distanzlos, unnahbar

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distanzlos, unnahbar eine Ausstellung des Kunstverein gegenwart e.V. mit Werken von Manja Ebert Katrin Herzner Laura Mareen Lagemann + Lena Dues Linda Perthen Silke Schwarz


distanzlos, unnahbar. Kunstverein gegenwart. e.V.

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Inhaltsverzeichnis

ÜBER PRIVATHEIT, ÖFFENTLICHKEIT, UND DAS, WAS DAZWISCHEN LIEGT Johanna Laub

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DER BLICK DER ANDEREN When porcelain realizes it is beyond transparent walls von Laura Mareen Lagemann + Lena Dues Elisabeth Würzl

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ÜBER DIE UMKEHRUNG VON KONTROLLINSTANZEN Abseits von Manja Ebert Julia Sterr

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DAS PRIVATE AUF DEN TISCH LEGEN. EIN INTERVIEW MIT KATRIN HERZNER lauschen (jetzt, 7 Stunden später am Tag) von Katrin Herzner Nora Höhne und Anne Wriedt

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VERSTECKEN UND VERSCHWINDEN D-18374 von Linda Perthen Daniel S. M. Pizarro

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ÜBER DIE FOTOGRAFISCHE KONSTRUKTION VON IDENTITÄT Home von Silke Schwarz Nora Höhne

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Jessica Laxa Vorsitzende

Elisabeth Würzl Stellvertretende Vorsitzende

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Mit der dritten Jahresausstellung distanzlos, unnahbar zeigt der Kunstverein gegenwart e.V. vom 17. April bis 08. Mai 2015 im Pöge-Haus zeitgenössische Positionen, die sich künstlerisch mit dem Thema Privatheit auseinandersetzen. Konzeptioneller Ausgangspunkt für die Ausstellung waren die fortschreitenden Verschmelzungen von Öffentlichem und Privatem, die eine neue Definition von Distanz und Nähe fordern, deren Grenzen verschwimmen und zunehmend ineinandergreifen. Mittels performativer, fotografischer und filmischer Positionen sollen die entrückten Verhältnisse der räumlichen Vorstellung erweitert und die Grenzüberschreitungen zwischen Innen und Außen, Öffentlichem und Privaten visualisiert werden. In der dritten Tagung des Kunstvereins, RaumKunst und KunstRäume, am 18. April 2015 im Galerie Hotel Leipziger Hof wird auf die neue Wahrnehmung des Raumes ebenso Bezug genommen. Die Tagung wird einen thematischen Schwerpunkt auf Räumlichkeit in Kunstwerken und auf raumbezogene Objekte legen und sich methodisch mit dem ‚Spatial Turn‘ der Kunstgeschichte und neueren Methoden der Kultur- und Sozialwissenschaften auseinandersetzen. Ein besonderer Dank richtet sich an die Sponsoren der Ausstellung und Tagung – die Stadt Leipzig, das Studentenwerk Leipzig – sowie an den Pöge-Haus e.V. und das Galerie Hotel Leipziger Hof, ohne deren Unterstützung die Realisierung nicht möglich gewesen wäre. Zudem bedankt sich der Kunstverein gegenwart e.V. bei den Künstlerinnen Manja Ebert, Katrin Herzner, Laura Mareen Lagemann + Lena Dues, Linda Perthen und Silke Schwarz sowie bei allen HelferInnen und UnterstützerInnen vor und während der Ausstellung.

