Ausrüstung
DDoptics mit Sechsfachzoom
Pirsch und Ansitz Das neue Zielfernrohr 2,5-15x50 von DDoptics hat einen sechsfachen Zoombereich. Es ist ein Universalzielfernrohr für Pirsch und Ansitz. Dank Leuchtabsehen eignet es sich auch zum Nachtansitz. Was es leistet, wurde im Labor und der Praxis erprobt.
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Ein sechsfacher Zoombereich erweitert in der Regel den Vergrößerungsbereich nach oben. Im mittleren und weiten Entfernungsbereich hat das bei einem Universalzielfernrohr sicherlich seine Vorteile. Eine höhere Vergrößerung ist gleichzusetzen mit mehr zu sehen, Einzelheiten besser erkennen und punktgenau anhalten zu können. Auf weite Entfernungen fällt auch eine Haltepunktkorrektur leichter. Ferner kann man mit der höheren Vergrößerung auch kurz vor dem Schuss nochmals gut ansprechen. Zittert man auf dem Wildkörper mit dem Absehen nur so herum, dann unterbleibt der Schuss. Dies ist viel einfacher festzustellen mit hoher Vergrößerung als mit niedriger. „Zittern“ tut man aber auch bei geringer Vergröße-
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Text: Roland Zeitler; Fotos: Karl-Heinz Volkmar (1), Roland Zeitler (3)
rung, nur fällt es da weniger auf. Gerade von 12- auf 15fach ist der Sprung groß. Man erkennt – ausreichend Licht vorausgesetzt – mit 15-fach deutlich mehr als mit 12-fach. Eben viel mehr als es die um „3“ erhöhte Vergrößerung vermuten lässt. Das neue Zielfernrohr 2,5-15x50 von DDoptics ist sicherlich ein sehr universelles Zielfernrohr für Pirsch und Ansitz. Für die Drückjagd wäre es keine gute Wahl, da das Sehfeld zu gering ist. Gerade das 50 mm starke Objektiv ist äußerst universell. Es macht das Zielfernrohr nicht zu klobig oder zu volumig, und das Gewicht kann in noch angenehmen Grenzen gehalten werden. Das Zielfernrohr ist durchaus führig und passt auch zu einer leichten Kipp-
laufbüchse. Auf der anderen Seite eignet es sich gerade für geringes Licht in der Dämmerung oder bei der Nachtjagd. Speziell für mitteleuropäische Jagdverhältnisse bietet das Zielfernrohr hohe Universalität, eben von der Rehbockjagd im Frühjahr bis zum Sauenansitz in der Nacht.
Universalzielfernrohr Das 36,2 cm lange und 648 g schwere Zielfernrohr besitzt ein einteiliges, ausreichend starkes Aluminiumrohr, das kratzfest harteloxiert wurde. Die Oberfläche ist samtmatt. Das passt gut zu hochwertigen Waffen. Der fein gerillte Vergrößerungswechsler mit Nocken benötigt für den gesamten Vergrößes XX/2010
rungsbereich eine halbe Umdrehung. Er läuft nicht sehr leicht, dafür aber geschmeidig und gleichmäßig. Bei großer Kälte (Prüftemperatur –20 °C) ließ er sich jedoch kaum bewegen. Das Zielfernrohr ist mit einer Dioptrien-Schnellverstelllung mit Steilgewinde ausgestattet. Sie lief leicht und geschmeidig. Das gilt auch für den hohen Kältebereich. Erfreulich der große Dioptrien-Verstellbereich von +/– 3 Dioptrien. Besonders der Minusbereich ist bei geringem Licht und Kurzentfernungen wichtig. Das Okularende wurde mittels Gummiring entschärft. Die Absehen-Klick-Verstellung befindet sich unter Abdeckkappen. Je Klick wird das Absehen um ¼ MOA (1 MOA = 29,1 mm auf 100 m) verstellt. Eine Prüfung ergab, dass die Absehenverstellung korrekt und sehr wiederholgenau arbeitete. Die Skala ist nullbar. Im Absehenverstellturmbereich wurde das sonst 30-mm starke Mittelrohr formschön verstärkt. Damit hat man mehr Platz für die Mechanik und das Innenrohr. Der Absehenverstellbereich von 175 cm/100 m für Höhe und Seite ist für Jagdzwecke mehr als ausreichend. Am Mittelrohr befindet sich ein gut gehender Parallaxenausgleich mit einem Bereich von 20 m bis unendlich. Neben der Parallaxenfreiheit auf die eingestellte Entfernung (ergibt keine Treffpunktverlagerung bei Schiefeinblick) wird auch mit der Parallaxenjustierung die volle Schärfejustierung aus der Optik herausgeholt.
