SPUTNIK POPKULT Nr. 3

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 Ausgabe 3 · Herbst | Winter 2009

SPUtnIK SPrInG breaK Pfingsten 2010 wird wild. Mit dabei, beim Festival in Pouch, sind Fanta 4, Ellen Alien, Paul Kalkbrenner Seite 4

der mit den Wölfen tanzt Von Minneapolis nach Weißenfels. Johnnie Gilbert über „Crazy Crowds“ ab Seite 28 und Basketball.

1. bis 5. Dezember Leipzig · Halle · Köthen · Weißenfels · Magdeburg Miss Platnum · Olli Schulz · Tele · Frogg ab Seite 26 Wirtz · Karpatenhund · Dúné · Jona:S

GEWINNE

ie 3 vertragsfre iPhones 3GS alle Infos: Seite 30


Die Welle mit Kultur FIGARO ist Radiogenuss der schönsten Art. Ein werbefreies Programm mit handverlesender Musik für Hörer mit Geschmack und Köpfchen. Abwechslungsreich und wohltemperiert, anregend und besinnlich. Kurz: Kultur und gut.

Frequenzen und Livestream:

figaro.de


IMPreSSUM

Inhalt

Sputnik Popkult ist Radio zum Lesen und erscheint in Sachsen und Sachsen-Anhalt gesamtauflage 120.000 Exemplare Ausgabe 3, Herbst/Winter 2009

popkult Dezember 2009

Herausgeber MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK Hauptabteilung Kommunikation Kantstraße 71-73, 04275 Leipzig Telefon 0341/3000 Verantwortlich Eric Markuse MDR Sputnik Gerberstraße 2, 06108 Halle Telefon 0345/3002630 Projektleiter Uwe Oertel, MDR Sputnik redaktion Eric Markuse (Multimedia), Elisabeth Steinbrecher (Koordination), Rainer Wilde (Basketball, Raus aus der Spur), Anna Wollner (Kino), Andreas Zagelow (Musik, Heimattour), Stefan Czirr (Comic) Andrea Alic (Test) Luisa Wawrzinek (Recherche) Lydia Herms (Literatur) Markus Ohm (Sputnik Springbreak) Fotografen Stephan Flad, Florian Grill (Schindelhauer Bikes), Felix Broede (Frogg) Harald Hoffmann (Smudo), Tobis Filmverleih, Pandora Filmverleih, Promo Fourartist, Frank Eidel (Tele), Olaf Heine (Fanta4) Visuelles Konzept cunaki.communications Waldowski & Voigt GbR Hallorenring 4 06108 Halle (Saale) druckerei Konradin Druck GmbH Kohlhammerstraße 1–15 70771 Leinfelden-Echterdingen Vertriebspartner Prinz - Leipzig Frizz - Leipzig AHA - Halle Dates - Magdeburg Leo Magazin – Dessau Intosite – Stendal

sputnik spring break 2010 4

Pfingsten wird fantastisch

Zwei Jahrzehnte Fantalismus 6

Smudo im Popkult-Interview

Musik, die war. Musik, die kommt Das Musikorakel schaut vor und zurück

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radioaward für neue Musik Jona:S gewinnt den Preis von Sputnik, Fritz und YOUFM

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raus aus der Spur Von schrägen Typen die es schaffen, ihren Traum zu leben

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Der ganz normale Wahnsinn Sputniker und Sputnixen über Peinlichkeiten und kleine Macken

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lydia liest und liest und liest Was Frau Herms, Literaturbeauftragte von Sputnik, diesmal so empfiehlt

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im interview: Denzel Washington Sputnik-Filmexpertin Anna Wollner traf den Hollywood-Star

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Comic: der Sputnik rettet die Welt Ein kleiner Satellit im Kampf gegen den Stern des schlechten Sounds

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Wir kommen zu euch 5 Tage, 5 Städte, 8 Liveacts: Die Sputnik Heimattour rollt an

edItorIal

Wir kommen zu Euch: Die erste Sputnik Heimattour steht! Fünf Städte, fünf Tage, vom 1. bis 5. Dezember. Ausgesucht gute Liveacts wie z. B. Tele, Miss Platnum, Karpartenhund, Frogg, Jona:S, Duné, Wirtz und Olli Schulz sind ebenso dabei wie Sputnik-Moderator Stephan Michme, der auflegen und von vor

Ort senden wird. Wir rocken die Sputnikzone und laden dazu ein. Bis auf Leipzig (dort verlosen wir aber 100 Freitickets) ist der Eintritt frei. Den kompletten Tourplan gibt´s auf den Seiten 26 und 27. Wir sind bei Euch: Sputnik ist ein multimediales Jugendkulturprogramm. Deshalb haben wir eine neue, zweite Gratis-Applikation für iPod touch und iPhone entwickelt. Radiochannels, Podcasts, Videos und Programminfos sind jetzt mobil abrufbar. Mehr Infos und wie Ihr drei ver-

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tragsfreie (!) iPhones 3GS gewinnt: Seite 30 Wir feiern mit Euch: Das Sputnik Spring BreakFestival 2010 wird so hochkarätig besetzt sein wie nie zuvor. Die Fanta Vier sind Pfingsten in Pouch dabei, ebenso wie Paul Kalkbrenner und Ellen Alien. Erste, frische Fakten zum Lineup ab Seite 4.

eric Markuse Programmchef MDR Sputnik


ai 2010 21.–23. M ouch bei Leipzig Halbinsel P

Jan delay Der Mann, der mit Nachnamen Verspätung heißt, beglückt seit 2000 als Spin Off der Beginner mit nöliger Stimme und zunehmend funkigen Sounds die Massen in Hallen und auf Festivals. Seine Texte sind meist tiefgründig und doch nicht bedeutungsschwanger. Desshalb macht Jan Delay mehr als nur nettes Entertainment zum Kopfnicken. Trotz des Nachnamens wird er natürlich pünktlich auf der Bühne stehen.

ellen alien

Die Frau hinter BPitch Control besp ielt seit vielen Jahren Clubs und Festivals in ganz Europa, war Resident in den Legenden der Hauptstadt: Bunker, Tresor und E-Werk ware n ihr zweites Wohnzimmer. Schon allein desw egen kann man ihr das richtige Gefühl für die Crowd und deren Bedürfnisse des Augenblic ks unterstellen. Den Beweis wird sie in Pouc h aufs Neue antreten.

Paul Kalkbrenner Als Elektroniker der ersten Stunde war Paul Kalkbrenner den Freunden eben jener Musikrichtung schon lange ein Begriff. Seit der Zusammenarbeit mit BPitch Control ist der Mann auf den Tanzfluren der Republik fest verortet. Spätestens nach 2008 und Berlin Calling kennt ihn jeder, den Ex-Leipziger aus Friedrichshain.

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die Fantastischen Vier Die Geschichte der vier Musiker ist lang und fantastisch, konnten sie sich doch, jede doofe Mode ignorierend, zwanzig Jahre lang entwickeln, ohne dabei der Selbstverbiegung zum Opfer zu fallen. Ganz im Gegenteil: Sie blieben sich troy und verloren nie den Draht zu ihren Fans. Besonders zu spüren ist das auf ihren Konzerten. Also probiert es aus!


Das ist ja immer so eine Sache mit den Anglizismen: Eigentlich total doof, aber manchmal auch einfach unumgänglich, schließlich würde es extrem albern klingen, dass Spring Break 2010 wohl des wildeste Ding des Jahres wird. Also zurück zum Wild Thing at the Halbisland of Pouch. Die Halbinsel haben in diesem Jahr Heerscharen feierwütiger Kurzurlauber bevölkert und einmal mehr bewiesen, dass es ihnen ernst ist mit dem ultimativen SaisonAuftakt. Der WarmUp war ein erstes Highlight und bei weitem nicht ausreichend für die Massen, die da strömten und tanzten. Wie die sprichwörtliche Katze um den heißen Brei schlugen sich Grüppchen und Gruppen durchs stachelige Unterholz jenseits des Zaunes, um einen ersten Blick zu erhaschen und die erste echte Festivalluft zu schnuppern. Das Signal war mehr als eindeutig und so wird es im kommenden Jahr keine WarmUp-Party mehr geben. Stattdessen zelebrieren wir ein Wild Opening, direkt auf dem Gelände, mitten im riesigen Palastzelt, in dem locker achttausend Leute feiern können. So braucht man nicht um die Dose Ravioli zu tanzen, hat genügend Platz zum Feiern und beste Gelegenheit, eine Festivalbegleitung fürs Wochenende oder auch für immer einzusammeln. Genau genommen gibt es also das

spring break 2010 erste Mal dicke drei Tage Spring Break. Auch die ersten Headliner stehen schon. In diesem Jahr konnte sich Thomas D. als Quasi-Vorhut von eurer Feierqualität überzeugen. Im kommenden Jahr bringt er nun seine drei süddeutschen Kollegen mit nach Pouch. Klar, gemeint sind die Fantastischen Vier, die ihr 20-jähriges Bandjubiläum zum Anlass für ein neues Album nehmen, das mit Sicherheit auch einen Blick zurück erlauben wird, so mit Träne im Knopfloch, wenn man schon ein bisschen älter ist. Trotz der langen Karriere sind die Fantas nach wie vor ein musikalischer Frischepack, der – einmal ausgepackt – nicht in die Schachtel zurück will und definitiv nach vorn geht.

