crescendo 07/2013, Premium Ausgabe Dezember 2013/Januar 2014

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Ausgabe 07/2013 Dezember 2013 – Januar 2014 www.crescendo.de 7,90 Euro (D/A)

PREMIUM AUSGABE

CD

inkl.

Das Jubiläum

150 Jahre RICHARD STRAUSS Eine Zeitreise mit bisher unveröffentlichten Bildern

I­ nterview mit dem Enkel Christian Strauss Alle Termine des Jahres 2014 Die wichtigsten Bücher und CDs B47837 Jahrgang 16 / 07_2013

Mit Beihefter Class Aktuell

MOZARTWOCHE 2014

Stiftung Mozarteum Salzburg 23. Januar bis 2. Februar „Ich habe entdeckt, dass es genügt, wenn ein einziger Ton schön gespielt wird.“ Arvo Pärt


VERSCHENKEN SIE

BESTNOTEN Üppige Noten von Eiche, Bratapfel und Zimt lassen Glenfiddich 18 Jahre zu einem idealen Geschenk werden. Glenfiddich 15 Jahre überzeugt mit warmen Gewürznoten und betörender Honigsüße, Glenfiddich 12 Jahre mit subtilen Eichenaromen und charakteristischen Noten von frischer Birne. Verschenken Sie Glenfiddich – den meistausgezeichneten Single Malt der Welt.

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ENJOY RESPONSIBLY.


p r o l o g

Letʼs Strauss

w i n frie d h a n u sc h i k Herausgeber

Liebe Leser, gerade feiert die Bayerische Staatsoper 50-jähriges Jubiläum mit großem Bohei und einer Neuinszenierung von Richard Strauss’ Frau ohne Schatten – dem gleichen Werk, das damals bei der Wiedereröffnung 1963 gespielt wurde. So schließt sich ein großer Kreis – rechtzeitig zum 150. Geburtstag von Richard Strauss, den wir 2014 feiern. Gabriele Strauss, die Tochter des Bass-Baritons Hans Hotter, war damals in der Aufführung und schwärmt noch heute von der Premiere mit den großen Namen jener Zeit: Ingrid Bjoner, Inge Borkh, Martha Mödl, Dietrich Fischer-Dieskau und ihrem Vater unter dem Dirigat von Joseph Keilberth. Als wir Gabriele Strauss in ihrer Grünwalder Villa besuchen durften, beeindruckte sie mit ihrem Schatz an Erinnerungen und Anekdoten und gewährte uns netterweise Zugang zum immensen Foto- und Bildarchiv der Familie. Historische Dokumente, die Richard Strauss auf seinen zahlreichen Abenteuerreisen und mit den Persönlichkeiten seiner Zeit zeigen. Mit den Aufnahmen könnte man einen ganzen Bildband füllen. Eine kleine Auswahl präsentieren wir Ihnen exklusiv in crescendo: im Strauss-Schwerpunkt ab Seite 44.

Fotos Titel: Strauss Archiv; Isabelle Françcaix / ECM Records

An dieser Stelle ist keine Abo-CD vorhanden? Sie sind Premium-Abonnent, aber die CD fehlt? Dann rufen Sie uns unter 089/85 85 35 48 an. Wir senden Ihnen Ihre Abo-CD gerne noch einmal zu.

Auch Dr. Christian Strauss, der letzte lebende Enkel, lud uns auf einen Kaffee zu sich nach Hause ein. Seit über 100 Jahren residiert die Familie nun schon in Garmisch, aber, so Christian Strauss, als Einheimische sei man hier „nie wirklich akzeptiert worden“. Die heutigen Aufführungen kann er zwar „sehr schlecht ertragen“, aber die neue Frau ohne Schatten in München will er sich dann doch anschauen. Das Gespräch lesen Sie auf Seite 14. Schon 1901 kämpfte Richard Strauss für die allgemeine Verbesserung der Lage der Künstler und ihre gesellschaftliche Anerkennung. Sehr erfolgreich übrigens: Aus der von ihm mitgegründeten Initiative entstand die GEMA, die heute jedes Jahr etwa 700 Millionen Euro an Komponisten und Textdichter ausschüttet. Strauss selbst kam dabei gut weg: Mit den Tantiemen seiner Salome baute er seine Villa in Garmisch. Wie kompliziert das mit diesen Urheberrechten heute ist, erzählt unser Kolumnist Axel Brüggemann auf Seite 56. Kleiner Tipp: Es gibt wieder einen crescendo-Adventskalender mit vielen schönen Geschenken. Sie finden ihn auf Seite 68 und ab 1. Dezember dann auch online unter www.crescendo.de! Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Rätseln, besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch: Auf ein Neues!

Herzlichst, Ihr Winfried Hanuschik

ONLINE PREMIUM-SERVICES: TRETEN SIE EIN!

Ihre Abo-CD In der Premium-Ausgabe finden Sie nicht nur doppelt so viel Inhalt: mehr Reportagen, Porträts, Interviews und ­ Hintergründe aus der Welt der Klassik – in einer besonders hochwertigen Ausstattung, sondern auch unsere ­ crescendo Abo-CD. Sie ist eine exklusive Leistung unseres c­ rescendo Premium-Abonnements. Premium-Abonnenten erhalten sechs Mal jährlich eine hochwertige CD mit Werken der in der aktuellen Ausgabe vorgestellten Künstler. Mittlerweile ist bereits die 45. CD in dieser crescendo Premium-Edition erschienen.

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DAS DA S ER ERFO FOLG FO LGRE LG REIC RE ICHS IC HSTE HS TE KLAS KL ASSI AS SIK SI K-AL ALBU BUM BU M DES DE S JA JAHR HRES HR ES ANNA AN NA NET ETRE REBK RE BKO BK O Verdi

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Orchestra Teatro Reggio Gianandrea Noseda

Berlin Berl iner er Phi hilh lhar armo moni nike kerr Manfred Honneck

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CECI CE CILI CI LIA LI A BA BART RTOL RT OLII OL Bell lliinii: Norma Orchestra La Scintilla Giovanni Antonini

DIE STIMMENT N DECKUN UNG DES DE S JA JAHR HRES ES JULIA JULI A LE LEZH ZHNE NEVA VA Alleluia Geiistl tliich he Musik ik von Händ dell, Viva Vi vald ldii & Mo Moza zart rt Il Giardino Armonico Giovanni Antonini

KLAS KL ASSI SIK: K: UMW MWER ERFE FEND ND, ANDE AN DERS DE RS,, NE RS NEU! U! WE LOV OVE E KL KLAS ASSI AS SIK SI K Die ie abs bsollut uten ten Sup uper erst star tarss der der Klassik l k & die gr g ößten ß Hits.

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PAVARO PAVA ROTT TTIS IS GRÖS GR ÖSST STE E ER ERFO FOLG LGE E LUCIAN LUCI ANO O PA PAVA VARO ROTT TTII Thee 50 Gre Th reat ates at estt Tr es Trac acks ac ks Das ulti ltimati tive Doppell-Al Alb bum: Neu re Neu rema mast ster ertt fü für ei für ein in einziggartige g s Klange l g rllebnis. b

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P r o g r a mm

10 Die Jubiläen Nicht nur Richard Strauss feiert im kommenden Jahr einen runden Geburtstag.

18 Vasily Petrenko Der Shootingstar unter den Dirigenten hat große Pläne – nicht nur in Oslo.

30 Wendy Warner Die Cellistin aus Chicago legt ein fanstastisches Haydn-Album vor, wir rezensieren es .

STandards

Künstler

hören & Sehen

03.... Prolog Der Herausgeber stellt die Ausgabe vor. 08.... Ensemble Mit unseren Autoren hinter den Kulisssen. 10..... Ouvertüre Ein Anruf bei Richard Strauß in Langenselbold, die Playlist von Ragna Schirmer und die Jubiläen des kommenden Jahres. 26.... Personalia David Garrett in der Kritik. 29.... Impressum

14..... Ein Kaffee mit ... Richard Strauss Enkel Dr. Christian Strauss. 16..... Rückblick Holger Wemhoff über das Klassik-Jahr 2013. 18..... Vasily Petrenko Was hat der russische Jungstar mit dem Osloer Orchester vor? 20.... Pergolesi Mit dem Ensemble Il Pergolese auf den Spuren des Komponisten in Neapel. 22.... Av i Avital Der Israeli möchte die Mandoline auf die große Bühne bekommen. 24..... N uria Rial Die Barocksängerin veröffentlicht Lieder der jungen Anna Magdalena Bach.

82.... Die Letzte Seite mit Daniel Hope.

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28.... Attilas Auswahl Die wichtigsten CDs unseres Kolumnisten. 38.... Fritz Reiner Die neue CD-Box zum 50. Todestag des Dirigenten. 40.... Die Christoph SchlürenKolumne: Über den französischen Komponisten Olivier Greif.

Exklusiv für Abonnenten Hören Sie die Musik zu u­ nseren Texten auf der ­crescendo Abo-CD – exklusiv für Abonnenten. Infos auf den Seiten 3 & 65.

Dezember 2013 – Januar 2014

Fotos: Mark McNulty; elen_studio / Fotolia

56.... Kolumne Axel Brüggemann über schwierige Musikrechte. 42.... R ätsel des Alltags

27.... DIE WICHTIGSTEN EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION


63. Deutsches Mozartfest Richard Strauss und Wolfgang Amadé Mozart 17. – 25. Mai 2014 SA ��� MAI ���� VERONIKA EBERLE WÜRTTEMBERGISCHES KAMMERORCHESTER HEILBRONN RUBEN GAZARIAN SO ��� MAI ���� CAMERATA AUGUSTA

60 Zu Besuch im Norden Geiger Niels Aschehoug zeigte uns die musikalischen Highlights seiner Heimatstadt Oslo

72 C.P.E. BACH Söhne prominenter Väter haben es nicht immer leicht.

gesellschaft

Lebensart

erleben

58.... Kinderhilfe Der Betreiber von Modehäusern unterstützt mit seiner Aktion Wöhrl for kids den musikalischen Nachwuchs. 60.... Reise crescendo zu Besuch in der norwegischen Hauptstadt Oslo. 63..... Reisetipps Das „Gams“ Hotel im Bregenzer Wald. 64.... Weinkolumne Dirigent John Axelrod über den Wein, der zu Richard Strauss passt. 66.... tradition Die Manufaktur Roeckl fertigt seit 1839 Handschuhe auf höchstem Niveau. 68.... crescendo advents­kalender

70.... neue Stimmen Eine Reportage vom Gesangswettbewerb der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. 72..... C.P.E. Bach Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag 74..... MozartWoche Die Salzburger schlagen eine Brücke zu Arvo Pärt und den Jubilaren 2014. 76..... Vorschau Die wichtigsten Termine für den Winter.

43.... K lassik in Zahlen

Fotos: Jan Voth; Anna Novák; Bachfest Leipzig / Gert Mothes

MO ��� MAI ���� – MI ��� MAI Meisterkurs Gesang mit KS BRIGITTE FASSBAENDER

44 Richard Strauss Das Jubiläum 2014 feiern wir vorab mit einem Spezial auf über 12 Seiten.

44.... Richard Strauss Zum Jubiläum im kommenden Jahr: Auf den Spuren des großen Komponisten mit privaten Bildern und einem Text des Musikwissenschaftlers Laurenz Lütteken. 50.... Strauss-Termine Wo finden die wichtigsten Aufführungen im Jahr 2014 statt? Wir zeigen es im Überblick. Plus: prominente Künstler erzählen von ihren ersten Erlebnissen mit dem Komponisten. 54.... Bücher & CDs Wichtige Veröffentlichungen zum Jubiläumsjahr. 55.... Woher kommt... ...die Anfangsfanfare von „Also sprach Zarathustra“?

DI ��� MAI ���� ARMIDA QUARTETT MAXIMILIAN HORNUNG MANUEL HOFER MI ��� BIS FR ��� MAI ���� Meisterkurs Streichquartett mit dem ARMIDA QUARTETT DO ��� MAI ���� NICHOLAS RIMMER, MAIA CABEZA GABRIEL SCHWABE SA ��� MAI ���� EVGENIA RUBINOVA BAYERISCHE KAMMERPHILHARMONIE ALBRECHT MAYER SO ��� MAI �� UHR SOPHIA CHRISTINE BROMMER NICHOLAS RIMMER Mittagskonzerte Heimspiel – Hausmusikwettbewerb Mozart goes Campus NachtMusik – Die Klassik Lounge Mozart junior Tagung: Richard Strauss und Mozart

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Programm, Termine und Karten unter

www.mozartstadt.de


E n s e m b l e

Hinter der Bühne

Die Welt von crescendo lebt von den Künstlern & Mitarbeitern, die sie mit Leben füllen. Deshalb der gewohnte Blick hinter die Kulissen der Produktion.

SCHOOL. MUSIC. BOARDING.

Gabriele Strauss Eine große redaktionelle Strecke über einen Komponisten wie Richard Strauss produziert man am besten mit fachkundiger Hilfe. Also traten wir an Gabriele Strauss heran, die Witwe des Enkels Richard Strauss Junior. Gabriele Strauss öffnete zuallererst ihr Archiv mit tausenden von privaten Bildern und half sowohl bei der Zusammenstellung als auch den Bildtexten. Bei insgesamt drei Besuchen in ihrem Haus in MünchenGrünwald erfuhren wir viele Geschichten, auch aus ihrer Kindheit, in der sie – damals noch nicht zur Familie gehörend – den Komponisten Richard Strauss bereits kennengelernt hatte. Gabriele Strauss ist schließlich die Tochter des Bass-Baritons Hans Hotter (1909–2003). Als Gabriele Strauss kürzlich bei der Staatsoper um Karten für Die Frau ohne Schatten fragte, bekam sie mit dem Namen Strauss erst einmal eine Absage. „Als ich es mit meinem Geburtsnamen Hotter versuchte, klappte es. Ist das nicht wunderbar?“, verriet sie. Ihr Mann, der ja ebenfalls den Vornamen Richard trug, hatte mit dem musikalischen Erbe übrigens keine wirklichen Vorteile. Er sei zeitlebens immer nur als „Enkel des großen Komponisten“ wahrgenommen worden, obwohl er selbst ein großer Regisseur war. Ab Seite 44 können Sie nun die Gabriele Strauss im Alter von 14 Jahren mit Spuren des Großvaters verfolgen. ihrem Vater Hans Hotter.

We invite you

Laurenz Lütteken

– 6 December 2013 Christmas Concert | 19:00

aMadeuS VIenna – Where excellence MeetS paSSIon

Fotos: privat

Als Autoren für die Richard-Strauss-Reportage (Seite 44) konnten wir auch den unabhängigen Experten Laurenz Lütteken verpflichten. Er veröffentlichte kürzlich das Handbuch Richard Strauss. Die Opern. Ein musikalischer Werkführer und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Musik des Komponisten. Wenn er nicht für crescendo schreibt, lehrt Lütteken Musikwissenschaft an den Universitäten Heidelberg, Münster, Erlangen und Marburg und ist seit 2001 Ordinarius für Musikwissenschaft an der Universität Zürich. Seine Forschungsinteressen reichen von der Musik des Spätmittelaters bis zur Gegenwart. Er ist Mitglied des Editionsbeirats der Münchner Werkausgabe von Richard Strauss und derzeit Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin.

– 10 November 2013 Joint Concert with Gnessin School of Music Moscow | 19:30 | MuTh

InternatIonal School – MuSIc acadeMy – BoardIng School Bastiengasse 36 – 38 | 1180 Vienna | Austria + 43 1 470 30 37 00 | info@amadeus-vienna.at www.amadeus-vienna.com

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HERAUSRAGENDE NEUERSCHEINUNGEN BEI SONY MUSIC

MOZART: ARIEN

NEUJAHRSKONZERT 2014

So wunderschön hat man Mozarts einzigartige Konzertarien noch nie gehört! Die berühmte Klarinettistin Sabine Meyer hat sie speziell für Klarinette und Orchester arrangieren lassen und mit dem Kammerorchester Basel eingespielt.

Das Neujahrskonzert 2014 verspricht ein herausragendes Konzertereignis zu werden. Die Wiener Philharmoniker treffen auf eine der bekanntesten Persönlichkeiten unserer Zeit, den Stardirigenten und Pianisten Daniel Barenboim.

www.sabine-meyer.com

Erhältlich ab Januar 2014

BEETHOVEN: EGMONT Beethovens Vertonung von Goethes berühmten Freiheitsdrama Egmont in Starbesetzung. Sopranistin Simone Kermes und der Schauspieler Christian Quadflieg erzählen die tragische Geschichte des Grafen Egmont und seiner Geliebten Clärchen gemeinsam mit dem Göttinger Symphonie Orchester unter ChristophM. Mueller. www.simone-kermes.de

VIVALDI: TROMBA VENEZIANA Wie neu das Alte klingen kann, zeigt der herausragende Trompeter, wenn er Konzerte von Antonio Vivaldi, die ursprünglich für Violine, Laute oder sogar für Gesangsstimme geschrieben wurden, auf der Trompete spielt und ihnen zusammen mit der Cappella Gabetta eine neue glänzende Stimme verleiht. www.gabor-in-concert.com

BACH: THE SILENT CANTATA Fagottist Burak Ozdemir und das Berliner Ensemble Musica Sequenza haben Choräle und Arien aus Bach-Kantaten für Fagott und Orchester eingerichtet.

www.musicasequenza.com

WWW.SONYMUSICCLASSICAL.DE


o u v e r t ü r e

„... so wie der Komponist“ Ein Anruf bei ... Richard Strauß in Langenselbold, der ganz gut mit dem prominenten Namen lebt und sich schon ins Gästebuch der Strauss-Villa in Garmisch einschrieb. Richard Strauß mit Richard Strauss soHerr Strauß, wobei stören wir Sie zusagen. Haben Sie denn selbst auch ­gerade? etwas mit klassischer Musik zu tun? Ach, bei nichts eigentlich. Wir haben geNein, nicht besonders. Ich höre vor allem rade ein kleines Familientreffen. Pop- und Rockmusik aus den 60ern und Kennen Sie denn den Komponisten 70ern, und von klassischer Musik kenne ­Richard Strauss? ich eigentlich nur das, was jeder kennt. Ja, klar. Ich war sogar schon mal in seiAuch die bekannten Werke Ihres Naner Villa in Garmisch-Partenkirchen, als mensvetters? wir da Urlaub gemacht haben. Das war Naja, zu Strauss habe ich keinen großen natürlich lustig, mich mit meinem NaBezug. Die Musik, die er geschrieben men in das Gästebuch von dem Haus einhat, ist ziemlich schwierig, das ist keine zutragen. Ich habe den Mitarbeitern sogar leichte Kost. Ich erinnere mich, dass die meinen Personalausweis gezeigt, damit sie Salome damals sehr umstritten war. Ich mir das glauben – kann ja jeder sagen, dass weiß auch, dass Strauss der Erfinder der er „Richard Strauss“ heißt! Es war auch GEMA war, weil er nicht eingesehen sehr interessant, sein Haus zu besuchen. Richard Strauß mit der Büste von Richard hat, dass er sich die Arbeit macht und Da habe ich viel über ihn gelernt, zum Strauss in der Wiener Staatsoper. Musik schreibt, und jeder verwertet das Beispiel auch, dass er sich ursprünglich dann weiter. wie ich mit „ß“ geschrieben hat. Nur weil er dann international bekannt war, bis nach Rio de Janeiro und Wie oft werden Sie auf Ihren Namen angesprochen? Amerika, hat er das dann ja geändert, weil die mit dem „ß“ nichts Ich habe früher im Einkauf gearbeitet, da musste ich oft meinen Namen nennen und buchstabieren. Dann konnte ich immer sagen, anfangen konnten. „so wie der Komponist“, und dann wusste natürlich jeder sofort Sind Sie denn über Ecken mit der Strauss-Familie verwandt? Nein. Es gibt aber trotzdem einen Bezug: Nämlich, dass Richard Bescheid. Der Name Richard Strauss ist sehr bekannt. Strauss 1949 gestorben ist und ich 1949 geboren bin. Wir sind da nur Ein letzter Strauss-Ähnlichkeits-Check: Fahren Sie Mercedes? Nein. eine Woche auseinander! Haben Sie einen Hund? Haben Sie sich denn mal näher mit dem Komponisten befasst? Ich war dieses Jahr in der Staatsoper in Wien, da war er ja Direktor, Nein. und da steht noch eine Büste von ihm – mit der habe ich mich dann Spielen Sie denn wenigstens Skat? Tut mir leid, auch das nicht. fotografieren lassen. Interview: Antonia Emde

1. Glenn Gould plays Orlando Gibbons und William Byrd

Playlist Welche Werke hört P ­ ianistin Ragna Schirmer auf ihrem iPod? Und vor allem, warum? Schirmers neues Album „Concertos“ mit Orgelkonzerten von Georg Friedrich Händel auf verschiedenen Instrumenten ist soeben bei Berlin Classics erschienen.

Dieser Umgang mit Phrasierung ist unerreicht! Musik aus dem 16. Jahrhundert so modern – mich schaudert es jedesmal! 2. Kronos Quartet: 25 Years

Ich habe die Musiker des Kronos Quartets in Rotterdam kennengelernt, die Intensität des Musizierens hat mich schwer beeindruckt. Ihre CDs und Vinylplatten sind schon lange meine Favoriten. 3. Ljuba Welitsch singt die Salome

Ein Paradebeispiel für die eine Rolle, die eine Stimme prägte, und für eine Aufnahme, die völlig ungeschnitten (1949) der modernen Technik in nichts nachsteht. 4. Wise Guys: Klartext

Diese Jungs machen beim Autofahren einfach gute Laune! 5. Cecilia Bartoli: Sacrificium

Ich habe dieses Programm live gehört, und ich habe noch nie so ein Gänsehautgefühl über volle zwei Stunden erlebt. Track 2 auf der crescendo Abo-CD: „Larghetto“ aus dem Konzert F-Dur von G. F. Händel

+++ Eigene Parfum-Linie: Dirigent Fabio Luisi hat jetzt eine eigene Parfum-Website. In den letzten Jahren habe er immer wieder Düfte für seine Freunde kreiert, sagt der Maestro, nun wolle er seine Duftwelten einem größeren Publikum zugänglich machen. Alle seine Parfums entstünden mit Sorgfalt, Liebe und Zeit, jeder Duft sei einzigartig. Wer sich also zu Weihnachten ein Parfum entwerfen lassen möchte: www.flparfums.com +++ Mozart-Geige fürs Mozarteum: Eine private Gönnerin schenkt dem Salzburger Mozarteum eine Geige, die einst Wolfgang Amadeus Mozart gehört hat. Laut eingeklebtem Zettel hat der Geigenbauer Pietro Antonio Dalla Costa das Instrument 1764 gebaut. Die Geige soll in den Mozart-Museen ausgestellt und ebenso wie andere Originalinstruweiter auf S. 12

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DIE BESTEN GUTEN KLASSIK-CDs 25 neue CD-Highlights jetzt zum Sonderpreis erh채ltlich

und viele weitere ...


o u v e r t ü r e

Happy Birthday! Nicht nur Richard Strauss feiert im nächsten Jahr Geburtstag. Unser bunter Überblick über die ganz unterschiedlichen Jubilare 2014: Eötvös 70 Peter 2. Januar

Philipp Emanuel Bach 300 Carl 8. März

Roger Norrington 80 Sir 16. März

Neville Marriner 90 Sir 15. April

Chaplin 125 Charlie 16. April

Shakespeare 23. April 450 William

Strauss 150 Richard 11. Juni

Willibald Gluck 300 Christoph 2. Juli

Schnittke 80 Alfred 24. November

Neujahrskonzert in Wien 75 Das 31. Dezember

Trotz seiner 80 Jahre ist er aktiver Chefdirigent des Züricher Kammerorchesters. Norrington wurde übrigens nicht nur zum Ritter geschlagen, sondern ist auch Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Der Filmstar wurde 1952 wegen „unamerikanischer Umtriebe“ ausgewiesen und zog in die Schweiz. Glück für uns – sonst läge das Museum „Chaplin’s World“ wohl auf der anderen Seite des Atlantiks.

Nach Wagner und Verdi folgt mit Richard Strauss ein weiterer großer Jubilar auf dem Gebiet der Oper. Dem Komponisten der Salome widmen wir uns in dieser Ausgabe von crescendo ab Seite 44.

Insgesamt vier Schlaganfälle erlitt der russischdeutsche Komponist im Laufe seines Lebens – keiner davon konnte ihn aber daran hindern, weiter zu komponieren. Er starb 1998.

„Dieser Mann komponiert mit den Nerven. Er fühlt nicht immer, was im Text ist, aber er ist ohnehin so voll Musik, dass sie nicht den Weg durch seine Seele braucht, sie quillt ihm aus den Fingerspitzen.“ Hugo von Hofmannsthal (1874–1929), Librettist der Elektra

Wenn das kein Kompliment ist: „Wer mich gründlich kennt, der muss finden, dass ich dem Emanuel Bach sehr vieles verdanke“ – dieses Zitat stammt von keinem Geringeren als Joseph Haydn.

Begründer der legendären Academy of St Martin in the Fields, mit der er unter anderem die Filmmusik zu Amadeus aufnahm und sich damit auch für Hollywood-Fans unsterblich machte.

Der englische Schriftsteller darf hier natürlich nicht fehlen – schließlich verdanken wir ihm nicht zuletzt die literarischen Vorlagen für Opern wie Falstaff, Das Liebesverbot und viele andere.

Der große Opernreformator riss angeblich von zuhause aus, um nicht das Amt seines Vaters als Forstmeister übernehmen zu müssen. Etwa 50 Opern schrieb Gluck im Laufe seines Lebens!

Am 31. Dezember 1939 fand das erste Neujahrskonzert statt, das mittlerweile in über 80 Länder übertragen wird. Den Blumenschmuck im Musikverein spendet traditionell die italienische Stadt Sanremo.

G E L E S E N N O T I E R T Die Schönsten Zitate über Richard Strauss

„Was für ein begabter Kegelbruder! Der Revolutionär als Sonntagskind, keck und konziliant.“ Thomas Mann (1875–1955) über Strauss in Doktor Faustus

„Er ißt dauernd Bonbons wie ein Kind. [...] In Gesellschaft scheint er mitunter mit offenen Augen zu schlafen. [...] Sie (die Charakterzüge) scheinen mir typisch münchnerisch zu sein. Er ist ein wenig verwöhntes Kind und ein wenig Eulenspiegel.“ Romain Rolland (1866–1944), französischer Schriftsteller

mente auch gelegentlich im Konzert gespielt werden. +++ Beethoven-Ring für Newcomerin: Die junge norwegische Geigerin Ragnhild Hemsings wurde im Rahmen des Beethovenfests Bonn mit dem „Beethoven-Ring“ ausgezeichnet. Die Bürgerinitiative „Bürger für Beethoven“ verleiht den Preis jährlich an einen herausragenden jungen Künstler des Beethovenfests. Frühere Preisträger sind unter anderem Gustavo Dudamel, Julia Fischer und Lisa Batiashvili. +++ Schumann digital: Nach zahlreichen Brahms-Dokumenten hat das Brahms-Institut der Musikhochschule Lübeck nun Früh- und Erstdrucke der Werke von Robert Schumann digital verfügbar gemacht. Insgesamt 8.176 Einzelseiten können online, unter www.brahms-institut.de, angesehen werden. +++

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Dezember 2013 – Januar 2014

Fotos: elen_studio / fotolia.com;

Von Rente will der ehemalige Leiter des Ensembles intercontemporain offenbar noch lange nichts wissen – auf seiner Webseite werden bereits Uraufführungen für das Jahr 2016 angekündigt.


o u v e r t ü r e

Starbariton an der Uni

p a s   d e  D e u x

Thomas Hampson wird Honorarprofessor in Heidelberg

Bariton Thomas Hampson wird Honorarprofessor an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg. Er wird dort Veranstaltungen im Bereich Musikwissenschaft anbieten, die auch für Hörer aller anderen Fakultäten offen sind. Hampson ist bereits seit einigen Jahren eng mit der Stadt Heidelberg verbunden. Seit 2011 ist er künstlerischer Leister der vom Musikfestival Heidelberger Frühling gegründeten Liedakademie. Neben seinen Erfolgen als Konzert- und Opernsänger ist Hampson auch für seine sorgfältig erarbeiteten und außergewöhnlich zusammengestellten Programme bekannt. Ebenso für seine Lehrtätigkeit. „Durch seine Kurse für Nachwuchssänger hat er sich [...] als hervorragender Lehrer ausgewiesen“, sagt der Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Stefan Maul. „Die Fakultät ist der Überzeugung, dass die Studierenden von seinem Engagement in der Lehre sehr profitieren können.“

Fotos: Peter Hoennemann

Foto: Musacchio & Ianniello licenced to Warner Classics

Viele Künstler aus der Welt der klassischen Musik ähneln anderen Prominenten derart, dass wir sie in diese Rubrik packen müssen. Diesmal: Alfred Schnittke und Otto Waalkes

Neben den optischen Gemeinsamkeiten teilen die beiden ­ihre Liebe zum Norden und zur Musik: Komiker Otto ist ­Wahl-Hamburger, Komponist Schnittke lehrte bis zu seinem Tod 1998 an der Hamburger Musikhochschule.

Momo Kodama

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M o m o Ko d a m a

Momo Kodama

La vallée des cloches

La vallée des cloches Maurice Ravel: Miroirs Toru Takemitsu: Rain Tree Sketch Olivier Messiaen: La fauvette des jardins e

Ravel

Ta ke m i t s u

ECM 2343 CD

Messiaen

Zehetmair Quartett

The Hilliard Ensemble Il Cor Tristo

Photo: Marco Borggreve

Ludwig van Beethoven: Streichquartett op. 135 Anton Bruckner: Streichquartett c-Moll Karl Amadeus Hartmann: Streichquartett Nr. 2 Heinz Holliger: Streichquartett Nr. 2

Dante- und Petrarca-Vertonungen von Bernardo Pisano, Jacques Arcadelt und Roger Marsh ECM 2346 CD

ECM 2195-96 2-CD

www.ecmrecords.com www.facebook.com/ecmrecords www.klassikakzente.de Im Universal Vertrieb


K ü n s t l e r

Auf einen Kaffee mit ...

Foto: Bob Coat

Christian Strauss

Christian Strauss, der letzte lebende Enkel von Richard Strauss, in seinem Wohnzimmer, zuhause in Garmisch.

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mir keinen Hund mehr angeschafft habe. Wenn ich verreise, kann Ein Besuch bei Christian Strauss, Dr. Christian Strauss, läuft in etwa ich ja keinen Hund mitnehmen. Wir leben zum Teil ja auch in so ab: Man vereinbart einen Termin, fährt ins beschauliche Garmisch, staunt über die unglaubliche Alpensinfonie, die sich morgens Wien, in einer Stadtwohnung. Sie und Ihr Bruder sind in Wien geboren. Wissen Sie, warum Ihr über den Dächern der Häuser ausbreitet, und noch mehr über die Großvater sich Garmisch als zweite Heimat gesucht hatte? Villa des Richard Strauss, die noch immer in den Händen der FamiFrüher ist man ja nicht in den Urlaub gefahren, sondern in die lie, allen voran von Enkel Christian, liegt, der ein etwas moderneres Anwesen zwei Häuser weiter bewohnt. Strauss grüßt verhalten, bittet Sommerfrische. Nach der Salome hatte er richtig gut verdient und dann was hier in der Umgebung gesucht. Einen Ort, der ihm in ein Wohnzimmer voller Wildgeweihe. Man sei Jäger gewesen, er gepasst hat. Der Chiemgau wäre auch in Frage gekommen, da ist er und sein Bruder und sein Vater, verrät er, und es sei eine Tradition, früher oft gewesen, aber da waren die die erlegten Tiere in Form des Geweihs an Schwiegereltern, und er wollte dann was der Wand zu haben. Wir sitzen auf Sofas, eigenes. Garmisch oder Murnau, das nebenan steht eine Stereoanlage, auf der er hatte ihm gefallen. gerne Musik auflegt. Was? Gerne Richard Waren Sie die meiste Zeit zusammen? Strauss, sagt er mit seinem leicht WieneriWir haben in Wien zumindest auch in schen Akzent, und die erste Frage stellt einem Haus gelebt. Ein zweistöckiges sich wie von selbst: Haus: Das Parterre hatte meinem Vater Wie, Herr Doktor Strauss, lebt es sich gehört, und oben haben meine Großelals Enkel des berühmten Richard tern gelebt. Man hat jetzt nicht immer Strauss, kurz vor dessen großem Jubizusammen gegessen, aber man hat läum, 150 Jahre nach dessen Geburt? zusammen gelebt. Mein Vater allerdings Bekommen Sie nicht viele Anfragen? hat meinen Großvater täglich gesehen, es Ach, wissen Sie, das hält sich noch sehr in Christian Strauss mit seinem Opa Richard, der war eben eine richtige Großfamilie. Grenzen. Ab und zu gibt es Anfragen von ihn hier im Internat in St. Gallen besuchte. Haben Sie denn als Kind realisiert, Journalisten und Fernsehleuten, die in dass Ihr Großvater eine große Persönlichkeit ist? der Villa drüben filmen wollen, aber da sind viele Leute dabei, die Nein, das hat man als Kind nicht mitgekriegt. Als Sieben- oder Achtnicht sehr viel über Musik wissen und dann auch ziemlich depjähriger kapieren Sie das nicht so. Wissen Sie, man war da zusamperte Fragen stellen. men im Haus, und da kamen natürlich Karl Böhm und Clemens Hat der Name Strauss gerade in Garmisch nicht eine riesige Krauss und Rudolf Hartmann, aber auch das hat man nicht kapiert, Bedeutung? Werden Sie nicht dauernd angesprochen auf Ihren das waren bei uns zuhause natürlich ganz normale Menschen, keine berühmten Großvater? großen Dirigenten oder Regisseure. Auch die Lotte Lehmann und all Nein, ganz im Gegenteil. Das hat hier nie eine große Rolle gespielt. die Damen aus seiner Zeit waren natürlich zu Besuch – für uns Sicher, ich bin schon öfters angeredet worden, als ich dann Chefwaren das halt Sängerinnen, das hat man nicht so registriert. arzt in Garmisch war. Da gab es natürlich Kollegen, die sagten Wann haben Sie dann gemerkt, dass Ihr Großvater nicht ganz „Warum tust du dir das an, jede zweite Nacht Dienst zu machen, du hast doch genug Geld, das hast du doch nicht nötig.“ Aber sonst so unwichtig ist? An seinem 80. Geburtstag im Jahr 1944. Da gab es eine Opernaufwar es eher ruhig. Wissen Sie, wir sind als Familie Strauss hier in führung, die Ariadne auf Naxos an der Wiener Staatsoper unter der Garmisch nie wirklich als „Einheimische“ akzeptiert worden. Wir Leitung von Karl Böhm. Wir durften mitgehe, und da hatte der werden gut behandelt, ja, aber hier zählen ein paar andere Dinge, Großpapa auf der linken Seite eine Loge, und als der alte Herr da müssen Sie jede Woche am richtigen Stammtisch sitzen oder dann im Opernhaus hinein in die Loge getreten ist, da standen alle eine große Nummer im Skiclub sein. auf und haben applaudiert. Und da hab ich mir gedacht, na, der ist Da war wahrscheinlich schon Ihr Großvater nicht sehr aktiv ... schon was Besonderes! Das war das erste Mal, dass es mir wirklich Nein, er sagte einmal „Skifahren ist ein Beruf für norwegische klar geworden ist. Landbriefträger“. Ich selbst habe Skifahren erst mit 18 Jahren Wie oft besuchen Sie noch Opern und Konzerte? gelernt, obwohl wir natürlich viel Zeit hier in Garmisch verbracht Ach, wenig. Meine Frau ist sehr neugierig, deshalb gehe ich ab und haben. Bei uns hieß es: Lies ein gutes Buch. Wie sah es mit dem Erlernen eines Instruments aus. Ihre Schwä- zu mit, aber ich kann die heutigen Aufführungen sehr schlecht ertragen. Wenn ich die Kritiken schon vorher gelesen habe, gehe gerin sagt, Sie seien ein talentierter Musiker gewesen ... ich gar nicht. Nein, das denkt sie nur. Ich bin nicht sehr musikalisch. Ich liebe Wann waren Sie das letzte Mal in Bayreuth? die Musik, ja. Aber aus mir wäre nie ein Musiker geworden. Klar, Vor acht Jahren glaube ich war das, 2005. Da habe ich mir den ich habe auch Geige gespielt, aber schlecht, und dank Großpapa hat mich sogar ein Mitglied der Wiener Philharmoniker unterrich- ersten Akt vom Meistersinger angehört. Dann bin ich gegangen. Erstens war ich krank und zweitens kann ich einfach mit dieser tet, Professor Weller. Aber normalerweise hätte er mich nicht modernen Regie nichts anfangen. Das ist nichts Persönliches, mir genommen. Als es dann im Krieg keinen Unterricht mehr gab, hat gefällt nur diese Art der Kunstauffassung nicht. mich dann mein Großvater selbst unterrichtet. Das klingt grundsätzlich ja nicht schlecht, wenn man behaupten Werden Sie im nächsten Jahr an einigen der Jubiläumsveranstaltungen teilnehmen? kann, bei Richard Strauss Geigenunterricht gehabt zu haben ... Wissen Sie, ich bin jetzt 82, da plant man nicht mehr so. Ich Ja, das schon. Aber es hat nichts geholfen. Man muss die Realität schaue, wie es mir geht, und dann entscheide ich. Ich plane jetzt in sehen, wie sie war. Ich war einfach nicht begabt genug. Haben Sie denn sonst etwas geerbt von den Leidenschaften Ihres Die Frau ohne Schatten zu gehen, nach München. Da lassen Sie sich dann von Ihrer Frau hinchauffieren? Großvaters? Richard Strauss hatte immer einen Hund ... Nein, da fahre ich schon selbst. Das macht mich nervös, wenn Ja, inzwischen haben wir uns aber auf die Katzen geeinigt, weil sie jemand anders fährt. pflegeleichter sind. Ich wollte, als ich mit 65 in Pension ging, dann Interview: Robert Kittel auch ein bisschen was haben vom Leben und reisen, so dass ich 15


R Ü C K B L I C K

„Wer suchet, der findet!“ Kann man das Klassik-Jahr 2013 mit zwei großen Jubiläen in 108 Zeilen packen? Holger Wemhoff hat es für uns versucht. Ein Rückblick.

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ch bin mir durchaus bewusst, dass es ein mehr als gefährliches Unterfangen ist, mich auf das Abenteuer einzulassen, ein Resümee des Klassik-Jahres 2013 zu ziehen, in mehrfacher Hinsicht (Sparten, Inszenierungen, Aufnahmen). Fast eine Sisyphos-Aufgabe. Die Auswahl lässt sich aber gut an einem roten Faden aufziehen, der da heißt: Jubiläum! Und natürlich wurden Wagner und Verdi an manchen Stellen im Jahr geradezu inflationär ins Rennen geschickt. Bei Benjamin Britten (100. Geburtstag) sah es doch etwas übersichtlicher aus. Bei Wagner schaut man rückblickend vor allem nach Bayreuth. Viele hatten sich von dem neuen Jahrhundert-Ring ähnlich Erleuchtetes wie einst von Patrice Chéreau erwartet – der dieses Jahr leider zu den Göttern in die Dämmerung gegangen ist. Frank Castorf hieß dann also in diesem Jahr der verantwortliche Regisseur, aber außer einigen wenigen überraschenden Ansätzen war das ein Ring, den man getrost in die Kategorie „Danke, was kommt als Nächstes“ ablegen könnte, wenn, ja wenn es da nicht das sensationelle Bühnenbild von Aleksandar Denic und das nicht minder beeindruckende Dirigat vom anstehenden Münchner Chef Kirill Petrenko gegeben hätte. Man redet deshalb schon jetzt vom „Petrenko-Ring“. Zu Recht! Nun werden die meisten von uns ihre Musikerfahrungen mit den Jubilaren in diesem Jahr dann aber doch eher im heimischen Wohnzimmer als in den Festspielhäusern dieser Welt gemacht haben, entweder vor dem TV oder vor den Boxen. Und an wirklich neuen Beiträgen und Veröffentlichungen zu den Jubilaren herrschte Mangelware. Die Zeiten, in denen ganze Opern – womöglich sogar unter Studiobedingungen – produziert werden konnten, sind unwiederbringlich vorbei. So kann man sich immerhin über den Beginn eines RingZyklus durch Valery Gergiev freuen, und auch über Ring-Highlights aus der New Yorker Met, die vor allem dank Bryn Terfels Wotan aus dem Einerlei hervorstechen. Terfel ist ohnehin einer der Künstler des Jahres für mich. Auf seiner neuen CD „Homeward Bound“ beweist er nicht nur seine Vielseitigkeit, sondern auch, wie man allein mit der Stimme Gänsehaut erzeugen kann. In Zeiten also, die ohne diese Neuproduktionen auskommen müssen, setzten die großen Plattenfirmen vor allem auf Live-Mitschnitte und sogenannte „Compilations“. So riss man sich geradezu um das Etikett Ganzer Verdi und Ganzer Wagner. Natürlich wird man punktuell fündig und landet bei der einen oder anderen Referenzaufnahme, aber wirkliche Sorgfalt kann man nur den Machern von Sony attestieren, die nicht nur mit ihren legendären VerdiSängern (Warren, Steber, Moffo, Farrell) für wahrhaft große Opernmomente sorgen, sondern auch mit den historischen LiveÜbertragungen aus der New Yorker Met echte Glanzlichter setzen, nicht nur in Sachen Verdi-Gesang. Wo wir bei den frisch aufgenommenen Recitals wären. Tenor Jonas Kaufmann ist wohl der einzige, der für sich beanspruchen kann, Verdi und Wagner gleichermaßen gerecht zu werden – mit insgesamt durchaus überzeugenden Ergebnissen, man denke da an die erweiterte Gralserzählung aus dem Lohengrin oder die sensationellen Otello-Ausschnitte, die jetzt schon den besten Tenor in dieser Rolle der nächsten Jahre verkünden. Klaus Florian Vogt gibt sich mit seinem Wagner-Recital leider die befürchtete Blöße, dass er für 16

die meisten Wagner-Helden definitiv zu leichtgewichtig ist. Und Rolando Villazòn zieht sich bei seinem Verdi zwar mit Anstand, aber dann doch meistens aus der Affäre, weil unüberhörbar ist, dass seine besten Zeiten als Tenor wohl hinter ihm liegen. Was die Damen und ihre Jubiläums-Beiträge angeht, ist das Ganze noch dünner gesät. Leider hat man auf ein Verdi-Recital mit der eigentlich besten Verdi-Sängerin unsere Zeit, Krassimira Stoyanova, verzichtet. Bei Angela Gheorghiu gab es nur Recycling und Diana Damrau hat sich wieder mal dem Jubiläums-Mainstream verschlossen und mit ihren Lieblings-Songs auf Forever einfach dem gewidmet, was ihr, und damit ihren Fans, im Moment am meisten Spaß macht. Dafür gab es zum Trost für alle Damrau-Fans, die sie doch am liebsten als Operndiva sehen, eine kleine Serie von sensationellen konzertanten Lucia-Aufführungen im Münchner Gasteig, die bewiesen haben (trotz der Indisposition von Tenor Joseph Calleja), wer im Bereich „Belcanto“ heutzutage den Ton angibt. Und Dianas Scala Opening Night im Dezember als Verdis Violetta steht ja erst noch an – das könnte noch der Beitrag zum Verdi-Jahr werden. Von diversen schlauen Vertriebs- und Marketingstellen wurde uns Musikbegeisterten allerdings ein anderer Beitrag groß angepriesen: Keine andere CD in diesem Jahr ist mit so viel Getöse angekündigt worden wie das erste Verdi-Recital von Anna Netrebko. „Much ado about nothing“, würde William dazu sagen oder doch zumindest „Viel Lärm um (zu) wenig“. Einige Jounalisten-Kollegen sahen in diesem Album tatsächlich die neue, die gereifte Netrebko, die bereit ist für Rollen wie Verdis Leonora, Lady Macbeth oder Elena. Ich persönlich entdeckte auf der CD ein zunehmendes unangenehmes Vibrato, zu tief liegende Töne, geschmierte Koloraturen und ein Offenbarungseid bei dem Bolero aus der Sizilianischen Vesper. Ich habe ständig den Interview-Beitrag in der ARD-Sendung ttt von vor einigen Wochen vor Augen und Ohren, in dem Netrebko auf die Frage, was sie, wenn sie die Chance dazu bekommen würde, heute für ein Mensch wäre. Sie antwortete: „ Ich wäre nicht berühmt, nicht erfolgreich und ich wäre vor allem glücklich …“ Nun, dieser eine Satz beschreibt nicht nur den Zustand ihres Seelenlebens, sondern erklärt auch ein unbehagliches Empfinden beim Anhören ihrer Verdi-CD. Wohin die Reise geht, hat sie allerdings aufs Schönste bei ihrem diesjährigen Sommer-Konzert vom „Roten Platz“ in Moskau bewiesen. Ihre Darstellung von Cileas Adriana Lecouvreur trieb einem die Tränen in die Augen. Und dann ist da noch ein Verdi-Recital, das ich ganz oben auf meine Liste setzen möchte und das alle anderen in diesem Jahr weit hinter sich lässt. Der vielleicht beste Tenor unserer Zeit, Piotr Beczala, musste zwecks Vertrags-Erfüllung vor seinem Wechsel zur Deutschen Grammophon noch eine Aufnahme für Orfeo machen. Diese Aufnahme beweist, dass das Verdi-Glück auch heutzutage noch vollkommen sein könnte, gäbe es mehrere Tenöre von diesem Schlag. Womit wir beim Thema wären: Leider muss man sich als Konsument durch viel Dickicht und Gestrüpp schlagen, um an musikalische Gipfelpunkte für den Heimbedarf zu kommen. Aber wirklich fündig wird man abseits, auf verschlungenen Pfaden – Pfaden, die auch zum Gipfel führen. Nach dem Motto: „Wer suchet, der findet!“ www.crescendo.de

Dezember 2013 – Januar 2014


DRESDEN GLITZERT 7. FEBRUAR 2014

GLANZ UND GLAMOUR BEIM SEMPEROPERNBALL

Als bedeutendster deutscher Ball fasziniert der SemperOpernball in Dresden in jedem Jahr ein Millionenpublikum. Auch am 7. Februar 2014 wird die Elbmetropole zur Kulisse von Deutschlands größtem gesellschaftlichen Kulturereignis im Klassik-Entertaintment. Mit einem außergewöhnlichen Showprogramm, erstklassigen Künstlern wie Udo Jürgens und dem Orchester Pepe Lienhard sowie einem internationalen Staraufgebot begeistert der SemperOpernball sein Publikum. Feiern Sie mit uns eine rauschende Ballnacht. Es sind noch exklusive Plätze im Hauptsaal verfügbar: www.semperopernball.de und telefonisch unter 0351/4845466.

