„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
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Die Antwortmaschine Eine interaktive Installation
Die Antwortmaschine Eine interaktive Installation Diplomarbeit theoretischer Teil
Pr체fer: Prof. Ursula Wevers / Prof. Dr. Heiner M체hlmann vorgelegt von Thomas Junk Matr.-Nr. 96 12 776 Bergische Universit채t Wuppertal Wintersemester 2002/2003
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
Copyright Diese Diplomarbeit entstand im Jahr 2003 an der Bergischen Universität Wuppertal im Fachbereich 5 unter der Betreuung von Prof. Ursula Wevers und Prof. Dr. Heiner Mühlmann Jegliche Nutzung der Inhalte, deren Weitergabe oder Vervielfältigung ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors gestattet. © Thomas Junk
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Inhaltsverzeichnis
0. Die Einführung
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1. Die kulturellen Voraussetzungen
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1.1 Das Mißverständnis
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1.2 Die Lüge
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2. Die physischen Voraussetzungen 2.1 Das Gehirnprotokoll
8 9
2.2 Die Wahrnehmungsfilter
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2.3 Der Trance Zustand
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3. Die geschichtlichen Hintergründe
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3.1 Die Orakel der Antike
14
3.2 Wahrsager
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3.3 Das Runen-Orakel
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3.4 Das Tarot
17
3.5 Die kabbalistische Einordnung des Tarot
18
4. Die Beschreibung der Maschineninhalte 4.0 Die Bedeutungszusammenführung von Tarot, Kaballa und Runen-Orakel
21 22
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4.1 „Der Narr“ (0)
23
4.1.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.1.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.1.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.1.2 VAD-Modul „Lebensprinzip“ – 4.1.2.1 Die Einordnung – 4.1.2.2 Die
24
Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.1.2.3 Die technische Umsetzung 4.1.3 Der Deutungstext 4.2 „Der Magier“ (I)
25
4.2.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.2.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.2.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel
26
4.2.2 VAD-Modul „Frühlingsschauer“ – 4.2.2.1 Die Einordnung – 4.2.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.2.2.3 Die technische Umsetzung 4.2.3 Der Deutungstext 4.3 „Die Hohepriesterin“ (II)
27
4.3.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.3.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.3.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.3.2 VAD-Modul „Mondspiegel“ – 4.3.2.1 Die Einordnung – 4.3.2.2 Die
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Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.3.2.3 Die technische Umsetzung 4.3.3 Der Deutungstext 4.4 „Die Kaiserin“ (III)
29
4.4.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.4.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.4.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.4.2 VAD-Modul „Quelle“ – 4.4.2.1 Die Einordnung – 4.4.2.2 Die Funktion
30
im Bedeutungszusammenhang – 4.44.2.3 Die technische Umsetzung 4.4.3 Der Deutungstext 4.5 „Der Kaiser“ (IV)
31
4.5.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.5.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.5.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.5.2 VAD-Modul „Ordnung“ – 4.5.2.1 Die Einordnung – 4.5.2.2 Die Funktion
32
im Bedeutungszusammenhang – 4.5.2.3 Die technische Umsetzung 4.5.3 Der Deutungstext
iv
4.6 „Der Hohepriester“ (V) oder früher „Der Hierophant“
33
4.6.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.6.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.6.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.6.2 VAD-Modul „Eigenliebe“ – 4.6.2.1 Die Einordnung – 4.6.2.2 Die
34
Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.6.2.3 Die technische Umsetzung 4.6.3 Der Deutungstext 4.7 „Die Liebenden“ (VI)
35
4.7.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.7.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.7.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.7.2 VAD-Modul „Homogen“ – 4.7.2.1 Die Einordnung – 4.7.2.2 Die Funktion
36
im Bedeutungszusammenhang – 4.7.2.3 Die technische Umsetzung 4.7.3 Der Deutungstext 4.8 „Der Wagen“ (VII)
37
4.8.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.8.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.8.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.8.2 VAD-Modul „Nachtfahrt“ – 4.8.2.1 Die Einordnung – 4.8.2.2 Die
38
Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.8.2.3 Die technische Umsetzung 4.8.3 Der Deutungstext 4.9 „Ausgleichung“ (VIII) oder früher „Die Kraft“
39
4.9.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.9.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.9.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.9.2 VAD-Modul „Reaktion“ – 4.9.2.1 Die Einordnung – 4.9.2.2 Die
40
Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.9.2.3 Die technische Umsetzung 4.9.3 Der Deutungstext 4.10 „Der Eremit“ (IX)
41
4.10.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.10.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.10.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel – 4.10.2 VAD-Modul „Kern“ – 4.10.2.1 Die Einordnung – 4.10.2.2 Die Funktion
42
im Bedeutungszusammenhang – 4.10.2.3 Die technische Umsetzung 4.10.3 Der Deutungstext
v
4.11 „Glück“ (X) oder früher „Das Rad des Schicksals“
43
4.11.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.11.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.11.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.11.2 VAD-Modul „Beobachtung“ – 4.11.2.1 Die Einordnung – 4.11.2.2 Die
44
Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.11.2.3 Die technische Umsetzung 4.11.3 Der Deutungstext 4.12 „Lust“ (XI) oder früher „Die Gerechtigkeit
45
4.12.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.12.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.12.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.12.2 VAD-Modul „Aggression“ – 4.12.2.1 Die Einordnung – 4.12.2.2 Die
46
Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.12.2.3 Die technische Umsetzung 4.12.3 Der Deutungstext 4.13 „Der Gehängte“ (XII)
47
4.13.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.13.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.13.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.13.2 VAD-Modul „Atmen“ – 4.13.2.1 Die Einordnung – 4.13.2.2 Die
48
Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.13.2.3 Die technische Umsetzung 4.13.3 Der Deutungstext 4.14 „Tod“ (XIII)
49
4.14.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.14.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.14.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.14.2 VAD-Modul „Ausweg“ – 4.14.2.1 Die Einordnung – 4.14.2.2 Die
50
Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.14.2.3 Die technische Umsetzung 4.14.3 Der Deutungstext 4.15 „Kunst“ (XIV) oder früher „Die Mäßigkeit“
51
4.15.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.15.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.15.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.15.2 VAD-Modul „Balance“ – 4.15.2.1 Die Einordnung – 4.15.2.2 Die
52
Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.15.2.3 Die technische Umsetzung 4.15.3 Der Deutungstext
vi
4.16 „Der Teufel“ (XV)
53
4.16.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.16.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.16.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.16.2 VAD-Modul „Verschiebung“ – 4.16.2.1 Die Einordnung – 4.16.2.2 Die
54
Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.16.2.3 Die technische Umsetzung 4.16.3 Der Deutungstext 4.17 „Der Turm“ (XVI)
55
4.17.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.17.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.17.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.17.2 VAD-Modul „Ballast“ – 4.17.2.1 Die Einordnung – 4.17.2.2 Die Funktion
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im Bedeutungszusammenhang – 4.17.2.3 Die technische Umsetzung 4.17.3 Der Deutungstext 4.18 „Der Stern“ (XVII)
57
4.18.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.18.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.18.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.18.2 VAD-Modul „Seelen“ – 4.18.2.1 Die Einordnung – 4.18.2.2 Die
58
Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.18.2.3 Die technische Umsetzung 4.18.3 Der Deutungstext 4.19 „Der Mond“ (XVIII)
59
4.19.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.19.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.19.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.19.2 VAD-Modul „Tunnel“ – 4.19.2.1 Die Einordnung – 4.19.2.2 Die
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Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.19.2.3 Die technische Umsetzung 4.19.3 Der Deutungstext 4.20 „Die Sonne“ (XIX)
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4.1.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.20.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.20.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.1.2 VAD-Modul „Kruste“ – 4.20.2.1 Die Einordnung – 4.20.2.2 Die Funktion
62
im Bedeutungszusammenhang – 4.20.2.3 Die technische Umsetzung 4.20.3 Der Deutungstext
vii
4.21 „Das Aeon“ (XX) oder früher „Der Engel“, „Das Gericht“
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4.21.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.21.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.21.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.21.2 VAD-Modul „Neuzeit“ – 4.21.2.1 Die Einordnung – 4.21.2.2 Die
64
Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.21.2.3 Die technische Umsetzung 4.21.3 Der Deutungstext 4.22 „Das Universum“ (XXI) oder früher „Die Welt“
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4.22.1 Die traditionelle Bedeutung – 4.22.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum – 4.22.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel 4.22.2 VAD-Modul „Zufriedenheit“ – 4.22.2.1 Die Einordnung – 4.22.2.2 Die
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Funktion im Bedeutungszusammenhang – 4.22.2.3 Die technische Umsetzung 4.22.3 Der Deutungstext 4.23 Die Anmutung der Module 5. Die Maschine
67 68
5.1 Die Konstruktion der Antwortmaschine
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5.2 Vor der Befragung
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5.3 Die Mechanik der Befragung
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5.4 Die Inszenierung des Raumes
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6. Die Aussichten
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Bibliografie
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Abbildungsnachweis
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Danksagung §19 der Diplomprüfungsordnung
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
0. Die Einführung Die Idee zur Antwortmaschine begann mit einer Beobachtung: Wenn man bei offenem Fenster im Auto fährt und das Radio leise eingeschaltet ist, beginnt das Gehirn schon nach kurzer Zeit die unverständlichen Teile der Musik zusammenzusetzen. Es entsteht ein neues Lied im Kopf. Dieses muß nicht mal ansatzweise etwas mit dem Lied zu tun haben, das tatsächlich im Radio läuft. Selbstverständlich erwartet man die Art Musik, die gewöhnlich im Radio gespielt wird. Dreht man das Radio lauter, weil man wissen möchte, um welches Lied es sich handelt, stellt man häufig fest, daß das Lied nicht so gut zur eigenen Stimmung paßt, wie das kurz zuvor im Kopf entstandene. Hier ist etwas Merkwürdiges passiert. Zwischen Sender und Empfänger gibt es eine Interferenz oder Störung. Im Vertrauen darauf, daß der Sendende sowohl Intention wie auch Kompetenz gleichermassen konstant hält, ersetzt man unbewußt die fehlenden Teile mit dem Wahrscheinlichsten oder der Extrapolation des zuletzt über der Wahrnehmungsschwelle Gehörten. Hier entsteht etwas neues, ohne eine Intention, ohne ein Wollen. Die Antwortmaschine soll die Ergänzungsfreudigkeit des Wahrnehmungsapparates auf einer unbewußten Ebene nutzen. Die antrainierte Suche nach dem Sinn einer Aussage und die Vorurteile ermöglichen es, schnell mit einem Themenkomplex umzugehen. Die Voreingenommenheit, die Konnotation der Situation und der kommunizierte Kontext erleichtern die Ablenkung der Aufmerksamkeit und den Zugang zum Verschütteten und Nichtbewußten. Die Antwortmaschine bietet ein Gerüst an, das der Rezipient, ohne es bewußt zu merken, mit seinen persönlichen Inhalten ergänzt. Diese Öffnung des Unbewußten soll systematisiert werden. Das Mißverständnis und die Fehlinterpretation sind erwünscht, denn auf der Ebene des Unbewußten ist jedes Verständnis und jede Interpretation brauchbar. Jeder verwehrt sich mehr oder weniger die Antworten, die er in sich trägt, mit seinem rationalen Bewußtsein. Der Ordnungwille des Gehirns soll aber dem Bewußtsein vorenthalten werden. Daher besteht die Antwortmaschine aus drei Ebenen der Wahrnehmung: der Inszenierung oder Ablenkung, der Projektionsfläche oder Impuls und der Deutung, also dem Hinweis auf die Verbindung zwischen Frage und Antwort. Diese Arbeit wird einige Aspekte des Mißverständnisses aufzeigen, die Herkunft der Inhalte der Antwortmaschine darlegen, auf die Inszenierungsaspekte eingehen und einen Ausblick auf die nahe Zukunft eröffnen.
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1. Die kulturellen Voraussetzungen
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1.1 Das Mißverständnis Die Menschheit versucht, seit sich so etwas wie ein Bewußtsein entwickelte, das die Grenze zwischen eigenem Körper und der Umwelt definiert, die Kommunikation mit den anderen Individuen über diese Grenze hinweg zu optimieren. Beginnend mit rudimentären Laut-Sprachen (oder auch: Call Systems), die eher von funktionalem Charakter waren (vor ca. 300.000 Jahren), der es nicht gestattete sich über etwas zu unterhalten, das nicht anwesend war, über die ersten Visualisierungsversuche wie Wandmalereien oder Statuen bis hin zu komplexen Sprachen, deren Erlernen schon fast zu einem Selbstzweck wurde (z.B. die über 40.000 Zeichen der chinesischen Schriftsprache), versuchten die Menschen immer genauer zu be- und umschreiben
[18],
was sie umgab, oder genauer: Die Beschrei-
bung der neuronalen Zustände, die die sensorischen Reize in ihnen auslösten. Dabei gelang es, immer mehr Erfahrungen und Erkenntnisse in einen gemeinsamen Konsens zu binden, der über die Generationen weitergegeben wurde. Eine Basis, die man nicht mehr diskutieren mußte: Regen fällt von oben nach unten, Hand im Feuer = Aua, Kuh im Feuer = lecker und noch weitere nützliche „Geheimnisse“, die einer Gemeinschaft einen Überlebensvorteil gegenüber anderen verschafften.
[31]
Genau wie die Natur, die per „Try and Error“ die Lebewesen immer weiter optimier-
te, versuchten auch die Menschen durch Beobachtung und Versuch die Möglichkeiten ihrer Umwelt auszuloten. Ohne das Mißverständnis bei der Weitergabe des Erbgutes bei der Fortpflanzung – neben dem Problem der Kommunikation zwischen Mann und Frau – während der Zellteilung wären Mutationen und so die Evolution eher unwahrscheinlich gewesen. Je größer die Gemeinschaften jedoch wurden und je umfangreicher das Wissen, das weitergegeben werden mußte, desto komplexer und diversifizierter mußten auch die „Artefaktspeicher“ werden, in denen das Erlernte seine Reise über die Generationen überleben sollte. [23] Doch je komplexer ein System wird, desto wahrscheinlicher wird auch das Auftreten eines unvorhersagbaren Lesefehlers. [17]
Doch genau diese Fehler führten zwar dazu, daß etwas Wissen verloren ging, aber auch (wie in
der Evolution) daß neues Wissen einfach durch Fehlinterpretation entstand oder in anderem Zusammenhang anders gelesen werden konnte, da jeder Lesende durch seine Intelligenz einen Teil hinzufügte. Nicht zuletzt führten auch „falsche“ Ansichten (inwieweit es soetwas vom evolutionären Standpunkt aus gibt sei dahin gestellt) zu bemerkenswerten Schlußfolgerungen und Weltmodellen, die in ihrem Umfeld hervorragende Dienste leisteten. Man bedenke nur Ansichten über die Entstehung der Welt von der „Herstellungsdauer von einer Woche“ bis zu Himmelssäulen, betrunkenen Göttern im Olymp oder der Weltschlange, die das Urei ausbrütete
[ 36 ].
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
„Und so geschah es, dass sich die Finsternis (Erebos) und die Nacht (Nyx) aus dem Schlund erhob. Beide vereinigten sich und gebaren den Äther (Aither) und den Tag (Hemera). Die erste aber unter allen Göttern war die Erdenmutter Gaia. Die Welt um sie herum war noch leer und ungeformt. So zeugte Gaia aus sich Uranos, den Himmel, Pontos, das Meer, und Tartaros, die Unterwelt.“ (griech. Myth. Hesiod, Theogonie [ 36 ]) Das legt die Befürchtung nahe, das es nicht unbedingt auf die Richtigkeit des Weltmodells ankommt, sondern eher auf die Resonanz- und Regelsysteme, die daraus entwachsen. Je einleuchtender, verständlicher und einfacher zu merken ein Weltbild war, desto mehr Menschen ließen sich davon überzeugen. Man muß allerdings anmerken, daß besonders leistungsfähige Methoden der Überzeugung, Beeinflussung und Manipulation entwickelt wurden (wie die demagogischen Aspekte der Rhetorik und Didaktik). Eine beliebte Methode war auch die Kopplung von „Wahrheiten“ an zufällige Phänomene wie Blitz und Donner, Vulkanausbruch und Sonnenfinsternis als Artikulation von höheren Mächten. Das Überzeugende hierbei war wohl der Zufall und die Willkür, die wie ein Kind, das zu Beginn nicht „versteht“ warum das eine falsch und das andere richtig ist, der Überlegenheit seiner Eltern vertraut, so vertrauten die Menschen auch Mutter Erde, die aufgrund ihrer Größe sehr viel überlegener war.
[25]
Die Äußerungen der Erde und des Himmels gehörten in den Natur-
religionen zu einer höheren Intelligenz. Interessant ist, daß der Erde mit ihrem launenhaft anmutenden Zufall das weibliche, der Sonne mit ihrem zuverlässigen, gleichmäßigen Lauf das männliche Prinzip zugeordnet ist.
[29]
Die Vorliebe der Gelehrten, Prinzipien und Mechaniken hinter den Geheimnissen des Lebens zu erkennen und zu formulieren, ohne den Rezipienten einen Hinweis auf den Sinn mitzugeben, z.B. durch den Zusatz „Gott sagt“, machte es Ideen und Regeln zwar leichter, ihren Einzug in eine Kultur zu halten, führte aber so auch wieder zur Entdynamisierung von Wissen. Eine Regel, die Gott aufgestellt hatte konnte natürlich noch nicht einmal der Prophet (als Medium Gottes), der sie verkündet hatte, ändern und so auch nicht an neue Lebensumstände anpassen. Da ein Gott unfehlbar ist, mußte eine neue Regel erlassen werden.
[7]
Ein Problem bestand auch darin, daß man, sobald man sich ein aus-
reichendes Maß an Wissen über seine Situation und die Zusammenhänge auf der Welt angeeignet hatte, auch schon wieder gehen mußte (selten wurden Menschen älter als dreißig).
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1.2 Die Lüge Die Erfindung der Lüge ist ein geniales Produkt des Zusammenlebens in größeren Gemeinschaften (auch bei Primaten). Sieht man sich den Sachverhalt nämlich einmal genauer an, ist die Lüge eine der zentralen Kräfte, die unser Zusammenleben regeln, sei es das Imponiergehabe oder nur um jemand anderem ein besseres Gefühl zu geben („Das sieht doch gut aus.“). Sie entspringt nicht einer Neigung zum Bösen, sondern muß als essentieller Bestandteil der sozialen Intelligenz gesehen werden.
[19]
„Die Wahrheit zu sagen ist moralisch überbewertet (...) ohne Täuschung und Irreführung wäre unser komplexes Beziehungsleben völlig undenkbar.“ Prof. David Nyberg, University of New York
[25]
Sogar in Horden lebende Schimpansen versuchen mit Schauspielerei und Tricks ihren sozialen Rang zu verbessern, auch auf die Gefahr des sozialen Abstiegs falls die Täuschung auffliegt. Natürlich versucht jedes Individuum primär zu seinem eigenen Vorteil die Wahrheit zu beschönigen. Interssanterweise versuchen Frauen eher dem Kommunikationspartner ein besseres Gefühl zu geben, während Männer sich selber in ein besseres Licht zu rücken versuchen.
[25]
Anthroplogen beschreiben das Verhältnis von Entlarvung und Perfektionierung der Lügen als eine Art Wettrüsten in Gemeinschaften, also: Die Schwächsten werden am meisten „über’s Ohr gehauen“. Noch nicht belegt ist allerdings die Theorie, der Täuschungskampf hätte die Sprache hervorgebracht. Evolutionär betrachtet könnte aber die Notwendigkeit, immer geschickter im Geflecht des sozialen Zuammenlebens zu taktieren, dazu geführt haben, daß sich die Vergrößerung des Gehirns als FitnessVorteil erwiesen hat. Hinter jeder Lüge steckt eine intellektuelle Glanzleistung: Nicht nur das Verbergen der Wahrheit, und den Ersatz mit der eigenen, sondern auch das Hineinversetzen in den zu Täuschenden beanspruchen großes Maß an Denkleistung und Kreativität. Der Lügende muß sich vorstellen, wie er dem Belogenen erscheint, um sich die richtigen Regieanweisungen zu geben.
[12]
Wahrscheinlich überdeckt oder rechtfertigt die Sprache Unzulänglichkeiten der Körpersprache beim Lügen. Da sich eine Emotion bevor wir sie bewußt wahrnehmen auf unserem Gesicht zeigt, müssen gute Lügner im Nachhinein diese Ausrutscher mit falschen Interpretationsangeboten zerstreuen. „Die Sprache wurde dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verhüllen.“ Charles Maurice de Talleyrand, Außenminister Napoleons
[19]
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
Es ist wahrscheinlich, daß Individuen einer Gemeinschaft Mechanismen entwickelt haben, Lügen nicht zu hinterfragen, da sonst die Gefahr besteht, als Störfaktor zum Außenseiter zu werden. Täuschungen und Schwindeleien zu ignorieren ist fester Bestandteil der zwischenmenschlichen Kommunikation. Das „Über etwas hinwegsehen“ wurde zu Zeiten des Hochadels geradezu trainiert. Tä uschung anzunehmen ehöht die soziale Kompetenz (Bella DePaolo, Studie an amerik. Schulen).
