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Wohnen mit Wärmepumpe

Nachhaltiger wohnen im Holzhaus dank Wärmepumpe? – Darauf kommt es an!

Der Klimawandel, steigende Energiepreise und die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen, die durch die Ukraine-Krise zunehmend an Relevanz gewinnen, erfordern einen Perspektivwechsel bei der Wärmeerzeugung in Gebäuden. Der Trend beim Wohnen geht ganz klar in Richtung Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit. Statt auf konventionelle Brennstoffe wie Öl, Gas oder Kohle zu setzen, entscheiden sich immer mehr Hausbesitzer für energieeffiziente Heizsysteme, die Wärme aus erneuerbaren Energien gewinnen. Als besonders klimaneutral und umweltverträglich gelten Holzhäuser und Wärmepumpen. Demnach liegt es nahe, beide miteinander zu kombinieren. Allerdings müssen bestimmte Anforderungen für die nachträgliche Installation einer Wärmepumpe erfüllt sein.

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Holzhäuser als klimafreundliche Alternative

Dem Umweltbundesamt zufolge entstehen in Deutschland jährlich 30 Prozent der CO2-Emissionen (Stand 2022) durch den Bau und Betrieb von Gebäuden. Vor allem im Bausektor gibt es enorme Einsparpotenziale, etwa durch die Verwendung von nachwachsenden Ressourcen, wie zum Beispiel Holz. Anders als Ziegel oder Beton speichert Holz klimaschädliches CO2 und punktet mit einer deutlich besseren Klimabilanz. Das liegt nicht zuletzt an der ressourcenschonenden Herstellung, wenn es aus nachhaltiger Forstwirtschaft ohne lange Transportwege stammt. Darüber hinaus können Holzhäuser problemlos zurückgebaut, einzelne Bauteile wiederverwendet oder recycelt werden. Es kommt allerdings nicht allein auf den klimaneutralen Bau der Gebäude an, sondern ebenso auf den Betrieb. Der Einbau einer Wärmepumpe bietet die Möglichkeit, ein Holzhaus möglichst energieeffizient zu beheizen und CO2Emissionen zu reduzieren. Funktionsweise und Modelle von Wärmepumpen

Anders als eine Öl- oder Gasheizung wird eine Wärmepumpe durch eine erneuerbare Energiequelle betrieben. Zu unterscheiden ist hierbei zwischen Erdwärme-, Wasser- und Luftwärmepumpen. Alle drei Modelle funktionieren ähnlich wie ein Kühlschrank, wobei der Energiequelle zunächst die natürliche Wärme entzogen wird, die wiederum zum Verdampfen eines Kältemittels genutzt wird. Dabei entsteht ein Gas, das durch Verdichtung eine noch höhere Temperatur erreicht. Die so gewonnene Wärme wird mittels eines Wärmetauschers in den Heizkreislauf übertragen. Der Kreislauf beginnt von Neuem, nachdem das Kältemittel wieder flüssig geworden ist. Eine Wärmepumpe hat den Vorteil, dass bei der Wärmeerzeugung keine fossilen Brennstoffe, wie zum Beispiel Erdöl oder Erdgas, verbrannt werden und klimaschädliches CO2 entsteht. Allerdings benötigt das Heizsystem für den Betrieb Strom, der in der Regel aus konventioneller Herstellung stammt. Das bedeutet, bei einer Wärmepumpe stammen drei Viertel der Heizleistung aus regenerativen Energien, während das letzte Viertel durch Stromantrieb zugeführt werden muss. Die dafür aufgewendete Energie wird während des Betriebs ebenfalls in Wärme transformiert.

Je nach Energieträger bringen die verschiedenen Modelle sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bezogen auf den Wirkungsgrad, den Installationsaufwand, die Investitionskosten und den Geräuschpegel. Sowohl Erdwärmepumpen als auch Wasserwärmepumpen zeichnen sich durch einen hohen Wirkungsgrad und geringe Betriebskosten aus. Aufgrund von Bohrungen sind sie allerdings schwieriger zu installieren, wodurch sich auch die Investitionskosten erhöhen. Sie sind deutlich seltener im Einsatz von Wohnhäusern als Luftwärmepumpen, die sich in zwei Modelle unterscheiden lassen. Außenluftwärmepumpen entziehen der Außenluft Wärme, Abluftwärmepumpen nutzen dagegen die Raumluft zur Wärmeerzeugung. Sie haben beide zwar einen geringeren Wirkungsgrad als Erd- und Wasserwärmepumpen, sind aber weniger kostenintensiv und mit einem geringeren Installationsaufwand nachzurüsten. Die Abluftwärmepumpe hat gegenüber der Außenluftwärmepumpe allerdings einige Vorzüge. Sie ist nicht nur merklich leiser, sondern lässt sich zusätzlich als kostengünstiges und verkeimungsarmes Lüftungssystem verwenden. Zudem zeichnet sie sich im Winter durch eine bessere Leistung aus und kann bereits vorhandene Wärmegewinne der Räume nutzen.

