1. ¿Que onda wey?
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2. Mexico Überblick
EL INDICE
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3. Meilensteine der Designgeschichte 4. Charakteristika
INHALT
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Farben
Symbole Typographie
5. Azteken 6. Riten und Mythen
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La Catrina
La Llorona
La Sirena
Dia de los Muertos
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Que onda wey? ein kleiner überblick Mexiko. Das Land, in dem Adler auf Kakteen sitzen und Schlangen verspeisen. Naja, zumindest soll das so mal passiert sein und deswegen wurde dieser epische Moment direkt mal auf der Landesflagge verewigt. Doch nicht nur das. Genau dieser Adler ist dafür verantwortlich, dass im 14. Jahrhundert der Grundstein für Mexiko City gelegt wurde. Und zwar von denen, die das Land auch in der Gestaltung erheblich beeinflusst haben: die Azteken.
Sie waren die Wegbereiter für das detailverliebte, symbolkräftige und farbenfrohe Design von Mexiko. Doch leider ist er, wie alle eigenwillige Stile, vom Aussterben bedroht. Um dem entgegenzuwirken haben wir uns mal ein wenig länger mit der Gestaltung auseinandergesetzt. Leider ließ unser Studentenbudget eine Reise nicht zu, doch wir haben das getan, was dem am nächsten kommt: Skype. Wir möchten uns hier besonders bei Marina Garza Peña und ihrer Absolventenklasse an der Universidad de Monterrey bedanken. Die haben sich richtig viel Zeit für uns genommen und uns dadurch geholfen, einen ersten gestalterischen Einblick in das Land zu bekommen.
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Nach viel Recherche in Büchern und Internet war uns aber trotzdem klar, dass wir noch mehr Hilfe benötigen, ganz besonders in Sachen Spanisch. Doch auch hier traf man auf offene Ohren und hilfsbereite Menschen. Nachdem wir uns ein wenig in die Mentalitität hineinversetzt hatten, konnten wir uns schnell mit dem Stil identifizieren. Farblich ist er meist gewagter als das, was wir bis jetzt gelehrt bekommen haben, aber er hat unsere grauen Wintertage aufgehellt.
Alles in allem hatten wir viel Spaß daran, ein fremdes Land zu erforschen und unseren Horizont in Sachen Gestaltung erweitern zu können. Wir hoffen, dass der Betrachter des Magazins es genau so sieht. Zu guter Letzt nochmal vielen Dank für die fleißige Unterstützung von Gary, Yeraldo, Marina Garza Peña und Jesus Hector Gaytan.
Mexico
Mexico City 112.322.757 (Volksz채hlung 2010) Spanisch & 62 indigen Sprachen
azteken, vizekoenigreich, monarchie & Revoulution ein kleiner überblick Nach ca. 10 Jahren erlangte Mexico die Unabhängigkeit. Das darauf folgende Jahrhundert war vor Allem durch viele politische Unruhen geprägt. Um die Gestaltung Mexikos begreifen zu können benötigt man ein kleines Backup seiner Geschichte. Viele Gestaltungsmuster und -elemente stammen noch aus der präkolumbianischen Zeit, in welcher sich zunächst die Kultur der Maya, Olmeken, Tolteken und Azteken entwickelte, Um 1500 n. Chr. übernahmen dann die Azteken die alleinige Herrschaft in Mexiko.
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1519 Begann die Zeit der spanischen Eroberung. Die Konquistadoren entdeckten das Land und nach der erst positiven Einstellung der Azteken gegenüber den Spaniern stellten sich diese als goldgierig heraus. Als die Azteken dies erkannten, verteidigten sie ihr Land, doch nach einigen Schlachten eroberte Hernán Cortés 1521 das damalige Reich der Azteken Tenochtitlán, welches heute ein Teil der Stadt Mexiko City ist. Die Azteken gingen zu Grunde und mit ihnen ihre kunstvollen Tempel. Darauf hin errichtete Hernán Cortés 1535 das neue Vizekönigreich „Nuevo España“ das zum Kernland der spanischen Herrschaft Mittelamerikas wurde und 300 Jahre bestand. Durch den großen Silberreichtum des Landes hatte es große Bedeutung für Spanien.
