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CLASS a k t u e l l 2 0 1 0 / N r. 4

Association of Classical Independents in Germany

FRANK BUNGARTEN Eleganz trifft die Seele Brasiliens Andreas Blau brillant und philharmonisch

Christoph Spering Elias

Godelieve Schrama spielt Soler

Das Oratorium im Barock BuĂ&#x;e mit Genuss

Cyprien Katsaris pianistische Forschung


Neuerscheinungen

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Chopin, Konzert Nr. 2 in f-Moll, op. 21 Die 4 Fassungen P21 038-N | (2 CD)

Viennese Connections Beethoven • Schubert • Hüttenbrenner • Diabelli • Liszt P21 033-N | (2 CD)

Im 19. Jahrhundert war es keineswegs unüblich, dass der Öffentlichkeit Konzerte in vier Fassungen präsentiert wurden, und das sowohl in den Salons als auch in den Konzertsälen. Diese Doppel-CD ist die weltweit erste, auf der alle vier Fassungen des Klavierkonzerts Nr. 2 in f-Moll op. 21 von Chopin zu hören sind: 1) für Klavier und Orchester mit dem Queensland Symphony Orchestra unter Edvard Tchivzel; 2) für Soloklavier, wobei diese Fassung von Chopin selbst stammt; 3) für Klavier und Streichquintett mit dem Quintett der Heidelberger Sinfoniker, eine Bearbeitung des Pianisten David Lively, da sich keine der zeitgenössischen Bearbeitungen von Chopin erhalten hat; 4) für zwei Klaviere, wobei der Part des zweiten Klaviers teilweise von Chopin – Orchesterstimme (tutti) –, teilweise von dessen Freund Jules Fontana (Begleitung im 2. und 3. Satz) sowie von den Autoren der Nationalen Gesamtausgabe der Werke Chopins, Jan Ekier und Paweł Kamin‘ski (Begleitung im 1. Satz) stammt. Um die Klangfarbe zu variieren, wurden für diese Einspielung vier verschiedene Klaviere verwendet: ein Steinway & Sons, ein Bösendorfer, ein Yamaha und zwei Konzertflügel von Steingraeber & Söhne.

Diese Doppel-CD entführt uns in unerforschte Gefilde, indem sie den direkten und indirekten Verbindungen zwischen fünf Komponisten nachspürt, deren gemeinsamer Nenner Wien ist: Beethoven, Schubert, Hüttenbrenner, Diabelli und Liszt. Das originelle Programm enthält Beispiele für Tanz, Variationen, Sonatine, Sonate und Symphonie und umfasst neben selten zu hörenden auch ganz berühmte Werke, wie den zweiten Satz aus der Siebenten Symphonie von Beethoven (in einer Transkription von Liszt), die Urfassung des Themas aus dem Finale der Eroica in Form eines Kontertanzes sowie Beethovens Sonate pathétique, die er 1798, ein Jahr nach der Geburt Schuberts komponierte, den er immer sehr bewunderte. Anselm Hüttenbrenner war sowohl Beethoven als auch Schubert freundschaftlich verbunden, für beide komponierte er anlässlich ihres Todes einen Nachruf. Schubert wiederum bediente sich für seine 13 Variationen eines Themas von Hüttenbrenner aus dem dritten Satz (Thema und vier Variationen) des Streichquartetts Nr. 1 op. 3 dieses wenig bekannten Komponisten. Zu unserer größten Überraschung erkennen wir in diesem Thema Hüttenbrenners unüberhörbar Anklänge an … das Thema des zweiten Satzes aus der Siebenten Symphonie von Beethoven! Hüttenbrenner komponierte auch die bemerkenswerten Walzer über Schuberts berühmten Erlkönig – ein Lied, das hier ebenfalls in einer Transkription von Liszt zu hören ist – und die wunderbaren Variationen op. 2, die ebenfalls an Schubert erinnern! Es war übrigens Hüttenbrenner, dem Schubert die Originalpartitur seiner Unvollendeten anvertraute. Das Programm dieser CD enthält eine Transkription für Soloklavier (zu zwei Händen) von Carl Reinecke.

Auch erhältlich Cyprien Katsaris Archives Vol. 16 • Schumann II LIVE RECORDINGS Concerto • Albumblätter Clara Wieck Variations P21 036-A

Cyprien Katsaris

www.cyprienkatsaris.net

CODAEX Deutschland GmbH Landsberger Str. 492 81241 München

presse@codaex.com http://blog.codaex.de


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CLASS a k t u e l l iat ion of soc Cl As

CLASS aktuell 4 / 2010 Inhalt Über Musikinstrumente kursieren eine Menge Irrtümer. Zum Beispiel über das Saxophon. Von vielen Menschen wird das Saxophon für ein Blechblasinstrument gehalten. Manche bringen seinen Namen mit Sachsen (Saxonia) in Verbindung. Und fast alle glauben, das Saxophon sei ein Jazz-Instrument und für den Jazz erfunden.

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Frank Bungarten begeistert mit Villa Lobos

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Godelieve Schrama auf den Spuren des spanischen Rokoko

Das Potpourriophon

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Alles falsch! Das Saxophon ist kein Blechblasinstrument, sondern ein Holzblas- oder Rohrblattinstrument (wie die Klarinette); es ist nur deshalb aus Blech, weil sein weiter Hohlkörper aus Holz extrem schwer zu formen wäre. (Auch Klarinetten gibt es aus Metall.) Der Name des Saxophons hat auch nichts mit Sachsen zu tun, sondern geht auf seinen Erfinder zurück, einen Herrn Sax; der war Belgier und hat praktisch alle Blasinstrumente seiner Zeit erheblich verbessert. Und das Saxophon wurde definitiv nicht für den Jazz erfunden, sondern schon viele Jahrzehnte vor dem Aufkommen des Jazz eingeführt; in den frühesten Jazzbands kam es übrigens nicht vor.

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Andreas Blau Flötenzauber zur blauen Stunde

Wenn das Saxophon also gar nicht das erotisch flüsternde, expressiv heulende, lautstark kreischende Jazz-Instrument ist, als das wir es kennen, was ist es dann? Sie werden lachen: eine Blasgeige! Herr Sax entwickelte sein Saxophon für die Freiluftmusik als Streicher-Ersatz. Und kein Geringerer als der Komponist Héctor Berlioz hat ihm den Erfolg bestätigt: Das Saxophon sei mit dem Klang der Streichinstrumente verwandt, dem Violoncello vergleichbar, schrieb Berlioz. Es klinge träumerisch und melancholisch, adlig und religiös, besitze eine priesterliche, majestätische Ruhe an der Grenze zur Stille – „zart wie der Hauch eines Echos, wie das unbestimmte, klagende Heulen des Windes in den Zweigen, wie die mysteriösen Schwingungen einer Glocke, lange nachdem sie geschlagen hat...“ Moment mal: Die sprichwörtliche Jazztröte Saxophon – ein Instrument von religiöser Majestät? Tatsächlich waren die Ersten, die fürs Saxophon komponierten, romantische Showgeiger, die sich mit Opern-Potpourris auskannten. Das erste Saxophonquartett – die bläserische Analogform zum Streichquartett – gipfelte dann auch in Hommagen an Meyerbeer und Rossini, die Operngötter der Zeit. Speziell Rossini liebte dieses verträumte Belcanto-Blasding, dieses seraphische Potpourriophon – und Kollegen wie Massenet und Bizet schrieben daraufhin das Saxophon in ihre Opernpartituren. Man mag diese Enthüllung erschütternd finden, aber sie ist die wahre Wahrheit: Das expressive Horn eines Charlie Parker und John Coltrane war einmal eine feierlich-dezente, leicht betuliche Opernblasfiedel.

Jens Piezunka – Martin Flindt – Dirk Piezunka spielen feinfühlige Jazzimprovisationen

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Christoph Spering präsentiert einen packenden Elias

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Doris Hochscheid und Frans van Ruth Edition niederländischer Cellosonaten

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Roberto Loreggian – Francesco Tasini – Sergio Vartolo zeigen einen authentischen Girolamo Frescobaldi

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Stefan Johannes Bleicher und das Musikkollegium Winterthur Rheinberger Orgelkonzerte

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Holger Falk und Alessandro Zuppardo Lieder von Francis Poulenc nach Gedichten von Guillaume Apollinaire

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Nur für gute Freunde Musikalische Verschenkideen empfohlen von CLASS

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Das Oratorium im Barock oder Buße mit Genuss

Es kursieren wirklich viele Irrtümer über Musikinstrumente. Zum Beispiel auch über... Aber das finden Sie jetzt besser selbst heraus. Mit der Lektüre dieses Hefts sind Sie dafür schon mal auf dem richtigen Weg. Viel Spaß beim Lesen!

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CLASS-Blickpunkte Neuheiten vorgestellt von CLASS aktuell

Ihr Hans-Jürgen Schaal Auflage: 138.500 Titelfoto: © Michael Neugebauer Grafik: Ottilie Gaigl CLASS Association of Classical Independents in Germany e.V. Bachstraße 35, 32756 Detmold, Telefon 05231-938922 www.class-germany.de · class@class-germany.de Alle Tonträger dieser Ausgabe finden Sie auch unter www.bielekat.de und www.klassikrecherche.de

AUSGABE 2010/4

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Heitor Villa-Lobos: Sämtliche Werke für Gitarre MDG 905 1629-6 (Hybrid-SACD)

ELEGANZ TRIFFT DIE SEELE BRASILIENS

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Norbert Ely: Herr Bungarten, Sie veröffentlichen in diesen Tagen eine CD mit dem Gesamtwerk für Gitarre von Heitor Villa-Lobos. Und da lernt man in der „Suite populaire brésilienne“ einen Gitarristen kennen, der sich offenbar mit Volksmusik anfreunden kann; in den „5 Préludes“ wiederum begegnet einem ein Musiker, der seinen Bach kennt. Wie vereinen Sie das auf einem Instrument?

Frank Bungarten spielt Villa-Lobos

Aktuelle Konzerte: 02. 11. 2010 Marmorsaal im Weissenburgpark, Stuttgart 20. 11. 2010 Heinrich Schütz Residenz, Dresden 08. - 12. 12. 2010 Calcutta Internat. Guitar Festival, Indien 27. 01. 2011 Brasilianische Botschaft, Berlin

Foto: © Michael Neugebauer

rank Bungarten gehört seit über zwanzig Jahren zur Weltspitze seines Fachs. Musikalisch sieht er sich „irgendwo zwischen Claudio Arrau und John Coltrane“. Er gehört zu den stillen, aber unangepassten Musikergrößen, die keinen Wert auf Ruhm und Schlagzeilen legen. Seine Einspielungen überraschen durch originelle Konzeption und setzen stets interpretatorische Maßstäbe. Die Musikszene betrat er 1981, als er den ersten Preis des damals höchstdotierten Gitarrenwettbewerbs in Granada aus der Hand des legendären Andrés Segovia erhielt. Seitdem spielte er auf den wichtigsten Festivals und Bühnen des deutschsprachigen Raumes und in über 40 weiteren Ländern der Welt. Er unterrichtet als Professor in Hannover; eine zweite Professur in Luzern gab er zuletzt zugunsten seiner künstlerischen Aktivitäten auf. Frank Bungarten wurde 2005 mit dem ECHO Klassik als „Instrumentalist des Jahres“ ausgezeichnet. Mit Norbert Ely führte er ein langes und intensives Gespräch anlässlich seiner neuen Aufnahme. Ein Auszug:

20. 02. 2011 Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover 22. 02. 2011 Brotfabrik, Frankfurt www.frankbungarten.de

Frank Bungarten: Das Instrument, das mich als Kind zuallererst berührt und den Grundstein für meine eigene Ästhetik gelegt hat, war die Kirchenorgel. Ich habe später festgestellt, dass ich unbewusst dazu neigte, aus der Gitarre eine Orgel machen zu wollen. Das hat auch dazu geführt, dass ich mich so früh mit Bach beschäftigt und dann einen Weg gefunden habe, die Sonaten und Partiten von Bach auf der Gitarre auf eine Weise zum Klingen zu bringen, wie es das zuvor nicht gab. Ich fand, glaube ich, die Gitarre nicht des Gitarrentons wegen reiz-

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AUSGABE 2010/4

voll, sondern ich wollte ihr noch einen anderen Ton, einen anderen Klang abgewinnen. NE: In der „Suite populaire brésilienne“ von VillaLobos finden sich wiederum Klänge, die eher an einen „violão“ aus dem „sertão“ erinnern, also an die typische Gitarre aus den Trockenregionen des brasilianischen Nordostens.... FB: Genau. Und in der 11. Etüde gibt es eine Stelle, die wirklich total davon beeinflusst ist. Die das ganz direkt zitiert. Und es ist beeindruckend, wie Villa-Lobos es vermocht hat, die Klänge dieser authentischen Volksinstrumente auf ein Kunstinstrument, auf die sechssaitige Konzertgitarre, zu übertragen. NE: Fast alle Sätze der „Suite“ tragen den Untertitel „chôro“. Als letztes Stück auf der CD findet sich wiederum der bekannte „Chôro Nr.1“.


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Zuletzt veröffentlichte Einspielungen: „Chôro“ bedeutet eigentlich „Klage“ oder „Weinen“. Da ist der Erzähler gefordert. Welche Geschichte erzählen Sie in der Suite? FB: Eine Geschichte, die ganz weit zurück geht in die Geschichte Brasiliens. Also eines Landes, dessen Süden von weißen Einwanderern geprägt ist, die wiederum ihre eigene Musik mitgebracht hatten, die aber auch alle möglichen Einflüsse assimiliert haben, auch Einflüsse der ursprünglichen Bevölkerung. Und umgekehrt hat die Urbevölkerung Dinge aufgenommen, die von außen kamen, von den Einwanderern. Da geht es also um eine der ersten Synthesen aus schwarzafrikanischer, indianischer und europäischer Musik. Das entwickelt sich etwa gleichzeitig mit dem Blues in Nordamerika. Ein typisch brasilianisches Gefühl ist allerdings die „saudade“: Einerseits Lebenslust und „laissez-faire“ und anderseits Sehnsucht nach etwas, was nicht kommen will. NE: : In den „5 Préludes“ setzt sich Villa-Lobos mit Johann Sebastian Bach auseinander. Das stellt den Gitarristen vor die besondere Herausforderung durch die Polyphonie. FB: Das ist eines meiner Lieblingsthemen. Und ist es immer gewesen. Polyphonie auf der Gitarre! Die Gitarre wird viel zu wenig als polyphones Instrument gespielt und behandelt! Bei etwa 99 Prozent dessen, was wir auf der Gitarre gespielt hören – egal ob Kunstmusik oder Popmusik – wird die Gitarre als ein Instrument behandelt, auf dem man Akkorde „schrummen“ kann. Man kann also Akkorde schlagen – vielleicht auch arpeggieren – und man kann einzelne Linien spielen. Die Altmeister wie Segovia haben im Grunde so gespielt. Die haben immer die schöne Melodie gesucht oder den fetten Akkord. Es gibt noch keine große Tradition, die polyphonen Aspekte des Instruments herauszuarbeiten. Und da ist es in der Tat so, dass Villa-Lobos ein Meister in der polyphonen Stimmführung auf diesem Instrument war. NE: Sie haben Ihre eigenen Fingersätze? FB: Ich habe meine eigene Technik entwickelt, Gitarre zu spielen. Was dagegen die Fingersätze angeht, so finde ich: wenn der Komponist selbst Gitarre gespielt hat – und Villa-Lobos war auch ein genialer Gitarrist – dann ist sein Fingersatz die Musik. NE: Für welche Fassung der 12 Etüden haben Sie sich entschieden? FB: Ich habe mich hundertprozentig für das Manuskript entschieden, also die Handschrift

von Villa-Lobos, die 1928 in Paris entstanden ist. Es ist eine wunderbar ausgearbeitete Handschrift. Ich habe mir VillaLobos früher eher als verschlamptes Genie gedacht und konnte mir nie vorstellen, MDG 305 1246-2 dass er wirklich so akademisch genau notiert. In dieser Fassung sind alle Dynamik-Angaben, die Akzente genau vorgegeben. Die unterschiedliche Dynamik in den verschiedenen Stimmen – wo wir schon von Polyphonie gesprochen haben – und die Temposchwankungen sind genauestens angezeigt. Und eben seine eigenen Fingersätze. Es ist so ausgearbeitet, dass es nicht den geringsten Zweifel daran geben kann, dass das alles dezidierte kompositorische und musikalische Absicht ist. Später gab es dann ein Druck-Manuskript, das davon abwich. Und mit dieser gedruckten Ausgabe bin ich aufgewachsen. Ich habe als Elfjähriger damit angefangen und diese Fassung vierzig Jahre lang gespielt. Für die nun vorliegende CD musste ich also von vorn beginnen. Und ich finde: es hat sich gelohnt. NE: So wie Sie die Etüden spielen, sind das nicht nur Übungen der technischen Fertigkeiten, sondern es sind Studien zum Klang der Gitarre. Eigentlich schon Studien zum Kosmos der Gitarre. FB: Man dringt wirklich, wenn man diese Werke erarbeitet, in diesen Kosmos ein. Und man entdeckt Möglichkeiten, die nie zuvor in dieser Form aufgedeckt worden sind. Ich sagte ja vorhin schon, dass ich mich ein bisschen wie ein Gitarrist wider Willen fühle. Die Musik, die ich gehört und an der ich mich orientiert habe, das war überwiegend Klaviermusik, Orgelmusik, Kammermusik, Orchestermusik. Und das hat eigentlich meine Klangvorstellung beeinflusst. Bei Villa-Lobos trifft das alles zusammen, denn er hat eine unvorstellbare Menge an Orchestermusik komponiert, hingegen wahnsinnig wenig Gitarrenmusik geschrieben. Und was er im Ohr hatte – dieser „Kosmos“, von dem Sie sprechen – das war Musik von einer ganz anderen Dimension. Und das merkt man: dass er von dieser Vorstellung ausgeht und dass er so die Stücke von innen heraus erarbeitet. Und das kommt mir sehr entgegen. Dieser expressive Gestus, das AUSGABE 2010/4

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MDG 905 1540-6 (Hybrid-SACD)

Exzessive in den Etüden – das ist wunderbar und einzigartig. NE: Am Schluss der CD steht der „Chôro Nr.1“. Da gibt es Momente, etwa Tempoveränderungen, wie man sie eigentlich aus der CaféhausMusik kennt... FB: Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, wie ich diese CD aufbaue und in welcher Reihenfolge die Stücke gespielt werden. Im Prinzip ist die CD chronologisch aufgebaut. Das beginnt mit den frühesten Stücken, mit der „Suite populaire brésilienne“. Dann kommen die „12 Études“ – das ist die reife Phase von Villa-Lobos. Die „5 Préludes“ gehören der Spätphase an, wo er noch einmal zurückblickt und zu allem noch einmal seine spezifische Sprache findet. Den „Chôro Nr.1“ spiele ich als Zugabe. Das ist das einzige Stück, das nicht in der historisch richtigen Reihenfolge kommt, sondern wie eine Zugabe im Konzert. Und die Interpretation ist angelehnt an die chôro-Technik in Brasilien, wo man auf der Straße gespielt hat und in den Salons, und das mit einer Kraft, einer Freiheit und einer Fähigkeit zum Improvisieren, wie dies alles in der klassischen Musik eigentlich gar nicht mehr vorkommt. Und das muss eben auch zu hören sein. NE: In Lateinamerika kennt man zwei unterschiedliche Definitionen der Gitarre. Die einen sagen, die Gitarre sei wie eine Frau – sie sieht ja auch ein wenig so aus. Die anderen meinen: Die Gitarre – das bist du selbst; sie ist deine Seele! Auf welche Seite würden Sie sich schlagen? FB: Also das war in der Tat eines der schönsten Komplimente, die ich je bekommen habe. Das war in Chile, als ich zum ersten Mal in Südamerika spielte, Anfang der 80er Jahre. Da meinte eine Zuhörerin: „Sie behandeln Ihre Gitarre wie eine Geliebte!“ Und da habe ich gedacht: Okay! Damit kann ich was anfangen!


