. Die grundlegende Idee hinter dem Orchester ist eine andere. Grossmann möchte, dass sich seine Musiker in erster Linie für genau diese Idee begeistern, sie gestalten und zum Leben erwecken. Denn sie sei einzigartig, wie der Orchestergründer erklärt. Das Orchester spielt Werke jüdischer Komponisten und versucht dabei, diese jeweils in ihren historischen Kontext zu setzen. Das passierte zum Beispiel schon bei Mieczysław Weinberg und Schostakowitsch. Denn die beiden Komponisten beeinflussten sich in ihrer Musik zum Teil gegenseitig. Weinberg führte seine 10. Sinfonie beispielsweise kurz vor der 14. Sinfonie von Schostakowitsch auf. „Wir haben also beide Werke genommen und sie an einem Abend aufgeführt“, erklärt Grossmann. Modern soll das Orchester sein, in der Gegenwart verwurzelt. „Wir möchten weg von dieser Opfer-Kultur“, sagt der musikalische Leiter. Mit seinem Orchester versucht Grossmann deshalb auch nichts weniger als Hemmschwellen abzubauen. Und neue Berührungspunkte zu schaffen – zum Beispiel dann, wenn das Orchester im Jüdischen Zentrum München einen Konzertabend gibt. Das passiert zum nächsten Mal wieder am 23. September 2013. Dann nämlich wird das Jüdische Neujahrsfest 5774 mit einem Konzertabend gefeiert. Man habe den Gedanken des Wiener Neujahrskonzerts aufnehmen wollen, aber auf eigene Art und Weise. Heiter und leicht solle es auf jeden Fall werden und ungezwungen. Auf dem Programm steht Jacques Offenbach. „Das ist im Prinzip der jüdische Johann Strauß“, sagt Grossmann und lacht. In diesem Jahr präsentiert das Orchester die Ouvertüre sowie die bekanntes-

Mit Werken von Rimskij Korsakow u. a. Samstag, 26. Oktober 2013, 20 Uhr

GIUSEPPE VERDI: NABUCCO Mit der Moldawischen Nationaloper

Bürgerhaus Unterschleißheim Rathausplatz 1 [direkt an der S 1 Haltestelle Unterschleißheim] Karten: 089/54 81 81 81 oder 089/310 09 200 www.forum-unterschleissheim.de

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e r l e b e n

September – Oktober Diese Termine sollten Sie nicht versäumen

5. bis 15. Sept., Hameln / 21. bis 29. Sept., München

Premieren 8.9.

Berlin/Deutsche Oper

Die Päpstin

Le Grand Macabre/G. Ligeti

Freiburg/E-Werk

14.9.

Hannover/Staatsoper

15.9.

Aachen/Theater

15.9.

Berlin/Komische Oper

King Arthur/H. Purcell

Ein Maskenball/G. Verdi

Fidelio/L. van Beethoven

Ein Sommernachtstraum/B. Britten Bremen/Theater am Goetheplatz Der fliegende

15.9.

Holländer/R. Wagner

Saarbrücken/Saarländisches Staatstheater 15.9.

Eine Frau besteigt den Papst-Thron

Die Dreigroschenoper/K. Weill

Wien/Theater an der Wien (A) The Rake‘s Progress/I.

16.9.

Strawinski 17.9.

Straubing/Stadttheater

19.9.

Klagenfurt/Stadttheater

Rigoletto/G. Verdi

(A) Der Rosenkavalier/R. Strauss Hof/Theater Aida/G. Verdi 20.9. Schwerin/E-Werk 20.9.

Sigurd der Drachentöter/A. Pape 21.9.

Kaiserslautern/Pfalzthea-

ter Regina/A. Lortzing München/Staatsoper Romeo

21.9.

und Julia/Prokofjew (Ballett, WA) 21.9.

Pforzheim/Theater

25.9.

Leipzig/Oper

Ein Maskenball/G. Verdi

Das Liebesverbot/R. Wagner 26.9. Ulm/Theater Otello/Verdi 27.9.

Augsburg/Theater

28.9.

Chemnitz/Theater

Intolleranza 1960/L. Nono

Dortmund/Oper

Würzburg/Mainfranken Theater Lohengrin/R. Wagner 2.10. Halle/Oper 29.9.

Johanna ist die Tochter eines Dorfpfarrers und einer heidnischen Hebamme. Sie will lesen und schreiben lernen, doch als Mädchen hat sie im neunten Jahrhundert kaum Aussicht auf Bildung. Durch einen glücklichen Zufall kann sie die Klosterschule in Dorstadt besuchen. Doch als junge Frau hat sie es dort nicht leicht, immer größer werden die Anfeindungen von allen Seiten. Und die Zeiten sind hart. Ein grausamer Normannenüberfall ereilt Dorstadt, und wie durch ein Wunder überlebt Johanna das Massaker als Einzige. Vom Schicksal sich selbst überlassen, trifft sie eine einsame Entscheidung: Sie verlässt Dorstadt, legt ihre Frauenkleider ab, schneidet sich das Haar und gibt sich fortan als Mann aus. Aus Johanna wird Johannes Anglicus, der als Mönch

Foto: 2013 spotlight Musicalproduktion GmbH

Dresden/Semperoper

29.9.

