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B47837 Alle zwei Monate in allen großen Opern- und Konzerthäusern, im CD-Fachhandel und bei Kartenvorverkaufsstellen > Jahrgang 6 > 2003

februar/märz

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1 03

< klassik ohne frack leif ove andsnes

herbert blomstedt < hille perl < salvatore licitra <

Special: Die Gustav-Mahler-Diskographie Teil II Reisetipps Österreich Nur hier: Alle Opernpremieren im März


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Gute Kontakte machen den Erfolg... und die finden sie im Performing Arts Yearbook for Europe 2003 und Music, Opera, Dance and Drama in Asia, the Pacific and North America 2003 Die entscheidende und unentbehrliche Informationsquelle im Bereich der darstellenden Künste. Sind sie Künstler, oder als Veranstalter tätig? oder Suchen sie nach Ideen für einen Anfang? Brauchen sie Namen und Kontaktadressen? oder Möchten sie einfach mehr über die darstellenden Künste herausfinden? Diese zwei Jahrbücher, mit über 25.000 Einträgen aus 65 Ländern, sind ein umfangreiches und unerlässliches Nachschlagewerk über Organisationen aus dem Bereich der darstellenden Künste auf der ganzen Welt. Sie beinhalten: agenten, künstlermanagment und produzenten • alte musik • ballet, tanz und folklore • chöre und vokalensembles • fernsehen • festivals • konferenzen und fachmessen • kulturverwaltungs - und managementkurse • kultusministerien und förderungseinrichtungen • nationale organisationen, forschungs - und dokumentationszentren • oper und musiktheater • orchester, instrumentalensembles und chöre • paneuropäische regierungsinstitutionen • produkte und dienstleistungen • publikationen • puppenspiel • rundfunk • schauspiel • tonträgerindustrie • übernationale organisationen und netzwerke • veranstalter und spielstätten • veranstaltungsorte • weiterführende schulen • wettbewerbe

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Der Inhalt wird jedes Jahr komplett überarbeitet um Ihnen die neuesten und genausten Daten zur Verfügung stellen zu können. Die Einträge sind nach Ländern gegliedert und beinhalten Namen, Adressen, Telefonummern, E-Mail, und InternetDetails, sowie eine kurze Beschreibung der jeweiligen Organisation. Die Einträge von über 90% der gelisteten Organisationen wurden im letzten Jahr aktualisiert.

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18:02 Uhr

Liebe Leserin, lieber Leser! Chefredakteur Arnt Cobbers

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Inhalt Februar/ März 2003

Münchner Opern-Festspiele 27.6.-31.7.2003 MACHT DER GEFÜHLE 350 JAHRE OPER IN MÜNCHEN

Immer wieder erreichen uns Briefe oder E-Mails von Le-

Porträt

sern, die interessante Beobachtungen im Opern- und Kon-

„Ich kann nicht lange ohne Schumann leben“ Der Pianist Leif Ove Andsnes 4

zertleben gemacht haben. Und die uns fragen, was es denn damit auf sich hat. Bisher haben wir diese Fragen

„Sono Cenerentolo“ Der Tenor Salvatore Licitra

Rodelinda (Festspiel-Premiere) 5

auf direktem Weg beantwortet. Nun haben wir uns entschlossen, sie künftig in unserer noch neuen LeserbriefRubrik abzudrucken und zu beantworten. Wenn auch Sie eine Frage an uns haben – schreiben Sie uns einfach. Und schreiben Sie uns auch, wenn Sie Anregungen und Themenvorschläge haben.

Interview „Man wird nie fertig“ Der Gewandhauskapellmeister Herbert Blomstedt „Gambisten aller Länder, vereinigt Euch!“ Die Gambistin Hille Perl

Don Carlo Saul

8

Falstaff Lucia di Lammermoor

10

Premierenspiegel

Il ritorno d’Ulisse in patria Elektra

wachsen und gedeihen wird. Zumal ich es in Zukunft in

Kurz und Knapp Jenufa in Berlin Endstation Sehnsucht in Gießen Lulu in Hannover Siegfried in München L’Orfeo in Stuttgart Jonny spielt auf in Wien Fierrabras in Zürich Opernrundschau im Nordwesten NRW-Rundschau

12 14 14 15 15 16 16 16 17 17

guten Händen weiß. Die Chefredaktion übernimmt ab dem

unterwegs

18

nächsten Heft Dr. Klemens Hippel, promovierter Theater-

Reise-Tipps

und Musikwissenschaftler und seit zwei Jahren schon als

Rätsel

20

Manon Lescaut

Leserbriefe

20

Die Meistersinger von Nürnberg

Bayern regional

21

high fidelity

25

Und nun noch etwas in eigener Sache: Mit dieser Ausgabe möchte ich mich als Chefredakteur von Ihnen verabschieden. Ich freue mich, dass Sie, liebe Leser, die CrescendoIdee, die wir vor fünf Jahren geboren haben, zu einer Erfolgsgeschichte haben werden lassen. Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass Crescendo auch weiterhin blühen,

Redakteur mit dabei. Er wird mit der gesamten Redaktion im Februar von Berlin nach München umziehen. Ihm, dem Verlag und dem ganzen Team wünsche ich alles Gute. Und Ihnen, liebe Leser, wünsche ich nun viel Vergnügen mit dem neuen Crescendo.

Bücher-Besprechungen

Das Gesicht im Spiegel (Uraufführung) La traviata Rinaldo Tannhäuser

Ballett, Konzerte, Oper für alle, Festspiel+

26

gelesen

Mit herzlichen Grüßen

I puritani

Der Rosenkavalier

Thema Die Gustav-Mahler-Diskographie Teil II

Die Entführung aus dem Serail

28

Liederabende: Thomas Allen

gehört CD-/SACD-/DVD-A-Besprechungen

29

Dorothea Röschmann/Ian Bostridge

Kultur Spiegel Klassik Bestseller

29

Vesselina Kasarova

Ihr Arnt Cobbers

gesehen DVD-Video-Besprechungen

34

PS: Vielen Dank für die vielen, meist sehr schönen Weih-

Impressum

34

nachtskarten, die uns erreicht haben.

was? wann? wo? Musiktheaterpremieren im März 2003

35

Jonathan Lemalu Bayerische Staatsoper Staatsintendant Sir Peter Jonas Generalmusikdirektor Zubin Mehta

Das Crescendo-Archiv Unter www.crescendo-magazin.de finden Sie die

Karten und Info:

kompletten Crescendo-Jahrgänge 2000, 2001 und

Bayerische Staatsoper

2002 zum kostenlosen Download. Natürlich haben wir

Max-Joseph-Platz 2, 80539 München

auch eine komfortable Volltextsuchfunktion integriert. Viel Spaß beim Stöbern!

EDITORIAL INHALT

Tel: 089/2185-1920 Fax: 089/2185-1945

THEMA INTERVIEW PORTRAIT

crescendo 01 2003 3

festspiele@st-oper.bayern.de www.staatsoper.de


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18:08 Uhr

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besucht

xC01_04_Andsnes

Der Pianist Leif Ove Andsnes Von Arnt Cobbers

Kurze Infotexte, auch BU’s genannt, finden hier Platz. And in such a way that the

„Es ist faszinierend, dass jeder große Pianist mit etwas, wo ein Hammer auf eine Saite schlägt, ganz anders klingen kann.“

FOTO: SIMON FOWLER

„Ich kann nicht lange ohne Schumann leben“ s war eine jener Sternstunden, von denen

Leif Ove (sprich: Uwe) Andsnes stammt aus einer Gemein-

immer in Gefahr, sich zu wiederholen, alles nur noch aufzu-

man noch lange zehrt. Leif Ove Andsnes

de im Westen Norwegens, von der Insel Karmöy nördlich

wärmen. Das ist eben die Herausforderung, ein Stück im-

spielte Robert Schumanns Klavierkonzert,

von Stavanger. Beide Eltern sind Klavierlehrer, doch den

mer wieder neu und frisch zu sehen.“

E

mit Mariss Jansons am Pult der bestens

Weg zur Klassik hat er selbst gefunden. Als Kind spielte er

aufgelegten Berliner Philharmoniker. Man könnte

in einer Blaskapelle das Euphonium (eine Art Tuba). „Ich

Sein Repertoire wählt er intuitiv. „Ich bin immer neu-

hundert Eigenschaften nennen, um Andsnes’ Spiel

habe auch viel Popmusik gehört. Aber mit der Zeit habe ich

gierig auf neues Repertoire. Wenn ich etwas im Plattenla-

zu beschreiben, doch eine reicht schon völlig aus:

gemerkt, dass mir die klassische Musik am meisten gibt.“

den sehe, was ich nicht kenne, kaufe ich es, das ist fast ein

Natürlichkeit. So und nicht anders, meint man,

Andsnes ist der erste Norweger, der es als Pianist zu Welt-

Hobby geworden.“ Auch historische Aufnahmen hört er oft.

muss es klingen. Nie forciert, nie oberflächlich bril-

ruhm gebracht hat. In seiner Heimat erkennen ihn die Leu-

„Vor einigen Wochen habe ich wieder Dinu Lipatti mit

lant, nie zu tiefgründelnd. Sondern in einer idealen

te auf der Straße. Und als einem „hervorragenden Bot-

Schumann und Grieg gehört. Er ist phänomenal, das sind

Balance gehalten. In der Pause sah man im Phil-

schafter Norwegens“ hat man ihm den St. Olavs Orden

legendäre Aufnahmen. Vielleicht werde ich einige Ideen

harmonie-Foyer jede Menge leuchtender Augen.

verliehen. Der 32-Jährige unterhält noch seine alte Studen-

klauen“, sagt er und lacht. „Das Problem ist, man muss mit

ten-Bude in Bergen, wo er bei Jiri Hlinka studiert hat, doch

Talent klauen. Man darf sich nicht wahllos bedienen.“

mittlerweile ist eine zweite Wohnung in Kopenhagen hinzu-

Das hat er auch nicht nötig. Andsnes hat zahlreiche Schall-

Stück ‚anders‘ spielen will. Wenn man wirklich ehrlich ist

gekommen – „das ist zentraler und praktischer, und ich

plattenpreise abgeräumt, spielt mit allen großen Orche-

und versucht, den Kern der Musik zu finden, dann wird

wollte in Skandinavien bleiben.“

stern und Dirigenten, gibt Solo-Abende in den großen Kon-

„Ich mag es nicht, wenn man hört, dass der Interpret ein man immer persönlich klingen.“ Musik ist für Andsnes die

zerthäusern und macht viel Kammermusik. Gemeinsam mit

natürlichste Sache der Welt, und doch merkt man ihm im-

Vor drei Jahren hat er mal ein halbes Jahr pausiert. „Das

mer noch das Erstaunen, die Faszination an.

waren die ersten wirklichen Ferien seit bestimmt zehn Jah-

„Wenn man ein Stück einstudiert, macht man sich viele

ren. Im ersten Monat habe ich das Klavier nicht angerührt.

Gedanken. Aber nach einer Weile beginnt das Werk, das

Das hat gut getan. Danach habe ich eine Menge neue

Seit 1997 nimmt er exklusiv für die EMI auf. Janácˇek

Kommando zu übernehmen. Und mir zu sagen, hier musst

Stücke gelernt. Und dann habe ich doch wieder angefan-

und Nielsen, Rachmaninow und Liszt, Schumann und Szy-

du dir Zeit nehmen. Und da musst du es so und so ma-

gen, die Konzerte zu vermissen und diese Art des Lebens.“

manowski hat er unter anderem eingespielt, und dem-

chen. Das Stück entwickelt ein Eigenleben, das ist ein

Andsnes mag die Konzertatmosphäre, sagt er, „dieses Ge-

nächst wird er Ian Bostridge bei Schuberts Winterreise

Kennzeichen für wirklich großartige Musik. Sie hat viel

fühl, über die Musik zu kommunizieren; jeder Moment wird

begleiten. Das Schumann-Konzert mit Jansons, den Ands-

‚Protein‘, wie ich es nenne, aus dem man seine Ideen zieht.

so viel intensiver im Konzert. Es ist ein Privileg, dass ich je-

nes sehr schätzt, und den Berliner Philharmonikern hat die

Deshalb ist es auch auf lange Sicht viel stimulierender, die

den zweiten oder dritten Tag auf die Bühne gehen und

EMI mitgeschnitten, gekoppelt wird es auf der neuen CD

wirklich großartigen Stücke zu spielen.“

meist vor einem großen Publikum spielen kann.“

mit dem Grieg-Konzert, das „unter Ausschluss der Öffent-

dem Bratschisten Lars Anders Tomter leitet er das renommierte Festival im norwegischen Risör.

lichkeit“ aufgenommen wurde. Unter den Konzertbesu-

Im Gespräch wirkt Andsnes wie beim Klavierspiel: ein

Mit seinem Repertoire deckt Andsnes die ganze Band-

angenehmer, in sich ruhender Zeitgenosse, der gerne lacht

breite von Bach bis in unsere Zeit ab. „Vielleicht werde ich

und sich so gibt, wie er ist. Er spricht sanft und in ruhigem

mich später spezialisieren. Ich merke, dass es mich zu

Fluss, durchaus auch nachdenklich und ernst. Es passt,

einigen Komponisten stärker hinzieht. Ich kann zum Bei-

dass er Konzerte nie im Frack, sondern mit schwarzem

spiel nicht lange ohne Schumann leben – oder ohne Schu-

Jackett und Pullover oder manchmal auch nur im Hemd

bert. Aber noch möchte ich viele verschiedene Stile spie-

absolviert. „Das ist keine bewusste Entscheidung. Ich den-

len, und auch mehr zeitgenössische Musik. Ich finde es

ke, der Frack ist etwas altbacken. Und es schadet nicht,

wichtig, mit Neuer Musik und mit den Komponisten in Kon-

Grieg: Lyrische Stücke.

wenn wir die Barrieren für junge Leute etwas abbauen.

takt zu bleiben. Idealerweise sollte ja jede Musik gespielt

Gespielt auf Griegs Flügel in seiner Villa Troldhaugen.

Auch die sollen sich im Konzertsaal zu Hause fühlen

werden, als wäre es das allererste Mal. Aber man neigt

EMI 5 57296-2.

können.“

dazu, irgendwann nur noch einen Aspekt zu sehen. Man ist

4 crescendo 01 2003

EDITORIAL INHALT THEMA INTERVIEW

PORTRAIT

chern vom Dezember werden viele sehr gespannt auf die CD warten. <<<

AKTUELLE CD

PREMIERENSPIEGEL RÄTSEL REISE HIFI BÜCHER CD DVD VORSCHAU


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18:10 Uhr

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FOTO: SONY

besucht

xC01_05_Licitra

NEUHEITEN JOHANN ADOLF HASSE Miserere c-Moll ¡ Salve Regina G-Dur Te Deum G-Dur (Ersteinspielung!)

„Sono Cenerentolo“ Der Tenor Salvatore Licitra von Arnt Cobbers

FESTLICHE GEISTLICHE CHORWERKE DER GROSSEN DRESDNER MUSIKTRADITION MĂźller ¡ Staude ¡ Wilke ¡ Hupach Friedrich ¡ Ars Vocalis Virtuosi Saxoniae ¡ LUDWIG GĂœTTLLER Ab 27.01. im Handel CD ¡ BERLIN Classics 0017372BC

HUGO WOLF Italienisches Liederbuch DIE AUFSEHENERREGENDE NEUAUFNAHME DES GROSSEN ROMANTISCHEN LIEDERZYKLUS’

er Anruf kam morgens um neun. „KÜnnten

Man muss der Stimme Zeit geben, sich zu entwickeln und

Sie Ăźbermorgen den Cavaradossi singen,

sich immer wieder zu erholen. Ich habe Zeit. Ich hoffe, dass

falls Pavarotti absagt?“ fragte Met-Chef

ich noch eine lange Karriere vor mir habe.“

Joseph Volpe. Salvatore Licitra Ăźberlegte

Seinen Weg zum Star-Tenor hätte ein Drehbuchautor nicht

nicht lange. Er nahm den Flieger nach New York und

klischeehafter ausdenken kĂśnnen: Geboren in Bern, lebt er

lieĂ&#x; sich in die Produktion einfĂźhren. Am 10. Mai,

seit seinem zweiten Lebensjahr in Mailand. Nach der Schu-

spät nachmittags, meldete Pavarotti, er sei gesund

le lernte er Grafiker. Eines Tages, als er 18 war, schmetterte

und werde singen. Es sollte sein 375. und letzter

er ein Lied im Radio mit, und seine Mutter war so begei-

Auftritt an der Met werden. Das Riesen-Haus war

stert, dass sie ihn zum Gesangsunterricht drängte. Er wur-

ausverkauft, die teuersten Karten zu 1800 Dollar.

de Mitglied eines Chores, brachte sich selbst das Notenle-

Auf dem Vorplatz war eine groĂ&#x;e Leinwand aufge-

sen bei und nahm sechs Jahre lang Gesangsunterricht, bis

D

spannt, die 3000 Klappsitze waren im Nu besetzt.

seine natĂźrliche Stimme fast zerstĂśrt war. Da griff das

Und dann, am 11. Mai 2002, 50 Minuten vor

Schicksal erneut ein.

Vorstellungsbeginn – sagte Pavarotti ab. Welch eine Chance fßr den Einspringer! Welch ein Druck

Bei einem Gesangswettbewerb in Parma schied er

fĂźr einen jungen Tenor! In Pavarottis Paraderolle,

schnell aus, doch einem Pianisten gefiel seine Stimme, und

vor den Augen und Ohren Tausender Operngour-

der vermittelte ihn zum berĂźhmten Carlo Bergonzi, der ihn

mets – hopp oder topp.

als SchĂźler aufnahm und zwei Jahre unterrichtete. Bis heu-

„A Star is Born“, jubelte die amerikanische Presse am

te geht Licitra mit ihm seine Rollen durch. 1998 sang er in Verona vor und bekam sofort die groĂ&#x;en Te-

nächsten Tag. Und rund um den Globus las man vom „sen-

norrollen der Saison. Er sang an der Scala vor und erhielt

sationellen DebĂźt“ und dem „kometenhaften Aufstieg“.

die Hauptrolle in La forza del destino. Ende 2000 sang er

Salvatore Licitra versteht den ganzen Rummel nicht. „Ich

zur SaisonerĂśffnung den Trovatore, 2001 wurde er in Verona

habe vier Jahre lang an groĂ&#x;en Häusern die groĂ&#x;en Partien

zum besten Sänger der Saison gewählt. Und gerade ist seine

gesungen, an der Scala, in Verona, in Wien“, sagt er und

erste Rezital-CD, seine vierte CD insgesamt, erschienen.

zählt die groĂ&#x;en Verdi- und Puccini-Rollen auf. „Und doch

„Sono Cenerentolo.“ – „Ich bin das männliche Aschenput-

muss ich erst an der Met singen, dass der Rest der Welt

tel“, sagt Licitra, der mit 23 zum ersten Mal eine Oper sah

auf mich aufmerksam wird. Druck scheint der 34-Jährige

und sofort davon träumte, einmal als Chorsänger dabeisein

nicht zu kennen. „NatĂźrlich ist es ein groĂ&#x;es Kompliment,

zu dĂźrfen. Die Oper ist seine „Leidenschaft“ geworden.

wenn ich mit Pavarotti verglichen werde. Aber ich bin Li-

Und was treibt ihn, dass er sogar den Alkohol, die Zigaret-

citra – und niemand anders. Ich glaube, man spßrt nur

ten und eine andere groĂ&#x;e Leidenschaft, das Motorradfah-

dann einen Druck, wenn man vorgibt, jemand anders zu

ren, aufgegeben hat? „Die Freude am Singen, die reine

sein. Ich gebe mich ganz natĂźrlich und glaube nicht, dass

Freude am Singen.“<<<

CHRISTIANE OELZE, Sopran HANS PETER BLOCHWITZ, Tenor Rudolf Jansen, Klavier CD ¡ BERLIN Classics 0017482BC Ab 10.02. im Handel

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Cellosonaten Nr. 1 & 2 ¡ Lied ohne Worte ¡ Variations concertantes DER ECHO-PREISTRĂ„GER UND SEIN DUO-PARTNER ENTDECKEN EINEN AUFREGENDEN MENDELSSOHN JAN VOGLER, Cello LOUIS LORTIE, Klavier CD ¡ BERLIN Classics 0017562BC Ab 10.02. im Handel

LUDWIG VAN BEETHOVEN Sinfonie Nr. 9 DIE NEUNTE IN ABENDROTHS SACHLICHER LESART: EINE WICHTIGE HISTORISCHE AUFNAHME NUN AUCH AUF CD Laux ¡ Eustrati ¡ Suthaus ¡ Paul Rundfunk- & Universitätschor Leipzig Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig HERMANN ABENDROTH Mid-Price Ab 06.01. im Handel CD ¡ BERLIN Classics 0183502BC

GEORG PHILIPP TELEMANN „Jauchze, jubilier und singe“ Kapitänsmusik 1730 BAROCKE FESTMUSIK MIT GROSSEN STIMMEN IN EINER SCHĂ–NEN ETERNA-AUFNAHME VON 1980 JETZT AUF CD! Reinhardt-Kiss ¡ Lang ¡ BĂźchner Lorenz ¡ Polster Rundfunkchor Leipzig Ab 06.01. im Handel Rundfunk-Sinfonie-Orchester WOLF-DIETER HAUSSCHILD Mid-Price CD ¡ BERLIN Classics 0183512BC

LUIGI BOCCHERINI Cellokonzerte

ich mich geändert habe. Ich mÜchte vom Publikum als der, der ich bin, angenommen werden. Deshalb verspßre ich

AKTUELLE CD

keinen Druck.“ Und wie er so dasitzt im Gastdirigentenzimmer der Bayerischen Staatsoper, freundlich, ruhig und gelassen, glaubt man es ihm. Licitra ist nicht der Mann, die

E lucevan le stelle.

Dinge zu forcieren und den schnellen Erfolg zu suchen. Vie-

Arien von Verdi und Puccini. Salvatore Licitra,

le Angebote sagt er ab. „Wenn man etwas vom Himmel ge-

London Symphony Orchestra: Carlo Rizzi 2002.

schenkt bekommen hat wie eine Stimme, dann kann man

Sony SK 89923.

SPEZIALISTEN FĂœR ALTE MUSIK IN IHREM ELEMENT: DER ITALIENISCHE KLASSIKER VOLLER ESPRIT IVAN MONIGHETTI, Cello AKADEMIE FĂœR ALTE MUSIK BERLIN Mid-Price CD ¡ BERLIN Classics 0183522BC Ab 03.02. im Handel

nichts Schlimmeres machen, als sie zu Ăźberanstrengen.

EDITORIAL INHALT THEMA INTERVIEW

PORTRAIT

PREMIERENSPIEGEL

crescendo 01 2003 5

Weitere Informationen und den Katalog erhalten Sie bei: edel CLASSICS GmbH, Hamburg Telefon 040 - 890 85 - 337 / - 313 www.edelclassics.com


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apex

Die erfolgreiche S Zu den bereits veröffent li

Aussergewöhnliche Qualität

0927-48991-2 Bartok: Two Portraits for Violin and Orchestra op. 5 Two Pictures for Orchestra op. 10 Four Pieces for Orchestra op. 12 Amoyal Rotterdam Philharmonic Orchestra Conlon, conductor 0927-40911-2 Bartok: Im Freien Suite op. 14 Stravinsky: Three Movements from Petrouschka Piano-Rag Music Sonata for piano Ránki

0927-49020-2 Albinoni: 6 Oboe Concertos Pierlot · Chambon · Toso I Solisti Veneti Scimone, conductor 0927-48993-2 Bach: Brandenburg Concertos 1, 2 & 5 Richter Chamber Orchestra 0927-48681-2 Bach: Magnificat Vivaldi: Gloria Yakar · Smith · Finnila · Rolfe-Johnson · Van Dam Ensemble vocal de Lausanne Orchestre de chambre de Lausanne Corboz, conductor 0927-48307-2 Bach: Sonatas and Partitas for solo violin Vol. 1 Lev 0927-48308-2 Bach: Sonatas and Partitas for solo violin Vol. 2 Lev

0927-48994-2 Beethoven: Piano Concerto No. 3 Piano Sonata No. 21 'Waldstein' Piano Sonata No. 24 Fellner · Pommier Marriner, conductor 0927-40820-2 Beethoven: The Bagatelles Buchbinder 0927-48727-2 Bizet: Carmen (Highlights / Extraits) Larmore · Gheorghiu · Moser · Ramey Chor und Kinderchor der Bayerischen Staatsoper Bayerisches Staatsorchester Sinopoli, conductor 0927-48992-2 Chausson: Poème de l'amour et de la mer, op. 19 Chanson perpétuelle, op. 37 Mélodies Norman · Dalberto · Anderson · Patterson · Sansalone · Pigerre · Anderson Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo Jordan, conductor 0927-48748-2 Chopin: Piano Concertos Nos. 1, op. 11 & 2, op. 21 Leonskaja Czech Philharmonic Orchestra Ashkenazy, conductor

Super Preis

0927-48689-2 Debussy: La Mer Nocturnes Prélude à l'après-midi d'un faune Jouvet · Morf Orchestre Philharmonique de Strasbourg Lombard, conductor Choeurs de l'Opéra du Rhin Orchestre National de l'Opéra de Monte-Carlo Jordan, conductor 0927-48996-2 Dukas: Piano Works Hubeau 0927-48725-2 Dukas: The Sorcerer's Apprentice La Péri Symphony in C major Orchestre de la Suisse Romande Jordan, conductor 0927-48999-2 Dvorák: Slavonic Dances op.46 & op.72 Czech Philharmonic Neumann, conductor

0927-48732-2 Dvorák: Symphony No. 8, op. 88 Janácek: Sinfonietta New York Philharmonic Orchestra Masur, conductor 0927-49021-2 Elgar: Symphony No. 1 Sospiri Elegy for Strings BBC Symphony Orchestra Davis, conductor 0927-48752-2 Fucik: Entry of the Gladiators Famous Marches and Waltzes Dvorák: Slavonic Rhapsody op. 45 No. 1 Formacek Czech Philharmonic Orchestra Neumann, conductor 0927-48683-2 Handel: Dixit Dominus etc Palmer · Marshall · Brett · Messana · Morton · Thompson · Wilson-Johnson · Kraemer · Hicks Monteverdi Choir & Orchestra Gardiner, conductor

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e Serie von Warner Classics geht weiter. t lichten Highlights kommen 40 CD‘s hinzu Hervorragende Aufnahmen

0927-48726-2 Handel: Messiah (highlights) Palmer · Watts · Davies · Shirley-Quirk English Chamber Orchestra and Choir Leppard, conductor 0927-48685-2 Handel: Water Music Music for the Royal Fireworks Orchestre de Chambre Jean-Francois Paillard Paillard, conductor 0927-48997-2 Haydn: Symphonies Nos. 44, 45 & 49 Amsterdam Baroque Orchestra Koopman, conductor 0927-48746-2 Haydn: Symphony No. 82 'The Bear' Symphony No. 84 The Saint Paul Chamber Orchestra Wolff, conductor 0927-49000-2 Kodaly: Galanta Dances Bartók: Marosszek Dances Divertimento Romanian Folk Dances St. Paul Chamber Orchestra Wolff, conductor 0927-48998-2 Lalo: Symphonie Espagnole Cello Concerto Amoyal · Lodeon Orchestre National de l'Opéra de Monte-Carlo Dutoit, conductor Philharmonia Orchestra Paray, conductor 0927-48687-2 Martin: Petite Symphonie Concertante Concerto for 7 Wind Instruments 6 Monologe aus 'Jedermann' Guibentiv · Jaccottet · Ruttimann · Cachemaille · Hermenjat · Capeille · Westphal · Birnstingl · Schneider · Guigou ·Jeandheur · Brustaux Orchestre de la Suisse Romande Jordan, conductor 0927-48690-2 Mendelssohn: Die erste Walpurgisnacht, op. 60 Cantata: O Haupt voll Blut und Wunden Kyrie for choir and orchestra Balleys · Lang · Cachemaille Gulbenkian Orchestra and Choir Ensemble vocal et instrumental de Lausanne Corboz, conductor

