crescendo 2/2013, Standard Ausgabe März/April/Mai 2013

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März / April / Mai 2013 www.crescendo.de

Wolfgang Sawallisch

Ein persönlicher Nachruf auf einen großen Dirigenten

Julia Lezhneva

Die junge Sopranistin singt sich ganz „natürlich“ in die Solisten-Elite

Neue Serie

Woher kommt eigentlich... die Melodie der Deutschen Nationalhymne?

Jan Vogler „Es gibt nichts Schöneres als das Cello!“ B47837 Jahrgang 16 / 02_2013

Mit Beihefter Class Ak tuell

BallettFestwoche

21. bis 29. April 2013 Das Bayerische Staatsballett präsentiert u. a. die Uraufführung „Helden“, das Michailowsky Ballett St. Petersburg sowie „Illusionen – wie Schwanensee“


f e s t w o c h e n d e r a u t o s ta d t i n w o l f s b u r g 02. april 2013 0 5. m a i 2 0 1 3 t o l e r a n z

t a n z

Stand: 8. Januar 2013; Änderungen vorbehalten Foto: Thomas Ammerpohl / Alonzo King LINES Ballet, San Francisco

Kibbutz Contemporary Dance Company, Compagnie Jant-Bi Jigeen, São Paulo Companhia de Dança, José Montalvo / Théâtre National de Chaillot, Fabulous Beast Dance Theatre

szen isch e les u ngen Iris Berben, Matthias Brandt, Burghart Klaußner, Thomas Thieme, Sophie Rois, Sylvester Groth, Martin Wuttke, Alexander Fehling, Manfred Zapatka, Boris Aljinovic, Andreas Nickl, Ursula Reiter, Angela Schmid, Margarita

&

s c h au s piel

Broich, Maria Schrader, Samuel Finzi, Wolfram Koch, Angela Winkler, Robert Gallinowski, Joachim Król, Hans-Werner Meyer, Stefan Kurt, Ulrich Noethen, Klaus Maria Brandauer

k o n z e r t e Marius Neset, Concha Buika, Butterscotch, Alexander Stewart, Abdullah Ibrahim, Take 6, Avishai Cohen, Sophie Hunger, Stabil Elite, David Lemaitre, Dave Sünti, Daniel Beilschmidt, Ensemble Amarcord, Cecilia Weitere Informationen unter

0800 288 678 238

Kulturpartner

de Maizière, Teresa Zimmermann, Simone Jandl, Pirmin Grehl, Sebastian Knauer, Yorck Kronenberg, Annika Treutler, Nikolaus Rexroth, Zürcher Kammerorchester, Rammstein Folgen Sie uns auch auf

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p r o l o g

Frohe OStern!

winfried hanuschik Herausgeber

Liebe Leser, am 22. Februar starb der große Dirigent Wolfgang Sawallisch, der über 22 Jahre vom Pult des Bayerischen Staatsorchesters den Klang der Bayerischen Staatsoper prägte – bis heute! Unser Autor Pascal Morché, der viele Werke zum ersten Mal unter Sawallisch hörte, schreibt in seinem Nachruf auf Seite 30: „Der deutsche Kapellmeister als charismatischer Weltstar – er ist mit Wolfgang Sawallisch nicht nur gestorben – er ist mit ihm auch ausgestorben.“ Ein Satz, dessen Inhalt ich mich gerne anschließe. Da tröstet die Botschaft des bevorstehenden Osterfestes: In jedem Ende steckt immer auch ein Neubeginn. So auch bei den Salzburger Osterfestspielen. Dort tritt ein jüngerer, deutscher Kapellmeister mit internationalem Potential die Nachfolge von Sir Simon Rattle an: Christian Thielemann. Er wird mit seinem Orchester, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, die Marke Salzburg würdig vertreten. Überhaupt haben Osterfestspiele, sozusagen die Schneeglöckchen der Festivalsaison, ihren ganz besonderen Charme – das gilt nicht nur für Salzburg, sondern auch für BadenBaden, Luzern, Monaco, Aix en Provence, Tirol, Graz oder Hagnau.

Das ganze Jahr über „Festspiele“ gönnt sich Dietmar Müller-Elmau in seinem Hotel Schloss Elmau, das er zu Recht einen „Ort der Kultur“ nennt: Über 200 Konzerte finden dort jedes Jahr im hauseigenen Saal mit Blick auf das Wettersteingebirge statt. Fast alle internationalen Klassikstars finden jedes Jahr den Weg in die Hügellandschaft bei Garmisch. Für die Gäste nur das Beste. Darum wurde der „Hotelier wider Willen“ 2012 auch zum „Hotelier des Jahres“ gewählt. Wir trafen den sympathischen Unternehmer auf einen Espresso im verschneiten Garten seines Anwesens. Unser Tipp: Konzertkarten gibt es zu sehr moderaten Preisen auch ohne dort ein Zimmer zu beziehen. Apropos Urlaub: Jetzt, wo das Wetter uns wieder aus dem Haus zieht, wollen wir Sie mit dem Themenspecial „Reise & Kultur“ (ab Seite 35) inspirieren. Auf 16 Seiten finden Sie eine gute Mischung an interessanten Alternativen zu den ewigen Klassikern wie Salzburg oder Wien. Und noch ein kleines Geheimnis möchte ich Ihnen verraten: Hören Sie sich Julia Lezhneva an. Am besten live. Wir haben sie ebenfalls getroffen, das Interview finden Sie auf Seite 12. Herzlichst, Ihr

wh@portmedia.de

Fotos Titel: Bob Coat; Mat Hennek / DG

Ihre Abo-CD? In der Premium-Ausgabe dieser Zeitschrift finden Sie an dieser Stelle die crescendo Abo-CD – eine exklusive Leistung unseres crescendo Premium-Abonnements. Darauf hören Sie die Musik zu den Artikeln, die im Heft rot gekennzeichnet sind. Eine Inspiration für Ihre Ohren! Mittlerweile ist bereits die 42. CD in dieser Premium-Edition erschienen. Haben wir Sie neugierig gemacht? Dann testen Sie crescendo Premium! Die erste Ausgabe schicken wir Ihnen kostenlos. Dazu die crescendo Abo-CD. Ganz ohne Kaufverpflichtung. Bestellen Sie per Telefon: +49-(0)89-85853 548, auf www.crescendo.de/abo. Info auf Seite 29.

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P r o g r a m m

Helmuth Rilling 80 limited Edition

18 Wolfgang Sawallisch Autor Pascal Morché über seine enge Verbindung mit dem kürzlich verstorbenen Dirigenten.

14 Lucia Aliberti Die Sopranistin erzählt, weshalb sie ausgerechnet Stücke des jungen Verdi auswählte.

23 Julia Fscher Die Violinistin veröffentlicht ein neues Album mit Werken von Dvořák und Bruch. Wir empfehlen es und sagen warum.

STandards

Künstler

hören & Sehen

03.... Prolog Der Herausgeber stellt die Ausgabe vor. 06.... Ouvertüre Ein Anruf bei Stofferl Well & Anna Prohaskas LieblingsSongs auf dem iPod. 18..... Nachrufe In Gedenken an Wolfgang Sawallisch und Van Cliburn. 21..... Impressum 30.... R ätsel des Alltags 50.... Die Letzte Seite Daniel Hope geigt zu Klaus-Maria Brandauer.

08.... E spresso mit... Schloss Elmau Chef Dietmar Müller-Elmau. 10..... Jan Vogler Der Cellist verrät, warum er das richtige Instrument gewählt hat. 12..... J ulia Lezhneva Die Sopranistin verzückt mit ganz natürlicher Stimme. 14..... Lucia Aliberti Die Sizilianerin singt den ganz jungen Verdi. 16..... N EWCOMER Leonard Elschenbroichs Karriere kennt nur einen Weg: den nach oben.

Exklusiv nur in crescendo Premium Tabelle Der Vermarktungswahn der Komponisten kennt keine Grenzen mehr. Blickfang Schwanensee Reloaded

Exklusiv nur in crescendo Premium Max Emanuel Cencic Der Countertenor reiste für sein Album zurück in die Zeit des alten Venedigs.

CD-No. 098.008 | 10 CDs | erhältlich ab April 2013

Wiederentdeckung

haenssler-classic.de | classic@haenssler.de

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Exklusiv nur in crescendo Premium Pergolesi Ein historischer Fund ermöglicht Aufnahmen von vergessenen Stücken des Komponisten. Akustik Die neuen High-End Produkte im Audio-Bereich.

Fotos: Angeline Bauer; Felix Broede; artiste

CD-No. 098.010

19..... DIE WICHTIGSTEN EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION 20.... Attilas Auswahl Die wichtigsten CDs unseres Kolumnisten. 28.... Bücher Der kleine Wagnerianer. 10 Lektionen für Anfänger und Fortgeschrittene.

Christina Pluhar Die Barockmusikerin mit L`Arpeggiata und Alter Musik auf Tournee.

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Fotos: Marco Borggreve; www.tourismus.saarland.de; Matthias Creutziger

16.03.–20.04.13 internationales musikfestival

32 Der Bogenbauer Hausbesuch bei Benoît Rolland, der das Metier des Bogenbaus revolutionieren möchte.

35 speciaL: Reise und Kultur Wohin fahren, wenn man der Region und der Kultur ganz nah sein will?

gesellschaft

Lebensart

erleben

31..... K lassik in Zahlen 32.... Der Bogenbauer Der Franzose Benot Rolland möchte das Metier revolutionieren. 34.... Woher kommt Eigentlich...? Diesmal: die deutsche Nationalhymne.

35.... Reisespecial 16 Seiten Antworten auf die Fragen: Welche Kulturregion ist die richtige? 35.... Wohnen im Alter In den PremiumResidenzen kommt die Kultur ins Haus. 40.... Casa VErdi Das Leben im ehemaligen Wohnhaus Giuseppe Verdis in Mailand ist den Senioren vorbehalten.

42.... BallettFestwoche Glückt der Bogen zwischen Klassik und Moderne? 44.... Soli Deo Gloria Braunschweig Der künstlerische Direktor Graf von der Schulenburg möchte sich nun auch weltlicher Musik „sanft“ öffnen. 46.... Vorschau Die wichtigsten Termine des Frühjahrs.

Exklusiv nur in crescendo Premium Musikalische Familien Reportage über den ganz normalen MusikWahnsinn in einer großen Musik-Familie. Die Järvis Wie unterscheiden sich Vater Neeme und die Söhne Kristjan und Paavo?

Exklusiv für Abonnenten Hören Sie die Musik zu u­ nseren Texten auf der ­crescendo Abo-CD – exklusiv für Abonnenten. Infos auf den Seiten 3 & 29.

44 Ballettfestwoche Der April wird in der Münchner Staatsoper zum Ballett-Spektakel, inklusive Dornröschen.

Exklusiv nur in crescendo Premium Osterfestspiele Wir zeigen Ihnen, welche Festivals Sie zu Ostern nicht verpassen sollten.

Die Wells In der bayerischen GroßFamilie ist ein Leben ohne Musik undenkbar. Kolumne Pascal Morché über die Kollegen: die Kritiker.

NDR Sinfonieorchester Elı¯na Garanca Elına Garancˇ Daniel Hope Igor Levit Jörg Widmann Thomas Hampson Jonathan Nott John Neumeiers Bundesjugendballett Maxim Biller Cameron Carpenter Pera Ensemble Matthias Pintscher Martin Grubinger Joshua Bell Academy of St. Martin in the Fields Fauré Quartett Fazıl Say Thomas Quasthoff Annette Dasch Jan Vogler Grigory Sokolov HipHop Academy Hamburg Ingolf Wunder Kit Armstrong Christian Gerhaher Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Sir Roger Norrington u.v.m.

perspektiven

Bestellen Sie kostenlos unser Programm unter Tel 06221 – 584 00 12 oder www.heidelberger-fruehling.de 5 Gründungspartner:


ou v e r t ü r e

„So uneitel wie Arthur Rubinstein“ Ein Anruf bei ...Christoph „Stofferl“ Well, der mit seinen Brüdern Hans und Michael als Biermösl Blosn berühmt wurde und jetzt die eigenen Familiendramen (fast) autobiografisch nachspielt.

Foto: Peter Hösl

drauf ist, singt man laut. Wenn man Herr Well, aktuell spielen Sie gut drauf ist, singt man eine heitere gemeinsam mit Ihren GeschwisMelodie. Man kann über das Singen tern das Programm „Fein sein, alles ausdrücken. beinander bleiben“ in den MünchHaben Sie in der Familie auch ner Kammerspielen. Wie viele zusammen gesungen? Wells stehen da gemeinsam auf Das war immer eine echte Gaudi. der Bühne? Das war ganz wichtig für die EntWir sind zu sechst. Und die Mutti ist wicklung. Gerade wenn man so im Theater auch immer dabei. Beim viele Geschwister hat – ich bin der letzten Mal waren außerdem noch 14. –, da hat man nicht so viel von die Kinder von mir, dem Michael der Mutter, weil sie gleich wieder und der Bärbel da: Es standen dann mit dem Nächsten schwanger ist. drei Generationen auf einer Bühne. Und unser Aufmerksamkeitsdefizit Ab und zu sind es sogar vier Genevon den Eltern, das haben wir uns rationen – wenn die Urenkel noch aufgefüllt auf der Bühne. Ich habe dabei sind. mich gefragt, ob ich „gefall-süchtig“ In Ihrem Bühnenprogramm spiebin (lacht). Ich hab schon acht Thelen Sie kleine Familiendramen rapeuten verschlissen! anekdotisch nach. Wie autobiograAber geht das nicht jedem Künstfisch ist das Programm? ler so? Es ist ziemlich autobiograWenn man sich einem Publifisch, aber auch etwas überhöht. kum nicht mitteilen will, dann Natürlich fühlt man sich, wenn Christoph „Stofferl“ Well (geb. 1959) studierte Trompete, braucht man nicht auf die man zusammen musiziert, viel war Solotrompeter bei den Münchner Philharmonikern Bühne gehen, stimmt. Aber mehr als Einheit. In dem Dorf und später Konzertharfenist. mein Fernziel ist, dass ich Günzelhofen, wo wir aufgewachvollkommen „uneitel“ spielen sen sind, waren wir ein „Dorf im will, wenn ich klassische Musik spiele. Ich will nicht mehr, so wie Dorf “ (lacht). früher, zeigen, wie virtuos ich bin oder wie schnell ich Tonleitern Macht gemeinsames Singen die Familie harmonischer? Das kommt natürlich auf die Familienmitglieder an. Aber Singen spielen kann. Ich will kein Zirkuspferdl mehr sein. Ja, so uneitel ist gesund. Es betätigt die Lunge, man muss seine Atmung kontrol- wie Arthur Rubinstein Klavier spielt – so soll’s sein! Interview: WH lieren und man kann einfach Dampf ablassen. Wenn man schlecht 1. Sia – Breathe Me

Playlist Welche Werke hört Sopranistin Anna Prohaska auf ihrem iPod? Und warum? Hier sind ihre Top Four:

In einer meiner Lieblingsserien „Six Feet Under“ wurde das Leben der Charaktere zu diesem Lied in der letzten Folge noch bis zum Ende ihres Lebens begleitet. Sehr bewegend. Auch ein toller Song zum Autofahren. 2. „The Hunger Games“ Soundtrack – The Civil Wars – Kingdom Come

Ich fand den Film leider nicht so gut, wie erwartet. Aber der Soundtrack ist zusammengestellt von T-Bone Burnett, immer mit diesem besonderen Bluegrass/Folk-Einfluss in der Auswahl, den ich liebe. 3. „Sonata X“ aus: „Viaggo Musicale“ Il Giardino Armonico, Giovanni Antonini

Allein der explosive Anfang, dann der verrückteste Aufbau, irrsinnige Harmonien, man wird hin- und hergerissen wie auf hoher See, wenn man es anhört. 4. „The Girl with the Dragon Tattoo“ Soundtrack – Is Your Love Strong Enough

Prohaskas neues Album „Enchanted Forest“ ist gerade bei Universal erschienen.

Ursprünglich kommt das Lied am Ende eines Lieblingsfilms „Legend“ von Ridley Scott, in der Version von Tangerine Dream und Brian Ferry. Hier aber von Trent Reznor von den Nine Inch Nails, Musik aus meiner Gothic-Zeit!

+++ Immer diese Huster! Eine Studie mit dem Titel „Die Ökonomie der Konzert-Etikette“ will bewiesen haben, dass Konzertbesucher etwa doppelt so häufig husten, nämlich glatt 0,025 Mal pro Minute. +++ Sorge um Dirigent Kurt Masur: Der Maestro stürzte in Tel Aviv, wo er mehrere Konzerte des Israel Philharmonic Orchestra dirigieren sollte. Masur brach sich beim Sturz die Hüfte und musste operiert werden. Für März sind alle Konzerte abgesagt. +++ Filmreife Geschichte: Der Londoner Musiker Shaun Buswell ist durch die Tube gewandert und hat die Musiker, denen er dort begegnet ist, für ein Orchester rekrutiert. „The Underground Orchestra Challenge“ wird im Shepherds Bush Empire debütieren und untergrundbezogene Film-Musik spielen.

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The Classical Company Switzerland

LANG LANG

LIVE 2013

Live in Concert!

BEKANNT VON DER ELTON JOHN - WELTTOURNEE!

Aktuelles Album

13.03.2013 MÜNCHEN FREIHEIZ 15.03.2013 HAMBURG KULTURKIRCHE ALTONA

LUDWIG VAN BEETHOVEN | Klavierkonzert Nr. 3 in c-Moll, op. 37 SERGEJ PROKOFJEW | Klavierkonzert Nr. 3 in C-Dur, op. 26

16.03.2013 BERLIN PASSIONSKIRCHE

WÜRTTEMBERGISCHE PHILHARMONIE – MANUEL LÓPEZ-GÓMEZ

17.03.2013 DRESDEN LUKASKIRCHE

07.04.2013 - Zürich - Hallenstadion -

SIMONE KERMES „Sie lebt die Arien,

die sie singt.“

Fono Forum

ERWiN SCHROTT mit Ensemble ROJOTANGO LIVE „ . . . einfach genial mitreißend“ Opernglas

Werke u.a von: Hasse, Pergolesi, Porpora

Aktuelles Album

09.05.2013 HA MBURG | L AEISZHALLE 10.05.2013 DORTMUND | KONZERTHAUS 12.05.2013 MÜNCHEN | HERKULESSA AL

O R C H E S T E R | T E N O R – WERKE VON VERDI, PUCCINI UND MOZART

15.10.2013 FRANKFURT/M. ALTE OPER 23.10.2013 HAMBURG LAEISZHALLE 07.11.2013 MÜNCHEN PHILHARMONIE Tickets unter www.

01 .06.2013 Düsseldorf Tonhalle 04.06.2013 Berlin Admiralspalast 07.06.2013 München Herkulessaal 09.06.2013 Zürich Kongresshaus 10.06.2013 Stuttgart Hegelsaal 12.06.2013 Wien Konzerthaus

Mit Orchester

Höhepunkte aus Operetten und den schönsten Opernarien!

27.10.2013 BERLIN KONZERTHAUS 30.10.2013 MÜNCHEN HERKULESSAAL

.de, 01805 - 969 000 555*, sowie an allen bekannten VVK-Stellen Weitere Informationen unter www.deag.de

*(0,14€/Min.

aus dem dt. Festnetz / max. 0,42€/Min. aus dem dt. Mobilfunknetz)

DAS ROJOTANGO ALBUM


o u v e r t ü r e

Auf einen Espresso mit ...

Dietmar Müller-elmau

Foto: Bob Coat

Und das Zimmer 219? Verraten Sie uns doch bitte mal, wie Sie Das gibt es auch nicht mehr. Alles wurde diese großen Künstler in ein abgelegenes abgerissen und neu gebaut. An der Stelle Hotel ins Wettersteingebirge bekommen? hat Loriot gewohnt und viele Sketche für Die Künstler kommen einfach gern! Wir das Fernsehen produziert. Ich kannte ihn zahlen den Künstlern nichts, sie können gut, schon als Kind. aber mit ihren Familien hier mehrere Tage Wie war er? kostenlos wohnen und sich entspannen. Ein scharfsinniger Beobachter mit UrteilsSie kommen wirklich nur, wenn sie wollen. und Erinnerungsvermögen. Und einem Nur Superstars können wir nicht gebrauBildungsdünkel. Als ich nach dem Brand chen, die lenken die ganze Energie auf sich; 2005 Verantwortung hier übernahm, sagte es würde keine für unsere anderen Gäste er mir, ich dürfe „alles machen, doch nur übrig bleiben. Wir haben viele Anfragen. nichts ändern“. Sein großartiger Humor Sie machen im Moment über 200 Konaber hatte auch Grenzen. zerte im Jahr! Klassik, Jazz, AutorenWelche? Lesungen etc., zwei Festivals pro Jahr und Als ich ein „Wagner im Dritten Reich“viele Konzertreihen. Sie müssen ein groSymposium hier veranstaltete, hörte die ßes Haus haben! Dietmar Müller-Elmau (59) vor ­ Freundschaft plötzlich auf. Wir blieben Ja, wir haben mehrere Säle, einen großen seinem Schloss: „Sie wollten alle mein Geld, aber in Kontakt. Dann brannte das Schloss Konzertsaal mit 250 Plätzen, die Biblioaber nicht meine Ideen.“ 2005 ab, vieles musste abgerissen werden. thek, einen weiteren Saal und das FidelioEin ZDF-Film dokumentiert, wie die Bagger anrollen und Loriots Restaurant. Ulrich Matthes hatte kürzlich eine Schiller-Lesung. geliebtes Zimmer weggerupft wird. Er war untröstlich und wollte Über hundert Leute kamen. Wenige wissen, dass die erste Kamnicht mehr kommen. Dann lud ich ihn zu einem Galaabend im mermusikwoche hier bereits 1957 von Benjamin Britten mit dem Amadeus Quartett begründet wurde. Das hat Elmaus Ruf als Mekka Stuttgarter Renitenztheater ein, der symbolisch um den Wiederder Kammermusik etabliert. Mit Britten kamen u.a. Peter Pears und aufbau warb. Viele Künstler kamen und auch Loriot hielt eine Rede. Später sagte er mir, er hätte es nicht für möglich gehalten, dass Yehudi Menuhin. Sein Sohn Jeremy war mein Kinderfreund. Wenn sich so viele Künstler für ein Hotel engagieren könnten. ­Seinen 80. das Artemis Quartett in München spielt, dann gehen vielleicht Geburtstag feierte er hier. 0,001 Prozent der Stadt hin. In Elmau würden 60 bis 70 Prozent der Und hinterließ angeblich ein Andenken ... Gäste hingehen. Bei kleineren Namen vielleicht 30 Prozent, wenn Ja, eine Zeichnung. Drei Monate hat er dafür gebraucht: ein Knoldas Wetter gut ist – und 60, wenn es schlecht ist. Und wenn viele lenmännchen im Livree mit einem Elefanten auf der Schulter und Gäste von auswärts kommen, wissen wir: der Künstler ist berühmt. der Bemerkung: „Hier bist Du ein beliebter Gast, auch wenn Du Wie bei dem Meisterpianisten Grigory Sokolov? keinen Rüssel hast.“ Niemand hatte den Unterschied zwischen Ja. Für mich der größte Pianist. Er hatte aber erst einmal Angst, früher und heute so präzise formuliert. Er hatte mich verstanden. in einem Hotel zu spielen. Er hatte das einmal gemacht und dann Was bedeutet der Brand 2005 in Ihrer Biografie? waren die Zuhörer nach der Pause weg, weil sie essen wollten. Deshalb beginnen die Konzerte bei uns um 19 Uhr. Als Sokolov bei uns Wenn etwas Altes verschwindet, ist das für mich die Chance, etwas Neues entstehen zu lassen. Mein Großvater hatte 1916 das Hotel spielte, waren 300 Menschen drin; danach sagte er mir, neun hätten gegründet, er war ein vehementer Protestant lutheranischer Pränach der Pause gefehlt. gung. Hier schuf er ein weltentrücktes Refugium deutscher InnerAch. Woran hat er denn das gemerkt? lichkeit: lauter Weltverbesserer mit ungeheurem Bildungsdünkel, (lacht) Er sagt, er höre das an der Akustik. Zunächst war es schwierig, endlose E-Mails hin und her, er wollte die Nummer unserer vier zugleich verlogen, scheinheilig und deutschtümelnd. Individualität und Vielfalt wurden nicht akzeptiert. Nach den Konzerten durfte Steinway-Flügel wissen, er kennt das ganze Nummernsystem ausnicht geklatscht werden. Über allem stand die Gemeinschaft. Das wendig, vom ersten Steinway bis heute. Ich war gerade in Tel Aviv, habe ich schon als Kind gehasst. Ich liebte es, ein Aussätziger zu sein. als er mich auf dem Handy erreichte: „Wo bist du?“, fragte er mich. Mein Grundcredo war und ist bis heute: Vielfalt akzeptieren; die Ich sagte: „In der Sokolovstrasse“, die es dort wirklich gibt. Dann Individualität des Einzelnen respektieren. Ich hatte vor dem Brand sagte er zu. Seine Tochter lebt in Tel Aviv, was ich nicht wusste. bereits versucht, in dem Alten etwas Neues erstehen zu lassen. Er kam also trotz falscher Nummer des Flügels? Mit dem Geld, das Sie als Entwickler einer erfolgreichen Software Ja. Für ihn gibt es bei den älteren Steinway-Flügeln ein Problem, er für das Hotelmanagement (namens „Fidelio“) gemacht hatten. nennt es „Katzenjammer“. Wenn man fest auf die Taste drückt und dann loslässt, dann verschwindet der Ton nicht auf einmal, sondern Ja. Sie wollten alle mein Geld, aber nicht meine Ideen. Ich wollte es für meinen Vater tun: Neuen Wein in die alten Schläuche gießen. sumpft ab. Sokolov wollte nur ernst genommen werden. Ich kenne Dann brannte das Schloss ab. Und ich bekam die Chance. Nun darf keinen, der weniger kompliziert ist. hier der Mensch Mensch sein. Das ist mir sehr wichtig. Woran denken Sie, wenn Sie in Ihrem Hotel an Zimmer 54 vor Interview: Teresa Pieschaçon Raphael beikommen, in dem Sie 1954 geboren wurden? Das gibt es nicht mehr. Es wurde nach dem Brand im Jahr 2005 abgerissen. Den Ort, die Position könnte ich per GPS ermitteln, an Kultur-Tipp: Vom 23. März bis 6. April findet auf Schloss Elmau das Pianissimoder Südseite des Schlosses. Festival statt. Mit dabei: u.a. mit Ragna Schirmer und Pierre-Laurent Aimard. 8

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AKTUELLE NEUHEITEN VON SONY MUSIC NIGEL KENNEDY RECITAL

JAN VOGLER

BACH: CELLOSUITEN Auf seiner neuen Doppel-CD präsentiert der ECHO KlassikPreisträger Jan Vogler Bachs vielschichtige Cellosuiten. Er spielt sein „ex Castelbarco-Fau“-Cello von Antonio Stradivari in Begleitung der Bamberger Symphoniker unter Jonathan Nott.

GROSSE CHORMUSIK DIE BESTEN AUFNAHMEN Meisterwerke der Chormusik auf 30 CDs in herausragenden Interpretationen. Mit Nikolaus Harnoncourt, Thomas Hengelbrock, dem Arnold Schoenberg Chor, dem Balthasar-Neumann-Chor, dem Chor des Bayerischen Rundfunks, dem Tölzer Knabenchor, dem Windsbacher Knabenchor u.v.m.