Come to where the Wild Side is! als die Musik sind auf dem Spring Break die Aktivitäten rundherum und mittendrin. Ob spektakulär, putzig oder chillig: Im kommenden Jahr wird es wild, schließlich habt ihr in diesem Jahr auf Soccerfeld, Foampit-Rampe und Co. bewiesen, dass da noch Einiges geht. Also spart schon mal eure Kräfte, übt die Pirouette und bügelt die Badehose, Pfingsten 2010 kommt bestimmt und der Vorverkauf startet am 1. Dezember, womit sich auch mancher Weihnachtsgeschenke-Engpass überbrücken lässt. Alle Infos zu Eurem Lieblingsfestival gibt es natürlich auf www.sputnik.de

Und auch am restlichen musikalischen Programm wird natürlich schon fleißig gebastelt, haben wir doch die Latte in diesem Jahr ziemlich hoch gehängt. Und darunter durch tauchen gilt selbstverständlich nicht. Also immer schön gespannt bleiben und die Augen und vor allem Ohren offen halten, wir sind ja schließlich beim Radio. Mindestens genauso wichtig, wenn nicht noch wichtiger,

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r e G I d r Ü W „eIn MerK e t t a h h C I , MoMent n“ e G U a n e d n I n trÄne Momente Smudo über die besten us in zwei Jahrzehnten Fantalism


Vor 60 000 Menschen beim eigenen Jubiläumskonzert in stuttgart wurde smudo sentimental. 20 Jahre nach „Die Da“ verstört deutschsprachiger rap ungefähr so sehr wie gepiercte nasen, die einem auf der straße entgegen kommen. Trotzdem haben es die Fantastischen Vier geschafft, auch im Jahr 2009 relevant, interessant und irgendwie anders zu sein. eben keine „spiesser“, von denen sie in der ersten single vom neuen Livealbum „Heimspiel“ singen. Sputnik: Wie verrückt musste man im Juli 1989 sein, um mit deutschsprachigem Hip Hop anzufangen? Smudo: Nicht wesentlich verrückter als jeder andere begeisterungsfähige Teenager auch. Wir waren große Rap-Fans und haben aus Spaß einfach mal englische Texte ins Deutsche übersetzt. Das klang so lustig, dass wir das auch tatsächlich umsetzen wollten. Uns wurde klar, dass es etwas viel Eigeneres sein würde, wenn wir den Rap in unsere eigenen Begriffswelten übertragen würden. Schließlich ist Rap im Kern Authentizitätsmusik. Es hat dann noch einige Jahre gedauert, aber letztendlich war es unsere Begeisterungsfähigkeit und der eigene Wille, der uns dorthin brachte. heute bezeichnest du eure Musik als „eine Form von adult-oriented popmusik“. klingt nach nettem Mainstream, aber was macht die Musik der Fanta 4 besonders? Sie ist besonders vielseitig. Wir verpacken nachdenkliche, gesellschaftskritische Texte mit Rap in unterhaltsame Verse. „Ernten Was Wir Säen“ etwa ist nichts anders als Konsumkritik am Beispiel eines immer größer werdenden Popstars. Das neue Album, das wir gerade aufnehmen, ist da sogar noch extremer: lauter gesellschaftskritische Themen, die aber witzig und unterhaltsam daherkommen. Wir haben mal aus Jux gesagt: Fantalismus ist lustige Musik über traurige Themen. (lacht) noch ein zweites Zitat von Dir: „inzwischen wäre mir mein eigenes junges ich fast unangenehm in seiner Verbissenheit.“ Warst Du damals ein stück verrückter? Wenn verrückt bedeutet, dass man sich gegen die Konventionen wendet, definitiv. Der Bruch von Regeln ist für mich das, was einen Künstler auszeichnet. Auf jeden Fall war ich damals ein Stück ehrgeiziger, was mir heute etwas unangenehm ist. Wir haben rund um das „Heimspiel“- Konzert viel zurückgeschaut. Auf der DVD wird es eine einstündige Doku geben und darin sieht

man mich mit 19! Wahnsinn! Wie ich da aussehe, rede und mich bewege! Gruselig. Dein jetziges ich fährt neben der Musik autorennen und mag es, über den Wolken zu fliegen. brauchst du diese extreme, obwohl das leben als Popstar doch auch schon ein verrücktes ist? Beim Motorsport finde ich es spannend, strategische und kühle Überlegenheit in einer lebensbedrohlichen Umwelt zu praktizieren. Das Fliegen auf der anderen Seite ist schlicht ein ganz großes Naturerlebnis in sehr kontrollierter Umgebung voller Checklisten. Wenn man als Künstler seine Tage total frei gestalten kann, wird so eine regelbehaftete Tätigkeit für mich zum Hort der Entspannung. Aber ich spiele auch gerne Schach! (lacht) Das ist zwar nicht so verrückt, aber trotzdem hochinteressant. Früher war ich oft auf dem Golfplatz – aber die Zeit dafür fehlt mir heute, weil ich eine kleine Tochter habe und eine zweite unterwegs ist. Aber auch das begeistert mich: Kindererziehung! (lacht) Ich bin also vielfach begeisterungsfähig, vielleicht ist das ja das Verrückte an mir. Das „Heimspiel“ markiert euer 20jähriges Jubiläum. Wie wichtig war in diesen zwei Jahrzehnten, dass ihr vier sehr unterschiedliche Charaktere mit Hang zum extremen seid? Das ist absolut essentiell und mir erst durch unser eigenes Label klargeworden. Wir haben acht Jahre lang Bands kommen und gehen gesehen und waren am Anfang immer begeistert von ihnen. Wenn es dann irgendwann nicht mehr funktionierte, war die Ähnlichkeit der Charaktere oft ein Knackpunkt. Der Genpool einer Band sollte möglichst viele Aspekte mitbringen, denn das bringt die nötige Abwechslung. Was war die ungewöhnlichste bandaktion der an ungewöhnlichen aktionen nicht gerade armen Fanta4-geschichte? Musikalisch war das auf jeden Fall unser „Unplugged“-Konzert in der Balver Höhle. Das war wie ein musikalischer Urlaub im

eigenen Universum, weil wir keine neuen Songs schreiben mussten und trotzdem durch andere Arrangements aus altem Material neue Songs gemacht haben. Oder auch das „Raus“-Video, für das ich teilweise als einziger in der Wüste in Yuma stand. Dort wo auch die Szenen für „Krieg der Sterne“ gedreht wurden. 40 Grad und wir drehten und drehten. Dann komme ich zurück ins Hotel und die Jungs erzählen mir, dass sie gerade Jetski fahren waren. Wo ihr jetzt am neuen album sitzt – wie schwer fällt es, immer noch anders und originell zu sein? Das wird von Platte zu Platte komplizierter. Mit dem bereits Erlebten wird es immer schwerer, neue Kniffe zu finden, die die Musik für uns weiterhin spannend machen. Aktuell sind wir in diesem Punkt sehr abgedreht, erzählen auf dem neuen Album ganz kuriose Geschichten. Wenn die Fantastischen Vier mit Puppen aus der Muppet-show besetzt werden sollten, wer wäre dabei? Thomas D wäre dieser verrückte Typ, der immer mit Fischen um sich wirft und auf diesem Kunsttrip ist. Michi Beck ist Miss Piggy, denn er hat von ihr das divaeske und ist sehr stilbetont. Michi weiß, dass er ein Popstar ist und möchte, dass man ihn auch so behandelt. Ich selbst wäre wohl Fozzy Bär: immer etwas altmodisch - auch was meinen Rapgeschmack angeht – und ständig einen Scherz auf den Lippen. Und And. Ypsilon ist natürlich Doktor Bunsenbrenner – immer im Laborkittel und ständig mit neuen Soundexperimenten beschäftigt, bei denen ihm das Reagenzglas um die Ohren fliegt. Welche drei Dinge würdest du definitiv nicht mit auf eine einsame insel nehmen? Die drei anderen Fantastischen Vier! (lacht)

im Radio & Web Sputnik Popkult mit Josy Müller, Tobi kluge, Juliane kowollik, Tim Wiese Montag bis Freitag von 19 bis 22 Uhr oder 24 Stunden als Stream auf sputnik.de

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MUsik - Die War alles hier ist so elektrisch! Fast. Das Jahrgangsfoto der musikalischen „Class Of 2009“ zeigt vor allem eins: ohne kenntnisse in den bereichen „elektronik“ und „geschichte der 80er Jahre“ ging in diesem Jahr nur wenig. in den ersten beiden reihen drängelt sich darum der Leistungskurs „synthesizer und keyboard“, dahinter steht - mit verhältnismäßig wenigen Vertretern die rock-ag. anhaltend gute noten können Muse und Tele vorweisen, auch phoenix, bosse und Jan Delay schließen das Jahr mit einer 1 auf dem Zeugnis ab. Leicht enttäuschend hingegen: Maximo park und Franz Ferdinand, die besten der Vorjahre Wer fing eigentlich an mit dem 80s Revival und Elektro-Sound in cinemascopischer Breite? Für den Moment sollen es Zoot Woman sein. Denn die Engländer um Superstar-Produzent Stuart Price legten schon Anfang des Jahrtausends den Grundstein für all das, was 2009 die Charts beherrschte. Und meldeten sich pünktlich zum (eigenen?) Revival nach sechsjähriger Studiopause mit einem fantastischen „Things Are What They Used To Be“ zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich eine gewisse Elly Jackson bereits beeindruckende Frisuren aus unzähligen Dosen Haarspray geformt und mit ihrem Partner Ben Langmaid ein Debütalbum aufgenommen. Sie nannten sich La Roux und Hits wie „Quicksand“ und „Bulletproof“ machten das Duo zur Band der Stunde. Auch Acts wie die Simian Mobile Disco entdeckten anschließend auf ihrem zweiten, grandiosen Album „Temporary Pleasure“ die poppige Seite ohne den schwitzenden Clubgänger ganz aus den Augen zu verlieren. Und schnappten sich für „Cruel Intentions“ die vom Mainstream gefeierte Beth Ditto. Eben jene hatte mit ihrer Band Gossip ein paar Monate zuvor ebenfalls den Post-Punk in den Keller gestellt, um auf „Music For Men“ mit elektrisch angehauchtem Pop zu glänzen und mit „Heavy Cross“ einen der Songs des Jahres zu liefern. Röyksopp und ihr wunderbares „Junior“ blieben gegen dieses Elektronik-Trio fast ohne Chance, da halfen selbst eingängige Songs und Features von Robyn und Lykke Li nichts. Der sympathische – und von Stuart Price produzierte – Frankmusik hingegen schaffte es mit seinem „Complete Me“ gar nicht richtig bis auf den deutschen

