23. Februar 2016 | 14:41 | 23.02.2016
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Chefs überwachen mit App Gesundheit der Mitarbeiter Von K. Wolfensberger - Wer gesund ist, leistet mehr. Firmen möchten daher Mitarbeiter mit Gesundheits-Apps zu mehr Sport antreiben. Doch das birgt Probleme mit dem Datenschutz. Ob Joggen mit Runtastic oder Kalorien zählen mit EBalance: Viele Schweizer setzen auf Sport- und Abnehm-Apps, um fitter zu werden. Nicht nur die Hersteller von Fitness-Anwendungen oder Gadget-Produzeten à la Fitbit hoffen durch das steigende Gesundheitsinteresse der Bevölkerung auf ein gutes Geschäft. Firmen jeder Art möchten die neuen Tools verwenden, um ihre Mitarbeiter zu mehr Bewegung zu motivieren. Die Überlegung: Wer mehr Sport macht, wird seltener krank und leistet dadurch mehr. In den USA gehen Unternehmen dabei besonders weit. So sammelt der Detailhändler Wal-Mart mit Hilfe einer IT-Plattform der Firma Castlight Healthcare Daten über seine Mitarbeiter. Die Plattform, auf der die Angestellten Informationen zu ihrer körperlichen Verfassung preisgeben, soll ihnen helfen, ihren Gesundheitszustand zu optimieren. Neigt eine Person zu Übergewicht, erhält sie Tipps, wie sie ihr Gewicht reduzieren kann. Dank Healthscore zu mehr Gesundheit So weit wie in Amerika gehen Firmen in der Schweiz noch nicht. Doch den Trend zu mehr Gesundheitsapps gibt es auch hierzulande. Ein wichtiger Anbieter auf diesem Feld ist die Firma Dacadoo mit Sitz in Zürich. Ihr Hauptprodukt: Ein Fitness-Portal inklusive Mobiltelefon-Anwendung, auf dem die Nutzer ihre Angaben zu Geschlecht, Alter, Grösse und Gewicht eingeben. Aus diesen Daten berechnet Dacadoo einen «Healthscore», der den Gesundheitszustand des Nutzers in
Die Schweizer App Dacadoo setzt hier eher auf die Kooperation mit anderen Firmen. Zu ihren Kunden gehört eine deutsche Klinikgruppe.
einem Wert zwischen 1 und 100 ausdrückt. Treibt ein Nutzer viel Sport und isst er gesund, kann er den Score verbessern. Es gilt: je höher, desto besser. Besonders im Visier hat das 2010 gegründete Unternehmen Dacadoo das Firmengeschäft. Ein Kunde ist zum Beispiel die Recura-Kliniken-Gruppe, die in Ostdeutschland verschiedene Kliniken und Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialbereich betreibt. Mediensprecherin Mandy Mehlitz sagt zu 20 Minuten, ihr Betrieb erhoffe sich durch den Einsatz der App mehr Aktivität der Mitarbeiter sowohl während der Arbeit als auch in der Freizeit. Dabei ermögliche Dacadoo den Mitarbeitern, sich gegenseitig zu vergleichen, was zu Höchstleistungen ansporne. Wer die App nicht nutzen möchte, sei dazu allerdings nicht verpflichtet, der Einsatz sei freiwillig.
Problem Datenschutz Doch dürfte es vielen Verweigerern nicht nur um mangelnde Lust an der Bewegung, sondern auch um Bedenken bezüglich des Datenschutzes gehen. Der Fall Wal-Mart zeigt: Je umfangreicher die über einen Mitarbeiter gesammelten Daten, desto genauer lässt sich bestimmen, welche Erkrankungen er in Zukunft haben könnte. Nicht jeder möchte diese Informationen mit seinem Arbeitgeber teilen. Doch Mehlitz beruhigt: «Auf Dacadoo-Nutzerdaten haben wir keinen Zugriff.» Name und dazu passende Daten seien bei Dacadoo ausserdem so gespeichert, dass sie sich nicht zuordnen liessen. Die Anonymität sei somit gewahrt, es gehe einzig darum, die Angestellten mehr für Sport zu begeistern. Manuel Heuer von Dacadoo bestätigt: «Partnerfirmen haben keinen Zugang und erhalten die
persönlichen Mitarbeiterdaten nicht.» Wer die App nutzt, erteilt Dacadoo allerdings die Erlaubnis, die eigenen Daten weiterzugeben und zu verwenden. Das dürfte vor allem Pharmafirmen oder Krankenkassen interessieren. Die Daten der Nutzer eignen sich für die Erstellung von Prognosen über den Gesundheitszustand grösserer Gruppen. App-Betreiber wie Dacadoo können die Daten daher Konzernen für die Marktforschung verkaufen. Silvia Böhlen, Mitarbeiterin des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten, rät Konsumenten und Angestellten vor dem Verwenden von Gesundheitsapps dazu, sich genau zu informieren, wer Zugriff auf die Daten erhält. Von Firmen wiederum fordert sie, diese Information transparent zu kommunizieren.