[19]
So wie im
Pradoxon der Kreter sagt, daß alle Kreter lügen, könnten das auch alle Menschen von sich behaupten. [ 36 ]
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2. Die physischen Voraussetzungen
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
2.1 Das Gehirnprotokoll Manchmal scheinen wir uns sogar selbst mißzuverstehen. Das Gehirn ist redundant aufgebaut und kann Ausfälle bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Auch bei der Wahrnehmung und Problemlösung arbeitet unser Gehirn mit zwei relativ unabhängigen Einheiten. Der analytische Teil des Denkprozesses wird größtenteils von der linken Gehirnhälfte übernommen (wie das Denken in Einheiten und Zahlen), während die rechte Gehirnhälfte einen eher holistischen Ansatz verfolgt und versucht mit Erfahrungsbildern und Assoziationen zum Ziel zu gelangen. Die Richtung des Lösungsprozesses gibt jedoch die linke Gehirnhälfte an.
[24]
Da sich beide Gehirnhälften mehr oder weniger nur über den Hypothalamus austauschen, können sogar zwischen den beiden Gehirnhälften Mißverständnisse entstehen, die sich in wilden Assoziationen oder – je nachdem wie man es sehen möchte – in neuen Ideen äußern. Manchmal führt ein „Coffeehouse-Move“ (ein Begriff aus der Schachtheorie für einen rein willkürlichen Verzweiflungszug) oder ein zufälliger Impuls schneller zum Ergebnis als systematische Abarbeitung aller denkbaren Möglichkeiten.
[5]
Evolutionär ist dieses Verhalten wahrscheinlich auch dadurch begünstigt, daß die
Tiere, die im Angesicht eines Raubtiers erstmal ihre Möglichkeiten überprüften eher geringe Fortpflanzungswahrscheinlichkeiten hatten. Die Entwicklung des Neocortex, die letzte Neuentwicklung der Evolution im Gehirn, befähigte uns dazu Sprache, Kunst, Mythen und Kultur zu entwicklen, da sie die Erfassung und Erkennung von Strukturen und Systematiken von gelernten Prozessen ermöglichte. Denn Primaten schaffen die Übertragung nicht, das zu benutzen gelernte Werkzeug für neue, fremde Aufgaben einzusetzen.
[30]
Die Art in der das Gehirn lernt ist auch evolutionär, zumindest von der Anlage her. Versucht man eine Aufgabe zu lösen und kommt zu einem Ergebnis, d.h. beide Gehirnhälften befinden das Problem für gelöst, so wird ein Glückshormon (Endorphin) ausgeschüttet und die Verbindung im neuronalen Netz verstärkt damit sie das nächste mal schneller gefunden wird. Die erneute Lösung des gleichen Problems löst eine geringere Dosis des Hormons aus.
[11]
Von der Anlage her sollte ein Gehirn also nach
immer komplexeren Problemen verlangen, um das Glücksgefühl zu erhalten.
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
Auch bei der Gedächnisbildung spielen Emotionen eine entscheidende Rolle. Das limbische System ist zuständig für unsere Gefühlswelt. Es bewirkt Wut, Trauer, Angst und Unlust, aber auch Glück und Lust. Jedes von den Sinnesorganen eintreffende Signal gelangt dorthin, parallel zum Weg zur Großhirnrinde. Noch bevor das Bewußtsein Einfluß nehmen kann bewertet das limbische System die Sinneseindrücke. Deshalb kann man auf gefährliche Situationen instinktiv blitzschnell reagieren. Emotionen können die Aktivität neuronaler Netze intensivieren und damit ihre synaptische Verschachtelung stärken.
[14]
Informationen, die das limbische System emotional bewertet hat, graben sich besonders tief in das Gedächnis ein und sind sehr leicht abrufbar. Gedächnisinhalte mit der gleichen Gefühlstönung werden verknüpft. Auch die Alzheimer’sche Krankheit geht mit einer Schädigung des limbischen Systems einher. Je mehr Sinnesorgane an einer Erfahrung beteiligt sind, d.h. je vielschichtiger eine Information wahrgenommen wird, desto besser bleibt sie im Langzeitgedächnis haften.
[14]
Das Gehirn arbeitet assoziativ. Ein Teilaspekt eines abgespeicherten Sachverhaltes reicht aus, den ganzen Komplex hervorzurufen. Darüberhinaus schafft sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens ein eigenes Ordnungssystem, nachdem er seine Erfahrungen sortiert und einordnet. Daher bereitet es den meisten Menschen Unbehagen etwas Neuem zu begegnen, daß sie nicht einordnen können, da es nicht in ihre Welt gehört und eine Gefahr bedeuten könnte.
Sind bei einem Neugeborenen die Verbindungen im Gehirn noch relativ gleich bewertet, was die Anpassungfähigkeit in neue Umgebungen erhöht, so sind beim Erwachsenen die Verbindungen und somit auch Methoden und Herangehensweisen schon relativ verhärtet (kontrastreich). Damit wächst also auch die Gefahr von Mißverständnissen, da neue Erfahrungen schneller eingeordnet und Vorgänge auch schneller zu Gruppen zusammengefaßt werden. Die Kombinationsfähigkeit sinkt.
[13]
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
2.2 Die Wahrnehmungsfilter Vermutlich richtete die Natur Mechanismen ein, die die Lebewesen vor dem Abdriften zu unnötigen Beschäftigungen (im Sinne des Fortbestandes der Art) schützen sollten. Diese Filter schützen uns davor zu viele Sinneseindrücke auf einmal ins Bewußtsein gelangen zu lassen. Außerdem trennen diese Filter die Belange des eigenen
Serotonin
Bewußtseins von denen der Außenwelt: die Trennung zwischen „mein“ und „dein“.
[21]
Beeinflußt man den Neurotransmitter Serotonin mit halluzinogenen Stoffen wie LSD (Lysergsäurediäthylamid) oder Psilocin, wie es in den danach benannten Pilzen vorkommt, können die
LSD
Schutzfilter aufgrund von komplexen anta- und agonistischen Beeinflussungen der Botenstoffe nicht aufrecht erhalten werden. So prasseln die Sinneseindrücke ungebremst auf das Bewußtsein ein und lösen nicht kontrollierbare Assoziationen aus. Probanden berichten von Gefühlen der Aufhebung von Raum und Zeit, sowie der Verschmelzung mit dem Universum. Sicherlich ist das im unkontrollierten Umfeld nicht ratsam, doch ist die Wirkung sol-
Psilocin
cher Substanzen im Gebrauch durch Schamanen oder Seher nicht unerheblich für die kulturelle Beeinflussung.
[20]
Die so gewonnenen Perspektiv-Verschiebungen wurden als Kontakt mit dem Übersinnlichen gewertet und hatten so eine prophetische Qualität. Interessant ist, daß diese Rauschzustände im nachhinein den Serotonin-Spiegel im Kreislauf erhöhen und dieses Merkmal auch für Rangfolge bei Primaten bezeichnend ist: Das Alpha-Männchen hat den höchsten Serotin-Spiegel, der sich bei jedem gewonnenen Kampf erhöht.
[5]
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2.3 Der Trance Zustand Ähnliche Zustände erreicht man mit Trance Ritualen, die in vielen Kulturen in unterschiedlichsten Formen zu Perfektion erblühten. So können mit Trance-Zuständen nicht nur Schmerzen gelindert, sondern auch neue Sichtweisen auf die gewohnte Alltagswelt gewonnen werden. Fantasiebegabte Menschen, die innere Bilder mühelos entfalten können, geraten leichter in Trance als Personen, die sich nur schwer entspannen können und Angst davor haben, die Selbstkontrolle zu verlieren.
[7]
Zwischen konzentrierter Aufmerksamkeit und tiefem Schlaf gibt es unterschiedliche Bewußtseinszustände. Bei wachen Menschen herrschen Hirnströme zwischen 14 und 32 Hertz (Betawellen) vor, kurz vor dem Einschlafen nimmt das Gehirn einen Zustand mit Frequenzen zwischen drei und sieben Hertz (Thetawellen) ein. Dies ist auch der gemessene Zustand den man als Trance bezeichnet. Mit einem eintönigen Trommelimpuls von viereinhalb Schlägen pro Sekunde (270 Schläge pro Minute) kann das Gehirn vom beta- in den theta- Zustand gebracht werden. Das Gehirn scheint sich auf den Trommelrhythmus synchronisieren zu können. Es stellen sich angenehme Gefühle ein und die Bereitschaft wächst, sich mit seinen Problemen und Erinnerungen auseinander zu setzen.
[5]
Untersuchungen zu Folge beeinflußt der Trance Zustand massiv die Funktionsweise des „Gyrus cinguli“ im limbischen System. Ein Hirnbereich, dessen Aufgabe es ist, Wahrnehmungen mit Gefühlen zu verknüpfen und die Intensität von Empfindungen zu kontrollieren. Bei spirituellen Trance-Zuständen ist der Stirnlappen aktiver als sonst. Dieser Bereich ist für die Handlungsplanung und die Konzentration zuständig. Das für die Orientierung in Zeit und Raum zuständige Areal im rechten Scheitellappen hingegen weist eine drastisch gedrosselte Tätigkeit der Nervenzellen auf.
[24]
Laut neueren
Studien ist der Scheitellappen aber auch der Bereich, in dem der Mensch das Bild von sich selbst entwirft. Das würde auf eine objektive oder besser eine des Ichs entledigte Sichtweise der Dinge hinweisen.
[5]
Viele Heilige und Propheten (Johanna von Orlean, der biblische Saulus später Paulus, Mohammed) beschreiben ihre Visionen so, wie Schläfenlappen-Epilepsie-Patienten ihre Anfälle beschreiben. Das Gefühl zu schweben, ein Ansturm von Bildern und Visionen, das Hören von nicht-existenten Stimmen und die Präsenz einer unsichtbaren Macht könnten Produkt einer Fehlfunktion des Schläfenlappens sein. Hier versteht man nämlich Sprache, erkennt Objekte, Gestalten und Gesichter und fügt diese zusammen. Visionen könnten aus dem falschen Zusammensetzen dieser Bilder entstehen.
[7]
12
3. Die geschichtlichen Hintergr端nde
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
3.1 Die Orakel der Antike In der Antike versuchte man zu vielen Gelegenheiten die Äußerungen der Götter durch Orakel zu erfahren („Orakel“ griech. „Stätte“ [a]). Entweder bemühte man sich seinen Feinden eine Nasenlänge voraus zu sein, oder man wollte die Gründe für eine Niederlage erfahren. Nach genau festgelegten Ritualen erfuhr der Fragende von einem Medium (wie in Delphi) oder durch eine Traumerscheinung (Inkubation) die Antwort (Oracula, Manteia oder Chresetereia) auf seine Frage.
[ 36 ]
Delphi war schon in frühester Zeit besiedelt (2000 v. Chr.) und ein mystischer Ort zur Anrufung chtonischer (irdisch, im Erdinneren wohnend, griech. chthon „Erde“
[a])
Gottheiten. Ab 800 v. Chr. wurde in
Delphi der Gott Apollon (der griechische Gott des Lichtes, der Dichtung und der Weissagung) befragt.
[36]
In seinem Hauptheiligtum am Südhang des Parnassos befand sich „der Nabel der Welt“. Dieser war durch einen Omphalos (ein nabelförmiger Stein) gekennzeichnet. Über dem Tor, durch das man eintrat, waren die Sätze „Erkenne Dich selbst!“ und „Nichts im Übermaß.“ geschrieben. Der Ratsuchende mußte sich vor seiner Orakelbefragung an der heiligen Quelle Kastilia rituellen Waschungen unterziehen. Dann ließ er Apollon ein Opfer darbringen und übergab sein Anliegen einem Apollonpriester, der es an die Pythia (ein weibliches Medium) übermittelte. Die Pythia verfiel in Trance, so daß der Gott durch sie sprechen konnte. Sie antwortete dem Fragenden aus einem dichten Nebel aus berauschenden Dämpfen. Die oft mehrdeutigen Prophezeiungen genossen ein hohes Ansehen und hielten Einzug in den Sprachgebrauch. Die Deutung wurde durch die Apollonpriester gegeben.
[29]
Andere wichtige Stätten des Apoll
waren Abis, Delos, Didyma und Kölaros (Kolophon). Delphi gilt als das berühmteste und wichtigste Orakel des antiken Griechenland. Es war befriedetes Gebiet und Zuwiederhandlungen wurden mit Krieg geandet. Im 3. Jh. n. Chr. verbot der römische Kaiser Theodosius I. alle heidnischen Kulte und damit auch den von Delphi. [36] In der griechischen Literatur wurde das Thema der mehrdeutigen Prophezeiungen und vor allem der Unabwendbarkeit verarbeitet. So heiratete Ödipus am Ende doch seine Mutter und brachte seinen Vater um. Und König Kroisos, dem das Orakel den Untergang eines großen Reiches vorraussagte, mußte feststellen, daß nicht das seines Feindes, sondern sein eigenes gemeint war.
[ 36 ]
Dodona in Epirus war das wichtigste Orakel, das dem Zeus geweiht war. Früher wurde hier Gaia verehrt (die Weltmutter, die die ältesten Gottheiten gebar). Das Orakel sprach durch eine Eiche und eine Taube. Die Fragenden ritzten ihre Anliegen in Bleistücke, die sie in einen Krug warfen. Die Antwort des Gottes konnte aus dem Rauschen des Eichenlaubes erschlossen werden.
[ 36 ]
„Die Göttin Athene baute ein Stück Holz von der Eiche in die Argo ein, dem Schiff der Argonauten. So konnte es sprechen und seine Besatzung vor Gefahren warnen.“ (Homer, Odyssee [36])
14
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
3.2 Wahrsager Der Wahrsager muß als Authoritätsperson erscheinen. Die Rechtfertigung der Authorität geht in erster Linie von der Inszenierung aus. In vielen Darstellungen werden Wahrsager mit Kristallkugel gezeigt. Das Kristallsehen hat sich wahrscheinlich aus einem noch älteren Brauch entwickelt: der Deutung gespiegelter Bilder. Die alten Griechen benutzten eine ruhige Wasseroberfläche und später einen Spiegel als Mittel, sich in Trance zu versetzen, was sie befähigte, ihre Zukunft oder die eines anderen Menschen zu sehen.[36] Die Wahrsagerei war lange Zeit die Rechtfertigung für Antizipation, für die Entscheidungsfindung aufgrund von Gefühlen und Ahnungen. Sie wurde in Ritualen und Techniken von der führenden Elite gepflegt und kann als der Vorläufer der heutigen Wissenschaft angesehen werden, da sie die Schärfung des Verstandes für die Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung und die Suche nach Ordnungssystemen vorantrieb. Wahrsager kann man in zwei Gruppen unterteilen: Die, die an sich selbst glauben und die, die aus reiner Profitgier die Leichtgläubigkeit der Menschen ausnutzen. Vor dem Beginn des 20. Jh,. und damit vor dem Beginn der Psychoanalyse und -therapie bedienten neben kirchlichen Geistlichen die Wahrsager das Bedürfnis nach Selbsterfahrung und Lebensratschlägen. Es wurden bestimmte Techniken entwickelt, die darauf abzielten, dem Fragenden das Gefühl der Hilfe zu vermitteln. Diese Methoden basierten auf der Tatsache, daß derjenige, der einen Wahrsager aufsucht, sich in einer emotionalen Ausnahmesituation befindet. Der amerikanische Psychologe Ray Hyman stellte folgenden Regeln für das „Wahrsagen" auf: „Denken Sie daran, daß der wichtigste Schlüssel für erfolgreiches Charakterlesen das Vertrauen ist. Nützen Sie kreativ die letzten Meinungsumfragen, Trends etc. Seien Sie bescheiden in ihrem Verhalten und mäßig in Ihren Behauptungen. Gewinnen Sie fortschreitend die Mitarbeit des Kunden. Benutzen Sie ein Hilfsmittel wie zum Beispiel Karten, eine Kristallkugel oder ähnliches. Halten Sie stets eine Sammlung von Allgemeinplätzen bereit. Halten Sie ihre Augen offen. Benutzen die Kunst des Umschreibens. Lernen Sie, gut zuzuhören. Dramatisieren Sie Ihre „Kunst". Erwecken Sie den Eindruck, daß Sie mehr wissen, als Sie sagen. Scheuen Sie sich nicht, bei jeder Gelegenheit zu schmeicheln. Denken Sie immer an die goldene Regel: Sagen Sie Ihrem Kunden das, was er hören will.“
[37]
Der Wahrsager vermittelt dem Fragenden das Gefühl zu sehen und zu verstehen. Der Fragende glaubt sein Herz ausgeschüttet zu haben, ohne etwas gesagt zu haben und führt sich aufgrund der Andeutungen des Wahrsagers seine Situation vor Augen. Durch die Aufarbeitung seiner Situation kann er neue Einsichten gewinnen. Diese Vorgehensweise ist der eines Psychotherapeuthen sehr verwandt.
15
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
3.3 Das Runen-Orakel Generell sind Runen germanische Schriftzeichen, die in Holz oder Stein geritzt werden. Sie wurden fast ausschließlich für Inschriften benutzt. Sie entwickelten sich aus Bildsymbolen (250-150 v. Chr.). [4] Das dem Runenorakel zugrunde liegende Runenalphabeth umfaßt 24 Buchstaben und wird nach den Anfangsbuchstaben „Futhark“ benannt. Es gibt auch Alphabete mit 28 (angelsächsisches Runenalphabet) oder 16 Zeichen (skandinavische Runenschrift).
[ 36 ]
Das Runen Orakel basiert auf dem verloren gegangenen Geheimwissen der Druiden der germanischen, vorchristlichen Welt. Die 24 Buchstaben sind nach Gottheiten in drei Gruppen unterteilt: Das Aettir der Freyr
Das Aettir des Hagal
Das Aettir des Tyr
Der Gott der Runenweisheit ist Odin. Er erwarb das Wissen um die Runen als Ergebnis seines neunnächtigen Opfers, als er an Yggdrasill hing. In der germanischen Mythologie ist dies der Weltenbaum, der alle neun Welten berührt und im Zentrum von Midgard steht.
[ 36 ]
Jeder Stein trägt einen Namen und besitzt eine magische Bedeutung, auf die im zweiten Kapitel genauer eingegangen wird. Man befragt das Orakel, in dem man laut eine Frage stellt, aus einem Beutel die Runensteine (oder auch Holzstäbchen) wie beim Ziehen von Losen herausnimmt und vor sich hinlegt. Die Bedeutung ergibt sich von rechts nach links. Die Deutung versucht die Einzelbedeutungen zu einer Aussage zusammenfassen. Ist die Antwort unklar, kann eine weitere Rune nachgezogen werden.
[4]
16
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
3.4 Das Tarot Der Ursprung des Tarot (oder auch der Tarot, gespr. Taroh) ist unbekannt. Es könnte seine Wurzeln im alten Ägypten, in Babylon, in Arabien, in Palästina, im alten Indien, bei den Kelten oder bei den Zigeunern haben. Die Karten tauchten, vermutlich aus der arabischen Welt kommend, in Europa zum ersten mal im 14.
Tarot de Marseilles
Jahrhundert auf und verbreiteten sich schnell. Die urkundlichen Erwähnungen stammen meistens aus Verboten, mit denen die Spielkarten von der Kirche belegt wurden.
[1]
Es gibt über 500 unterschiedliche Versionen der Karten des Tarot. Fast jeder erfolgreiche Wahrsager und viele magischen Zirkel liessen ihre eigenen Tarot Decks erstellen. Für den Unkundigen besitTarot de Marseilles
zen nur der Name der Karte und das Hauptbildmotiv eine vage Be-
Rider-Waite Tarot
deutung und selbst diese führen oft in die Irre. In der eigentlichen Funktion für den Deutenden ist die Tarot Karte ein mnemoaktiver Bildspeicher. Jedes der Symbole hat einen geschichtlichen, mythologischen, oder psychologischen Hintergrund und dient dazu möglichst alle Aspekte der Kartenbedeutung vor Augen zu haben. [1] Auf die Bedeutung der Karten wird im zweiten Kapitel eingegangen.
Rider-Waite Tarot
Die am weitesten verbreiteten Versionen sind das Visconti-Sforza
Thoth Tarot
Tarot (15. Jh.) aus Italien, das Tarot de Marseilles (18. Jh.) aus Frankreich, das RiderWaite Tarot (1908) von Arthur Edward Waite (1857 - 1942) aus England und das Thoth Tarot (1944) aus Ägypten und England von Aleister Crowley (1875 - 1947), der später des Satanismus bezichtigt wurde. Er entwarf das Thoth Tarot in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin Lady Frieda Harris.
[1]
Das Tarot besteht seit dem 17. Jh. aus 78 Karten, die in die 22 Karten der großen Thoth Tarot
Arkana (lat. Geheimnisse) oder Trumpfkarten und die 56 Karten der kleinen Arkana
unterteilt werden. Die kleine Arkana ist in vier Farben unterteilt: die Stäbe, die Schwerter, die Kelche und die Scheiben oder Münzen. Jeder dieser Sätze besteht aus 14 Karten, die sich aus 10 Zahlenkarten (As=1 dann 2, 3, ..., 10) und 4 Hofkarten (König, Königin, Ritter und Bube) zusammensetzen.