Überragende Künstler

0927-48749-2 Messiaen: Quatuor pour la fin du Temps Brunner Trio Fontenay 0927-48311-2 Nielsen: Violin concerto, op. 33 Clarinet Concerto, op. 57 Little Suite, op. 1 Hannisdal · Kojo · Ferchen Norwegian Radio Orchestra Mikkelsen, conductor Rasilainen, conductor Finnish Radio Symphony Orchestra Saraste, conductor 0927-48747-2 Prokofiev: Alexander Nevsky op. 78 Scythian Suite op. 20 Watkinson 'Latvija' Choir Gewandhausorchester Leipzig Masur, conductor 0927-48692-2 Puccini: Messa di Gloria Preludio sinfonico Capriccio sinfonico Carreras · Prey · Ambrosian Singers Philharmonia Orchestra Orchestre national de l'Opéra de Monte-Carlo Scimone, conductor 0927-48694-2 Respighi: Gli Uccelli Trittico Botticelliano Antiche Danze ed Arie I Solisti Veneti Scimone, conductor 0927-48197-2 Saint-Sae¨ns: Bassoon Sonata, op. 168 Grondahl: Bassoon Concerto Röntgen: Bassoon Sonata 3 Romances for Piano, op. 32 Meijer, bassoon van Liere, piano 0927-41380-2 Satie: Piano works Legrand, piano 0927-43423-2 Schönberg: Verklärte Nacht Shostakovich: Chamber Symphony p. 110a Sibelius: Andante Festivo Puccini: I Crysantemi Helsinki Strings Szilvay, conductor

0927-48310-2 Sinding: Symphonies Nos. 1, op. 21 & 2, op. 83 Norwegian Radio Orchestra Rasilainen, conductor 0927-49373-2 Sinding: Symphonies Nos. 3, op. 121 & 4, op. 129 Norwegian Radio Orchestra Rasilainen, conductor 0927-48728-2 Tchaikovsky: Piano Trio op. 50 Rogé, piano Amoyal, violin Lodeon, cello 0927-48724-2 Vivaldi: Oboe Concertos Pierlot, oboe I Solisti Veneti Scimone, conductor


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„Man muss mit dem größten Respekt aufnehmen, was das Orchester anbietet.“

erbert Blomstedt gilt unter den Weltklas-

rung haben, um die Talente der vielen Menschen, die zu-

Abgesehen davon, dass wir beim Beethoven endlich auch

se-Dirigenten als Paradebeispiel eines

sammenarbeiten, möglichst gut zu kombinieren. Allerdings

wissenschaftlich gut erarbeitete Vorlagen haben, und da

ernsthaften und uneitlen Orchesterlei-

schwebt einem immer vor, dass es noch besser gehen

sind sehr viele neue Einsichten zu Tage gekommen.

ters, der sich stets in den Dienst der

muss. Man wird sozusagen nie fertig. Es ist auch eine psy-

Crescendo: Es gibt ja nun zwei neue Editionen, die beide

Musik stellt. Obwohl er als Sohn eines Predigers in

chologische Kunst, zu wissen, dass man es unter Umstän-

sehr ambitioniert sind.

den USA geboren wurde, seine frühe Kindheit in

den besser machen könnte – und gleichzeitig doch nicht

Blomstedt: Wir verwenden die Bärenreiter-Ausgabe. Da

Finnland verbrachte und seit fast 20 Jahren in der

immer unzufrieden zu sein, sondern es auch schätzen zu

gibt es für jede Symphonie einen kritischen Bericht. Jeder

Schweiz wohnt, bezeichnet sich Blomstedt als Ur-

können, was die Musiker geleistet haben. Aber es gibt doch

Takt, jede Note ist bewertet – Beethovens Handschrift war

Schwede. Er studierte Geige, Kirchenmusik, Musik-

eine Steigerung, wo die Fehlerkomponenten weniger und

ja sprichwörtlich unleserlich. In einigen Fällen gibt es über-

wissenschaft und Dirigieren in Stockholm, leitete

weniger werden. Dass das Durchgeistigte eine immer

haupt keine Autographen mehr, es gibt nur Abschriften,

u.a. 1975-85 die Dresdner Staatskapelle, 1985-95

größere Rolle spielt. Das ist ein großer Antrieb. Hinzu

zum Beispiel von der zweiten Symphonie. Das macht die

das San Francisco Symphony Orchestra und da-

kommt, dass der Dirigent immer die totale Verantwortung

Bewertung noch schwieriger. Der kritische Bericht führt

nach kurze Zeit das NDR-Sinfonieorchester. Seit

hat, er ist nicht nur ein „kleines Rädchen“ in einem großen

auf, warum man sich für diese Note oder für jenes dynami-

1998 ist er Gewandhauskapellmeister in Leipzig.

Apparat. Das ist sehr stimulierend.

sche Zeichen entschieden hat. Als Interpret kann man das

Crescendo: Es wird also nie langweilig, immer wieder

dann akzeptieren, kann aber auch, da alle Quellen da sind,

Crescendo: Sie sind einer der Protagonisten des berühm-

Beethoven, Brahms, Bruckner zu dirigieren?

sagen, nein, ich finde, dass diese Quelle in diesem Fall

ten Dirigentenjahrgangs 1927. War damals die Sternen-

Blomstedt: Überhaupt nicht. Besonders bei den Werken,

mehr Gewicht hat. Das ist eine sehr große Verantwortung.

konstellation besonders günstig?

die man oft gemacht hat, hat man das Gefühl, man ist erst

Crescendo: Und wie ist es bei Werken, von denen es keine

H

Blomstedt: (lacht) Ich glaube nicht an Konstellationen. Und

ein Stückchen weiter gekommen. Wie heißt das Bonmot?

neue Edition gibt?

aus den Jahrgängen ’28 und ’29 gibt es auch gute Dirigenten.

Man muss viel wissen, um zu wissen, dass man nichts

Blomstedt: Da gebrauche ich meine alten Noten – mit mei-

Crescendo: Was macht denn einen guten Dirigenten aus? Blomstedt: Das ist eine Kombination von vielen Eigen-

weiß. So ist es auch in der Musik. Wenn man jung ist, glaubt

nen Eintragungen, die ich aber oft ändern muss, weil ich in-

man vielleicht, wunderbar, jetzt kann ich alles. Das ist viel-

zwischen zu anderen Einsichten oder Überzeugungen ge-

schaften. Nicht nur, dass er einen starken Willen hat oder

leicht auch gut so, dass man so restlos glücklich sein kann,

kommen bin. Warum habe ich hier damals einen Abstrich

dass er ein ungewöhnlich guter Musiker sein muss oder

aber jeder weiß, dass es doch eine Täuschung ist.

gemacht, Aufstrich ist doch viel besser. Ich versuche zu ver-

dass er ein guter Arbeitsleiter mit einer charmanten Per-

Crescendo: Sie machen in dieser Saison am Gewandhaus

stehen, warum ich das früher so gemacht habe und versu-

sönlichkeit ist. Der eine hat besonders viel von dieser Art

einen Beethoven-Zyklus. Die Symphonien haben Sie doch

che mich zu überzeugen, dass es nun wirklich so besser ist.

und der andere mehr von einer anderen Art.

schon hunderte Male dirigiert und sicher alle im Kopf. Wie

Crescendo: Woran liegt es, dass fast alle Dirigenten bis ins

bereiten Sie sich vor?

hohe Alter aktiv sind? Dirigieren seine Technik, aber das ist nur ein Teil, und nicht

Blomstedt: Ich starte immer wieder von Null. Crescendo: Immer wieder mit der Partitur? Blomstedt: Ja, man vergisst die Details. Das Repertoire ist

Crescendo: Wie oft machen Sie das? Blomstedt: Jede neue Einstudierung fange ich von vorn an. Crescendo: Finden Sie dafür die Zeit? Blomstedt: Wir haben ja nur maximal zwei Dienste am Tag. Eine Probe morgens, ein Konzert am Abend. Oder zwei Pro-

unbedingt der wichtigste. Der technische Apparat wird ja

doch gewaltig groß. Vielleicht habe ich einige Symphonien

ben morgens und abends und kein Konzert. Den Rest der

mit zunehmendem Alter schwächer, aber beim Dirigenten

fünfzig Mal, andere nur zwanzig Mal gemacht, vielleicht

Zeit hat man Verantwortung am Schreibtisch, muss mit den

ist er eben nicht an die höchste Leistungsfähigkeit der

geht es bei den populärsten an die hundert. Aber dass man

Kollegen sprechen, Pläne machen und so weiter. Aber in

Muskeln gebunden. Ein zweiter Grund ist, dass Dirigieren

sagt, jetzt kenne ich diese Symphonien, das ist eine völlige

dieser Zeit und nachts muss man immer auch voraus sein,

eine sehr komplexe Tätigkeit ist. Das Gestaltungsvermö-

Täuschung. Um zu sagen, in diesem Takt steht ein B oder

für die nächste Woche, für den nächsten Monat arbeiten,

gen, die psychologischen Einsichten, die Erfahrungen des

ein Es, muss auch ein Dirigent wieder an die Quelle gehen.

das hört nie auf. Es ist ein ständiger Kreislauf.

Musik-Machens ein ganzes Leben hindurch, die geistige

Das geht natürlich jedes Mal schneller, denn die Erfahrun-

Crescendo: Sie erarbeiten sich ja immer noch zahlreiche

Reife – das alles spielt eine sehr große Rolle. Wahrschein-

gen sind irgendwo gespeichert im Gehirn. Es ist auch so,

neue Werke. Wie lange beschäftigen Sie sich mit einem

lich alle Dirigenten können bezeugen, dass man erst mit

dass die Interpretationsansätze immer neu sind, denn man

Werk, bevor Sie es aufführen?

etwa 60 das Gefühl hat, diese Komplexität einigermaßen

setzt seine ganze Erfahrung auf musikalischem wie außer-

Blomstedt: Das ist sehr unterschiedlich. Ich beginne we-

beherrschen zu können. Man muss als Dirigent viel Erfah-

musikalischem Gebiet ein, und das färbt die Interpretation.

nigstens ein Jahr vorher, es genau zu studieren.

Blomstedt: Das hat viele Gründe. Natürlich hat auch das

8 crescendo 01 2003

EDITORIAL INHALT THEMA

INTERVIEW

PORTRAIT PREMIERENSPIEGEL RÄTSEL REISE HIFI BÜCHER CD DVD VORSCHAU

2003

Der Gewandhauskapellmeister Herbert Blomstedt Von Arnt Cobbers

F b

„Man wirdniefertig”

FOTOS: GEWANDHAUS LEIPZIG

befragt

xC01_08_09_Blomstedt


04.02.2003

18:31 Uhr

Seite 9

befragt

xC01_08_09_Blomstedt

„Ich bin von Natur aus neugierig.“

Crescendo: Das machen Sie neben der normalen Tagesar-

Blomstedt: Man muss wahrnehmen, dass man älter wird.

Konzert-Tipp:

beit oder in Arbeitsblöcken in den Ferien?

Ich möchte es meinen Musikern nicht antun, dass ich

Herbert Blomstedt und das Gewandhausorchester im Ge-

Blomstedt: Ferien existieren nicht. Ferien sind dazu beson-

plötzlich eines Tages nicht mehr kann. Aber gute Dirigenten

wandhaus Leipzig 6./7.03.03 Beethoven: Missa Solemnis,

ders gut, dass man vielleicht sehr große Werke vorstudie-

bekommt man nicht über Nacht. Und es ist nicht gut, wenn

mit Juliane Banse, Iris Vermillion, James Taylor, Thomas

ren kann. Letzten Sommer habe ich drei Wochen damit

ein Interregnum entsteht. So habe ich noch einmal um

Quasthoff, MDR-Rundfunkchor.

verbracht, die sechste Symphonie von Mahler zu studieren,

zwei Jahre verlängert. Auch wenn es mir ein bisschen

die ich nie gespielt habe. Das finde ich sehr spannend.

schwer gefallen ist, bin ich sicher, es war eine richtige Ent-

Crescendo: Schalten Sie mal ab von der Musik? Blomstedt: Das gibt es nicht, das geht nicht. Aber ich habe

Crescendo: Können Sie sich vorstellen, sich ganz zurück-

jede Woche einen Tag, an dem ich mich nur entspanne. An

zuziehen?

scheidung.

AKTUELLE CD

dem ich die Partituren zur Seite lege und sage, jetzt ist mir

Blomstedt: Zurückziehen will ich mich sicher nicht. Ich

die Familie wichtiger, jetzt ist es mir wichtig, dass ich in die

werde weiterhin Musik machen, solange ich dazu fähig bin.

Felix Mendelssohn Bartholdy: Klavierkonzerte.

Natur herauskomme, das muss schon sein.

Auch mit anderen Orchestern, aber am liebsten mit dem

Jean-Yves Thibaudet, Gewandhausorchester: Herbert

Crescendo: Sie werden Ihr Amt als Gewandhauskapell-

Gewandhausorchester, wenn sie mich mögen.

<<<

Blomstedt 1997/2001. Decca 468 600-2.

meister 2005 aufgeben.

Konzerte der Bundesstadt Bonn Marc Soustrot Generalmusikdirektor

www.beethovenhalleorchester.de

Kartentelefon: 0228 / 77 80 08

Konzerte 02/03.2003 7. März 03

Beethoven-Haus

Beethoven-Haus

Beethoven, Schumann,

Brahms: Walzer op.39

Mendelssohn Bartholdy

Hindemith: Acht Walzer op.6

Kunst: Das veredelte Madrigal

Jan Vogler, Violoncello

Strawinsky: Le sacre du printemps

versus das frivole Chanson”

Louis Lortie, Klavier

(für Klavier zu vier Händen)

Currende Consort

Andreas Grau, Klavier

Erik van Nevel, Dirigent

19. Februar 03 Gastkonzert Bielefeld Beethoven: Sinfonie Nr.4

19. März 03 La Redoute „Flamen in italienischer & französischer

*

Bitte senden Sie mir das Saisonprogramm der Konzerte der Bundesstadt Bonn für 2002/2003

Götz Schumacher, Klavier

28. Februar 03 Beethovenhalle „Konzert in der Karnevalszeit“

und Sinfonie Nr.7

Rossini: Auszüge aus

Orchester der Beethovenhalle

berühmten Opern

Marc Soustrot, Dirigent

Respighi: „Pini di Roma“ u. a. Orchesterwerke Sonia Ganassi, Mezzosopran Orchester der Beethovenhalle Roman Kofman, Dirigent

23. März 03 14./16. März 03

März 2003

Februar 2003

14. Februar 03

Beethovenhalle Rachmaninow: Klavierkonzert Nr.3

Beethovenhalle Familienkonzert

Name, Vorname

„Der Orchesteraufbau”

Debussy: Nocturnes

Luis Wüst, Moderation

Dukas: Der Zauberlehrling

Orchester der Beethovenhalle

Roger Muraro, Klavier

Wolfgang Ott, Dirigent

Straße

Frauenchor des Philharmonischen Chores der Stadt Bonn

PLZ,Ort

Thomas Neuhoff, Einstudierung

24. März 03

Orchester der Beethovenhalle

Villa Prieger

Marc Soustrot, Dirigent

Kammermusik von Mahler/Schnittke, Mendelssohn Bartholdy, Fauré Ensemble des Orchesters der Beethovenhalle

Telefon, e-mail

Anschrift: Konzerte der Bundesstadt Bonn Öffentlichkeitsarbeit Wachsbleiche 2 53111 Bonn

info@beethovenhalleorchester.de


04.02.2003

18:35 Uhr

Seite 10

befragt

xC01_10_11_Perl

„Gambisten aller Länder, vereinigt Hil e Perl über das „wundervollste Instrument der Welt“ Von Arnt Cobbers

Mit Steve Player (li.) und Lee Santana (re.) bildet Hille Perl das Trio Los Otros.

ille Perl ist eine der wichtigsten Musike-

nau differenzieren, wie man z.B. italienische Musik um

heit interessiert mich nur insoweit, als sie mich in meiner

rinnen auf ihrem Instrument: der Gambe.

1600 spielt oder französische Musik um 1700. Auch inner-

künstlerischen Entwicklung weiterbringen kann. Natürlich

Seit dem Abschluss ihres Studiums 1990

halb dieses Idioms gibt es sehr verschiedene Sprachberei-

muss man immer wissen, was man nicht weiß, um zu wis-

hat sie mit allen gespielt, die in der Alte-

che mit sehr verschiedenen Regeln. Ich habe nichts dage-

sen, dass es vielleicht noch andere Entwicklungsmöglich-

Musik-Szene Rang und Namen haben, seit 2002 hat

gen, diese Regeln zu brechen, aber sie zu ignorieren wäre

keiten gibt, die man nicht von vornherein ablehnen kann.

sie eine Halbzeit-Professur an der Musikhochschu-

schädlich. Ich gehe immer von der Quellenlage und den

Wenn wir diese Haltung nicht hätten, dann hätten wir uns

le ihrer Heimatstadt Bremen. Sie lebt nahe Bremen

historischen Gegebenheiten aus, ich mache mir auch im-

wahrscheinlich seit den 60er Jahren nicht weiterent-

„auf einem kleinen Hof mit ein paar Ziegen, Pferden

mer Gedanken darüber, was sie damals wirklich für Instru-

wickelt. Musik ist immer ein Prozess, der in Entwicklung

und Hühnern“ und freut sich, dass ihre 19-jährige

mente hatten. Die waren ja in Italien um 1600 ganz anders

begriffen sein muss.

Tochter ebenfalls Gambistin wird. Hille Perl hat

als in Frankreich oder in Deutschland oder in England. Wir

Crescendo: Wie viel weiß man denn wirklich über die Mu-

zahlreiche CDs aufgenommen, drei unter eigenem

haben verschiedene Repertoirebereiche, die, glaube ich,

sik, das Musizieren, die Instrumente?

Namen für die Deutsche Harmonia Mundi/BMG.

auch spezifiziert angegangen werden müssen. Das war in

Perl: Man weiß ziemlich viel und man findet immer noch

den 70er Jahren noch nicht so bewusst und ist bei den

mehr heraus. Man wird, glaube ich, nie sagen können, das

Crescendo: Haben Sie wirklich mit fünf Jahren die Gambe

Geigern noch heute nicht ausgeprägt. Die Barockgeiger

ist es jetzt. Es gibt schon noch sehr viel Forschungsarbeit

für sich entdeckt?

spielen normalerweise Castello-Sonaten auf demselben In-

zu tun. Es tauchen ja auch immer noch Notenquellen und

Perl: Ich komme aus einem Haus, in dem viel Musik ge-

strument, mit dem sie auch eine Beethovensonate spielen.

Schriftstücke auf.

macht wurde. Mein Vater war Organist, und es war klar,

Das halte ich für totalen Quatsch. Nicht dass sie das nicht

Crescendo: Und diese Basis ist tragfähig genug, dass Sie

dass ich nicht spielen wollte, was meine drei großen

machen sollten, aber sie sollten wissen, dass es eigentlich

darauf Ihre Interpretation oder Instrumentierung aufbauen

Geschwister spielten. Der Auslöser war, dass ich Wieland

Quatsch ist. Und wenn ich mich sozusagen in einer Spra-

können?

Kuijken im Konzert gehört habe, das hat mich sehr beein-

che bewege, dann kann ich natürlich auch meine eigene

Perl: Immer nach bestem Wissen und Gewissen. Es gibt

druckt. Und ich habe meinen Willen dann irgendwie durch-

Sprache daraus entwickeln, die verschiedene Elemente

viele Sachen, die finde ich erst hinterher heraus und den-

gesetzt. Natürlich musste ich zuerst auf einer kleinen Dis-

dieser jeweiligen Repertoires haben kann.

ke, oh Mist, eigentlich hätte ich es lieber anders machen

kantgambe anfangen.

Crescendo: Also Gambe ist nicht gleich Gambe? Perl: Es gab keine Instrumentenbau-Standards. Im 20.

sollen. Aber das kann ich nur, wenn ich erst einmal teste

Jahrhundert hat man versucht, die typische französische

Vorlieben. Wenn ich italienische oder französische Musik

len kann. Und wenn man es nicht gehört hat, ist man ei-

Gambe oder die typische englische Consort-Gambe zu ent-

spiele, kann man wahrscheinlich hören, dass ich es bin,

gentlich nicht bereit, aus dem Leben zu scheiden – dann

wickeln. Aber das geht nicht. Es gibt eigentlich nichts, was

auch wenn ich mich bemühe, sehr viele spezifische Unter-

hat man wirklich etwas verpasst. Es ist ein Streichinstru-

es nicht gab an Formen und an Stimmungen.

schiede und Düfte in das Spiel hineinzubringen.

ment, das man zwischen den Knien hält, mit sechs oder

Crescendo: Sie forschen auch selbst in den Bibliotheken.

sieben Saiten, mit Bünden, eher gestimmt wie eine Gitarre

Crescendo: Wie viele Gamben spielen Sie? Perl: Das wechselt schon mal, aber ich habe zwei Hauptin-

Ist das aus der Not geboren oder sind Sie ein Forscher-

oder eine Laute und nicht in Quinten wie ein Cello. Ein In-

strumente. Man kann nicht auf mehreren Instrumenten

geist?

strument mit ganz ungeheuren klanglichen Möglichkeiten,

gleichzeitig eingespielt sein.

Perl: Da hat man eigentlich keine Wahl. Ich spiele schon

vielen akkordischen Möglichkeiten, die ein Cello einfach

Crescendo: Bereitet es Ihnen keine Bauchschmerzen,

lieber, ich würde lieber alles serviert bekommen. Aber die

nicht hat. Im 17. Jahrhundert war die Gambe neben der

wenn Sie nun ein Stück auf einem „historisch unkorrek-

Erfahrung zeigt doch, dass man viele Entscheidungen über

Geige das wichtigste Instrument. Sie wurde für alles ver-

ten“ Instrument spielen?

den Notentext treffen muss. Und die Frage ist, ob man lie-

wendet, weil sie so universell einsetzbar ist.

Perl: Nein. Die Frage ist doch, warum sagen wir nicht ein-

ber selbst die Entscheidung trifft aus dem, was man selbst

Crescendo: Gehen die Faszination für das Instrument und

fach: Das klingt auf dieser Gambe schön, und so machen

weiß, oder ob man das einen Herausgeber machen lässt.

seine Spielweise und die Faszination für die Musik Hand in

wir es jetzt. Warum es mich überhaupt interessiert, diese

Ich mache es lieber selbst.

Hand?

anderen Instrumententypen zu haben, ist nicht, damit es

Crescendo: Vieles in der alten Musik ist nicht Note für Note

Perl: Für mich ist ganz wichtig, dass es eine Sprache ist,

historisch richtig wird, sondern weil es vielleicht künstle-

ausgeschrieben. Wieviel Freiheit hat man beim Improvi-

die ganz bestimmte Regeln hat. Man muss schon sehr ge-

risch interessanter ist. Die Frage der historischen Korrekt-

sieren?

H

Crescendo: Was ist denn überhaupt eine Gambe? Perl: Das wundervollste Instrument, das man sich vorstel-

10 crescendo 01 2003

EDITORIAL INHALT THEMA

INTERVIEW

und probiere. Natürlich bin ich nicht frei von individuellen

PORTRAIT PREMIERENSPIEGEL RÄTSEL REISE HIFI BÜCHER CD DVD VORSCHAU


04.02.2003

18:35 Uhr

Seite 11

Euch!“ „Die Frage der historischen Korrektheit interessiert mich nur insoweit, als sie mich in meiner künstlerischen Entwicklung weiterbringen kann.“

Perl: Das kommt immer darauf an, in welchem Stil man

schön doll damit befasst. Natürlich wäre es mir lieber,

gerade improvisiert. Improvisation ist auch so ein Mythos.

wenn er Darmsaiten spielen würde, aber es ist doch wich-

Es gibt ja verschiedene Arten der Improvisation, über eine

tiger, dass ein Musiker was im Kopf hat. Was er dann für

Melodie, über einen Bass, die Improvisation einer zweiten

ein Instrument oder für Saiten oder für einen Bogen oder

Oberstimme usw. Man hat natürlich gewisse Freiheiten,

für eine Mensur in der Hand hat, ist eher zweitrangig. Es

mehr, als wenn es ausgeschrieben ist. Aber es ist einfach

kann natürlich für mich auch künstlerisch nie so befriedi-

eine Technik, die geübt werden will und die man kennen

gend sein, als wenn ich jemanden höre, der das wirklich

muss. Der Witz ist, dass die Regeln dauernd gebrochen

sehr gut auf einer Barockgeige spielt. Aber da gibt es nicht

worden sind. Nur dadurch, dass es nach diesen Regeln

so sehr viele. Und ich kann denen, die es spielen können,

funktioniert, ist es witzig, wenn sie gebrochen werden. Es

nicht einfach die Berechtigung absprechen, nur weil sie auf

ist interessant und schön und verwunderlich und erstaun-

einem modernen Instrument spielen. Wenn es künstlerisch

lich. Und daran zeigt sich die Güte eines Improvisators,

hochwertig, großartig ist, dann freue ich mich immer.

wenn er das tatsächlich ad hoc hinbekommt.

Crescendo: Hätten Sie gern im 16. oder 17. Jahrhundert

Crescendo: Wie ist es bei einer CD-Aufnahme? Überlegen

gelebt?

Sie vorher, auf welche Art und Weise Sie diese Freiheiten

Perl: Eindeutig nein. Ich lebe am liebsten jetzt, gerade we-

nutzen?

gen der Vielfalt. Und natürlich war es damals für einen rei-

Perl: Eine CD ist für mich ein total anderes Medium als ein

senden Musiker viel schwieriger als heute. Für mich ist die

Konzert. Aber es ist auf jeden Fall eine Momentaufnahme.

Musik, die ich mache, egal ob Alte Musik oder Neue Musik,

Ich nehme mir nie vor, welche Ornamente ich spielen

immer zeitgenössische Musik. Weil ich das jetzt mit meinen

möchte, weil es ist immer schön, wenn man sieben Takes

Ohren und mit meiner musikalischen Geschichte spiele. Die

hat, und jedes Mal ist das Ornament verschieden. Da

Musik ist mir wichtiger als die historischen Umstände.<<<

kommt der Tonmeister gar nicht erst in Versuchung, das irgendwie zusammenschneiden zu wollen.

Konzert-Termine im März:

Crescendo: Fühlen Sie sich in der Alten Musik wie eine

16.03. Wechmar, mit Lee Santana

große Familie?

21.03. Stuttgart, Stiftskirche, mit Movimento

Perl: Ich glaube schon. Da sind glücklicherweise inzwi-

27.03. Geislingen, Musik für drei Gamben

schen ziemlich viele interessante Charaktere, die alle ihr

30.03. Berlin, Musikinstrumentenmuseum, mit dem

eigenes Ding machen. Und wenn jemand irgendwo gut

Freiburger Barock-Orchester

FOTOS: DOROTHEE FALKE

xC01_10_11_Perl

DV-WPNK02

Seiji Ozawa

DV-WPNK03

Nikolaus Harnoncourt

Gambe spielt, dann kann ich da vielleicht auch mal ein Konzert verkaufen. (lacht) Wir sitzen alle im selben Boot. Und deswegen glaube ich, dass die Gambisten in aller Welt

AKTUELLE CD

gut daran tun, sich zu vereinigen und zu unterstützen, Noten auszutauschen und Material und Forschungsergebnis-

Los Otros:Tinto.

se. Nur dann kommen wir weiter.

Hille Perl (Gambe, Lirone, Barockgitarre), Lee Santa-

Crescendo: Haben Sie Probleme damit, wenn man Alte Mu-

na, Steve Player (beide Barockgitarre) 2002. DHM

sik auf modernen Instrumenten spielt?