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Markt, trotz einem Dutzend Songs voller Pop im Quadrat. Doch es ging tatsächlich auch ohne Musik aus dem Computer. Jan Delay etwa entdeckte von Deutschland aus den amerikanischen Funk der 70er und 80er, nannte sein Album „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“, um im Interview unmissverständlich klarzustellen, dass Soul auf Grund der fehlenden Sangeskünste nicht sein Ding sei. Verdammt tanzbar allerdings war nicht nur das aufgeblasene „Oh Jonny“! Nicht unbedingt für den Dancefloor, aber nahe am perfekten Song manövrierten die Hamburger von Tele auf „Jedes Tier“ – vor allem textlich ein Highlight. Bosse schließlich fand bei „Taxi“-Fahrt Ohrwurmmelodien wie „3 Millionen“ und „Der Sommer ist noch lang“, der melancholische Soundtrack für im Rückblick viel zu kurze Urlaubstage. Mit dazu gehörte definitiv auch „Wolfgang Amadeus Phoenix“ von… Phoenix. Leicht größenwahnsinnig im Titel, aber voller unverschämtem Pop – „Lisztomania“ und „1901“ schwammen sogar in Milch! Schon fast wieder vergessen, weil früh im Jahr: die White Lies und ihr Debütalbum „To Loose My Life“. Hymnischer Rock, der sich ohne Umschweife bei den Editors und Joy Division bediente. Apropos: Muse entdeckten Queen – mal wieder. „The Resistance“ geriet inklusive kleiner Sinfonie so groß wie breit und ließ nur eine Schlussfolgerung zu: diese Band kann niemand mehr stoppen. Fast so wie Emiliana Torrini. Aufgekratzt turnte die Isländerin zwischen den Klassenkameraden herum und sang ihr “Jungle Drum”, den Sommerhit 2009. Roggedongdedongdedongdedondong.


MUsik - Die kOMMT das Musikorakel verkündet… 2010 ist ein leerer Mp3-player, der darauf wartet, mit Musik gefüllt zu werden. Das gerät ist klein, doch seine Festplatte riesig. Denn im kommenden Jahr brummt die Veröffentlichungsmaschinerie der plattenfirmen trotz krise munter weiter. große namen kehren zurück, die newcomer der letzten Monate müssen beweisen, dass sie das niveau mit ihren zweiten alben halten können, und auch die eine oder andere Wiedervereinigung liegt in der Luft. aber achtung: die folgenden angaben erfolgen ohne garantie. Denn sollte sich im studio die kreativität verflüchtigen, kann es ganz anders kommen. Gleich zu Beginn des neuen Jahres melden sich vier New Yorker Ex-Studenten zurück: Vampire Weekend. Mit ihrem Debüt brachten sie die Afropop-Welle in Schwung, jetzt geben sie selbstbewusst „Contra“, verfolgen ihre Vision vom Clash afrikanischer Beats und westlicher Popmusik weiter. Ähnlich visionär geben sich auch Radiohead seit mehreren Jahren. Obwohl Sänger Thom Yorke nach dem 2007er „In Rainbows“ angekündigt hatte, dass das Albumformat für Radiohead uninteressant geworden sei, hat man sich für 2010 wieder im Studio verabredet. Die Gorillaz hatten sich sogar schon auf den Ruhestand gefreut. Doch nach der kurzlebigen Blur-Reunion belebt ihr Chef Damon Albarn auch die vier Comicmusikanten wieder, angeblich mit großer Instrumentierung und Gitarren! Der multifunktional einsetzbare Albarn steckt als Mit-Songwriter auch hinter dem Comeback von Massive Attack. Wie viel Trip Hop auf dem neuen Album des Duos noch zu hören sein wird, erfährt die Welt im Februar. Wenig später veröffentlichen Gwen Stefanie und ihre Ex-und-nun-wiederKollegen von No Doubt neue Songs. Und selbst die Strokes packen nach zahlreichen Soloprojekten die Gitarren wieder aus, um ihr viertes Album aufzunehmen. Aber auch in deutschen Studios stimmen Musiker ihre Instrumente. Die Indie-Urgesteine Tocotronic nehmen in Berlin neue Songs auf, die Ende Januar erscheinen. „Die Champagnerkorken werden knallen, der Himmel wird ein einziges Feuerwerk sein“, versprechen die Hamburger. Am anderen Ende der Republik bastelt Konstantin Gropper für Get Well Soon an neuer Schwermut im Songformat. Zurück in

der Hauptstadt treffen sich die um einige Soloerfahrungen reicheren Seeed, um mit ihrem vierten Album gemeinsam so erfolgreich zu sein wie es allein nur Peter Fox gelang. Und auch die 2008 ausgerufene Pause der Beatsteaks neigt sich dem Ende zu. In England müssen Keane derweil entscheiden, ob sie den eingeschlagenen Weg in die 80er Jahre weitergehen oder auf ihrem neuen Album zum schwelgenden Piano zurückkehren. Kate Nash hingegen wird den zuckersüßen Mädchenpop ihres Debüts auf dem Nachfolger sicher fortsetzen. Und auch Duffy lädt sich erneut Bläser ins Studio, um im Retrosoul zu schwelgen. Was man übrigens auch von Amy Winehouse erwarten könnte. Ein neues Album ist angekündigt. Aber sich in diesem Fall festzulegen, ist in etwa so sinnvoll, wie schon jetzt über die Qualität all dieser Platten zu reden. Also verweisen wir lieber auf die 2010er Alben der Klaxons, The Kooks, Hot Chip, Beastie Boys, Arcade Fire und Chemical Brothers. Von den noch unbekannten Newcomern ganz zu schweigen. Wie soll all das nur auf einen MP3Player passen?

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raDiO aWarD 2009 nach dem sieg ist vor dem gig

Gewinner 2009 Jona:S Fj채ril

MynewZoo

MeGa MeGa


Deine Jugend Der abend war heiß, die entscheidung ganz schön knapp. beim Finale des „radioaward für neue Musik“ haben vier bands gerockt, gezittert und alles gegeben. gewinnen konnte nur eine: Jona:S. Konzertalarm im Berliner DOT-Club! Am 18. September wurde eben dort das Finale des „RadioAward für neue Musik“ ausgetragen. Vergeben wird der Preis alljährlich von den drei ARD-Jugendsendern YouFM (hr), Radio Fritz vom rbb und MDR SPUTNIK. Vier Bands wurden aus über 700 Bewerbern für den finalen Showcase in Berlin nominiert: Fjäril, Mega Mega, My New Zoo und Jona:S. Ihr Job am Finalabend war es, das Publikum und vor allem eine fünfköpfige Jury von sich zu überzeugen. Keine leichte Aufgabe, denn in besagter Jury saßen Alex Richter (Four Artists) und Patrik Majer (Produzent von „Wir sind Helden“) sowie die Musikchefs der drei Radiostationen YouFM, Fritz und MDR SPUTNIK. Fjäril aus Hannover eröffneten den Abend mit einer zauberhaften Mischung aus Akustik- und Elektro-Pop. Mit ihrer zarten, glasklaren Stimme sorgte Sängerin Judith für Gänsehaut beim Publikum. Mega Mega aus Berlin betraten als nächstes die Bühne und schmetterten die Gäste mit Karacho und Elektropunk auf den Boden zurück. Das Publikum war begeistert. Weiter ging‘s mit Jona:S. Die sagen von sich selbst, sie würden deutschen Rap von der Straße holen und ihm im Gehen noch Tanzschuhe anziehen. Sie legten unter das Publikum einen eingehenden Beat-Teppich: „Wir haben alles, was wir brauchen, doch wir wollen mehr, mehr, mehr…“ My New Zoo mussten als Letzte ran. Die Nürnberger kamen mit Pferdemasken auf die Bühne und preschten nach einem Live-Graffiti-Auftakt mit ihrem Wave’n’Roll los.

„Spielen, spielen, ganz viele Gigs spielen.“

Text: Andreas Zagelow

Fotos: Promo

Nach zwei Stunden sanftem Elektro-Pop, progressivem Rock’n’Roll und coolen Tanzbeats stand es dann fest: “Wir freuen uns unglaublich mit… Jona:S!“ Juror Alex Richter, Geschäftsführer der Künstleragentur Four Artists begründete die Entscheidung für Jona:S mit ihrer Vielseitigkeit. Auf der Bühne im DOT-Club nahmen die Jungs aus Gießen die Auszeichnung samt Scheck über 10.000 Euro für neues Band-Equipment entgegen. Sie konnten ihr Glück kaum fassen. Der Sieg musste erstmal verdaut werden. Das Rezept: „Auf jeden Fall feiern. Und dann spielen, spielen, ganz viele Gigs spielen.“ Holt euch den nächsten „RadioAward für neue Musik“! Wenn ihr eine junge Band seid oder solo Musik macht, dann könnt ihr den nächsten „RadioAward für neue Musik“ gewinnen. Auch 2010 vergeben YouFM (hr), Radio Fritz vom rbb und MDR SPUTNIK wieder den Musikpreis. Dem Gewinner des Awards winkt nicht nur ein kleines Stück vom großen Ruhm, sondern obendrein ein Auftritt vor großem Publikum, Unterstützung für Musikequipment, und natürlich wird seine Musik auch im Radio gespielt. Um mitzumachen braucht ihr einfach nur ein Band- oder Künstlerprofil auf mySPUTNIK.de, das ihr natürlich immer ordentlich mit Inhalten (Videos, Audios, Fotos) am Leben halten solltet.