[1]
Visconti-Sforza Tarot
Tarot der Lombardei
Cartiera Tarot
17
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
3.5 Die kabbalistische Einordnung des Tarot Die jüdische Geheimlehre „Kabbala“ wurde ursprünglich mündlich überliefert. Sie ist aber zu einer eigenen Schule und Literatur geworden. Sie reicht zurück zu den ersten Hochkulturen im Mittelmeerraum. Sie wird beschrieben als die Lehre von der Seele, Gott und allen Beziehungen dazwischen. Die Einflüsse der ägyptischen Kultur waren sehr stark. So wird die Thora (das jüdische alte Testament) von den Kaballisten als der exotherische Gegenpol (griech. exoteros „der äußere“ schen Kabbala (g r i ec h. esoteros „der innere“
[a])
[a] )
zur esotheri-
gesehen. Moses, der als Begründer der Thora gilt,
war mit den ägyptischen Geheimlehren vertraut.
18
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
Die zentrale Struktur der Kaballa ist der „Lebensbaum“. Kaballisten sehen ihn als Prinzip der Welt an. Alles ist auf ihn begründet. Er ist ein Wahrnehmungsmodell, mit dem die Wirklichkeit interpretiert werden kann. Er stammt aus dem „Buch der Schöpfung“ („Sepher Yetzirah“), das sich mit den geheimnisvollen Gesetzen der Schöpfung befaßt.
[1]
„Der Mensch braucht Modelle an die er Glauben kann.“ Hajo Banzhaf, Der Crowley Tarot
[1]
Im Lebensbaum wird die Wirklichkeit durch zehn Kreise – die Sephirot – wiedergegeben, die keine direkte Aussage bilden und nur allgemeine Zyklen oder Wirkungsebenen wiedergeben. Den 10 Sephiro t sind die Karten der kleinen Arkana zugeordnet (die von 1 bis 10 nummerierten). Die Farben werden auf die vier Elemente übertragen: die Stäbe sind das Feuer, die Kelche sind das Wasser, die Schwe rter sind die Luft und die Scheiben sind die Erde. Kether und Malkuth (der Ursprung und der Urgrund) sind die am weitesten voneinander entfernten Sephiroth und somit die größten Gegensätze, die man sich vorstellen kann (Licht und Schatten, Seele und Gott, Wurzel und Krone des Baumes). Sie waren eins und wurden in der Schöpfung voneinander getrennt. Die beiden Hälften streben gedanklich wieder zurück zueinander. Dadurch fließt Energie zwischen den Polen. Es herrscht eine immer währende Bewegung. Die Bedeutung und somit das Schicksal entspringt erst aus der Verbindung von einer Sephira mit der anderen. Die Verbindungen sind den 22 Buchstaben des althebräischen Alphabets zugeordnet. Diese semitische Sprache ist eine der ältesten der Welt (ca. 5000 Jahre alt) und in der Zeit von 200 bis 1800 n. Chr. galt sie als tot bis sie Anfang des 19. Jahrhunderts wiederbelebt wurde. Hebräisch, wird von rechts nach links gelesen. Die hebräische Schrift ist eine Lautschrift: Man denkt sich ein Quadrat um jeden Buchstaben und achtet beim Sprechen auf die Form des Mundes, den Luftstrom, die Zunge, etc. Das „Bild“ des Mundes ist im Buchstaben.
[18]
Es gibt drei Mutterbuchstaben für die Elemente, sieben
Doppelbuchstaben für die Planeten und 12 einfache Buchstaben für den Tierkreis.
[1]
Die 22 Karten der großen Arkana werden den 22 Verbindungen der 10 Sephirot zugeordnet. Die 22 Pfade sind die Linien, entlang derer sich das Leben und kollektive Vorstellungen der Menschen entfalten. Wenn man den Lebensbaum betrachtet, soll man versuchen, den Sinnzusammenhang im Ganzen zu verstehen.
[1]
Es ist leicht bei einen Systemkomplex die Systme isoliert zu betrachten, doch nur
der Zusammenhang erschließt die Funktion.
[10]
19
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
Die Kaballisten glauben, daß nur die äußerste Abstraktion (die Zahlen) grundlegend genug ist, um das Unfaßbare zu fassen. Daher sind den Buchstaben noch Zahlenwerte zugeordnet. So können Bedeutungen von Wörtern durch wiederholtes bilden der Quersumme (bis die Zahl kleiner als 22 ist und weiter) ermittelt werden (auch als Numerologie bekannt). Als Beispiel (s. Tabelle): „Die Antwortmaschine“ bedeutet 4+10+5 + 1+50+9+6+70+200+9+40+1+300+10+50+5 => 19 + 751 getrennt => 19 + 13 (Sonne und Tod) => 10 + 4 (Kaiser und Glück) = 1 + 5 (Magier + Hohepriester) kombiniert => 19 + 751 = 770 => 14 (Kunst) => 5 (Hohepriester). Das Gleiche gilt auch für die Ordnungszahlen des Tarot so ist z.B. das Wesen des Teufels (15) durch die Liebenden bestimmt (1 + 5 = 6). (Natürlich waren diese Bedeutungen bei der Namenswahl der Antwortmaschine vorher genau abgewägt.)
Thoth Ta ro t
Althebräisch / Kaballa
Übersetzung
0
Der Narr
Alef (stumm)
Ochse
1
Der Magier
Bet (B/V)
2
Die Hohepriesterin
3
Die Kaiserin
4
Der Kaiser
5
Der Hohepriester
6
Die Liebenden
7
Der Wagen
8
Ausgleichung
9
Der Eremit
a b g d c w z x l y k j m n s [ p h q r f t
10
Glück
11
Lust
12
Der Gehängte
13
Tod
14
Kunst
15
Der Teufel
16
Der Turm
17
Der Stern
18
Der Mond
19
Die Sonne
20
Das Aeon
21
Das Universum
Wert
lat. Buchst.
Astrologie
Alchemie
1
A
Uranus
Luft
Haus
2
B
Merkur
Merkur
Gimmel (G)
Kamel
3
G
Mond
Silber
Dalet (D)
Tür
4
D
Venus
Kupfer
Tzade (Tz)
Angelhaken
C, Z
Widder
Feuer
Vav (V/O/U)
Nagel
6
U, V, W
Stier
Erde
Zayin (Z)
S c h we rt
7
Zwilling
Luft
Chet (Ch)
Zaun
8
Ch, H
Krebs
Wasser
Lamed (L)
Stachelstock
30
L
Löwe
Feuer
Yod (Y)
offene Hand
10
I, J, Y
Jungfrau
Erde
Kaf (K/Kh)
geschl. Hand
20
C, K, Qu, X
Jupiter
Zinn
Tet (T)
Schlange
T
Waage
Luft
Mem (M)
Wasser
40
M
Neptun
Wasser
Nun (N)
Fisch
50
N
Skorpion
Wasser
Samech (S)
Stütze
60
S, X
Schütze
Feuer
Ayin (stumm)
Auge
70
O
Steinbock
Erde
Pe (P/F)
Mund
80
F, P
Mars
Eisen
He (H)
Fenster
5
E
Wassermann
Luft
Qof (Q)
Hinterkopf
100
Q
Fische
Wasser
Resch (R)
Kopf
200
R
Sonne
Gold
Shin (Sh/S)
Zahn
300
Sch,
Pluto
Feuer
Tav (T/S)
Siegel
400
Th
Saturn
Blei
90
9
20
4. Die Beschreibung der Maschineninhalte
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.0 Die Bedeutungszusammenführung von Tarot, Kaballa und Runen-Orakel In den Modulen dieses Kapitels wird versucht, die Bedeutungen der Tarotkarten, deren Zusammenhang im kaballistischen Lebensbaum und die Parallelen zum Runenorakel miteinander zu einem einzigen Aussagenkomplex zu kombinieren. Sicherlich gäbe es noch mehr Methoden die Zukunft vorherzusagen, doch eignen sich nur die allgemeinsten dazu, eine möglichst allgemeingülte Aussage zu erzeugen. Im Gegensatz zu den usprünglichen Orakeln, deren Prophezeiungen keinen Vorgaben unterlagen, ist die systematisierte Zukunftsvorhersage der vorgestelten Methoden einem Gerüst unterworfen, das den Zufall in Sinnabschnitte einteilt. Diese Abschnitte basieren auf den Beobachtungen der Probleme und Unzulänglichkeiten des Miteinander der Menschen, die über Generationen gemacht wurden. So sollen möglichst viele Beobachtungen aus unterschiedlichen Kulturen sinngemäß zusammengefügt werden. Die Maschine versucht Fragmente von ungefährlichen – das Zusammenleben begünstigenden – Weltbildern als Ratschlag oder Hinweis zu vermitteln. Man kann Psychosen oder psychische Zivilisationskrankheiten auch als Weltbilder sehen, die ihren Benutzer verletzen. Die Orakel versuchen eine Art allgemeingültige Bedienungsanleitung für das Leben zu geben. Die Therapie von gestörten Weltmodellen ist ein aktuelles Thema in Zeiten der Deregulierung, in denen niemand mehr genau weiß, wo er steht. Die Funktion des Wahrsagers oder des Deutenden ist es, die von den Karten vorgegebenen Grenzen zwischen den Aussagen verschwimmen zu lassen. Die Antwortmaschine basiert auch auf der modularisierten Vorhersage. Die Grenzen der Aussagen verschwimmen dadurch, daß keine wahrnehmbare Trennung im Ablauf der Module besteht.
22
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Wisse Nichts! Für die Unschuld sind alle Wege erlaubt! Reine Torheit ist der Schlüssel zur Einweihung! Schweigen dringt in die Verzückung ein! Sei weder Mann noch Frau, Sei beides in einem! Sei still, kleines Kind im blauen Ei, auf daß du wachsen mögest, um die Lanze und den Gral zu tragen! Wandere allein und singe!“
Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.1 „Der Narr“ (0) 4.1.1 Die traditionelle Bedeutung Der Narr trägt die Ordnungszahl „0“. Er steht für Neugier, Experimentierfreude und die Suche nach Veränderung. Seine positiven Seiten weisen auf die Auflösung von festen Strukturen und Zwängen hin. Doch die Schattenseiten dieser Karte können auch auf Tagträumerei und Verantwortungslosigkeit hindeuten.
[1]
In manchen Weissagungs-Methoden steht der Narr für den Fragestellenden, d.h. die Karte besitzt eine Sonderstellung, da sie eine Art Avatar in der Bedeutungswelt des Tarot darstellt. Er steht für den Beginn der Reise zur Vollkommenheit. Er verkörpert die typisch menschlichen Verblendungen und Fehler: Sein roher, ungeschulter Geist ist noch nicht empfänglich für die Feinheiten und Skalierungen seiner Umwelt. Es geht hauptsächlich um die Befriedigung der Grundbedürfnisse und den Hinweis auf die Notwendigkeit der Schulung des Geistes. Er trägt jedoch den Funken der Erkenntnis schon in sich, der auf seinem Weg den Drang zur Verbesserung und Optimierung seines Geistes auslösen soll: das Streben nach Erleuchtung. Die Einsicht in die Vergänglichkeit alles Seienden steht am Anfang seines spirituellen Weges.
4.1.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
a Alef
(stumm)
Dem Narr ist der hebräische Buchstabe „Alef“ zugeordnet. Er ist der erste Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 1. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Alef die Verbindung des Ursprungs (Kether) mit der Energie (Chokma). Diese Bewegung bezeichnet den Weg von der Einheit aller Widersprüche zur positiven männlichen Kraft. Der Weg vom Kind zum Mann.
[1]
4.1.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Mannaz steht für die Bereitwilligkeit, sich zu ändern. Die Offenheit und Empfänglichkeit für Impulse von außen wird betont und die Fähigkeit, sich einer Tätigkeit hingeben zu können, ohne auf das Ziel zu achten. Im Vergleich zum Narren bedeutet diese Rune jedoch eher eine ausgleichende Gesinnung. Das Streben ist auf das Gleichgewicht ausgerichtet.
[4]
Mannaz
23
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.1.2 VAD-Modul „Lebensprinzip“ 4.1.2.1 Die Einordnung Die aufblühende und vergehende Rose steht für das Prinzip des Lebens, die Entwicklung und den Kreislauf der Welt. Der keimende Samen hat schon die Idee der Rose und deren Verfall inne.
Eine Rose erblüht und verwelkt.
Der Tod ist nicht das Ende des Lebens, sondern der Anfang des nächsten Lebens. Auf der toten Pflanze wächst wieder eine neue. An der Rose wird der Kontrast zwischen frisch und verwelkt am deutlichsten, da rote und grüne Farbe im verd orrten Zustand beinah ganz verloren gehen.
4.1.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul gewährt einen Einblick in die Vergänglichkeit der Existenz und kann so auf die Parallele zum eigenen Schicksal – dem Werden und Vergehen – hinweisen. Die Metapher regt dazu an, sich seiner Zeit (daher der Zeitraffer-Effekt) bewußt zu werden und so seinen eigenen Nutzen für die Welt zu begreifen. Die Botschaft ist „Nutze Deine Zeit im Zusammenhang mit Deiner Umwelt.“ So soll man sich nicht von den bestehenden Strukturen blenden lassen, sondern sie für sich und seinen Weg benutzen.
4.1.2.3 Die technische Umsetzung Die Zeitrafferaufnahme wurde in einer 2k-Auflösung mit einer digitalen Still-Kamera aufgenommen. Die Sechs Bilder pro Minute wurden farbkorrigiert, auf 25 Bilder pro Sekunde beschleunigt und ineinander geblendet. Der Verfall der Pflanze wurde durch erhöhte Temperatur bewerkstelligt.
4.1.3 Der Deutungstext (0) „Sei unbekümmert, wenn Du den neuen Schritt machst. Versuche nicht zu verstehen, spüre! Du mußt den Weg gehen, um am Ende wieder bei Dir zu sein. Versuche nicht zu kontrollieren. Erkenne das Geringe als das Hohe.“
24
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Das wahre Selbst ist das Ziel des wahren Willens: Erkenne Dich selbst durch Deinen Weg. Bestimme wohlüberlegt die Formel Deines Weges. Erzeuge in Freiheit; verarbeite mit Freude; unterscheide bewußt; vereinige vollkommen. Arbeite Du, Allmächtiger, Allwissender, Allgegenwärtiger in und für die Ewigkeit.“
Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.2 „Der Magier“ 4.2.1 Die traditionelle Bedeutung Der Magier trägt die Ordnungszahl „1“. Er steht für Durchsetzung, Selbstverwirklichung, Antrieb, den Initiationsimpuls und die Energie, die bewegt. Im positiven Aspekt wird die Aktivität, die Willenstärke und die Lebenskraft unterstützt. Im negativen Aspekt kann es aber auch zu Aggressivität, Egoismus und Machtmißbrauch kommen.
[1]
Im Magier liegt die Kraft für eine hohe Konzentrationfähigkeit und die zielstrebige Verfolgung der eigenen Ziele verborgen. Aber diese Vorgehensweise führt zu vielen Verblendungen. Daher wird warnend auf die Dualiät hingewiesen, die in jedem Wunsch verborgen ist. Ein weiterer Hinweis führt zur Erkenntnis des Diesseits und des Jenseits. Erstaunlicherweise hat das nichts mit dem Tod, sondern vielmehr mit sein und wollen oder der Situation und dem Ziel zu tun. Der Mensch erschafft duch sein Handeln seine eigene Realität und das sowohl im Sinne der Veränderung seiner Umwelt, wie auch das eigene Zerrbild der Welt im Kopf. Das innere Vertrauen in sich selbst, seine Fähigkeiten und die Situation führen dazu, daß jede Entscheidung, die getroffen wird, eine richtige Entscheidung ist und es im eigentlichen Sinn nur darauf ankommt, die Entscheidungen zu treffen. Den Fluß der Energie sozusagen am Leben zu erhalten. Man braucht das Chaos im Sinne von vielen neuen Impulsen, um etwas Neues zu schaffen. In manchen Deutungen wird der Magier auch mit der Geisteskraft Äther in Verbindung gebracht, die zwischen aller Materie vorhanden sein soll. Sie wird auch als das fünfte Element, das die anderen vier durchdringt, bezeichnet.
[1]
4.2.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum Dem Magier ist der hebräische Buchstabe „Bet“ zugeordnet. Er ist der zweite Buch-
b Bet
(B/V)
stabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 2. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Bet die Verbindung des Ursprungs (Kether) mit der Form (Binah). Diese Bewegung bezeichnet den Weg von der Einheit aller Widersprüche zum Verständnis. Das Chaos erhält durch die Begrenzung eine Form bzw. nimmt einen bestimmten Raum ein.
[1]
25
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.2.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Fehu steht für die Erfüllung. Sie weist an, die Bedeutung von Gewinn und Profit im Leben zu hinterfragen und ob das Wohlsein durch das Anhäufen von Besitz gesteigert werden kann. Durch den Erhalt des schon gewonnenen in glücklichen Zeiten soll für die schlechten Zeiten geplant werden. Man soll andere an seinem Glück und Besitz Fehu
teilhaben lassen.
[4]
4.2.2 VAD-Modul „Frühlingsschauer“ 4.2.2.1 Die Einordnung Das Wasser steht für das Bestehende, das in gleichmässiger Bewegung ist. Der Regen, der auf die Oberfläche trifft, steht für die Impulse, die die Bewegung stören und so Chancen freisetzen. Das Wasser ist auch der Baustein des Lebens, der durch den ewigen Kreislauf das Leben erhält. Ohne Bewegung erstarrt auch das Leben. Ein Frühlingsregen plätschert auf eine große Pfütze.
4.2.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul soll die Definition der eigenen Richtung begünstigen. Es gilt den Zufall zu nutzen und seine Geschicke selbst in die Hand zu nehmen, um nicht in Lethargie und Starre zu verfallen. Durch die Beobachtung des Regens gewinnt man ein Stück Ruhe zurück, daß vielleicht im hektischen Alltag verloren gegangen ist und die Umwelt nicht nur auf die eigenen Routinen hin bewertet.
4.2.2.3 Die technische Umsetzung Die Aufnahme des Regens wurde mit der DV Kamera aus der Hand aufgenommen, um die Bewegung des randlosen, sich in sich bewegenden Bildes des Regens durch die leichte Unruhe noch zu verstärken. Als nachträglicher Effekt wurde das Wasser strahlend grün eingefärbt und die Highlights wie mit Sternreflektionen versehen, um die Magie des Naturschauspiels deutlicher zu gestalten.
4.2.3 Der Deutungstext (I) „Du brauchst nur zu wissen, was Du willst. Konzentriere Dich darauf! Versuche zu agieren, nicht zu reagieren. Durch Ehrlichkeit und Offenheit wird sich Dein Lebensgefühl intensiviere n. “
26
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Das Streben nach dem Höchsten ist Reinheit; und das Höchste ist Alles; sei Du wie Artemis zu Pan. Studiere Du das Buch des Gesetzes und durchbreche den Schleier der Jungfrau.“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.3. „Die Hohepriesterin“ 4.3.1 Die traditionelle Bedeutung Die Hohepriesterin trägt die Ordnungszahl „2“. Sie steht für die Sehnsucht, die weibliche Weisheit, die Geduld, die innere Quelle und die intuitive Erkenntnis. Der positive Aspekt weist auf die spirituelle Weisheit hin, die nicht versucht zu verstehen, sondern zu spüren und zu fühlen. Der negative Aspekt kann auch zu Träumerei, Realitätsflucht, Launenhaftigkeit, Zweifeln, Falschheit und Lebensangst führen.
[1]
In der Hohepriesterin liegt die Sehnsucht, die Idee hinter dem Gegenständlichen zu finden. Das weibliche Prinzip in Zusammenhang mit einem lunaren Bewußtsein – der Mond wird in den romanischen Sprachen weiblich gesehen – führt zur nichtrationalen Erkenntnis. Alles was sich dem Denken entzieht dient dem Schutz des größten Geheimnisses, des Prinzips hinter allem. Kann der ungeübte Geist einen Blick darauf erhaschen wird er im Augenblick verrückt. Man kann dieses Geheimnis als feine, flüchtige Muster der Gefühle in der Grobstruktur des Denkens verstehen. Die Karte weist darauf hin, daß es Dinge gibt, die nicht erforschbar sind, und der Fehler im Umgang mit ihnen das Verstehenwollen ist. Der göttliche Funke in allem ist die reine Idee.
4.3.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
g Gimmel
(G)
Der Hohepriesterin ist der hebräische Buchstabe „Gimmel“ zugeordnet. Er ist der dritte Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 3. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Gimmel die Verbindung des Ursprungs (Kether) mit dem Mittelpunkt (Tipharet). Diese Bewegung bezeichnet den Weg vom Ewigen zum Bewußtsein und der Harmonie. Das Unfaßbare wird Teil des Selbst.
[1]
4.3.1.2 Die Parallele Bedeutung im Runen-Orakel Uruz steht für eine Selbst-Transformation. Die verborgene Idee hinter der Form und die formende Energie stellen die Interpretation der Welt, die der Geist erzeugt und den formenden Eingriff in die Umwelt dar. Diese Rune weist auf Geduld und Bescheidenheit hin, da dies die einzigen Instrumente zum Umgang mit dem Unergründlichen Uruz
sind.