05472 77861-2/BMG.

Perl: Ich finde es Augenwischerei, zu sagen, dass eine mo-

Hille Perl/Lee Santana: The Star and the Sea. Mu-

derne Geige so klingen kann wie eine Barockgeige. Das ist

sik für Viola da Gamba und Laute von Lee Santana.

einfach Quatsch. Aber wenn jemand wie Thomas Zehet-

Carpe Diem 16264/Note1.

mair Bachpartiten spielt, dann kann ich nicht sagen, dass

Hille Perl im Internet: www.hillenet.net

es schlecht ist. Und dann weiß ich auch, der hat sich ganz Erhältlich im Fachhandel. Vertrieb in Deutschland:

www.tdk-mediactive.com

EDITORIAL INHALT THEMA

INTERVIEW

PORTRAIT

crescendo 01 2003 11


04.02.2003

18:44 Uhr

Seite 12

ot r o s

los STEVE PLAYER Barockgitarre

HILLE PERL

LEE SANTANA

Viola da Gamba

Barockgitarre

gesehen

xC01_12_17_Premierenspiegel

Kurz und Knapp Ein knapper Rückblick auf Opernpremieren und Festivals der letzten zwei Monate

Auf verblüffende Weise kombiniert Schostakowitsch in Die Nase ein kleines Instrumentarium zu grotesker musikalischer Charakteristik. Kent Nagano hält es an der Berliner Staatsoper zusammen mit den rezitativisch behandelten nahezu 50 Solorollen am straffen Zügel. Statt das theatralisierte Konzentrat aus Gogols skurrilem Nasen-Verlust zu verdeutlichen, liefern die Bildereuphorie des Malers Jörg Immendorff und Peter Mussbachs inszenatorische Absurditäten allenfalls einen szenischen Kommentar. BK

>1

LUSTVOLL LEBENSFROH LEUCHTEND

FOTO: RUTH WALZ

Wenn man Operette schon modernisieren muss, dann sollte die Neufassung wenigstens funktionieren. An der Komischen Oper Berlin zeigt Daniel Slater nun, wie man Carl Zellers Vogelhändler jeglichen Sinn und Charme austreibt. Versetzt in einen Tingel-Tangel der 70er Jahre und entsprechend neu getextet, mutiert die durchaus pfiffige Geschichte zur belanglosen Statisterieund Kostümschlacht. Schade, dass die Qualitäten von Orchester und Ensemble (u.a. Conrad, Bengtsson, Neumann, am Pult K. Kamensek) dabei fast untergingen. AC

>2

„Diese CD heißt TINTO, weil sie so farbig ist wie Wein und Blut.“

T I N T O CD 05472 77861 2 FOTO: WOLFGANG HILSE

VOM 17. INS 20. JAHRHUNDERT. VOM ALTEN EUROPA IN DIE NEUE WELT. GEGENSÄTZE? SICHERLICH. IMPROVISATION TRIFFT PRÄZISION. VERBINDUNGEN? SPRÜHENDE KREATIVITÄT, DIE LEBENSLUST WECKT.

Nun hat auch Berlins heimliches Staatstheater die Operette entdeckt, und es tut gut, Offenbachs Großherzogin von Gerolstein einmal als Fest für exquisite Schauspieler zu erleben. Musikalisch muss man am Deutschen Theater Abstriche machen, aber erstaunlich wenige: Die wunderbare Dagmar Manzel in der Titelrolle singt überraschend gut, der Chor ist ein Genuss, und Uwe Hilprecht verbreitet mit seinem kleinen Orchester den nötigen Drive. Thomas Schulte-Michels‘ Inszenierung, losgelöst von Raum und Zeit, ist geistreich. AC

>3

FOTO: IKO FREESE/DRAMA

Eine Performance auf höchstem Niveau bot Karine Babajanyan als Madame Butterfly in Bielefeld – voller Melancholie, mit intensiven Tiefen, einer traumhaften Mittellage und samtweichen Höhen. Peter Kuhn und das Orchester bestätigen mit unsentimentalem PucciniKlang Werner Schroeters Inszenierungskonzept. In einer Steglandschaft bewegen sich die Personen ritualhaft. Butterflys Tod wird zum Selbstopfer einer untergehenden Kultur. Doch gibt es Hoffnung: Ihr Kind wird nicht entführt, es klammert sich an die tote Mutter, die „Multikulturelle“. RS

>4

FOTO: MATTHIAS STUTTE

Eine moderne, intelligente Inszenierung ist Philipp Himmelmann in Bonn mit Rossinis Cenerentola gelungen. Vom ausgezeichneten jungen Ensemble, das mit seiner Spielfreude schier die Bühne sprengte, sind vor allem Cristina Sogmaister in der Titelpartie, Reuben Willcox (Dandini), Martin Tzonev (Magnifico) und Patrick Henckens als Prinz zu nennen, der mit seinem hellen Tenor äußerst Rossini-geeignet ist. Wenn das Orchester dem engagierten Dirigat von Christoph König aufmerksamer gefolgt wäre – es wäre ein rundum gelungener Abend geworden. MF

>5

FOTO: THILO BEU

www.bmgclassics.de Die

Klassik-CD-Bestsellerliste ab jetzt bei Ihrem Händler

und samstags ab 16.00 Uhr zu hören bei

12 crescendo 01 2003

EDITORIAL INHALT THEMA INTERVIEW PORTRAIT


xC01_12_17_Premierenspiegel

04.02.2003

> 1 Berlin > 2 Berlin > 3 Berlin > 4 Bielefeld > 5 Bonn

18:44 Uhr

Seite 13

> 6 Cottbus > 7 Dessau > 8 Frankfurt/Main > 9 Hannover > 10 Leipzig

Gewandhauskapellmeister Herbert Blomstedt 13./14. Februar 2003 Gewandhausorchester · Daniel Harding Lars Vogt, Klavier · Ludwig van Beethoven, 1. Konzert für Klavier und Orchester C-Dur op. 15 · Anton Bruckner, 7. Sinfonie E-Dur 21. Februar 2003 Gewandhausorchester · GewandhausKammerchor · Morten Schuldt-Jensen · Malin Byström, Sopran (Poulenc) Francis Poulenc, Stabat Mater · Wolfgang Amadeus Mozart, Adagio und Fuge c-Moll KV 546 Franz Schubert, Messe Es-Dur D 950 6./7. März 2003 Gewandhausorchester · MDR Rundfunkchor Herbert Blomstedt · Juliane Banse, Sopran · Iris Vermillion, Alt · James Taylor, Tenor · Thomas Quasthoff, Bass · Ludwig van Beethoven, Missa solemnis D-Dur op. 123 für Solostimmen, Chor und Orchester 13./14. März 2003 Gewandhausorchester · Sir Roger Norrington · Ralph Vaughan Williams, 4. Sinfonie f-Moll · Johannes Brahms, 2. Sinfonie D-Dur op. 73 27./28. März 2003 Gewandhausorchester · Ingo Metzmacher · Ewa Kupiec, Klavier · Kurt Weill, Kleine Dreigroschenmusik für Blasorchester · Igor Strawinsky, Konzert für Klavier und Bläser · Gustav Mahler, 1. Sinfonie D-Dur 3./4. April 2003 Gewandhausorchester · Riccardo Chailly · Gustav Mahler, 7. Sinfonie e-Moll 10./11. April 2003 Gewandhausorchester · Hugh Wolff · Frank-Michael Erben, Violine · Joseph Haydn, 96. Sinfonie D-Dur Hob. I:96 („The Miracle“) · Ralph Vaughan Williams, Romanze für Violine und Orchester „The Lark ascending” · William Walton, 1. Sinfonie 24./25. April 2003 Gewandhausorchester · Sir Andrew Davis · Midori, Violine · Frederick Delius, The Walk to The Paradise Garden aus der Oper „Romeo und Julia auf dem Dorfe” · Edward Elgar, Konzert für Violine und Orchester h-Moll op. 61 · Witold Lutoslawski, Konzert für Orchester 1./2. Mai 2003 Gewandhausorchester · Asher Fisch, Dirigent und Klavier · John Roderick MacDonald, Trompete · George Antheil, A Jazz Symphony · Bernd Alois Zimmermann, „Nobody knows de trouble I see”, Konzert für Trompete in C und Orchester · Leonard Bernstein, Sinfonische Tänze aus „West Side Story” · George Gershwin, Ein Amerikaner in Paris · Boris Blacher, Concertante Musik für Orchester op. 10 · George Gershwin, Rhapsody in Blue 8./9. Mai 2003 Gewandhausorchester · Jonathan Nott · Michael Schönheit, Orgel · Joseph Haydn, 88. Sinfonie G-Dur Hob. I:88 · Paul Hindemith, Konzert für Orgel und Orchester · György Ligeti, Atmosphères · Edward Elgar, Variationen „Enigma”op. 36 15./16. Mai 2003 Gewandhausorchester · Herbert Blomstedt Katalin Halmai, Mezzosopran · Wolfgang Amadeus Mozart, Sinfonie C-Dur KV 551 („Jupiter”) · Hans Sommer, Drei Orchesterlieder nach Gedichten von Johann Wolfgang von Goethe · Richard Strauss, Ein Heldenleben op. 40

Das Staatstheater Cottbus meisterte Mussorgskys Boris Godunow – Herausforderung für jedes mittlere Haus – souverän. Reinhard Petersen und das Orchester brachten die selten gespielte, schroffere Schostakowitsch-Fassung zum Leuchten, und auf der Bühne beeindruckten neben dem Chor im insgesamt guten Ensemble vor allem Rainer Zaun als grüblerischer Titelheld, Jens Klaus Wilde als Grigori/Dimitri und Waltraud HoffmannMucher als Marina. Martin Schülers solide Inszenierung setzt die Handlung ins zeitlich Ungefähre. AC

>6

FOTO: MARLIES KROSS

Präzise Personenführung kennzeichnet Intendant Johannes Felsensteins Inszenierung von Mozarts Hochzeit des Figaro – in deutscher Textfassung – in Dessau. Deutlich unterscheiden sich, auch in Kostüm (Stefan Rieckhoff) und Tanz (Gonzalo Galguera), die niederen Domestiken von der bereits bedrohten Adelsherrschaft. Golo Berg und das beeindruckende Orchester untermalen das quirlige Verwechslungsspiel mit mozartischem Pastell voll galanter Zärtlichkeit. Herausragend die vortreffliche Susanna: Christina Gerstberger. BK

>7

FOTO: CLAUDIA HEYSEL

Die Dezemberpremiere der Oper Frankfurt/Main galt Franz Schrekers Schatzgräber. David Alden (Regie) und Paul Steinberg (Bühnenbild) wiederholen in ihrer Inszenierung eigene Produktionen mit unnötigem Bombast und Floskeln modernen Regietheaters. Immerhin wird die Handlung spannend erzählt. Überzeugend die Besetzung, allen voran Jeffrey Dowd (Elis), Susan Bullock (Els) und Peter Bronder (Narr). Noch schöner wär‘s gewesen, hätte Jonas Alber das sehr solide spielende Museumsorchester zu Gunsten der Sänger zurückgenommen. MF

>8

FOTO: BETTINA MÜLLER

Wer in Bellinis I Capuleti e i Montecchi einen Romeo in Vollendung erleben will, sollte nach Hannover fahren, wo Christiane Iven an der Staatsoper das Haupt der Montecchi verkörpert. Aber auch das übrige Ensemble, voran Ina Kancheva als Giulietta, kann sich hören lassen. Szenisch dagegen geht es eher altfränkisch zu, wenn Regisseur Stanislas Nordeys Bewegungsformationen immer wieder im Rampensingen stagnieren. Das Orchester unter Enrique Mazzola fühlte sich offenbar am wohlsten beim martialischen Drive der Musik. GA

>9

03 41/12 70-280

Ja, bitte senden Sie mir das Jahresprogramm für die Saison 2002/2003 mit über 180 Konzerten im Gewandhaus zu Leipzig.

FOTO: BARBARA AUMÜLLER

Einer entfesselten Silvesterparty glich Jerôme Savarys Leipziger Inszenierung von Offenbachs Pariser Leben: wenig Zeitkritik, viel Peep-Show, viel bunte Ausstattung, wenig klare Handlungsführung. Statt Offenbach‘scher „elegance“ und kabarettistischer Treffsicherheit entfachte Savary eine Stimmung wie im „Kessel Buntes“. Wenig akkurat die musikalische Ausführung (Leitung: Claude Schnitzlér) und das eigentlich für seine Perfektion berühmte Fernsehballett. Es bleibt ein peinlicher Nachgeschmack! FS

>10

Name, Vorname

Straße

PLZ, Wohnort

Telefon

Geburtsdatum

FOTO: ANDREAS BIRKIGT

Coupon bitte zurücksenden an: Gewandhaus zu Leipzig · Marketing und Kommunikation · Augustusplatz 8 · 04109 Leipzig

PREMIERENSPIEGEL

RÄTSEL REISE HIFI BÜCHER CD DVD VORSCHAU

13

w w w . g e w crescendo a n d h 01 a 2003 u s . d e


xC01_12_17_Premierenspiegel

04.02.2003

18:45 Uhr

am Rande Bereits zum dritten Mal startet am 27. Februar 2003 das Crossover-Festival „Strings of Fire“. Den Auftakt macht die lange Zappa-Nacht: „The Grandmothers and the Chamber Orchestra of Invention celebrate the

Seite 14

Sturm im Puppenhaus

Eingängige Ausweglosigkeit

Darf man eine 13 Jahre alte Inszenierung aus Glyndebourne als „Premiere“ feiern und nicht als „Gastspiel“? An der Deutschen Oper Berlin darf man es, wenn Anja Silja in Janáˇceks Jenufa singt und ein großer deutscher Autokonzern es bezahlt.

In Gießen erlebte André Previns Endstation Sehnsucht nach Tennessee Williams, die Oper dumpfer auswegloser Leidenschaften, ihre deutsche Premiere: Musikalisch ist sie Benjamin Britten, dem Jazz und amerikanischer Klassik verpflichtet, gut hörbar, eingängig und kalkuliert emotional.

Music of Frank Zappa“. Ein Mitschnitt wird im April bei Warner Classics auf CD erscheinen. Weitere Gäste, die „Neues entdecken und konzipieren, genreübergreifend denken und musikalisches Neuland betreten“, sind u.a. das Ahn-Trio, Ernst Reijseger, das Fleshquartet, Wolfgang Muthspiel, das Leipziger Streichquartett und Stoyan Yankoulov. Weitere Infos unter: www.strings-of-fire.de.

FOTO: MERIT ESTHER ENGELKE

Die Deutsche Kammerakademie Neuss am Rhein hat ihres Gründers und langjährigen Chefdirigenten Johannes Goritzki zu bestimmen: Gleich sieben junge Dirigenten werden in der nächsten Saison ans Pult des renommierten, durch zahlreiche CDs international bekannt gewordenen Kammerorchesters treten. In der Saison 2003/2004 wird sich das Orchester dann einen neuen Chefdirigenten wählen.

FOTO: DEUTSCHE OPER BERLIN

sich etwas besonderes überlegt, um die Nachfolge

Anja Silja in ihrer Paraderolle: als Küsterin an der Deutschen Oper

Nur wer die Sehnsucht kennt: Juan-Carlos Mera-Euler, Sabine Paßow, Rachael Duncan

Auf der Bühne entfaltet sich ein Spannungsbogen verwirrter Gefühle, trivial, brutal, sentimental, bisweilen in meta-

Preisträger des 1. Grand Prix Emanuel Feuermann ist der 23-jährige deutsche Cellist Danjulo Ishizaka, der

Um es gleich vorweg zu sagen: Es war ein großer und

phorischen Monologen mit aufgesetztem Tiefsinn.

bei Boris Pergamenschikow in Berlin studiert.Weitere

glanzvoller Abend, wie man ihn in Berlin lange nicht mehr

Sabine Paßow ist die Idealbesetzung der lebenslustig-sex-

Preise gingen bei diesem erstmals ausgetragenen,

erlebt hat. Und er wurde überstrahlt durch das musika-

hungrig-erniedrigten Blanche – wandlungsfähig mit be-

hochdotierten Cello-Wettbewerb an Gavriel Lipkind

lisch wie schauspielerisch überragende Können der Anja

eindruckender Stimme und Darstellungskraft. Aber auch

(Israel), Jing Zhao (China) und Boris Andrianov

Silja. Sie gibt die Küsterin nicht als bösartige Alte, wie man

Juan-Carlos Mera-Euler als brutal-dumpfer „Kuschelbär“,

(Russland).

sie hinlänglich kennt, sondern in ihrer ganzen Verletzlich-

Rachael Duncan als sexuell-hörige Stella, German Villar

keit und Widersprüchlichkeit, durch die die Verzeihungstat

als doppelmoralischer Mich und Henrietta Hugenholtz als

Hugh Wolff und das RSO Frankfurt setzen ihre erfolg-

der Jenufa und die musikalische Apotheose Janácˇeks erst

melancholischer Tod machen Eindruck.

reiche Zusammenarbeit fort – der 50-jährige

begründet wird. Bis in die kleinste Rolle konnte man ein

Helmut Polixa inszeniert die scheinbar ausgeglichenen

Amerikaner

handverlesenes Ensemble spielen und vor allem singen

zwischenmenschlichen Beziehungen als Geflecht von Ag-

hören! Was dem Regisseur Nikolaus Lehnhoff in den über-

gressionen und gibt den vorzüglichen Darstellern vielfälti-

wiegend „tümelnden“ Ensembleszenen eher missrät –

ge Gelegenheiten zu engagierten Spiel.

Neuer Chefdirigent der Neuen Lausitzer Philharmonie

nämlich das abgrundtiefe Grauen hinter der angeblichen

Die Bühne von Matthias Moebius, eine abstrakte Kon-

wird mit Beginn der Spielzeit 2003/04 Eckehard Stier.

Idylle herauszuarbeiten, das gelingt ihm meisterhaft, wenn

struktion begehbarer Treppen, Plateaus und Lattenge-

Der 30-Jährige, der in seiner Heimatstadt Dresden

er psychologisch genau die Spannungen zwischen den

rüste, nutzt die Möglichkeiten der Bühnentechnik effekt-

studierte und derzeit als Kapellmeister an der

einzelnen Individuen zeichnet. Lehnhoff versteht sein

voll. Herbert Gietzen trifft mit dem agilen Orchester den

Chemnitzer Oper engagiert ist, überzeugte die

Handwerk, und es verblüfft, dass die Schaubühnenästhe-

american sound im Stil interpretierend-konstrastierender

Görlitzer mit einer fulminanten Neueinstudierung des

tik der 80er Jahre in diesem Fall nach wie vor lebendig

Filmmusik, hat genügend Sensibilität für ariose Passagen

Fliegenden Holländers.

wirkt. Jirˇ i Kout zauberte zusammen mit dem Orchester der

und zelebriert die harmonisch-bedeutungsschwangeren

Deutschen Oper einen Janácˇ ek-Sound, wie er schöner

Intermezzi sehr eindringlich. Das auch altersmäßig bunt

Der Pianist Olli Mustonen wird im Herbst 2003 einer

kaum zu vollbringen ist. Applaus von den Opern-Gour-

gemischte Publikum im geschmackvoll restaurierten, inti-

der beiden Chefdirigenten der renommierten Tapiola

mets, verhaltene Buhs von denen, die sich eine kritischere

men Gießener Jugendstilbau zeigte herzliche Zustim-

Sinfonietta, neben Jean-Jacques Kantorow und als

Herangehensweise gewünscht hätten.

verlängerte

seinen Vertrag

als

Chefdirigent um drei Jahre bis 2006.

Askan Andergast

mung.

Rufus Sperling

Nachfolger von John Storgaards.

14 crescendo 01 2003

INTERVIEW PORTRAIT

PREMIERENSPIEGEL


xC01_12_17_Premierenspiegel

04.02.2003

18:45 Uhr

Seite 15

Einsam im Hier und Jetzt

Drachen und Schwiegermütter

Alban Bergs Lulu,nun in Hannover präsentiert,ist ein radikaler Gegenentwurf zur romantischen WohlfühlOper.Und nicht umsonst die einzige Oper der zwölftönigen Moderne, die sich hartnäckig auf den Spielplänen hält, hat es doch Berg in einzigartiger Weise verstanden, die Strenge der musikalischen Sprache mit höchster Intensität des Ausdrucks zu verbinden.

Zwei Aufzüge lang ist in David Aldens Münchner Siegfried von kunstvollem Schmiedehandwerk wenig zu erkennen. Es wird mehr zusammengeschustert als geschmiedet.Wagners Held ist der gewöhnliche Halbstarke von nebenan,der sein Gewaltpotenzial gedankenlos auslebt. Wotan tritt als Rätselzwerg auf und gibt Tipps, von wem das Schwert zu schmieden sei.

KONZERT GESELLSCHAFT MÜNCHEN E.V.

16. Großer Förderpreiswettbewerb der Konzertgesellschaft München e. V.

Historische Aufführungspraxis im Fach

Duo Cembalo und Barockvioline (oder Barockvioloncello · Viola da Gamba · Traversflöte)

Semifinale: 13. Mai 2003, 10 bis 20 Uhr Studio 2 des Bayerischen Rundfunks Finale: 14. Mai 2002, 19.30 Uhr Prinzregententheater (Großes Haus) Semifinale und Finale sind öffentlich.

Dodekaphonie in der Kantine

Für einen – gar nicht einmal radikalen – Gegenentwurf steht auch Barbara Beyers ebenso unbequeme wie brillan-

FOTO: WILFRIED HÖSEL

FOTO: BARBARA AUMÜLLER

WETTBEWERB 13. BIS 14. MAI 2003

Die Jury Oswald Beaujean (Leiter Kammermusik BR) Kristin von der Goltz (Barockvioloncello) Robert King (The King’s Consort) Hille Perl (Viola da Gamba) Michael Schmidt-Casdorff (Traversflöte) Christine Schornsheim (Cembalo) Mary Utiger (Barockvioline)

Auf in den Kampf: Stig Andersen als Siegfried

te Inszenierung der Lulu an der Staatsoper Hannover. Während ihr zweiter Teil in der geschäftigen Anonymität

In Ermangelung einer Esse wird Nothung kurzerhand im

eines Flughafens spielt, siedelt Beyer den ersten Teil näm-

brennenden Motorraum eines Altautos fabriziert, im nahen

lich in einer Theaterkantine an. Wo das Theater zwischen

Klosett gut abgeschreckt, und schon geht’s auf zur Dra-

Pausenkaffee und Probenlangeweile jegliches Geheimnis

chenjagd. Originell der Einfall, auf den Drachen zu verzich-

verliert, demaskiert Beyer die Protagonisten. Von Erotik,

ten und ihn stattdessen durch einen riesigen, aufblasbaren

erst recht von Liebe keine Spur: Die allenthalben unver-

Schwiegermutterkopf zu symbolisieren. Im dritten Aufzug

hohlen gezeigte geschmacklose Sexualität erinnert an das

lässt Alden dann überraschend die Luft heraus aus seiner

Werbeprogramm der Privatsender nach Mitternacht.

Comedy-Klamotte. Spannung baut sich auf, dramatische

Gerade in dieser Desillusionierung aber, kongenial unter-

Bilder entstehen. Nun gelingt es auch Zubin Mehta, die

stützt von der Bühne Hermann Feuchters, einem bevor-

Konzentration neu aufzunehmen und nach diversen musi-

zugten Ausstatter der Regisseurin, folgt Barbara Beyer

kalischen Luftlöchern das Heft wieder in die Hand zu be-

vielleicht nicht den Vorgaben des Librettos, in jedem Fall

kommen.

aber der Idee des Werks. Die heikle Balance zwischen

John Tomlinson singt Wotan mit mächtigem Volumen voll

Strenge und Intensität meistert Jürg Henneberger mit dem

aus. Gabriele Schnaut als Brünnhilde beeindruckt erneut

Staatsorchester, das man nicht alle Tage so plastisch und

mit strahlender Stimme, und Stig Andersen steht als Sieg-

farbenreich hört, ebenso souverän wie das Ensemble mit

fried in nichts nach. Ohne geringste Ermüdung gelingt es

Melanie Walz als Lulu und Tomas Möwes als Dr. Schön an

ihm, die mörderische Partie durchzustehen. Ob Siegfried

Andreas Waczkat

am Ende das Fürchten gelernt hat, bleibt unklar. Teilen des

der Spitze.

Publikums muss der Schreck jedenfalls fürchterlich in die

Jurorenkonzert 12. Mai 2003 Neue Pinakothek, München (Saal 22), 20 Uhr in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München, Abt. Historische Aufführungspraxis: Prof. Mary Utiger, Kristin von der Goltz, Prof. Christine Schornsheim Teilnahmebedingungen Teilnahmeberechtigt sind Duos, die den historischen Interpretationsprinzipien verpflichtet sind und deren Mitglieder im Durchschnitt nicht älter als 30 Jahre sind. Die Anmeldefrist endet am 15. April 2003. Anmeldung, Information und Kartenservice Konzertgesellschaft München e.V. Brienner Straße 55 · D-80333 München Tel. +49-89-54 59 13-0

Fax +49-89-54 59 13-99 info@konzertgesellschaft.de www.konzertgesellschaft.de

Glieder gefahren sein, denn die Reihen lichteten sich merklich.

RÄTSEL REISE HIFI BÜCHER CD DVD VORSCHAU

Peter Spiel

crescendo 01 2003 15 Wir danken der Bayerischen Staatsgemäldesammlung und der Hochschule für Musik und Theater München für ihre Kooperation.


04.02.2003

18:45 Uhr

Himmelfahrt im Fallschirmsitz

Wien tanzt

FOTO: STAATSOPER STUTTGART

FOTO: WIENER STAATSOPER GMBH (C) AXEL ZEININGER

Der Mythos wird frisch erzählt: Eine fröhliche Dorfgesell-

Symbolisch überlagert

Ernst Kreneks Oper Jonny spielt auf ist vieles: Huldigung ans Zeitalter der Technik, Porträt einer Spaßgesellschaft, merkwürdige Mischung aus Spätromantik und Modetänzen der 20er Jahre.Aber ein Vehikel für Schöngesang? Nein, das hätten wohl die Wenigsten erwartet. Doch wer die NeuInszenierung der 1927 uraufgeführten Oper an der Wiener Staatsoper erlebt,kann sich diesem Eindruck schwer entziehen.

Mit dem Ulisse und der Krönung der Poppea hat die Stuttgarter Staatsoper schon beide Hauptwerke Monteverdis im Programm. Nun komplettiert seine erste, 1607 in Mantua uraufgeführte Oper L’Orfeo das Repertoire – mit einer musikalisch und szenisch gelungenen Aufführung, die dem vierfachen „Opernhaus des Jahres“ gut ansteht.

Happy End in der Unterwelt: Kobie van Rensburg als Orfeo mit Christoph Sökler

Seite 16

Wer sich den Wolf tanzt… Das Ensemble der Staatsoper

Franz Schubert litt wie Mozart unter einem Vaterkomplex und schlachtete dies für sein schöpferisches Wirken aus.Vielleicht war er sich dessen gar nicht so bewusst, wie die Züricher FierrabrasInszenierung glauben machen will. Regisseur Claus Guth lässt den Komponisten,den Wolfgang Beuschel lebensecht mimt,gar zum Dreh- und Angelpunkt der Inszenierung werden.