BYRON JANIS THE COMPLETE RCA ALBUM COLLECTION Mit der Byron Janis Collection ehrt RCA einen der bedeutendsten Pianisten Amerikas. Die 11 CDs in Originaloptik der früheren LPs enthalten alle seine Aufnahmen für das Label RCA (aufwändig digital remastert), darunter 7 Erstveröffentlichungen auf CD sowie unveröffentlichte Aufnahmen von Mussorgskys berühmtem „Bilder einer Ausstellung“ und Liszt-Werken.

www.simonedinnerstein.com www.janvogler.com www.nigel-kennedy.net

Auf Recital präsentiert Nigel Kennedy ein spannendes Programm zwischen Jazz, Klassik und Folk – eine sehr persönliche Reise durch jene Musik, mit der der britische Geiger aufgewachsen ist. Mit u.a. Fats Wallers Sweet & Slow, Dave Brubecks Take Five und jazzigen Bach-Bearbeitungen, eingespielt mit Musikern aus dem von ihm gegründeten „Orchestra of Life“. Im April auf Deutschland-Tournee.

SIMONE DINNERSTEIN & TIFT MERRITT NIGHT Das einzigartige Klassik und Folk Projekt der Pianistin Simone Dinnerstein und der amerikanischen Singer-Songwriterin Tift Merritt: Mit neuen Liedern, von Brad Mehldau und Patty Griffin, eigenen Songs von Tift Merritt, einer Auswahl klassischer Stücke und der Welt-Ersteinspielung einer Variation über Leonard Cohens „Suzanne“.

VAN CLIBURN THE COMPLETE ALBUM COLLECTION Die hochwertige 28-CD-Edition vereint erstmals alle Studio- & Liveaufnahmen des berühmten Pianisten für das Label RCA. Neben Klavierkonzerten & Sonaten von Beethoven, Chopin, Rachmaninoff u.a. ist auch die legendäre Aufnahme des 1. Klavierkonzertes von Tschaikowsky enthalten. Mit Hardcover-Begleitbuch über Cliburns Leben & vielen Fotos, CD-Sleeves im Design der Originalcover sowie einer facettenreichen Dokumentation auf Bonus-DVD.

www.sonymusicclassical.de


k ü n s t l e r

„Man möchte dem Geheimnis näher kommen“ Cellist Jan Vogler über sein neues Bach-Album und weshalb er noch immer auf der Suche nach dem einzig richtigen Ton ist.

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Foto: Bob Coat

Ein Cellist inmitten von Eisstöcken? Alles ist möglich in der heutigen Zeit, denn Jan Vogler war gerade bei der Probe im Wellness- und Kulturhotel Schloss Elmau, als wir ihn zum Interview- und Fototermin trafen. Tagsüber baden die Gäste dort im Pool oder spielen mit den bunten Eisstöcken, abends lauschen sie den Klängen berühmter Musiker. —

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crescendo: Der große Cellist Heinrich Schiff unterteilt seine Kollegen in zwei Typen: den Melodie-säuselnden Schönling... Jan Vogler: ... mit den langen Fingern (Lachen). ... und den Metzgerstyp mit Wurstfingern ... Welcher Typ sind Sie? „Du bist der Poet“, hat er zu mir gesagt. Er war ja mein Lehrer. Ich bin mir nicht sicher. Ich liebe dieses kraftvolle Spiel, wie Heinrich Schiff es hat. Ich glaube allerdings, dass es ein bisschen verloren gegangen ist, alle spielen jetzt irrsinnig perfekt und schön. Aber in der Musik steckt diese Großartigkeit, und auch die muss zum Ausdruck gebracht werden! Es geht doch um Konflikte, und die kann man nicht mit leicht flockigem Ton zum Ausdruck bringen. Das Leben soll in die Musik einfließen… … und in das „Stück Holz“, von dem Sie oft sprechen, wenn es um Ihr Instrument geht. Ja, „ein Stück Holz, was oben kreischt und unten brummt“, wie Dvořák es beschrieb. Bisher hatte ich auf dem Montagnana „Ex Hekking“ von 1721 gespielt und war sehr glücklich. Doch dann kam die Stradivari; zunächst war ich gar nicht bereit, zu wechseln. Warum? Ein Montagnana ist für jeden Cellisten ein Trauminstrument. Doch mein Vater, der selbst Cellist (an der Komischen Oper) war, hat mich regelrecht gepusht. Eine Bank hat dann das StradivariCello gekauft und stellt es mir jetzt zur Verfügung. Ich hätte die Aufnahme mit den Bach-Suiten gar nicht gemacht, wenn ich nicht dieses Instrument hätte. Diese Verbindung müssen Sie erklären ... Es ist diese Reife! Mein Stradivari-Cello‚ Ex Castelbarco/Fau (um 1710) ist eines der achtzehn Celli aus Stradivaris Goldener Periode. Seine Form ist relativ flach und revolutionär für jene Zeit. Stradivari wusste genau, was Solisten für die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts brauchten. Es hat auch die richtige Größe. Es ist klein, aber nicht zu klein. Es hat einen wahnsinnigen Bass und auch im Sopran noch sehr viel Klang. Es hat eine sehr männliche Stimme und vieles mehr. Ich werde jeden Tag neu überrascht. Jede Farbe steht mir nun zur Verfügung und deshalb kann ich auch die BachSuiten darauf spielen. Sie nahmen die Abschrift von Anna Magdalena Bach, der zweiten Frau von Johann Sebastian Bach. Ich habe zunächst versucht, meinen Bach zu finden. Das ist gar nicht so leicht für einen Cellisten, weil ich die Suiten in verschiedenen Lebensphasen gespielt habe. Zunächst wollte ich diese Suiten gar nicht aufnehmen, weil ich irgendwie dachte, ich hätte meinen Bach noch nicht gefunden. Und das mit 48 Jahren? Ja, aber diese Werke erfordern eine besondere Durchdringung. Bei der Einstudierung habe ich mir drei Spielregeln auferlegt: Alle Bogenstriche habe ich zunächst ganz von Anna Magdalena Bach entnommen, der Quelle, die wir am ernstesten nehmen. Zweitens spielte ich alle Tanzsätze in einem Tempo, ohne Temporückungen, andernfalls würde das Publikum gar nicht wissen, wie das Stück tanzt. Drittens: kein Vibrato. Bach hat ja 1720 in Leipzig gelebt und nicht in Italien oder Frankreich. Diese drei Regeln haben alle Erfahrungen, die ich aus dem Studium oder anderswoher hatte, weggewaschen. Ich war frei, konnte von Neuem anfangen. Bei der Einspielung änderte ich einige Striche von Anna Magdalena, die mir nicht logisch erschienen, fügte hie und da etwas Vibrato als

Verzierung hinzu und hielt in manchem Tanzsatz das Tempo an, als speziellen Effekt. Jetzt bin ich zufrieden. Es funktioniert. Was heißt das, „es funktioniert“? Dass die Interpretation für mich rund ist und das Publikum sie akzeptiert. Zwei Abende absolut mit Bach-Suiten allein, das ist gar nicht so einfach. Man muss das Publikum alleine unterhalten. Schwierig gerade in heutigen Zeiten, in denen Musik, Literatur kaum mehr allein für sich stehen, sondern durch Effekte verdichtet oder visualisiert werden, in der Annahme, sie würden mehr beeindrucken. Was aber nicht stimmt. Sie sind in einer Musikerfamilie in Ost-Berlin aufgewachsen. Gab es eigentlich mal eine Alternative zur Musik? Das ist eine gute Frage. Als ich so dreißig wurde, fragte mich mein Schwager: „Sag mal, willst du dein ganzes Leben mit dem Cello verbringen?’ Drei Jahre dachte ich darüber nach und kam zur Erkenntnis, dass es nichts Schöneres gibt. Es ist ein bisschen wie ein Wissenschaftler, der sein Leben lang nach einem Molekül, einer Formel sucht. Man ist ja zufrieden, aber manchmal glaubt man dann doch, dass man dem Geheimnis großer Meisterwerke nähergekommen ist. Dann denkt man sich: das ist jetzt mal ein Fortschritt. Doch dies erreicht man nur nach Jahren der kontinuierlichen Durchdringung und Arbeit. Wohlgemerkt: im Kopf und weniger mit den Fingern. Warum Cello? Ich fühlte mich sofort in der Stimmlage wohl. Mein Bruder, meine Frau, meine Mutter, sie sind alle Geiger und auch meine Töchter spielen Geige. Ich liebe das Cello, wie damals, als ich mit sechs Jahren anfing, die gleiche frische Liebe. Ich kann mir gar nicht vorstellen, einen Tag ohne mein Instrument zu verbringen. Wenn ich nicht Cello spiele, kommen keine Ideen, habe ich auch keine Energien mehr. Heute leben Sie in New York und sind neben Musiker aber auch Manager. Wie schaffen Sie dieses Pensum? In meiner Kindheit lernte ich bereits die Chancen zu ergreifen, die sich boten. Alles war zwar eintönig, doch ich konnte mich dort auch zum Musiker entwickeln, weil ich die Ruhe hatte. Wahre Freiheit aber habe ich erst in New York kennengelernt. Da ich immer sehr aktiv war und ein – heute würde man sagen – ADHSSyndrom hatte (lacht), brauchte ich immer einen sehr großen Spielplatz. Den Sie neben Ihrer Solisten-Laufbahn ja haben; Sie leiten zwei Festivals. Was erwartet uns? Für die Dresdner Musikfestspiele haben wir in diesem Jahr das Thema Empire (11.5.– 2.6.) gewählt: nicht nur wegen der Klangwelten Englands, seiner großartigen Chorgesangskultur und fulminanten Spätromantik, sondern auch wegen seines kulturellen Einflusses. Die New Yorker Philharmoniker, die in Dresden auftreten werden, sind ja aufgrund des englischen Einflusses gegründet worden. Außerdem würdigen wir den Jubilar Richard Wagner, die Serie U30 ermöglicht Menschen unter dreißig günstige Tickets. Im Moritzburg-Festival im August feiern wir diesmal unser zwanzigjähriges Bestehen mit Wolfgang Rihm als „composer in residence“. Ich freue mich schon drauf! Interview: Teresa Pieschacón Raphael

„In der Musik steckt diese Großartigkeit. Auch die muss zum Ausdruck gebracht werden.“

Johann Sebastian Bach: „The Cello Suites“ Jan Vogler (Sony Classical) 11


k ü n s t l e r

„Wow, du kennst micH!“ Mit 23 Jahren hat sich die Sopranistin Julia Lezhneva schon ihren Weg in die führende Solisten-Riege gebahnt und ist dabei angenehm natürlich geblieben. von Anna Novák

Foto: Decca/Uli Weber

Eigentlich wollten wir Julia LezLehrer. Da gab es alles in genau hneva in unserer Newcomer-Kateder richtigen Menge. Nach zwei gorie vorstellen. Schließlich ist sie Studienjahren bin ich nach Longerade einmal 23 Jahre alt. Als wir don gewechselt. “ Mittlerweile lebt das neue Album der Sopranissie wieder in Moskau – auch mit tin in den CD-Spieler legten, war dem Ziel, sich im russischen Konuns allerdings sofort klar: Dieses zertleben weiter zu etablieren. „Bis Album mit geistlichen Motetten zum letzten Jahr hatte ich erst ganz von Mozart, Porpora, Händel und wenige Konzerte in Russland gegeVivaldi ist so reif, so vielfältig, so ben, und es ist schön, jetzt hier zu selbstbewusst – diese Frau hat sich singen. Das russische Publikum ist längst einen Platz zwischen den sehr leidenschaftlich.“ großen Kollegen ersungen. Dass auf dem neuen Album Als Dame Kiri Te Kanawa ausschließlich Motetten aufgesie in einem Meisterkurs singen nommen sind, ist kein Zufall: „Die hörte, engagierte sie sie vom Fleck Motetten faszinieren mich, denn weg für ein Konzert. Marc Minsie sind Konzerte für die Stimme.“ Julia Lezhneva wuchs in Russland auf. kowski sah ein Video von ihr auf Es sind allesamt italienische SoloEntdeckt wurde sie von Maestro Marc Minkowski. YouTube, in dem sie eine Rossiniwerke aus dem 18. Jahrhundert, Arie sang, und wollte sie für ein Konzertprojekt. Schnell wurde er die schon damals für junge, begabte Sängerinnen geschrieben wurden. zu ihrem größten Förderer. Von da an nahm die Erfolgsgeschichte Neben Mozarts bekanntem „Exultate, jubilate“ findet sich als besonihren Lauf: Letztes Jahr brillierte Lezhneva bei den Salzburger Fest- deres Juwel auch die Ersteinspielung der Porpora-Motette „In Caelo spielen an der Seite von Plácido Domingo, sie unterschrieb einen Stelle Clare“. Gemeinsam mit dem Orchester Il Giardino Armonico Plattenvertrag beim Major Label Decca, bald wird sie ihr Debüt und Maestro Giovanni Antonini hat die Sopranistin dieses für sie sehr an der Royal Opera Covent Garden geben. Ein weiteres Highlight besondere Album in Barcelona aufgenommen. Dass Orchester und 2012: „Philippe Jaroussky lud mich für eine Aufnahme von Pergole- Solistin ein barockes Dreamteam sind, merkt man schnell. sis ‚Stabat mater‘ ein. Das Lustigste war unsere erste Begegnung: Er Die große Opernbühne hat Lezhneva bisher weitgehend gemielief im Moskauer Konservatorium an mir vorbei und fragte: ‚Julia?‘ den. „Ich bevorzuge die konzertanten Opern, denn da konzentriert Und ich reagierte nur völlig perplex: ‚Wow, du kennst mich?‘“ man sich vollkommen auf die Musik. Im Opernhaus ist es dann halb Und ob! Julia Lezhneva ist eines der ganz großen Talente. Ihre Regie, halb Musik – manchmal überlagert die Regie die Musik sogar.“ volle, kräftige und warme Sopranstimme schlängelt sich federleicht Aber natürlich sei die szenische Oper sehr wichtig, wenn man zu den durch Koloraturen, stürzt effektvoll in die Tiefe, um sich kurz dar- Großen gehören möchte. auf glockenklar wieder in die Höhen zu schrauben. Und dabei ist Aber sie sei doch schon eine der Großen, wirft man ein, das sagt Lezhneva alles andere als eine Operndiva. „Ist sie ein bisschen zumindest die Presse, die sich mit Lob für die junge Sopranistin überschüchtern?“, fragt der erste Eindruck, nur um kurz darauf von schlägt. Julia Lezhneva grinst. „Ja, ich muss sagen, das übt schon einen ihrem fröhlichen und offenen Lachen eines Besseren belehrt zu wer- gewissen Druck auf mich aus. Aber es freut mich natürlich sehr. Das den. Sie hat ein auffallend rundes Gesicht, strahlend blaue Augen, gibt mir Selbstbewusstsein und zeigt mir, dass ich den richtigen Weg einen wachen, kullernden Blick. Ihre Mimik beim Singen ist prä- gehe. Man darf nur eben das, was man macht, nicht aus den Augen sent, aber niemals übertrieben. „Es war für mich wie vorbestimmt, verlieren. Der Job der Kritiker ist, zu schreiben. Mein Job ist, mich auf dass ich singen müsste. Als ich meine Stimme entdeckte, konnte ich die Musik zu konzentrieren.“ nicht mehr daran vorbei. Ich habe gemerkt: Dass ich singe, ist einMan möchte der Sopranistin wünschen, dass sie ihren Weg weifach das Natürlichste auf der Welt für mich,“ bestätigt Lezhneva. ter so ruhig – und so „natürlich“, wie sie es selbst ausdrückt – weiter„Wenn mich früher in der Schule jemand gefragt hat, was ich wer- geht. Und dass sie sich nicht vom Klassik-Trubel überschütten lässt. In den will, wenn ich groß bin, dann habe ich ganz automatisch gesagt: ihrer Freizeit beugt sie dem vor: macht lange Spaziergänge, im Winter Ich will Opernsängerin werden.“ geht sie Eislaufen, mit ihrem Freund redet sie viel über Musik. „Wir Als wir Julia Lezhneva zum Gespräch trafen, kam sie gerade vom haben noch lange nicht genug. Es gibt so viel Musik, die wir noch Ägyptenurlaub – braungebrannt, eingekuschelt in ein weißes Vlies, für uns entdecken können!“ Ihre Augen funkeln begeistert. „Denken weil es in Deutschland gerade schneite. Dabei dürfte die junge Russin Sie doch nur an die Musik aus dem Barock! Überschlechtes Wetter von ihrem Studienort gewöhnt sein: Im walisischen haupt: Ich mag es, wie die Frauen im Barock dachCardiff studierte sie an der Academy of Voice – auf Empfehlung einer ten und wie viel Fantasie sie in ihre Kleider steck„lovely lady“, die sie finanziell förderte und ihr Studium zahlte. „Es ten. Das war eine sehr feminine Zeit.“ war genau der richtige Ort für mich“, sagt die Sopranistin, „die Schule „Alleluia“ Julia Lezhneva, Il Giardino Armonico, Giovanni Antonini (Decca) ist wie eine Privatschule. Sehr klein, wenige Studenten und sehr gute 12

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Die Sizilianerin Sopranistin Lucia Aliberti veröffentlicht ein Album mit Liedern des ganz jungen Verdi. Warum sie ausgerechnet eher diese unbekannten Stücke auswählte und weshalb sie sich als Musikerin sieht, verriet sie uns im Interview.

Foto: Bob Coat

v o n T e r e s a P i e s c h a C ó n Ra P h a e l

crescendo: Frau Aliberti, Sie sangen bereits vor Papst Johannes Paul II. oder Prinz Charles von England. Welche Erfahrungen nimmt man mit aus solchen Auftritten? Lucia Aliberti: Es sind alles wunderbare, interessante und wichtige Menschen. Das Wichtigste aber für mich ist etwas anderes: Ich möchte mir selbst treu sein und bleiben, egal, vor wem ich singe. Ich habe meinen eigenen Charakter, meine Persönlichkeit. Bereits bei Ihrem Debut hatte man Sie ja schon mit der Callas verglichen. War das nun gut oder schlecht für Sie? Heutzutage wird jeder mit der Callas verglichen. Und in meinem Falle auch, weil es eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit gab, schauen Sie mich an: unser beider Profil ist sizilianisch-griechisch. Auch musikalisch gibt es Parallelen: wir haben einen ähnlichen Stimmumfang eines Koloratur-Soprans, sind aber unterschiedlich 14

Sopranistin Lucia Aliberti im Saal des Hotels Bayerischer Hof in München.

in der Klangfarbe. Die Callas war mehr ein Soprano drammaticospinto, ich bin eher lyrisch und erst dramatisch in der Höhe. Ich weiß genau, wo mein Ort ist. Zunächst war ich natürlich geehrt über den Vergleich. Wenn es dann aber zum Klischee wird, verliert die Aussage für mich die Bedeutung. Ich habe viel gearbeitet in meinem Leben, spiele Gitarre, Akkordeon, Violine, Mandoline und habe für Klavier, Klarinette, Flöte und Gesang komponiert. Und das tue ich seit über vierzig Jahren mit viel Freude und Leidenschaft. Talent, schön und gut. Aber obendrein noch eine gute Musikerin zu sein? Das kommt nicht vom Himmel! In welchen Verhältnissen sind Sie aufgewachsen? Ich wurde in Messina geboren. Meine Kindheit war sehr hart, ich lernte, lernte und sah nur die Schule und das Konservatorium, das Konservatorium und die Schule. Meine Mutter war eine Lehrewww.crescendo.de

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rin für Griechisch und Latein und sehr kultiviert. Mein Vater war Anwalt und Inspektor und sehr prägend für meine Erziehung. Inspektor in Sizilien. Erzählen Sie bitte mehr darüber … Mein Vater hatte tatsächlich diese typisch sizilianische Art, sehr fürsorglich, aber auch sehr bestimmend und sehr diszipliniert. Er schützte und hütete mich, begleitete mich überall hin, einfach zu viel, wie ich heute merke. Ich mag die Mentalität in Deutschland. Die Kinder emanzipieren sich früher von ihren Eltern. Sie werden so stark, ich bin erst später stark geworden. Aber die Unterstützung der Eltern macht einen doch auch stark, oder? Ja. Dennoch sollte man als Kind eigene Erfahrungen machen dürfen, denn nur so lernt man später, das eigene Leben zu managen. Ich wurde zu sehr protegiert, musste und sollte immer die Beste sein. In meiner Familie gab es viele Musiker. Man spielte Violine, Gitarre, Klavier; mein Großvater war Musikprofessor und Dirigent, ein sehr großes Talent. Meine Großmutter hatte eine gute Stimme, sang aber nicht öffentlich. Auch mein Vater spielte viele Instrumente, war sehr belesen. Ich habe mich ihm immer sehr verbunden gefühlt. Aber Ihr Lehrer war schließlich Luigi Ricci … Ja! Ricci (Anm. der Red.: Jahrgang 1893) hatte noch mit Puccini (1858–1924) und mit Mascagni (1863–1945) gearbeitet, war Freund des großen Benjamino Gigli (1890– 1957). Er starb leider 1981. Er brachte mir das bei, was wahres Belcanto heißt. Und was heißt das? Belcanto heißt: „schöner Gesang“, wie wenn man sanft von einer Blume aus Samt berührt wird. Meine Stimme ist eine Belcanto- Stimme. Man muss das singen, was der Komponist vorschreibt. Viele Sänger singen heute Dinge, die nicht in der Partitur stehen. Sie schneiden dort, garnieren dort, und viele aus dem Publikum wissen das nicht. Das macht mich traurig, ich leide darunter, ich bin sehr ehrlich gegenüber der Musik. Dann sollen diese Menschen doch andere Sachen singen! Aber wenn sie Belcanto singen, dann haben sie sich an die Regeln zu halten. Aber diese muss man erst einmal kennen. Viele Journalisten wissen das übrigens nicht. In diesem Jahr reden alle über Verdi. Was bedeutet Ihnen seine Musik? Ich war vier oder fünf Jahre alt, als mein Großvater Enrico zuhause auf der Geige immer Verdi spielte. „Va pensiero“ aus „Nabucco“ und „Brindisi“ aus „La Traviata“. Mein Vater spielte Gitarre. Und ich spielte als kleines Kind dann die Melodien auf einem Akkordeon. Ich konnte es zwar 15

„Talent, schön und gut. Aber obendrein noch ­eine gute Musikerin zu sein? Das kommt nicht vom Himmel!“ nicht halten, weil es viel schwerer war als ich, doch mit Hilfe von beiden Seiten ging es gut. Auf Ihrer CD mit frühen Verdi-Arien personifizieren Sie den Charakter von 12 Verdi-Heldinnen. Mit welcher Partie identifizieren Sie sich am meisten? Die Werke des jungen Verdi sind musikalisch sehr reich, und das Publikum kennt sie kaum. Da ist viel zu entdecken. Ich habe dieses Repertoire aber auch ausgewählt, weil es so schöne Melodien und mitreißende rhythmische Steigerungen enthält. Bei Bellini und Donizetti sind die Frauen einem sehr romantischen Ideal verpflichtet. Verdis Heldinnen sind näher an der Realität und mit mehr Körperlichkeit ausgestattet. Bei Verdi wird Leidenschaft gelebt, und das hört, spürt und genießt man in seiner Musik. Nehmen Sie die Cabaletta „O patrizi, tremati“ aus „Due Foscari“, einfach toll. Verraten Sie uns, wie Sie eine Partie

einstudieren? Der erste Schritt: ich gehe zum Klavier und spiele die Melodie der Arie und sehe, ob sie zu mir passt. Dann studiere ich den Text, die Geschichte, die sich dahinter verbergen könnte. Viele sagen, ich würde zu viel Aufwand darum machen. Aber ich muss wissen, wie die Oper in ihrer Zeit geklungen haben könnte. Wichtig ist dabei, dass man nicht die Stimme darüber verliert, sprich, die Ursprünglichkeit, der sängerische Trieb, das Klangtimbre darf einem nicht abhanden kommen. Alfredo Kraus ist eines meiner großen Vorbilder. Ich wünschte, ich könnte so lange singen wie er. Kraus sagte mir immer: „Du musst deine Stimme behalten, bei dir bleiben. Wenn du jung bist, hast du wenige Erfahrungen, wenn du dann Erfahrungen sammelst, helfen sie dir in der Stimme, auf der Bühne usw., um sicherer vor dem Publikum zu stehen. Doch lasse es nicht zu, dass deine Stimme deformiert wird!“ Wenn ich also merke, dass mir etwas nicht gut tut, dann hört das meine Stimme, und ich lasse es. n Lucia Aliberti live: 14.5. Düsseldorf, 15.5. Heilbronn, 16.6. Kassel, 10.10. Köln, 5./6.12. Hannover. CD: „Early Verdi Arias“ Lucia Aliberti (Challenge Classics) Track 6 auf der Abo-CD: „Non san quant’io nel petto“ von Verdi


k ü n s t l e r

Bis jetzt makellos Leonard Elschenbroich gilt als eines der größten Talente unter den Cellisten. Wie er mit dem Erfolg umgeht und warum er soeben deprimierende Stücke einspielte, verriet er unserem Autor Klaus Härtel.