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Vorwort


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Über Privatheit, Öffentlichkeit, und das, was dazwischen liegt Johanna Laub Als „right to be let alone“ definierten bereits 1890 die Juristen Samuel Warren und Louis Brandeis das Recht des Menschen auf Privatsphäre.1 Die Entscheidungsfreiheit, mit sich alleine zu sein, sich unverfälscht zu erfahren, abgeschirmt von fremden Blicken, macht Privatsphäre für uns aus. Im Gegensatz dazu steht die Öffentlichkeit, ein Bereich, dessen Zugänglichkeit wir nicht kontrollieren können und in dem wir – unseren Mitmenschen gegenüber – unweigerlich einen Teil von uns preisgeben. Privatsphäre und Öffentlichkeit sind dabei immer auch mit unserer persönlichen Identität verbunden, die als vermittelnde Instanz zwischen authentischer Selbstwahrnehmung im Privaten und einer schützenden Anpassung in der Öffentlichkeit steht.2 Selten lassen sich die Begriffe jedoch so deutlich wie in der Theorie abgrenzen; stattdessen überschneiden sich Privates und Öffentliches in der Praxis ständig: „Es scheint vielmehr, als lebten wir in einem Kontinuum zwischen den beiden Extremen Privatheit und Öffentlichkeit, deren Sphären sich alternierend ausdehnen und schrumpfen, pulsierend gleichsam von Situation zu Situation.“3 Die subtilen Übergänge zwischen Privatem und Öffentlichem spüren wir meist intuitiv, doch wo wir diese Grenzen ansetzen, ist abhängig von vielfältigen, oftmals subjektiven Faktoren. Die Kultur und Gesellschaft, von der wir geprägt sind, urbane Strukturen, Wohnsituation, Erfahrungswerte und Erwartungshaltungen etc. – all das nimmt Einfluss darauf, wie wir Privatheit und Öffentlichkeit bestimmen und welche Verhaltensweise wir in unterschiedlichen Momenten an den Tag legen.4 Gleichzeitig unterliegt die Wahrnehmung dieser Sphären den Veränderungen innerhalb eines geschichtlichen Wandels. Noch im 20. Jahrhundert existierten völlig andere Vorstellungen von Privatsphäre. Die meisten Menschen kannten nur eine enge Verschmelzung von Arbeit und Leben, bei der die Unterscheidung zwischen Privatem und Öffentlichem nahezu obsolet war. Dazu trugen auch die prekären Wohnverhältnisse vieler Menschen bei – wo sich bestenfalls Familienmitglieder, häufiger auch Fremde, nicht nur eine Wohnung, sondern ein Zimmer oder gar ein Bett teilten, gab es keine Privatsphäre, wie wir sie heute in Westeuropa kennen. Erst als im Zuge gesellschaftlicher Umbrüche durch die industrielle Revolution die Arbeit zunehmend in den Außenbereich verlegt wurde, konnte der Wohnraum zur Privatangelegenheit werden, zu einer geschützten Sphäre. Durch Wirtschaftsaufschwung und modernisierte Stadtplanung vergrößerten sich allmählich die Wohnflächen und damit auch die Möglichkeiten für den Einzelnen, sich zurückzuziehen.5 In anderen Kulturkreisen der Welt ist jedoch nach wie vor eine enge Verbindung von Arbeit und Familie zu beobachten. Öffentlichkeit und Privatheit stellen dort längst keine diametral gegenübergestellten Konzepte dar. Erst angesichts dieser enormen Vergrößerung der Privatsphäre lässt sich verstehen, welchen Stellenwert das Private mittlerweile für uns einnimmt. Dort, wo dieser Bereich ehemals zugunsten einer permanenten Öffentlichkeit fast gänzlich zurückgedrängt war, wird diese nun zunehmend vom Privatleben dominiert. Der Soziologe Richard Sennett schreibt bereits 1977 „Vom Verfall und Ende des öffentlichen Lebens“. In seinem gleichnamigen Werk beobachtet er die gesteigerte Fixierung der Menschen auf ihr


1 — Schaar, Peter: Das Ende der Privatsphäre. Der Weg in die Überwachungsgesellschaft. München 2009, S. 23. 2 — Vgl. Hitzler, Ronald: Und Adam versteckte sich. Privatheit und Öffentlichkeit als subjektive Erfahrung. In: Soziale Welt 36, 1985, S. 503-518, hier S. 509. 3 — Ebenda, S. 503 f. 4 — Vgl. Gräf, Dennis/Halft, Stefan/Schmöller, Verena: Privatheit. Zur Einführung. In: Gräf/Halft/Schmöller (Hg.): Privatheit. Formen und Funktionen. Passau 2011, S. 11. 5 — Vgl. Ebenda, S. 12 f. 6 — Sennett, Richard: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität. 2. Aufl. Berlin 2008, S. 22. 7 — Britischer Geheimdienst spionierte Millionen Yahoo-Webcams aus. In: Zeit Online [27. Februar 2014]. URL: <http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2014-02/gchq-yahoo-spionage> (21.02.2015, 18:34). 8 — “Freiheit bedeutete kontrollierte Freiheit.“ In: Zeit Online [18. November 2004]. URL: <http://www.zeit.de/2004/48/freiheit> (27.02.2015, 16:12).

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Selbst und die Auswirkungen dieser Obsession auf die öffentliche Sphäre. Während „das öffentliche Leben zu einer Pflicht- und Formsache“ wird, konzentrieren wir uns stattdessen auf uns selbst, auf der Suche nach „einem Spiegelbild, nach dem, was an unserer Psyche, an unseren Gefühlen authentisch ist“.6 Diese Hinwendung zum Privaten führe laut Sennett auch dazu, dass das öffentliche Leben bei vielen Menschen nur noch Interesse wecken kann, wenn sich hinter einer gesichtslosen Öffentlichkeit, wie beispielsweise der Politik, das Persönliche und Intime offenbart. Unser Privatleben ist heute mehr denn je Gegenstand der öffentlichen Beobachtung geworden – und wird gleichzeitig von uns freiwillig der Öffentlichkeit preisgegeben. Komplexer ist diese Wechselbeziehung noch durch die Einführung eines virtuellen Raums in unser Alltagsleben geworden. Wenngleich sich die meisten bewusst sind, sich mit jedem Klick transparenter zu machen, sind die wenigsten dazu bereit, die unbequemen Konsequenzen daraus zu ziehen. Datensammlungen konstruieren ein genaues Bild von unseren Vorlieben und Verhaltensmustern; Kameras zeichnen unsere Routen nach. Privates bleibt nicht privat, wie zahllose Abhörskandale oder Hackerangriffe gezeigt haben, beispielsweise der Zugriff des britischen Geheimdienstes auf Millionen von Webcams.7 Wie kann es sein, dass wir angesichts solcher massiver Verletzungen der Privatsphäre nicht in der Lage sind, uns wahrhaftig zu empören? Die Philosophin Beate Rössler sieht diese Unberührtheit der Masse darin verhaftet, dass wir unsere private Selbstbestimmung mehr schätzen als unsere öffentliche, demokratische Autonomie und dementsprechend nicht bereit genug sind, diese Freiheit zu verteidigen, selbst wenn wir sie bedroht sehen.8 Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen ist eine Verunsicherung aufgetreten, ob sich das Verständnis von Intimsphäre, Privatheit und Öffentlichkeit grundsätzlich wandeln wird. Müssen die Grenzziehungen angepasst oder aber vehementer abgesteckt werden? Mit einigen dieser Verschiebungen schreiben wir uns sicherlich in einen historischen Prozess ein – andere Vor- oder Verstöße müssen vielleicht nicht akzeptiert werden.