FOTO: SUZANNE SCHWIERTZ

xC01_12_17_Premierenspiegel

Schubert allein zuhaus: Wolfgang Beuschel

Es war ein bisschen dick. Gleich der erste Akt zeigt den

schaft feiert Hochzeit. Die Grillparty ist in vollem Gange, es wird getanzt und gesungen, man sitzt und plaudert. Der

Ungemein wendig zieht Nancy Gustafson als lebenslustige

Hofstaat König Karls (rau eingefärbtes, wuchtiges Timbre:

Bräutigam soll eine Rede halten. Orfeo tut das auch: Er

Anita ihre Bögen, musikalisch und technisch überlegen er-

László Polgár) sowie – projiziert – Schuberts Wohnzimmer

singt. Für ihn ist das die natürlichste Sache der Welt, denn

füllt Torsten Kerl als Max die heiklen Anforderungen seiner

mit überdimensioniertem Flügel und Klavierstuhl, auf dem

er ist ja seit je der berühmteste Sänger überhaupt. Monte-

Partie. Dazu Ildikó Raimondi und ihre warm und ge-

Schubert kauert. Prachtvoll leuchtet die Szene samt histo-

verdis L’Orfeo ist die Geburt der Oper aus dem Geist der

schmeidig klingende Yvonne! Man möchte ins Schwärmen

risierenden Kostümen. Musikalisch gibt's viel zu ent-

Musik. Joachim Schlömer inszeniert dies leicht verfremdet

kommen.

decken: Dumpfes Grollen, ähnlich dem in der letzten Kla-

im Stil der 50er Jahre. La Musica (eine wunderbare Stim-

Dass man dem Zauber dieser Aufführung nicht vollends

viersonate D 960, Schattierungen, wie sie sonst nur die

me: Irena Bespalovaite) trägt ein Grammophon auf dem

erliegt, hat mit der Regie von Günter Krämer zu tun. Er

Unvollendete bereithält, entströmen dem Graben. Die

Rücken, aus dem am Ende Monteverdis Finale von der

wahrt Distanz – zum Stück und zu den Figuren. Daraus re-

prickelnde Atmosphäre überträgt sich auf's starke Ensem-

Schallplatte krächzt. Mit Eurydices Tod ist der Gesang ver-

sultiert ein relativ gemächliches szenisches Tempo. Nie-

ble. In dramatischen Passagen entlädt sich der Druck, z.B.

stummt, die Opernkonvention schwingt das Szepter.

mand bestreitet, dass der Abend auch gute Momente hat

als Emmas (warm: Johanna Kozlowska) und Eginhards

Jean-Claude Malgoire schafft den Kompromiss, mit ba-

– etwa in den turbulenten Hotelszenen des ersten Teils.

(Christoph Strehl) verbotene Liebe von Fierrabras entdeckt

rocker Continuo-Gruppe und etwas klangmassivem

Doch unter der passiven Opulenz der Bilder verschwindet

wird oder Maurenfürst Boland (bodenständig: Rolf Haun-

Staatsorchester ausdrucksvoll zu musizieren. Kobie van

das Freche, Draufgängerische, das die Oper in den 20er

stein) gemeinsam mit dem präzisen Chor seinen Rache-

Rensburg ist auf seinem Gang in die Unterwelt ein mar-

Jahren zum Kassenschlager machte. Zum Teil geht das

gelüsten gegen die Franken freien Lauf lässt.

kanter tenoraler Held, der jungen Jacquelyn Famimlant

auch aufs Konto des Dirigenten: Das hochentwickelte

Guth taucht anschließend die Bühne in blutrotes Schein-

stellt Regisseur-Choreograf Schlömer eine Tänzerin zur

Klang-Sensorium der Wiener Philharmoniker ist immer zu

werferlicht. Er liebt das Spiel mit dem Licht (Jürgen Hoff-

Seite.

spüren. Seiji Ozawa kultiviert die klassizistische Verede-

mann), von schreckensblau bis gleißend weiß, vertieft so

„Singend steigen wir zum Himmel empor“ ist der letzte

lung – und raubt der Partitur damit ihre rhythmischen

die Symbolik. Außerdem schafft er klassische Symmetrie-

Gag seiner nicht immer schlüssigen Inszenierung: Apoll

Schärfen. Aber womöglich war das ja der Grund, weshalb

Effekte durch die Aufteilung des Raumes. Das Opern-

und Orpheus werden im Fallschirmsitz in den Bühnenhim-

sich die Sänger so frei entfalten konnten.

Oliver Wazola

orchester Zürich formt den Klang rund, weich, liebens-

mel gehievt.

Dietholf Zerweck

wert. Dirigent Franz Welser-Möst gelingt eine klare Umsetzung der Partitur.

16 crescendo 01 2003

EDITORIAL INHALT THEMA INTERVIEW PORTRAIT

PREMIERENSPIEGEL

Manuel Stangorra

RÄTSEL REISE HIFI BÜCHER CD DVD VORSCHAU


xC01_12_17_Premierenspiegel

04.02.2003

18:45 Uhr

Seite 17

Opernrundschau NRW-Rundschau im Nordwesten

Im Westen nichts Neues? Doch, jede Menge. Kurz und knapp berichtet Jens Mail in jedem Crescendo über die wichtigsten Opernpremieren im größten deutschen Ballungsgebiet.Und sein Fazit lautet diesmal,sportlich ausgedrückt:Auf dem Siegertreppchen die Opernhäuser Essen und Köln; Bonn und Düsseldorf am Tabellenschluss.

Ganz schön buntes Mittelalter: Wolfgang Schöne als Hans Sachs, H.-Joachim Ketelsen als Beckmesser

FOTO: MATTHIAS JUNG

FOTO: HERMANN UND CLÄRCHEN BAUS

Oper an der Waterkant - nicht nur aus den Hansestädten Hamburg und Bremen hat Gerhart Asche immer wieder Spannendes zu berichten. Zwischen Kiel und Osnabrück blüht eine Opernlandschaft, die es lohnt, im Auge zu behalten.

Hochzeit mit Hindernissen: Mario Zeffiri als Arturo, Elena Mosuc als Elvira in Essen

Peter Konwitschny inszeniert Wagners Meistersinger –

In Essen begeistern Bellinis Puritani nicht primär wegen

wer sich bei dieser Konstellation in der Hamburgischen

Elena Mosuc, einer Elvira mit Gruberova-Aplomb, oder we-

Staatsoper Skandalträchtiges erwartet hatte, wurde eines

gen des alleskönnerischen Dirigenten Stefan Soltesz, son-

Besseren belehrt. Selten hat der Regisseur näher am

dern wegen der Regie Stefan Herheims. Er erzählt die

Stück gearbeitet, hat nur mit der (nicht ganz glücklichen)

heute nicht mehr goutierbare Story mit geschickter Ironie

Unterbrechung des Sachs-Monologs auf der Festwiese ei-

als theatralisches Abbild einer historischen Kunstepoche.

nen kleinen fingerzeigenden Akzent gesetzt und anson-

Keine ästhetische Parallelisierung in Kölns Cavalleria/Pa-

sten zusammen mit Ausstatter Johannes Leiacker stim-

gliacci (Mascagni/Leoncavallo). Bei Christopher Alden

mungsvoll klare Bilder und Konstellationen entwickelt.

rächen sich bigotte Dörfler an einem lebenslustigen Aus-

Musikalisch ging Ingo Metzmacher die Sache eher robust

weichler („Cav“); kontrastierend zu diesem Realismus

an, und Wolfgang Schöne glückte als Hans Sachs ein spä-

spielt „Pag“ (bei teils rätselvollen Bildern) in stilisiertem

tes, eindringliches Rollendebüt.

Schaustellermilieu. Toll vor allem Mikhail Davidoff

In Bremerhaven blieb Jasmin Solfagharis Inszenierung

(Turiddu/Canio). Bei Wagners Siegfried fasst Robert

von Beethovens Fidelio in gewohnten, wenig aufregenden

Carsen die Menschheitssünden von Rheingold (Umwelt)

Bahnen. Spannung kam vom Orchester unter Stephan

und Walküre (Krieg) zu Endzeitbildern zusammen. Unter

Tetzlaff. Gesungen wurde zumeist ansprechend, ohne

Jeffrey Tates bedachtvollem Dirigat brillieren besonders

dass der Funke übersprang. Sabine Türner etwa gab eine

Christian Franz (Titelpartie) und Gerhard Siegel (Mime).

solide, koloraturgenaue Leonore, John Rath einen mar-

In Düsseldorf versagen Regisseure mit großen Namen.

kanten, aber undifferenzierten Pizarro.

Bieder Jerôme Savarys Carmen, fantasiegebremst Benno

Über Bremens neue Verkaufte Braut, von Regisseur Mar-

Bessons L’amour des trois oranges. Brilliant hier aber

kus Bothe in einen Spielsalon verlegt, kann man den Man-

Anke Krabbe (Ninetta) und Serge Khomov (Truffaldino),

tel des Schweigens breiten. Dafür hatte My Fair Lady, Hel-

alert der Prokofjew-Dirigent Ira Levin.

mut Baumanns dritte Bremer Musical-Inszenierung in Fol-

Bonns Musical-Pflege nimmt mit Cabaret eine solide

ge, alle Sympathien für sich. Eine inspirierte Arbeit voller

Fortsetzung, vor Verdis Simone Boccanegra vesagt der

Witz und Poesie, in deren Mittelpunkt Ruth Brauers Eliza

operndebütierende Jürgen Bosse indes gänzlich. Einige

vor Charme und Temperament nur so sprühte. Gerhart Asche

musikalische Lichtblicke.

THEMA INTERVIEW PORTRAIT

PREMIERENSPIEGEL

RÄTSEL REISE HIFI BÜCHER CD DVD VORSCHAU

Jens Mail

crescendo 01 2003 17


04.02.2003

18:46 Uhr

SCHWETZINGER FESTSPIELE 2 0 0 3

Seite 18

unterwegs

xC01_18_19_Reise

Reise-Tipps Kulturziel Österreich

39 Konzerte

1. MAI – 10. JUNI

András Schiff Miklós Perényi Midori Grigory Sokolov Christoph Spering Nikolai Lugansky Pierre-Laurent Aimard Matthias Goerne Marjana Lipovšek Emerson Quartet Orchester des 18. Jahrhunderts Frans Brüggen Freiburger Barockorchester Quatuor Mosaïques Akademie für Alte Musik Berlin Sir Roger Norrington Viktoria Mullova Dino Saluzzi Artemis Quartett Manfred Schreier Vermeer Quartet Jacques Loussier Trio Venice Baroque Orchestra Roman Trekel Emanuel Ax Peter Sadlo and friends Barockorchester Stuttgart

Kartenvorverkauf und Info: HeidelbergTicket Theaterstraße 4 · 69117 Heidelberg Telefon 0180-58 42 42 42 Fax 0 62 21-58 46 2000 heidelberg-ticket@heidelberg.de www.schwetzinger-festspiele.de

18 crescendo 01 2003

FOTO: GRAZ TOURISMUS

2 Opern

Ö

sterreich – da denken die meisten wohl an Alpen und Donau, Bergwandern und Skifahren – kurz: an Natur pur. Und vielleicht an die Mozart-Städte Wien und Salzburg. Doch Österreich hat viel mehr zu bieten – gerade für den Musikfreund. Einige Anregungen zu einem Besuch haben wir für Sie zusammengestellt.

>2 Styriarte Ein musikalisches Zentrum Europas bildet Graz immer im Sommer. Das Musikfestival Styriarte lädt alle Musikfreunde in die Steiermark. Mit Nikolaus Harnoncourt hat man einen berühmten Sohn der Stadt für das Festival gewinnen können, der jetzt schon seit 1985 regelmäßig die Besucher der Styriarte begeistert. „Die Macht der Musik“ ist das

>1 Graz

Motto des diesjährigen Festivals, das vom 19. Juni bis zum

2003 ist das Jahr der steirischen Landeshauptstadt Graz.

mahl „Don Giovannis Fest“ bis zum intimen Klang von

27. Juli zahlreiche Konzerte und Veranstaltungen bietet. Von großen Festen wie dem musikalisch umrahmten Fest-

Als Kulturhauptstadt Europas 2003 wird sie zahlreiche

John Dowlands Lautenmusik, von Offenbachs „La

Besucher anziehen. Zu sehen gibt es hier jede Menge: Die

Grande-Duchesse de Gérolstein“ bis zu einem

ehemalige Residenzstadt der Habsburger verfügt über

„Tanz.fest“ mit Big-Band und Johann-Strauß-Kapelle

zahlreiche historische Bauten wie den im 13. Jahrhundert

reicht das Programm, das sich auf die Suche nach der ge-

errichteten Uhrturm (das Wahrzeichen der Stadt), das

heimnisvollen Macht der Musik begibt.

Schloss Eggenberg oder den spätgotischen Dom Frie-

Informationen unter www.styriarte.com

drichs III., die als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnete historische Altstadt gilt als eine der schönsten Europas. ne Auswahl: Neben dem traditionellen Jazz-Festival „Graz

>3 Wels

Meeting“ gibt es für Jazzfans gleich acht „Jazz Weeks“

Wen es schon früher nach Österreich zieht, der kann sich

Aber es wird auch einiges zu hören sein in Graz. Eine klei-

mit dem Schwerpunkt „EU & Osteuropa“. Unter dem Titel

vor den Toren von Linz in die Welt Richard Wagners ein-

„Ikonen des 20. Jahrhunderts“ werden das ganze Jahr

führen lassen: Beim „Richard Wagner Festival 2003“

hindurch zentrale Kompositionen der Musik des 20. Jahr-

in Wels (29.05.-01.06 2003) steht die Wiederaufnahme

hunderts vorgestellt. Am 22. Mai kann man die Urauf-

von Wagners Siegfried im Mittelpunkt. Es spielt das

führung von Arvo Pärts Auftragskomposition „in princi-

Linzer Brucknerorchester. Wer überschaubare, mensch-

pio“ erleben, und mit „Psalm 2003“ widmet sich Graz im

liche Dimensionen schätzt, wird hier in einer der ältesten

März und April dem musikalischen Dialog der drei mono-

Städte Österreichs auf seine Kosten kommen, und schließ-

theistischen Weltreligionen. Besonders Stolz ist man natür-

lich lockt ja auch noch die Bruckner-Stadt Linz zu einem

lich auf den Grazer Komponisten Robert Stolz – er wird im

Abstecher.

Mai mit einer Revue und einer Filmreihe geehrt.

Informationen unter www.trodat.net/wagner

EDITORIAL INHALT THEMA INTERVIEW PORTRAIT PREMIERENSPIEGEL

REISE


xC01_18_19_Reise

04.02.2003

18:46 Uhr

Seite 19

Highlights 2003

>4 Innsbruck

FOTO: GRAZ TOURISMUS

> 1 Graz – Kulturhauptstadt 2003 > 2 Graz – Styriarte > 3 Wels – Richard Wagner Festival 2003 > 4 Innsbruck – Festwochen > 5 Erl – Tiroler Festspiele > 6 Bregenz – Festspiele

>7 Preisrätsel:

■ Verdi-Festival in Parma Erleben Sie im Teatro Regio die Oper „Nabucco“ mit Leo Nucci in der Titelpartie. Besichtigungen in Parma und ein Ausflug zu den Verdi-Stätten Le Roncole, Busseto und Sant’Agata beinhaltet unsere Busreise ab München. Reisepreis pro Person inkl. Halbpension € 580,— zzgl. Opernkarte 13. – 16. Juni 2003

Einen weiteren Höhepunkt des österreichischen Festspielsommers bilden alljährlich die Innsbrucker Festwochen (11.-23. August). Im historischen Ambiente des Schlosses Ambras und der Hofburg wird die creme da la creme der internationalen Alte-Musik-Szene auftreten: Allen voran der künstlerische Leiter des Festivals, René Jacobs, der die-

Wie hieß ein berühmter Grazer Bürger?

ses Jahr Monteverdis Orfeo auf die Bühne bringt. Einen Hauch von Esoterik versprechen Bibers Rosenkranzsona-

Zwei Übernachtungen für zwei Personen in einem ****Hotel

ten, ausgelassene Stimmung die Cembalo-Nacht in der

in der Grazer Innenstadt inkl. Kulturkarten und einem Stadt-

Hofburg, geistliche Klänge Brumels Messe „Et ecce ter-

rundgang können Sie gewinnen, wenn Sie einen der be-

rae motus“. Und zwischendurch lockt die Tiroler Berg-

rühmtesten Bürger von Graz kennen. Er wurde 1894 dort

landschaft um Innsbruck zu ausgedehnten Ausflügen.

geboren und studierte Jura an der Grazer Universität, ehe

Informationen unter www.altemusik.at

er sich ganz der Musik zuwandte. Bald machte er sich ei-

■ Opernreise nach Istanbul „Die Entführung aus dem Serail“ vor der historischen Kulisse des Yildiz-Palastes ist ein besonderes Opernerlebnis. Ein vielfältiges Besichtigungsprogramm ist in unserer Flugreise ab München enthalten. Reisepreis ab € 1.360,— 19. – 22. Juni 2003

nen Namen als Dirigent. Als er 1981 in Salzburg starb, war

■ Festspiele in Savonlinna Helsinki, eine Fahrt durch das SaimaaSeengebiet nach Savonlinna, viele Besichtigungen und Gelegenheit zum Besuch der Opern „Der fliegende Holländer“ und „Turandot“ hält diese Flugreise ab München und Frankfurt für Sie bereit. Reisepreis ab € 1.430,— zzgl. Opernkarten 10. – 14. Juli 2003

der Freund von Richard Strauss nicht nur für seine Mozart-,

>5 Erl

Wagner- und Strauss-Aufführungen weltberühmt. Wissen

Ebenfalls nach Tirol laden die Tiroler Festspiele Erl vom

Port Media GmbH, Team Crescendo

12. Juli bis 31. Juli: Hier wird im Passionsspielhaus zwei-

Senefelderstr. 14, 80336 München

mal ein vollständiger Ring aufgeführt (12., 15., 19., 23.07

Fax: 089 - 74 15 09-11

sowie 26., 27., 29., 31.07.)! Die Tage zwischen den Auf-

email: crescendo@portmedia.de

führungen wird man sicher zur Erholung brauchen – das

Rechtsweg ausgeschlossen

Sie, wer’s war? Dann schicken Sie Ihre Antwort bis zum 10. März 2003 an

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Kranzhorn, der Spitzstein und das nahe Kaisergebirge versprechen ausreichend Bewegung. Informationen unter www.tiroler-festspiele.at

>6 Bregenz

>8 Auflösung Rätsel crescendo 6/02

Die Bregenzer Festspiele (16. Juli bis 18. August) sind,

Tribschen (oder auch: Triebschen, wie er selbst es nannte)

nach den Anfängen des Festivals auf zwei Kieskähnen im

ist der Name des Hauses, in dem Richard Wagner zusam-

Jahre 1946, mit der größten Seebühne der Welt zu einem

men mit Cosima 1866 eine Zuflucht fand. Hier vollendete

Publikumsmagneten geworden. Im Festspielhaus steht in

er Die Meistersinger und Siegfried und begann mit der

diesem Jahr Janácˇeks Das schlaue Füchslein auf dem

Arbeit an der Götterdämmerung. Das wussten sehr viele

Programm, auf der Seebühne wird die West Side Story

Leser/-innen zu beantworten, gewonnen hat:

gespielt: Wieder einmal eine Gelegenheit, die einzigartige

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crescendo 01 2003 19


xC01_20_Rätsel_Leserbriefe

04.02.2003

18:49 Uhr

Seite 20

gesucht

DasCrescendo-Rätsel Leserbriefe > Antwort gesucht! Wie sehr Frédéric Chopin die Musik Johann

Gesucht...

Sebastian Bachs verehrt hat, ist allgemein be-

Am liebsten würden wir Sie nach einem Komponisten fra-

kannt. Doch wie könnte es geklungen haben,

gen, der in Bachs Todesjahr geboren und in Chopins Ge-

wenn er selbst Bach auf dem Klavier gespielt

burtsjahr gestorben ist – eine adäquate Aufgabe für unse-

hat? Eine Vorstellung davon gibt jetzt eine erstaunliche CD,

ren Preis. Doch das ist ganz schön schwierig… Deshalb

die 15 Präludien aus dem Wohltemperierten Klavier mit

können Sie als Ersatz die folgenden drei Komponisten neh-

15 Préludes aus Chopins op. 28 verbindet: gespielt auf ei-

men: Der eine kam, 1750 geboren, zu zweifelhaftem

nem fantastischen Instrument aus der Chopin-Zeit, einem

Ruhm, als angeblicher Mörder eines Kollegen, der noch

Erard-Flügel aus dem Jahre 1850. Dem Pianisten Jean

jünger starb als Chopin. Im Todesjahr dieses angeblichen

Goverts gelingt es nicht nur, dem Werk Chopins all den

Mörders wurde in seiner Heimatstadt ein Kollege geboren.

Klangzauber zu entlocken, den ein in allen Registern gleich

Und dessen Vater wiederum, ebenfalls Komponist, starb

klingender moderner Flügel nicht zu bieten hat. Er versteht

wie Chopin 1849. Wenn Sie einen Komponisten wissen, der

es vor allem auch, eine Bach-Interpretation gewisser-

von 1750-1810 lebte oder die drei identifizieren können,

maßen durch die Chopinschen Präludien hindurch lebendig

dann schreiben Sie eine Postkarte an:

zu machen. Und durch diese Bach-Interpretation dann wie-

Port Media, Team Crescendo

der Impulse für das Verständnis von Chopins Klavierwerk

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zu gewinnen.

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Johann Sebastian Bach inspire Frédéric Chopin:

e-mail: crescendo@portmedia.de. Einsendeschluss ist

Préludes choisis. Jean Goverts 2002. divox CDX 70201.

der 10. März 2003. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

„Bei manchen Symphonie-Aufführungen wird die Exposition des jeweiligen ersten Satzes nicht wiederholt. Inwieweit ist diese Art der Interpretation eigentlich gerechtfertigt?“ fragt Gustav Meierheim per email. Eigentlich gar nicht. „Es hieße der Form Gewalt antun, wollte man jetzt nicht, sofern es der Schaffende vorgeschrieben, die Exposition wiederholen“, heißt es im Beitrag über die Sonatenform im Musiklexikon MGG. Ursprünglich wurden, noch bei Mozart und Haydn, in der Regel sowohl die Exposition als auch Durchführung und Reprise wiederholt, so z.B. in Mozarts A-Dur-Symphonie KV 201. Später wurde nur noch die Exposition wiederholt, bis die Komponisten in der Romantik dann oft auch auf deren Wiederholung verzichteten. Die Gewohnheit vieler Dirigenten, bestimmte Expositionen trotz notierter Wiederholungsvorschrift nicht zu wiederholen, hat allerdings selbst inzwischen eine lange Tradition – mit wesentlichen Folgen für die Gestalt der Werke. So wird etwa in Beethovens 5. Symphonie häufig zwar die Exposition des ersten, nicht aber die des vierten Satzes wiederholt, was, wie Peter Gülke in seinen „Studien zu Beethoven“ jüngst ausführte, die Proportionen des gesamten Werks beschädigt. Und von Beethoven selbst ist überliefert, er sei nach längerem Überlegen zu dem Ergebnis gekommen, dass die Exposition des Kopfsatzes der Eroica trotz dessen Länge wiederholt werden müsse!

Möchten Sie uns auch Ihre Meinung sagen? Oder haben Sie eine Frage auf dem Herzen?

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aus Neusäß, Claudia Goebes aus Düsseldorf, Christa u.

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Duisburg, Hanna Sauer aus Mülheim, Alfred Schaefer

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und Dr. Undine Wagner aus Chemnitz, Fred Suelflow

gewonnen: E. u. W. Dudda aus Mülheim, Andreas Feiler

aus Hamburg, I. Terpke aus Magdeburg.

Dann schreiben Sie bitte an: Port Media, Team Crescendo, Senefelderstraße 14, 80336 München, Fax: 089 - 74 15 09-11 email: crescendo@portmedia.de Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.

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20 crescendo 01 2003

EDITORIAL INHALT THEMA INTERVIEW PORTRAIT PREMIERENSPIEGEL

RÄTSEL

REISE HIFI BÜCHER CD DVD VORSCHAU


04.02.2003

18:53 Uhr

Seite 21

plus regional

angekündigt

xC01_21_24_Regional

Bayern

Klang-Beben am Gärtnerplatz München

>1 Rund um Wagner

Awet Terterjans Oper nach Kleists Novelle »Das Erdbeben in Chili« wird endlich uraufgeführt.

Wagner-Freunde und solche die es werden

Ein Zyklus ganz besonderer Art erwartet die wollen vom 10. bis 17. Mai in Andechs. Unter dem Motto „Vom Grünen Hügel zum Heiligen Berg“ will man sich in der Alten Bi-

FOTO: STEFAN MICKISCH

FOTOS: LARISSA PEDENTCHOUK/JOHANNES SEYERLEIN

bliothek und im Florian-Stadl des Klosters

mit Klavier, Gesang und Rezitation dem Künstler-Mythos Richard Wagner nähern – ohne dabei zu viel Pathos oder falsche Ehrfurcht aufkommen zu lassen. Den Auftakt macht am 10. Mai (19 Uhr) der renommierte Liedpianist und Klavier-Performer Stefan Mickisch, der vielen sicher durch seine Einführungsvorträge zu Aufführungen der Bayreuther Festspiele ein Begriff ist. Er wird die Finali der Ring-Tetralogie in eigenen

Vier gewaltige Kontrabasstrommeln: Mit

lehrer – entkommen ihrer Verurteilung nur

für Halle geplante Uraufführung dirigieren

Transkriptionen zu Gehör bringen. In „Not

einem Durchmesser von je 150 cm – und

dank des die Gefängnismauern zerstören-

sollen. Seitdem hat er sich sehr für das Werk

tut ein Held“ tags darauf (16 Uhr) findet

somit sogar etwas kleiner als ursprünglich

den Bebens. Um Gott für ihre Rettung zu

eingesetzt und darf mittlerweile als Terter-

Mickisch im international bekannten

vom Komponisten vorgesehen – sprengen

danken, begeben sie sich zur Kirche, wo die

jan-Experte gelten: Den Künstler hat er noch

Heldentenor Wolfgang Schmidt einen kon-

sie den Rahmen dessen, was der Orchester-

Menge sie erkennt und als Sündenböcke für

persönlich gekannt. Dessen Symphonien

genialen Partner. Aus Wagners Werken vor-

graben des Staatstheaters am Gärtnerplatz

das erlittene Unheil massakriert. Dem Be-

sind in den letzten Jahren auf reges Interes-

tragen und diese mit Wort und Ton kom-

an „Klangapparaturen“ zu schlucken ver-

ben der Natur folgt die Zerrüttung der Ge-

se gestoßen – dank Einspielungen, die

mentieren, wollen zum Abschluss am 17.

mag. Auf originelle, die Dreiteilung Zuschau-

sellschaft. Musikalisch konzipierte Terterjan,

zunächst als Geheimtipp gehandelt wurden.

Mai (18 Uhr) der Leiter des Bayreuther

erraum/Graben/Bühne aufhebende Weise

für den künstlerisches Schaffen immer auch

Wie im Beben nimmt der Komponist darin

Wagner-Museums Dr. Sven Friedrich und

wird hier deshalb Das Beben, die zweite

geistige Hingabe bedeutete („Im Ton ist die

die archaischen Traditionen der armenischen

der Pressesprecher der Bayreuther Fest-

und letzte Oper des armenischen Kompo-

ganze Welt“) mittels großer Instrumenten-

Musik auf, ohne folkloristisch zu sein.

spiele Peter Emmerich.

nisten Awet Terterjan (1929-1994), in Sze-

gruppen einen dramaturgischen Aufbau

Karten und Info: Tel. (089) 21 85 19 60.