Leonard Elschenbroich (27)

Foto: Felix Broede

Er kennt Frankfurt, hat in Köln studiert und übt er immer mit der Partitur, um sich die in Wien gelebt. Aber sein Weg führte ihn anderen Stimmen einzuprägen. schließlich in die englische Hauptstadt Lon„Technisch makellos“, schlagzeilte die don, die er seit nunmehr vier Jahren seinen FAZ über den Newcomer. Und ElschenbroLebensmittelpunkt nennt. „Als Musiker ich weiß, dass das so alleine stehend natürkann man sich das ja aussuchen“, sagt er und lich kein Kompliment ist. Rein rechnelächelt. Dass man dort bisweilen Schwierigrisch würde zwar die Technik überwiegen, keiten hat, seinen Namen auszusprechen, denkt der 27-Jährige. Doch das sei eben findet er nicht dramatisch. Die Probleme der Teil, der das Handwerk darstelle. „Und habe man in Deutschland und Österreich eine gute Technik ist eigentlich nur Mittel doch auch, lacht Leonard Elschenbroich, zum Zweck. Neulich habe ich eine BrahmsJahrgang 1985, einer der musikalischen Sonate gespielt. Ich war eins mit dem Werk. Newcomer dieses Jahrzehnts. Ich war Brahms. Ich konnte so sein, wie Newcomer Brahms ist. Ich hatte dieses Werk seit mehreren Jahren nicht Newcomer ist bei einem wie Leonard Elschenbroich eigentlich ein zu schwaches Wort. Senkrechtstarter würde es mehr gespielt und bin deshalb sehr intuitiv herangegangen.“ wohl besser treffen. Gleich mehrere namhafte Dirigenten haben Im Frühjahr wird beim Label Onyx eine CD erscheinen, den heute 27-jährigen Cellisten „für sich“ entdeckt. Kitajenko, Ger- die Elschenbroich mit dem Pianisten Alexei Grynyuk eingespielt hat. giev oder Eschenbach, um nur einige zu nennen. Konzerte mit dem Dabei mit von der Partie: die Bratschen-Sonate von Schostakowitsch London Philharmonic, dem Swedish Radio Symphony, dem St. in der Bearbeitung für Cello von Daniil Shafran. Es ist das letzte Petersburg Philharmonic und dem Chicago Symphony Orchestra Werk des großen Komponisten. Ungewöhnlich auch deshalb, weil standen und stehen auf seiner Agenda. Und Anne-Sophie Mutter letzte Werke oft heroische, monumentale Werke sind. Diese Sonate schwärmt: „Leonard verfügt über eine ganz außergewöhnliche Bega- hingegen „ist so gebrochen, so unzugänglich. Sie drückt den Zustand bung: Seine musikalische Sensibilität verbunden mit couragierter des Komponisten aus, eines kranken, sehr große Schmerzen leidenVirtuosität sind sehr beeindruckend. Darüber hinaus ist seine stilis- den Mannes. Und ich wollte es nicht verschönern, sondern in seiner tische Bandbreite weit entwickelt und er überzeugt durch seine aus- deprimierenden Hässlichkeit zeigen. Diese Sonate ist das deprimiestrahlungsstarke Persönlichkeit.“ rendste Stück, das ich kenne.“ Anne-Sophie Mutter muss es wissen, denn spätestens seit seiDie Frage muss erlaubt sein: Warum spielt man es dann? „Weil nem Erfolg beim Eröffnungskonzert des Schleswig-Holstein Festi- ich es nachvollziehen kann. Es ist ein Anti-Erfolgs-Stück. Aber es val 2009, als er mit Anne-Sophie Mutter das Brahms-Doppelkonzert ist einmalig, ungewöhnlich, mutig und ehrlich. Außerdem liebe ich unter der Leitung von Christoph Eschenbach spielte und mit dem Schostakowitsch über alles. Und es ist mir eine große Ehre, dass wir Leonard Bernstein Award ausgezeichnet wurde, zählt er zu den bes- Cellisten sein letztes Stück spielen dürfen.“ ten Cellisten seiner Generation. Elschenbroich kennt die Top-SinfoIn Bremen wird Elschenbroich bald Artist in Residence der nieorchester und renommierten Säle bereits. Philharmonischen Gesellschaft. Nicht nur als solcher will er auf eine Ansonsten wirkt der 27-Jährige eher nachdenklich, wohlüber- „Mode“ aufmerksam machen, die ihm so gar nicht zusagt. „Dass legt wählt er seine Worte. Er wirkt in sich gekehrt – nicht ohne trotz- man junge Menschen an klassische Musik heranführt, ist lobenswert dem etwas zu erzählen. Sichtlich stolz ist er auf seine jüngste Aus- und auch richtig. Doch man darf die älteren Menschen nicht verzeichnung: die Ernennung zum BBC New Generation Artist. Das gessen!“ Elschenbroich wird energisch. „Es herrscht ein merkwürdibedeutet in den nächsten zwei Jahren neben der „großen Ehre“, die ger Zeitgeist. Jung sein ist alles und alt sein wird abwertend gesehen. Elschenbroich als ein in London lebender deutscher Musiker emp- Das ist eine schlimme Haltung.“ Der Cellist will niemandem etwas findet, vor allem einen Haufen Arbeit. „Ich muss – darf – mit allen missgönnen, doch er verurteilt die „Idolatrie der Jugend“. Es gehe fünf Orchestern der BBC spielen und aufnehmen. Das sind in zwei nicht darum, sich zwischen denen zu entscheiden, die die GegenJahren 20 Aufnahmen. Ich muss viel neu lernen und viel wieder wart gebaut haben und denen, die die Zukunft bauen. Aber er findet ‚draufschaffen‘. Das ist viel, viel Musik.“ schon, dass man dem älteren Publikum mehr Respekt zollen müsse. Elschenbroich ist ein „Augenmensch“, wie er selbst anmerkt. „Es geht darum, etwas zurückzugeben!“ Augenmensch, weil für ihn das mentale Arbeiten mit den Noten überaus wichtig ist, das Verinnerlichen der Musik ohne Instrument. crescendo-Tipp: Am 24./25. März 2013 spielt Leonard Elschenbroich in der Alten „Selbst wenn ich ein Stück auswendig spiele, lese ich es vor dem inne- Oper Frankfurt mit dem Museumsorchester Frankfurt das Schumann-Cellokonren Auge.“ Auch wenn Elschenbroich seinen Cello-Part einstudiert, zert unter der Leitung von Dmitrij Kitajenko. 16

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p e r s o n a l i e n

G e s t o r b e n

wie dem krakeelenden Zuhörer in seinem Nacken. Wolfgang Sawallisch war Musiker und als dieser ein Künstler, dessen Größe auf einer Tugend beruhte, die in Zeiten von Marketing und PR verloren zu gehen droht: Handwerk! Das große, souverän und uneitel vermittelte Können dieses Dirigenten, seine geradezu unglaubliche Repertoirekenntnis und Bescheidenheit erlaubten es ihm, sich der Partitur unterzuordnen; ja, „der Musik zu dienen“. Das klingt antiquiert und ist es wohl auch. Der deutsche Kapellmeister als charismatischer Weltstar – er ist mit Wolfgang Sawallisch nicht nur gestorben – er ist mit ihm auch ausgestorben. Pascal Morché

Van Cliburn Der amerikanische Pianist ist im Alter von 78 Jahren an Knochenmarkkrebs gestorben. Die Krankheit war im vergangenen Jahr bei Cliburn im fortgeschrittenen Stadium schnitte von „Holländer“, „Tannhäuser“ und festgestellt worden. Seitdem hatte er sich „Lohengrin“ gelten heute noch als Referenz- weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückaufnahmen) war – über jeden Zweifel erha- gezogen. Der 1934 in Louisiana als Harben – „der“ Wagner- und Strauss-Dirigent vey Lavan Cliburn Jr. geborene Pianist galt seiner Zeit. Über die Provinz, über Augs- früh als Wunderkind, wurde erst von seiner burg, Aachen, Wiesbaden, Hamburg kehrte Mutter unterrichtet und besuchte dann die der gebürtige Münchner nach München Juilliard School in New York. Mit 23 Jahzurück; diese Stadt, ihr Opernhaus, das ren gewann Cliburn 1958 als erster AmeNationaltheater, blieben sein Zentrum, als rikaner den Internationalen Tschaikowskyer längst in Salzburg, Wien, Mailand und Wettbewerb in Moskau und wurde damit in New York mit den Wiener oder Berliner Philharmonikern Triumphe feierte. „Sein Name ist wie kein anderer mit der Münchner Oper verbunden, bis heute ist sein Wirken spürbar – und so wird es auch bleiben. Dies gilt nicht nur für das Publikum, sondern vor allem auch für die Mitglieder des Bayerischen Staatsorchesters und alle Mitarbeiter des Hauses“, so Staatsintendant Nikolaus Bachler zu Wolfgang Sawallischs Tod. Als der Dirigent, der auch ein singulärer Pianist und Liedbegleiter war, 1992 für zehn Jahre als Chef an das wundervolle Philadelphia Symphony Orchestra wechselte, um sich nur noch der „absoluten“ Musik, dem Konzert, zu widmen, da war dies auch ein Zeichen seiner Resignation vor neuen Richtungen der Oper als Musiktheater. „Auf geht’s zum Komö- den USA zum Volkshelden. Die Zuschauer dienstadl“, rief ein Zuschauer in der Münch- spendeten Cliburn acht Minuten lang stener Oper, als Sawallisch zur Premiere vom hend Applaus. Das „Time“-Magazin hatte „Fliegenden Holländer“ im Januar 1981 ans den Pianisten daraufhin zum „Texaner, der Dirigentenpult trat. Über die Bühne ging Russland eroberte“ gekürt. Cliburns Eindamals eine geniale Produktion des Regis- spielung des ersten Klavierkonzerts von seurs Herbert Wernicke, die dem Dirigen- Tschaikowsky verkaufte sich kurz darauf ten im Orchestergraben ebenso fremd blieb mehr als eine Million Mal.

Ich hatte Glück: den ersten „Tristan“ von Sawallisch dirigiert zu hören; die erste „Zauberflöte“, „Elektra“, den ersten „Figaro“, „Ring“ ... sowie Brahms-, Beethoven-, Bruckner-Symphonien und die Missa Solemnis zum ersten Mal ... Das musikalische Repertoire ist groß und die Ohrendefloration geschah immer auf höchstem und schönstem musikalischem Niveau: durch Wolfgang Sawallisch. Das prägte! Bis heute! Es ist erlaubt, dafür ganz persönlich dankbar zu sein. Es ist jedem erlaubt, der „mit“ und „durch“ Wolfgang Sawallisch die Musik kennen und lieben lernte. Auch wenn Sawallisch in der ganzen Welt dirigierte, ihm in Japan eine geradezu fanatische Verehrung entgegenschlug und die Mailänder Scala nach seinen Dirigaten vor Jubel tobte (zum Beispiel nach „Frau ohne Schatten“ oder 1990 nach den „Meistersingern“), am meisten Gelegenheit mit diesem uneitlen, präzisen, diesem leidenschaftlichen und doch unpathetischen großen Künstler Musik zu (er)leben, hatte man in der Münchner Oper: Hier, am Pult des Bayerischen Staatsorchesters in München stand Wolfgang Sawallisch seit 1971 für zwei Jahrzehnte – zunächst als Generalmusikdirektor mit den Intendanten Günther Rennert und August Everding, später als Staatsoperndirektor. In diesen Jahren dirigierte er oftmals an vier Abenden in der Woche (an zwei weiteren standen Carlos Kleiber und Karl Böhm am Pult). Wolfgang Sawallisch, der schon 1957 in Bayreuth debütierte (Mit18

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Fotos: Wilfried Hösl; Nijs, Jac de Anefo

Wolfgang ­Sawallisch


hören & sehen Die besten CDs & DVDs des Monats von Oper über Jazz bis Tanz Und: Attila Csampai über seine neuen Favoriten (Seite 20)

Amaryllis Quartett

Rot nach Weiß

Für „White“, eine CD, die ein Werk der Wiener Klassik mit einem der Zweiten Wiener Schule konfrontierte, errang das Amaryllis Quartett 2012 den ECHO für die beste Kammermusikeinspielung des Jahres. Nun melden sich die vier Musiker – Gustav Frielinghaus, Yves Sandoz, Lena Wirt und Lena Eckels – mit dem Album „Red“ und einer neuen Kombination nach dem bewährten Rezept zurück. Der Alte Sendesaal in Bremen ist der Ort des Geschehens; Beethovens rätselhaftes cis-Moll-Quartett (1826) wird dort rein tonlich fast schmerzlich schön ausgereizt. Ein 83 Jahre später von Alban Berg komponiertes zweisätziges Streichquartett wirkt als eine Art Beetho-

ven-Katalysator. Geniale Idee, den Meister so aufzuschließen! Ob das Quartett eine Trilogie à la Krzysztof Kieślowski anstrebt – dann fehlte noch „Blue“ – oder alle möglichen Färbungen der Amaryllis durchexerziert? Egal, „Red“ ist in dieser Saison ein Must-have. MM

„Red. String Quartets by Ludwig van ­Beethoven and Alban Berg“ Amaryllis Quartett (Genuin) Track 1 auf der crescendo Abo-CD: „I. langsam“ aus dem „Streichquartett op. 3“ von Alban Berg

Foto: Tobias Wirth

Kammermusik

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h ö r e n & s e h e n

Die wichtigsten CDs des Monats, ausgewählt von Attila Csampai

Leidenschaft und Intensität – ohne Kompromisse Der Chefrezensent empfiehlt diesmal Engel, Bösewichter, Ikonen und Besessene.

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m schönsten, am ergreifendsten singen die tragischen Helden und Heldinnen. Sie sind die Opfer, ihre Seele ist rein. Interessanter, spannender sind aber die zerrissenen Seelen der Machtinhaber, der Opernschurken und Bösewichter. Das Dunkle und Abgründige beflügelte schon immer die Phantasie der Opernkomponisten. Georg Friedrich Händel: „Bad Guys“ Xavier Sabata, Il Pomo d’Oro, Riccardo Minasi (Aparté) Track 8 auf der crescendo Abo-CD: „Serenatevi, o luci belle“ aus „Teseo“

Der junge katalanische Countertenor Xavier Sabata, der vokale Senkrechtstarter in der Barockszene, widmete sein erstes Solo-Recital den „Bad Guys“ in Händels Opernschaffen: Eifersucht, Hass, Rachegelüste und blanke Wut sind die Antriebskräfte seiner explosiven Auswahl von 12 Arien, die hier die negativen Charaktere von sechs Händel-Opern zu einem virtuosen Kompendium des Bösen bündeln, so dass Sabatas drohendes Konterfei auf dem Cover Adäquates ankündigt. Trotzdem staunt man über den Einfallsreichtum, die psychologische Raffinesse und auch die melodischen Schönheiten, die der vor Kreativität berstende Händel der ausgereizten Ästhetik der Barockoper noch abzutrotzen verstand, und insofern dokumentiert dieses wüste Affekt-Panorama auch die Bandbreite von Sabatas beträchtlichem Ausdruckspotenzial. Er besitzt einen dunkel-timbrierten, modulationsfähigen, kernigen Falsett-Alt, der klar absticht von vielen, flach piepsenden Kopftönern, und sein vokales Charisma erhält durch das frische, nervige, drängende Musizieren des exzellenten „Il Pomo d’Oro“-Ensembles unter der Leitung des Barockgeigers Riccardo Minasi eine elektrisierende Grundierung. Wolfgang Amadeus Mozart: „Klavierkonzerte B-dur KV 456 und F-dur KV 459“ Cristofori, Arthur Schoonderwoerd (Accent) Track 9 auf der crescendo Abo-CD: „Allegretto“ aus dem „Klavierkonzert F-Dur Nr. 19 KV 459“

Schon bei seiner Einspielung der Klavierkonzerte Beethovens sorgte der Utrechter Radikalhistorist 20

Arthur Schoonderwoerd für Diskussionen: Er hatte seinem schmächtigen Hammerflügel von 18oo nur sechs Streicher, aber den vollen Bläsersatz gegenübergestellt, was zu einer ungewohnt „bläserlastigen“ Klangbalance geführt hatte, und zu polternden Tuttieinsätzen, die aber gut zu Beethoven zu passen schienen. Auch auf seiner neuen CD mit zwei mittleren Mozart-Konzerten (KV 456 und 459) hat er wieder alle Orchesterstimmen streng solistisch besetzt und inmitten seines 16-köpfigen „Cristofori“-Ensembles ein noch dünner klingendes Walter-Fortepiano von 1782 postiert. Diese zu oft in Watte gepackten Konzerte klangen selten so frisch und polyphon wie hier, und im Fall des F-Dur-Konzerts (KV 459) sogar richtig martialisch und „schneidig“, weil Schoonderwoerd sich traute, Mozarts Orchestersatz um 2 Trompeten und Pauken zu erweitern: Ein Mann mit Visionen und ein echter musikalischer „Querdenker“. Igor Strawinsky: „Le Sacre du Printemps“ Feuervogel-Suite (1919) Orchestre National du Capitole de Toulouse, Tugan Sokhiev (NaÏve)

Zu den größten musikalischen Visionären der Moderne zählte Igor Strawinsky. Dass sein drittes Ballett „Le Sacre du Printemps“ im Jahr 1913 in Paris einen Riesenskandal auslöste, war bestimmt kein Zufall, hatte er doch dem noch tief in der Romantik verhafteten Publikum eine schier unvorstellbare Orgie barbarischer Rhythmen und wüster Klangeruptionen zugemutet. Der junge, aus Ossetien stammende Dirigent Tugan Sokhiev hat jetzt zum 100. Geburtstag des Balletts mit seinem mittlerweile auf Topniveau spielenden Orchestre Nationale du Capitole de Toulouse eine atemberaubend präzise, farbenprächtige, dabei federnd leichtfüßige Interpretation der hochkomplexen Partitur vorgelegt, die noch nach so langer Zeit den revolutionären Geist, aber auch den tänzerischen Gestus und die Eleganz dieses heidnischen Opferritus in audiophiler Transparenz beschwört, ohne die große Orchesterkeule auszupacken: Diese französisch anmutende Verfeinerung barbarischer Energien, diese Ästhetisierung des wilden Raubtieres rückt indes seine innere und äußere Schönheit in ein ganz neues, magisches Licht: Der Zauber übertönt alle Provokation.

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März / April / Mai 2013


I m p r e ss u m Eugen D’Albert: „Sinfonie F-dur“ Sinfonischer Prolog zu „Tiefland“ MDR Sinfonieorchester Leipzig, Jun Märkl (Naxos) Track 10 auf der crescendo Abo-CD: „Mäßig langsam – belebt“ aus der „Sinfonie in F-Dur“

Wer aber nicht nur immer den etablierten Kanon hören will und die 200ste Aufnahme einer Brahms-Sinfonie, dem empfehle ich die völlig unbekannte F-Dur-Symphonie des spätromantischen Opernkomponisten und Klaviervirtuosen Eugen d’Albert, die der aus München stammende Dirigent Jun Märkl mit seinem MDR Sinfonieorchester für das Entdeckerlabel Naxos ausgegraben hat. Seine einzige Sinfonie komponierte der durch seine Oper „Tiefland“ berühmt gewordene d’Albert bereits mit 22 Jahren in Weimar, und sie klingt über weite Strecken wie eine Hommage an Brahms, obwohl er als Liszt-Schüler eher zu den „Neudeutschen“ zählte. Als Pianist machte er Weltkarriere, die meisten seiner 21 Opern sind dagegen kaum bekannt. Die F-Dur-Sinfonie ist ein großer Wurf, und eine echte Entdeckung und sie zeigt den jungen d’Albert auf der Höhe der Zeit. Johanna Martzy: „Violinwerke von Mendelssohn, Mozart und Beethoven“ Johanna Martzy, Philharmonia Orchestra, Wolfgang Sawallisch, Paul Kletzki (Testament) Track 3 auf der crescendo Abo-CD: „Andante“ aus dem „Violinkonzert in e-Moll op. 64“

Auch in den Archiven schlummern so manche unentdeckte Juwelen. Die 1924 geborene ungarische Geigerin Johanna Martzy ist heute kaum noch bekannt, obwohl sie in der 1950er-Jahren eine kurze steile Weltkarriere durchlief. Ihre 1954 produzierte Einspielung des Mendelssohn-Konzerts lag fast 60 Jahre lang unter Verschluss, da sie selbst es aus unerfindlichen Gründen ihr Leben lang nicht freigab. Jetzt hat es Testament zum ersten Mal auf CD veröffentlicht, und man staunt über ihre versengende Intensität – Ingredienzien, die ihrem temperamentvollen, drängenden Spiel eine berückende musikalische Aura verleihen, so dass der junge Wolfgang Sawallisch hier nur behutsam begleiten musste. Im zweiten Teil des akustisch vorzüglichen Mono-Programms spielt sie Mozarts G-Dur-Konzert und die beiden Beethoven-Romanzen mit ähnlicher Hingabe Giuseppe Verdi: „Requiem“, „Te Deum“ Milanov, Castagna, Björling, Moscona, Westminster Choir, NBC Symphony Orchestra, Arturo Toscanini (Music & Arts)

Eine andere historische Kult-Aufnahme hat das US-Label Music & Arts jetzt schon zum drittenmal restauriert und akustisch derart optimiert, dass man kaum glauben möchte, dass diese perfekte Aufnahme mehr als 70 Jahre alt ist: Im November 1940 dirigierte Arturo Toscanini in der New Yorker Carnegie Hall seine schönste Aufführung des Verdi-Requiems, mit Weltstars wie Zinka Milanov und Jussi Björling, doch gab man für die Schallplatte der späteren, ungleich harscheren Version von 1951, die im strohtrockenen Studio 8H produziert wurde, den Vorzug. Da dirigierte der greise Maestro schon deutlich starrer und unwirscher. In der weniger bekannten früheren Version glänzt der 74-Jährige durch seine ungewohnte Flexibilität, die mit eher breiten Tempi die lyrischen Schönheiten und die geistige Tiefe dieses hochdramatischen Meisterwerks ausleuchtet. Chor und Solisten sind hier nicht zu toppen. Es sei die „überwältigendste Aufnahme des Requiems überhaupt“, schwärmt Toscanini-Biograf Harvey Sachs im Booklet.

Verlag Port Media GmbH, Senefelderstraße 14, 80336 München Telefon: +49-(0)89-741509-0, Fax: -11 info@crescendo.de, www.crescendo.de Port Media ist Mitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger und im AKS Arbeitskreis Kultursponsoring

Herausgeber Winfried Hanuschik | hanuschik@crescendo.de

Verlagsleitung Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de

Chefredakteur Robert Kittel (RK, verantwortlich)

Art director Stefan Steitz

REdaktion Anna Novák (AN)

schlussREdaktion Edigna Hackelsberger

Autoren Tobias Haberl, Teresa Pieschacón ­Raphael (TPR), Christoph Schlüren (CS)

Kolumnisten Pascal Morché, Attila Csampai, Daniel Hope, John Axelrod

Mitarbeiter dieser Ausgabe Martin Morgenstern (MM), Antoinette Schmelter de Escobar (SDE), Angelika Rahm (AR), Uwe Schneider (US), Klaus Härtel (HÄ), Malve Gradinger (GRA), Stefanie Paul, Götz Bühler (GB), Clemens Matuschek (CM), Rainer Aschemeier, Julia Hartel, Klaus Härtel (HÄ), Maximilian Stössel (STÖ), Maria Nguyen-Nhu, Carla Neumann, Stefan Sell, Jürgen Kalwa & Bob Coat.

Projektleitung plus regional Liselotte Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de

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Beilagenhinweis: Diese Ausgabe enthält (Teil-)Beilagen von Weltkunst und CLASS.

Das nächste crescendo erscheint Am 12.04.2013

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Foto: Uwe Arens/Sony Classical

h ö r e n & s e h e n

„Frühlingsnacht“ Alexander Krichel (Sony Classical)

Solo

Alexander Krichel

Innere Schönheit Schon die ersten Töne seiner neuen CD lassen aufhorchen und bestätigen, was seit seiner hochgelobten Erstveröffentlichung behauptet wird: Der 1989 in Hamburg geborene Pianist Alexander Krichel ist einer der spannendsten und vielversprechendsten Nachwuchskünstler. Nun hat er romantische Klavierwerke zusammengestellt, die klanglich perfekt aufeinander abgestimmt sind: Neben berühmten Liszt-Transkriptionen („Frühlingsnacht“ und „Liebeslied“ von Schumann oder „Die

Forelle“, „Ständchen“ und „Erlkönig“ von Schubert) finden sich einige „Lieder ohne Worte“ und die „Variations sérieuses“ von Mendelssohn sowie Wiederentdeckungen von Clara Schumann, Fanny MendelssohnHensel und Carl Maria von Weber. Krichel versteht es, das Klavier so zum Singen zu bringen, wie man es nur selten hört. Tiefe, Sensibilität und Eleganz verschmelzen bei ihm zu vollkommener Schönheit, so dass man sich nicht satt hören kann: Absolut hörenswert. MNN

Jubiläum Witold Lutosławski

David Theodor Schmidt

Julia Fischer

Zum Hundertsten

Der Dichter spricht

Starke Stücke

Verdi, Wagner, Britten ... ein Jubiläum droht da unterzugehen: der 100. Geburtstag von Witold Lutosławski. Viele halten ihn nach Strawinsky für den bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Es gibt mehrere Gesamteinspielungen seiner Sinfonien, bislang jedoch nicht kompakt auf einer Doppel-CD – so wie Sony es nun offeriert. Die Aufnahmen des Los Angeles Philharmonic unter EsaPekka Salonen gelten weithin als Referenz für dieses Repertoire. Für einzelne Symphonien gibt es aber durchaus bessere (für die Vierte rate ich z. B. zur phänomenalen Einspielung unter Antoni Wit). Bei diesem Doppelpack ist aber das Preis-Leistungs-Verhältnis so attraktiv, dass man von einer Gelegenheit sprechen muss. Auch die Booklet-Texte vom Komponisten und Pulitzer-Preisträger Stephen Stucky sind lesenswert und bieten für Einsteiger in den Lutosławski-Kosmos gute Werkeinführungen. Die erste Symphonie erklingt zudem in einer brandneuen, bislang nicht erhältlichen Aufnahme. RA

Wenn es draußen vor dem Fenster schneit und schneit und schneit, dann braucht es Musik, die den Raum mit so viel Sonnenlicht erhellt, dass der nicht enden wollende Winter keine Chance hat, auf das Gemüt zu schlagen. Genau solche Musik – warme, schillernde, in bunten Frühlingsfarben erblühende Musik – hat David Theodor Schmidt auf seinem Album eingespielt: Klavierwerke von Franz Liszt, Johannes Brahms und Robert Schumann, die allesamt von Dichtung inspiriert sind. Ein vielfältiges Programm, denn jedes dieser Stücke setzt sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Thema Poesie auseinander. Liszt ließ sich für die drei Petrarca-Sonaten aus den „Années de pèlerinage“ von italienischer Dichtung inspirieren, Brahms’ Balladen op. 10 durchzieht ein erzählerischer Duktus, und Robert Schumann nahm sich für seine Sonate Nr. 2 in g-Moll das Gedicht „Im Herbst“ von Justinus Kerner als lyrisches Zentrum. Schmidt selbst legt in seiner Interpretation den Schwerpunkt auf die verschiedenen Farbigkeiten und Stimmungen, spielt reif und überlegt. So lässt sich vom Frühling träumen. AN

Mit zwei Violinkonzerten von Dvořák und Bruch wendet sich Julia Fischer auf ihrer neuen CD den Moll-Welten der Romantik zu. Kraftvoll und beherrscht ist ihr Ansatz, diszipliniert und wohl abgewogen in der Balance die Ausbrüche, die doch stets akkurat und aufgeladen daherkommen. Dvořáks oft im Schatten der Solokonzerte von Brahms und Tschaikowsky stehendes Opus kommt klar strukturiert und mit den dunklen Streicherfarben des Züricher Tonhalle Orchesters unter David Zinman klanglich ausgewogen daher. Perfektion und Kontrolle scheinen vor dem Wagnis und dem musikantischen Moment zu stehen. Der große Bogen und die Schönheit des Tons, den Julia Fischer stets zu bewahren versteht, ist mit dem Erblühen seiner melancholischen Kraft im Adagio des Bruch-Konzertes von großer emotionaler Empfindsamkeit und rückt das redselige Konzert weit aus der Ecke des SchmalzVerdachts. Julia Fischer hat erneut eine CD mit starken, in der Tradition verhafteten Interpretationen vorgelegt. Was will man mehr? US

Witold Lutosławski: „The Symphonies“ Los Angeles Philharmonic, Esa-Pekka Salonen (Sony Classical)

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„Bruch und Dvořák, Violin Concertos“ Julia Fischer, Tonhalle Orchester Zürich, David Zinman (Decca)

„Der Dichter spricht“ David Theodor Schmidt (Profil)

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h ö r e n & s e h e n

Christopher Hinterhuber

Matthias Schorn

Anastasia Injushina

Hochgebirge der Variationen

Fantastisches Patchworkorchester

Bach & Söhne

Christopher Hinterhuber ist nicht einfach nur einer der fulminantesten Klaviervirtuosen unserer Tage. Analytisches Gespür, musikantische Unmittelbarkeit und dramaturgische Intuition halten sich die Waage in einem Variationsprogramm, das es mit alpinem Extremsport aufnimmt. Frederic Rzewskis gigantischer Variationszyklus über das chilenische Widerstandslied „The People United Will Never Be Defeated“ zählt wie Ligetis Etüden und Crumbs Makrokosmos zu den Klaviergipfeln der Generation Avantgarde und mutet an wie ein wild zerklüftetes, fast uneinnehmbares Hochgebirge. Über die Form kann man streiten, die Darstellung ist in ihrer suggestiven Radikalität umwerfend. Danach Bachs Variationen über eine Aria „alla maniera italiana“, wie eine Huldigung an ältere Meister anmutend, und mit immensem Feinsinn und hinreißendem Momentum ausgeführt. Eine Kultscheibe für eine neue Generation Post-Gould. CS

Die Musiker des Innviertler Symphonie Orchesters bekleiden entweder führende Positionen bei den Wienern oder zahlreichen anderen Klasse-Orchestern – oder sie studieren an einem der umliegenden Konservatorien. Das klingende Ergebnis der Herbstarbeitsphase 2012 – mitgeschnitten zum fünfzehnten Orchestergeburtstag – kann sich hören lassen und gereichte jedem der „Heimatorchester“ der erfahreneren Kollegen zur Ehre. Dichter Wald dräut auf dem Cover der Doppel-CD, Sonnenstrahlen blinzeln dazwischen auf junges Buchenlaub. Das duftige Mozartsche Klarinettenkonzert (Matthias Schorn als Solist – brillant!) ist Auftakt für eine gewaltige Brucknersche „Achte“ (2. Fassung), die alle Beteiligten mit berechtigtem Stolz als Referenz aus dem Regal ziehen können. Nicht zuletzt Nicholas Milton. Sechs Jahre lang war er Chef der Jenaer Philharmonie, hier das Ausrufezeichen: auch von ihm werden wir wieder hören. MM

Ein sehr differenziert zusammengestelltes Programm haben Anastasia Injushina und die Hamburger Camerata unter Ralf Gothóni eingespielt: Klavierkonzerte der großen BachSöhne Carl Philipp Emanuel und Johann Christian sowie von Meister Johann Sebastian selbst (in dieser Reihenfolge). Das D-DurKonzert (Wq 43/2)von C.P.E Bach ist ein auch formal hochoriginelles, anspruchsvoll vorausweisendes Werk, die beiden etwas schlichter gebauten Konzerte von J.C. Bach sind offensichtliche, sehr hörenswerte MozartVorboten. Sehr erfreulich in der Musizierhaltung des Orchesters wie der Solistin ist die seltene Fähigkeit, nicht der primitiven Betonung der Taktschwerpunkte auf den Leim zu gehen. Feurig-kraftvolles und zugleich wendiges Spiel ist die Folge, und zumal in den langsamen Sätzen bezaubert Anastasia Injushina mit fein ziselierter Phrasierung. Substanzieller Höhepunkt ist letztlich J.S. Bachs E-Dur-Konzert. Prächtiges Klangbild! CS

Solo

„Variations: Rzewski / Bach“ Christopher Hinterhuber (Paladino)

„Mozart: Clarinet Concerto in A K. 622, Bruckner: Symphony No. 8 in C minor“ Matthias Schorn, Innviertler Symphonie Orchester, Nicholas Milton (ISO) Track 7 auf der crescendo Abo-CD: „Adagio“ aus dem „Konzert für Klarinette und Orchester“ von Mozart

„Bach. Keyboard Concertos“ Anastasia Injushina, Hamburger Camerata, Ralf Gothóni (Ondine)


h ö r e n & s e h e n

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Alban Gerhardt

Jubiläum

Wie auf den Leib geschrieben

Benjamin Britten wäre dieses Jahr 100 geworden – aus diesem Anlass legt der Berliner Cellist Alban Gerhardt eine Gesamtaufnahme aller Werke des Komponisten für Violoncello vor. Britten schrieb die drei Suiten, die Sonate für Cello und Klavier und die Symphonie für Cello und Orchester im Auftrag seines engen Freundes Mstislaw Rostropowitsch. Das Faszinierende an Gerhardts Aufnahme ist: Er spielt die Stücke (begleitet vom BBC Scottish Symphony Orchestra unter Andrew Manze bzw. von dem Pianisten Steven Osborne), als wären sie nicht Rostropowitsch, sondern ihm selbst auf den Leib geschrieben worden – heißblütig, mit vollem Einsatz. Und so, als wären sie in technischer Hinsicht kaum eine Herausforderung (was natürlich nicht der Fall ist!). Glanzpunkte auf der DoppelCD gibt es viele; einer davon ist gleich das „Allegro maestoso“ aus der Cello-Symphonie, das den Hörer mit seiner Intensität sofort gefangen nimmt. JH

Benjamin Britten: „Cello Symphony. Cello Sonata & Cello Suites“ Alban Gerhardt, Steven Osborne, BBC Scottisch Symphony Orchestra, Andrew Manze (Hyperion)

Ruth Ziesak

Lied

Diese Lieder sind gut!