„Wasted Mannheim Youth“ – drei junge Menschen aus der Stadt, die laut Xavier Naidoo zum Nabel der Welt werden könnte, widmen sich seit zwei Jahren Keyboard und Synthesizern. Ihre Songs klingen mal minimalistisch, mal punkig und ein paar Minuten später so ungeniert einschmeichelnd wie „Deine Maske“. Nebenbei kümmert sich Sängerin Laura Carbone um ihren eigenen Fashion-Blog, das Produzententeam Bonassis und D. Havana bastelt die im Elektroniknebel pumpenden Beats. Im Frühjahr 2010 erscheint das Debütalbum des Trios und spätestens dann sollten einem beim Stichwort „Mannheim“ nicht mehr nur Herr Naidoo, sondern auch andere Söhne und Töchter der Stadt in den Sinn kommen. Deine Jugend bei mySPUTNIK: my.sputnik.de/deinejugend

Voltaire 2009 – ein tolles Jahr für deutschsprachigen Indiepop auf der mySPUTNIK-Plattform. Voltaire legten sich ein Profil an und ihr zweites Album „Das letzte bisschen Etikette“ drängte sich aus dem Stand als eine der Platten des Jahres auf. Namensgeber Roland Meyer de Voltaire und seine Kölner Kollegen tourten mit vor Kraft und Wortmacht strotzenden Songs nicht nur durch Deutschland, sondern auch in bolivianischen Clubs. Momentan fährt der Bandbus sogar über endlose russische Straßen und die neue Single „So Still“ wird es gleich in einer russischen Version geben. mySPUTNIK-Soundcheck international - Schelaju Wam Uspechow! Oder wie wir in Mitteldeutschland sagen: viel Erfolg! Voltaire bei mySPUTNIK: my.sputnik.de/Voltaire

Julia Marcell 50 000 Dollar! Die muss man erstmal haben, um ein Album aufzunehmen. Julia Marcell bekam sie quasi geschenkt. Die Polin legte sich ein Profil auf sellaband.com an und wartete. Drei Monate und drei Tage. Dann hatten über 600 Leute Geld in ihren akustischen Songwriter-Pop investiert und Julia konnte ins Studio von Moses Schneider einchecken, der auch die Beatsteaks und Tocotronic produziert. Das Ergebnis dieser Erfolgsgeschichte ohne großes Label heißt „It Might Like You“, die inzwischen in Berlin wohnende Julia beschreibt die Stücke darauf als klassische Punksongs – „klassisch wegen meiner Absichten, Punk wegen der Umsetzung“. Eins ist klar: noch nie klang Punk so unbeschwert. Julia Marcell bei mySPUTNIK: http://my.sputnik.de/Julia_Marcell

im Radio & Web Sputnik Soundcheck mit Juliane Kowollik, Dienstag von 22 bis 23 Uhr oder 24 Stunden als Stream auf sputnik.de

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Sie sind mitten unter uns: leute, die total abgefahrene ideen haben oder am ganz großen rad drehen wollen. Die es wagen, ihre Träume wahrzumachen. Was man dafür braucht, ist ein starkes team, verdammt viel ausdauer und einen verrückten Plan. Und manchmal auch einen Plan b: Worin liegt eigentlich der Sinn, ausgerechnet Maschinenbau zu studieren? Ob in den Vorlesungen, in der Bibliothek oder abends in der Kneipe – immer wieder hatte sich Jörg Schindelhauer diese Frage gestellt. Sicher, Absolventen der Otto von Guericke-Universität haben ganz gute Chancen, einen prima Job zu bekommen. Bei den großen Firmen in Süddeutschland hat die Magdeburger Uni einen exzellenten Ruf. Aber gab es nicht noch etwas anderes, als selbst ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe zu werden? Irgendwann im Jahre 2007 wurde Jörg der Sinn seines Studiums klar: Maschinenbauer bauen Maschinen. Und zwar eigene! Das sah Manuel Holstein genau so. Jörgs Kommilitone schraubte schon immer gern an alten Autos. Aber was war das schon im Vergleich dazu, einen eigenen Sportwagen zu entwickeln! So nahm das Projekt langsam Fahrt auf. Die beiden Techniker tüftelten nächtelang an ihrem Flitzer. Der durfte natürlich nicht wie eine Seifenkiste aussehen. Als nächstes wurde also ein Fachmann für die Karosserie gesucht. Und ganz in der Nähe gefunden: Stephan Zehren hatte an der FH Industrie-Design studiert und unglaubliche Ideen für den ersten Sportwagen „made in Magdeburg“. Jetzt fehlte „nur“ noch das Geld für die Umsetzung. So wurde Martin Schellhase, der an der Uni BWL studiert hatte, mit ins Boot geholt. Gemeinsam bewarb sich das Team beim Bundeswirtschaftsministerium um ein Stipendium – und bekam es. Im Sommer 2008 war es dann soweit: Der Sportwagen „Zehren“ war startklar. Zumindest virtuell. Für den Anlauf der Produktion wurde mit einem Investor verhandelt. Doch dann kam die Finanzkrise – und die vier waren auf einmal reicher als manche Bank. Auf Kredite oder Investoren konnte nicht mehr gehofft werden. Nichts ging mehr. War der Traum von der eigenen Maschine also geplatzt? Mit abgefahrenen Träumen kannte sich auch Olaf „Ole“ Deubel aus. Und mit Geldproblemen allemal. Da schien nicht viel

raUS aUS der SPUr – Ja Wie Denn nUr?

schräg ist gerade gut

anderes übrigzubleiben, als sich im TV die Abenteuer anderer Leute anzusehen. Doch dann geschah es: „Ich zappte mich gelangweilt durch die Kanäle, blieb bei einer Doku über die Rallye Dresden-Banjul hängen – und erkannte auf einmal mittendrin meinen alten Schulfreund Kai-Uwe. Da habe ich mir gesagt, wenn „Kuwe“ durch Afrika fahren kann, mach´ ich das auch!“ Aber wie? „Und mit wem?“, musste Oles Kumpel Kay „Kayer“ Fanfara lachen, als er zum ersten Mal davon hörte. Doch dabei blieb es nicht. „Das war echt ´ne schlimme Zeit damals, Anfang 2008. Jeden hat Ole wegen dieser Rallye angequatscht. Bis ich mir gesagt habe: Ehe er einen anderen findet, fahre ich doch lieber selbst mit.“ So wurden der Koch und der Offroad-Instructor ein Team, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte: Nie zuvor waren sie zusammen im Urlaub, keiner von beiden war je in Afrika gewesen und eine Rallye hatte auch noch keiner mitgemacht. „Vielleicht war genau das unser

ten, um aus den beiden Wracks ein wüstentaugliches Vehikel zusammenzuschrauben. Aber das war noch längst nicht alles! Nicht umsonst wollten die beiden unbedingt mit einem Kombi aufbrechen: Schulhefte, Spielzeug, Verbandsmaterial – so viel, wie verstaut werden konnte, sollte auch mitgenommen werden. Unterstützung kam vor allem von kleinen Geschäften. Als nächstes musste Bargeld organisiert werden. Also wurde auf der Homepage eine „Dieselkasse“ eingerichtet, in die Spender jeden noch so kleinen Betrag einzahlen konnten. Oder auch einen größeren. Für viele Clubs und Kneipen war es inzwischen Ehrensache, mit an Bord zu sein. Versteigerungen und eine Benefizparty brachten ganz hübsche Sümmchen ein. Und so wurde es langsam ernst: Kayer konnte sich als Mitinhaber seiner eigenen Firma relativ unproblematisch eine Auszeit genehmigen. Ole hat Glück, dass seine Chefin zugleich seine Schwester ist. Das letzte Visum traf erst drei Tage vor Start der Rallye ein. Da hatte ihr Mobil längst sein Feintuning hinter sich: Die Namensrechte hatte inzwischen Leipzigs ComiczeichnerLegende Schwarwel ersteigert. So gingen im Februar 2009 Kayer und Ole im bunten Rallye-Volvo als das „Schweinevogel-Team“ an den Start. Ob es jemals im Senegal ankommen würde, war allerdings eher ungewiss. In Magdeburg musste der Traumwagen „Zehren“ vorerst ein Phantom bleiben. Aber sollte wirklich alles umsonst gewesen sein? Auf keinen Fall! Dafür war das Team inzwischen viel zu gut eingespielt und auch zu ehrgeizig. Okay, die Entwicklungskosten für einen Sportwagen sind für Newcomer zu hoch. Aber wie sieht es denn bei Sporträdern aus? Gemeinsam wollten sie diese Chance nutzen und gründeten im Oktober 2008 ihre eigene Firma. Mit dem Teamgeist blieb auch der Anspruch: Irgendwie sollte das Rad neu erfunden werden! Statt am Motor wurde nun also an der Kette getüftelt – die bald auf dem Schrotthaufen landete. Fahrradketten leiern aus, rosten, quietschen und reißen. Oder man ölt sie und damit auch seine Hosen. Da musste es doch etwas Besseres geben. Und ob! Mit Kohlefaser verstärkte Zahnriemen sind der

„Wenn „Kuwe“ durch Afrika fahren kann, mach‘ ich das auch“ Glück. Wir wussten ja gar nicht, worauf wir uns da einlassen. Wir wussten nur: Das ist genau unser Ding. Und das wollten wir jetzt durchziehen.“ Das „Ding“ ist eine Rallye, die in jedem Frühjahr über 7000 Kilometer von Sachsen in den Senegal führt. Am Ziel in Banjul werden alle Autos zu Gunsten von Entwicklungshilfe-Projekten versteigert. Für Unterkunft und Verpflegung, Wagen, Sprit und Visa – und natürlich für den Rückflug – müssen die Teams also selbst aufkommen. Ausgaben, die junge Leipziger nicht gerade aus den Ärmeln schütteln können. „Wir brauchten eigentlich alles und hatten nichts außer unserem Willen und unseren Freunden.“ Zuerst wurden im Internet billig zwei alte Volvo ersteigert. Dann klapperten sie die Werkstätten ab. Bei der einen gab´s eine Auspuffanlage, die nächste spendierte einen Zylinderkopf, hier wurde ein Dachgepäckträger abgestaubt und da ein Unterfahrschutz. Am Ende fand sich sogar eine Werkstatt, die sie kostenlos nutzen konn-

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Ole und Kayer in Marokko

perfekte Antrieb: Sie sind absolut wartungsfrei, extrem haltbar und noch dazu wunderbar leicht. Gleich zwei Lösungen zur Integration des Zahnriemens haben die Magdeburger zum Patent angemeldet. Stefan hat dazu Rahmen mit eingebautem „Will-ich-haben-Effekt“ entworfen. Klassisch im Design und sportlich im Antrieb ist jedes Schindelhauer-Bike ein absoluter Eyecatcher. Die ersten handgearbeiteten Räder wurden nur auf Bestellung produziert und fanden zu Preisen von knapp über 1000 Euro reißenden Absatz. Doch reicht das aus, um davon wirklich leben zu können?