Aktuelle Konzerte: Godelieve Schrama 29. 11. 2010

Orchesterzentrum Dortmund

23. 01. 2011

Tiel, Agnietenhof

10. 02. 2011

Concertgebouw Amsterdam

16. 02. 2011

Heemstede, het Oude Slot

20. 02. 2011

Leeuwarden, de Harmonie

22. 03. 2011

Dortmund, Konzerthaus

23. 03. 2011

Dortmund, Konzerthaus

www.godelieveschrama.nl

Padre Antonio Soler (1729-1783) Ausgewählte Sonaten arrangiert für Harfe Godelieve Schrama, Harfe

Pralle Lebensfreude

MDG 903 1627-6 (Hybrid-SACD)

Godelieve Schrama entdeckt Padre Soler für die Harfe

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n seiner Klosterzelle unweit von Madrid ging das Licht nicht aus. Pater Antonio Soler komponierte Tag und Nacht – fast 500 Werke innerhalb von drei Jahrzehnten. Dabei entstanden bei weitem keine der Welt entrückten Partituren, sondern hier begegnet uns die schiere und pralle Lebensfreude des spanischen Rokoko. Godelieve Schrama hat die berühmten Cembalo-Sonaten für ihr Instrument – die Harfe – gesichtet und erstmals auf Super Audio CD eingespielt. Antonio war Sohn eines Militärmusikers und erhielt den ersten Musikunterricht im Alter

von sieben Jahren im Benediktinerkloster Monserrat bei Barcelona. Kein Wunder, dass er sich vor allem vom Orgelspiel inspirieren ließ. Sein eigener Weg ins Kloster entschied sich 1753: Damals erkundigte sich der Bischof bei ihm nach einem geeigneten Organisten für El Escorial, die mächtige Kloster- und Schlossanlage in der Nähe von Madrid. Voller Selbstbewusstsein schlug er sich selbst vor, trat dem Orden bei und fand als Organist und Kapellmeister ein ideales Umfeld für seine Vorstellungen von Musik. Die Kompositionen sind geprägt durch die katalanische Volks- und Tanzmusik. Sie gibt seinen

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Werken die typisch iberische Klangfarbe und den charakteristischen Rhythmus. Hin und wieder sind Anklänge an die maurische Kultur Nordafrikas zu erkennen. Dann wieder meint man ein Werk von Domenico Scarlatti zu hören. Kein Wunder, dem italienischen Komponisten begegnete Antonio Soler natürlich auch im Escorial. Godelieve Schrama zaubert auf ihrem Instrument entzückende Klangkaskaden in den Aufnahmesaal. Es ist faszinierend, wie gut die ursprünglichen Cembalowerke mit der Wiedergabeart der Harfe harmonieren. Das alles eingefangen in feinster Mehrkanaltechnik, lässt sich diese Einspielung auch zum audiophilen Genuss wärmstens empfehlen. Lisa Eranos


CLASS a k t u e l l

Blue Hour – Blaue Stunde Werke von Nino Rota Zequinha de Abreu Joaquin Rodrigo Rimsky-Korsakow u.v.a. Brilliant and Sentimental Moments Andreas Blau, Flöte Hendrik Heilmann, Klavier

Flötenzauber

MDG 308 1659-2

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it unglaublichen 20 Jahren wurde Andreas Blau schon Soloflötist der Berliner Philharmoniker. Er musizierte unzählige Aufnahmen und Konzerte mit Herbert von Karajan, Claudio Abbado, Simon Rattle... Immer wieder suchte er aber auch nach den Grenzen seines Instruments – sei es seriös als Mitglied der „Berliner Philharmonischen Solisten“, sei es eher launig als Gründer der „14 Berliner Flötisten“, die bei ihren spektakulären Auftritten gewöhnlich das gesamte hauptstädtische sinfonische Leben stillstehen lassen.

„Blue Hour“ ist nicht nur ein gelungenes Wortspiel, das den Interpretennamen mit der im Jazz so populär gewordenen „Blue Note“ verbindet. Mit leichter Hand servieren der Flötist und sein ebenso fingerfertiger Flügelmann Hendrik Heilmann mit raffiniert arrangierten Sätzen an die zwei Dutzend Ohrwürmer von „Greensleeves“ bis „Der Pate“. Es sind weniger die einzelnen Zutaten wie Tangos, Folk-Songs, Gassenhauer und Filmhits und auch nicht der abwechslungsreiche Klang

der Großen Flöte, der Piccoloflöte und der erhabenen Altflöte, was unmittelbar unter die Haut geht. Es ist der besondere magische Moment, der die „Blue Hour“, den Wechsel des Tageslichts zur Nachtschwärze ausmacht, der hier gefühlt wird. Klangvoll, quirlig, spaßig, melancholisch und in jedem Fall genüsslich sind die Stimmungsbilder, die Blau uns in feinster Klangqualität und luftiger Akustik präsentiert. Achtung: Es besteht Suchtgefahr! Thomas Trappmann

Luftbrücke

Dancing Flutes Bizet: L’Arlesienne Ravel: Ma mere l’oye Saint-Saëns: Danse macabre u.v.a. Die 14 Berliner Flötisten MDG 308 1114-2

Die 14 Berliner Flötisten ersetzen ein ganzes Sinfonieorchester! Die Aufnahmen der brillanten Hauptstadtmusiker um Andreas Blau spannen einen weiten Bogen von barocken Arrangements bis hin zu zeitgenössischen Originalwerken – ein kulinarischer Flötenschmaus, audiophil auf SACD gebrannt, zum Hören, Schmunzeln und Genießen. Da trifft die Königin von Saba unvermutet den Pink Panther. Die Tragik von Verdis Traviata kontrapunktiert mit Mozarts Figaro und Bachs c-Moll-Konzert findet im Tombeau de Couperin seinen Sommernachtstraum… Man lauscht gespannt auf jede neue Nuance und ist immer aufs Neue überrascht über das klangliche Volumen, das diese Schar von exzellenten Solisten zu erzeugen imstande ist.

Flute Waves – Flötenwellen Mozart: Ouvertüre „Figaros Hochzeit“ Verdi: Ouvertüre „La Traviata“ Händel: Einzug der Königin von Saba u.v.a Die 14 Berliner Flötisten

Eine Bierlaune war es, die die Solisten der Berliner Philharmoniker, der Deutschen Staatsoper, der Deutschen Oper, des Deutschen Sinfonieorchesters und des Rundfunk-Sinfonieorchesters 1996 zusammenführte. Inzwischen ist daraus ein florierendes Kammermusikensemble geworden, das internationale Festivals im Sturm eroberte.

MDG 308 1393-2 (CD) MDG 908 1393-6 (Hybrid-SACD)

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Fotos: © Christian Lietzmann

Gefühlvoll, brillant und philharmonisch


Jens Piezunka, Martin Flindt und Dirk Piezunka

Jazz’N’Spirit Feinfühlige Jazzimprovisationen – geistvoller Gehalt

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in leiser, lang ausgehaltener Basston, eine besinnliche Sopransaxophon-Kantilene als Überschrift. Nun setzen einzeln getupfte Gitarrenklänge mit Pizzicato-Bass den Groove für eine Klangfolge, die sich in den Weiten des Konzertsaales der ehrwürdigen Abtei Marienmünster schwerelos ausbreitet und sich vielfältig reflektierend schier unendlich fortsetzt:

Continuum heißt dann auch das Programm, mit dem Jazz’N’Spirit bei Audiomax/Berthold Records debütiert… Die drei Musiker Dirk Piezunka (Saxophon), Martin Flindt (Gitarre) und Jens Piezunka (Kontrabass) sind in der norddeutschen Jazzszene längst keine Unbekannten mehr. Es ist allerdings nicht die verrauchte Szene in den Jazzkel-

Jazz’N’Spirit: Continuum Dirk Piezunka, Saxophon; Martin Flindt, Gitarre Jens Piezunka, Kontrabass Audiomax 912 1662-6 (Hybrid-SACD)

Zu einem besonderen Joint Venture haben sich die Produzenten von Berthold Records und Audiomax zusammengeschlossen: Die von Nicholas Bild (Jazz) und Anton Berthold (Klassik) produzierten Künstler werden in 2+2+2-Klangqualität von MDG aufgenommen und stehen als Studio Master Download zur Verfügung. Gleichzeitig werden die Aufnahmen über das MDG-Label Audiomax (Codaex) als SACD vertrieben. Neben „Jazz’N’Spirit“ ist bereits eine Tschaikowsky-Produktion mit dem do.gma chamber orchestra erschienen. www.berthold-records.de | www.mdg.de Audiomax 912 1654-6 (Hybrid-SACD)

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lern, die sie hier dokumentieren: Sie haben sich als Basis ihrer sensiblen Improvisationen im reichen Angebot der alten Psalmen, der Kirchenchoräle und der weltlichen Musik der Renaissance umgehört. Da wird Schütz, Praetorius und Dowland ebenso als Vorlage genutzt, wie die Lieder von Martin Luther und Paul Gerhard. Somit gibt es für den Hörer auf der einen Seite ein Höchstmaß an Wiedererkennungswert, auf der anderen Seite werden wir nahtlos in die moderne Form der Improvisation entführt. Und wenn dann die erste Strophe der Pavane von 1589 „Belle, qui tiens ma vie captive dans tes yeux“ in völlig unbegleitetem Gesang solistisch vorgetragen wird, ergibt sich plötzlich eine völlig neue Klangdimension in diesem so minimalistisch auftrumpfenden Ensemble, die mit ihren Instrumenten wie nebenbei auch feinste Rhythmusstrukturen modellieren. Und noch eine Überraschung bietet dieses Album: Hier wird nicht mit megawattierten Lautstärken operiert, vielmehr erklingen die Instrumente völlig natürlich im Normalzustand ihrer eigenen akustischen Identität. Und so sind es vor allem die eher leisen Töne, aus denen sich unmerklich Klangstrukturen offenbaren, die im allgemein üblichen Lautsprechersound zu leicht eingeebnet werden, aber hier in ihrer dynamischen Entwicklung unmittelbar unter die Haut gehen. Das ist sicher auch der feinfühligen Aufnahmetechnik von Dabringhaus und Grimm zu verdanken, die mit ihrem besonderen Klangkonzept hier eine Produktion im Jazz-Bereich aufgenommen haben. Dabei gehen den empfindsamen Mikrofonen auch nicht die kleinsten Klangvarianten verloren. Und wer Gelegenheit hat, diese Super Audio CD auf einer Mehrkanalanlage zu erleben, der wird ihrem unmittelbaren Sog innerhalb kürzester Zeit erst recht völlig erliegen. Was für mich bleibt, ist eine dringende Bitte an die Produzenten: Mehr… Lisa Eranos


CLASS a k t u e l l

Standing Ovation Christoph Spering mit packendem Live-Elias

D www.musikforum2web.de

as „Elias“- Oratorium gehört zu den bekanntesten Werken des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Wenig bekannt dürften hingegen die vielen genauen Angaben des Komponisten in der Partitur zum Beispiel über Temporelationen sein, die in der Aufführungsgeschichte längst eingeebnet wurden. Und tatsächlich ist der „Elias“ selten so werkgetreu zu hören wie unter der Leitung von Christoph Spering, der diese „geistliche Oper“ mit seinem Neuen Orchester und dem Chorus Musicus Köln in der Essener

Philharmonie mit viel Sinn für des Komponisten „Ideal von Dramatik“ aufgeführt hat. Es dauerte Jahre, bis Mendelssohn den „Elias“ vollendet hatte. Am 26. August 1846 war umjubelte Uraufführung in Birmingham. Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg des Werkes: Die Librettisten haben sich von strenger theologischer Lehre getrennt und erzählen die Handlung in einzelnen Szenen, die auf dem alttestamentarischen Elias-Bericht beruhen. Tatsächlich entstand ein Oratorium in Opern-Form und einer Menge dramaturgischer Elemente, die das Publikum entzückten und natürlich eine Aufführung im Konzertsaal zuließen. Ganz im Sinne des Komponisten hat Christoph Spering für diese Aufführung einen mit 80 Sängern groß besetzten Chor und ein üppig besetztes Orchester gewählt. Das Neue Orchester spielt auf alten Instrumenten und hat sich in den zwei Jahrzehnten seit seiner Gründung als hervorragender Interpret für die Musik der Romantik einen Namen gemacht. Der Chorus Musicus Köln wur-

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Elias op. 70 Claudia Barainsky, Sopran; Franziska Gottwald, Alt Rainer Trost, Tenor; Thomas E. Bauer, Bass Chorus Musicus Köln Das Neue Orchester / Christoph Spering, Leitung MDG 602 1656-2 ( 2 CDs)

de wie das Orchester von Christoph Spering gegründet. Als Hauptsolisten wirken bei dieser Aufführung Claudia Barainsky (Sopran), Franziska Gottwald (Alt), Rainer Trost (Tenor) und Thomas E. Bauer (Bass) mit. Dass weitere Solopartien „mal eben“ aus dem Chor besetzt werden konnten, unterstreicht dessen klangliches Potential. Wer jedenfalls am 28. November 2009 in der Essener Philharmonie dieses zupackende Konzert (samt Standing Ovation) verpasst hat, hat nun Gelegenheit dank der mit üppigen Kommentaren und vollständigem Libretto versehenen Doppel-CD sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Fazit: Zügige Tempi, kantige ausdrucksstarke Klänge und interpretatorische Frische kennzeichnen eine weitere Entdeckung für das LiveLabel von MDG. Übrigens: Standing Ovation! Völlig verdient. Thomas Trappmann

von links: Christoph Spering, Claudia Barainsky (Sopran), Thomas E. Bauer (Bass), Franziska Gottwald (Alt), Rainer Trost (Tenor)

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Trouvaillensammlung Foto: © Archief Nederlands Muziek Instituut, Den Haag

Niederländische Cellosonaten Vol. 3

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Doris Hochscheid und Frans van Ruth www.cellosonate.nl

Matthijs Vermeulen (1888 – 1967)

Jan Ingenhoven (1876 – 1951)

Es war der Tod von Claude Debussy im Jahr 1918, der den 30-jährigen Matthijs Vermeulen zu seiner ersten Cellosonate inspirierte. Vermeulen hatte eine Ausbildung in Amsterdam absolviert und sich eher dem großen sinfonischen Repertoire zugewandt, bevor sein Interesse an der kammermusikalischen Form wuchs. Es muss eine glückliche Zeit gewesen sein. Eine intensive Liebe und das herbeigesehnte Ende des Ersten Weltkriegs regten ihn zu einem vollendeten Werk innerhalb weniger Monate an. Seine Hoffnung, in Frankreich ein für ihn positiveres musikalisches Klima anzutreffen, sollte sich erfüllen. Durch zahlreiche erfolgreiche Aufführungen seiner Werke und Niederländische Cellosonaten Volume 3 Matthijs Vermeulen: Sonaten Nr. 1 + 2 Jan Ingenhoven: Sonaten Nr. 1 + 2 Doris Hochscheid, Violoncello; Frans v. Ruth, Klavier Audiomax 903 1655-6 (Hybrid-SACD)

Volume 2 Julius Röntgen: Cellosonaten op. 41 u. 56, Cinq Morceaux Daniel van Goens: Scherzo op. 12, 2; Invocation op. 36; Menuett op. 39, 2 Audiomax 903 1574-6 (Hybrid-SACD)

Volume 1 Willem Pijper: Sonate Nr. 1 (1919) u. Nr. 2 (1924) Luctor Ponse: Sonate Nr. 1 (1943) Rudolf Escher: Sonate Concertante (1943, rev. 1955) Audiomax 903 1534- 6 (Hybrid-SACD)

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AUSGABE 2010/4

Foto: © Archief Matthijs Vermeulen Stichting

ie Audiomax-Dokumentation niederländischer Cellosonaten entwickelt sich immer mehr zu einer wichtigen Trouvaillensammlung. Vol. 3 präsentiert vier Werke von Jan Ingenhoven (1876 - 1951) und Matthijs Vermeulen (1888 - 1967), zwei Komponisten, die interessanterweise unabhängig voneinander Anfang des 20. Jahrhunderts gegen das tradierte Musikleben ihrer Heimat aufbegehrten und in Frankreich nach neuen Ausdrucksformen für niederländische Musik suchten. Jan Ingenhoven begann eine vielversprechende Karriere als Dirigent des Münchner Orchestervereins und des Philharmonischen Orchesters. Seine erste Komposition schrieb er als Autodidakt. Er nahm aber in seiner Münchner Zeit auch bei Felix Mottl Kompositionsunterricht. Wohl so erfolgreich, dass er sich fortan nur noch aufs Komponieren besann. Die nötige Ruhe dafür und den Abstand zu seiner Heimat fand er in Saint-Cloud bei Paris. Hier entstanden 1919 und 1922 auch seine Cellosonaten. Mit „tönender Tonalität“ und stark vorwärts treibendem Klangstrom begegnete Ingenhoven mit seinen Kompositionen der „niederländischen Behäbigkeit“ jener Zeit. Kein Wunder, er lernte natürlich die Musik von Claude Debussy kennen und sie blieb nicht ohne Einfluss auf seine Schreibweise.