„Diese Lieder sind gut! O Gott, was habe ich getan!“ – nachdem Gustav Mahler ein paar Stunden bei Sigmund Freud auf der Couch verbracht hatte, nahm seine Ehe zu Alma Mahler eine überraschende Wendung. Nach jahrelangem Kompositionsverbot und zwanzigseitigen Briefen über ihre „eheweiblichen Pflichten“ („mich glücklich zu machen!“) konnte er ihr musikalisches Talent anerkennen und ihre Lieder schätzen. Alma ist schon in jungen Jahren musikalisch hochbegabt, scharfzüngig und wunderschön. Als Mittelpunkt und Femme fatale zahlreicher Gesellschaften im Wien der Jahrhundertwende verdreht sie einem Mann nach dem anderen den Kopf. Auf der langen Liste ihrer Verehrer stehen herausragende Persönlichkeiten des geistigen Lebens ihrer Zeit. Alexander Zemlins­k y widmet ihr hingerissen seine „Fünf Gesänge op. 7“. Alma ist begeistert, wird seine Kompositionsschülerin und Geliebte. Zwei Jahre später trifft sie Gustav Mahler, verliebt sich in seine Wunderhorn-Lieder und in ihn. Auf einer bemerkenswerten CD-Neuerscheinung erklingen nun neben ausgewählten Liedern von Gustav Mahler und Alexander Zemlinsky auch Lieder von Alma Mahler-Werfel, deren Tonsprache an frühe Lieder Alban Bergs erinnert. Die Sopranistin Ruth Ziesak singt mit innig-entrücktem Schmelz, Gerold Huber spielt mit weichempfindsamem Klang. Diese zwei Musiker von Weltformat machen die Lieder als klingende Beziehungs- und Musikgeschichte zu einem Hörerlebnis! STÖ

„Lieder von Alma Mahler, Gustav Mahler und Alexander Zemlinsky“ Ruth Ziesak, Gerold Huber (Capriccio) Track 4 auf der crescendo Abo-CD: „Hans und Grete“ von Gustav Mahler Benjamin Britten

Oper als Pazifismus Subwoofer-Neuheiten nuBox AW-993 und AW-331, nuVero AW-17

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Es gibt immer noch etwas zu entdecken bei Britten. Etwa seine pazifistische Fernsehoper „Owen Wingrave“. Ende der 60er-Jahre nach einer Gespenstergeschichte von Henry James geschrieben, ist auch sie eine typische Britten-Oper über einen Außenseiter. Der Titelheld verweigert sich der militärischen Tradition seiner Familie, wird verstoßen und endet schließlich unter mysteriösen Umständen im Tod. Die Neuverfilmung von 2001 in der einfallslosen Fernsehspielregie von Margaret Williams zeigt, warum sich die Fernsehoper als eigene Gattung nicht durchsetzen konnte. Nahezu alles ist hier wie ein britischer, graukühler Fernsehfilm, in dem die Schauspieler singen anstatt zu sprechen. Künstlerische Möglichkeiten, die sich aus dieser speziellen Konstellation ergeben könnten, werden nicht aufgegriffen. Doch das tat schon Britten kaum. Musikalisch ist das, mit dem geschliffenen Klang des DSO Berlin unter Kent Nagano, erstklassig umgesetzt. Aus dem hervorragenden Sängerensemble ragt Gerald Finley mit seinem eindringlichen Porträt des Owen heraus. US

Benjamin Britten: „Owen Wingrave“ Gerald Finley, Hilton Marlton, Josephine Barstow, Charlotte Hellekant, DSO Berlin, Kent Nagano (Arthaus)

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März / April / Mai 2013


Dorothee Mields

Friede, Freude, Wonne

„Lasse uns hören Friede, Freude und Wonne“ – wünscht sich Johann Philipp Krieger (1649–1725) im Vorwort seiner Sammlung „Musicalischer Seelen-Friede“. Sie ist der einzige Druck von geistlicher Musik Kriegers überhaupt. Die meisten Handschriften des seinerzeit hochgeehrten Komponisten sind verschollen. Umso wertvoller ist die preisgekrönte Arbeit der Hamburger Ratsmusik unter der Leitung von Simone Eckert: das Neuentdecken und Wiederbeleben unbekannter Schätze der Alten Musik. Auf ihrer neuesten CD lassen sie zusammen mit der Sopranistin Dorothee Mields vier Solo-Kantaten, allesamt Weltersteinspielungen, und drei Triosonaten für Violine, Viola und Basso continuo von Krieger erklingen. Lyrische Legato-Passagen werden dabei genauso bezaubernd gemeistert wie die Koloratur-Feuerwerke in den virtuosen Schlüssen der Psalmvertonungen. Kriegers Wunsch wird mit diesem Hörerlebnis definitiv erfüllt! STÖ

Johann Philipp Krieger: „Musicalischer Seelen-Frieden“ Dorothee Mields, Hamburger Ratsmusik, Simone Eckert (Carus)

Kammermusik

Amici Chamber Ensemble

NUITS D’ÉTÉ Berlioz • Chausson • Ravel

STELLA DOUFEXIS DEUTSCHE STAATSPHILHARMONIE RHEINLAND-PFALZ KARL-HEINZ STEFFENS Stella Doufexis führt uns in die milde Dunkelheit ahnungsvoller Sommernächte, in denen man feiner hört als sieht. Über die abgetönten Orchesterfarben ergießt die Sängerin ihren warmen Mezzo und läßt so poetische Traumbilder erstehen.

Zauber der Levante

Dieses Levante-Konzeptalbum rund um die Trio-Besetzung für Klarinette, Cello und Klavier zählt zum idiomatisch Gelungensten und in seiner Vielfalt und Einheitlichkeit Mitreißendsten, was das „West-MeetsEast“-Genre hervorgebracht hat: Glasunows lyrisch schwebende Rêverie orientale, Prokofieffs Ouvertüre über hebräische Themen, Klavierminiaturen von Gurdjieff/de Hartmann, musikantisch fesselnde Klaviertrios der Armenierin Gayané Chebotaryan und des legendären Maestro der syrischen Musik Solhi Al-Wadi, die zündenden Balkan-Tänze des Serben Marko Tajcevic, Rabih Abou-Khalils kapriziös groovender Arabian Waltz und – als lateinamerikanische Zugabe mit Klezmer-Elementen – Osvaldo Golijovs Levante: eine fulminante Reise quer durch die Ursprünge unserer Musik. Alles mit Schwung und eminenter Verfeinerung ausmusiziert, und Pianist Serouj Kradjian setzt dem Ganzen die Krone auf mit drei Gurdjieff-Stücken, die unerhörten Zauber verströmen. CS

„Levant“ Amici Chamber Ensemble (Atma)

1 CD · 0300524BC

Alte Musik

NEUHEITEN BEI BERLIN CLASSICS 1 CD · 0300523BC

h ö r e n & s e h e n

POÈMES Claude Debussy

STELLA DOUFEXIS DANIEL HEIDE, KLAVIER Hier ist ein Debussy zu entdecken, der dem Lied eine ganz eigene Seite abgewinnen konnte. Er verstand es, dem Klavier Farben zu entlocken, die einem ganzen Orchester kaum nachstehen. Stella Doufexis lässt auch hier ihren klaren Gesang aus dem Klang der Sprache wachsen.

delian::quartett

Es sind weniger die einzelnen auf der CD enthaltenen Werke – Beethovens Quartett op. 18/1 oder das Quintett C-Dur op. 29 (mit dem GastBratscher Gérard Caussé) – eher die geschickte Dramaturgie. Dreh- und Angelpunkt der neuen CD des delian::quartetts nämlich ist die kleine „Fuge D-Dur op. 137“, die von dem frühen Quartett zum Quintett überleitet. Die wäre eigentlich eine wunderbare, überraschende und pointierte Zugabe für einen ambitionierten Beethoven-Kammerabend; diese zwei Minuten der CD sind ein echter Hinhörer. Auch der Rest ist lebendig interpretiert, gewitzt, klug in der Tempowahl. Wenn auch nicht immer ganz schlackenrein, der Adagio-Satz des Quartetts etwa enthüllt ganz feine Intonationsprobleme der Mittelstimmen. Die mögen der Grund sein, warum die Aufnahmebänder seit 2010 auf dem Tisch des Schneideraums lagen – heutige CD-Käufer sind eben doch recht perfektionsheischend, und dürfen es wohl auch sein, bei sage und schreibe über fünfhundert erhältlichen Aufnahmen der frühen Quartette des Meisters. MM

„Beethoven“ delian::quartett, Gérard Caussé (Oehms Classics) Track 5 auf der crescendo Abo-CD: „Adagio affettuoso ed appassionato“ aus dem „Streichquartett in F-Dur op. 18 Nr. 1“ von Ludwig van Beethoven 25

2 CD · 0300531BC

Blitzende Zugabenperle

BIBER: ROSENKRANZ-SONATEN Bell’arte Salzburg

ANNEGERET SIEDEL Nach akribischer Vorbereitung legt Annegret Siedel mit ihrem Ensemble Bell’arte Salzburg eine berührende Interpretation der Rosenkranz-Sonaten vor. Virtuos und mit großem Verständnis für die emotionale und geistliche Tiefe von Bibers Werk präsentiert die Barockexpertin die Sonaten auf neun verschiedenen Geigen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Jetzt im Handel sowie als Download erhältlich. Weitere Informationen und den Katalog erhalten Sie bei: Edel Germany GmbH, Hamburg · Telefon (040) 89 08 53 13 www.edelclassics.de


h ö r e n & s e h e n

Ballett der Mailänder Scala

Foto: Lelli & Masotti, Archivio Fotografico Teatro Alla Scala

Apotheose des romantischen Balletts „Giselle“ (1841) von Jean Coralli und Jules Perrot hat kaum noch zählbare Nachschöpfungen erfahren. Aber selten wurde dem romantischen Geist dieses Balletts so exquisit nachgespürt wie in Patrice Barts Version 1996 für die Mailänder Scala: Solovariationen und Ensemble-Choreographie sind von interessant-komplexer Schritteleganz. Und das tödlich endende Drama des von dem jungen Adligen Albrecht in der Liebe getäuschten Winzermädchens (Libretto: Jules-Henri Vernoy de Saint Georges/Théophile Gauthier) ist in jeder Geste subtilst inszeniert. Ein kleines Ballettwunder: Dirigent Paul Conelly lässt mit viel Feingefühl Adolphe Adams Partitur in allen ihren Stimmungen aufblühen. Da kann das Wilis-Corps im weißen Akt gar nicht anders, als jenseitig in der Musik zu schweben. Und im Atem der Musik vereint sind Star-Ballerina Alessandra Ferri, eine aus verletztem, aber liebend verzeihendem Herzen tief berührende Giselle, und der wunderbare „danseur noble“ Massimo Murro als Albrecht. Hier gilt wieder: „Giselle“ – die Apotheose des romantischen Balletts. GRA

Adolphe Adam: „Giselle“ (Arthaus Musik)

Tanz Igor Moiseyev

Heinz Spoerli

Mit Lineal und Zirkel

Spirituell? Lebensfroh!

Gigantisch – dieses 2011 in Paris aufgenommene Gastspiel des Igor Moisejev Ballett. Das 1937 von Moiseyev (1906–2007) mit 30 Laienkünstlern gegründete Volkstanzensemble – das erste der UdSSR – entwickelte sich bald zu einer hochprofessionellen Truppe von heute 70 Tänzern. Und Moiseyevs Erbe: seine auf ethnischen Tänzen basierenden Choreographien wie auch sein hoher tanztechnischer Anspruch – er war selbst noch bis 1939 Mitglied des Moskauer Bolschoi-Balletts – werden weiterhin sorgsam gepflegt. Seine Ernte-, Kriegs- und Gesellschafts­tänze aus Russland, der Ukraine, Moldawien, Spanien und Argentinien rauschen in trachtig bunten Kostümen über die Bühne: anmutig in der Allüre, virtuos in den knietiefen und fußschnellen Charakterschritten. Die oft von oben gefilmten getrippelten Reihen und Kreise scheinen geradezu mit Lineal und Zirkel gezogen. Eine Show, die, Lichtdesign und Live-Musik inklusive, für das Genre Volkstanz vielleicht schon eine Spur zu perfekt ist. GRA

Bach und Ballett – in diese reiche Tradition reihte sich auch 2009 Heinz Spoerli mit seinem „Magnificat“ für das Züricher Ballett ein, das er zwischen 1996 und 2012 zum helvetischen Aushängeschild machte. Wie bei Bach-Werken fast zwingend, folgt er assoziativ den Stimmungen der Musiken, von der zarten Allemande aus der a-Moll-Flötenpartita bis zum abschließenden „Magnificat“. Ob man sich bei seinen Pas de deux und Pas de trois spirituell angesprochen fühlt, sei es bei Marias Lobpreisung Gottes, bei der Violin-Sonate Nr. 1, den zwei Arien aus den Kantaten „Wo soll ich fliehen hin“ und „Ich habe genug“, das hängt wohl von der individuellen Einstellung des Betrachters ab. Sicher ist, dass man den „Tanzmacher“ Spoerli, wie er sich selbst bescheiden nennt, im Brandenburgischen Konzert Nr. 3 ganz in seinem Element erlebt. Und atemberaubend, wie seine Tänzer in dieser räumlich komplexen, dabei rasenden Choreographie über die Bühne fliegen: technisch geschliffen, uhrwerkspräzise – die pure Lebensfreude. GRA

“Igor Moiseyev Ballet live in Paris“ (BelAir classiques)

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Johann Sebastian Bach / Heinz Spoerli „Magnificat“ (BelAir classiques)

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März / April / Mai 2013


h ö r e n & s e h e n

Historische Kuranlagen &

Jazz

Goethe-Theater Bad Lauchstädt Madeleine Peyroux

Viel Vertrautes Der Trend zum gepflegten Western-Swing im amerikanischen Vocal-Jazz mag im alten Europa befremdlich und reaktionär wirken. Nach Norah Jones und Kurt Elling, um nur zwei der populärsten Country-Jazzer der Neuzeit zu nennen, wildert jetzt auch Madeleine Peyroux im Songbook der Grand Ole Opry. Vorbild war der ehemaligen Straßenmusikerin mit dem unheimlichen Billie-Holiday-Timbre dabei kein Geringerer als Ray Charles. Der hatte 1962 mit dem Album „Modern Sounds in Country And Western Music“ ungeahnte Erfolge gefeiert: Es gilt als eines der erfolgreichsten Alben eines schwarzen Musikers seiner Zeit und taucht noch heute regelmäßig in Bestenlisten auf. Neben neuen Versionen aus der Vorlage, etwa „Bye Bye Love“ oder „Born To Lose“, finden sich hier allerdings auch modernere Kompositionen. Besonders Leonard Cohens „Bird On A Wire“, knapp vor kitschig mit einem herrlichen Streicherarrangement von Vince Mendoza, rettet „The Blue Room“ vor dem Plagiatsvorwurf. Nicht Neues, aber viel Vertrautes. GB

5. Mai 2013 Dagmar Manzel & Salonorchester „Unter‘n Linden“ der Staatskapelle Berlin

Der Freischütz

Foto: Janine Guldner

Foto: Gert Kiermeyer

Sieg der Schönheit Foto: Jörg Landsberg

„The Blue Room” Madeleine Peyroux (Emarcy) China Moses

Aufgeraute Klassiker „Der Blues ist nichts außer einer guten Frau auf Abwegen“, könnte man die Weisheit eines alten Standards des Genres übersetzen. China Moses, in Frankreich aufgewachsene Tochter amerikanischer Eltern, macht sich das zum Motto. Auf „Crazy Blues“ zelebriert die Anfang-Dreißig-Jährige vokale Vorbilder von Ma Rainey über Nina Simone bis Dinah Washington. Mit dem Pianisten Raphael Lemonnier und einer swingenden HornSection im Rücken reibt, raut und ruft sie Klassiker auf – von „Why Don’t You Do Right“ bis zum „Work Song“. In Duetten mit Sly Johnson oder Hugh Coltman entfaltet sie ihre schauspielerische Ader, in ruhigen Momenten kompensiert sie ihre Nervosität mit „Over-acting“. Aber ausgerechnet ihre eher straighte Swing-Version von „Hot Stuff“, in ihrem Geburtsjahr 1980 ein internationaler Diskothekenhit, beweist, dass China Moses mehr ist als ein stimmgewaltiges Energiebündel. Und wenn man es weiß und genau hinhört, klingt immer auch die Mutter durch: China Moses ist die Tochter von Jazz-Diva Dee Dee Bridgewater. GB

GOETHES SÄCHSISCHES ARKADIEN

Theatersommer 2013

31. März - 27. Oktober | Goethe-Theater Bad Lauchstädt OPER

“Crazy Blues”. China Moses, Raphael Lemonnier (Emarcy)

13. April | Telemann SIEG DER SCHÖNHEIT | Theater Osnabrück 11. Mai | Straus DIE LUSTIGEN NIBELUNGEN | Kammeroper München

Markus Stockhausen

Angenehme Überwältigung

18. Mai | 29. Juni | Rossini DER BARBIER VON SEVILLA | Bühnen der Stadt Gera

Man könnte hier tief in die Vergleichskiste greifen und einen Rundumschlag von klassischer Romantik über Claus Ogerman, Dave Grusin oder Gil Evans bis zu den Großen der Filmmusik starten. Das würde niemandem gerecht werden. Aber warum auch? Die Macht dieser Musik, eingespielt mit einem der besten Orchester der Welt bei einem Konzert im Muziekgebouw im Sommer 2011, nimmt einen auch in Beschlag, wenn man nie zuvor etwas Ähnliches gehört hätte. Es gibt Schwachstellen, etwa ein altbackenes E-Gitarren-Solo oder die Momente in „Tanzendes Licht“, an denen sich die Streicher und der Solist wohl nicht auf eine Tonart einigen können. Aber vor allem malt Markus Stockhausen große Klangbilder, die überraschen. Und manchmal, nicht zuletzt in der Zugabe „Felice“ groovt das Ganze auf entspannte Art und Weise. GB

25. Mai | 7./13. Juli | Mozart DIE HOCHZEIT DES FIGARO | Oper Halle

19. Mai | 2. Juni | 6./14. Juli | Weber DER FREISCHÜTZ | Oper Halle

“Markus Stockhausen And The Metropole Orkest”. Markus Stockhausen, The Metropole Orkest, Jules Buckley (Intuition) 27

14. September | Händel XERXES | Lautten Compagney Berlin 15./29. September | 5. Oktober | Flotow MARTHA oder DER MARKT ZU RICHMOND | Oper Halle 22. September | 20. Oktober | Mozart DON GIOVANNI | Theater Magdeburg

KONZERTE 31. März | VOGLER QUARTETT & DAVID ORLOWSKY 23. Juni | DIE SCHÖNE MAGELONE Bariton: Sebastian Noack | Sprecher: Thomas Quasthoff | Klavier: Manuel Lange 28. Juli | JAN VOGLER & MARTIN STADTFELD 23. August | RAGNA SCHIRMER | Programm: Goldberg-Variationen

Eintrittskarten: Das ganze Programm: www.goethe-theater.com Besucherzentrum: Tel. 034635 905472 | besucher@goethe-theater.com

Historische Kuranlagen und Goethe-Theater Bad Lauchstädt GmbH Parkstraße 18 | 06246 Goethestadt Bad Lauchstädt


h ö r e n & s e h e n

Enrik Lauer, Regine Müller

Bücher

Sabine Henze-Döhring

Peter Wapnewski

Wie man zum ­Wagnerianer wird

Verdis Opern im Taschenformat

Wissen- und Leidenschaft

Dieses Buch eignet sich perfekt für alle, die im Wagnerjahr in den langen „Ring“-Pausen im Pausengespräch glänzen wollen. In zehn Lektionen führen die Autoren Anfänger und Fortgeschrittene mit kleinen Anekdoten, unterhaltsamen und informativen Geschichten rund um Richard Wagner in dessen Imperium und Werk ein. Und es räumt so nebenbei mit einigen Mythen auf. Denn hier wird enthüllt: Ludwig II. hatte gar kein Schwanenboot! Ätsch. Seine Liebe für Schwäne hatte er lange vor der Oper „Lohengrin“ entdeckt, und rüber nach Herrenchiemsee fuhr er – ganz unspektakulär – mit einem modernen Dampfschiff. Ansonsten geht᾿s um Wagner und das liebe Geld, Wagner und die Psychoanalyse, Wagner und die Frauen und um die Wagnersche Nachlassverwaltung durch Ehefrau Cosima. Das Beste: Das Buch eignet sich auch hervorragend für diejenigen, die mit Wagner so gar nichts anfangen können, denn hier wird endlich einmal erklärt, warum „da capo“ bei Wagner einfach so gar keinen Sinn macht. Deswegen: Kaufen Sie dieses Buch. Und dann: lesen, lachen, lieben! AN

Die Auswahl der wirklich guten Werke im Jubiläumsjahr von Wagner und Verdi fällt nicht leicht: Wer vor den Schmökern zurückschreckt, die eher ein Schmankerl fürs gut ausgestattete Bücherregal sind, der greift in diesem Jahr mehr denn je zur Wissensreihe des Münchner Verlags C.H.Beck. Im handlichen DIN-A5-Format kommen diese Büchlein daher und passen somit auch perfekt in jede kleine Handtasche (falls man kurz vor Opernbeginn einen Handlungsstrang nochmals nachlesen möchte). Das neueste Buch dieser Reihe ist „Verdis Opern“, ein musikalischer Werkführer, in dem sich nicht nur inhaltliche Aspekte finden, sondern in dem Autorin und Musikwissenschafts-Professorin Sabine HenzeDöhring die Opern des Italieners in einen großen Kontext stellt und in sein Gesamtwerk einordnet. Das Buch sei angeregt durch Besuche von VerdiOpern überall dort, wo man gute Verdi-Inszenierungen sehen kann, heißt es im Vorwort, und so will die Autorin ihren Lesern Lust machen, sich Verdi im Verdi-Jahr auf der großen Bühne anzuschauen. Zugegeben: Besonders den Mund wässrig macht dieses Büchlein nicht, aber es hilft, anschaulich und verständlich geschrieben, Verdis Werke im großen Kontext zu verstehen. CN

Diese CD-Box ist kein Opernführer, vielmehr ein inspirierender Opernbesuch in Begleitung eines bedeutenden „Wagnerianers“: Szene für Szene führt Peter Wapnewsi durch die legendäre, von Wilhelm Furtwängler 1952 eingespielte, klangrestaurierte Gesamtaufnahme von „Tristan und Isolde“. Dass dabei Musik und Kommentar so eng verzahnt sind – da unterbricht der Autor schon mal die Szene, etwa für die Erläuterung von Liebestrank oder Tristanakkord –, verleiht der Produktion ihre besondere Qualität, ihre Lebendigkeit. Unaufgeregt, mit großer Klarheit, anspruchsvoll aber nie langweilig analysierte der kürzlich verstorbene, renommierte Germanistikprofessor Entstehungsgeschichte, Handlung und Form, Sprache und Musik der „intimsten, introvertiertesten, privatesten aller Wagner-Tragödien“ und bewies zudem, dass sich bei der Betrachtung eines Werkes Wissenschaft und Leidenschaft nicht ausschließen müssen. AR

„Der kleine Wagnerianer. Zehn Lektionen für Anfänger und Fortgeschrittene“, Enrik Lauer, Regina Müller (C.H.Beck)

„Verdis Opern. Ein musikalischer Werkführer“ Sabine Henze-Döhring (C.H.Beck)

Terence Stamp, Vanessa Redgrave, Gemma Arterton

Film

Passend zu unserem Lebensart-Special „Wohnen im Alter“ in dieser Ausgabe empfehlen wir neben Dustin Hoffmanns „Quartett“ erneut einen Film, der sich mit dem Thema Älterwerden und Musik auseinandersetzt. Typisch britisch geht diese Tragik-Komödie allerdings mit einer großen Portion (ab und an auch dunklem) Humor mit diesem Thema um. Die junge Lehrerin Elizabeth (Gemma Arterton) leitet einen Seniorenchor, den sie spontan „Die Rentna“ (mit a am Ende, weil es „cooler klingt“) getauft hat und mit dem sie sich an durchaus untypisches Repertoire wagt (beispielsweise „Let‘s talk about sex“). In diesem Chor singt auch die krebskranke Marion (Vanessa Redgrave). Bei den Proben für einen Chorwettbewerb bricht Marion zusammen. Nach ihrem Tod soll ihr Mann Arthur (das Highlight des Films: der glaubwürdig grimmig spielende Terence Stamp) für sie im Chor einspringen und zu Ehren seiner Frau das Solo im Wettbewerb übernehmen. Ein Film über die heilende Kraft der Musik, über Familie und das Älterwerden. Kein Meisterwerk, aber ein netter, kurzweiliger Musikfilm für einen Kino­abend im Frühling. CN.