Semper Opernball e.V. | c/o Taschenbergpalais Kempinski Taschenberg 3 | D-01067 Dresden T +49 351 4845466 | F +49 351 4845566 | info@semperopernball.de


k ü n s t l e r

Der Jungstar

Vasily Petrenko, Jahrgang 1976.

crescendo: Herr Petrenko, sind Sie zufrieden mit Ihrem neuen Job als Chefdirigent des Oslo Philharmonic Orchestra? Vasily Petrenko: Ja. Unser erstes gemeinsames Konzert, ein traditionelles Open Air auf dem Osloer Rathausplatz, lief toll. Es waren 20.000 Zuhörer da. Nach dem Konzert habe ich mit dem Kulturbeauftragten der Stadt gesprochen und angeregt, dass man doch nächstes Jahr eine Straße in der Nähe des Platzes sperren sollte. Denn neben ein paar Möwen gab es einige Motorradfahrer, die ein bisschen angeben mussten. Für mich selbst war es aber kein einfaches Konzert, ich hatte mir irgendwo eine Grippe eingefangen und habe drei Tage lang mit hohem Fieber dirigiert. Nach dem Konzert flogen Sie gleich zurück nach Liverpool, wo Sie ja das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra leiten. Ja, dort haben wir zum ersten Mal das „Liverpool International Music Festival“ veranstaltet – auch ein spektakuläres Event: Open Air im Sefton Park, einem der schönsten Plätze Liverpools mit 12.500 Zuschauern und natürlich britischem Wetter. Es hat genieselt. Dazu kamen ein paar CD-Aufnahmen. Turbulente Zeiten, zu denen Sie den neuen ChefdirigentenPosten in Oslo antreten! Das stimmt. Aber alles in allem lief der Saisonauftakt sehr gut. Das Orchester entwickelt sich weiter – in die richtige Richtung! (sein Handy klingelt) Entschuldigen Sie, da muss ich rangehen. Das ist 18

meine Frau, wir erwarten sehr bald ein zweites Baby. Glückwunsch! Das steht also auch noch auf Ihrem Plan ... Ja, in weiser Voraussicht habe ich schon zwei Wochen Termine abgesagt. Hoffentlich kommt das Baby pünktlich (lacht). Zwei Tage vor dem errechneten Geburtstermin nehme ich Schostakowitschs 13. Sin­fonie auf – da sind zwei Chöre eingeladen, Solisten, das Orchester, viele Mitarbeiter ... Das ist das Ende des Schostakowitsch-Zyklus’ bei Naxos – das kann ich ja an niemand anderen abgeben ... Zurück nach Oslo: Was haben Sie mit dem Orchester vor? Das Oslo Philharmonic besteht aus so vielen großartigen Musikern. Was ich mir von ihnen wünsche, ist, dass sie im Konzert freier sind, weniger an die Noten als eine Art Wissenschaft denken, sondern dass sie noch mehr über die Bedeutung nachdenken, darüber, was hinter den Noten steht. Es gibt eine so große Distanz zwischen Orchester und Zuschauern ... Wirklich? Das Publikum wirkte beim Eröffnungskonzert sehr enthusiastisch! Die Zuschauer sprangen nach dem Konzert begeistert auf. Ja, in der Rezeption ist das Publikum wirklich toll. Aber dennoch: In Liverpool handhaben wir es so, dass sich die Orchestermusiker vor oder nach dem Konzertabend noch im Publikum tummeln. Dadurch fühlen sich die Zuschauer enger mit den Menschen auf der Bühne verbunden. Sie fühlen sich, als wären sie Teil der Aufwww.crescendo.de

Dezember 2013 – Januar 2014

Foto: Mark McNulty

Der russische Dirigent hat die Leitung des Oslo Philharmonic Orchestra übernommen. Wir sprachen mit Petrenko kurz nach dem Saison-Eröffnungskonzert über seine neuen Aufgaben, die Tücken der Digitalisierung und richtig treue Fans. v o n A n n a N o v á k


PETRENKO LIVE 2.12.13: Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal Russisches Nationalorchester, Khatia Buniatishvili (Klavier), Vasily Petrenko (Leitung) Werke von Sergej Rachmaninow und Nikolai Rimski-Korsakow 3.12.13: Philharmonie Essen, Alfried Krupp Saal Russisches Nationalorchester, Khatia Buniatishvili (Klavier), Vasily Petrenko (Leitung) Werke von Anatoli Ljadow, Sergej Rachmaninow und Antonín Dvořák 4.12.13: Philharmonie im Gasteig, München Russisches Nationalorchester, Tzimon Barto (Klavier), Vasily Petrenko (Leitung) Werke von Pjotr I. Tschaikowsky und Antonin Dvořák

führung. Dieses Gefühl von Gemeinschaft finde ich sehr wichtig. Hier in Norwegen ist es eher noch so: Wir auf der Bühne sind die Professoren, die den Leuten da unten erklären, wie großartige Musik gemacht wird. Machen Sie deswegen auch die Konzerteinführungen persönlich? Das mache ich tatsächlich sehr oft. Hier ist es für die Zuschauer natürlich besonders wichtig, weil sie mich kennenlernen wollen. Gestern haben mich nach dem Konzert noch Besucher auf der Straße angesprochen. Das ist okay, schließlich sind wir doch alle bloß Menschen. Es ist ja nicht so, dass ein Maestro auf die Erde gekommen wäre, um die Worte Gottes zu verkünden. Diese Zeiten sind vorbei. Ist das der Trend Ihrer Dirigenten-Generation? Stehen Sie und Ihre Kollegen den Zuschauern und dem Orchester näher als die Maestri von damals? Ich denke schon, dass das so ist, aber nicht aufs Orchester bezogen. Herbert von Karajan stand seinen Musikern immer sehr nah. Ich kenne ein paar Menschen, die mit ihm gearbeitet haben und sagen, er war ein warmherziger, sehr netter Mann. Bloß gab es damals einfach gesellschaftliche Regeln und Regulierungen. Alles in allem hat sich die Nähe zwischen Orchester und Dirigent nicht maßgeblich verändert – das ginge auch gar nicht, denn die Beziehung zwischen Musikern und Dirigenten ist wie in einer Familie: Man ist bekümmert, wenn man sich nicht nah ist. Was genau ist dann der Unterschied? Unsere Dirigentengeneration ist digitalisiert. Das ist Fluch und Segen zugleich. Stellen Sie sich vor: Wenn man als junger Dirigent in den 50ern zum Beispiel eine Brahms-Sinfonie dirigieren wollte, dann musste man erst mal die Partitur bestellen und sich eine VinylPlatte kaufen. Alle Dirigenten studierten dann die genauen, auch musikhistorischen Umstände des Stücks, wann der Komponist wie und warum komponiert hat. Daher musste man in die Bibliothek marschieren – am besten in eine große! Schließlich die Bücher auch noch lesen – das brauchte eine Menge Zeit, mindestens ein oder zwei Wochen. Heutzutage geht man online und hat mit einem einzigen Fingertipp alle Informationen direkt vor der Nase. Aber wo sehen Sie dann den Fluch der Digitalisierung? Wissen Sie, es ist wie mit Büchern und Filmen. Wenn man ein Buch liest, nimmt man alles ganz von der eigenen Fantasie geleitet wahr. Schaut man einen Film, bekommt man zwangsläufig eine Sicht der Dinge präsentiert. Bestes Beispiel: „Der Herr der Ringe“. Das ist ganz klar ein toller Film, aber es ist eben die Interpretation des Regisseurs und nicht die, die ich vielleicht aus dem Buch herausgelesen habe. Und genauso ist es in der Musik: Wenn man bloß die Noten liest – so ist das ja in der Regel bei zeitgenössischen Werken – ist die Interpretation komplett aus der eigenen Fantasie erwachsen. Hört man sich ein Werk aber direkt als Aufnahme an, bekommt man es durch die Brille eines anderen vorgestellt. Durch die Digitalisierung ist alles weniger persönlich geworden. Natürlich kann man sich heute teilweise bis zu fünfzig verschiedene Aufnahmen einer Komposition anhören. Aber es ist einfach etwas

anderes, wenn man sich bloß mit den Noten auseinander setzt. Wie handhaben Sie es mit neuen Stücken? Ich setze mich tatsächlich erst mal mit der Partitur hin und versuche die Musik bloß mit meinen inneren Ohren zu hören. Dann sitze ich zum Beispiel im Flugzeug, nur mit den Noten auf dem Schoß, ohne irgendwelche technischen Hilfsmittel. Aber ich sehe noch mehr Nachteile unseres modernen Zeitalters. Die da wären? Die Probenzeiten der Orchester werden stark beschnitten. Orchester sind eine teure Sache, und es ist kein Geheimnis, dass die Budgets zusammenschrumpfen. Und selbst wenn sie nicht schrumpfen, tut die Inflation ihr Nötiges. Das ist der Grund, warum Orchester weltweit versuchen, immer mehr Konzerte in eine Woche zu quetschen. Drei Konzerte mit bloß zwei Tagen Probe. In diesen Proben muss man dann sehr präzise sein und vorher planen, was man in den zwei Tagen erarbeiten will. Auch das war früher anders. Haben sich die Orchestermusiker auf die neue Probensituation eingestellt? Das kommt ein bisschen auf das Land an. In England lernen die Musiker wahnsinnig schnell, setzen sofort das um, was von ihnen verlangt wird. Sie sind auf viele Konzerte hintereinander eingestellt – sodass ihnen beinahe langweilig wird, wenn es einen Tag mehr Probenzeit gibt. Ich glaube, das hat alles mit dem Lebensstil, den wir in der heutigen Gesellschaft pflegen, zu tun. Die Informationsdichte ist so groß! So groß, dass sie unser Gehirn unter echten Druck setzt, schließlich können wir nur eine bestimmte Menge an Information aufnehmen und speichern. Sie glauben also, dass unsere Gesellschaft mit zu viel Information überfordert ist? In meinen Augen, ja. Natürlich geht es uns in vielerlei Hinsicht besser als vor einigen Jahren, vor allem ökonomisch: Wir haben bessere Lebensumstände, bessere Häuser, sichereres Essen. Aber: Macht uns das glücklicher? Zurück zum Oslo Phiharmonic Orchestra. Wie haben Sie sich auf den Job vorbereitet? Es gab viele Planungsmeetings im Vorfeld. Die sind natürlich wichtig und nötig, aber das ist nicht die Arbeit, die ein Musiker wirklich spannend findet. Das ist zu bürokratisch. Ich will lieber auf die Bühne und mit dem Orchester arbeiten. Bei den Eröffnungskonzerten in Oslo war auch eine Reisegruppe aus Liverpool im Publikum. Sind die Ihnen etwa nachgereist? Ja! Das ist eine hinreißende Gruppe mit etwa 35 Fans, die schon überall auf der Welt Konzerte von mir besucht haben. Sie waren in Peking, Shanghai, San Fransisco, Los Angeles ... Dann haben Sie ja einen echten Fanclub! Ich finde das ein tolles Konzept: Diese Menschen – meist ältere, denn die Jungen können sich ja so große Reisen gar nicht leisten heutzutage – reisen in der Gesellschaft von Leuten, die sie kennen, und sehen gemeinsam die schönsten Städte überhaupt. Sie waren in Rom, in Paris, in Wien! Und an einem der Abende der Reise kommen sie eben zu mir ins Konzert. Dann nehmen die treuen Herrschaften für Sie ja einiges auf sich. Oh ja, da gab es schon unglaubliche Erlebnisse! Eine der Damen hat mal in China beim Aussteigen aus dem Bus eine Stufe verpasst und hat sich beim Sturz den Kiefer gebrochen und musste drei Wochen in China im Krankenhaus liegen. Ist diese Dame später noch mal mitgereist? Sie werden es nicht glauben, aber einige Wochen später traf ich sie in Prag im Konzert, und sie lachte und sagte: „Ich bin die, die in China aus dem Bus gefallen ist!“ „Shostakovich: Symphony No. 4“ Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, Vasily Petrenko (Naxos) 19


k ü n s t l e r

Das Ensemble Il Pergolese, Kirche S. Maria di Donnaregina in Neapel: „Pergolesis Musik bietet Freiräume.“

Pergolesi 2.0 So, wie sich Neapel seither verändert hat, geben vier Musiker aus Deutschland, Frankreich und Italien auch Giovanni Pergolesis Musik ein ganz neues Gesicht. Ein Besuch vor Ort.

leine Gässchen voller dicht behängter Wäscheleinen, schick renovierte Altbauten neben Ruinen, hunderte Straßenstände, an denen gefälschte Markenartikel, selbstgehäkelte Mützen und natürlich Pizza in allen Variationen verkauft werden, hupende Mofafahrer und akute Lebensgefahr bei jedem Versuch, auch noch so kleine Straßen zu begehen oder gar zu überqueren – das ist Neapel im 21. Jahrhundert. Schwer, sich vorzustellen, welches Neapel Giovanni Battista Pergolesi kennengelernt haben mag, als er vor 300 Jahren hier lebte. In Jesi geboren, zog der Komponist mit etwa 12 Jahren in die Metropole, um am Conservatorio dei Poveri di Gesù Cristo zu studieren, und verbrachte den größten Teil seines leider sehr kurzen Lebens in dieser Stadt. Hier wurde seine berühmte Oper La serva padrona uraufgeführt, ebenso wie Lo frate ῾nnamorato, Il flaminio und viele seiner geistlichen Werke. Neapel jedenfalls ist ein sehr passender Ort, um die erste CD des Ensembles „Il pergolese“ vorzustellen. Ebenso, wie sich die Stadt in den vergangenen Jahrhunderten verändert hat, geben die vier Musiker aus Deutschland, Frankreich und Italien auch Pergolesis Musik ein ganz neues Gesicht. Arien aus seinem Stabat Mater sowie aus verschiedenen Opern und Pergolesis Sinfonia per violoncello dienen dem Ensemble als Vorbild und Inspirationsquelle für ihr Projekt. Sie mischen Klavier, Cello, Gesang, Percussion und elektronische Klänge, folgen Pergolesis Musik mal mehr und mal weniger genau, arrangieren und improvisieren über einzelne Themen – während der Probenphase kamen und gingen die Ideen, „wie im Karussell, und irgendwann weiß man dann, das ist es, dieser Spur möchten wir weiter folgen“, erzählt Cellistin Anja Lechner. Einer Stilrichtung kann man das Ergebnis dieser Arbeit nicht zuordnen, nicht

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einmal als Mischung aus verschiedenen stilistischen Elementen will sie die Musik verstanden wissen. „Vorschnelles Einordnen funktioniert hier nicht, alles ist noch im Fluss. Jeder von uns bringt musikalische Elemente aus seiner Erfahrung mit – es geht darum, aufeinander zu hören und aufeinander zu reagieren. Pergolesi steht dabei immer im Mittelpunkt. Wir wollen ihn mit einem anderen Blick betrachten, eine neue Wahrnehmung schaffen.“ Entstanden ist „Il pergolese“ bereits 2011 aus einem Auftrag des Festivals Pergolesi-Spontini in Jesi heraus, wie Lechner berichtet: „Ursprünglich hatte Maria Pia de Vito, die Sängerin, mich wegen eines anderen Projekts angeschrieben, und wir hatten uns bei ihr in Rom zu ersten Proben getroffen. Da erhielt sie eine Anfrage von dem berühmten klassischen Pergolesi-Festival in Jesi, etwas anderes, Neues mit Pergolesi zu machen.“ Schnell einigten sich die beiden Musikerinnen darauf, sich statt ihres ursprünglichen Projekts erst einmal gemeinsam mit dem italienischen Komponisten zu befassen, und vervollständigten ihr Ensemble mit dem Pianisten François Couturier und dem Klangkünstler und Percussionisten Michele Rabbia. „Maria Pia kommt aus dem Jazz, und ich komme aus der Klassik – es war klar, dass wir am Klavier jemanden brauchen würden, der diese beiden Welten im Zusammenhang mit Pergolesi verbinden kann, und aus meiner langjährigen Zusammenarbeit mit François weiß ich, dass er sich auf eine ganz besondere Art und Weise mit Alter Musik auseinandersetzt und auch schon wunderbare Arrangements von Pergolesis Werken geschrieben hat.“ Bei der Auswahl der Werke musste das Quartett auf viele verschiedene Aspekte achten: „Wir konnten nicht nur die Melodien nehmen, die uns persönlich gut gefallen, denn nicht jedes Stück ist auch für unsere Besetzung geeignet. Zum Beispiel Arien mit viel www.crescendo.de

Dezember 2013 – Januar 2014

Fotos: Gábor Simon; Gianfranco Adduci / Pomigliano Jazz

K

v o n a n t o n i a E m de


„In Rom oder München ist es manchmal schwieriger, einen Konzertsaal zu füllen!“

Text, oder welche, bei denen sich Strophen wiederholen – was soll man damit machen? Bei manchen Stücken fehlt auch einfach die Fülle des Orchesters. Wir haben vieles ausprobiert und wieder verworfen, weil wir festgestellt haben, dass es nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt oder gewünscht hatten.“ Grundsätzlich eignet sich aber die Musik von Il Pergolese, wie der Komponist zu Lebzeiten auch genannt wurde, besser für das Projekt als viele Werke von späteren Komponisten, meint Lechner: „Die Musik von Pergolesi lässt Freiräume. Bei Mozart beispielsweise würde in meinem Kopf keine Kreativität entstehen, in seiner Musik gibt es keine Note zu viel oder zu wenig, da gibt es nichts mehr hinzuzufügen.“ Neapel ist auch deswegen der richtige Ort für die CD-Präsentation, weil die Stadt und ihre Musik auch Pergolesis Kompositionen beeinflusst haben. Auf diesem Gebiet ist Maria Pia de Vito Spezialistin: „Für mich hat in Pergolesis Musik schon immer auch die neapolitanische Musik mitgeklungen. Die Musik und die Umgebung haben seine Kompositionen beeinflusst – Neapel ist einfach in jeder Hinsicht ansteckend!“ Seit dem Anfang ihrer Karriere beschäftigt sich die klassisch ausgebildete Sängerin intensiv mit alter neapolitanischer Musik, singt Villanellen aus dem 15. Jahrhundert, erforscht und arrangiert neapolitanische Lieder. „Für mich ist dieses Projekt eine Fortsetzung meiner Arbeit“, sagt sie. Vor allem in Pergolesis Opern finden sich viele Elemente neapolitanischer Musik – Rhythmen aus Tarantella und Tammuriata, die vermehrte Verwendung bestimmter Intervalle, Uneindeutigkeit zwischen Dur und Moll. Zu der konsequenten Verarbeitung dieser engen Verwandtschaft gehörte für de Vito auch die Übersetzung der lateinischen Texte aus dem Stabat Mater in die neapolitanische Sprache. Auch

dadurch verändert sich der Klang von Pergolesis Musik: „Im Neapolitanischen gibt es viel mehr verschiedene Vokale. Italienisch hat nur fünf verschiedene, aber Neapolitanisch besitzt zehn, zwölf oder mehr – das gibt dem Gesang viel mehr Farbe, mehr Subtilität, es ist eine sehr musikalische Sprache.“ Das neapolitanische Publikum jedenfalls ist offenbar von dem Konzept überzeugt. Schnell füllt sich die wunderschöne Kirche S. Maria di Donnaregina am Abend des Konzerts, bis auf den letzten Platz besetzt ist der Raum, als „Il Pergolese“ die Bühne betritt. „Unglaublich – in Rom oder München ist es manchmal schwieriger, einen Konzertsaal zu füllen“, wundert sich Lechner. Es ist aber auch ein ganz besonderes Erlebnis, die vier Musiker live zu erleben, zu sehen, wie sie untereinander kommunizieren, wie mal dieser und mal jener im Vordergrund steht, wie sie sich die Bälle zuwerfen. Kein Wunder, dass das Publikum am Ende mit lang anhaltendem Applaus auf einer Zugabe besteht. Nach dem Konzert, längst ist die Nacht hereingebrochen, bleibt beim gemeinsamen Essen noch Zeit, um sich gemeinsam über die erfolgreiche Premiere zu freuen, auf die CD anzustoßen und noch ein wenig über Musik zu philosophieren. Doch auch am Ende eines langen Abends müssen manche Fragen unbeantwortet bleiben. Was Pergolesi wohl von der neuen CD halten würde? „Das“, sagt François Couturier und zieht die Schultern hoch, fragen alle Journalisten. Aber, ganz ehrlich: Ich weiß es nicht.“ „Il Pergolese“ de Vito, Couturier, Lechner, Rabbia (ECM)

crescendo fischer-dieskau_crescendo fischer-dieskau 12.11.13 13:59 Seite 1

Präsentiert von EuroArts und Idéale Audience:

DIE BRUNO MONSAINGEON EDITION Vol. 1: DIETRICH FISCHER-DIESKAU Leben und Werk in 9 Filmen auf 6 DVDs/Blu-rays Mit umfangreichem Hardcover-Buch Am 5. Dezember 2013 feiert einer der bedeutendsten Regisseure von Musikdokumentarfilmen seinen siebzigsten Geburtstag: Bruno Monsaingeon. Mit der Reihe Bruno Monsaingeon Edition veröffentlichen Idéale Audience und EuroArts eine mehrteilige Edition der Meisterwerke des weltweit gefeierten Regisseurs, die jeweils in einer aufwendig gestalteten Box erscheinen und neben den verschiedenen Filmen ein grafisch einzigartig gestaltetes, außergewöhnlich ausgestattetes Buch enthalten. Die erste Edition widmet sich Dietrich Fischer-Dieskau, dessen Name weltweit untrennbar mit dem deutschen Liedgut verbunden ist. Umfangreiche Bildmaterialien aus dem privaten Archiv von Dietrich Fischer-Dieskau und seiner Frau Julia Varady runden diese gelungene und einmalige Film-Edition ab. www.naxos.de Im Vertrieb der NAXOS DEUTSCHLAND GmbH

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k ü n s t l e r

Der

Mandolinenmann Avi Avital aus Israel gilt als Wunderkind eines Instruments, das in der klassischen Musik nur eine Nebenrolle spielt. Warum er das ändern möchte und welche Stücke überhaupt in Frage kommen, verriet er uns in Berlin beim Interview. von Dagmar Leischow

Foto: Uwe Arens / DG

Avi Avital und seine Mandoline.

crescendo: Stimmt es, dass ein Nachbarsjunge Ihre Begeisterung für die Mandoline geweckt hat? Avi Avital: Ja. Über uns wohnte Jacob Reuven, der ja heute ein namhafter Mandolinenspieler ist. Er war damals Mitglied im Jugendmandolinenorchester meiner Heimatstadt Be’er Sheva. Als Achtjähriger habe ich ihn zu einer Probe begleitet. Ich war so begeistert, dass ich unbedingt selber Mandoline spielen wollte. Was hat Sie denn an diesem Instrument fasziniert? Im Gegensatz zur Geige ist die Mandoline von Anfang an sehr zugänglich. Schon als ich sie zum allerersten Mal gezupft habe, konnte ich ihr ein paar ganz passable Klänge entlocken. Das hat mich natürlich motiviert! Außerdem musste mir keiner zeigen, wie ich dieses Instrument zu halten habe. Ich nahm es in die Hand und legte einfach los. Aber im Unterricht spielten Sie dann schon nach Noten. Sicher. Mein erster Lehrer war Simcha Nathanson, der Gründer unseres Jugendmandolinenorchesters. Für mich ging nichts über die Zeit, die ich mit ihm verbracht habe. Nicht bloß, weil ich von ihm viel lernte. Vor allem hat er mich an die Klassik herangeführt. Das eröffnete mir eine völlig neue Welt, denn zuhause hörte ich hauptsächlich marokkanische Musik. Meine Eltern wurden nämlich in Marokko geboren und sind später – wie viele nordafrikanische Juden – nach Israel ausgewandert. Dort kamen Sie auf die Welt. Für Ihr Studium haben Sie Be’er Sheva verlassen und zogen nach Jerusalem. Genau. Allerdings gab es an der Musikakademie keinen Mandolinenprofessor, deshalb musste ich bei dem russischen Geigenprofessor Moti Shmitt studieren. Rein technisch hat er mir nichts beigebracht, bei ihm drehte sich wirklich alles um die Musik. Er zwang mich, mich mit meinem Instrument auf das Level einer Violine zu begeben, und ließ mich knallhart das Geigenrepertoire einstudieren. Wenn ich mal mit einer Passage haderte, konnte er mir keine 22

Tipps geben. Ich war darauf angewiesen, selber eine Lösung für mein Problem zu finden. Hat Sie das nicht manchmal zur Verzweiflung getrieben? Für mich war das eher eine gute Schule. Ich bin nie auf die Idee gekommen, die Mandoline als äußerst limitiertes Instrument mit wenig Dynamik abzutun. Schließlich setzte mein Lehrer hohe Erwartungen in mich. Ich sollte aus meiner Mandoline Klangfarben und Nuancen herausholen, die man sonst nur von einer Violine kennt. Trotzdem haben Sie Ihre Ausbildung später bei einem richtigen Mandolinenprofessor in Italien fortgesetzt. Ugo Orlandi hat mir in Padua die traditionelle Technik nahegebracht. Er machte mich mit der Originalliteratur für die Mandoline vertraut. Das war für mich eine höchst aufschlussreiche Erfahrung. Ich merkte, dass die Komponisten meinem Instrument in den vergangenen Jahrhunderten nicht allzu viel zugetraut hatten. Darum fasste ich den Plan, die Mandoline und ihr Repertoire zu revolutionieren. Was heißt das konkret? Weil es verhältnismäßig wenige Stücke gibt, die tatsächlich für die Mandoline geschrieben wurden, muss ich immer wieder neue Wege beschreiten. Sei es, dass ich eine Komposition in Auftrag gebe. Oder dass ich Werke, die ursprünglich für andere Instrumente bestimmt waren, für die Mandoline arrangiere. Ich denke, mit meiner BachCD habe ich bewiesen, wie gut das funktioniert. War diese Aufnahme eine große Herausforderung für Sie? Mit Bachs Violinkonzert habe ich mich relativ leicht getan. Meine Mandoline wird ja wie eine Geige gestimmt, das hat mir in diesem Fall sehr geholfen. Ich konnte fast notentreu spielen. Bei „Between Worlds“ Avi Avital (Deutsche Grammophon) www.crescendo.de

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NEUE ST IMMEN

AVI AVITAL AUF TOURNEE 1.12.13: Berlin, Heimathafen Neukölln, “Cello Case”, Werke von Bach, de Falla, Bartók, Budashkin u.a. 15.12.13: München, Prinzregententheater mit der Kammerakademie Potsdam, Werke von Vivaldi, de Falla, Bach, Dorman u.a. 21.12.13: Freiburg, E-Werk 26.12.13: Potsdam, Nikolaisaal mit der Kammerakademie Potsdam / Werke von J. S. Bach, Vivaldi, Bartók, u.a. 27.12.13: Berlin, Philharmonie (KMS) zusammen mit der Berliner Camerata

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28.12.13: Hamburg, Philharmonie ebenfalls mit der Berliner Camerata

den Cembalokonzerten dagegen musste ich mehr verändern. Ich entwickelte meine Version aus verschiedenen Transkriptionen. Was braucht ein Stück, damit Sie es auf Ihrer Mandoline interpretieren können? Ganz wichtig ist mir, dass nicht so sehr ein bestimmtes Instrument im Vordergrund steht, sondern tatsächlich die Musik. Bachs Violinkonzert zeichnet sich zum Beispiel durch seine Idiomatik aus. Jeder Klang hat etwas Reines, das wiegt letztlich mehr als die Geige selbst. Nehmen Sie dagegen die Violinkonzerte von Bruch, Brahms, Tschaikowsky oder Mendelssohn Bartholdy, dann sieht die Sache anders aus. Diese Komponisten haben wirklich jede Note für die Geige geschrieben. Als Student spielte ich ihre Stücke trotzdem, heute reizt mich das nicht mehr. Ich nehme mir lieber Werke vor, denen ich neue Aspekte abgewinnen kann. Und worauf kommt es Ihnen bei einer Auftragskomposition an? Ich muss unbedingt mit dem Komponisten auf einer Wellenlänge liegen. So wie mit Avner Dorman. Ich fragte ihn, was er mit der Mandoline verbinden würde. Er antwortete: „Brasilianische Klänge, Bluegrass, Barock, Filmmusik à la Fellini.“ All diese Genres sind in sein Stück eingeflossen. Nebst arabischen Elementen, die auf meine Wurzeln verweisen. Für die Interpretation von Dormans Mandolinenkonzert haben Sie eine GrammyNominierung bekommen. Sind Sie stolz? Ja. Meine Grammy-Nominierung, mein Plattenvertrag bei Deutsche Grammophon und mein Carnegie-Hall-Debüt sind doch ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich das Image der Mandoline allmählich wandelt. Sie wird in der Welt der Klassik wieder ernster genommen. Für mich gehört sie als italienisches Barockinstrument definitiv in die Konzertsäle. Aber gehen Sie mit Ihrer neuen CD „Between Worlds“ nicht eher einen Schritt in Richtung Folklore? Ohne Zweifel trägt diese Einspielung folkloristische Züge. Vor allem, wenn ich mich mit dem Jazz-Akkordeonisten Richard Galliano zusammentue. Sein Instrument hat in der

Klassik normalerweise nichts verloren. Das stört mich nicht – ich habe überhaupt keine Scheu, Grenzen zu überschreiten. Deswegen stehe ich so gerne mit dem Klezmer-Klarinettisten Giora Feidman, der ebenfalls mit mir im Studio war, auf der Bühne. Wir haben nie Noten dabei, alles wird improvisiert, wir lassen uns von der Energie des Publikums tragen. Von dieser Erfahrung habe ich bei der „Between Worlds“-Produktion enorm profitiert. Ich entwickelte die Arrangements für Montis Csárdás und Villa-Lobos’ Aria (Cantilena) während der Aufnahme ganz spontan mit Galliano. Welches Konzept hatten Sie für Ihr Album? Wollten Sie sich musikalisch tatsächlich zwischen den Welten bewegen? Ja. Erstens mal hat mein Instrument eine zwiespältige Identität, es ist irgendwo zwischen Klassik und Populärmusik angesiedelt. Darum darf man ruhig verschiedene Stile vermischen, finde ich. Zweitens interessierte es mich brennend, wie die Folklore klassische Komponisten beeinflusste. Als Bartók zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch rumänische oder ungarische Dörfer zog, um Volkstänze zu erkunden, war das etwas Besonderes. Er ließ dann Folklore in die Klassik einfließen, damit zeigte er sich für damalige Verhältnisse außerordentlich fortschrittlich. Neben Bartóks rumänischen Volkstänzen haben Sie sich auch einer Passage aus Dvořáks Amerikanischem Quartett gewidmet. Dieser Komponist ist nach New York gegangen, um die US-Klassik zu reformieren. Wer jedoch seine Sinfonie aus der Neuen Welt oder sein Amerikanisches Quartett analysiert, stellt ziemlich schnell fest: Er hat sich nie von seiner eigenen Vergangenheit losgelöst. In seinen Werken tauchen immer wieder slawische Harmonien auf, schöne Melodien. Er pendelte also zwischen früher und heute. Fühlen Sie sich stärker der Gegenwart verpflichtet? So pauschal kann man das nicht sagen. Ich bin stets neugierig, mich interessiert jede Art von Musik. Und zwar aus allen Epochen. Allerdings möchte ich die alten Werke so spielen, dass sie sogar im 21. Jahrhundert modern klingen. 23

Operntalente begleiten und fördern

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k ü n s t l e r

Bachs weibliche Seite Die junge Sängerin Nuria Rial gehört zu den Topstars der Barockszene und veröffentlicht ein Album mit Liedern der Anna Magdalena Bach. Wir trafen sie zusammen mit Musikdramaturg Hans-Georg Hofmann.

Foto: Merçè Rial

Annäherung an das uns fast Eine hoch talentierte Sängerin, unbekannte musikalische Leben deren Auftritte oft schon der Anna Magdalena Bach zu Wochen im Voraus ausverkauft verstehen. Es kann, muss aber sind, eine Musikerin mit Herz nicht so gewesen sein. und Verstand, und noch dazu Wie viel Einfluss hatte Anna bildhübsch ... Oh, Sie denken, Magdalena denn auf die wir schreiben hier über Nuria Musik Ihres Mannes Johann Rial? Nein, eigentlich war damit Sebastian Bach? Anna Magdalena Bach gemeint. Aufgrund der wenigen überlieAber natürlich gilt diese ferten Dokumente können wir Anmoderation auch für Nuria fast nur spekulieren. Aber man Rial, die katalanische Altekann davon ausgehen, dass ihr Musik-Spezialistin. Was viele Einfluss als Sängerin, Kopistin nicht wissen: Rial studierte zwar der Werke ihres Mannes und in Barcelona, schloss dann aber damit auch als Partnerin in noch einige Jahre Studium für musikalischen Fragen nicht ihr Solistendiplom in Basel an. unerheblich war. Bach schenkte Hier liegt die Erklärung dafür, seiner zweiten Frau zu Beginn warum sie immer wieder mit der Ehe zwei „Clavier-Büchdem Kammerorchester Basel lein“. Wir wissen nicht, wann konzertiert. Als dessen künstlegenau sich die beiden das erste rischer Manager und MusikdraMal begegnet sind. Er muss ihre maturg Hans-Georg Hofmann Stimme über alles geschätzt auf die Geschichte der Anna haben und hat sich gewiss von Magdalena Bach – Johann ihrem Gesang für sein eigenes Sebastian Bachs zweiter Ehefrau Werk inspirieren lassen. Dafür – stieß, war das nächste gemeinNuria Rial, geboren 1975 in Katalonien. spricht, dass sie als erste Frau same Projekt geboren. und „Cammer-Musicantin“ 1721 in Köthen als Hofmusikerin unter Frau Rial, kann man sagen, dass Ihr neues Album „Traces to seiner Leitung eingestellt wurde. Sie sang regelmäßig bei den KanAnna Magdalena Bach“ eine dezidiert weibliche Sicht auf Bachs Musik ist? Mit Julia Schröder haben Sie extra eine Dirigentin an tatenaufführungen zu den Geburtstagen der fürstlichen Familie. Bach schrieb die Musik dazu. Bord geholt. Frau Rial, ist für Sie die Zusammenarbeit mit dem KammerJa, das stimmt. Das wird schon ein Versuch sein, Anna Magdalena orchester Basel etwas Besonderes? Schließlich haben Sie in Basel Bach aus unserer Sicht näher zu kommen. Julia Schröder interpreIhre solistische Ausbildung abgeschlossen. tiert so wunderbar weich und lyrisch, eben sehr elegant und weiblich. Sie hat so eine bemerkenswerte Ausdruckstiefe, und ihr Klang Das Kammerorchester Basel hat mich in den letzten 14 Jahren immer wieder begleitet. Das ist schon eine lange Zeit. Alles hat ja ist unverwechselbar. Das macht sie für mich einzigartig. mit meinem Diplomkonzert in der Musikakademie der Stadt Basel Herr Hofmann, Anna Magdalena Bach war offenbar eine sehr angefangen, wo ich das Glück hatte, das Kammerorchester als begabte Sängerin. Gibt es gesicherte Angaben darüber, welche Ensemble mit dabei zu haben. Von da an haben wir so ziemlich der Arien auf Nuria Rials neuem Album Anna Magdalena tatjedes Jahr etwas zusammen gemacht. Es sind viele schöne Konzerte sächlich selbst aufgeführt hat? Es gibt sie – aber nur ganz wenige: so das eingespielte Rezitativ und im Laufe der Jahre dabei entstanden. Fast zeitgleich zu Ihrem Bach-Album erscheint auch Ihre neue die beiden Arien aus dem Clavier-Büchlein, die Anna Magdalena Mozart-CD: Das Requiem! Da lautet die erste Frage natürlich: Bach sicherlich im privaten Kreise sang, aber auch in den KonzerIn welcher Version haben Sie es denn eingespielt, in der traditioten des Collegium Musicum. Nachweisbar sind gemeinsame Aufnellen Süßmayr-Variante? tritte mit ihrem Ehemann außerhalb Leipzigs in Weißenfels und Nein, wir haben uns bei unserer Aufnahme nach Kassel, und vermutlich sang sie auch in Dresden. Von der Auffühder Fassung von Robert Levin gerichtet. Das ist rung der Köthener Trauermusik 1729 wissen wir aus den erhalteein amerikanischer Musikologe und Mozartnen Dokumenten, dass neben Johann Sebastian und seinem ältesSpezialist, der sich lange Zeit mit dem Requiem ten Sohn Wilhelm Friedemann auch Anna Magdalena Bach als Sängerin mitwirkte. Trotzdem: in den meisten Fällen ist wenig „Arias. Traces to Anna Magdalena Bach“ (dhm) nachweisbar. Deshalb ist diese Einspielung in erster Linie als 24

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beschäftigt hat. Levin stützte sich bei seiner Ausgabe zwar auf Süßmayrs Fassung, aber er hat sie in vielen Punkten auch korrigiert und vervollkommnet. Vor allem in der Orchestrierung hat er so manches modifiziert, und er hat einen Satz hinzugefügt! Das chorale Amen nach dem Lacrimosa wurde von Robert Levin rekonstruiert, nachdem in den 1960er-Jahren eine Skizze von einem „Amen“ in Mozarts Briefen wiedergefunden wurde. Das heißt also, wir haben ein wenig „mehr“ Requiem auf unserer CD, als man es gewohnt ist. Sie sind auch in der „World Music“-Szene bekannt und haben zuletzt das Album „Mediterraneo“ mit Christina Pluhar realisiert. Wo liegen für Sie die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Beschäftigung mit klassischer Musik und der sogenannten World Music? Also, erst einmal: Ich würde das eher als traditionelle Musik bezeichnen. Sie ist für mich eine Bereicherung in meinem Leben. Es tut mir sehr gut, wenn ich sie höre und singe. Es geht darum, zu kommunizieren, es geht um Authentizität, viel weniger um Technik oder Gesangskunst. Manchmal sind es die einfachsten Melodien, die uns am stärksten bewegen. Ich versuche, ein wenig von dieser Musikauffassung immer auch in meine „klassischen“ Auftritte zu holen. Das hilft mir sehr. Ich freue mich übrigens schon auf die bevorstehenden „Mediterraneo“-Konzerte, da lerne ich sicher eine Menge. Nehmen Sie etwa die großartige Mísia: Es ist für mich ein Traum, mit dieser Königin des Fado auf der Bühne sein zu dürfen. Mísia bewundere ich schon lange. In den letzten Jahren haben Sie sich vor allem mit deutschem und italienischem Repertoire beschäftigt. Wann hören wir mal wieder etwas Spanisches von Ihnen? Das ist in der Tat etwas, das ich sehr gerne und sehr bald machen möchte ... ich hoffe, ich kann es realisieren. Meine allererste CD war vor 15 Jahren „Claros y frescos ríos“ – Renaissancemusik für

Gesang und Vihuela. Am Anfang habe ich mich ziemlich viel mit spanischer Renaissance beschäftigt. Ich habe auch von Eduard Toldrà die kleine Oper El Giravolt de Maig aufgenommen, doch dieses Album ist leider nur in Spanien in den Handel gekommen. Was sollte man denn aus dem Bereich der spanischen Musik unbedingt mal gehört haben? Was also ist der ganz persönliche ultimative „Spanien-Musiktipp“ von Nuria Rial? Ich denke, viele Menschen werden ja Falla, Granados und Albéniz schon kennen und schätzen. Also muss ich sie hier nicht erst groß empfehlen. Andere Komponisten, die ich persönlich sehr mag, sind Eduard Toldrà und Frederic Mompou. Sie sind etwas weniger bekannt und haben meist auf Katalanisch geschrieben. Für einen regnerischen, nebligen Sonntagmorgen empfehle ich übrigens eine Zarzuela, zum Beispiel Doña Francisquita (Amadeo Vives) mit unserem legendären Tenor Alfredo Kraus und María Bayo als Sopran. Das macht sofort gute Laune! Interview: Rainer Aschemeier

Nuria Rial Live 15.12.13: Festspielhaus Baden-Baden /16.12.13: Amsterdam, Concertgebouw / 18.12.13: Innsbruck, Congresshaus / 20.12.13: St. Gallen, Tonhalle / 21.12.13: Luzern Georg Friedrich Händel: „Messias“ Tour mit dem Kammerorchester Basel & Tölzer Knabenchor unter der Leitung von Paul Goodwin 9.2.14: München, Prinzregententheater Chronik der Anna Magdalena Bach Kammerorchester Basel, Nuria Rial

                                           

                     Eröffnungskonzert Eröffnungskonzert

Münchner MünchnerSymphoniker Symphoniker Johannes JohannesR.R.Köhler, Köhler,Leitung Leitung 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal

Klazz KlazzBrothers Brothers&&Cuba CubaPercussion Percussion

„Classic meets Cuba 2 - Cuban reloaded!“ „Classic meets Cuba 2 - Cuban reloaded!“ 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal

Jocelyn B. Smith Jocelyn B. Smith „Here I am“

„Here Uhr I am“ 19:30 Max-Littmann-Saal 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal

Schwanensee Schwanensee Rumänisches Staatsballett „Fantasio“

Rumänisches Staatsballett „Fantasio“ 19:30 Uhr Kurtheater 19:30 Uhr Kurtheater

        Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH • Am Kurgarten 1

Marc MarcSecara Secaraand andhis his Berlin BerlinJazz JazzOrchestra Orchestra

Neujahrskonzert Neujahrskonzert

featuring: featuring:PePeWerner Werner Jiggs JiggsWhigham, Whigham,Leitung Leitung 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal

Marina Chiche, Violine Marina Chiche, Violine Berliner Symphoniker Berliner Symphoniker Lior Shambadal, Leitung Lior Shambadal, Leitung 17:00 Uhr Max-Littmann-Saal 17:00 Uhr Max-Littmann-Saal

Viva Voce Viva Voce

Die Zauberflöte Die Zauberflöte

„Commando a capella „Commando a capella Jubiläumsspezial“ Jubiläumsspezial“ 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal

Klaus Doldinger‘s Passport Klaus Doldinger‘s Passport „Best of Passport“ „BestUhr of Passport“ 19:30 Max-Littmann-Saal 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal

Bayer.8048-444 StaatsbadMo Bad Kissingen GmbH • Am Kurgarten 1 - Fr: 8:30 - 20:00 Uhr, Sa/So 10:00 - 14:00 Uhr 0971 Mo Fr: 8:30 - 20:00• Uhr, Sa/So 10:00 - 14:00 Uhr 0971 8048-444 kissingen-ticket@badkissingen.de www.kissingerwinterzauber.de kissingen-ticket@badkissingen.de • www.kissingerwinterzauber.de Veranstalter: Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH Veranstalter: Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH im Zusammenwirken mit der Stadt Bad Kissingen im Zusammenwirken mit der Stadt Bad Kissingen

Velvets Black & Light Theater Velvets Black & Light Theater 19:30 Uhr Kurtheater 19:30 Uhr Kurtheater

Spark - die klassische Band Spark klassische Band 19:30 Uhr- die Rossini-Saal 19:30 Uhr Rossini-Saal

Abschlusskonzert Abschlusskonzert Ingolf Turban, Violine

Ingolf Turban, Violine Philharmonie Festiva Philharmonie Festiva Gerd Schaller, Leitung GerdUhr Schaller, Leitung 19:30 Max-Littmann-Saal 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal

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p e r s o n a l i e n

y utaka sad o Der japanische Dirigent folgt Andrés Orozco-Estrada als Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich nach. Er wird ab der Saison 2015/16 zunächst für drei Jahre verpflichtet. Ausschlaggebend für die Bestellung war nach den Worten von Paul Gessl, Geschäftsführer des Tonkünstler-Orchesters, die „herausragende Begegnung und die intensive künstlerische Arbeit“ bei einer ersten Zusammenarbeit mit Yutaka Sado im März 2013. Sado, der seit 2005 Künstlerischer Leiter des Hyogo Performing Arts Centre und Chefdirigent des dortigen Orchesters ist, freut sich ebenfalls auf „eine künstlerisch anspruchsvolle Zukunft“ mit dem Tonkünstler-Orchester. Der 52-Jährige wird im Rahmen seines Engagements mindestens 23 Konzerte in Wien, St. Pölten und Grafenegg sowie Tourneen und CD-Produktionen leiten. Andrés Orozco-Estrada, bisheriger Chefdirigent der Tonkünstler, wird ab 2014/15 neuer Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters Frankfurt und Musical Director beim Houston Symphony Orchestra.

d avid g ar r e tt Viel Wirbel gibt es derzeit um den 32-jährigen Stargeiger: Seit Ende Oktober der Film Der Teufelsgeiger in die Kinos kam, in dem Garrett Niccolò Paganini spielt, hagelt es Kritik. Garrett sollte „sofort sein Management feuern“, schrieb etwa die WELT. Zu dem Trubel um den Film kommt nun auch noch Ärger mit einer offenbar nicht autorisierten, aber laut Autor „exklusiven“ Biografie. Garretts Vater forderte laut SZ von der Münchner Verlagsgruppe eine Unterlassungserklärung, da das Buch „vor Fehlern und Falschbehauptungen strotze“. Der Autor Johannes Rothenbaum hat die Biografie angeblich aus Interviews und Zeitungsartikeln rekonstruiert.