Einfach und praktisch Die Leuchteinheit mit 8 mm Bauhöhe befindet sich auf dem Okular. Das Leuchtabsehen (Leuchtpunkt) für Tag und Nacht lässt sich rastlos in elf grob unterteilten Leuchtstufen regeln. Es wird jeweils von geringster zu höchster Leuchtstärke gedimmt. Zwischenstufen oder ein Abschalten bei den einzelnen Stufen gibt es nicht, ebenso keine elektronisch geregelte Abschaltung. Die Leuchtstärke muss nach einem Abschalten stets manuell von Neuem einreguliert werden. Ein- und Ausschalten verursacht einen leisen Klick, der aber nicht jagdstörend war. Das Fadenkreuz im Absehen Nr. 4 ist durchgehend. Erst nach Einschalten des Leuchtabsehens erscheint der Leuchtpunkt in FadenXX/2010
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Foto: Roland Zeitler
Die Leuchteinheit sitzt auf dem Okular.
kreuzmitte. Die Leuchteinheit auf dem Okular stört etwas beim Vergrößerungswechsel. Die Leuchtstärke ist ausreichend fein dimmbar für geringstes Restlicht. Es kommt zu keiner Überstrahlung oder zu Reflexen im Rohr. Auch bei hellem Sonnenschein und Schnee erkennt man den roten Leuchtpunkt gut.
Absehen in 2. Bildebene Das Absehen Nr. 4 liegt in der 2. Bildebene und vergrößert sich nicht mit. Es ist bei geringer Vergrößerung auch bei schwierigem Licht bestens wahrnehmbar. Bei hoher Vergrößerung verdeckt es sehr wenig vom Ziel. Damit hat man besten Überblick und kann hochpräzise sowie punktgenau anhalten. Bei 15-fach verdeckt der Faden gerade mal 7 mm auf 100 m. Die Balken sind dann 38 mm stark (100 m). Absehen in der 2. Bildebene sind ideal für Zielfernrohre mit hoher Vergrößerung, da sie auch auf weite Entfernung sehr präzises Visieren erlauben. Für die Dämmerung und Nacht steht dann das Leuchtabsehen zur Verfügung. Die Montage des Absehens in der 2. Bildebene erfordert größte Sorgfalt. Es kann hier – und das ist die Regel – bei Vergrößerungs wechsel zu Treffpunktverlagerungen kom-
men. Sie treten im unteren Vergrößerungsbereich auf und sind damit für weite Schüsse unbedeutend. Denn weit schießt man vernünftigerweise mit höchster Vergrößerung, mit der man auch die Waffe einschießt. Oft liegt die Treffpunktabweichung in der Größenordnung des Abdeckmaßes vom Fadenkreuz. Bei dem Testglas wurde am Kollimator eine Abweichung über den gesamten Vergrößerungsbereich von 1 cm/100 m festgestellt. Das ist ein Wert, der in der Jagdpraxis vernachlässigbar ist.
Gute Bildbrillanz Die an allen Glas-/Luftflächen voll vergütete Optik erbrachte eine hohe Lichttransmission von 92,8 und 90,8 % für Tag und Nacht. Auch der Falschlichtanteil war mit 0,5 und 2,9 % (niedrigste/ höchste Vergrößerung) gering. Er sollte bei sehr guter Optik unter 5 % liegen. Auch bei Gegenlicht konnten im Bild keine Reflexe festgestellt werden. Beim Vergrößerungswechsel ergab sich ferner kein Tunneleffekt. Die Auflösung (Schärfe) war befriedigend. Sie konnte nicht mit Spitzenoptiken von Zeiss, Swarovski oder Leupold mithalten. Geboten wurde ein scharfes Bild mit guter Randschärfe. Das Bild ist sehr >
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hell mit ebenfalls befriedigendem Kontrast. Die Detailerkennbarkeit bei geringem Licht und schwierigen Lichtverhältnissen leidet wegen des nicht so hohen Kontrasts trotz hoher Lichttransmission. Zu den genannten Spitzenoptiken ist hier ein deutlicher Unterschied vorhanden. Insgesamt wird ein helles sowie scharfes Bild mit guter Eignung für schlechtes Licht, insbesondere bei Nacht geboten. Eine Bildqualität wie sie Zeiss, Swarovski oder Leupold bieten erreicht das DDoptics Zielfernrohr jedoch nicht. Dafür kostet es auch nicht deutlich über 2.000 €, sondern nur 869 €. Zieht man den Preis mit heran, dann bietet das Testglas ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis.