„Wir haben da so eine Idee...“ „Unser Trip nach Banjul hat ungefähr 6000 Euro gekostet. Aber jeder Cent war es wert.“ Noch immer sind Ole und Kayer total begeistert von der vielleicht besten Idee, die sie je hatten. „Die Leute, die Landschaften, sogar die Pannen waren herrlich. Das kann man nicht beschreiben, das muss man selbst erlebt haben.“ Am Ziel wurde ihr „Schweinevogel“-Volvo für immerhin 1500 Euro versteigert. Insgesamt brachte die Rallye über 70 000 Euro für Entwicklungshilfe-Projekte ein. Und für die beiden Leipziger jede Menge unvergesslicher Momente. Wird das jemals zu toppen sein? „Wir haben da so eine Idee…“ Jedes Jahr findet eine Rallye von London nach Ulan-Bator statt. Die Strecke ist noch länger, noch härter, und die Teilnahmebedingungen sind noch schwieriger. Zugelas-

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sen sind nur Autos mit Motoren, die weniger als 1000 Kubikzentimeter Hubraum haben. „Mit einem Smart wollen wir aber nicht in die Mongolei gondeln. Da müssen wir uns echt was einfallen lassen.“ Außerdem sind die Autos am Ziel meistens schrottreif. Darum können die Vehikel am Ende nicht

versteigert werden, sondern jedes Team muss selbst 1000 Pfund für mongolische Kinderheime mit nach Ulan-Bator bringen. „Wir könnten also eigentlich auch hierbleiben und das Geld mit der Post schicken. Aber das wäre eben nicht dasselbe.“ Und so machen sie sich wieder an die Planung: Polo oder Panda? Über die Berge oder durch die Wüste? In achtzehn Monaten Vorbereitungszeit müssen rund 8000 Euro aufgetrieben werden. Die Dieselkasse auf ihrer Homepage ist wieder freigeschaltet, die nächste Benefizparty muss organisiert werden, und die freien Tage werden wieder fürs Schrauben am Rallyewagen draufgehen. Doch es lohnt sich. Wenn Ole im Lokal seiner Schwester hinterm Herd steht, kann er sicher sein, schon bald wieder mit Kayer die sandigsten Huckelpisten der Welt zu bezwingen. Bis nach Las Vegas haben es inzwischen auch die Schindelhauer-Bikes geschafft. Auf der Interbike 2009 waren die Räder aus Magdeburg der absolute Renner. In den nächsten Monaten werden sie als Kleinserien in Produktion gehen. Bis dahin wird das Händlernetz weiter ausgebaut. In Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz ist die Marke bereits am Start. Größte Baustelle auf ihrer Homepage ist zurzeit die Aktualisierung des Händlernetzes. Das ist auch dringend nötig. Ende Oktober haben ihre Räder bei den Designers Open in Leipzig einen der Hauptpreise abgeräumt. Die Modelle mit so schönen Namen wie „Ludwig“, „Viktor“ und „Lotte“ treffen in Form und Funktion genau den Geschmack der Urban Cruiser. Als Chefs für selbstkonstru-


ierte Maschinen ausgezeichnet zu werden – für die Magdeburger Jungs hat sich dieser Traum aller Konstrukteure erfüllt. Und wenn sich jetzt doch noch ein Investor für den Sportwagen findet? Klarer Fall: Dann bekommt der „Zehren“ einen Elektromotor. Die Jungs würden auch das packen. Wozu haben sie sonst Maschinenbau studiert? Mit Antrieben kennen sie sich bestens aus. Und noch eines dürfte klar sein: Wenn jemals eine Schindelhauer-BikesRallye startet, sind Ole und Kayer mit dabei. Vorausgesetzt, es geht für eine gute Sache nach Irgendwo im Nirgendwo. Denn egal wie abgefahren die Träume sind – sie sind dazu da, verwirklicht zu werden. Jeder Tag ist der richtige, um das Abenteuer seines Lebens zu starten! Mehr Infos und Fotos findet Ihr auf mySPUTNIK. Klickt einfach die Profile von schindelhauer-Bikes und OleKayer an!

Olekayer profil mysputnik.de/Olekayer schindelhauer bikes profil mysputnik.de/schindelhauer

Jörg Schindelhauer (3.v.l.) und Martin Schellhase (2.v.l.) bei der Preisverleihung


Dan Wesker (english news) Dan brauchte Geld und wollte weg: also ist er kurzerhand mit Rucksack, Gitarre und 200 Pfund in der Tasche nach Leipzig ausgewandert.

Jannik Koch (Produzent) Hat nach eigener Aussage mal ein Ufo gesehen.

anna Pröhle (redakteurin) Brichst du ihr das Herz, dann bricht sie dir die Möbel: Den Tisch ihres Exfreundes hat Anna gnadenlos mit Axt und Säge zu Kleinholz verarbeitet.

raimund Fichtenberger (Moderator) Peinlichster Song auf seinem MP3Player: Pur – Drachen sollen fliegen.

lydia herms (redakteurin) Kannst du sie verstehen? Lydia kann Katzensprache.

Kerstin henze (Morgenmoderatorin) 19 Kugeln Eis in einer Stunde – für Kerstin kein Problem!

anna Wollner (redakteurin) Hat in einem Interview mit Hugh Jackman keine einzige Frage rausbekommen, weil sie so aufgeregt war.

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ramon Zarges (reporter) Ramon hat sich auf einem Festival als finnischer Praktikant ausgegeben und allerlei Bands interviewt… bis jemand finnisch konnte.

kira kaplan (english news) Kira hat sich beim Reiten vor lauter Lachen mal in die Hose gemacht.


romy Holzinger (Marketingassistenz) Wurde bei Sputnik geschäftlich von einem Mann angeschrieben, der sich als ihr Kindergartenfreund herausstellte.

Uwe Oertel (Marketing) Unsere Lady: Bei einem Festival wurde Uwe mit offenen Haaren für Monika Kruse gehalten.

Sascha Conrad (Videoproduzent) Sascha hat durch seine Anmeldung auf mysputnik seinen Job bekommen.

Stephan Michme (Moderator) Michme ist bei einem Konzert vor 80.000 Leuten die Hose geplatzt.

elisabeth steinbrecher (sounddesign) Hat nach einem Auffahrunfall in Halle Fahrerflucht begangen.

der GanZ norMale WahnSInn Das sind wir – zumindest ein Teil von uns. Verschiedene Menschen von verschiedenen orten mit verschiedenen Geschichten und verschiedenem aussehen. alle vereint bei MDr spUTnik. Wir werden oft gefragt, was wir den lieben langen Tag so machen und wie es so ist, bei Sputnik. hier mal ein paar Fakten über uns: Die sputnik-redaktion legt aufsummiert täglich 2100 kilometer zwischen Leipzig und Halle zurück, raucht in der Woche 350 Zigaretten, gibt durchschnittlich 6,20 euro für eine Flasche Wein aus, schaut am Tag zirka 45 Minuten Fernsehen, kauft am liebsten bioprodukte, verbraucht in der Woche 3500 blatt papier und ist romantisch: 75 prozent der redaktion glauben an die große Liebe. Verrückt. Oder normal? Der alltag in der sputnik-redaktion ist ganz normal verrückt. er ist spannend und aufreibend, manchmal lächerlich und skurril, abenteuerlich und – irre. Ja, man kann sagen, der alltägliche Wahnsinn ist bei uns allgegenwärtig. Um für euch jeden Tag ein gutes radioprogramm zu machen, schauen wir in die Welt mit einem schrägen blick. neue Musik, aktuelle beiträge, interviews, reportagen: im sputnik-programm beschäftigen wir uns mit all dem. kritisch, ernsthaft, respektvoll, neugierig und ehrlich – und immer mit dem Ziel, den alltag und die Welt ein bisschen besser zu verstehen. aber hört einfach selbst – jeden Tag bei sputnik.

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WahnSInnIG norMal ODer nOrMaL WaHnsinnig? Wie sputnik bist du? Wir von Mdr SPUtnIK haben natürlich fast alle einen kleinen an der klatsche. berufsbedingt und voraussetzend. aber wie gut würdest Du ins spUTnik-Team passen? Finde es raus! Mach den psychotest:

4: dein traum ist...  a) Ein Motel mit meiner Mama  b) Ein Spezialitätenrestaurant mit Hannibal Lector  c) Eine KiTa mit meinem Kumpel Joker

1: Wenn Du in den spiegel guckst, siehst Du... 5: Welches Talent schätzen Deine Freunde an Dir?  a) Mein Über-Ich und Unter-Du  b) Ein Gruppenbild von mir  c) Spiegel? Die funktionieren doch alle nicht! Mua! Muahaha! Muahahahaha! 2: Du bist allein in einem raum – wie viele stimmen hörst Du?  a) Na meine. Und meine natürlich.  b) Darf der kleine Freund auf meiner Schulter auch was sagen?  c) Kommt darauf an – gucke ich dabei in den Spiegel? 3: guckst Du vorm einschlafen unters bett?  a) Ich vergesse es immer, bevor meine Medikamente wirken.  b) Nö. Unterm Sarg ist eh kein Platz.  c) Nee – die fangen nur wieder Gespräche mit mir an und halten mich wach.

 a) Meine Herzlichkeit und Wärme - ich leide unter spontaner Selbstentzündung  b) Fremdsprachenkenntnisse - im Schlaf spreche ich sehr tief, düster & alt-hebräisch  c) Freund? Echte jetzt? Hm... 6: Was käme bei Dir bei einem perfekten Dinner auf den Tisch?  a) Des Wahnsinns fette Beute  b) Pizza Schizzo mit zwei Belägen  c) Egal. Hauptsache es hatte ein Gesicht. Oder zwei. 7: Welches statement könntest Du unterschreiben?  a) Ich hänge viel ab. Meistens kopfüber.  b) Ich bin sehr exorzistisch und helfe anderen dabei, aus sich rauszukommen.  c) Der beste Freund eines Mannes ist seine Mutter. 8: Welchen außergewöhnlichen namen könntest Du Dir vorstellen Deinem kind zu geben?  a) Freddy-Krüger (weil Du ein Nagelstudio hast)  b) Norman-Bates (weil Du gerne unterwegs bist)  c) Kimberly-Justine (weil Du keinen Geschmack hast)

auflösung: Du hast hauptsächlich a) angekreuzt Kein Wunder: Ankreuzen und Nageln sind eh Dein Ding, punktuell Puppen Bearbeiten auch, und überhaupt ruft eine Deiner multiplen Persönlichkeiten gerne nachts bei Fremden an um sie nach ihrem Lieblingshorrorfilm zu fragen. DU PERVERSES STÜCK! Weiter so. Du hast hauptsächlich b) angekreuzt Du gehörst in die Anstalt. Am besten in eine öffentlich-rechtliche. Oder in die katholische Kirche. Oder in einen Dan Brown Roman. Aber auf alle Fälle solltest Du Dich für ein Praktikum bei uns bewerben. Du hast hauptsächlich c) angekreuzt Du bist ein liebenswürdiger Irrer mit einem unglaublich miesen Gefühl für Menschen, Freunde, Mode und das Leben überhaupt. Außerdem sollte man Kinder ganz dringend von Dir fern halten. Du bist der neue King of Pop!

