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Das Artenschutzbrot

Naturschutz zum Anbeißen Das Artenschutzbrot von Teisbach

Wer im niederbayerischen Teisbach morgens in sein Roggenbrot beißt, tut etwas für den Artenschutz. Denn das Getreide für das „Deischbeggra Roggen“ ist nach strengen Vertragsnaturschutz-Richtlinien herangewachsen. Und zwar direkt in Teisbach. Fast neben der Backstube. Mehr lokal geht fast nicht.

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Drei Zutaten braucht ein gutes Brot: Mehl, Wasser und Salz

Wenn dazu noch drei Pioniere kommen, die sich Gedanken um Regionalität und nachhaltiges Wirtschaften machen, wird das Brot nicht nur gut, sondern zu einem Produkt, das für Naturschutz steht und den Menschen wieder einen Bezug zum Wert der Grundnahrungsmittel vermittelt. Der Landwirt Max Garr, der Bäcker Klaus Heidobler und die Weiss-Mühle in Bruckmühl haben mit dem Artenschutzbrot von Teisbach genau das im Sinn. Seit März 2022 gibt es in der Bäckerei Heidobler ein Roggenbrot zu kaufen, für das sich die drei zusammengetan haben.

Naturschutz geht durch den Magen

Die Idee dazu hatte Lioba Degenfelder von A.ckerwert, und sie war es auch, die die drei Akteure dafür begeistert hat. Deshalb baut der Landwirt Max Garr auf seiner Pachtfläche jetzt Winterroggen an. Nach allen Regeln des Vertragsnaturschutzes. Er verzichtet also auf Pflanzenschutzmittel und auf Düngung, fördert Ackerwildkräuter und richtet seine Bewirtschaftungszeiten nach den Feld- und Wiesenbrütern aus. Den Roggen, den er dort erntet, mahlt die Weiss-Mühle in einer eigenen Charge nur für den Bäcker Heidobler, und der bäckt daraus ein Natursauerteigbrot. „Klar, das ist schon ein Mehraufwand“, sagt Max Garr, der sich schon im Studium mit dem Schwerpunkt Agrarökologie beschäftigt hat. Aber den nehme er gerne und mit Herzblut in Kauf. „Ich freue mich, wenn ich am Montag früh ins Brot beiße, das aus meinem Roggen stammt. Das ist schon eine Erfüllung, wenn ich weiß: das sind die Früchte meiner Arbeit“.

Das Bild vom guten Brot

Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich, dass Brot in den Regalen liegt und auf den Feldern Getreide wächst. Den Zusammenhang nehmen nur noch die wenigsten wahr. Der Bäcker Klaus Heidobler sieht in diesem Projekt deshalb eine Chance, die regionalen Wertschöpfungsketten sichtbar zu machen. „Die Leute sehen, dass nicht alles von irgendwoher kommen muss“, sagt er. Mehr noch: Auch er erzählt von dem guten Gefühl, den Roggen in Sichtweite zu seiner Backstube heranwachsen zu sehen. „Sonst ist das Getreide, das ich verarbeite, anonym. Aber hier war ich sogar bei der Ernte dabei“, sagt er, „und das ist schon etwas Besonderes.“ Das Besondere daran ist aber auch das Bild, das sich bei den Teisbacherinnen und Teisbachern festsetzt. Brotgetreide und ein blühender, artenreicher Acker – das gehört einfach zusammen. „Hier wird die Reichhaltigkeit der Natur

direkt mit der Qualität der Nahrungsmittel in Zusammenhang gebracht“, sagt Lioba Degenfelder. Idealerweise bleibt dieses Bild im Kopf und wirkt in den ganzen Ort hinein.

Kunden informieren

Damit die Botschaft in Teisbach und Umgebung auch ankommt, gab es einen Flyer für alle Haushalte, der genau über das Projekt informiert. Die Nachfrage nach dem Roggenbrot hat die Erwartungen des Bäckers dann auch übertroffen. Die Kunden würden den nachhaltigen Gedanken des Projekts schätzen, freut er sich. Und natürlich auch das gute Brot. Landwirt Max Garr sieht für seinen Berufsstand große Chancen in Projekten wie diesen. „Solche Absatzwege steigern die Wertschätzung der Landwirte und ihrer Produkte“, davon ist er überzeugt. Noch eine Erfahrung findet er wertvoll: „Man merkt, wie wichtig es ist, mit den verarbeitenden Betrieben zusammenzuarbeiten. Mit dem Müller und dem Bäcker zu reden, die ihr Handwerk verstehen“. Denn nur so könne es gelingen, mehr „Ware von daheim“ in die Vermarktung zu bringen.

Das tägliche Brot für eine vielfältige Landschaft

Das „Deischbeggra Roggen“ kann also einiges in Gang setzen. Es vermittelt ein gutes Gefühl, sowohl bei den drei Produzenten als auch bei den Menschen, die sich beim Einkauf bewusst für ein auf ganzer Linie lokales Produkt entscheiden. Es macht sichtbar, wer die Produkte wo produziert. Dieses tägliche Brot ist kein anonymes Produkt, sondern etwas, das die drei Akteure mit viel Verantwortungsbewusstsein für eine nachhaltige Landwirtschaft vor Ort produzieren. Und es macht den Zusammenhang zwischen guten Lebensmitteln und Natur- und Artenschutz deutlich. Wer also das Brot kauft, sorgt Klaus und Ulrike Heidobler, Manfred Latzelsperger, Weiss-Mühle, Landwirt Max Garr für eine vielfältige Landschaft vor der eigenen Haustüre. Das dürfte vielen schmecken. Bärbel Faschingbauer Für mehr Information Kontakt über: A.ckerwert, Lioba Degenfelder, info@ackerwert.de, www.ackerwert.de

Unser Tipp:

Wer sich in Teisbach in der Feldflur umschaut, der entdeckt nicht nur die Roggenanbauflächen von Max Garr, sondern auch den „Gedankenpfad“, den Lioba Degenfelder angelegt hat. „Wir und die anderen – vom großen Verschwinden der Arten“. Entlang des Weges kann man sich dem Thema über philosophische Fragen nähern.

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