Praxiserfahrungen Das DDoptics Zielfernrohr 2,5-15x50 erwies sich als führiges Zielfernrohr. Es war im 50 cm tiefen, mehrstündigen Wasserbad dicht. Gegen Innenbeschlag wurde es mit Stickstoff gefüllt. Der Klopftest und eine 20-Schuss-Belastung mit der .340 Wby. konnten es nicht beeindrucken. Das Zielfernrohr ist sehr schussfest. Der Augenabstand von knapp über 9 cm erwies sich als sehr komfortabel. Für die Jagdpraxis wurde es auf eine Sauer 202 im Kaliber 7x64
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Technik auf einen Blick Zielfernrohr: DDoptics 2,5-15x50 Import/Vertrieb: DDoptics Opt. Geräte und Feinwerktechnik KG, August-Bebel-Str. 221 b, 09577 Lichtenwalde Vergrößerung: 2,5- bis 15-fach Objektivdurchmesser: 50 mm Austrittspupille: 9,7 – 3,3 mm Max. Dämmerungszahl: 27,39 Sehfeld auf 100 m: 13,5 – 2,3 m Augenabstand: 81 – 95 mm/84 – 93 mm (niedrigste/höchste Ver- größerung) Dioptrienausgleich: +/– 3 dpt Visierlienienverstellung: ¼ MOA (7,3 mm/100 m) per Klick Max. Absehenverstellbereich: 175 cm auf 100 m (Höhe/Seite) Parallaxenausgleich: 20 m bis unendlich Schussfest: ja Wasserdicht: ja (bis 3 m Wassertiefe) Absehenlage: 2. Bildebene Abdeckmaße Absehen auf 100 m: 2,5-fach: Balken 228 mm, Faden 42 mm 15-fach: Balken 38 mm, Faden 7 mm Leuchtabsehen: ja (für Tag/Nacht) Mittelrohrdurchmesser: 30 mm Länge: 362 mm Gewicht: 648 g Preis: 869 € (Alle Angaben ohne Gewähr) s XX/2010
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Foto:
Bild oben: Die Skala an den Verstelltürmen lässt sich nullen. Am Mittelrohr befindet sich der Parallaxenausgleich. Bild links: Das Zielfernrohr 2,5-10x50 von DDopticx mit Leuchtabsehen und 6-fach Zoom montiert auf einer Sauer 202.
montiert. In der Praxis konnte sich das Allround-Zielfernrohr sehr gut bewähren. Es eignete sich gut für die Nachtjagd. Hier wird das Bild bei geringstem Restlicht schnell heller, wenn man mit der Vergrößerung herabgeht. Für die Kirrungsjagd erwies sich 5- bis 7-fach als ideal. Auch schwierige Lichtsituationen wie Sauen vor Dickungen im Mondlicht konnten gut gemeistert werden. Das Sehfeld von 13,5 bis 2,3 m auf 100 m erwies sich als ausreichend groß für den Aufgabenbereich, wenngleich etwas mehr wünschenswert wäre (Vergleich: Swarovski Z6 2,5-15x56 = Sehfeld 16,5 bis 2,7 m/100 m). Geboten wird ein praxisgerechtes, universelles Zielfernrohr zu einem günstigen Preis. Zu Spitzenoptiken besteht jedoch im Komfort (Leuchteinheit) und Bildbrillanz/-qualität ein gut wahrnehmbarer Unterschied.
Fazit DDoptics bietet zu dem unschlagbaren Preis von 869 € ein Zielfernrohr mit 6-fach-Zoom und Leuchtabsehen. Das 2,5-15x50 bietet neben Leuchtabsehen auch einen Parallaxenausgleich. Teure XX/2010
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Nobelmarken verlangen für solche Zielfernrohre gut 2.000 € und mehr. Geboten wird für 869 € viel. Ein praxisgerechtes aber wenig komfortables Leuchtabsehen für Tag und Nacht ohne Abschaltautomatik. Auch ist nach dem Abschalten die Leuchtstärke stets wieder neu zu regulieren. Das Zielfernrohr erwies sich als sehr schussfest mit gutgängiger Mechanik. Insbesondere wiederholgenauer Absehenverstellung. Das Sehfeld und der Augenabstand sind praxisgerecht. Bei näherem Hinsehen fehlt es nicht nur am Komfort bei der Leuchteinheit. Auch die Bildbrillanz, Auflösung und der Kontrast können mit Optiken der Spitzenklasse, wie sie etwa Swarovski und Zeiss bieten, nicht mithalten. Unter schwierigen Lichtbedingungen hat man erkennbare Einbußen, etwa in der Detailerkennbarkeit, hinzunehmen. Insgesamt wird ein brauchbares Zielfernrohr geboten, das sich auch für die Nachtjagd eignet. Es ist universell einsetzbar. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist hoch. Zielfernrohre mit 6-fach Zoom gibt es neben Swarovski noch von einigen Herstellern, wie etwa Burris oder Nikon.
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