Lobeshymnen aus berufenem Munde – darunter von Nadia Boulanger – motiviert, komponierte er seine zweite Cellosonate, die im August 1938 vollendet wurde. Bei ihrer Uraufführung im Juni 1943 zeigte sich der Komponist entsetzt: Die Interpreten hatten den Schwierigkeitsgrad des Werkes unterschätzt. Heute wissen wir, dass Vermeulen Ende der dreißiger Jahre eine der schönsten, aber auch schwierigsten Cellosonaten seit Debussy geschrieben hatte. Mit Feuereifer werfen sich die Interpreten auf eine faszinierende Serie von neu zu entdeckendem Repertoire. Dabei besticht Doris Hochscheid mit betörendem Cellospiel, und auch ihr höchst fingerfertiger Begleiter Frans van Ruth scheint hörbar Vergnügen an feinst austariertem kammermusikalischem Zusammenspiel zu finden. Das Ganze in bester Klangqualität auf SACD. Fein! Thomas Trappmann


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Musik vom gefeierten Ungetüm

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er gefeierte Herr Frescobaldi, ein bestimmte musikalische Darstellungsmittel zuUngetüm unter den Organisten, Erfin- geordnet. Diese Zuordnung hat den Charakter der zahlreicher Spieltechniken“ – so eines Naturgesetzes. In der Barockzeit hat der charakterisierte sein Schüler, Don Komponist nicht versucht, seine eigenen GeLuigi Battiferri, einen der bedeutendsten Kom- fühle darzustellen, sondern auf handwerklich ponisten seiner Generation. Frescobaldi war der ausgereifte, überlegte und kunstvolle Weise die wichtigste Organist und Cembalist der italieni- gewünschten Affekte beim Hörer auszulösen. schen Schule. Seine Nachwirkung reicht bis zu Diese Wirkung hängt aber in gleichem Maßen Johann Sebastian Bach, der sich mit seinem Stil vom Interpreten ab. An dieser Stelle hatten die auseinander setzte. Beim berühmten Madrigalisten Luzzasco Luzzaschi in Ferrara hatte er gelernt. Ab 1604 finden wir ihn in Rom als Mitglied der wichtiger Wörter (Schlüsselwörter) geAccademia di Santa Cecilia und schon staltet. vier Jahre später als Organist der juliaAber das Verfahren funktioniert nischen Kapelle an St. Peter. Diese Posinicht nur bei Vokalmusik, wo es darum tion behielt er bis zu seinem Tod inne. geht, einen gegebenen Text musikalisch Hier muss Frescobaldi wahre Triumphe zu deuten. Wer diese Lehre kennt, der gefeiert haben, bei jedem seiner Konkann natürlich auch in rein instrumenzerte sollen tausende Hörer zusammen tal gedachter Musik Affekte erkennen gekommen sein! In Rom verkehrte er und „lesen“, so dass Musik im Barock weiterhin in gesellschaftlich hohen immer weit mehr ist als nur der NotenKreisen; einige seiner Werke sind der Fatext und das klangliche Ereignis – sie milie Barberini gewidmet, aus welcher erzählt eine Geschichte. der damalige Papst stammte. Nur geUnd darin war Frescobaldi einer legentlich wurde sein Leben in Rom der ganz großen Meister. Wie auch in unterbrochen durch Reisen nach Flander Verwendung kontrapunktischer dern (1607), nach Mantua (1615) und Künste – in mancher Hinsicht wirkt er einen etwas längeren Aufenthalt als Hofwie ein Scharnier, wie so viele KomGirolamo Frescobaldi (1583 -1643) organist in Florenz (1628 -34). Zu seinen ponisten seiner Generation; einerseits Sämtliche veröffentlichten Werke für Tasteninstrumente zahlreichen und bedeutenden Schülern sind sie noch der polyphonen Musik Roberto Loreggian, Francesco Tasini, Sergio Vartolo zählte auch Johann Jacob Froberger – der Frührenaissance verhaftet, andererTC 580600 / Tactus viele deutsche Organisten pilgerten seits weisen sie mit ihrem „frechen“ nach Rom, um bei ihm zu lernen. und freien Einsatz kühner Harmonik In seinen Toccaten, Kanzonen, Ricercari und Komponisten des Barock den Vorteil, dass schon weit voraus. Variationen entstanden Vorformen der Suite, die sie sehr oft ihre eigenen Interpreten waren. Mit berechtigtem Stolz legt das italienische sein Schüler Froberger später in modifizierte Aber wie wurden diese Affekte praktisch hervor- Label Tactus, seit jeher einer Pflege der italieneue Formen bringen sollte. Frescobaldi ist gerufen? Es gab damals regelrechte Kataloge, nischen Komponisten nicht nur, aber vor allem schnell in ganz Europa besonders für seine die man im Kompositionsunterricht erlernte. des Barock verpflichtet, nun die erste vollKompositionen für Tasteninstrumente wie die Das war die sogenannte Figurenlehre. In ihr ständige Ausgabe aller veröffentlichten Werke für Orgeltoccaten bekannt geworden; er schrieb werden die kompositionstechnischen Mittel Tasteninstrumente aus der Feder von Girolamo jedoch auch Ricercari, Canzonen, Capricci für dargestellt, mit denen objektivierte Affekte Frescobaldi vor. Für die Einspielung wurden Orgel und Cembalo, die wegen ihrer oft kühnen dargestellt werden können. Dabei soll ein Text Nachbauten von italienischen Cembali und ausHarmonik und der Kunst, mit der Frescobaldi nicht nur deklamatorisch richtig musikalisch schließlich originale Orgeln aus der Lebenszeit die barocke Affektenlehre einsetzte, weithin umgesetzt werden, sondern auch die im Text des Komponisten verwendet, so dass zugleich bewundert wurden. enthaltenen Affekte verdeutlichen. Motive und eine Anthologie frühbarocker italienischer Worum ging es da? In der Affektenlehre der Melodien werden entsprechend dem Affekt- Orgeln auf diesen zwölf CDs entstanden ist. Musik sind den jeweiligen Affekte-Typen ganz gehalt des gesamten Textes oder einzelner A. Rainer AUSGABE 2010/4

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Majestätischer Wohlklang Rheinberger Orgelkonzerte und das Musikkollegium Winterthur

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ie historische Walcker-Orgel in Winterthur mag der Auslöser für diese Produktion gewesen sein. Das Musikkollegium Winterthur unter Douglas Boyd hat mit Stefan Johannes Bleicher die Orgelkonzerte von Josef Rheinberger für die SACD eingespielt. Als Ergänzung erklingen die selten aufgeführten drei Stücke für Violoncello und Orgel, bei denen sich Cäcilia Chmel, die SoloCellistin des Orchesters, vorteilhaft in Szene setzt. Josef Rheinberger brachte sein erstes Konzert für Orgel und Orchester im Juni 1884 innerhalb von nur 17 Tagen zu Papier. Eine klassische Solo-Rolle sah er für die „Königin“ aber nicht vor. Ihre Registrierung sollte eine totale Verschmelzung von Orgel- und Orchesterklang erlauben. Der Erfolg gab ihm recht: Nach der Uraufführung in Leipzig machte sich das Werk

Josef Gabriel Rheinberger: Sämtliche Orgelkonzerte Stefan Johannes Bleicher, Orgel Musikkollegium Winterthur, Douglas Boyd MDG 901 1643-6 (Hybrid-SACD)

Weitere Einspielungen mit dem Musikkollegium Winterthur / Jac van Steen, Ltg.: Frank Martin: Polyptique; Passacaille, Concerto pour clavecin W. Zimmermann, Violine; R. Scheidegger, Cembalo MDG 601 1539-2 (CD) MDG 901 1539-6 (Hybrid-SACD)

Frank Martin: Konzert für 7 Blasinstrumente, Pauke, Schlagzeug & Streichorchester; Konzert für Violine und Orchester; Danse de la peur für zwei Klaviere und kleines Orchester M. Erxleben, Violine; A. Soós, I. Haag, Klavier MDG 601 1280-2 (CD) MDG 901 1280-6 (Hybrid-SACD)

Frank Martin: Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke Christianne Stotijn, Alt MDG 601 1444-2 ( CD) MDG 901 1444-6 (Hybrid-SACD)

Alban Berg, Anton Webern Arnold Schönberg Orchestermusik Claudia Barainsky, Sopran MDG 601 1425-2 ( CD) MDG 901 1425-6 (Hybrid-SACD)

Douglas Boyd

Fotos: © Pablo Faccinetto Photography

Stefan Johannes Bleicher

auf die Reise um die Welt. Zehn Jahre später schrieb Rheinberger sein zweites Orgelkonzert in g-Moll, das nicht minder erfolgreich war. Zunächst wagten sich nur wenige Komponisten vornehmlich des Barock an die Kombination von „Königin“ und Orchester. Zu sehr konkurrierten beide Klangkörper miteinander. Für mehr Harmonie sorgte Aristide Cavaillé-Coll, der im 19. Jahrhundert die ersten „sinfonischen“ Orgeln im Orchesterklang baute. In dieser Tradition steht auch das heutige Instrument in der Stadtkirche von Winterthur, das der langjährige Titularorganist Stefan Johannes Bleicher natürlich bis in die feinsten Klangnuancen kennt. Seit 1629 ist in Winterthur das Musikkollegium aktiv. Damit gehört das Orchester zu den traditionsreichsten musikalischen Institutionen Europas. Interessanterweise hat das Musikkollegium in der langen Geschichte der Stadtkirche immer wieder beträchtliche Summen für die Orgel aufgebracht. Der entscheidende Umbau zu einem romantischen Instrument erfolgte 1888 durch die Firma Walcker. Ihr kräftiger Prinzipal-Bass 32’ und die grundstimmige Intonation korrespondieren seitdem aufs Feinste mit der Akustik der Stadtkirche – und dem Klang des hoch ambitionierten Orchesters. Thomas Trappmann

Aktuelle Konzerte: Musikkollegium Winterthur, Douglas Boyd 09. 10. 12. 14. 05. 06.

11. 11. 11. 11. 12. 01.

2010 2010 2010 2010 2010 2011

09. 01. 2011 06. 02. 2011

Auditorio de Zaragoza Sociedad Filarmónica de Bilbao Kirche St. Johann, Schaffhausen Festspielhaus Baden-Baden Tonhalle Zürich Kongresszentrum Garmisch-Partenkirchen Stadtcasino Basel Kölner Philharmonie

Stadthaus Winterthur: November 2010: 17. /18. / 26. Dezember 2010: 04. / 08. /11. /16. /22. /23. Januar 2011: 12. /15. /22. /23. Februar 2011: 02. / 03. Infos unter: www.musikkollegium.ch

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Holger Falk und Alessandro Zuppardo

Aktuelle Konzerte: Holger Falk

Francis Poulenc

06. / 08. /10. /19. / 20. Februar 2011 Nationaloper Warschau

Guillaume Apollinaire

Schicksalhafte Begegnung

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Bauhaus Dessau

15. 03. 2011

Staatsgalerie Stuttgart

26. 03. 2011

Palais de Bozar, Brüssel

Weitere Informationen unter: www.holgerfalk.de

Poulencs Lieder nach Gedichten von Guillaume Apollinaire rancis Poulenc und Guillaume Apollinaire verbindet eine wunderbare Beziehung. Der Komponist und der Dichter hatten zwar kaum Gelegenheit, sich persönlich kennen zu lernen, und doch machte Poulenc den Poeten mit seinen Liedern unsterblich. Holger Falk und sein italienischer Klavierbegleiter Alessandro Zuppardo rücken die eindrucksvollen Worte mit ihren Vertonungen neu ins Bewusstsein. Es muss eine „schicksalhafte Begegnung“ gewesen sein, als sich 1917 die Wege von Apollinaire und Poulenc in einer Buchhandlung an

11. 03. 2011

der Rue de l’Odéon kreuzten. Der Dichter war erst vor kurzem verletzt aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt, als der 18-jährige Komponist mit großer Faszination den Lesungen Apollinaires lauschte. War es der „halb ironische, halb melancholische“ Klang der Stimme, der den jungen Musiker inspirierte? Jedenfalls vertonte er 1918, im Todesjahr des Dichters, dessen erste Gedichte mit großem Erfolg. Die nächsten Lieder erschienen erst 1931. Auch danach musste jede der 40 Kompositionen erst sorgfältig in Gedanken reifen, bis Poulenc sie zu Papier brachte. Nachzulesen ist die fast vier Jahrzehnte währende Reise des Komponisten durch die Welt der Apollinaire-Gedichte im „Tagebuch meiner Lieder“. Die Karriere von Holger Falk beginnt bei den Regensburger Domspatzen und führt ihn an

internationale Opernbühnen. Der Schwerpunkt seines Opernrepertoires liegt im barocken und zeitgenössischen Repertoire. Daneben hat sich Falk als ausdrucksstarker Liedinterpret einen Namen gemacht. Die lyrische Qualität seiner Stimme und seine nahezu tenorale Höhe erlauben es, Poulencs Klangfarben und Feinheiten mühelos auszudrücken. Sein Partner Alessandro Zuppardo hat sich nach Musikstudien in Rom schon früh auf Liedbegleitung spezialisiert und in dieser Rolle auch schon zahlreiche internationale Preise gewonnen. An mehreren europäischen Opernhäusern, darunter in Frankfurt/Main, war Zuppardo als Chordirektor tätig. Nach einer hervorragenden Poulenc-Einspielung mit dem Norddeutschen Figuralchor präsentiert MDG hier eine weitere und sehr feine (und vielleicht erste?) Einspielung mit den Liedern des großen französischen Komponisten. Thomas Trappmann

Hommage à August Stramm Steffen Schleiermacher, Klavier Hildegard Wiedemann, Mezzosopran Holger Falk, Bariton; Ralf Mielke, Bassflöte Dorothea Hemken, Viola; Wolfgang Heisig, Phonola MDG 613 1496-2

Auf der CD „Hommage à August Stramm“ begegnet uns Holger Falk mit den drei Sprechliedern (1922) von Wladimir Vogel (1896 -1984). Eine ebenso unkonventionelle wie hörenswerte Entdeckungsreise in einen weitgehend unbekannten Klangkosmos.

Francis Poulenc (1899-1963) Lieder nach Gedichten von Guillaume Apollinaire Holger Falk, Bariton; Alessandro Zuppardo, Klavier MDG 603 1658-2

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Der musikalische Weihn Lassen Sie sich bei Ihren weihnachtlichen Bastelstunden nicht durch das tägliche Ritual des Adventskalendertürchenöffnens ablenken. Schicken Sie uns stattdessen einen weihnachtlichen Gruß, gerne auch eine selbst gebastelte Weihnachtskarte, und vermerken Sie darauf, in welcher Zeitschrift oder bei welchem Händler Sie diese CLASS aktuell-Ausgabe entdeckt haben. Damit nehmen Sie an der Verlosung dieser 24 musikalischen Empfehlungen teil.

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L. v. Beethoven: Missa Solemnis Kammerchor und Orchester der KlangVerwaltung, Enoch zu Guttenberg B 108 053 (CD) A 108 054 (Pure Audio Blu-ray Disc, incl. CD) FARAO classics „Bei der „Missa“ schaden weder Leidenschaft noch Verrücktheit. Enoch zu Guttenberg verfügt über beides... So vital war das Stück lange nicht zu hören. Jubel.“ (Abendzeitung) „Ein flammendes, glutvoll musiziertes Plädoyer für das Werk.“ (hifi & records)

In Dulci Jubile Weihnachtliche Chormusik der Romantik Norddeutscher Figuralchor Jörg Straube, Ltg. MDG 947 1651-6 Was für ein vortrefflicher Gedanke: Weihnachten in romantischen Chorsätzen. Wenn sie dazu noch mit der Treff- und Stilsicherheit des Norddeutschen Figuralchors unter Jörg Straube in reinster A-Cappella-Kultur vorgetragen werden, darf man sich auf ebenso besinnliche wie klangschöne Darbietungen freuen.

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6 Little Amadeus Weihnachts-Hörbuch Bestell-Nr. 2902572042 / Gateway4M im Vertrieb von Alive Auch im Hause Mozart ist Weihnachten. Neue Geschichten über musikalische Abenteuer und Streiche mit Little Amadeus, Nannerl, Kajetan und Pumperl, die kleinen Helden aus der TV-Serie Little Amadeus. Ein Weihnachts-Hörbuch mit viel Musik von Wolfgang Amadeus Mozart.

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Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 9 Jukka– Pekka Saraste, WDR Sinfonieorchester Köln PH10035 / Profil Edition Günter Hänssler Jukka-Pekka Saraste hat sich als einer der hervorragendsten Dirigenten seiner Generation etabliert. Seine künstlerische Arbeit ist gleichermaßen von musikalischer Tiefe wie Integrität geprägt. Er hat nicht nur wesentlich dazu beigetragen, die Musik Skandinaviens fest im Konzertleben zu verankern, sondern hat sich darüber hinaus durch seine große Affinität zur Musik der Spätromantik und klassischen Moderne breite Anerkennung erworben. Mit Mahler´s 9. gibt er sein CD-Debüt mit dem WDR Sinfonieorchester Köln.


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achtskalender Sollten Sie die elektrische Post der Briefpost vorziehen, senden Sie uns eine Mail mit einem weihnachtlichen Spruch oder einem Gedicht, gerne auch aus eigener Feder, an class@class-germany.de. Bitte vergessen Sie nicht, uns auch hier zu verraten, in welcher Zeitschrift oder bei welchem Händler Sie diese CLASS aktuell-Ausgabe entdeckt haben. Teilnahmemöglichkeit bis zum 24. Dezember 2010.

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3 Nova! Nova! Novitäten aus Renaissance und Barock The Playfords COV 21012 / Coviello CLASSICS Die frohe Botschaft der Geburt Christi ist in der Überzeugung der christlichen Welt DIE Neuigkeit der Menschheitsgeschichte. Über die Jahrhunderte findet sie musikalisch ganz unterschiedlichen Widerhall in Europa – keineswegs immer im ernst-erhabenen Tonfall, sondern oft geradezu ausgelassen fröhlich. Das Ensemble The Playfords hat sich auf die Reise gemacht und weihnachtliche Musik aus dem 14. bis 18. Jahrhundert neu entdeckt.