Karten: München Ticket (089) 54 81 81 81.

ne gesetzt. Seit ihrer Vollendung 1984 hat

voller faszinierender Klangflächen, rhythmi-

www.staatstheater-am-gaertnerplatz.de

www.andechs.de

sie der Uraufführung geharrt. Premiere ist

scher Gewalt, Bandzuspielungen, ostinaten

am 16. März (19 Uhr). Weitere Vorstellungen

Wirkungen, handlungstragenden Chorpas-

folgen am 18., 23. März, 4., 6., 10. April, 8.,

sagen und wenigen Solistenstimmen: zwei

12. Mai. Das Gärtnerplatztheater knüpft da-

Stunden fesselnde Ton-Energie, die wohl

mit an eine gute Tradition an, sich gerade für

keinen unberührt lässt, zumal Regisseur

zu Unrecht in den Hintergrund getretene

Claus Guth und Christian Schmidt (Raum

Werke einzusetzen.

und Kostüme) die Wirkung noch verstärken,

Die Handlung des frei auf Heinrich von

indem sie den gesamten Theaterraum in-

Kleists Novelle Das Erbeben in Chili beru-

klusive der Zuschauerränge in ihre Insze-

henden Zweiakters ist schnell erzählt: Ein

nierung miteinbeziehen.

sich verboten liebendes Paar – SIE, die No-

Vom Pult aus wird Ekkehard Klemm die

vizin aus adeligem Haus und ER, ihr Haus-

Vorstellungen leiten. Schon 1986 hätte er die

Oberbayerisches Volksblatt präsentiert:

7. Internationales Musikfestival im Chiemgau Gut Immling

München

3. Juli - 3. August 2003 Halfing

Verführungen in der Oper

Gut Immling Rosenheim

Chiemsee

Bad Endorf Prien

Jacques Offenbach

Hoffmanns Erzählungen (deutsch) Wolfgang Amadeus Mozart

Don Giovanni (italienisch) Carl Zeller Salzburg

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04.02.2003

18:53 Uhr

angekündigt

xC01_21_24_Regional

Seite 22

plus regional

Bayern

Bühnenwerk Mozarts, dessen Stoff auf ei-

ners. Aber auch Ray Barras (leider sehr zu-

Venedig zur Zeit der Inquisition. Während

ner angeblich wahren Begebenheit fußt, die

sammengestrichener) Schwanensee mit

draußen der Karneval tobt, steht Casanova,

sich in Wien kurz vor Entstehung der Oper

Lisa-Maree Cullum, Barbora Kohoutková,

aufgrund seiner Tagebuchaufzeichnungen

zugetragen haben soll. Vielleicht ein Finger-

Oliver Wehe und Kiril Melnikov in den

verurteilt, in den Bleikammern unter Arrest.

zeig, warum Intendant Werner Müller bei

Hauptrollen, sowie Porträt Jirˇ i Kylián mit

In Rückblenden – die Inszenierung ver-

seiner Neuinszenierung für das pünktlich

drei wunderbaren Stücken des Meisters

spricht lebhafte Bilder mit schönen Kostü-

zum 100. Jubiläum liebevoll restaurierte

(Svadebka, Bella Figura und – ausgespro-

men – lässt das 28 Tänzer zählende GYÖR-

Fürther Stadttheater nicht die alte Verklei-

chen witzig – Sechs Tänze) stehen auf

Ballett den legendären Frauenheld noch

dungsintrige in den Vordergrund stellen

dem Programm. Als prominente Gastkom-

einmal die bewegten Stationen seines aus-

will. Vielmehr interessiert ihn die Frage,

panie hat Ballettdirektor Ivan Lisˇka die

was aus der Liebe, aus den Gefühlen für

1985 von Prinzessin Gracia von Monaco als

den Partner wird, wenn sie wiederholt ge-

offizielle Kompanie des Fürstentums ins Le-

prüft, gedreht und gewendet werden. Für

ben gerufenen Ballets de Monte Carlo

das ungewöhnlich ferienhafte Bühnenam-

eingeladen. Das international anerkannte

biente zeichnet Dietmar Schleinitz verant-

Ensemble tanzt Prokofjews Cendrillon in

wortlich. Es musiziert die Kammerphilhar-

der Choreografie ihres Leiters Jean-

Nürnberg unter der künstlerischen Leitung

monie Lemberg unter Prof. Roland Bader.

Christophe Maillot.

von Daniela Kurz seit mittlerweile fünf

Premiere ist am 7. März (19.30 Uhr). Folge-

Karten und Info: Tel. (089) 21 85 19 20.

Spielzeiten. Für Sampling!, die zweite Bal-

vorstellungen: 8.-9., 11.-14.März.

www.bayerisches.staatsballett.de

lettpremiere der neuen Spielzeit am 7. Fe-

Karten und Info: Tel. (09 11) 974 24 00.

bruar (im Schauspielhaus), wurden die New

www.stadttheater.fuerth.de

F OTO : S A B I N E H AY M A N N

>2 Ungarischer Casanova

schweifenden Lebens durchlaufen: Paris, Wien, Madrid, London, St. Petersburg, Berlin, Rom. Bis Choreograf William Fomin

Yorkerin Catherine Guerin mit einer Neu-

>6 Ring-Schluss

fassung ihres Stücks Counter Fits und der

Am 28. Februar (16 Uhr) ist es endlich soweit: Die Neuproduktion von Richard Wagners fast 16-stündigem Mammutstück in

von Steve Reich) als Gäste verpflichtet.

vier Teilen Der Ring des Nibelungen steht FOTO: STADTTHEATER FÜRTH

Brasilianer Rodolpho Leoni mit einer Uraufführung (Garatéia-Sambara zu Musik

eines wirklich gemeinsam: die pure Neugierde am Tanz selbst, an der Erfindung neuer Ausdrucksmöglichkeiten mit Hilfe der Tänzer und ihrer bewegten Körper. Trotz literarischer Quellen oder Wortsymbolik als

den Alten in einer letzten Szene mit seiner

gedanklichem Hintergrund verzichten sie

unwiederbringlich verlorenen Jugend kon-

bewusst auf einen nacherzählbaren Plot.

frontiert. Den musikalischen Hintergrund

Stattdessen steht die permanente Befra-

bilden Kompositionen von Nino Rota, der

gung und Neukombination von Tanzschrit-

>5 München – Monte Carlo

u.a. zu allen Fellini-Filmen die Musik

ten im Zentrum: Bewegungserfindung, wie

Traditionsgemäß beginnt die Ballettwoche

schrieb. Das international anerkannte En-

sie sich ein von individuellen Talenten ge-

(23.-29. März) im Münchner Nationalthea-

semble gastiert mit Casanova vom 19.-

prägtes Ensemble nur wünschen kann.

ter mit einer Premiere des Bayerischen

21. Feb. und 5.-7. März im Theater Ingol-

Karten und Info: Tel. (01 80) 134 42 76.

Staatsballetts: Sie ist in diesem Jahr dem

stadt.

www.ballett.nuernberg.de

Choreografen John Neumeier gewidmet –

>4 Schule der Liebhaber

nene programmatische Reihe fort, die je

>3 Tanz-Findungen

Ein Verwirrspiel der Gefühle haben Mozart

vorstellen will. Gezeigt werden drei exem-

und sein Librettist da Ponte in dem 1790

plarische Werke (Dämmern, In the Blue

Künstlerischer Drive, eine poetisch griffige

uraufgeführten Dramma giocoso Così fan

Garden, Jupiter-Sinfonie) aus verschiede-

Bewegungssprache und eigenständige

tutte entworfen. Oft als Lehrstück über die

nen Schaffensperioden des seit 30 Jahren

Ästhetik – so behauptet sich das Ballett

Liebe missverstanden, ist es das einzige

das Hamburger Ballett leitenden Amerika-

22 crescendo 01 2003

vor ihrem Abschluss. Nach dem unerwarteten Tod von Herbert Wernicke 2002 setzen David Alden und sein Ausstatter Gideon Davey auch im letzten Werk der Tetralogie ihre spezifische Interpretation des Rings fort (immer ausgehend von Wernickes an-

und setzt die mit Hans van Manen begon-

Karten und Info: Tel. (08 41) 98 13 20-0. www.theater.ingolstadt.de

mit der Premiere der Götterdämmerung

einen wichtigen zeitgenössischen Künstler

EDITORIAL INHALT THEMA INTERVIEW PORTRAIT PREMIERENSPIEGEL RÄTSEL REISE

FOTO: WILFRIED HÖSL

FOTO: KANYÓ BÉLA

Dabei haben die beiden Choreografen nur

REGIONAL

BÜCHER CD DVD VORSCHAU


04.02.2003

> 1 Kloster Andechs > 2 Theater Ingolstadt > 3 Ballett Nürnberg > 4 Stadttheater Fürth > 5 Bayer.Staatsballett

18:53 Uhr

Seite 23

> 6 Bayerische Staatsoper > 7 Münchener Kammerorchester > 8 Bamberger Symphoniker > 9 Südostbayerisches Städtetheater Passau

FOTO: BAMBERGER SYMPHONIKER

xC01_21_24_Regional

fänglicher Bühnen-Vision des Bayreuther Zuschauerraums). Doch – so darf man hoffen – wird der formal komplizierte und handlungsreiche Intrigenstoff um den Untergang von Walhall und seiner Bewohner weniger slapstickartig oder in Regiedetails schockierend ausfallen, als dies bei Siegfried der Fall war. Unter Zubin Metha, der wieder die musikalische Leitung über-

Erfolgen zurückblicken. Nach der Wahl von

nimmt, werden Stig Andersen als Siegfried

Paul Müller Anfang 2002 zum neuen Inten-

und Gabriele Schnaut als Brünnhilde – die

danten will das Orchester mit verstärktem

zentrale Figur dieser Inszenierung – zu er-

Elan an diese „gute alte Vergangenheit“ an-

leben sein. Weitere Vorstellungen: 5., 9.

knüpfen und so die problemverhafteten

März.

letzten Jahre überwinden. Eine ganze Reihe

Karten und Info: Tel. (089) 21 85 19 20.

von Gastspielen und internationalen

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Tourneen ist geplant, wobei die wachsende

I.H.M. 2003 Internationale Handwerksmesse Lifestyle

13.–19. Mä rz

Bedeutung des Klangkörpers auch in dessen oberfränkischer Heimatstadt durch in-

>7 Streicherklänge

9 –18 Uhr

teressante Programmgestaltung unter BeFOTO: ARCHIV MÜ-KAMMERORCHESTER

weis gestellt werden soll – gerade auch in Hinblick auf zeitgenössische Musik. Chefdirigent Jonathan Nott, ein Gegner bloßer Lippenbekenntnisse, hat mit der Aufnahme neuer Repertoirestücke in die Konzertreihen richtungsweisende Zeichen gesetzt. So ist am 9. März Alfred Schnittkes Konzert für Viola und Orchester vor Hector Berlioz’ Symphonie Fantastique zu hören (Dirigent: Steven Sloane), während Jona-

Vier Konzertstücke von Vivaldi, Mozart und

than Nott selbst am 16. März György Ligeti

Casken für Streicher – jeweils angeführt

auf Gustav Mahlers treffen lässt (Solist:

von der Stimme des Violoncello – spielt das

Christian Tetzlaff).

Münchener Kammerorchester bei seinem

Karten und Info: Tel. (0951) 9808220.

5. Abonnementkonzert im Herkulessaal der

www.bamberger–symphoniker.de

bayerischen Landeshauptsadt am 20. März (20 Uhr). Als Solisten werden der 1952 im österreichischen Gmunden geborene Cellist

>9 Klage- und Zornesarien

und Dirigent Heinrich Schiff – er spielt auf

Rodelinda, 1725 von Händel nach einer

einem Stradivari-Cello aus dem Jahr 1698

Tragödie von Pierre Corneille um die le-

– und sein Kollege Dávid Adorján zu hören

gendäre Langobardenkönigin auf dem

sein. Sein Cello Concerto (1990/91) wird

Höhepunkt seines Opernschaffens kompo-

Komponist John Casken persönlich leiten.

niert, zählt zu den größten Publikumserfol-

Karten und Info: Tel. (08106) 899565.

gen des Musiktheaters. Für die Inszenie-

www.muenchener-kammerorchester.de

rung, die am 15. Februar in Passau Premiere hat, zeichnet Vivienne Newport –

>8 Neuer Auftakt

langjährige Mitarbeiterin von Pina Bauschs

Seit ihrer Gründung 1946 konnten die

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Bamberger Symphoniker auf eine Fülle von

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04.02.2003

18:53 Uhr

Seite 24

In good taste Vollendete Klaviermusik in schönster Umgebung – Neues von m u s i c f o r y o u

angekündigt

xC01_21_24_Regional

> 10 Gut Immling > 11 ...und außerdem:Herkulessaal München Münchner Lustspielhaus Städtische Bühnen Regensburg Prinzregententheater München

>10 Opern-Verführungen Nunmehr zum siebten Mal findet vom 3. Juli bis 3. August das Internationale Musikfestival im Chiemgau Gut Immling FOTO: ARCHIV LUSTSPIELHAUS

statt. Auf dem Programm des ReithallenOpernhauses stehen auch in diesem Sommer wieder zwei große Eigenproduktionen: Hoffmanns Erzählungen von Offenbach (3., 5., 17., 19., 20. Juli) und Mozarts Don

JAZZ: Mit JazzLust startet ab Februar im Münchner Lustspielhaus eine neue KonFOTO: REGINE KÖRNER

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S c h u m a n n & B r a h m s a l s We l t e r s t e i n s p i e l u n g Yaara Tal und Andreas Groethuysen – sie finden Schätze, wo niemand anderer zu suchen scheint. Für ihre letzte m u s i c f o r y o u -CD “Children’s Corner” hat das hochgelobte Klavierduo den „Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2002“ bekommen. Jetzt folgt in der gleichen Reihe ihr neues Album – wiederum mit sensationellen Raritäten: Hier nun als Weltersteinspielung Robert Schumanns berühmtes Klavierquartett in der Fassung für Klavier zu vier Händen von Johannes Brahms. Dazu Schumanns „Bilder aus Osten“ sowie die Schumann-Variationen von Brahms – eine Romantik-Entdeckung, so tiefsinnig wie leidenschaftlich.

zert-Reihe, die ihren Schwerpunkt auf den Jazz und Spitzenmusiker aus Europa legt. Zum ersten Mal spielt Chris Jarrett (Piano/ Keith Jarrett’s Bruder) am 23. Februar (20.30 Uhr) sein Solo-Programm in München – ein Musikerlebnis, das Jazzfreunde

Giovanni (24., 26., 31. Juli, 2. Aug.) – ins-

sich nicht entgehen lassen sollten.

zeniert von der jungen Isabel Ostermann,

Karten und Info: Tel. (089) 34 49 74.

die schon im letzten Jahr für die Regie ver-

www.lustspielhaus.de

antwortlich zeichnete. Weiter gibt es Humperdincks Dornröschen (25., 27. Juli, 1.,

OPER: Eine äußerst selten gespielte Oper –

3. Aug.) als Familienoper und Carl Zellers

Die Loreley von Alfredo Catalani (1854-

Operette Der Vogelhändler (4., 10., 12.,

1893) – bringt das Theater am Bismarck-

13., 18. Juli) zu sehen. Neu dagegen ist ein

platz in Regensburg in italienischer Ori-

vom Hausherren Ludwig Baumann ge-

ginalsprache zur Aufführung. Premiere ist

schickt zusammengestellter Tagesmara-

am 27. Februar.

thon mit Opern-Fragmenten, Liedern, Tex-

Karten und Info: Tel. (09 41) 507-24 24.

ten und Musikstücken um das Thema

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Beethoven: Great Piano Sonatas Mit Yukio Yokoyama. „Herausragend.“ (Gramophone) CD 87318

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Lieblingsrezepten (6. Juli).

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des 17. Jahrhunderts wiederbeleben will der

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Balthasar-Neumann-Chor unter dem Titel »Festa Teatrale« vom 15.–16. Februar im

>11 ... und außerdem

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künstlerische Individualität zu stets einzigartigen Interpretationen verschmelzen lässt – Bach (u. a. Chaconne für die linke Hand) und drei Klaviersonaten von Beethoven spielt. Karten und Info: Tel. (089) 811 61 91. www-bellarte-muenchen.de

24 crescendo 01 2003

INTERVIEW PORTRAIT

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04.02.2003

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Seite 25

>1 Yamaha DVD-S2300 >2 Harman/Kardon AVR-4550 und AVR-5500 >3 Yamaha YST-SW1500 >4 Monitor Audio Bronze >5 Mission m7s-AV

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SACDs, DVD-Audio- oder DVD-Video-Discs - sie alle spielt der neue Yamaha-Universalplayer DVDS2300 ab. Der Musikliebhaber kann sich über eine komplett getrennte Signalverarbeitung für die SACD- und DVD-A-Wiedergabe freuen. Ebenso steht ein Bassmanagement bei der SACD- und DVD-Audio-Wiedergabe zur Verfügung. Das mit einem internen Dolby Digital- und DTSDecoder ausgestattete Gerät ist wahlweise in schwarzer, titanfarbener oder goldener Ausführung zu einem Preis von rund 1300 EUR lieferbar. Mehr Infos: www.yamaha-hifi.de

>1

Zwei neue Mehrkanal-Talente von hohem Rang: Erstmals baut Harman/Kardon bei den Modellen AVR-4550 und AVR-5500 eine SiebenkanalEndstufe in die AV-Receiver ein. Selbstverständlich decodieren sie alle Extended Surround-Tonformate. Für eine optimale Anpassung der verwendeten Lautsprecher sorgt das neue „Triple Crossover System“. Der AVR-5550 verfügt zudem auch über ein ausgeklügeltes Bassmanagement für den 7.1-Eingang. Preise: 1399 EUR für den AVR-5550, 1199 EUR für den AVR-4550. Mehr Infos: www.harman-kardon.de

>2 AV-Receiver, die eine umfangreiche und

fähig und mit Makro-Funktionen

sinnvolle Ausstattung mitbringen und

versehen ist. Zudem weist der

klanglich in jeder Beziehung erwachsen

mit einem richtigen Netzschalter

sind, müssen kein Vermögen mehr kosten

(zusätzlich zum Standby-Schal-

– dies ist die Botschaft, die der 799 EUR

ter) versehene Receiver ein On

teure, wahlweise in silberner oder

Screen Display auf, mit dessen

schwarzer Ausführung erhältliche Onkyo

Hilfe sich verschiedene Justage-

TX-SR600 vermitteln soll. Preislich liegt

arbeiten einfacher erledigen las-

der Onkyo am oberen Rand seiner Klasse,

sen. So kann auch der Neuein-

doch beweist er verschiedene Qualitäten,

steiger den AV-Receiver schnell

die dies rechtfertigen: So erhält der Käufer

betriebsfertig einstellen.

sechs Endstufen, jede 115 Watt (1 kHz, 6

Ein aktiver Subwoofer, der nicht nur im Filmbetrieb hohe Leistungsreserven hat, sondern auch bei der Wiedergabe von Musik beeindruckt: Diesen Spagat soll der neue Yamaha YST-SW1500 schaffen. Einer homogenen Wiedergabe zuträglich ist das neue QD-Bass (Quatre Dispersion Bass)-System, das mit seinem pyramidenförmigen Reflektor den Schall effizient und gleichmäßig in alle Richtungen verteilt. Viel High-Tech also zum Preis von 1000 EUR - wahlweise in den Farbvarianten New Cherry oder Schwarz geboten. Mehr Infos: www.yamaha-hifi.de

>3

Ohm, DIN) stark, und DTS ES Matrix/Di-

Gerade im Mehrkanal-

screte 6.1 und Dolby Digital EX werden

Musikbetrieb weiß der Onkyo

decodiert. Wer mag, kann die Matrix für

zu gefallen, denn seine beson-

den Back Surround-Betrieb stets mitlaufen

dere Stärke ist ein überdurch-

lassen, was sich für den Freund voluminö-

schnittlich differenziertes, fa-

ser Surround-Klänge trefflich eignet. Und

cettenreiches Klangbild. Das bieten zwar

natürlich ist auch Dolby Pro Logic II mit an

auch andere AV-Receiver – aber nicht in

Bord. Alle Einstellmöglichkeiten im Music

diesem Preissegment. Für sein Geld leistet

Mode werden nun auch bei Onkyo mitge-

der Onkyo hier wirklich Überdurchschnittli-

liefert. Über das Konkurrenzprodukt von

ches. Und auch bei plötzlichen Orchester-

DTS, NEO:6, verfügt der Onkyo ebenfalls.

einsätzen, wenn kraftvolles Zupacken ge-

Doch es kommt noch besser: Zu den

fragt ist, enttäuscht der TX-SR600 nicht:

Wer viel Klang für einen fairen Preis im traditionellen Lautsprecher-Design sucht, wird bei Monitor Audio fündig: Die neue Einsteiger-Boxenserie Bronze bietet eine detailreiche, homogene und stimmige Akustik, die Standbox Bronze 4 macht zudem auch im Stereobetrieb mit ihrer klaren und plastischen Wiedergabe eine sehr gute Figur. Der Preis für ein komplettes 5.1-Set, bestehend aus zwei Bronze 4, einem Bronze Center, zwei Bronze 2 für die Surround-Beschallung und dem aktiven Subwoofer ASW-100, beträgt 1640 EUR. Mehr Infos: www.monitoraudio.de

>4

Seine Kraftreserven sind groß genug, um

weiteren Qualitätsmerkmalen des TX-

in Hörräumen bis 40 Quadratmeter auch

SR600 gehören die audiophilen 192

bei höheren Pegeln ein eindrucksvolles

kHz/24-Bit Audio D/A-Wandler, die ein fein

räumliches Hörerlebnis zu ermöglichen.

auflösendes, sehr stimmig akzentuiertes

Dass der Onkyo ein vielseitiges Musik-Ta-

Klangbild ermöglichen; die edle Verarbei-

lent ist, beweist auch der klare, frische

tung mit dicker Aluminium-Frontplatte;

und dynamische Stereoklang – gerade

das gelungene Gerätedisplay (beim

hier leisten sich viele AV-Receiver bürgerli-

schwarzen Modell im Onkyo-typischen

cher Preisklassen noch Schwächen. Bi-

Grün, bei den silbernen Geräten in hellem

lanz: Mission geglückt. Mit dem TX-SR600

Bernstein) und die hervorragend verarbei-

gibt es einen höchst musikalischen AV-Re-

tete Fernbedienung, die beleuchtbar, lern-

ceiver zum günstigen Kaufpreis.<<<

EDITORIAL INHALT THEMA INTERVIEW PORTRAIT PREMIERENSPIEGEL RÄTSEL REISE

HIFI

BÜCHER CD DVD VORSCHAU

Ebenfalls neu auf dem Markt: das Boxenset Mission m7s-AV. Das Subwoofer-/Satellitenlautsprechersystem für 749 EUR verbindet hohes Klangniveau und besonders flexible Aufbaumöglichkeiten. Mitgeliefert werden dreh- und schwenkbare Wandhalterungen, die auch unter schwierigen räumlichen Bedingungen eine fachgerechte Anbringung ermöglichen. Das Paket mit fünf extravagant gestylten, identischen Satelliten wird ergänzt von einem nicht minder schicken, kräftigen aktiven Subwoofer mit 100 W-Endstufe. Mehr Infos: www.mission.co.uk

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gehört

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Meister Mahlers Wunderhorn FOTOS: ARCHIV

oder Der Fluch der Neunten. Gustav Mahlers Symphonien auf CD - Teil II Von Tom Reinhold Gustav Mahler (1860 – 1911)

V

iele Leser haben ihn schmerzlich vermisst

vollenden. Als Ersatz für die nicht mehr zu-

– aus Platzgründen mussten wir ihn bis-

stande gekommene Achte wurde ein äußerst gelungener

Bernsteins einziger Auftritt bei den Berliner Philharmoni-

lang verschieben. Aber hier ist er nun: Der

Live-Mitschnitt der Salzburger Festspiele von 1975 veröf-

kern, bei dem Altersweisheit und Entdeckungslust eine fas-

zweite Teil unserer Mahler-Diskographie.

fentlicht, bei dem nur der zwangsläufig nicht optimale

zinierende Synthese eingehen (1979). Von Bruno Walter,

Klang zu bedauern ist (DG). Auch bei der spannungsgela-

Freund und Schüler Mahlers, stammt eine historische Auf-

Gustav Mahlers siebte Symphonie hat bis heute nie die Po-

denen Einspielung von Georg Solti waren die Decca-Auf-

nahme mit den Wiener Philharmonikern von 1938, die in-

pularität der anderen Symphonien erreicht, was daran lie-

nahmetechniker nicht in Bestform; es rauscht mehr als üb-

zwischen dank abgelaufenem Urheberschutz nicht nur bei

gen dürfte, dass sie weniger eingängig als die frühen Sym-

lich, und die Fortissimi wirken manchmal lärmend und ble-

EMI, sondern auch auf diversen Budget-Labels zu bekom-

phonien ist, ohne an die Monumentalität der Achten und

chern (1971, Decca 460 972-2). Wie eine Achte wirklich

men ist. Klanglich sind allerdings erhebliche Abstriche zu

die abgrundtiefe Verzweiflung der Neunten heran zu rei-

klingen sollte, zeigt Giuseppe Sinopoli, an dessen breite

machen, sodass ich eher zu Walters später Aufnahme mit

chen. Die Siebte ist einerseits komplex und zerrissen, an-

Tempi man sich allerdings gewöhnen muss (1990, DG

dem Columbia Symphony Orchestra raten möchte (1961,

dererseits aber auch lebensfroh und energiegeladen. Clau-

459 406-2). Ein Opfer der Klassik-Krise scheint die Aufnah-

Sony 5054072).

dio Abbado hat dieses Spannungsfeld kongenial wiederge-

me von Bernard Haitink mit den Berliner Philharmonikern

geben, schon in seiner ersten Einspielung aus Chicago,

zu sein. Hallo, Philips! Bitte aufwachen und den Mitschnitt

Doch trotz seiner listenreichen Nummerierung wurde

noch mehr in seiner jüngsten Aufnahme, in der die Berliner

des grandiosen Konzerts von den Berliner Festwochen

die „magische Neun“ für Mahler zum Schicksal, und er

Philharmoniker ein Pianissimo an der Hörbarkeitsschwelle

1999 endlich veröffentlichen!

verstarb über den Skizzen seiner zehnten Symphonie. Diese waren allerdings weit gediehen, und so konnten sich

zelebrieren (2001; DG 471 623-2). Zweiter Anwärter auf den Referenzthron ist Michael Tilson Thomas mit dem Lon-

Das Schicksal Beethovens und Bruckners vor Augen, hatte

verschiedene Komponisten und Wissenschaftler erfolgreich

don Symphony Orchestra, dem ebenfalls eine der großar-

Mahler panische Angst vor einer neunten Symphonie – er

an ihrer Vollendung versuchen, allen voran Deryck Cooke,

tigsten Mahler-CDs überhaupt gelungen ist (1997, RCA

glaubte, dass er diese nicht überleben würde. Also schrieb

dessen mehrfach überarbeitete Fassung in genialen Auf-

09026 63510 2). Als Dritter im Bunde ist Giuseppe Sinopoli

er nach der Achten zunächst das Lied von der Erde, eine

nahmen von Simon Rattle (mit den Berliner Philharmoni-

zu nennen, der sich in seinem Zyklus mit dem Philharmo-

verkappte sechssätzige Symphonie. An die legendäre Auf-

kern 1999, EMI 5 56972-2) und Riccardo Chailly (mit dem

nia Orchestra bei einigen der frühen Symphonien arg vergriffen hat, aber bei den Spätwerken mit einer hörenswer-

„Das Schicksal Beethovens und Bruckners vor Augen“

würde ich seiner quicklebendigen ersten Einspielung mit dem New York Philharmonic (1965, Sony 60564) den Vorzug geben.

Von der achten Symphonie kann man keine Aufnahme

nahme von Otto Klemperer mit dem Traumsolistenpaar

RSO Berlin 1986, Decca 444 872-2) vorliegen. Hörenswert

Fritz Wunderlich und Christa Ludwig (1967, Philharmonia

ist aber auch die voller orchestrierte Fassung von Clinton

Orch., EMI 7 47231 2) ist keine spätere Aufnahme herange-

Carpenter mit Harold Faberman und der inzwischen ver-

ohne Einschränkungen empfehlen. Die Ballung der Massen

kommen, sodass man die Empfehlung knapp halten kann:

schiedenen Philharmonia Hungarica (1996, DS 1044-2).