G e s t o r b e n

John Tavener sagte einmal, fast jedes seiner Stücke sei in gewisser Weise ein Blick auf den Tod in unterschiedlichem Licht. Sphärisch klingt seine Musik und nachdenklich, sie erinnert oft an die kirchlichen Choräle des Mittelalters. Der britische Komponist, 1944 in London geboren, war vor allem für seine geistliche Vokalmusik bekannt, darunter zum Beispiel die Kantate The Whale, die Oper St Thérèse und The Protecting Veil. Der ursprünglich presbyterianische Tavener konvertierte 1977 zur rus-

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sisch-orthodoxen Kirche, deren Ikonen für ihn zu einer großen Quelle der Inspiration wurden. Ebenso erfolgreich war seine langjährige Zusammenarbeit mit der orthodoxen Nonne Mutter Thekla. Sie schrieb unter anderem den Text für Song for Athene, das bei der Beerdigung von Prinzessin Diana in Westminster Abbey erklang. Zumindest musikalisch wendete sich Tavener später von der Zugehörigkeit zu einer einzelnen Religion ab und beschäftigte sich unter anderem mit sufistischen und muslimischen Themen. Tavener, der am Marfan-Syndrom litt und bereits mehrere schwere gesundheitliche Krisen durchlebte, starb am 12. November 2013 im Alter von 69 Jahren in seinem Haus im britischen Dorset. Der Komponist John Rutter sagte anlässlich seines Todes in der BBC: „Er schaffte es, sein Publikum in totale Stille zu versetzen – eine sehr seltene Gabe. Er glaubte fest daran, dass Musik für jedermann sein sollte.“ Der Cellist Steven Isserlis kommentierte: „Er hatte seine eigene Stimme. Er schrieb die Musik nicht, um prominent zu sein – er schrieb Musik, weil er dies tun wollte.“

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Fotos: Summerstorm, BR/ARTE; Simone Carnetti-Clarke.

sir Jo hn Tavener


hören & sehen •

Die besten CDs & DVDs des Monats von Oper über Jazz bis Tanz Die neue Box zu Ehren von Fritz Reiner (Seite 38) Christoph Schlüren über den französischen Komponisten Olivier Greif (Seite 40)

Malia & Boris Blank

Das Glück im Finstern

„Convergence“ Malia, Boris Blank (Emarcy)

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Foto: Universal Music

„Ich tauche in diese Musik ein wie in einen Tanz“, sagt Malia über ihre neue Produktion. „Wenn man sich zu viele Sorgen oder Gedanken beim Tanzen macht wird man steif – und es wird kein guter Tanz. Nur hier zu sein, heute und im Moment zu leben – das bedeutet mir alles.“ Diese Sätze wiegen deutlich schwerer, weiß man, dass Malia seit Jahren zwischen zwei Polen schwingt: dem Glück, Mutter zu sein, und dem Horror Brustkrebs. Nach ihrem NinaSimone-Tribut, für das sie den Echo Jazz gewann, zeigt die Sängerin mit der wunderbar erlebten Stimme auf „Convergence“ jetzt eine persönlichere, verletzlichere Seite. Sie singt hauptsächlich eigene Songs, deren mal abstrakte, immer bildhafte Geschichten von Sklavenschiffen oder der Hure „Claire Cadillac“ durch die reduziert elektronische Produktion des „Yello“-Machers Boris Blank noch beschwörender und intimer wirken. Ob das Maschinen-Soul ist oder vielleicht elektronischer Jazz spielt keine Rolle. In dieser direkten und eindringlichen Musik zählen nur die Momente, wie im Tanz. Aber es sind Momente, an die man sich ein Leben lang erinnern will.


h ö r e n & s e h e n

Die wichtigsten CDs des Monats, ausgewählt von Attila Csampai

Nachhaltiges für den Gabentisch Für die Adventszeit und die stillen Tage des Jahreswechsels empfiehlt unser Chefkritiker ­nachhaltige musikalische Kost, ohne Verfallsdatum. Fischer sieht in Mozart nicht unbedingt einen frühen Romantiker, sondern verortet ihn in der Nähe Haydns – als einen ähnlich experimentierfreudigen Klassiker. So treibt er seine 40-köpfige Truppe Pergolesis berühmte Marien-Sequenz Stabat zu einer nervig-pulsierenden, impulsiv-kontrastreichen Spielweise Mater passt zwar nicht in die Adventszeit, resi- an, die mit sehr flüssigen Tempi und innerem Druck das „instrudiert aber längst im Olymp der unsterblichen mentale Drama“ in den Vordergrund rückt und so auch die unmitMeisterwerke. Und was Frankreichs Star-Coun- telbare Nähe von Mozarts Opern spüren lässt. Eine spannende tertenor Philippe Jaroussky und die erst 23 Jahre alte Julia Lezhneva Frischzellenkur. in ihrem ersten gemeinsamen Album an duettierendem Gleichlaut, an perfekt abgestimmter vokaler Harmonie abliefern, ist schlicht „The Carnegie Recital“ Daniil Trifonov (DG) phänomenal, fast überirdisch schön, von einer instrumental anmutenden Präzision und stilistischen Parallelität, die einem von den Kaum ein anderer Newcomer sorgte in den letzersten Takten des einleitenden f-Moll-Duetts den Atem raubt und ten Jahren in der Fachwelt für einen solchen in andere Sphären entführt: Hier findet in der Musik, in der geistliWirbel wie der 1991 geborene Russe Daniil Trichen Reflexion der Leiden Mariä in Anbetracht des Gekreuzigten, fonov, der bereits mit 20 den Tschaikowskydie Überwindung der Geschlechtertrennung statt und die TransforWettbewerb gewann. Während die einen seine mation des Vokalen in eine Art metaphysischen Wohllaut, den man unglaubliche Technik bewundern, preisen andere seine künstleridamals dem Kastratengesang zumaß. Dies leisten hier aber zwei sche Reife. Jetzt hat das Gelblabel den Wunderknaben unter Vertrag unversehrte Sänger, ein Falsettist und eine Sopranistin auf höchst genommen und schickt ihn mit einem Mitschnitt seines umjubelten eindrucksvolle Weise. Die intime Karfreitagsklage wird sinnvoll Debüt-Recitals in der New Yorker Carnegie Hall ins Rennen. Das ergänzt durch zwei eher extrovertierte, dramatisch-expressive Hammerprogramm zeugt von Mut und impliziert Vergleiche. Am Psalmvertonungen Pergolesis, in der beide Protagonisten auch ihre besten gelingt ihm die kurze, knackige gis-Moll-Sonate von SkrjaVirtuosität brillant ausspielen. bin, die er gestenreich aus dem Ärmel schüttelt, während er Liszts monströse h-Moll-Sonate schlank und feingliedrig, aber sehr kon­ trolliert und ganz ohne Dämonie präzise durchdekliniert. Auch in W. A. Mozart: Sinfonien KV 425 und KV 543 Danish National Chamber Orchestra, den Préludes von Chopin kombiniert Trifonov höchste manuelle Adam F­ ischer (Dacapo) Akrobatik mit einer fast distanziert anmutenden emotionalen Adam Fischer, der ältere der beiden dirigieren- Zurückhaltung, die der totalen mentalen Kontrolle den Vorzug gibt den Brüder, liebt die Wiener Klassik, und er hat gegenüber dem freien Ausleben der Leidenschaften: Bei Pogorelich, einen langen Atem: Bereits im alten Jahrtausend meiner Referenz, war da mehr Leben drin, mehr Farben, mehr arbeitete er in Eisenstadt 14 Jahre lang an seiner innerer Aufruhr. Trifonov vermag zu beeindrucken, aber kaum zu Gesamteinspielung der Sinfonien Haydns, jetzt feilt er bereits im berühren: ein cooler Virtuose. siebten Jahr in Kopenhagen mit dem exzellenten Dänischen Kammerorchester an seinem Mozart-Sinfonien-Zyklus und ist (in Folge Prokofiev 3, Bartók 2 Lang Lang, Berliner Philharmoniker, 11) bei der Linzer KV 425 und der späten Es-Dur KV 543 angekomSimon Rattle (Sony) men. Es gelingt ihm auch in diesen beiden populären Werken neue Akzente der Frische und einer „historisch orientierten“ Schlagkraft Wo „Trifonov“, die neue vornamenlose „Marke“, und Transparenz zu setzen, die vor allem die oft genug pathetisch schleunigst hinwill, nämlich in die höheren aufgeblasene Es-Dur-Sinfonie von allem Freimaurer-Dünkel befreit. Sphären eines Superstars, da residiert bereits Giovanni B. Pergolesi: Stabat Mater Julia Lezhneva, Philippe Jaroussky, I Barocchisti, Diego Fasolis (Erato)

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seit Jahren der chinesische Paradiesvogel Lang Lang, dessen Vorliebe für glamourösen Pointillismus zuletzt etwas an seinem Image gekratzt hat. Diesem leisen Verdacht nachlassender Seriosität tritt der 30-Jährige jetzt sehr energisch entgegen durch sein neues, zwei harten Brocken der Moderne gewidmetes Album: Gemeinsam mit Sir Simon Rattle und den in Topform aufspielenden Berliner Philharmonikern hat er Prokofjews spielerisch-überdrehtes drittes mit Bartóks rätselhaft-herbem zweiten Klavierkonzert kombiniert und beide sauschweren Fingerbrecher aus dem Panzer aggressiver Kraftmeierei befreit. Prokofjews neoklassizistisches Feuerwerk funkelt jetzt wieder in allen Farben und entpuppt sich als ein Meisterwerk intellektueller Ironie und einer sprühenden Leichtigkeit, die den Hörer mit Kunststücken verzaubert anstatt ihn zu erschlagen. Ähnlich raffiniert und klangschön durchleuchtet und durchlebt er Bartóks komplexe Klangrede, und versucht auch hier, den Hörer emotional zu öffnen für die tiefen Geheimnisse und Schönheiten dieser Musik. Richard Strauss: „Violinkonzert, Sonate für Violine und Klavier“ Thomas Albertus Irnberger, Michael Korstick, Israel Chamber Orchestra, Martin Sieghart (Gramola)

Der junge Salzburger Geiger Thomas Albertus Irnberger zählt zur raren Spezies des intellektuellen Virtuosen, eines stets neugierigen, den Dingen auf den Grund gehenden Musikers. Er hat jetzt im Vorfeld des kommenden Strauss-Gedenkjahres zwei genialische Jugendwerke des Münchner Komponisten leidenschaftlich wiederbelebt, die man sonst viel zu selten hört: Sein großartiges spätromantisches Violinkonzert schrieb Strauss als Gymnasiast und unterstrich damit seine außerordentliche Begabung, und Irnberger unternimmt mit großem, glühendem Ton, mit perfekter Intonation und virtuosem Furor alles, um es ganz oben zu positionieren im Konzertkanon. Für die fünf Jahre später komponierte konzertant-wilde Violinsonate gewann er sogar den Kölner BeethovenBerserker Michael Korstick, der hier auf einem zeitgemäßen Streicher-Flügel von 1884 mit Irnberger ein vor Energie und Leidenschaft berstendes musikalisches Gefecht führt, das die Dimensionen von Strauss’ exzessiver Dramatik eindrucksvoll aufspannt. Hier haben sich zwei gefunden, die „blind“ harmonieren, als spielten sie seit Ewigkeiten zusammen: Dieses unbestechliche Duo sollte weitermachen.

Mendelssohns Welt Die Violinsonaten Andreas Reiner, Violine Desar Sulejmani, Klavier B 108081

ELLINGTON/STRAYHORN & Tschaikowsky: Nutcracker Suites Duke Ellington, Billy Strayhorn, Harmonie Ensemble New York, Steven Richman (Harmonia Mundi) Track 8 auf der crescendo Abo-CD: „Blumenwalzer“ von Tschaikowsky

Zum Schluss ein Tipp für Audiophile: Von Tschaikowskys populärer Nussknacker-Suite gibt es unzählige Einspielungen, aber so unglaublich präsent, so grell ausgeleuchtet, so haptisch-hautnah – als säße das ganze Orchester mitten im eigenen Wohnzimmer – hat man dieses Juwel seiner Instrumentationskunst noch nie genießen können wie in der neuen, extrem knackigen Interpretation des New Yorker Klassik-Jazz-Grenzgängers Steven Richman. Er hat jetzt zum ersten Mal Tschaikowskys Original mit einer bei uns kaum bekannten Jazz-Version der Suite von Duke Ellington und Billy Strayhorn auf einer CD vereint, dazu Top-Musiker aus beiden Lagern ins Studio gelockt, also sein auf 60 Spieler aufgestocktes, eigenes „Harmonie Ensemble“ und eine mit Jazz-Größen wie Lew Soloff (vormals bei B, S & T!) bestückte 16-Mann-Band. Und der verrückte Tonmeister hat alles so deutlich und plastisch „nach vorne“ gezoomt, dass man sofort die Waffen streckt: Dieses Album weckt Tote auf! 29

Munich Opera Horns Fan Faire

Werke für 6-10 Hörner von Stiegler, Bach, Gabrieli, Srnka, Verdi, Piazzolla B 108072

Im Handel sowie als Download erhältlich. Informationen und Hörproben: www.farao-classics.de T +49 89 14330080


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Sabine Meyer

Die singende Klarinette Wolfgang Amadeus Mozart schätzte die Klarinette für ihren klanglichen Facettenreichtum und huldigte dem Instrument mit kammermusikalischen, orchestralen und solistischen Kompositionen. In seiner letzten Oper La clemenza di Tito schlüpft das Bassetthorn in eine gesangliche Rolle. In Non píu di fiori stellt Mozart sein Lieblingsinstrument der geständigen Vitellia als gesanglichen Dialogpartner zur Seite. Sabine Meyer übernimmt diesen virtuosen Part und entdeckt überdies weitere Konzertarien Mozarts für sich. Bravourös übersetzt in eine sprechende Klarinettenstimme erzeugt Sabine Meyer auf der A-Klarinette Der Liebe himmlisches Gefühl, um dann erneut in La clemenza di Tito als Sextus auf der Bassettklarinette um Vergebung zu bitten. Es ist ein außergewöhnliches Klangspiel, bei dem es Sabine Meyer gelingt, Mozart und die Klarinette neu zu präsentieren. MD

Kirsten Johnson

Kölner Akademie

Wendy Warner

Begnadet!

Vivaldis Erben

Haydn-Hochburg

Mein Gott! Was ist das für fantastische Klaviermusik! Und der Komponist ist ... wer? Arthur Foote? Nun gut, bis jetzt konnte man vielleicht so einigermaßen wissen, dass Foote einer der vielen US-amerikanischen Spätromantiker war. Und die Orchesterwerke, die man hier und da entfernt auf CD aufgeschnappt hatte? Waren ja auch ganz nett. Aber das hier, das ist nun wirklich etwas anderes: Das hat Substanz! Es ist die vielleicht aufregendste Klaviermusikentdeckung des Jahres. Arthur Foote – so stellt sich heraus – war nicht weniger als ein begnadeter Komponist, wenn es ums Klavier ging. In strenger, konservativer Manier hat er rundum begeisternde Klaviermusik von bleibendem Wert im Fahrwasser von Schumann und Brahms verfasst. Selbst engstirnigste Puristen dürften bei diesem 3-CDSet ganz aus dem Häuschen sein, zumal hier auch Interpretation und Aufnahmeklang absolut makellos sind. Mehr als das: Kirsten Johnson ist eine vollendete Pianistin mit grandioser Technik und enormer künstlerischer Persönlichkeit. RA

Die Komponisten der Werke auf diesem Album kennt kein Mensch. Oder haben Sie schon einmal etwas von Emanuele Barbella, Giovanni Hoffmann oder Giovanni Francesco Giuliani gehört? Eben! Warum man diese Musik trotzdem gehört haben sollte? Weil es die hier versammelten Konzerte jederzeit mit den Publikumshits von Antonio Vivaldi aufnehmen könnten, zum Beispiel. Und weil diese Musik aus venezianischem Barock und Wiener Klassik einfach so herzergreifend schön ist, dass sich jedwede Form der Kritik praktisch ausschließt. Es spielt hier übrigens die Kölner Akademie, die unter Leitung des Amerikaners Michael Alexander Willens zuletzt mit eher kratzbürstigen Mozart-Aufnahmen Furore gemacht hatte, die nicht jeder schön fand. Hier jedoch zeigen die Kölner, dass sie auch anders können: anmutig, ausgewogen, mit hoher Präzision und einem herrlich schönen Streicherklang. Mandolinistin Anna Torge dürfte zu den führenden Solis­ tinnen für ihr Instrument zu zählen sein. RA

Dass gute Haydn-Interpretationen nicht verpflichtend aus Österreich, Ungarn oder Deutschland kommen müssen, wissen wir längst. Chicago allerdings war bis jetzt nicht unbedingt als Haydn-Metropole bekannt. Das könnte sich mit diesem Album ändern. Seit Rostropowitsch einst mit der Academy of St Martin-in-the-Fields musizierte, habe ich die Haydn’schen Cellokonzerte (und die seines Zeitgenossen Mysliveček) nicht mehr so zwanglos, musikalisch und graziös gehört wie hier. Ein Großteil der zu vergebenden Komplimente geht an den äußerst klangschönen, perfekt intonierten und technisch grandiosen Vortrag von Wendy Warner. Doch nicht nur die feinnervige und schöngeistige Interpretation vermag hier zu begeistern. Die CD hat zudem einen für meine Begriffe vollkommenen Aufnahmeklang, der in Sachen Räumlichkeit und Natürlichkeit keine Wünsche offen lässt. RA

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Arthur Foote: „Complete Piano Music“ Kirsten Johnson (Delos)

Barbella, Giuliani, Hoffmann: „Mandolinenkonzerte“ Anna Torge, Kölner Akademie, M. A. Willens (Ars Produktion)

Haydn, Mysliveček: „Cello Concertos“ Wendy Warner, Camerata Chicago, Drostan Hall (Cedille)

Track 5 auf der ­crescendo Abo-CD: „Impromptu“ aus Trois Morceaux

Track 1 auf der ­crescendo Abo-CD: „Allegro grazioso“ aus Concerto per Mandolino

Track 3 auf der ­crescendo Abo-CD: „Allegro molto“ aus Cello-Konzert C-Dur www.crescendo.de

Dezember 2013 – Januar 2014

Foto: Christian Ruvolo

„Mozart Arias“ Sabine Meyer, Kammerorchester Basel, Andreas Spering (Sony)


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spielt zum Minimal Music nuss rge Maximalen Hö

een Jeroen van V

dogma chamber orchestra

Die trauen sich was! Sie sind jung, sie sind innovativ und sie trauen sich was. Und nun, auf dem mittlerweile dritten Album, präsentiert das dogma chamber orchestra eine Ersteinspielung der 24 Präludien von Dimitri Schostakowitsch. Eigentlich für Klavier und Geige komponiert, sind diese Werke erst in diesem Jahr in einer für Streichorchester arrangierten Fassung gedruckt worden. Die 16 Musiker des Orchesters unter der Leitung von Mikhail Gurewitsch arbeiten hier sehr solistisch, jede Stimme hat ihre besondere Aufgabe – gemeinsam ergibt sich ein durchsichtiger, strukturierter Schostakowitsch-Klang. Das dogma chamber orchestra hat ein Händchen für die vielschichtigen Präludien, kitzelt auf seinen Instrumenten rotzig-rabiate Töne und samtigsatte Klangfarben mit viel musikalischem Wiedererkennungswert heraus. Eine echte Entdeckungsreise, spannend von der ersten bis zu letzten Note! AN

„do.gma #3. The Shostakovich Album“ Dogma Chamber Orchestra (Berthold Records)

Lebendiger Schlußstrich Der viel gelobte Mahler-Zyklus der Bamberger Symphoniker unter Jonathan Nott ist nun mit einer leidenschaftlich die Chor- und Orchestermassen formenden Einspielung der 8. Sinfonie vollständig. Ohne Scheu vor dem weltumspannenden Pathos Mahlers gelingt hier eine moderne, Strukturen und Klangräume sicher formende Lesart. „Denken Sie sich, dass das Universum zu tönen und zu klingen beginnt. Es sind nicht mehr menschliche Stimmen, sondern Planeten und Sonnen, welche kreisen“, hatte Mahler einst notiert – und diesem universalen Anspruch werden die Interpreten mit Hingabe und energetischer Musikalität vollends gerecht. Dabei geht nichts in Klangmassen unter: Chor und Orchester der Bamberger Symphoniker, der Tschechische Philharmonische Chor, die Windsbacher Knaben und das gute Solistenoktett werden von Jonathan Nott stets klar und differenziert geführt, alles ist im Fluss, die Phrasierungen wirken natürlich, die Vokalparts dürfen kantabel bleiben und müssen nicht forcieren. Das Auf und Ab der Musikfluten ordnen deutliche, rhythmische Akzente. So ist auch der letzte Teil des Zyklus’ auf hohem Niveau gelungen. US

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Bamberger Symphoniker

7 CDs

Youtube Video Jeroen van Veen Play´s Einaudi!

Der niederländische Minimal-Music-Spezialist Jeroen van Veen hat für diese Sammlung die kompletten Klavierstücke von Ludovico Einaudi auf insgesamt 7 CDs aufgenommen. 3 CDs

Gustav Mahler: „Symphonie Nr. 8“ Bamberger Symphoniker, Jonathan Nott (Tudor) Track 11 auf der ­crescendo Abo-CD: „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“

Sergiu Celibidache

Philipp Glass Solo Piano Music

Zeitlose Referenzen Auf 13 CDs veröffentlicht das Label Audite die zweite Folge – nach der grandiosen 3-CD-Box der kompletten RIAS-Aufnahmen – des Berliner Vermächtnisses der Konzertmitschnitte und Studioaufnahmen unter der Leitung von Sergiu Celibidache, mit den Berliner Philharmonikern und den beiden Rundfunkorchestern aus Berlin-Ost und -West. Es fehlen lediglich die Werke, die nicht auf Originalbändern aufgetrieben werden konnte (wie Schostakowitschs Siebte Sinfonie, Berlioz’ Les Francs Juges oder die Petite Suite von Debussy/Büsser). Klangtechnisch ist das Ergebnis, Audite-typisch, eine frappierende Überraschung. Erstmals auf CD unter Celibidache verfügbar sind hier folgende Werke: Heinz Tiessens drastisch expressionistisches Vorspiel zu einem Revolutionsdrama und Rudi Stephan aus extremsten Gegensätzen sich entfaltende Musik für Orchester, fünf Lieder von Hugo Wolf mit Margarete Klose, César Cuis märchenhafte Suite In modo populari, Glasunovs Karneval-Ouvertüre, drei Sätze aus Milhauds 2. Suite symphonique, MacDowells idyllische Cello-Romanze mit Hans Bottermund und David Diamonds spielfreudige Rounds for strings. Vieles weitere (Tschaikowskys 2. Sinfonie, Strawinskys Jeu de cartes, Pistons 2. und Chávez 1. Sinfonie usw.) war nur in unautorisierten Remasterings erschienen und längst vergriffen. Eine grandiose Anthologie, aus der musikalisch besonders die 1953er-Aufnahmen von Mendelssohns Italienischer und Georges Bizets C-Dur-Sinfonie als zeitlose Referenzen hervorstechen, aber auch Beethovens 7. Sinfonie von 1957, die leider ab Mitte des 3. Satzes vom Rundfunk gelöscht wurde. CS

„Celibidache: The Berlin Recordings (1945 – 1947)“ Berliner Philharmoniker, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Radio-SymphonieOrchester Berlin, Sergiu Celibidache (Audite) 31

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2 CDs

Arvo Pärt Für Anna Maria Complete Piano Music 5028421947754

5 CDs

Simeon ten Holt Solo Piano Music Vol. I-V 5029365943420 Mehr Information gibt es unter: http://de.brilliantclassics.com Das offizielle deutschsprachige Blog von Brilliant Classics


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Albrecht Mayer & The King's Singers

Foto: Harald Hoffmann / DG

Mit Kunstschnee & Oboe

„Let it snow“ Albrecht Mayer, The King‘s Singers (Deutsche Grammophon) Kindheitsträume sind dazu da, um erfüllt zu werden. Und in den besten Fällen gelingt das auch. Oboist Albrecht Mayer hatte so einen Traum. Seitdem er denken kann, wollte er einmal in seinem Leben die King’s Singers treffen. Wie gut, dass es nicht nur bei einem Treffen geblieben ist. Denn nach der ersten Begegnung stand fest, dass es musikalische Liebe auf den ersten Blick war. Und so traf man sich zu Sommerbeginn im Berliner AufnahmeStudio und feierte Weihnachten. Für Albrecht war es sowieso ein

vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, und die King´s Singers ließen sich hörbar bereitwillig auf dieses einmalige Konzept ein: Sechs Sänger und ein Oboist! Und es ist tatsächlich eine Traumkombination geworden aus Mayers traumschönen Oboenklängen und dem A-Capella-Gesang. Das ist mal sanft, mal extrem humorvoll arrangiert (Let it snow!) und hebt sich wohltuend vom ewig gleichen Weihnachts-Einerlei ab! HW

Mormon Tabernacle Choir

RIAS Kammerchor

Alle Jahre wieder

Weihnachts-Highlight

Zugegeben: Je mehr Jahre ins Land gehen, desto mehr schätze ich die ruhigen, stillen Momente der sogenannten „staaden Zeit“ und die dementsprechende Musik. Aber manchmal, ja manchmal gehen mir die vorweihnachtlichen Gäule durch, und ich muss dem Kitsch-Stübchen Nahrung geben. Die Weihnachtskonzerte des Mormon Tabernacle Choir in Utah sind Jahr für Jahr aufs beste dazu geeignet, denn so sicher wie das „Amen“ in der Kirche wird dort rabimmelt und rabammelt, was das weihnachtliche Zeug hergibt. Jahr für Jahr erscheint der Mitschnitt des Vorjahres auf dem hauseigenen Mormonen-Label und sorgt für Stimmung: Ganze Armeen von Glocken und Schellen, eine brausende Orgel, ein Mammut-Orchester, mehrere hundert alkohol-und sexbefreite Engelsstimmen und dazu alle Jahre wieder ein berühmter Gast-Solist. Renée Fleming, Bryn Terfel, die King’s Singers waren schon dabei, aber auch Brian Stokes Mitchell oder Natalie Cole. In der aktuellen Ausgabe ist das der britische Light-Tenor Alfie Boe, der die bereiten Herzen zum Schmelzen bringt. HW

Das defintive Highlight dieser Auswahl. Seit Jahren ist der RIAS Kammerchor für das Label „harmonia mundi“ tätig und hat Aufnahmen gemacht, die für die Ewigkeit sind, allen voran die ultimative Aufnahme des Bachschen „Weihnachtsoratoriums“ mit René Jacobs. Seit 2007 steht mit Hans-Christoph Rademann der mittlerweile sechste musikalische Leiter am Pult des großartigen Berliner Ensembles. Unter seiner Leitung hat der RIAS Kammerchor ein Weihnachts-Album aufgenommen, das zu den schönsten der letzten Jahre gehört. Auch wenn der weihnachtliche Bogen der ausgewählten Stücke mehrere hundert Jahre umfasst (angefangen von Michael Praetorius und Johann Eccard bis hin zum ehemaligen Leiter des Chores, Uwe Gronostay), wird jedes einzelne Stück mit einer unglaublichen Hingabe und Liebe zum Detail behandelt – und so wird tatsächlich aus jedem noch so kleinen Chorsatz ein weihnachtlich-musikalisches Juwel. Mein persönliches Highlight: Edvard Griegs zum Niederknien schönes Ave maris stella. Weihnachtliches Pflichtprogramm! HW

„Home for Christmas“ Alfie Boe, Mormon Tabernacle Choir, Orchestra at Temple Square, Mark Wilberg, Ryan Murphy 32

„Noel! Christmas! Weihnachten!“ RIAS Kammerchor, Hans-Christian Rademann (Harmonia Mundi) www.crescendo.de

Dezember 2013 – Januar 2014


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Nigel Hess

Joshua Bell

Pee Wee Ellis

X-Mas-Loungemusik

Ein musikalisches Geschenk

O du Fröhlicher

Bei diesen Vorfahren war eine musikalische Laufbahn vorgezeichnet. Die Großtante des britischen Komponisten Nigel Hess war die legendäre Pianistin Dame Myra Hess, eine der erklärten Lieblingspianistinnen von Dirigent Arturo Toscanini. Hess selber war jahrelanger Haus- und Hofkomponist der weltberühmten Royal Shakespeare Company und ist spätestens mit seiner Filmmusik für das Schmachtdrama „Der Duft von Lavendel“ berühmt geworden. Im Auftrag von Prince Charles hat er ein Klavierkonzert komponiert, und nach einem ersten weihnachtlichen Ausflug mit der pompösen „Christmas Overture“ kommt Hess jetzt mit einem ganzen weihnachtlichen Album zurück: „Silent Nights“. Wer jetzt einen KitschOverkill erwartet, sieht sich getäuscht. Denn Hess präsentiert die berühmtesten Carols aus aller Welt, allen voran Stille Nacht oder O little town of Bethlehem mit ganz sanften Arrangements: Klavier, Streicher des Royal Philharmonic Orchestra – das ist fast Weihnachts-Lounge-Musik mit Anklängen an Ludovico Einaudi. Für denjenigen also, der Weihnachten „chillen“ möchte, ganz entspannt unterm Baum. Ob der dann Last Christmas als BonusTrack aushält, sei mal dahingestellt. HW

Und zum Schluss kommt noch einer der berühmtesten Geiger der Welt mit Paketen beladen auf den Plan (was wörtlich zu nehmen ist, denn auf dem Cover sieht man vor lauter Päckchen – sehr zum Bedauern der Millionen weiblichen Fans weltweit – sein Gesicht nicht). Der amerikanische Stargeiger hat für seine „Musical Gifts“ eine ganze Reihe von befreundeten Musikstars eingeladen, um auf ganz unterschiedliche Art und Weise das Fest der Liebe zu feiern. So unterschiedlich die Stars, so unterschiedlich fallen auch die Arrangements der berühmtesten Weihnachtsklassiker von Let it snow bis Silent night aus, und dementsprechend ist für jeden Geschmack etwas dabei – auf höchstem musikalischen Niveau, versteht sich: Folk mit Alison Krauss, Latin-Pop mit Gloria Estefan, feinster Jazz mit Chris Botti und große Oper mit Plácido Domingo und Renée Fleming. Und Joshua Bell umschmeichelt sie alle, wie bei seinen weiblichen Fans gewohnt, mit den sanften Klängen seiner Violine. HW

„Silent Night“ Nigel Hess, Royal Philharmonic Orchestra (Panorama)

„Musical Gifts“ Joshua Bell and Friends (Sony Classical)

Ein Altmeister lädt zur Weihnachtsparty. Alfred „Pee Wee“ Ellis, bekannt als Tenorsaxofonist und Arrangeur, feiert das Fest der Feste mit neu arrangierten Klassikern. Auf seinem ersten Weihnachtsalbum macht der 72-Jährige genau die Musik, die man sich von einem Souverän erhofft, der seine Karriere zwischen Jazz und Soul gelebt hat. Mit einer enorm entspann­ ten (und dabei enorm groovenden) jungen Band und zahlreichen Gast-Sängern beschwört Ellis den „Spirit Of Christmas“. Das Resultat ist eine musikalische Bescherung: Sogar Stille Nacht, sagenhaft gesungen von Lisa Bassenge, oder der George-Michael-Gassenhauer Last Christmas, zur herrlichen Unkenntlichkeit gerettet von Peter Fessler, wirken wie neu. Dazu kommen Entdeckungen wie In The Upper Room, ein Mahalia-Jackson-Standard, den hier die Sängerin Lillian Boutté aus New Orleans soulful und schön wiederbelebt, oder der düstere Choral In The Bleak Midwinter, arrangiert vom Maestro selbst. Die Frage What Are You Doing New Years Eve wirkt im Zusammenhang mit dieser Platte rhetorisch: mit Pee Wee und seinen Freunden feiern, natürlich. GB

“The Spirit Of Christmas” Pee Wee Ellis (Minor Music)

MEHR ALS EINE LEGENDE IDRIS ELBA NAOMIE HARRIS

DER LANGE WEG ZUR FREIHEIT

AB 30. JANUAR 2014 IM KINO /MANDELA.FILM


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The Hilliard Ensemble

Natalie Dessay, Michel Legrand

Typisch Hilliard

Fast eine Chansonette

Im nächsten Jahr wird das Hilliard Ensemble 40. Die Mitglieder haben im Laufe der Zeit gewechselt, doch 2014 soll endgültig Schluss sein. Mit einer großen Tournee wird eines der prägenden Vokalensembles unserer Zeit Abschied nehmen. Wohl eine der letzten CDs ist daher Il Cor Tristo, die ganz in der Tradition des Ensembles alte und neue Musik enthält. Der Brite Roger Marsh hat für die Hilliards Texte aus Dantes Inferno vertont und dabei geschickt Kompositionstechniken aus der Renaissance mit einem modernen Idiom verquickt. Die Übergänge zu Petrarca-Vertonungen mit Madrigalen von Bernardo Pisano und Jacques Arcadelt aus dem 16. Jahrhundert klingen wie nahtlos angefügt und zeigen die Flexibilität der vier Sänger. Während Marshs düstere Danteverse mit thea­tralen Mitteln und Abstufungen zwischen Singen und Sprechen spielen, hellt die fließende Linienführung der Madrigale mit ihren überraschend modernen Harmonieführungen die Szenerie immer wieder auf. Das Hilliard Ensemble präsentiert das im warmen Hall des Raums mit Inbrunst und Lebendigkeit. Eine typische Hilliard-CD. US

Michel Legrand hat über 200 Filmmusiken geschrieben, über 100 Alben veröffentlicht. Jazz und Klassik fließen beim 81-jährigen Oscar- und Emmy-Preisträger ineinander, der Sound seiner Musik ist unverkennbar. Mit Natalie Dessay, dem französischen Opernstar, hat er nun, selbst am Klavier und begleitet von einer Handvoll Musiker, Chansons aus Filmmusiken wie Summer of ’42, Les Demoiselles de Rochefort und Les Parapluies de Cherbourg aufgenommen. Mit Bass und Schlagzeug swingt das sehr präsent im direkten Studio­sound. Natalie Dessay nähert sich ungekünstelt einer französischen Chansonstimme, mit zerbrechlich angetippten Höhen und vom Sprachklang dominierten, mitunter plappernd im Mund jonglierten Sprachrhythmen. Dass sich der Swing bei ihr nicht so recht einstellen will, mag Geschmacksache sein, auch ihre Interpretation eines Streisand-Songs aus Yentl. Was aber allem fehlt, ist eine lebendige Atmosphäre, die Spontaneität des Erzählens und jene Leichtigkeit einer Chansonette, die etwa Catherine Deneuve in aller Unvollkommenheit bei vielen dieser Nummern so unwiderstehlich zu präsentieren wusste. US

„Entre elle et lui“ Natalie Dessay, Michel Legrand (Erato) Gábor Boldoczki

Trompetengrüße aus Venedig

„Vivaldi hat viele wunderschöne Werke komponiert“, erklärt Gábor Boldoczki seine Intention, „und ich brenne darauf, sie einem modernen Publikum durch meine Transkriptionen für Trompete in einem neuen Licht vorstellen zu können. Die lyrischen Melodieverläufe der Stücke passen gut zu der Trompete, und ich liebe es auf meinem Instrument zu singen.“ Wie schon bei der Vorgänger-CD „Bach“ erweitert der ungarische Trompeter mit „Tromba Veneziana“ erneut das Repertoire seines Instruments mit neuen, individuell angepassten und selbst angefertigten Transkriptionen. Auf der CD finden sich sowohl Werke, die ursprünglich für Violine, Flöte, Oboe, Leier und Cello geschrieben wurden, als auch Arien wie „Sovvente il sole“ aus der Oper Andromeda Liberata und „Vedró con mio diletto“ aus der Oper l Giustino. Das Repertoire wird von Boldoczki sehr beweglich und überaus fein interpretiert, und die Qualität erscheint makellos und kristallklar. Für die Aufnahme des Doppelkonzerts für ViolonWeihnachtSoratorIum (I-VI) celli RV531 hat er seinen russischen Kollegen Sergei Nakariakov gewinnen können. HÄ Agnes Giebel • C. Wolf-Matthäus Helmut Krebs • Walter Hauck RIAS Kammerchor / Knabenchor RIAS Kammerorchester

aud. 21.421 (3 CDs)

“Il Cor Tristo” The Hilliard Ensemble (ECM)

karl rIstenpart

Erich Wolfgang Korngold

Berlin 1950

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st

maSteR release

RobeRt Schumann Die SinfoniSchen Werke • Vol. I Sinfonie Nr. 1 ‘Frühlingssinfonie’ Ouverture, Scherzo und Finale op. 52 Sinfonie d-Moll (Urfassung von 1841)

aud. 97.677

HeInz HollIger WDR Sinfonieorchester Köln

edelclassics@edel.com

Antonio Vivaldi: „Tromba Veneziana“ Gabór Boldoczki, Capella Gabetta, Andres Gabetta (Sony)

Die tote Stadt Vom Wiener Wunderkind zum tonangebenden Komponisten Hollywoods: Erich Wolfgang Korngolds Biografie wäre Drehbuch-tauglich. Doch über seine berühmten Scores, vor allem für Errol-Flynn-Filme, sind seine Werke für Konzertsaal und Bühne nahezu in Vergessenheit geraten. Dabei wurde die 1920 uraufgeführte Oper Die tote Stadt für den damals 23-jährigen Korngold rasch zum Welterfolg. Das Seelendrama um einen Witwer, der allein mit der Erinnerung an seine Frau lebt, dabei Traum und Realität verwechselt, ist wohl nicht zufällig in Wien entstanden, wo Sigmund Freud seine Traumdeutung veröffentlichte. Für die sehens- und hörenswerte Inszenierung der Finnish National Opera wählte Kasper Holten den tiefenpsychologischen Ansatz in einem suggestiven Bühnenbild. Mit Klaus Florian Vogt und Camilla Nylund sind die Hauptpartien hervorragend besetzt und im Orchester blühen spätromantische Farben prächtig auf. AR

Erich Wolfgang Korngold: „Die tote Stadt“ Klaus Florian Vogt, Camilla Nylund, Sari Nordqvist, Kirsti Valve, Finnish National Opera Chorus, Finnish National Opera Orchestra, Mikko Franck (Opus Arte)

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Dezember 2013 – Januar 2014


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Im p r e s s u m Abdullah Ibrahim

Meditative ­Melancholie Der südafrikanische Pianist Abdullah Ibrahim, schon zu frühen Apartheidszeiten als „Dollar Brand“ von Duke Ellington gefördert, ist für seine klaren Melodien bekannt. Hat der 79-Jährige ein Thema gefunden, wiederholt er es immer und immer wieder, wie ein Mantra. Auf seinem aktuellen Album „Mukashi“, dessen Untertitel „Once Upon A Time“ zugleich die Übersetzung aus dem Japanischen liefert, klingen seine musikalischen Meditationen mal kammermusikalisch, mal filmmusikalisch und mal wie Bach-Fantasien von Erik Satie. Oft solo, aber auch von Cleave Guyton an Flöte, Klarinette oder auch Saxophon und zwei Cellisten begleitet, ergründet Abdullah Ibrahim auf diesem Album eine schöne Melancholie und bietet dabei reichlich Raum für Interpretation. Man möchte zu dieser Musik in Gedanken versunken durch den Regen laufen oder traurig durch die Nacht fahren. Und eigentlich braucht es die schriftlichen Erklärungen zu einigen Stücken nicht: Die Musik sorgt auch ungedeutet für großes Kopfkino. GB

“Mukashi – once upon a time” Abdullah Ibrahim (Intuition)

Verlag Port Media GmbH, Senefelderstraße 14, 80336 München Telefon: +49-(0)89-741509-0, Fax: -11 info@crescendo.de, www.crescendo.de Port Media ist Mitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger und im AKS Arbeitskreis Kultursponsoring

Herausgeber Winfried Hanuschik | hanuschik@crescendo.de

Verlagsleitung Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de

Chefredakteur Robert Kittel (RK, verantwortlich)

Art director Stefan Steitz

REdaktion Anna Novák (AN), Antonia Emde (AE)

schlussREdaktion Edigna Hackelsberger

Autoren Tobias Haberl, Teresa Pieschacón ­Raphael (TPR), Antoinette Schmelter de Escobar (SDE)

Kolumnisten

Feininger Trio

Drei Schweizer in Berlin Wenn sich drei Deutsche treffen – zumal im Ausland – gründen sie einen Verein, heißt es. Exakt nach dieser Logik haben sich drei Schweizer in Berlin 2005 zu einem Klaviertrio zusammengefunden. Der Geiger Christoph Streuli und der Cellist David Riniker sind Mitglieder der Berliner Philharmoniker; der Pianist Adrian Oetiker lehrt zwar in München und Basel, gastiert aber oft am Potsdamer Platz. Zum Namenspatron ihres Ensembles haben sich die drei Musiker den Bauhaus-Mitbegründer Lyonel Feininger erkoren, dessen Atelier ganz in der Nähe ihres Probenortes lag. Auf ihrer allerersten CD widmen sie sich aber weder Berliner noch Schweizer Komponisten, sondern tschechischen: Smetana, Dvořák und dessen Schwiegersohn Suk, der sonst eher als Geigenvirtuose bekannt ist. Doch auch wenn sich Streuli auf der g-Saite hocharbeitet – die böhmischen Musikanten mag man den dreien mit ihrem wohlartikulierten, im Cello aber auch raspelnden Klang nicht ganz abnehmen. CM

Suk, Dvorak, Smetana: Feininger Trio (Avi) Track 4 auf der ­crescendo Abo-CD: „Vivace“ aus Klaviertrio c-Moll op. 2

Jelena & Ljerka Očić

In jeder Note ­verbunden Ganze 24 Sonaten für Violoncello und Basso continuo veröffentlichte der Cello-Virtuose Jean-Baptiste Barrière im Laufe seines Lebens, immerhin neun hinterließ Antonio Vivaldi bei seinem Tod im Jahr 1741. Auf ihrem ersten gemeinsamen Album widmen sich die Schwestern Jelena und Ljerka Očić jeweils drei Sonaten von Vivaldi und Barrière und bereichern Fans historischer Aufführungspraxis um eine facettenreiche Einspielung der barocken Sonaten. Vor allem das Klangspektrum des Cellos reicht von geisterhaftem Über-die-Saiten-Huschen bis hin zu temperamentvollen Ausbrüchen. Weniger präsent, und das ist das einzige Manko dieser Aufnahme, ist die Orgel, die in einigen Sätzen beinahe ganz hinter dem Cello verschwindet. Dennoch – nicht zuletzt die enge Verbindung zwischen den beiden Musikerinnen, die in jeder Note spürbar ist, macht dieses Album sehr hörenswert. AE

„The BaRock Experience. Masterpieces for Cello & Organ“ Jelena & Ljerka Očić (Challenge) Track 7 auf der ­crescendo Abo-CD: „Largo“ aus Cello Sonate Nr. 5

Attila Csampai, Daniel Hope, John Axelrod, Axel Brüggemann, Christoph Schlüren (CS)

Mitarbeiter dieser Ausgabe Angelika Rahm (AR), Uwe Schneider (US), Klaus Härtel (HÄ), Stefanie Paul, Götz Bühler (GB), Rainer Aschemeier, Dagmar Leischow, Martina Drechsler (MD), Gabriele Strauss, Malve Gradinger (GRA), Julia Hartel (JH), Hartmut Krafczyk, Susanne M. Weinert, Clemens Matuschek (CM), Laurenz Lütteken, Holger Wemhoff, Stefan Sell & Bob Coat.