Niels W. Gade: Symphonien 1-8 / Violinkonzert / Korsfarerne Anton Kontra, Violine Roland Pöntinen, Klavier Stockholm Sinfonietta, Neeme Järvi Malmö Symphonieorchester, Paavo Järvi

Earle Brown – A Life in Music – Vol. 3: Wiederentdeckte Schätze der Avantgarde aus den 60er und 70er Jahren The Voice of Cathy Berberian / Toshiro Mayuzumi: Nirvana Symphony / New Music for Piano(s)

BIS-CD-1835 (5 CDs)

Sie war nicht nur die Frau des italienischen Komponisten Luciano Berio, sondern auch seine beste Interpretin: Die legendäre Stimme von Cathy Berberian ist eine der vielen Kostbarkeiten, die Earle Brown in seiner ausgezeichneten Contemporary Sound Series auf Tonträger gebannt hat. Wergo bringt die historischen Raritäten jetzt digialisiert heraus.

„Lebendig gestaltete Interpretationen wie die Neeme Järvis stellen die im besten Sinne ungebrochene Schönheit dieser Musik glücklich zur Schau.“ (klassik.com)

WER 69342 / WERGO (CD-Box: mit 3 CDs)

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Victorian Christmas C 689061 A / ORFEO Lassen Sie sich in Dickens' Weihnachtsmärchen entführen – durch das musikalische Original.

I Himmelen Chormusik aus Skandinavien ensemble cantissimo; Markus Utz, Leitung SRL4-10072 / SPEKTRAL Skandinavische Chormusik erfreut auch in Mitteleuropa zunehmender Beliebtheit. Der lyrische Klang und die Anmut ist dem international renommierten ensemble cantissimo unter der Leitung von Markus Utz auf den Leib geschrieben. Mit traditionellen und zeitgenössischen Kompositionen gelingt dem Spitzenchor eine stimmungsvolle Auswahl, die berührt und begeistert zugleich.

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Exklusives Volkslieder-Projekt Vol.1 CAR 83003 / CARUS Dass das Wiegenlieder.Projekt bei CARUS breite Beachtung und Zustimmung finden würde, war abzusehen, aber mit solch einer überwältigenden positiven Resonanz hatte wohl keiner der Beteiligten gerechnet. Die Vision der Initiatoren ist es, mit dem Lieder-Projekt ein Archiv an hochwertigen deutschen Liedern aufzubauen, die jeweils als Einspielung, Noten und in Mitsing- und Klavierfassungen vorliegen. Das Volkslieder-Projekts ist somit ein engagiertes Plädoyer für die Schönheit und die Poesie des deutschen Volksliedes.

Hintergrund-Ornamente: © The Pepin Press /Agile Rabbit Editions

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Edvard Grieg: Sämtliche Orchesterwerke Noriko Ogawa, Klavier; Marita Solberg, Sopran Håkan Hagegård, Bariton Bergen Philharmonic Choir; Kor Vest Bergen Philharmonic Orchestra, Ole Kristian Ruud BIS-CD-1740 (8 CDs) Enthält u.a. das Klavierkonzert, die Holberg Suite, Peer Gynt (incl. der kompletten Bühnenmusik), Orchesterlieder und das Opernfragment „Olav Trygvason“ in den von der Presse gefeierten Einspielungen durch das Orchester, das Grieg einst leitete.

Fleurs du mal: Musikalischer Dialog zwischen Robert Schumann und Jörg Widmann Schumann: Nachtstücke, op. 23; Gesänge der Frühe, op. 133 / Widmann: Fleurs du mal; Toccata Fabio Romano, Klavier / WER 6808 2 / WERGO

Anna Malikova spielt Tschaikowski

Robert Schumann und Jörg Widmann – der musikalische Dialog zwischen einem Romantiker und einem Neutöner. WERGO stellt beide Komponisten einander mit vier Klavierwerken gegenüber und beleuchtet Schumann zu dessen 200. Geburtstag aus einer etwas anderen Perspektive. Interpret ist der von Fono Forum kürzlich zum „Nachwuchskünstler des Jahres“ gekürte Pianist Fabio Romano.

„… Mag das Orchester der ideale Partner für die Tänzer sein, in diesen Aufnahmen offenbart sich die reine Essenz der Tondichtungen in ihrer ganzen Schönheit...“ (Rheinische Post)

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J.S. Bach: Weihnachtsoratorium (Bearb. Dobbins) King’s Singers / Dobbins / WDR Big Band SIGCD 215 / signum CLASSICS (2 CDs) Bill Dobbins hat von Bachs Weihnachtsoratorium ein Jazzarrangement erstellt und dirigierte seine Jazz-Version in einem gemeinsamen Konzert der King’s Singers und der WDR Big Band, dessen Livemitschnitt jetzt auf SIGNUM erscheint. Die berühmte Präzision und der unverwechselbare Klang der King’s Singers in Kombination mit einem der renommiertesten europäischen Jazzensembles entlocken dem Werk, bei aller Achtung des zeitlosen Originals, einen völlig neuen Klang, der Klassik- und Jazzliebhaber gleichermaßen begeistern wird. Jazzet, frohlocket…!

B 108 058 / FARAO classics Konzertsuiten der Ballette „Dornröschen“ und „Der Nussknacker“, arrangiert für Klavier von Mikhail Pletnev.

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Alfred Schnittke: Symphonien Nrn. 0 bis 9 Verschiedene Orchester unter Leitung von Segerstam, Klas, Otaka, Kamu, Järvi, Jia, Arwel Hughes BIS-CD-1767 (6 CDs) „Mit dieser Box, versehen mit einer ausführlichen und sehr lesenswerten Einführung von Alexander Iwaschkin, wird erstmals ein Gesamtblick auf Schnittkes sinfonisches Schaffen möglich.“ (klassik.com)

18 Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 8 Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann, Ltg. Edition Staatskapelle Dresden Vol. 31 PH10031 / Profil Edition Günter Hänssler (2 SACDs – Live Mitschnittt) „Als bei Christian Thielemanns grandiosem Gastauftritt als Dirigent der Dresdner Staatskapelle die letzten Töne von Bruckners Achter verklungen waren, da herrschte eine unendliche Minute lang, bevor dann der Applaus gewitterartig losbrach,ein vielhundertfaches Schweigen. (Die Zeit)

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Hintergrund-Ornamente: © The Pepin Press /Agile Rabbit Editions

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Heitor Villa-Lobos Sämtliche Choros und Bachianas Brasileiras São Paul Symphony Orchestra Roberto Minczuk, John Neschling

Brahms - Vieuxtemps - Clarke Sonaten für Viola & Klavier Vol. 1 Tabea Zimmermann (Viola), Kirill Gerstein (Klavier)

Ludwig van Beethoven: Die Symphonien Minnesota Orchestra, Osmo Vänskä

MYR004 / myrios classics (SACD)

BIS-CD-1830 (7 CDs – enthält auch sämtliche Werke für Gitarre solo, gespielt von Anders Miolin)

Was für ein Duo! Tabea Zimmermann, frischgebackene ECHO Klassik „Instrumentalistin des Jahres 2010“ und der Pianist Kirill Gerstein legen ihr erstes gemeinsames Album vor. Gekonnt verbinden sie drei wunderbare Sonaten zwischen Romantik und Impressionismus – virtuos, aufgewühlt und voller lyrischer Einfühlsamkeit.

„Vor uns liegt einer der besten Beethoven-Zyklen – nicht nur der letzten Jahre.“ (hifistatement.net)

„Die Werke bleiben in der souveränen, geradezu kongenialen Interpretation durch das São Paulo Symphony Orchestra immer leicht zugänglich.“ (klassik.com).

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BIS-SACD-1825 (5 SACDs)

„Was allem voran überzeugt, ist Vänskäs Klangdramaturgie, die in vielen Sätzen einfach hinreißend gestaltet ist.“ (klassik.com)


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Profil

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Carl Nielsen: Die 6 Symphonien / Symphonische Dichtungen BBC Scottish Symphony Orchestra Lahti Symphony Orchestra, Osmo Vänskä

Heinrich Ignaz Franz Biber Rosenkranzsonaten Daniel Sepec, Hille Perl, Lee Santana Michael Behringer

BIS-CD-1839 (3 CDs)

COV 21008 / Coviello CLASSICS

Nielsen ist fraglos einer der am meisten unterschätzten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Und doch stimmen die meisten Kritiker darin überein, dass seine sechs Symphonien, zwischen 1891 und 1925 geschrieben, zu den bedeutendsten Orchesterwerken ihrer Zeit gehören.

„Eine Spitzeninterpretation, reiche klangliche Nuancierungen, sowie technische und interpretatorische Souveränität des Solisten Daniel Sepec“. Einzigartig wird das authentische Hörerlebnis dieser Neueinspielung durch die Verwendung mehrerer Originalinstrumente des Tiroler Geigenbauers Jakob Stainer, wie sie auch Biber selbst spielte.

Edition Günter

Hänssler

CHRISTIAN THIELEMANN »EIN NEUER & STAATSKAPELLE DRESDEN

GROSSER WURF«

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Olivier Messiaen: Sämtliche Orgelwerke Hans-Ola Ericsson an der GrönlundOrgel in Luleå (Schweden) BIS-CD-1770 (7 CDs) Von Messiaen selbst in Teilen noch begleitete, somit authentische Aufnahme. Enthält auch Neuaufnahmen dreier posthum entdeckter Stücke und sämtlicher von Messiaen aufgezeichneter Vogelrufe.

훿 Staatskapelle Dresden, Matthias Creutziger

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Dmitry Schostakowitsch: Sämtliche Sinfonien Beethoven Orchester Bonn; Roman Kofman, Dirigent MDG 337 1200-2 (Box mit 11 CDs) Das „diskographische Großprojekt“ (FonoForum) von MDG ist vollendet: Sämtliche Schostakowitsch-Sinfonien liegen nun in bester Klangqualität als Gesamtedition vor. Roman Kofman findet zu einer außergewöhnlichen künstlerischen Sicht, in dem er nicht politische Begebenheiten als Interpretationsansatz benutzt, sondern „schlicht“ den Sinfoniker Schostakowitsch zu Wort kommen lässt. Diese Edition, die national sowie international große Beachtung findet, wurde auch durch einen Eintrag als „Key Recording“ im renommierten Penguin Guide „geadelt“.

2SACD „Der Kosmos spricht (…) Christian Thielemann löst Bruckners Achter in Dresden die Zunge.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Anton Bruckner · SINFONIE NR. 8

24 W.A. Mozart: Klavierkonzerte Vol. 6 Konzerte KV 449, 450 und 467 Christian Zacharias, Klavier + Ltg,Orchestre de Chambre de Lausanne MDG 940 1646-6 (Hybrid-SACD) Das C-Dur-Konzert (KV 467) gehört aktuell zu den am häufigsten gespielten Klavierkonzerten des großen Salzburgers. Leopold Mozart hatte es schon bei der Uraufführung am 12. März 1785 zu Tränen gerührt, so sehr freute er sich über die Begeisterung des Publikums. Dieses Konzert ist nun zusammen mit dem B-Dur- (KV 450) und Es-Dur-Konzert (KV 449) auf Vol. 6 der erfolgreichen Gesamteinspielung erschienen. Christian Zacharias gelingt es immer wieder aufs Neue, seine unnachahmliche Anschlags- und Klangkultur perfekt und nahtlos aufs Orchester zu übertragen. Der Erfolg gibt ihm Recht: die französische Zeitschrift CLASSICA kürte diese SACD soeben zur CD des Jahres 2010!

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Live Mitschnitt aus der Semperoper, September 2009 Staatskapelle Dresden / Christian Thielemann Edition Staatskapelle Dresden Vol. 31 2SACD PH10031 „Thielemann beschreibt die Schönheiten, die verbal nicht mehr zu beschreiben sind.“ (Dresdner Neueste Nachrichten)

Erhältlich im Fachhandel

Profil

Edition Günter

Hänssler

Profil Medien GmbH . Edition Günter Hänssler Hauffstr. 41 . D-73765 Neuhausen a. d . F. Tel.: 0 71 58 -9 87 85 21 . Fax: 0 71 58 -70 91 80 Profil.Medien@arcor.de . www.haensslerprofil.de

Vertrieb: NAXOS DEUTSCHLAND GmbH Hürderstr. 4 . D-85551 Kirchheim Tel.: 089-907749940 . Fax: 089-907749941 e-Mail: info@naxos.de . www.naxos.de


Buße mit Genuss Das Oratorium im Barock

Heinrich Schütz: Historia der Geburt Jesu Christi, Weihnachtsmotetten Westfälische Kantorei, Wilhelm Ehmann Spandauer Kantorei, Helmuth Rilling C 57614 / Cantate

Heinrich Schütz Musikalische Exequien Johannespassion Westfälische Kantorei, Wilhelm Ehmann C 57602 / Cantate

W

as macht ein eigentlich sehr erfolgreicher des 17. Jahrhunderts. Seine Blütezeit erlebte das OraKomponist, der feststellen muss, dass sein torium dann im Hoch- und Spätbarock und noch bis Publikum der bisher so geliebten italieni- in die Zeit der Frühromantik. Und im Leben nicht schen Oper, deren Produktion er meister- nur der Konzert-, sondern auch der Gemeindechöre haft beherrschte, überdrüssig wird? Ganz einfach: er erlebt es jährlich eine Blütezeit im Winterhalbjahr. Besondere Schwerpunkte bilden sattelt um und schreibt fürderdabei natürlich Aufführungen der hin Opern ohne Szene, ohne weihnachtlichen Oratorien und Bühnenbild, ohne Kostüme, das vor Ostern einer Sonderform des ganze auch noch in LandesspraOratoriums, der Passion. Höchste che, kurz: er schreibt Oratorien Zeit also, sich über aktuelle Ora(und spart, sofern er selbst auch torieneinspielungen und solche, Theaterunternehmer ist, noch die sich einen gewissen Referenzeinen Haufen Geld für die entstatus erarbeitet haben, einen behrliche Ausstattung dabei). So Überblick zu verschaffen, wobei geschehen in den 1730er Jahren wir uns diesmal wegen der Fülle in London; der Komponist war des Materials auf die Zeit des ein gewisser Herr Händel. Barock konzentrieren wollen. Das Oratorium – eine Form, die eigentlich aus der Not geboHeinrich Schütz ren worden war. Da die römische Kirche in der Fastenzeit die AufDer unangefochtene Großführung von Opern untersagt meister der evangelischen Kirhatte, waren findige italienische chenmusik war zur Zeit des FrühHeinrich Schütz von Christoph Spetner, Leipzig Komponisten auf die Idee gekombarock in Deutschland Heinrich (ungefähr 1650/1660) men, die Oper aus dem Theater Schütz. Seine „Historia der freuin die Kirche zu verpflanzen und den- und gnadenreichen Geburt dabei – natürlich – auf szenische Elemente zu ver- Jesu Christi“ (Cantate C 57614) und seine „ Johanneszichten. Das erklärt auch, warum das Oratorium im passion“ (C 57602) sind in Einspielungen aus den Gegensatz zur Oper vorwiegend geistlichen Inhalts ist. 1960er Jahren mit der Westfälischen Kantorei unter Diese Übertragung passierte schon in der ersten Hälfte Leitung von Wilhelm Ehmann auf Cantate verfügbar;

Heinrich Schütz: Lukaspassion Engadiner Kantorei, Hannes Reimann C 57622 / Cantate

Heinrich Schütz: Die sieben Worte Jesu am Kreuz, Vier Dialoge Collegium Sagittarii, P. Steinitz; London Bach Society Choir; The Monteverdi Choir, J. E. Gardiner C 57615 / Cantate

Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki BIS-CD-941

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Gottfried Heinrich Stoelzel Vol. 2: Evangeliums-Kantaten, Te Deum Handel's Company, Kammerchor d. MarienKantorei Lemgo, Rainer J. Homburg (Ltg.)

Johann Sebastian Bach Johannespassion (2. Fassung 1725) Kölner Kammerchor; Collegium Cartusianum, Peter Neumann (Ltg.)

MDG 905 1369-6 (Hybrid SACD)

MDG 332 0983-2 (2 CDs)

AUSGABE 2010/4


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symbolisieren. Inhaltlich werden gern „Heldenstoffe“ aus der Bibel genommen, soweit es nicht um Leben und Wirken Jesu geht – am sinnfälligsten in den Weihnachtsoratorien und Passionen.

Weihnachtsoratorium Natürlich hat im 17. und 18. Jahrhundert nicht nur Bach ein Weihnachtsoratorium verfasst – aber seines führt heute unangefochten die Beliebtheitsskala an. Wobei das ja streng genommen nicht einmal ein „richtiges“ in sich geschlossenes Oratorium ist, sondern „nur“ Barthold Heinrich Brockes schuf die eine Folge von sechs Kantaten, verteilt auf die Textgrundlage berühmter Passionsoratorien Festtage des Weihnachtsfestkreises... Die hat für Johann Caspar Bachofen, Georg Friedrich Händel, Reinhard Keiser, beispielhaft Masaaki Suzuki mit dem Bach Johann Mattheson, Gottfried Heinrich Stoelzel Collegium Japan eingespielt. Der spezifische und Georg Philipp Telemann. Charakter der Kantaten bleibt bei ihm konsequent erhalten. Die vorzüglichen Solisten seinerzeit Pioniertaten bei der Wiederent- Monika Frimmer, Yoshikazu Mera, Gerd Türk deckung historischer Aufführungspraxis. Eben- und Peter Kooij werden schlank und durchfalls auf Cantate findet sich die „Lukas-Passion“ sichtig von den Instrumentalisten des Bach mit der Engadiner Kantorei unter Leitung von Collegium Japan begleitet (BIS-CD-941). Ähnlich wie Bach ging Hannes Reimann (C 57622) sein Zeitgenosse Gottfried und die „Sieben Worte Jesu Heinrich Stoelzel vor. Der Christi am Kreuz“ (C 57615), war – neben Georg Philipp musiziert vom Collegium Telemann – einer der proSagittarii und dem London duktivsten Komponisten seiBach Society Choir, geleitet ner Zeit. Im Erzgebirge von Paul Steinitz. Der geboren, stand er nach umFormverlauf dieser Werke fassender Ausbildung rund ist noch sehr verschieden 30 Jahre lang als Kapellvon der spätbarocken Form meister am Gothaer Hof (für deren Verwendung in Diensten. Neben zahlreisich die Komponisten zu chen Orchester- und KamRecht den Vorwurf einmermusikstücken schrieb handelten, sie würden de Stoelzel 18 musikdramafacto Opern singen lassen). Johann Sebastian Bach tische Werke, mehrere Bei Schütz ist es noch der Gemälde von Oratorien und Messen, „Testo“, der Erzähler, der Elias Gottlob Haußmann (1746) 1200 Kantaten, Motetten wesentlich das ganze Werk trägt. Nur gelegentlich wird sein oft im soge- und mindestens sieben Passionen. Die Qualität nannten Psalmton vorgetragener Bericht von den seiner Werke lässt ihn erst recht als ebenPersonen der Handlung unterbrochen (sofern es bürtigen Zeitgenossen der großen deutschen sich halt um direkte Rede handelt, die deren Barockkomponisten erscheinen. Der historischen Aufführungspraxis am Einsatz rechtfertigt). Wie in der Oper bildete sich schließlich im Gothaer Hof entsprechend, werden die Werke Hochbarock eine Form heraus, die aus einer dieser Aufnahme vom Kammerchor der tradiFolge von Rezitativ (Erzählung, die die Hand- tionsreichen Marien-Kantorei im lippischen lung schildert und vorantreibt, nur begleitet Lemgo gesungen. Die „Handel’s Company“ vom Tasteninstrument und Instrumentalbaß) begleitet auf historischen Instrumenten. Die und jeweils nachfolgender, betrachtender Arie feine Akustik der historischen Hallenkirche (orchesterbegleitet) besteht. Dazu treten dann in der Hansestadt Lemgo kommt in Rainer Chöre, die entweder aus der Handlung bedingt Johannes Homburgs geschmeidiger, auf Transsind („Massenszenen“) oder aber die Gemeinde parenz und Intimität ausgerichteter InterpretaAUSGABE 2010/4

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Johann Sebastian Bach Johannespassion Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki BIS-CD-921

Johann Sebastian Bach Matthäuspassion Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki BIS-CD-1000

Georg Philipp Telemann Lukaspassion 1744 Frankfurter Madrigalensemble, Siegfried Heinrich

tion gut zur Geltung (MDG 905 1369-6, Hybrid-SACD). Doch noch einmal zurück zu Johann Sebastian Bach. Direkt mit seinem Amtsantritt als Thomaskantor hatte er eine ungeheure Arbeitsflut zu bewältigen. Einzig in der Fastenzeit gab es für fünf Wochen keine Kantatenaufführungen – Zeit genug für Bach, sein erstes groß angelegtes Oratorium in Angriff zu nehmen.