Don Carlo/G. Verdi

L‘Heure Espagnole/M. Ravel, The Wandering Scholar/G. Holst 13.9.

Dresden/Semperoper

Carmen/G. Bizet

Nabucco/G. Verdi 12.9.

28.9.

ins Kloster Fulda eintritt. Es beginnt ein jahrzehntelanges Versteckspiel. Von Fulda führt ihr Weg nach Rom – direkt ins Zentrum der Macht. Die Geschichte der Johanna von Ingelheim begeistert in den Neunzigern ein Millionenpublikum. Die US-amerikanische Autorin Donna W. Cross schreibt die Legende der jungen Frau, die als Mann verkleidet den Papst-Thron besteigt, wunderbar eindringlich auf. Einige Jahre später wird das Buch verfilmt – nun kommt es als Musical auf die Bühne. Die emotionale mittelalterliche Geschichte um Liebe, Glaube und Unabhängigkeit begeistert mit mitreißender Musik, einem beeindruckenden Bühnenbild und fabelhaften Musicaldarstellern. Ansehen! Hameln, 5. bis 15.9., München, 21. bis 29.9., www.spotlight-musical.de

Sky Disc - Himmelsscheibe - Disc del Cel/R. Humet (UA) Berlin/Staatsoper im Schillertheater Die Zarenbraut/

3.10.

N. Rimsky-Korsakow

Saarbrücken/Saarländisches Staatstheater Wings/M. 3.10.

Donlon (Ballett, UA)

4.10Bamberg/E.T.A.-Hoffmann-

Theater Don Giovanni/Mozart Braunschweig/Staatstheater Parsifal/R. Wagner 5.10. Frankfurt/Oper 5.10.

Ariadne auf Naxos/R. Strauss 5.10.

Nürnberg/Staatstheater

6.10.

Lübeck/Theater

8.10.

Duisburg/Theater

Otello/G. Verdi

Tristan und Isolde/R. Wagner La Traviata/G. Verdi

Erfurt/Theater Die Krönung der Poppea/C. Monteverdi

10.10. 11.10.

Cottbus/Staatstheater

12.10.

Karlsruhe/Staatstheater

Carmen/G. Bizet

Ein Maskenball/G. Verdi

13.10. München/Nationaltheater Ein Sommernachtstraum/Men-

delssohn Bartholdy, Ligeti (Ballett)l 17.10.

Ulm/Theater

Gleichzeitig/R. Scafati, Catatumbo Lightning/F. Nappa (Ballett, UA) 18.10. Meiningen/Südthüringisches Staatstheater Rigoletto/G.

Verdi

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Erfolgreiches Quartett sucht virtuose Pianistin Mit klassischen Repertoire, gern auch mit Gesangs- und Moderationsqualitäten, Hochschulabschluss oder entsprechender Qualifikation, Tour-Tauglichkeit, Professionalität, Flexibilität, Teamfähigkeit, Humor. Honorierung: nach Absprache Vorspieltermine: ab sofort Langfristige Zusammenarbeit: Das Programm umfasst Klassik, Crossover, akrobatische Nummern. Ganzjährig Auftritte in Deutschland, dem europäischen Ausland, Übersee.

Bewerbung mit Video und Vita an: madee@t-online.de


Don Giovanni 327 junge und talentierte Sänger hatten sich beworben, insgesamt 15 von ihnen bekommen nun die einzigartige Gelegenheit, in einem öffentlichen Meisterkurs mit Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager die große Mozart-Oper „Don Giovanni“ zu erarbeiten. Unter der musikalischen Leitung von Til Fabian Weser und der Regie des Intendanten Rainer Lewandowski werden die Nachwuchskünstler am Ende der intensiven Probenarbeit das Dramma giocoso rund um den Frauenhelden auf die Opernbühne bringen (Premiere am 4. Oktober). Sommeroper Bamberg, 8.9. bis 12.10., www.sommer-oper-bamberg.de

UNG RAG ERT RAUM B Ü EO CHEN VID MIT EN KIR D N I

Händels Liebeswirren Wie in jeder turbulenten Oper geht es auch in Georg Friedrich Händels „Xerxes“ um allerlei Liebesirrungen und -wirrungen. Xerxes, persischer König, liebt Romilda. Die Angebetete liebt dagegen Xerxes’ Bruder Arsamene. Romildas Schwester Atalanta liebt ebenfalls den Bruder des Königs und überredet ihre Schwes­ter, Xerxes zu heiraten. Amastre wiederum liebt Xerxes, verlässt ihn scheinbar wegen dessen Zuneigung zu Romilda, bleibt aber als Mann verkleidet in seiner Nähe. Nach allerlei Verkleidungsspielchen wird schließlich alles gut. Und die Musik der 1738 in London uraufgeführten Oper ist schlicht großartig und kommt im historischen Goethe-Theater ganz besonders gut zur Geltung. Die Aufführung beim Theatersommer Bad Lauchstädt ist eine Koproduktion mit den Händel Festspielen Halle von 2009, es spielt die Lautten-Compagney Berlin. Bad Lauchstädt, Goethe-Theater, 14.9., www.goethe-theater.com