Der Blick der Anderen Elisabeth Würzl

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Lena Dues (*1989), seit 2015 Meisterschülerin in der Klasse für Bildhauerei von Henk Visch, Kunstakademie Münster, lebt und arbeitet in Münster und Berlin Laura Mareen Lagemann (*1989), seit 2014 Meisterschülerin in der Klasse für Bildhauerei von Henk Visch, Kunstakademie Münster, lebt und arbeitet in Münster

Verteilt auf 4 Quadratmetern gruppieren sich in Fruchtnetze eingehüllte Porzellanschalen, ein transparenter Vorhang sowie eine mit Wasser gefüllte Plastikflasche, die auf einem Stein abgestellt wurde. Die Schalen wirken als seien sie zum Verkauf ordentlich aufgereiht worden, während die Flasche auf eine Person verweist, die sie gerade noch benutzte (Abb. 1). When porcelain realizes it is beyond transparent walls von Lena Dues und Laura Mareen Lagemann entstand während einer Studienreise 2014 nach Peking. Die beiden Studentinnen der Kunstakademie Münster visualisieren in der installativen und performativen Arbeit Beobachtungen, die sie sowohl auf der Straße als auch in ihrem sozialen Umfeld in China machten. Das Privatleben, wie wir es aus Westeuropa kennen, scheint nach anderen Regeln zu verlaufen. In der extremen Enge der Großstadt gehören die wenigen Quadratmeter vor den Häusern noch zum Wohnzimmer. Der private Bereich wird häufig nur von transparenten Vorhängen oder blickdurchlässigen Wandkonstruktionen abgeschirmt; tagsüber Verkaufsraum, entsteht abends an selber Stelle die Schlafstätte der Familie. Die Künstlerinnen greifen diese räumliche Situation in ihrer Arbeit auf. Dues fängt vor allem Beobachtungen der Alltagskultur

Abb. 1: Lena Dues, When porcelain realizes it is beyond transparent walls, 2014 Vorhang, Pflasterstein, Plastikgefäß, Wasser, Porzellanschalen, Schaumhülsen (Wassermelone, Apfel, Naschi). Abb. 2: Lena Dues, When porcelain realizes it is beyond transparent walls, 2014 Porzellanschalen, Schaumhülsen (Wassermelone, Apfel, Naschi). Abb. 3: Laura Mareen Lagemann, When porcelain realizes it is beyond transparent walls, 2014 Performance, Modelliergips-Pulver, Pinsel, Schwamm, Wasser.

ein, indem sie Objekte auf den Straßen Pekings einsammelte und deren Materialität sich räumlich gegenübertreten lässt. Damit verweist sie sehr sensibel, mit dem Ansatz einer Forscherin, auf die dahinterliegende Kultur. Lagemanns Performance erweitert den Raum der Installation: Ganz in sich versunken pudert sie ihre Beine mit Modelliergips ein, ein Material, das in der Pekinger Hochschule allgegenwärtig war und symbolisch für die perfekt geformten Skulpturen der chinesischen Studierenden steht (Abb. 3). Der Gips lässt ihre Beine porzellanweiß werden. Mit einem kleinen Schwamm, befeuchtet mit dem Wasser aus der Plastikflasche, legt sie nun punktgenau rote Poren an ihren Beinen frei (Abb. 4). Dabei zeigt sie nackte Haut und lässt dennoch keinen erotischen Moment zwischen Betrachter und Performerin entstehen. In 30 Minuten erlaubt sie uns einen voyeuristischen Blick und macht sich dabei nicht zum Objekt der Begierde. Ohne anzuprangern oder obszöne Gesten zu verwenden stellen die Künstlerinnen den Betrachter vor die Frage, was für uns Privatheit bedeutet, wo ein Draußen aufhört und ein Drinnen beginnt. Bei der Betrachtung der Arbeit wird deutlich, wie unterschiedlich sich unsere westeuropäische Sicht auf Privatheit und öffentlichen Raum im






f Abb. 4: Laura Mareen Lagemann, When porcelain realizes it is beyond transparent walls, 2014, Performance, Modelliergips-Pulver, Pinsel, Schwamm, Wasser.