Johannespassion

die Bach vor seinem Tod noch vornahm, dem sei BIS-CD-921 empfohlen, interpretiert durch Masaaki Suzuki und das Bach Collegium Japan. Ein absolutes Lieblingswerk des Publikums ist Bachs Matthäuspassion geworden – obwohl sie wesentlich umfangreicher ist, auch monumentaler z.B. in dem grandiosen Eingangschor, wirkt sie doch „menschlicher“ als die Johannespassion, in der die Leidensgeschichte Jesu „königlicher“ dargestellt wird.

MDG veröffentlichte die Ersteinspielung von Bachs JohannesMatthäuspassion passion in der 2. Fassung von 1725. Mit dem Kölner KammerDieser Charakterzug wird sehr chor, dem Collegium Cartusianum deutlich in der Aufnahme herunter Leitung von Peter Neumann ausgearbeitet, die Masaaki und erstrangigen Solisten – eine Suzuki um den Karfreitag 1999 absolute Entdeckung ist der Tenor mit seinem Bach Collegium und Markus Brutscher! – gelang eine den Solisten Gerd Türk, Peter spannende Aufführung, die die Kooij, Nancy Argenta und Robin Georg Philipp Telemann, allzu vertraut gewordene KompoBlaze aufgenommen hat (BIS-CDAquatinta nach Gemälde von Ludwig M. Schneider (1750) sition zu einem völlig neuen Er1000). Besonders interessant an lebnis macht (MDG 332 0983-2). diesem Werk ist übrigens, wie Wie man weiß, ist die Johannespassion zu Bachs Bach den Boden der ausschließlichen musikalischen Lebzeiten viermal aufgeführt worden, und jedes mal Nacherzählung verlässt – eigentlich sollte das Werk wurden viele Veränderungen vorgenommen. Bach „Passion nach Matthäus“ heißen. Zu den Texten aus überrascht mit einem neuen Eingangschor, ersetzt dem Matthäusevangelium treten nämlich freie Dicheinige Arien, und die gesamte dramatische Entwick- tungen von Picander, und der evangelische Choral, lung wirkt gestraffter, unmittelbarer und erhält tat- vorgetragen als Reflektion des Geschehens durch die sächlich eine andere theologische Aussage. Die vor- Gemeinde (den Chor), nimmt eine ganz besondere liegende Ersteinspielung berücksichtigt bezüglich Stellung im Gesamtwerk ein (wie übrigens auch im Dynamik und Artikulation die originalen Orchester- Weihnachtsoratorium). stimmen von 1725. Konzeptionell noch weiter geht Bachs Freund Wer diese 2. Fassung mit der Spätfassung (Fassung Georg Philipp Telemann in seiner Lukas-Passion von IV) von 1749 vergleichen will, der letzten Revision, 1744, denn hier ist das Element der Betrachtung, der

C 57623 / Cantate

Alessandro Scarlatti La Giuditta Ensemble Baroque de Nice, Gilbert Bezzina

Georg Friedrich Händel Athalia HWV 52 Kölner Kammerchor; Collegium Cartusianum, Peter Neumann (Ltg.)

Georg Friedrich Händel Joshua HWV 64 Kölner Kammerchor; Collegium Cartusianum, Peter Neumann (Ltg.)

Georg Friedrich Händel Susanna HWV 66 Kölner Kammerchor; Collegium Cartusianum, Peter Neumann (Ltg.)

CDS 596 / Dynamic

MDG 332 1276-2 (2 CDs)

MDG 332 1532-2 (2 CDs)

MDG 332 0945-2 (3 CDs)

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Reflektion, nicht nur in den Arien zu finden, sondern wird auch dem Chor übertragen, der dafür wiederum nicht durch Choralvortrag die Handlung kommentiert. Bis heute hat die Einspielung dieses Werkes unter der Leitung von Siegfried Heinrich mit den Solisten Uta Spreckelsen, Theo Altmeyer, Adalbert Kraus, Gerhard Faulstich und Gerd Beusker zurecht Referenzstatus (Cantate C 57623).

die Premiere ein berauschender Triumph. Kein Wunder: die musikalisch-dramatische Sprache der Athalia ist voller Kraft und Eindringlichkeit. Händels Athalia – diese Schlüsselfigur und zugleich Titelgestalt des Oratoriums – zeigt einen leidenschaftlich-unbeugsamen Charakter und erinnert in ihrer musikalischen Darstellung an die Helden aus Shakespeares Königsdramen.

Lukas-Passion

Athalia

Eine (halbe) Generation Dennoch verschwand das vor Bach und Telemann Werk nach dem Tod des wirkte in Rom ein fleißiger Komponisten in der histoKomponist von Oratorien: rischen Rumpelkammer, Alessandro Scarlatti, eine die nun endlich von Peter der herausragenden GestalNeumann geöffnet wurde. Alessandro Scarlatti ten unter den italienischen Denn die Fachwelt ist der (1660-1725) Musikern seiner Zeit. Ihm Meinung: Athalia ist ein kommt das Verdienst zu, die Unterscheidung zu Unrecht selten aufgeführtes Meisterwerk zwischen erzählendem Rezitativ und kommen- (MDG 332 1276-2). tierender Arie endgültig zum System erhoben Exakt einen Monat benötigte Händel, um zu haben, während der Erzähler, der Testo, der 1748 „ Josua“ zu komponieren. Ohne Kunstbei Schütz noch so wichtig war, seine dominie- griffe war das selbst ihm nicht möglich: Für etrende Stellung verliert. Ein schönes Beispiel für liche Nummern des dreiteiligen Oratoriums Scarlattis Stil ist „La Giuditta“. Zu hören ist das griff er auf frühere Kompositionen zurück – aus Werk in einer Einspielung des Labels Dynamic eigener und aus fremder Feder. Ein Verfahren, (CDS 596) mit dem Ensemble Baroque de Nice, das er übrigens gern und häufig anwandte. Leitung Gilbert Bezzina. 1697 hatte Scarlatti die Händel war nicht nur Musiker, sondern durchGeschichte von Judith und Holofernes auf ein aus auch Ökonom. Warum sollte er seine geistiLibretto von Antonio Ottoboni komponiert – der gen Leistungen nicht optimal ausnutzen – durch wiederum war der Vater des Kardinals Pietro Zweit- und Drittverwertung? Ottoboni, der enge freundschaftliche BeziehunStarke musikalische Akzente setzen die gen auch zu Händel unterhielt. Chöre, etwa wenn die Mauern von Jericho unter dem Schall der Posaunen einbrechen. Ein fasziGeorg Friedrich Händel nierendes Detail am Ende des zweiten Akts: Womit wir beim – aus heutiger Sicht – Josua, der für die bevorstehende Schlacht geabsoluten Großmeister der biblischen Erzäh- eignete Lichtverhältnisse benötigt, befiehlt der lung in Form des Oratoriums zur Zeit des Sonne den Stillstand. Unmittelbar wechselt die den ewig kreisenden Sonnenlauf beschreibende Spätbarock wären: Georg Friedrich Händel. Viele seiner großen Oratorien sind vom Violinenfiguration in ein neun Takte gehaltenes, Kölner Kammerchor, begleitet vom Collegium strahlend leuchtendes hohes A. Cartusianum unter Leitung von Peter Neumann, Josua bei Musikproduktion Dabringhaus & Grimm aufgelegt worden. Beginnen wir einen Einblick Händel selbst führte den Taktstock, als Josua in diese Veröffentlichungen mit „Athalia“ aus am 9. März 1748 im Londoner Covent Garden dem Jahre 1733, das anlässlich von Händels Theatre Uraufführung hatte. Einen Tag später Promotion aufgeführt wurde. zahlte der Komponist die stolze Summe von 250 Auch wenn der „Ausländer Händel“ mit Pfund Sterling bei der Bank of England ein seiner „Truppe quäkender, kreischender, aus- (MDG 332 1532-2). ländischer Sänger“ anfangs auf keine große Händel muss gegen Mitte des Jahrhunderts Resonanz des englischen Publikums stieß, war seine Oratorienerfolge mit waffenglänzenden AUSGABE 2010/4

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Heroen und todesmutigen Soldaten satt gehabt haben, denn wie ist anders zu erklären, dass er in der Folgezeit in seinen Oratorien gerade das Hohelied auf die Weiblichkeit anstimmte? Händel entwarf fortan eher sensible Psychodramen als klotzende Prachtoratorien.

Susanna

Georg Friedrich Händel Theodora HWV 68 Kölner Kammerchor; Collegium Cartusianum, Peter Neumann (Ltg.) MDG 332 1019-2 (3 CDs)

Mit der Susanna haben wir eine spannende Mischung aus Tragödie und Komödie, aus hoher Moral und niederen Instinkten, aus opernhafter und religiöser Musik vor uns (MDG 332 0945-2). „Theodora“ (wiederum eine weiblichen Heldin) betrachtete Händel selbst als eines der besten Werke, die er je geschrieben hatte. Und doch fiel das Oratrorium bei seiner Uraufführung 1750 im Londoner Covent Garden Theatre durch. Händel resümierte bitter: „Der Saal war so leer, dass man hätte darin tanzen können...“

Theodora

Georg Friedrich Händel Saul HWV 53 Kölner Kammerchor; Collegium Cartusianum, Peter Neumann (Ltg.)

Die Geschichte der Theodora geht nicht auf die Bibel, sondern auf eine Legende zurück, die sich in der Zeit um 300 nach Chr. zugetragen haben soll. Händel erhielt den Stoff von einem englischen Pfarrer, Reverend Dr. Thomas Morrell, der schon während der Komposition des Judas Maccabäus mit Händel zusammengearbeitet hatte.

links: Im von John Rich 1731- 32 neu errichteten Theater in Covent Garden führte Händel seit 1734 zahlreiche Opern und Oratorien auf (Radierung: John Maurer um 1740); rechts: Innenansicht des Theaters vor dem Brand 1808

Der Zwangslage Theodoras zwischen heidnischer und christlicher Welt verleiht Händel gerade mit den Mitteln des Chores eine faszinierende Plastizität: Wie zwischen großen Chorblöcken zerrieben – auf Seite der Heiden von Posaunen, auf Seite der Christen von Streichern begleitet – endet Theodora im festen Glauben an ein ewiges Leben im Opfertod (MDG 332 1019-2).

Saul Apropos Posaunen und Streicher: In seinem „Saul“ besetzte Händel die Orchesterpartien so groß und prächtig wie nie zuvor – mit Harfen, Glocken und anderen exotischen Instrumenten. Sein Freund schrieb: „Gestern fand ich in seinem Zimmer ein seltsames Instrument, das man Carillon nennt. Er plant wohl, den armen Saul damit vollends zur Verrücktheit zu treiben.“ Außerdem beschaffte sich Händel heimlich Kesselpauken aus dem Tower of London! (MDG 332 0801-2). Wie bei der „Theodora“ musste Händel leider auch beim „Belshazzar“ feststellen, dass ein interes-

MDG 332 0801-2 (3 CDs)

Georg Friedrich Händel Belshazzar HWV 61 Kölner Kammerchor; Collegium Cartusianum, Peter Neumann (Ltg.)

Georg Friedrich Händel Aci, Galathea e Polifemo Camerata del Titano, Augusto Ciavatta

Georg Friedrich Händel (?) Johannespassion Capella Savaria, Pál Németh

CDS 272 / Dynamic

HCD 12908 / Hungaroton

MDG 332 1079-2 (3 CDs)

Georg Friedrich Händel The Triumph of Time and Truth Music from Aston Magna, Daniel Stepner CRC 2431 / Centaur

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Georg Friedrich Händel, Gemälde von Balthasar Denner (1727)

santer Stoff allein für einen Publikumserfolg nicht immer ausreicht. Er war fasziniert von der dramatischen Wucht, die hinter dem Bibelstoff vom frevelnden König Belsazar liegt. Das Erscheinen der unsichtbaren Hand, die das „Mene Mene Tekel Upharsin“ an die Wand des Palastes schreibt, das Umschlagen ausgelassener Festfreuden in blankes Entsetzen – an den Überraschungsmomenten der Belsazar-Geschichte entzündeten sich Händels Geistesblitze.

Belshazzar Händel schrieb seinen „Belshazzar“ im Jahre 1744. Er hatte für die komplette Spielzeit 1744 -1745 das King’s Theatre am Londoner Haymarket gemietet und musste nun zusehen, die Investition mit einem „Publikumsrenner“ zu rechtfertigen. Der Textdichter Charles Jennens hatte Mühe, Händels Schaffensdrang zu entsprechen. Dabei komponierte Händel im übrigen „blind“ – er schrieb den ersten und zweiten Akt, ohne den Text des dritten zu kennen. Das ausgesprochen chorreiche Werk mit seinen außergewöhnlich vielen dramatischen Farben und brillanten Einfällen wurde zu spät fertig: im Oktober 1744. Zu kurze Proben und schlechte Musiker sorgten schließlich für ein fast leeres Haus und damit für ein finanzielles Desaster (MDG 332 1079-2). Wie Händel sein kompositorisches Oratorien-Handwerk erlernt hatte, kann man sehr schön an „Aci, Galathea e Polifemo“ erkennen,

das zwischen Oratorium, Kantate und Serenade noch etwas unentschlossen ist. Händel hatte den Stoff 1708 während seines Studienaufenthalts in Italien, genauer in Neapel vertont, und er hält sich bereits an die von Scarlatti vorgegebenen Formen (Dynamic CDS 272). Ein weiteres Frühwerk (wenn es denn wirklich von Händel ist; mit letzter Sicherheit lässt sich die Autorschaft nicht feststellen, wenngleich sehr viel dafür spricht) ist die 1704 entstandene und in Hamburg uraufgeführte Johannespassion. Der Dichter Christian Postel hatte das Evangelium um 13 lyrische Einlagen erweitert. Den Komponisten reizte der gut singbare Text so sehr, dass er sogar auf Choralbearbeitungen verzichtete (Hungaroton HCD 12908).

The Triumph of Time and Truth Dass ein Oratorium natürlich nicht immer Heldenstoffe oder doch zumindest personenbezogene Inhalte zum Thema haben muss, beweist Händel mit „The Triumph of Time and Truth“, eingespielt von Ensemble Music from Aston Magna unter Leitung von Daniel Stepner (Centaur CRC 2431). Ein rein allegorischer Text wurde von Kardinal Bendetto Pamphili dem Komponisten vorgelegt; es treten auf die Schönheit, das Vergnügen, die Zeit, die Wahrheit und geraten in lebhafte Diskussionen. Interessant, wie Händel wegen der allegorischen „Personen“ auf Elemente des mittelalterlichen Moralspiels zurückgreift und dies mit den Mitteln barocker dramatischer Entwicklungskunst kombiniert. Das Oratorium im 17. und 18. Jahrhundert – ein Füllhorn musikalischen Erfindungsreichtums, das im Rahmen eines solchen Überblicks nur kurz gestreift werden kann. Also, liebe Leser, werden Sie „oratorisch“! A. Rainer

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Im Blickpunkt Orchester und Konzert

Ottorino Respighi (1879 -1936) Römische Trilogie São Paulo Symphonieorchester John Neschling BIS-SACD -1720

Respighis „Römische Trilogie“, bestehend aus den symphonischen Dichtungen „Fontane di Roma“, „Pini di Roma“ und „Feste Romane“, die zwischen 1916 und 1928 entstanden, nehmen einen besonderen Platz im Orchesterrepertoire ein, aufgrund ihrer unglaublichen Klangfarbigkeit und klanglichen Effekte. Respighi versteht es, Szenen dem Hörer bildhaft und lebensnah vor Augen bzw. Ohren zu führen: Man hört das Wasser des TreviBrunnens plätschern und sieht es in der Sonne glitzern; Kinder, die unter den Pinien der Villa Borghese spielen, man hört und sieht Gladiatoren im Circus Maximus kämpfen. Der Komponist schöpft nicht nur aus dem Vollen, was die Besetzung des Orchesters betrifft, sondern setzt erstmals in der Musikgeschichte auch ein Abspielgerät (in diesem Fall ein Grammophon) ein, um authentisches Vogelgezwitscher in die Aufführung einzubringen: In den „Pini di Roma“ wird die Aufnahme eines Nachtigallengesangs abgespielt.