Amadeus für alle “Mozart – Wunder-Kind” so lautet das Motto des 62. Deutschen Mozartfestes, das in diesem Jahr erstmals in Reutlingen stattfindet. Neben renommierten Solisten wie Veronika Eberle, Daniel Ottensamer und Nils Mönkemeyer werden auch die Junge Sinfonie und die örtliche Musikschule vertreten sein. Dazu gibt es gebackene „Mozartzöpfe“ und Vorstellungen des Film­erfolges „Amadeus“ von Miloš Forman. Reutlingen, verschiedene Orte, 21.9. bis 6.10., www.mozartfest-reutlingen.de

märchenhaft „Von Feen, Fabeln und Königstöchtern“ handeln die Werke von Robert Schumann, Franz Schubert, Otto Nicolai und vielen anderen Komponisten, die sich in ihrem Schaffen von alten Märchen und Fabeln inspirieren ließen. Einige dieser Stücke werden während der „romantischen Liedernacht“ der Herbstlichen Musiktage Bad Urach am 11. Oktober in der stimmungsvollen Jugendstil-Festhalle zu hören sein. Es singen Lydia Teuscher, Barbara Schmidt-Gaden, Juliane Ruf, Klaus Basten und Florian Prey. Bad Urach, Herbstliche Musiktage, 5. bis 12.10., www.herbstliche-musiktage.de

Fotos: Gela Megrelidze; Gerhard Schlötzer; PR

Die welt zu durchsehen Von der Neugierde erzählt das Märchen vom Mädchen „Däumelinchen“, das sich auf die Reise begibt, um seinen Traumprinzen zu finden. Beim Familien-Theater des Heinrich Schütz Musikfestes, wird in diesem Jahr das Kindermusiktheater Musitabor in Dresden seine kleinen und großen Besucher auf Blockflöte, Laute und Viola da Gamba am 12. Oktober in eine andere Welt entführen. Das Puppenspiel des Künstlers Martin Lenz wird dabei untermalt mit Musik von Heinrich Schütz und dessen Zeitgenossen. Bad Köstritz, Gera, Dresden, Weißenfels, Heinrich Schütz Musikfest, 11. bis 20.10., www.mitteldeutsche-barockmusik.de, www.schütz-musikfest.de

Internationales Orgelfestival in St. Michael Mi. 02.10.2013 20:00 Uhr - 5 €

ORGELKONZERT David Briggs, Toronto

Fr. 04.10.2013 20:00 Uhr - 15 € (Kreuzkapelle)

KAMMERMUSIKKONZERT Ramón Ortega Quero, Oboe Peter Kofler, Cembalo

So. 06.10.2013 16:00 Uhr - 5 €

ORGELKONZERT Prof. Bernhard Haas, Stuttgart

Fr. 11.10.2013 20:00 Uhr - 5 €

ORGELKONZERT Martin Baker, London

So. 13.10.2013 16:00 Uhr - 5 €

IMPROVISATIONSKONZERT Prof. Rudolf Lutz, Basel

Fr. 18.10.2013 20:00 Uhr - 5 €

ORGELKONZERT Prof. Leo van Doeselaar, Berlin

So. 20.10.2013 16:00 Uhr - 10 €

„ORGAN MEETS BRASS“ „Tonschmiede - das Blechprojekt“ Peter Kofler, München

SONDERVERANSTALTUNGEN Mi. 09.10.2013 OFFENER WORKSHOP 20:00 Uhr „GREGORIANIK FÜR ALLE“ (Michaelssaal) Dr. Frank Höndgen Mi. 16.10.2013 20:00 Uhr

PODIUMSDISKUSSION „DER GEIST DER MUSIK“ Prof. Dr. Philipp Harnoncourt Oswald Beaujean Prof. Dr. Enjott Schneider Markus Thiel, Moderation

(Michaelssaal)

Schirmherrschaft: Dr. Peter Gauweiler www.muenchner-orgelherbst.de

russische seele Schon beim ersten Russischen Kammermusikfest in Hamburg wurde das Atrium Quartett vom Publikum begeistert empfangen. Auch beim vierten Mal ist das zahlreich ausgezeichnete Ensemble mit einem interessant zusammengestellten Programm dabei: Der Komponist Mieczysław Weinberg (1919-1996) steht im Fokus des Festes, vor seinem Achten Streichquartett wird nicht nur das ihm gewidmete Streich-

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www.kk-druck.de

Jesuitenkirche St. Michael Neuhauser Straße 6 (Fußgängerzone) | 80331 München


e r l e b e n

Essener Philharmoniker, Ltg: Tomáš Netopil: J. V. H. Voříšek & G. Mahler

17. September, Dortmund, Theater

neuer Gmd gibt Einstand Gabriel Feltz

20.9.