Projektleitung plus regional Liselotte Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de

Verlagsrepräsentanten Tonträger: Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de Kulturbetriebe: L. Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de Hifi & Marke: Heinz Mannsdorff | mannsdorff@crescendo.de Verlage: Hanspeter Reiter | reiter@crescendo.de

Auftragsmanagement Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de Anna Hermann | hermann@crescendo.de

Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 17 vom 16.09.2013

Druck Westermann Druck, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig

Vertrieb Axel Springer Vertriebsservice GmbH, Süderstr. 77, 20097 Hamburg www.as-vertriebsservice.de

Erscheinungsweise crescendo ist im Zeitschriftenhandel, bei Opern- und Konzert­häusern, im Kartenvorkauf und im Hifi- und Tonträgerhandel erhältlich. Copyright für alle Bei­träge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen.

Abonnement Das crescendo premium-Abo umfasst sieben Ausgaben, inklusive­„crescendo Festspiel-Guide“ und zusätzlich sechs exklusive heftbegleitende premium-CDs und kostet 49,90 EUR pro Jahr inkl. MwSt. und Versand (Stand: 1.1.2012). Versand ins europ. Ausland: zzgl. EUR 3,- je Ausgabe Bank-/Portospesen. Zahlung per Rechnung: zzgl. EUR 5,Bearbeitungsgebühr. Kündigung: nach Ablauf des ersten Bezugsjahres, jederzeit fristlos. Abo-Service crescendo, Postfach 13 63, 82034 Deisenhofen Telefon: +49-89-8585-3548, Fax: -362452, abo@crescendo.de Verbreitete Auflage: 69.580 (laut IVW-Meldung 2/2013) ISSN: 1436-5529 geprüfte Auflage

Beilagenhinweis: Diese Ausgabe enthält (Teil-)Beilagen/Beihefter von Lettre, den Telemann-Festtagen, Biblioteca Rara und CLASS.

Das nächste crescendo erscheint Am 30.01.2014

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Ingrid Bergman

Ganz nah dran

Opulenter Bildband

„Was willst du damit zeigen?“, fragt Martha Argerich etwas unwirsch ihre Tochter Stéphanie hinter der Kamera. „Ich zeige nicht, ich betrachte“, lautet die Antwort. Ein Schlüssel zum Verständnis dieses ebenso faszinierenden wie verstörenden Films über die Tastenlöwin, kein Künstlerporträt, sondern ein Mittel der Annäherung an die Mutter, der Versuch zu verstehen – und gleichzeitig die Suche nach der eigenen Identität. Der Titel verrät es: „Bloody Daughter“, der Kosename Stephen Kovacevichs für seine von ihm getrennt lebende Tochter. Seit sie als Teenager eine Videokamera erhielt, sieht sie durch die Linse – neugierig, hautnah, schonungslos – auf das öffentliche Leben und die sehr private Seite der Starpianistin sowie deren drei Töchter. Derart tiefe, manchmal schmerzhafte, fast voyeuristische Einblicke zuzulassen ist ganz schön mutig von der Filmemacherin, vor allem aber von deren Mutter. AR

Ihr Vater wünschte sich, dass sie eine Opernsängerin werde, aber Ingrid Bergman (1915-1982) wurde zu einem der größten Stars des internationalen Kinos, zu einer Ikone, die nie ihre strahlende Natürlichkeit, ihre mädchenhafte Anmut, ihre melancholisch-sanfte Aura verlor. Sie spielte in 47 Filmen an der Seite solcher Legenden wie Gary Cooper, Cary Grant, Gregory Peck und Anthony Perkins, gewann drei Oscars, und starb an ihrem 67. Geburtstag an Krebs. Ein gutes Stück vor ihrem 100. Geburtstag haben jetzt ihre Tochter Isabella Rosselini und der Münchner Verleger Lothar Schirmer ihr bewegtes, von drei Ehemännern, vier Kindern und zahlreichen Amouren geprägtes Leben in einen opulenten, mit 385 Fotos prall gefüllten Bildband gepackt und dabei die umfassende Dokumentation ihrer künstlerischen Arbeit mit zahlSzenenfoto aus Casablanca, 1942 reichen, niemals zuvor veröffentlichten privaten Bildern sowie spektakulären Paparazzi-Schnappschüssen zu einer großartigen Gesamtschau ausgeweitet. In einem sehr persönlichen Vorwort beschreibt Liv Ullman sie als eine starke, stolze Frau, deren Schönheit „von innen heraus leuchtete“. Auf 528 Seiten vermitteln 54 Fotografen aber auch Einblicke in ihre Schauspielkunst, ihre vielen Verwandlungen, und vor allem in ihre ganz besondere geheimnisvolle Aura. Auf einer beigefügten CD spielt Anja Lechner auf dem Cello ihren Kultsong As Time goes by – gewissermaßen als Motto dieses wunderbaren Buchs. AC

„Bloody Daughter“ Stéphanie Argerich (Euroarts)

Foto: The Kobal Collection / Warner Bros.

Stéphanie Argerich

„Ingrid Bergman – Ein Leben in Bildern“ Isabella Rosselini, Lothar Schirmer (Hrsg.) (Schirmer/Mosel)


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Chansonnier de Jean de Montchenu

Ein doppelt herzförmiges Liederbuch Eine Musikhandschrift aus dem 15. Jh. ist gewiss per se schon etwas Besonderes. Dass diese Handschrift für einen Bischof namens Jean de Montchenu geschaffen wurde und Liebeslieder enthält, macht den Codex umso außergewöhnlicher. Einmalig wird das Werk durch seine Form. Es gibt keine andere Handschrift weltweit, welche die Kontur eines Herzens schon in geschlossener Form aufweist. Was uns am „Montchenu“ darüber hinaus magisch anzieht, ist die Art und Weise, in der er bei seiner Öffnung eine weitere Herzform erzeugt. Das in roten Samt gebundene, mit Miniaturen und reichem Dekor versehene Unikat findet sich mit der Signatur 2973 in der Sammlung Rothschild der Bibliothèque nationale de France. Die originalgetreue Faksimile-Edition des Verlags Vicent García aus Valencia macht uns das Werk zugänglich. Um 1475 ist der Chansonnier entstanden. 43 Lieder in italienischer und französischer Sprache sowie eines in Spanisch wurden für Jean de Montchenu zusammengetragen, der nicht nur Bischof von Agen und Viviers war, sondern seit 1460 auch den Titel eines Apostolischen Protonotars trug. Auch im politischen Ränkespiel seiner Zeit fand sich der

einer berühmten Familie aus der Dauphiné entstammende Montchenu trefflich zurecht. Er gewann die Sympathie des französischen Königs, der seinen Rat schätzte und seinen Aufstieg bei Hofe beförderte. Montchenus Nähe zu Liebesliedern entsprach einer Hofkultur, die der Adelige ausgiebig erfahren durfte. Die Lieder, die in einem Zeitraum von etwa 40 Jahren vor der Entstehung des Codex komponiert wurden, zählen zu einem internationalen Repertoire, das aus Handschriften zu erschließen ist, deren Entstehungsorte bis nach Polen und Portugal reichen. Mit diesen Manuskripten können wir Tondichter identifizieren, deren Namen im Chansonnier nicht genannt sind. So erkennen wir Guillaume Du Fay, vielleicht der führende Komponist des Jahrhunderts, Johannes Ockeghem, nahezu 50 Jahre Hofkapellmeister der französischen Könige, Gilles Binchois, Hauptkomponist am Hofe Burgunds, und Antoine Busnoys, seinen angesehenen Nachfolger. Die Faksimile-Edition des Chansonnier ergänzt als Schlüssel zum Werk ein deutscher Kommentar, die Übersetzung der Untersuchung des englischen Musikwissenschaftlers Prof. David Fallows, die in enger Absprache mit dem Autor und wichtigem Freiraum, etwa bei der Übertragung der Liedtexte ins Deutsche, Vollendung fand. Die Verarbeitung der Handschrift ist bemerkenswert – da merkt man schon beim ersten Öffnen, welch Juwel man da in der Hand hält. Zusätzlich zum Buch im Samteinband kann eine kleine Vitrine erworben werden. Zur Edition gehört außerdem eine Audio-CD, die eine Vertonung zahlreicher im Chansonnier aufgenommener Lieder durch das Ensemble Fontegara enthält. Dr. Susan M. Weinert

„Chansonnier de Jean de Montchenu“ Mittelalterliche Handschrift, in Herzform gebunden (Biblioteca Rara)

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h ö r e n & s e h e n

Fritz Reiner

Der gnadenlose Perfektionist Zum 50. Todestag der ungarisch-amerikanischen Dirigentenlegende veröffentlicht Sony alle seine mit dem Chicago Symphony Orchestra produzierten Alben in einer 63-CD-Box

Fritz Reiner

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„Living Stereo“-Edition der RCA bilden den Grundstock, das ewige Fundament der modernen Orchesterkultur und eines der neuen stereophonen „Durchhörbarkeit“ verpflichteten musikalischen Perfektionismus, der von Chicago, von den USA aus, auf Europa ausstrahlte. Reiner, nicht Karajan, war der erste Prophet dieser neuen Ästhetik, die nicht nur das Hörbewusstsein des Publikums, sondern auch die Spielkultur der Musiker entscheidend optimierte. Die heutigen Standards wären ohne seine Pionierarbeit kaum denkbar. Zu Reiners 50. Todestag hat Sony jetzt zum erstenmal den Gesamtbestand seiner zehnjährigen Kooperation mit dem Chicago Symphony Orchestra auf 63 den OriginalAlben exakt nachempfunden CDs zusammengefasst und die Pappbox mit einem 150-seitigen Begleitbuch versehen. Der nicht „eingeweihte“ Reiner-Neuling dürfte vor allem überrascht sein über die exzellente Klangqualität der frühen Stereo-Aufnahmen, die auch nach fast 60 Jahren nichts eingebüßt haben von ihrer großdimensionierten Farbenpracht, ihrer analog anmutenden Haptik und Präsenz, ihrer wunderbaren Transparenz und Klarheit, die einen oft unmittelbarer ansprechen als digitale Hightech-Produkte von heute. Und musikalisch ist es ohnehin ein einzigartiger Katalog von Highlights, der keinem anderen Orchester in so kurzer Zeit in dieser Dichte gelang. Als Gesamtpaket spiegelt die Edition auch die Bandbreite seines sinfonischen Repertoires, das neben seinen Hausgöttern Strauss und Mozart auch die französische und spanische Moderne, daneben Respighi, Strawinsky, Bartók und Mahler einbezog. Mahlers Vierte oder Bartóks Konzert für Orchester sind nur zwei von Reiners vielen unsterblichen Referenzen. Und auch als Begleiter solcher Star-Solisten wie Heifetz, Rubinstein, Gilels oder Van Cliburn war er eine unerschütterliche Autorität, die mit einem ellenlangen Taktstock und kleinsten Bewegungen ein präzises und rhythmisch straffes Fundament legte. Der Reiner-Kenner wird in dieser RCA-Gesamtschau auch einige lange gestrichene Raritäten wiederfinden, so etwa seine impulsreichstringenten Beethoven- und Mozart-Sinfonien oder das lange zurückgehaltene Schumann-Konzert mit dem phänomenalen Virtuosen Byron Janis. Dass diese klingenden Monumente jemals Patina ansetzen, scheint unvorstellbar. Attila Csampa Foto: Bender

E

r war nicht unbedingt ein sympathischer Typ. Seine Ansprüche an Disziplin, Können, Einsatzbereitschaft waren extrem hoch, seine Wutausbrüche gefürchtet, seine schlechte Laune der Normalfall. Trotzdem gilt der 1888 in Budapest geborene, später in die USA ausgewanderte Dirigent Fritz Reiner für viele Fachleute bis heute als einer der Größten seiner Zunft, wenn nicht gar als „der“ perfekte Orchesterleiter und als Prototyp des „modernen“ Dirigenten. Als ich den vor Jahren verstorbenen legendären RCA-Produzenten Jack Pfeiffer einmal persönlich fragte, wer der größte Musiker war, der ihm jemals begegnet sei, antwortete er ohne zu zögern: „Der Reiner Fritz aus Budapest.“ Schon im Knabenalter von 10 wurde der Spross einer jüdischen Familie an die renommierte Budapester Musikakademie aufgenommen, wo ihn Béla Bartók und Leo Weiner unterrichteten, schloss 6 Jahre später mit besten Zeugnissen ab und dirigierte bereits mit 19 Jahren an der Budapester Komischen Oper Bizets Carmen. Mit 25 wurde er nach einer einzigen Vorstellung fest an die Dresdner Hofoper verpflichtet, wo er bald mit Richard Strauss Freundschaft schloss und die deutsche Erstaufführung der Frau ohne Schatten dirigierte. 1922, im Alter von 33 Jahren, übersiedelte Reiner dann endgültig in die USA und übernahm 9 Jahre lang die Führung des Cincinatti Symphony Orchestra. Er formte es bald zu einem Spitzen­ ensemble, und tat dies anschließend auch in Pittsburgh, dessen Sinfoniker er von 1938 bis 1948 leitete. Parallel dazu bildete er am Curtis Institute in Philadelphia 10 Jahre lang den Dirigentennachwuchs aus, darunter auch den jungen Leonard Bernstein. Zwischen 1948 und 1953 leitete er an der New Yorker Metropolitan Opera zahlreiche legendäre Opernvorstellungen. Den Gipfelpunkt seiner über 50 Jahre währenden musikalischen Karriere aber erreichte er dann von 1953 an in Chicago, dessen Symphony Orchestra er in den folgenden 10 Jahren zum weltbesten Klangkörper formte. Hier legte er durch einen Schallplattenkon­ trakt mit der RCA auch den Grundstein für seinen legendären Nachruhm: Von 1954 bis 1963 produzierte Reiner mit dem CSO in der brandneuen Stereo-Technik über 60 LP-Alben mit 122 Werken, die zum überwiegenden Teil bis heute bei Audiophilen und Musikexperten Referenzstatus genießen und seither in unzähligen CD-Umschnitten und LP-Reissues immer wieder neu aufgelegt worden sind. Reiners Beiträge zur legendären

Fritz Reiner & Chicago Symphony Orchestra The Complete RCA Album Recordings Aufnahmen 1954-1963 Sony Classical 888837019828 (63 CDs) www.crescendo.de

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Ballett des Bolschoi-Theaters

C. P. E. Bach

Peter Kofler

Klassiker in Hochglanz

Zum 300sten

Buntes Spektrum

Liebe, Eifersucht, Mord – um nichts weniger geht es in Marius Petipas Ballett La Bayadère von 1877. In Anlehnung an das Drama Sakuntala des klassischen indischen Dichters Kalidasa lieben sich die Tempeltänzerin Nikiya und der Krieger Solor, der jedoch aus Standesgründen die Radscha-Tochter Gamzatti heiraten muss. Als diese von der Geliebten Nikiya erfährt, schickt sie ihr eine in einem Blumengebinde verborgene Giftschlange, an deren Biss die Bajadere stirbt. In seiner Vorstellung folgt Solor seiner Nikiya ins Reich der Schatten. Dieser typisch romantische weiße Schatten-Akt mit seinen 32 sich wie im Traum bewegenden Bajaderen einerseits, die tänzerisch farbige orientalische Atmosphäre des Liebes-Dreiecks andererseits machen auch Yuri Grigorovichs Neuinszenierung zu einem Klassiker-Juwel. Zumal er, schrittbereichernd, brillante Variationen aus älteren Neuproduktionen (u.a. von Vakhtang Chabukiani und Nikolai Subkovsky) einflicht. Dirigent Pavel Sorokin lässt Ludwig Minkus seinen Melodien-Charme. Und das Bolschoi, angeführt von seiner Prima Svetlana Sakharova und dem neuen Star Vladislav Lantratov, geben diesem Klassiker Hochglanz. GRA

Im März 2014, zum 300. Geburtstag Carl Philipp Emanuel Bachs, soll das Gesamtwerk für Klavier solo des Komponisten bei Hänssler Classic erscheinen (eingespielt von der hervorragenden Ana-Marija Markovina). Einen Vorgeschmack auf die 25 CDs umfassende Reihe bietet das Album „300 years Carl Philipp Emanuel Bach“, auf dem einzelne Sätze aus seinen zahlreichen Klavier- und Orchesterwerken zusammengestellt und durch ein informatives Booklet komplettiert wurden. Die Interpreten sind, neben der Pianistin Markovina – die mit Einspielungen von Werken C. P. E. Bachs schon früher auf sich aufmerksam gemacht hat –, die Kammersymphonie Leipzig mit Michael Rische (Klavier und Leitung) und das Stuttgarter Kammerorchester unter Wolfram Christ. Ein „Appetithäppchen“ aus der Violinsonate h-Moll Wq 76, das „Allegretto siciliano“, ist ebenfalls vertreten (Violine: Albrecht Breuninger, Hammerklavier: Piet Kuijken). Letztere soll, wie die Sinfonien, auch Anfang 2014 in Gänze veröffentlicht werden. JH

Nach einer Einspielung von Johann Sebas­ tian Bachs Kunst der Fuge widmet sich der Organist Peter Kofler auf seinem zweiten Soloalbum mit Werken von Max Reger und Josef Rheinberger dem romantischen Repertoire. Mit den Neun Stücken op. 129 von Reger und den Orgelsonaten Nr. 7 und 8 von Rheinberger stellt er die Form des kurzen Charakterstücks der großen Sonate gegenüber und betont so auch die Unterschiede zwischen der fortschrittlichen Tonsprache Regers und dem eher klassizistischen Stil Rheinbergers. Kofler weiß außerdem das breite Farbspektrum der Orgel in der Münchener St.-Michaels-Kirche zu nutzen – kaum verwunderlich, ist er doch seit 2008 als Organist in eben dieser Kirche tätig. Für Orgelfans bilden vor allem die bisher eher selten eingespielten Sonaten Rheinberges sicher eine willkommene Bereicherung ihres CD-Regals. AE

„La Bayadère“ Yuri Grigorovich, Ballett und Orchester des Bolschoi, Pavel Sorokin (BelAir classiques)

300 Years CPE Bach (Hänssler Classic)

„Reger & Rheinberger“ Peter Kofler (Querstand)

Track 6 auf der ­crescendo Abo-CD: „Allegro“ aus Fantasie F-Dur Wq 59

H e a r l i k e a P ro

lS5 0 Zum 50-jährigen Jubiläum entwickelt, kommen im LS50 Monitor KEFs neueste akustische Technologien zum Einsatz. Die Brillanz der Blade zum Vorbild, steht der LS50 seinem legendären Vorgänger LS3/A, dem Studiomonitor der BBC, in nichts nach. Er liefert erstaunliche Präsenz mit perfekter Ausstrahlung. Gut, dass Sie heute kein Toningenieur mehr sein müssen, um seine kompromisslose Reinheit, Akkuratesse und Transparenz im Klang genießen zu können www.kef.com/lS50

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h ö r e n & s e h e n

Die Christoph Schlüren-Kolumne: Unerhörtes und neu Entdecktes

Spiritualität auf dem Trottoir Olivier Greif-DVD-Edition von Anne Bramard-Blagny

E

s gibt sie glücklicherweise doch immer wieder: Künstler, die sich jeglicher Zuordnung widersetzen, deren Werk jede Begrenzung sprengt. Der französische Komponist Olivier Greif (1950–2000) war eine jener Gestalten, die stets kontrovers und polarisierend wirken, auf die, die ihn zu Lebzeiten kannten, und auf die, die ihn erst jetzt kennenlernen. Wenn die Bezeichnung „eine Art französischer Schostakowitsch“ dennoch gewissermaßen treffsicher ist, so bezieht sich das sowohl auf die urwüchsige Kraft und fesselnde Dynamik seiner Musik als auch darauf, dass er imstande war, gleichzeitig existenzielle Töne tiefster Klage und Verzweiflung anzufachen und mit greller Direktheit das Banale und Affirmative zu integrieren. Auch fließen ungebremst Zitate früherer Epochen in seine Musik ein und werden zum Dreh- und Angelpunkt orgiastischer Ostinati. Von seinen Werken, die überwiegend Kammermusik, Soloklavier und Gesang umspannen, bleibt kein Hörer unberührt, sei er nun begeistert oder befremdet. Gleichgültigkeit ist ob der hemmungslosen Attacke, der obsessiven Kontraste innigster Zärtlichkeit und entfesselter Barbarei keine Option. Olivier Greifs Musik ergreift im wahr­sten Sinne des Wortes. Sie fordert den Hörer heraus. Olivier Greif wurde in eine polnischstämmige jüdische Familie geboren, die während der deutschen Besatzung schlimmste Verluste zu beklagen hatte. Er selbst sprach davon, der Schock des Holocaust habe die Menschheit ein halbes Jahrhundert lang in Bann gehalten. Sein Schaffen bis zum Alter von 38 Jahren stand deutlich im Zeichen der Verarbeitung des Unfassbaren. Dann lernte er, der auch ein wenig Unterricht bei Luciano Berio genommen hatte, in New York den Guru Sri Chinmoy kennen und zog sich für ein gutes Jahrzehnt als Komponist weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Als er wiederkehrte, begann die zweite fruchtbare Phase seines Schaffens, die von einer Wandlung des persönlichen Schmerzes in transzendenten Weltschmerz und der zunehmenden Abnabelung von seinem Meister gezeichnet war. Mitte der neunziger Jahre wurde Greif von schweren Krankheiten heimgesucht und starb 2000 unerwartet im Alter von fünfzig Jahren. 40

Anne Bramard-Blagny, eine der führenden Dokumentarfilmerinnen Frankreichs, hat in den vergangenen Jahren sein Leben und Schaffen in einer Weise erhellt und uns allen zugänglich gemacht, die ohnegleichen ist – sowohl hinsichtlich des Gehalts und der Intensität als auch hinsichtlich der filmischen Kunst. Das Ergebnis liegt nun als Maßstab setzende 12-DVD-Edition vor, an der jedes künftige derartige Projekt zu messen ist. Nicht nur Greif selbst kommt ausgiebig zu Wort – und er hat wahrlich mehr und Substanzielleres zu sagen als die meisten seiner Kollegen, war zudem ein grandioser Pianist und mit absoluter Integrität und kreativer Intelligenz fesselnder Erzähler –, sondern auch viele Musiker, Kollegen (darunter Henri Dutilleux und Philippe Hersant) und Weggefährten (diese Zeugnisse sind auch in dem die Edition begleitenden Buch We Are The Words festgehalten). Einige Schlüsselwerke werden eingehend vorgestellt und erläutert, und wenn die Klarinettenlegende Eduard Brunner in heftig akzentuiertem Französisch begeistert auspackt, ist Lebendigkeit garantiert. Wer des Französischen mächtig ist und Interesse an wahrhaft origineller, kernig fantastischer und stets gehaltvoll lebendiger Musik in einer neuen tonalen Sprache hat, dem sei diese einmalige Edition, die überdies verblüffend günstig zu erwerben ist, ausdrücklich ans Herz gelegt. Abschließend möchte ich Olivier Greif selbst zu Wort kommen lassen, wie er sich vor der Kamera äußerte: „Meine Inspirationsquelle ist eindeutig spirituell, und ich habe eine große Zärtlichkeit für das Gegenteil. Ich liebe die Idee der Rebellion und alles, was dagegen ist. Ich liebe die Einheit von Spiritualität und Materie, denn Kunst entsteht aus dem sogenannten Niedrigen, aus Schweiß und dem, was du auf dem Trottoir findest. Musik soll die Menschen überwältigen und verwandeln, kathartisch, Tod und Leben umfassend.“ „Les Incontournables. Olivier Greif, Compositeur. Collection écrite et réalisé par Anne Bramard-Blagny et Julia Blagny“ 12 DVDs (ABB Reportages, erhältlich über www.musicaladen.de)

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Die besten Klassik-Tipps zu Weihnachten CDs und DVDs im Vertrieb von Naxos

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Christian Tetzlaff und Lars Vogt begeistern erneut! Herzerwärmende Musik für kalte Wintertage

Die zweite gemeinsame Aufnahme des Traum-Duos, diesmal mit den Violinsonaten von Robert Schumann.„Eine wunderbare CD mit grandioser Interpretationskunst.“ Ensemble zu ODE 1204-2

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Weltberühmte Weihnachtslieder mit den Wiener Sängerknaben

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U Unvergleichlich traumhaft: TTschaikowskys Meisterwerke mit m dem Royal Ballet

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Wendy Warner´s neuester Meisterstreich!

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Oscar-Gewinner Michael Haneke brilliert mit Mozarts „Schule der Liebenden“ 714508 5088

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Die größten klassischen Ballette von Tschaikowsky in einer einzigartig gestalteten Geschenkbox - das ideale Weihnachtsgeschenk!

MOZART R C Cosii ffan ttutte tt So sollten es alle machen: Oscarpreisträger Michael Haneke und seine großartige Inszenierung von Mozarts„Cosi fan tutte“ mit Anett Fritsch und Juan F. Gatell.

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r ä t s e l

Rätsel des klassischen alltags Was verbirgt sich hinter diesem Text? Was ist das bloß, mit dem Menschen, dass er sich selbst so gerne quält? Sich selbst – und wenn die Möglichkeit besteht, auch andere. Vor Tausenden von Jahren fing er schon damit an – und er hat bis heute nicht damit aufgehört. Was trieb ihn bloß dazu, dieses Instrument der Folter zu erfinden? Hätten sich die Steinzeitmenschen nicht etwas besseres einfallen lassen können? War das Leben damals wirklich so langweilig? Gab es keinen anderen Ausweg? Sie hätten doch Mammuts jagen oder Beeren sammeln können. Oder irgendwelches Zeug an Felswände kritzeln. Und als Alternative hätte es ja auch immer noch die Trommel gegeben. Ein paar harmlose Löcher, was kann daran schon schlimmes sein. Nichts, eigentlich. Oh, ihr Steinzeitmenschen, ihr habt ja keine Vorstellung! Wenn ihr bloß wüsstest, was ihr getan habt. Vor allem jetzt, in der Adventszeit, wird es wieder besonders schlimm. Krippenspiele, Adventsgottesdienste, Weihnachtsmärkte – sie sind jetzt einfach überall, es gibt kein Entkommen. Die Ohren zuzuhalten, bringt auch nichts. Dieses Instrument ist perfide: Sein Ton durchdringt einfach alles. Kom-

met i-ihr Hirten, i-ihr Männ-e-err u-und Fraaaun! Besonders beliebt ist auch der Heilige Abend zusammen mit den Lieben. Da gehört die Folter vieler Orten zum guten Ton. Aber ach, die lieben Kleinen, die spielen doch so schön. Also durchhalten und gute Miene zum bösen Spiel machen. Stille Nacht, heilige Nacht. Dabei ist doch fast ein jeder von uns ein Folterknecht. Fast jeder hat es schon einmal getan. Grundschule und musikalischer Früherziehung sei Dank. Wie heißt es so schön: Man muss bei den Jüngsten anfangen. Heutzutage am besten schon im Kindergarten. Doch weiß der Mensch eigentlich, was er da tut? Dieses Instrument in den Händen eines Kindes: eine gefährliche Waffe! Das erstaunliche aber ist, dass die Folter quasi ein globales Phänomen ist. So etwas wie die Coca Cola der Musikinstrumente. Man findet sie überall. In verschiedenen Formen. Mal schmeckt sie besser, mal ein bisschen schlechter. Mal quält sie mehr, mal quält sie weniger. Und dabei ist es ganz egal, ob man nun reinpustet oder drüberbläst. Ob man sie nun längs oder quer hält. Folter bleibt Folter.

rätsel lösen und Henning Krageruds „Munch“ gewinnen Wenn ­Sie die Antwort kennen, dann schreiben Sie Ihre Lösung unter dem Stichwort „Alltags-Rätsel“ an die crescendo-­ Redaktion, Senefelderstraße 14, 80336 München oder per E-Mail an redaktion@crescendo.de. Unter allen richtigen ­Einsendungen verlosen­wir die „Munch“-Box von Henning Kragerud (Simax Classics). Einsendeschluss: 31. Dezember 2013. Viel Glück! Die Gewinnerin unseres letzten Alltagsrätsels ist Marina Steinmann aus Bonn. Die richtige Lösung war übrigens „Primadonna“.

MUSIZIEREN

Heimspiel Hausmusikwettbewerb im Rahmen des Deutschen Mozartfestes 2014 22. – 25.05.2014

Musizieren Sie gerne selbst im Kreise der Familie oder mit Freunden? Im Rahmen von »Heimspiel« können Sie Ihr Talent auf die Probe stellen und sich zugleich mit anderen Amateurmusikern austauschen. Wir freuen uns auf zahlreiche Ensembles vom Trio bis zum Sextett und einen spannenden Wettbewerb mit interessanten Preisen in der Deutschen Mozartstadt Augsburg. Alle Informationen und den Anmeldebogen finden Sie unter www.heimspiel-mozart.de


gesellschaft

150 Jahre Richard Strauss 2014: Eine Zeitreise mit dem Komponisten (Seite 44) Die wichtigsten Strauss-Termine des Jahres 2014 (Seite 50) Die neuen Bücher und CD`s zum Jubiläum (Seite 54)

Klassik in Zahlen

Ticketpreis für Logenplätze von „Der Rosenkavalier“ an der Dresdner Semperoper bei der Uraufführung im Jahr 1911: …………………………… 150 EUR bei der 3. Aufführung im Jahr 1911: …………………………… 40 EUR bei der Wiederaufnahme im Jahr 2013: ………………………119,50 EUR (auf Basis der damaligen Konsumpreise)

Anzahl der bei Amazon erhältlichen Einspielungen von Strauss’ erster Oper „Guntram“: ………………………………………… 19 Strauss’ „Vier letzten Liedern“: ………………………………………… 141 Schuberts „Winterreise“: ……………………………………………… 294 Beendigung der letzten Komposition „Malven“: ………………………1948 Uraufführung der letzten Komposition „Malven“: …………………… 1985 Anzahl der Aufführungen bei den von Strauss mitbegründeten Salzburger Festspielen im ersten Jahr (1920): …………………………… 6 (davon 6x „Jedermann“) 2012: ……………………………………………………………………… 256 Anzahl der Opern, die Richard Strauss geschrieben hat: ……………… 15 Anzahl der Opern von Richard Strauss, die in Dresden uraufgeführt wurden: …………………………………… 9

Dauer der Ehe von Richard Strauss: ……………………………… 55 Jahre

Foto: ebraxas/Fotolia.com

Facebook-Nutzer, die sich für Richard Strauss interessieren: … 132.473 Facebook-Nutzer, die sich für Giuseppe Verdi interessieren: … 374.511

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Zum Jubiläum 2014

Der andere Strauss War Strauss der geniale Komponist oder nur der bajuwarisch-zünftige Musikant, zu dem ihn mancher Kritiker gern gemacht hätte? Eine Zeitreise von seinem Werk über seine Begleiter und natürlich zu seiner Frau – Pauline.

T e x t e : L a u r e n z L ü tt e k e n , A n t o n i a E M D E ( „ P a u l i n e “ ) . B i ldt e x t e u n d M i t a r b e i t : G a b r i e l e S t r a u ss .

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Linke Seite: Richard Strauss beim nachmittäglichen Kaffee mit seiner Frau Pauline, geborene de Ahna, und seinem Sohn Franz („Bubi“) und dessen Ehefrau Alice, deren Vater ein reicher jüdischer Mäzen aus Österreich-Ungarn war und die später den Nachlass des Komponisten verwaltete. Diese Seite: eines der wenigen privaten Porträts von Richard Strauss, wahrscheinlich um 1910.

„Allein die Bühne, die Oper galt ihm als angemessene Antwort auf die Herausforderungen der Moderne.“

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g e s e lls c h a ft

E

s gilt als schicker Leistungsausweis gedanklicher Unabhängigkeit, dem Ritual von Gedenkjahren mit zumeist wohlfeiler Kritik zu begegnen. Und doch sind solche Gedenkjahre nicht einfach sinnlos gewordene Übungen oder selbstgefälliger Kommerz. Sie dienen der Vergegenwärtigung von Vergangenem, auch in der Musik, verbunden mit der Suche danach, was dieses Vergangene den Menschen der Gegenwart bedeuten könne. Das muss nicht immer produktiv sein oder gelingen. Das sich neigende Wagner-Jahr zum Beispiel verlief, von einigen Ausnahmen abgesehen, in den Bahnen des Bekannten. Und dort, wo man vielleicht Besonderes hätte erwarten können, in Bayreuth, gefiel man sich in der kanonisierten Fortschreibung einer ungebremsten szenischen Destabilisierungswut, die selbst nicht mehr ist als der Konformismus des Nonkonformen und die deswegen von ihren Protagonisten – in merkwürdiger Entsprechung zur Tagespolitik – als „alternativlos“ deklariert wurde.

gerade nicht der bajuwarisch-zünftige Musikant, zu dem man ihn gerne gemacht hat. Das oftmals ungebremste Selbstbewusstsein – wie oft hat er von einem neuen Werk behauptet, dies sei ein „wirklich gutes Stück“ – täuscht darüber hinweg, dass der Komponist und gefeierte Dirigent ein Meister der Selbstverbergung war. Die zahllosen Anekdoten über ihn sind keine Offenbarungen des „eigentlichen“ Strauss, sondern sie entrücken ihn in die Welt der Legenden. Strauss hat als ganz junger Mann die tradierten Instrumentalformen (Sinfonie, Konzert und Sonate) komponiert – um sie gleichermaßen sich anzueignen wie abzulegen. In den Tondichtungen sollte das moderne, das nach-wagnersche Orchester zu Gestalten finden, die so individuell waren, dass sie keine Fortsetzung mehr erlauben konnten. Das „Eindeutige“ war ihm dabei unmöglich, auch in den Programmen, die sich zu Paaren bildeten: Zarathustra und Eulenspiegel, Heldenleben und Don Quichotte oder die Sinfonia domestica und die Alpensinfonie. Das vermeintlich Autobiografische

„Ja, Strauss galt Adorno

und allen, die ihm folgten, nicht einmal als wirklicher Komponist“

Doch dessen ungeachtet: Das Gedenken kann im besten Fall eben doch zu einer Besinnung, vielleicht sogar zu einer kritischen Neubestimmung dienen, wofür es seit dem Bach-Jahr 1850 (!) erstaunliche Beispiele gibt. Im Falle von Richard Strauss ist dies besonders offenkundig. Äußerlich erscheint das Jubiläum sinnlos, denn seine Werke sind auf den Konzertpodien und den Opernbühnen präsenter denn je. Doch für das Strauss-Bild könnte es sich als sinnvoll erweisen. Das letzte große Gedenken, der 50. Todestag 1999, fand gerade noch im 20. Jahrhundert statt – jenem Jahrhundert, das nun endgültig zur Geschichte gehört. So könnte sein erstes Jubiläumsjahr im 21. Jahrhundert tatsächlich neue, vielleicht sogar grundlegend andere Perspektiven eröffnen. Mit welch sinnlosen Vokabeln ist der Komponist nicht belegt worden? Spätromantiker sei er gewesen (was voraussetzt, dass 1949 noch eine Romantik hätte enden können); der Rosenkavalier habe die Moderne, die sich doch in Elektra ankündige, verraten; das Heldenleben, in München vollendet, sei ein „wilhelminisches Prunkstück“ – und so fort. Und über allem steht das unter dem Eindruck Adornos entstandene Geschichtsbild der auf Materialfortschritt gerichteten „neuen Musik“, in dem Strauss keinen Platz hatte; ja Strauss galt Adorno und allen, die ihm folgten, nicht einmal als wirklicher Komponist. Solche Klassifizierungen sind jedoch sinnlos, weil sie der Selbsteinschätzung des Komponisten fundamental widersprechen. Strauss verstand sich als Komponist der Moderne. Seine Tondichtungen sollten die letzte, die radikale Zuspitzung der instrumentalmusikalischen Denkformen des 19. Jahrhunderts sein, seine Opern, vor allem in der Zusammenarbeit mit Hofmannsthal, ein künstlerischer Neubeginn des 20. Jahrhunderts. Strauss, der gebildete, der belesene und philosophisch beschlagene Komponist, verabscheute ästhetische Proklamationen, Selbstauslegungen und Theoriegebäude. Deswegen war er 46

darin ist jedoch, ganz anders als so oft behauptet, keine bürgerlichbehagliche Nabelschau. Es ist der Versuch, über Verbindungen zur eigenen Biografie der in idealistischen Absolutheitsansprüchen befangenen Kunst eine neue Glaubwürdigkeit zu verleihen. Selbst die Sinfonia domestica dient nicht der trivialen Ausbreitung des Privaten in einer Komposition höchster Ambition, sondern es geht um die (durchaus riskante) Durchdringung der Kunst mit den Erfahrungen des Alltags. Das Werk ist am Ende die produktiv gemeinte, aber endgültige Rücknahme des appellativen Charakters von Sinfonik als Menschheitsansprache. Strauss hatte sich von aller musikalischer Metaphysik verabschiedet. Damit unterscheidet er sich von seinem großen Antipoden Gustav Mahler, der seine Symphonien als weltanschauliche Bekenntnisse verstanden hat. Wegen des fehlenden Glaubens an diese Möglichkeit hat Strauss schließlich fast ganz auf die Instrumentalmusik verzichtet. Allein die Bühne, die Oper galt ihm als angemessene Antwort auf die Herausforderungen der Moderne. In einer Zeit, in der die Sprach- und Sinnkrisen als zerstörerisch empfunden wurden (und Strauss hat diese Diagnose geteilt), sollte die Oper dem modernen Menschen Möglichkeiten der Selbstverständigung wenigstens anbieten. Dafür wurden zentrale Muster des im Banne Wagners stehenden Theaters aufgegeben: die Konzentration auf mittelalterlich-mythologische Erlösungsstoffe, die zum Weltendrama geweitete Tragödie, die Erläuterung des eigenen Werks in theoretisch-ästhetischen Schriften, schließlich die Einheit von Librettist und Komponist. Die neue Komödie, deren erste Ausprägung der Rosenkavalier war (als selbstformulierte Antwort auf die letzte Tragödie der Elektra), sollte der Kunst eine neue Gegenwart gewähren: in der Hinwendung zum Menschen, zu seinen sozialen Bezügen und Beziehungen, zum Versuch eines Dialogs. Strauss verstand dies – wie auch Hofmannsthal – als genuinen Weg des 20. Jahrhunderts, als www.crescendo.de

Dezember 2013 – Januar 2014


Von oben links im Uhrzeigersinn: Ferienausflug mit dem familieneigenen Mercedes, die Villa in Garmisch, mit Sohn Franz im Garmischer Garten, sein Komponierzimmer, Richard in Italien („er liebte das Reisen“), Urlaub an der Nordsee in passenden Schwimmanzügen, Ehefrau Pauline mit Sohn Franz, den alle nur „Bubi“ nannten („was später nicht mehr so passte, er wurde ja fast 2 Meter groß“). Richard bei seiner Lieblingsbeschäftigung Skat mit dem befreundeten Dirigenten Fritz Cortolezis. Und Familie Strauss 1912 in St. Moritz beim Eislaufen. Bild Mitte: Richard Strauss im Alter von drei Jahren.

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Die beruflichen Weg gefährten: Der junge Herbert von Karajan schwärmte von Strauss, Dirigent Karl Böhm genoss das Vertrauen seines Mentors Richard Strauss und durf te auch privat zu ihm nach Hause. Unten rechts: Im Gespräc h mit Wilhelm Furtwängler und (unten links) ein Wiedersehen in Bayreuth mit Eva Chamberlain, („die ihm Cosima Wagner eige ntlich als Ehefrau zugedacht hatte“.). Bildmitte: Die legendäre Auff ührung der Oper Ariadne auf Naxos in der Wiener Staatsoper im Jahr 1944 anlässlich seines 80. Geburtstages. Strauss grüßte die applaudierenden Gäste aus seiner eigenen Loge. Der Dirigent damals: Karl Böhm.

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eine Moderne eigener Art, fern aller Proklamationen und Verheißungen. Die Muster dieser Verständigung – die unausgesetzte schöpferische Produktivität, der Dialog, die Form, die Bezüge zur Tradition, die Tonalität – waren nicht „gesetzt“, sie verstanden sich als mühsam neu erworben. Der Komponist hielt daran nach dem plötzlichen Tod Hofmannsthals fest. Dieser Weg in die Moderne hatte Gestehungskosten, die sich bei Strauss auch in seinem anfangs ambivalenten Verhältnis zum Nationalsozialismus zeigen. Seine – von den Parteifunktionären keineswegs vorbehaltlos angetragene – Übernahme des Präsidiums der neu geschaffenen Reichsmusikkammer endete freilich in einem persönlichen Debakel. Erst spät hat Strauss (auch angesichts der Bedrohung für seine jüdische Schwiegertochter) begriffen, wie sinnlos die Suche nach Kompromissen in einem System des Verbrechens sein musste. Vielleicht hat er deswegen bis zuletzt, bis hin zu Capric-

cio (einen Plan Stefan Zweigs aufgreifend) und der Liebe der Danae (einen Plan Hofmannsthals aufgreifend), an seinem Begriff von Musik festgehalten. Wenn es also eine Hoffnung für das Jubiläumsjahr 2014 gibt, dann vielleicht die: dass die Wahrnehmung des Komponisten endlich frei werde von jenen Klischees, die ihn so lange begleitet haben. Strauss war kein Romantiker, kein Musikant und schon gar kein Relikt ferner Zeiten. Er war, mit allen Reibungen, ein Musiker seiner Gegenwart des 20. Jahrhunderts, als dessen bedeutendster Opernkomponist er heute gelten muss. Wie Thomas Mann in der Literatur hat er zum Selbstverständnis des Menschen in der Moderne beigetragen – mit Wirkungen bis zum heutigen Tag. Sollte daher das Jahr seines 150. Geburtstags zu einem veränderten Strauss-Bild beitragen können, so hätte das Gedenkjahr einen guten, einen produktiven – und eben auch einen notwendigen Sinn.