[4]
27
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.3.2 VAD-Modul „Mondspiegel“ 4.3.2.1 Die Einordnung Der Mond steht für die Zeit der Träume, in der man die Kontrolle über sich verliert. Das Schlafwandeln und die erhöhte Selbstmordrate spricht man der Wirkung des Vollmonds zu (lunatic = ver-
Der Vollmond spiegelt sich im Wasser über einer Frau.
rückt). Er verkörpert auch mit seinen Zyklen das weibliche Prinzip, das sich durch die gefühlsorientierte Vorgehensweise Launenhaftigkeit und Unberechenbarkeit vorwerfen lassen muß. Die sich senkende Decke und die Wasseroberfläche sind die Grenze zwischen fühlen und verstehen. Der weibliche Körper weist auf das Allerheiligste, die unergründliche Idee hin, die sich in den unfassbaren Träumen verbirgt.
4.3.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul hat eine verstörende Funktion. Den Bedeutungszusammenhang des Mondes, der Wasseroberfläche und des Frauenkörper ist nicht sofort rational zu erfassen. Es entsteht ein Gefühl des Ergründenwollens, da die Wahl der Elemente auf erster Ebene sehr symbolisch wirkt. In der Deutung wird dieser Wunsch dann aufgefangen.
4.3.2.3 Die technische Umsetzung Sowohl das Bild des Mondes wie auch das des Frauenkörpers wurde im DV Format aufgenommen. In der Nachbearbeitung wurde den Aufnahmen ein Teil der Farbe entzogen und die Einzelbilder stärker ineinandergeblendet, so daß ein fließenderer Eindruck der Bilder entsteht.
4.3.3 Der Deutungstext (II) „Die Erkenntnis ist immer ein Teil der nächsten Erkenntnis. Sieh mit dem Herz, denn alles ist eins. Übe Dich in Demut und vertraue Deinen Träumen. Spüre Deine Träume! Höre auf zu wollen. Versuche die Idee hinter den Dingen nicht mit Deinem Geist zu verstehen.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Dies ist die Harmonie des Universums, daß Liebe den schöpferischen Willen mit dem Verstehen dieser Schöpfung vereinigt: Verstehe Du Deinen eigenen Willen. Liebe und laß lieben. Erfreue Dich an jeder Gestalt der Liebe, und empfange daraus Deine Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
Verzückung und Speisung“
4.4. „Die Kaiserin“ 4.4.1 Die traditionelle Bedeutung Die Kaiserin trägt die Ordnungszahl „3“. Sie steht für die Sinnlichkeit, die Hingabe, die Mutterschaft, die Sicherheit, die Geborgenheit, die Lüsternheit und die Enthüllung des Neuen. Der positive Aspekt weißt auf spürbare Liebe, inneres Vertrauen, Berührung und Verschmelzung, gegenseitiges Wachstum und die eigene Erfüllung hin. Der negative Aspekt kann sich in Gier, Habsucht, Neid, Genußsucht, Trägheit und Unbeweglichkeit auswirken.
[1]
Die Kaiserin kann mit der Mutter Erde, der Gaia verglichen werden. Alles Leben kommt aus dem Schoß der Mutter. Diese Erfahrung ist jedem Menschen zuteil geworden, nämlich aus einem Lebewesen heraus das Licht der Welt zu erblicken. In dieser Erfahrung liegt auch der Wunsch nach Geborgenheit, Sicherheit und Wärme, wie man sie im Mutterleib erlebt hat. Ihr wohnt die unerschöpfliche immer währende Kraft der Natur inne, die nie versiegt und immer neu das Leben beginnen läßt. Jeder, der dieses Urvertrauen in sich trägt, wird zum Katalysator des Lebens. Er verbraucht sich nicht und kann sich auf den immer währenden Strom verlassen.
4.4.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
d Dalet
(D)
Der Kaiserin ist der hebräische Buchstabe „Dalet“ zugeordnet. Er ist der vierte Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 4. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Dalet die Verbindung der Form (Binah) mit der Energie (Chokma). Diese Bewegung bezeichnet den Weg vom Gleichgewicht zur universalen Kraft. In der Harmonie mit sich selbst liegt der Schlüssel zur nicht endenden Kraft.
[1]
4.4.1.2 Die Parallele Bedeutung im Runen-Orakel Berkana steht für die Lebensprozesse. Es geht um die Kraft Entwicklung zu beeinflussen. Mit sanftem Eingriff soll das Wesen in die Gestalt fließen. Die langsame Vorgehensweise zerstreut den Widerstand. Ist der Widerstand genommen kann die richtige Einstellung durch Beständigkeit zur Blüte gelangen. Fleiß und Beständigkeit sind die Eigenschaften, die zum Bestehen des Lebens von nöten sind. Die Hingabe an eine Berkana
Tätigkeit sollte nicht ständig das Ziel vor Augen haben.
[4]
29
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.4.2 VAD-Modul „Quelle“ 4.4.2.1 Die Einordnung Die Quelle steht für den nie versiegenden Strom von Energie. Je mehr Energie man gebraucht desto mehr kommt nach. Sie strahlt durch ihre gleichmäßige Bewegung die Ruhe aus, die von
Das Wasser einer Quelle sprudelt im Bach.
einer sich nicht verändernden Geschwindigkeit ausgeht. Das Fließen entspricht der Wahrnehmung unserer Zeit, man sollte nicht versuchen, dem davongeflossenen Wasser nachzutrauern oder versuchen, es zu konservieren, da es sein Leben verliert. Man sollte trainieren den Moment zu nutzen.
4.4.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul soll durch seine langen Sequenzen ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit hervorrufen. Man betrachtet das gleichmäßige Fließen und gewöhnt sich an die Bewegung. Der Ursprung der Quelle ist unsichtbar, man kann nur das austretende Wasser sehen. So stellt sich die Frage, was der Ursprung des Wassers ist. Doch ein Kreislauf hat keinen Ursprung.
4.4.2.3 Die technische Umsetzung Die Bilder wurden im DV Format aufgenommen. In der Nachbearbeitung wurden die Grün- und Blauanteile selektiv verstärkt. Der Bildfluß wurde durch das variable Ineinanderblenden der Einzelbilder beruhigt und mit den Aufnahmen mit längerer Verschlußzeit kombiniert.
4.4.3 Der Deutungstext (III) „Laß Dich an neue Grenzen führen. Du wirst sehen, daß es keine Grenzen gibt. Liebe, Ideen und Möglichkeiten sind ein nicht versiegender Fluß. Je mehr Du nutzt desto mehr folgt. Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile, so wie dem Wasser aus dem Fluß im Glas die Bewegung fehlt. Lenke die Kraft des Stromes in neue Formen.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Gieße Wasser über Dich; auf daß du für das Universum eine Quelle sein mögest! Entdecke Dich selbst in jedem Stern. Erringe du jede Möglich k e i t. “ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.5 „Der Kaiser“ 4.5.1 Die traditionelle Bedeutung Der Kaiser trägt die Ordnungszahl „4“. Er steht für die Herrschaft, die Führungskraft, das Recht, die Ordnung, den Mut, aber auch die ordnende Wissenschaft. Ihm wird die Vaterrolle und die Ratio des Geistes zugeordnet. Sein positiver Aspekt ist das Erschaffen von Strukturen, das Erkennen, die Stabilität und das Gewinnen von Objektivität und Verantwortungsbewußtsein. Sein Blick schafft neue Pespektiven, da ihm der Realismus inne wohnt. Der negative Aspekt ist die Selbstherrlichkeit, der zwanghafte Perfektionismus und die Intuitionslosigkeit.
[1]
Die Idee des Geist-über-Natur oder Geist-über-Materie ist ein zentraler Bestandteil der Idee des Kaisers. Der Welt wird eine Struktur oder ein Ordnungssystem aufgezwungen, das den Umgang mit ihr vereinheitlicht. Diese Konsequenz oder Dickköpfigkeit zu sortieren, kann aber auch in geistiger Bewegungslosigkeit enden, so daß die Ordnung zum Selbstzweck wird. Das Bewußtsein versucht das Ewige zu strukturieren und zieht eine Grenze zwischen der Natur (Wildnis) und der Kultur (Zivilisation).
4.5.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
c
Dem Kaiser ist der hebräische Buchstabe „Tzade“ zugeordnet. Er ist der 18. Buch-
Tzade
Chaos zur Struktur, der fundamentalen Kraft.
(Tz)
stabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 90. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Tzsade die Verbindung der Zersetzung (Netzach) mit der Reflektion (Yesod). Diese Bewegung bezeichnet den Weg von der Anarchie und dem [1]
4.5.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Thurisaz steht für den Torweg. Der Torweg ist die Grenze zwischen dem Himmel und dem Weltlichen. Es gibt Arbeit im Inneren und im Äußeren des Selbst. In der Kontemplation und dem Rückblick kann die Beschäftigung mit dem gegangenen Weg dazu genutzt werden, Strukturen und Muster zu erkennen und so in der Zukunft Vorteile für sich zu gewinnen. Die durchschrittenen Stationen des Lebens sollen betrachtet Thurisaz
werden.
[4]
31
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.5.2 VAD-Modul „Ordnung“ 4.5.2.1 Die Einordnung Die Ordnung eines Archivs ist für denjenigen, der sich zum ersten mal damit auseinandersetzt verwirrend. Die Menge der Informationen überwältigt und man muß das Ordnungssystem, wie eine
Ein Gang durch die Räume eines Archivs.
Sprache, die man sprechen möchte, erst einmal lernen. Die Übermacht des zumeist gewachsenen Apparates ist einschüchternd und die Strukturen wirken verworren. Erkennt man jedoch das Prinzip hinter der Ordnung wird sie zum Verbündeten und entwickelt ihre Kraft durch den Zugriff und die Einheitlichkeit der Funktionsweisen.
4.5.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul soll durch seinen stockenden Bildfluß und die Fahrt in die Fluchten der Archivgänge die Suche nach dem Ordnungsprinzip versinnbildlichen. Man nimmt die Schrankreihen wahr, in denen Container für weitere Aneinanderreihungen von Bildern gelagert werden. Das Lager der Abbilder der Welt ist dazu noch durch die vorherrschenden Farben der einzelnen Räume kodiert. So wird das fraktale Ordnungsprinzip vom Großen ins Kleine thematisiert.
4.5.2.3 Die technische Umsetzung Die Bilder der Fahrt durch das Filmarchiv des WDR wurden im DV Format aufgenommen. In der Nachbearbeitung wurden die Farbanteile über die Farbbalance wie bei Filmnegativen eingefärbt. Die Bildrate wurde herabgesetzt, um die Quanten des Ordnens zu veranschaulichen. Der Übergang zwischen den Räumen wurde durch eine Trickblende bewerkstelligt.
4.5.3 Der Deutungstext (IV) „Du solltest da beginnen zu ordnen, wo Du beginnst. Laß Dich nicht vom Weg abschrecken. Bewahre die flüchtigen Gedanken. Gehe vom Chaos zur transparenten Struktur. Bleibe Deinen Prinzipien treu, denn Rhythmus spart Kraft.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Weihe Dich selbst als Jungfrau dem Erkennen und Austausch mit Deinem heiligen Schutzengel. Alles andere ist ein Fallstrick. Sei gewarnt und siegreich mit den acht Gliedern des Yoga: denn ohne diese fehlt dir die Disziplin für jeglichen Kampf.“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.6 „Der Hohepriester“ oder früher „Der Hierophant“ 4.6.1 Die traditionelle Bedeutung Der Hohepriester trägt die Ordnungszahl „5“. Er steht für die Suche nach der verborgenen Wahrheit, dem Wissen und der Erleuchtung. Er verkörpert den Priester, den Guru, oder Menthor. Man vertaut in sein Wissen und glaubt an seine Erfahrung. Sein positiver Aspekt ist die Sinn- und Wahrheitssuche und die Offenbarung. Sein negativer Aspekt die Intoleranz, die Anmaßung und die Arroganz.
[1]
Der Hohepriester beinhaltet auch das Teufelsmotiv, da er dem Höchsten getrotzt hat. Oft wird er in Darstellungen von einer starken Frau beeinflußt. Er hat durch seine Spiritualität und den dadurch entstandenen Glauben sein Vertrauen ins Leben erlangt und sucht nach dem Sinn seiner Existenz. Er sieht sich als Teil einer höheren Ordnung und sucht in sich nach dem Göttlichen, da in jedem Kleinen das Abbild des Großen enthalten ist. Er versucht die Essenz und das Wesen der Dinge im größtmöglichen, holistischen Rahmen zu erfassen. Er verkörpert den heiligen Geist (im hebr. weiblich, die weibliche Urkraft). Ohne die Akzeptanz der eigenen Unvollkommenheit und das Leiden kann auch keine Weisheit und kein Mitgefühl entstehen. Er ist das Sinnbild des über sich selbst reflektierenden Menschen.
4.6.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
w Vav
(V/O/U)
Dem Hohepriester ist der hebräische Buchstabe „Vav“ zugeordnet. Er ist der 6. Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 6. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Vav die Verbindung der Energie (Chokma) mit der Verdichtung (Chesed). Diese Bewegung bezeichnet den Weg vom Unsichtbaren im Sichtbaren zu Wachstum und Formwerdung. Das Unsichtbare als sprürbare Realität.
[1]
4.6.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Mannaz steht für das Selbst, das bereit ist sich zu verändern. Die richtige Beziehung zu sich selbst ist wesentlich, da sie alle anderen Beziehungen bestimmt. Es wird zu Bescheidenheit geraten. Man soll nicht auf sein erarbeitetes Recht pochen, sondern offen alle neuen Einflüsse verarbeiten. Das gewöhnliche Leben soll auf ungewöhnliche Weise gelebt werden. Die Suche nach der Selbsterkenntnis steht im Vordergrund und Mannaz
soll das Handeln das Leben lang lenken.
[4]
33
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.6.2 VAD-Modul „Eigenliebe“ 4.6.2.1 Die Einordnung Der junge Mann befindet sich in der Öffentlichkeit und ist auf der Suche. Sowohl auf der Suche nach anderen wie auch auf der Suche nach sich. Er definiert und kontrolliert sein Äußeres im
Ein Mann betrachtet sich auf einem Platz im Spiegel.
Glauben, dadurch seinen Weg zu verändern. Jemand der seine eigenen Gefühle gut erkennen und einordnen kann, wird auch auf die Probleme der anderen besser eingehen können. Da er sich seiner Wirkung bewußt ist, hat er so auch einen Vo rt e i l bei der Kommunikation und der Bestimmung seines Platzes in der Welt. Der Vergleich mit den anderen funktioniert über die Beobachtung, die er gut beherrscht.
4.6.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang D i es es Modul soll durch die Plakativität und Ironie der Selbstverliebtheit den Blick auf das Eigentliche ermöglichen. Indem der eher intim einzuordnende Spiegel in der Öffentlichkeit von einem Mann benutzt wird, werden die gewohnten Wahrnehmungsmuster verschoben und die Möglichkeit einer Selbstreflektion eröffnet. Das die Betrachtung nicht abbricht während er den Weg fortsetzt weist auf die Wichtigkeit des Abgleichs von sich mit der Umwelt hin.
4.6.2.3 Die technische Umsetzung Die Bilder sind im DV Format aufgenommen. Markante Bewegungen werden mehrmals wiederholt, um die Selbstbeobachtung zu verdeutlichen. In der Nachbearbeitung wurde den Aufnahmen die Sättigung entzogen, so daß ein kontrastreicher schwarz-weiß-Eindruck entstand. Danach wurden die Hauttöne ausgewählt und unscharf über das Bild gelegt um die Hautstruktur (die äußere Hülle) gleichmäßiger erscheinen zu lassen.
4.4.3 Der Deutungstext (V) „Suche nach dem verborgenen Sinn. Suche Dich Selbst – Dein höheres Ich – und lebe mit ihm im Einklang. Glaube nur das, was Du selbst als richtig erkannt hast. Finde Deine wahre Berufung.“
34
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Das Orakel der Götter ist die Kinderstimme der Liebe in deiner eigenen Seele; so höre sie. Achte nicht auf die Sirenen-Stimme der Sinne, oder auf die Phantom-Stimme der Vernunft; ruhe in Einfachheit und lausche dem Schweigen.“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.7 „Die Liebenden“ 4.7.1 Die traditionelle Bedeutung Die Liebenden tragen die Ordnungszahl „6“. Sie stehen für die Hingabe, die Vereinigung der Gegensätze, das Einswerden, die Ganzheit aber auch für die Entscheidung aus ganzem Herzen. Der positive Aspekt ist das Bekenntnis und die freie Entscheidung. Der negative Aspekt sind unerreichbare Ideale, Verdrängungsneurosen, Selbstaufgabe und Entscheidungsschwächen.
[1]
Bei den Liebenden geht es um die Anziehung der Gegensätze und deren Verschmelzung in Harmonie. In der Polarität, also im Unterschied zweier Pole ist der Drang zur Ureinheit (die Singularität vor dem Urknall) enthalten. Die Liebe versucht die Einheit wieder herzustellen. Jede Hälfte enthält einen Teil der anderen Hälfte, so wie nach C. G. Jung im Mann der weibliche Teil (Anima) und in der Frau der männliche Teil (Animus) enthalten ist. Die Anziehung der Geschlechter geht von der Suche nach dem verlorenen Teil aus. Die Vereinigung der beiden Geschlechter stellt in der griechischen Mythologie der Hermaphrodit (der Sohn des Hermes und der Aphrodite) dar. Er steht für das Streben nach der Überwindung aller Gegensätze. Es geht um die Entscheidung für genau einen Partner und die Verschmelzung mit ihm ohne Kompromisse.
4.7.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
z Zayin
(Z)
Den Liebenden ist der hebräische Buchstabe „Zayin“ zugeordnet. Er ist der 7. Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 7. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Zayin die Verbindung der Form (Binah) mit dem Mittelpunkt (Tipharet). Diese Bewegung bezeichnet den Weg von der Inspiration zum Propheten, der dadurch die Vereinigung der Gegensätze herbeiführen kann.
[1]
4.7.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Kaunaz steht für die Öffnung. Die Öffnung, die den Gegensatz einläßt und ihn untrennbar mit dem Eigenen verschmilzt. Diese Verschmelzung wird durch eine Erkenntnis ausgelöst, deren Herkunft lange im Dunkeln lag. Es bietet sich auch die Chance, alte Ansichten und Denkweisen hinter sich zu lassen. Nach der Verschmelzung nimmt man sich als die Mitte seiner Welt wahr und auch die Notwendigkeit der Konzentration auf Kaunaz/Kan
sich selbst.[4]
35
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.7.2 VAD-Modul „Homogen“ 4.7.2.1 Die Einordnung Die Substanzen sind in Bewegung. Sie tanzen inund umeinander. Sie erwecken den Eindruck einer gleichmäßigen Masse und wohnen doch beide einander inne. Stoppt die Bewegung, trennt sich
Zwei Flüssigkeiten trennen sich im Mixer.
das Dunkle vom Hellen und beide werden sichtbar. So erkennt man im Alltag nicht das Gemisch der Gegensätze, nimmt leicht verunreinigte Ideen an und geht bequeme Kompromisse ein. Kommt man zur Ruhe und gönnt sich einen Blick auf das Eigentliche werden die Entscheidungen klar.
4.7.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul entfaltet erst im Nachhinein die Bedeutung der unbeweglich erscheinenden Bewegung nachdem die Substanzen zur Ruhe gekommen sind. So wird erst nach der Trennung deutlich, daß es sich nicht um eine homogene Substanz handelt, sondern auch schon vorher zwei Teile zu beo bachten waren. Durch die Trennung von Hell und Dunkel gewinnt man die Grundlage für eine wichtige Entscheidung und kann so Wichtiges von Unwichtigem trennen.
4.7.2.3 Die technische Umsetzung Die Bilder sind im DV Format aufgenommen. Die Abspielrichtung ist umgekehrt, der Film läuft in leichter Zeitlupe rückwärts. Die feste Einstellungsgröße richtet den Blick auf die Flüssigkeiten. In der Nachbearbeitung wurde der Kontrast erhöht und die Bilder variabel ineinander geblendet.
4.7.3 Der Deutungstext (VI) „Schaffe in Dir die innere Bereitschaft, eine Entscheidung ohne Kompromisse zu treffen. Treffe sie mit Mut und aus ganzem Herzen. Laß los, was Dir etwas bedeutet, damit Du etwas Neues bekommen kannst. Dringe zum Wesen dessen vor, was Du liebst und finde das Gegenstück in Dir.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Das aus dem Geier hervorgehende: Zwei-in-Eins, übertragen; dies ist der Wagen der Macht. TRINC: das letzte Orakel“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.8 „Der Wagen“ 4.8.1 Die traditionelle Bedeutung Der Wagen trägt die Ordnungszahl „7“. Er steht für den Eroberungswillen, die Abenteuerlust, den Wagemut, aber auch die Selbstüberwindung und die Selbsterkenntnis. Außerdem steht der Wagen für den Sieg. Sein postiver Aspekt ist das Finden des eigenen Platzes in der Welt und den damit verbundenen Weg nach vorn. Der negative Aspekt beinhaltet die Selbstherrlichkeit, den Größenwahn und das dadurch bedingte Scheitern an Hindernissen.