Zu dieser Zeit wurden Maskenumzüge, die an die aztekische Dynastie erinnern sollten, veranstaltet. Die traditionelle Kunst wurde mit neuen Formen und Motiven kombiniert. Es entstanden Federbilder mit Mariendarstellungen. Diese wiederum hatten ihren Ursprung im christlichen Glauben. Auch in dieser Zeit wurden aztekische Farbbedeutungen beibehalten. Bis ins 1900 Jahrhundert wurden solche Federbilder erstellt und galten besonders in der Stadt Pátzcuaro als wertvolles Kunsthandwerk. 1810 begann unter dem Anführer Miguel Hidalgo y Costilla der Kampf um die Unabhängigkeit Mexikos. Nachdem Napoléon Bonaparte Spanien erobert hatte, stellten sich Konservative und reiche Landesbesitzer, welche Anhänger der bourbonischen Königsfamilie Spaniens waren, gegen die Politik Napoleons.
1845 bis 48 musste Mexiko im Grenzkrieg mit den USA Kalifornien und Texas den Vereinigten Staaten überlassen. Kurz danach kam es, da Mexiko der Schuldenzahlung aufgrund der damaligen Wirtschaftslage nicht nachkommen konnte, zu einer bewaffneten Intervention Großbritanniens, Spaniens und Frankreichs. Nach dem Sieg der französischen Streitkräfte 1852 rief Napoleon III, der Kaiser Frankreichs, die Monarchie unter dem österreichischen Erzherzog Maximilian Habsburg aus, welcher als Kaiser eingesetzt wurde. Das Volk jedoch lehnte dies ab, stürzte ihn und ließ ihn 1867 in Querétaro erschießen.
Nach weiteren politschen Unruhen kam es 1910 zur Revoulution Mexikos. Nach dem Wahlbetrug Porfiro Diaz‘ schlossen sich verschiedene politsch eingestelle Gruppen zusammen. Unter der Anführung von Emiliano Zapata, Pancho Villa, Pascual Orozco und Venustiano Carranza wurde Diaz geschlagen und trat 1911 zurück. Aufgrund der verschiedenen Einstellung herrschte ein rasanter Regierungswechsel. In den selben Zeiten machte die Kunst Mexikos einen bedeutenen Schritt. Bekannte Künstler beschäftigten sich mit der Thematik der Revolution und dazu passenden sozialen Fragen. Natürlich spielt die Geschichte dieser Zeit eine wichtige Rolle in der Entwicklung ihrer Werke. 1929 wurde die Nationalrevolutionäre Partei, PRI gegründet, sie vereinigte die wichtigen Kräfte des Landes. Bis 2000 stammten alle regierenden Präsidenten aus dieser Vereinigung. Im diesem Jahr wurde in einem Machtwechsel die PRI durch die PAN abgelöst.
Tijuana Ensenada
Mexicali
I. deGuadalupe
U.S.A. I. de Cedros
Ciudad Juárez Hermosillo
Chihuahua
La Paz
Culiacán
Monterrey Durango
Saltillo Matamoros
Aguascalientes Guadalajara León
Tampico
Manzanillo
Tlalneplanta Naucalpan
Ecatepec Mexico City Puebla Veracruz
Acapulco Campeche
Heute ist Mexiko eine Bundesrepublik, die 31 Bundesstaaten umfasst. Heute ist Mexiko ein heiß beliebtes Urlaubsziel, das kulturell und traditionell viel zu bieten hat. Auch landschaftlich ist Mexiko, das 6 Mal so groß ist wie Deutschland, nichts abzuschlagen, mit langen Traumstränden, heißen Wüstengegenden und Vulkanen zieht es Abenteurer an. Die Kunst findet sich auf den Straßen des Landes. Und wir gewähren uns einen Einblick.
Oaxaca
Coatzecoalcas
Mérida
Mexicos
once upon a printing press meilensteine
Durch Giovani Paoli wurde 1538 die erste Druckerpresse in Mexiko eingeführt. Diese ermöglichte die ersten Druckerzeugnisse und somit die konsequente Entwicklung der Werbeindustrie in Mexiko. Im frühen 20. Jahrhundert, zu Zeiten der mexikanischen Revoulution 1910 verwendete man den Druck in erster Linie für den politischen Zweck der Werbung. Hierbei wurde das Verständnis im Bereich des Editorials maßgeblich beeinflusst.
