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NoCap Tomatenkonserven

Bio und ethisch: Tomatenkonserven mit Migrationshintergrund von NoCap

Der Kameruner Yvan Sagnet ist ein sanftmütiger aber tatkräftiger Mensch. So jedenfalls sah es der Schweizer Regisseur Milo Rau, als er ihn als Jesus Darsteller erkor für seinen leider in Pandemiezeiten 2020 herausgekommenen Film „Das Neue Evangelium“. An dem Thema des Films, die Sklaverei, ob in der Bibelgeschichte oder heute, hat sich leider nichts geändert und es ist eng mit Yvans Geschichte verbunden.

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Als Student nach Italien gekommen, brachte ihn seine Suche nach einem Ferienjob 2011 in eines (von vielen!) unsäglichen Ghettos bei Nardò (Apulien), wo er am eigenen Leibe erfuhr, wie es sich anfühlt heutzutage ein gestrandeter Migrant mitten in Europa zu sein. Der Alltag ist ein Versuch zu überleben unter den unmöglichsten Bedingungen, mitten im Unrat, ohne Sanitäranlagen, ohne Wasser, ohne Strom. Auf den Plantagen von der Mafia und dem Caporalato, (daher der Name NoCap) gnadenlos ausgebeutet zu sein und Tag für Tag Feldarbeit unter der sengenden Sonne zu verrichten. Im SZ-Magazin vom 14.12.2020 sagte Yvan: „Die Landwirtschaft in Italien lebt von der Ausbeutung der Migranten (...), aber die Caporali sind die kleinen Fische. (...) Wenn die Dose Tomaten 39 Cent kostet, braucht der Bauer Sklaven“. Die Verstrickungen der Lebensmittelindustrie, die von mafiösen Strukturen auf dem Feld profitiert, zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Vermarktung und so sind Migranten willkommene, spottbillige Arbeitskräfte, die ihre Rechte nicht kennen und leicht zu erpressen sind.

NoCap, das zukunftsweisende Integrationsprojekt

Keinesfalls auf Süditalien begrenzt, grassieren solche Ghettos, deren Bilder es schon in die Schlagzeilen geschafft haben. Genauso in Spanien wie in Südfrankreich passiert Ausbeutung, damit wir in Europa günstig einkaufen können. Betroffen sind alle ErntehelferInnen, ob MigrantInnen oder Einheimische. Yvan Sagnet engagiert sich für die Rechte aller. Schnell verstand er, was zu tun war: Wie ein Gewerkschafter hat er seine afrikanischen Leidensgenossen zur Rebellion aufgerufen und geholfen, ihre Angst vor Ausweisung zu überwinden.

Als sie mobilisiert waren, hat er festgestellt, dass der Hoffnung Taten folgen müssen, sonst versinken die mutlosen Menschen in Depression. Aufgrund von Landflucht aufgegebene Ländereien wurden übernommen und biologische Tomaten angebaut: gut für die Menschen, gut für den Boden. Und statt gnadenloser Ausbeutung sind nun geregelte Arbeitsverhältnisse mit Arbeitsverträgen an der Tagesordnung. Darüber hinaus werden würdige Unterkünfte gebaut, angemietet und weitere geplant, damit so viele Menschen wie möglich aus den Ghettos rauskommen. Yvan sucht unermüdlich Kooperationen mit Bauern, die Migranten einstellen und sie auch würdig unterbringen wollen. Gleichzeitig hat er angefangen UnterstützerInnen- und HelferInnen-Netzwerke aufzubauen. Seine Bestrebungen waren nicht umsonst, denn eine italienische Supermarktkette vertreibt die Produkte von NoCap, was schon einen großen Erfolg darstellt.

Zu kaufen sind die Produkte auch in Deutschland

Besondere Unterstützung erhält das Projekt von Christiane Lüst und Karl Heinz Jobst vom Öko & Fair Umweltzentrum in Gauting: Während eines Besuchs in Riace, dem gebeutelten kalabrischen Willkommensdorf von Mimmo Lucano, wurden sie auf NoCap aufmerksam. Seitdem stehen sie tatkräftig an der Seite von Yvan, der letzten Sommer bei der Aufführung vom Neuen Evangelium in Bayern anwesend war, vor allem beim Vertrieb und der Auslieferung der Produkte, nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz und Österreich. Sogar Koch Eckhard Scholz vom Münchner Gasthof Rumpler hat sich auch von den NoCap-Produkten zu Kreationen inspirieren lassen. Bio-Großhandel und Biosupermarktketten tun sich hier in Bayern schwer damit, aber viele kleine Bio- und EineWelt-Läden sind dabei. Jedes Jahr fahren die beiden zu den verschiedenen italienischen Integrationsprojekten und bieten die Rundreise als eine Art Bildungs- wie Unterstützungsreise an. Neben den Einkünften für die Produkte ist das gesamte Projekt auf Spenden und Spenden-Sammelaktionen angewiesen. Wer es mit eigenen Augen gesehen hat, will selber anpacken, damit das Projekt NoCap weiterhin wächst und den Migranten die Möglichkeit gibt, in unserer Gesellschaft Fuß zu fassen.

Von NoCap gibt es Passata rot und gelb, Pelati und zwei Salsa aus Dattel- oder Kirschtomaten und mittlerweile auch mit roter Passata gefüllten Gastro-Dosen (2,5kg).

Unter diesem Link kann man erfahren, wo es Verkaufsstellen gibt: www.nocap.oeko-und-fair.de/hier-gibt-es-nocap-produkte/

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