– ob der Zahl der Mitwirkenden trägt das Werk den Beina-

Muss man haben!

men „Symphonie der Tausend“ – gelingt den Tontechni-

Auf die verschiedenen Orchesterlieder Mahlers kann aus

kern oft nur unvollkommen: Entweder bleiben bei einer oft

Mahlers neunte Symphonie ist ein typisches Ab-

vorgenommenen Nivellierung die absoluten Höhepunkte an

schiedswerk mit langsamem Finale, voll innerer Konflikte

werden sollte jedoch Mahlers geniales Frühwerk, das Kla-

den Satzenden zu blass oder es kommt innerhalb der Sätze

und großer Tragik. Herbert von Karajan, der erst spät zu

gende Lied, eine Mischung aus Symphonie, Melodram und

zu Spannungsabfällen. Zusätzliche Erschwernis bildet das

Mahler fand, war von einem eigenen Konzert so beein-

Kantate, in der sich der Neunzehnjährige unerhörte Kühn-

geforderte achtköpfige Sängerensemble, bei dem fast im-

druckt, dass er den Live-Mitschnitt freigab (1982, DG

heiten traut wie ein gegen den Takt spielendes Fernorche-

mer einzelne Sänger das Niveau nicht halten. Tragischer-

439 024-2), obwohl er ein Jahr zuvor bereits eine Studio-

ster. Mit aller Rauheit hat Kent Nagano die Urfassung hör-

weise konnte Leonard Bernstein seinen in den 80er Jahren

Aufnahme veröffentlicht hatte. Ein anderes denkwürdiges

bar gemacht (Halle Orchestra, 1997, Erato 3984-21664-2);

aufgenommenen zweiten Mahler-Zyklus für die DG nicht

Konzert wurde ebenfalls auf CD festgehalten: Leonard

sehr empfehlenswert ist auch die vollständige, ungekürzte

26 crescendo 01 2003

EDITORIAL INHALT

THEMA

Platzgründen nicht eingegangen werden; nicht vergessen

REIHE PORTRAIT PREMIERENSPIEGEL RÄTSEL REISE HIFI BÜCHER CD DVD VORSCHAU

Im Universal Vertrieb

Bernsteins Interpretationen sind sehr zu empfehlen; hier

ECM Records, Postfach 600 331, 81203 München

ten Düsternis brilliert (1992, DG 437 851-2). Auch Leonard


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Endfassung von Riccardo Chailly (RSO Berlin, 1989, Decca

nahmen aus München beim Label Audite heran. Gespannt

auf dem Thron gesehen werden die Zyklen von Georg Solti

425 719-2).

sein darf man auf die Vollendung des Zyklus von Michael

und Leonard Bernstein. Mein persönlicher Favorit für die

Gielen mit dem SWF-Sinfonie-Orchester (Hänssler). Und

einsame Insel ist Bernsteins zweiter Zyklus bei der Deut-

auch die fast vollendeten Zyklen von Simon Rattle (mit ver-

schen Grammophon, der wie kein anderer die Extreme

einer Hand haben will, hat die Wahl zwischen einer Vielzahl

schiedenen Orchestern, EMI) und Riccardo Chailly (mit dem

Mahlers zügellos ausreizt und darüber hinaus klanglich ex-

von Zyklen verschiedener Dirigenten, die bisher nicht an-

Concertgebouw Amsterdam, Decca) werden ihre Fans fin-

zellent gelungen ist. Er ist zur Zeit in einer Box, die auch

gesprochen wurden. Enttäuschend sind die Einspielungen

den. Dagegen bin ich auf die Vollendung des unterkühlten

noch wunderbare Aufnahmen der Orchesterlieder enthält,

von Maazel mit den Wiener Philharmonikern (Sony) und

Zyklus von Pierre Boulez (DG) weit weniger gespannt.

zu einem moderaten Preis erhältlich (DG 459 080-2).

zwei große Dirigenten, die nie wirklich zu Mahler gefunden

Einen der geschlossensten und besten Zyklen hat

Nicht alle der hier genannten Einspielungen sind derzeit im

haben. Die Aufnahmen der Mahler-Pioniere Maurice Abra-

Eliahu Inbal mit dem RSO Frankfurt aufgenommen (Denon,

Handel erhältlich. Wir haben sie dennoch mit einbezogen,

vanel (mit dem Utah Symphony Orchestra, Vanguard) und

erscheint demnächst neu bei Brillant). An der Spitze der Ge-

weil sie schon bald wieder verfügbar sein könnten – viel-

Rafael Kubelik (mit dem Symphonieorchester des Bayeri-

samtaufnahmen finden sich des weiteren Abbado, Haitink

leicht dann in neuer Verpackung im Rahmen einer Sonde-

schen Rundfunks, DG) fallen klanglich leider ab; von Kube-

und Tennstedt, die bereits bei einzelnen Einspielungen ge-

redition. – Der erste Teil der Mahler-Diskographie ist in

lik wächst jedoch ein hörenswerter Zyklus mit Live-Auf-

nannt wurden. Von der Kritik weltweit fast uneingeschränkt

Crescendo 3-2002 erschienen.<<<

Wer den symphonischen Mahler gleich komplett aus

Ozawa mit dem Boston Symphony Orchestra (Philips) –

Lento

Keller Quartett

Alfred Schnittke Klavierquintett

András Keller Violine János Pilz Violine Zoltán Gál Viola Judit Szabó Violoncello

ECM Records, Postfach 600 331, 81203 München

Im Universal Vertrieb

Dmitri Shostakovich Streichquartett Nr. 15

Alexei Lubimov Klavier

ECM New Series 1755 CD 461 815- 2

Robert Schumann Streichquartette Nr. 1 & 3

ECM New Series 1793 CD 472 169- 2

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Zehetmair Quartett Thomas Zehetmair Violine Matthias Metzger Violine Ruth Killius Viola Françoise Groben Violoncello

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Kölner Kammerorchester Helmut Müller-Brühl: Die exemplarische Einspielung! NX 8.551099

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Minako Tsuruta, Klavier: »CD des Monats Februar 2003« Bereits veröffentlicht NX 8.551210

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Harald Stampa, Gitarre: »CD des Monats März 2003« V.Ö.: 03.03.2003 NX 8.551211

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BÜCHER 1 Ralph Benatzky: Triumph und Tristesse „Wenn die Leute eine Ahnung hätten, wie bitter ernst der Beruf ist!“ Als Ralph Benatzky im Herbst 1920 diesen Stoßseufzer seinem Tagebuch anvertraute, tingelte er noch mit der Chansonniere Josma Selim durch die Kabaretts und Theater Mitteleuropas. Später wurde er zu einem der erfolgreichsten Komponisten und Texter der „leichten Muse“, schrieb das Weiße Rössl und die Hits der Zarah Leander. Und erlebte nur wenige Jahre danach in der amerikanischen Emigration die bitterste Zeit seines Lebens. Die klug gewählten Auszüge aus seinen Tagebüchern geben nicht nur einen interessanten Einblick in das Leben dieses „Amokläufers der Arbeit“, wie der enorm Produktive sich selbst einmal nennt, sondern zeigen auch einen politisch wachen, scharf beobachtenden, bisweilen ätzend kommentierenden „führenden Zeitgenossen“, der mit Brillanz und Witz Atmosphären, Situationen und Personen auf den Punkt bringt. AC Aus den Tagebüchern von 1919 bis 1946. Hg. v. Inge Jens u. Christiane Niklew. Parthas Verlag, Berlin 2002. 446 S., EUR 39,80 (D). 2 Musikerhandschriften Welcher Musikfreund möchte nicht einmal das Originalmanuskript von Händels Hallelujah in den Händen halten, oder die „Arbeitspartitur“ von Mozarts Requiem? Nicht die Originale, aber doch Faksimiles jeweils einer Seite präsentiert nun ein großformatiger Prachtband. 80 autographe Partituren, Particelle, Skizzen, Klavierauszüge oder Stimmen von Heinrich Schütz bis Wolfgang Rihm – meist in originaler Größe – kann der Leser studieren. Beigegeben ist jeweils ein sachkundiger Text zu den Hinter-gründen des abgebildeten Blatts. Und so ergibt sich ein hochinteressanter Einblick in die Arbeitsweisen und Persönlichkeiten von 80 bedeutenden Komponisten der letzten dreieinhalb Jahrhunderte. AC Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2002. 184 S., 80 Abb., EUR 49,90 (D). 3 Der Brockhaus. Oper In seiner Reihe von Sachlexika legt der Brockhaus jetzt einen Band zur Oper vor: Im reich bebilderten Text finden sich berühmte Arien ebenso wie Überblicksartikel und natürlich Sänger, Regisseure und Dirigenten. Ein schönes Lexikon nicht nur zum Nachschlagen, sondern auch zum Lesen. Großen Raum widmet das Werk dem Repertoire des 19. Jahrhunderts, doch auch manch ungewöhnlicher Schwerpunkt ist gesetzt: So erhält Montserrat Caballé nur 20 Zeilen, während Cecilia Bartoli den dreifachen Raum bekommt, und über Heinrich Schütz, dessen einzige Oper verloren ist, erfährt man mehr als über den Begründer der französischen Oper Jean-Baptiste Lully. KH F.A. Brockhaus, Mannheim 2002. 384 S. m. Abb., EUR 24,90.

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28 crescendo 01 2003

4 Dietrich Fischer-Dieskau: Hugo Wolf Vor 100 Jahren starb Hugo Wolf. Anlass für eine neue Biografie, geschrieben von einem seiner größten Interpreten, Dietrich Fischer-Dieskau. Ein angenehmes Buch, sorgfältig in der Materialverarbeitung (einige neu zugängliche Quellen), immer gut lesbar. Kompositionen kleineren Umfangs und nicht zyklisch gebundene Werke sind chronologisch in die Vita eingearbeitet, die Lied-Anthologien erfahren ihre anspruchsvolle, aber nicht akademische Betrachtung in separaten Kapiteln. Lebenslanger Umgang mit Wolfs doch sehr individueller Musiksprache machen den Allround-Künstler Fischer-Dieskau zu einem Fürsprecher von nachgerade authentischer Qualität. Die Getriebenheit Wolfs („Gipfel der Kunst stürmen“) und sein radikaler Anspruch („nicht Exegese, sondern Anverwandlung“) werden zudem in humaner Weise herausgearbeitet. JM Henschel-Verlag, Berlin 2003. 560 S., EUR 39,90 (D). 5 „Andere machten Geschichte, ich machte Musik“ Lange hatte sich Kurt Sanderling geweigert, sein Leben aufzuschreiben. Dann hat er sich doch überreden lassen und dem ehemaligen Berliner Kultursenator Roloff-Momin in vielen Sitzungen Reden und Antwort gestanden. Wenige Monate nach seinem 90. Geburtstag ist nun die „Lebensgeschichte des Dirigenten Kurt Sanderling in Gesprächen und Dokumenten“ erschienen, ein dickleibiger Band, doch keine Seite zu lang. Dem Musiklaien Roloff-Momin ging es erklärtermaßen nicht um eine Musikgeschichte, sondern das Nachspüren eines aufregenden Lebens: Jugend in Ostpreußen, Korrepetitor der Städtischen Oper Berlin, Mitarbeit im Jüdischen Kulturbund, Emigration in die UdSSR, Evakuierung nach Sibirien, lange Jahre Zweiter Chefdirigent der Leningrader Philharmoniker, ab 1960 Aufbauarbeit beim Berliner Sinfonie-Orchester in der „Hauptstadt der DDR“ und in den letzten Jahrzehnten eine Weltkarriere, die nur in der Bundesrepublik nicht wirklich gewürdigt wurde. Eine spannende Lektüre, erweitert um Aufführungsverzeichnisse und eine Diskographie. AC Zusammengestellt und aufgeschrieben von Ulrich RoloffMomin. Parthas-Verlag, Berlin 2002. 430 S. m. zahlr. Abb. EUR 39,80. 6 Operntexte von Monteverdi bis Strauss 180 Opernlibretti in der Originalsprache und in deutscher Übersetzung versammelt die neue CD-Rom der Digitalen Bibliothek Werke von fast 100 Komponisten von Monteverdi bis Richard Strauss. In bewährter Weise kann man die Texte nicht nur lesen, sondern auch durchsuchen, bearbeiten und sortieren. Daneben finden sich Informationen wie Ort und Zeit der Uraufführung und Kurzbiographien der Komponisten. MB

Digitale Bibliothek Band 57. Directmedia Publishing, Berlin 2002. EUR 49,90.

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Jeden Monat erscheinen mehrere hundert Klassik-CDs in Deutschland. Die in Crescendo besprochenen CDs bilden eine gezielte Auswahl. Die Aufnahmen auf dieser Seite halten unsere Rezensenten schlicht für „ausgezeichnet“ – aufgrund des Repertoires, der Interpreten, der Interpretation oder auch wegen ihrer Originalität.

ausgezeichnet!

crescendo – das klassikmagazin

1 Atrium Ensemble: „Als welkten in den Himmeln ferne Gärten“ Schon mit dem Titel seiner Debüt-CD deutet das Männer-Vokalquartett den Bogen an, der zwischen Lebenslust und Vergänglichkeit, zwischen „Morgenständchen“ und „geistlich Abendlied“ geschlagen wird. Die Auswahl zeugt von einem tiefen Verständnis der Texte, denen die gleiche Bedeutung wie der Musik beigemessen wird. Dadurch entsteht die faszinierende Wirkung, vor allem aber durch höchste Qualität des Gesangs, absolute Reinheit der Intonation und vollendeten Zusammenklang. RH Werke von Bruch, Schroeder, Mendelssohn, Brahms, Schubert, Humperdinck, Schwemmer. Atrium Ensemble 2002. Musicaphon M 56848/Klassik-Center Kassel. 2 Bela Bartók: Die Streichquartette Bartóks sechs Streichquartette bilden neben denen Schostakowitschs den wichtigsten Beitrag des 20. Jahrhunderts zur „Königsgattung“ der Kammermusik. Das junge, aus vier Damen bestehende norwegische Vertavo-Quartett meistert bravourös die Herausforderungen, die Bartóks ungemein verdichtete und vielschichtige Musiksprache darstellt: Engagiert, spannungsvoll und technisch souverän gehen sie ans Werk. Meisterlich auch die Bandbreite ihrer Ausdrucks- und Farbpalette – von fahl schwebenden Klängen bis hin zu den dramatischen Ausbrüchen. AC Vertavo String Quartet 1999/2000. Simax PSC 1197/KlassikCenter Kassel 3 Ludwig van Beethoven: Klaviertrios op. 1/2 u. op. 70/2 Man darf Besonderes erwarten, wenn ein Trio, das sich nach Jean Paul benennt, Beethoven spielt: Denn er galt den Romantikern als „musikalischer Jean Paul“, weil er wie der Dichter Humor und Pathos auf spielerische und tiefsinnige Weise zu verbinden verstand. Intelligenz ist die erste Bedingung, will man den Geist Beethovens ergründen, und durch Intelligenz zeichnet sich das Trio Jean Paul in jeder Phrase aus. Alle agogischen Verzögerungen und dynamischen Akzente sind von starker Wirkung und stehen trotzdem in klug dosiertem Verhältnis zum Ganzen. Das Sensationelle an dieser CD ist aber die Verschmelzung des Streicherklangs mit dem Klavier, ein Problem auch für die besten Ensembles. Sie gelingt dank sparsamen Einsatzes von Vibrato, übereinstimmender Intonation und sauberer Artikulation. Hier werden Maßstäbe gesetzt. PSa Trio Jean Paul 2001. Ars Musici AM 1335-2. 4 Anton Bruckner: Symphonie Nr. 8 Merkwürdig: Da vollendet Riccardo Chailly einen der besten Bruckner-Zyklen überhaupt, und keiner bekommt es mit. Einige hervorragende Aufnahmen der früheren Symphonien sind längst vergriffen, eine Gesamtbox gibt es nicht. Von den schnellen, auf

eine CD passenden Achten ist Chaillys die vielleicht beste: sehr ausgewogen und klug disponiert, hervorragend durchhörbar und strukturiert. Das Blech macht besondere Freude – auch im Fortissimo sind die einzelnen Stimmen gut unterscheidbar. TR Concertgebouw Orkest: Riccardo Chailly 1999. Decca 466 653-2/Universal. 5 Leos Janácˇek: Jenufa Dieser Mitschnitt aus London wird für Jahre Maßstäbe setzen. Vor allem Karita Mattila und Anja Silja bieten mitreißendes, eindringliches Musiktheater. Die Jenufa ist ein weiterer Höhepunkt in der Reihe der sorgfältig durchgearbeiteten und völlig eigenständigen Rollenporträts von Karita Mattila; Mattila singt mit feinster Zartheit und überstrahlt das Orchester mit ihrer großzügigen Stimme. Gleiches gilt für Anja Siljas Kostelnicka, die gesanglich höchst bewundernswert umgesetzt ist. Ebenbürtiger Partner ist Jorma Silvasti, während Jerry Hadley enttäuscht. Bernard Haitink dirigiert die Brünner Version von 1908 ohne die Glättungen der Kovarovic-Fassung. Auch das eine Interpretation von klassischem Zuschnitt. RF Mattila, Silja, Silvasti, Hadley, Randová, Royal Opera House Covent Garden: Haitink 2001. Erato 0921 45330 2/Warner. 6 Jonathan Lemalu: Lieder von Brahms, Fauré, Finzi, Schubert Was für ein fulminantes Debüt ist dem jungen neuseeländischen Bassbariton Jonathan Lemalu gelungen! Eine Stimme von ungeheurer Urwüchsigkeit und Kraft, mit einer enormen Resonanz und Klangfülle in jeder Lage, dabei beherrscht und von großer Wärme – und das bei einer Fülle an künstlerischen und artikulatorischen Ausdrucksmöglichkeiten. Seine Deutung der Vier ernsten Gesänge gehört zu den besten auf Tonträger eingespielten Interpretationen. Aber auch die derberen und witzigen Lieder auf dieser CD versteht er mit einnehmendem Charme zu gestalten. Roger Vignoles ist ein idealer Begleiter. AA Roger Vignoles (Klavier) 2000. EMI 5 75203-2. 7 Robert Schumann/Peter Tschaikowsky: Klavierkonzerte Daniel Barenboim zu begleiten, spornt die Dirigenten regelmäßig zu Höchstleistungen an. Doch wenn ein Großmeister wie Sergiu Celibidache am Pult steht, kann selbst ein Barenboim noch lernen. Die beiden auch aufnahmetechnisch gelungenen Konzertmitschnitte belegen diese sich wechselseitig befruchtende Zusammenarbeit eindrucksvoll. Mit seinem kraftvollen, leuchtenden Anschlag gelingt Barenboim eine vorzügliche Ausgewogenheit mit dem – wo nötig – wuchtig aufspielenden Orchester. Die Tempi sind gemäßigt und erstaunlich weit entfernt von der sonst üblichen Langsamkeit Celibidaches. TR Daniel Barenboim, Münchner Philharmoniker: Sergiu Celibidache 1991. EMI 5 57417-2.

Klassik Bestseller 1 1

Andrea Bocelli

2 2

Anne-Sophie Mutter

3 3

Cecilia Bartoli

4 –

Nikolaus Harnoncourt

5 5

Nigel Kennedy

6 6

Plácido Domingo

7 4

Simon Rattle

8 7

Hilary Hahn

9 8

Wladyslaw Szpilman, Janus Olejniczak

Lorin Maazel, London Symphony Orchestra Sentimento Philipps-Universal Classics NEW YORK Philharmonic Orchestra, Masur Beethoven:Violinkonzert; Romanzen 1& 2 DECCA-Universal Classics The Art Of Cecilia Bartoli DECCA-Universal Classics (Universal) Wiener Philharmoniker Neujahrskonzert 2003 Deutsche Grammophon - Universal Classcics Nigel Kennedy`s Greatest Hits EMI Classics (EMI)

Orch.E Coro Sinfonico di Milano G.Verdi, Marcello Viotti, Sacred Songs Deutsche Grammophon-Universal Classics Berliner Philharmoniker Mahler Sinfonie Nr. 5 EMI Classics (EMI) Oslo Philharmonic Orchestra, Hugh Wolff Mendelssohn & Schostakowitsch: Violinkonzerte, Sony Classical (Sony Music) Polnische National-Philharmonie Warschau The Pianist - Soundtrack Sony Classical (Sony Music)

10 9

Murray Perahia

11 14

Angelika Kirchschlager

12 13

Wladyslaw Szpilman

13 19

Anne Sofie von Otter

14 12

Cecilia Bartoli

15 –

Maria Callas

16 15

Tonu Kaljuste Swedish RSO

17 10

Giuliano Carmignola

18 18

Sabine Meyer

19 16

Montserrat Caballé

20 –

José Carreras

Chopin Études Late Vivaldi Concertos Sony Classical (Sony Music) Venice Baroque Orchestra, Andrea Marcon Bach-Arien Sony Classical (Sony Music) The Original Recordings Sony Classical (Sony Music)

Les Musiciens du Louvre, Marc Minkowski Offenbach Arien & Szenen Deutsche Grammophon-Universal Classics Mozart-Arien Warner Classics (Warner Classics) Romantic Callas EMI Classics

Arvo Pärt: Orient & Occident ECM New Series-Universal Classics (Universal) Venice Baroque Orchestra, Andrea Marcon Late Vivaldi Concertos Sony Classical (Sony Music) Wolfgang Meyer; Academy of St.Martin in the Fields, C.M.v.Meyer, Mendelsohn, Baermann: Klarinettenwerke, EMI Classics Only Caballé RCA Victor

Malinconia d’amore Koch Classics Universal Classics (Universal)

Die Klassik-Charts für den Zeitraum vom 19.12.2002 bis 19.1.2003 wurden ermittelt durch Mediacontrol im Auftrag des Bundesverbandes der phonographischen Wirtschaft e.V. Weisse Rangnummer = Platzierung Vormonat

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Mehrkanalton war das wichtigste Thema auf der Tonmeistertagung, die vom 22.-25.11.03 in Hannover stattfand. Auf der Fachtagung der deutschen Musikproduzenten tauschten sich über 3300 Teilnehmer über die aktuellen Entwicklungen in der Musikbranche aus. Neben den technischen Aspekten wurden besonders die künstlerisch-ästhetischen Fragen

der

Surround-Sound-Aufnahme

und

-Wiedergabe diskutiert. Crescendo beteiligte sich an dieser ebenso spannenden wie kontroversen Auseinandersetzung mit einer Präsentation des aktuellen Stands der Mehrkanaltechnik. OehmsClassics heißt das neue Midprice-Label, mit dem Gründer und Produzent Dieter Oehms an die Erfolge seines Budget-Labels Arte Nova anknüpfen will. Im Mittelpunkt werden junge Künstler stehen, die schon regelmäßig auf den internationalen Konzertpodien zu hören sind. Aber auch etablierte Musiker haben bereits ihre Zusage gegeben, darunter Benjamin Schmid, Roman Trekel, Alfredo Perl und Stanislaw Skrowaczewski. Zum Katalog gehören auch 80 Wiederveröffentlichungen von Arte Nova. In einer munteren und gelungenen Feierstunde wurden am 1. Dezember im Berliner Musikinstrumentenmuseum die Preise der Deutschen Schallplattenkritik vergeben. Ehrenurkunden erhielten der Cem balist Andreas Staier, der Oud-Spieler Rabih AbouKhalil und der Produzent Andreas Spreer (Tacet). Bei den CD-Neuerscheinungen fiel die Wahl der 110 Musikjournalisten auf: Claudio Monteverdi: Selva morale e spirituale mit Cantus Cölln/Concerto Palatino/Konrad Junghänel (harmonia mundi), Arien für Farinelli mit Vivica Genaux/Akademie für Alte Musik Berlin/René Jacobs (harmonia mundi), Max Reger: Das Klavierwerk mit Markus Becker (Thorofon), John Cage: Das Klavierwerk mit Steffen Schleiermacher (MDG), Helmut Lachenmann: Das Mädchen mit den Schwefelhölzern aus der Staatsoper Stuttgart/Lothar Zagrosek (Kairos), Esbjörn Svensson Trio: Strange Place for Snow (ACT), David Krakauers Klezmer Madness: The Twelve Tribes (Label Bleu), Gianluigi Trovesi und die WDR Big-Band: Dedalo (Enja), The Notwist: Neon Golden (City Slang) und Filmmusiken in PartiturRekonstruktionen von John W. Morgan (Marco Polo). Neuer Chefdirigent der Neuen Lausitzer Philharmonie wird zum Herbst Eckehard Stier. Der 30-Jährige, der in seiner Heimatstadt Dresden studierte und derzeit als Kapellmeister in Chemnitz engagiert ist,überzeugte die Görlitzer mit einem Fliegenden Holländer.

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8 Franco Alfano: Cyrano de Bergerac Alfano zählt zu den einst erfolgreichen, mittlerweile vergessenen Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zu Unrecht, wie die Wiederentdeckung seines 1936 uraufgeführten Cyrano de Bergerac durch die Oper Kiel zeigt (in französischer Sprache). Aus dem romantischen Abenteuerstoff hat Alfano eine farbige Klangwelt geschaffen, in der Eleganz und impressionistische Zartheit ebenso anzutreffen sind wie süffiges Melos und glühendes Pathos. Eine Werbung für Alfano sowie ein erneuter Leistungsbeweis mittelgroßer Opernhäuser! HGV Uhl, Sadnik, McNamara, Newerla, Pauly u.a., Opernchor Kiel, Philh. Orch. Kiel: Frank 2002. cpo 999 909-2/jpc. 9/10 Wilhelm Friedemann Bach: Flötenkonzert u.a. Gleich zwei Aufnahmen einer bis vor kurzem noch unbekannten Komposition Wilhelm Friedemann Bachs. Das Freiburger Barockorchester spielt das Flötenkonzert empfindsam-frühklassisch, während Reinhard Goebels Musica Antiqua Köln auf ein schwereres, barockes Klangideal setzt – eine Frage des Geschmacks. Klanglich haben die Freiburger die Nase vorn: Die Balance zwischen Traversflöte und Orchester ist ihnen besser gelungen, und auch das Soloinstrument selbst klingt bei den Kölnern angestrengt, im Gegensatz zu Karl Kaisers entspanntem Spiel. KH Die Bach-Söhne I: W.F. Bach. Freiburger Barockorchester 2002. Carus 83.304/Note1. bachiana. Musik der Bach-Familie. Musica Antiqua Köln: Goebel 2002. Archiv Produktion 471 579-2/Universal. 11 Georges Bizet: Ivan IV. Die Handlung dieser lange vergessenen frühen Oper von Bizet bietet mit finsteren Kreml-Intrigen und der Liebesgeschichte zwischen kaukasischer Prinzessin und Ivan dem Schrecklichen einen exotischen Hintergrund. Musikalisch zieht Bizet alle Register. Michael Schönwandt hat für eine energiegeladene, von reizvollen lyrischen Momenten durchzogene Einspielung gesorgt. Die Solisten, besonders Ludovic Tézier in der Titelpartie und Inva Mula als Marie, verleihen den Figuren Farbe und Charakter. NL Mula, Gavin, Tézier, Gay u.a., Choeur de Radio France, Orchestre national de France: Schönwandt 2002. Naive V 4940/Harmonia mundi. 12 „Der Blumen Rache“ – Melodramen der Romantik Heute denkt man beim Wort „Melodram“ eher an schmalzige Liebesfilme als an die kuriose musikalische Form, bei der zu Musikbegleitung deklamiert wird. Liszt, Schumann oder Flotow haben sich ausgiebig aus dem Fundus der deutschen Schauerromantik bedient. Und auch ein Melodram Wagners und eine Komposition Nietzsches finden sich hier. Den Interpreten gelingt das kleine Wunder, den Vortrag mit aller Ernsthaftigkeit, allem Pathos und aller Liebe auszustatten, ohne dass die Stücke irgendwie kitschig, peinlich oder lächerlich wirken. AA Hans-Jürgen Schatz, Holger Groschopp (Klavier) 2002. Deutsche Grammophon 471 792-2/Universal.