Große Schritte im Bereich des Druckes sind unter anderem José Guadalupe Posade zu verdanken.
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Während und nach der Revolution Mexikos prägte er die visuelle Welt, welche auf den damals aktuellen Themen Tod und Vision basierten. Nach der Revolution bis zum Jahre 1940 litt das mexikanische Design stark unter dem Einfluss des Nationalismus welcher durch monumentale Aspekte, kulturelle Themen und starken Sozialismus betont wurde. Der Stil erinnerte an den der Sowjetunion unter Stalin.
Doch mit dem Ende des spanschen Bürgerkrieges flüchteten viele Spanier nach Mexiko und so begann eine neue Ära des Grafikdesigns.
Das Zusammenkommen vieler europäischer Gestalter führte zu einer rapiden Trendveränderug im mexikanischen Design, unter den neu eingebrachten Aspekten und Blickwinkeln entwickelte sich die Gestaltung mehr und mehr in eine internationale Richtung. Man begann sich Gedanken über die schulische Aus- und Weiterbildung des Grafikdesigns zu machen und führte 1950 im Institute of Fine Art die ersten offiziellen Kurse bzw. Lesungen in diesem Bereich und somit auch die ersten formalen Vorgaben im Bereich des Grafikdesigns ein. Mexiko involvierte multidisziplinäre Teams aus den verschiedensten Ländern. Vor allem aber waren Gestalter aus Amerika vertreten, die sich an der Entwicklung der visuellen Identität der Olympischen Spiele 1986 beteiligten.
Hierbei hatte Mexiko einen großen Einfluss auf die gestalterische Leistung im Bereich der Semiotik und der Anthropologie. Nach dem Erfolgseinschlag der visuellen Darstellung der Olympischen Spiele wurde das Angebot der gestalterischen Ausbildung an Universitäten erweitert. Nicht außer Acht gelassen werden dürfen die an Mexiko angrenzenden Industrieländer, denn die Verbrauchsgewohnheiten dieser Länder im 20. Jahrhundert hatten eine große Auswirkung auf den Einsatz der Werbefotografie. Trotz des Entwicklungfortschrittes mit vielen verschiedenen Einflüssen werden immer noch 100 Jahre alte kulturelle Gestaltungelemente beansprucht und gerne mit denen der Neuzeitmedien kombiniert.
Prägende Gestalter des landes
Clemente Serna Martínez und Luis Goicuría, waren die Vorreiter des ersten technischen Kurses im Bereich von Werbung und Design 1946.
Miguel Prieto, ein spanischer Flüchtling, der 1946 das „Romance“ Magazin gründete und damit das moderne mexikanische Grafikdesign einläutete.
Vicente Rojo, der ebenfalls ein spanischer Flüchtling war, trat 1954 in die „Imprenta Madero“ ein und trug seitdem zum mexikanischen Design im Bereich Typografie, Poster und Buch bei.
Roberto Garibay gewann 1973 die erste Bevollmächtigung für einen Grafikdesignstudiengang an der UNAM (Universidad Nacional Autónoma de México).
Abelardo Rodriguez gründete einen Grafikdesignstudiengang an der Iberoamerican University, der ersten privaten Universität. 1980 existierten bereits Grafikstudiengänge an über 50 Universitäten. 2010 kann man in 450 Schulen eine Ausbildung als Grafikdesigner beginnen.
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charakteristika
das, was etwas ausmacht Eigenschaften der mexikanischen Gestaltung
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Heraus zu finden, was die typischen Eigenschaften des mexikanischen Designs sind, fällt gar nicht mal leicht. Was man als erstes assoziiert? Natürlich Kakteen, Sombreros, Schnurrbärte, Mais und so ziemlich das Wichtigste: die Chillischote. Doch dies hier zu vermitteln, hätte wohl eher weniger Sinn gemacht. Sie als Leser wären nicht unbedingt überrascht gewesen und wir hätten erzählt, was nun wirklich jeder schon gewusst hätte. Um der Sache auf den Grund zu gehen und die
interessanten Charakteristika Mexikos zu entdecken, suchten wir den Kontakt zu mexikanischen Gestaltern und Studenten dieser Fachrichtung, sowie deren Professoren. Sie öffneten uns die spektakuläre Welt ihres Designs und deren Entwicklung. Charakteristika, damit meinen wir Farbwahlen, typische Symbole, Formen, Muster und ihre Bedeutung, in der sie verwendet werden. Auf unserer Forschungsreise stießen wir auch auf oft genutzte und für Mexiko selbstverständliche Techniken, durch welche grafische Werke entstehen.