Foto: Thomas Jauk / Stage Picture GmbH

22.9.

Herr Feltz, womit geben Sie Ihren Einstand in Dortmund? Worauf darf sich das Publikum freuen? Gabriel Feltz: Es geht los am 17. September mit Beethovens Pastorale und der Alpensinfonie von Strauss. Eines meiner absoluten Lieblingsprogramme, vor zehn Jahren habe ich in Stuttgart als GMD genau mit den gleichen Stücken begonnen. Sie haben ein sehr umfangreiches Repertoire – welche Repertoireplanung haben Sie für die Dortmunder Philharmoniker? Sind besondere Projekte geplant? Das Repertoire reicht im Konzert von Vivaldi bis zur Gegenwart. Unter dem Thema „Fremde...Heimat...Klänge“ sind schöne dramaturgische Querverbindungen, inklusive Kammermusik, entstanden. Richtig neu in Dortmund ist die Stummfilm-Begleitung live. Wir beginnen in der Hoffnung auf viele Fortsetzungen mit „Nosferatu“. Was reizt Sie an der neuen Aufgabe als GMD in Dortmund? Ich mag beide Häuser, Oper und Kon-

zerthaus. Das Orchester ist leistungsstark, wir haben exzellente Sänger und Jens-Daniel Herzog ist ein toller Partner als Intendant. Außerdem wollte ich nach zehn Jahren Konzertorchester in Stuttgart und fünf Jahren Operndirigaten in Basel und vielen Gastengagements sehr gerne noch einmal wieder GMD eines großen deutschen Opernhauses werden. 2014 debütieren Sie an der Komischen Oper, dirigieren außerdem an der Bayerischen Staatsoper. Welchen musikalischen Traum möchten Sie sich außerdem noch erfüllen? Zunächst einmal muss ich bemerken, dass ich sehr viele schöne Angebote habe und dafür sehr dankbar bin. Aber wenn Sie so konkret fragen ..., Ende dieses Jahres werden die Symphonien 1-7 und 9-10 von Gustav Mahler mit den Stuttgarter Philharmonikern auf CD erschienen sein. Sie können sich sicher vorstellen, was es für mich bedeutet, die „Symphonie der Tausend“ auch noch zu schaffen. Dortmund, Theater, 17.9., www.theaterdo.de

6.9.

Leipzig/Gewandhaus

Gewandhausorchester, Ltg: Riccardo Chailly: G. Mahler 8.9.

Dresden/Semperoper

Sächsische Staatskapelle Dresden, Ltg: Christian Thielemann; Thomas Hampson: H. Eisler & A. Bruckner 8.9. Eberbach/Kloster Mainzer Kammerorchester; Katalin Hercegh; Renate Kehr; Andreas Küppers: Telemann, Vivaldi, Bach & Händel 10.9.

Essen/Philharmonie

Julia Fischer & Academy of St Martin in the Fields: W. A. Mozart, R. Strauss, J. S. Bach & A. Schönberg 12.9.

Hamburg/Laeiszhalle

13.9.

Berlin/Konzerthaus

NDR Sinfonieorchester, Ltg: Thomas Hengelbrock; Hélène Grimauld; Lars Vogt: J. Brahms & B. Bartok

48

Konzerthausorchester Berlin, Ltg: Dmitij Kitajenko: S. Prokofjew & P. I. Tschaikowsky 13.9.

Brandenburg/Konzerthal-

le Brandenburgisches Staatsorches-

ter, Ltg: Muhai Tang; Nemanja Radulovic: G. Rossini, N. Paganini & L. van Beethoven

13.9.

Rendsburg/Stadttheater

Schleswig-Holsteinisches Sinfonieorchester, Ltg: Christof Prick; Amihai Grosz: Brahms, Bartók & Beethoven 14.9.

München/Philharmonie

Münchner Philharmoniker, Ltg: Semyon Bychkov; Gautier Capuçon: M. Weinberg, G. Enescu & G. Mahler 14.9.

16.9.

Frankfurt/Alte Oper

Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Ltg: Sebastian Weigle; Julian Steckel: I. Strawinsky & E. Elgar 17.9.

Dortmund/Konzerthaus

Dortmunder Philharmoniker, Ltg: Gabriel Feltz: natur_gewalten

Koblenz/Kurfürstliches Schloss Rheinische Philharmonie,

18.9.

Ltg: Enrico Delamboye; Solisten des Theaters Koblenz: Konzert anläßlich der Westeuropareise der Familie Mozart

Potsdam/Nikolaisaal

19.9.