Pauline Anders als viele seiner Kollegen verbrachte Richard Strauss sein Leben mit nur einer Frau: Pauline Strauss, geborene de Ahna. Pauline genoss den Ruf einer Frau, die sagt, was sie denkt. Nicht selten Weimar, 1894, eine Probe für die Uraufführung von Richard Strauss’ erster Oper Guntram. Während der Sänger des Guntram sich schwertut und mehr- stieß sie Besucher mit ihrer direkten Art vor den Kopf und teilte auch Strauss mals neu beginnt, singt die Sopranistin und Strauss-Schülerin Pauline de Ahna ihre Ansichten offen mit. Ein fremder Kutscher fragte Strauss laut Rieschel die Rolle der Freihild fehlerlos. Plötzlich bricht sie ab und fragt Strauss, der sogar einmal, warum er das „Luder“ nicht hinauswerfe! Doch der erhaltene dirigiert, warum er sie nicht unterbreche. Dieser antwortet, dass sie ihren Briefwechsel zwischen den beiden lässt erahnen, dass der Komponist durchPart ja beherrsche – woraufhin Pauline ihren Klavierauszug wutentbrannt in aus wusste, was er an seiner Frau hatte. In einem der über 1500 Briefe seine Richtung schleudert und ruft: „Aber ich will unterbrochen werden!“ schrieb er: „Ich danke Dir nochmals für Deine liebenswürdige ZerknirStrauss folgt der Sängerin, die von der Bühne gestürmt ist, in die Umkleide. schung, doch sollst Du Dir über alles dies keine so schweren Gedanken maAls er nach zehn Minuten zurückkehrt, verkündet er dem erstaunten chen. Da ich Dich doch so genau kenne und auch bestimmt weiß, daß Du mich sehr gern hast, so können mich solche Szenen Orches­ter seine (vermutlich heimlich bereits bestehennie in meinem Vertrauen zu Dir erschüttern.“ de) Verlobung mit Pauline de Ahna. Das Leben mit seinem „Bauxerl“ und dem 1897 So lautet eine häufig zitierte Anekdote über geborenen Sohn Franz Alexander war für Strauss Richard und Pauline Strauss, die einen kleinen Einblick offenbar eine ständige Quelle der Inspiration. Pauline in die Beziehung zwischen den beiden so unterschiedfindet sich als „Gefährtin“ in Ein Heldenleben sowie als lichen Charakteren gewährt. Zur Hochzeit, die im Christine in der Oper Intermezzo, und auch die SinfoSeptember des gleichen Jahres stattfindet, schenkt er nia domestica handelt natürlich vom häuslichen Alltag ihr vier Lieder (op. 27) – bezeichnend für die Beziehung des Komponisten. Auch wenn Kritiker dieses Thema der beiden, die schließlich nicht zuletzt in der Musik zu trivial fanden, vertrat Strauss die Ansicht, dass es wurzelte. Für Strauss war seine Frau die beste Internichts Ernsteres und Wichtigeres geben könne als pretin seiner zahlreichen Kompositionen für Gesang. eben seine Familie. Über die „häusliche Sinfonie“ Zumindest in den Anfangsjahren ihrer Ehe trat er oft sagte er einmal: „Ich weiß, dass einige Leute glauben, als ihr Begleiter bei Liederabenden auf, die beiden undas Werk sei eine spaßhafte Darstellung des häusternahmen sogar eine gemeinsame USA-Tournee. lichen Glücks. Aber ich gestehe, dass ich nicht spaßig Dann aber zog Pauline sich zunehmend von der Bühne sein wollte, als ich sie komponierte. Was kann denn zurück und stand fortan dem Strauss’schen Haushalt auch ernsthafter sein, als das Eheleben? Die Heirat ist vor. Hans-Peter Rieschel beschreibt in seiner Biogradas ernsteste Ereignis im Leben, und die heilige Freufie, wie die Generalstochter dort nicht nur für OrdPauline in einem de einer solchen Vereinigung wird durch die Ankunft nung und Sauberkeit sorgte – sie bestand zum Beispiel New Yorker Fotostudio des Kindes erhöht.“ darauf, dass Besucher nur mit feucht abgeputzten Bedenkt man die Bedeutung, die Pauline für Richard Strauss hatte, ist Schuhen ins Haus kamen –, sondern auch die gesundheitliche Sorge für ihren Mann übernahm. Sie versuchte, ihm das Rauchen abzugewöhnen, wet- es kein Zufall, dass wir Strauss auch einige der schönsten und wichtigsten terte gegen die abendlichen Skat-Runden mit Freunden und sorgte dafür, Sopran-Partien verdanken, die im 20. Jahrhundert geschrieben wurden: dass er zweimal täglich mit ihr durch Garmisch wanderte und nach dem Salome, Arabella, Elektra, Ariadne und Sophie, in die sich Octavian im Mittagessen eine kurze Ruhepause einlegte. Die morgendliche Korrespon- ­Rosenkavalier verliebt – sie alle dürfte der Komponist mit der Stimme seidenz erledigten Richard und Pauline abwechselnd. Richard Strauss, ein En- ner Frau im Ohr erdacht und entworfen haben. Gleiches gilt vermutlich kel der beiden, sagte später: „Ohne die Großmama hätte der Großpapa für die über 200 Lieder, die Strauss im Laufe seines Lebens schrieb. Laut nicht 50 Prozent der Werke geschrieben, die er geschrieben hat.“ Er selbst Rieschel erprobte das Ehepaar neue Kompositionen auch gemeinsam bemerkte sogar einmal, er brauche seine Frau: Er sei so ein lethargischer ­zuhause. Auch Strauss’ letzte große Komposition, die Vier letzten Lieder, richten Mensch, dass er ohne sie nie etwas geschaffen hätte. Auch in geschäftliche Entscheidungen scheint Pauline einbezogen worden zu sein: Als Strauss sich an seine Frau: „Wir sind durch Not und Freude gegangen Hand in Hand“, sich zwischen Angeboten für Engagements in München, Hamburg und so beginnt das Lied Im Abendrot – Strauss hätte wohl kaum treffendere Berlin entscheiden muss, ist ihm seine Frau laut eigener Aussage eine Worte finden können für eine Beziehung, die zwei Weltkriege überdauerte und in 55 Jahren nur eine ernsthafte Krise erlebte. „Stütze und Trösterin“.

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Strauss Termine

Im kommenden Jahr nehmen viele Bühnen die Einladung zum Jubiläum an und führen den Komponisten in allerlei Formen auf. Wir haben die wichtigsten für Sie herausgepickt. Dazu gratulieren vier Künstler, die ihre Erlebnisse mit der Musik von Richard Strauss teilen.

Theater aachen 1./2. Januar: Lauter Sträuße! – Neujahrskonzert mit Werken von R. Strauss (Sinfonieorchester Aachen & K. Abdullah)

Altenburg Landestheater 4. April: Konzert für Horn und Orchester Nr. 1 Es-Dur (Philharmonisches Orchester Altenburg-Gera & I. Palló)

Augsburg deutsches mozartfest 17. Mai: Sextett aus Capriccio (Württembergisches Kammerorchester & R. Gazarian) 18. Mai: Serenade Es-Dur op. 7 (Camerata Augusta & H. Harrer) 20. Mai: Sextett aus Capriccio (Armida Quartett u.a.) 22. Mai: Kammermusik für Klavier und Violine/Violoncello (N. Rimmer, M. Cabeza & G. Schwabe) 24. Mai: Konzert für Oboe und Orchester (A. Mayer & Bayerische Kammerphilharmonie) 25. Mai: Lieder von Strauss und Mozart (S. C. Brommer & N. Rimmer) Theater Augsburg 31. Dezember, 1. Januar: (Fast) Alles Strauss! (Augsburger Philharmoniker & L. Fuhry) 31. März, 1. April: Burleske für Klavier und Orchester (Augsburger Philharmoniker) 2./3. Juni: Vier letzte Lieder (Augsburger Philharmoniker & D. Kaftan)

Baden-Baden Festspielhaus 23. Februar: Alpensinfonie (SWR Sinfonieorchester & F.-X. Roth) 14. März: Ein Heldenleben (Sächsische Staatskapelle Dresden & C. Thielemann) 14. April: Ein Heldenleben (Berliner Philharmoniker & Z. Mehta) 23. Mai: Ein Abend für Richard Strauss – Don Juan, Metamorphosen, Till Eulenspiegel, Suite aus Der Rosenkavalier (Wiener Philharmoniker & C. Eschenbach)

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7. Juni: Vier Lieder op. 27 (Bamberger Symphoniker & J. Nott)

Bamberg Konzerthalle bamberg 19. März: Metamorphosen (Bamberger Symphoniker & J. Nott) 17. Mai: Don Juan (Bamberger Symphoniker & K. Urbanski)

Berlin deutsche oper 9. März: Suite aus Der Rosenkavalier (Orchester der Deutschen Oper Berlin & C. Meister) philharmonie 22. Januar: Don Juan (Baltic Youth Philharmonic & K. Järvi) 23./24./25. Januar: Ein Heldenleben (Berliner Philharmoniker & Z. Mehta) 28. Januar: Elektra, konz. Auf-

pelle Berlin & D. Barenboim) 11. Mai: Lieder von Schumann und Strauss (E. Garanˇca) 14. Mai: Sonate für Violoncello und Klavier F-Dur, Romanze für Violoncello und Klavier F-Dur (D. Geringas & I. Fountain) 16./17./19. Mai: Till Eulenspiegel, Tod und Verklärung (Berliner Philharmoniker & C. Abbado) 4./5./6./7. Juni: Don Quixote, Don Juan, Suite aus Der Rosenkavalier(Berliner Philharmoniker & L. Maazel) 11. Juni: Deutsche Motette, Die Tageszeiten, Metamorphosen (Rundfunk-Sinfonieorchester und Rundfunkchor Berlin & M. Janowski) 18. Juni: Metamorphosen (Berliner Philharmoniker & S. Rattle) staatsoper unter den linden 2./5./8./13. Februar: Salome (M: Z. Mehta, R: H. Kupfer)

Bremen Die glocke 17./18. März: Burleske für Klavier und Orchester d-Moll (J. Moog, Bremer Philharmoniker & T. Hanus)

Braunschweig Staatstheater braunschweig 20./31. Oktober, 8./16. November: Salome (M: A. Joel, R: M. Simon) 16./17. März: Sinfonische Fantasie aus Die Frau ohne Schatten, Burleske für Klavier und Orchester (Staatsorchester Braunschweig & S. Klingele)

Chemnitz die theater chemnitz 13./20./26. Dezember, 12. April: Die schweigsame Frau

harmonisches Orchester Landestheater Coburg & Roland Kluttig)

Darmstadt Staatstheater ­darmstadt 25. Mai: Stiller Gang, Alphorn (Mitglieder des Ensembles des Staatstheaters Darmstadt)

Dortmund konzerthaus ­dortmund 30. November: Metamorphosen, Eine Alpensinfonie (Münchner Philharmoniker & L. Maazel) 1. Dezember: Till Eulenspiegel, Don Quixote, Suite aus Der Rosenkavalier (Münchner Philharmoniker & L. Maazel) 11. Mai: Feierlicher Einzug der Ritter des Johanniter-Ordens, Ouvertüre zu Der Ro-

René Fleming, Sopranistin Was Strauss für Stimmen geschrieben hat, ist ein echtes Geschenk für mich. Strauss’ Opern verleihen Frauen eine wirkliche Tiefe und Komplexität, und die Psychologie der Charaktere wird perfekt mit Musik wiedergegeben. Die erste Strauss-Oper, in die ich mich verliebte, war Capriccio. Ich ging wieder und wieder in die Oper, um Capriccio zu sehen. Damals beherrschte ich die Sprache noch nicht, aber ich saß trotzdem in einer Vorstellung nach der anderen, um am Ende über die musikalische Pracht der Schlussszene Tränen zu vergießen. Ich erinnere mich auch noch lebhaft an das erste Mal, als ich das Schluss-Terzett aus dem Rosenkavalier hörte. Jemand legte das Stück auf einem Plattenspieler auf, und die Zeit blieb stehen. Es gibt derart schöne Werke, dass sie vom ersten Hören ein Leben lang musikalische Meilensteine bleiben. Das war genau so ein Moment. führung (Sächsische Staatskapelle Dresden & C. Thielemann) 5. Februar: Till Eulenspiegel, Don Juan, Tanz der sieben Schleier und Schlussgesang aus Salome (Deutsches Symponie-Orchester Berlin & P. Jordan) 18. März: Vier letzte Lieder (D. Röschmann, Staatskapelle Berlin & D. Barenboim) 12. April: Ein Heldenleben (Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin & R. Frühbeck de Burgos) 18. April: Ein Heldenleben (Staatskapelle Berlin & D. Barenboim) 6. Mai: Don Quixote (Staatska-

27. Mai: Ophelia, Morgen, Klaviertrio Nr. 2 D-Dur (C. Höhn, M. Fischer, F. Ludwig, M. Glander) 5. Juni: Richard Strauss zum 150. Geburtstag – Walzer und Terzett aus Der Rosenkavalier, Streichsextett aus Capriccio, Till Eulenspiegel (Mitglieder der Staatsoper Berlin)

Bonn Beethovenhalle 21. Februar: Tod und Verklärung, Don Juan, Vier letzte Lieder, Till Eulenspiegel (A. Schwanewilms, Beethoven Orchester Bonn & J. Märkl)

(M: F. Beermann, R: G. Heinz) 15./16. Januar: Konzert für Violine und Orchester d-Moll (Robert-Schumann-Philharmonie & J. M. Pérez-Sierra) 16. März: Violinsonate Es-Dur (H. Sandmann & D. Heide) 9./10. April: 6 Lieder nach Gedichten von Clemens Brentano (Robert-Schumann-Philharmonie & F. Beermann)

coburg landestheater 10. März: Don Juan, Konzert für Horn und Orchester Nr. 2 Es-Dur, Till Eulenspiegel, Der Morgen, Befreit, Cäcilie (Philwww.crescendo.de

senkavalier, Hochzeitspräludium für zwei Harmonium-Instrumente, Festliches Präludium (M. Schönheit) 10. Juni: Sinfonische Fantasie aus Die Frau ohne Schatten, Konzert für Violine und Orchester d-Moll, Also sprach Zarathustra (B. Skride, WDR Sinfonieorchester Köln & A. Nelsons)

Dresden philharmonie 1./2. Februar: Tod und Verklärung, Suite aus Der Rosenkavalier (Dresdner Philharmonie & Y. Sado) —

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Fotos: DECCA / Andrew Eccles; Marco Borggreve

Aachen


8. März: Konzert für Violine und Orchester d-Moll (I. van Keulen, Dresdner Philharmonie & C. König) 15./16. März: Till Eulenspiegel, Burleske für Klavier und Orchester d-Moll (K. Gerstein, Dresdner Philharmonie & J. Gaffigan) 5./6./7. April: Don Juan (Dresdner Philharmonie & M. Poschner) 20./21. April: Vier letzte Lieder (M. Kaune, Dresdner Philharmonie & M. Sanderling) 7./8. Juni: Sextett aus Capriccio, Konzert für Oboe und kleines Orchester, Ein Heldenleben (U. Röhner-Stolle, Dresdner Philharmonie & R. Frühbeck de Burgos) Semperoper 19./22./25./31. Januar, 22./29. Juni: Elektra (M: C. Thielemann, R: B. Frey) 23./28. Februar, 2. März: Guntram (M: O. M. Wellber) 2./3./4. März: Ein Heldenleben (Sächsische Staatskapelle Dresden & C. Thielemann) 9./16. März, 15./18. April: Ariadne auf Naxos (M: O. M. Wellber, R: M. A. Marelli) 21./25./27. März: Salome (M: C. Meister, R: P. Mussbach) 30./31. März, 1. April: Don Juan (Sächsische Staatskapelle Dresden & C. Eschenbach) 15. Mai: Serenade Es-Dur für 13 Blasinstrumente, Sonatine Nr. 1 F-Dur für 16 Blasinstrumente Aus der Werkstatt eines Invaliden, Metamorphosen (Sächsische Staatskapelle Dresden, C. Thielemann) 7./9./10. Juni: Feuersnot, halbszenische Aufführung (Dresdner Festspielorchester, M: S. Klingele) 8./9. Juni: Vier letzte Lieder, Malven, Eine Alpensinfonie (Staatskapelle Dresden, A. Harteros & C. Thielemann) 11. Juni: Sonderkonzert zum 150. Geburtstag von Richard Strauss (Sächsische Staatskapelle Dresden & C. Thielemann) 28./30. Juni, 5./9./11. Juli: Legenden – Hommage an Ri-

chard Strauss (Ballett, Choreographie: A. Ratmansky)

Duisburg Theater am Marientor 19./20. Februar: Till Eulenspiegel (Duisburger Philharmoniker & G. Bellincampi) 2./3. April: Konzert für Horn und Orchester Nr. 2 Es-Dur (Duisburger Philharmoniker & G. Bellincampi) 14./15. Mai: Suite aus Der Rosenkavalier, Vier letzte Lieder (Duisburger Philharmoniker & G. Bellincampi)

Düsseldorf Deutsche Oper am Rhein 1./6./16. März: Der Rosenkavalier (M: A.Kober, R: O.Schenk) Tonhalle 10./12./13. Januar: Don Juan (Düsseldorfer Symphoniker & A. Kober) 9./11./12. Mai: Konzert für Horn und Orchester Nr. 1 EsDur (Düsseldorfer Symphoniker & A. Boreyko)

Erlangen heinrich-lades-halle 14. Mai: Don Juan (Bamberger Symphoniker & K. Urbanski)

Essen philharmonie essen 17. Januar: Don Quixote (NDR Sinfonieorchester & T. Hengelbrock) 24. Mai: Till Eulenspiegel, Vier letzte Lieder, Ein Heldenleben (A. Harteros, Münchner Philharmoniker & L. Maazel) Aalto-Musiktheater Essen 31. Dezember/1. Januar: Neujahrskonzert – Suite aus Der Rosenkavalier (Essener Philharmoniker & F. Haider) 13./16./23. Februar: Ariadne auf Naxos (M: W. Märtig, R: M. Sturminger) 8. März: Operngala – Richard Strauss zum 150. Geburtstag (A. Harteros, F. Haider)

5./6. Juni: Festliches Präludium für Orgel und Orchester, Sinfonia domestica (Essener Philharmoniker & T. Netopil) 15. Juni: Richard Strauss zum 150. Geburtstag – Serenade Es-Dur für 13 Blasinstrumente, Suite B-Dur für 13 Blasinstrumente, Sonatine F-Dur für 16 Blasinstrumente Aus der Werkstatt eines Invaliden (Mitglieder der Essener Philharmoniker, T. Netopil)

Flensburg Deutsches Haus 14. Mai: Vier letzte Lieder, Alpensinfonie (Sinfonieorchester des Landestheaters SchleswigHolstein & P. Sommerer)

Frankfurt alte oper 2. März: Sinfonie f-Moll (Frankfurter Opern- und Museumsorchester & S. Weigle) 27. Mai: Ein Heldenleben (Münchner Philharmoniker & L. Maazel) Oper Frankfurt 20./26. Dezember, 1./4. Januar: Ariadne auf Naxos (M: S. Weigle/H. Keil, R: B. Fassbaender) 14. Januar: Lieder von Richard Strauss (M. Erdmann & M. Martineau) 28. Februar, 6./9./15./22. März: Daphne (M: S. Blunier, R: C. Guth) 15./19. Juni: Die Liebe der Danae, konzertante Aufführung (M: S. Weigle)

Freiburg konzerthaus freiburg 17. Februar: Aus Italien (SWR Sinfonieorchester & F.-X. Roth)

Garmisch-­ Partenkirchen richard-strauss-­ institut 18. Januar: Intermezzo F-Dur (Klavierduo Stenzl) 23. Februar: Mädchenblumen, 3 Lieder aus Ophelia, 3 Lieder

aus op. 68 (T. Gheorghiu & J. Aner) 8. März: Klaviertrio Nr. 1 A-Dur (Johannes-Kreisler-Trio) Richard-Strauss-­ Festival 11. Juni: Eröffnungskonzert mit Liedern von R. Strauss (J. Banse, Rundfunk-Sinfonieorchester Prag & T. Brauner) 11. Juni: Die Liebe der Danae (Oper Frankfurt, M: S. Weigle) 12. Juni: Konzert für Horn und Orchester Nr. 1, Eine Alpensinfonie (Rundfunk-Sinfonieorchester Prag & T. Brauner) 13. Juni: Konzertouvertüre c-Moll, Konzert für Oboe und Orchester, Festmarsch C-Dur (Symphonieorchester Wilde Gungl & J. Opela) 13. Juni: Streichquartett ADur, Sextett aus Capriccio, Metamorphosen (Leipziger Streichquartett u.a.) 14. Juni: Liederabend (I. Bostridge & J. Drake) 15. Juni: Feierlicher Einzug der Ritter des Johanniter-Ordens, Vorspiel zu Der Rosenkavalier, Hochzeitspräludium, Festliches Präludium (M. Schönheit) 15. Juni: Tod und Verklärung, Burleske für Klavier und Orchester, Also sprach Zarathustra (Brussels Philharmonic & M. Tabachnik) 16. Juni:Lieder von R. Strauss (M. Schuster & M. Schlemmer) 17. Juni: Hymne, Traumlicht, Das Schloss am Meere, Der Abend (Chor des Bayerischen Rundfunks & P. Dijkstra) 18. Juni: Konzertouvertüre c-Moll, Ouvertüre a-Moll, 2. Symphonie f-Moll, Auftragskomposition von Manfred Trojahn zum 150. Geburtstag (Münchner Rundfunkorchester & U. Schirmer)

Gelsenkirchen musiktheater im revier 29. November: Der Rosenkavalier (M: R. Baumann, R: P. Harnoncourt)

gera Bühnen der Stadt 2./3. April: Konzert für Horn und Orchester Nr. 1 Es-Dur (Philharmonisches Orchester Altenburg-Gera & I. Palló)

hagen Theater Hagen 11. März: Konzert für Horn und Orchester Nr. 1 Es-Dur (Orchester Hagen & A. Rasilainen)

Halle staatskapelle halle 8./9. Dezember: Ein Heldenleben (Staatskapelle Halle & J. Caballé-Domenech) 29. Juni: Le Bourgeois Gentilhomme (Staatskapelle Halle & J. Caballé-Domenech)

Hamburg laeiszhalle 10. Januar: Suite aus Der Rosenkavalier (NDR Sinfonieorchester & J. Valcˇuha) 16./19. Januar: Don Quixote (NDR Sinfonieorchester & T. Hengelbrock) 27./28. März: Alpensinfonie (NDR Sinfonieorchester & D. Zinman) 6./7. April: Also sprach Zarathustra (Philharmoniker Hamburg & R. Kofman) 21. Mai: Till Eulenspiegel, Vier letzte Lieder, Ein Heldenleben (A. Harteros, Münchner Philharmoniker & L. Maazel) 19./22. Juni: Don Juan, Ein Heldenleben, Burleske für Klavier und Orchester d-Moll (NDR Sinfonieorchester, B. Chamayou & S. Bychkov) Staatsoper Am ­Gänsemarkt 11./15./22./25. April: Salome (M: S. Weigle, R: W. Decker) 30. Mai, 4./10./13. Juni: ­Arabella (M: S. Soltesz, R: S.Bechtolf)

Hannover norddeutscher ­rundfunk

Vesselina Kasarova Mezzosopran „Mit Richard Strauss verbindet mich eine der vollkommensten Produktionen, in denen ich je mitgewirkt habe: Der Rosenkavalier in der Inszenierung von Sven Eric-Bechtolf, den Bühnenbildern von Rolf und den Kostümen von Marianne Glittenberg! Eine Oper, in der wirklich magische Momente möglich sind. Der Octavian ist zugleich eine der anspruchsvollsten Hosenrollen für Mezzosoprane. Als Frau stellt man einen – erst leidenschaftlich liebenden, dann sich noch leidenschaftlicher verliebenden – jungen Mann dar, der sich wiederum im Stück selber – als Kammerzofe verkleidet – der hartnäckigen Avancen des Barons Ochs auf Lerchenau erwehren muss: grandios! Einerseits verlangt die Partie mentale Jugendlichkeit, andererseits stimmliche Erfahrung, man sollte sie nicht zu früh singen.“ 51


J u b i l ä u m

27./28. Feb.: Ein Heldenleben (NDR Radiophilharmonie & E. Gullberg Jensen)

Heerlen theater heerlen 20. März: Don Juan (Bamberger Symphoniker & K. Urbanski)

Kaiserslautern fruchthalle 16. Januar: Burleske für Klavier und Orchester d-Moll (Deutsche Radiophilharmonie & Y. Gamzou)

Karlsruhe konzerthaus 15. März: Suite aus Der Rosenkavalier, Konzert für Oboe und Orchester (F. Leleux, Staatsorchester Rheinische Philharmonie & D. Raiskin) Badisches Staatstheater 22./23./29. September: Don Quixote (Badische Staatskapelle & J. Brown)

kassel Staatstheater Kassel 24. Mai: Die Frau ohne Schatten (M: P. Ringborg, R: M. Schulz)

Kiel schloss 11. Januar: Suite aus Der Rosenkavalier (NDR Sinfonieorchester & J. Valcˇuha) Theater Kiel 10./16./25. Mai, 5./12./15./25. Juni: Ariadne auf Naxos (M: G. Fritzsch, R: R. Hovenbitzer) 18./19. Mai: Konzert für Horn und Orchester Nr. 2. Es-Dur (Philharmonisches Orchester Kiel & L. Siberski)

Koblenz rhein-mosel-halle 7. März: Suite aus Der Rosenkavalier,

Konzert für Oboe und Orchester (F. Leleux, Staatsorchester Rheinische Philharmonie & D. Raiskin) Theater Koblenz 22./28. März, 8./14./17./28. April, 3./18. Mai, 4./7./29. Juni: Salome (M: E. Delamboye, R: M. Dietze)

Landshut

Köln

Leipzig

oper am dom 8. Juni: Rosenkavalier-Film (M: F.Strobel, Gürzenich-Orchester Köln) philharmonie 8. Dezember: Sonate für Violine und Klavier Es-Dur (L. Moreno & A. Vera) 9. Februar: Acht Gedichte aus ‚Letzte Blätter’, Sechs Lieder aus ‚Lotosblätter’ (D. Behle & O. Schnyder) 30. März: Konzert für Oboe und kleines Orchester D-Dur (R. Ortega Quero, Münchner Kammerorchester & O. Elts) 23. Mai: Ein Heldenleben (Münchner Philharmoniker & L. Maazel) 6. Juni: Sinfonische Fantasie aus Die Frau ohne Schatten, Konzert für Violine und Orchester d-Moll, Also sprach Zarathustra (B. Skride, WDR Sinfonieorchester Köln & A.Nelsons) 7. Juni: Konzert für Violine und Orchester d-Moll, Sinfonia domestica (B. Skride, WDR Sinfonieorchester Köln & A. Nelsons) 15. Juni: Till Eulenspiegels lustige Streiche, Eine Alpensinfonie (Gürzenich-Orchester Köln & M. Stenz) 15. Juni: Romanze für Violoncello und Orchester (M. Hornung, Kammerakademie Potsdam & A. Manacorda)

Krefeld theater krefeld 24./27. Juni: Aus Italien (Niederrheinische Sinfoniker & M. Kütson)

stadttheater landshut 27. März: Serenade op. 7 (Niederbayerische Philharmonie & O. Tardy) 11. Mai: Vier letzte Lieder (Niederbayerische Philharmonie & B. Coleman)

gewandhaus 9. Februar: Divertimento op. 86 (MDR Sinfonieorchester & K. Järvi) 4. April: Ein Heldenleben (Gewandhausorchester & J. Nott) 8. Mai: Festliches Präludium für großes Orchester und Orgel, Also sprach Zarathustra (M. Schönheit, Gewandhausorchester & A. Davis) 24. Mai: Metamorphosen, Burleske für Klavier und Orchester d-Moll, Don Juan, Rosenkavalier-Suite (L. Lang, Wiener Philharmoniker & C. Eschenbach) 5./6. Juni: Don Quixote, Tod und Verklärung, Till Eulenspiegel (Gewandhausorchester & R. Chailly) 7. Juni: Feierlicher Einzug der Ritter des Johanniter-Ordens, Rosenkavalier-Präludium, Hochzeitspräludium, Festliches Präludium op. 61 (M. Schönheit) 11. Juni: Don Quixote, Till Eulenspiegel, Lieder von Richard Strauss (Gewandhausorchester & R. Chailly) 15. Juni: Sextett aus Capriccio, Metamorphosen (Musiker des Gewandhausorchesters) 22. Juni: Till Eulenspiegel, Duett-Concertino für Klarinette, Fagott, Streichorchester und Harfe, Le Bourgeois gentilhomme (Gewandhaus-Oktett u.a.) 3./4. Juli: Alpensinfonie (Gewandhausorchester & A. Nelsons) Oper Leipzig 12./18. Januar, 4./31. Mai:

Elektra (M: U. Schirmer, R: P. Konwitschny) 15./23. Februar, 27. April, 8. Juni: Der Rosenkavalier (M: U. Schirmer, R: A. Kirchner) 14./21./24./28. Juni: Die Frau ohne Schatten (M: U. Schirmer, R: B. Kovalik)

Lübeck musik- und kongresshalle 18. Januar: Don Quixote (NDR Sinfonieorchester & T. Hengelbrock) Theater Lübeck 1. Januar: Suite aus Der Rosenkavalier (Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck & P. Sommerer)

Ludwigsburg forum am schlosspark 27. März: Metamorphosen (Bamberger Symphoniker & K. Urbanski) Theater im Pfalzbau 28./29. April: Tanz der sieben Schleier aus Salome (Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz & K.-H. Steffens)

magdeburg Theater Magdeburg 22. Februar, 1./9./23./29. März, 5./20. April, 10. Mai: Der Rosenkavalier (M: K. IshiiEto/M. Balke, R: O. Fuchs) 8./9. Mai: Konzert für Oboe und kleines Orchester (K. Poska & Magdeburgische Philharmonie)

mainz Staatstheater Mainz 5. Januar: Neujahrskonzert mit Werken von Richard Strauss u.a. (Philharmonisches Staatsorchester Mainz & H. Bäumer) 4. Mai: 3 Tänze aus der Oper Capriccio, Symphonie für Bläser Fröhliche Werkstatt (Philharmonisches Staatsorchester Mainz & H. Bäumer)

Brigitte Fassbaender Intendantin des Richard-Strauss-Festivals Richard Strauss, der große Sohn Bayerns, das Münchner Kindl, liebte die grandiose Naturkulisse Oberbayerns mehr als den Kunstverstand seiner bayerischen Landsleute. Sein Verhältnis zu München und dem ihm nicht sehr gewogenen Nationaltheater blieb lebenslang gespalten. Strauss, der Naturfreund und Bergwanderer, zog Kraft und Inspiration aus der Beschaulichkeit und harmonischen Ruhe seines Garmischer Besitzes und aus der kraftvollen Natur seiner Umgebung. Hier war bis zu seinem Tod sein Lebensmittelpunkt, den maßgeblich seine geliebte Pauline ihm bereitete. Hier entstanden alle Werke, die er in nie versiegender Schaffensfreude schrieb. Sich selbst so kompromisslos treu geblieben ist wohl kaum ein anderer Komponist; eine musikalische Sprache, die in handwerklicher Bewältigung und kompositorischer Meisterschaft ihresgleichen sucht. Ein Leben lang als Sängerin, Regisseurin, Theaterund Festivalleiterin mit dem Strauss’schen Werk in allen Facetten beschäftigt sein zu dürfen, ist ein großes, erfüllendes Geschenk. Ich gratuliere zum 150. Geburtstag voll Liebe und Bewunderung! Happy Birthday, Mr. Strauss! 52

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Dezember 2013 – Januar 2014

mannheim Nationaltheater 7./25. Mai, 22. Juni: Der Rosenkavalier (M: A. Sedlmeier, R: O. Tambosi) 14./20./23./27. März: Elektra (M: D. Ettinger, R: R. Berghaus)

Meiningen südthüringisches staatstheater 4./6./13./20. April, 17./31. Mai, 16. Juli: Der Rosenkavalier (M: P. Bach, R: R. Frey)

Mönchengladbach theater 25./26. Juni: Aus Italien (Niederrheinische Sinfoniker & M. Kütson)

München allerheiligen-­ hofkirche 29. April: Neun Gedichte aus Letzte Blätter (L. Aikin & D.Sulzen) 2. Juni: Mädchenblumen ­ (J. Prégardien, C. Schnackertz) Bayerische Staatsoper 1./4./7. Dezember, 29. Juni, 3. Juli: Die Frau ohne Schatten (M: K. Petrenko/S. Weigle, R: K.Warlikowski) 2./5./8. März, 26./29. Juli: Der Rosenkavalier (M: K. Petrenko/C. Trinks, R: J. Rose & O. Schenk) 22./26./29. März, 2. April: Salome (M: A. Fisch, R: W. Friedkin) 16./19./22. Mai, 23. Juli: Ariadne auf Naxos (M: A. Fisch, R: R. Carsen) 9. Juni: Festkonzert zum 150. Geburtstag von Richard Strauss – Metamorphosen, Vier letzte Lieder, Don Juan, Schlussterzett aus Der Rosenkavalier (Bayerisches Staatsorchester & K. Petrenko) carl-orff-saal 5. März: Rosenkavalier-Film (Orchester Jakobsplatz München & D. Grossmann)


herkulessaal 27./28. Februar: Don Juan, Tod und Verklärung, Suite aus Der Rosenkavalier (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks & M. Jansons) 14. Juni: Richard Strauss zum 150. Geburtstag - Hymne, Traumlicht, Das Schloss am Meere, Der Abend (Chor des Bayerischen Rundfunks & P. Dijkstra) künstlerhaus 12. Januar: Vier Lieder op. 27, Streichquartett A-Dur op. 2 (Mitglieder der Münchner Philharmoniker & S. Hauer) philharmonie 9./10. Januar: Burleske für Klavier und Orchester d-Moll (R. Buchbinder, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks & D. Gatti) 27./28./29. März: Also sprach Zarathustra, Burleske für Klavier und Orchester, Till Eulenspiegel (Münchner Philharmoniker & L. Maazel) 6./7./8. April: Vier letzte Lieder, Ein Heldenleben (A. Harteros, Münchner Philharmoniker & L. Maazel) 19. Mai: Lieder von Richard Strauss (A. Harteros, Münchner Philharmoniker & L. Maazel) prinzregententheater 26. Januar: Feuersnot ­( Münchner Rundfunkorchester & U. Schirmer)

regensburg

trier

theater regensburg 1./5./6./9. Januar: Duett concertino für Klarinette und Fagott (Philharmonisches Orchester Regensburg & T. Ban)

Theater Trier 3. Juli: Vier letzte Lieder (Philharmonisches Orchester der Stadt Trier, V. Puhl & C. Libor)

Nürnberg

schweinfurt

Staatstheater ­Nürnberg 3./4./5./6. Januar: Von Strauss zu Strauss – Neujahrskonzert u.a. mit Walzern und dem Schlussterzett aus dem Rosenkavalier (Staatsphilharmonie Nürnberg & M. Bosch) 28. Januar, 1./3./8./11./16. Februar, 29. März, 10./27. April, ­ 7. Mai: Arabella (M: M. Bosch, R: A. Baesler)

Passau fürstbischöfliches opernhaus 20. März: Serenade op. 7 (Niederbayerische Philharmonie & O. Tardy) 2. Mai: Vier letzte Lieder (Niederbayerische Philharmonie & B. Coleman)

Fotos: Marc Gilsdorf; Marco Borggreve

Plauen vogtland-theater 28. März: Konzert für Horn und Orchester Nr. 1 Es-Dur, Suite aus Der Rosenkavalier (Philharmonisches Orchester Plauen-Zwickau & L. de Veer)

Radebeul theater Radebeul 31. März, 6./18. April, 4. Mai: Ariadne auf Naxos (M: J. M. Horstmann, R: A. Jahns)

Rostock volkstheater rostock 21./22./23. Juni: Don Juan (Norddeutsche Philharmonie Rostock & F. Krumpöck)

Saarbrücken

ulm theater ulm 19./23. Januar: Der Rosenkavalier (M: T. Handschuh, R: M.Kaiser)

Weimar nationaltheater 31. Dezember, 1. Januar: Schlagobers (Staatskapelle Weimar & S. Solyom)

Saarländisches Staatstheater 7./14./19. Juni, 18./26. Juli: Die Frau ohne Schatten (M: T. Kamioka, R: D. Neuner)

18./19. Mai: Aus Italien (Sinfonieorchester Wuppertal & C. Prick)

Würzburg mainfranken theater 8./16./19./25./28. März, 6./11./24./26./30. April, 4./16. Mai: Josephs-Legende (Philharmonisches Orchester Würzburg) 22. März: Don Juan, Vier Lieder op. 27 (Philharmonisches Orchester Würzburg & E. Calesso) 5./16./29. April, 21./25. Mai, 1./5./13./15./20. Juni: Salome (M: E. Calesso, R: A. von Pfeil)

(M: C. Thielemann, R: F. Klepper) 13./20. April: Don Quixote, Don Juan (Sächsische Staatskapelle Dresden & C. Eschenbach) 14./19. April: Also sprach Zarathustra, Vier letzte Lieder, Malven (UA Orchesterfassung von W. Rihm) (A. Harteros, Staatskapelle Dresden & C. Thielemann) 15./18. April: Metamorphosen (Sächsische Staatskapelle Dresden & C. Thielemann) 1./5./8./11./14./17./20./23. August: Der Rosenkavalier (M: Z. Mehta, R: H. Kupfer) stiftung mozarteum 15./21. April: Sextett aus Capriccio (Musi-

Daniel Behle, Tenor „Diese unglaubliche Lebensfreude in jedem Motiv, in jeder Phrase, in jedem Moment. Dieses Genie in Harmonik und Instrumentation, das den Zuhörer vor Ehrfurcht erstarren lässt“ – das waren meine Gedanken, als ich die Salome das erste Mal live hörte. Strauss schafft für mich wie kein anderer die Symbiose von höchstem Anspruch durch geniales Handwerk, die unglaublich breite Palette an Emotionen einerseits und der simpel, süßen Verspieltheit in Melodie und Witz andererseits. Als ich noch Posaune studierte, äfften wir das berühmte Hornsolo aus Till Eulenspiegel auf der Posaune nach, aber als Sänger fand ich einen ganz neuen Zugang zu Strauss. Strauss darf niemals schwer klingen. Seine Musik ist Leben und nur Leben. Richard Strauss ist (m)eine prägende Lichtgestalt und wird es wohl auch bleiben, obwohl er keine Tenöre mochte ...

Theater Schweinfurt 15./16. Mai: Don Juan (M. Hornung, Bamberger Symphoniker & K. Urbanski)

solingen Theater Solingen 11. März: Till Eulenspiegel (Bergische Symphoniker & P. Kuhn)

Straubing rittersaal 6. Mai: Vier letzte Lieder (Niederbayerische Philharmonie & B. Coleman)

Stuttgart Liederhalle 12. März: Till Eulenspiegel (Radio Sinfonieorchester ­Stuttgart & A. Schokhakimov) 8. Mai: Alpensinfonie (Stuttgarter Philharmoniker & S. Blunier) Staatstheater 29. Januar, 2./9./15. Februar, 1./8. März: Ariadne auf Naxos (M: M. Schønwandt, R:J. Wieler, Sergio Morabito) 11./12. Mai: Tod und Verklärung, Tanz der sieben Schleier aus Salome (Staatsorchester Stuttgart & G. Ferro)

6. März: Rosenkavalier-Film (Staatskapelle Weimar & F. Strobel) 7. Juni: Don Juan, Also sprach Zarathustra, Lieder von R. Strauss (Staatskapelle Weimar & S. Solyom)

wiesbaden Hessisches ­Staatstheater 18. November: Enoch Arden (W. Vater & A. ­Grimaldi) 1. Januar: Erste Walzerfolge aus Der Rosenkavalier (hr Sinfonieorchester & J. Axelrod) 4. Juni: Metamorphosen, Konzert für Horn und Orchester Nr. 1, Sinfonia domestica (Z. Hamar)

Wiesloch staufersaal 16. Februar: Aus Italien (SWR Sinfonieorchester & F.-X. Roth)

Wismar st.-georgen-kirche 20. Juni: Don Juan, Ein Heldenleben, Burleske für Klavier und Orchester d-Moll (NDR Sinfonieorchester, B. Chamayou & S. Bychkov)

Wuppertal stadthalle

Zwickau theater plauenzwickau 27. März: Hornkonzert Nr. 1 Es-Dur, Suite aus Der Rosenkavalier (Philharmonisches Orchester Plauen-Zwickau & L. de Veer)

Österreich Linz brucknerhaus linz 12. Februar: Don Quixote (Brucknerorchester Linz & D. R. Davies) 26./27. Februar: Festliches Präludium für großes Orchester und Orgel (Brucknerorchester Linz & D. R. Davies) landestheater linz 6./12./19. Januar, 2. Februar, 1. April: Der Rosenkavalier (M D. R. Davies/T. Moriuchi, R: A. Pilavachi)

Salzburg festspielhaus 25. Januar: Metamorphosen (Wiener Philharmoniker & P. Järvi) 29. Januar: Vier letzte Lieder (Wiener Philharmoniker, A. Harteros & M. Minkowski) 12./21. April: Arabella

ker der Sächsischen Staatskapelle Dresden & C. Eschenbach) wiener saal 14. Januar: Lieder von Richard Strauss und Lesung aus dem Briefwechsel von Strauss und Hofmannsthal (Abteilung Gesang des Mozarteums Salzburg)

Wien burgtheater 10./14. Dezember: Elektra (M: B. Wrede, R: M. Thalheimer) musikverein 30. November, 1./2. Dezember: Also sprach Zarathustra (Wiener Philharmoniker & A.Nelsons) 15. Februar: Don Quixote (Brucknerorchester Linz & D. R. Davies) staatsoper 7./10./13. Februar: Salome (M: A. Nelsons, R: B. Barlog) 15./19./22. April, 11./15./20. Juni: Ariadne auf Naxos (M: M. Boder, R: S.-E. Bechtolf) 23./27./30. April: Der Rosenkavalier (M: A. Fischer, R: O. Schenk) volksoper 14./18./22. Juni: Feuersnot, konzertante Aufführung (Orchester der Volksoper Wien & H. Graf)

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gesellschaft

Strauss lesen

Empfehlenswerte Biografien und Analysen des Komponisten in gedruckter Form Strauss im Spiegel der Karikatur Im Buch der Herausgeberin Roswitha Schlötterer-Traimer (Schott Verlag) finden sich Richard-Strauss-Karikaturen mit allerhand humorvollen, kritischen und spannenden Aspekten aus dem Leben und Werk des Komponisten. Für alle, die gerne schmunzeln.

Straussiana Aufsätze zur Richard-Strauss-Frage von Arthur Seidl (Verlag elv). Dieses Buch ist eine echte Zeitreise: Es handelt sich um den Nachdruck einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1913. Die „Straussiana“ enthält neben einer Strauss-Biografie vier Aufsätze aus drei Jahrzehnten und eine Charakterskizze. Für alle, die sich dafür interessieren, wie Strauss noch vor 100 Jahren rezipiert wurde.

Richard Strauss – Die Opern

Sie kannten Richard Strauss ... „Ein Genie in Nahaufnahme“ lautet der Titel von Christoph WagnerTrenkwitz (Amalthea Verlag). Wagner-Trenkwitz lässt Weggefährten und Zeitgenossen von Richard Strauss zu Wort kommen. Aus Briefen und Gesprächen (unter anderem mit Strauss-Enkel Christian) erzählt der Autor heitere Anekdoten, die Liebesgeschichte zwischen Strauss und seiner Pauline und arbeitet allerhand spannende Aspekte der Straussschen Persönlichkeit heraus. Für alle, die ganz nah dran sein wollen.

Ein musikalischer Werkführer von Laurenz Lütteken (Verlag C.H. Beck Wissen). Im kompakten Format gibt Musikwissenschaftler Lütteken einen Einblick in Entstehung, Inhalt und Kontext aller Strauss-Opern. Praktisch: Auch Informationen zu Besetzung, Dauer und Uraufführung werden beigestellt. Für alle, die sich vor den Inszenierungen im Jubiläumsjahr in Strauss’ Werk einlesen wollen.

Richard Strauss – Monographie Von Walter Deppisch (Verlag rororo). Dieses Buch ist ein echter Klassiker fürs Bücherregal. Erstmals 1968 aufgelegt, gibt dieser Band einen Einblick in Richard Strauss’ Leben – aus seiner eigenen Perspektive, in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Eine Sammlung von Fotos öffentlicher Auftritte, Bühnenbilder, Figurinen (etwa der legendären Kostüme von Alfred Roller) und Szenenfotos aus Uraufführungen sowie Partituren und Aufführungsplakate. Für Sammler.