Jeder Mariachi hütet mit seinem Sombrero seine ganz eigene Kopfform
Hinter jedem Schnurrbart versteckt sich ein richtiger Mund
Gerade im Bereich des Drucks, mit welchem vielfältig gearbeitet wird, gibt es viel zu entdecken. Man braucht nicht dort gewesen zu sein, um zu wissen, dass gerade in den Stadtkernen Mexikos viel öffentliche Gestaltung und Malerei, gerade im Bereich der Typografie aufzufinden sind. Seien es grazil ausgearbeite Schriftschnitte, die über den Eingangstüren der Läden zu entdecken sind, oder detaillierte Illustrationen, die öffentliche Gebäude und Mauern schmücken, man kann wohl sagen, es ist eine Kunst für sich, die das Auge fasziniert. Doch machen sie sich selber ein Bild.
und nicht jeder Kaktus sticht.
jede Chilli hat einen anderen Schärfegrad,
Design ist Vielfaeltig.
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meist genutzte
Farben in mexico
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Vor der Angleichung der Gestaltungsstile bediente sich das mexikanische Design einer großen Farbpalette. Besonders aber wurden helle, strahlende, freundliche und sehr intensive Farben genutzt, welche aus präkolombianischen Zeiten stammen.
Indigene Völker verwendeten Farben, die ihren Ursprung in der Natur fanden,
um ihre Stimmungen und Eindrücke darzustellen. Heute findet man die Farben in den Straßen Mexikos, besonders
auf ihren kleinen „Mercaritos“, Märkten, die handgemachte Arbeiten
wie Decken, Taschen und Vasen, aber auch kleine Flöten, Holzmasken und Hüte in ihren Farben für sich sprechen lassen.
technik mit
Farben Arbeit mit verläufen
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Besonders in der Plakatgestaltung ist das Arbeiten mit Verläufen im mexikanischen Raum sehr beliebt. Hierzu wird die Technik des Siebdruckes verwendet. Meist gesehen im Umgang mit Verläufen sind Drucke, die aus 2 oder 3 gewählten Farbübergängen bestehen.
Sehr beliebte Farbwahlen sind hierbei Grün - Rot, Blau - Rot oder Gelb - Blau. Auf der Abbildung links können Sie den Abblauf eines solchen Verlaufsdruck verfolgen. Um das Plakat im Verlauf drucken zu können, werden zu Beginn nicht eine, sondern mehrere Farben mit der Hand aufgetragen.
3 FERTIGES DRUCKERZEUGNIS
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2 IM VERLAUF EINGEFÄRBTE LETTER
1 COLORIERTE FLÄCHE
Typische
Fantasie elemente Symbole Immer wieder tauchen im mexikanischen Design Fantasieelemente auf. Gerne werden Kombinationen aus Tieren geschaffen oder bekannte Figuren, die eine bestimmte Aussage oder Meinung vertreten aufgegriffen. Doch wo liegt der Ursprung dieses Gestaltungselements?
Los ALebrijes Symbole
Die Skulpturen der außergewöhnlichsten Kreaturen. Kunterbunt, mit den verschiedensten Mustern stehen sie einem gegenüber. Wilde Tierkreuzungen aus zwei oder mehreren Lebewesen, so kann man die von dem mexikanischen Volk stammende Kunst beschreiben. 36
Die ersten Figuren fanden ihren Ursprung 1930. Pedro Lineras machte die Albrijes zu dem was sie heute sind, als er zu jener Zeit durch eine wohl damals höchst gefährliche Krankheit dem Fieberwahn erlag. Medikamente konnten sich zur damaligen Zeit nur die reichen Leute des Landes leisten, zu welchen Lineras nicht gehörte. Er hatte sich also mehr oder weniger mit dem Tod anzufreunden. Wären ihm damals in einem Fiebertraum nicht seltsame Gestalten erschienen, welche ihn von dem gerade so angenehmen ruhigen und schmerzlosen Ort verjagten, wäre er wohl an diesem geblieben.