13 Anton Bruckner: Symphonie Nr. 3 (alle drei Fassungen) Endlich kommt ein Label auf die Idee, mit der dafür prädestinierten Dritten die verschiedenen Fassungen einer Bruckner-Sinfonie auf einer CD zu dokumentieren. Die zahlreichen Wagner-Zitate der zerklüfteten Urfassung von 1873 wurden von Bruckner in der Version von 1877 bereits selbst heftig gekürzt. Unter Mitwirkung seines „berüchtigten“ Schülers Franz Schalk entstand 1889 die dritte Version, die bis heute von den meisten Dirigenten bevorzugt wird. Johannes Wildner ergreift in seiner Interpretation für keine der drei Fassungen Partei, wohl aber das glänzende Booklet von Benjamin Cohrs. Einziger Wermutstropfen: Die Änderungen werden nur an Hand der Taktangaben erläutert – und nicht unter Angabe der CD-Laufzeit. TR Neue Philharmonie Westfalen: Johannes Wildner 2001/02. SonArte SP 20/Klassik-Center Kassel. 14 Emilio de Cavalieri: Lamentationes et Responsoria Bekannt ist Emilio de Cavalieri heute als einer der Miterfinder der Oper. Dass auch seine geistliche Musik außergewöhnlich war, zeigt jetzt das Gesualdo Consort Amsterdam: Mit perfekter Intonation und sehr warmem Klang schwelgen die Sänger in Cavalieris zum Teil extremer Chromatik und lassen dabei mit großer Ausdruckskraft die ergreifenden Klagelieder der Karwoche lebendig werden. Die Texte sind nicht nur deutlich artikuliert, sondern auch mitgedacht und sehr überzeugend präsentiert: Jeder Ton in der Musik ist dem Ausdruck untergeordnet. So wird etwas von dem damals revolutionär Neuen dieser Musik auch heute noch spürbar. KH Gesualdo Consort Amsterdam 2002. Sony SK 89925. 15 Berthold Goldschmidt: Suite op.5; Kurt Weill: 2. Sinfonie; Roberto Gerhard: Concertino für Streicher op. 12 Berlin war während der Weimarer Republik das wichtigste Musikzentrum der Welt. Einen repräsentativen Querschnitt bietet Jürgen Bruns mit der Kammersymphonie Berlin, brillant gespielt, aber manchmal zu zurückhaltend im Ausdruck. Der SchrekerSchüler Berthold Goldschmidt jongliert in seiner Suite op. 5 mit einem fröhlichen Stilmix aus Neobarock und Music Hall. Auch Kurt Weill, der bei Busoni lernte, schert sich nicht um Stilreinheit, ab und zu klingt in der 2. Sinfonie der berühmte Brecht-WeillSongstil an. Strenger und konsequenter schreibt erwartungsgemäß der Schönberg-Schüler Roberto Gerhard. Mit zwei Ersteinspielungen ist diese CD ein editorischer Schatz. PSa Kammersymphonie Berlin, Jürgen Bruns: 2001. Edition Abseits EDA 018-2/Klassik-Center Kassel. 16 The Very First Recordings of Glenn Gould Für Fans mit Komplettierungsdrang: Die „Privat-Aufnahmen“, auf denen der etwa 15-jährige Gould zusammen mit seinem Lehrer Alberto Guerrero mit Ausschnitten aus vierhändigen Werken Mozarts zu hören ist, fallen unter die Rubrik Devotionalie und sind kaum genießbar. Die frühe Studioaufnahme der BergSonate zeigt dagegen ausgefeiltes, expressiv dichtes Klavierspiel, und auch die wenig bekannten Violin-Klavier-Bearbeitungen von Stücken russischer Komponisten sind wegen des inten-

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siven, unaufdringlich brillanten Spiels des Geigers Albert Pratz hörenswert. Die Klangqualität der ehemals auf Vinyl greifbaren Aufnahmen ist den Originalbändern entsprechend mäßig bis katastrophal. VR Werke von Berg, Schostakowitsch, Tanejew, Prokofjew, Mozart, Bach. Gould, Guerrero, Pratz 1947-52. Sony SK 510195. 17 Kurt Hessenberg: Konzert Nr. 1 für Orchester Sinfonie Nr. 2 Ein eigentümlicher Fall einer „Wiederentdeckung“ ist Kurt Hessenberg (1908-1994), dessen einst erfolgreiche Werke vergessen sind, obwohl seine Karriere, gefördert durch Furtwängler, unter der NS-Herrschaft keinen Knick machte. Hessenbergs Musik erinnert an Schostakowitsch, aber seine ästhetische Haltung ist anders; ihm fehlt die Brüchigkeit und Ironie des Russen. Das Konzert für Orchester von 1938 klingt in dieser Einspielung kühl sachlich, deutlich zu kühl. Sehr eindrucksvoll ist die leidenschaftliche 2. Sinfonie von 1943, ärgerlich die Tendenz des ausführlichen Booklets zur Verharmlosung der NS-Zeit. PSa Slowakisches Radiosinfonieorchester: Leland Sun 2000. Cassandra Records CR 201. 18/19 Gustav Mahler: Symphonie Nr. 6 Drei CDs zum Preis von einer– ein guter Deal. Auf der dritten CD erklärt Benjamin Zander ausführlich die Symphonie (in gut verständlichem Englisch), auf der zweiten CD bietet er das Finale in zwei alternativen Fassungen: Mit und ohne dritten Hammerschlag. Und macht hörbar, warum der dritte Hammerschlag

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höchst sinnvoll ist. Unter Zanders Händen reift der beste MahlerZyklus der letzten zehn Jahre heran, mit grandioser Orchesterleistung und sehr guter Aufnahmetechnik. Bernard Haitink ist ein „Routinier“ in Sachen Mahler – im positiven Sinne. Mit seiner Erfahrung hilft er dem nicht so Mahlererprobten Orchester über die vielen Klippen hinweg. Das Orchestre National de France erbringt eine großartige Leistung und klingt gar nicht französisch, sondern – wo nötig – wuchtig und schwer. Auch die Aufnahmetechnik verdient sich Bestnoten. Den sehr abrupten Schlussbeifall hätte man ausblenden sollen. TR Philharmonia Orchestra: Benjamin Zander 2001. Telarc 80586/in-akustik. Orchestre National de France: Bernard Haitink 2001. Naive V 4937/Harmonia mundi.

21 Hans Pfitzner: Der arme Heinrich Pfitzners frühe Oper, uraufgeführt 1895 in Mainz, erinnert mit ihrer Schmerzensritter-Erlösungs-Thematik an Wagner, ohne epigonal zu sein. Das mittelalterliche Sujet (nach Hartmann von Aue) umfasst Sündhaftigkeit und Frömmigkeit. Die Musik bewegt sich zwischen üppiger Sinnlichkeit, ergreifenden Kantilenen und spröder Schlichtheit. Spätromantik und Moderne scheinen sich hier originell zu überlagern. Für diese interessante Ausgrabung gebührt dem Opernhaus Dortmund Dank: Dessen hervorragend besetzte, von Alexander Rumpf dirigierte Aufführung ist die Basis dieser CD. HGV Schmittberg, Killmeier, Markovich, Kaune, Lehner, Philharmonisches Orchester Dortmund: Rumpf 1999. Capriccio 60 087.

20 Jacques Offenbach: Arien Ein Offenbach-Recital kann tückisch sein; mehr als andere braucht der Großmeister der musikalischen Komödie den Witz, der unmittelbar aus der Szene wächst. Selbst die großartige Mezzosopranistin benötigt in diesem Live-Mitschnitt – mit soliden Partnern und den diesmal eher zuverlässigen als mitreißenden Musiciens du Louvre unter Minkowski – eine gewisse Aufwärmzeit. Dann freilich kommt ihre Charakterisierungskunst – die aristokratische Belle Hélène neben der gewitzt-derben Blaubart-Boulotte (und etlichem wenig Bekannten) – noch richtig in Fahrt. Und spätestens beim Jodler-Finale aus dem Pariser Leben ist man voll gut drauf und dabei. GF Anne Sofie von Otter, Musiciens du Louvre: Marc Minkowski 2001. Deutsche Grammophon 471 501-2/Universal.

22 Sergej Prokofjew: Klaviersonaten Nr. 5, 6, 9 Ratespiel oder mangelnde editorische Sorgfalt? Nicht zum ersten Mal kommen bei Naxos auf der Plattenhülle Zeiten durcheinander – in diesem Falle zwischen den Sonaten 6 und 9. Drinnen geht’s weniger frei zu: Manchmal wären Glemser etwas mehr Aggressivität oder ironische Scharfzüngigkeit zu wünschen. Hügellandschaft statt Hochgebirge – dennoch ein guter Einblick in die verschiedenen Entwicklungsetappen des Russen. Am überzeugendsten die fast klaustrophobisch bedrängten Ecksätze in der 1940 entstandenen 6. Sonate: Hilflosigkeit, die sich angesichts von Krieg und Terror in zuckender Motorik entlädt. GF Bernd Glemser 1999. Naxos 8555030.

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23 Maurice Ravel: Klavierwerke Juan José Chuquisengo ist ein Jünger des großen Sergiu Celibidache, der predigte, dass es keine Interpretation gebe, sondern man beim Eindringen in die Struktur und das Wesen eines Werkes zur einzig wahren Darstellung finden werde. So ist Chuquisengo kein Selbstdarsteller, sein Spiel ist klar und exakt. Diese Einstellung birgt aber auch eine Gefahr. Dämonie wie im dritten Stück von Gaspard de la nuit oder auch nur finstere Wildheit wie in Die Schöne und das Biest aus Ma mère l’oye bleiben unterkühlt. Sehr überzeugend wirkt dagegen der Galgen aus Gaspard und Chuquisengos eigene Bearbeitung von La Valse. PSa Juan José Chuquisengo 2000. Sony Classical SK 87854. 24/25 Gioacchino Rossini: Raritäten Es sind charmante, geistreiche Werke, die sechs Sonaten für zwei Violinen, Cello und Kontrabass, die Gioacchino Rossini 1804 mit ganzen 12 Jahren schrieb. Das Ensemble Explorations präsentiert sie mit unbekümmerter Musizierlaune - ohne genialische Tiefgründigkeit hineinzudeuteln. Gleich mit sieben Weltersteinspielungen glänzt Riccardo Chaillys neue Rossini-CD. Weder die Jagdfanfare von 1862 noch die Hymne an Napoleon III. und sein tapferes Volk von 1867 muss man wirklich kennen. Doch die Funde aus Rossinis „Kuriositätenkabinett“, die zumeist nach seinem frühen Abtreten von der Opernbühne 1829 entstanden, sind willkommenes Futter für alle Rossini-Freunde, denen die Opern nicht genug Hörstoff bieten. AC Sonate a quattro Nr. 1, 2, 4, 5. Ensemble Explorations 2001. Harmonia mundi HMC 901776. „Entdeckungen“. Abdrazakov, Pertusi, Giordano, Calzi, Orchestra Sinfonica e Coro di Milano Giuseppe Verdi: Riccardo Chailly 2001. Decca 470 298-2. 26 Franz Schubert: Messe As-Dur Schubert ist tot? Man glaubt es kaum, hört man die lebendige Interpretation der As-Dur-Messe durch Philippe Herreweghe mit dem RIAS-Kammerchor und dem Orchestre des ChampsElysées. Temperamentvoll, geradezu stürmisch, geben Chor und Orchester das Gloria; das Credo verrät, was niemand dort vermuten würde: Sinn für Dramatik. Die raffinierten Modulationen leuchtet Herreweghe ebenso gekonnt aus wie die lyrischen und innigen Passagen in Sanctus und Benedictus. Daneben wirkt die Wiedergabe des 42. Psalms von Mendelssohn wie ein ruhiger Ausklang, von Chor und Orchester klangschön zelebriert. NL Korondi, Vondung, Karasiak, Stiefermann, RIAS-Kammerchor, Orchestre des Champs-Élysées: Herreweghe 2001. Harmonia mundi 901786. 27 Carl Stamitz, F. A. Hoffmeister, C. F. Zelter: Violakonzerte Es fällt mir als Bratschist nicht leicht, diese CD mit „neutralen“ Ohren zu hören, denn diese Konzerte hat man bis zum Umfallen in Vortragsabenden und Probespielen gehört oder selbst gespielt. Dabei sind es äußerst hübsche Stücke, vor allem wenn sie so vorgetragen werden wie hier. Hariolf Schlichtig spielt mit

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einer klassizistischen Eleganz, die in den langsamen Sätzen von einer stillen Leidenschaft erwärmt wird. Die Ecksätze klingen spritzig und vital, und die Rezitativstellen im Finale des ZelterKonzerts werden abwechslungsreich charakterisiert. CMS Schlichtig, Münchener Kammerorch. 2002. Tudor 7087. 28 Richard Strauss: Eine Alpensinfonie Die großen Schweizer Orchester haben einen erstaunlich wenig individuellen Klang. Auch das Züricher Tonhalle-Orchester klingt brillant, aber nicht sehr tiefgründig. Und ihr Chefdirigent Zinman scheint diesem Klangideal ebenfalls zu huldigen. Strauss‘ Alpensinfonie wirkt in dieser „neuen Sachlichkeit“ unterkühlt und unnötig nüchtern. Lohnend ist allerdings das rare Nebenwerk: das Festliche Präludium (mit großem Orgeleinsatz). TR Tonhalle Orchester Zürich: David Zinman 2002. Arte Nova 74321 92779-2/BMG. 29/30 Ernst Toch: Cellokonzert Tochs Konzert für Cello und Kammerensemble war in den 20er Jahren ein Sensationserfolg. Lange Zeit gab es keine Aufnahme, jetzt sind gleich zwei herausgekommen. Sie könnten unterschiedlicher kaum sein: Die Müller-Hornbachs sehen Toch als Vertreter der Neuen Sachlichkeit; sie vermeiden Emotionalität und versuchen, alle Stimmen des kontrapunktischen Gewebes erkennbar zu machen. Poltéra und Schiff setzen Toch mitten in die überhitzte Großstadtkultur der 20er, treiben das Tempo mitunter zur Atemlosigkeit und scheuen sich nicht vor derben Klängen. Beide Auffassungen haben Berechtigung; Begeisterung hervorrufen kann aber nur Poltéra. Mit der gleichen hinreißenden Virtuosität spielt er das extrem schwere kurze Divertimento für Violine und Cello und die kantige Cellosonate. Für die andere CD spricht die interessante Tanz-Suite für fünf Soloinstrumente und Schlagzeug. PSa plus Divertimento op. 37/2, Sonate op. 50. Poltéra, Tönz, Kolly, Radio-Philharmonie Hannover des NDR: Heinrich Schiff 2001. pan classics 510 132/Note1. plus Tanz-Suite op. 30. Susanne Müller-Hornbach, Mutare Ensemble: Gerhard Müller-Hornbach 1999. cpo 999 688-2/ jpc. 31 Henri Vieuxtemps: Werke für Viola Das ist die zweite Einspielung der Violawerke Vieuxtemps´ binnen weniger Monate: nach Roberto Díaz nun Thomas Selditz. Der frühere Solobratscher der Berliner Staatskapelle, jetzt Professor in Hannover, verfügt über eine breite Tonpalette, die der lyrischen Musik Vieuxtemps´ nur zugute kommt. Stoupel ist ein außergewöhnlich positiver Partner und kein „Begleiter”, sodass die anspruchsvolle Sonate eine abgerundete Interpretation erhält, ohne dass man die enormen technischen Schwierigkeiten überhaupt merkt. Sehr empfehlenswert. CMS Sonate B-Dur op. 36, Élegie op. 30 u.a. Thomas Selditz, Vladimir Stoupel (Klavier) 2002. audite 97.486/Naxos.

ALTE MUSIK 32 Die „Harmonie von Singstimmen und Instrumenten“ suchte Andrea Gabrieli in seinen Psalmi Davidici, und auf die dadurch entstehenden Klangeffekte richtet die Capella Ducale Venetia das Interesse bei ihrer Einspielung: In der originalen Raumakustik einer venezianischen Abtei entsteht ein außergewöhnlicher Klang, bei dem Sing- und Instrumentalstimmen kaum voneinander zu unterscheiden sind. cpo 999 863-2/jpc. 33 In die Welt pastoraler Fantasien im Frankreich Ludwigs XIV. lädt Hervé Niquet ein, in Joseph Bodin de Boismortiers Oper Daphnis et Chloé. Voller Eleganz spielt das Orchester; Sänger und Instrumentalsolisten (vor allem die ausgezeichneten Holzbläser) gehen stets aufeinander ein, und insbesondere das Titelpaar ist glänzend besetzt. Glossa GCD 921605/Note1. 34 Als Werke Pergolesis galten lange Zeit die Concerti Wilhelm von Wassenaars, die das kanadische Aradia-Ensemble eingespielt hat. Gefällige Barockmusik, die äußerst gekonnt dargeboten wird: Ohne überflüssige Schnörkel das herausarbeitend, was die Musik hergibt. Für meinen Geschmack aber etwas zu süß. Naxos 8.555384. 35 C. P. E. Bachs Matthäuspassion von 1769 präsentiert Ton Koopman in einer Ersteinspielung. Wenn dem Hörer trotzdem vieles bekannt vorkommt, liegt das daran, dass Bach einiges in seiner Passion den Werken seines Vaters entlehnte und sie später in eine Kantate umarbeitete. Der Livemitschnitt versucht, die Passion trotz der immer wieder entstehenden Brüche in einer einheitlichen Stimmung darzubieten – ein interessanter Einblick in die Kompositionspraxis des 18. Jahrhunderts. KH ORF CD 316.

GITARRE 36 Ein äußerst attraktives Klangbild malen Eriko und Naoto Yamamoto in ihren Duos für Gitarre und Klavier. Bemerkenswert ist das Repertoire, das drei musikalisch hochwertige Ersteinspielungen weitgehend unbekannter Komponisten (Ivan Shekov, Bernard Stevens) neben Guido Santorsola und Mario Castelnuovo-Tedesco (Fantasia op. 145) stellt. audite 97.473/Naxos. 37 Auf den ersten Blick gewagt, aber schließlich doch überzeugend: eine Bearbeitung von Mussorgskys Bildern einer Ausstellung für Violine (Alessandro Borgomanero) und Gitarre (Jaime Zenamon). In dieser Besetzung tritt das Pompöse zugunsten einer charmanten Intimität zurück. Zenamon, von dem zwei eigene Kompositionen das Programm vervollständigen, hat mit Gespür für das Essentielle und in genauer Kenntnis der Möglichkeiten des zumeist begleitenden „Miniaturorchesters“ Gitarre kreativ adaptiert. Kreuzberg-Records kr 10074/Amar. 39 Christian Zimmermann spielt einen erfrischenden Bach auf seiner Laute. Dass es sich dabei um die Transkription eines originalen Cello-Werks (BWV 1007) handelt, wird zur Nebensache. Auch beim Zeitgenossen Sylvius Weiss und dem Klasssiker Karl Ignatz Kohaut zeigt sich ein stilsicher interpretierender Instrumentalist. DZ Bella Musica BM-CD 31.9167.

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44 Ein relativ neues Label macht auf sich aufmerksam: Beaux. Es pflegt Künstler Russlands, speziell Georgiens. Der Tenor Zurab Sotkilava ist eine Entdeckung. Lexikalisch offenbar nirgends gewürdigt, kann der 65-Jährige doch eine bedeutende Ost-Karriere (u.a. Bolschoi) nachweisen. Die Stimme klingt jugendfrisch, es fehlt freilich an Rollendifferenzierung. Vor dem hier berücksichtigten russischen Programm erschien bereits ein italienisch-spanisches Recital. Beaux 2109. 45 Auch Jochen Kowalski durchstreift das Land der russischen Musik. Die noch immer leuchtende Altus-Stimme, die interpretatorische Verve machen Wirkung, ergänzt durch instrumentale Piècen unter Michail Jurowski. Capriccio 67006. 46 Nicht zuletzt dank WDR und Dirigent Werner Andreas Albert hat Siegfried Wagner derzeit Konjunktur. Der Komponist bietet zu anachronistisch schöner Musik hochpsychologische Charaktere. Dagmar Schellenbergers fein geschwungener, fraulicher Sopran macht sie menschlich. cpo 999794-2/jpc. 47 Die Polin Ewa Podles ist eine Ausnahmeerscheinung. Ihr orgelnder Mezzo hätte längst zu russischer Musik finden müssen. Borodin und Tschaikowsky bestätigen das mit Opernarien, Prokofjew und Schtschedrin mit konzertanter Musik. Strawinskys Jokaste unterstreicht das Exquisite des Programms, Mussorgskys Lieder und Tänze des Todes verschlagen bei so viel interpretatorischer Atmosphäre fast den Atem. Delos 3298/Musikwelt. 48 Die Lieder von Alma Mahler(-Werfel) sind sicher nicht bahnbrechend, aber reizvoll (vor allem harmonisch). Von Sabine Ritterbusch werden sie vorzüglich und ohne Manierismen interpretiert – wie auch die Gesänge Gustav Mahlers. Beim ambitionierten Programm spielt sich Heidi Kommerells Klavierbeglei tung allerdings etwas in den Vordergrund. audite 97.485/Naxos. 49 Der noble Spätromantiker Julius Weismann ist für das Lied nachgerade prädestiniert. Dem heute Vernachlässigten widmet Yvi Jänicke eine ganze CD. Ihr ausdrucksstarker Mezzo findet in der geschliffenen Begleitung Birgitta Wollenwebers schönen Widerhall. MDG 603 1112-2. 50 Bei Roman Trekel „stimmt“ nahezu alles. Sein warm-maskuliner Bariton vermag sich im Piano und in der Ekstase gleichermaßen sinnprägend auszudrücken. Attraktives Programm (Fortner, Mahler, Martin, Wolf), aufmerksamer Begleiter (Burkhard Kehring). Berlin Classics 0017532/edel. 51 Dmitri Schostakowitschs Liedschaffen changiert zwischen simpler Melodik und komplexer Harmonik. In der vollständigen Oeuvrekollektion dürfen die Damen Victoria Evtodieva, Natalia Biryukova und Lyubov Sokolova mit ihren üppigen Stimmen prunken, die Herren Mikhail Lukonin und Fyodor Kuznetsov pflegen (passend) einen etwas raueren Ausdruck. Hervorragend Pianist und Autor Yuri Serov. Delos 3304/3307/Musikwelt. 52 Vom rauchigen Mezzo bis zum gleißenden Sopran verfügte Leontyne Price über viele Vokalfarben. Das (komplette) Carnegie-Debüt 1965 weist auch Repertoire- und Stilvielseitigkeit nach. Eine Primadonna prae-Jessye „rediscovered“. JM RCA 09026-63908-2/BMG.

53 Intelligenter Jazz mit Pop-Appeal und ohne Frage meine CD des Monats: Scattering Poems vom Julia-Hülsmann-Trio aus Berlin mit der umwerfenden norwegischen Sängerin Rebekka Bakken. Den roten Faden bilden die sprachlich vertrackten Gedichte des Amerikaners E.E. Cummings, zu denen Hülsmann atmosphärisch dichte Stücke mit ins Ohr gehende Melodien geschrieben hat. (m. M. Muellbauer, b, R. Winch bzw. H. Köbberling, dr). ACT 9405-2. 54 Auch I Cosmonauti Russi ist eine ganz wunderbare CD: eine herrliche Mischung aus Banda-Klängen (klassischer italienischer Blechblasmusik), avanciertem Jazz und sowjetischem Pathos, die Battista Lena zu Gedichten seines Landsmannes Marco Lodoli komponierte. Und weil es so schön ist – und das Label französisch –, gibt’s das ganze Werk gleich doppelt auf zwei CDs – rezitiert in italienischer und französischer Sprache (m. E. Rava, tp, G. Mirabassi, kl, BL. Biondini, acc, u.a.). Label Bleu LBLC 6641/42/SunnyMoon. 55 Auf Big-Band-Wegen wandelt nun auch Dave Holland, als bester Bassist, bester Jazz-Musiker und mit bester Jazz-Platte des Jahres der große Gewinner der Down-Beat-Polls 2002, der Leser- und Kritiker-Umfragen des wichtigsten amerikanischen Jazz-Magazins. „What goes around“ bietet sieben Holland-Originale in hochkarätigem, überraschend klassischem BreitwandSound (m. A. Hart, a-sax, C. Potter, t-sax, G. Smulyan, b-sax, R. Eubanks, tb, S. Nelson, vib, B. Kilson, dr, u.a.). ECM 1777 014 002-2. 56 Gelungenen Big-Band-Jazz der europäischen Art, mit Stilbrüchen und Besetzungswechseln, österreichischem Witz und zahlreichen Zitaten präsentiert der Trompeter Thomas Gansch auf „Gansch & Roses“ (m. T. Benkenstein, tr, D. Stöger, tb, E. Partyka, tuba, , F. Bramböck, kl/sax, H. Sokal, sax, H. Gradtschnig, sax, G. Breinschmid, b, M. Gonzi, dr). Quinton Q-0202-2/EFA 63208-2. 57 Kol Simcha gründete sich 1986, um „modernen Klezmer“ zu spielen. Doch weil sie längst schon Elemente aus Jazz, Klassik und Pop verknüpfen, nennen sich die fünf Basler, die u.a. die Filmmusik zu „Jenseits der Stille“ schrieben, nun The World Quintett. Ihre gleichnamige CD bietet eine stilistische Tour de Force vom Feinsten – mal voller Power, mal besinnlich. Mit dabei: die London Mozart Players und – erstmals überhaupt als Gastsänger – Herbert Grönemeyer. enja TIP-888843-2. 58 Eine geistreiche Mischung aus Jazz und Folklore bietet „Latakia Blend“ von Gabriele Mirabassi (kl), Luciano Biondini (acc) und Michel Godard (tuba). Farbig und mit großer Fabulierlust erzählen die drei Virtuosen mal traurige, mal muntere Geschichten. enja ENJ-9441-2. 59 Schön stimmungsvolle Musik bringt das deutsch-italienische Klaviertrio Cattleya auf „Madeleine“. Insgesamt ruhig gehaltener Mainstream-Jazz mit Gastbeiträgen von Akkordeon, Saxophon, Gitarre und Streichquartett. Versonnen und durchaus sentimental, aber nie kitschig. (M. Bisceglia, p, V. Heinze, b, H. Ingenhag, dr, u. Gäste). AC/MB rent a dog rad 2005-2.

1 Wolfgang Amadeus Mozart: Flötenquartette DVD-Audio/DVD-Video Klanglich hervorragend und in der inzwischen zum Markenzeichen des Labels Tacet gewordenen Aufstellung der Instrumentalisten rund um den Zuhörer erscheinen Mozarts Flötenquartette auf dieser DVD. Es entsteht ein ganz kammermusikalisches Klangbild, in dem alle Instrumente gleichberechtigt sind und auch die Flöte sich nicht in den Vordergrund drängt. Musikalisch ist die Aufnahme ebenfalls bemerkenswert; einerseits durch die sehr gelungene Fassung des c-moll-Quartetts, andererseits durch den zauberhaft schwebenden Charakter des Adagios im D-Dur-Quartett, der durch die irreguläre Behandlung der Vorhalte entsteht. KH Gaede Trio, Wolfgang Schulz 2001. Tacet DVD D 107.