Plastisch und glutvoll Insgesamt ist diese Trilogie ein Fest für die Ohren, hier glutvoll dargeboten durch die Südamerikaner unter Leitung von John Neschling; ein Team, das sich bereits durch viele erfolgreiche Einspielungen auf BIS Records ausgezeichnet hat. Dazu passt die Aufnahme als hochauflösende SACD mit dem Zusatzeffekt des hier besonders sinnfällig zu nutzenden Mehrkanal-Klangs.

The Romantic Violin Concerto Nr. 9 Ferdinand David Violinkonzert Nr. 4 und Nr. 5 Andante und Scherzo capriccioso Hagai Shaham, Violine BBC Scottish Symphony Orchestra Martyn Brabbins

Gustav Mahler Sinfonie Nr. 2 Ricarda Merbeth, Bernarda Fink Royal Concertgebouw Orchestra Mariss Janssons

Johann Sebastian Bach Oboenkonzerte Alexei Ogrintchouk, Oboe und Leitung Alina Ibragimova, Violine Swedish Chamber Orchestra

RCO 10002 / RCO LIVE (2 SACDs inkl. Bonus DVD)

BIS-SACD-1769

CDA 67804 / Hyperion

In der Reihe „The Romantic Violin Concerto“ steht diesmal der Komponist und Geigenvirtuose Ferdinand David im Fokus. 1810 wurde David in Hamburg geboren, ein Jahr nach Felix Mendelssohn und durch Zufall im selben Haus wie dieser. Die Verbindung zu Mendelssohn wurde für Ferdinand David bedeutender Bestandteil seines gesamten Lebens. In Leipzig entwickelte sich David ab 1836 zu einem bedeutenden Geigenlehrer und machte die Stadt zum einem international anerkannten Zentrum der Geigenkunst. Aber auch seine Kompositionen wurden vom Publikum geliebt und von den Komponistenkollegen, darunter auch Brahms und Berlioz hoch geachtet. Auch wenn sie oft an die seines Freundes Felix Mendelssohn erinnern – sie sind mit phänomenalem Geschick, besonderem Esprit und großer musikalischer Empfindung komponiert. Das Violinkonzert Nr. 4 in E-dur Op. 23 hat einen deutlich imposanteren Charakter und gehört zu Davids gewichtigsten Kompositionen mit Orchester. Ebenso ist das 5. Violinkonzert ernsteren Charakters. Es endet funkelnd und irrlichtartig mit Anklängen an Mendelssohns Sommernachtstraum. Derartig reizvoll und originell, überrascht es, dass dieses Konzert nicht bekannter ist. Hagai Shaham präsentiert gemeinsam mit Martyn Brabbins und dem BBC Scottish Symphony Orchestra die Weltersteinspielung der Werke von Ferdinand David. In gewohnt souveräner Weise zeigt sich Shaham in diesen Stücken von eigener Eleganz und Ausdrucksstärke in seinem Element. Der israelische Geiger wird allen Eigenschaften der romantischen Werke, ihrem Tiefgang und ihrer Virtuosität gleichermaßen, gerecht.

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„Mahlers Musik ist nicht Unterhaltung, sondern eine Quelle des spirituellen Wachstums“, so der Dirigent Mariss Jansons, der am Pult des Royal Concertgebouw Orchesters die 2. Sinfonie von Gustav Mahler dirigierte. Die Live-Aufnahme vom 3. Dezember 2009 bestätigt Jansons Einstellung und Einsatz für die Musik. Der Chefdirigent des Amsterdamer Orchesters sieht es als seine Aufgabe, die Musiker mitzureißen, die Emotionen der Musik herauszuarbeiten.

Emotionen wecken Er lebt in der Musik, in ihrer Gefühlswelt und möchte den Zuhörer in diese andere Welt versetzen. Mit seinem erstaunlich scharfen Blick für kleinste Details und der Fähigkeit diese zusammenzufassen und die musikalischen Entwicklungen herauszuarbeiten, werden die nahezu unendlichen Höhepunkte von Mahlers Auferstehungs-Sinfonie in einem spannenden Bogen erlebbar. Die Solistinnen Ricarda Merbeth, Bernarda Fink und der Niederländische Rundfunk-Chor fügen sich in dieses emotional mitreißende Geschehen mühelos ein. Als Bonus enthält die CD-Box eine DVD mit dem Mitschnitt des Konzertes vom 3. Dezember 2009. Auch hier kann die Leistung des großartigen Dirigenten und seines nicht minder überzeugenden Orchesters sowie der hervorragenden Sängerinnen nachvollzogen werden.

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In vielen von Bachs Kantaten, Passionen und Oratorien spielt die Oboe (und ihre Verwandten Oboe d‘amore und Oboe da caccia) eine herausragende Rolle. Bach schätzte offenbar die vielseitigen Ausdrucksmöglichkeiten dieser Rohrblattinstrumente und ließ sie daher Arien sowohl schmerzlichen wie freudigen Charakters begleiten. Es ist daher ein Jammer, dass keine konzertanten Werke für Oboe aus seiner Feder überlebt haben – oder gibt es sie doch? Man findet sie unter den Cembalokonzerten, die keineswegs alle ursprünglich für das Cembalo geschrieben, sondern erst später dafür transkribiert wurden. Es gibt ganz starke Anhaltspunkte, dass es sich bei einigen davon eigentlich um Oboenkonzerte gehandelt haben dürfte.

Gelungene Rekonstruktionen Hier werden sie vorgestellt von Alexei Ogrintchouck, einem der weltweit führenden Oboisten unserer Tage, derzeit Solooboist des Concertgebouw Orkestra. Angesichts des schlanken Tons des Swedish Chamber Orchestra, das auch in diesen barocken Werken seine typische klangliche Transparenz hervorragend zur Geltung bringen kann, dürften auch Freunde historischer Aufführungspraxis das „alte“ Instrumentarium nicht unbedingt vermissen, sondern Freude an der Entdeckung dieser Schätze haben.


CLASS a k t u e l l Konzert

Hörbuch

HOCHWERTIGE NEU-AUFNAHMEN DES BRITISCHEN LABELS IM HERBST UND WINTER 2010 VIRTOUSE BRAVOURSTÜCKE FÜR KLARINETTE

Johann Baptist Vanhal (1739 -1813) Drei Cellokonzerte Péter Szabó, Violoncello Sinfonietta Pannonica Hungaroton HCD 32635 (Ersteinspielung)

Vanhal war ein vorzüglicher Geiger und Organist, der in Wien von Dittersdorf ausgebildet worden war. Schnell stieg der Schüler in den 1760er Jahren zum Geigenvirtuosen, gefragten Komponisten und Lehrer inmitten des blühenden Musiklebens der Metropole auf. Bis 1769 hatte er in Wien beinahe 30 Sinfonien, unzählige Kammermusik und Kirchenmusik komponiert und aufgeführt. Vanhal war so gefragt, dass er es sich, sehr ungewöhnlich für seine Zeit, leisten konnte, als Freelancer allein vom Erlös seiner Tätigkeit als Komponist und als Lehrer zu leben – also ohne Anstellung bei einer Herrschaft. Wie hoch er europaweit geschätzt wurde, sieht man aus einer Notiz von 1789 aus der Feder des Musikhistorikers Charles Burney: „Die Symphonien Vanhals scheinen diejenigen von Haydn zu überholen, zumindest in England“.

Aus dem Wiener Konzertleben Die drei hier eingespielten Cellokonzerte erschienen zwischen 1785 und 1787 bei Breitkopf & Härtel; sie zeichnen sich durch hohe Anforderungen an den Cellopart aus – in seinen späteren Jahren spielte Vanhal in dem berühmten Wiener Streichquartett, bestehend aus Haydn, Mozart, Dittersdorf und eben Vanhal, das Cello. Ein Jammer, dass damals noch keine Tonaufzeichnungen möglich waren...

Hans Werner Henze und das Requiem Edition Künstler im Gespräch Volume 3 – Beruf und Privatleben Musik: Neun geistliche Konzerte (1990-92) für Klavier solo, konzertierende Trompete und großes Kammerorchester Musik: D. Vassilakis, R. Friedrich, Bochumer Symphoniker, St. Sloane Sprache: M. Wiesemann im Gespräch mit H. W. Henze in seinem Haus in Marino (2010) sowie mit Henzes Freund und Assistenten M. Kerstan Cybele 3SACD KiG 003 (3 Hybrid SACDs – ca. 160 Minuten) ISBN 978- 3- 937794 -10- 5

Nach der mehrfach ausgezeichneten Auftakt-Veröffentlichung „Karl Amadeus Hartmann und das Streichquartett“ der Edition „Künstler im Gespräch“ ist inzwischen Volume 3 unter dem Titel „Hans Werner Henze und das Requiem“ erschienen.

Ich wollte etwas schreiben, das schöner ist als das Leben. (Henze) Auch der Tod ist für Henze eine Sache des Lebens. „Das Paradies ist hier, oder sollte es sein, nicht nachher, wo nichts mehr kommt”, ist sein Bild von einer besseren Welt. So erscheint es nur folgerichtig, dass der Zyklus mit einem Hymnus an das Leben schließt. Das klangliche Wunder dieser erklärten diesseitigen Komposition besteht jedoch in einer Farben-und Klangvielfalt, die einem Zaubergarten von Sehnsüchten und Erlösungsmotiven gleicht – scheinbar nicht von dieser Welt, jedenfalls nicht für den Hörer, der noch an eine Erlösung glaubt. Kombiniert wird die Aufnahme des Henze-Requiems mit ca. 92 Minuten umfassenden Gesprächen über Beruf und Privatleben, die Mirjam Wiesemann mit H. W. Henze sowie Michael Kerstan im August 2010 in Henzes Haus in Marino bei Rom geführt hat. H.W. Henze überrascht mit teilweise unerwarteten Antworten im Licht seiner heutigen Sichtweise und relativiert so manche Werkinterpretation und psychologische Reflexion. AUSGABE 2010/4

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Auf Flügeln in die Tiefe – Geschichten vom Aufwachsen von Mirjam Wiesemann Hörbuch Wort&Musik Sprecher: U. Tukur, B. Trost, S. Urzendowsky sowie M. und T. Wiesemann Mit Musik für Kinderklavier, InsidePiano, Kontrabass sowie für Orgel mit Flöten- und Vogelstimmen Musik: B. Wiesemann (Kinderklavier, Inside-Piano), W. Gula (Kontrabass), M. Schmeding (Orgel mit Flöten- und Vogelstimmen)

WEBER, MESSAGER, GERSHWIN, MILHAUD, LOVREGLIO The Virtuoso Clarinet Michael Collins, Piers Lane CHAN 10615

OHRENSCHMAUS FÜR FAGOTT-FANS

Cybele SACD AB 007 (ab 12 Jahren) (Hybrid SACD) – ca. 56 Minuten ISBN 978-3-937794-09-9

Mit originellen Inhalten sowie exzellenten Sprechern und Musikern begeistert das neueste Jugend-Hörbuch von Cybele Records: „Geschichten vom Aufwachsen“ nennt Mirjam Wiesemann ihre Erzählungen, die ganz alltägliche, wesentlich durch Klänge geprägte Situationen aus dem Leben von Kindern und Jugendlichen aufgreifen und diese – durch die Augen und Ohren der Protagonisten dieses Hörbuchs betrachtet – zu etwas ganz Besonderem werden lassen.

Innere und äußere Klangwelten Auch innerhalb dieser Produktion hat Cybele ein musikalisch-literarisches Gesamtkonzept entwickelt, das der jungen Generation durch die Synthese von Wort und Musik neue Hörerlebnisse und ein tieferes Verständnis sowohl der Musik durch das Wort als auch des Wortes durch die Musik eröffnen möchte. Hierzu wurde mit drei Musikern zusammengearbeitet, die in die Erzählungen eintauchten und ihnen ihre ganz unverwechselbaren „persönlichen Noten“ verliehen. Sie spielten sowohl kürzere Ausschnitte aus der Musikliteratur – jeweils einfühlsam auf die Inhalte der Geschichten abgestimmt – als auch eigene Improvisationen und Kompositionen, bei denen es sich durchweg um Ersteinspielungen handelt.

MOZART, CRUSELL, KREUTZER, ROSSINI Werke für Fagott und Orchester Geoghegan, Noseda, BBC Philharmonic CHAN 10613

HIGHLIGHTS DER MODERNEN KLASSIK

WITOLD LUTOSLAWSKI Konzert für Orchester, Sinfonie Nr. 3, Chain 3 Gardner, Edward, BBC Symphony Orchestra CHSA 5082

Codaex Deutschland GmbH Landsberger Str. 492 · 81241 · München Fordern Sie Neuheiten-Infos an: infode@codaex.com blog.codaex.de


Im Blickpunkt Kammermusik

1 0 JA H R E SW R M U S I C … heißt 10 Jahre leidenschaftliche Arbeit im Dienste der Musik. Mit der Gründung von SWR music beschritt der Südwestrundfunk (SWR) im Jahr 2000 neue Wege in der Darstellung und Verbreitung der Aktivitäten seiner Klangkörper. Von Beginn an agiert SWR music in enger Zusammenarbeit mit hänssler CLASSIC, das Musiklabel des Hänssler Verlags. Gemeinsam sorgen sie für eine nachhaltige Präsenz der Musikproduktionen in der nationalen und internationalen Öffentlichkeit. Das Label ist das erste eigene ARDMusiklabel und das einzige mit fünf hochkarätigen eigenen Ensembles. Es ist das Ziel der jungen Plattenfirma, die Arbeit der SWR-Orchester und – Ensembles abzubilden und das lebendige Musikleben in der Region auf einer internationalen Ebene zu präsentieren. Veröffentlicht werden sowohl hochwertige Neuaufnahmen als auch Kostbarkeiten aus den Archiven des Senders. Das Spiel des Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR trägt die Handschrift seines Chefdirigenten Roger Norrington. Seine historisch informierte Spielweise übertrug er auf das moderne Orchester und schuf mit „seinem Orchester“ den unverwechselbaren „Stuttgart Sound“. Besondere Verdienste hat sich das RSO Stuttgart unter der Stabführung von Heinz Holliger um den französischen Komponisten Charles Koechlin erworben. Die großorchestralen Werke Koechlins sind für die Aufführung und Aufnahmeproduktion stets eine enorme Herausforderung. Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg bereichert die Musikwelt seit Jahrzehnten durch einen besonderen Einsatz für neue und neueste Musik. Zu nennen ist hier die Gesamtaufnahme der Orchesterwerke Olivier Messiaens unter der Leitung seines Chefdirigenten Sylvain Cambreling. Ein ganz besonderes Projekt dieses Orchesters ist die Aufnahme der Werke, die für die Ballets russes des Impresario Serge Diaghilev in den Jahren 1909 bis 1929 entstanden sind. Die noch sehr junge Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern ging im September 2007 unter der Leitung seines Chefdirigenten Christoph Poppen in die erste Spielzeit. Die ersten herausragenden CDs ließen nicht lange auf sich warten, darunter die Erstaufnahme von Werken Georges Aurics sowie die Gesamtaufnahmen der Werke Robert Schumanns für Violine und Orchester (mit Lena Neudauer) sowie für Klavier und Orchester (mit Florian Uhlig ). Das SWR Vokalensemble Stuttgart ist einer der besten Chöre der Welt, dessen Schwerpunkt in der Erkundung von Chorwerken des 20. und 21. Jahrhunderts liegt. Die unverwechselbar schlicht gehaltenen Cover machen den Blick und das Ohr frei für viele preisgekrönte Einspielungen von Chorwerken etwa György Kurtágs, Elliott Carters oder Charles Ives’. Die SWR Big Band blickt auf mehr als fünf Jahrzehnte erfolgreiches Bestehen. Aufsehen erregend waren die vier Grammy-Nominierungen in den letzten Jahren. Zwei weitere groß angelegte CD-Reihen von SWR music verdienen besondere Beachtung: In der Edition Schwetzinger Festspiele werden im Vorfeld der Festspiele Aufnahmen großer Interpreten veröffentlicht. Dazu kommt eine Serie mit historischen Aufnahmen aus dem Archiv des SWR , die im Oktober 2008 gestartet wurde und Aufnahmen bedeutender Interpreten des 20. Jahrhunderts präsentiert. Bisher erschienen sind u.a. Einspielungen von Dietrich Fischer-Dieskau, Leopold Stokowski, Geza Anda oder Benjamin Britten, allesamt wahre Sternstunden der Musik. Für das Remastering werden ausschließlich Originalbänder verwendet. Das einheitliche und markante Erscheinungsbild der Cover ist von den Arbeiten der bekannten Künstlerin Verena von Kerssenbrock geprägt. Mit jährlich über 550 Ausstrahlungen auf allen Kontinenten sind die Schwetzinger Festspiele im Laufe der Zeit zum größten Klassik-Rundfunkfestival der Welt avanciert.

... per Flauto Italienische Blockflötenmusik des 17. Jahrhunderts Ganassi Consort Köln MDG 308 0301-2

Ein Juwel aus den frühen Zeiten digitaler Aufnahmetechnik erklingt in neuem Gewand: MDG hat eine Einspielung mit italienischer Blockflötenmusik aus dem 17. Jahrhundert vom eigenen Archivstaub befreit und erweist damit auch dem schon längst aufgelösten Ganassi-Consort aus Köln eine Referenz.

Dolcissimo Nirgendwo sonst auf der Welt verstanden es schon vor 500 Jahren Musiker, die Fähigkeiten der menschlichen Stimme mit einer Flöte so exzellent nachzuahmen wie in Oberitalien. Kein Wunder, dass in diesem Umfeld das wegweisende Flötenlehrwerk „La Fontegara“ von Sylvestro Ganassi entstand. Kein Wunder auch, dass hier Komponisten heranreiften, die höchstes Bläserniveau für die Ewigkeit dokumentierten. Die Musiker des Kölner Ganassi-Consort bewegen sich in bester Tradition ihrer italienischen Vorfahren. Perfekt beherrschen die Blockflötisten Cordula Breuer und Eberhard Zummach ihre Instrumente und die bereits vor 200 Jahren übliche Technik der Diminutation. Ob in Giovanni Battista Fontanas „Sonata XVa“, einem der frühesten Vorläufer der Sonate, oder in Selma y Salaverdes „Canzon“, immer wieder faszinieren die Musiker mit spritzigen Tempi und unwiderstehlicher klanglicher Präsenz. Die Continuo-Spieler Christina Kyprianides (Cello) und Joachim Vogelsänger (Cembalo) erhalten – über die hervorragende Begleitung der Flöten hinaus – ebenfalls Gelegenheit, sich jeweils mit einem solistischen Werk ins rechte Licht zu rücken.