[1]
Der Wagen versinnbildlicht die Suche nach dem heiligen Gral. Sowohl die positiven wie auch die negativen Aspekte. Die Suche des Grals kann auch als Flucht nach vorn verstanden werden. Routine und Bekanntes werden zurückgelassen. Der Held zieht los, um in der Ferne für seinen Glauben zu kämpfen. Er ist von seinen Dogmen verblendet, doch diese Überzeugung verleiht ihm auch seine Kraft und den Durchsetzungswillen. Der Held erkennt auf dem Weg sich selbst und findet zu sich. Eine östliche Weisheit sagt: „Wer sein wahres Selbst erkannt hat, betrachtet das Leben wie das Vorbeirollen eines Wagenrades.“
4.8.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
x Chet
(Ch)
Dem Wagen ist der hebräische Buchstabe „Chet“ zugeordnet. Er ist der 8. Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 8. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Chet die Verbindung der Form (Binah) mit der Umwälzung (Geburah). Diese Bewegung bezeichnet einen heftigen Ausbruch (die Reinigung durch Blutvergießen), der eine Neuordnung nach sich zieht.
[1]
4.8.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Raido steht für die Reise. Die Rune beschreibt die Notwendigkeit der Trennung für die Dauer eines Weges und die Wiedervereinigung am Ende. Der Weg zu sich selbst läßt Hohes niedrig und Niedriges hoch erscheinen. Der innere Wert wächst, je näher man sich selbst auf dem Weg kommt. Die Reise darf nicht erzwungen sein, sondern muß aus wahrgenommenen Gelegenheiten bestehen. Der Aufbruch darf nicht von schweRaido
rem Gepäck (alte Ansichten) aufgehalten werden.
[4]
37
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.8.2 VAD-Modul „Nachtfahrt“ 4.8.2.1 Die Einordnung Das Fahrzeug pulsieret vor dem Aufbruch. Der Start ist unruhig, da der Weg noch nicht klar ist. Die Unruhe löst sich als der Weg gefunden ist und die Geschwindigkeit eine konstante Beschleu-
Ein Auto rast nachts über die Autobahn.
nigung einnehmen kann. Man spürt die Unruhe und Rastlosigkeit vor dem Aufbruch und die quälenden Zweifel bis man den richtigen Weg erkannt hat. Der symbolische Weg zu sich selbst verschmilzt dann in sich und die Geschwindigkeit bestimmt nicht mehr das Ende der Reise.
4.8.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang D i es es Modul soll den Aufbruch beschreiben. Die Reise entfaltet ihre Bedeutung im Aufbruch ohne Gewissheit. Den Mut aufzubringen, ins Ungewisse zu starten, ist ein Motiv der Geschichte, das die größten Errungenschaften und Leistungen der Menschheit auszeichnet, aber auch überschattet. Doch auf der lauten, wilden Suche nach Reichtum, den inneren Kern seiner selbst zu erkennen, ist wohl – auf die Person bezogen – eine noch größere Leistung.
4.8.2.3 Die technische Umsetzung Die Bilder sind im DV Format aufgenommen. Die Kamera zeigt das Cockpit eines schnellen Wagens. Die Sequenzen sind unterschiedlich beschleunigt. Die Bewegungen sind durch eine künstliche Bewegungsunschärfe – die Bewegungen extrapoliert – verwischt. Mit zunehmender Geschwindigkeit werden die Bilder immer mehr ineinander geblendet bis die Bewegung in sich verschwimmt. Die Farben wurden stark übersättigt und die Helligkeit in den mittleren Tiefen angehoben.
4.8.3 Der Deutungstext (VII) „Du hast die Freiheit für Dich selbst zu entscheiden. Die Freiheit kann man Dir zeigen, den Weg mußt Du selber gehen. Formuliere Dein Ziel und übe Dich in Geduld. Hüte Dein Ziel und wähle den Weg sorgfältig. Nimm Konventionen als Rat, nicht als Gesetz. Der Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit wird Dein Antrieb. Laß Dich von Schmerz und Leid nicht hindern, sondern inspirieren.“
38
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Gleiche jeden Gedanken durch seinen genauen Gegensatz aus. Denn die Vermählung dieser beiden ist die Vernichtung der Illusion.“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.9 „Ausgleichung“ oder früher „Die Kraft“ 4.9.1 Die traditionelle Bedeutung Die Ausgleichung trägt die Ordnungszahl „8“. Sie steht für den Willen zur Erkenntnis, die Harmoniefindung, die Bewältigung der Wirklichkeit und die Selbstverantwortung. Ihr wohnt auch ein Streben nach Objektivität inne. Der positive Aspekt ist das Gleichgewicht, die Fairness und ein gesundes Urteilsvermögen. Der negative Aspekt beinhaltet die Selbstgerechtigkeit und die Falschheit wie im Pharisäertum.
[1]
Die Ausgleichung repräsentiert den idealen Kompromiß aus Anspruch und der Machbarkeit. Wie Justizia ist auch die Ausgleichung durch eine Maske vor ihrem Gesicht davor geschützt, sich von den Oberflächlichkeiten der Welt blenden zu lassen. Sie steht für Gerechtigkeit im Einklang mit Vernunft und Gesetz. Ihre Weisheit ist darauf ausgerichtet, das Gleichgewicht zwischen allem herzustellen. Jede noch so unscheinbare Handlung ruft eine Resonanz in ihr hervor. Ihre Bedeutung beinhaltet das Prinzip der kharmischen Weltharmonik, aber auch den Energieerhaltungssatz.
[ 36 ]
4.9.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
l Lamed
(L)
Der Ausgleichung ist der hebräische Buchstabe „Lamed“ zugeordnet. Er ist der 12. Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 30. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Lamed die Verbindung der Umwälzung (Geburah) mit dem Mittelpunkt (Tipharet). Diese Bewegung bezeichnet den Weg vom Ablauf der Zeit zum Gleichgewicht zwischen Wachstum und Zerstörung.
[1]
4.9.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Algiz steht für den Schutz. Es geht um die Kontrolle von Emotionen. Der geistige Krieger, dessen Kampf immer sich selbst gilt, soll in Zeiten des Wandels seine Mitte nicht verlassen. Weder Betäubung noch Entladung sind die richtigen Methoden zur Bekämpfung des Schmerzes, sondern Beobachtung und bewußtes Empfinden. Innere Ruhe und Harmonie bestimmen den Umgang mit der Umwelt. Die Weisungen dieser Rune Algiz
sind Mäßigung und Höflichkeit.
[4]
39
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.9.2 VAD-Modul „Reaktion“ 4.9.2.1 Die Einordnung Das Stehaufmännchen basiert auf dem Prinzip, sich selbst auszugleichen. Jede Irritation wird durch den niedrigen Schwerpunkt und die nach unten wirkende Gravitation ausgeglichen und
Ein Stehaufmännchen schaukelt auf einem Brückengeländer.
wirkt der Störung entgegen. Da es sich nur um eine leicht gedämpfte Schwingung handelt, führt die Störung einen Ausschlag in die entgegengesetzte Richtung herbei. Das kann in Anbetracht des Abgrundes verhängnisvoll sein. Dieses Reaktion ist von passiver Natur und erfolgt nur auf eine Störung. Der Mensch hingegen kann der Störung aktiv entgegen wirken und so einen ruhigeren Weg beschreiten.
4.9.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul stellt das stetige Bemühen um das Gleichgewicht dar. Ein immer wärender Kampf mit Aktion und Reaktion. Die bewußte Bewegung ist minimal, da hier der Zustand der Harmonie, Gerechtigkeit und Balance gesucht wird und das Ziel die Ruhe, aber auch die Bewegungslosigkeit ist. Je größer die Kraft der Störung, desto größer die Amplitude der ausgleichenden Schwingung und um so weiter der zurückgelegte Weg.
4.9.2.3 Die technische Umsetzung Die Bilder sind im DV Format aufgenommen. Die unterschiedlichen Einstellungsgrößen beschreiben die unterschiedlichen Bedeutungen der Stärke der Bewegungen und die Skalierung der auszugleichenden Störung. Bei der Farbkorrektur wurde auf möglichst große Farbreinheit ohne Vernachlässigung der Materialstrukturen wert gelegt. Die nahen Aufnahmen in der Bluebox sind in den stillen Hintergrund komponiert
4.9.3 Der Deutungstext (VIII) „Suche das Warum in Dir selbst, dort liegt die Quelle des Schicksals. Alles, was Du tust hat und wird Folgen haben, alle Taten erzeugen Resonanz. Suche die Objektivität, indem Du alle Wertungen zuläßt. Doch vergiß über Dein Weltmodell nicht die Welt.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Wandere alleine; trage das Licht und deinen Stab. Und sei ein Licht von solchem Glanz, daß kein Mensch Dich erkenne. Sei nicht durch irgendetwas bewegt, außen oder innen: bewahre schweigen auf allen We g e n. “ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.10 „Der Eremit“ 4.10.1 Die traditionelle Bedeutung Der Eremit trägt die Ordnungszahl „9“. Er steht für den Rückzug, die Flucht, die Einkehr, die Introversion, aber auch die Wahrheit, das Wissen, die Selbstfindung und die Selbstdisziplin. Sein positiver Aspekt ist die Weisheit, die Erleuchtung und die seelische Reife. Der negative Aspekt ist die Erstarrung, die Verhärtung, die Entfremdung und Verbitterung bis hin zur Lebensfeindlichkeit.
[1]
Der Eremit steht für alles nach Innen gekehrte. Er ist auf der Suche nach dem inneren Licht und echter Tiefe. Sein Handeln bestimmt der Lebensernst, denn er versucht den eigenen Persönlichkeitskern herauszukristallisieren. Er sucht die Wahrheit hinter den Bildern. Seine Aufmerksamkeit gilt nur seinem engsten Umfeld und er sammelt sich in Askese und Fasten. Sein Schweigen dient dem Rückzug in absolute Bescheidenheit. Sein Ziel ist die Entdeckung des Geheimnisses des Ursprungs: die Urerkenntnis. Er sammelt sich vor dem nächsten Schritt nach vorn, ergründet seine Wurzeln und sucht in seiner Unterwelt die unterbewußten Gestalten, die an ihren Fesseln zerren.
4.10.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum Dem Eremit ist der hebräische Buchstabe „Yod“ zugeordnet. Er ist der 10. Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 10. Im kaballistischen Lebens-
y
baum bezeichnet Yod die Verbindung des Mittelpunktes (Tipharet) mit der Verdichtung (C h es e d). Diese Bewegung beschreibt den Weg vom Geist Gottes zur Materialisierung und steht für die Schöpfung.
[1]
4.10.1.2 Yod (Die Y) parallele Bedeutung im Runen-Orakel Isa steht für den Stillstand. Man fühlt sich gefangen in seiner Situation, da man die Bedeutung noch nicht erkennen kann. Diese Phase der Passivität geht der Wiedergeburt vorraus. Dinge, die früher erfreulich und belebend waren, wirken jetzt trist und grau. Es hat eine Trennung vom Leben stattgefunden. Es bringt nichts, stur seine gewohnten Vorgehensweisen zu erzwingen. Es steht ein Umdenken bevor. Der Bote des Frühlings ist nicht weit entfernt.
[4]
Isa
41
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.10.2 VAD-Modul „Kern“ 4.10.2.1 Die Einordnung Der frische, knackige Apfel vertrocknet langsam zu seinen harten Bestandteilen. Er stößt pumpend die Feuchtigkeit aus. Vor jedem Schwall sammelt er sich. Am Ende hat er einen neuen Zustand ein-
Ein Apfel schrumpft in sich zusammen und trocknet aus.
genommen. Der Übergang vom appetitlichen Obst zum unansehnlichen, verkrusteten Klumpen beschreibt die Phase der Abkehr von den Blicken der Umwelt und die Besinnung auf den Blick nach Innen. Dieser Prozess läuft in Schüben ab, da man ausholt, um in dem intro v e rt i e rt e ren Zustand zu verharren bis man wieder von außen gestört wird.
4.10.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul stellt die Negierung von Äußerlichkeiten dar. Der Apfel ist nach seiner Metamorphose in keiner Weise mehr begehre n s we rt oder interessant. Im übertragenen Sinne ist dieses Bild eine Anleitung, ungestört über sich nachdenken zu können, denn man kann durch die Senkung seiner Attraktivität Ruhe für sich gewinnen. So gerät man nach und nach immer tiefer in die Isolation. Es ist aber auch die Warnung von dem selbstgeschaffenen Gefängnis enthalten, da es – zumindest für den Apfel – kein Zurück mehr gibt.
4.10.2.3 Die technische Umsetzung Die Zeitrafferaufnahme wurde mit 4 Bildern pro Minute in einer 2k-Auflösung mit einer digitalen StillKamera aufgenommen. Durch die Einwirkung von Mikrowellenstrahlen wurde dem Apfel nach und nach die Feuchtigkeit durch variable Intensität entzogen. In der Nachbearbeitung wurde der Hintergrund extrem aufgehellt und die Farbe des Apfel mit Rotanteilen angereichert. Zusätzlich wurde die Sequenz mit Bewegungsvektoren stark verlangsamt, wodurch der pulsierende Eindruck entstand.
4.10.3 Der Deutungstext (IX) „Mach Dir kein Bild von der Wahrheit. Schweige und blicke in Dich. Jedes Wort, das ein Mensch aussprechen kann, kann nicht die Wahrheit sein. Tritt einen Schritt zurück und schaue auf das, was Du warst, bist und sein willst. Versuche Deine Richtung zu bestimmen und prüfe ihre Bedeutung für Dich.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Folge deinem Geschick, nicht achtend, wohin es Dich führt. Die Achse bewegt sich nicht; verwirkliche dies.“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.11 „Glück“ oder früher „Das Rad des Schicksals“ 4.11.1 Die traditionelle Bedeutung Das Glück trägt die Ordnungszahl „10“. Es steht für die Veränderung, den Wechsel, den Neubeginn sowie die Gelassenheit. Das Ziel des Glücks ist die Heiterkeit durch Selbsterkenntnis und das Akzeptieren der Lebensaufgabe. Sein positiver Aspekt ist die unerwartete glückliche Wendung und die Erkenntnis des Karmaprinzips. Sein negativer Aspekt ist die unerwartete Wendung zum Schlechten und der Glaube an die Vorbestimmung (der Fatalismus).
[1]
Das Glück steht dafür sein Schicksal anzunehmen, um es zum besseren zu wenden. Das Geringe soll als das Hohe gesehen werden. Das Böse ist nicht das, was zerstört, sondern das, was das Gleichgewicht des Kosmos stört: das Werden und Vergehen. Das Gute ist, was das Gleichgewicht erhält und zum Gleichgewicht gehört auch die Zerstörung. Das Glück ist wie ein sich drehendes Rad: Die Ganzheit in kontinuierlicher Bewegung nur das Zentrum bleibt am gleichen Ort. Das Leben ist das Diktat der ständigen Veränderung. Man muß für sich eine Richtung festlegen: den Weg des Geistes, den Weg des Triebes oder den Weg der Demut.
4.11.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
k Kaf
(K/Kh)
Dem Glück ist der hebräische Buchstabe „Kaf“ zugeordnet. Er ist der 11. Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 20. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Kaf die Verbindung der Zersetzung (Netzach) mit der Verdichtung (Chesed). Diese Bewegung beschreibt den Weg von der ungestümen, fließenden Kraft und Energie zur Verwirklichung und Materialisierung.
[1]
4.11.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Hagalaz steht für die Elementargewalt. Diese Rune ist Symbol für Veränderung, Freiheit, Erfindung und Behutsamkeit. Geschehnisse entziehen sich vollkommen unserer Kontrolle, das Schicksal vereitelt gefaßte Pläne. Das Ereignis kann im Positiven auch wie ein Wachrütteln oder Aufwachen wirken. Alle Selbstverständlichkeiten werden herausgefordert. In der Reaktion ist man jedoch keinesfalls machtlos und es folgt das Hagalaz
eigene Wachstum, daß lange unterdrückt wurde.
[4]
43
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.11.2 VAD-Modul „Beobachtung“ 4.11.2.1 Die Einordnung Der Fluß fließt vorbei und führt alle, die er trägt zum großen, weiten Unbekannten. Beobachtet man nur ein kleines Stück des Weges, kann man sich die große Veränderung, die ein stetiger Fluß
Schiffe fahren auf einem Fluß vorbei.
hervorruft, ausmalen. Das Leid und auch der Segen, den er bewirkt. Er bietet viele neue Chancen aber kann auch Leben und Existenz gefährden. So wie das sich ständig verändernde Leben, reißt er alles mit, was er zu fassen bekommt und spielt damit bis er es wieder irgendwo liegen läßt. Die Richtung ist weder gut noch böse, sondern einfach nur Bewegung und Veränderung.
4.11.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul macht den steten, uns unbewußten Wandel deutlich. Der fließende Strom, die Veränderung, ist die einzige Konstante des Lebens. Auch wenn der Tag geht, die Kraft der Umwälzung schläft nie. Das Selbstverständliche wird in anbetracht der Veränderung genau so zur Illusion wie der gerade Weg. Das Augenmerk soll auf die Schulung des Geistes gelenkt werden, mit Rückschlägen und Hindernissen umzugehen.
4.11.2.3 Die technische Umsetzung Die Zeitrafferaufnahme wurden mit 6 Bildern pro Minute in einer 2k-Auflösung mit einer digitalen StillKamera aufgenommen. Im Nachinein wurde auf die Fabrikanlage deren Lichter durch die Dämmerung in die Nacht glitzern eine Zoomfahrt animiert. In der Farbkorrektur wurden die Grüntöne übersättigt und die allgemeine Helligkeit erhöht.
4.11.3 Der Deutungstext (X) „Gewinne neue Sichtweisen. Laß die Irrationalität Deinen Alltag beleben. Sei offen für den Hinweis, den Dir Deine Umwelt geben will. Zögere nicht, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Erkenne Deine Bedeutung zwischen werden und vergehen. Du wirst Veränderungen bewirken und eine Einsicht haben, die Dir zum Glück verhilft.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Besänftige Energie mit Liebe; doch laß die Liebe alle Dinge verzehren. Verehre den Namen - viereckig, mystisch, wunderbar, und den Namen seines Hauses 418“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.12 „Lust“ oder früher „Die Gerechtigkeit“ 4.12.1 Die traditionelle Bedeutung Die Lust trägt die Ordnungszahl „11“. Sie steht für die Leidenschaft, die Ausstrahlung, die Lebensfreude und die Lebenslust. Sie enthält auch die Initiation als Beginn eines neuen Abschnitts. Ihr positiver Aspekt ist Kraft, Stärke und Vitalität. Der negative Aspekt beinhaltet Depression und Schwäche, aber auch Stolz, Aggression, Perversion und Sucht.
[1]
Die Lust steht für die Zähmung des Lö we n. Die Hingabe an sexuelle Ekstase und den Rausch sind unabhängig von der Kritik der Vernunft. Zur Aufgabe gehört auch, die göttliche Energie in sich zu suchen und sie zu kanalisieren. Die rohen Kräfte sollen eine Richtung erhalten, die zum Guten lenkt. Der zivilisierte Mensch soll mit seiner animalischen Natur in Einklang leben. Die Urtriebe sollen jedoch nicht unterdrückt werden, sie sollen als Teil des Selbst akzeptiert werden. Die Hingabe an die dunklen Kräfte kann zu Destruktivität, Machthunger und Gewalt führen, doch lernt man nur so den Umgang mit den inneren Kräften – die Lust an der benutzten Kraft – kennen.
4.12.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
j Tet
(T)
Der Lust ist der hebräische Buchstabe „Tet“ zugeordnet. Er ist der 9. Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 9. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Tet die Verbindung von Umwälzung (Geburah) und Verdichtung (C h es e d) . Diese Bewegung beschreibt den Weg vom Krieg gegen Widerstand und Hinderung zur Verwirklichung und Vollendung.
[1]
4.12.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Gebo ist das Geschenk. Diese Rune steht für die Annäherung durch den Austausch und die damit einhergehende psychische und physische Vereinigung. Das Bewußtsein geht mit der inneren Energie eine gleichberechtigte Partnerschaft ein. Die göttliche, unergründliche Kraft ist das Geschenk der Freiheit, das sehr behutsam behandelt und im richtigen Verhältnis zu den anderen Aufgaben stehen muß. Die bedingungslose Gebo
Hingabe an die ziellose Energie trägt selbstzerstörerische Züge.
[4]
45
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.12.2 VAD-Modul „Aggression“ 4.12.2.1 Die Einordnung Die Lust an der Unterdrückung und die Aggression als Selbstzweck sind Symptome eines unkanalisierten Energiestaus, den jeder von uns noch aus grauer Vorzeit in sich trägt. Entspringt er aus
Ein Mann schlägt jemanden zusammen.
Stress und Frustration innerhalb der einengenden Zivilisation so kann er die extremsten, unzivilisiertesten Züge annehmen. Übergriffe auf Unbeteiligte und Hobby-Tyraneien weisen auf eine gestörte innere Energiebalance hin. Ist der Ausbruch provoziert wie im Wettstreit und die Art und Weise der Entladung geplant, so kann die Energie im kulturellen Zusammenhang sogar nützlich sein.
4.12.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang D i es es Modul führt die Opfersituation vor Augen, die man als Ziel willkürlicher Gewalt einnimmt. Die Projektion der inneren Ängste in der Entladung von Gewalt auf den Schwächeren und die Befriedigung des Bedürfnisses nach körperlicher Verausgabung in der Aggression machen den Aggressor eigentlich eher zum Opfer seiner animalischen Seite. Das Gefühl des Ablassens und die erneute Wiederkehr weisen auf den unbefriedigenden Charakter des Kampfes gegen den Wehrlosen hin.