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lYdIaS leSeStoFF Ja, es muss wehtun!

„ein buch muß die axt sein für das gefrorene Meer in uns.“ - Dass Franz kafka tonnenschwere eisbrocken mit sich herumschleppte, wage ich nicht zu behaupten, dass er mir mit diesem Zitat aus der seele spricht, hingegen schon. eine Geschichte, die sich tänzelnd und schnurrend nähert, um dem leser im falschen Moment mit ausgefahrenen Krallen und muffelndem Kuchenzahn an die kehle zu springen, kann glücklichmachen. nein, „igitt!“ zählt nicht! Und ja, es muss wehtun! Wer Mitmenschen spontan zum Jaulen bringen will, möge sich „Der Tod des Bunny Munro“ von Nick Cave (KiWi) nehmen, eine beliebige Seite aufschlagen, eine aussagekräftige Stelle auswählen und diese dann möglichst nüchtern vortragen. Klappt garantiert! Ja, DER Nick Cave. Es ist nicht sein erstes Buch, wahrscheinlich auch nicht sein bestes, sollten weitere folgen. Aber es sitzt tief, im wahrsten und schmutzigsten Sinne des Wortes. Leider ist es manchmal mit dem Lesen wie mit dem Kitzeln. Wenn man es sich selber macht, passiert nichts. Deswegen empfehle ich eine wundervolle Alternative zum Buch – das Hörbuch (der Hörverlag). Blixa Bargeld, seines Zeichen Sänger der Einstürzenden Neubauten und ehemaliger Gitarrist der Cave-Combo The Bad Seeds, liest die testosteronschwangere Geschichte um den alternden Kosmetikvertreter Bunny Munro und seinen neunjährigen Sohn, als hätte er sie selbst erlebt, ungerührt von unnötig ausschweifenden Beschreibungen, unerhört sexuellen Beziehungen und unfassbarer Verantwortungslosigkeit dem Kind gegenüber. Jetzt kann ich’s ja sagen: es geht ständig um Muschis! Die spielen im Roman-Debüt „Unter diesem Einfluss“ von Henning Kober (S. Fischer) keine übergeordnete Rolle. Mehr als vier Jahre arbeitete Kober an seinem ersten Buch. Will man gar nicht glauben, bei dem Tempo, das sein Protagonist hinlegt. Janus heißt der, ist jung, wohlhabend und partysüchtig. Dessen Bruder Bobby verschwindet. Lebenszeichen gibt es nur wenige. Janus macht sich auf die Suche nach Bobby, reist um die ganze Welt, exakt zwölf Monate lang. Ziemlich schnell wird klar, dass es nicht um den verschwundenen Bruder geht, sondern um Janus selbst. Der ist auf der Flucht, wahrscheinlich vor

sich selbst. Im Interview lässt Kober offen, warum er Janus so gnadenlos von einer Begegnung zur nächsten jagt. Der müsse das machen, weil er es ja sonst nicht machen würde. Und ja, er selbst, Kober, kenne dieses Leben. Ich glaube es ihm sofort, denn nicht nur die Geschichte ist schnell, auch seine Art zu erzählen nimmt einem den Atem. Es ist ein Buch wie ein Lieblingsschuh, der eigentlich nicht passt. Kleine Laufpausen machen das Tragen „erträglich“. Auch um Brüder, nur komplizierter, geht es im neuen Roman von John Niven. Nach seinem bitterbösen Verkaufsschlager „Kill your friends“ legt er nun mit „Coma“ (Heyne) nach. Der Originaltitel „The Amateurs“ passt eigentlich besser. So oder so, das Buch lockt mit Folgendem: Bellende Hunde, Golf bis zum Gehtnichtmehr und zwanghafte Masturbation! Nein, „Igitt!“ zählt nicht! Ja, es muss wehtun! Hier geht es um eine große Sache - ums Meer!

Lydias profil mysputnik.de/lydia_sputnik

Paradiso

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von Thomas Klupp ������������ ����� ��� Es ist glühend heiß. In der flirrenden Tankstellenluft wartet Alex Böhm auf einen gelben Kombi, der ihn nach München bringen soll. Von dort will er am nächsten Morgen mit seiner Freundin in den Urlaub fliegen. Das ist der Plan. Aber dann taucht Konrad auf, der „Loserkonrad“ aus Schulzeiten. Diese Begegnung katapultiert Alex auf das Minenfeld seiner Vergangenheit… „Paradiso“ ist Thomas Klupps Debütroman. Sprecher Max Urlacher liest ihn mit Zurückhaltung und Charme. Er schafft damit einen Hörgenuss, dem man sich am besten während einer Autofahrt hingibt. gelesen von Max Urlacher auf 4 CDs, 314 Min. ����������������������������

eine Vorhaut klagt an von Shalom Auslander Keine Witze über Religionen! Es sei denn, es ist die eigene. Das hat sich wohl der jüdische Satiriker Shalom Auslander gedacht, als er einen autobiografischen Roman schrieb. Auslanders Jugend ist geprägt von einem fürchterlichen Respekt vor Gott. Aufgewachsen in einem jüdisch-orthodoxen Umfeld in New York, hatte er sich den Traditionen seines Vaters und der Rabbis unterzuordnen. Über allem thronte Gott, der sein Leben zur Hölle auf Erden machte. Auslander verbindet Konflikte mit Komik zu einem Hörerlebnis für Freunde des schwarzen Humors. gelesen von alexis krüger auf 6 CDs, 468 Min.

Zimmermädchen von Markus Orths Lynn Zapatek putzt im Hotel Eden, und sie putzt gründlich. Wo andere Zimmermädchen aufhören, fängt sie erst an. Immer länger bleibt sie in den Zimmern, gebannt von allem, was sie dort findet: Zettel, Kulturbeutel, Klamotten. An einem Dienstag hört Lynn den Schlüssel im Schlüsselloch. Ihr bleibt nur ein Zufluchtsort: Sie kriecht unters Bett. Von nun an liegt sie jeden Dienstag unter den Betten der Gäste und lauscht auf das, was über ihr geschieht. Sprecher Torben Kessler liest Markus Orths Roman in einem so zärtlichen Ton, dass man fast zum Komplizen der Protagonistin wird. Faszinierend! gelesen von Torben kessler auf 2 CDs, 140 Min.

im Radio & Web im Radio & Web

lydias lesestoff Montag ab 12 Uhr sputnik Quergelesen Mittwoch ab 12 Uhr oder 24 Stunden als Podcast auf sputnik.de

spUTnik-Hörerlebnis Mo-Do ab 23 Uhr im Radio und als Podcast auf sputnik.de Die komplette SPUTNIK Hörbuch-Edition gibt’s auf sputnik-shop.de eine e-Mail an 21000@mdr.de und ihr könnt eines der Hörbücher gewinnen! als betreff gebt einfach den buchtitel ein.


„Ich habe den besten Job der Welt“

Sputnikerin Anna Wollner traf Denzel Washington Zwei Oscars stehen in seinem Schrank, seine Filmographie beläuft sich auf über fünfzig Filme. Denzel Washington ist einer der erfolgreichsten Schauspieler seiner Generation. Von Ermüdungserscheinungen keine Spur. Aktuell im Kino ist er mit „Die Entführung der U-Bahn Pelham 123“ und ab Februar 2010 mit „The Book of Eli“, weitere Projekte sind schon in Planung. Zum Interview im Berliner Ritz Carlton hat er sofort eine verlockende Idee. Washington (greift auf den Tisch und nimmt einen ganz normalen Flaschenöffner in die Hand): Haben sie schon darüber nachgedacht, einfach einen dieser wunderbaren Flaschenöffner in ihrer Tasche verschwinden zu lassen? Sputnik: Na ja, wenn Sie schnell sind, nehmen Sie Ihn doch einfach. Geht leider nicht. Ich komme mit dem Ding nicht durch den Metalldetektor. Außerdem sind hier bestimmt überall Kameras. Wir Journalisten sind verschwiegen. Wir verraten schon nichts. Und von der Berliner Polizei haben sie auch nichts zu erwarten. Berlin ist ein gutes Stichwort. Ich freue mich hierzusein. Das erste Mal war ich drei Monate nach dem Mauerfall in der Stadt. Zur Berlinale 1990. Mit dem Film „Glory“. Wir haben den Film damals in Ost- und Westberlin gezeigt. Ich erinnere mich noch genau, wie ich über die Grenze bin und im Osten alles dunkel war. Ich bin vor die Tür und wollte einfach spazierengehen. Alle haben gesagt, das kannst du nicht machen. Hallo? Ich bin aus New York, da überlebe ich wohl auch einen Spaziergang in Ostberlin. Sie sitzen hier seit knapp fünf Minuten und sind schon perfekt in Ihrer Rolle. Wie schaffen Sie das nur nach über 30 Jahren im Filmgeschäft so fit zu sein und sich in Ihre Rollen zu finden? Ich habe den besten Job der Welt. Einen Tag bin ich ein Trompetenspieler, den anderen Tag ein siegender Boxkämpfer. Dann arbeite ich für die Washington Post oder bin ein einfacher Zugführer. Allerdings bin ich eigentlich nur ein ganz normaler Typ, der auch bitte so behandelt werden will.