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Pietro Nardini (1722-1793) Kammermusik mit Flöte Ensemble musica solare M 56923 / Musicaphon

Einer der bemerkenswertesten Musiker der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist der in Livorno geborene Pietro Nardini, der einer breiteren Öffentlichkeit bis heute leider noch ziemlich unbekannt ist, obwohl er doch nach dem übereinstimmenden Urteil der Zeitgenossen als der vollendetste lebende Violinspieler galt. Leopold Mozart hebt ausdrücklich hervor, dass Nardini „nicht gar schwer“ spiele (= nicht auf technische Effekte setzte), dass aber „in der Schönheit, reinigkeit, gleichheit des Tones und im Singbaren Geschmacke nichts schöners kann gehöret werden“.

Nichts schöners kann gehöret werden Das Violinspiel hatte er schon als Zwölfjähriger in Padua bei dem berühmten Giuseppe Tartini zu spielen gelernt, der damals als der beste Geigenlehrer Europas galt. Nach sechsjähriger Lehrzeit kehrte Nardini in seine Heimatstadt Livorno zurück, wo er sich in den beiden kommenden Jahrzehnten eine bedeutende Reputation als Virtuose und Lehrer erwarb. Ab 1760 folgten einige Reisejahre, die ihn nach Wien, Dresden, Braunschweig und eben auch nach Stuttgart führten und in denen sich sein Ruf festigte, u.a. auch dadurch, dass er Sonaten für Violine und Generalbass veröffentlichte, die in London und Amsterdam gedruckt wurden. Die vorliegende CD stellt Nardini weniger als Violinkomponisten denn als Flötenkomponisten vor, indem sie die Gesamteinspielung der fünf von ihm erhaltenen Triosonaten für Flöte, Violine und Generalbass sowie der beiden Flötensonaten enthält, die abschriftlich in der Bibliothek des Konservatoriums in Genua verwahrt werden.

AUSGABE 2010/4


CLASS a k t u e l l Kammermusik

Cristóbal Halffter (* 1930) Streichquartette Nr. 1, 2 und 7 Leipziger Streichquartett MDG 307 1671-2

Bis heute gehört offenbar viel Mut und Selbstvertrauen dazu, sich nach Beethoven mit dem Genre des Streichquartetts auseinanderzusetzen. Wie Cristóbal Halffter es gelungen ist, die Tradition des großen Vorbilds in die Gegenwart zu führen, präsentiert das Leipziger Streichquartett in höchster künstlerischer Durchdringung.

Fixstern Cristóbal Halffter ist einer der bedeutendsten spanischen Komponisten der Gegenwart und gehört zur Gruppe der „Generation 1951“, die der künstlerische Widerstand gegen das Franco-Regime vereint hat. Halffter versuchte sich als Komponist schon früh in der Zwölftontechnik. Zarte Hinweise hierauf finden sich bereits in seinem ersten, noch recht konventionellen Streichquartett, das er 1956 den „Trois pièces“ von Igor Strawinsky widmete. Ein Kompositionsauftrag zum 200. Geburtstag Beethovens war 14 Jahre später der Anlass für sein zweites Quartett. Drei Zitate aus op. 135 des Jubilars eröffnen einen höchst effektvollen imaginären Dialog zweier Komponisten über die Jahrhunderte hinweg. Das große Vorbild ließ Halffter nicht los. Als er 2007 sein siebtes Streichquartett komponierte, nahm er Bezug auf Beethovens op. 131 und schrieb seinen „Raum der Stille“ ebenfalls in sieben Teilen, die ineinander übergehen. Kurz unterbrochen werden die Sätze allein durch Verse des spanischen Dichters Jorge Manrique. Halffter lässt Musiker und Publikum diese Texte in aller Stille lesen – quasi als Atemzäsur beim Durchschreiten dieses großartigen Klangraums.

Duell der Virtuosen Violinsonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber und Georg Muffat Orgelwerke von Georg Muffat Petri Tapio Mattson, Barockvioline Markku Mäkinen, Orgel Eero Palviainen, Erzlaute

Black or White Eigenkompositionen von Robert Neumair und Bearbeitungen von Werken von Bach, Rossini, Corea, Ellis, Dinicu, Verdi Bozenbrass

Johannes Brahms Ein Deutsches Requiem Janowski, Tilling, Roth, Rundfunksinfonieorchester Berlin PTC 5186361

Das Deutsche requiem mit einem der besten Chöre Deutschlands

perc.pro PP 10092010

Alba ABCD 311 (Hybrid-SACD)

Die Wege dieser zwei großen Komponisten des Barock kreuzten sich, als sie in den 1670er und 1680er Jahren beide am Hof des Fürsterzbischofs von Salzburg angestellt waren. Beide waren unstrittig große Virtuosen auf ihrem Instrument und doch sehr verschieden. Muffat war der sicher größte Kosmopolit unter den deutschen Komponisten des 17. Jahrhunderts; er war der einzige Komponist, der sowohl mit Lully als auch mit Corelli, beide Symbolfiguren der französischen Oper beziehungsweise der italienischen Instrumentalmusik, persönlich eng verbunden war. In Italien hatte er sowohl bei Pasquini wie bei Corelli studiert. Seine Erfahrungen anderer Stile finden sich natürlich auch in seinem Werk mit seiner abgeklärten weichen Schönheit.

En Garde! Biber dagegen war schroffer; seine Werke spiegeln sein extrovertiertes, spontanes Naturell, und er brilliert gern seiner stupenden Instrumentaltechnik, mit der er späteren Violinvirtuosen den Weg bereitete. Von wenigen Geigern und Komponisten vor seiner Zeit findet man so häufig Doppelgriffe, Dreier- und Viererakkorde wie bei Biber. Er beherrschte, damals selten, das Violinspiel bis in die siebte Lage. So ergibt sich auf dieser CD ein wirklich würdiges Duell zweier sehr verschiedener, doch ebenbürtiger Komponisten.

Das ist wirklich ein Fest nicht nur für Blechbläser, sondern für jede(n) Hörer(in) mit „offenen Ohren“: Neben originalen Kompositionen des Trompeters und Bandmitglieds Robert Neumair sind in diesem Crossover-Programm auch Klassik-Bearbeitungen zu hören. Bach steuerte die Partita in B bei, Rossini das „Duetto buffo di due Gatti“, Verdi ist mit einem Melodienreigen ebenso vertreten wie die Jazzgrößen Gordon Summer, Chick Corea und Alfred James Ellis. Dann gibt es einen Ausflug in die Welt des Pop mit Motiven von Michael Jackson. So bietet das virtuos und mit verblüffender Leichtigkeit musizierende Ensemble in der Besetzung zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba wirklich jedem etwas.

eriCh Wolfgang KorngolD Sinfonie op. 40, Much ado about nothing Marc Albrecht, Orchestre Philharmonique de Strasbourg PTC 5186373

sinfonisches mit üppigen Klängen

Viel Blech und feine Töne BozenBrass ist ein Blechbläserquintett, das offenbar in keine der gängigen Schubladen passt: Die fünf Südtiroler sind immer für eine Überraschung gut. Alle haben eine solide musikalische Ausbildung an Musikhochschulen im In- und Ausland, gepaart mit viel praktischer Spielerfahrung in internationalen Orchestern und Ensembles aufzuweisen. Neben ihrer Konzerttätigkeit unterrichten die Musiker. Im Konzert bietet das Ensemble seinen Zuhörern einen spannungsreichen musikalischen Bilderbogen quer durch die Musikgeschichte und alle Stilrichtungen – mit entsprechender Bühnenshow. Das Repertoire reicht von Barock bis Blues, und das spiegelt auch diese Neuerscheinung wider.

KoDály, BarTóK, ligeTi Tänze aus Galánta, Háry János – Suite, zwei Portraits u.a. Lawrence Foster, Gulbenkian Orchestra PTC 5186360

Ungarische großmeister

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AUSGABE 2010/4

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Im Blickpunkt Klavier

Arnold Schönberg Vol. 2 Die 2. Wiener Schule Lehrer und Schüler Berlin / Los Angeles Steffen Schleiermacher, Klavier MDG 613 1434-2

Arnold Schönberg wirkte Anfang des 20. Jahrhunderts auf Europas Nachwuchskomponisten wie ein Messias. Wo immer der Erfinder der Zwölftonmusik lehrte – seine Jünger folgten ihm. Steffen Schleiermacher hat nun die Klavierwerke Schönbergs und die seiner Studenten aus den Berliner Jahren (1924-1933) und aus dem Exil in Los Angeles (1936-1944) eingespielt und blättert ein erstaunlich gegensätzliches musikalisches Kaleidoskop auf. Eine wie immer spannende, oft gegensätzliche, aber immer faszinierende und eminent wichtige Werkschau ist absolut gelungen.

Messias Ganz den Empfehlungen seines Lehrers folgend, stellte Nikos Skalkotta Variationen über ein griechisches Volkslied in den Mittelpunkt seiner Suite für Klavier Nr. 3. Der Schweizer Erich Schmid verewigte Schönbergs Reihentechnik unorthodox in seinen „Widmungen“. Peter Schacht wiederum hinterließ äußerst feinnervige, durchaus atonale „Kinderstücke“. Fast immer ist der Einfluss des großen Meisters spürbar. Die „Primitivi“ von Natalia Prawossudowitsch allerdings waren noch tonal erdacht, bevor Schönberg die Russin unter seine Fittiche nahm. Marc Blitzstein schoss – nomen est omen – mit seiner zornigen, erregenden Klaviersonate übers Ziel der Komponistenlehre deutlich hinaus. Bei Leon Kirchner, Lou Harrison und John Cage, den Schönberg-Schülern im US-Exil, war das Interesse am Begründer der „Wiener Schule“ zwar groß, ihre ungebremste künstlerische Eigenständigkeit wird aber bei Schönberg eher Irritationen und Unverständnis hervorgerufen haben. Wie immer bei Schleiermacher: Hochinteressant und absolut hörenswert.

Wolfgang Amadeus Mozart Sämtliche Werke für zwei Klaviere Annette Töpel, Iwan Urwalow

Gabriel Fauré (1845-1924) Sämtliche Nocturnes Stefan Irmer, Klavier

M 56919 / Musicaphon

MDG 618 1626-2

Auf der vorliegenden CD sind erstmals sämtliche vollendet und fragmentarisch überlieferten Werke Wolfgang Amadeus Mozarts für zwei Klaviere zu hören. Mozart hat lediglich zwei Werke für diese Besetzung abgeschlossen, die Sonate D-Dur KV 448 und die Fuge c-Moll KV 426. Aus der Fülle des unvollendet Hinterlassenen ragt Mozarts Requiem hervor, aber auch in vielen anderen Gattungen finden sich Bruchstücke, die immerhin soweit ausgeführt sind, dass sie als Basis für eine Ergänzung dienen können. Im Falle der Werkgruppe für zwei Klaviere stehen den beiden vollendeten Werken fünf Fragmente gegenüber. Auch diese Fragmente sind erstmals auf einer CD zu hören. Schon wenige Jahre nach Mozarts Tod fand die auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten durchgeführte systematische Sichtung und Katalogisierung der Fragmente statt. Es ist ein besonderes Glück, dass sich seinerzeit mit Abbé Maximilian Stadler ein beachtlicher Musiker und Komponist aus Mozarts engerem Umfeld an die Ergänzung diverser Fragmente herangetraut hatte. Wer Fragmente ergänzt, weiß, dass der ursprüngliche Autor in jedem Fall anders weiterkomponiert hätte; Abbé Stadlers sensibler Umgang mit dem unvollendet Hinterlassenen war Michael Töpel eine Anregung und zugleich ein Vorbild für seine Ergänzungen zweier Mozart-Fragmente für zwei Klaviere.

Von Taubheit geplagt, komponiert Gabriel Fauré das Nocturne Nr. 13, sein letztes Klavierwerk überhaupt: Abschluss und Rückschau nach einem sich über fünf Jahrzehnte erstreckenden Entwicklungsprozess, den Stefan Irmer auf einem voluminösen Steinway-Konzertflügel von 1901 gewohnt souverän interpretiert. Die Charakterstücke des französischen Komponisten spiegeln beispielhaft den musikalischen Umbruch von der Spätromantik zur Moderne wieder.

Zu Ende gedacht und gespielt

Lupenrein Interessanterweise hat Stefan Irmer die Nocturnes nicht chronologisch geordnet, sondern er setzt bewusst frühe Stücke aus der romantischen Welt der Salons von Paris den Spätwerken gegenüber, die bereits deutlich bis an die Grenzen der Tonalität vorstoßen. Dabei gelingt eine farbige und höchst abwechslungsreiche Gegenüberstellung von Werken aus 50 ausgefüllten Lebensjahren des Komponisten. Die Tradition eines John Field und eines Frédéric Chopin lässt Gabriel Fauré mit seinen Solo-Stücken für Klavier schnell hinter sich. Er entwickelt eine ganz eigene Sicht dieser besonderen musikalischen Form – weitab von nächtlichen Träumereien hin zu sehr leidenschaftlichen und lyrischen Kompositionen. Man höre sich beispielhaft mal das 6. Nocturne an, dessen furiose SchlussArpeggien gleichzeitig ein Beleg für Irmers blitzblanke und lupenrein vorgetragene Anschlagstechnik ist.

Sie sind hier erstmals auf einer CD zu hören. Für diese beiden Ergänzungen hat er zusätzlich jeweils ein anderes, thematisch passendes Mozart-Fragment für ein Klavier mit herangezogen und für zwei Klaviere arrangiert.

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AUSGABE 2010/4

Franz Xaver Mozart (1791-1844) Klavierwerke Vol. 1: Six Polonaises op. 17 Quattre Polonaises op. 22 Deux Polonaises op. 26 Rondo F-dur Susanne von Laun, Fortepiano M 56921 / Musicaphon

Franz Xaver Mozart wurde als sechstes Kind von Constanze und Wolfgang Amadeus Mozart am 21. September 1791 in Wien geboren. Wenige Monate später starb sein Vater. Franz Xaver Mozart sah seinem Vater sehr ähnlich, und Constanze nannte ihn Wolfgang. Unter dem Namen „Wolfgang Amadeus Mozart, Sohn, fils oder figlio“ wurden seine Werke zeit seines Lebens veröffentlicht.

Im Schatten des Vaters Constanze erkannte die musikalische Begabung ihres jüngsten Sohnes früh. Sie ließ ihn bei den bedeutendsten Lehrern ausbilden, unter ihnen Salieri und Albrechtsberger, die interessanterweise auch Beethovens Lehrer waren. Klavierspiel studierte Franz Xaver bei Johann Nepomuk Hummel, einem ehemaligen Schüler seines Vaters. Als erste Komposition wurde das Quartett g-Moll 1805 veröffentlicht, welches zwei Jahre zuvor entstanden war. Seine Kompositionen erregten jedoch nicht so viel Aufsehen wie sein Klavierspiel. Von 1819 bis 1821 unternahm Franz Xaver ausgedehnte Konzertreisen durch das deutschsprachige Europa, Dänemark, Russland und Italien. In seinen Polonaisen wechseln zauberhafte lyrische Wendungen sich ab mit dramatischen Ausbrüchen, Polonaisenrhythmus mit höflichen Verbeugungen, Reminiszenzen an die Wiener Klassik. Für die Aufnahmen (teilweise Ersteinspielungen) wurden zwei Instrumente der Hamburger Sammlung Beurmann eingesetzt: Der Hammerflügel von Johann David Schiedmayer, Nürnberg, 1801 für das Rondo und der Wiener Hammerflügel von Joseph Brodmann, Wien, um 1815 für die Polonaisen.


CLASS a k t u e l l Ballett

Les ballets russes Vol. 7 Georges Auric (1899-1983) Les Facheux, La Pastorale Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern Christoph Poppen, Dirigent Nr. 93.265 (CD) SWR music / hänssler CLASSIC

Georges Auric steht diesmal im Mittelpunkt der neuen Folge der Ballets Russes. 1924 und 1926 schrieb der damals noch sehr junge Komponist für Diaghilev zwei Ballette: „Les Facheux“ („Die Quälgeister“), gelten als sein bedeutendstes Ballett. Bühnenbild, Kostüme und Vorhang stammten von dem berühmten Maler Georges Braque. Es geht um einen jungen Mann, der seiner Geliebten folgt und immer wieder von verschiedenen Quälgeistern davon abgehalten wird, ihr seine Neigung zu erklären. Das Libretto stammt von Boros Kochno nach einer Vorlage von Molière. „La Pastorale“ wurde 1926 in der Choreographie von Georges Balanchine produziert. Es ist Aurics drittes und letztes Ballett für Diaghilev. Die Dreharbeiten zu einem Film auf dem Land und die Spannungen zwischen Dorfbewohnern und Filmleuten sind die Themen dieses Ballets. Beide Werke wurden bisher noch nicht aufgenommen, es sind Ersteinspielungen. Georges Auric selber schrieb später zwar auch Konzertmusik, vor allem jedoch wurde er berühmt durch seine Zusammenarbeit mit Jean Cocteau in dessen Filmen sowie für die Vertonung von ca. 150 weiteren Filmen bekanntester Regisseure. Diese Einspielung wirft gewissermaßen einen Blick in die Anfangszeit des später berühmten Filmmusik-Komponisten Georges Auric.