Was ist bei der Nachrüstung einer Wärmepumpe zu beachten? Hausbesitzer, die ihr Holzhaus mit einer Wärmepumpe nachrüsten möchten, stehen jedoch nicht nur vor der Wahl des passenden Modells. Zu berücksichtigen sind ebenfalls die anfallenden Kosten. Eine Wärmepumpe ist mit 12.000 bis 33.000 Euro eine recht teure Investition und will wohlüberlegt sein. Entscheidend ist eine sorgfältige Planung und ein genauer Blick auf den Zustand des Hauses. Grundlegende Voraussetzung für den Einbau einer Wärmepumpe ist die hochwertige Dämmung und Isolierung des Holzhauses, um Energieverluste zu minimieren und eindringende Feuchtigkeit sowie Schimmelbildung zu vermeiden. Ältere Holzhäuser, die diese Anforderungen nicht erfüllen, müssen entsprechend saniert werden. Allerdings können dadurch weitere hohe Kosten entstehen. Umso wichtiger ist es, vorab zu kalkulieren, ob sich der Aufwand lohnt oder gegebenenfalls ein alternatives ressourcenschonendes Heizsystem günstiger wäre. Entscheidend ist darüber hinaus der Zustand des bestehenden Wärmeverteilsystems. So ist zum Beispiel eine vorhandene Fußbodenheizung besonders gut für eine Wärmepumpe geeignet. Sie lässt sich bereits mit niedrigen Vorlauftemperaturen effektiv betreiben und kann die Wärme über eine große Fläche gleichmäßig an die Raumluft abgeben. Sinnvoll ist es ebenfalls zu überprüfen, ob sich der Einbau einer Photovoltaikanlage lohnt. Da die Wärmepumpe Strom für den Betrieb benötigt, lassen sich Nachhaltigkeit und Energiebilanz des Heizsystems mit Photovoltaikmodulen zusätzlich optimieren und die Betriebskosten reduzieren. Denn Solarstrom ist oft deutlich günstiger als aus dem Stromnetz. Hausbesitzer sollten bei der Kalkulation jedoch berücksichtigen, dass im Winter weniger Strom aus Sonnenenergie gewonnen werden kann, obwohl die Heizleistung höher ist. Wenn die Installation einer Photovoltaik allerdings nicht möglich ist, bietet sich noch die Möglichkeit, die Wärmepumpe mit ökologisch erzeugtem Strom zu betreiben. Auch wenn diese Option nicht unbedingt kostengünstiger ist, verbessert sich doch die Umweltverträglichkeit des Heizsystems.

Nicht zuletzt ist auch die Wahl des richtigen Kältemittels entscheidend. Einige Kältemittel können beim Entweichen den Treibhauseffekt verstärken, was sich negativ auf die Klimabilanz der Wärmepumpe auswirkt. Wichtig es deshalb darauf zu achten, dass der Hersteller eine umweltfreundliche Alternative verwendet. Holzhäuser und Wärmepumpen – eine gute Kombination?

Es kann durchaus sinnvoll sein, Holzhäuser und Wärmepumpen zu kombinieren. Während sich die Installation des Heizsystems in Neubeuten problemlos umsetzen lässt, ist bei der Nachrüstung in bestehenden Holzhäusern eine sorgfältige Planung erforderlich. Der Einbau einer Wärmepumpe hängt hierbei in erster Linie vom Sanierungszustand des Holzhauses und dem bereits vorhandenen Heizsystem ab. Damit die umweltfreundliche und energieeffiziente Wärmeerzeugung gelingt, ist es ratsam, wenn Hausbesitzer einen Experten hinzuziehen. Er verfügt über wichtiges Fachwissen und die nötige Erfahrung, um einschätzen zu können, ob der Einbau einer Wärmepumpe lohnenswert ist, sich die Installation einer Photovoltaikanlage anbietet oder gar ein anderes umweltfreundliches Heizsystem besser geeignet ist.

Autorenhinweis:

Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros, dessen Schwerpunkt ebenfalls der ökologische Holzbau ist, wird er bei Neubauprojekten und Sanierungen regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte auf diesem Gebiet konsultiert.

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