Foto: Ascot Elite Filmverl

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Glaubwürdig grimmig gespielt

„Song for Marion“ Terence Stamp, Vanessa Redgrave, Gemma Arterton, Paul Andrew Williams (Regie), deutschlandweit im Kino

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Richard Wagner: „Tristan und Isolde. Kommentiert von Peter Wapnewski“ (Der Hörverlag)

Dokumentation

Historie, nicht Oper Was zunächst wie der Film über die legendäre Kroll Oper in Berlin daherkommt, entpuppt sich schnell als Geschichtsstunde. Kulturgeschichtlich geleitet blättert Jörg Moser-Metius nüchtern und sachlich in seiner 1990 entstandenen Filmdokumentation die Historie eines Ortes auf. Im Mittelpunkt steht die 1844 erbaute Kroll Oper und ihre Geschichte als Vergnügungsetablissement, Opernhaus und Ersatzort für den 1933 gegenüber abgebrannten Reichstag. Johann Strauß und Sousa, Mahler und Zemlinsky, Klemperer und Strawinsky erstehen mal mehr, mal weniger gelungen aus alten Dokumenten. Die Musik bleibt jedoch Beiwerk, man erfährt nicht mal die Titel oder Interpreten. Was man hingegen erfährt, ist die Historie eines Platzes, an dem viele architektonische Pläne als Ausdruck deutschen Selbstverständnisses gemacht und nur wenige davon umgesetzt wurden. Der Film, 23 Jahre alt, ist inzwischen selbst Dokument einer vergangenen Zeit. Er ist Ausdruck eines reflexiven und retrospektiven Geschichtsblicks der Berliner Monate nach der Wende. US

„Die Berliner Kroll Oper. Die deutsche Mitte“ Jörg Moser-Metius (Euroarts) www.crescendo.de

März / April / Mai 2013


»Ich lese crescendo« Elisabeth Kulman, Mezzosopranistin

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r e s o n a n z

Rätsel des klassischen alltags Was verbirgt sich hinter diesem Text? Da steht er nun also – und wartet. Mal wieder, der Arme. Gut okay, manchmal sitzt er auch einfach so da. So wie alle anderen, fast ganz normal könnte man meinen, auf einem Stuhl – und wartet. Immer noch. Denn egal, ob stehend oder sitzend: Er wartet. Mal wartet er nur einige Takte und mal mehrere Minuten lang. Manchmal muss er aber auch ganze Sätze ausharren. Geduld, Geduld – das ist seine Tugend und sein Schicksal. Er könnte sich auch hinlegen und ein Schläfchen halten, genug Zeit hätte er zumindest dafür. Doch er wartet ab, hellwach und konzentriert. Wie ein Raubtier auf der Lauer. Denn irgendwann kommt er, der richtige Zeitpunkt. Und dann schlägt er zu. Kraftvoll, schnell, präzise und vor allem mitten rein. Der Ton sitzt – wie der Prankenhieb eines Tigers. Und pünktlich kommt er auch noch. Manche sagen, er sei nicht musikalisch, habe keinen Sinn für schöne Melodien. Könne ja nicht einmal die Noten richtig lesen. Ach, alles Neider! Mit seinen Schlägen wird es erst so richtig feierlich und erhaben. Ja, man könnte sagen: glamourös. Und dafür muss er nicht einmal in der ersten Reihe sitzen. Zugegeben, sein großer Auftritt kommt oft erst dann, wenn sich ohnehin schon alles dem Ende zuneigt. Aber dann schlägt seine Stunde. Dann legt er ein Finale hin! Aber so was von einem Finale. Gran-

dissimo! Furioso! Die Floskel „Hau rein“ bekommt hier eine ganz neue, bildliche Bedeutung. Doch Vorsicht. Auch dieser elegante Lauerjäger hat einen Feind: die Generalpause! Dieses fiese, hinterhältige Stück absoluter Ruhe. Mit einem Schlag kann hier alles versaut sein. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wer zu spät kommt, den bestraft schon das Leben. Aber es geht ja noch tragischer! Denn manchmal straft es denjenigen noch viel mehr, der zu früh kommt. Er muss also an sich halten können, den richtigen Zeitpunkt abwarten. Dafür braucht es schon ziemlich abgebrühte und nervenstarke Typen. Ja, und Typinnen. So viel Zeit zum Gendern muss schon sein. Wobei es nach wie vor doch eher eine Männerdomäne ist. Und es ist nichts für Herdentiere. Ein Exemplar sagte einmal: Wer oft allein ist, wird automatisch zur Minderheit. Und eine größere Minderheit, als allein zu sein, gibt es wohl kaum. Doch wenn dieser eine fehlt oder gar einen Fehler macht, fällt es umso mehr auf, ist es umso entscheidender. Bei einigen Gelegenheiten bildet der Lauerjäger dennoch eine kleine Herde. Dann darf gemeinschaftlich zuschlagen werden. Zum Beispiel bei Berlioz oder Wagner. In diesem Sinne: Hau rein!

rätsel lösen – und „The Ballet Classics“ gewinnen Wenn ­Sie die Antwort kennen, dann schreiben Sie Ihre Lösung unter dem Stichwort „Alltags-Rätsel“ an die crescendo-­ Redaktion, Senefelderstraße 14, 80336 München oder per E-Mail an redaktion@crescendo.de. Unter allen richtigen ­Einsendungen verlosen­wir die Arthaus-DVD-Box „Opéra National de Paris – The Ballet Classics“. Einsendeschluss: 2 ­ 0. April 2013. Viel Glück! Der Gewinner unseres letzten Alltagsrätsels ist Dr. Andreas Ertle aus Zell. Die richtige Lösung waren die „Blechbläser“.

20 JAHRE KLASSIK AUF HÖCHSTEM NIVEAU Monty Alexander

Evgeny Kissin

Natalie Dessay

Kent Nagano

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blossom communication

Barbara Hendricks

PRÄSENTIERT


gesellschaft •

Hausbesuch bei Bogenbauer Benoit Rolland (S. 32) Neue Serie: Woher kommt eigentlich...? (S.34) Special: Reise & Kultur. Die schönsten Urlaubsdomizile (ab S. 35)

Anzahl der Profi-Musiker, die aus der Bach-Dynastie hervorgegangen sind

77 Klassik in Zahlen

Überlieferte Kompositionen der Bach-Familie (Johann Sebastian und die drei bekanntesten Söhne)*

2.245 * nach gängigen Werkverzeichnissen. Aufgrund der schwierigen Quellenlage besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Foto: ebraxas/Fotolia.com

davon Johann Sebastian…………………………… 1.128 davon Wilhelm Friedemann…………………………106 davon Carl Philipp Emanuel…………………………875 davon Johann Christian………………………………136

Quelle: Bach-Archiv Leipzig

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g e s e l l s c h a f t

Benoît Rolland gilt als einer der besten Bogenbauer der Welt. Bei einem Hausbesuch in seiner Werkstatt an der amerikanischen Ostküste verriet er uns, warum er plant, die Welt der S ­ treichinstrumente zu verändern. vo n J ü rg e n K a lwa

Die Katherine Road in Watertown, 20 Autominuten von der Stadt Boston entfernt, liegt in einem beschaulichen Wohnviertel. Vor dem zweigeschossigen Anwesen parken Pick-ups, Bäume säumen den Weg. Watertown ist ein Stück amerikanische Ostküstenidylle. Benoît Rolland bittet zur Audienz in seine Schatzkammer, eine Werkstatt mit dem Charme einer hellen Schreinerei. Männer wie Rolland, in Paris geboren und an der namhaften École Nationale de Lutherie im lothringischen Mirecourt ausgebildet, gibt es nicht viele auf der Welt. Weshalb ihre Namen in den einschlägigen Kreisen natürlich ein Begriff sind. Rollands Bögen, die neu mehrere tausend Dollar kosten, sind längst Sammlerstücke und werden auf Auktionen bei Christie’s in London und Sotheby’s in Paris gehandelt. Vor ein paar Wochen nahm nun auch eine größere Öffentlichkeit Notiz von seiner Arbeit: Rolland wurde von der MacArthurStiftung als einer der Preisträger des Jahres 2012 mit ihrem sogenannten Genie-Preis bedacht. Das Besondere an der Auszeichnung: Jeder Empfänger erhält 500.000 Dollar zur freien Verfügung. Für Rolland, der von der Nachricht völlig überrascht wurde, bedeutet dies, dass er von nun an sehr viel gelassener seiner Arbeit nachgehen und das angefangene Buch über seine beruflichen Erfahrungen zu Ende schreiben kann. Und dass er mehr Zeit haben wird, um sich seinen eigenen Erfindungen zu widmen. Der Franzose hat schon immer gerne herumgetüftelt und gehört – seit es ihm gelang, den Einsatz von Kohlefaser als Herstellungsmaterial zu perfektionieren – zu den erstrangigen Pionieren seines Fachs. Anerkannte Violinisten wie sein Landsmann Jean-Luc Ponty etwa spielen den „Spiccato“ mit Begeisterung, benannt nach einer Spieltechnik, bei der der Bogen quasi auf den Saiten tanzt. 32

Foto: MacArthur Foundation

Französische Revolution

Die Produktion dieser Bögen hatte ihn übrigens einst in die USA gebracht, wo er sich in Salt Lake City niederließ. Aber wenig später hatte er entdeckt, dass ihn der Finanzier abgezockt hatte. Seitdem meldet er auf alle Entwicklungen Patente und Markenzeichen an. Rolland erzählt ein wenig von seinen Kunden. Einer von ihnen ist der Newcomer dieser Ausgabe, Leonard Elschenbroich: Er spielt auf einer Hinterlassenschaft des berühmten venezianischen Geigenbauers Matteo Goffriller aus dem späten 17. Jahrhundert – leihweise natürlich. Doch einer derart wertvollen Antiquität – ein GofrillerCello wechselte neulich für 1,5 Millionen Dollar den Besitzer – rückt man nicht mit irgendeinem Bogen zu Leibe. Deshalb vermittelte Elschenbroichs Mentorin, Anne-Sophie Mutter, dem 27-Jährigen den Kontakt zum Franzosen nach Watertown. Das Resultat: eine Sonderanfertigung, deren Genese sich heute unter der Nummer 1127 in der große Kladde nachlesen lässt, die in Benoît Rollands Atelier auf einem kleinen Schrank liegt. Darin stehen fein säuberlich die Namen von überragenden Solisten wie Yehudi Menuhin und Mstislaw Rostropowitsch. Und natürlich auch der von AnneSophie Mutter, deren Ansprüche der Meister einst mit folgendem Bild beschrieben hat: „Ich baue ihr einen Maserati mit dem Komfort eines Cadillac.“ Der junge Cellist Elschenbroich entdeckte übrigens auf diesem Weg, was an der Arbeitsweise von Rolland so besonders ist. Seine aus dem Holz seltener brasilianischer Fernambuk-Bäume gehobelten, gefeilten und geschliffenen Werkstücke, die der 58-Jährige in seinem Atelier in tagelanger Arbeit von Hand fertigt und millime­ tergenau auf Maß macht, entstehen jedes Mal in enger Zusammenarbeit mit dem Musiker. Rolland analysiert jedes Detail: den Spielwww.crescendo.de

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Benoît Rolland in seinem Haus nahe Boston: „An den schwierigen Stellen ein Maximum an Klang erzielen.“

stil, den Klang des Streichinstruments und auch die akustischen Verhältnisse, in denen der Streicher auftritt. Wenn man Rolland in seinem Atelier beobachtet, scheint diese Intensität und die von einem Verlangen nach absoluter Präzision getriebene Energie wie verflogen. Er ist ein Mann mit einer sanften Stimme, der manchmal auffällig lange zwischen halben Sätzen schweigt, um dem Gesagten mehr Raum zu geben. Ruhe ist das auffälligste atmosphärische Accessoire in dem kleinen Haus. „Als Musiker möchte ich die Reinheit des Tones hören können“, sagt er. Und dieser Ton hat – was landläufig gerne überhört wird – bei Violinen, Violas, Celli und Kontrabässen äußerst viel mit der Beschaffenheit des Bogens und den feinen Schwingungen zu tun, in die er gerät, wenn er über die Saiten gleitet. „Da gibt es enorme Unterschiede”, sagt Rolland, der einst zu Analysezwecken begann, Oszilloskop und Akustik-Sensoren einzusetzen, um den subtilen Feinheiten auf die Schliche zu kommen. „Ich war noch nie zufrieden, wenn die Antwort auf meine Frage nach dem Warum lautete: weil es schon immer so war. Die Verbesserung des Klangs, das war und ist noch immer eine Obsession“, sagt er und lacht. Sein neuester Coup ähnelt fast schon einer Revolution: Bei seinem neuen Bogen verlaufen die Haare nicht klassisch in einer geraden Linie von der Spitze bis zum Frosch, sondern drehen sich leicht in einer Achse von 15 Grad. „Der Zweck meiner Erfindung ist, dem Violinisten dabei zu helfen, an den schwierigen Stellen ein Maximum an Klang zu erzielen“, sagt Rolland. Das neue Modell ist körper- und physiologiefreundlicher. Es sorgt dafür, dass der Violinist nicht mehr ständig das Handgelenk an- und abwinkeln muss, während er den Bogen über die Saiten streicht.

Die Novität könnte nicht nur den allerbesten Solisten entgegenkommen, sondern auch Anfängern, zu denen einst auch der junge Benoît gehörte, der nach Jahren des Klavierunterrichts bei seiner strengen Großmutter, Germaine Thyssens-Valentin, einer Konzertpianistin von Rang, auf die Geige umsattelte. Nach dem Konservatorium verspürte er keine Lust, sich in die soldatische Zucht großer Orchester einzuordnen und landete im Instrumentenbau. Schnell konzentrierte er sich auf sein Spezialgebiet, das nur in wenigen Ländern gepflegt wird. Der Auslöser: der Besuch in einem Atelier, in dem er ein ungewöhnlich attraktives Musterexemplar sah, mit Gold belegt und mit einem Spannelement – dem sogenannten Frosch – aus Schildpatt. „In diesem Augenblick wusste ich genau, was ich machen will.“ Seine neue Erfindung wird ihn übrigens bereits im Februar mal wieder nach Deutschland bringen, wo ein Spezialhersteller im mittelfränkischen Röttenbach die Produktion des Frosches übernehmen wird. Treffen wird er auch Anne-Sophie Mutter, die den Prototyp bereits ausprobiert hat und danach begeistert sagte: „Sie werden damit sehr großen Erfolg haben. Aber ich will die Erste sein, die ihn bekommt und spielt.“ Zum Schluss weist er noch auf einen alten Traum hin: er wolle bald einen Abstecher nach Brasilien machen, wo in einem kleinen Küstenstrich als einzigem Flecken auf der Welt das mittlerweile unter Artenschutz gestellte und vom Aussterben bedrohte Tropenholz wächst, dessen Faserstruktur und Maserung für die Verwendung von Geigenbögen unübertroffen sind. Andere Holzarten, wie etwa Guatambu, lassen sich auch einsetzen, sagt Rolland. Aber die Qualität reicht allenfalls als Massenware. Künstlerisch wertvoll ist sie nicht. n 33


S E R I E

WOHER KOMMT EIGENTLICH ... die Melodie der deutschen Nationalhymne?

?

Unrecht lange Zeit vergessen. Mozart führte zwei Jahre „Volcks Lied“ nannte Haydn (1732–1809) seine unsterbspäter in Mailand seine eben fertig gestellte Motette liche Melodie und fügte in der Orchesterfassung extra „Exsultate, jubilate“ (KV 165) auf. Das „Allelujah“ des einen Ton hinzu, „um dem Volck den Ton zu geben“. Allegros erinnert an Hasses Arie. Im Auftrag des Grafen Saurau hatte er sie für den öster1777 präsentierte Haydn das erste Mal den magieigentlich ... reichischen Kaiser Franz II. geschrieben. Das Ganze schen Melodielauf in der Arie „Qualche volta non fa war als PR-Aktion gedacht. Ein Loblied sollte das Bild male“ seiner komischen Oper „Il mondo della luna“. 1778 des Kaisers beim Volke beliebter machen, drohte doch der wiederholt Mozart, der hochgelobte Schüler und Logenbrurasante Aufstieg Napoleons. Zum 29. Geburtstag des Kaisers, am 12. Februar 1797, fand der Haydns, das Thema in seiner Violinsonate (KV 296), Haydn die feierliche Uraufführung im Wiener Burgtheater statt. Für diese selbst vier Jahre später im „Benedictus“ seiner Mariazeller Messe. Imageverbesserung bekam Haydn eine goldene Schmuckdose mit Nun, 1788, trat in Wien der eben ernannte Hofkapellmeister Salieri dem Konterfei des Kaisers, wofür er sich artig bedankte: „Eine sol- (1725–1850) mit der „Hofkapellmeister Messe“ auf den Plan. Dieses che Überraschung ... ich dancke Euer Excellenz von Herzen ...“. Was Amt hätte Mozart gerne gehabt und wiederholt versuchte er, es zu man an diesem Tage in Wien zum ersten Mal zu hören bekam, erin- bekommen: “der sehr geschickte kapellm [sic!] Salieri hat sich nie nerte an das kroatische Volkslied „Jutro rano se ja stanem“ („Früh dem kirchen Styl gewidmet, ich aber von Jugend auf mir diesen Styl am Morgen steh' ich auf “). Der Komponist war im Burgenland ganz eigen gemacht habe“. Salieris Motiv im „Dona nobis“ klingt an geboren, in multikultureller Nachbarschaft mit Kroaten, Ungarn das „Benedictus“ von Haydn an. Salieris Verhältnis Haydn gegenüber war freundschaftund Slowenen. Vielleicht hatte er hier die Melodie gehört. Ebenso aber könnte das Motiv einem liturgischen Gesang entlehnt sein. lich. Schließlich dirigierte er 1808 in dessen Anwesenheit Haydns „Schöpfung“. Diese berühmt gewordene Aufführung vor unglaubSpuren gibt es viele. Fest steht, dass der getreue Musikmeister Georg Philipp lichen 2000 Leuten in Wien wurde der letzte öffentlichen Auftritt Telemann (1681–1767) knapp 70 Jahre zuvor in seiner Partia für des „Vaters der Sinfonie und des Streichquartetts“. Wieder und wieCembalo ein „Rondeau“ so klingen lässt, als hätte er Haydns Kai- der wurde das Konzert durch frenetischen Beifall unterbrochen. Haydn war überwältigt und ließ serhymne gekannt und darüber, sich nach einer Zeit zu Tränen wie seinerzeit üblich, frei improgerührt hinaustragen. Seine körvisiert. Veröffentlicht fand Zum Nachhören: perlichen Kräfte waren dem nicht man das Werk in seiner mehr gewachsen. 1728 gegründeten SammJutro rano se ja stanem auf der CD: „Joschi“ Unbenommen blieb ihm sein lung „Der getreue Musicvon Heigeign (Eigenverlag, 2008) Lied: „Ich kann nicht anders, ich Meister“, der ersten deutPartia „Rondeau“ G-Dur auf der CD: muss es alle Tage spielen. Mir ist schen Musikzeitschrift, Georg Philip Telemann Edition – „Der getreue herzlich wohl, wenn ich es spiele in der neben seiner Musik Music-Meister“ (dhm) und auch noch eine Weile nachauch die einiger Kollegen Viva fonte sia la fronte auf der CD: Johann her. Es ist mein Gebet.“ Seine abgedruckt wurde. Johann Adolph Hasse „I Pellegrini al Sepolcro di NoKaiserhymne wurde mit neuem Adolph Hasse (1699– stro Signore“ – Il Seminario Musicale, Gérard LesText und einer bewegten eigenen 1783,) ein von Haydn sehr ne (Veritas / Virgin Classics, 1998) Geschichte zur deutschen Natiogeschätzter Zeitgenosse, Allelujah auf der CD: Wolfgang Amadeus Monalhymne. Nach der Uraufführung schrieb sein Pilger-Oratozart „Coronation Mass/ Exsultate Jubilate“ – The im Februar 1797 komponierte rium „I Pellegrini al Sepolcro English Concert & Choir, Trevor Pinnock (Archiv Haydn noch im gleichen Jahr um di Nostro Signore“ im Jahre Produktion / DG, 2012) die weit gereiste Melodie sein Kai1742, also 55 Jahre vor serquartett, ein Meisterwerk. Uraufführung der Hymne. Qualche volta non fa male auf der CD: Joseph Das kroatische Volkslied Haydn: „Il mondo della luna“ – Antal Dorati (Philips, In der Arie „Viva fonte sia 1993) könnte aber auch aus der schon la fronte“ lässt sich die damals populären Hymne hervorMelodie der heute gesunViolinsonate (KV 296) – 2. Satz Andante sogetreten sein. Der Kanon „Ich bin genen Zeile „Blüh' im stenuto aus der CD: Wolfgang Amadeus Mozart: fröhlich“ des Musiklehrers Carl Glanze dieses Glückes“ „The Violin Sonatas“ Itzhak Perlman, Daniel BaFriedrich Schulz (1784–1850), vernehmen. Der damals renboim (DG, 2000) bekannt geworden als „O wie wohl so beliebte OpernkomBenedictus aus der CD: Joseph Haydn: „Mariaist mir am Abend“, klingt doch ponist soll 1771 über den zeller Messe“, Rebel Baroque Orchestra, schon wieder ähnlich, oder? Wie 15-jährigen Mozart (1756– J.O. Burdick (Naxos, 2010) soll Haydn gesagt haben: „Erfin1791) in Mailand gestaunt Agnus Dei aus der CD: Wolfgang Amadeus det eine schöne Melodie, und eure haben: „Dieser Knabe Mozart, Antonio Salieri: „Messe in D-Dur/HofkaMusik, welcher Art sie auch sei, wird uns alle vergessen pellmeister Messe“ (ORF, 1999) wird schön sein und gefallen.“ machen.“ Hasse wurde zu

Woher

kommt

Stefan Sell

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K u lt u r I m H au s

Foto: DCM

Altersresidenzen haben sich zu Wohlfühloasen gewandelt, die Häuser bieten neben Gesellschaft und Pflege auch klassische Konzerte im eigenen Domizil.

Szene aus Dustin Hoffmans Film „Quartett“. Wohnen und Leben auf 5-Sterne-Niveau.

ichtig wohnen im Alter – wo ist das Problem? Ich wohne doch schon und ich wohne gern hier! Aber dann mehren sich die Synkopen. Was, Synkopen? Ja, Synkopen kennt nicht nur der Musiker, sondern auch jeder Mensch, der seinen Körper beobachtet: Der Mediziner nennt die blitzartigen Zuckungen, die unangemeldet durch den Körper fah-

ren und uns sekundenlang völlig handlungsunfähig werden lassen, „Synkopen“. Synkopen im Menschen werden definiert als „kurzzeitige Bewusstseinsstörung infolge Mangeldurchblutung des Gehirns“. Synkopen erlebt der ältere Mensch häufiger und eines Tages wird daraus der erste Sturz, dem weitere Stürze folgen. In jedem Jahr brechen sich 104.000 Deutsche den Oberschenkelhals. Sie kommen ins Krankenhaus, der 35


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92 Quadratmetern. Dafür Bruch heilt, der Arzt sagt: haben die Deutschen „Nochmal dürfen sie sich heute weniger Kinder diesen Hals aber nicht oder gar keine, und wenn brechen! Ich rate Ihnen, sie Kinder haben, wohnen entweder Ihre Wohnung diese oft nicht mehr am umzubauen oder in eine Eltern-Ort, sondern am Wohnung vom „BetreuArbeits-Ort. Wohnen im ten Wohnen“ zu gehen Alter in Deutschland ist oder in ein Heim einzuzu einer Herausforderung ziehen – was ist Ihnen geworden, die von den am liebsten?“ Spätestens Wer behauptet, die Senioren hätten ein langweiliges Leben, meisten Menschen nicht dann wird es Zeit, über war noch nie in einer Premium-Residenz. erkannt werden will – sie das richtige, angemessene glauben, sie könnten wie Wohnen im Alter nachzudenken. Und es gibt viele Möglichkeiten zwischen dem Blei- die „Golden Girls“ bis an ihr Lebensende in ihrer vertrauten ben in der eigenen, womöglich seniorengerecht umgestalte- Wohnung wohnen. Die Wahrheit ist: die meisten Deutschen ten Wohnung und dem Einzug in ein Seniorenzentrum, aber sterben in einem Krankenhaus oder in einem Pflegeheim, nur die meisten älteren Deutschen denken über diese Möglichkei- etwa fünf Prozent schlafen, wie erträumt, in ihrem eigenen Bett ten erst nach, wenn sie hingefallen sind, wenn sie sich weh- ein und wachen nicht mehr auf. Wohnen im Alter in Deutschland: wer von den jetzt älter getan haben. werdenden Deutschen Die Deutschen sind überhaupt darüber nachWeltmeister im Verdrändenkt und nicht glaubt, gen von Alter, Krankdass nur die anderen alt heit und Tod. Sie verund älter werden – der halten sich noch immer Tertianum Residenz München will in den höheren Jahwie ihre Vorfahren im ren am liebsten in seiner Jahre 1800 – da lebte der Wohnung bleiben. Im Durchschnitts-DeutAugenblick wohnen etwa sche vier Jahrzehnte. Die on außen wirkt das Gebäude wie ein ganz normales 70 Prozent der rund 2,4 Frage nach dem Wohnen Wohnhaus im beliebten, pulsierenden Münchner GloMillionen älteren, pfleim Alter war keine Frage, ckenbachviertel. Hinter den Türen der Tertianum Resigebedürftigen Deutschen weil man in, mit und für denz München verbirgt sich jedoch eine edle Seniorenresidenz. Ein Umfeld, das einen etablierten Lebensstil ermöglicht in der Wohnung, in der die Familie lebte – und und Komfort bietet wie sie schon lange wohnen, dann starb. Heute haben in einem Luxushotel. und werden dort betreut deutsche Frauen eine Die großen, komfortabund gepflegt. Von wem? Lebenserwartung von 82 len Wohnungen werden Noch immer vor allem Jahren, deutsche Männer den spezifischen Anforvon den Verwandten dürfen auf 77 Jahre hoffen derungen der Bewoh(46%), meistens von den und sie verbringen ihre ner gerecht. Dabei ist erwachsenen Töchtern, längere Lebenszeit nicht deren Zahl mit 110 Wohseltener von den Ehemehr nur in der Faminungen und 20 Pflegemännern, noch seltener lie. „Urahne, Großmutappartements angevon den Söhnen, immer ter, Mutter und Kind / in nehm überschaubar. öfter von den Mitarbeidumpfer Stube beisamRezeption, Restaurant, tern ambulanter Pflegemen sind“ dichtete GusBibliothek, Pool und dienste (24%). tav Schwab 1828 – das gilt vieles mehr sind selbstSo wie es ist, wird nicht mehr. verständlich in der Teres aber mit ziemlicher Loki Schmidt, die tianum Residenz. Auch Sicherheit nicht bleiverstorbene Frau von Altkulturell hat das Tertianum viel zu bieten: An mindestens fünf ben. Immer mehr TöchBundeskanzler Helmut Tagen in der Woche finden Konzerte, Lesungen und Vorträge ter sind heute berufstätig, Schmidt, wuchs zusamstatt. Ein Themenspektrum vom Vortrag über Stadtgeschichte immer mehr Ehemänner men mit den Eltern und bis zum Chanson-Abend, von der Kammermusik bis zum Porund Söhne rufen für ihre ihren beiden Geschwisträt berühmter Maler, Architekten und Dichter. Hier will das älteren Eltern die Pfletern noch in einer WohTertianum auch den Nachwuchs unterstützen: Das Haus ist bemüht, jungen Künstlern eine Bühne zu geben, die auf dem gedienste zu Hilfe. Die nung mit 59 QuadratmeWeg nach ganz oben sind. Pflegedienste kommen zu tern auf – heute bewohnt festgelegten Zeiten in die der DurchschnittsdeutTertianum Residenz München, Klenzestraße 70, 80469 München, Wohnung und tun dort, sche eine Wohnung mit