4.12.2.3 Die technische Umsetzung Die Bilder sind im DV Format aufgenommen. Die Bildsprache gibt die subjektive Sicht des Schwächeren wieder, die Bilder werden aufgrund der Einwirkung der Schläge und des fehlenden Überblicks am Boden verwirrend schnell und teilweise unscharf. In der Nachbearbeitung wurden die Blauanteile des Himmels verstärkt, der durch das Kunstlicht erfaßte Bereich vor der Kamera durch selektive Farbkorrektur stark aufgehellt und der Kontrast erhöht.
4.12.3 Der Deutungstext (XI) „Kanalisiere Deine Aggression. Nimm sie an, Du kannst sie nicht loswerden. Ergründe Deine inneren Abgründe. Verbinde Dich mit Deinen Ängsten und Energien. Nutze sie für Deine Ziele und Vorhaben. Doch große Leidenschaft kann auch großen Schmerz bedeuten.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Lasse die Waser auf denen Du reisest, Dich nicht benetzen. Und wenn du das Ufer erreicht hast, pflanze den Wein und erfreue Dich ohne Sch am.“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.13 „Der Gehängte“ 4.13.1 Die traditionelle Bedeutung Der Gehängte trägt die Ordnungszahl „12“. Er steht für das Opfer und die Hingabe. In der Selbstversenkung strebt er nach der Reife, der Weisheit und der Erlösung. Sein positiver Aspekt ist die Überwindung des Egos. Diese kann zu einer Lebensumkehr führen. Sein negativer Aspekt bewirkt Stillstand, leistet Widerstand und reicht von der Sinnlosigkeit bis zur Selbstaufgabe.
[1]
Der Gehängte steht für den erleuchteten Menschen. In ihm ist auch das Jesus-Thema als Erlöser der Menschheit verarbeitet. Er ist der kopfstehende Yogi, der unberührt in der Luft hängt. Die Ausrichtung des Gehängten mit nach unten gerichtetem Kopf weist auf eine neue Sicht der Welt hin, die zwischen Leben und Tod neue Strukturen schafft. Der Geist ist befreit, doch der Körper ist in der Bewegungslosigkeit gefangen und befindet sich im Zustand der Stasis. Schöpferischer und indiviueller Wille werden eins und stolpern unbewußt in neue Lernprozesse. Das Licht tritt in die Dunkelheit ein und enttarnt die verblendenden Masken. So wird die Schutzlosigkeit zur Stärke.
4.13.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
m Mem
(M)
Dem Gehängten ist der hebräische Buchstabe „Mem“ zugeordnet. Er ist der 13. Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 40. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Mem die Verbindung von Umwälzung (Geburah) und Struktur (Hod). Diese Bewegung beschreibt den Weg der visionären Reaktion durch die Behinderung. Die Vision ist Produkt der Begrenzung. Die Einschränkung bewirkt die Konzentration.
[1]
4.13.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Nauthiz ist der Zwang. Diese Rune steht für die völlige Umstellung des Lebens, um dem Stillstand und der Stockung zu begegnen. Sie weist auf Bereiche unseres Lebens hin, deren Wachstum verkümmert. Man soll die Welt nicht persönlich nehmen. Die Rückschläge des Lebens sind als Wegweiser und Lehrmeister zu verstehen, da sie aus den inneren Schatten entspringen. Die Unzufriedenheit sollte zur Arbeit an sich selbst Nauthiz
führen und nicht zur Projektion auf andere.
[4]
47
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.13.2 VAD-Modul „Atmen“ 4.13.2.1 Die Einordnung Die Brücke ist eine Verbindung der durch den schwer zu überwindenden Fluß getrennten Ufer. Sie ist Motiv der Bedeutungszusammenhänge des Lebens und der Lösung der eigenen Barrieren. Die
Das Licht einer Brücke pulsiert mit steigender Frequenz.
Brücke ist auch Symbol der Einschränkung des Weges, da der Fluß nur an einer Stelle überquert werden kann. So ist man der Entscheidung über die Orientierung enthoben. Das Atmen des Lichtes beschreibt das Bewußtsein für die sich uns in den Weg stellenden Hindernisse und Widerstände. Je öfter wir danach suchen desto gleichmäßiger wird die Kompensation.
4.13.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang D i es es Modul zeigt die Beobachtung. Die eigene Unbeweglichkeit in der sich wiederholenden Welt. Die Wahrnehmung von Strukturen, Mechanismen und Paradigmen variiert und hängt vom eigenen Standpunkt ab. Die Erkenntnis der Bewegungslosigkeit und somit der eigenen Subjektivität ist der erste Schritt zum objektiveren Selbstbild und der Wahl der richtigen Mittel zur Begradigung des eigenen, geistigen Weges.
4.13.2.3 Die technische Umsetzung Die Langzeitbelichtungen sind in einer 2k-Auflösung mit einer digitalen Still-Kamera aufgenommen. Die Bilder werden nach und nach immer schneller ineinander geblendet. Die Farbsätigung und der Kontrast wurden mit logaritmischen Extremen erhöht, um ein Ausbrennen der Spitzlicher zu vermeiden.
4.13.3 Der Deutungstext (XII) „Du treibst in einer Bewegungslosigkeit. Richte Deinen Blick nach Innen. Akzeptiere Deine Hilflosigkeit. Versuche die wahren Zusammenhänge des Lebens zu erkennen. Erkenne so Deinen falschen Geltungsdrang. Erneuere und überdenke Dein Weltbild. Brich’ aus und werde Dir Deiner Fesseln bewußt. Beginne aus Dir heraus sonst überlistet Dich Dein Schicksal.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Das Universum ist dem Wandel unterworfen; jede Veränderung ist die Wirkung einer Tat der Liebe; alle Handlungen der Liebe enthalten reine Freude. Sterbe täglich. Tod ist der Scheitelpunkt einer Kurve des Schlangenlebens: Erkenne alle Gegensätze als Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
notwendige Ergänzungen, und lebe in Freude.“
4.14 „Tod“ 4.14.1 Die traditionelle Bedeutung Der Tod trägt die Ordnungszahl „13“. Er steht für das große Loslassen im Hinblick auf die Transformation. Sein positiver Aspekt ist das Schaffen von Platz für das Neue, die Folgerichtigkeit und das Streben nach innerer Weisheit. Der negative Aspekt ist die Angst bis hin zur Agonie (Todesangst).
[1]
Der Tod ist das Symbol der Wiederauferstehung oder Reinkarnation (Wiedergeburt). Wenn nicht alles sein Ende hätte, gäbe es auch keinen Anfang. Das Verwesen und Verfaulen ist die Lebensgrundlage des nächsten Lebens. Der Tod versteht sich nicht als Ende, sondern als Teil des Lebens, so wie die Geburt. Am besten läßt sich die Sinnhaftigkeit des Todes in der Selektion der Evolution verstehen. Ohne diese Selektion – die Fortpflanzung der Lebensfähigsten – hätte keine Anpassung und Verbesserung der Fähigkeiten der Lebewesen stattgefunden. Das bedeutet, ohne das Lösen von alten Ansichten und das Sterben von lähmenden Strukturen wäre man im Gefängnis der Vergangenheit eingesperrt.
4.14.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum Dem Tod ist der hebräische Buchstabe „Nun“ zugeordnet. Er ist der 14. Buchstabe im
n
(Netzach). Diese Bewegung beschreibt den Weg der ausgeglichenen Form der Schöp-
Nun
fung zur verfließenden Materie und der Auflösung der Dinge.
(N)
hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 50. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Nun die Verbindung des Mittelpunktes (Tipharet) mit der Zersetzung [1]
4.14.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Eihwaz ist die Todesrune. Ein Resultat soll nicht herbeigezwungen werden. Der Anfang des Lebens ist geprägt vom Warten auf die Reife. Dieses Warten verlangt Ausdauer und Geduld. Wichtiger als das Handeln ist die Entscheidung und diese muß weise und in Ruhe abgewägt sein. Gründliche Menschen können die Konsequenzen ihrer Entscheidungen voraussehen. Ist die Entscheidung klar wird das Handeln mühelos. Eine Eihwaz
Zeit der Prüfung wartet.
[4]
49
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.14.2 VAD-Modul „Ausweg“ 4.14.2.1 Die Einordnung Die Ausweglosigkeit in der Dunkelheit ist besonders beängstigend, wenn man absolut nichts sieht. Man muß sich auf Sinne verlassen, die sonst nur sekundäre Aufgaben bei der
Eine Frau ist im Dunkeln gefangen.
Orientierung erfüllen. Die Angst steigt auf und löst Panik aus. In diesem Zustand kann man keinen klaren Gedanken fassen. Der Fluchtinstinkt hämmert im Kopf, die Logik ist ausgeschaltet und es ist kein Ausweg in Sicht. Eine ungedämpfte Schwingung schaukelt sich durch ihre Eigenresonanz immer höher und steht kurz vor dem Kollaps. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, seine Situation zu überdenken und alte Herangehensweisen hinter sich zu lassen. Der alte Weg endet, der neue Weg beginnt.
4.14.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul ist das Gefängnis der eigenen Denkweisen. Die Unannehmlichkeit, bekannte Lösungsmuster zu variieren oder gar zu ersetzen, stößt bei den meisten Menschen auf keine große Gegenliebe. Die Schmerz- und Anstrengungsvermeidungstaktiken funktionieren eben zu gut. Deshalb werden innere Pläne erst ganz zum Schluß und auch nur im äußersten Notfall überhaupt bedacht. Die Hilflosigkeit soll die Sinne schärfen und nicht zur Lethargie führen.
4.14.2.3 Die technische Umsetzung Die Bilder sind im DV Format mit Restlichtverstärker aufgenommen. Am Set war es stockdunkel, sodaß die Darstellerin nichts sehen konnte. Der Übergang der günen Dunkelheit zum farbigen Ausweg wurde in der Nachbearbeitung durch animierte Farbkorrektur unterstützt.
4.14.3 Der Deutungstext (XIII) „Deine momentane Phase wird enden und Dir neue Chancen eröffnen. Jeder Anfang eines Weges ist auch das Ende eines anderen. Du verlierst nichts von dem, was Du im Herzen trägst. Akzeptiere den Kreislauf. Schärfe Deine Neugier für das Nächste. Innere Erkenntnisse bedingen äußere Formen. Versinke nicht im Morast Deiner Unfähigkeit.“
50
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Vergieße all das Deinige bereitwillig von der Vase in Deiner rechten Hand und verliere keinen Tropfen. Besitzest Du nicht in Deiner linken Hand eine Vase? Verwandle alles vollständig in das Bildnis Deines Willens, bringe alles zu seinem wahren Merkmal Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
der Vollkommenheit.“
4.15 „Kunst“ (Alchemie) oder früher „Die Mäßigkeit“ 4.15.1 Die traditionelle Bedeutung Die Kunst trägt die Ordnungszahl „14“. Sie steht für die Suche nach dem innersten Wesenskern, um zu Frieden, Harmonie und Erfüllung zu gelangen. Der positive Aspekt ist die Verhältnismäßigkeit durch das rechte Maß und die Harmonie. Der negative Aspekt ist die Neigung zu Extremen und dem Übermaß, was eine innere Zerrissenheit und Zersplitterung mit sich bringt.
[1]
Die Kunst im alchemistischen Sinne meint das Lösen und Verbinden (solve et coagula) auf der stofflichen Ebene und die Suche nach dem Stein der Weisen auf der geistigen. Jedes Ding verweist reflexiv auf seinen Gegensatz und trägt dessen Resonanz in sich. Diese Gegensätze können auf einer höheren Ebene vereint werden. Doch einseitiges Beharren führt nicht zum Ergebnis. Alle dunklen und Ich-zentrierten Intentionen müssen sterben. Dem Alchemisten ist bewußt, daß er sich durch die tägliche Erfahrung verändert. Er strebt nach dem Bild des vollkommenen Aufgehens einer Substanz in einer anderen. Das Prinzip ist die Zerlegung, die Reinigung und dann die erneute Verbindung zur Singularität.
4.15.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum Dem Tod ist der hebräische Buchstabe „Samech“ zugeordnet. Er ist der 15. Buchstabe
s
(Tipharet). Diese Bewegung beschreibt den Weg der Grundlage der fundamentalen
S a m ec h (S)
Kraft zur Ruhe, der Blüte und der Sonne.
im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 60. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Samech die Verbindung der Reflektion (Yesod) mit dem Mittelpunkt [1]
4.15.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Ehwaz ist der Fortschritt. Die Rune steht für die allmähliche Entwicklung und das langsame Wachstum über zahlreiche Veränderungen. Die Situation wird besser. Neue Ideen entwickeln sich durch ausdauernde Standhaftigkeit und moralische Bemühungen. Eine neue Sicherheit eröffnet den Weg in die Zukunft. Nach der verpassten Gelegenheit kommt die nächste. Der Blick nach vorne ist wichtig, doch darf man nie vergesEhwaz
sen, sich mitzuteilen und andere teilhaben zu lassen.
[4]
51
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.15.2 VAD-Modul „Balance“ 4.15.2.1 Die Einordnung Das Ei des Kolumbus steht für die neue Idee. Die neue Idee verstößt im besten Fall einleuchtend gegen Konventionen und setzt unorthodoxe Methoden ein. Es bedarf einer ruhigen Hand, sehr
Eine Hand stapelt drei Eier aufeinander.
viel Übung und sehr viel Geduld, das Gleichgewicht in allen Richtungen seines Wirkens zu finden. Nur das vollkommene Innere kann eine vollkommene Balance erschaffen. Der Kern der eigenen Person steht immer in gegenseitiger Abhängigkeit mit der vorherrschenden Situation. Stabilität ist in der Struktur nur erreicht, wenn die Gegensätze im Einklang sind.
4.15.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul ist der Augenblick des Gleichgewichts. In der künstlichen Umgebung wird ein Kunststück vollbracht. Braucht man für das erste Ei noch eine Idee, sind die beiden anderen nur durch Geduld und innere Ruhe dazu zu bewegen, in ihrer Position zu verharren. Dies ist der Hinweis darauf, daß der göttlichen Inspiration, dem kreativen Geistesblitz immer ein langer Weg der Übung und Vervollkommnung voraus geht und ein großer Anteil Schweiß und Arbeit folgt.
4.15.2.3 Die technische Umsetzung Die Bilder sind im DV Format aufgenommen. In der Hohlkehle mußtem auf einem hartgekochten Ei zwei ausgeblasene mit Sekundenkleber fixiert werden, um den Eindruck der Balance zu erzeugen. Die Zeit, die zum Trocken nötig war, wurde einfach aus der Aufnahme entfernt. In der Farbkorrektur wurde der Hautton und das Weiß der Eier bearbeitet. Im Kompositing wurden die leichten Sprünge der Objektpositionen in den Schnitten versteckt.
4.15.3 Der Deutungstext (XIV) „Laß Körper, Seele und Geist eins werden mit dem Ganzen. Lebe Deine Gegensätze. Das Ganze vereint alle Gegensätze. Erweitere Dein inneres Spektrum. Strebe nicht nach den Symptomen, sondern nach Vollkommenheit. Jede Deiner Wahrheiten kann von anderen als falsch gedacht werden. Integriere das was Du bist in das was ist. Finde Ruhe und Gelassenheit.“
52
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Mit dem rechten Auge erschaffe alles selbst, und mit dem linken Auge nehme alles bereitwillig auf, was auf andere Weise erschaffen sein mag.“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.16 „Der Teufel“ 4.16.1 Die traditionelle Bedeutung Der Teufel trägt die Ordnungszahl „15“. Er steht für die Suggestivund Überzeugungskraft, die Machtgier, die schwarze Magie und ritualisierte Sexualität. Sein positiver Aspekt ist die Erkenntnis des wahren, ganzen Selbst. Sein negativer Aspekt ist die schicksalhafte Verstrickung und die kollektive Hysterie. Der Glaube an dunkle Mächte, die Hölle oder einfach die Finsternis begünstigen selbstzerstörerische Tendenzen.
[1]
Der Teufel ist die Begegnung mit den Schatten. Man führt den ständigen Kampf gegen das Böse als Summe der ungelebten Möglichkeiten. Die Begrenzungen sollen verlassen und Liebe für das Schöne und das Häßliche empfunden werden. Die bestimmende Kraft will das Böse, doch schafft dadurch das Gute. Das Bild des Teufels als Gegenpol wurde nur in Religionen geschaffen, deren Hauptgottheit nicht die Ambivalenz von gut und böse in sich trägt. Der Teufel trägt für jeden ein eigenes Gesicht, da die eigentliche Ursache des Bösen im Menschen liegt. Dem Menschen werden die Zwänge bewußt, denen er unterliegt.
4.16.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum Dem Teufel ist der hebräische Buchstabe „Ayin“ zugeordnet. Er ist der 16. Buchstabe
[
Diese Bewegung beschreibt den Weg vom Zwang zur inneren Mitte. Das Selbst wird
Ayin
einer fremden Ordnung unterworfen.
(stumm)
im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 70. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Ayin die Verbindung der Struktur (Hod) mit dem Mittelpunkt (Tipharet). [1]
4.16.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Laguz ist das Treibende. Die Rune steht für unsichtbare Kräfte. Die Beeinflussung ohne subjektive Wahrnehmung. Man wird verleitet zu leben, ohne verstehen oder bewerten zu wollen. Es steht eine Zeit der Läuterung bevor, in der man sich auf seine inneren Rhythmen besinnt. Es gibt keine rationale Rechtfertigung für die Ausrichtung nach inneren Eingebungen. Man darf in dieser Zeit weder zu Übertreibungen neigen noch Laguz
das eigene Potential überschätzen.
[4]
53
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.16.2 VAD-Modul „Verschiebung“ 4.16.2.1 Die Einordnung Die Verschiebung der Wahrnehmung ist der einleuchtendste Aspekt der Beeinflussung. Ist die Manipulation leise genug, nicht die Schwelle zur bewußten Wahrnehmung zu überschreiten, wird
Die Fenster eines Hochhauses verschieben sich.
die Botschaft als gegeben oder von innen kommend akzeptiert. Gegen eine langwierige Manipulation hilft nur ein veränderter Standpunkt, um die Ränder der Täuschungskonstrukte wahrzunehmen. Hat man den Einfluß der Manipulation auf die bewußte Ebene geholt, werden die Zwänge und Abhängigkeiten unerträglich und man versucht, sich dem Einfluß der Fremdsteuerung zu entziehen.
4.16.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul ist die Gewahrwerdung der Manipulation. Man beobachtet ganz bewußt das geschickte, reibungslose Umsortieren des Wahrgenommenen. Langsam – Stein für Stein – verschieben sich die Elemente. Die schleichende Umstrukturierung schreitet leise fort. Nachdem die Wandlung vollzogen ist kann niemand mehr einschätzen wie sich der vorige Zustand vom jetztigen unterscheidet, doch daß sich etwas verändert hat, verschwimmt langsam in der Struktur.
4.16.2.3 Die technische Umsetzung Hier handelt es sich, außer bei den Zeitrafferaufnahmen des Himmels, um Photografien in einer 2k-Auflösung aufgenommen mit einer digitalen Still-Kamera. Die Bilder wurden freigestellt und in ihre Elemente zerlegt. In mehreren Ebenen wurden die Einzelelemente nacheinander animiert und zueinander synchronisiert. Die Sättigung aller Elemente – außer die des Hochhauses – wurde verringert.
4.16.3 Der Deutungstext (XV) „Du wirst Dir Deiner Unfreiheit und Abhängigkeit bewußt. Habe keine Angst vor den Starken. Sie verbergen sich im Spiegel Deiner Seele. Wenn Du Deine Regeln brechen mußt, dann breche sie bewußt. Verschiebe Deine Prioritäten so, daß man Dich nicht steuern kann. Das Böse ist die Summe Deiner ungelebten Möglichkeiten.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Zerbreche die Festung Deines individuellen Selbst, auf daß seine Wahrheit frei aus den Ruinen ersteht.“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.17 „Der Turm“ 4.17.1 Die traditionelle Bedeutung Der Turm trägt die Ordnungszahl „16“. Er steht für die Zerstörung der Form und die Aufhebung und den Umbruch der Werte. Seine Ziele sind die Wahrheit, die Erleuchtung und die Erkenntnis. Der positive Aspekt ist die Selbstüberwindung. Der negative Aspekt ist die blinde Zerstörung.
[1]
Der Turm ist das Auge Gottes. Er läßt alte Verkrustungen aufbrechen. Die durch ihn bewirkte Erkenntnis schlägt ein, wie Blitz und Donner und zerstört Falschheit und fixe Ideen. Man befreit sich aus der Isolation, die aus Angst vor Verletzungen aufgebaut wurde. Durch das hinter sich lassen und den damit verbundenen Trennungsschmerz wird man geläutert wiedergeboren. Das Bestehende wird ohne jede Einschränkung gelöscht, so daß man neu aber auch ungeschützt beginnen kann. Man erkennt seinen verborgenen Reichtum. Man entdeckt seinen Willen zu leben durch seinen Willen zu sterben.
4.17.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
p Pe
(P/F)
Dem Turm ist der hebräische Buchstabe „Pe“ zugeordnet. Er ist der 17. Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 80. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Pe die Verbindung der Struktur (Hod) und der Zersetzung (Netzach). Diese Bewegung beschreibt den Weg von der übertrieben detailbesessenen Struktur zum kontur- und strukturlosen Zerfließen.