Strauss hören Zur Einstimmung auf das Strauss-Jahr – hörenswerte Strauss-Einspielungen Richard Strauss: „Eine Alpensinfonie / Don Juan“ Royal Concertgebouw Orchestra, Mariss Jansons (RCOlive) Richard Strauss: „Ein Heldenleben / Macbeth“ Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Sebastian Weigle (Oehms) Richard Strauss: „Anniversary Edition“ Elisabeth Schwarzkopf, Christa Ludwig, Eberhard Wächter, Teresa Stich-Randall, Dietrich Fischer-Dieskau, Friedrich Gulda, Staatskapelle Dresden, Wiener Philharmoniker, Herbert von Karajan, Karl Böhm u.a., 10 CDs (Documents) Track 10 auf der ­crescendo Abo-CD: Ausschnitt aus der Alpensinfonie

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Richard Strauss: „Tondichtungen I & II“ SWR Sinfonieorchester Baden-Baden u. Freiburg, FranÇois-Xavier Roth (Hänssler Classic) Track 9 auf der ­crescendo Abo-CD: „Der Held“ aus Ein Heldenleben „Strauss Lieder“ Christiane Oelze, Eric Schneider (Solo Muica) Richard Strauss: „Die großen Opern“ Hildegard Behrens, Theo Adam, Peter Schreier, Lucia Popp, Wolfgang Sawallisch, Marek Janowski, u.a., 22 CDs (Warner Classics) Richard Strauss: „Sämtliche Orchesterwerke“ Staatskapelle Dresden, Rudolf Kempe, 9 CDs (Warner Classics) www.crescendo.de

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serie

Woher kommt eigentlich ... ... die Anfangsfanfare von „Also sprach Zarathustra“?

?

Woher

eben dieses Funiculì, Funiculà. Das Ergebnis des „Die andern komponieren, ich mach’ MusikgeStreits: Strauss musste Tantiemen zahlen. schichte!“ sprach Richard Strauss und erneuerte den Noch 1805 hieß es „zu lang, zu schwer“. KonKlang, erweiterte die Möglichkeiten der Oper und eigentlich ... zertbesucher sprachen über die erste Aufführung der spielte in Zitat und Selbstzitat mit Stilen, bestehenden Eroica von Beethoven. Sie hatten etwas Neues gehört. Phrasen und melodischen Wendungen, brach und 1945 komponierte Strauss in seiner Betroffenheit über spiegelte sie mit Respekt wie Ironie. Er nahm die Colladie Zerstörung des Krieges und seiner Heimatstadt „In gen und Montagen kommender Komponisten vorweg – Memoriam“ aus „Trauer um München“ die Metamorphosen für 23 doch, was auch immer er anklingen ließ, Strauss blieb Strauss. „Ich hatte den Titel Ihrer symphonischen Dichtung für einen Solostreicher. Nicht nur motivisch verwandt, erklingt hier der Zeitungsscherz gehalten“, schrieb Cosima Wagner in einem Brief Trauermarsch aus Beethovens Eroica. 1937 erhielt die Sopranistin Elisabeth Schumann von den an Strauss. Die Idee einer aufsteigenden Obertonreihe konnte zu seiner Zeit nicht als neu gelten, doch so einfach wie genial ist das, Nationalsozialisten, unter denen Strauss zuvor Präsident der was Richard Strauss aus dem wie die Sonne aufgehenden C-Dur- Reichsmusikkammer war, Berufsverbot und wanderte nach AmeAkkord macht. Strauss hatte Nietzsches Dichtung Also sprach rika aus. 16 Jahre vorher war sie mit Richard Strauss und dessen Zarathustra als Vorlage genommen, der, als hätte er es geahnt, Sohn Franz in Amerika auf Konzertreise gewesen. Ihr Tagebuch 13 Jahre zuvor schrieb: „Unter welche Rubrik gehört eigentlich hielt fest: „Strauß fährt durch N.Y. like a king. Vor dem Rathaus dieser ‚Zarathustra‘? Ich glaube beinahe, unter die ‚Symphonien‘.“ wimmelt es von Photographen – wir werden gefilmt und geknipst.“ Wagner ließ zuvor sein Rheingold aus einem einzigen Ton Am gleichen Abend soll Strauss, dem der unsterbliche Anfang von zum Akkord anschwellen und wenn in seinem Siegfried Brünn- Also sprach Zarathustra gelungen war, über das Ende einer Komhilde mit „Heil dir, Sonne“ erwacht, hat man das Gefühl, den position gesagt haben: „Es ist schwer Schlüsse zu schreiben. Beetmagischen Anfang von Also sprach Zarathustra zu hören, der hoven und Wagner konnten es. Es können nur die Großen. Ich dann auch Filmgeschichte machte: Stanley Kubrick’s 2001 – Odys- kann’s auch.“ Stefan Sell see im Weltraum ist fast schon zum Synonym für diese Musik geworden. Ja, die Anfangsfanfare gelangte über die Klassik hinaus in die Popmusik, wo sie Elvis Presley als Intro seiner Konzerte diente und der brasilianische Jazzpianist Eumir Deodato seine funkige E-Piano-Version 1973 in die Charts brachte und dafür einen Grammy bekam. Als 1909 Strauss seine Elektra in der damaligen Dresdener 5-WEGE HIGH END Horn-LS Mini Galaxis IV Hofoper uraufführen ließ, fühlte sich der Dirigent Ernst von mit gesetzlich geschützten Schalldiffusoren im Hornverlauf Schuch während einer Probe durch einen Handwerker gestört, der im Zuschauerraum die Sitze erneuerte und dabei jeden Sitz umklappte: „Zum Teufel! Was ist denn da los? Was sucht denn der Mann da ...?“ Strauss soll in die darauf eintretende Stille hinein gesagt haben: „An Dreiklang!“ Sehr beliebt bei kompetenten Nach Salome war Elektra die zweite Oper, die das Gewohnte HiFi-Freunden seit Jahrzehnten. durchbrach. Die fremden Dissonanzen, das Überschreiten der — Einmalig — Dur-Moll-Tonalität, all das machte Strauss zu einem Komponisten der Moderne. „Das hilft alles nichts, wenn in meinem Stück Ein High-End-Lautsprecher mit auf der Bühne der Sohn seine Mutter erschlägt, lass ich im Orchesextrem hoher Belastbarkeit bei ter unten kein Violinkonzert spielen“, meinte der weltberühmte hohem Wirkungsgrad, gleichzeitig „Klangzauberer“ aus München. geeignet für Heim-HiFi, Musiker und Discos. Wie eine Klammer umgeben die Anfangsfanfare zum Gesang der Mägde und die dreimaligen Orest-Rufe am Ende Elektra. 1905 Farbe und Design nach Wunsch, erklang diese Klammer schon einmal in Bologna unter der Leiweitere Regal- und Standboxen tung von Toscanini. Vittorio Gnecchis Oper Cassandra wurde und Kundenstimmen unter: uraufgeführt – auch thematisch verwandt könnte die Oper von www.orbid-sound.de Gnecchi unter dem Titel „Was zuvor geschah?“ firmieren. Richard Strauss, Wegbereiter der GEMA, hatte selbst einen Rechtsstreit: 1880 schrieb ein Journalist aus Neapel namens Giuseppe Turco zur Einweihung der Seilbahn auf den Vesuv den Liedtext Funiculì, Funiculà. Vertont wurde dieser von Luigi Denza. Strauss hatte 1806 die Impressionen einer Italienreise in seine sinOrbid Sound Schallwandlertechnologie Tel. 0171-700 87 69 oder 07433-999 37 87 fonische Fantasie Aus Italien fließen lassen. Der 4. Satz lautet: Neapolitanisches Volksleben, worin Strauss eine Melodie einwob, von der glaubte, sie sei ein altes Volkslied, doch handelte es sich um

kommt

Einmaliges Klangbild!

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G e s e l l s c h a f t

Die Axel-Brüggemann-Kolumne

Wer wird Millionär? Richard Strauss zumindest wurde es, denn er hat für seine Urheberrechte gekämpft. Aber sein Erbe gerät aus den Fugen. Wir brauchen ein neues Augenmaß, wenn wir unsere Ohren öffnen.

Mozart war eine arme Sau. Wurde eine seiner Opern irgendwo in der Welt ein zweites Mal aufgeführt, ging er leer aus – wenn er nicht gerade als Dirigent engagiert war. An Urheberrechte war nicht zu denken, Partituren wurden abgeschrieben, auf die Pulte gelegt – und aufgeführt. Giuseppe Verdi, der Jubilar dieses Jahres, war etwas besser dran. Er war in der Obhut des Verlegers Ricordi. Der hatte 1825 das gesamte Archiv der Mailänder Scala für einen Apfel und ein Ei gekauft, weil niemand an den Wert der Noten glaubte. Aber Ricordi machte ein Geschäftsmodell daraus: Er editierte, druckte und verkaufte seine Schätze pro Aufführung. Zu seinen Komponisten gehörten Rossini, Donizetti und Bellini, für Verdis Otello und Falstaff ließ sich der Verleger sogar ein Marketing einfallen, das an den heutigen Musicalbetrieb erinnert. Opernhäuser auf der ganzen Welt konnten ein „Mailänder-ScalaPackage“ kaufen: die Original-Bühnenbilder, die Original-Programmhefte und, natürlich, die Original-Noten. So machte er sich selbst und seine Künstler zu Multimillionären. Neulich war ich gemeinsam mit Daniel Barenboim in Mailand und habe mit ihm

gemeinsam die Schätze von „Ricordi“ angeschaut. „Wissen Sie“, hat er gesagt, „Ricordi und Verdi waren ein Dreamteam. Sie haben sich über Kunst ausgetauscht, über das, was das Publikum will. Sie haben einander inspiriert – die wirtschaftliche Zusammenarbeit war auch künstlerisch produktiv.“ Noch einen Schritt weiter ging Richard Strauss, der Klassik-Jubilar 2014. In seiner Berliner Zeit gründete er die „Genossenschaft Deutscher Tonkünstler“, wurde 1901 Vorsitzender des „Allgemeinen Deutschen Musikvereins“ und erfand später die GEMA, die „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungs-

und der technischen Möglichkeiten. Die Schritte von Mozart über Verdi bis Strauss sind die Schritte von der königlichen zur bürgerlichen Musik, vom Theater bis zur technisch reproduzierbaren Massenkunst. Heute frage ich mich allerdings, was Mozart, Verdi und Strauss sagen würden, dass ihre Sinfonien, Klarinettenkonzerte und Opern weltweit und umsonst per Mausklick zu haben sind. Wann wird Musik zum allgemein zugänglichen Kulturgut? Wie genau sieht die Verantwortung der Verlage zwischen der Verbreitung ihrer Künstler und dem Schutz ihrer Rechte aus? Ich befürchte, dass derzeit einiges aus dem Ruder läuft. Nehmen wir ein Beispiel: Ich drehe gerade einen Dokumentarfilm über Peter und der Wolf. Jeder halbwegs seriöse Filmemacher ist gern bereit, für die Arbeit eines Komponisten, der Verlage und der Interpreten zu zahlen. Doch das Rechtekonvolut ist fast unüberschaubar geworden: Leistungsschutz-, Urheber-, Verwertungs- und Lizenzrecht! Da gibt es die Rechteinhaber historischer Filme, die Rechte von Sängern und Dirigenten, von alten Aufnahmen, Rechte, die von der GEMA verwaltet werden, Rechte von Komponisten, die weniger als 70 Jahre tot

„Strauss wurde 1901 Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Musikvereins und erfand später die GEMA.“

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rechte“. Und, klar, auch der Salome- und Alpensinfonie-Erfinder wurde zum Millionär, der sich von seinem Geld einen schöpferischen Ruhepol in Garmisch finanzierte. Die Frage „Wem gehört die Musik?“ war stets eine Frage darüber, wer unter welchen Umständen Musik in Auftrag gab und hören konnte – also eine Frage der Macht

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sind und Rechte der Verlage, die Noten editieren und herausgeben – und viele dieser Rechte überschneiden sich. Rechte sind grundsätzlich gut. Problematisch ist, dass die Kosten, die noch überschaubar sind, so lange ein Symphonie­ orchester live auf der Bühne spielt, sofort explodieren, wenn das Fernsehen kommt. In unserem Fall hatten wir es mit Rechteforderungen zu tun, bei denen allein der Verlag, der auch für die Komponisten-Erben eintritt, fast 20 Prozent des normalen öffentlich-rechtlichen Budgets für einen Dokumentarfilm betrugen. Wohlgemerkt: Für jeden Ton, den wir senden, tickt die Gebührenuhr (alle anderen Rechte für Interpreten und GEMA müssen gesondert abgeführt werden). Und das Absurdeste: Selbst als die Komponisten-Erben, die wir kontaktiert hatten, unser Vorhaben guthießen, hatten sie keinen Einfluss auf die Preisgestaltung. Alle Rechte, auch die der Verhandlungen, liegen beim Verlag. Das geht so weit, dass sogar lebende Künstler oft nicht in der Lage sind, ihre eigenen Werke für wohltätige Zwecke günstiger zur Verfügung zu stellen, wenn die GEMA nicht einwilligt. Die GEMA ist heute das, was zu Mozarts Zeiten der Kaiser war. Für unseren Film blieben uns nur drei Möglichkeiten: das Projekt sausen zu lassen, einen Musikfilm mit möglichst wenig Musik zu drehen oder: weiter bohren. Die Frage der Rechte ist pervertiert. Ich frage mich, ob es wirklich immer um die Interessen der toten Komponisten geht, um die von Barenboim bei Verdi und Ricordi erkannte „Zusammenarbeit“ von Kommerz und Kunst. Die strenge Verhandlungsposition von Verlagen und Rechteinhabern ist sicherlich eine zunächst berechtigte Trotzreaktion auf die Kost-Nix-Gesellschaft. Das Werk, das im Zentrum unserer Dokumentation steht, ist auf „YouTube“ für jedermann in über 100 unterschiedlichen Interpretationen für null Euro zu haben, wir aber müssen doppelt und dreifach zahlen. Letztlich sind beide Extreme fatal: sowohl die astronomischen Rechte-Forderungen als auch die Geiz-istgeil-Kultur. Doch allmählich kommt Bewegung in die Sache. Die Kosten- und Rechte-Schrauben werden langsam den neuen technischen Verbreitungswegen angepasst, die Post-Strauss-Ära hat begonnen: Plattenfirmen haben sich mit „iTunes“ und „Amazon“ geeinigt und mit Internetplattformen wie „Spotify“ und „YouTube“. Bei Spotify bekommt ein Künstler rund einen halben Cent pro Klick, bei „YouTube“ wird über 0,6 Cent verhandelt. Ein Künstler bekommt

für eine Millionen „Spotify“-Klicks, also gerade einmal 4.400 Euro, „YouTube“ müsste bei rund 1,9 Milliarden MusikAbrufen in Deutschland pro Jahr 11,4 Millionen an die GEMA ausschütten. Vorteil derartiger Deals ist, dass zumindest Raubkopie-Plattformen wie „Rapidshare“ belanglos werden, bei denen weder Künstler noch Verlage, sondern nur die Betreiber vom Musikhören profitieren. Deshalb werden Unternehmen wie „Spotify“ indirekt auch von den großen Labels geduldet, teilweise sogar beworben. Logisch ist, dass die Klassik das Netz braucht. Klar ist aber auch, dass es absurd ist, wenn die Piraten-Partei fordert, dass im Netz andere Rechte als auf dem Papier gelten sollen. Das Internet darf keine rechtefreie Zone werden, wenn wir

abseitigem Repertoire ins Aufnahmestudio gehen! Unsere Kultur würde ihre Kernzelle, das Experimentieren, verlieren. Die Internet-Dumping-Preise stehen also in keinem Verhältnis zu den Produktionskosten der Labels oder etwa zu den Rechteverhandlungen im Fernsehen. So haben wir es mit einer Zwei-Klassen-Rechtegesellschaft zu tun: Wer Musik in ernsthaften und juristisch einwandfreien Zonen senden will, scheitert oft an der Komplexität der Rechte und den individuellen Forderungen ihrer Inhaber. Und wenn sie eingeholt sind, wird die Ausstrahlung im Netz räumlich und zeitlich begrenzt. Ein Prozess, um den sich „YouTube“ kaum kümmert. Und so sind die schönsten KlassikHighlights zwar im Internet zu sehen, werden es oft aber nicht ins Fernsehen oder auf DVD bringen. Wir leben zum Glück nicht mehr zu Zeiten Mozarts. Selbst das, was für uns kostenlos erscheint, wird von „YouTube“ und „Spotify“ über andere Wege finanziert (auch wenn die Marktmacht dieser Unternehmen die Rechteinhaber unter erheblichen Preisdruck setzt). Und auch mit den GEZ-Gebühren werden Rechte der Komponisten und Verlage beglichen. Das Marketing von Verdi und Ricordi ist heute auf den Bühnen gang und gäbe. Und Richard Strauss konnte bei der Gründung der GEMA noch nicht voraussehen, wie schnell, einfach und millionenfach seine Musik sich verbreiten würde – und dass allein die GEMA jährlich 820 Mio. Euro an Rechten einnimmt und verteilt. Umso wichtiger ist es, dass sich Musikhörer, MusikProduzenten, Musiker und Rechteinhaber grundlegend über den Spagat zwischen Billig und Überteuert unterhalten. Niemand darf erwarten, große Musik kostenlos zu bekommen. Jeder, der Musik anbietet, muss aber auch wissen, dass er mit Kultur handelt und die Gesetze von Angebot und Nachfrage nicht die einzigen Kriterien dieses Marktes sind. Wir müssen als Musikhörer dafür sorgen, dass heute kein Künstler mehr so arm wie damals Mozart leben muss. Im Gegenzug müssen die Verlage und Rechteverwerter dafür Sorge tragen, dass Musik als Kulturgut zugänglich bleibt. Als Menschen, die vom Erbe der Kultur leben, ist es unsere Aufgabe, diese Fragen mit Augenmaß zu beantworten. Im Fall unseres Films hat all das viel Nerven, noch mehr Telefonate, Gespräche und Begegnungen gebraucht, bis wir zu einer Einigung gekommen sind – aber es hat sich hoffentlich gelohnt. Das Ergebnis ist im März auf Arte zu sehen: mit fair bezahlter Musik. n

„ Die GEMA ist heute das, was zu Mozarts Zeiten der Kaiser war.“ nicht an der Götterdämmerung der abendländischen Kultur basteln wollen. Nachteil am „Spotify“-Modell ist das Verschwinden der Nischenkunst. Hier eine kleine Rechnung: Nehmen wir an, ein guter, aber unbekannter Künstler veröffentlicht bei einem Independent-Label eine CD mit spannendem, aber abseitigem Repertoire. Heute finden sich dafür weltweit in zwei Jahren rund 3000 Käufer. Sie zahlen knapp 20 Euro pro CD. Nach Abzug von Vertrieb, Presswerk und Mehrwertsteuer hat das Label am Ende rund 25.000 Euro. Davon werden Künstler, Aufnahme, Tonmeister, Equipment, Pressearbeit und Marketing, allgemeine Bürokosten und jede Menge Rechte wie GEMA oder Notenverlage gezahlt. In kleinen Labels mit engagierten Inhabern geht sich das gerade so aus. Würde die gleiche CD nur als „Spotify“-Angebot laufen, bekäme das Label für das einmalige Hören von 12 Tracks gerade mal sechs Cent. Um damit auf die Produktionskosten von 25.000 Euro zu kommen, müssten alle Tracks also 417.000 Mal geklickt werden. Jeder der 3.000 Käufer der CD müsste sie umgerechnet 1.390 Mal hören, um das gleiche Ergebnis wie mit der CD zu erzielen. Oder anders: „Spotify“ müsste für eine Vertausendfachung der Auflage sorgen. Das aber ist wohl nicht einmal mit den neuen T-Mobile-Verträgen, die „Spotify“ integriert anbieten, möglich. Würden die 3000 CDKäufer jeden Track auf „Spotify“ nur einmal hören (oder einen Track zwölf Mal), würde das Label statt 25.000 Euro letztlich gerade mal auf 180 Euro Umsatz kommen. Bei dieser Rechnung würde niemand mehr mit

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l e b e n s a r t

Wöhrls Musikkinder Mit der Stiftung Wöhrl for kids wird nicht nur der Nachwuchs in der Musikerziehung gefördert – auch junge Musiker profitieren.

A

Interview mit Stiftungsgründer Gerhard Wöhrl Sie wuchsen in einer Unternehmerfamilie auf. Wie hat Sie das geprägt? Soziales Engagement und Verantwortung hatte in unserem Familienunternehmen seit jeher einen großen Stellenwert. Deshalb habe ich, als ich mich aus dem Tagesgeschäft 2010 zurückzog, unsere vielfältigen karitativen und sozialen Projekte in einer neuen Stiftung „WÖHRL for Kids“ gebündelt. Ziel der Stiftung ist die umfassende Förderung von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen, die nicht von Haus aus die Möglichkeit einer umfassenden Bildung und Erziehung hatten wie ich. Springen Sie dort ein, wo der Staat sich zurückzieht, manche sagen auch: versagt? Kinder und Jugendliche sind das wichtigste Gut unserer Gesellschaft. Jedes Jahr wählen wir neue Projekte und Initiativen aus. Heuer unterstützen wir unter anderem das Programm MUBIKIN (Musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche in Nürnberg), weil wir wissen, dass Kinder im Vor- und Grundschulalter keine umfassende musikalische Bildung erhalten. 58

Musik scheint Ihnen also sehr am Herzen zu liegen? Ja. Wir unterstützen auch den „Erlebnistag“ der Bayerischen Staatsoper, an dem Kinder einen Einblick in das Geschehen großer Opernhäuser bekommen, oder die Würzburger Initiative „Mozart im Klassenzimmer“ sowie die „Bayreuther Kinderoper“ für Kinder ab acht. Und Sie unterstützen obendrein den Tanz – über einen Jung­ studiengang an der Hochschule für Musik und Theater Mün­ chen, der junge Talente fördert. Wir sind davon überzeugt, dass die Vermittlung kultureller Werte durch Musik, Kunst und Kultur Kindern in unserer schnelllebigen Gesellschaft Halt bieten und ihnen helfen kann, ihren Platz zu finden. Frühe sinnliche Erfahrungen und eine reiche Phantasie sind eine wichtige Voraussetzung für ein späteres erfülltes Leben in einer funktionierenden Gesellschaft. Woraus setzen sich die Stiftungsmittel zusammen? Aus Spendengeldern, den Erlösen von Charity-Aktionen, wie dem seit 2010 jährlich ausgetragenen WÖHRL Golf Charity-Cup, sowie direkten Zuwendungen der Rudolf Wöhrl AG.

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Fotos: Wöhrl

tanzt und musiziert, am Glolles fing mit einem ckenspiel, der Flöte oder vielkleinen Knopf an, leicht später im Orchester. Dies den Rudolf Wöhrl und vieles mehr soll den Kindern (1913–2010) als vermittelt werden. Dazu braucht Kind auf der Straße es gute pädagogische Fachkräfte, fand. Dass dieser nicht nur Talisdie in achtteiligen ausgefeilten man, sondern auch zum MarkenWeiterbildungsreihen für diese zeichen eines der größten ModeAnforderungen geschult werden; und Sporthäuser in Deutschland examinierte Musiklehrer stehen werden würde – nämlich seines ihnen übrigens bei. Und dazu eigenen –, ahnte er damals nicht. braucht es immer wieder Geld, Heute verfügt die Wöhrl Unterdenn alle Angebote wie auch die nehmensgruppe über 38 ModeInstrumente werden den Eltern häuser und beschäftigt etwa 2400 kostenlos zur Verfügung gestellt. Mitarbeiter. Und immer noch Bei „MUBIKIN“ machen schon die Kleinen Musik. Ein Highlight ist das interaktive ziert ein Knopf das Logo von Wöhrl. Einen „solchen“ Knopf wird nicht jedes Kind finden oder Kinderkonzert: Professionelle Musiker kommen in den Kindergarten, bekommen. Das weiß Rudolf Wöhrls ältester Sohn Gerhard, der bis bringen große Musik für kleine Ohren mit und sorgen dafür, dass die 2010 die Geschicke des Familienunternehmens leitete. Deshalb grün- Lust am Mit- und Nachmachen sofort überspringt. Einen Scheck von der Stiftung WÖHRL for Kids erhielt auch dete er die Stiftung WÖHRL for Kids. Verantwortung zu übernehmen für die nächste Generation, das sehen er und seine Frau Caroline als der Kanzler der Hochschule für Musik und Theater München, Aleeine ihrer wichtigsten Maximen, weshalb die Stiftung in jedem Jahr xander Krause, für den Tanz-Jungstudiengang, den er an seinem regionale und überregionale Projekte finanziell unterstützt. Wie etwa Haus anbietet. Hier werden Kinder ab sieben in der Waganowadie Initiative „Lesefüchse“ in München, in deren Rahmen 300 Ehren- Methode unterwiesen, die seinerzeit von der russischen Balletttänamtliche bunte Geschichten in die sozialen Brennpunkte der Landes- zerin und Tanzpädagogin Agrippina Waganowa erfunden wurde hauptstadt bringen. Oder MUBIKIN: Das Projekt Musikalische Bil- und bis heute an der Ballettakademie St. Petersburg gelehrt wird. WÖHRL for Kids fördert auch Musiker. So durfte sich die Cellisdung für Kinder und Jugendliche in Nürnberg hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder systematisch musikalisch zu fördern – derzeit vom vorletzten tin Indira Rahmatulla über ein Stipendium und ein Leihinstrument Kindergartenjahr bis zur 2. Grundschulklasse. Denn Musik macht freuen, das der Musikerin aus Usbekistan ermöglichte, im von Thoklug, stark und sensibel. Das bestätigt nicht nur die Wissenschaft. mas Hengelbrock gegründeten Balthasar-Neumann-Ensemble Erfahrungen zu sammeln. Bereits die Kleinsten spüren, dass man mit Musik viele Weitere Informationen unter www.woehrlforkids.de Freunde gewinnt, wenn man in der Gruppe singt,


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Oslo ... aus der Sicht eines Musikers Niels Aschehoug, Geiger beim Oslo Philharmonic Orchestra, zeigte uns seine Heimatstadt, die natürlich nicht nur aus dem neuen, spektakulären Opernhaus besteht.

Fotos: Anna Novák; Erik Berg; Francesco Saggio; VisitOSLO/Heidi Thon; VisitOSLO/Matjaz Intihar; Rod Costa

Von Anna Novák

Von links oben nach rechts unten: Die Aula der Universität, ein Wachmann vor dem königlichen Palast, Blick auf den Hafen und das Rathaus von Oslo, das neue Opernhaus, Vasily-Petrenko-Fahnen in den Straßen, Ecke „Karl Johans gate“, norwegische „Kanelbolle“ und der Königspalast.

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Foto: privat

Geiger Niels Aschehoug zeigt unserer Autorin Anna Novák das musikalische Oslo.

I

rgendwie ist er immer noch hier. Sein Geist, seine Arbeit, man die Aula gebaut, und erst 1914 bekam Munch den Zuschlag. Man könnte meinen, sie streiten ganz gerne, da oben in Norsein wenig friedlicher Abgang. 23 Jahre lang leitete Mariss Jansons das Oslo Philharmonic Orchestra, bevor er sich wegen. In Wahrheit sind die Osloer Bürger ein kultiviertes und ziel2002 für immer vom renommierten Klangkörper verab- strebiges Volk, das für das eintritt, was ihnen wichtig ist. In den schiedete. Er wird nicht wiederkommen, da ist man sich in 60ern protestierten die Musiker des Oslo Philharmonic sogar auf Oslo sicher. Zu tief sitzt der Ärger und der Schmerz darüber, dass der Straße für ein neues Konzerthaus – das sie bekamen. In Norwegen, erzählt unser geigender Tourist-Guide, schreibt man seinen Vertrag nicht verlängerte. Im Osloer Konserthus steht bloß seine Büste und erinnert an den Maestro. „Manchmal, in der man Kultur groß. „Es gibt sogar ein Gesetz, dass es in jeder noch so Probe, habe ich sogar das Gefühl, er sitzt neben mir“, sagt Niels kleinen Stadt eine Musikschule geben muss“, sagt Niels. So auch die Aschehoug. Seit 27 Jahren ist er Geiger des Orchesters und hat die Leute in der Hauptstadt: Die Eröffnungskonzerte des neuen ChefdiBlütezeit mit dem großen Dirigenten am eigenen Leib erlebt. Ja, das rigenten des Oslo Philharmonic, Vasily Petrenko, sind allesamt auswar schon besonders, sagt er. Die Dirigenten, die Jansons ans Pult verkauft. Beim traditionellen Open-Air-Konzert vor Saisonbeginn des Orchesters nachfolgten, hatten es schwer. André Previn war hatten sich auf dem Rathausplatz über 20.000 Leute versammelt, einer von ihnen, und der hatte so seine eigene Art, mit den Musi- um Beethovens Neunte Sinfonie zu lauschen. Eine Polizeieskorte fährt an uns vorbei. „Oh, da kommt Petkern umzugehen. In einer Probe soll er mal zu den Kontrabässen renko!“, witzelt Niels. Vielleicht hat er recht: gesagt haben: „Sie klingen, als würden Sie Petrenko wird hier im wahrsten Sinne des Möbel verrücken.“ Wortes mit wehenden Fahnen empfangen. Niels ist gebürtiger Osloer. Er lebt auf Die ganze Stadt ist mit seinem Konterfei einer Halbinsel vor der Stadt und kommt gepflastert, von allen Straßenlaternen hängen jeden Tag mit der Fähre zur Arbeit. Sein Plakate mit seinem Gesicht. Wieso man ihn Arbeitsplatz, das Osloer Konzerthaus – das so euphorisch empfängt? Die Norweger sind „Konserthus“ – ist ein grauer Betonklotz, der ein gastfreundliches Völkchen – und noch sich problemlos zwischen benachbarte Bankdazu war Petrenko Jansons-Schüler. und Hotelgebäude einfügt. Drinnen wartet Petrenko, der Russe mit den großen ein ebenso betondominierter Konzertsaal – Gedenktafel der Mariss Jansons-Büste Ambitionen, sagt in Interviews (und in cremit schrecklich trockener Akustik, wie Maesscendo – siehe Seite 18) auf die Frage, wo er tro Jansons einst befand, und den Raum prompt mit Holz auskleiden ließ. Niels verrät: Der Bau war einst ein mit dem Orchester hinwill „Auf Nummer 1“. Darüber lächelt Niels echter Streitfall, den – na wer wohl? – Maestro Jansons schließlich als echter Norweger. „Das ist nicht sehr norwegisch“, sagt er, hier sei entschieden beendete, und das bevor er seinen Posten als Chef- man bescheidener. Damit meint er die skandinavische Bescheidenheit und dieses Gefühl, das auch die schwedische oder die dänische dirigent offiziell angetreten hatte. Denn bevor das Orchester in das triangelförmige Konserthus Hauptstadt ausstrahlen. In Skandinavien ist man entspannter, einzog, probte und konzertierte das Orchester hauptsächlich in der irgendwie ruhiger. Und so laufen wir gemütlichen Schrittes durch Aula der Osloer Universität (am „Karl Johans gate“), einem kleinen Oslo – die Innenstadt ist weder überlaufen noch hektisch, an der Konzertsaal inmitten des Uni-Gebäudes, das einem griechischen Ecke trinkt man Cortado und knabbert Kanelbolle (ZimtschneTempel nachempfunden ist. Ein schöner Bau und musikalisch loh- cken). Oslo ist international und doch heimelig – wie passend, dass nenswert, findet Aschehoug. Hier, auf den Polstersesseln hat er die Norweger ihre Hauptstadt auf Norwegisch „Uschlu“ nennen. schon als kleiner Junge gesessen. „Hier habe ich debütiert und frü- Gemütlich und mit 627.000 Einwohnern vergleichsweise klein. Man kann sich nun besser vorstellen, wie hart die Terroranher sehr oft gespielt“, erinnert er sich. Doch er ist auch verwandtschaftlich vorbelastet. Die Aschehougs waren in Oslo zu Beginn des schläge vom 22. Juli 2011 die Norweger getroffen haben, mitten in 20. Jahrhunderts eine wohlhabende Verlagsfamilie, und einer von dieser Stadt, in der man eigentlich friedlich miteinander lebt. Neben Niels᾿ Verwandten spendete seinerzeit einen Batzen Geld, der mit- der imposanten Oslo Domkirke, in der ebenfalls regelmäßig Konhalf, die Aula zu realisieren. Denn abgesehen von ihrem musikali- zerte stattfinden, haben die Osloer ein Mahnmal aufgebaut. In schen Charme, ist sie auch aus kunstgeschichtlicher Perspektive ein Herzform. Wir laufen einmal quer durch die Innenstadt, vorbei an Niels’ echtes Schmuckstück: Elf Gemälde von Edvard Munch zieren die Wände des Saals, in dem in diesem Jahr das Orchester öfter mal für Lieblings-Musikladen, der gerade schließen musste, „weil die meisKammermusik-Konzerte zu Gast war. „Das gab damals einen Rie- ten ihre Musik nur noch im Internet kaufen“, runter zum Wasser. Das neue Osloer Opernhaus, „Den Norske Opera & Ballett“, senstreit darum, wer die Halle gestalten darf “, sagt Niels. 1911 hatte 61


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kämpfen uns breite Treppen mit plüist das eindrucksvollste neue Bauwerk, schigen Teppichen in den zweiten das die norwegische Hauptstadt zu Stock hinauf. Opulente Kronleuchter bieten hat. Es steht direkt am Hafen hängen da von der Decke, es duftet und ist einem treibenden Eisberg nach den überall herumstehenden nachempfunden: Die Fassade des ausladenden Blumengestecken, golHauses besteht fast komplett aus italiedene Spiegel, in den Toiletten hängen nischem Carrara-Marmor und ist zu antik anmutende Häkelgardinen. Im weiten Teilen begehbar. Steht man auf 19. Jahrhundert, so heißt es, tagten dem Dach der Oper kann man übers hier die Freimauerer. Heute kann man Wasser auf Oslo schauen, hinüber in sieben verschiedene Säle mit 20 bis den Stadtteil Bjørvika. Dass die Osloer 500 Sitzplätzen für private Veranstalstolz auf ihre Oper sind, die – ganz tungen mieten oder im großen Saal nebenbei und mit Grüßen an die Konzerte erleben. Niels macht den Hamburger Elbphilharmonie – übriAkustiktest: Er springt auf die Bühne gens fünf Monate vor der geplanten und spielt auf dem schicken KonzertFertigstellung eröffnet wurde, erleben Der Eingang zum Konzerthaus. flügel. Getestet und für gut befunden. wir beim „Tag der offenen Tür“. FamiAb von solch tradierten Musiklien mit Kindern, junge und alte Pärchen, einige Gruppen älterer Damen drängen sich im Foyer, fahren häusern macht die Musikszene in Oslo einen erfreulich lebendigen mit Fahrrädern über das Dach der Oper und genießen einige der Eindruck. Junge norwegische Künstler wie Tine Ting Helseth und letzten warmen Sonnenstrahlen, die man im Spätsommer hier noch Vilde Frang treten regelmäßig in der norwegischen Metropole auf, abbekommen kann. Drinnen werden Kostüme der aktuellen Pro- haben sich auch schon einen Namen in der europäischen Klassikduktionen ausgestellt, abgefahrene Kleider und Hüte und Schuhe. szene gemacht. Beim Oslo Philharmonic Orchestra lässt sich dieser In einer Chorwerkstatt können die Besucher gemeinsam mit dem Trend ebenfalls bemerken: Neben dem 37-jährigen Vasily Petrenko Opernchor arbeiten, in Führungen bekommen sie den großen Saal hat das Orchester weitere junge Orchestermusiker verpflichtet. Auch gezeigt, der dem Innenleben der Dresdner Semperoper ähnelt. Wie die neue Direktorin des Orchesters, Ingrid Røynesdal, Jahrgang 1979, aus dem Bilderbuch: der Kinderchor der Oper – verkleidet als kun- freut sich über diese „neue Generation“ an norwegischen Künstlern: terbunte Pippis und Karlssons und Michels aus Lönneberga – singt „Diese Musiker bringen viel musikalische Energie nach Oslo. Sie Kinderlieder nach Texten von Astrid Lindgren (wäre der Text nicht haben einen ganz persönlichen Zugang zur Musik und sind interesauf Norwegisch, könnte man die bekannten Melodien alle mitsin- sante Persönlichkeiten. Das macht so viel Spaß.“ Ab von der KlassikSzene passiere vor allem in der zeitgenössischen Musik viel. Im Untergen). Und Niels Tochter singt ein Solo. Bevor er abends selbst wieder auf die Bühne muss, zeigt der grund brodelt die experimentelle Kunst, und jährlich findet hier das Geiger uns noch einen weiteren Geheimtipp: Oslos ältestes Veran- größte Neue-Musik-Festival Skandinaviens statt. Røynesdals Appell staltungslokal, die Gamle Logen (sprich: Gammle Luschen). Wir an die Klassik-Szene? „Behaltet Norwegen im Auge!“

Tipps, Infos & Adressen

Die wichtigsten Reiseinformationen rund um einen Besuch in der norwegischen Hauptstadt

Konzerte & Festivals:

Wo übernachten?

Neben dem spannenden Konzertprogramm des Oslo Philharmonic Orchestra (www.oslofilharmonien.no) mit Kammermusik- und Sinfonie-Konzerten, findet in Oslo jährlich das Ultima Festival statt, das größte Festival für zeitgenössische Musik in Skandinavien (www. ultima.no). Beim Internationalen Kirchenmusikfestival im März (www.kirkemusikkfestivalen.no) werden alle Kirchen der Stadt mit Konzerten bespielt, im August wird es beim Oslo Jazzfestival (www. oslojazz.no) etwas wilder – neben Konzerten im Konzerthaus konzertieren die Musiker unter anderem an U-Bahn-Stationen. Tipp: Das Oslo Philharmonic Orchestra plant für November 2014 eine Deutschland-Tournee (voraussichtlich 5.11. Köln, 6.11. Friedrichshafen, 7.11. Baden Baden).

Vom edlen Hotel Continental (Stortingsgata 24-26) direkt gegenüber dem Nationaltheater ist es nur ein Sprung zum Konzerthaus. Als einziges norwegisches Hotel ist es Mitglied der „Leading Hotels of the World“. Auch für Klassik-Interessierte spannend: Hier steigen gerne die Künstler ab, die im Konserthuset auftreten. Als wir das Hotel besuchten, trafen wir Leif Ove Andsnes beim Frühstück.

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Das Restaurant und Café Theaterkaffeen (Stortingsgata 24) liegt fünf Minuten fußläufig vom Konserthus entfernt und ist genau der richtige Ort für alle, die Künstler sind „oder sich für Künstler halten“. Besonderer Tipp zum Mittagessen: die offenen Sandwiches, belegt mit frischen Meeresfrüchten, Lachs mit fantastischer Sauce und saftigem Thunfisch. Geheimtipp für alle, die nach dem Konzert den Orchestermusikern noch die Hand schütteln wollen: Paddy᾿s Irish Pub direkt gegenüber vom Nationaltheater. Fantastische Kanelbolle (die für Skandinavien typischen saftigen Zimtschnecken) gibt’s bei der Traditionsbäckerei Baker Hansen (9x in Oslo, www.bakerhansen.no), die seit 1861 in Oslo bäckt. www.crescendo.de

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Fotos: Anna Novák; Rod Costa/VisitOSLO

Essen


Schwäbische Klangwunder:

für globetrotter Die internationalen Neujahrskonzerte 2014 Wien

Termine

Termine

30./31.12., 1.1. Das berühmtes-

te aller Neujahrskonzerte geben natürlich die Wiener Philharmoniker. Schon zum zweiten Mal wird 2014 Daniel Barenboim das Konzert mit Werken der StraußFamilie dirigieren, das an Silvester, Neujahr und in einer Voraufführung am 30. Dezember erklingt. Karten für das Konzert im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins gibt es natürlich längst nicht mehr – Interessenten können sich vom 2. bis zum 23. Januar 2014 für die Verlosung der Karten des Neujahrskonzerts 2014/15 bewerben.

Zürich

31.12. Noch nicht ganz ausverkauft ist dagegen

das Silvesterkonzert des Tonhalle-Orchesters Zürich: Unter der Leitung von David Zinman erklingt im Kongresshaus am Silvesterabend ganz traditionell Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie d-Moll op. 125. Gleichzeitig bildet dieses Konzert auch den Auftakt zum Beethoven-Zyklus des Tonhalle-Orchesters, in dessen Rahmen sämtliche Sinfonien und Klavierkonzerte des Wiener Komponisten zu hören sein werden.

4.1.

nuVero

Brüssel

Auch beim Brussels Philharmonic Orchestra bildet mit Johann Strauß (Sohn) das Wiener Repertoire den Schwerpunkt des Neujahrskonzerts. Daneben erklingen unter der Leitung von Jamie Phillips die „Cuban Ouverture“ von George Gershwin, Auszüge aus Tschaikowskys Nussknacker und Dornröschen, das Vorspiel zu Hänsel und Gretel und Werke von ­Richard Strauss und Dmitri Kabalewsky. Nach der Aufführung im Brüsseler Flagey präsentiert das Orchester das Programm noch in Brügge (5. Januar), Leuven (7. Januar) und Roeselare (11. Januar).

Prag

1.1. Ein bunt gemischtes Programm ganz ohne

die Neujahrs-Klassiker Strauß und Beethoven gibt es an Neujahr im Rudolfinum Prag zu hören: Jiří Bělohlávek dirigiert das Czech Philharmonic Orchestra mit Werken von Dvoˇrák, Suk, Smetana, Martinuˇ, Ravel und anderen Komponisten. Mit dabei ist neben weiteren Solisten die tschechische Sopranistin Magdalena Kožená. Die Generalprobe findet am 31. Dezember vormittags statt und ist ebenfalls für Zuschauer geöffnet.

Hoteltipp

Kuscheln im Wald Das „Gams“ verwöhnt Gäste nicht nur, aber auch während der Bregenzer Festspiele

Foto: Hotel Gams

High End, aber erschwinglich!

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John AXELRODS Weinkolumne

Wein, Weib und... Strauss Unser Kolumnist wurde einst von Richard Strauss’ Tondichtung „Till Eulenspiegel“ überrascht – und nun von einem guten Merlot aus Sizilien. „Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, Bleibt ein Narr sein Leben lang.“ Es gibt widersprüchliche Quellen dieses bekannten Zitats. Die einen schreiben es Martin Luther zu, andere behaupten, es stamme von Johann Voss. Jedenfalls ist es ein wahrer Satz, der besonders gut zu Richard Strauss’ WitzboldHelden Till Eulenspiegel passt, denn auch hier geht es um Richard Strauss, dessen 150. Geburtstag wir im kommenden Jahr feiern. Die beiden Themen der sinfonischen Tondichtung von Till Eulenspiegel werden von zwei Instrumenten gespielt: dem Horn in B und der D-Klarinette. Das Horn hat einen noblen, heroischen Klang, es klingt wie das deutsche Alphorn, das Strauss so liebte, und doch voller Charakter und besitzt ebenso viel Charme wie der fröhliche Hofnarr. Die Klarinette klingt nach dem Gauner, der seine Intrigen und Streiche so richtig auskostet. Das ganze Werk hindurch überrascht uns Strauss, spielt mit unserem Gehör, erzählt die Geschichte und fesselt uns wie ein Kind an sie. Vom ersten „Es war einmal“ bis zur Hinrichtung unseres Helden sind die auftauchenden Themen ein Anzeichen dafür, dass der Schlingel auch in uns niemals ganz verstummen wird. Spaß ist vom Kindes­­alter an ein angeborenes Bedürfnis. Auch Weine können uns derart überraschen. Nehmen wir den großen Moralisten Mon-

sieur La Rochefoucauld, der einst sagte: „Das Einzige, was mich jetzt noch überraschen könnte, ist etwas, das mich noch überrascht.“ Ich wurde neulich von einem Merlot aus Sizilien überrascht. Aus Sizilien! Ein Merlot aus dem Süden Italiens? Ist das nicht die Traube aus dem französischen Pomerol, werden Sie fragen? Ja, Sie haben recht. Aber dieser Wein, so wie viele Merlot-Sorten aus Italien, hat die

„Seine Trauben spielen unserem Gaumen Streiche!“ Welt im Sturm erobert. Versuchen Sie mal eine Blindverkostung mit einem Château Pétrus aus Pomerol und dem ebenso köstlichen, aber nur ein wenig günstigeren Masseto aus Tenuta Dell’Ornellaia. Es ist, als müssten Sie den Unterschied zwischen einem Rolls Royce und einem Bentley feststellen. Tatsächlich gibt es eine Menge italienischer Merlots, besonders aus Sizilien, die sehr preiswert und dennoch vorzüglich sind. Der Gaumen wird von dieser kräftigen Traube überrascht. Der Planeta ist zum Beispiel ein solcher Merlot. Er kostet weniger als 25 Euro pro Flasche, und seine Trauben spielen unserem Gaumen Streiche: Der Merlot hat den noblen Charakter der Traube, die

auch im Premier Cru Bordeaux benutzt wird, aber er kitzelt auch die Zunge. Beide Eigenschaften versprechen eine überraschende Verkostung, am besten mit Pasta, Wild, Käse oder gegrilltem Gemüse auf dem Essenstisch. Es gibt noch eine weitere Tondichtung von Strauss, die erwähnt werden sollte, wenn wir über den Essenstisch sprechen: Die Sinfonia Domestica wurde 1904 in Wanamaker’s Department in New York City uraufgeführt. Das bourgeoise Familienleben, das Strauss so verehrte, bildet eine Art Antithese zum AntiHelden Till Eulenspiegel. Stellen Sie sich ein Feiertagsessen vor, bei dem die Gäste plötzlich anfangen, mit Essen zu werfen! Ein neuer Winzer aus Oregon – passenderweise in Anlehnung an Richard Strauss’ bayerische Wurzeln „The Teutonic Wine Company“ genannt – präsentiert einen Wein mit weniger Alkohol, aber einer Menge Geschmack und treibt mit seinem neuartigen Produktionsverfahren Traditionalisten in den Wahnsinn. Auch eine Überraschung! Hören Sie Till Eulenspiegel oder die Sinfonia Domestica an und trinken Sie dazu Planeta oder Pinot Meunier. Für den Part mit den Frauen ... Nun ja, ich würde nicht empfehlen, das Neue Jahr alleine zu feiern! Beginnen Sie 2014 voller Überraschungen!