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Außer wenn es um Reservierungen im Restaurant geht (lacht). Wenn Tony Scott mir sagt, komm wir gehen ins Hauptquartier der New Yorker U-Bahn, ist das cool. Am ersten Tag sagen alle „Oh Wow, hier ist Denzel Washington. Wie cool.“ Am zweiten Tag ist der Aufruhr schon kleiner und am dritten Tag grüßen sie dich kaum noch. Das mag ich. Andere Welten zu betreten. Ich habe Journalistik studiert und eigentlich bin ich nichts anderes als ein investigativer Journalist. Alle ihre Figuren stehen immer irgendwie mit einem Bein im Grab. Lieben Sie die Gefahr? Ich bin in New York aufgewachsen. Da lauert die Gefahr hinter jeder Ecke. Allein schon nach Downtown zu fahren war ein Abenteuer. Auf dem Weg zur Schule musste ich durch die Bronx. Harte Nachbarschaften. Ich hab gesehen, wie Leute ausgeraubt und verprügelt worden sind. Du lernst damit umzugehen. Gefährliche Situationen liegen in der Luft. Dann kannst du immer noch die Biege machen. Alles was du brauchst, ist Instinkt. Und Filme sind eben immer dramatisch. Können Sie sich denn heute frei bewegen? Nicht hier. In Los Angeles ist das was anderes. Ich lebe in einer ruhigen Gegend. David Beckham wohnt die Straße runter. Die Paparazzis wollen glücklicherweise alle zu ihm und lassen mich in Ruhe. Das ist echt unglaublich. Vor seinem Gartenzaun sitzen über fünfzig Photographen und warten, dass irgendwas passiert. Aber das funktioniert doch auch bei Ihnen. Frauen zumindest stehen auf Sie. Das kann ich nicht abstreiten. Aber ich lebe dieses Leben nicht. Vor meiner Haustür sitzen keine fünfzig Leute. In LA gibt es so viele Celebrities, die einfach nur gesehen werden wollen. Ich würde die noch nicht mal als Schauspieler bezeichnen wollen. Die wollen einfach nur Aufmerksamkeit. Wenn du nicht gesehen werden willst, musst du einfach bestimmte Plätze meiden. Beverly Hills zum Beispiel. Ist das also eine selbst gemachte Hysterie? Sie rufen selbst die Paparazzis an? Ja, so Leute gibt es. Ich gehöre aber nicht dazu. Die einzige Person, die ich anrufe, ist meine Mutter (lacht). In Los Angeles gibt es Kellner oder Parkwächter, die Paparrazis anrufen. Als ich das letzte Mal in Beverly Hills mit meinem Agenten und meiner Frau essen war, sagte die Kellnerin,

dass draußen Paparazzis stehen. Fünf Minuten später sagte sie, die Luft sei rein. Wir sind also raus, haben uns verabschiedet und sind los. Plötzlich sind fünfzig Paparazzis hinter den Büschen hervorgesprungen und haben wie wild Photos gemacht. Ich verstehe das nicht. Was wollen die mit Bildern von einem fünfzigjährigen Mann. Wahrscheinlich ist es einfach das Informationszeitalter. In einer Minute ist es im Internet. Leute bloggen „Oh der Washington trägt heute aber ein hässliches T-Shirt. Dick ist er geworden. Und wie dumm er guckt.“ Aber in dieser Welt lebe ich nicht. Ich bin wirklich wie ein ganz normaler Typ von nebenan. Ich stehe morgens auf, bete, gehe zur Arbeit, komme abends müde nach Hause. Ab und zu dusche ich auch. Woher nehmen Sie denn die Kraft? Aus Ihrer Religion? Den Begriff Religion mag ich nicht so sehr. Ich würde eher sagen aus meiner Spiritualität. Religion ist für mich, wenn da vorne einer steht und sagt, ich habe recht, du liegst falsch. Ich meditiere, ich lese die Bibel, ich bete, ich sage danke. Ich versuche einfach, jeden Tag zu leben. Ich bin jetzt 54. Ich zähle die Tage, die noch übrig sind. Warum sollte ich sie verschwenden. Du kannst nie wissen, was am nächsten Tag passiert. Vielleicht musst du Entführte aus einer UBahn retten. Es geht gar nicht darum, perfekt zu sein. Hauptsache du bist glücklich. Egal was du tust. Für Ihre Rolle in „Die Entführung der UBahn Pelham 123“ mussten Sie zunehmen. Waren Sie damit glücklich? Das war kein Problem, das war super. Hot Dogs rund um die Uhr. Milchshakes und Eis um Mitternacht. Und wie sind Sie die überflüssigen Pfunde die wieder losgeworden? Ich hatte fünf Monate um wieder dünn zu werden. Ich war im Urlaub mit meiner Familie. Für „The Book of Eli“ musste ich wieder fit sein, dreißig Kilo abnehmen. Ich hab es geschafft. Zugegeben, die Hälfte ist jetzt wieder drauf. (lacht)

im Radio & Web mySputnik Movieshow Mittwoch von 16 bis 18 Uhr oder als Podcast auf sputnik.de

Annas Profil mysputnik.de/FilmAnna

Film LOOKING FOR ERIC Ken Loach – Großbritannien / Frankreich / Italien / Belgien / Spanien – 2009 – 116 min. – Start 05.11.09 – FSK

Sein Leben ist am Arsch. Die Ansage ist hart, trifft aber leider auf den schlaksigen Briefträger Eric aus Manchester zu. Seine große Liebe hat er vor dreißig Jahren sitzen lassen, seine Stiefsöhne machen ihm das Leben zur Hölle. Nicht mal seinen Job als Briefträger kriegt er auf die Reihe. Einziger Höhepunkt in seinem Leben: das abendliche Zwiegespräch mit einem lebensgroßen Poster seines großen Idols, dem Fußballer Eric Cantona. Nicht schlecht staunt er also, als dieser plötzlich neben ihm auf der Bettkante sitzt und Lebenstipps gibt. Aus dem großartigen Fußballspieler von einst wird ein noch besserer Trainer für alle Lebenslagen. Ein Nein gibt es nicht. Immerhin ist er ja auch kein Mensch, nein er ist Cantona. Mit „Looking for Eric“ gelingt Regisseur Ken Loach ein für seine Verhältnisse wahres Märchen. Ein Fußballmärchen eben.

SOUL KITCHEN Fatih Akin – Deutschland 2009 – 100 min. – Start 25.12.2009 – FSK 12

Wer nichts wird, wird Wirt. Mh, so halb trifft das wohl auch auf den Griechen Zinos zu. Denn ihm fehlt die richtige Leidenschaft für sein heruntergekommenes und doch recht ranziges Restaurant „Soul Kitchen“ im Hamburger Viertel Wilhelmsburg. Viel lieber als hinter der Theke stehen würde er es möglichst schnell loswerden um seiner Freundin nach Japan zu folgen. Dumm nur, dass er ausgerechnet jetzt einen neuen Koch braucht und ihm sein kleinkrimineller Bruder auf der Tasche liegt. Achtung – hier geht es zu wie in jeder gut geführten Küche, nämlich absolut chaotisch. Der neue Film von Fatih Akin ist energiegeladen. Aber nicht diese düstere gewaltige Energie aus „Gegen die Wand“ – wobei, gewaltig ist sie hier auch. Nein, dieser Film ist urkomisch. Auf den Punkt genau. „Soul Kitchen“ ist ein Film für die Seele.

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1. Dezember Mensa Leipzig 2. Dezember Palette Halle/Saale 3. Dezember Mensakeller Köthen 4. Dezember Kulturhaus Weißenfels 5. Dezember Magdeburg Projekt 7

Olli Schulz · Karpatenhund Miss Platnum · Frogg Frogg · Jona:S Tele · Karpatenhund · Dúné Tele · Wirtz


WIr KoMMen ZU eUCh Unterzeile: 5 Tage, 5 städte, 8 Liveacts! SPUtnIK liebt Musik aus deutschland. darum packen wir im dezember acht acts in einen tourbus, schütteln ihn auf mitteldeutschen straßen durch und präsentieren das ergebnis in wechselnden Konstellationen. am Steuer: dJ Stephan Michme, dessen navigationsgerät sich auch abseits der Metropolen auskennt. spUTnik geht auf Heimat-Tour – zum ersten und sicher nicht zum letzten Mal. Die Tour startet mit dem wohl besten Alleinunterhalter Deutschlands: Olli Schulz. Der Exilhamburger aus Berlin macht live zu seinem Hit nicht nur den Bibo, sondern wartet zwischen den Songs mit herzzerreißend komischen Geschichten auf. Auch wenn sein aktuelles Album „Es Brennt So Schön“ eine für Schulzsche Verhältnisse ernste Platte geworden ist, live bleibt Olli Premiumunterhaltung. Das gilt natürlich auch für Tele. Dem Titel ihrer aktuellen Single getreu haben die Hamburger „im Radio“ auf der SPUTNIKBühne bereits bewiesen, dass sie live ähnlich grandios auftrumpfen wie auf ihrem Album „Jedes Tier“ (siehe S. 8). Auch in den Clubs in Weißenfels und Magdeburg dürfte die Luft am Konzertabend trotz Dezemberkälte von heißer Liebe, Sympathie und großen deutschen Texten nur so flirren. Karpatenhund wollen Pop, sonst nichts. Beweise dafür liefert ihr neues Album „Der Name Dieser Band Ist Karpatenhund“. Es ist nicht davon auszugehen, dass MTVModeratorin und Karpatenhund-Sängerin Claire Oelkers wie neulich im Playboy nackt auf der Bühne steht, aber am Ende will man ihr eh lieber in die großen Augen schauen und ihrer Stimme zuhören, wenn sie Songs wie „Wald“ singt. Im Black-Music-Doppel bieten wir Miss Platnum und Frogg. Die Verbindung zwischen beiden heißt Seeed, denn Platnum geht mit den Berlinern oft als BackgroundSängerin auf Tour, im Frogg-Line-Up finden sich gleich zwei Seeed-Mitglieder. Während Miss Platnum die Livetauglichkeit ihrer balkanpoppenden Songs im SPUTNIK Studio bewiesen hat, dürften Frogg das Publikum spätestens mit ihrer Single „Bitch“ zur wild tanzenden Menge machen.

