3 minute read
T RADITIONEN UND P OLITISCHE UMBRÜCHE
Politik, Gesellschaft und Kultur fußen als wesentliche Lebensbereiche auf einer Vielzahl von Ideen, die sich mit Handlungen Einzelner, ebenso wie mit Institutionen oder Objekten in Verbindung bringen lassen. Ausgehend von der sich intensivierenden Erforschung der Fach- und Institutionengeschichte in den Kunst- und Kulturwissenschaften zeigt sich bei der Beschäftigung mit solchen gesellschafts- und (kultur-)politischen Phänomenen häufig das Potential, welches unterschiedlich geprägte Konzepte entwickeln. Lohnend ist dabei nicht nur der Blick auf die individuellen und kollektiven Ideen, aus denen sie sich ableiten. Besonders erkenntnisreich erscheint uns die Frage zu sein, welche gesellschaftliche und politische Relevanz den oftmals abstrakten Ideen durch ihre Transformation innerhalb ihrer Zeit zukam. Nicht zu vergessen ist hierbei, welchen Widerhall sie über die eigene Zeit hinaus in den sich weiter entwickelnden Kunst- und Kulturwissenschaften fanden. Sei es in der fortschreitenden Ausdifferenzierung der Methodenklaviatur, im Wandel kunst- und kulturhistorischer Sujets und Forschungsfelder, oder im Abbruch, in der Wiederaufnahme und in der Konstruktion von Traditionslinien.
Mit ganz eigenen Forschungsschwerpunkten, Gewichtungen und Blickwinkeln zeichnen die Autorinnen und Autoren in ihren Beiträgen solche Übersetzungsprozesse anhand von handlungsorientierten, institutionellen, teils biografischen, zuweilen objektbezogenen Zugängen nach. Sie eröffnen damit innerhalb eines zeitlichen Rahmens vom späten 19. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre vielfältige Perspektiven auf kunst- und kulturhistorische Themen, Ideen und P rotagonisten, bei denen sich überraschende Verbindungen genauso zeigen wie zeit- und themenbezogene Spezifika. Der nuancierte Blick aller Beitragenden auf die kulturpolitische Instrumentalisierung von Objekten, Konzepten und wissenschaftlicher Praxis rückt eine Vielzahl von Akteuren – Initiatoren, Vermittler und Empfänger – in den Fokus.
Das Nachspüren solcher Ideen geht auf das von der Hamburger Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung geförderte studentische P rojekt Kunstgeschichte zwischen Krieg und Wissenschaft. Was machten eigentlich die
Hamburger Kunsthistoriker in den 1930er und 1940er Jahren? zurück, das 2019 am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg begonnen und nun mit dem Einbringen eines Teils der Forschungsergebnisse abgeschlossen wurde. Die Intention der Publikation ist im weitesten Sinne der Versuch des Verstehens durch Dechiffrierung des Abstrakten: In der Sektion Patriotische Kunst und Kunstbetrachtung wird Ideen und Wegen zur Begründung sowie zur Vermittlung nationaler Identität nachgegangen, den damit verbundenen Konzepten, Ideologien, Brüchen und Kontinuitäten. In der Sektion Kulturwissenschaftliche Arbeit und Methoden als gesellschaftliche Praxis werden Aspekte wissenschaftlicher Praxis als Spiegel gesellschaftlicher Konstrukte, Strukturen und Ideale in den Blick genommen. Abschließend widmet sich die Sektion Konstruierte Traditionen und politische Umbrüche konstruierten Traditionslinien, die der L egitimierung von Kunst- und Kulturwissenschaften sowie von (gesellschafts-)politischen Systemen dienten und deren potentielle Universalität und mögliche Fortschreibung kritisch befragt werden muss.
Die Gliederung in drei Themen-Sektionen mögen den Leserinnen und Lesern nur O rientierung sein, das Personenregister nicht mehr als eine Anregung, selbst den zahlreichen Facetten der Sichtbarkeit von Ideen und den vielschichtigen Verbindungen nachzuspüren.
Den finanziellen wie geistigen Förderern dieser Publikation sei an dieser Stelle mit besonderer Freude gedankt: Der Hamburger Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung sowie der Universität Hamburg für die großzügige finanzielle Unterstützung, mit der diese weitgehend in studentischer Eigenregie entstandene Publikation und das vorangegangene studentische Forschungsprojekt realisiert werden konnten. Prof. Dr. Iris Wenderholm danken wir als unserer Schirmherrin im Projekt, als Mitherausgeberin dieser Publikation und der Reihe Hamburger Forschungen zur Kunstgeschichte. Studien, Theorien, Quellen für ihre allzeitig engagierte fachliche und persönliche Unterstützung sowie für das in uns gesetzte Vertrauen mit Aufnahme der Publikation in die Hamburger Reihe. Ein ebenso herzlicher Dank gilt Prof. Dr. Uwe Fleckner als Reihenmitherausgeber für die unmittelbare Zustimmung zur Veröffentlichung, genauso wie für die zahlreichen wertvollen Hinweise und Anregungen, die in das Konzept eingeflossen sind. Ein weiterer Dank gilt unserer sehr geschätzten Dozentin, Dr. Christina Posselt-Kuhli, für ihre beispiellose Bereitschaft jederzeit und über ihre aktive Zeit an der Universität Hamburg hinaus mit Rat und Tat zum Gelingen des Buchprojektes beizutragen. Ebenso danken wir besonders Dr. Anke Napp als Leiterin des Dia- und Fotoarchivs des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Hamburg für die oft kurzfristige Recherche, Digitalisierung und Bereitstellung von benötigtem Bildmaterial sowie für ihre wertvolle Unterstützung bei der Realisierung einer Projektwebsite. Darüber hinaus danken wir all unseren Autorinnen und Autoren für ihre Beiträge, die damit verbundene Mühe und ihr Engagement, mit denen unsere Idee zu einer Publikation heranwachsen konnte. Durch die vielfältigen Abstimmungen, die aktive Vernetzung der Beitragenden untereinander und die sich daraus entspannenden Diskurse konnten Impulse innerhalb des Sammelbandes gesetzt werden, die sonst häufig nur in Tagungsformaten möglich sind und die uns als Herausgeberinnen und Herausgeber fachlich und persönlich bereichert haben. Ein besonderer Dank soll auch all jenen gelten, die uns im Laufe des Forschungs- und anschließenden Publikationsprojektes als Teammitglieder über verschiedene Zeiträume hinweg und mit verschiedenen Aufgaben engagiert unterstützt haben und deren Arbeit ebenso in unterschiedlichen Modi in diese Publikation eingeflossen ist; insbesondere Dorothee Glawe (M. A.), Nikitas Karafotis (M. A.) und Gregor Christopher Meinecke (M. A.).