Berlin/Philharmonie

sau, Ltg: Daniel Carlber; Liebrecht van Beckevoort: Musikalische Bekenntnisse aus Russland

Kammerakademie Potsdam, Ltg: Antonello Manacorda; Christian Ihle Hadland: Wagner, Schumann, Mozart 15.9.

Berlin, Ltg: Daniel Barenboim; Martha Argerich; Evelin Novak: W. Lutoslawski, F. Chopin & G. Verdi

Staatskapelle Berlin, Rundfunkchor

Dessau/Anhaltisches Theater Anhaltische Philharmonie Des-

19.9.

Essen/Philharmonie

München/Philharmonie

Münchner Philharmoniker, Ltg: Semyon Bychkov; Katia und Marielle Labèque: Ravel, Poulenc & Franck 22.9.

Weimar/Weimarhalle

Staatskapelle Weimar, Ltg: Stefan Solyom; Gidon Kremer: I. Strawinsky, D. Schostakowitsch & M. Mussorgsky 23.9.

Hamburg/Laeiszhalle

Patricia Petibon, Susan Manoff: F. Poulenc, J. Turina & M. de Falla 23.9. Köln/Philharmonie Gürzenich Orchester Köln, Ltg: Markus Stenz; Bonian Tian: Dvořák, Strauss Wuppertal/Historische Stadthalle Sinfonieorchester Wup-

23.9.

pertal, Ltg: Toshiyuki Kamioka; Yevgeny Sudbin: P. I. Tschaikowsky, S. Gubaidulina & A. Skrjabin

München/Jüdisches Zentrum Jakobsplatz Orchester Ja-

23.9.

kobsplatz München, Ltg: Daniel Grossmann: Jüdisches Neujahrskonzert 5774 24.9.

Salzburg/Mozarteum (A)

Martin Stadtfeld: J. S. Bach

Köln/Philharmonie Belcea Quartet: Beethoven & Britten 25.9.

25.9. München/Prinzregententheater bayerische kammer-

philharmonie, Ltg. Andreas Hérm Baumgartner: Karl Amadeus Hartmann-Jahr-Festkonzert mit Werken von Hartmann, Schubert & Mahler

26.9. Luxemburg/Philharmonie (L) Orchestre Philharmonique du

Luxembourg, Ltg: Emmanuel Krivine; Emmanuel Pahud: Humperdinck, Reinecke, Tschaikowsky und RimskiKorsakow

Baden-Baden/Festspielhaus Camerata Salzburg, Ltg: Louis 27.9.

Langrée; Hilary Hahn: G. Enescu, W. A. Mozart & V. Williams

27.9.

Konzerte

Cottbus/Staatstheater

Philharmonisches Staatsorchester Cottbus, Ltg: Evan Christ; Tianwa Yang: A. Skrjabin, W. Rihm, M. Kishino & D. Schotakowitsch 21.9. Köln/Philharmonie WDR Sinfonieorchester, Ltg: Jekka-Pekka Saraste; Karita Mattila: Herbst der Romantik

Brandenburg/Theater

Brandenburger Symphoniker, Ltg: Peter Gülke; Dina Ugorskaja: Schubert, Mozart & Beethoven 27.9. Hof/St. Michaeliskirche Hofer Symphoniker, Ltg: Hermann Bäumer; Midori: A. Berg & A. Bruckner

Halle/Georg-FriedrichHändel-Halle Staatskapelle Halle,

29.9.

Ltg: Ari Rasilainen; Mikhail Ovrutsky: Nordische Sagenwelten München/Allerheiligen Hofkirche taschenphilharmonie:

29.9.

Mozarts „Jupiter-Sinfonie“ und Peter Stangels „Rede des toten Christus“ (UA) nach Jean Paul

Wuppertal/Historische Stadthalle Minguet Quartett: Mo-

29.9.

zart, Beethoven, Mahler und Brahms Erlangen/Heinrich-LadesHalle Bamberger Symphoniker –

30.9.

Bayerische Staatsphilharmonie, Ltg: Jonathan Nott; David Fray: A. Schönberg & L. van Beethoven 1.10.

Gießen/Stadttheater

Philharmonisches Orchester der Stadt Gießen, Ltg: Michael Hofstetter: J.-F. Rebel, J. Cage & L. van Beethoven Meiningen/Südthüringisches Staatstheater Meininger

2.10.

Hofkapelle, Ltg: Olli Mustonen; Petteri Salomaa: Nordische Legenden Neubrandenburg/Konzertkirche Neubrandenburger

3.10.

Philharmonie, Ltg: Stefan Malzew; Stefan Tarara: Festkonzert zum Tag der Deutschen Einheit 3.10.

Unterföhring/Bürgerhaus

5.10.