Legendäre AufnAhmen nAmhAfte KünstLer

Oper

Georg Friedrich Händel Flavio – Oper in 3 Akten nach Matteo Noris „Il flavio Cuniberto“ Early Opera Company, Christian Curnyn CHAN 0773 / Chaconne ( 2 CDs )

Der italienische Librettist Matteo Noris schuf 1682 das Drama „Flavio Cuniberto“. Für den Stoff zog er zwei Quellen heran: zum einen das Schauspiel „Le Cid“ von Pierre Corneille für den Streit zwischen Lotario und Ugone und die Rache durch Guido. Zum anderen eine mittelalterliche Geschichte aus der Lombardei für den Verführungsversuch Teodatas durch Flavio. Viele Jahre später überarbeitete Nicola Francesco Haym, der Sekretär der Londoner Opernakademie, das Libretto für Händel. Innerhalb weniger Wochen komponierte Händel die Musik und datierte die Fertigstellung auf den 7. Mai 1723. Die Uraufführung fand in London schon eine Woche später statt, am 14. Mai. Achtmal wurde die Oper im gleichen Jahr aufgeführt und wegen ihres großen Erfolges 1732 wieder aufgenommen. In „Flavio“ spielen Liebe, Ehre und Pflicht eine große Rolle. Die Musik ist weniger dramatisch als in anderen Bühnenwerken Händels, aber ebenso reichlich mit herrlichen Arien versehen. Das Ensemble, die Early Opera Company, wurde 1994 von ihrem Musikdirektor Christian Curnyn gegründet und hat sich als eines der führenden Ensembles für Alte Musik in Großbritannien etabliert. Für die Einspielung des „Flavio“ scheint dieses Ensemble wie geschaffen. Klare Klangfarben und überzeugende Tempi geben den Sängern nicht nur die nötige Basis, sondern illustrieren einleuchtend das Geschehen. Die Oper verlangt zwei Countertenöre, die mit den jungen Sängern Iestyn Davies und Tim Mead bestens ausgewählt wurden. Beide zeigen ihr stimmliches und gestalterisches Talent neben weiteren herausragenden Sängerinnen und Sängern. Darunter die Sopranistin Rosemary Joshua, die mit ihrer klaren und natürlichen Stimme beeindruckt. AUSGABE 2010/4

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Alfredo Kraus Das Tokyo-Recital 1996 mit Emiko Suga, Sopran Edlemiro Arnaltes, Klavier Asier Polo, Cello

frAnz schubert Die Schöne Müllerin & andere Lieder Gèrard Souzay, Dalton Baldwin nc 8802012 • 2cds

CDS 33606 / Dynamic (DVD Video)

Am 15. Juni 1996 feierte Alfredo Kraus in Tokyo (im Alter von 69 Jahren) sein vierzigjähriges Bühnenjubiläum mit einem grandiosen Konzert. Der Spanier Kraus, ein Star vor allem in Italien und Spanien in den 1960er Jahren, ein herausragender Vertreter des lyrischen Tenorfaches mit Rollen wie Werther, Romeo, Faust, Arturo, Elvino, Nemorino und Tonio, war eine aristokratische Erscheinung, ein Mensch von erlesenem Geschmack, und dies zeichnete auch seine Bühnenpräsenz aus – wie auch bei diesem denkwürdigen Konzert in Tokyo. Es war keine Anthologie berühmter Rollen, die er da auf das Konzertpodium stellte, sondern die Werkwahl war für so ein Jubiläumskonzert eher überraschend. Kraus suchte Arien und Szenen aus eher unbekannteren Opern aus, die er mit ungebrochener Eleganz und Leichtigkeit vortrug, Qualitäten, die er seiner hervorragenden Technik und einer weisen Karriereplanung verdankte, denn Dank seiner profunden Gesangstechnik und des sorgfältigen Haushaltens mit seinen stimmlichen Ressourcen blieb Kraus bis in seine frühen siebziger Jahre im Vollbesitz seiner stimmlichen Mittel auf der Bühne präsent. In Folge seiner bewundernswerten Technik und seines außerordentlich verfeinerten Musikertums sowie einer scheinbar mühelosen Höhe (er war einer der wenigen Tenöre, die das hohe D im bekannten Duett „Vieni fra queste braccia“ aus Bellinis Oper „I Puritani“ erreichten und das Werk daher in Originaltonlage sangen) betrachten viele Opernkenner und Gesangsfachleute ihn als einen der besten Tenöre des 20. Jahrhunderts. Dies ist ein wunderbares Konzerterlebnis und ein anrührendes Zeitdokument vor dem Hintergrund eines inzwischen ganz anderen in Mode gekommenen „Star“-Typus.

ALbAn berg Violinkonzert, 3 Orchesterstücke Colin Davis, Gidon Kremer, Symp.orch. des BR nc 8802018

george gershwin Klavierkonzert in F, Rhapsody in Blue Katia & Marielle Labèque nc 8802004

beLA bArtoK Sämtliche Streichquartette Hagen Quartet nc 8802011 • 2cds

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Im Blickpunkt Oper

Jean-Philippe Rameau Les Paladins Libretto: J. F. Duplat de Monticourt Argie: Anna Virovlansky Nérine: Iulia Elena Surdu Orcan: Laimonas Pautienius Atis/Démon: Andres J. Dahlin Anselme: Adrian Sampetrean Manto, Fée/Paladin: Thomas M. Allen Neue Düsseldorfer Hofmusik Konrad Junghänel, Dirigent Chor der Deutschen Oper am Rhein, Gerhard Michalski, Christoph Kurig (Ltg) COV 21013 / Coviello Classics (2 CD)

„Die Virtuosität des Komponisten ist teuflisch.“ Der Ausspruch des Kritikers Pierre Saby bringt es auf den Punkt: Den Zeitgenossen war der schon über 70jährige Jean-Philippe Rameau Mitte des 18. Jahrhunderts nicht mehr ganz geheuer. Virtuos beherrschte er alle damals gängigen musikdramatischen Genres, und er kombinierte sie nach Belieben. In Les Paladins wurde daraus 1760 eine Mischung aus Feenmärchen, Sittenkomödie und derber Posse, keinem gängigen Muster entsprechend. Eine Oper, die es in sich hatte, deren zahlreiche ironische Anspielungen und gesellschaftskritische Seitenhiebe von vielen missverstanden wurden und auf Ablehnung stießen.

Diabolische Virtuosität Was das Publikum damals aufbrachte, die „Melange von Ernst und Komik an einem nicht angemessenen Ort“, macht das Werk heute gerade spannend. Hier verbinden sich Märchen und Farce, Erotik und Moral, Ernstes und Witziges, Reales und Phantastisches mit der überbordenden Fülle von Rameaus musikalischer Sprache zu einem faszinierenden Kulminationspunkt des französischen Spätbarock. Konrad Junghänel, die neue Düsseldorfer Hofmusik und ein hochkarätiges Solistenensemble machen diesen für den Musikmarkt lange verlorenen Schatz mit ihrer Neueinspielung erstmals wieder hörbar.

Vokalmusik

Leonardo Leo (1694-1744) L‘Alidoro Schiavo, Ercolano, Varriale, Ermolli, De Vittorio, Morace, Ruggeri, Orchestra Barocca Cappella della Pietà de‘Turchini, Antonio Florio CDS 588 / Dynamic

Eine unbekannte Oper aus der Feder Leos, einem der Großmeister der neapolitanischen Schule, der viele neue Ideen und stilistische Elemente in das Genre der musikalischen Komödie einbrachte. So finden sich in diesem Werk z.B. verschiedene Typisierungen; je nach sozialem Status nutzen die Protagonisten verschiedene Sprachen und werden entweder als komisch oder als seriös gekennzeichnet. Die Musik, stilistisch zwischen Rameau und Vivaldi anzusiedeln, ist attraktiv und wird von Florio und seinem Orchester mitreißend musiziert.

Unbekanntes vom Großmeister Leo studierte am Konservatorium della pietà de'Turchíni in Neapel sowie bei Giuseppe Ottavio Pitoni in Rom und lebte dann von 1717 bis zu seinem Tod im Jahr 1744 als Kirchenkapellmeister und Direktor des Konservatoriums Sant'Onofrio in seiner Vaterstadt. Leo schuf mehr als 500 Werke, neben den zahlreichen Opern viele kirchliche Werke wie Messen, Psalmen und Kantaten, Serenaden und Instrumentalwerke, mit denen er sich einen exzellenten Ruf erwarb, den sich mit seinem Zeitgenossen Francesco Durante teilte. Die Anhängerschaft der Beiden teilte sich seinerzeit in zwei rivalisierende Lager auf, die „Leisti“ und die „Durantisti“. Auch als Lehrer hat Leo mit größtem Erfolg gewirkt; zu seinen Schülern gehörten unter anderem Pergolesi, Jommelli, Fiorillo und Piccinni. Diese Produktion ist auch schon auf DVD Video erhältlich und ist als solche im Oktober 2009 mit dem „Diapason d‘Or“ ausgezeichnet worden.

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About Christmas Berlin Voices Nr. 98.609 (CD) hänssler CLASSIC

Individuelle solistische Stimmen, große Ausdruckskraft, mitreißende Begeisterung – das ist das Vokalquartett Berlin Voices. Auf ihrer CD „About Christmas“ ist jeder Song eine Überraschung, denn sie präsentieren uns wie bunt und wandelbar traditionelle Weihnachtslieder sein können. In der Musik des Albums verbinden sich Einflüsse des Jazz mit Elementen von Sakralmusik, Soul und Gospel. Auf höchstem musikalischem Niveau lassen die vier Sängerinnen und Sänger ihre Stimmen zu einer harmonischen Einheit verschmelzen.

Der kesse Weihnachtsklang Dementsprechend wechseln sich in den Liedern mehrstimmige Passagen mit Solopartien ab. Ein Jazz-Ensemble bestehend aus Klavier, Bass, Gitarre, Schlagzeug, Cello, Saxophon sowie weitere Special Guests runden sanft den Gesamtklang ab. Ob meditativ-ruhige Melodien und sanfte Bossa Nova Klänge wie bei dem alten Kirchenlied „Es kommt ein Schiff geladen“ oder schneller Swing wie bei dem englischen Weihnachtsliedmedley „Christmas Time“, Berlin Voices bieten mit ihrem neuen Album musikalischen Hochgenuss. Arrangeure, die zu den besten der Vocal-, Jazz- und Pop-Szene gehören, schrieben für diese Produktion – u.a. der vor allem durch seine kreativen Big-Band-Arrangements weltweit geschätzte Jörg Achim Keller und Wolf Kerscheck, der bereits für Roger Cicero, die No Angels und Till Brönner schrieb. Die hervorragende Qualität der Aufnahme ist dem bekannten Produzent Christian von Kaphengst zu verdanken.

AUSGABE 2010/4

The Queen‘s Music Italienische Duette und Trios des 17. Jh. von Carissimi und Rossi Toccaten von Frescobaldi Emma Kirkby, Susanne Rydén, Sopran Peter Harvey, Bariton Mime Yamahiro Brinkmann, Cello Lars Ulrik Mortensen, Cembalo BIS-CD-1715

Königin Christina von Schweden war eine der faszinierendsten Herrscherpersönlichkeiten des 17. Jahrhunderts. Das einzige Kind von König Gustav Adolf, dem Anführer des protestantischen Lagers im dreißigjährigen Krieg, folgte ihm im zarten Alter von nur sechs Jahren auf den Thron. 22 Jahre später übersiedelte sie nach Rom, wo sie ihren katholischen Glauben, dem sie schon seit Jahren anhing, nicht mehr zu verbergen brauchte. Noch in ihrer Stockholmer Zeit lud sie eine Reihe berühmter Wissenschaftler, Philosophen und Künstler an ihren Hof (darunter René Descartes), und 1652 nahm eine Gruppe italienischer Musiker Dienst am Hof auf. Was die Königin da zu hören bekam, ist zumindest teilweise in einem Manuskript aus dem Besitz von Bulstrode Whitelocke überliefert, damals englischer Botschafter in Stockholm. Das Programm dieser CD bietet eine Auswahl aus dem Whitelocke-Manuskript. Diese Sammlung enthielt musikalisch gesehen das Aktuellste seiner Zeit: Arien und Kantaten für zwei und drei Sänger von den damals führenden italienischen Komponisten.

Raffinierte Erotik Sie besteht aus weltlicher, vokaler Kammermusik von höchster Klasse, einer Art gehobener Unterhaltungsmusik für den Salon: gefühlvolle, aber gleichzeitig verspielte Lieder über Liebe und Erotik, ein raffiniertes Spiel mit erotischen Themen in verschiedenen Variationen, ein reizvolles Kontrastieren von einfachen, eleganten Melodien und farbiger, manchmal direkt verwegener Harmonik, die bis heute zu faszinieren weiß.


CLASS a k t u e l l

Musik für Flöten

Vokalmusik

CTH 2557

Hugo Wolf Richard Strauss Lieder u.a. nach Gedichten von Eduard Mörike und Gottfried Keller Angelika Kirchschlager, Gesang Roger Vignoles, Klavier WHLive 0040 / Wigmore Hall

Gestaltungskraft, intelligenter Liedvortrag und stupende Technik sind einmal mehr die herausragenden Merkmale, die beim Anhören der neuesten Aufnahme von Angelika Kirchschlager hervorstechen. Die österreichische Mezzosopranistin und mehrfache Echo-Klassik-Preisträgerin stand im Februar 2010 auf der Konzertbühne der Wigmore Hall in London und interpretierte Lieder von Hugo Wolf und Richard Strauss. Das Konzert mit Roger Vignoles als Klavierbegleiter zeigte, dass Kirchschlagers Mezzo durch ihre Opernauftritte enorm gewachsen ist, aber auch ihre Gestaltungskraft ist größer. Die Sängerin weiß, dass sie ein Konzertpublikum begeistern kann und setzt ihre expansive Energie und schwelgende Sinnlichkeit ein, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen.

Schwelgende Sinnlichkeit Auch an diesem Liederabend geht sie nie über ihre Grenzen hinaus, führt ihre warm timbrierte Mezzostimme bestechend sensibel durch die verschiedenartigen Lieder. Angelika Kirchschlager singt von Hugo Wolf Lieder nach Gedichten von Eduard Mörike, Sechs „Alte Weisen“ nach Gedichten von Gottfried Keller sowie eine bunte Auswahl an Liedern von Richard Strauss. Darunter „Heimliche Aufforderung“, „Für Fünfzehn Pfennige“, „Mein Herz ist stumm“ und „Morgen“. Die Auswahl der Lieder lässt die Herzen der Kirchschlager-Fans und aller Lieder-Liebhaber gleichermaßen höher schlagen.

Werke von Agnestig, Sejans, Hinds, Schönberg, Tegner, Grippe, Warlock, Carter, Nystedt, Biebl, Verdi, Vulpius, Praetorius, Sandström, Rehnqvist, Zimmermann, Hillerud Sancta Lucia – Licht in dunkler Zeit Kinderchor St. Gregorius Die Europäischen Vokalsolisten Steffen Schreyer

John Rutter A Song in Season

C 58044 / Cantate (Hybrid-SACD )

Der englische Komponist und Chorleiter John Rutter gilt gegenwärtig als einer der bedeutendsten und populärsten Komponisten von Chor- und Kirchenmusik. Die Chorwerke der Neuaufnahme „A Song in Season“, die er selber dirigierte, stammen aus den Jahren 1996 bis 2010. Rutters Musik zu den wichtigen Festen des Kirchenjahres überzeugt wie schon so oft durch großen melodischen Erfindungsreichtum, der mit suggestiver Kraft schwelgerische Momente schafft. Seine vielschichtige Harmonik und Rhythmik ist souverän und originell eingesetzt und lässt auf überraschende Art gelegentlich Stilelemente vergangener Epochen durchscheinen.

In der längsten Nacht des Jahres ist unsere Sehnsucht nach dem Licht am größten. Seit Menschengedenken wird dies in Riten und Volksbräuchen zum Ausdruck gebracht. Auch der „Lichtvollen“, wie der Name „Lucia“ besagt, gebührt dieser Tag. Ihr Namenstag ist heute der 13. Dezember, welcher bis zur Gregorianischen Kalenderreform 1582 die Wintersonnenwende kennzeichnete. Im Mittelalter begann in Schweden am Luciatag die vorweihnachtliche Fastenzeit, welche auf die Heilige Nacht vorbereitete, in der Jesus –„das Licht der Welt“– einst geboren wurde; da die Engel in einem hellen Lichtschein vom Himmel kündeten: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden!“ Hier schließt sich der Kreis und so erklärt sich, weshalb die Hl. Lucia in so engem Zusammenhang mit der Wintersonnwende und Weihnachten steht. Besonders in Schweden wird der 13. Dezember traditionell mit einem Lichterfest und Lucialiedern begangen, in denen die Hl. Lucia als Lichtbringerin und Vorbotin von Weihnachten besungen wird. Einen wesentlichen Anteil, dass sich die Luciatradition bis heute musikalisch weiterentwickelt und immer wieder neue Chorarrangements entstehen, haben schwedische Musikpädagogen, die über die Jahre Lucialieder verschiedentlich arrangiert und neu komponiert haben, um die alljährlichen Konzerte abwechslungsreich zu gestalten. Die vorliegende CD möchte diese schöne Tradition in Deutschland musikalisch vorstellen. Neben den bekannten deutschen und europäischen Weihnachtsliedern – die auch in Schweden zum Allgemeingut gehören–erklingen die typischen Lucialieder. AUSGABE 2010/4

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Wells Jubilate; Look to the day; O Lord, thou hast searched me out; The King of Blis; Most glorious Lord of life; Winchester Te Deum u.a.

The Cambridge Singers Royal Philharmonic Orchestra CTH 2558

COLCD 135 / Collegium

Elisabeth Weinzierl Edmund Wächter

CTH 2565

Symbiose von Chor und Komponist Das von John Rutter selbst gegründete Ensemble The Cambridge Singers ist einer der bedeutendsten professionellen Kammerchöre Englands und ist auf Grund der langjährigen Zusammenarbeit mit der Stilistik Rutters bestens vertraut. Die gemeinsame Verbindung des Chores mit „ihrem“ Komponisten macht sich in den einzelnen Werken im musikalischen Ausdruck wie auch in vortrefflicher klanglicher Übereinstimmung bemerkbar. Das Royal Philharmonic Orchestra unterstützt den großartigen Chor mit einer reichen Farbpalette von sensiblen bis brillanten Klängen. Einige der Werke wurden zum ersten Mal aufgenommen und runden den Zyklus mit charmanten und prächtigen Werken ab.

CTH 2545

Ein Label der

Bella Musica Edition

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Klassik Center Kassel Glöcknerpfad 47, 34134 Kassel Tel. 0561/935140, Fax 9351415 info@klassikcenter-kassel.de www.klassikcenter-kassel.de


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Dmitry Schostakowitsch Sämtliche Sinfonien Beethoven Orchester Bonn Roman Kofman, Dirigent MDG 337 1200-2 (11 CDs) UVP 39,95 - Limitierte Auflage -

„Als hätten sie nie etwas anderes gespielt als Schostakowitsch... Voller Spannung, jedes Detail hörbar ... wer Schostakowitsch kennen und lieben lernen will, ist hier richtig. Auch aufnahmetechnisch eine Überraschung ..." (Crescendo) “So erklingen die Symphonien… als pures musikalisches Ereignis hohen Ranges... Unverbraucht. Als reine Musik." (pizzicato) „Taras Shtonda trifft exakt den Ton zwischen Resignation und bitterer Ironie, der hier angebracht scheint. Das Beethoven-Orchester Bonn beeindruckt in dieser technisch brillanten Surround-Produktion durch expressives Spiel und Detailgenauigkeit." (FonoForum)

Vertrieb: Codaex Deutschland GmbH Tel. 089-82000233 Fax 089-82000093 Gramola Wien: klassik@gramola.at MusiKontakt Zürich: info@musikontakt.ch

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm


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