[1]
4.17.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Sowelu ist die Energie. Die Rune steht für den Blitz, der aus heiterem Himmel einschlägt und z.B. den Machtmißbrauch durch Zerstörung wieder ins Gleichgewicht bringt. Sie stellt den Impuls zur Selbsterkenntnis dar. Der geistige Krieger strebt nach der Ganzheit. Es folgt eine Phase der Regeneration und der Aufladung mit Positivem. Der Rückzug von der Konfrontation kann ein Zeichen von Stärke sein, wenn man sich noch nicht bereit fühlt. Doch soll auf jeden Fall das inner geheime und Private an die S o we l u /S i g
Öffentlichkeit gelangen. Übe die Kunst zu tun, ohne zu tun.
[4]
55
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.17.2 VAD-Modul „Ballast“ 4.16.2.1 Die Einordnung Der Aufbruch in eine neue persönliche Ära verlangt alte Werte und Vorstellungen aufzugeben. Ein großes Maß an Mut und Selbstüberwindung ist gefragt, um den ersten Schritt ins Unbekannte
Ein Mann zieht sich aus und geht auf den Horizont zu.
zu wagen und ungeschützt – ohne die lang gebrauchten Schilde und Masken – in neue Welten aufzubrechen. Da man seine Ängste und Beklemmungen hinter sich läßt, kann man endlich wieder frei atmen und das von orthodoxen Konformisten auferlegte Joch getrost ablegen. Niemand befiehlt den Aufbruch, Impuls und Motivation kommen allein aus dem Mosaik, das sich zur Gänze im Inneren zusammengesetzt hat.
4.16.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul ist die Befreiung oder der Sprung ins kalte Wasser. Man spürt die Erleichterung und die Heiterkeit, die von einem solchen Aufbruch ausgeht. Man erkennt nicht, was in der Ferne wartet und man weiß instinktiv, daß es nicht nur eitel Sonnenschein sein wird. Doch man spürt die Kraft durch jede Ader fließen und lebt in der Gewißheit, daß Veränderung immer besser als Stillstand ist. Die Weite der Landschaft verheißt Abenteuer und Herausforderung.
4.16.2.3 Die technische Umsetzung Die Bilder sind im DV Format aufgenommen. Die Halbtotale unterstreicht die ansteigende Schutzlosigkeit, da nichts vor den Blicken des Zuschauers verborgen bleibt. Durch die Nachbearbeitung der Farbe und das Kompositing des Himmels entsteht eine unwirkliche Atmosphäre. Der Hautton wurde durch selektive Farbkorrektur etwas aufgefrischt.
4.16.3 Der Deutungstext (XVI) „Deine Sicherheit gerät ins Wanken. Dein Weltbild ist in Gefahr. Habe keine Angst, Verlust und Zerstörung sind die Arena des Neuanfangs. Wenn sich der aufgewühlte Staub gelegt hat, bist Du dem Gefängnis entkommen. Laß den Ballast hinter Dir und vertraue in Dich.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Verwende all Deine Energie zur Kontrolle Deiner Gedanken: verbrenne Deine Gedanken wie der Phönix.“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.18 „Der Stern“ 4.18.1 Die traditionelle Bedeutung Der Stern trägt die Ordnungszahl „17“. Er steht für das Vertrauen in eine höhere Ordnung. Der positive Aspekt ist die kreative Hoffnung, also die Pflege der Vorstellung von dem, was möglich oder die eigene Utopie ist (der Nicht-Ort als Ziel). Der negative Aspekt ist die destruktive Hoffnung, die sich in der Leugnung der Wahrheit manifestiert und von Illusionen lebt.
[1]
Der Stern ist die Hingabe an den Augenblick. Man bereichert sich an der spirituellen Blick nach innen und gewinnt eine Einsicht in die Vollkommenheit des Kosmos. Man trägt unbes c h we rt seine Sehnsucht in die Welt im Vertrauen in die Zukunft. Das Ziel ist nicht das Feuer selbst, sondern die Sehnsucht nach dem Licht. Die Hoffnung birgt die Möglichkeit der Verschmelzung mit dem Universum. Durch das Abbild des Idealzustandes als Gegenstand des Wunsches gewinnt man Einblicke in die höheren Zusammenhänge des Lebens. Der gute Stern gestattet es, sich fließender Wonne und heiterer Verantwortungslosigkeit hinzugeben.
4.18.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum Dem Stern ist der hebräische Buchstabe „He“ zugeordnet. Er ist der 5. Buchstabe im
h He
(H)
hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 5. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet He die Verbindung des Mittelpunktes (Tipharet) mit der Energie (Chokma). Diese Bewegung beschreibt den Weg von der Harmonie des Gleichgewichts zur unbeschreiblichen Vision und Weisheit. Die psychische Wirklichkeit tritt mit der Manifestation des Göttlichen in Interaktion.
[1]
4.18.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Wunjo ist das Licht. Die Rune steht für das Ende des mühsamen Weges. Man ist zu sich selbst gekommen. Das Wissen wird in Verständnis gewandelt und nimmt so im übetragenen Sinne einen neuen Aggregatzustand ein. Die vorher blockierte Energie ist befreit. Es herrscht eine neue Klarheit, die getroffenen Pläne, Zielsetzungen und Wünsche in Frage zu stellen. Doch die Tugenden Ernsthaftigkeit, Aufrichtigkeit und Leere sind wichtige Pfeiler des Glücks, die weiter angestrebt werden sollten. Alles ist Wunjo
eine Prüfung. Man kann nicht scheitern.
[4]
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.18.2 VAD-Modul „Seelen“ 4.18.2.1 Die Einordnung Das Irdische strebt zum Himmlischen. Die Träume der Menschen erscheinen am Himmel als Sterne. Die Sterne verheißen die Zukunft. Man kann die befreite Energie nutzen, um sein Ziel, das in der
Die Lichter einer Stadt werden zu Sternen am Himmel.
Ferne liegt, zu erreichen. Die Sehnsucht nach den Sternen – nach dem Unerreichbaren – ist ein uralter Menschheitstraum. Die Sterne stehen auch für die großen, gemeinsamen Ziele, da sie jeder sieht, der nachts den Himmel betrachtet. Sie dienen überall auf der Erde als Orientierungssystem. Die Lichter der Stadt erlöschen und das Bewußtsein, ein Teil des Ganzen zu sein, erwacht.
4.18.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul ist das Träumen. Der Traum vom verlorenen Paradies ist der Traum von Utopia als dem Idealzustand, den jeder in sich trägt. Jeder Stern ist ein Traum. Es gibt so viele Träume wie Sterne. Unmerklich verschwinden die Lichter der Stadt und tauchen am Himmel als Sterne auf. Je weiter das Ziel entfernt ist, desto länger kann man seinen Weg in eine Richtung gehen. Ein weites Ziel muß ein großes, hohes Ziel sein damit man es in der Ferne leuchten sieht.
4.18.2.3 Die technische Umsetzung Hier handelt es sich, außer bei dem Sternenhimmel, um Photografien in einer 2k-Auflösung aufgenommen mit einer digitalen Still-Kamera. Die Bilder wurden ausgeschnitten und eine helle und eine dunkle Version erzeugt. Nacheinander wurden unterschiedliche Bereiche dieser beidenVersionen überblendet. Der Sternenhimmel ist rein synthetisch und lebt durch die Animation des Sternenmengenparameters und einer langsamen räumlichen Verzerrung in die Tiefe hinein.
4.18.3 Der Deutungstext (XVII) „Erkenne Dich als Teil des großen Ganzen. Lebe die Leichtigkeit. Laß Dich von Deinem Vertrauen in die kosmischen Strukturen tragen. Du kannst Dich in Deiner Welt geborgen fühlen. Du darfst nicht aufhören Dich zu bemühen. Trage die Träume Deiner Zukunft in Dir. So erkennst Du im Rückblick die Zusammenhänge.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Verteile Dein Licht an alle, ohne zu zweifeln; die Wolken und Schatten berühren Dich nicht. Mache Sprache und Schweigen, Tatkraft und Ruhe zu Zwillingsformen Deines Spiels.“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.19 „Der Mond“ 4.19.1 Die traditionelle Bedeutung Der Mond trägt die Ordnungszahl „18“. Er steht für die Reise in die unbewußte Tiefe. Sein positiver Aspekt ist die Hingabe an das intuitive Wissen. Der negative Aspekt ist die Illusion, die Halluzination, der Verfolgungswahn, die Hysterie und die Wirklichkeitsflucht bis hin zum Drogenmißbrauch.
[1]
Der Mond ist der Abstieg in die Unterwelt. Man begegnet seinen Ängsten und sucht so die tiefstmögliche Selbsterkenntnis. Der Schlafwandler oder der Mondsüchtige verliert die Kontrolle über die Wahl seines Weges. Es wird eine Verbindung der inneren mit der äußeren Welt geschaffen. Die Transformation der Geburt beschreibt den Übergang von der warmen Geborgenheit des Mutterleibes in die gleißend helle, kalte, feindliche Welt. Der Mond steht für eine Zeitspanne von drei Tagen. Der Neumond ist drei Tage vom Himmel verschwunden bevor er wieder auftaucht. Analog zu der dreitägigen Abwesenheit des Mondes wird die symbolische dreitägige Periode zwischen Tod und Auferstehung Jesus im neuen Testament genannt. Nach dem Durchschreiten der Unterwelt – dem Hades (Äides, Haides, griech. der „Unsichtbare”
[a])
Gott der griechischen Unterwelt
und die Unterwelt selbst (Homer, Illias) – ist das Wichtigste die Rückkehr zur Realität.
4.19.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
q
Dem Mond ist der hebräische Buchstabe „Qof“ zugeordnet. Er ist der 19. Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 100. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Qof die Verbindung des Urgrundes (Malkuth) mit der Zersetzung (Netzach). Diese Bewegung beschreibt die Verbindung des Menschlichen mit dem
Qof (Q)
Göttlichen. Es wird die Verbindung der irdischen Sphäre mit höheren Formen geszogen.
[1]
4.19.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Perth ist das Verborgene. Die Rune steht für den Spiegel der Seele. Sie verweist auf das, was jenseits unserer Einflußmöglichkeiten liegt. Es gibt Parallelen mit dem altgewordenen Phönix, der sich selbst verbrennt, um dann nach drei Tagen jung aus der Asche wieder aufzusteigen (Motiv der Katharsis). Der Suchende erhebt sich wie im Adlerflug über die Verstrickungen der endlosen Zeiten des gewöhnlichen Lebens. Es Pe rt h
kündigt sich aus den tiefsten inneren Abgründen eine Erneuerung des Geistes an.
[4]
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.19.2 VAD-Modul „Tunnel“ 2.19.2.1 Die Einordnung Der Tunnel ist das Symbol der Durchquerung der Hindernisse. Er leitet vom Diesseits zum Jenseits, indem er den Weg vorgibt. Die Dunkelheit wird von den Lampen aufgehellt, doch erzeugt die Monotonie
Eine Fahrt durch einen Tunnel.
der vorbeiziehenden Lichter einen Sog in die Ferne, die nicht näher zu rücken scheint. Ohne die Weisung wäre man in der Unterwelt verloren. Der Kampf gegen die inneren Ungeheuer endet erst, wenn man sie erkannt und besiegt hat. Solange lohnt es sich nicht, den Weg weiter zu gehen, da er nicht ans Licht führt. Man muß die Reise durch die Unterwelt immer als Aufgabe und nie als Flucht sehen, sonst kann man den Verführungen erliegen und die Erinnerung an den Tag verlieren, wie Odysseus bei Kirke die Zeit vergißt (Homer, Odyssee
[ 36 ]).
4.19.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang D i es es Modul ist die Auseinandersetzung mit dem Verborgenen. Ein Gefühl der Verwirrung und der Orientierungslosigkeit setzt ein. Man bewegt sich, ohne ans Ziel zu gelangen. Die eigenen Schatten geben den Geist erst nach dem Untertauchen in die Abgründe wieder frei. Begibt man sich zu seinen Ängsten, muß man sie erforschen, um sich von ihnen zu befreien, da sie sonst zum ständigen Begleiter werden.
4.19.2.3 Die technische Umsetzung Die Bilder sind im DV Format aufgenommen. Die Fahrt im Tunnel – zwischen Eintritt und Austritt – ist eine sich nicht verändernde Schleife. Decke und Straße haben unterschiedliche Rhythmen, so daß der Schein auf der Straße nicht synchron mit den Lampen an der Decke ist, was zu einem verstörenden Eindruck führt. In der Farbkorrektur wurden die Rottöne verstärkt, um Assoziationen an die Hölle zu wecken. Es wurde mit einer festen Blende gedreht, damit das Tageslicht überstrahlt wird.
4.19.3 Der Deutungstext (XVIII) „Du kannst eine tiefe Erkenntnis gewinnen. Erkunde Deine inneren Orte. Du wirst verwirrt sein. Nichts scheint mehr, wie es war. In diesem Abenteuer mußt Du Deine inneren Ungeheuer bezwingen. Bleibe stark und durchquere die Dunkelheit. Trage Dein Inneres nach außen und Du wirst stärker als Du glaubst. Verliere Dich nicht. Laß Dich nicht vom Weg abbringen.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Verteile Dein Licht an alle, ohne zu zweifeln; die Wolken und Schatten berühren Dich nicht. Mache Sprache und Schweigen, Tatkraft und Ruhe zu Zwillingsformen Deines Spiels.“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.20. „Die Sonne“ 4.20.1 Die traditionelle Bedeutung Die Sonne trägt die Ordnungszahl „19“. Sie steht für das Streben nach Licht. Die Sonne ist die Quelle allen Lebens, das sich bedingungslos verausgabende Prinzip. Ihr positiver Aspekt ist die Lebendigkeit, die Lebensbejahung und das Selbstvertrauen. Ihre Frische, Vitalität und Großzügigkeit schaffen ein warmes freundliches Klima. Der negative Aspekt ist die Selbstgefälligkeit, der Größenwahn und der Perönlichkeitskult.
[1]
Die Sonne steht für die Versöhnung mit der Schattenseite. Man erlangt Klarheit und steigt auf zum Licht. Doch ohne Vorbereitung wird das Licht Verbrennungen hervorrufen, wenn man ihm zu nah kommt, wie beim Fall des Ikarus (griech. Myth.) oder Phaeton, der zu schwach und zu leichtsinnig war, den Wagen seines Vaters Helios zu lenken (Ovid, Metamorphosen). Man gewinnt an Selbstsicherheit und Selbstbewußtsein und nährt sich an der schöpferischen Überzeugungskraft. Die Ratio gilt als die Mauer, die uns den Weg ins Paradies versperrt, da man sich in ihr versteckt, wenn die Gefühle zu stark auf der Seele brennen. Man soll erwachen, um aufzublühen und die Reife zu erlangen, das Begonnene zu vollenden.
4.20.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum Der Sonne ist der hebräische Buchstabe „Resch“ zugeordnet. Er ist der 20. Buchstabe
r Resch
(R)
im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 200. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Resch die Verbindung der Struktur (Hod) mit der Reflektion (Yesod). Diese Bewegung beschreibt die Verbindung der Heldentat in unverfälschter Absicht mit der Idee der Materie, so daß Gott als Gedankenform der Projektion des menschlichen Geistes erscheint.
[1]
4.20.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Inguz ist der Neubeginn. Die Rune steht für den Gotthelden, der das Begonnene vollendet. Sie schafft Harmonie und angenehme Ordnung in der Interaktion mit anderen und sucht nach Ähnlichkeiten. Man erhält die Kraft, die Vollendung zu erreichen, die zu einem neuen Anfang führt. Das Verpuppungsstadium nähert sich dem Ende. Liebgewonnene kulturbedingte Verhaltensmuster werden zurückgelassen. Man soll sich Inguz
vorbereiten den Willen des Himmels zu empfangen.
[4]
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.20.2 VAD-Modul „Kruste“ 4.20.2.1 Die Einordnung Ein Eingehüllter wacht auf durch das Aufplatzen der erstarrten Kruste. Der Energiezustand der kalten Hülle wandelt sich zum glühenden Magma und schreit nach Befreiung aus dem Korsett der
Ein Mann erwacht und befreit sich von seiner Schale.
gewohnten Denkwege. Die Augen sind geblendet, doch sie gewöhnen sich nach einiger Zeit an Helligkeit. Die alten Denkweisen und Einstellungen bröckeln wie der ausgetrocknete, brüchig gewordene Schlamm von der Haut ab. Durch die Entpuppung gelangt man zum wahren Wesen seines eigenen Kerns. Die neuen Erkenntnisse sind das Resultat der Beschäftigung mit der eigenen Sicht. Man spürt den frischen Wind des Lebens, der die neuen, unbedeckten, empfindlichen Stellen der Oberfläche streift.
4.20.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul ist die wiedergewonnene Beweglichkeit. Im langsamen Wandel erkennt man seine Starre und lädt sich durch das Verlangen nach Licht mit dem Selbstvertrauen auf, das den Mantel der Lähmung sprengt und die Wahrnehmung erweitert. Die Zusammenkunft der inneren Zerissenheit und das Gefühl, sich wieder als ganzes, souverän agierendes Individuum zu fühlen, füllt den Geist mit Energie.
4.20.2.3 Die technische Umsetzung Die Bilder sind im DV Format aufgenommen. Die Oberfläche des Darstellers war mit einer Mischung aus Schlamm und Sand bedeckt. Nach dem Trocknen sollten die Bewegungen langsam stärker werden bis sich die Augen öffnen. Dann sollte die Kruste mit den Händen abgkratzt werden, bis die blanke Haut zum Vorschein kommt. In der Nachbearbeitung wurde die selektive Farbkorrektur des verkrusteten Körpers von grau und farblos zu rot-gelb und glühend animiert.
4.20.3 Der Deutungstext (XIX) „Du überwindest alte Verhaltensmuster. Du wirst Klarheit erlangen. Du mußt aufhören die Rollen zu spielen, die von Dir erwartet werden. Werde Dir Deiner selbst bewußt. Gib ohne zu fragen, aber ohne Dich aufzugeben. Erstarrte Konstellationen werden aufbrechen und neue Wege eröffnen. Begrabe Streit! Erlasse und begleiche Schulden! Beende, was Du begonnen hast!“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil Jede Tat sei eine Tat der Liebe und Verehrung. Jede Tat sei das 'es werde' eines Gottes. Jede Tat sei eine Quelle von strahlender Herrlich k e i t. “ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.21. „Das Aeon“ oder früher „Der Engel“, „Das Gericht“ 4.21.1 Die traditionelle Bedeutung Das Aeon trägt die Ordnungszahl „20“. Es steht für die Erneuerung und Erweckung durch die Geburt. Sein positiver Aspekt ist die Erkenntnis der großen Zusammenhänge und die erweiterte Wahrnehmung. Der negative Aspekt ist die Fehlidentifikation, die Selbsttäuschung und der Größenwahn.
[1]
Das Aeon steht für die Verwirklichung von Utopia und die kosmische Erneuerung. Es werden verborgene Fähigkeiten entdeckt. Eine Besinnung auf die eigenen, grenzenlosen Möglichkeiten findet statt. Man schafft eine Verbindung von Vergangenheit und Zukunft und gewinnt so neue Einsichten in seine eigene Situation und die sich daraus ergebenden Chancen. Die unentschlossene Gegenwart wird zum Quell des Lebens. Es beginnt eine Phase der Wandlungen durch die Zeit. Die Pfeiler des Weltbildes treten in den Hintergrund und werden unwichtig. In den Vordergrund treten die Verbindungen zwischen den Sinneinheiten. Es werden neue Verbindungen und Kombinationen geschaffen im Glauben an die beglückende Bedeutung.
4.21.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
f Shin
(S/Sh)
Dem Aeon ist der hebräische Buchstabe „Shin“ zugeordnet. Er ist der 21. Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 300. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Resch die Verbindung der Struktur (Hod) mit dem Urgrund (Malkuth). Diese Bewegung beschreibt die Verbindung des rationalen Strebens nach der irdisch materiellen Ebene in der Hoffnung, dadurch das Göttliche zu erblicken.
[1]
4.21.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Jera ist die Ernte. Die Rune steht für die Vollendung eines Zyklus. Sie ist der sichtbare Aspekt des Wandels der Materie durch die Zeit, im sich – aus sich selbst – wandelnden Schöpfungsrhytmus. Sonne, Mond und Sterne treten, wie ein Uhrwerk, das aus vielen Zahnrädern besteht, nach einer festen Zeit wieder in die gleiche Konstellation zueinander. Das ausgebrachte Saatgut muß gehegt und gepflegt werden. Doch so wie Jera
man einen Fluß nicht schieben kann, muß man die Zeit tun lassen, was sie tut.
[4]
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
4.21.2 VAD-Modul „Neuzeit“ 4.21.2.1 Die Einordnung Der Verlauf eines Tages ist bezeichnend für die Zyklen, die das uns umgebende Universum bestimmen. Der Tag ist gerade die Grenze, die wir noch ohne Hilfsmittel im Gedächnis behalten kön-
Die Sonne geht hinter einem Hochhaus unter.
nen. Kommt es zu interstellaren Zyklen, ist der menschliche Geist unfähig, ohne die Simulation und die Übertragung auf seine beschränkten Wahrnehmungsgrenzen die Strukturen der großen Vorgänge überhaupt wahrzunehmen. Machen wir uns die Zyklen bewußt, die uns nicht gewahr sind, lassen sich Strukturen erkennen, die sich vom Großen ins Kleine übertragen lassen. Zusammenhänge werden nur aus der Distanz bewußt, da die Nähe den Überblick verwehrt.