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als auch auf die wie Kostbarkeiten aufgebahrten Früchte am Markt – tritt in den Vordergrund, drängt sich jedoch nicht auf und unterstreicht den kurzen Augenblick der Intimität.

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Vergleich zur Auffassung von Privatsphäre in anderen Ländern manifestiert. Die Verschmelzung von Ladenfläche und Wohnraum in China muss nicht zwangsläufig aufgrund der großen physischen Nähe auf eine Einschränkung der Persönlichkeitsentfaltung hindeuten, jedoch scheint es in unseren Augen schwierig zu sein, in dieser Wohnsituation der individuellen Gestaltung Platz einzuräumen. When porcelain realizes it is beyond transparent walls öffnet einen sehr privaten Einblick in das alltägliche Leben einer uns meist fremden Kultur und rutscht dabei weder in ein schaulustiges noch wissenschaftlich analysierendes Moment ab. Der Betrachter kann Lagemann bei der Durchführung einer scheinbar banalen Tätigkeit zusehen, die mit Aspekten der intimen Sicherheit und der eigenen Wahrnehmung in der Öffentlichkeit spielt. Sie führt den Betrachter in einen privaten Moment ein, dem er wie ein Familienmitglied beiwohnt, und lässt einen kurzen Augenblick der Vertrautheit zu. Dazu wählt Dues gezielt Objekte aus, die in ihrer Schlichtheit eine kluge und wohl überlegte Anordnung offenbaren. Die sinnlich-ästhetische Eigenschaft der gewählten Materialien – wie zum Beispiel der Porzellanschalen, welche sowohl auf die nackte Haut der Performerin verweisen,


Über die Umkehrung von Kontrollinstanzen Julia Sterr

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Manja Ebert (*1983), 2007–2015 Studium Visuelle Kommunikation, Kunst & Medien mit Schwerpunkt Videokunst und Installation, Universität der Künste Berlin, lebt und arbeitet in Berlin

Manja Eberts Videoarbeit Abseits zeigt ein skurriles Szenario auf einem großen Feld: Vier uniformierte Polizisten, zwei Frauen und zwei Männer, spielen neben einer Grünfläche mit einem Stein Fußball. Im Hintergrund steht der Dienstwagen spontan abgestellt mit offener Beifahrertür am Wegrand. Anlass dieses Szenarios war die Eröffnung des Tempelhofer Feldes in Berlin. Der ehemalige Flughafen Tempelhof wurde 2008 endgültig geschlossen und schließlich am 8. Mai 2010 für Besucher wieder geöffnet. Dort befindet sich jetzt eine große innerstädtische Grünfläche, die der Bevölkerung als beliebtes Erholungsgebiet dient. Mit über 200.000 Besuchern war die Eröffnung stark frequentiert und die Polizeipräsenz dementsprechend groß.1 Allerdings konnten sich die vier Beamten aufgrund einer entspannten und friedlichen Stimmung an diesem Tag dem Fußballspielen hingeben. Manja Ebert befand sich währenddessen auf einem der Aussichtstürme des Tempelhofer Feldes, beobachtete das Schauspiel und hielt es filmisch fest. Die Videoinstallation zeigt ausschließlich das Spiel der vier Polizisten, jedoch keine Besucher. Die ‚Spieler‘ verschwinden am Ende des Videos aufgrund der Spielfeldverlagerung aus dem Blickfeld, da sich die Aufnahme nicht

g Abb. 1: Manja Ebert, Abseits, 2010, Filmstills.

mit den handelnden Personen bewegt. Bei genauerer Betrachtung wird in der Mitte des Videos ein weiterer Polizist erkennbar, der aus der Beifahrerseite des Dienstwagens aussteigt, nach kurzer Zeit aber wieder darin verschwindet. Manja Eberts Arbeit versprüht eine gewisse Ironie. Die strenge Ansicht, dass uniformierte Polizisten ihre Autorität zu wahren und während ihres Dienstes den Pflichten als Gesetzeshüter nachzugehen haben, wird in diesem Video aufgebrochen. Abseits der Frage, ob Polizisten die Erlaubnis haben während des Dienstes einer Freizeitbeschäftigung nachzugehen, wird es viel wichtiger, dass „die Damen und Herren Staatsdiener aus ihrer Rolle fallen und in der Situation mehr Mensch als respektvoller Amtsträger sind“2 Die sonst oft so unnahbaren und in einer Rolle verhafteten Polizeibeamten werden auf einmal greifbar, sympathisch und entwickeln eine individuelle Persönlichkeit. Ihre bisher gefestigte Autorität wird teilweise abgelegt. Es handelt sich hierbei um Menschen, die hinter einem streng anonymisierenden Kostüm hervortreten. Zudem greift der Titel der Arbeit Manja Eberts das Absurde und gleichzeitig Witzige des Geschehens auf und beschreibt im weiteren Sinn die stattfindende Handlung. Der gesamte Ablauf wirkt mitunter