Doch Esel mit Schmetterlingsflügeln, Löwen mit Adlerköpfen, Leguane und Gürteltiere scheuchten Lineras mit einem immer wieder flüsterndem Wort „Alebrije“ aus seinen Wahnvorstellungen. Man sagt, nach diesem Traum sei er geheilt gewesen und um die seltsamen Begegnungen festzuhalten und die ihn rettenden Ungeheuer seiner Familie nahe zu bringen, begann er, sie aus Pappmaché nachzubauen.
Die Arbeit des 1906 geborenen Mexikaners aus Mexiko City machte schon bald auf sich aufmerksam.
Als erstes entdeckte Sie ein Galeriebesitzer aus Cuernavaca und später beeindruckten sie Diego Riviera und seine Frau Frida Kahlo, welche ihn motivierten, weitere Exemplare anzufertigen. 1975 wurde die Britische Filmemacherin Judith Bronowskis auf die Alebrijes aufmerksam und drehte eine Dokumentation über die kleinen Skulpturen. Zwei Jahre vor seinem Tod gewann er den mexikanischen nationalen Kunst- und Wissenschaftspreis in der Kategorie Volkskunst und Tradition. Nach seinem Tod beeinflusste Liveras viele Künstler in seiner Gegend, welche begannen, die Kunst der Alebrijes weiter zu führen. Die bunten Kombinationen aus verschiedensten Lebewesen wurden zum Trend und einem Wahrzeichen Mexikos.
Trotz der Legende um die Entstehung der Figuren, kann man sagen, dass dieses Werk in seinen Details nicht von ungefähr kommt. Denn in der Vergangenheit der mexikanischen indigenen Völker und der Europäer stieß man auf viele verschiedene übernatürliche Kreaturen, welche Parallelen zu den Alebrijes aufweisen. Auch in der hispanischen Zeit bevorzugte man helle, sehr bunte Bilder welche oft sehr fantasievoll gestaltet waren oder einen makaberen Eindruck hinterließen.
Außerdem boten Künster wie José Guadalupe Posada und Julio Ruelas Inspiration mit ihren fantasievollen und teilweise anstößigen Arbeiten. Fieberwahn hin oder her, seit der Entstehung der Alebrijes gelten die Kreaturen, besonders diese, welche einen besonders gruseligen Eindruck machen, als eine Art Glücksbringer. Man sagt ihnen nach, sie jagen dem bösen Geist Furcht ein und treiben ihn so davon.
Pedro Liveras wurde 1906 in Mexiko City, Mexico geboren und starb 1992 am selbigen Ort. Zeit seines Lebens lebte er in Mexico City und verdiente sein Geld anfangs hauptsächlich mit der Herstellung von Piñatas, Carnevalmasken and Judasfiguren, welche er auf Märkten verkaufte.
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Werkstatt der Alebrijes Symbole
Noch heute werden die kleinen Figuren, meist in kleinen Familienbetrieben, angefertigt und auf Märkten verkauft. Die Familien besitzten oft ihren eigenen kleinen Laden, in dem sie die Wahrzeichen Mexicos verkaufen. In manchen StraĂ&#x;en bewohnen die sie mehrere Häuser, um die Skulpturen herzustellen.
Bekannte personen & Sporthelden Symbole
jarritos-federico-stencil
Cartel de lucha Libre Symbole
In der grafischen Gestaltung werden oft Helden und bekannte Sportfiguren verwendet. Eine sehr häufig auftretende Person ist hier der Luchador, der Kämpfer oder auch Wrestler des Lucha Libres. Dies bezeichnet eine professionelle Art des Wrestlings, welche 1930 von Salvador Lutteroth, der in Texas auf diese Art von Sport aufmerksam wurde, nach Mexiko geholt wurde.
Das Markenzeichen eines Luchadors ist seine Maske, sie verhüllt sein Gesicht und bewahrt seine Identität. Je länger ein Ringkämper es schafft, unerkannt zu sein, desto so höher ist sein Status als Wrestler. Die Masken fanden ihren Einzug in die Kampfsportart Mitte 1930, ihre ersten Träger waren El Enmascarado, der Maskierte, der irische Ciclón McKey und La Maravilla Enmascarada, das maskierte Wunder.