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M ittend r in

Tel: 089-2300200, info@muenchen.tertianum.de, www.tertianum.de

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„Man soll aufrecht in seine Alterswohnung gehen, nicht sich hineintragen lassen.“

wofür sie bezahlt werden – dann gehen sie wieder. Dabei gibt es Alternativen: die Welt des Altenheims hat sich dramatisch verändert! Neben Senioren-WG und Mehrgenerationenhaus existieren moderne „Seniorenresidenzen“, die mit dem verstaubten Image des Altenheims tatsächlich nichts mehr zu tun haben. Die Seniorenresidenz, die oft auch höheren Ansprüchen genügen will, bevorzugt eher vermögende, rüstige Bewohner und pflegt nicht selten lediglich ambulant. Die besten und schönsten Seniorenresidenzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich im Verbund „Premium-Wohnen im Alter“ zusammengetan, sie werden in „Residenzen. Premium-Wohnen im Alter“ (Edition Neureuter, siehe Interview auf Seite 66) alljährlich vorgestellt, in sieben deutschen Großstädten finden im ersten Hotel am Platz im Frühjahr und im Herbst Informationstage statt. Premium-Residenzen sind Senioren-Wohnorte mit Hotelcharakter, wobei an Vier- und Fünf-Sterne-Hotels gedacht ist. Ihre Vorzüge sind die außer-

gewöhnlich schöne Lage, die hohen Ansprüchen genügende Außen- und Innen-Architektur, die gediegene Verarbeitung bester Materialien, nicht zuletzt: der Service, das Klima – und der Ton, in dem in Premium-Häusern gesprochen wird. Dabei sind Premium-Residenzen oft weniger teuer, als viele glauben – eine Zweizimmer-Wohnung (58,8 m²) im Tertianum München kostet derzeit monatlich 3.686,40 Euro, inbegriffen sind ein Drei-Gänge-Menü, wöchentliche Wohnungsreinigung und die üblichen Standard-Dienstleistungen. Premium-Residenzen – die schönste Art zu wohnen, wenn man älter wird – liegen häufig stadtnah: Die Dresdner Heinrich Schütz Residenz hat die Frauenkirche als Gegenüber, die Tertianum Residenz Berlin hat das KaDeWe zum Nachbarn, die Kölner Residenz am Dom zeigt ihre Lage im Namen an, die Villa Sibilla in Bad Neuenahr/Ahrweiler öffnet sich zum Kurpark (und jeder Residenz-Bewohner hat dafür seinen persönlichen Schlüssel), die Tertianum Residenz München liegt mitten im angesagten Münchner Glocken-

Augustinum Stuttgart

Augustinum Meersburg

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Augustinum Stuttgart-Killesberg, Oskar-Schlemmer-Straße 5, 70191 Stuttgart Tel. 0711-58531-922, www.augustinum.de

Augustinum Meersburg, Kurallee 18, 88709 Meersburg Tel. 07532-4426-1812 www.augustinum.de

ie Bewohner des Augustinum leben in einem echten urbanen Juwel: Klassisch modern präsentiert sich die Architektur der Seniorenresidenz Stuttgart-Killesberg in klaren Formen, in Toplage auf dem Killesberg und in direkter Nachbarschaft zur Kunstakademie, zur historischen Weißenhof-Siedlung und zum Gelände der Landesgartenschau. Schöne Spazierwege führen von dort direkt in die Innenstadt. Beste Betreuung und Pflege in allen Lebenslagen – dieses Credo verwirklicht das Augustinum vor allem aber mit seinem Versprechen der Pflege in der eigenen Wohnung: Im Augustinum gibt es selbst im Härtefall keinen Umzug auf eine Pflegestation. Das Augustinum beinhaltet nicht nur ausgezeichnete Gastronomie, einen großen Wellness- und Sportbereich mit Schwimmbad, eine Bibliothek, Clubräume und ein eigenes Theater. Darüber hinaus können die Bewohner ein ambitioniertes Kultur- und Unterhaltungsprogramm nutzen: 2013 gastieren im Stuttgarter Augustinum unter anderem die Kabarettgruppe „BosArtTrio“, das Bundesjugendballett sowie die Freiburger Puppenbühne.

om Balkon der Appartements aus hat man einen wunderschönen Blick über den Bodensee. Weit können die Bewohner des Augustinum Meersburg, das sich auf einem Hochplateau oberhalb der Meersburger Weinberge befindet, ihren Blick in die Ferne schweifen lassen. Das unverbaute Panorama breitet sich weit über den funkelnden Bodensee bis hin zu den schneebedeckten Gipfeln des Säntis aus. Hochwertige Materialien, innovatives Design und durchdachte Raumaufteilung prägen die zeitgemäße Wohnkultur und spiegeln sich in den edlen Appartements wider. Den Bewohnern soll maximale Sicherheit, dabei aber auch größtmögliche persönliche Freiheit gegeben werden. Ein umfangreiches Kulturprogramm, u.a. im Kino im hauseigenen Theatersaal, eine moderne Erlebnisküche, bei der die Bewohner ihr Essen nicht nur schmecken, sondern auch schon bei der Zubereitung sehen können, Konzerte und Kabarett sowie ein großer Sport- und Wellness-Bereich bieten die Möglichkeit, den Tag vielfältig zu gestalten und sich rundum wohlzufühlen.

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entdecken, die berühmt zu bach-Viertel, die Seniowerden versprechen und renresidenz Mirabell in nicht selten haben die für Salzburg hat das nach dem Kultur zuständigen ResiTomaselli zweitschönste denz-Mitarbeiter Glück. Kaffeehaus der Stadt im Premium-Häuser sind eben Erdgeschoss. Seniorenresidenzen besonWer aber mehr die derer Art. Natur sucht, mit ihr die Wem aber die EdelStille, die schönen Blicke: Ausgabe nicht gefällt, wer das DANA Ostsee-Senisich für eine Premiumorenzentrum Neustadt Residenz nicht fit genug in Holstein hat Strandfühlt, wer weniger Geld zugang, und man sollte Premium-Residenz, Bewohnerin: „Die Seniorenheime haben ausgeben mag: Auch das eigentlich mit dem Boot, längst aufgehört, ghetto-artige Abschiebe-Orte zu sein.“ ganz normale „Seniorenvon der Seeseite her auf zentrum“ gleicht längst die Residenz langsam zurudern. Am Wasser liegt aber auch das Cronstetten-Haus nicht mehr dem früheren Pflegeheim – das Heim entwickelte in Frankfurt am Main, die Agaplesion Residenz HavelGarten sich zur mehrstufigen Einrichtung, die Betreutes Wohnen, Seniin Berlin, das Johanniter-Quartier in Potsdam, die Elbschloss oren-Wohngruppen, Bereiche für demenziell Erkrankte und Pflegebereiche unter einem Dach vereint. Die Seniorenzentren Residenz in Hamburg. Von viel Grün, von Wäldern und Parks, von Naturschutz- haben längst aufgehört, ghetto-artige Abschiebe-Orte zu sein – sie werden mehr und mehr gebieten und Golfplätzum Mittelpunkt ihres zen umgeben sind die beiOrtes, ihres Stadtteils: Hier den Düsseldorfer Residenprobt der Gesangsverein, zen (Haus Schlosspark, hier treffen sich die „Weight Grafenberger Wald), die Residenz am Dom Watchers“, hier hält die SchlossResidence MühlVolkshochschule ihre berg in Frankfurt am Kurse ab, hier bekommen Main, die Bodenseeresidie Kinder der benachdenz in Lindau, die Senibarten Schule ihr Mittagorenresidenz Parkwohnessen, hier gibt es das einstift in Bad Kissingen, die er weltberühmte Kölner Dom zum greifen nah und gleich zige verbliebene Kino – wer Residenz Sonnmatt Luzern, um die Ecke – die besondere Lage macht die Residenz das sehen will, der fahre in die Tertianum Parkresidenz am Dom zu einem ganz besonderen Domizil mit attraktivem Wohn- und den 10.000-Einwohner-Ort Meilen am Züricher See. Betreuungskonzept. Höhenkirchen-SiegertsMan sieht, die EntWer hohe Ansprübrunn, 30 km von Münscheidung für die eine oder che an Lebensquachen, und sehe sich das andere Premium-Resilität im Alter stellt, Seniorenzentrum „Wohnen denz fällt nicht leicht. Ein ist hier bestens am Schlossanger“ an. Probe- oder Urlaubs-Wohaufgehoben. Das Bevor sich also die nen, „Residenz-Hopping“ Credo des Hauses Synkopen häufen und die genannt (Katalog: Edition ist: Die Menschen Stürze mehren, sollte man Neureuter), macht sie leichsollen sich wohlfüheinmal in Ruhe darüber ter. Man testet die Restaulen, egal wo sie sich nachdenken, wie man im rantküche, schwimmt ein gerade aufhalten. Alter leben und wohnen paar Züge im Bad oder im Ein umfangreiches möchte – mindestens so See, schaut sich im WellRahmen- und Kullange, wie man früher überness-Bereich um, geht ein turprogramm mit legt hat, ob man das nächste paar Schritte am Wasser Konzerten, KunstAuto kaufen soll – und sich oder im Park, hört von fern, ausstellungen und Sprachkursen verstärken den Wohlfühlefdann entscheiden. Der früwie Instrumente gestimmt fekt. Außerdem gibt es einen Wellness- und Fitness-Bereich, here Münchner Oberbürwerden, hört Sängerinnen ein langes Schwimmbecken, eine große Bibliothek mit offenem germeister Hans-Jochen und Pianisten, aber auch Kamin. Auch auf wohltuendes Grün müssen die Bewohner Vogel, Jahrgang 1926, sagte Schriftstellern, Kabaretder Residenz, trotz der zentralen Lage, nicht verzichten: Ein einmal, man solle „aufrecht tisten oder Naturwissengeschmackvoll angelegter Atriumgarten mit Biotop und üppig in seine Alterswohnung schaftlern zu – alle Prebepflanzte Inseln vor dem Eingang bieten Ruhe und vielfältige Sinneseindrücke. gehen“, nicht: sich hinmium-Residenzen haben eintragen lassen. Dem ist den Ehrgeiz, Künstler und Residenz am Dom, An den Dominikanern 6 – 8, 50668 Köln, nichts hinzuzufügen. Vortragende für sich zu

leben im H e r zen von K öln

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Tel. 0221-1664-0, www.residenz-am-dom.de

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Ich liebe diese festlichen Momente. Besondere Tage besonders zu feiern, war mir immer wichtig. Die festlichen Einladungen hier im Augustinum sind fĂźr mich jedesmal ein HĂśhepunkt.

Die Seniorenresidenz Tel. 0800 / 22 123 45 www.augustinum.de


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Die Casa Verdi in Mailand.

Leben mit Gi useppe In Mailand leben ältere Menschen im Haus des Komponisten Giuseppe Verdi

estkonzerte, Opern-Premieren und -Wiederauf- und liebe Gefährten meines Lebens“, die „nicht vom Glück führungen, Special Editions auf CD, DVD oder Blue- gesegnet waren oder die nicht von Jugend an die Tugend des ray, neue Sachbücher: Rund um den 200. Geburtstag Sparens besessen haben.“ Weil er persönlich keinen Dank für von Giuseppe Verdi im Oktober 2013 herrscht kein Mangel an sein Engagement wollte, konnten die ersten Bewohner erst nach Möglichkeiten, dem italienischen Komponisten auf die unter- seinem Tod Anfang 1901 einziehen. Seither wird das elegante schiedlichsten Arten zu begegnen. Exklusive KonditioAnwesen mit seiner von Spitzbögen und Säulen struknen gelten allerdings für jenes Werk, das der Maesturierten Fassade ununterbrochen gemäß seiner tro nach eigener Aussage von all seinen Hinterlasursprünglichen Bestimmung genutzt. „GeänIn mehreren senschaften am meisten schätzte: die Casa Verdi. dert hat sich nur, dass wir die Räume zwischenÜbungszimmern oder zeitlich mehrfach renoviert und die Zimmer Denn das neogotische Gebäude an der Piazza Buonarroti in Mailand ist seit 1901 als Alterssowohl umstrukturiert als auch mit eigenen im Konzertsaal kann ruhesitz Senioren vorbehalten, die ihr Leben Bädern sowie Fernseh- und Internetanschluss der Musik-Kunst gewidmet haben, italieni- Klavier gespielt werden, ausgestattet haben, wodurch sich die Anzahl sche Staatsbürger sind und besonderer Betreuwann immer einer der an Unterbringungsmöglichkeiten verringert ung bedürfen. Novum der letzten Jahre ist, dass hat“, erzählt Präsident Antonio Magnocavallo, Flügel frei ist. sie ihr Heim seit 1998 mit rund 20 Studenten teider selbst 75 Jahre alt ist. Neu sei auch der Auslen, die das Mailänder Konservatorium oder andere bau einer Abteilung für 25 Pflegebedürftige sowie musikalische Ausbildungsstätten besuchen. Alle andedie seiner Meinung nach „sehr wichtige Veränderung“ ren Besucher müssen sich auf Stippvisiten beschränken, wenn durch die Aufnahme junger Menschen. „Dass diese einmal am sie die hauseigene Krypta mit den Gräbern von Giuseppe Verdi Tag gemeinsam mit den älteren Bewohnern essen und zum Teil sowie seiner Frau besuchen, die öffentlich zugänglichen Räume auch von ihnen unterrichtet werden, sorgt für eine besondere besichtigen, die mit historischen Gemälden, altehrwürdigem Verbindung und Vitalität.“ Mobiliar und persönlichen Erinnerungsstücken vom Zylinder Abgesehen davon garantieren aber auch Aktivitäten, dass bis zum Spinett ausgestattet sind, oder im nostalgischen Kon- sich all jene Casa Verdi-Bewohner nicht langweilen, die noch zertsaal einer Darbietung lauschen. fit und aufnahmefähig genug sind. In fünf „Laboratorien“ wird Dass Gäste in diesen Genuss kommen, ist Verdis Inves- regelmäßig gebastelt, gehandarbeitet, werden Schmuck und Blutition zu verdanken, der 1889 ein 3.000 Quadratmeter großes mengestecke genauso gestaltet wie die Hauszeitung „La Voce di Grundstück außerhalb der Porta Garibaldi kaufte; zunächst Casa Verdi“. Zusätzlich stehen Ausflüge, Konzert- und Opernohne konkrete Idee, was er daraus machte sollte, dann aber mit besuche in der Scala auf dem Programm, zu der eine besonders dem Plan, dort vom Bruder seines Librettisten Camillo Boito enge Beziehung besteht, waren dort doch Bewohner wie der eine „casa di riposo“ für ebenso betagte wie finanziell schlecht Flötist Paolo Varetti früher zu hören. Außerdem kann in mehgestellte Klang-Künstler zu errichten; genauer gesagt für „arme reren Übungszimmern oder im Konzertsaal Klavier gespielt 40

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Fotos: Diego Rinaldi, by courtesy of Casa di Riposo per Musicisti Fondazione Giuseppe Verdi, Milano


werden, wann immer einer der Flügel sein „Schmuckstück“ ist. Hausbewohfrei ist. Äußerst beliebt sind auch die ner in spe stehen ohnehin ständig auf täglich zelebrierten Zusammenkünfte der Warteliste, weil außer dem einzigfür Kartenspieler. Gruppenzwang gibt artigen Jahrhundertwende-Ambiente es für die knapp fünf Dutzend 65- bis der Casa Verdi und dem Gleichgesinnüber Hundertjährigen aber nicht, die ten-Kreis ihrer Klientel auch das breit hier bis zu ihrem Tod wohnen köngefächerte Angebot und die verhältnen. Wer sich lieber in sein Zimmer nismäßig günstigen Preise Argumente zurückzieht, das mit eigenen Möbeln für sie als Alterssitz sind. Im Gegensatz und Erinnerungsstücken wie Fotos zu den Anfangsjahren, als der Etat laut oder Veranstaltungs-Plakaten eingeTestament mit Tantiemen für mittrichtet werden kann, darf das bis auf lerweile erloschene Rechte an Verdidrei gemeinsame Mahlzeiten in der Werke bestritten wurde, wird heute Sala da Pranzo ungestört tun. Über zwar eine Monatspauschale für Untereinen Kamm scheren lassen sich jene kunft, Verpflegung und Rundum-SerIndividuen nämlich nicht, die zuvor vice vom Arzt bis zur Friseurin verals Sänger, Tänzer, Dirigenten, Komlangt. Da diese allerdings maximal ponisten oder Instrumental-Virtuo80 Prozent der zur Verfügung stehensen im Rampenlicht standen. „Eine den Rente beträgt, liegen die Kosten tonangebende Primadonna wie die deutlich unter dem in Mailand üblikapriziöse Jean in Dustin Hoffmanns chen Altersheim-Niveau, freigiebigen Film ‚Quartett’ haben wir hier zum Spendern sowie geschickten FinanzGlück nicht“, verrät Antonio MagnoVerwaltern sei Dank, die ausreichend cavallo. „Aber ein gewisses KonkurGelder aus weiteren Liegenschaften Kultur gestalten und genießen in der Casa Verdi renz-Denken bleibt natürlich nicht erwirtschaften. Kein Wunder, dass aus, wenn lauter Ausnahme-Persönlichkeiten unter einem von den „Gästen niemand freiwillig geht“, so Magnocavallo, der Dach leben.“ sich nur an zwei Ausnahmen erinnert: einen Mann mit Anfang Dustin Hoffmann war übrigens mit seinem Anfang 2013 60, der sich unter den wesentlich älteren Mitbewohnern nicht angelaufenen Kinofilm nicht der einzige, der sich von der Casa wohl gefühlt habe. Und einen weiteren, der in sehr schlechtem Verdi thematisch hat inspirieren lassen. Grundlage seiner ers- Zustand in der Pflegestation aufgenommen worden sei, sich aber ten Regiearbeit war das gleichnamige Theaterstück von Ronald dort in wenigen Wochen so gut erholt habe, dass er nach Hause Harwood, das seinerseits wohl auch durch den 1984 gedreh- zurückkehren konnte. „Wir haben hier eine Zukunft“, charakten Dokumentarfilm „Il Bacio di Tosca“ des Schweizers Daniel terisiert die 85-jährige Sängerin Stefania Sina auf der InternetSchmid angeregt wurde. Überdies habe sich, so Magnocavallo, seite der Casa Verdi die Besonderheit ihrer Wahl-Heimat. „Frükürzlich Damiano Michieletto die Casa Verdi angeschaut, um her habe ich immer alles alleine gemacht und ständig gekämpft. sich atmosphärisch auf seine im Sommer anstehende „Falstaff “- Hier reicht es, zu fragen, und andere tun etwas für mich. Wenn Inszenierung bei den Salzburger Festspielen einzustimmen. ich morgens die Jalousien meines schönen Zimmers mit Blick Und eine Szene des sozialkritischen Dokumentarfilms „Girl- auf die Piazza Buonarroti hochziehe, sehe ich Giuseppe Verdi, friend in a Coma“ sei ebenfalls bei ihnen gedreht worden, um widme ihm ein kurzes Gebet und beginne dann einen weiteren, die Fähigkeit des krisengeschüttelten Italien zu einer „Wieder- wunderbaren Tag.“ Den bestimme ein Angebot vom gemeingeburt“ an diesem laut Bill Emmott „exzellenten Ort“ zu veran- samen Singen über Gymnastik, Konzerte und Exkursionen bis schaulichen. Ein abflauendes Publikumsinteresse muss Avvo- hin zu Unterricht für auswärtige Schüler – kurzum enorm viele cato Magnocavallo also nicht fürchten, der sichtlich stolz auf Dinge, die sie „lebendig“ hielten, „sehr lebendig“.

Sie meinen, ein Seniorenheim kommt für Sie nicht in Frage? Willkommen bei Tertianum! Im kultivierten Ambiente unserer Häuser im Herzen von München, Konstanz und Berlin leben Sie großzügig in Wohnungen von 44 bis 162 qm. Genießen Sie das anregende Kulturprogramm, den aufmerksamen Service und die gute Küche. Bei Bedarf finden Sie erstklassige Betreuung und Pflege in Ihrer Wohnung oder in einem unserer exklusiven Einzelpflege-Apartments.

Residenz München | Tel: 089 230020 Residenz Berlin | Tel: 030 219920 Residenz Konstanz | Tel: 07531 12850 www.tertianum.de


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„Dornröschen“, getanzt vom ­Michailowsky Ballett St. Petersburg.

Die wahren Helden Die BallettFestwoche des Bayerischen Staatsballetts spannt einen Bogen zwischen Klassik und Moderne – und stemmt ein enorm dichtes Festspielprogramm. V o n M a lv e G r a d i n g e r

„Helden“ nennt sich kurz und mit gewissem Spannungspotenzial die meiers neoklassisch-dramatischem Märchenkönig-Ludwig-II.Kreation des Australiers Terence Kohler, die heuer mit der Urauf- Ballett „Illusionen – wie Schwanensee“ (25.4.); in „Steps & Times“ führung die Münchner Ballettwoche (21. – 29.4.) im Nationalthea- (28.4.) mit Stücken der britischen Neoklassik-Meister Frederick ter eröffnet. Was hinter diesem Titel steckt, hat der 29-jährige cho- Ashton und Kenneth MacMillan; in „Forever Young“ (29.4.) reographische Hoffnungsträger im crescendo-Interview vorab ver- mit faszinierend bildnerischer Ballets-Russes-Neoklassik, USraten. Heldenhaft ist auch, dass Staatsballett-Chef Ivan LiŠka ein Modern-Dance-Dramatik und zeitgenössisch skulpturaler Bewerekordreif dichtes Festprogramm stemmt. Und ein gewisses Maß gungskunst made in GB. Mit der Junior-Compagnie – Plattform für Tänzer von morgen! an Heldentum beweisen sowieso alle Tänzer – bei der heutigen – in der Heinz-Bosl-Ballettmatinée (28. 4., 11 Uhr) und der Terpsiimmens anspruchsvoll-vielfältigen Stil-Palette. In der klassischen „Danse d’école“ wird man das St. Petersbur- chore Gala (26. 4.) verspricht diese Ballettwoche ein anregendes Fest ger Michailowsky Ballett (23., 24.4.) mit einem „Dornröschen“ sei- des Tanzes zu werden und zugleich ein Crash-Kurs in Sachen Stil, nes Leiters Nacho Duato erleben. Man ist gespannt, wie der weltweit Technik und Ausdruck. Zumal die Gala-Gäste – Stars vom Staatsals Modern-Dance-Choreograph bekannte Katalane Duato – übri- ballett Berlin, vom Niederländischen Nationalballett, vom Moskauer Bolschoi und St. Petersburger Mariinsky Balgens ab Herbst 2014 Chef des Staatsballetts lett in historischen und modernen Pas de Berlin – das Tschaikowsky-Ballett auf Spitze BallettFestwoche 2013 des deux – eine kompakte Gelegenheit zum Vergestaltet hat. Garantiert ist die Qualität seiBayerischen Staatsballetts gleich bieten. ner Tänzer, angeführt von Olesya Novivom 21. bis 29. April 2013 Gala-gerecht tritt auch das Staatsballett kova (Aurora) und Leonid Sarafanov (Prinz Informationen und Kartenservice: auf in der deutschen Erstaufführung von FreDésiré), zwei vom illustren St. PetersburTel.: +49-(0)89-2185 1920 derick Ashtons „Birthday Offering“ (1956), ger Mariinsky-Ballett zu Duato gewechselte Fax: +49-(0)89-2185 1903 einem virtuosen Grand Divertissement, das superbe Erste Solisten. tickets@staatsoper.de www.staatsballett.de dann im Repertoire verbleibt. Danach das Staatsballett in John Neu42

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Fotos: Mikhailovsky Ballett St. Petersburg; Day Kol (2); Wilfried Hösl; Sakari Viika / Finnisches Nationalballett

„The Moor‘s Pavane“

„Illusionen – wie Schwanensee“

„Broken Fall“

Im Gespräch mit Choreograph Terence Kohler

Entgegengesetzte Helden-Positionen Nach seiner Ausbildung an der Mannheimer Ballettakademie unter Birgit Keil wurde der Australier Terence Kohler 2004 an ihr BallettEnsemble am Badischen Staatstheater Karlsruhe engagiert – als Tänzer und Choreograph. Die positive Beachtung durch die überregionale Fachkritik, der „Deutsche Tanzpreis Zukunft 2007“ und wohl auch das Interesse von Staatsballett-Chef Ivan LiŠka ermutigten Kohler, sich als freischaffender Choreograph zu versuchen. Für LiŠkas Ensemble hat er seit 2009 „Once Upon an Ever After“, den Krimi „Série Noire“ und das Ravel-Ballett „Daphnis und Chloé“ kreiert. Und jetzt mit „Helden“ (21., 27.4.) seinen zweiten Münchener Abendfüller. Helden, ein enorm weites Feld ... Um ehrlich zu sein, Heldentum ist nicht mein eigentliches Thema. Ich versuche vor allem zu fragen, wie wir in unserer hochtechnologisierten Welt alle miteinander verbunden sind und dann doch auch total von einander isoliert. In Hongkong war es für mich ein Schock, dass die Menschen in den U-Bahnen jeglichen Augenkontakt verloren haben. Bei uns tippt ja auch fast jeder auf Smart- und iPhones herum. Aber es gibt bei Ihnen doch die griechischen Titanen Prometheus und Epimetheus und die Göttin Athena Parthenos. Sie passen in mein Konzept entgegengesetzter Positionen. Prometheus prescht vor, stiehlt den Göttern das Feuer und bringt es den Menschen, ohne über die Folgen nachzudenken. Bei ihm habe ich den Apple-Gründer Steve Jobs im Hinterkopf. Sein Bruder Epimetheus, „der Nachherbedenkende“, hingegen lässt die Dinge geschehen, reagiert erst dann darauf. Da beide glauben, im Recht zu sein, bekriegen sie sich. Nur Athena Parthenos, die die Helden auf ihren Reisen begleitet, bewahrt ihren kühl logischen Verstand.