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1 — Vgl. Jacobs, Stefan: Tempelhofer Park wird im Mai eröffnet [08.04.2010]. URL: <http://www.tagesspiegel.de/berlin/ehemaliger-flughafen-tempelhofer-park-wird-im-mai-eroeffnet/1785128.html> (24.02.2015, 12:48). 2 — Manja Ebert, 17. Februar 2015. 3 — Vgl. Website Manja Ebert. URL: <http://cargocollective.com/manjaebert/MANJA-EBERT> (24.02.2015, 15:10).

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wie eine kleine inszenierte Aufführung. Die vier Polizisten werden zu einem Team, das gemeinsam auftritt und gegen Ende hin das Spielfeld/die Bühne wieder verlässt. Dieser Eindruck verliert sich allerdings durch die persönlichen Aspekte wie den offenen Hosenbeinen eines Polizisten und dem Körperkontakt am Ende des Videos. Die Installation zeigt die Befreiung vom strikten Regelwerk des Beamtentums und somit die Umkehrung von Kontrollinstanzen. Diese Grenzüberschreitung weckt Interesse. Durch einen voyeuristischen Charakter des Videos schafft es der Betrachter trotz der Uniformen eine Identifikation mit den Protagonisten herzustellen. Manja Ebert beschäftigt sich in ihren aktuellen Arbeiten häufig mit den Bereichen Musik, Theater und Popkultur. Abseits zählt zu ihren früheren Videoarbeiten, wobei sie sich in dieser Zeit sowohl in der Architektur als auch im menschlichen Sinn mehrmals mit dem Blick hinter die Fassade beschäftigte.3


Das Private auf den Tisch legen. Ein Interview mit Katrin Herzner Nora Höhne und Anne Wriedt

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Katrin Herzner (*1979), 2000–2006 Staatsexamen Kunsterziehung und Geographie, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Katrin Herzner lebt und arbeitet überall und befindet sich zurzeit im Rahmen des iaab-Stipendienprogramms der Christoph Merian Stiftung Basel in Fremantle, Westaustralien. Seit März 2012 ist sie ohne festen Wohnsitz. KG: Deine Arbeiten sind sehr stark auf dich bezogen, du arbeitest mit deinem Körper, lässt dich überwachen. Es scheint so, als würde sich bei dir die (imaginäre) Grenze zwischen Kunst und Leben immer mehr auflösen. Ist deine Kunst für dich auch etwas sehr Persönliches? KH: Ich mag den Gedanken von Reduktion auf das Wesentliche und finde ihn diskussionswürdig. Es ist ökonomisch, aus dem eigenen Leben Kunst zu machen und Leben aus der Kunst zu machen: Man braucht weder Atelier, noch Wohnraum, noch Lagerraum oder Materialien – man muss nur leben. Und das ist ohnehin das Einzige, was man ganz sicher immer bei sich hat, so lange es relevant ist. Dass der Körper dabei in den Mittelpunkt rückt, ist relativ naheliegend – er ist ein wichtiges Instrument und Speichermedium. Irgendwann hat mich der Berliner Galerist Christian Ehrentraut in einem zufälligen Gespräch als ‚Living Sculpture‘ bezeichnet. Das war einer jener Impulse der Welt, die mich dazu gebracht haben, besser zu wissen, wie es von außen aussieht, wenn ich eine Linie gehe, und zu verstehen, was gesehen wird, wenn ich

g Abb. 1: Katrin Herzner, Zelten bei K. für Babysitten, Projekt ‚wohnungslos‘ 2012–2015, Sommer 2012.

durch die Monologe und zuletzt als ‚Living Catalogue‘ zeige, was passiert ist und wie es sich im Hier und Jetzt befindet. KG: Was bedeutet Privatsphäre für dich und für deine Kunst? KH: Ich bestimme, wie viel von mir zur Verfügung steht. Und wenn ein Teil der Privatsphäre ein Teil meiner Kunst wird, dann lege ich ihn eigenhändig auf die Hauptverkehrsstraße und er wird Teil der Öffentlichkeit. Wenn jemand das Gefühl hat, er entdecke einen verwinkelten Hinterhof, dann hat er als Betrachter natürlich auch Recht, aber ich sehe es nicht so. KG: Wie hat sich dein Verhältnis zu Privatheit durch deine Kunst verändert? KH: In meinem Fall ist der Umgang mit der Kunst – und damit einem Platz mit Öffentlichkeit – wohl der Grund, warum das Thema nicht hinter verschlossener Tür passiert, sondern auf dem Tisch liegt und angeschaut werden kann. Das auf den Tisch legen ist eine spannende Beobachtung für mich und nimmt seinerseits wieder Einfluss auf das Gefühl der Grenzen meiner Privatsphäre. Ich versuche allerdings, beim Einblick auf meine veröffentlichte Privatsphäre beim Angebot zu bleiben. Jeder Mensch darf auch nicht




