5 minute read
KULTUR Medizin, Kultivierung und Tugend
from Yuanming Sonderdruck
by de.yuanming
DE.MINGHUI.ORG
Advertisement
In der frühen Tang Dynastie – der einzigartigen Blütezeit der chinesischen Zivilisation – lebte Sun Simiao, ein hervorragender Arzt mit großen übernatürlichen Fähigkeiten. In seinen jungen Jahren studierte er für viele Jahre in den Bergen Medizin. Er war fl eißig und zeigte eine gute Ethik, darum lehrte ihn sein Meister alles, was er wusste. Als es an der Zeit für ihn war, den Berg zu verlassen, sagte sein Meister: „Die Dinge in der menschlichen Welt haben ihre Gründe. Bitte lass deinen Willen, Menschen zu retten und der Gesellschaft zu helfen, nicht durch Schwierigkeiten beeinträchtigen. Ich weiß auch, dass du Menschen nicht schaden und keine schändlichen Taten begehen wirst. Bewahre immer deine ursprüngliche Absicht und du wirst große Errungenschaften erlangen.“
Mit Tränen in den Augen verabschiedete sich Sun Simiao von seinem Meister und verließ den Berg. Seinen Anweisungen folgend, half er den Menschen von ganzem Herzen mit seinem medizinischen Wissen. Aber wider Erwarten konnte er keine Krankheiten heilen, egal wohin er ging – die Menschen, die er behandelt hatte, starben. Die Dorfbewohner verfl uchten ihn, begannen ihn zu meiden wie die Pest und verjagten ihn. So hatte er nicht nur unter den Schwierigkeiten bei der Beschaff ung von Nahrungsmitteln und beim Reisen zu leiden, er musste auch noch Beleidigungen und Demütigungen durch die Menschen ertragen.
Eines Tages hielt er es nicht mehr aus. Er ging zum Berg zurück und erzählte unter Tränen seinem Meister von den Schmerzen, die er erlitten hatte. Ohne Vorwurf schaute ihn der Meister gütig an und sagte mit Bedacht: „Ich weiß voll und ganz um deinen Schmerz. Aber das ist ein Prozess und die Dinge werden sich später ändern. Bitte gib nicht auf. Wenn die Strohsandalen, die du trägst, so schwer wie achteinhalb Jin sind, werden die Dinge besser werden.“
Eines Tages durchschritt er einen sumpfi gen Teich. Dabei rissen seine Strohsandalen beinahe auseinander. An einen großen Baum gelehnt, band er sie mit etwas Stroh wieder zusammen. Nun waren die Sandalen klobig und schwer; trotzdem musste er sie tragen – er hatte keine andere Wahl.
Da kam ein Trauerzug an ihm vorbei. Sun Simiao bemerkte Blut, das aus dem Sarg tropfte und untersuchte es. Die Person konnte noch gerettet werden! So rannte er ihnen hinterher und rief laut: „Halt! Halt! Ich kann diese Person retten! Sie ist noch nicht tot!“
Die Menschen ignorierten ihn und dachten, er wäre verrückt. Keiner hörte auf ihn, denn in diesem Gebiet glaubte man, einen Sarg auf halbem Wege abzusetzen, würde Unglück bringen. Er hatte keine andere Wahl, als ihnen nachzugehen und weiterhin zu rufen: „Diese Person hatte ein Geburtshindernis – das Kind kam nicht heraus und die Mutter blutete weiter und starb auch, stimmt`s? Sie blutet jetzt immer noch. Das bedeutet, dass diese Person gerettet werden kann. Bitte setzt den Sarg jetzt ab, oder es wird zu spät sein.“
Überrascht von der genauen Beschreibung, hielten die Menschen an, stellten den Sarg ab und öff neten ihn. Sun Simiao nahm eine Nadel heraus und stach damit den entsprechenden Akupunkturpunkt der Frau. Nicht lange danach kam sie mit einem Seufzer ins Leben zurück. Alle waren vor Überraschung und Freude überglücklich, da hörte man den Schrei eines Kindes. Beide – Mutter und Kind – waren gerettet worden und die Menschen waren voll Freude.