John Axelrod ist musikalischer Leiter des Orchestre­National des Pays de la Loire in Frankreich und Dirigent des Orchestra Sinfonica di Milano „Giuseppe Verdi“. Nebenbei schreibt er Bücher („Wie großartige Musik entsteht ... oder auch nicht. Ansichten eines Dirigenten“) und philosophiert über sein Lieblingshobby: guten Wein. 64

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»Ich lese crescendo« Rudolf Buchbinder, Pianist

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Die Manufaktur

Fotos: Roeckl

Mit neuer Maßkonfektion kehrt Handschuhhersteller Roeckl zu den Wurzeln des Hauses zurück, das Jacob Roeckl 1839 in München gegründet hatte.

Alte Roeckl-Filiale in Berlin, Roeckl-Handwerkskunst. „Mit Leder südamerikanischer Wildschweine.“

D

as Risiko, die langgestreckte, dezent nach Leder duf- Firmengeschichte auf dem Chefsessel sitzt, komplettierte das Accestende Roeckl-Filiale in Münchens Innenstadt unver- soire-Angebot: Nachdem dieses zuvor schon im Strick-Segment in richteter Dinge zu verlassen, ist gering. An die 5000 Angriff genommen und dann um Seidentücher erweitert worden Produkte hängen oder liegen in Glasvitrinen. Mehr war, schickte sie eine Taschen- und Junior-Kollektion an den Start. Doch bei allem Blick nach vorn verliert sie die Tradition nicht als die Hälfte macht dabei das Markenzeichen der Münchner Traditionsfirma aus: Damen- und Herren-Handschuhe aus den Augen. Als Rückbesinnung auf die Kernkompetenz von für unterschiedlichste Anlässe. Interessant ist der Newcomer, der Roeckl bieten neuerdings sieben ausgewählte Stores einen Maßansogenannte „Touch“-Typ, bei dem eine Beschichtung an Zeigefinger fertigungs-Service an: Vor Ort vermessen Spezialisten die Hände besonders anspruchsvoller Kunden, und Daumen das Bedienen von Displays die auch Ledersorten und -farben, ermögliche. Nahtarten, Futterkategorien, Garne Roeckl ist ein Haus mit Tradition: Zu gewinnen und sogar Saumtypen auswählen Nachdem Jacob Roeckl 1839 einen kleinen Roeckl Maßhandschuhe können. I-Tüpfelchen der PersonaHandwerksbetrieb nebst Geschäft eröffnete lisierung ist ein Einnählabel mit und später eine eigene Gerberei sowie FärIm Zuge des neuen Maßanfertigungsfortlaufender Nummer sowie die berei dazukamen, baute sein Sohn Christian Service verlost crescendo zwei Paar maßgefertigte Handschuhe. Der GewinArchivierung der Hand-Skizzen drei Jahrzehnte später ein Fabrikgebäude für ner bekommt einen Maßanfertigungsterunter dem Kundennamen. Dieser bis zu 1000 Mitarbeiter im Südosten der min in einer der sieben Roeckl-Filialen Spezial-Service dürfte selbst stolze Stadt. Lohn für so viel Unternehmergeist und kann sich vor Ort Ledersorten und Besitzer des Nobel-Modells „Royal war 1873 der Titel „Königlich Bayerischer -farben, Nahtarten, Futter-Kategorien, Peccary“ in Versuchung führen, das Hoflieferant“, der nicht nur auf dem Papier Garnsorten und -farben bis hin zu Saumaus dem besonders strapazierfähistand. Sowohl Ludwig II. als auch Sissi hülltypen aussuchen. Es besteht sogar die gen Leder südamerikanischer Wildten ihre blaublütigen Finger in edle HandMöglichkeit, sich die Handschuhe persoschweine und feinster Wolle geferschuhe dieses Herstellers. Kein Wunder, nalisieren zu lassen. Ein maßgeschneiderter Handschuh von Roeckl hat einen tigt und laut Münchner Storemanadass die Geschäfte dauerhaft florierten und Einstiegspreis von ca. 200 € (mit gerin Elena Schlett der „Rolls mittlerweile von der sechsten Generation Haarschaf-Nappa oder Velours­ Royce“ unter den Roeckl-Handgeführt werden. Sie bedient weiter treue leder). Andere Lederarten sind schuhen ist. Wer gut auf diese Stammkunden, die aktuell in 22 eigenen teurer und erhöhen dementPrachtstücke aufpasst, hat übrigens Läden oder auf zehn Shop-in-Shop-Flächen sprechend den Preis. Bei unsein einen jahrzehntelangen Begleiter in Deutschland und Österreich sowie bei rem Gewinnspiel gibt es keine investiert. „Kürzlich kam ein Herr weltweiten Vertriebspartnern einkaufen bestimmte Wertvorgabe. mit solchen Handschuhen zu uns, können. Zusätzlich wurde und wird eine Einfach unten stehende Frage beantworten die 45 Jahre alt und immer noch in neue Klientel akquiriert: Stefan Roeckl und bis 24. Dezember 2013 eine Postkarte an gutem Zustand waren“, verrät erschloss ab Anfang der 70er-Jahre zusätzRedaktion crescendo, Senefelder Straße 14, Schlett, verabschiedet sich und eilt lich den Sporthandschuh-Bereich, so dass 80336 München schicken. zur nächsten Kunden-Beratung – heute Rad- und Skifahrer genauso wie ReiIn der wievielten Generation wird die diesmal auf Russisch. ter, Nordic Walker und andere OutdoorFirma inzwischen von der Familie Fans passende Produkte finden. Annette Roeckl geführt? Roeckl, die seit 2003 als erste Frau in der 66

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Ich liebe diese festlichen Momente. Besondere Tage besonders zu feiern, war mir immer wichtig. Die festlichen Einladungen hier im Augustinum sind fĂźr mich jedesmal ein HĂśhepunkt.

Die Seniorenresidenz Tel. 0800 / 22 123 45 www.augustinum.de


A d v e n t s k a l e n d e r

berliner philharmoniker

Bach-Festival arnstadt

Vier 12-Monats-Tickets für die Digital Concert Hall, den virtuellen Konzertsaal der Berliner Philharmoniker im Internet. www.digital-concert-hall.com

2 Karten für das Eröffnungskonzert „Bach for Brass“ des 10. Bach-Festivals-Arnstadt mit dem Blechbläser­ ensemble Ludwig Güttler. Eintrittskarten für das Schlossmuseum und für die Multimediaausstellung „Bach in Arnstadt“. Inklusive zwei Hotelübernachtungen für 2 Personen. www.bachfestival.arnstadt.de

Weihnachtliches Musizieren Zehn neu erschienene Weihnachtsliederbücher. Darin die 50 bekanntesten Lieder mit leicht spielbaren Klaviersätzen und Akkordsymbolen. www.schott-music.com

Advent, Advent ... Im crescendo-online-Adventskalender gibt es vom 1. bis 24. Dezember täglich eine Rätselüberraschung. Die hier präsentierten Preise sind auf www.crescendo.de zu gewinnen. Viel Freude damit und Frohe Weihnachten!

Winter tollwood München

Foto: Peter Kitzbichler

Foto: David Ruano

Zwei Karten für „Operetta“ von Jordi Purti und dem Ensemble Cor de Teatre: eine Hommage an die größten Opernarien. Als „Ouvertüre“ gibt es das 4-Gänge-Menü in Bioqualität. www.tollwood.de

tiroler festspiele ErL winter Zwei Opernkarten für Puccinis Tosca am 5.1.2014 im neuen Festspielhaus. Musikalische Leitung: Gustav Kuhn. Inklusive einer Hotelübernachtung für 2 Personen. www.tiroler-festspiele.at

celibidache-box Überwiegend unveröffentlichte Tondokumente von Sergiu Celibidache während seiner frühen Berliner Jahre auf 13 CDs. Sergiu Celibidache – The Berlin Recordings 1945–1957. www.audite.de

Foto: Janet Eisenreich

Ottmar Hörl: Wagners Hund

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Ein Exemplar des Neufundländers „Russ“ in 80 cm Sitzhöhe. 2004 realisierte Ottmar Hörl parallel zu den Bayreuther Festpielen im Stadtzentrum Bayreuths mit 800 Exemplaren das Projekt „Richard Wagner für das 21. Jahrhundert“. www.maisenbacher-art.com

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Arche-Kalender 2014 Je fünf der besonderen vier Wochenkalender „Musik“, „Küche“, „Literatur“ und „Kinder“. www.arche-kalender-verlag.com

Foto: Kissinger Winterzauber

kissinger winterzauber 2 Karten für das Abschlusskonzert des 15. Festivals Kissinger Winterzauber am 11.1.2014 im Regentenbau des wohl bekanntesten Kurortes Deutschlands: Bad Kissingen. Inklusive einer Hotelübernachtung für für 2 Personen. www.kissingerwinterzauber.de

cd-boxen Idil Biret: LP Originals Edition (1959 –1986) 14 CD-Edition www.naxos.de W. A. Mozart: 45 Symphonies. Danish National Chamber Orches­ tra, Adam Fischer 12 CD-Box www.dacapo-records.dk

richard-strauss-festival Am 11. Juni 2014 wird in Garmisch-Partenkirchen, der Wahlheimat von Richard Strauss, zu seinem 150. Geburtstag das 26. Richard-Strauss-Festival eröffnet: 2 Karten für den Liederabend II am 16.6. mit Michaela Schuster und Markus Schlemmer. Inklusive einer Hotelübernachtung für 2 Personen. www.richard-strauss-festival.de

mandela – der Lange Weg zur Freiheit Kinokarten! Zum ersten Mal wird die außergewöhnliche Lebensgeschichte Nelson Mandelas auf die große Leinwand gebracht. Kinostart: 30.1.2014

Trio Settecento: Grand Tour. 4-CD-Box www.cedillerecords.org Helmuth Rilling: Personal ­Selection zum 80sten auf 10 CDs www.haenssler-classic.de Gabriel Fauré Edition: Orches­­ tral, chamber, piano, vocal, choral and operatic music. 19 CD-Box www.brilliantclassics.com

cds und LPs Anna Netrebko: Verdi. ­ Orchestra Teatro Regio Torino, Gianandrea Noseda www.deutschegrammophon.com Volker Kriegel: Mainz 1963–1969 Doppel-CD www.jazzhaus-label.com Franz Schreker: Der Schatz­ gräber. Netherlands Philharmonic Orchestra, Marc Albrecht. ­Operngesamtaufnahme www.challengerecords.com

Ragna schirmer

Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 1. Wiener Symphoniker, Fabio Luisi. Doppel-LP www.wienersymphoniker.at

Die Gesamtedition aller bei Berlin Classics erschienenen 13 Alben der Pianistin Ragna Schirmer. www.edel.com

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Unser Star für ­Gütersloh Vo n S tefanie Pau l

Für den Gesangswettbewerb „Neue Stimmen“ der Bertelsmann ­Stiftung traf sich der internationale Opern-Nachwuchs in Gütersloh – mit einem deutschen H ­ albfinalisten.

E

igentlich mag er sie nicht besonders, diese überfallartigen Interviews. Wenn ihm, ohne Vorwarnung, ein Mikrofon ins Gesicht gestreckt wird und eine Fernsehkamera auf Großaufnahme geht. So wie jetzt gerade. Doch Sebastian Wartig ist ein gefragter Mann – und überfallartige Interviews gibt es dieser Tage für ihn viele. Ob er sie nun mag oder nicht. Aber Sebastian Wartig – groß, blond, lyrischer Bariton – schlägt sich tapfer, beantwortet geduldig die immer gleichen Fragen: Wie die Stimmung unter den Kandidaten sei? Ob er ein Ritual habe, bevor er auf die Bühne gehe? Ob er sehr nervös sei und was ihm der Wettbewerb bedeute? Und natürlich wie es sich anfühlt, der einzige Deutsche zu sein? „Das ist schon toll“, sagt Sebastian Wartig bescheiden. Der 23-Jährige ist der erste deutsche Teilnehmer, der es seit vielen Jahren wieder einmal ins Halbfinale des internationalen Gesangswettbewerbs „Neue Stimmen“ geschafft hat. Sebastian Wartig ist dieser Tage so etwas wie „Unser Star für Gütersloh“. Er ist eine kleine Sensation. Wartig hat sich an einen Tisch im Foyer vor dem großen Saal gesetzt. Wieder muss er ein Interview geben. Dieses Mal aber ein angekündigtes. Er hat gute Laune. Kurz zuvor ging die Hauptprobe für das Halbfinale zu Ende. Den maßgeschneiderten schwarzen Frack, den er kurz zuvor noch auf der Bühne trug, hat er schnell wieder gegen eine Jeans und ein zerknittertes Hemd getauscht. „Die Verantwortlichen wollten sehen, ob wir auch alles dabei haben“, sagt der gebürtige Dresdner. Deshalb mussten alle 19 Teilnehmer in Frack und Abendkleid auf die Bühne. Was aber gar nicht so schlecht gewesen sei. „Jetzt weiß ich, dass ich den obersten Hemdknopf auf jeden Fall offen lassen werde“, sagt Wartig, der seit September Mitglied des Jungen Ensembles der Semperoper in Dresden ist. 70

Vor zwei Jahren hat er schon einmal mitgemacht, bei den Neuen Stimmen. Doch über die Vorrunde ging es damals nicht hinaus. Dieses Jahr nun also Halbfinale. „Ich war damals einfach noch zu jung und zu unerfahren“, erklärt Wartig. Dieses Jahr sei das Gefühl ein ganz anderes. Die Jury habe ihm beispielsweise in der Vorrunde drei Punkte mehr gegeben als noch vor zwei Jahren. Für den jungen Opernsänger eine Bestätigung seiner eigenen Entwicklung. Bewertet wurden zum Beispiel technisches Können, musikalische Gestaltung wie Rhythmik und Phrasierung, Stimmqualität und künstlerische Persönlichkeit. In jeder Kategorie kann die elfköpfige Jury maximal fünf Punkte vergeben. Dass einer aber einmal in jeder Kategorie die volle Punktzahl bekomme, sei sehr unwahrscheinlich, glaubt Wartig. Denn den perfekten Sänger gebe es nicht. Was er jetzt noch tun werde bis zum Halbfinale am Abend? Ein bisschen schlafen, sagt der 23-Jährige mit seiner sonoren Stimme. Das viele Warten mache irgendwann einfach müde. Und das Lampenfieber? Das komme ungefähr eine Stunde vor dem Auftritt. Dann beginne es zu kribbeln. „Und kurz vor dem Auftritt wird es dann besonders schlimm. Dann habe ich oft Panik, dass ich den Text vergesse“, sagt der Sänger. Doch sobald er den ersten Ton singe, sei alles gut. Noch zwei Stunden bis zum großen Halbfinale. Im Parkhotel Gütersloh sitzt Dominique Meyer in einem großen, plüschigen Sessel. Der Franzose ist Direktor der Wiener Staatsoper und zum dritten Mal der Vorsitzende der Wettbewerbs-Jury. Für ihn sei das Ganze fast schon so etwas wie ein Familientreffen. Meyer erzählt von der wichtigen Bedeutung des Wettbewerbs, von dem freundschaftlichen Umgang in der Jury, von den Wow!-Was-passierthier?-Momenten und davon, wie wichtig es sei, junge Sänger nicht www.crescendo.de

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zu verheizen. Oft würden die Sänger zu schnell eine schwere Rolle bekommen, die sie dann an zu vielen Abenden singen müssten. Das gehe eine kurze Zeit gut, doch dann sei die Stimme kaputt. „Die Gesundheit eines Sängers hängt an ein, zwei kleinen Muskeln“, mahnt Meyer, für den der Wettbewerb auch eine Art Fundgrube ist. Für sein eigenes Haus in Wien engagierte Meyer beispielsweise gleich drei Finalisten des letzten Wettbewerbs. Noch eine Dreiviertelstunde bis zum Halbfinale. Die Türen zum Großen Saal der Stadthalle Gütersloh sind noch verschlossen. Nur eine Videokamera verrät, was drinnen im Saal vorgeht. Auf der Bühne stehen schon die Stühle und Pulte für die Duisburger Philharmoniker bereit. Das Orchester ist während des Wettbewerbs im Dauereinsatz. Eine einzelne Geigerin sitzt auf der Bühne und spielt sich ein. Auf einem großen Bildschirm, der im Organisationsbüro des Gesangswettbewerbs steht, kann man sie dabei beobachten. Nebenan in einem kleinen Saal, der zu einer Cafeteria umgewandelt

wurde, sitzen die Musiker noch beim Essen, es ist stickig und warm und riecht nach heißem Fett. Oben, auf einer Art Empore, zwängen sich die letzten Sängerinnen in ihre glitzernden Abendkleider, die Sänger rücken ihre Fliegen zurecht. Es wird noch geschminkt und gepudert, gekämmt, gebügelt und zurechtgezupft. Bei den Neuen Stimmen geht es nicht nur um einen Gesangswettbewerb, es geht nicht nur darum, zu gewinnen und ein Preisgeld von 15.000 Euro abzusahnen. Der Wettbewerb könnte mit etwas Glück viel mehr sein – ein Karrieresprungbrett. Das weiß auch Christiane Karg, die an diesem Abend zusammen mit Holger Notze durch das Programm führt. Die 33-Jährige stand hier selbst einmal auf der Bühne, das war vor sechs Jahren. Gewonnen hat die Sopranistin damals nicht. Aber nach dem Wettbewerb kam Bernd Loebe auf sie zu, der Intendant der Oper Frankfurt, drückte ihr seine Visitenkarte in die Hand und sagte zu der verdutzten Sängerin, sie solle ihn doch einmal anrufen. „So kam ich zu meinem Engagement an der Oper in Frankfurt“, erinnert sich die gebürtige Fränkin. Und zu einer internationalen Karriere. Es sei also gar nicht unbedingt so wichtig, ob man gewinne oder nicht. Auch wenn Christiane Karg rückblickend über ihren Mut und ihre Unbedarftheit von damals immer noch ein bisschen staunt. „Ich habe wirklich vor jedem Respekt, der sich das traut.“ Das waren immerhin rund 1500 Sänger. Sie trauten sich bei Vorauswahlen in Berlin, Chicago, Peking, Rom, Buenos Aires oder Melbourne auf die Bühne. Gerade haben die Duisburger Philharmoniker die Bühne betreten, gefolgt von Giordano Bellincampi, dem Dirigentin. Es gibt nicht viele Worte, das Programm ist straff, 19 Halbfinalisten treten nacheinander auf. Rigoletto, Faust, La Bohème, Romeo und Juliet, Der Wildschütz, Il barbiere di Siviglia – die Palette der Arien ist groß, die Palette der Gefühle auch, Freude, Trauer, Verzweiflung, das volle Programm. Saltanat Akhmetova aus Kasachstan bläst das Publikum mit ihrer „Königin der Nacht“ beinahe aus den Sitzen. Mehr als drei Stunden später steht fest, Sebastian Wartig hat es nicht geschafft. Andere sind an diesem Abend ins Finale eingezogen, neun an der Zahl. „Das Niveau ist in diesem Jahr unglaublich hoch“, sagt Jury-Präsident Dominique Meyer. Zwei Tage später, wieder Gütersloh, wieder Stadthalle: Finale. Myong-Hyun Lee, Nicole Car, Nadine Sierra – so werden die Gewinner heißen. Doch das spielt gar keine so große Rolle. Dabeisein, ist hier (beinahe) schon alles. Das hört man in diesen Tagen immer wieder. Und wer weiß, irgendwo wartet vielleicht eine Visitenkarte. 71

Fotos: Bertelsmann Stiftung; Jan Voth

Gewinner Myong-Hyun Lee, Abschluss-Abend mit Gewinnern und Juryvorstand Dominique Meyer. Unten: Jurykonferenz mit Liz Mohn, Gustav Kuhn, Francisco Araiza und Angelika Kirchschlager.


Fotos: Gert Mothes / Bachfest Leipzig (3); Marco Borggreve

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Konzert in der Nikolaikirche; die Acadamy of Ancient Music, Open-Air-Konzert in Leipzig, Christopher Hogwood und der Thomanerchor.

„nie einen andern ­ Lehrmeister, als meinen Vater.“ Carl Philipp Emanuel Bach feiert 300. Geburtstag. Das Bachfest Leipzig 2014 widmet dem berühmten Bach-Sohn einen Schwerpunkt. Von Julia Hartel

Söhne prominenter Väter haben es nicht immer leicht. Da erscheint es fast erstaunlich, wie berühmt und geschätzt schon zu Lebzeiten einer sein konnte, dessen Vater sogar heute noch weltweite Bewunderung genießt: Carl Philipp Emanuel Bach, zweitältester Sohn des großen Johann Sebastian. Am 8. März 1714 in Weimar geboren, jährt sich 2014 sein Geburtstag zum 300. Mal. Aus diesem Anlass gibt es kommendes Jahr deutschlandweit Konzerte, Ausstellungen, Vorträge etc., mit denen der Jubilar gewürdigt werden soll. Jene Städte, in denen C. P. E. Bach schwerpunktmäßig lebte und wirkte – nämlich Weimar, Leipzig, Frankfurt (Oder), Berlin, Potsdam und Hamburg –, haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen und informieren unter www.cpebach.de über den Komponisten sowie über sämtliche Veranstaltungstermine, die bis Ende 2014 in diesen und 72

weiteren deutschen Städten geplant sind. Ein Großteil davon ist im Rahmen des „Bachfests Leipzig“ vom 13. bis 22. Juni 2014 zu erleben. Das seit 1999 jährlich im Juni zu Ehren Johann Sebastian Bachs stattfindende Festival, mit Stammgästen aus über 30 Nationen eines der größten Deutschlands, bietet in jeder Saison über hundert Veranstaltungen. 2014 steht C. P. E. Bach im Zentrum. „Carl Philipp Emanuel galt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als der herausragende Vertreter der Musikerfamilie Bach“, erklärt Dr. Peter Wollny, Bach-Forscher und designierter Direktor des Bach-Archivs Leipzig. „Seine Musik ist wegweisend und innovativ, und es ist bedauerlich, dass das Repertoire des heutigen Musikbetriebs die Werke der Bach-Söhne überspringt und damit suggeriert, die musikalische Entwicklung des 18. Jahrhunderts führe von J. S. Bach über Haydn, Mozart und Beethoven ins www.crescendo.de

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300 Jahre C. P. E. Bach Städtenetzwerk  CPE Bach*1714

www.cpebach.de er selbst – unterstützt von seinen Söhnen und 19. Jahrhundert. Dabei wird eine der vielBachfest Leipzig: 13. bis 22. Juni 2014 Schülern – mit den Stadtpfeifern, Kunstgeischichtigsten Perioden der Musikgeschichte Tickethotline: 01806 - 56 20 30 gern und dem Thomanerchor musizierte. Die – der Übergang vom Barock zur Klassik – E-Mail: bachfest@bach-leipzig.de immer noch in dieser Tradition stehenden völlig außer Acht gelassen. Genau das ist www.bachfestleipzig.de heutigen Ensembles, der Thomanerchor und aber die Zeit Carl Philipp Emanuel Bachs, in das Gewandhausorchester unter Georg Chrisder er mit seiner empfindsam-rhapsodischen Klaviermusik, seinen gewagten sinfonischen Werken und toph Biller, sind am Mittwoch, 18. Juni um 20 Uhr in der Thomasseinen großartigen Oratorien die Wiener Klassiker maßgeblich kirche mit Chorwerken aus Vergangenheit und Gegenwart zu erlebeeinflusst hat. Das Geburtstagsjahr gibt Anlass, die Repertoirelü- ben. Ebenfalls in der Thomaskirche findet am Freitag, 20. Juni um cke des Konzertbetriebs endlich zu schließen.“ Wenn 2014 das 20 Uhr ein Kantatenabend mit dem Dresdner Kammerchor und Werk C. P. E. Bachs im Zentrum steht, so geschieht dies dennoch der Akademie für Alte Musik Berlin (Leitung: Hans-Christoph auch im Kontext zum Œuvre des Vaters Johann Sebastian und dem Rademann) statt. In der Nikolaikirche, in der J. S. Bach ebenfalls wirkte und in seines Taufpaten Georg Philipp Telemann – hat Carl Philipp Emanuel doch seiner Autobiografie zufolge in „Composition und im der später die friedliche Revolution in der ehemaligen DDR ihren Clavierspielen […] nie einen andern Lehrmeister gehabt als mei- Anfang nehmen sollte, ist am Dienstag, 17. Juni um 20 Uhr die Acanen Vater“; und auch Telemann hatte einen gewichtigen Einfluss demy of Ancient Music zu Gast. Malcolm Bilson und Richard Egarr, auf sein Schaffen und das Aufführungsrepertoire, auf das er als der auch die Leitung innehat, geben das C-Dur-Doppelkonzert für zwei Cembali von J. S. Bach und das Doppelkonzert für Cembalo und Städtischer Musikdirektor in Hamburg zurückgreifen konnte. Konkret wurde dem Bachfest als Motto der Titel jenes Lehr- Hammerflügel (Bilson) von C. P. E. Bach. Außerdem kommt Mozarts und Studienwerks des Komponisten verliehen, das 1753 heraus- Jupiter-Sinfonie zur Aufführung. Am Donnerstag, 19. Juni um kam und jedem, dem historische Aufführungspraxis am Herzen 20 Uhr ist hier mit der Capella Cracoviensis unter Jan Tomasz Adaliegt, ein Begriff sein dürfte: „Versuch über die wahre Art das Cla- mus ein polnisches Ensemble geladen, das im Bereich historischer vier zu spielen“. Bereits Haydn, Mozart und Beethoven haben es Aufführungspraxis derzeit große Erfolge feiert. Zusammen mit studiert und beherzigt. „In einer auf das heutige Musikleben über- bekannten Solisten wie dem Altus Kai Wessel werden Einführungstragenen Lesart deuten wir das Zitat ‚die wahre Art‘ um und bezie- musiken mit Pauken und Trompeten von Carl Philipp Emanuel hen es auf die sogenannte ‚historische‘ oder ‚historisch infor- sowie Johann Sebastian Bach gegeben. Zusätzlich zu diesen und den vielen weiteren Konzerten geben mierte‘ Aufführungspraxis“, erläutert Dr. Dettloff Schwerdtfeger, geschäftsführender Intendant des Bachfests Leipzig. „Hatte wissenschaftliche Veranstaltungen wie Seminare, Vorträge und ein C. P. E. noch ein Lehrbuch im Sinn, so ist nach gut 250 Jahren bereits im März stattfindendes Symposium Einblick in Leben und heute die Frage dazugekommen, wie die Musik des 18. Jahrhun- Werk C. P. E. Bachs. Denn hinter dem Bachfest und auch dem Bachderts im 18. Jahrhundert geklungen haben mag. Diese Suche hat Museum sowie dem zweijährlichen Bach-Wettbewerb steht die konGelehrte, Solisten und Ensembles in den vergangenen Jahrzehn- tinuierliche Forschungsarbeit des Leipziger Bach-Archivs, dem ab ten angetrieben und atemberaubende Interpretationen hervorge- dem 1. Januar 2014 Sir John Eliot Gardiner als Präsident vorstehen bracht. Die meisten der Protagonisten dieser Szene – Christopher wird. Festivalstimmung in der Stadt garantieren Open-Airs und Hogwood, Ton Koopman, Malcolm Bilson, Richard Egarr, die andere, zum Teil kostenfreie Veranstaltungen. Speziell an Kinder, Akademie für Alte Musik Berlin, die Academy of Ancient Music, Familien und Jugendliche richtet sich „b@ch für uns“! Auf den Spuren Carl Philipp Emanuel Bachs wandeln kann das Tafelmusik Baroque Orchestra Toronto und viele mehr – versammeln sich im Bachfest 2014 und führen uns das Neueste zur man mit einem ebenfalls vom Bach-Archiv herausgegebenen Almanach. Dieser Führer, der auch einen Veranstaltungskalender enthält, wahren Art, Alte Musik aufzuführen, vor.“ Für Bachfreunde dürften die Abendkonzerte in der Thomas- lädt zu Spaziergängen durch die Netzwerkstädte Weimar, Leipzig, bzw. Nikolaikirche die ganz besonderen Highlights darstellen, ist Frankfurt (Oder), Berlin, Potsdam und Hamburg ein und bietet man doch wahrscheinlich dem authentischen Musikklang zur Zeit interessante Informationen über C. P. E. Bach und die LebensumJ. S. Bachs nirgendwo näher als in diesen Gotteshäusern, in denen stände in der Barockzeit. n Anzeige


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Artist in residence: Arvo Pärt

Musikalische Verbindungen zu Mozart Die Salzburger Mozartwoche schlägt Brücken zu Arvo Pärt und den Jubilaren 2014 Richard Strauss, Christoph Willibald Gluck und Carl Philipp Emanuel Bach Von Angelika Rahm

Es ist ein ebenso gelassenes wie ambitioniertes Motto: Die alljähr­ chen Künstlerpersönlichkeiten geleitet werden wie Paavo Järvi lich rund um den Geburtstag des berühmtesten Sohnes der Sal­ (25.01.), Marc Minkowski (29.01.) und Daniel Barenboim (01.02.). zachstadt stattfindende Mozartwoche der Stiftung Mozarteum Letzterer wird sowohl als Dirigent (mit den drei letzten MozartSalzburg bietet vom 23. Januar bis 2. Februar 2014 Orchesterkon­ Sinfonien) wie als Pianist (30.01.) zu erleben sein und hier neben zerte, Oper, Oratorium, Kammermusik und Solistenkonzerte im Werken von Mozart und Schubert auch die Stimmungsbilder, op. 9 Rahmen eines Konzepts von „sowohl – als auch“, in dem (ver­ von Richard Strauss spielen. Der große Mozart-Dirigent und -Verehrer Strauss, 1864 in meintliche) Kontraste in Beziehung gesetzt oder die Gemeinsam­ keiten unterschiedlicher Blickwinkel aufgezeigt werden. So teilen München geboren, darf als einer der Jubilare des Jahres 2014 gefei­ sich Fazil Say am modernen Konzertflügel und Kristian Bezui­ ert werden. Seinem Schaffen, über dem das Streben nach dem Mozartschen Kunstideal stand („Sehen’s, denhout am Hammerklavier den Zyklus sämt­ MOZARTWOCHE 2014 so einfach möcht’ ich komponieren kön­ licher Klaviersonaten Mozarts und präsentie­ nen!“), ist folgerichtig ein Konzert­ ren ihre Sichtweisen an je zwei Nachmittagen 23. Januar bis 2. Februar 2014 schwerpunkt gewidmet, in dem unter (28.-31.01.). Der Suche nach dem Original­ Stiftung Mozarteum Salzburg anderem die Vier letzten Lieder mit Soile klang verpflichtete Ensembles wie Les Musi­ Information und Kartenservice: Isokoski (29.01.) und das Oboenkonzert ciens du Louvre Grenoble oder das Freiburger Tel.: +43-(0)662-87 31 54 D-Dur, gespielt von François Leleux Barockorchester stellen sich dem Vergleich Fax: +43-(0)662-87 44 54 (01.02.), zusammen mit Musik des Salz­ mit dem Klangbild der Wiener Philharmoni­ www.mozarteum.at burger Meisters erklingen. ker, deren Konzerte von drei so unterschiedli­ tickets@mozarteum.at 74

www.crescendo.de

Dezember 2013 – Januar 2014


Mozarteum, Großer Saal

BUCHEN SIE IHREN

Fotos: Kaupo Kikkas; Stiftung Mozarteum; ISM Lienbacher; Marco Borggreve; Ixi Chen

Musikurlaub

IN MONACO

Marc Minkowski mit Mitgliedern des Mozart Kinderorchesters

Festivalprogramm:

Kristian Bezuidenhout

• EIN JAPANISCHES WOCHENENDE

• BERÜHMTE EUROPÄISCHE ORCHESTER

• EINE BAROCK NACHT

• EIN SONNTAG MIT DEM PIANISTEN

PHILIPPE BIANCONI

• HAYDN & SCRIABINE PORTRAITS • EINE UNGARISCHE NACHT

• UND… DER FESTAKT ZUM

30. JUBILÄUM DES FESTIVALS !

• DER MAROKKO TAG

Paavo Järvi

Das Streben nach Einfachheit verbindet auch Vergangenheit und Gegenwart, kennzeichnet doch die bewusste Reduktion auf das Wesentliche die Musik eines der populärsten zeitgenössischen Komponisten, des 1935 in Estland geborenen Arvo Pärt. Zahlreiche Werke des diesjährigen „Artist in residence“ schimmern als roter Faden durch die Mozartwoche. Sie verknüpfen, wie Pärts Bearbei­ tung des Mozart-Adagios für Violine, Violoncello und Klavier (26.01.) oder kontrastieren, wie die Orchesterfassung des ursprüng­ lich für Chor und Orgel geschriebenen Littlemore Tractus, die als Auftragswerk der Stiftung Mozarteum mit dem neuen Titel Swan Song von den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Marc Minkowski erstmals erklingt (29.01.). Begegnet Mozart in diesem Kontext der Musik unserer Zeit, so wird er innerhalb einer anderen dramaturgischen Leitlinie kon­ sequent mit der seiner Zeitgenossen in Beziehung gesetzt. Mit Kompositionen von Muzio Clementi sowie von Carl Philipp Ema­ nuel Bach und Christoph Willibald Gluck, beide Jahrgang 1714. Ein besonderer Glanzpunkt verspricht dabei Ivan Alexandres Inszenierung eines Schlüsselwerks der Gattung Oper zu werden: Glucks Orfeo ed Euridice in der selten aufgeführten Wiener Urfas­ sung, mit Bejun Mehta als Orfeo und Marc Minkowksi am Diri­ gentenpult (23./31.01.). Eine weitere Rarität ist mit René Jacobs, dem Freiburger Barockorchester und Carl Philipp Emanuel Bachs Oratorium Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu zu entdecken, in der 1788 von Mozart eingerichteten Fassung für eine Auffüh­ rung in Wien (24.01.). Bachs Symphonie C-Dur Wq 174 liegt dann auf den Notenpulten des Mozart Kinderorchesters neben Werken seines Namenspatrons und Arvo Pärts, wenn das 2012 von der Stif­ tung Mozarteum gegründete, jüngste Ensemble der Mozartwoche den sicher wieder mitreißenden Schlussakkord setzt (02.02.). n 75

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Dezember – Januar Diese Termine sollten Sie nicht versäumen

Erl/Tirol, Festspielhaus, 26. Dezember bis 6. Januar

Moderner Bach in Erl

Premieren Augsburg/Theater

1.12.

15.1. Wien/Theater an der Wien (A) I Due Foscari/G. Verdi 17.1. Bern/Vidmar 1 (CH) Homo

Das Bildnis des Dorian Gray/ M. Pink (Ballett) 1.12.

Chemnitz/Theater

1.12.

Dortmund/Oper

Faber/F. Landerer (Ballett, UA)

6.12.

Heidelberg/Theater

Fotos: Tom Benz, Peter Kitzbichler

Straubing/Stadttheater

Il Pirata/V. Bellini

ENDLESS/N. Linning (Ballett, UA) 6.12.

Landshut/Stadttheater

7.12.

Darmstadt/Staatstheater

7.12.

Leipzig/Oper

Im Einklang: Passionsund neues Festspielhaus in Erl

Il Pirata/V. Bellini

La Traviata/G. Verdi

Die Walküre/R. Wagner Regensburg/Theater am Bismarckplatz La Bohème/Puccini 8.12. Frankfurt/Oper 7.12.

Oedipe/G. Enescu 8.12.

Hamburg/Staatsoper

8.12.

Zürich/Oper (CH)

Weihnachtsoratorium - Teile I-VI/J. Neumeier (Ballett) Fidelio/L. van Beethoven 12.12.

Lüneburg/Theater

13.12.

Biel/Palace (CH)

13.12.

Duisburg/Theater

13.12.

Luzern/UG (CH)

14.12.

Magdeburg/Theater

Werther/J. Massenet

Un Ballo in Maschera/G. Verdi Die Zauberflöte/W. A. Mozart NUTS!/K. Chan (Ballett, UA) Falstaff/G. Verdi

Saarbrücken/Saarländisches Staatstheater Die 14.12.

Fledermaus/J. Strauß (Operette)

14.12.

Wien/Volksoper (A)

15.12.

Mannheim/Christuskir-

Eine Nacht in Venedig/J. Strauß che Te Deum/ J. Michel (UA) Schwetzingen/Rokokotheater Iphigenie auf Tauris/T. 15.12.

Traetta (Deutsche EA) 18.12.

München/Tollwood

19.12.

Stuttgart/Staatstheater

20.12.

Hof/Theater

Operetta/Jordi Purti (Deutschlandpremiere) Peter Pan/R. Ayres (UA)

Frau Luna/P. Lincke (Operette) Meiningen/Südthüringisches Staatstheater E.T.A. Hoff-

20.12.

mann - Eine Moritat/R. Hild, A. Karnatz (Ballett, UA) 21.12.

Erfurt/Theater

Aschenputtel/G. Rossini 76

Lübeck/Theater

18.1.

Düsseldorf/Oper

18.1.

Graz/Oper (A)

Lohengrin/R. Wagner

Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg/R. Wagner 3.12.

17.1.

Der Wildschütz/A. Lortzing

Eine Weihnachtsgeschichte/ R. Feistel (Ballett)

Herr Kuhn, am 26. Dezember werden die Winterfestspiele in Erl eröffnet. Gibt es einen Programmpunkt, auf den Sie sich besonders freuen? Oh, ja. Seit meiner Kindheit, seit Karl Richter, ist das Weihnachtsoratorium das zentrale musikalische Ereignis meiner Kindheit. Natürlich habe ich auch viele andere Komponisten gehört, doch meine große Liebe gehört Johann Sebastian Bach. Und jetzt, wo ich ein eigenes Orchester und einen Chor habe, kann ich mich ihm voll und ganz widmen. Was ist an Ihrem Bach besonders? Ich empfinde die Bach-Entwicklung derzeit als etwas einseitig. Mein großes BachVorbild ist Glenn Gould. Der spielt einen wunderbaren Bach – auf einem Steinway und eben nicht auf historischem Instrumentarium. Die Klangerfahrungen historischer Instrumente sind wichtig, aber das entspricht nicht dem, was ich unter modernem Bach-Stil verstehe. Ich sehe nicht ein, warum ich nicht das Instrumentarium verwenden soll, das ich heute zur Verfügung habe. Neben dem Belcanto-Schwerpunkt stehen auch die Opern Don Giovanni und Tosca im Zentrum. Wie ist es 21.12. Kaiserslautern/Pfalztheater Viva la Mamma/G. Donizetti 21.12. Nürnberg/Staatstheater

Cinderella/G. Montero (Ballett, UA) 21.12.

Neustrelitz/Landesthea-

ter Lucia di Lammermoor/G. Doni-

zetti (konzertant) 22.12.

München/Nationalthea-

ter La Forza del Destino/G. Verdi

zu dieser Auswahl gekommen, und was erwarten Sie von der Regie von Angelica Ladurner? Don Giovanni folgt dem wunderbaren Zyklus, den wir begonnen haben – in 2012 lief ja der Figaro, und 2014 kommt Cosi fan tutte. Und Tosca ist ein klanglich opulentes Werk, das wunderbar dazu geeignet ist, die Frage zu klären: „Wie weit kann ich in diesem neuen Festspielhaus klanglich gehen?“ Und auf Angelica Ladurner freue ich mich sehr. Derzeit interessieren mich weibliche Regisseure mehr als männliche, weil sie nicht so dominant ihre Sicht der Dinge einbringen, sondern näher am Stück bleiben. Dies ist Ladurners Erstregie in der Oper – man muss Dinge wagen. Apropos wagen – wie fällt Ihre Bilanz nach dem Wagnis mit dem neuen Festspielhaus aus? Ich bin überglücklich! Anfangs haben alle gefragt: Wer soll denn da kommen zum Kuhn und zu den Kühen? Aber wir haben eine phänomenale Akustik und alle Unkenrufe waren Mumpitz. Die Leute kommen. Und sie kommen gern. Tiroler Festspiele Erl Winter, Festspielhaus, 26.12. bis 6.1. , www.tiroler-festspiele.at

22.12. Altenburg/Landestheater Schwarzer Schwan/S. Schröder

(Ballett, UA) 27.12.

Erl/Festspielhaus (A)

28.12.

Erl/Festspielhaus (A)

Don Giovanni/W.A. Mozart Tosca/G. Puccini 29.12.

Köln/Oper am Dom

Die Fledermaus/J. Strauß (Operette)

Freiburg/Theater Oscar und die Dame in Rosa/F. Bollon 11.1. Dortmund/Oper Der Graf von Luxemburg/F. Lehár (Operette) 5.1.

11.1.

Luzern/Theater (CH)

12.1.

Hannover/Staatsoper

Alcina/G. F. Händel

Cavalleria Rusticana/P. Mascagni, Der Bajazzo/R. Leoncavallo

www.crescendo.de

Turandot/G. Puccini

18.1. Kaiserslautern/Pfalztheater Die vier Jahreszeiten/S. Gian-

netti (Ballett) 18.1.

Koblenz/Theater

18.1.

Münster/Theater

Die verkaufte Braut/B. Smetana Das Schloss/H. H. Paar (Ballett) Weimar/Deutsches Nationaltheater Werther/J. Massenet 19.1. Berlin/Komische Oper 18.1.

Der feurige Engel/S. Prokofjew 19.1.

Dresden/Semperoper

19.1.

Hamburg/Staatsoper

Elektra/R. Strauss Carmen/G. Bizet

Mönchengladbach/Theater Mazeppa/P. I. Tschaikowsky 21.1. Berlin/Deutsche Oper 19.1.

Malakhov & Friends (Ballett) 23.1.

Heidelberg/Theater

23.1.

München/Carl-Orff-Saal

23.1.

Ulm/Theater

Un ballo in maschera/G. Verdi Der Flaschengeist/W. Hiller

Der Rosenkavalier/R. Strauss 24.1. Meiningen/Südthüringisches Staatstheater Der

Zarewitsch/F. Lehár (Operette)

Berlin/Staatsoper im Schillertheater Katja Kabanowa/ 25.1.

L. Janáček 25.1.

Cottbus/Staatstheater

25.1.

Darmstadt/Staatstheater

25.1.

Halle/Oper

25.1.

Magdeburg/Theater

Peer Gynt/Werner Egk

Tristan und Isolde/R. Wagner Die Zauberflöte/W. A. Mozart

Der Barbier von Sevilla/G. Rossini 25.1. Regensburg/Theater am Bismarckplatz Die Feen/Wagner 25.1. Wiesbaden/Hessisches Staatstheater Die Macht des

Schicksals/G. Verdi

Bremen/Theater am Goetheplatz La Bohème/Puccini 30.1. München/Cuvilliéstheater 26.1.