KG: Welche Rolle spielt für dich Grenzüberschreitung, ist sie Antrieb, spielt Angst eine Rolle? KH: Es gibt unzählige Nuancen von Angst. Und wenn es von hell ausgeleuchtet (wacher Zustand) nach pappschwarz (Todesangst) geht, würde ich sagen, dass ich sie bis zu einem relativ dunklen Grad genieße. Sie beansprucht meine Sinnesorgane, der Körper reagiert, regelt die Sinnesorgane nach, schaltet den Verstand ein und bringt Licht ins Dunkel. Aber wenn es mir zu undurchsichtig wird, dann kommt die Grenze in mir drin, und ich kehre um. Da die Grenze an der Wahrnehmung hängt, kann sie je nach Tagesverfassung an einem anderen Punkt auftreten. Ich überschreite sie nicht, sie verschiebt sich nur. Ich beobachte das aufmerksam. KG: Welche Bedeutung hat das Performative für dich? KH: Ich habe vor einiger Zeit beschlossen, die Entscheidung darüber, was ich eigentlich produziere, den Kunstwissenschaftlern und anderen zu überlassen, denen es Freude bereitet, das zu entscheiden. Jeder Austausch in jeder Umgebung ist

hilfreich, solange die Beteiligten etwas davon haben und ihre Wahrnehmung dazu beisteuern können und wollen. Inzwischen komme ich auch damit klar, dass die Performancewelt mich, als das was ich bin, gerne bei sich hat. KG: Gibt es Projekte, die du unbedingt verwirklichen möchtest, oder entsteht deine Arbeit eher spontan und intuitiv? KH: Das Projekt Australian Movements, das ich zusammen mit dem Programmierer Wido Wirsam realisiere, ist für die Ausstellung Platzlegen im L6 in Freiburg schon seit längerer Zeit im Prozess (Abb. 4), und wird auch im Internet zu verfolgen sein. So handhabe ich es auch mit der Arbeit Lauschen. Zur Zeit der Publikation dieses Interviews wissen alle Beteiligten bestimmt schon mehr darüber, als ich jetzt gerade. Und sonst: Vor etwa zwei Wochen habe ich festgestellt, dass ich noch 158 Tage in diesem Atelier Zeit habe und für alles, was ich machen möchte, 190 Tage brauche. Dieses Problem lässt sich wie alles mit Ruhe am besten lösen. Zuerst sollte man jedoch Schokolade essen, damit man sich besser konzentrieren kann.

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hinhören oder -sehen, wenn er nicht will. Die Grenze von außen respektiere ich, auch wenn ich sie nicht immer erkennen kann.

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f Abb. 2: Katrin Herzner, M.'s Fenster putzen für Schlafplatz, Projekt ‚wohnungslos‘ 2012–2015, Frühling 2014.


Verstecken und Verschwinden Daniel S. M. Pizarro

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Linda Perthen (*1981), seit 2014 Meisterschülerin in der Klasse für Medienkunst von Alba D´Urbano, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, lebt und arbeitet in Berlin und Neustrelitz

Die Fotostrecke D-18374, die Postleitzahl eines Wohngebietes auf der Ostseehalbinsel Darß, zeigt uns geradezu voyeuristische Hof-, Fenster-, Gartenzaun- und Eingangstüransichten privater Wohnhäuser. Die Künstlerin späht durch Gartenzäune und Hecken hindurch, um Kompositionen in den verschiedenen Objekten zu entdecken, die zum privaten Raum der Bewohner gehören, wie etwa Fenster, Bäume, Sträucher, Kinderspielzeug oder Gartendekoration. Zwar haben diese Ansichten den Anschein, als wären sie konstruiert worden, doch wurden alle Motive tatsächlich so vorgefunden. Sie wirken wie die Kompositionen aus sehr kontrastreichen Objekten. Doch auf den Bildern scheint etwas nicht zu stimmen: Obwohl überhaupt keine Menschen zu sehen sind, haben wir – die Betrachter – das Gefühl, selbst beobachtet zu werden. Spielen wir etwa Verstecken, ohne es zu wissen? Auf einer der Fotografien nähern wir uns dem Haus so sehr an, dass wir sogar die Spiegelung im Fenster erkennen können (Abb. 1) – demgegenüber kann man spüren, dass die Fotografin sich manchmal dennoch nicht recht traut, noch näher heranzukommen (Abb. 2). Auf einem anderen Bild sieht die

g Abb. 1: Linda Perthen, D-18374 (1), 2012, Digitaldruck, 30 x 40 cm. m Abb. 2: Linda Perthen, D-18374 (2), 2012, Digitaldruck, 30 x 40 cm. Abb. 3: Linda Perthen, D-18374 (3), 2012, Digitaldruck, 30 x 40 cm.