Fügt sich dieser Konflikt zwischen Fortschrittsglaube und -skepsis zu einer Geschichte? Nicht auf eine traditionell lineare Weise. Hier erzähle ich aus verschiedenen Perspektiven – so dass aus der einen Sicht jemand ein Held ist, aus der anderen sein Heldentum in Frage gestellt ist. Dahinter steht die Überlegung, dass die Technologie uns zwar weiterbringen kann, wir uns jedoch der ethischen Implikationen bewusst sein müssen. Ihr Stil war bisher eher neoklassisch. Setzen Sie jetzt auch andere Mittel ein? In den vorigen Produktionen musste ich wegen des Zeitlimits mit fertigen Schrittfolgen in den Ballettsaal kommen. Diesmal ist mehr Zeit. Außerdem kenne ich die Tänzer mittlerweile sehr gut, so dass wir wirklich gemeinsam an den Nuancen arbeiten können. Und da geht es nicht um Neoklassik, sondern darum, wie man eine Idee am besten über Bewegung ausdrücken kann. Auf diese Weise kann ich die ganz individuellen körperlich-tänzerischen Fähigkeiten der Tänzer mit einbringen. Zum dritten Mal ist rosalie Ihre Raum-Licht-Kostüme-Partnerin. Sie entwirft hier eine Art Installation, die sich über meine fünf Akte hin entwickelt und wie ein Puzzle zu der Fortschrittsidee beiträgt. Sie haben Musiken von Alfred Schnittke und Lera Auerbach gewählt, die auch schon für John Neumeier komponierte. Es ist ein Glück, mit einem lebenden Komponisten zu arbeiten. Mit Lera ist es jetzt das fünfte Mal. Ihre Musik empfinde ich als weiblich, Schnittkes Musik eher als männlich. Und ich wollte die beiden wie Yin und Yang kombinieren. An Lera schätze ich besonders, dass sie ihre Musik phrasiert, so dass sie sich wunderbar tanzen lässt. Sie selbst sagte mir, dass sie während des Komponierens Tänze vor ihrem inneren Auge sieht. n 43


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Konstantin Lifschitz

Sir John Eliot Gardiner

Weltoffen Das Soli Deo Gloria Braunschweig Festival hatte sich einst rein sakraler Musik verschrieben. Nun möchte sich der künstlerische Direktor Graf von Schulenburg auch weltlicher Musik „sanft öffnen“ – ohne dabei die Wurzeln zu verlieren. Von Julia Hartel

Auch bei den drei im Juni stattfindenden Klavier-Recitals werZum elften Mal findet in diesem Jahr das „Soli Deo Gloria – Braunschweig Festival“ statt. Sein künstlerischer Direktor Günther Graf den neben alten auch moderne Klänge zu vernehmen sein. Los geht von der Schulenburg hatte es 2006 zusammen mit dem Dirigenten es am 2. Juni mit Bachs „Die Kunst der Fuge“, BWV 1080, vorgetraSir John Eliot Gardiner gegründet – mit einer klaren programmati- gen von dem russischen Pianisten und Bach-Spezialisten Konstantin schen Ausrichtung: Sakralmusik in historischer Aufführungspraxis Lifschitz. Der besondere Clou: „Die Kunst der Fuge“ wird hier nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen sein: Am Veranstaltungsort des an historischen Veranstaltungsorten. Wie die Programme von 2012 und nun auch 2013 erkennen Konzerts, im Bisdorfer Schafstall, gibt es eine thematisch passende lassen, ist das Festival aber dabei, sich „sanft zu öffnen“, wie Graf von Installation des Konzeptkünstlers Andreas Slominski. Durch diesen der Schulenburg es ausdrückt. Dabei soll es seine Wurzeln auf kei- reizvollen Gegensatz von Alter Musik und Moderner Kunst, so hofft nen Fall verlieren – Alte Musik wird immer ein Bestandteil bleiben, Graf von der Schulenburg, dürften auch Kunstinteressierte angezoebenso wie die Auswahl historischer Veranstaltungsorte –, jedoch gen werden, die „wegen Bach allein vielleicht nicht unbedingt ins hat es seit dem letzten Jahr sein Spektrum erweitert: Auch weltliche Konzert gehen würden“. Die Platzierung eines Kunstwerks in einem Konzertraum stellt eine Fortsetzung der im letzten Jahr begonnenen Musik bis ins 20. Jahrhundert spielt jetzt eine gewichtige Rolle. So ist es Richard Wagner, dem anlässlich seines Geburtsjah- Reihe „Musik und bildende Kunst“ im Rahmen des Festivals dar. Einen Beitrag zum Kulturprojekt „1913 – zwischen Monarres das Konzert im Großen Haus des Braunschweiger Staatstheaters am 3. September gewidmet ist. Die Sächsische Staatskapelle Dres- chie und Moderne“ der Stadt Braunschweig, das den 100. Jahrestag den wird hier unter der Leitung von Christian Thielemann Wag- bzw. die reichs- und landespolitische Bedeutung der Hochzeit der ners Ouvertüren zu „Der fliegende Holländer“, „Rienzi“, „Lohengrin“ Kaisertochter Victoria Luise mit Ernst August von Hannover würund „Tannhäuser“ zur Aufführung bringen; Tenor Johan Botha singt digt, leistet „Soli Deo Gloria“ mit einem Konzert im Altstadtrathaus am 5. Juni. Das Klavierduo Evgeni Korou. a. die Arien „Allmächt᾿ger Vater“ („Rienzi“) liov und Ljupka Hadzigeorgieva präsenund „Inbrunst im Herzen“ („Tannhäuser“). Soli deo Gloria Braunschweig vom 31. Mai bis 18. Juni tiert hier unter dem Titel „Musik einer Zudem steht eine Komposition von Hans Werund 3. September 2013 Zeitenwende“ Klavierliteratur aus dem ner Henze auf dem Programm: „Fraternité“, Informationen und Kartenservice: Jahr 1913: „Sarkasmen“ von Sergei Proeine „Arie für Orchester“. Es spielt die SächsiTel.: +49-(0)531-166 06 oder kofjew, die „Préludes“ von Claude Debussy sche Staatskapelle Dresden. Mit Hilfe des SponTel: 01805-54 48 88 (14 Ct./Min. aus dem dt. Festnetz, Mobil max. 42 Ct./Min.) und „Le sacre du printemps“ von Igor Strasors VW ein so renommiertes Ensemble gewonwww.solideogloria.de winsky (1913 uraufgeführt), in einer Fasnen zu haben, macht Graf von der Schulenburg karten@solideogloria.de sung des Komponisten für Klavier vierbesonders stolz. 44

www.crescendo.de

März / April / Mai 2013


Grigory Sokolov

bü un rger ter h fö aus hr ing

Klassik in unterföhring Dienstag, 23.04.2013, 20 Uhr TheaTer PoeTenPacK: Was Ihr WollT Komödie von William Shakespeare „Was ihr Wollt“ ist ein rausch der Sinne, ein Liebesrausch, der alle Spielarten der Liebe ironisiert.

foto: Bernd gurlt

händig. „Und abgerundet wird die Klavierwoche vom großen Sokolov“, freut sich Graf von der Schulenburg. Der weltweit erfolgreiche russische Pianist Grigory Sokolov wird am 7. Juni im Staatstheater Braunschweig auftreten und hierbei unter anderem Ludwig van Beethovens „Hammerklavier-Sonate“ darbieten. Ganz im Sinne von Tradition und Titel des Festivals wiederum steht das Konzert am 18. Juni mit Sir John Eliot Gardiner. Er wird im Kaiserdom Königslutter Bachs „Osteroratorium“, BWV 249, und das „Himmelsfahrtsoratorium“, BWV 11, dirigieren. Ausführende sind die beiden ebenfalls von Gardiner gegründeten Ensembles, der Monteverdi Choir und die English Baroque Soloists. Als weiterer Beitrag zur historischen Ausrichtung des Festivals ist der Start einer neuen Reihe mit Konzerten namhafter internationaler Countertenöre zu verstehen. Den Anfang macht dieses Jahr, am 16. Juni, Jochen Kowalski mit einem Konzert unter dem Motto „Wo wohnt die Liebe?“ in der Stiftskirche Steterburg. Werke von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Henry Purcell und anderen Komponisten des Barock werden hier auf dem Programm stehen. Begleitet wird er vom Jungen Barockorchester Berlin unter der Leitung von Daniel Trumbull. Und noch ein Anliegen möchten die Festival-Veranstalter heuer durch den Beginn einer weiteren neuen Reihe verwirklichen: „Wir wollen die Konzertsäle verjüngen, das heißt, gezielt junge Leute, auch Kinder, begeistern“, erklärt Graf von der Schulenburg. Den Auftakt hierzu bildet eine musikalische „Reise durch Europa“ mit den Leipziger Blechbläsersolisten – Solisten des MDR-Sinfonieorchesters und des Leipziger Gewandhausorchesters – auf dem Rittergut Altenrode in der Nähe von Schladen am 9. Juni. Bei diesem moderierten „Konzert für die ganze Familie“ werden auch Kinderbetreuung und ein entsprechendes Catering angeboten. Man sieht: Die Begeisterung, mit der Günther Graf von der Schulenburg, eigentlich Land- und Forstwirt, bei der Sache ist, lässt immer wieder Raum für neue Ideen. Übrigens: Eröffnet wird das Festival mit zwei Aufführungen einer freien Adaption von Mozarts „Zauberflöte“ am 31. Mai und 1. Juni im restaurierten Wolfenbütteler Lessing-Theater. Der aus England stammende Regisseur Peter Brook präsentiert unter dem Titel „Eine Zauberflöte“ eine Inszenierung der Oper in einer Bearbeitung für Klavier, sieben Sänger und zwei Schauspieler – ein Highlight, auf das sich Graf von der Schulenburg persönlich ganz besonders freut. Allerdings sind diese Termine bereits fast ausverkauft. n

Fotos: Chris Christodoulou; Soli Deo Gloria Braunschweig (2); Felix Broede;

„Eine Zauberflöte“

18-23 € (erm. 15-18 €)

samstag, 04.05.2013, 20 Uhr BalleT classIqUe München: Don qUIjoTe Ballett in vier Akten eines der hauptwerke des Choreographen Marius Petipa. 20-25 € (erm. 15-20 €) Mittwoch, 08.05.2013, 20 Uhr TheaTer DorTMUnD: WoyzecK Dramenfragment von Georg Büchner Büchners vielschichtiges Drama in einer inszenierung von Kay Voges. 18-23 € (erm. 15-18 €) Donnerstag 06.06.2013, 20 Uhr TheaTer Bonn: Der KIrschgarTen Komödie in vier Akten Anton tschechows letztes Stück erzählt von tragikomisch scheiternden Verdrängungskünstlern. 18-23 € (erm. 15-18 €)

Infos und Kartenvorverkauf: bürgerhausunterföhring Münchner Str. 65 | 85774 unterföhring tel.: 089-950 81-506 | www.buergerhaus-unterfoehring.de

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e r l e b e n

März / april / mai Diese Termine sollten Sie nicht versäumen 11. und 22. Mai, Bayreuth, Stadthalle / Festspielhaus

Torte und Thielemann

Premieren

Klagenfurt/Stadttheater (A) Les Pêcheurs de Perles/G. Bizet 13.4. Koblenz/Theater 13.4.

Braunschweig/Staatstheater Saul/G. F. Händel 16.3. Erfurt/Theater 16.3.

Die Dreigroschenoper/K. Weill

I Medici/R. Leoncavallo 16.3.

Krefeld/Theater

16.3.

Leipzig/Oper

16.3.

Neustrelitz/LandestheaFoto: Matthias Creutziger

L‘ Orfeo/C. Monteverdi

Frankfurt/Oper

Parsifal/R. Wagner

Christian Thielemann

Idomeneo/W. A. Mozart

Bonn/Forum der Bundeskunsthalle Nocturno/G. F. Haas 22.3. Dresden/SemperoperRo21.3.

meo und Julia/S. Prokofjew (Ballett) 22.3. Greifswald/Theater Kleider machen Leute/A. Zemlinsky (Musical) Mannheim/Nationaltheater Götterdämmerung/R. Wagner 22.3. Stuttgart/Staatstheater 22.3.

Krabat/N. N. (Ballett, UA)

Baden-Baden/Festspielhaus Die Zauberflöte/W. A. Mozart 23.3. Braunschweig/Staatstheater Hype/J. Pusch (Ballett, UA) 23.3. Chemnitz/Theater Die 23.3.

Herzogin von Malfi/T. Rasch (Dt. EA) 23.3.

Gießen/Stadttheater

Agrippina/G. F. Händel 23.3. Kiel/Theater Ballett II/A. Comestaz (Ballett, UA) 23.3.

Mainz/Staatstheater

Eugen Onegin/P. I. Tschaikowsky 23.3. Nordhausen/Theater unterm Dach Kannst du pfeifen,

Johanna?/A. Stessin (Kinderoper)

23.3.

Passau/Stadttheater

Geht mehr als Wagner und Bayreuth? Ja, Wagner und Bayreuth im Wagnerjahr. Zwei Begriffe, die ohnehin untrennbar miteinander verbunden sind, erfahren im Jahr 2013 eine weitere Steigerung der Symbiose. Ein vielfältiges Rahmenprogramm und verschiedene Sonderprojekte bereichern die Bayreuther Festspiele und mit ihnen die gesamte Stadt. Denn, so der Slogan, „Bayreuth 2013. Da steckt Wagner drin.“ Unter dem Titel „Von Leipzig nach Bayreuth“ wird der Fokus auf Richard Wagners Geburtsstadt Leipzig sowie seiner Wirkungsstadt Bayreuth und den von ihm ins Leben gerufenen Festspielen liegen. Torte wird’s am 22. Mai, dem Geburtstag des Komponisten vielleicht auch geben, auf jeden Fall aber gibt’s Christian Thielemann. Einer der derzeit herausragenden Wagnerinterpreten der Welt feiert zusammen mit dem Orchester der Bayreuther Fest-

spiele und hochkarätigen Solisten im Rahmen eines Konzerts den 200. Geburtstag des Komponisten. Einziger Wehrmutstropfen: Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft. Doch nicht nur auf dem Grünen Hügel wird der 200. Geburtstag des Künstlers begangen. In der Stadthalle Bayreuth etwa wird „Das Liebesmahl der Apostel“ serviert sowie Opernchöre von Wagner und dessen Zeitgenossen. Die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg führt das einzige geistliche Werk Wagners, 1843 in der Frauenkirche Dresden uraufgeführt, auf. Ebenfalls auf dem Programm: Chöre von Meyerbeer und Verdi – noch ein Geburtstagskind. Bayreuth, Stadthalle, „Das Liebesmahl der Apostel“ und Opernchöre von Wagner und Zeitgenossen, 11. Mai Bayreuth, Festspielhaus, Geburtstagskonzert: 22. Mai www.wagnerstadt.de

L‘Orfeo/C. Monteverdi

Salzburg/Großes Festspielhaus (A) Parsifal/R. Wagner 24.3. Berlin/Komische Oper 23.3.

Hänsel und Gretel/E. Humperdinck 24.3.

Hamburg/Staatsoper

Gloriana/B. Britten 24.3.

München/Nationaltheater

Hänsel und Gretel/E. Humperdinck 25.3.

Wien/Kammeroper (A)

Götterdämmerung/R. Wagner

6.4.

Wolfsburg/Theater

Dessau/Anhaltisches Theater Siegfried/R. Wagner 30.3. Flensburg/Stadttheater

7.4.

Aachen/Theater

7.4.

Dortmund/Theater Der Lie-

7.4.

Heidelberg/Theater

30.3.

Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny/K. Weill 30.3.

Hamburg/Kulturhaus III&70 Scanners/A. Schubert (UA) 28.3. Ulm/Theater

30.3.

29.3.

Köln/Oper am Dom

Parsifal/R. Wagner 30.3.

46

Cottbus/Staatstheater

Gera/Theater

Die Feuersbrunst/J. Haydn 30.3.

Messa da Requiem/G. Verdi

14.4.

Hannover/Opernhaus

15.4.

Linz/Musiktheater (A) Der

Rosenkavalier R. Strauss

Karlsruhe/Badisches Staatstheater Border/L. Vollmer 17.4. Wien/Kammeroper (A) 17.4.

Béatrice et Bénédict/H. Berlioz 18.4.

Duisburg/Opernhaus

18.4.

Luzern/UG (CH)

19.4.

Dresden/Staatsoperette

Arche Noah/B. Britten

Ansichten einer Reise - Musiktheater zum Odyssee-Mythos (UA) Eine Nacht in Venedig/J. Strauß (Operette)

19.4. Würzburg/Mainfrankentheater La Traviata/G. Verdi 20.4. Kaiserslautern/Pfalztheater Così fan tutte/W. A. Mozart 20.4. Karlsruhe/Badisches Staatstheater Die Regimentstoch-

ter/Donizetti

20.4.

Stuttgart/Staatstheater

21.4.

Berlin/Deutsche Oper

21.4.

Freiburg/Theater

21.4.

München/Nationaltheater

21.4.

Osnabrück/Bergkirche

24.4.

Bern/Vidmar 1 (CH)

Ballettabend Meisterwerke Rigoletto/G. Verdi

Parsifal/R. Wagner

Helden/L. Auerbach & A. Schnittke (Ballett, UA)

Der aus der Löwengrube errettete Daniel/G. P. Telemann Hexenhatz (Ballett, UA )

Curlew River, The Prodigal Son/B. Britten 27.3.

Wuppertal/Opernhaus

Eugen Onegin/P. I. Tschaikowsk

ter Die Zauberflöte/W. A. Mozart 16.3. Radebeul/Theater

17.3.

13.4.

Don Quichotte/J. Massenet

Pinocchio/P. Valtinoni

Essen/Aalto Theater

Magdeburg/Opernhaus

Maria Stuart/G. Donizetti

Die Medici/R. Leoncavallo

17.3.

13.4.

Hildesheim/Theater

Der fliegende Holländer/R. Wagner Nürnberg/Staatstheater

Andrea Chenier/U. Giordano 3.4.

Bonn/Opernhaus

Sem Mim/R. Pederneiras (Ballett) 5.4. Halle/Oper Nabucco/G. Verdi 5.4.

Lübeck/Theater

Die tote Stadt/E. W. Korngold

La Traviata/G. Verdi

Simon Boccanegra/G. Verdi bestrank - L‘Elisir d‘amore/Donizetti Die Fledermaus/J. Strauss 7.4.

Zürich/Opernhaus (CH)

Lady Macbeth von Mzensk/D. Schostakowitsch 9.4.

Fürth/Stadttheater

Der starke Wanja/P. Fulda (UA) 9.4.

Oldenburg/Staatstheater

Romeo und Julia/Berlioz (Ballett,UA) 12.4.

Kassel/Staatstheater

Readymade/C. Haring & J. Wieland

(Ballett, UA) 12.4.

Landshut/Stadttheater

27.4. Berlin/Deutsche Oper Lucrezia Borgia/Donizetti (konzertant) 27.4.

Darmstadt/Staatstheater

27.4.

Eisenach/Landestheater

27.4.

Kassel/Staatstheater

12.4.

27.4.

Koblenz/Theater

Onegin/P. I. Tschaikowsky

27.4. Neustrelitz/Landestheater Der Konsul/Gian Carlo Menotti 27.4. Saarbrücken/Saarländ. Staatstheater Rigoletto/G. Verdi 28.4. Berlin/Staatsoper im Schillertheater Der fliegende

L‘Orfeo/C. Monteverdi 12.4.

Linz/Musiktheater (A) Spu-

ren der Verirrten/P. Glass (UA) 12.4.

Magdeburg/Opernhaus

12.4.

Mönchengladbach/Thea-

El Rey de Harlem/H. W. Henze

ter Maskerade/C. Nielsen Schwerin/Mecklenburgisches Staatstheater Eugen Bad Lauchstädt/Goethe Theater Sieg der Schönheit/G. P.

13.4.

Telemann

13.4. Hagen/Theater Selma Ježkóva/P. Rouders (Deutsche EA)

Salome/R. Strauss

Karlheinz: Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht/A. Plucis (Ballett) Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg/R. Wagner Rigoletto/G. Verdi

www.crescendo.de

März / April / Mai 2013


Holländer/R. Wagner Bonn/Opernhaus

Tristan und Isolde/R. Wagner

Baden-Baden/Festspielhaus Don Giovanni/W. A. Mozart 17.5. Mainz/Staatstheater La Ge17.5.

Braunschweig/Staatstheater Così fan tutte/W. A. Mozart 28.4. Erfurt/Theater

rusalemme Liberata/C. Pallavicino

Salome/R. Strauss

28.4.

18.5.

Kiel/Theater

Simon Boccanegra/G. Verdi

18.5.

Münster/Stadttheater

Frankfurt/Bockenheimer Depot Landschaft mit einem ent-

18.5.

fernten Verwandten/H. Goebbels

Stralsund/Theater

Rigoletto/G. Verdi

Berlin/Staatsoper im Schillertheater Der Jasager | Der

19.5.

Berlin/Komische Oper

20.5.

Stuttgart/Staatstheater

1.5.

2.5.

Neinsager/K. Weill

Düsseldorf/Opernhaus

22.5. Ludwigshafen/Theater im Pfalzbau Così fan tutte/W.A.Mozart 23.5. Wien/Volksoper (A)

4.5.

Greifswald/Theater

24.5.

Zwickau/Gewandhaus

25.5.

Flensburg/Stadttheater

Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg/R. Wagner 4.5.

Rigoletto/G. Verdi

Leipzig/Oper

4.5.

Das Rheingold/R. Wagner 4.5.

Passau/Stadttheater

5.5.

Mannheim/Nationalthea-

Manon/J. Massenet

ter Der Idiot/M. Weinberg 7.5. Straubing/Theater am Hagen Manon/J. Massenet 7.5. Wuppertal/Opernhaus 9.5.

Tannhäuser/R. Wagner

Der Mantel, Schwester Angelika & Gianni Schicchi/G. Puccini 9.5. Pforzheim/Theater Der Fall des Hauses Usher/P. Glass Meiningen/Südthüringisches Staatstheater Der Bettel-

10.5.

student/C. Millöcker (Operette) 11.5.

Hannover/Opernhaus

Dessau/Anhaltisches Theater Esclarmonde/J. Massenet 26.5. Zürich/Opernhaus (CH)

Fotos: Andreu Adrover; Herman Sorgeloos, Antje Zeis-Loi

Inferno/J. Mannes (Ballett)

11.5. Würzburg/Mainfrankentheater Cyrano de Bergerac/A. Vita

(Ballett, UA) 12.5.

Frankfurt/Oper

12.5.

Linz/Musiktheater (A)

La Fanciulla del West/G. Puccini Opernmaschine/P. Androsch, P. Olbeter, R. Olbeter (UA) 12.5.

Nürnberg/Staatstheater

Rusalka/A. Dvořák 13.5.

Wien/Kammeroper (A)

14.5.

Berlin/Tischlerei

16.5.

Ulm/Theater

Orlando/G. F. Händel

Hoffmann/J. Offenbach

Don Pasquale/G. Donizetti

Musikperformance von Masako Ohta/Stephan Lanius

Don Giovanni/W. A. Mozart

Konzerte

siktheater zu Passionsmusik von Johann Sebastian Bach

18.3.

Hamburg/Laeiszhalle

Junge Deutsche Philharmonie, Ltg: Jonathan Nott: G. Mahler 18.3.

Reutlingen/Stadthalle

Württembergische Philharmonie Reutlingen, Ltg: Ola Rudner: Debussy, Rachmaninow & Ravel 19.3.

München/Herkulessaal

Kit Armstrong & Adrian Brendel: Schumann, Liszt, Beethoven, Chopin

24.3.

Hamburg/Laeiszhalle

25.3. Lausanne/Salle Métropole (CH) Orchestre de Chambre de

16.3.

Christoph Prégardien, Wolfram Rieger: Lieder von Schubert & Wolf

Aachen/Eurogress

Hamburger Symphoniker, Ltg: Jeffrey Tate: R. Wagner & E. Elgar 24.3. Leipzig/Gewandhaus Trio Zéphyr: Haydn, Takemitsu & Ravel

16.3. Halle/Oper Staatskapelle Halle: Jubiläumskonzert - 20 Jahre Händelfestspielorchester

Stuttgart/Staatstheater

24.3.

Sinfonieorchester Aachen, Ltg: Kazem Abdullah; Jingge Yan: R. Wagner, P. Hindemith & L. van Beethoven

30.5. Frankfurt/Bockenheimer Depot Teseo/G. F. Händel

17.3.

München/Herkulessaal

Raisting am Ammersee/ Kulturhaus Otto HellmeierStiftung „ZWEI“ – „Raum in uns“

26.5.

Ludwigsburg/Forum am Schlosspark Passion 2013 - Mu-

21.3.

23.3.

Don Quichotte/J. Massenet

Köln/Oper am Dom

Hamburg/Laeiszhalle

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Ltg: Alan Gilbert; Anna Prohaska: J. Brahms & B. Britten 22.3. Döbeln/Theater Mittelsächsische Philharmonie, Ltg: Jan Michael Horstmann; Duo Gelland

Wagners RING an einem Abend/R. Wagner, Loriot (konzertant)

Vollmond/P. Bausch (Ballett)

21.3.

NDR Sinfonieorchester, Ltg: Sakari Oramo; Alina Pogostkina: H. Berlioz, R. Strauss & J. Sibelius 21.3. Hannover/Kuppelsaal Dallas Symphony Orchestra, Ltg: Jaap van Zweden; Hilary Hahn: Korngold, Wagner, Stucky & R. Strauss

Solaris/D. Glanert (UA)

Ariadne auf Naxos/R. Strauss

ter Dating my Memory / un|stet (Ballett, UA)

erische Staatsphilharmonie, Ltg: Robin Ticciati; Lars Vogt: I. Strawinsky, E. Grieg & J. Sibelius

Schachnovelle/C. Halffter (UA)

Braunschweig/Staatsthea-

Erlangen/Heinrich-LadesHalle Bamberger Symphoniker, Bay-

21.3.

Lausanne, Ltg: Thomas Zehetmair: J. S. Bach, S. Veress & J. Haydn

27.3.

Berlin/Gethsemanekirche

28.3.

Erfurt/Theater

28.3.

Hamburg/Laeiszhalle

29.3.

München/Philharmonie

Lautten Compagney Berlin, Capella Angelica, Kammerchor der Sing-Akademie zu Berlin, Ltg: Wolfgang Katschner: J. S. Bach Philharmonisches Orchester Erfurt, Solisten & Opernchor des Theaters Erfurt, Ltg: Samuel Bächli: Bach Pablo Held Trio (Jazz)

Ungewöhnliche ­Perspektiven „Aufbruch“ lautet das das Spielzeitthema des Oldenburger Staatstheaters in dieser Saison. Dies ist auch Leitmotiv der 11. Internationalen Tanztage und spiegelt sich in Form und Inhalt in den eingeladenen Produktionen. Neue Formen und ungewöhnliche Perspektiven zeugen von der steten Sehnsucht nach Veränderung, nach Experiment und Risiko. Peeping Toms „32 Rue Vandenbranden“ stehen dafür ebenso wie Howool Baeks verblüffendes kleines Solo „NOTHING for body“. Eröffnet werden die Tanztage im Großen Haus mit einer Uraufführung des Oldenburgischen Staatstheaters: In einem großen spartenübergreifenden Projekt setzen Guy Weizman und Roni Haver mit der Tanzcompagnie Oldenburg sowie mit Gesangssolisten, Chor und Orchester (unter der musikalischen Leitung von Thomas Dorsch) „Romeo und Julia“ von Hector Berlioz in Szene. Oldenburg, Oldenburgisches Staatstheater, 9. bis 20. April, www.staatstheater.de

Lyrische Szenen Ohne „Zaren und Schlachtenlärm“ komme seine Oper „Eugen Onegin“ aus, merkte schon Komponist Peter Illjitsch Tschaikowsky an und blendet sich in einer kammermusikalisch dicht gewobenen Struktur mit lyrischen Szenen wie in ein laufendes, alltägliches Geschehen abseits der Weltgeschichte ein. In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln steigt am Staatstheater Mainz die Premiere der „Lyrischen Szenen“ Tschaikowskys. Mainz, Staatstheater , 23. (Premiere), 27. März, 5., 14., 23. April, 11. und 26. Mai www.staatstheater-mainz.com

Staatstheater ­auSSer Haus Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist Schauplatz von „Rigoletto“, der tragischen Oper von Giuseppe Verdi in einer Aufführung des Staatstheaters Saarbrücken. Dabei soll die weltweit einmalige Industriearchitektur der Völklinger Hütte in die ästhetische Gestaltung der Inszenierung einbezogen werden. Inszeniert wird die Aufführung von Dagmar Schlingmann, die froh ist, „dass wir diese Kooperation der zwei großen ‚Leuchttürme‘ im Saarland realisieren können. Ich kann mir keinen aufregenderen und schöneren Ort für den ‚Rigoletto‘ vorstellen, denn die Industriekulisse ist in Verdis Musikdrama quasi eingeschrieben.“ Völklinger Hütte, 27., 30. April, 3., 4., 8., 10., 11., 15., 17., 18., 19., 22., 23., 26., 29., 31. Mai, 1. und 2. Juni www.theater-saarbruecken.de

20.3.

Bonn/Beethovenhaus

Bach Collegium München, Münchener Bach-Chor, Domsingknaben und Mädchenkantorei am Münchner Dom, Ltg: Hansjörg Albrecht: Mathäuspassion /J. S. Bach

20.3.

Duisburg/Mercatorhalle

31.3. Bad Lauchstädt/Goethetehater Vogler Quartett & David ForumUsh_18.03.2013_Creszendo_90x61_Layout 1 15.01.13 11:27 Seite 1

Vilde Frang & Michail Lifits: F. Mendelssohn Bartholdy, W. Lutoslawski, J. Brahms & L. van Beethoven

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62. Internationale Orgelwoche Nürnberg – Musica Sacra

62. ion

21. – 30. Juni 2013

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Kulturreferat

KULTUR IN UNTERSCHLEISSHEIM

SPIELZEIT 2012/2013

4.5.

Duisburger Philharmoniker, Ltg: Bruno Weil: Mozart, Britten, Haydn

Sonntag, 14. April 2013, 19 Uhr

RICHARD WAGNER & MATHILDE WESENDONCK TRAUM DER EWIGEN LIEBE Ein Melodram Sonntag, 21. April 2013, 19 Uhr | Podium Junger Künstler

DUO WELL MARIA WELL [Violoncello], MATTHIAS WELL [Violine] FORUM UNTERSCHLEISSHEIM

28.4.