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2 Ludwig van Beethoven: Sonaten für Violine und Klavier Hybrid-SACD: PCM-Stereo, DSD-Stereo, DSD-Mehrkanal Ein so blindes Verständnis zwischen Violine und Klavier ist in Violinsonaten selten zu hören. Von der Artikulation bis hin zur sehr freien Gestaltung der Tempi treffen Anne-Sophie Mutter und Lambert Orkis immer denselben Ton, gleichgültig, ob sie, wie in der Frühlingssonate den Dialog, oder, wie in der Kreutzersonate, den Wettstreit suchen. So entsteht ein sehr intim klingender Beethoven, der ebenso eigenwillig wie überzeugend interpretiert ist. Der räumliche Klangeindruck wird allerdings durch die etwas zu nah aufgenommenen Instrumente beeinträchtigt. KH Anne-Sophie Mutter, Lambert Orkis 1998. DG 471 641-2.

mehrkanal crescendo – das klassikmagazin

ERLEBNIS MEHRKANAL Mit den neuen Medien DVD-Audio und SACD können Sie sich die dreidimensionale Konzertsaalakustik in Ihr Wohnzimmer holen.

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Impressum

www.crescendo-magazin.de

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1 Ladies and Gentlemen, Miss Renée Fleming… In diesem Porträt Tony Palmers lernt man den Menschen Renée Fleming kennen und weniger die Diva: Erstaunlich, dass ihre cremigen Töne nach wie vor strömen wie Flüsse aus Milch und Honig. Denn das moderne Opern-Business birgt auch Probleme, die Fleming hier offenherzig thematisiert: die eigene Schüchternheit, die ständige Angst zu versagen oder die Schwierigkeit, Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen. Geschickt kombiniert Palmer Flemings Aussagen mit Momentaufnahmen aus dem Alltagsleben eines Stars: Proben, Plattenaufnahmen, Smalltalk. Im Bonus-Teil singt sie eigens aufgezeichnete Arien – ein repräsentativer Querschnitt, den nur die ungenaue Begleitung des Orchesters trübt. Was zählt, ist ohnehin die Stimme der Fleming: Wonnen reinsten Wohllauts. OW Musik von Ellington, Gershwin, Korngold, Mozart, Massenet, Puccini, Rachmaninow, Strauss u.a.. Regie: Robert Palmer 2002. Decca 074 153-9/Universal. 2 Der Alchemist: Glenn Gould Bruno Monsaingeon – dieser Name steht für nicht-alltägliche Musik-Filme. Der ausgebildete Geiger besitzt ein ganz eigenes Sensorium dafür, wie großen Musikern mit Hilfe des Films näher zu kommen ist. Nach „Richter – der Unbeugsame“ erscheint nun in der EMI-Reihe „classic artists“ „Der Alchemist“: drei zusammenhängende Kurzfilme mit dem grandiosen Einsiedler Glenn Gould. Hier sind spontane Gespräche zu erleben zwischen Monsaingeon und Gould, der seine Interview-Partner sonst meist zu Stichwortgebern degradierte. Ebenso erfreulich ist die Fülle dokumentierter Musik von Byrd und Bach bis Schönberg und Skrjabin. Der Bonus-Track zeigt gespenstische Film-Schnipsel aus dem Nationalarchiv Kanadas, die den jungen Gould am Klavier zeigen – ohne Ton. Das Material wurde zu rein wissenschaftlichen Zwecken aufgezeichnet. OW Musik von Gibbons, Wagner, Webern u.a.; Bruno Monsaingeon, Glenn Gould 1974. EMI 4 90127-9. 3 Erich Wolfgang Korngold: Die tote Stadt Selbst unter den herausragenden Opern-DVDs trifft man ihn nicht allzu oft: Den magischen Moment, wenn Töne die Zeit stillstehen lassen. In dieser Aufzeichnung von Korngolds Die tote Stadt ist er zu finden. Das Frage-Antwort-Spiel in der Vision im ersten Akt gerät so innig, dass der Zuschauer sich und seine Umwelt schlichtweg vergisst: Angela Denoke singt die Marie kultiviert, gibt nie die Parodie des Vorstadt-Flittchens. Torsten Kerl setzt als neurotischer Pantoffelheld Frank eher auf brennenden Charaktergesang und Identifikation. Beide werden vom Dirigenten Jan Latham-Koenig mit gefühlvoller Vehemenz über weite, freie Entwicklungsbögen getragen. Nur Inga Levants Inszenierung und die nervöse Kameraführung tendieren dazu, in Einzelereignisse zu zerfallen. OW Denoke, Kerl, Batukov, Svenden u.a., Chor der Opéra National du Rhin, Orchestre Philharmonique de Strasbourg: Jan Latham-Koenig, Regie: Inga Levant, Bühne/Licht: Charles Edwards; Bildregie: Don Kent 2001. Arthaus 100 342/Naxos.

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4 Johann Sebastian Bach: Magnificat u.a. Ein festliches Konzert mit Johann Sebastian Bachs Magnificat und den Kantaten BWV 61 und 147 aus dem berühmten Kloster Melk bietet diese DVD-Video – mit einer illustren Besetzung: exzellente Solisten und der in gewohnter Perfektion spielende Concentus Musicus Wien. Musikalisch bleiben da kaum Wünsche offen, aber dennoch ist der Eindruck dieser DVD zwiespältig. Denn wie so oft auf DVD-Video geben Bild und Ton ganz unterschiedliche Perspektiven innerhalb des aufgenommenen Konzertsaals wieder: Der Dirigent wendet sich im Bild nach links zu seinen Bässen, die aber (natürlich) aus dem rechten Lautsprecher zu hören sind, der Chor erklingt von seinem Platz, recht weit hinter dem Orchester, während die Kamera ganz nah an ihn heran gefahren ist. Ein gelungener Raumeindruck kann sich dabei kaum einstellen – außer, man schließt die Augen oder schaltet einfach den Fernseher ab. Erst dann kann man in den durch den Mehrkanalton abgebildeten Raum eintauchen. KH Schäfer, Korondi, Fink, Bostridge, Maltman, Arnold Schönberg Chor, Concentus Musicus Wien: Harnoncourt 2000. TDK DV-ADCNH. 5 Jacques Offenbach: Orphée aux Enfers Kaum hält es einen im gemütlichen Fernseh-Sessel: Genau so muss Operette sein. Regisseur Herbert Wernicke verlegt den Olymp ins Ambiente einer gefall- und vergnügungssüchtigen Schickeria im nachgebauten Brüsseler Jugendstil-Café „A la Mort Subite“. Das trifft den satirischen Nerv des Stücks und zeigt ganz unverkrampft: Denken und Amüsieren muss sich nicht ausschließen. Sein Ensemble dankt es ihm mit spürbarer Freude und Lust. Das aufmüpfige Orchester unter Patrick Davin unterlegt, plappert, treibt spritzig voran. Ein Fall für‘s Suchtmittel-Gesetz. OW Badea, Vidal, Duesing, Stache, Patzakis, u.a., Chor und Orchester des Théâtre de la Monnaie Brüssel: Patrick Davin, Regie/Ausstattung: Herbert Wernicke, Bildregie: Dirk Gryspeirt 1997. Arthaus 100 402/Naxos. 6 Giacomo Puccini: Tosca Film und Oper – wie aufregend diese Kombination sein kann, zeigt Benoit Jacquots Tosca-Adaption. Was sofort ins Auge fällt: Jacquot bietet keine phantasielose Bebilderung mittels Originalschauplätzen wie etliche seiner Vorgänger. Der Film gibt nie vor, etwas zu sein, was er nicht ist: Kulissen werden vor schwarzem Hintergrund nur angedeutet, die lineare Handlung wird immer wieder „unterwandert“ von Sequenzen aus den Aufnahme-Sitzungen zur Einspielung der akustischen Seite. Sie ist ohnehin ebenso erfreulich wie die optische – vor allem wegen der lyrisch eleganten Tosca von Angela Gheorghiu und der unaufdringlichen, aber effektvollen Theatralik Antonio Pappanos. OW Gheorghiu, Alagna, Raimondi u.a., Chor und Orchester des Royal Opera House – Covent Garden: Antonio Pappano; Regie: Benoit Jacquot 2001. Arthaus/100 704 Naxos.

PORTRAIT PREMIERENSPIEGEL RÄTSEL REISE HIFI BÜCHER CD

DVD

VORSCHAU

Verlag: Port Media GmbH, Senefelderstraße 14, 80336 München Telefon: 089 - 74 15 09-0, Fax: -11 e-mail: info@portmedia.de www.portmedia.de Herausgeber: Winfried Hanuschik, e-mail: hanuschik@portmedia.de Chefredakteur: Dr. Arnt Cobbers (AC) (verantwortlich), e-mail: cobbers@portmedia.de Redaktion: Dr. Klemens Hippel (KH), Diane Gross (DG) Erdmannstr. 6, 10827 Berlin Telefon: 0 30 - 784 82 07 Fax: 0 30 - 78 70 82 09 e-mail:crescendo@portmedia.de Schlussredaktion: Florence Lachner Weitere Mitarbeiter: Alexander Ross (Reporter), Carsten Rampacher (HiFi), Susann Adam (SA), Askan Andergast (AA), Gerhart Asche (GH), KlausMartin Bresgott (KMB), Markus Borbach (MB), Prof. Dr. Hans Gärtner (HG), Jakob Buhre (JB), Dr. Martin Essinger (ME), Dr. Rolf Fath (RF), Martin Freitag (MF), Jürgen Hartmann (JH), Raimund Hertzsch (RH), Sandro Hügi (SH), Guido Johannes Joerg (GJJ), Bernd Kima (BK), Katharina Kurze (KK), Nike Luber (NL), Jens Mail (JM), Dr. Volker Rülke (VR), Dr. Tom Reinhold (TR), Peter Sarkar (PSa), Federico Skerra (FS), Carlos Maria Solare (CMS), Rufus Sperling (RS), Peter Spiel (PSp), Manuel Stangorra (MSt), Dr. Friedbert Streller (FS), Tobias van de Locht (TvdL), Prof. Dr. Dr. Heinz-Günter Vester (HGV), Stefan Voges (SV), Dr. Andreas Waczkat (AW), Hans Georg Walder (HGW), Oliver Wazola (OW), Dr. Eckhard Weber (EW), Peter Zacher (PZ), Dietholf Zerweck (DZe), Dominik Zimmermann (DZ) Anzeigenverwaltung: Ruth Pirhalla (verantwortlich) Telefon: 0 89 - 74 15 09-82 e-mail: pirhalla@portmedia.de Anschrift s. Verlag Verlagsrepräsentanten: Markenartikel: Medialust Christiani Medien GmbH&Co KG Phönixhof/Ruhrstrasse 11a, D-22761 Hamburg-Altona Telefon: +49 (0) 40 - 27 14 13-0; Fax: -55, Betreuer: Klaus Schill e-mail: crescendo@medialust.com, www.medialust.com Tonträger: Barbara Wunderlich e-mail: wunderlich@portmedia.de Veranstalter/Medien: Liselotte Richter-Lux e-mail: richter-lux@portmedia.de Ausland: WH Marketing, Wilfried Harms, Telefon: +49 (0) 4137 - 8084-03, Fax: -04 e-mail: harms@portmedia.de Gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 5 vom 01.01.2003 Layout & Grafik: Peer Zillmann (verantwortlich) e-mail: zillmann@portmedia.de Peter Christl e-mail: christl@portmedia.de Druck: Tusch Druck AG Bickfordstrasse 21, A-7201 Neudörfl Erscheinungsweise: Crescendo erscheint sechsmal jährlich und ist in Opernund Konzerthäusern, Vorverkaufsstellen und im Musikund Tonträgerfachhandel erhältlich. Copyright für alle Beiträge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Angabe der Beteiligungsverhältnisse gemäß Art. 2 DVBayPrG: Gesellschafter der Port Media GmbH: 100 % Winfried Hanuschik (Werbekaufmann), München Abonnement-Preis: EUR 15,– p. Jahr* inkl. 7 % Mwst., *= Inland; europ. Ausland EUR 15,– + Versandspesen EUR 10,– . Kündigung 6 Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Verbreitete Auflage: 101.473 (laut IVW-Meldung IV/02) ISSN: 1436-5529

geprüfte Auflage


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was-wann-wo?

FOTO: SEYERLEIN

Alle Musiktheaterpremieren März 2003

Awet Terterjans Beben wird am 16.3. im Gärtnerplatztheater in München (oben) uraufgeführt, Ian Wilsons

IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND DER SCHWEIZ UND EINE AUSWAHL BENACHBARTER OPERNHÄUSER Reihenfolge der Namen: Komponist, Titel, musikal. Leitung, Regie bzw. Choreografie, UA = Uraufführung, DE/ÖE/SE = Deutsche/Österreichische/Schweizerische Erstaufführung, ÜN = Übernahme Tipps und Empfehlungen der Redaktion in grün 01.03. 01.03. 01.03. 01.03. 01.03. 01.03. 01.03. 01.03. 01.03. 02.03. 02.03. 02.03. 05.03. 07.03.

07.03. 07.03. 07.03. 07.03. 08.03. 08.03. 08.03. 08.03. 08.03. 08.03. 08.03. 08.03. 09.03. 09.03. 09.03. 09.03. 09.03. 12.03.

Baden-Baden: Gay, Me and My Girl, Breznik, Fritdum Coburg: Schulz/Frank/Tatzel, Die Drei von der Tankstelle, Wels, Gackstetter (Musical) Dortmund: Fight Club, M. u. S. Schröder (Tanzsstück) Eisenach: Begegnungen: Pechuel zu Mozart, HaffnerSerenade/Strauß, Kadettenball, Wappler (Ballette) Görlitz: Offenbach, Die Banditen, Kreijci, Arauner Halberstadt: Fall, Madame Pompadour, Sochaczewsky, Kohrs Kaiserslautern: Boggasch/Reitmeier, Nostradamus, Boggasch, Reitmeier (Musical) Leipzig Haus Dreilinden: Strauß, Die Fledermaus, Seiffarth, Piontek Stuttgart: Smetana, Die verkaufte Braut, Soltesz, Breth Frankfurt/Main: Straus, Ein Walzertraum, Böer, Schwalbach Koblenz: Strauss, Der Rosenkavalier, Marik, NN Zürich: Strauss, Josephslegende, König, Spoerli (Ballett) Halberstadt: Lund, Hexe Hillary geht in die Oper (Kinderoper, Kammerbühne) Bern: Imprints: Prokofjew, Peter und der Wolf, Duméril; Dähler zu Britten, Inside Out; Celis zu Chopin, Paradise Practice, Srboljub (Ballette) Fürth: Mozart, Così fan tutte, Bader, Müller (Ko-Prod. m. Festival Europ. Musik) Lübeck: Strauss, Der Rosenkavalier Münster: UA Azio Corghi, Senja, Humburg, Hilsdorf Osnabrück: Kálmán, Die Herzogin von Chicago, NN, Münstermann Augsburg: Heckmann zu Biber u.a., Die Gezeitengänger, Weber (Ballett) Bremerhaven: Debussy, Pelléas und Mélisande Cottbus: Loewe, My Fair Lady, NN, Kunze (Musical) Hannover: Verdi, Il trovatore, Kütson, Bieito Hof: Janácˇek, Das schlaue Füchslein, Pointner, Spohr Mannheim: Nyman, Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte, Cook, Spiewok Radebeul: Prokofjew, Romeo und Julia, Preu, Feistel (Ballett) St. Gallen: SE Max von Schillings, Mona Lisa, Stoehr, Peters-Messer Altenburg: Donizetti, Lucia di Lammermoor, NN, Blüher (Übernahme aus Gera) Kiel: Verdi, La Traviata, Marschik, Mottl Magdeburg: Max und Moritz (Ballett) Plauen: Fischer, Marilyn, Andresen, Stöcker (Musical) Wiesbaden: Tschaikowsky, Eugen Onegin, Ott, Schoenbohm Hannover:Thoss zu Händel, Schubert, Glass u.a., Am liebsten erinnere ich mich an die Zukunft (Ballette)

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13.03. 13.03. 14.03. 14.03. 14.03. 14.03. 14.03. 14.03. 14.03. 14.03. 15.03. 15.03. 15.03. 16.03.

16.03. 16.03. 18.03. 20.03. 20.03. 20.03. 21.03. 21.03. 22.03. 22.03. 22.03. 22.03. 22.03.

Hamelin am 14.3. in Flensburg (mitte). Und erstmals seit 1945 betritt Emmerich Kálmáns Herzogin

von Chicago wieder eine deutsche Bühne, am 7.3. in Osnabrück (unten).

Berlin Deutsche Oper: Mozart, Idomeneo, Zagrosek, Neuenfels Braunschweig: Weill, Der neue Orpheus; Gluck, Orpheus und Eurydike, Schaller, Schwarz Hildesheim: Surrealistischer Abend (Ballette) Kaiserslautern: Frid, Anne Frank, Wycik, Zerwes (Werkstattbühne) Krefeld: Schwaarz zu Glass, Orbits; Zanella zu Hassel/Eno, Empty Place; van Manen zu Piazzola, 5 Tangos (Ballette) Oldenburg: Debussy, Nachmittag eines Fauns, Solen, Stiefermann (Ballett) Pforzheim: Menken, Der kleine Horrorladen (Musical) Antwerpen: UA Wim Hendrickx, Achilleus, Tilkin, Schokking Flensburg: UA Ian Wilson/Lavinia Greenlaw, Hamelin, Saye, Marten-Molnár Düsseldorf: Mascagni, Cavalleria Rusticana; Leoncavallo, I pagliacci, Fiore, Loy Halle: Strauss, Elektra, Epple, Dew Kassel: Dancer’s Dances (Ballett im frizz) Nordhausen: Cherubini, Lodoiska Regensburg: Rihm, Jacob Lenz, Okamoto, Ostermann (Neuhaussaal) Würzburg: Poulenc, Dialogues des Carmelites, Klajner, Wiesmüller Maastricht: Ravel, L’Heure espagnole/L’Enfant et les Sortilèges, NN, Mumford/Spink (Prod. d. Opera Zuid) Nürnberg: Mozart, Don Giovanni, Ventura, Kusenberg Hildesheim: Puccini, Tosca, Seitzer, Lachnitt Darmstadt: Caldara, Sancho Pansa und Don Quijote auf der Insel, Grüneis, Konieczny. Erste Aufführung seit der Uraufführung 1733. München Gärtnerplatztheater: UA Awet Terterjan, Das Beben, Klemm, Guth Trier: Volubuyev zu Plamondon/Cocciante, Notre Dame de Paris (Ballett) Genf: Tschaikowsky, Pikovaya dama, Letonja, Schaaf Regensburg: Simon/Hamlisch, Sie spielen unser Lied, NN, Möllmann (Musical, Theater am Haidplatz) Ulm: Lehár, Das Land des Lächelns, Meister, Fassbaender Wien Kammeroper: ÖE Francesco Cavalli, Gli amori d’Apollo e di Dafne, Klebel, Flieder Biel: Donizetti, L’elisir d’amore, Fresis, Zampieri Dessau: Boublil/Schönberg, Les Misérables, Hanell, Gebler (Musical) Bielefeld: Janácˇek, Jenufa, Kuhn, NN Chemnitz: Henze, Undine, Stier, Händler (Ballett) Coburg: Nicolai, Die lustigen Weiber von Windsor, NN, Heyse Freiberg: Verdi, La Traviata Innsbruck: Rossini, Il turco in Italia, Klinkhardt, Lowery

22.03. 22.03. 22.03. 23.03. 23.03. 23.03. 23.03. 23.03. 23.03. 23.03. 23.03. 26.03. 27.03. 27.03. 28.03. 28.03. 28.03. 28.03. 28.03. 28.03. 29.03. 29.03. 29.03. 29.03. 29.03. 29.03. 29.03. 29.03. 29.03. 29.03. 30.03.

Kassel: Mozart, Così fan tutte, Piollet, Palitzsch Köln: UA Manfred Trojahn, Limonen aus Sizilien, Henneberger, Krämer Zürich: Ponichielli, La Gioconda, Santi, Deflo Berlin Komische Oper: Mozart, Don Giovanni, Petrenko, Konwitschny Dresden Staatsoper: Wagner, Götterdämmerung, Bychkov, Decker Gent: Händel, Ariodante, Poppen, Alden (Prod. d. Vlaamse Opera) Graz: Britten, Peter Grimes, Jordan, Lawless Hamburg: Verdi, Il trovatore, Hofstetter, Knabe Linz: Nicolai, Die lustigen Weiber von Windsor, Hochstenbach, Neuner München Staatsoper: Porträt John Neumeier, O. v. Dohnányi (Ballette) St. Gallen: Das nackte Paradies, Egli (Ballett) Solothurn: Abraham, Die Blume von Hawaii, Grigoriu, Schoenbohn/Kern Basel: Heartbreakers, Wherlock (Rockballett) Regensburg: Fernando zu Strawinsky/Debussy, Rituale (Ballett) Brandenburg: Verdi, Rigoletto, Helmrath, NN Halberstadt: Mozart, Così fan tutte, Rademacher, Horstkotte Freiburg: Offenbach, Die schöne Helena, Knapp, von Rad Linz: Rodgers/Hammerstein, The Sound of Musik (Die Trappfamilie), Renne, Rese (Musical) Neustrelitz: Styne, Sugar – Manche mögen’s heiß, Zacher, NN (Musical) Zwickau: Mozart, Così fan tutte, Worm, Wenke Augsburg: d’Albert, Die schwarze Orchidee, Piehlmayer, Mittmann Döbeln: Verdi, La Traviata (Übernahme aus Freiberg) Dortmund: Janácˇek, Jenufa, Fagen, Mielitz Duisburg: Scholz zu Schumann/Berlioz, Ballettabend, NN Flensburg: Lehár, Das Land des Lächelns, Liao, Frenzel Hagen: Killmann zu Ravel u.a., Der Reigen/La Valse, Goerke (Ballett) Lüneburg: Puccini, Gianni Schicchi Mainz: Ruzicka, Celan, Rückwardt, Pilz Mannheim: Glanert, Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung, Koloseus, Alexander Solothurn: Traetta, Antigone, Trinca, Holzapfel (Übernahme aus Biel) Darmstadt: Trommler zu Moss, Lebenslänglich (Ballett) Alle Angaben ohne Gewähr!

Vorschau 02

Das nächste

crescendo erscheint am 28. März 2003. Wir porträtieren die Sopranistin Montserrat Caballé, sprechen mit der

FOTO: ZILLMANN

Geigerin Anne-Sophie Mutter und der Pianistin Joanna MacGregor und berichten von der Musikmesse MIDEM in Cannes, wo u.a. der Tenor José Cura, die Komponistin Sofia Gubaidulina und der Dirigent John Axelrod zu Gast bei

Anzeigenschluss: 28. Februar 2003

crescendo waren.

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19:12 Uhr

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Leidenschaftliche Liebe & tödliche Eifersucht...

ANGELA GHEORGHIU & ROBERTO ALAGNA Foto: John Swanell

BIZET: Carmen mit Angela Gheorghiu · Roberto Alagna Thomas Hampson u.a. · Orchestre National du Capitole de Toulouse Michel Plasson · 3 CD 557434 2

Welt-Ersteinspielung einer kürzlich entdeckten Alternativ-Version der berühmten "Habanera" incl.

Das Opern-Recital zum Berlioz-Jahr 2003 ALAGNA & BERLIOZ BERLIOZ: Arien & Szenen aus Les Troyens · L'Enfance du Christ · Roméo et Juliette · La Damnation de Faust u.a. incl. "La Marseillaise" (Rouget de Lisle / arr.: Berlioz) · mit Angela Gheorghiu · Gérard Depardieu Orchestra of the Royal Opera House, Covent Garden · Bertrand de Billy · CD 557433 2

Die

Klassik-CD-Bestsellerliste ab jetzt bei ihrem Händler und jeden Samstag ab 16.00 Uhr zu hören bei

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04.02.2003

18:02 Uhr

Liebe Leserin, lieber Leser! Chefredakteur Arnt Cobbers

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Inhalt Februar/ März 2003

Münchner Opern-Festspiele 27.6.-31.7.2003 MACHT DER GEFÜHLE 350 JAHRE OPER IN MÜNCHEN

Immer wieder erreichen uns Briefe oder E-Mails von Le-

Porträt

sern, die interessante Beobachtungen im Opern- und Kon-

„Ich kann nicht lange ohne Schumann leben“ Der Pianist Leif Ove Andsnes 4

zertleben gemacht haben. Und die uns fragen, was es denn damit auf sich hat. Bisher haben wir diese Fragen

„Sono Cenerentolo“ Der Tenor Salvatore Licitra

Rodelinda (Festspiel-Premiere) 5

auf direktem Weg beantwortet. Nun haben wir uns entschlossen, sie künftig in unserer noch neuen LeserbriefRubrik abzudrucken und zu beantworten. Wenn auch Sie eine Frage an uns haben – schreiben Sie uns einfach. Und schreiben Sie uns auch, wenn Sie Anregungen und Themenvorschläge haben.

Interview „Man wird nie fertig“ Der Gewandhauskapellmeister Herbert Blomstedt „Gambisten aller Länder, vereinigt Euch!“ Die Gambistin Hille Perl

Don Carlo Saul

8

Falstaff Lucia di Lammermoor

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Premierenspiegel

Il ritorno d’Ulisse in patria Elektra

wachsen und gedeihen wird. Zumal ich es in Zukunft in

Kurz und Knapp Jenufa in Berlin Endstation Sehnsucht in Gießen Lulu in Hannover Siegfried in München L’Orfeo in Stuttgart Jonny spielt auf in Wien Fierrabras in Zürich Opernrundschau im Nordwesten NRW-Rundschau

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guten Händen weiß. Die Chefredaktion übernimmt ab dem

unterwegs

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nächsten Heft Dr. Klemens Hippel, promovierter Theater-

Reise-Tipps

und Musikwissenschaftler und seit zwei Jahren schon als

Rätsel

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Manon Lescaut

Leserbriefe

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Die Meistersinger von Nürnberg

Bayern regional

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high fidelity

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Und nun noch etwas in eigener Sache: Mit dieser Ausgabe möchte ich mich als Chefredakteur von Ihnen verabschieden. Ich freue mich, dass Sie, liebe Leser, die CrescendoIdee, die wir vor fünf Jahren geboren haben, zu einer Erfolgsgeschichte haben werden lassen. Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass Crescendo auch weiterhin blühen,

Redakteur mit dabei. Er wird mit der gesamten Redaktion im Februar von Berlin nach München umziehen. Ihm, dem Verlag und dem ganzen Team wünsche ich alles Gute. Und Ihnen, liebe Leser, wünsche ich nun viel Vergnügen mit dem neuen Crescendo.

Bücher-Besprechungen

Das Gesicht im Spiegel (Uraufführung) La traviata Rinaldo Tannhäuser

Ballett, Konzerte, Oper für alle, Festspiel+

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gelesen

Mit herzlichen Grüßen

I puritani

Der Rosenkavalier

Thema Die Gustav-Mahler-Diskographie Teil II

Die Entführung aus dem Serail

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Liederabende: Thomas Allen

gehört CD-/SACD-/DVD-A-Besprechungen

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Dorothea Röschmann/Ian Bostridge

Kultur Spiegel Klassik Bestseller

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Vesselina Kasarova

Ihr Arnt Cobbers

gesehen DVD-Video-Besprechungen

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PS: Vielen Dank für die vielen, meist sehr schönen Weih-

Impressum

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nachtskarten, die uns erreicht haben.

was? wann? wo? Musiktheaterpremieren im März 2003

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Jonathan Lemalu Bayerische Staatsoper Staatsintendant Sir Peter Jonas Generalmusikdirektor Zubin Mehta

Das Crescendo-Archiv Unter www.crescendo-magazin.de finden Sie die

Karten und Info:

kompletten Crescendo-Jahrgänge 2000, 2001 und

Bayerische Staatsoper

2002 zum kostenlosen Download. Natürlich haben wir

Max-Joseph-Platz 2, 80539 München

auch eine komfortable Volltextsuchfunktion integriert. Viel Spaß beim Stöbern!

EDITORIAL INHALT

Tel: 089/2185-1920 Fax: 089/2185-1945

THEMA INTERVIEW PORTRAIT

crescendo 01 2003 3

festspiele@st-oper.bayern.de www.staatsoper.de


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