Baumsilhouette wie eine Figur aus, die unsere Bewegungen streng überwacht (Abb. 3); sogar die Gartendekorationen stehen wie Wachhunde in Alarmbereitschaft, die nicht wissen, ob wir eigentlich vertrauenswürdig sind (Abb. 4). Die Bildmotive sind von Perthen dabei so raffiniert gewählt, dass die Gegenstände eine gewisse Lebendigkeit erhalten. Schließlich beschleicht einen das Gefühl, dass die scheinbar eigene Präsenz – unsere Anwesenheit als Betrachter – in der Szenerie stört. Gerade auf dem Darß, eine Art Urlaubsparadies, wo die Anwohner und ihre Häuser sich in Bühnenbilder und Requisiten zum Gefallen der Touristen verwandeln, sind wir dennoch nicht willkommen. Man befindet sich hier an der Grenze zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Selbst die Häuser an sich stellen vielmehr beschützende Festungen dar als gemütliche Heime. Unsere Neugier wird zur Bedrohung und gleichzeitig fühlen wir uns von den Hausbesitzern, deren Anwesenheit für uns nicht sichtbar ist, ebenfalls bedroht, denn sie kontrollieren, dass wir diese Grenze nicht überschreiten. Aber warum solche Abgrenzung, warum dieser Rückzug? Und wieso fühlen wir, dass wir in einer verbotenen Zone stehen? Heutzutage gleichen manche Wohnviertel einer Festung, da






f Abb. 4: Linda Perthen, D-18374 (4), 2012, Digitaldruck, 30 x 40 cm.

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1 — Vgl. Bauman, Zygmunt: Liquid Life. New Jersey 2005, S. 73. 2 — Ebenda, S. 76.

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sie weit weg vom Stadtzentrum errichtet wurden. Sie sind, genau wie die Fotografien Linda Perthens zeigen, Bunker gegen unerwünschte Besucher, Eindringlinge, die nicht zum Kreis der oder des Vertrauten gehören. Der Urbanismus-Expertin Nan Ellin zufolge werden Städte immer mehr zu Gefahrenursachen, als dass sie als Zufluchtsorte vor Bedrohungen angesehen werden.1 Das bedeutet, dass die neuen Grenzen heute primär nicht zwischen Ländern errichtet werden, sondern innerhalb der Städte. Ein gutes Beispiel dafür ist ein Wohnviertel nahe Los Angeles in Kalifornien, das sogenannte ‚Desert Island‘, das mit einem Graben von fünf Quadratmetern umgeben ist.2 Am Anfang scheint die Bilderstrecke einfache Darstellungen unterschiedlicher Häuser und Gärten zu zeigen. Ansichten, die uns dazu anregen, die Häuser entdecken zu wollen. Tatsächlich sind sie aber vielmehr Ausdruck von Unnahbarkeit und Verschlossenheit von Menschen, die sich isolieren wollen und die verschwunden sind. Sie verlassen ihre Gärten, ziehen sich zurück. Sie bleiben versteckt, bis man wieder losgeht, um sie weiter ihrem abgeschotteten Leben zu überlassen.


Über die fotografische Konstruktion von Identität Nora Höhne Silke Schwarz (*1985), seit 2013 Klasse für künstlerische Fotografie von Tina Bara, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, lebt und arbeitet in Berlin und Leipzig

g Abb. 1: Silke Schwarz, Home, Brief von Ruby, 2011/12, Text auf Papier. m Abb. 2: Silke Schwarz, Home, Doris, 2011/12, C-Print, 100 x 100 cm. Abb. 3: Silke Schwarz, Home, Richard, 2011/12, C-Print, 100 x 100 cm.

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Home is memory. Home is time. The self. Where one is not questioned. Where one is free. Home is also the world as it lives within us. The past, the present and the future. Doris, Brief aus der Serie Home Die Definition von Identität über die tatsächliche Herkunft eines Menschen scheint heute kaum noch zuzutreffen, da wir uns fast überall auf der Welt eine neue, zweite Heimat schaffen können, zumindest in der sogenannten westlichen, globalisierten Welt, in der Wohlstand dies ermöglicht. Umgekehrt entsteht die Frage, ob die eigene Identität völlig getrennt von unserer Herkunft gedacht werden kann. Die Fotografie kann gerade innerhalb dieses Referenzrahmens als ideales Medium einer Konstituierung von Identität gelten. Zweifellos fällt hier vor allem die Porträtfotografie in den Blick, aber auch die fotografische Untersuchung von Orten, um sich auf die Suche nach diesem unbestimmten Begriff der ‚Heimat‘ zu machen. In ihrer Arbeit Home von 2011/2012 nähert sich Silke Schwarz dieser Thematik nicht nur über die Fotografie an, sondern durch eine vielschichtige Arbeitsweise, die sehr individuelle Begriffe von ‚Heimat‘ generiert. Die Serie entstand während eines einjährigen Aufenthalts in New