Berlin/Philharmonie

Münchener Bach-Chor & Münchener Bach-Orchester, Ltg: Hansjörg Albrecht: W. A. Mozart 4.10. Elmau/Schloss Daniel Hope: Solistenkonzert mit Werken von Prokofjew, Glass, Nyman, von Westhoff, Pärt u.a. recomposed by Max Richter: Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ 4.10. München/St. Michael Ramón Ortega Quero, Peter Kofler: Bach Deutsches Symphonieorchester, Ltg: Tugan Sokhiev; Boris Berezovsky: D. Schostakowitsch & S. Prokofjew 6.10. Unterschleißheim/Bürgerhaus Odeon Jugendsinfonieorchester

München, Ltg: Julio Doggenweiler Fernández: N. Rimskij Korsakow

8.10. München/Gasteig CarlOrff-Saal Klavierkonzert, der

zwölfjährige Michael Andreas Häringer spielt Werke von Beethoven, Bach, Chopin und Liszt

9.10.

Bayreuth/Stadthalle

Bamberger Symphoniker, Ltg: Markus Poschner; Alina Pogostkina: L. van Beethoven, P. Vasks & J. Brahms Leverkusen/Bayer Kulturhaus Ruth Ziesak, Ensemble

10.10.

Festivo: R. Wagner & F. Liszt

München/Prinzregententheater Münchener Kammeror-

27.9.

10.10.

Junge Deutsche Philharmonie: B. Furrer, R. Strauss & B. Bartók

chester, Ltg: Alexander Liebreich; Emmanuel Pahud; Petra Hoffmann: Ravel, Boulez, Jolivet & Varese

Ludwigsburg/Forum am Schlosspark Christiane Oelze &

28.9.

Bad Reichenhall/Theater

Bad Reichenhaller Philharmonie, Ltg: Christian Simonis; Gottfried Schneider: F.Mendelssohn-Bartholdy, J. Brahms & A. Dvořák 28.9. Brühl/Kirche St.Maria von den Engeln Marieke Spaans; Anton

Steck; Christian Goosses; Werner Matzke: Mozart in Brühl 29.9. Erl/Festspielhaus (A) Münchner Philharmoniker: Eröffnung ihrer vierteiligen Kammermusikreihe mit Werken von Purcell und Britten www.crescendo.de

11.10.

Bonn/Beethovenhalle

11.10.

Essen/Philharmonie

Beethoven Orchester Bonn, Ltg: Stefan Blunier; Nicola Benedetti: Ein Fest der Virtuosität Essener Philharmoniker, Opernchor des Aalto-Theaters, Philharmonischer Chor Essen, Ltg: Tomáš Netopil; Katja Pellegrino; Karen Cargill; Alexey Sayapin; Liang Li: Giuseppe Verdi 12.10. Rostock/Theater Norddeutsche Philharmonie, Ltg: Marcus —

September – Ok tober 2013


Bosch: I. Strawinsky, J. Haydn & F. Mendelssohn Bartholdy 13.10.

Berlin/Philharmonie

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Ltg: Vasily Petrenko; Simon Trpčeski: Ø. Matre, S. Prokofjew & J. Sibelius Lübeck/Musik- und Kongreßhalle Philharmonisches Or-

14.10.

chester der Hansestadt Lübeck, Ltg: Johannes Klumpp; Julian Steckel: F. Schubert & R. Schumann Erlangen/Erlanger Musikinstitut Klavierabend Evgenia Rubi-

15.10.

nova: Beethoven & Rachmaninow 16.10.

München/Herkulessaal

Münchner Symphoniker, Ltg: Ken-David Masur; Erik Schumann: Viel besser als die 7. München/Prinzregententheater Venice Baroque Or-

16.10.

chestra, Ltg: Andrea Marcon; Philippe Jaroussky: N. A. Porporas 17.10. Stuttgart/Staatsgalerie Carolina Ullrich, Sophie Harmsen, Daniel Johannsen, Tobias Berndt, Marcelo Amaral, Alexander Fleischer: J. Brahms & R. Schumann

Foto: Hideki Shiozawa

18.10. Götzis/Kulturbühne Ambach (A) Stella Matutina Romanti-

ca, Kammerchor Feldkirch, Ltg: Kai Köpp, Benjamin Lack; Petra Somlai; Lyndon Watts; Florian Reichert: L. van Beethoven & C. M. von Weber 20.10. Attel am Inn/Klosterkirche St. Michael

Madrigalchor concenti musicali e. V., Ltg: Peter Adler: Werke von Abraham Megerle

Festivals bis 7.9. Bad

Reichenhall Festwoche

Klassik.Atmen

bis 7.9. Füssen

Festival vielsaitig mozart@augs-

bis 14.9. Augsburg

burg Festival

Silbermann-Tage Musikfest bis 20.9. München Internationaler Musikwettbewerb der ARD 5.9. - 5.10. Bonn Beethovenfest 7. - 28.9. Schweinfurt Nachsommer 7.9. - 6.10. Niedersachsen Musiktage bis 15.9. Sachsen

bis 17.9. Stuttgart

14. - 22.9.

