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Vater. Das Jahr des Heiligen Johannes Paul II

Eine Reflexion über die Größe dieses Menschen kam nach seinem Heimgehen, als jeder von uns ein kleiner Schein menschlicher Erinnerung war - damals war ich gerade in Krakau und dann in Warschau. Ich war ein Teil der allgegenwärtigen Liebe des Heiligen Vaters und zur gleichen Zeit war ich persönlich ausgezeichnet, denn Johannes Paul berührte mich, er segnete mich und so veränderte er mich, obwohl es später in meinem Leben viele Prüfungen gab, einschließlich Misserfolge und Verluste.

Ende Oktober 1990 war ich in Rom. Im polnischen Heim von Johannes Paul II. in der Via Cassia fand eine historische Konferenz unter dem Motto „Land - Auswanderung” statt, auf der sich Polen aus der Sowjetunion zum ersten Mal mit ihren Landsleuten aus aller Welt trafen. Frau Wanda Gawrońska begrüßte mich privat in ihrem schönen Haus und arrangierte die Teilnahme an der Konferenz.

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Was für eine faszinierende Persönlichkeit ist Wanda Gawrońska! Als die Tochter eines polnischen Vorkriegsdiplomaten der Republik Polen und einer italienischen Mutter hat sie viel für die Unabhängigkeitsbewegung Polens und der Region Osteuropa getan. Ihr Großvater Alfred war der Gründer der berühmten Tageszeitung „La Stampa” und ihr Cousin – ein besonderer Heiliger – Pier Giorgio Frassati. Piotr Jerzy wurde in Turin geboren, stammte aus einer wohlhabenden Familie, rauchte Zigarren, liebte Bergwanderungen, war zu dieser Zeit ein durch und durch zeitgenössischer junger Mann, aber er richtete alle seine Bemühungen darauf, den Bedürftigen zu helfen. Er starb 1925 im Alter von 24 Jahren an der Polioerkrankung. Er gilt als Schutzpatron der Jugend, der Studenten und der Bergwanderer. Am 20. Mai 1990 wurde er von Johannes Paul II. seliggesprochen.

Am nächsten Morgen hatten die Konferenzteilnehmer eine Audienz beim Heiligen Vater, der die Teilnehmer segnete. Während der Audienz begrüßte der Heilige Vater alle herzlich und wandte sich unter anderem an die Polen aus dem Osten und sagte: „Unter uns sind heute Polen, Delegierte von Polen, die in Litauen, Lettland, Weißrussland, der Ukraine, der Tschechoslowakei, Ungarn und Rumänien leben. Sie sind keine Auswanderer. (...) Eure Geschichte ist von einer Tragödie geprägt. Jedoch habt Ihr den Glauben Eurer Väter bewahrt. Es verbindet Euch die Tradition langjähriger heldenhafter Kämpfe um die Wahrung Eurer Nationalität. Ihr seid reich an Erfahrungen im jahrelangen Kampf um die Bewahrung und Stärkung Eurer Identität. Ihr habt Eure Heimat dank Eurer Verbundenheit mit der polnischen Tradition und dem geradezu legendären Patriotismus nie vergessen. Ich freue mich sehr über Eure Freude, dass Ihr hier sein könnt. (…) Wir können stolz auf das sein, was wir haben. Deshalb ist es so wichtig, sich polnisch zu fühlen und sich der polnischen Wurzeln bewusst zu sein, die tausend Jahre zurückreichen und ihre Stärke aus dem christlichen Glauben und der europäischen Kultur beziehen. Das Bewusstsein für diese Beziehungen und gleichzeitig das Bewusstsein für den Wert unserer eigenen Kultur werden uns helfen, uns selbst richtig einzuschätzen und den Respekt für die Kultur anderer Nationen zu stärken. Wir sind verantwortlich für Polen, für das, was es ist und für das, was wir von ihm erhalten und schon erhalten haben.“

Alle waren sehr aufgeregt, während der Audienz versuchten sie, ein paar Worte mit dem Papst auszutauschen, sie gaben ihm Geschenke wie Gemälde, Skulpturen, Alben aus ihren Städten und Ländern. Als ich vor ihm stand, sagte ich in etwa: „Vater, ich habe aus meinem Land nur das mitgebracht, womit ich mich beschäftige...“. Und ich gab ihm eine Reihe der ersten Ausgaben von „Znad Wilii“, die damals noch auf schlechtem, preiswertem Papier hergestellt wurden. Dann geschah ein Wunder. Der Papst lächelte: „Litauen, meine Heimat ...“ – er las den, zu der damaligen Zeit, trotzigen Untertitel der Schrift und sagte: „Und ich weiß mein Lieber, ich weiß, ich las das...“ Er begann mich über Litauen auszufragen. Aber ich stotterte und meine Worte bestanden wahrscheinlich nur aus Floskeln. Der Heilige Vater erkannte meine Aufregung, nahm meine Hand und hielt sie während des ganzen Gesprächs, sprach mit mir wie mit einem Kind. Es waren einfache Worte, die mir tief in Erinnerung blieben. Er sagte, dass er wusste, wie schwierig es für uns sei, dass es keine Kunst ist, unter den herrschenden Bedingungen

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