Die Entführung aus dem Serail/W. A. Mozart Oldenburg/Oldenburgisches Staatstheater Cosí fan

31.1.

tutte/W. A. Mozart

Dezember 2013 – Januar 2014


BroadwayKlassiker Die Leipziger Volkszeitung jubelte: „Ein fabelhaft gesungener, grandios getanzter, glänzend musizierter, zu Herzen gehender großer Abend mit der Mutter aller Musicals.“ Die Rede ist von der West Side Story. Der Broadway-Klassiker mit Leonard Bernsteins unvergesslichen Songs gastiert in der Saison 2013/2014 erneut an zahlreichen renommierten Bühnen. Ab Dezember in Frankfurt und im Januar in Luxemburg und Baden-Baden, danach in Bregenz, Salzburg, Zürich und München. Frankfurt am Main, Alte Oper, 19.12. bis 11.1. Luxemburg, Grand Théâtre, 16. bis 25.1. Baden-Baden, Festspielhaus, 28.1. bis 2.2. www.westsidestory.de

„Die Stimmung ist gehoben, noch bevor der erste Ton erklingt. Das Getuschel im Saal verstummt. Ein erster gemeinsamer Applaus verbindet alle. Dann kommt die Stille, die gespannte Ruhe. Mit jeder Stille im Konzert wird die Begierde nach dem Ton geweckt. Und endlich erklingt der Ton.“ Evgenia Fölsche beschreibt den Zauber ihres eigenen Klavierspiels. Verzaubern will die im russischen Kaluga geborene Pianistin, die als eine außergewöhnliche Interpretin der jungen Generation gilt, mit einem Programm aus Chopin, Beethoven und Liszt. Auf dem Programm stehen zudem zwei Lieder, die Franz Liszt für Solo-Piano bearbeitet hat Ständchen und Gretchen am Spinnrade von Franz Schubert. Bielefeld, Rudolf- Oetker-Halle, 30.11. Nürnberg, Meistersingerhalle, 14.12. Stuttgart, Liederhalle, 26.1., www.evgeniafoelsche.de

Der Holzbläserwettbewerb hülsta woodwinds findet 2014 zum dritten Mal statt und ist für Querflöte, Blockflöte, Klarinette, Saxofon, Oboe und Fagott ausgeschrieben. Holzbläser aus aller Welt werden an der Musikhochschule Münster um die begehrten Preise spielen. Teilnehmen können Solistinnen und Solisten aller Nationalitäten, die zum Zeitpunkt des Wettbewerbs nicht älter als 27 Jahre sind. Sie müssen an einer Musikhochschule studieren, vergleichbaren Privatunterricht erhalten oder bereits einen künstlerischen Hochschulabschluss erworben haben. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Der Wettbewerb besteht aus drei Durchgängen. Alle Wettbewerbsrunden sind öffentlich. Fächerübergreifend werden zwei gleichwertige Preise vergeben, die mit je 5000 Euro dotiert sind. Münster, Musikhochschule, 26. bis 30.3. (Anmeldeschluss 10.12.) www.huelsta-woodwinds.com

Geburtstagstournee Es ist auf den Tag genau 40 Jahre her, dass das Hilliard Ensemble sein erstes Konzert in London gab. In der Christchurch im Londonder Stadtteil Spitalfields werden die Sänger am 11. Dezember Musik von Byrd und Britten darbieten – wie vor 40 Jahren. Auf dem Programm stehen zudem Werke von Pérotin, Tomás Luis de Victoria, Josquin des Prés und eine neue Komposition von Roger Marsh, Poor Yorrick. Und mit genau diesem Pro-

gramm im Gepäck wird das als eines der besten der Welt geltende Vokalensemble in München halt machen. In der Jesuitenkirche wird das einzige Deutschlandkonzert der Geburtstagstournee stattfinden. In Empfang nehmen werden die Musiker dort dann auch das nagelneue Album „Il Cor Tristo“, denn das erscheint beim Münchner Label ECM. München, St. Michael Jesuitenkirche, 13.12. www.muenchenticket.de

Silvester Wie könnte man das Jahr schöner verabschieden als mit Musik von Mozart, Gershwin und Bernstein? Das SWR Orchester Baden-Baden und Freiburg darf sich auf die Gesellschaft zweier junger, herausragender Musikerinnen freuen: Die Sopranistin Olga Peretyatko und die Pianistin Gabriela Montero, beide im Festspielhaus gern gesehene Künstler. Auf dem Programm steht außerdem Musik von Charles Gounod und Ambrois Thomas. Frohes Neues Jahr! Baden-Baden, Festspielhaus, 31.12. www.festspielhaus.de

Stille Nacht – Heilige Nacht Wer die Sehnsucht nach Weihnachten verloren hat, findet sie seit 2002 für zehn Tage beim Weihnachtsmarkt in Bad Hindelang (Allgäu). In diesem Jahr erwartet Besucher, die aus aller Welt anreisen, eine einmalige Premiere: Die Organisatoren inszenieren musikalisch die Entstehungsgeschichte des Weihnachtsliedes Stille Nacht, Heilige Nacht, denn seine Melodie kennt die ganze Welt, seine Entstehungsgeschichte die

Dresden, Semperoper, 19. Januar

Festjahr für Strauss

Den äußerst festlichen Rahmen bietet die Semperoper

Foto: Lisa Kohler

Fotos: Nilz-Boehme; Siggi Müller; Marco Borggreve / ECM Records; Colin Bell

Zauber des Klavierspiels

Wettbewerb für Holz

In blutig-düsterer Sprache und mit einer die Grenzen der Tonalität sprengenden Musik konzentriert sich der antike Stoff um Hass und Rache auf das Innenleben der Königstochter Elektra. Es ist eine Familientragödie der wiederkehrenden Heimsuchungen, der Gewalt und Monstrositäten, die Richard Strauss auf einen Text von Hugo von Hofmannsthal in Musik gefasst hat. Die Uraufführung fand am 25. Januar 1909 an der von Gottfried Semper erbauten Dresdner Hofoper statt. Von „kakophonem Krach“ war nach der skandalumwitterten Dresdner Uraufführung die Rede. Strauss selbst bekannte, dass er in „Elektra“ die Musik „bis an äußerste Grenzen psychischer Polyphonie“ getrieben hat. Fast auf den Tag genau, 105 Jahre später, erlebt die Semperoper eine erneute Inszenierung der Tragödie in einem Aufzug. Verantwortlich für die Inszenierung ist Barbara Frey. Die musikalische Leitung hat Christian Thielemann inne, Evelyn Herlitzius gibt die Elektra, neben ihr Anne Schwanewilms die Chrysothemis und Waltraud Meier die tragische Heroine Klytämnestra. Es ist der Startschuss für einen beeindruckenden Strauss-Schwerpunkt im Jahr 2014. Neun StraussOpern wurden einst in Dresden uraufgeführt. Eine Reihe von hochkarätig besetzten Wiederaufnahmen ehren Richard Strauss in seinem Jubiläumsjahr. Sein Guntram in einer konzertanten Aufführung und das Singgedicht Feuersnot sowie eine Ballett-Hommage an Strauss runden den Schwerpunkt ab. Für das Strauss-Jahr ist die Semperoper der „place to be“! Dresden, Semperoper, 19.1. (Premiere), www.semperoper.de

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e r l e b e n

Konzerte

München, Philharmonie im Gasteig, 21. Dezember

30.11.

Berlin/Dom

Blechbläserquintett des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, Rundfunkchor Berlin, Ltg: Simon Halsey: Traditionelle Weihnachtslieder

Auf zu neuen Ufern

1.12.

Dresden/Semperoper

Sächsische Staatskapelle Dresden, Ltg: Franz Welser-Möst; Rudolf Buchbinder: W. Rihm, S. Rachmaninow & D. Schostakowitsch 1.12.

Pforzheim/Theater

Badische Philharmonie Pforzheim, Ltg: GMD Markus Huber; Gustav Rivinius: P. I. Tschaikowsky Ludwigshafen/BASF-Feierabendhaus Deutsche Staatsphil-

Foto: mko-leipzig.de

2.12.

Die Wiener Symphoniker bestechen durch ihren warmen, geschmeidigen Klang. Künstlerisch und historisch geprägt von den Chefdirigenten Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan und Wolfgang Sawallisch gehört dieser Klangkörper zu den herausragendsten der Welt. Im Herbst 2014 übernimmt der Schweizer Philippe Jordan den Taktstock, und schon ein Jahr zuvor gibt er in der Münchner Philharmonie einen Vorgeschmack auf die mit Spannung erwartete Zusammenarbeit mit seinem zukünftigen Orchester. „Ein Ton macht noch keine Musik, es ist der Klang, der alle groß-

wenigsten. Zwei Jahre wurde am Drehbuch gearbeitet. Die Aufführung ist bis zum 7. Dezember hier zu erleben.Die musikalische Federführung haben die Münchner Komponisten Ludwig Thomas und Marco Hertenstein, Schirmherr ist der Komponist Wilfried Hiller. Bad Hindelang, bis 7.12. www.hindelanger-weihnachtsmarkt.de

nach 40 Jahren wieder Erstmals nach vier Jahrzehnten gibt es an der Oper Leipzig eine Neuinszenierung des Ersten Abends der Tetralogie, Die Walküre. Den Auftakt machte bereits Das Rheingold, nun geht die Tetralogie weiter mit der Neuinszenierung der britischen Regisseurin und Choreografin Rosamund Gilmore. Richard Wagners Walküre ist derjenige Teil, der durch seine klare musikalische Dramaturgie sowie durch Höhepunkte wie die „Winterstürme“ Siegmunds, die Todesverkündigung Brünnhildes, den Walkürenritt oder Wotans Abschied besticht. Die Regisseurin Rosamund Gilmore hat sich wie im Rheingold dem Prinzip des mythischen Realismus verschrieben. Lepizig, Oper, 7.12. (Premiere) www.oper-leipzig.de

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en Komponisten und Musiker inspiriert“, sagte der 39-jährige Dirigent einmal im Interview. Und klanglich wird es weihnachtlich in der Philharmonie. Unter dem Motto „Festliche Weihnachtsgala“ bestreiten die Wiener Symphoniker das Konzert mit Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73, auch bekannt unter dem Titel „Kaiserkonzert“. Solist am Klavier ist Rudolf Buchbinder. Ebenso erklingt Tschaikowskis Sinfonie Nr. 6 „Pathétique“ h-Moll op. 74 – das letzte Werk des russischen Komponisten. München, Philharmonie im Gasteig, 21.12. www.wienersymphoniker.at

Vom advent bis Neujahr Das Vokalensemble amarcord, die Geigerin Veronika Eberle, der Hornist Christoph Eß, der Schauspieler Clemens von Ramin und weitere hochkarätige Künstler werden an Adventswochenenden im Rittersaal von Schloss Ulrichshusen und im ehemaligen Pferdestall des Gutshauses Stolpe musizieren. Mit den Neujahrskonzerten läutet Preisträger in Residence, Matthias Schorn gemeinsam mit dem Theophil Ensemble Wien und der Sopranistin Theresa Grabner das Jahr 2014 mit Rossini und R. Strauss, aber auch mit Wiener Schmankerln von J. Lanner bis J. Strauß, ein. Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, 30.11. bis 5.1., www.festspiele-mv.de

harmonie Rheinland-Pfalz, Ltg: Ariane Matiakh; Ewa Kupiec: W. Lutoslawski & L. van Beethoven 2.12.

3.12.

Die Ende des 16. Jahrhunderts erbaute katholische Jesuitenkirche St. Michael in München ist Schauplatz des Weihnachtsliederabends des Münchner Bachchors. Und so, wie das Gotteshaus stilistisch am Übergang von Renaissance und Barock steht, wird die Geschichte von der Geburt Jesu Christi mit

Berlin/Deutsche Oper

Orchester der Deutschen Oper Berlin, Ltg: Donald Runnicles; Markus Brück, Clémentine Margaine: G. Mahler & J. Brahms 3.12.

Dortmund/Konzerthaus

Dortmunder Philharmoniker, Ltg: Gabriel Feltz; Marie-Pierre Langlamet: reine_natur 3.12.

Hamburg/Laeiszhalle

3.12.

München/Orff-Zentrum

Budapest Festival Orchestra, Ltg: Iván Fischer: G. Mahler Kammermusik von Morton Feldman mit Instrumentalisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und des Münchener Kammerorchesters 4.12.

Köln/Philharmonie

4.12.

Wien/Musikverein (A)

Dresdner Kreuzchor, Ltg: Roderich Kreile: Weihnachtliche Chormusik Orchestra Mozart, Ltg: Claudio Abbado; Maurizio Pollini: L. van Beethoven & R. Schumann 5.12.

St. Gallen/Tonhalle (CH)

Sinfonieorchester St. Gallen, Ltg: Wayne Marshall: L. Bernstein & G. Gershwin 6.12.

Bayreuth/Konzerthalle

6.12.

Berlin/Komische Oper

Bamberger Symphoniker, Ltg: Robin Ticciati; Emanuel Ax: L. van Beethoven & A. Dvořák Orchester der Komischen Oper Berlin, Ltg: Sebastian Weigle: J. Haydn, R. Bredemeyer & L. van Beethoven 7.12. Essen/Philharmonie Balthasar-Neumann-Chor, Ltg: Thomas Hengelbrock: Europäische Weihnacht 7.12. Rostock/Theater Norddeutsche Philharmonie, Ltg: Florian Krumpöck: Mozart & Bruckner 8.12.

Festliches

Reutlingen/Stadthalle

Württembergische Philharmonie Reutlingen, Ltg: Ola Rudner; Wolfgang Emanuel Schmidt: K. M. Komma, E. Elgar & L. van Beethoven

Frankfurt/Alte Oper

SWR Sinfonieorchester, Ltg: Teodor Currentzis; Nicolai Lugansky: L. van Beethoven & S. Prokofjew Leverkusen/Bayer Kulturhaus l‘arte del mondo, Ltg: Werner 8.12.

Ehrhardt: J.F.X. Sterkel & Beethoven

8.12.

Weimar/Weimarhalle

Staatskapelle Weimar, Chor der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, Chor des Musikgymnasiums www.crescendo.de

Schloss Belvedere, Ltg: Eivind Aadland; Thomas Thieme: E. Grieg 8./9.12. Halle/Georg-FriedrichHändel-Halle Staatskapelle Halle,

Ltg: GMD Josep Caballé-Domenech; Alban Gerhardt: R. Strauss‘ Ein Heldenleben Lübeck/Musik- und Kongreßhalle Philharmonisches Or-

9.12.

chester der Hansestadt Lübeck, Ltg: Ryusuke Numajiri; Rebecca Teem; Antonio Yang: Wagner konzertant München/Prinzregententheater Münchner Symphoni-

9.12.

ker, Philharmonischer Chor Augsburg, Ltg: Tobias Foskett; Anna Lucia Richter; Dean Power; André Morsch: Und es ward Licht

10.12.

Gießen/Stadttheater

11.12.

Dortmund/Konzerthaus

Philharmonisches Orchester der Stadt Gießen, Ltg: Michael Hofstetter: Mendelssohn Bartholdy & Bach Klaus Florian Vogt, Helmut Deutsch: Liederabend 11.12. München/Prinzregententheater Akademie für Alte Mu-

sik Berlin, Ltg: René Jacobs; Bejun Mehta: Mozart, Hasse, Gluck & Bach

12.12.

Dresden/Frauenkirche

12.12.

Frankfurt/Alte Oper

Tölzer Knabenchor, Ltg: Ralf Ludewig: Adventliche Abendmusik Artemis Quartett: J. Haydn, B. Bartók & J. Brahms 13.12. Brandenburg/Konzerthalle Brandenburgisches Staatsor-

chester, Ltg: Howard Griffiths; Mona Bard; Rica Bard: M. Ravel, F. Poulenc & H. Berlioz

13.12.

Hamburg/Laeiszhalle

14.12.

Berlin/Philharmonie

NDR Sinfonieorchester, Ltg: Thomas Hengelbrock: W. A. Mozart Berliner Philharmoniker, Rundfunkchor Berlin, Ltg: Nikolaus Harnoncourt: R. Schumann 14.12. Gotha/Margarethenkirche Thüringen Philharmonie Gotha,

Evangelischer Kinderchor, Ltg: Jens Goldhardt; Elisabeth Wimmer; Cornelia Entling; Nico Eckert; Matthias Dill: J. S. Bach 14.12.

Hamburg/Laeiszhalle

Symphonischer Chor Hamburg, Ltg: Matthias Janz; Johanna Winkel, Marion Eckstein, Markus Schäfer, Martin Berner: G. F. Händels „Messiah“ Rottach-Egern, Hotel Bachmair Weissach Margarita

14.12.

Oganesjan: F. Schubert, R. Volkmann, J. Brahms & F. Draeseke 15.12.

Braunschweig/Stadthalle

Staatsorchester Braunschweig, Ltg: Alexander Joel; Simone Lichtenstein; Oleksandr Pushniak; Anne Schuldt; Anja Silja; Milda Tubelytė: R. Wagner & E. Humperdinck München/Bayer. Nationalmuseum Joel Frederiksen &

15.12.

Ensemble Phoenix Munich: Christmas in the New World 15.12.

Freising/Mariendom

Vokalensemble Cantabile, ein Sinfonisches Orchester, Ltg: Franz Burger; Angela Schwaiger; Thomas Lackinger: J. S. Bach & J. Rheinberger Saarbrücken/Congresshalle Deutsche Radio Philharmonie,

15.12.

Dezember 2013 – Januar 2014


In Kooperation mit

festlicher Musik aus Renaissance und Barock ausgestaltet. Lediglich Stille Nacht versetzt das Konzertpublikum ins 19. Jahrhundert. München, St. Michael Jesuitenkirche, 16.12., www.muenchener-bachchor.de

Baltic Youth Philharmonic

Feel the Energy

Wettbewerb an den Tasten Alles kreist um den genius loci, um Ludwig van Beethoven, wenn sich 28 Künstler bei der International Telekom Beethoven Competition ab dem 6. Dezember an den Tasten messen. „Unser Ziel war es, nicht nur gute Pianisten auszuwählen“, erklärt Professor Pavel Gililov, Präsident und künstlerischer Leiter des Wettbewerbs, „sondern insbesondere gute Beethoven-Interpreten. Diese jungen Pianisten haben alle eine persönliche Beziehung zu Beethovens Musik, was sie mit ihren Bewerbungen bereits unter Beweis stellen konnten.“ Pianisten aus aller Welt stellen sich der hochkarätigen Jury, und der Gewinner erhält neben 30.000 Euro die Möglichkeit, in der Beethoven-Nacht des Beethoven-Orchesters in der Beethoven-Halle aufzutreten. Bonn, verschiedene Orte, 5.12. (Welcome Concert), 6. bis 14.12. (Finale), 15./16.12. (Preisträgerkonzerte), www.telekom-beethoven-competition.de

German-Russian Voyage

22. Januar 2014, 19:30 Uhr Debütkonzert in der Philharmonie Berlin Kristjan Järvi Dirigent Julia Fischer Violine Denis Matsuev Klavier Tickets 16 EUR (zzgl. VVK-Gebühr) / Info und Karten: eventim.de / 018056-570070 Werke von J. S. Bach, Prokofjew, R. Strauss und Scriabin

Veranstalter: Baltic Music Education Foundation e.V. in Kooperation mit Young Euro Classic

Arche Wochenkalender bereichern, beflügeln, bezaubern …

INSPIRATION

Jazz und Witz und Visionen

Was geschieht in den Augenblicken der Kreativität? 53 Musikerinnen und Musiker erzählen von zündenden Ideen und inspirierenden Erlebnissen.

60 Bl. / 54 Fotos / farbig / € 22,– / ISBN 978-3-0347-8014-8

Seine jüngste CD „My History of Jazz“ katapultiert den 43-jährigen Finnen endgültig in die Weltspitze einer neuen Jazz-Pianisten-Generation, die alte Muster hinter sich lässt und das Publikum mit unbändiger Kreativität, Witz und neuen Visionen begeistert. Während IIro Rantala auf seiner Debüt-CD Sibelius und Pavarotti huldigte folgte mit „My History of Jazz“ eine einzigartige, ganz auf Melodien konzentrierte Mischung voller verschiedener Stimmungen: Mit Bach als Klammer wirft er mit der ihm typischen Kombination aus Intelligenz und schier grenzenloser Technik einen ganz eigenen Blick auf die Jazzgeschichte. Das Publikum in der Nürnberger Tafelhalle darf sich freuen und gespannt sein. Nürnberg, Tafelhalle, 9.1., www.kunstkulturquartier.de/tafelhalle/

Halle/Saale, Händel-Halle, 8. und 9. Dezember

Mythen & Märchen

Arche Musik kAlender 2014

Inspiration

KULTUR IN UNTERSCHLEISSHEIM

S P I E L Z E I T 2 013 /2 014

Der Katalane Josep Caballé-Domenech wird für seine mitreißenden Interpretationen geschätzt, die seinen feinen Sinn für die den Werken innewohnende Dramatik zeigen. Davon kann sich in der Spielzeit 2013/14 auch das Hallenser Publikum ein Bild machen, denn der 40-Jährige ist neuer Generalmusikdirektor der Staatskapelle Halle. In den Sinfoniekonzerten der Saison steht eine Reise durch Klang gewordene Märchenwelten und Mythen der verschiedensten Kulturen auf dem Programm. Es erklingt im 3. Konzert das selten zu hörende Vorspiel für Orchester Der Dybuk von Bernhard Sekles. Ebenfalls auf dem Programm: Richard Strauss’ Sinfonische Dichtung Ein Heldenleben und Schumanns Konzert für Violoncello a-Moll op. 129. Den virtuosen Cellopart übernimmt Alban Gerhardt. Halle, G.-F.-Händel Halle, 8./9.12., www.buehnen-halle.de/staatskapelle

ARCHE KALENDER

ForumUsh_07Dez_Jan_Creszendo_29.11.2013_90x61_Layout 1 14.08.13 09

Montag, 6. Januar 2014, 20 Uhr

GOLD UND SILBER: STRAUSS TRIFFT LEHÁR Neujahrskonzert der Münchner Symphoniker Samstag, 18. Januar 2014, 20 Uhr

PRO:C-DUR: DAS KABARETTKONZERT FORUM UNTERSCHLEISSHEIM

Foto: Sasha Gusov

Fotos: Lukas Beck; International Telekom Beethoven Competition Bonn; Lutz Voigtländer

www.arche-kalender-verlag.com

Freitag, 31. Januar 2014, 20 Uhr

GOGOL & MÄX: HUMOR IN CONCERT Bürgerhaus Unterschleißheim Rathausplatz 1 [direkt an der S 1 Haltestelle Unterschleißheim] Karten: 089/54 81 81 81 oder 089/310 09 200 www.forum-unterschleissheim.de

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e r l e b e n

16.12.

Augsburg/Kongress am

Park Augsburger Philharmoniker,

Augsburger Domsingknaben

16.12.

Bonn/Beethovenhalle

Beethoven Orchester Bonn, Philharmonischer Chor der Stadt Bonn, Ltg: Olari Elts, 1. Preisträger der „5th International Telekom Beethoven Competition“; Elias String Quartet: BeethovenNacht 16.12.

München/St. Michael

Münchener Bach-Chor & Münchener Bach-Orchester, Ltg: Hansjörg Albrecht: Chor- und Orgelwerke aus Renaissance & Barock St. Pölten/Festspielhaus (A) Tonkünstler-Orchester, Ltg: And-

16.12.

rés Orozco-Estrada; Nikolai Lugansky: W. A. Mozart & G. Mahler Braunschweig/Volkswagen Halle Josè Carreras 17.12. Dortmund/Konzerthaus 17.12.

Les Vents Français: F. Poulenc, W. A. Mozart, L. van Beethoven, J. Ibert & A. Roussel 17.12.

Wien/Musikverein (A)

Tonkünstler-Orchester, Ltg: Andrés Orozco-Estrada; Nikolai Lugansky: W. A. Mozart & G. Mahler 18.12.

Heidelberg/Stadthalle

18.12.

München/Philharmonie

Philharmonisches Orchester Heidelberg, Ltg: Christian Jost; Thierry Stöckel: C. Jost & L. van Beethoven Münchner Philharmoniker, Philharmonischer Chor München, Ltg: Valery Gergiev: I. Strawinsky 19.12.

Berlin/Konzerthaus

Konzerthausorchester Berlin, Ltg: Nicholas Milton; Martin Helmchen: J. Brahms & D. Schostakowitsch 19.12.

Essen/Philharmonie

Essener Philharmoniker, Ltg: Michael Sanderling, Nareh Arghamanyan: P. I. Tschaikowski & S. Rachmaninow 19.12. Hamburg/Laeiszhalle Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Ltg: Paavo Järvi; Viktoria Mullova: Beethoven & Schostakowitsch 21.12.

Brandenburg/Theater

Brandenburger Symphoniker, Ltg: GMD Michael Helmrath; Kateřina Englichová: J. C. F. Bach, G. F. Händel, J. S. Bach & C. Debussy 21.12.

München/Philharmonie

Wiener Symphoniker, Ltg: Philippe Jordan; Rudolf Buchbinder: Festliche Weihnachtsgala 22.12.

Münster/Friedenskapelle

Klazz Brothers (Jazz)

Unterschleißheim/Bürgerhaus Münchner Kammerphilhar22.12.

monie, Chor der Genezarethkirche Unterschleißheim, Ltg: Andreas Lübke: J. S. Bach 23.12. Berlin/Philharmonie Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Ltg: Marek Janowski; Anna Vinnitskaya: R. Schumann & J. Brahms

Saarbrücken/Funkhaus Halberg hr-Bigband, Ltg: Manfred 23.12.

Honetschläger; Pe Werner: Mit ‚ner Prise Zimt (Jazz)

23.12.

Zürich/Oper (CH)

Phiharmonia Zürich, Chor der Oper Zürich, Orchestra La Scintilla Zürich, Ltg: Fabio Luisi; Ottavio Dantone; 80

Sally Matthews; Wiebke Lehmkuhl; Julie Bartholomew; Topi Lehtipuu; Christof Fischesser: G. F. Händel 26.12.

Erl/Festspielhaus (A)

26.12.

Potsdam/Nikolaisaal

Bad Kissingen, verschiedene Orte, 19. Dezember bis 11. Januar

WinterZauber

Orchester und Chorakademie der Tiroler Festspiele Erl, Sängerinnen und Sänger der Accademia di Montegral, Ltg. Gustav Kuhn: J. S. Bach Kammerakademie Potsdam, Ltg. Antonello Manacorda; Avi Avital: Weihnachtskonzert 28.12. Hildesheim/Theater TfN Philharmonie: Märchenzeit – auch für die Großen 30.12. Berlin/Konzerthaus Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Rundfunkchor Berlin, Ltg: Marek Janowski: L. van Beethoven 31.12. Bad Wörishofen/Kurtheater Jahresabschlusskonzert am

Nachmittag mit Jazz, Swing, Musical- und Filmsongs 4.1.

Erl/Festspielhaus (A)

5.1.

Pforzheim/Theater

9.1.

Linz/Brucknerhaus (A)

9.1.

St. Gallen/Tonhalle (CH)

Orchester und Chorakademie der Tiroler Festspiele Erl, Ltg. Gustav Kuhn: Webern, Beethoven, Reger und Smetanas „Die Moldau“ Badische Philharmonie Pforzheim, Opernchor und Extrachor des Theaters Pforzheim, Philharmoniachor Stuttgart, Solisten des Theaters Pforzheim, Ltg: Martin Hannus: Die Neunte am Fünften 6.1. Berlin/Philharmonie Staatskapelle Berlin, Ltg: Andras Schiff Brucknerhaus Ensemble: Bach, Beethoven, Dvořák & Debussy Sinfonieorchester St. Gallen, Ltg: Otto Tausk; Igor Keller; Fernando Gomes; Rosemary Yiameos; John Dieckmann: W. A. Mozart, J. Haydn & L. van Beethoven 10.1.

Düsseldorf/Tonhalle

11.1.

München/St. Matthäus

Düsseldorfer Symphoniker, Ltg: Axel Kober; Camilla Nylund; Gerd Grochowski: R. Strauss, M. von Schillings & A. Zemlinsky Angelo Branduardi & Trio Start der Kirchentournee: „La Laude di Francesco“ 12.1.

Bonn/Beethoven-Haus

Rheingold-Trio: R. Schumann, P. Hindemith, A. Piazzola & M. Glinka 12.1. Halle/Georg-FriedrichHändel-Halle Staatskapelle Halle,

Ltg: Olari Elts; Isabelle van Keulen: Russisches Märchen 13.1. Kassel/Stadthalle Orchester des Staatstheaters Kassel, Ltg: Patrik Ringborg: Adès & Bruckner

Neubrandenburg/Konzertkirche Neubrandenburger Philhar-

13.1.

monie, Ltg: Stefan Malzew: J. Strauß (Sohn), F. Lehár & E. Kálmán

15.1.

Berlin/Philharmonie

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Rundfunkchor Berlin, Ltg: Tugan Sokhiev: G. Mahler 15.1. Jena/Volkshaus Jenaer Philharmonie, Ltg: Stefan Klingele; Studierende der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar: W. A. Mozart 15.1.

Luzern/KKL (CH)

Luzerner Symphonieorchester LSO,

„Schwanensee“ mit dem Rumänischen Staatsballett Fantasio In eine Welt der Magie und Illusion wollen die Veranstalter des Kissinger Winterzaubers das Publikum mit Mozarts Zauberflöte am 4. Januar entführen, genauer: das Velvets Black & Light Theater aus Wiesbaden. Denn die Handlung in der ganz und gar märchenhaften Welt ist für das Schwarze Theater adaptiert, bei dem die schwarz gekleideten Puppenspieler auf dem ebenfalls schwarz-samtigen Bühnenhintergrund unsichtbar werden. Puppen werden zum Leben erweckt und erzählen von Prinz Tamino, der sich mit Zauberflöte, magischem Glockenspiel und dem Vogelfänger Papageno auf die Suche nach der entführten Prinzessin Pamina macht. Zur Aufführung klingt Mozarts Originaloper im Hintergrund, aufgenommen mit den Berliner Philharmoni-

Ltg: James Gaffigan; Pia Fraund; Martin Fröst: C. Debussy, K. Saariaho, C. Nielsen & R. Strauss 16.1.

Frankfurt/Alte Oper

Isabelle Faust, Alexander Melnikov: P. Hindemith, J. Brahms, S. Prokofiew & C. Franck 16.1.

Köln/Philharmonie

Wiener Philharmoniker, Ltg: Riccardo Chailly; Christian Tetzlaff: Sibelius & Bruckner Baden-Baden/Festspielhaus I Barocchisti, Ltg: Diego Faso-

17.1.

lis; Julia Lezhneva; Philippe Jaroussky: A. Vivaldi & G. B. Pergolesi

17.1.

Bonn/Beethovenhalle

Beethoven Orchester Bonn, Ltg: Dmitrij Kitajenko; Sergej Krylov: Der verlorene Sohn 17.1. Essen/Philharmonie NDR Sinfonieorchester, Ltg: Thomas Hengelbrock; Jan Larsen; Christopher Franzius: R. Strauss, Roussel & Ravel 17.1.

Luxemburg/Philharmonie

(L) Orchestre Philharmonique du

Luxembourg, Ltg: Jonathan Stockhammer; Angélique Kidjo; Simon Stierle; Benjamin Schäfer: M. Khu-

kern unter der Leitung von Karl Böhm. Insgesamt werden 26 abwechslungsreiche Veranstaltungen in zauberhafter Atmosphäre geboten mit zahlreichen Hochkarätern wie den Crossover-Virtuosen „Klazz Brothers & Cuba Percussion“, die Senkrechtstarter und ECHO Klassik-Preisträger „Spark“, die Soulsängerin „Jocelyn B. Smith“ oder die legendäre Jazzband „Klaus Doldinger‘s Passport“. Mit Tschaikowskys Schwanensee ist ein zauberhafter Ballettabend im Kurtheater zu erleben und in der Reihe „Matinée classique“ stehen sowohl Nachwuchstalente als auch renommierte Orchester und prominente Dirigenten auf dem Programm. Bad Kissingen, verschiedene Orte, 19.12. bis 11.1., www.kissingerwinterzauber.de

malo & P. Glass Rottach-Egern/Hotel Bachmair Weissach Hugo Schu-

17.1.

ler: Bachs Goldberg-Variationen 18.1.

München/Philharmonie

Münchner Symphoniker, Ltg: Dante Anzolini; Raul Jaurena: Fiesta! 18.1. Potsdam/Nikolaisaal Kammerakademie Potsdam, Ltg: Michael Sanderling: Brahms & Schumann 19.1.

Bregenz/Festspielhaus (A)

Symphonieorchester Vorarlberg, Chorakademie Vorarlberg, Ltg: Markus Landerer; Günter Haumer: A. Pärt, R. Dünser & J. Haydn 19.1.

Foto: Fantasio

Ltg: Pablo Gonzáles; Bernd Glemser: Barber, Tschaikowsky & Strawinsky

Lüneburg/Theater

Philharmonisches Orchester Vorpommern, Ltg: Golo Berg: Reise nach Schottland

pertal, Ltg: Toshiyuki Kamioka; Rosen Rusinov: Beethoven & Grǿndahl 21.1.

Dortmund/Konzerthaus

Dortmunder Philharmoniker, Ltg: Fabrice Bollon; Martin Spangenberg; Wolfgang Bauer; Henning Wiegräbe: großstadt_puls 22.1. Berlin/Haus des Rundfunks Deutsches Symphonieorches-

ter, Ltg: Heinz Holliger: ›Ultraschall‹ — das Festival für neue Musik

23.1.

Brandenburg/Theater

Brandenburger Symphoniker, Ltg: GMD Michael Helmrath; Melton Tuba-Quartett: M. Ravel, F. Delius, H. Harty, I. Strawinsky & J. Stevens 25.1. Ludwigsburg/Forum am Schlosspark Thomas Hampson &

19.1.

Amsterdam Sinfonietta: Schönberg, Brahms, Barber, Wolf & Schubert 25.1.

München/Hubertussaal

Bach & Chopin

Mozart-Nacht

20.1. St. Pölten/Festspielhaus (A) Tonkünstler-Orchester, Ltg:

26.1.

Freiburg/Konzerthaus

München/Prinzregententheater Martin Stadtfeld:

Michail Jurowski; Simon Trpčeski: P. I. Tschaikowski & D. Schostakowitsch

20.1. Wuppertal/Historische Stadthalle Sinfonieorchester Wup-

www.crescendo.de

SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Ltg: Michael Gielen; Peter Mattei: A. Dvořák, G. Mahler & I. Strawinsky 26.1. Hamburg/Laeiszhalle Phil—

Dezember 2013 – Januar 2014


Das Kind, das niemals erwachsen wird Über 100 Jahre ist es her, dass der Schotte James Matthew Barrie den Stoff eines Bühnenstücks für eine Erzählung adaptierte. Er nannte sie Peter and Wendy. Sie wird heute meist unter dem Titel Peter Pan publiziert. In Stuttgart kehrt Peter Pan nun auf die Bühne zurück. Denn hier hebt sich der Vorhang für die Uraufführung der Oper Peter Pan. Das Auftragswerk der Oper Stuttgart und der Komischen Oper Berlin des aus Cornwall stammenden Komponisten Richard Ayres und der vielfach ausgezeichneten britischen Librettistin Lavinia Greenlaw wird als Koproduktion mit der Welsh National Opera realisiert. Nach Nabucco ist Peter Pan damit bereits die zweite Zusammenarbeit zwischen dem Stuttgarter und dem Cardiffer Opernhaus. Regie bei dieser Familienoper ab 8 Jahren führt Frank Hilbrich, die Musikalische Leitung liegt in den Händen von Roland Kluttig. Das Bühnen- und Kostümbild entwirft Duncan Hayler. Ran Arthur Braun zeichnet für die Choreographie der Flug- und Kampfszenen verantwortlich. Stuttgart, Oper, 19.12. (UA), www.oper-stuttgart.de

Frühling auch im Winter Thomas Hampson und Wolfram Rieger braucht man dem Frühling-Publikum nicht mehr vorzustellen. Über ein Jahrzehnt währt bereits ihre Zusammenarbeit, und immer wieder führte sie ihr Weg nach Heidelberg. Hier ist ein echtes Lied-Duo am Werk: jeder nicht nur für sich ein großartiger Einzelkönner, sondern zwei der Sache verpflichtete Ausnahmekünstler. Auch beim nächsten Heidelberger Frühling gibt es ein Wiedersehen mit Hampson/Rieger – anlässlich eines vorweihnachtlichen Sonderkonzerts am 20. Dezember, weit vor dem regulären Festivalprogramm (15.3. bis 12.4.). Der Bogen reicht von Strauss-Gesängen zum Thema „Nacht“ über Dehmel-Vertonungen aus der Zeit um die Jahrhundertwende bis zu Weihnachtsliedern. Auch Mahler ist mit einem Werk vertreten – aber nicht Gustav, sondern seine Frau Alma. Heidelberg, Stadthalle, 20.12., www.heidelberger-frühling.de

Hausmusikwettbewerb in augsburg Amateurmusiker/-innen sind eingeladen, sich im Ensemble einer erfahrenen Wettbewerbsjury zu stellen. Doch mehr als die Gewinnerplatzierung zählt dabei die Freude am gemeinsamen Musizieren und an der Begegnung mit Gleichgesinnten. Ausgerichtet wird dieser Hausmusikwettbewerb von der Deutschen Mozart-Gesellschaft und findet im Rahmen des 63. Deutschen Mozartfestes 2014 in Augsburg (17. bis 25.5.) statt. Augsburg, 22. bis 25.5., (Anmeldeschluss: 31.1.), www.heimspiel-mozart.de

harmoniker Hamburg, Ltg: Dmitrij Kitajenko; Elisabeth Leonskaja: Scho-stakowitsch, Prokofjew, Strawinsky 27.1.

Köln/Philharmonie

Gürzenich-Orchester Köln, Ltg: Markus Stenz; Anja Kampe; Lance Ryan; Eric Halfvarson: Schumann & Wagner 27.1.

München/Hubert-Burda-Saal Jüdisches Zentrum Jakobsplatz Orchester

28.1.

Fotos: Dario Acosta

Festivals

Lübeck/Musik- und Kongreßhalle

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck, Ltg: Christoph Spering: Beethoven, Dvořák & Mozart

Jakobsplatz München, Ltg. Daniel Grossmann: Erwin Schulhoff, Max Reger, Antonín Dvořák 29.1. Gera/Bühnen der Stadt Philharmonisches Orchester Altenburg-Gera, Ltg: Laurent Wagner; Loïc Schneider: Vive la France! 29.1. München/Philharmonie Münchner Philharmoniker, Ltg: Kent Nagano; Till Fellner: A. Berg, G. Mahler, M. Ravel & J. Brahms 30.1. Bern/Kulturcasino (CH) Berner Symphonieorchester, Ltg: Mario Venzago; Lise De La Salle: M. Ravel, F. Chopin & J. Brahms 30.1.

Symphoniker, Ltg: Daniel Klajner; Maximilian Hornung: Beethoven, Lutoslawski & Prokofieff 31.1. Saarbrücken/Congresshalle Deutsche Radio Philharmonie, Ltg: Karel Mark Chichon; Albrecht Mayer: Dvorák, Mozart & Haydn

Fürth/Stadttheater

Bamberger Symphoniker, Ltg: Pietari Inkinen; Jan Vogler: A. Dvořák & N. Rimsky-Korsakov 31.1. Hof/Festsaal Freiheitshalle Hofer

- 1.12

Salzburg/Mozarteum (A)

DIALOGE Licht - 31.12

München Winter Tollwood Linz/Brucknerhaus (A) Festival

10. - 15.12.

Advent Weihnacht 19.12. - 11.1.

zauber

Bad Kissingen Kissinger Winter-

Berlin Louis-Lewandowski-Festival Dresden/Gläserne Manufaktur von VW Choreografen »On the move« 26.12. - 6.1. Erl/Tirol (A) Tiroler Festspiele 20. - 22.12. 25. - 26.1.

Erl Winter

23. - 26.1.

Stuttgart Indianer Inuit: Das Nord-

amerika-Filmfestival

FR

06.12 .

19 . 3 0 U H R

BERLINER PHILHARMONIKER LIVE IM KINO

Gustavo Dudamel Dirigent Igor Strawinsky Suiten Nr. 1 & 2 für kleines Orchester Franz Schubert Symphonie Nr. 4 c-Moll Ludwig van Beethoven Symphonie Nr. 4 B-Dur Weitere Konzerte: 28.02.2014 • Sir Simon Rattle • J.S. Bach Johannes-Passion 18.06.2014 • Sir Simon Rattle • Daniel Barenboim • Werke von Ives, Strauss & Brahms

Salzburg (A) Mozartwoche Weitere Festival-Termine auf www.festspielguide.de und mit der Festspiel-Guide App! 23.1. - 2.2.

Live aus der Berliner Philharmonie. Karten und Informationen:

www.berliner -philharmoniker.de/kino

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l e t z t e

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Geiger & crescendo Kolumnist DANIEL HOPE

Geschichtskunde Unser Kolumnist konzertierte vor dem Brandenburger Tor und kann damit auch ein Zeichen für die Geschichte seiner eigenen Familie setzen.

Foto: Christian Kielmann

Hope auf Leinwand am Brandenburger Tor.

Sie haben bei den Erinnerungen zur Reichspogromnacht von 1938 ein Konzert vor dem Brandenburger Tor gegeben. Sie sind Jahrgang 1973, fühlen Sie bei solch geschichtlichen Ereignissen mit? Sehr sogar. Seit ich die Geschichte meiner Familie entdeckte, die 1938 aus Berlin vertrieben wurde, habe ich mich ja bewusst entschieden, viele historische Orte Berlins zu bespielen: den Reichstag, die Mendelssohn-Remise, Tempelhof. Denn dort Musik zu machen, umzingelt von all den Geschehnissen und Gespenstern, befreit mich von einer Vergangenheit, die ich nicht erlebt habe, aber trotzdem noch spüre. Das Konzert am Brandenburger Tor war bisher das Highlight. Es gab auch Kritiker der „Feierlichkeiten“. Haben Sie Verständnis dafür? Als Engländer kann ich nur aus meiner Sicht sprechen: Dass man an dem Abend und überhaupt über das ganze Jahr durch die Ausstellung „Zerstörte Vielfalt“ 1000 Berliner Schülerinnen und Schüler dazu bewegen konnte, ein Signal zu setzen, dass das heutige Deutschland ein Bewusstsein für den Wert der Vielfalt hat, finde ich großartig. Wenn das Gedenken an die Ereignisse von 1938 dazu mahnt, wachsam zu sein gegenüber jeder Form von Intoleranz, Rassismus, Anti82

semitismus und Gewalt, dann finde ich solche Abende sehr wichtig. Soeben ist auch die DVD „Theresienstadt“ erschienen, bei der Sie beteiligt waren... Ja, ein Projekt, das mir sehr viel bedeutet, denn wir erzählen die Geschichte von zwei überlebenden Musikern, Alice Herz-Sommer (110) und Coco Schumann (89). Alle Künstler haben ihren Beitrag an diesem DVD-Projekt absolut ehrenamtlich geleistet. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste unterstützte die Realisierung der Produktion zusätzlich mit einem namhaften Betrag. Etwaige spätere Erträge aus dieser DVD sollen ausschließlich und zweckgebunden für Maßnahmen verwendet werden, die der Erinnerung an die Opfer von Terezin und deren zum Teil nahezu vergessenen Komponisten dienen. Zurück nach Berlin. Haben Sie auch

Politiker getroffen? Das Konzert am Brandenburger Tor wurde maßgeblich von André Schmitz geprägt, dem Berliner Staatssekretär für Kultur. Zwei Tage später nahm ich an einem Gedenkkonzert im Finanzministerium teil, in Erinnerung an die Konferenz vom 12. November 1938 im damaligen Reichsluftfahrtministerium. Dort bin ich Wolfgang Schäuble begegnet, der sehr viel tut, um die Geschichte des „Hauses“ an die Öffentlichkeit zu bringen. Verstehen die deutschen Politiker eigentlich was von klassischer Musik? Die beiden Herren sind große Liebhaber klassischer Musik, Herr Schäuble hat in seiner Jugend ja selbst Geige gespielt! Sie haben für das Jahresende angeblich alle Konzerte abgesagt, können Sie uns den Grund verraten? Wir erwarten in Kürze unser erstes Kind! Ich habe beschlossen, drei Monate frei zu nehmen. Auch wenn ich viele Auftritte absagen musste – ich möchte diese erste Zeit unbedingt miterleben. n „Refuge in Music – Theresienstadt“ (DG) www.crescendo.de

Dezember 2013 – Januar 2014


Klassik Radio Shop Highlights

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Weihnachten mit Holger Wemhoff

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Erleben Sie die schönsten deutschen und internationalen Weihnachtslieder aller Zeiten.

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Neue Klassik von: Yiruma, Einaudi, Schiller, Netrebko, Villazón uvm.

Lohengrin, Tristan und Isolde, Aida, La Traviata, Rigoletto, Tannhäuser, uvm.

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OBOE & A CAPPELLA: EIN MUSIKALISCHES GIPFELTREFFEN!

ALBRECHT MAYER UND DIE KING’S SINGERS

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© Harald Hoffmann / DG

EIN WAHRES WINTERVERGNÜGEN!

Mit »Let It Snow!« • Vivaldi: »Winter« • Bach: »Jesus bleibet meine Freude« • »The Little Drummer Boy« • »Baby, It’s Cold Outside« • »Aleih Neiri« u.v.a. AB SOFORT ALS CD & DOWNLOAD! • WWW.ALBRECHT-MAYER.DE


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