Dieses Wunder, mit einer Nadel zwei Leben zu retten, wurde schnell in der gesamten Gemeinde bekannt. Die Familie der geretteten Frau hieß Sun Simiao in ihrem Zuhause willkommen. Am nächsten Tag, als er weiterziehen wollte, wollten sie, dass er blieb. Er bestand darauf zu gehen und weigerte sich, Geld oder Geschenke anzunehmen, bis auf ein Paar neue Strohsandalen.
Als der Vater des Kindes seine alten Strohsandalen wegwerfen wollte, sagte Sun Simiao, dass er sie behalten wolle. Sie wogen die Schuhe und sie wogen genau achteinhalb Jin. Das festigte Sun Simiaos Glauben an die Worte seines Meisters noch mehr. Er heilte weiterhin Krankheiten. Interessanterweise genas nun jeder, den er behandelte. Darum nannten ihn die Menschen den „Wunderdoktor in Strohsandalen.“
Kaiser Taizhong kämpfte in den ersten Regierungsjahren gegen Eindringlinge des Reiches. Er befand sich auf einem Berg von feindlichen Kräften umzingelt. Als er dort aus einem Teich trank, fühlte er sich müde und schwindelig. Das drachenförmige Ornament auf seiner Krone spiegelte sich im Wasser wider. Er hielt es fälschlicherweise für eine Schlange. So vermutete er, dass er beim Trinken eine kleine Schlange geschluckt hatte. Nachdem er mit seinen Truppen in die Hauptstadt zurückgekehrt war, fühlte er sich umso schlechter, je mehr er daran dachte. Er begann zu erbrechen und wurde tatsächlich krank.
Die kaiserlichen Ärzte verschrieben verschiedene Medizin, aber ohne Erfolg. Schließlich bat Wei Zheng, der Kanzler, Sun Simiao um Hilfe. Dieser sah im Gesicht des Kaisers keine Anzeichen einer Krankheit, oder irgendeine fremde Substanz im Körper. Deshalb verschrieb er eine Medizin, die den Geist beruhigen sollte.
Nachdem der Kaiser seine Krone mit dem drachenartigen Ornament aufgesetzt hatte, bat Sun Simiao jemanden, eine Schüssel mit Wasser zu bringen, damit der Kaiser sie sich anschauen konnte. Als der Kaiser sah, dass der Schatten des Ornaments einer Schlange glich, wusste er was geschehen war. Sein Zweifel verschwand und er war sofort von seiner Krankheit geheilt.
Während der Zeiten, in denen Sun Simiao arm war und Schwierigkeiten zu überwinden hatte, blieb er stets seinen Prinzipien treu. Für seine eigene Gesundheit kultivierte Sun Simiao Tugenden und half auch der Gesellschaft mit seiner Medizin. Dabei strebte er niemals nach Ruhm oder materiellen Interessen.
Sun Simiao
Foto: Taiwania Justo/Wikipedia
Laut Sun Simiao soll man den himmlischen Gesetzen folgen, moralische Tugenden kultivieren und auf Güte achten. Wer das tut, wird ein barmherziges Herz haben und mit Gesundheit und einem langen Leben belohnt werden. Wenn die Gedanken nicht gütig sind, können auch hervorragende Medikamente kein langes Leben garantieren. Wenn jemand Verbrechen gegen die himmlischen Gesetze verübt, kann ihm keine Medizin mehr helfen. Darum ist das wichtigste für einen Menschen, moralische Tugenden zu kultivieren.
Die Ärzte mit hohen Fähigkeiten im alten China waren in Wirklichkeit Tao-Kultivierende, die übernatürliche Fähigkeiten besaßen. Aber sie hätten diese Tatsache niemals preisgegeben oder sie in irgendeiner Weise öff entlich gemacht. Sie setzten einfach ihre Fähigkeiten ein, um Gutes zu tun und Menschen zu retten. Sun Simiao war so ein Arzt.