St. Wendel/Saarland

Internationale Jazztage

15.9. - 6.10.

Frankfurt a.M. Musik-

fest Le Sacre du Printemps Dormagen Festival Alte Musik Knechtsteden 21.9. - 12.10. Usedom Musikfestival 27.9. - 5.10. Bad Wörishofen Festival der Nationen 2. - 20.10. München 5. Orgelherbst 6 .10. - 16.11. Palma (E) Festival Música Mallorca 20.9. - 28.9..

12. 10. - 29.11.

Luxemburg (LU)

Festival der Philharmonie Luxemburg 10. - 13.10. Neuburg Barockkonzerte Weitere Festival-Termine in der großen Festpielübersicht auf www.festspielguide.de und mit der Festspiel-Guide App!

quartett No. 10 von Dmitri Schostakowitsch, sondern auch eine kleine Einführung durch den Musikwissenschaftler Dr. Mat­thias Irrgang zu hören sein. „Was hat die Hansestadt eigentlich mit Russland zu tun?“, mag man sich fragen. Hamburg und St. Petersburg sind seit 1957 Partnerstädte und seitdem durch eine enge Freundschaft und nahe Kooperation verbunden. Altona, KulturKirche, 13.9., www.russisches-kammermusikfest.de

­Cello Plus Seit 20 Jahren ist das Cello Festival das „Flaggschiff“ der Kronberg Academy. Inzwischen hat sich die Kronberg Academy von einer Cello- zu einer Streicherakademie entwickelt. Ihren diesjährigen 20. Geburtstag feiert sie darum mit dem Kronberg Academy Festival „Cello Plus“: Geiger, Bratscher und Cellisten – ein Feuerwerk von Konzerten und ein zündendes Zusammentreffen der Stars von heute und morgen, unter anderem mit Lisa Batiashvili, Ana Chumachenco, Julia Fischer, Vilde Frang, Gidon Kremer, Christian Tetzlaff, Tabea Zimmermann und Mischa Maisky. Kronberg, 28.9.-5.10., www.kronbergacademy.de

StummFilm Zum 200. WagnerJubiläum hat die Stadt Bayreuth sich etwas Besonderes überlegt und einen Stummfilm, der 1913 zum 100. Geburtstag des Komponisten gedreht wurde, rekonstruiert. Der an vielen historischen Schauplätzen gedrehte Film ist eine der allerersten Kinoproduktionen überhaupt. Der Hauptdarsteller Giuseppe Becce wurde verpflichtet, da er Richard Wagner verblüffend ähnlich sah. Er war es auch, der den Anstoß gab, eine Filmmusik komponieren zu lassen. Die Nürnberger Symphoniker geben diese, mittlerweile mehrfach bearbeitete, Musik hier zum Besten. Bayreuth, Stadthalle - Großes Haus, 6.10., www.wagnerstadt.de

Neue musik

Georges Aperghis, Tobias Delius, Bernhard Lang – „neue“ Namen, neue Musik. Auch in diesem Jahr werden bei den renommierten Donau­eschinger Musiktagen wieder viele neu komponierte Werke uraufgeführt. Klang­installationen wie „Ringlandschaft mit Bierstrom – ein Wagner Areal (2013)“, Workshops und Nachwuchsprojekte versprechen wieder ein spannendes Festival der Neuen Musik. Donaueschingen, verschiedene Orte, Kunde: 30917 Auftrag: 60725.8766 18. bis 20.10., www.swr.de/donaueschingen Crescendo, Rubrik „Erleben“ 5/2013, ET: 06.09.2013

So. 29. September 2013, 18 Uhr

„die Welt zu durchsehen“

11. – 20.

OktOber

2013

Saitenspiel: Wien

Minguet Quartett Werke von Mozart, Beethoven, Mahler und Brahms So. 1. Dezember 2013, 18 Uhr

Saitenspiel: Leipzig

Café Zimmermann Werke von Johann Sebastian Bach

Bad Köstritz | Gera | Weißenfels | Zeitz | Dresden

www.schütz-musikfest.de Tickets: (01805) 700 733

VVK: KulturKarte, Telefon 02 02. 563 76 66 29.9.2013: 17 ¤ | ermäßigt 6 ¤ 1.12.2013: 23 ¤ | ermäßigt 6 ¤ Veranstalter: Historische Stadthalle Wuppertal GmbH

Die Kammermusikreihe »Saitenspiel« wird ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von Detlef Muthmann.

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d i e

l e t z t e

s e i t e

Geiger & crescendo Kolumnist DANIEL HOPE

Jubiläumsjubilar Unser Kolumnist ist gerade 40 geworden und macht sich für uns auf dem 75. Geburtstag des Lucerne Festivals Gedanken über 50 Jahre klassische Musik.

Plakat des Lucerne Festivals von 1939.