Sonntag, 5. Mai 2013, 19 Uhr

KATONA TWINS Weltklasse Gitarristen auf Tour Bürgerhaus Unterschleißheim Rathausplatz 1 [direkt an der S 1 Haltestelle Unterschleißheim] Karten: 089/54 81 81 81 oder 089/310 09 200 www.forum-unterschleissheim.de

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e r l e b e n

1.4.

Bregenz/Festspielhaus (A)

4.4.

München/Philharmonie

Symphonieorchester Vorarlberg, Ltg: Alexander Drčar; August Zirner Nigel Kennedy: Bach + Fats Waller 5.4. Leipzig/Gewandhaus Gewandhausorchester, Damen des GewandhausChores, Ltg: Kent Nagano; Midori: Debussy, Eötvös & Wagner 5.4.

Salzburg/Mozarteum (A)

6.4.

Heidelberg/Kongresshaus

Camerata Salzburg, Ltg: Douglas Boyd; Measha Brueggergosman: R. Wagner & J. Haydn

Joshua Bell & Academy of St. Martin in the Fields: Beethoven, Brahms 6.4.

Dresden/Frauenkirche

Dresdner Philharmonie, Philharmonischer Kinderchor Dresden, Philharmonischer Chor Dresden, Ltg: Michael Sanderling; Daniel Roth: F. Poulenc, G. Fauré & A. Bruckner 7.4.

Dresden/Semperoper

Staatskapelle Dresden, Ltg: Christian Thielemann; Lisa Batiashvili: Brahms 7.4. Leverkusen/Bayer Kulturhaus Edita Gruberová & l‘arte del

mondo, Ltg: Werner Ehrhardt: Arien aus Il sogno di Scipione, Idomeneo & Le nozze di Figaro

7.4.

Stuttgart/Liederhalle

Staatsorchester Stuttgart, Ltg: Sylvain Cambreling; Claudia Barainsky: F. Liszt, H. Zender & R. Schumann 8.4. Bremen/Glocke Bremer Philharmoniker, Ltg: Charles Olivieri-Munroe; Liza Ferschtman: B. Smetana, J. V. Voříšek, J. Suk & A. Dvořák 8.4.

Dortmund/Konzerthaus

K&K Philharmoniker & K&K Opernchor: Die schönsten Opernchöre Ludwigshafen/BASF-Feierabendhaus Aarhus Symfonieorkes8.4.

tra, Ltg: Eugen Tzigane; Lisa Maria Cooper: C. Nielsen, B. Britten & L. van Beethoven

9.4.

Hamburg/Laeiszhalle

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Ltg: Peter Ruzicka; Albrecht Mayer: Wagner, Ruzicka & Schubert

9.4.

Hameln/Theater Staatsor-

chester Braunschweig, Ltg: Nicholas Kok: Bach, Telemann & Haydn 11.4. Aachen/Theater Sinfonieorchester Aachen, Ltg: Andreas Klippert: Konzert ohne Frack: Stummfilm mit Live-Orchester - Panzerkreuzer Potemkin 11.4.

Dessau/Anhaltisches The-

ater Anhaltische Philharmonie, Ltg:

GMD Antony Hermus; Alexander Sitkovetsky: Der Traum von Freiheit 11.4.

Innsbruck/Congress (A)

Tiroler Symphonieorchester Innsbruck, Ltg. & P.: Alexander Lon quich: Strawinsky & Beethoven Neubrandenburg/Konzertkirche Neubrandenburger

11.4.

Philharmonie, Ltg: Yang Yang; Ning Feng: N. Paganini, C. Gang/H. Zhanhao & P. I. Tschaikowsky Frankfurt (Oder)/Konzerthalle Brandenburgisches

12.4.

Staatsorchester Frankfurt, Ltg: Mischa Damev; Peter Bruns: G. Rossini, J. Offenbach & L. van Beethoven

12.4.

Leverkusen/Forum

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Ltg: Martyn Brabbins; Alina Pogostkina: W. Steffens & E. Elgarr 13.4.

Wien/Musikverein (A)

Renaud Capuçon; Gérard Caussé; Gautier Capuçon; Michel Dalberto: J. Brahms & G. Fauré Baden-Baden/Festspielhaus London Philharmonic Orchest14.4.

ra, Ltg: Yannick Nézet-Séguin; AnneSophie Mutter: M. Mussorgsky; P. I. Tschaikowsky & S. Prokofjew

14.4.

Essen/Philharmonie

Evgeny Bozhanov mit Werken von F. Liszt & A. Skrjabin 14.4. Görlitz/Theater Neue Lausitzer Philharmonie: UhRMUSIK 15.4.

Hamburg/Laeiszhalle

Orchestra dell‘Accademia Nazionale die Santa Cecilia, Ltg: Sir Antonio Pappano; Ian Bostridge; Sir John Tomlinson: Henze & Tschaikowsky 15.4.

Stuttgart/Beethovensaal

Mozart braucht Geld Um eine Finanzierungslücke von etwa 35.000 Euro zu schließen, gehen die Organisatoren des 8. Internationalen Violinwettbewerbs Leopold Mozart rund um Ehrenpräsident Bruno Weil in Augsburg neue Wege. Unter dem Motto „Mozart needs you“ kann gespendet werden. Und der Spender kann angeben, wofür sein Beitrag verwendet werden soll: für Reise- und Übernachtungskosten, die Jugendjury, Blumensträuße oder eben dort, wo das Geld am dringendsten gebraucht wird. Augsburg, versch. Orte, 17.-28. April, www.leopold-mozart-competition.de

Aktuelles von Lachnitt Seit 31 Spielzeiten erkundet der Regisseur Wolfgang Lachnitt die Welt des komponierten Wortes, der musikalisierten Handlungen, der in szenische Vorgänge verwandelten Musik. Unter der Regie des ausgewiesenen und hochde-

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David Garrett 17.4.

Bonn/Beethovenhaus Jan

Vogler & Martin Stadtfeld: Bach, Beethoven & Schostakowitsch 17.4. Bremen/Glocke Yara Tal & Andreas Groethuysen; Sabina von Walther; Stefanie Irányi; Robert Sellier; Michael Kranebitter: J. Brahms & F. Schubert 17.4.

Heidelberg/Stadthalle

Philharmonisches Orchester Heidelberg, EuropaChorAkademie, Ltg: Yordan Kamdzhalov; Eleonore Marguerre; Vesselina Kasarova: G. Mahler 17.4.

Ludwigsburg/Musikhalle

Monteverdi - a trace of grace 18.4.

St. Gallen/Tonhalle (CH)

Sinfonieorchester St. Gallen, Orchester Musikkollegium Winterthur, Ltg: Douglas Boyd; Christian Poltéra: O. Schoeck & G. Mahler 20.4.

Duisburg/Mercatorhalle

WDR Sinfonieorchester Köln, Ltg: Jukka-Pekka Saraste; Vilde Frang: A. Schönberg, Korngold & Beethoven 20.4.

Hannover/Großer Sende-

saal Amsterdam Sinfonietta, Ltg: Candida Thompson; Martin Fröst: G. Mahler, A. Copland, J. Brahms, S. Rachmaninow & L. van Beethoven 20./21.4. München/Gasteig Stefan Mikisch interpretiert und erläutert am Flügel Wagners Opernwerke 20.4.

Potsdam/Nikolaisaal

Kammerakademie Potsdam, Ltg: Antonello Manacorda; Lisa Larsson: B. Britten & F. Schubert 20.4.

Dresden/Frauenkirche

21.4.

Düsseldorf/Tonhalle

Camerata Salzburg, Daniel Hope: »Perspektivenwechsel« Düsseldorfer Symphoniker, Ltg: GMD Andrey Boreyko; Gidon Kremer: R. Wagner, V. Kissine & A. Bruckner 21.4.

Hamburg/Laeiszhalle

Philharmoniker Hamburg, Ltg: Simone Young; Michaela Kaune; Bo Skovhus: R. Strauss & A. Zemlinsky München/Prinzregententheater National Slovenian 22.4.

Philharmonic Orchestra, Ltg: Benya-

min Yusupov; Mischa Maisky; Lily Maisky; Sascha Maisky: Tschaikowsky, Bruch & Beethoven 22.4.

Wolfsburg/Theater

23.4.

Dortmund/Konzerthaus

Kiev Philharmonic Chamber Orchestra, Ltg: Roman Kofman: Haydn, Mozart & Schubert Liederabend Christian Gerhaher

24.4. Dresden/Deutsches Hygiene-Museum Philharmonisches

Kammerorchester und Chor Dresden, Ltg: Wolfgang Hentrich; Ulf Prelle; Benedikt Hübner: Komponistenporträt Peteris Vasks 25.4.

Düsseldorf/Tonhalle

Anna Gourari: J. S. Bach/F. Busoni, F. Chopin & J. S. Bach/A. Siloti 25.4. Leverkusen/Bayer Kulturhaus Baiba & Lauma Skride: Schu-

bert, Bartók, Brahms, Beethoven

München/Prinzregententheater Münchener Kammerorches25.4.

ter, Ltg: Alexander Liebreich; Isabelle Faust: Stravinsky, Haas & Brahms 25.4.

Salzburg/Mozarteum (A)

Sabine Meyer & Fazil Say: G. Gershwin, L. Janácek, F. Say, W. Lutoslawski, W. A. Mozart & D. Milhaud 26.4.

München/Herkulessaal

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Ltg: Jonathan Nott; Carolin Widmann; Teodoro Anzellotti; Pierre-Laurent Aimard: S. Sciarrino, R. Saunders & H. Lachenmann Berlin/Philharmonie

27.4.

RIAS Kammerchor, Ltg: Michael Gläser: J. G. Rheinberger, H. Kaminski, E. Rautavaara, M. Reger & F. Martin 28.4.

Köln/Philharmonie

Gürzenich-Orchester Köln, Ltg: James Gaffigan; Arabella Steinbacher: A. Berg & A. Bruckner Neubrandenburg/Schauspielhaus Neubrandenburger Phil28.4.

harmonie: Die Philharmonischen Cellisten & Friends

28.4.

Echternach/Trifolion (L)

Annett Louisan (Jazz) 2.5.

Düsseldorf/Tonhalle

Florian Boesch, Justus Zeyen & Tho-

korierten Experten, dem es in seinen Inszenierungen nie um den puren Genuss der Musik allein geht, wird im Landestheater Neustrelitz das musikalische Drama von Gian Carlo Menotti, „Der Konsul“ gegeben. Die Geschichte besticht durch ihre Aktualität: Der Schrecken des Polizeiterrors eines diktatorischen Staates und der inhumane Mechanismus einer aufgeblasenen Bürokratie werden am Beispiel eines Einzelschicksals auf beklemmende Weise dargestellt. Mit ausgeprägtem Sinn für effektvolles Theater ist Menottis „Konsul“ von unwiderstehlicher emotionaler und dramatischer Kraft. Jeweils eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn bietet der Regisseur eine Einführung an. Neustrelitz, Landestheater, 27. April, 3., 12., 25. Mai www.theater-und-orchester.de

Sieg der Schönheit „Alles in allem eine tolle CD“, konnte man in crescendo über die Platte „Mozart und Golijov“ des Klarinettisten David Orlowsky mit

mas Quasthoff (Sprecher): Brahms 3.-5.5. München/Herkulessaal und Philharmonie Philharmoni-

sches Orchester Brünn, Ltg. Aleksandar Markovic: dreitägiges WagnerWochenende 4.5.

Bamberg/Konzerthalle

4.5.

Bochum/Jahrhunderthalle

4.5.

Cottbus/Lausitz-Arena

4.5.

Eisenach/Landestheater

Bamberger Symphoniker, Ltg: Herbert Blomstedt; Yefim Bronfman: L. van Beethoven & C. Nielsen WDR Sinfonieorchester Köln, Ltg: Krzysztof Urbański; Igor Levit: Tschaikowsky, Mussorgski, Ravel Philharmonisches Orchester des Staatstheaters Cottbus, Ltg: Evan Christ: P. Manoury & G. Mahler Landeskapelle Eisenach, Ltg: GMD Carlos Domínguez-Nieto; Julian Dedu: Russland zu Gast 5.5. Kaiserslautern/SWR Studio Vielsaitiges mit Harfe und Gi-

tarre: T. Takemitsu, H. Genzmer, M. Giuliani & A. Politi 5.5.

Unterschleißheim/Forum

8.5.

Berlin/Philharmonie

8.5.

München/Philharmonie

9.5.

Hamburg/Laeiszhalle

Katona Twins: Weltklasse Gitarristen 7.5. Bonn/Schumannhaus Norbert Anger & Nicolai Gerassimez: Schumann, Beethoven & Schostakowitsch Berliner Philharmoniker, Ltg: Mariss Jansons: B. Bartók & J. Brahms Münchner Philharmoniker, Ltg: Lorin Maazel; Janine Jansen: S. Prokofjew & J. Brahms Simone Kermes 12.5.

Berlin/Philharmonie

13.5.

Reutlingen/Stadthalle

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Rundfunkchor Berlin, Ltg: Sir Roger Norrington; Rebecca Evans; Simon Keenlyside; Carolin Widmann: M. Bruch & R. Vaughan Williams Württembergische Philharmonie Reutlingen, Ltg: Roberto Paternostro: R. Wagner & R. Strauss

dem Vogler Quartett lesen. Im Goethe-Theater in Bad Lauchstädt gibt es die Möglichkeit, sich von dem „höchstem spieltechnischen Niveau“ der Interpretationen live zu überzeugen. Auf dem Programm stehen hier unter anderem auch die eingespielten Werke von Mozart („Stadlerquintett“), Golijov („The Dreams and Prayers of Isaac the Blind“). Mit Sicherheit: Alles in allem ein tolles Konzert. Ein weiterer Höhepunkt in den kommenden zwei Monaten ist am 13. April das Gastspiel des Chors des Theaters Osnabrück und des Osnabrücker Symphonieorchester. Auf dem Spielplan steht der „Sieg der Schönheit“, ein Singspiel von Georg Philipp Telemann. Telemann schuf mit dem Singspiel sein erstes und sehr erfolgreiches Werk für die Hamburger Oper am Gänsemarkt. Geschickt passte er ein Libretto des Barockdichters Christian Heinrich Postel an die Erfordernisse seiner Musik an, in der er mit feinsinnig instrumentierten Arien www.crescendo.de

März / April / Mai 2013

Fotos: Cappella Coloniensis; Özgür Albayrak; Peter Goodbody

Orlowsky: Schulhoff, Mozart


26. April bis 1. Mai, Schleswig, Schloss Gottorf

An historischen Orten wird Musikgeschichte erlebbar: Auf Schloss Gottorf findet zum zweiten Mal das Festival Gottorfer Hofmusik statt. Das Festival will die musikgeschichtliche Bedeutung Norddeutschlands neu gewichten: Die Reformation legte einen Grundstein der europäischen Musikkultur; Norddeutschland leistete dabei einen Schlüsselbeitrag. Die großartige, aber bislang noch kaum bekannte Musik der Gottorfer Hofkapellmeister wird wieder in Konzerten an ihrem Ursprungsort auf Schloss Gottorf, in der Gottorfer Schlosskapelle und im Hirschsaal, zu hören sein. Auf dem Programm stehen geistliche Musik 15.5.

Bonn/Beethovenhaus

Tabea Zimmermann & Igor Levit: J. Brahms, P. Hindemith, J. S. Bach, B. Britten & F. Mendelssohn Bartholdy 15.5. Jena/Volkshaus Jenaer Philharmonie, Ltg: Marc Tardue; Mateusz Moleda: Wagner, Liszt & R. Strauss 16.5.

Düsseldorf/Tonhalle

Arcadi Volodos: Schubert, Brahms, Schumann 16.5.

Kaiserslautern/Fruchthalle

Matthew Barley Ensemble & Viktoria Mullova: Peasant Girl Concert

Nürnberg/Meistersingerhalle Staatsphilharmonie Nürnberg,

17.5.

Ltg: Marcus Bosch; Gunther Rost: A. Dvořák & P. Eben 17.5.

München/Herkulessaal

Münchner Symphoniker, Münchener Bach-Chor, Ltg: Hansjörg Albrecht; Ruth Ziesak; Jean Guillou: F. Poulenc, C. Saint-Saëns & J. Guillou 17.5.

Unterföhring/Bürgerhaus

German Brass: klassische Werke, aber auch Evergreens

für Chor und Orgel, Musik der Renaissance für Posaunen und Orgel, Vertonungen der „Neuen Himmlischen Lieder“ von Johann Rist. Ein Höhepunkt ist das Konzert der Hamburger Ratsmusik zum 450. Geburtstag von John Dowland. Das Michaelis Consort Berlin bringt u. a. Kompositionen der Gottorfer Hofmusiker William Brade, Johann Theile und Georg Österreich, zu Klingen. Den krönenden Abschluss des Festivals 2013 bildet die Aufführung der „Evangeliendialoge“ von Johann Philipp Förtsch durch das Ensemble Weserrenaissance. Gottorfer Hofmusik, 26. April bis 1. Mai www.schloss-gottorf.de

18.5. Essen/Philharmonie WDR Sinfonieorchester Köln, Herren des WDR Rundfunkchores, Ltg: J. Hrusa; J. Dürmüller: Wagner & Liszt 18.5.

Nürnberg/Kongresshalle

Münchner Rundfunkorchester, Ltg: Christoph Poppen; Antje Weithaas; Tabea Zimmermann; Gustav Rivinius; Igor Levit: Mozart & Beethoven 20.5.

Berlin/Radialsystem V

Rundfunkchor Berlin, Ltg: Simon Halsey; Marlis Petersen; Konrad Jarnot; Phillip Moll; Philip Mayers: Human Requiem 20.5.

Hamburg/Laeiszhalle

Grigory Sokolov

22.5. Hannover/Großer Sendesaal Diana Damrau & Xavier de

Maistre: F. Schubert, R. Strauss, E. Chausson, F. Tárrega & F. Godefroid 23.5.

Freiberg/Nikolaikirche

Mittelsächsische Philharmonie, Ltg: Jan Michael Horstmann; Sofia Gülbadamova: Brahms pur 23.5. Gotha/Stadthalle Thüringen Philharmonie Gotha, Ltg: Golo Berg;

und Duetten ein ganzes Spektrum an Liebesqualen ausleuchtet. Bad Lauchstädt, Goethe-Theater, 31. März (Orlowsky und Vogler Quartett) / 13. April „Sieg der Schönheit“, www.goethe-theater-bad-lauchstaedt.de

Chöre zu Pfingsten Seit 1989 trifft sich in Marktoberdorf alle zwei Jahre über die Pfingsttage die internationale Chorszene zu einem der weltweit renommiertesten Wettbewerbe für Kammerchöre. In diesem Jahr findet der Internationale Kammerchor-Wettbewerb zum 13. Mal statt. Der Chorwettbewerb ist nicht nur für die teilnehmenden Sänger ein Erlebnis, denn neben dem musikalischen Wettstreit werden zahlreiche hochkarätige Konzerte in und um Marktoberdorf herum das Programm bereichern. Internationalen Charakter erhält die Veranstaltung durch Teilnehmer aus

Foto: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen

Musikgeschichte erleben!

Der Blick in die Gottdorfer Schlosskapelle.

Festivals

Johannes Gmeinder: R. Schumann, C. M. von Weber & J. Brahms 24.5.

Frankfurt/Alte Oper

hr-Sinfonieorchester, Tschechischer Philharmonischer Chor Brno & Limburger Domsingknaben, Ltg: Paavo Järvi: G. Mahler 25.5.

Hamburg/Laeiszhalle

Philharmonia Orchestra, Ltg: EsaPekka Salonen: E. Varèse & I. Strawinsky Saarbrücken/Congresshalle WDR Sinfonieorchester Köln,

26.5.

Ltg: Marek Janowski; Petra Lang: Hommage an Richard Wagner zum 200. Geburtstag 28.5.

Ulm/CCU

Das Philharmonische Orchester der Stadt Ulm, Ltg: Francesco Angelico a.G.; Tamás Füzesi: C. Debussy & A. Berg 30.5.

Berlin/Elisabethkirche

Mitglieder des RIAS Kammerchors, Sheridan Ensemble: La Passion de Jeanne d‘Arc

16.3. - 20.4.

Heidelberger Frühling

Stuttgart Bachwoche 20. - 23.3. Frankfurt a.M. Intern. 17. - 24.3.

Schumann Kammermusikpreis Neuruppin Aequinox 2.4. - 5.5. Wolfsburg MovimentosFestwochen 9. - 20.4. Oldenburg Int. Tanztage 12. - 28.4. Münster Resonanz Festival 13. - 20.4. Hamelner Tanztheatertage 13. - 26.4. Burghausen Literatur-live 20.4. - 7.9. Musikfestspiele Saar 29.3. - 1.4.

21. - 29.4.

München

BallettFestwoche 26.4. - 1.5.

musik

Schleswig Gottorfer Hof-

Schwetzinger SWR Festspiele Wiesbaden Internationale Maifestspiele

26.4. - 8.6.

27.4. - 31.5.

27.4. - 31.5. Bodenseeregion (D, A, CH) Bodenseefestival

der Schweiz, aus Finnland, aus Puerto Rico, den USA, aus Frankreich, den Philippinen und natürlich aus Deutschland. In den letzten 12 Ausgaben des Wettbewerbs nahmen insgesamt 200 Chöre aus über 40 Ländern teil – in Marktoberdorf steht eben nicht der Konkurrenzgedanke im Mittelpunkt, sondern die Begegnung der Sänger, u.a. in gemeinsamen Abendkonzerten. Internationaler Kammerchor-Wettbewerb ­Marktoberdorf, verschiedene Orte, 17. bis 22. Mai www.chorverbaende.de

Barock europaweit Georg Friedrich Händel steht auf dem Programm, wenn das Barock-Orchester der Europäischen Union (kurz: EUBO) in Echternach auftritt. „Handel & Nature“ lautet der Titel des von Lars Ulrik Mortensen zusammengestellten Programms, das im Rahmen des Festival in Luxemburg dargeboten wird. Wie in jedem Jahr ermöglicht es das EUBO, jungen Musikerinnen und Musikern aus der gesamten EU, Konzerterfahrung zu sammeln. Damit soll die

3. - 5.5.

Amerang/Schloss

Operettenfrühling

3. - 12.5. Erlangen Internationales Figurentheater-Festival 3. - 19.5. Musica Bayreuth 4.5. - 19.7. Essen Klavierfestival Ruhr 9. - 11.5. Lübeck Kammermusikfest 9. - 20.5. Göttingen Internationale Händel-Festspiele 11.5. - 2.6. Dresdner Musikfestspiele 17. - 20.5. Salzburg (A) Pfingstfestspiele 17. - 21.5. Baden-Baden Pfingstfestspiele 17. - 22.5. Marktoberdorf Internationaler Kammerchor-Wettbewerb 19. - 20.5. St. Ingbert Jazz-Festival 24. - 26.5. Erfurt Tage Mitteldeutscher Barockmusik 26. 5.- 5.10. Erl/Tirol (A) 400 Jahre Jubiläum der Passionsspiele 31.5. - 8.6. Tiroler Beethoventage (A) 31.5. - 18.6.

Braunschweig

Soli Deo Gloria

Lücke zwischen den Studium und dem professionellen Musikerdasein überbrückt werden. Echternach, Trifolion , 10. Mai www.eubo.eu

Gitarristen von Welt Sie spielten bereits in den großen Konzertsälen der Welt. Die New Yorker Carnegie Hall stand schon genau so auf dem Tourneeplan der Katona Twins wie die Wigmore Hall und die Royal Festival Hall in London, die Kölner wie die Berliner Philharmonie, die Alte Oper in Frankfurt und die Suntory Hall in Tokio. Ob die Zwillingsbrüder Peter und Zoltan Katona tatsächlich „zweifellos eines der besten klassischen Gitarrenduos der Welt“ sind, davon darf man sich im Forum Unterschleißheim überzeugen. Die Bühnenpräsenz des Duos und dessen Crossover populärer Stilrichtungen begeistern. Unterschleißheim, Forum , 5. Mai www. forum-unterschleissheim.de

49


d i e

l e t z t e

s e i t e

Geiger & crescendo Kolumnist DANIEL HOPE

„Brandauer und Ruhe, Das passt nicht zusammen“

crescendo: Wie kommt man darauf, einen Schauspieler wie Klaus-Maria Brandauer beim Lesen von Don-JuanTexten mit der Violine zu begleiten? Hope: Wir haben uns vor über 13 Jahren kennengelernt, als ich ihn damals einlud, Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ gemeinsam aufzuführen. Seither machen wir jedes Jahr mindestens ein Projekt zusammen. Die Idee, dass wir uns auf der Bühne ergänzen – er textlich und dramaturgisch, ich musikalisch – gibt es also schon länger. crescendo: Wie muss man sich das vorstellen: Brandauer liest einen Text von Goethe zu Don Juan und Sie fiedeln dazwischen? Hope: Nun, ich würde es aber etwas anders beschreiben: Text und Musik können sich wunderbar ergänzen, wenn man sie etwas anders präsentiert. Brandauer besitzt ungeheure Energie sowie Leidenschaft und Charisma. Ihn live zu erleben, einen Meter von ihm entfernt, ist elektrisierend. Vor allem fasziniert es mich, was er alles mit seiner Stimme machen kann, wie er Klangfarben hervorzaubert, als wäre sie ein Instrument. 50

Hope, Brandauer 2008.

Und welche Werke passen jetzt zu Don Juans Persönlichkeit? Musik von Bach, Bartók, Schulhoff, Schnittke war zum Beispiel dabei. Ich habe zum Teil auch zu Brandauers Stimme einfach nur improvisiert. Das Konzert war schnell ausverkauft. Lag das an Ihnen oder an Brandauer? Sicherlich an Brandauer, vielleicht aber auch ein wenig an Don Juan! Aber Klaus Maria Brandauer ist bestimmt ruhiger geworden in letzter Zeit. Er geht auch auf die 70 zu ...

Also Brandauer und Ruhe, das geht nicht wirklich zusammen. Im Gegenteil: er ist dieses Jahr mit einem sehr anspruchsvollen Theaterstück, „Das letzte Band“ von Samuel Beckett, auf Tournee. Es ist ein zweistündiger Monolog eines einzelnen Schauspielers, nicht unbedingt die Rolle für jemanden, der es gerne etwas ruhiger angehen möchte. Können wir Sie in diesem Jahr noch einmal zusammen mit Brandauer erleben? Ja. Wir sind Ende des Sommers auf zwei Festivals zu Gast: am 7. September bei den Meraner Musikwochen, wo ich Artist in Residence bin, und am 14. September bei Sebastian Knauers fantastischem Mozart@Augsburg Festival. Am 7. November sind wir noch einmal im Wiener Konzerthaus und nehmen uns dort des Theologen Dietrich Bonhoeffer an. Das wird sehr spannend. Was wird Ihr persönliches Highlight in diesem Jahr? Ach, es gibt viele, aber ich freue mich besonders, dass ich über ein Dutzend Mal das Violinkonzert von Benjamin Britten spielen darf. Er wäre in diesem Jahr 100 geworden, und ich liebe seine Musik! n www.crescendo.de

März / April / Mai 2013

Foto: Monika Lawrenz

Warum unser Kolumnist immer gerne die Texte des österreichischen Schauspielers „vergeigt“.


Semperoper Dresden Edinburgh International Festival Komische Oper Berlin Bei den anderen ist er zu Gast, bei uns ist er zuhause! Generalmusikdirektor

Mihkel KĂźtson Erleben Sie den estnischen Ausnahmedirigenten und die Niederrheinischen Sinfoniker. Kommen Sie zu einem unserer Sinfoniekonzerte!

Karten unter: 02151/805-125 (Krefeld) oder 02166/6151-100 (MĂśnchengladbach) www.theater-kr-mg.de www.niederrheinische-sinfoniker.de


MYTOS & MYSTERIUM

ANNA PROHASKA Enchanted Forest Arcangelo Jonathan Cohen www.anna-prohaska.de

Die beiden Seiten der Barockmusik

JULIA LEZHNEVA Alleluia Il Giardino Armonico Giovanni Antonini www.julia-lezhneva.net

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