HIMMELblau

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Ein Kunstexperiment zum Aktionstag „Kultur gut stärken“ unter dem Motto „Wert der Kreativität“ zum internationalen Tag der kulturellen Vielfalt Mai 2012 Nürnberg


Im Rahmen des zweiten bundesweiten Aktionstages des Deutschen Kulturrates „Kultur gut stärken“ fand in dem Zeitraum 01-21 Mai 2012 das Kunstexperiment „HIMMELblau“ statt. Das Team des Projektes „HIMMELblau“ nahm als objektiver Betrachter Straßenszenen in der Füll, einer der ältesten Straßen der Nürnberger Altstadt, auf. Am 19. Mai, während sich ganz Nürnberg im blauen Kulturrausch befindet, wurden ausgewählte Arbeiten fränkischer und deutsch-rumänischer Künstler auf Straße und Hauswand projiziert. Passanten durchschritten oder standen direkt im reflektierten Kunstwerk, und wurden so selbst zu einem flüchtigen Kunstmoment. Dieser Dialog „Projektion-Passant“ sei er in unbedachter, überraschender oder gar unbemerkter Weise, zeigt Erkenntnisse und Einsichten über das derzeitige Kunst-Konsum-Verhalten. Die visuellen und auditiven Momente bzw. Szenen wurden foto- und videotechnisch festgehalten und als Ergebnisse dieses Projektes am 21 Mai 2012 ab 18.00 Uhr im GlasAtelier MarySych, Füll 14, 90403 Nürnberg vorgestellt.


MADALINA Puri

www.degustibus-art.de

Galeristin KleinKunstGalerie DeGustibus

RICHARD Bartsch

Bildhauer

www.rich-heart.net

MARY Sych

www.sych-art.com www.gedok-franken.de

Glasgestalterin

UNESCO Welttag „WERT der Kreativität“ www.kulturstimmen.de


Ana Adam


Ana Adam


Marius Ancuta


Carmen Anutza


Alina Bajko


Alina Bajko


Attila Bajko


Attila Bajko


Nora Blaj


Horia Bojin


Sorin Bijan


Sorin Bijan


Gabriel Bodnariu


Gabriel Bodnariu


Costin Brateanu


Maria Minodora Brateanu


Dana Catona


Dana Catona


Sabin Chintoan


Sabin Chintoan


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Richard Bartsch


Livia Coloji


Livia Coloji


Vlad Corban


Vlad Corban


Suzana Fantanariu


Petru Galis


Patricia Iusztin Stanga


Gelu Giricz NEUROGOLEM


NEUROGOLEM


Oana Petrugan


Cristina Pop


Ligia Seculici


Adi Rata Stana


Adi Rata Stana


Adi Sandu


Adi Sandu


Felicia Selejan


Felicia Selejan


Dana Stana Rata


Dana Stana Rata


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Mary Sych


Margareta Simo


Corina Stoica-Hritcu


Aculina Strasnei-Popa


Gabriel Kelemen


Gloria Vreme Moser


Gloria Vreme Moser


„HIMMELblau“ Die Glas- und Objektkünstlerin Mary Sych, die Galeristin und Public Relation Spezialistin Madalina Puri und der Bildhauer und Fotokünstler Richard Bartsch versuchen in ihrem gemeinsamen Projekt „Himmelblau“ zu ergründen, ob es möglich ist, Menschen in Kunst einzubinden; ohne, dass diese hierüber informiert sind. Das Besondere ihres Unterfangens ist hierbei, dass es keine klassische Situation des Aufeinandertreffens von Kunstwerk und Rezipient ist, wie wir es in Galerien, Museen oder Ateliers vorfinden, sondern es handelt sich um eine Inszenierung in einer Straße der Nürnberger Altstadt. Für viele Passanten ist am Abend der „Blauen Nacht“ die Projektion von Kunstwerken auf Fassaden und historischen Bauwerken nichts Außergewöhnliches. Auch in der Füll nehmen sie einmal ein wechselndes Lichtbild auf dem Pflaster der Straße und hierzu, im rechten Winkel, an der Fassade des gegenüberliegenden Burgtheaters wahr. Was für die meisten Passanten nicht deutlich wird, dass sie mit dem Passieren der Projektion gleichzeitig selbst zum Gegenstand der Inszenierung werden. Eine Handkamera, von Richard Bartsch bedient, und eine fest installierte Kamera fangen die flüchtigen Szenen ein. Die Künstler untersuchen, wie verhalten sich die Passanten. Laufen sie einfach über das auf den Boden projizierte Lichtbild hinweg oder beeinflusst die inszenierte Situation auf ihrem Weg ihr Verhalten nachhaltiger? Die Antwort hierauf finden Sie in den festgehaltenen Filmsequenzen. Hinter dem Projekt von Mary Sych, Madalina Puri und Richard Bartsch steckt aber auch noch die grundsätzliche Frage, kann Kunst den heutigen Menschen überhaupt noch erreichen?