York. Das Ergebnis sind Fotografien aus allen fünf New Yorker Stadtteilen, je ein Porträt der Person, Fotografien ihres Lebensumfelds, und ein handschriftlicher Brief, in der sie über ihre Heimat in New York schreibt. Der Arbeit ging ein intensiver Entstehungsprozess voran, der Versuch der Künstlerin, sich als in New York Fremde einigen Bewohnern der Stadt anzunähern und sie zu porträtieren. Die drei ProtagonistInnen der Ausstellung, Ruby, Richard und Doris, leben in Manhattan und haben alle einen künstlerischen Hintergrund; sie sind Schauspieler oder in anderer Weise mit der Bühne verbunden. Wir sehen fast beiläufig wirkende Porträts: Ruby, Richard und Doris in den ihnen vertrauten Räumen, ihre Haustiere, ihre Sammelwut. Die Fotografien gewähren einen so tiefen Einblick in ihre Privatsphäre, dass sie zugleich anrühren und amüsieren, und manchmal sogar unangenehm berühren. Keiner der Porträtierten von Home ist gebürtiger New Yorker – dies war keine von Anfang an gesetzte Vorgabe, sondern ein Ergebnis des Arbeitsprozesses. Sie kamen in die Stadt um eine zweite Heimat zu finden oder ihre Träume zu verwirklichen. Sofort zieht man hier eine Verbindung zum ‚American Dream‘; New York erscheint als prototypischer Ort für dessen Verwirklichung.






f Abb. 4: Silke Schwarz, Home, Ruby, 2011/12, C-Print, 100 x 100 cm.

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und individuelle Annäherung, wie es auch einer der Akteure von Home formuliert: It is not a place; it is an awareness. – Phillip

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Die Stadt besitzt eine Schlüsselfunktion, sie ist ein symbolischer Ort und die globale Wahlheimat schlechthin. Die Auswahl der Ausstellung zeigt nur einen kleinen Teil der Serie: In ihrer Ganzheit ist sie noch vielschichtiger, umfasst alle Stadtviertel New Yorks und alle sozialen Schichten; Migranten aus Osteuropa und Asien, politische Flüchtlinge aus Burma, Ältere ebenso wie Kinder und Weiße genauso wie Schwarze. Die Arbeit ist demzufolge auch als eine umfassende Charakterisierung des urbanen Raums New York zu verstehen, die Stadt der Zuwanderung. Identität und Verortung sind wiederkehrende Themen in Schwarz' Arbeit. Intuitiv ist so eine Trilogie gewachsen. Biografischer Auslöser dafür war die Suche nach der Heimat ihres donauschwäbischen Großvaters, woraus 2011 die Videoinstallation Zurückgelassen – Heimat als Erinnerung entstand. Den zweiten Teil bildet Home, und abgeschlossen wurde sie 2013 von 17qm – Warten auf Heimat, welche die provisorischen Unterkünfte von Flüchtlingen thematisiert. Ein politischer Anspruch bestimmt somit die Werke, ebenso stark sind die Anklänge an die dokumentarische Fotografie und das prozesshafte Arbeiten mit Text und Video. Letztendlich entsteht so keine festgelegte Definition von ‚Heimat‘, sondern eine komplexe


Impressum Die Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung distanzlos, unnahbar des Kunstverein gegenwart e.V. 17. April - 8. Mai 2015, Pöge-Haus, Leipzig Herausgeber: Kunstverein gegenwart e.V. Redaktion: Nora Höhne, Johanna Laub, Jessica Laxa, Daniel S. M. Pizarro, Julia Sterr, Anne Wriedt, Elisabeth Würzl Lektorat: Evelyn Helena Haack, Nora Höhne, Johanna Laub, Jessica Laxa, Elisabeth Würzl Fotos Laura Mareen Lagemann + Lena Dues: Copyright Hubertus Huvermann Gestaltung: Daniel S. M. Pizarro Druck: flyeralarm GmbH, Würzburg

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Ausstellung Konzept: Klara Binnewitt und Anne Wriedt Projektmanagement: Jessica Laxa Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Evelyn Helena Haack und Julia Sterr Finanzen und Controlling: Johanna Laub Künstlerbetreuung: Nora Höhne Kunstvermittlung: Klara Binnewitt und Elisabeth Würzl Aufbau: Teresa Fesl Ausstellungsdesign: Daniel S. M. Pizarro Printed in the EU Auflage: 250 Exemplare Copyright bei den KünstlerInnen und AutorInnen Alle Rechte vorbehalten. Abdruck (auch auszugsweise) nur nach ausdrücklicher Genehmigung durch den Herausgeber.

distanzlos, unnahbar. Kunstverein gegenwart. e.V.

ISBN: 978-3-00-049244-0 Mit freundlicher Unterstützung von

Kunstverein gegenwart e.V. Postfach 50 01 41 04301 Leipzig

info@kunstverein-gegenwart.de www.kunstverein-gegenwart.de




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