4.21.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul ist die Erkenntnis. Durch die Veränderung der Perspektive und des Zeitfensters können langfristige Verschiebungen gespürt werden. Es ist die Versinnbildlichung der Übertragung und der Verallgemeinerung von beobachteten Strukturen und Patterns auf Methoden und Prozesse. Diese Erkenntnisse bringen das Bewußtsein für neue Entwicklungen hervor. Es können Vorraussagen getroffen und rechtzeitig steuernde Eingriffe vorgenommen werden.
4.21.2.3 Die technische Umsetzung Die Zeitrafferaufnahme wurde mit 6 Bildern pro Minute in einer 2k-Auflösung mit einer digitalen StillKamera aufgenommen. Im Nachhinein wurden zwei Zoomfahrten animiert, um die Bedeutung des Ausschnitts zu verdeutlichen. Die Helligkeit wurde in den mittleren Tönen rund angehoben, um hier auch bei Gegenlicht noch eine Zeichnung im Gebäude erkennen zu können. Die Dämmerung wurde durch animierte Farbkorrektur unterstützt.
4.21.3 Der Deutungstext (XX) „Du trittst ein in eine neue Zeit. Konzentriere Dich auf neue Entwicklungen. Das Ziel ist für Deinen Weg nur als Idee wichtig. Schaffe das Hohe aus dem Niederen. Du erlangst eine tiefe Einsicht in die Mechaniken der Welt. Es geht nicht mehr um die einzelnen Elemente, sondern um deren Verbindung. Du erkennst den Sinn hinter allem.“
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil „Betrachte die Zeit und alle Gegebenheiten von Ereignissen als Diener Deines Willens, dazu bestimmt, dir das Universum in Form deines Plans vorzustellen.“ Aleister Crowley Zitat aus dem Buch Toth [b]
4.22. „Das Universum“ oder früher „Die Welt“ 4.22.1 Die traditionelle Bedeutung Das Universum trägt die Ordnungszahl „21“. Es steht für die kosmische Vereinigung die Ganzheit und die Vollendung. Sein positiver Aspekt ist die Befreiung von der Gebundenheit und die Lösung vom Prinzip des Karma als Ende der Resonanz. Der negative Aspekt ist die endogene Depression ohne äußere Einwirkung und der Weg der ins Nichts führt.
[1]
Das Universum steht für das wiedergefundene Paradies. Es ist die Vollendung und die Heimkehr zum Ursprung. Man gelangt zur Einsicht, daß das Gute zur Existenz und zur Abgrenzung das Böse braucht. Alles Leben unterliegt einem ständigen Wandlungsprozess. Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Das Ziel muß stets vergehen, um aufs Neue zu entstehen. So wird die Existenz zum Sinn des Seins, da sich alles am Anfang und am Ende trifft. Man kann das Universum als das Ziel des Werdens verstehen, zu dem die Zeit den Zugang versperrt. Alles existiert gleichzeitig, allein unser Raum-/Zeit-Verständnis, unsere lineare Bewegung in eine Richtung entlang der Zeitachse, trennt uns von dieser Erkenntnis der in sich ruhenden Räume aller Zeiten.
4.22.1.1 Die Einordnung im kaballistischen Lebensbaum
t Tav
(T/S)
Dem Universum ist der hebräische Buchstabe „Tav“ zugeordnet. Er ist der 22. Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für den Zahlenwert 400. Im kaballistischen Lebensbaum bezeichnet Tav die Verbindung von Reflektion (Yesod) mit dem Urgrund (Malkuth). Diese Bewegung beschreibt die Äquivalenz der Idee des Lebens (biol. Regeln) zu dem Prinzip der Materie (phys. Gesetze) im Uhrwerk des Kosmos.
[1]
4.22.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel Dagaz ist der Tag. Die Rune steht für den Höhepunkt und somit auch für den Beginn des Niedergangs. Sie symbolisiert den katalytischen Wandel und die Veränderung als einzige Konstante. Ein großer Schub löst in der eigenen Transformation eine Wende aus. Durch die Erkenntnis und die Annahme des einen Punktes kann die Richtung des ganzen Lebens – sowohl das folgende wie auch die Konnotation des vorangegangDagaz
enen – verändert werden.
[4]
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4.22.2 VAD-Modul „Zufriedenheit“ 4.22.2.1 Die Einordnung Der Affe ist das Spiegelbild von uns selbst als Teil des Universum. Die elementaren Bedürfnisse und der ungezwungene Umgang damit lassen den Unterschied aber auch die Parallelen unserer Her-
Ein Affe beschäftigt sich mit seinen Exkrementen.
kunft bewußt werden. Zufriedenheit scheint der Quotient aus Wunsch und Erfüllung zu sein. Dieser muß – um zufrieden zu sein – einen Wert von wenig mehr als eins haben. Die Wünsche, die in uns aufsteigen, dürfen keine zermarternden Fernziele, sondern nur leicht erfüllbare Etappenziele darstellen. Doch es drängt sich die Frage auf, ob nicht nur der Einfache in der Lage ist, einfach glücklich zu sein.
4.22.2.2 Die Funktion im Bedeutungszusammenhang Dieses Modul ist die Einsicht in die eigene Existenz. Anhand der Ziele, Wünsche und Bedürfnisse des Primaten – hier fließen Aspekte der Nahrungsaufnahme und der Fortpflanzung mit ein – erkennt der zivilisierte Mensch die Bedeutungslosigkeit seines eigenen Strebens. Entweder sind die hochges t ec kten Ziele der Weg zum wahren Glück oder die Begnügung und die Demut sich an den einfachen Dingen zu erfreuen. Oftmals wohnen schon der Einfachheit alle Ausführungen des Verzierten und Aufwändigen inne und strafen die Verstellung mit dem Hinweis auf ihre Redundanz.
4.22.2.3 Die technische Umsetzung Die Aufnahmen wurden im Kölner Zoo mit 12 Bildern pro Sekunde im DV Format festgehalten. Die Zwischenbilder wurden mit Bewegungsvektoren extrapoliert. Als nachträglicher Effekt wurden die Farbkanäle voneinander getrennt und unterschiedlich gewölbt um den Fokus der Aufmerksamkeit auf das Zentrum des Bildes zu richten. In der Farbkorrektur wurde der Kontrast verstärkt und die Sättigung gesenkt.
4.22.3 Der Deutungstext (XXI) „Was Du begonnen hast, wird zu einem guten Ende kommen. Du bist auf dem richtigen Weg zu Dir. Finde Deinen Platz in der Welt. Du kannst nichts anderes sein als Du selbst. Liebe ohne Vorbehalte, denn Du hast den schon getroffen, der Dich ergänzt.“
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4.23 Die Anmutung der VAD-Module Natürlich wird jedem Fragenden bewußt sein, daß die Inhalte der VAD-Module (Video-Audio-DeutungsModul) durch ein Bewußtsein generiert wurden. Es soll jedoch kein manipulativer Eindruck erweckt werden, da sonst die Aufnahmebereitschaft sinkt. Daher ist die Anmutung der Bilder eher die eines „Object trouvé“ (gefundener Gegenstand) oder besser – im Zusammenhang mit bewegten Bildern – des „Instant trouvé“ (gefundener Augenblick). Die Echtheit und Authentizität der Module muß durch ihre Darstellung als etwas Einzigartiges glaubhaft gemacht werden. In der Erzählung „Slow Glas“ von Bob Shaw existiert ein Material, das die Lichtgeschwindigkeit verlangsamt und so als Scheibe Bilder in sich einschließen und erhalten kann. Das bewahrte Bild ist authentisch und kann nicht verändert werden. So sollen die Filme der Antwortmaschine nicht die Manipulation des Erzählenden in den Vordergrund stellen, sondern das Einfangen des zu Erzählenden. Man kann die Aussage der Maschine nur ernst nehmen, wenn man eine ausgeklügelte Logik dahinter vermutet, diese Logik muß sich aber aus sich selbst heraus generiert haben (lernende neuronale Netze, der göttliche Funke, Kontakt mit mehrdimensionalen Außerirdischen). Nur dann wird das zur Magie, was man nicht versteht.
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5. Die Maschine
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5.1 Die Konstruktion der Antwortmaschine Die Antwortmaschine besteht aus einem Apple Macintosh G4 Rechner mit externer 120GB FireWireFestplatte, einem Sony 15“ Röhrenmonitor, zwei JBL Monitorboxen, einem Harman/Kardon Vertärker und einem Orakel-Möbel mit integrierten Aktivierungsgriffen und Polstern zum hinknien.
Die Form des Möbels wurde an klerikale Funktionalitäten angelehnt. So muß man sich, wie bei einem Beichtstuhl oder einer Kirchenbank, in demütige Haltung begeben und mit gesenktem Haupt die Botschaft der Maschine emfangen. Im Inneren befindet sich die oben beschriebene Technik. Der Container der Technik erhielt eine leicht erfassbare, kompakte Form, damit die beabsichtigte Assoziation mit einer Maschine oder einem Automatem leichter fällt. Da es sich bei der Antwortmaschine eigentlich nur um Information und handelsübliche Hardware handelt mußte der Eindruck eines abgeschlossen Systems erweckt werden. Die Bezeichnung „Maschine“ soll von den doch sehr esotherischen Ansätzen ablenken. Die meisten Menschen nehmen Automaten oder Maschinen als rationale Black Box wahr: Das Interesse gilt nur dem zu befriedigenden Verlangen oder der erbrachten Dienstleistung, selten der Funktionsweise oder der Technik.
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Da die meisten Automaten ein funktionspezifisches Interface – die Mensch-Maschine-Schnittstelle – besitzen, durfte die Antwortmaschine natürlich nicht mit Tastatur oder Maus zu bedienen sein. Daher wurden zwei Griffe installiert, deren Berührung vom Rechner registriert werden kann. Desweiteren besitzt die Maschine unterhalb des Monitors ein Mikrofon, das im übertragenen Sinne die Fragen hört, die gestellt werden. Natürlich findet hier kein Verständnis im Sinne von Spracherkennung oder semantischer Phonetikanalyse statt, doch besitzt ein Tarot-Kartenspiel auch nicht diese Funktionen.
In der Front der Maschine befinden sind zwei Öffnungen, durch die man seine Hände führen muß, um die im inneren der Maschine verborgenen Griffe zu ergreifen. Hält man die Griffe fest, aktiviert man damit den Prozess der Befragung. Diese Haltung zwingt den Rezipienten, solange er die Prophezeiung betrachten will, in ihr zu verharren. Läßt er die Griffe los, stoppt die Maschine. Der Monitor ist so geneigt (30°), daß ein durchschnittlich großer Westeuropäer bequem kniend automatisch den richtigen Blickwinkel einnimmt und sich mitten im Stereofeld befindet.
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5.2 Vor der Befragung Da sich wahrscheinlich aufgrund der regen Nachfrage eine Schlange gebildet hat, muß das Personal freundlich aber bestimmt und mit optimaler Ausnutzung der Zeit die Angaben der Anwärter aufnehmen. Das Personal trägt Namensschilder, auf denen der Name, die Bezeichnung „Versuchsleiter“ und das Projekt „Die Antwortmaschine“ streng wissenschaftlich aufgebracht sind. Der Fragestellende wird gebeten, auf einer Liste zu unterschreiben und damit zu erklären, daß die Betreiber der Antwortmaschine keine noch so geartete Verantwortung und Schadensersatzleistungen für Folgeschäden oder andersgeartete Auswirkungen der Befragung und der sich daraus ergebenden Resultate übernehmen. Fernerhin wird unmißverständlich darauf hingewiesen, daß alle metallischen Gegenstände vor dem Eintritt in den Orakelbereich abgegeben werden müssen, da sonst Fehlinterpretationen und sogar Schäden an der empfindlichen Maschine auftreten können. Es werden Anweisungen durch das wissenschaftliche Personal erteilt: Nach dem Eintreten soll vor der Maschine Platz genommen werden, indem man sich hinkniet. Dann sind die Griffe durch die beiden Öffnungen an der Vorderseite zu ergreifen, wodurch das Orakel aktiviert wird. Danach ist die Frage zu stellen. Die Frage muß laut und deutlich gestellt werden. Es soll darauf geachtet werden, daß die emotionalen Amplituden in der Stimme mit dem Inhalt der Frage kongruent sind. Auf ein eventuelles Nachfragen eines Rezipienten wird geantwortet, daß man meinen müsse, was man sagt. Die Frage muß in einem und ohne eventuelle Nachsätze gestellt werden. Die Frage darf nicht mit Ja oder Nein zu b ea n t wo rten sein. Die besten Ergebnisse erzielt man, wenn man in einem persönlichen Themengebiet nach einem Rat oder einer Weisung fragt. Vor der Befragung und nach der Befragung herrscht absolute Schweigepflicht. Auch sollte man Lautäußerungen als Reaktion auf die Prophezeiung vermeiden. Sollte der emotionale Stress zu groß werden, braucht man nur die Griffe loszulassen und der Vorgang wird unterbrochen. Jeder darf den Vorgang nur einmal starten. Es gibt keinen zweiten Versuch. Es wird darauf hingewiesen, daß nach der Befragung zu wissenschaftlichen Zwecken ein kurzes Interview durchgeführt wird und man die Bereitschaftserklärung ja gerade unterschrieben hätte. Dann sieht die Versuchsleiterin auf die Uhr, wartet einen kurzen Moment und läßt den Probanden nach einem mystischen, prüfenden Blick den Raum betreten.
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5.3 Die Mechanik der Befragung Die Mechanik der Orakelbefragung ist relativ einfach und dem Ablauf der Kartenlegung des Tarot nachempfunden. Entsprechend der Beobachtung: Das folgende Medium simuliert das vorige.
[23]
Daher ist der Ablauf der Befragung: einstimmen, eintreten, hinknien, aktivieren durch Ergreifen der Handgriffe, Frage stellen, Prophezeiung erhalten, Deutung annehmen, aufstehen, Raum verlassen.
Die Maschine befindet sich im Ruhezustand oder Standby. Eine kontinuierlich präsente Geräuschkaskade regt die Aufnahmebereitschaft der Sensorik des Probanden an. [vgl. Mori, T., Kai, S., 2002, Signalrauschen unterstuetzt Wahrnehmung im Hirn, Physical Review Letters] Der Fragestellende tritt ein und kniet sich auf das Polster, das sich vor der Maschine befindet. Er ergreift durch zwei Öffnungen an der Vorderseite der Maschine mit jeder Hand einen Griff, der den Kontakt durch einen Schalter an den Rechner weiterleitet. Diese Information aktiviert die Sprachaufnahme bzw. die Überwachung des Lautstärkepegels. Die Frage wird gestellt. Sobald die Lautstärke nach der Frage für mindestens fünf Sekunden wieder die vorige Intensität erreicht hat, wählt die Maschine aus 22 Video-Audio-Deutungs-Modulen (im weiteren als VAD-Modul bezeichnet) eine Sequenz von drei VAD-Modulen aus. Jedes VAD-Modul einer Antwortsequenz darf nur genau einmal gezeigt werden.
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Die drei gewählten VAD-Module – die Prophezeiung – werden nun nacheinander gezeigt. Sie we rden nicht unterbrochen und sind nur durch einen harten Schnitt voneinander getrennt. Der Klangteppich mischt sich mit den Tonspuren der Module. Nach der Prophezeiung wird der Bildschirm schwarz und eine ruhige, männliche, sonore Stimme beginnt zu sprechen. Sie spricht den zu dem jeweiligen Modul gehörigen Deutungstext. Auch diese drei Tonspuren werden ohne Unterbrechung nacheinander gezeigt. Es ist zwar zum einfacheren Verständnisses des Lesers immer von Modulen die Rede, doch wird das dem Probanden nicht kommuniziert. Ihm ist nicht bewußt, wo welches Modul begint und wo welches endet. Er nimmt die Sequenz als einen Film wahr. Genauso verhält es sich bei den Deutungstexten. Jeder Deutungstext besteht aus mehreren Sätzen und schließt sich sowohl von Sprache wie auch von Stresslevel der Stimme nahtlos an den nächsten Deutungstext an.
5.4 Die Inszenierung des Raumes Der Raum, in dem sich die Antwortmaschine befindet ist dunkel. Rundherum sind die Wände mit schwarzen Stoffbahnen abgehängt. Von zwei Schwarzlichtlampen an der gegenüberliegenden Wand geht eine irreale Atmosphäre aus. In der Mitte des Raumes steht die Maschine, wie eine Insel. Die Aufmerksamkeit des Raumes konzentriert sich auf dieses Gebilde. Der Bildschirm atmet leise Helligkeit aus und ein. Der monotone Fluß des Klangteppichs verwandelt diesen Raum in einen spirituellen Ort.
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6. Die Aussichten
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6. Die Aussichten Leider kann der Effekt, den die Antwortmaschine hervorruft, bis zur Ausstellung der Diplomarbeiten am 28. März 2003 nicht genau belegt werden. Erst zu diesem Zeitpunkt werden alle Faktoren des Projekts zusammentreffen: unbeeinflußte Probanden, die Inszenierung und die Maschine selbst. Wenn die Inszenierung der Maschine aufrechterhalten werden kann und nicht bricht, wenn bei den Probanden wirklich ein spirituelles Gefühl ausgelöst wird oder zumindest ein Impuls gegeben wird der als Hinweis verstanden werden kann, könnte die Idee des Inspirationsautomaten eine Zukunft haben. Die Antwortmaschine soll keineswegs als Kontrollmechanismus oder Produktgenrator verstanden werden. Sie ist ein Katalysator, der Prozesse in Gang setzen soll. Da es sich hier um einen Systemkomplex handelt, dessen Verbindungen und Parameter noch nicht klar erkennbar sind, ist das Ergebnis nicht kontrollierbar, da es im besten Fall mehr als die Summe der Einzelteile ist.
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Bibliografie Akron (Frey, C. F.), Banzhaf, H., 1998, Der Crowley Tarot
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München: Heinrich Hugendubel Verlag Braun, R., 2003, Momentaufnahmen der Erleuchtung
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Berlin: Aufbau Verlag Büttner, J., 2001, Trance, Scharlatane und Schamanen. Die Psychologie außergewöhnlicher Bewußtseinszustände
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Norderstedt: BoD GmbH
Coltheart, V., 1999, Fleeting Memories: Cognition of brief Visual Stimuli
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Geist und Gehirn Nr. 1, Heidelberg: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH Ekman, P., 2001, Telling Lies. Clues to Deceit the Marketplace, Politics and Marriage
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77
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Eliot, L., 2001, Was geht da drinnen vor? Die Gehirnentwicklung in den ersten fünf Lebensjahren
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Berlin: Berlin Verlag Friedrich, G., Preiss, G., 2002, Lehren mit Köpfchen
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Geist und Gehirn Nr. 4, Heidelberg: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH Haag, S., 1997, Neurolinguistische Programmierung – Eine Einführung (NLP-Welten)
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„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
Abbildungsnachweis Seite 3
aus Newberg, A., D’Aquili, E., Rause, V., 2001, Why God won’t go away., Seite 20
Seite 5
aus Gehirn & Geist, Nr. 4 / 2002, Seite 68
Seite 6 & 7
aus Gehirn & Geist, Nr. 4 / 2002, Seite 38 / 39
Seite 9
aus Akron (Frey, C. F.), Banzhaf, H., 1998, Der Crowley Tarot, Seite 20
Seite 13
aus Schöfer, S., 2000, http://www.tarotwelten.de
Seiten 11 - 55
von den Cowley-Tarot-Karten des Goldman Verlages, München (B es t. -N r. 21537)
Seiten 11 - 55
von Runen-Steinen des Hugendubel Verlages, München (B es t. -N r. 388034767)
Seiten 12 - 56
Screenshots der Film-Module der Antwortmaschine
80
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
Danksagung Ich möchte mich für die Unterstützung bei folgenden Personen bedanken, die dieses Projekt möglich gemacht haben (in alphabetischer Reihenfolge) : Hassan Agakhani Till Bauer Nira Botzkurt Gregor Buchkremer Eva Gödel Paul B. Junk Marianne Junk Andreas Krings Andrea Lange Ulrike Mergemeier Ulrich Möller Prof. Dr. Heiner Mühlmann Frederike Radtke Ylva Raupach Andreas Resch Bernd Schöpkewitz Tina Schöpkewitz Arne Scheuermann Stefan Scheer Heike Sperling Fabian Stückrath Samuel Watanabe Prof. Ursula Wevers Sascha Wintjes bei den in der Bibliografie genannten Autoren und einem Orang Utan des Kölner Zoos Alle Nichtgenannten bitte ich, das Versehen zu entschuldigen.
„Die Antwortmaschine – eine interaktive Installation“ Theoretischer Teil
§19 der Diplomprüfungsordnung Hiermit versichere Ich, daß ich meine Arbeit selbstständig verfaßt und keine anderen, als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt, sowie Zitate kenntlich gemacht habe.
Wuppertal, den 27. Februar 2003