Miss Platnum

Fast schon fremd in diesem Umfeld wirken Dúné. Doch durch den geschlossenen Umzug nach Berlin haben die Dänen das Ticket für die SPUTNIK-Tour gelöst. Und wegen ihres Elektrorocks, der mitunter selbst die Killers neidisch machen dürfte, bekommt das Konzert in Weisenfels garantiert einen schweißtreibenden Höhepunkt. Natürlich tummelt sich auch auf unserer mySPUTNIK-Soundcheck-Plattform der eine oder andere Ohrenschmaus von hier. Jona:S aus Gießen etwa, frisch mit dem SPUTNIK Radioaward für neue Musik gekürt. Die Band mixt Pop, Funk und Hip Hop zu akustischen Drinks erster Klasse und konnte die Radioaward-Jury auch wegen ihrer Live-Qualitäten überzeugen. Für den Rock zuständig ist Wirtz. Früher bei SubSeven tourt Daniel Wirtz inzwischen allein durch die Clubs und hat sich mit seinem Solodebüt neue Fans erspielt. Mit dem neuen Album „Erdling“ sollte ihm das ebenfalls bestens gelingen.

Frogg

Olli Schulz

Der SPUTNIK Heimat-Tourbus macht nicht nur in Leipzig und Halle halt, sondern auch in Köthen, Weißenfels und Magdeburg. Vor dem Konzert sendet Stephan Michme am Nachmittag aus der Stadt, in der am Abend das Konzert steigt. Bei ihm bekommt ihr auch die Tickets, natürlich kostenlos.

Wirtz

Karpatenhund

Tele Dúné


der MIt den WÖlFen tanZt Johnnie gilbert ein ami in Weißenfels sie sind hungrig auf erfolge. sie jagen im rudel nach punkten. Und sie sind immer gefährlich: Die „Wölfe“ vom MbC Weißenfels werden von ihren gegnern gefürchtet - und von ihren Fans geliebt. in dieser saison wollen sie die erste basketball-bundesliga aufmischen. SPUtnIK ist immer dabei, wenn die Underdogs der Liga ihr revier verteidigen.

WIr KÜMMern UnS JetZt UM dIe KleInen 2,03 m Körpergöße ist im Basketball nichts Ungewöhnliches, aber als sich Ivan Elliot neben SPUTNIK-Moderatorin Sissy Metzschke aufbaute (Foto oben), war sie etwas irritiert. Als dann noch Anatoly Kashirov mit 2,15 m das Studio betrat, war das Raunen, das durch die Sputnik-Redaktion ging, nicht zu überhören. MDR Sputnik und der Mitteldeutsche Basketball Club werden sich ab jetzt häufiger treffen, denn seit dem Aufstieg des MBC in die 1. Bundesliga sind wir ein Team. Neben Spielberichten und Interviews mit dem Head Coach Björn Harmsen könnt ihr für jedes Heimspiel Tickets gewinnen oder aber in die Sputnik Basketball Schule gehen. Mehr... www.sputnik.de.

Wie verrückt muss man eigentlich sein, um ausgerechnet in Weißenfels Basketball zu spielen? So verrückt wie Johnnie Gilbert: Der achtundzwanzigjährige Amerikaner kam vor rund 2 Jahren nach Sachsen-Anhalt – in eine Stadt, deren Namen er zuvor nicht einmal aussprechen konnte. Auch heute hört es sich noch so an, als würde er dabei einen Kaugummi zwischen seinen breiten Kiefern zermalmen. Doch er lächelt dabei. Denn hier hat der US-Boy seine sportliche Heimat gefunden. Okay, am Anfang fiel es ihm schwer, am Ortseingang den Wagen rechtzeitig abzubremsen, um noch vor dem Ortsausgangsschild zum Stehen zu kommen. Wie in Minneapolis ist es hier nicht. Aber auf seine Art crazy: Das ganze Team wohnt in Weißenfels. So läuft sich die Truppe auch in der Freizeit über den Weg. „Das ist gut so. Da trauen sich die Spieler abends nicht in die Kneipe – weil sie wissen, dass dort schon der Trainer sitzt!“, lacht Björn Harmsen. Und der muss es wissen, schließlich ist er der Head Coach der Wölfe. Der Schlaks fällt am Spielfeldrand nicht nur durch seine langen Haare, sondern vor allem durch seine Jugendlichkeit auf. „Mit nur 27 Jahren Cheftrainer einer Bundesligamannschaft zu sein, ist für mich natürlich eine große Chance, für die ich dankbar bin.“ Wie es dazu kam, ist auch schon wieder so eine unglaubliche Geschichte: Nach dem Sportgymnasium in Jena spielte er selbst ein paar Jahre für TuS Jena, ehe er sich auf gut Glück für einen Trainerposten beim MBC bewarb. Seit dem Aufstieg in die Erste Bundesliga steht er nun vor seiner nächsten großen Herausforderung. „Unser Ziel ist der Klassenerhalt. Dafür brauchen wir keine `Stars`, sondern


eine Mannschaft mit Teamgeist. Darum ist es wirklich gut, dass die Jungs alle hier in Weißenfels wohnen.“ Und Jungs sind sie wirklich fast alle noch: Mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren sind die Wölfe das mit Abstand jüngste Team der Liga. Mit Florian Konnegan und Kevin Weber stehen sogar zwei Achtzehnjährige im Kader. Die beiden Youngster können sich dabei von Johnnie so einiges abschauen. Zum Beispiel, wie man schon durch das Outfit seine Gegner beeindrucken kann. Aber okay, vielleicht hätten wilde Rasta-Locken und XXXL-Schuhe in Quietschorange auch nicht bei jedem die gleiche Wirkung. Auf jeden Fall zieht Johnnie damit viel Aufmerksamkeit auf sich – und die jungen Talente können sich in Ruhe entwickeln. Oder wie Head Coach Harmsen sagt: „Wir trainieren hart, aber wir verbiegen niemanden. Bei uns hat jeder seinen eigenen Spleen. Wichtig ist nur, dass die Spieler ihre individuellen Stärken in den Dienst der Mannschaft stellen. Basketball ist eine Teamsportart. Wer das nicht begreift, wird in diesem Sport keinen Erfolg haben.“ Johnnie ist das klar. Er stand schon bei Mannschaften in Chile, Finnland, Irland und den USA unter Vertrag. Und dennoch ist der MBC für ihn eine ganz besondere Herausforderung. Zum ersten Mal ist er eine Art Leitwolf. Gar nicht so einfach bei diesem Rudel: Im Team wird außer Deutsch und Englisch auch Russisch, Serbisch und Georgisch gesprochen. Da helfen manchmal nur Blicke und Gesten weiter. Und coole Gelassenheit. Die gibt ihm seine Familie. „Freie Tage verbringe ich am liebsten mit meiner Frau Missy und meinem kleinen Sohn Zeke. Klingt vielleicht uncool, aber ich bin ein totaler Familienmensch. Mein Idol ist meine Mutter. Es ist schade, dass sie Zeke noch nicht sehen konnte. Aber meine Familie und die Freunde daheim freuen sich für mich und sind happy. Das gibt mir Kraft. Und wenn. Es ist gar nicht so einfach, so weit weg von meiner Family zu sein, aber Gott sei Dank sind die Menschen hier sehr, sehr freundlich.“ Nur freundlich? Bei den Spielen passen Fans und Mannschaft zusammen wie Nitro und Glyzerin! „Bei uns ist einfach immer was los. Wir haben eine der stimmungsvollsten Hallen der Bundesliga.“, schwärmt Team Manager Martin Geissler, auch erst 24 Jahre jung. Wenn in der Weißenfelser Stadthalle 3000 Fans mitfiebern, kann man die Heizung getrost ausstellen. Bei jedem

Dunking, jedem Rebound und jedem Steal der Wölfe bebt die Halle. Das erste Viertel brauchen die Gäste-Teams ohnehin, um sich an das Trommeln des Fanblocks zu gewöhnen. Danach laufen sie meist vergebens dem Rückstand hinterher. „Unsere Fans geben wirklich alles. Und wir versuchen, möglichst viel zurückzugeben.“ So sind die Ticketpreise beim MBC die niedrigsten der Liga. Schon ab 4,55 Euro kann man die Spiele live erleben. „Mit nur 1,2 Millionen Euro haben wir zwar einen der kleinsten Etats, aber das passt zu uns. Hier weiß doch jeder, dass Geld zum Glück nicht alles ist.“ Und so tickt der ganze Club ein wenig anders: Vorm Saisonauftakt traf sich das Team mit den Fans zum gemeinsamen Bowlen. In den Schulen der Region wirbt die Mannschaft für ihren Sport. Wenn dann die Kids mit selbstgemalten Plakaten wie „Die Füchse grüßen die Wölfe“ von den Tribünen herunter winken, feuern sich die Großen und Kleinen gegenseitig an. Zu Auswärtsspielen chartert der Fanclub sogar Reisebusse. Und bei den Heimspielen sorgt in den Pausen das neu formierte MBC Danceteam für prächtige Stimmung. Ob Weißenfels etwa auch die jüngsten Cheerleader hat? „Auf jeden Fall die hübschesten!“, lacht der Manager. Und er hat allen Grund dazu. In der Liga haben die Jungs einen bombastischen Start hingelegt. Von den ersten fünf Spielen wurden vier gewonnen. Doch es ist wichtig, auf dem Teppich zu bleiben. „Saisonziel Nummer Eins bleibt ganz klar der Klassenerhalt. Das können wir packen. Unsere Spieler sind zwar jung, aber sie haben großes

Potenzial – und einfach unheimlichen Hunger auf Erfolg.“ Hat Johnnie noch auf etwas Anderes Appetit? „Oh, yes! Ich liebe German Schnitzel!“ Keine Frage: Er ist ein richtiger Wolf. Die Punktejagd kann weitergehen!


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