Sind es Massenevents, die vorgeben etwas zu vermitteln und durch Effekthascherei Tausende von Nah und Fern nach Nürnberg zur Blauen Nacht locken. Die vermeintliche Kunst wird zum Massenspektakel und Teil einer Amüsierkultur mit Jahrmarktcharakter. Dahinter steckt, wie man leicht erkennt, Methode. Aber lassen Sie mich, bevor ich hierauf tiefer eingehe, mein Kunstverstverständnis umschreiben. Mit der Religion, der Philosophie und den Naturwissenschaften gehört die Kunst zu den sinnsuchenden Disziplinen. Über ihren identitätsbildenden Charakter schafft sie kulturelle Zugehörigkeit und hilft, uns selbst zu finden. Die Individualität eines jeden einzelnen von uns und die Sinnbildung unseres Lebens zu verstärken. Kunst kann uns helfen, in uns selbst hinein zu horchen. Eine Korrespondenz zwischen unserer Innenwelt und unserer Außenwelt herstellen. Zwischen uns und unseren Mitmenschen bilden. Aber auch eine Korrespondenz von den Dingen ermöglichen, die wir in der Sphäre unseres metaphysischen Seins vermuten. Dahinter steckt der Glaube, dass unsere Existenz nicht von banalen Marketingstrategien eines zum Markt- und Wirtschaftsfaktor degenerierten Konsumenten geprägt sein darf, sondern, von der Erfüllung eines sinnorientierten Lebens und dem Streben nach Glück, Liebe und Geborgenheit. Wir stehen mit dieser Vorstellung allerdings bereits inmitten eines Zielkonfliktes. Das Massenspektakel steht im Widerspruch zur Sinnsuche des Lebens. Es hat andere Väter mit anderen Ideen. Es soll Standortfaktor sein und wirtschaftliche Kräfte entfalten. Der Konsument steht als Kaufkraft im Mittelpunkt der Planer. Je attraktiver das Event, umso mehr potentielle


Konsumenten lassen sich mobilisieren. Menschen, die mit dem oberflächlichen Effekt einer mehr oder weniger dekorativen Pseudokunst über die tatsächlichen Eigenschaften von Kunstwerken hinweg getäuscht und sich mit den Plattheiten der „Вlauen Nacht“ zufrieden geben mögen. An dieser Stelle möchte ich daran erinnern, dass das Projekt „Himmelblau“ in eine Aktion im Rahmen des UNESCO Welttages der kulturellen Vielfalt eingebunden ist. Es steht unter dem Motto „Wert der Kreativität“ und wendet sich gegen den Kulturabbau in unserer Gesellschaft. Wir befinden uns in einer Zeit, in der der „Kulturinfarkt“ beschworen wird. Das gleichnamige Buch von den Autoren Dieter Haselbach, Armin Klein und Pius Knüsel hat provoziert und eine Diskussion ausgelöst, die das Thema der Kulturförderung neu angestoßen hat. Auf die aktuelle Diskussion will ich jetzt nicht weiter eingehen, da sie in eine Richtung läuft, die ich persönlich nicht für gut halte. Doch der Kulturabbau ist auch in Nürnberg im vollen Gange. Nürnberg gibt sich zwar den Anschein, es täte viel für die Kunst und ihre Künstler und sonnt sich auch sehr gerne im Glanz des Malerfürsten Albrecht Dürer. Doch die Errungenschaft vergangener Künstlergenerationen, ein eigenes Künstlerhaus zu beziehen und frei bespielen zu können, haben die derzeitigen Stadtväter nachhaltig zerstört. Mittels einer Behörde, dem hierarchisch verwaltetem KunstKulturQuartier, wurde das Biotop eines von den Künstlern selbstverwalteten Kunsthauses im Künstlerhaus erdrückt. Das Projekt unserer drei Künstlerinnen und Künstler ist auch der Versuch, von dem großen Kuchen „Blaue Nacht“ zu profitieren. Ihr Gedankengang, wenn die Leute schon nicht zu uns direkt kommen, dann wollen wir sie wenigstens als Teil, als einen flüchtigen Kunstmoment, in


unsere Arbeit – ist immer auch ein Akt der eigenen Überlebensstrategie. Ob er gelingen kann ist noch unklar, da sich über das Ganze der Mantel der Anonymität legt. Der Passant als Kunstmoment wird sich über seine Funktion nicht bewusst. Wir, die jetzt das vorläufige Projektergebnis betrachten dürfen, stehen ebenfalls außen vor und haben in der Regel keine Beziehung zu den festgehaltenen Personen. Das ist der eine Unterschied. Der andere ergibt sich aus unserem Informationsvorteil gegenüber den ahnungslosen Passanten. Wenn man so will, ist die Sache mit der Filmfalle auf jeden Fall ein intelligenter Ansatz, um die langweilige Effekthascherei der „Blauen Nacht“ zu durchbrechen. Ich wünsche unseren drei Kunstmachern Anerkennung und viel Erfolg mit ihrem Projekt. Uwe Schein, 21.05.2012



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