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Zum Abschied von Robert Szecówka

Das Wetter des Himmels möge stets mit dir sein J. Iwaszkiewicz

Wie kaum ein anderer nahm er die Paradoxe und das Absurde unserer Realität wahr. Er hatte einen ausgezeichneten Sinn für Humor, ungewöhnliche Assoziationen, große Vorstellungskraft und kannte die Welt, Menschen und Literatur. Außerdem war er warmherzig, offen, gelassen sowie auf eine verschmitzte, schelmenhafte Art witzig und aufmerksam.

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Bei jedem Treffen in Kreisen der Polonia sammelten sich die Menschen um ihn herum, man mochte seine Gesellschaft, er konnte immer wieder überraschen, sei es mit einer Anekdote, einer lustigen Neuigkeit, einer ungewöhnlichen Schlussfolgerung, witziger Erzählung oder einem selbst geschriebenen Limerick. „Nichts Fröhliches war ihm fremd” könnte man auf ihn bezogen die berühmten Worte der Humanisten der Renaissance paraphrasieren.

Das Lächeln anderer war für ihn eine Quelle von Freude und Gelassenheit, dadurch fiel es ihm leicht, sämtliche Konflikte und Auseinandersetzungen zu beschwichtigen. Viele Menschen wollten eine von ihm gezeichnete Karikatur besitzen. Er sah auf den ersten Blick das, was anderen entging, und hielt es mit entsprechendem Schwung in einer Zeichnung fest. Er schuf eine ganze Galerie von Portraits – Karikaturen von Vertretern des hamburger Konsulats der Republik Polen, darunter von Generalkonsuln, Künstlern, Wissenschaftlern, Journalisten, führenden Vertretern der Polonia und des Business.

Jede einzelne dieser Zeichnungen enthüllte eine kleine, dennoch wesentliche und kennzeichnende Charaktereigenschaft der porträtierten Person. Eine Eigenschaft, die auf die Einzigartigkeit und Originalität dieses Menschen hinwies. Soczówka war auch Meister von Genreszenen, in den er die negativen Eigenschaften, Fehler und Schwächen seiner polnischen Landsleute nicht bloßstellte, sondern vielmehr zur Reflexion und Selbstkritik anregte. Manchmal benutzte er diese Szenen, um zu mahnen oder behutsam zu warnen.

Er hatte überraschende Ideen und verblüffende Konnotationen. Sie waren stets mit einem zutreffenden, amüsanten Kommentar versehen und wurden zur Quelle von Überlegungen über unsere polnische Kultur. Bei Betrachtung seiner Werke muss man sich zwangsweise Gedanken über die Gegenwart machen. Seine Bilder zeichnen sich durch Zeitlosigkeit und Universalismus aus.

Szecówka lässt sich mit niemandem vergleichen, er war brillant und konnte uns vergnügen und belustigen, vor allem aber sensibilisieren. Er erinnerte an Wichtiges, nannte das Kleinliche, zeigte uns eindeutig und fehlerlos die Quelle unserer Fehltritte und Schwächen. Heute würde er mit Sicherheit das Thema der Pandemie in seinen Zeichnungen ansprechen und die gesamte Vielfalt von komischen, alltäglichen Situationen vorstellen.

Leider verließ uns Robert Szecówka am 5. März dieses Jahres für immer. Er verstarb nach einer langen Krankheit und wurde in Wrocław (Breslau), einer Stadt mit der er jahrelang verbunden war, begraben. Es war die Stadt seiner Jugend, Ort von schönen Erinnerungen und freundschaftlichen Kontakten im Künstlermilieu. (1981 wurde er mit dem Preis der Stadt Breslau und der Auszeichnung von „Solidarność“ ausgezeichnet). Er studierte Architektur an der Politechnika Wrocławska (Technische Hochschule in Breslau), dort fing seine Kariere an. Er zeigte schnell sein Talent als Zeichner und Grafiker und arbeitete für viele Reklameprojekte, darunter als Projektant von Ausstellungen und Bühnengestalter in der Hala Ludowa (Jahrhunderthalle) in Wrocław. Dank der Origina-

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