Daniel, wo erwischen wir Sie gerade? Beim Lucerne Festival, das in diesem Jahr auch ein Jubiläum feiert: 75stes. Es gibt ein unglaubliches Line-up: Claudio Abbado, Mariss Jansons, Daniel Barenboim, Pierre Boulez und Simon Rattle sind da. Ich fühle mich sehr geehrt, dabei zu sein zu dürfen. Apropos Jubiläum: Sie wurden gerade 40 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch! Gab es eine große oder kleine Party? Ich habe klein und fein gefeiert, auf Mallorca mit Familie und Freunden. Woanders wurde jedoch etwas größer gefeiert. Mein Freund Matthias Schorn, Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, hat beim Openair-Konzert bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern das Publikum mit 3000 Leuten für mich singen lassen und es als Videobotschaft auf meine Facebook Seite gepostet! Auch wir bei crescendo feiern ja Jubiläum – 15 Jahre crescendo und 50 Jahre Klassikzeitschriften. Auch wenn Sie erst 40 sind: Waren es gute 50 Jahre in der klassischen Musik? Ich würde sagen, über die letzten 50 Jahre hat die klassische Musik eine Art Revolution erlebt. Es waren tolle Jahre mit sehr viel aufregender Musik. Viele sagen ja immer: früher war alles bes50

ser. Callas, Karajan und Co. waren noch richtige Stars mit Persönlichkeit, die würde man heute vergebens suchen. Wie sieht man das als jemand, der ganz nah dran ist, im Klassikzirkus? Ich liebe und verehre die großen Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Zum Glück ist ihr Vermächtnis, von dem wir nur lernen können, dank des Internets sofort zugänglich. Aber es gibt auch heute großartige Musiker, die die Musik über alles lieben und dieses auch kommunizieren wollen. Sie sollen ihre Chance bekommen. Und die vergangenen 15 Jahre?

Die sehe ich etwas differnzierter: Die Phantasie blieb in den letzten 15 Jahren manchmal zugunsten des Marktes auf der Strecke. Und ein Markt macht nur eins – er legt einen Preis für alles fest. Die Rolle von Kultur muss jedoch über das wirtschaftliche hinausgehen – ihr Fokus sollte der Wert sein, nicht der Preis. Es gibt nur eine soziale Kraft, die stark genug ist, um ein Gegengewicht zur Vermarktung von kulturellen Werten zu bieten – unser Bildungssystem. Doch hier befinden wir uns im Jahr 2013; in unseren Schulen werden Kinder meistens ausgebildet ohne Musik, ohne bildende Kunst, Tanz oder literarische Künste. Die Ausbildung fördert in erster Linie eine Seite des Gehirns – die analytische und nummerische – während die andere Hälfte, die ganzheitliche, intuitive und ästhetische unterentwickelt bleibt. Ich bin ein großer Befürworter der musischen Erziehung. Der Zweck der Kunst­ erziehung ist es aber nicht, mehr Künstler zu produzieren. Der eigentliche Zweck ist es, unserer Jugend eine humanistische Ausbildung zu ermöglichen, die sie befähigt, ein erfülltes und produktives Leben in einer freien Gesellschaft zu verwirklichen. Das nehmen wir mal als Appell und Motivation für die kommenden 15 Jahre. n www.crescendo.de

September – Ok tober 2013



ANNA NETREBKO SINGT VERDI!

VILLAZÓN VERDI

Ein persönliches und sehr emotionales Album zum 200. Geburtstag Verdis – von der besten Opernsängerin unserer Zeit.

Rolando Villazón singt Verdi – von den frühesten Werken bis zur letzten Arie, die Verdi je für das Tenorfach schrieb.

Special guest: Rolando Villazón Orchestra e Coro Teatro Regio Torino Dirigent: Gianandrea Noseda

Orchestra e Coro Teatro Regio Torino Dirigent: Gianandrea Noseda

VERDI REQUIEM

DIE GROSSEN VERDI-INTERPRETEN

SIMON BOCCANEGRA

Ein Höhepunkt des Verdi-Jahres in Starbesetzung!

Legendäre Aufnahmen und die größten Sänger unserer Zeit.

Mit Anja Harteros, Elına Garanˇca, Jonas Kaufmann, René Pape Orchestra e Coro del Teatro alla Scala Dirigent: Daniel Barenboim

Jussi Björling, Jonas Kaufmann, Anna Netrebko, Luciano Pavarotti, Bryn Terfel, Joan Sutherland u.v.m.

Mit diesem „Simon Boccanegra“ in Starbesetzung präsentiert das Opernlabel Decca eine der wenigen wirklich neuen Gesamtaufnahmen im Verdi-Jubiläumsjahr.

W W W.V E R D I -2 0 0 .C O M

Mit Thomas Hampson, Kristine Opolais, Joseph Calleja, Carlo Colombara, Luca Pisaroni Wiener Singakademie Wiener Symphoniker Dirigent: Massimo Zanetti


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