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Anfangs waren die Farben der Maskierungen eher in schlichten Tönen gehalten, heute ziehren bunt verzierte Masken in den knalligsten Farben die Gesichter der Luchadores. Oft verwendete Motive sind Tiere, Götter, antike Helden und andere Fantasiefiguren, welcher sich der Kämpfer während des Duells annimmt.
Das Ziel des Wrestlers ist es, so lang wie möglich seine Identität zu bewahren. Natürlich kommt es in Kämpfen vor, dass Luchadores demaskiert werden. Dies gilt es zu vermeiden. Es gibt auch Kämpfe, in denen die Maske der Wetteinsatz ist. Der Verlierer gibt seine Person preis. Für die für das mexikanische Volk traditionelle Veranstaltung existieren eine breite Menge an Plakatgestaltungen. Einer der häufig verwendeten Schriften Luchita Payol zeichnte viele dieser Plakte auf. Natürlich tritt sie in Kombinationen anderer Typographien auf. Nicht wegzudenken ist natürlich eine Abbildung des Luchadores oder zumindest seiner Maske. Viele dieser Plakate sind sehr klassisch gehalten, oft wird die meiste Fläche durch Schrift eingenommen. Beim Druck greifen viele Gestalter auf die Technik des Siebdruckes in Verlaufsoptik zurück.
LUCHITA PAYOL, GLYPHEN WERDEN ALS MOTIVE DER LUCHADORS ANGEZEIGT
ABCDEFGHIJKLM NOPKRSTUVWXYZ
WERBEPLAKAT ZU EINER KAMPFVERANSTALTUNG
, . + # < ! ยง
EINTRITTSKARTE ZUM LUCHA LIBRE 44
EINTRITTSKARTE ZUM LUCHA LIBRE
WERBEPLAKAT ZU EINER VERANSTALTUNG
% / ( ) } = ? ` '
Muster & ornamente Typische Symbole
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Ornamente und Muster dürfen im mexikanischen Design natürlich nicht fehlen. Schon zu Zeiten der Azteken, Inka und Maya wurden Kombinationen verschiedenster schmückender Formen verwendet. Heute sehen wir sie immer noch auf Ponchos, Vasen oder den traditionellen Trachten des Landes. Sie sind kaum weg zu denken. Während der Feiertage des Dia de los Muertos kann man die typischen Ornamente in den geschminkten Gesichtern der Mexikaner bewundern.
Sie haben meist nicht unbedingt eine kommunizierende Bedeutung, sie dienen einzig und allein als schmückendes Objekt. Dem Auge bekannt sind die Zick-Zack linien und damit gesetzte Dreiecke. Oft verwendet werden auch tropfen- und punktförmige Ornamente, welche eine Art Muster bilden. Zu sehen sind auch Tiernachbildungen in verschiedenster Variation. Sie sind weniger realistisch als fantasievolle geschwungene Objekte und beeindrucken durch Eleganz.
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Blumen oder Sonnen als Zeichen des Festes und der Freude
Tropfen als Zeichen der Regenzeit oder um ein Gef端hl der Trauer zu vermitteln
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Das Auge, der Beobachter
Reihenfolgen aus einfachen Formen, wie Quadraten, Kreisen & Dreiecken
Pflanzenranken, mit Blättern, kombiniert mit einfachen Formen, wie Kreisen & Punkten
Kombination aus SchnĂśrkel und Tropfen
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Blackletter & die kunst der Rotolus technik
Typografie und Kommunikation in den StraSSen Mexikos Die Beschriftung der Hausfassade informiert 端ber den Familiennamen der Bewohner, den Strassennamen und ihre Hausnummer.
Blackletter & die kunst der Rotulos typografie
Überall in den Städten Mexikos findet man sie,
die Rótulos, kunstvolle Illustrationen und Typografien, die die Außenfassaden in den Straßen schmücken. Doch die ästhetischen Malereien dienen nicht nur zur Verschönerung, wie ein Künstlerauge vielleicht meinen könnte. 52
Sie erfüllen in vielen Fällen vor allem den Zweck der Werbung. Schon die Entstehung der Rótulos begann mit dem Hintergedanken der Kommunikation. Die ersten Zeichnungen fanden ihren Ursprung in dem Bordell „Famosa Lupannar“ in Pompeya. Dort bemalten die Besitzer die Wände mit dem Angebot der verschiedenen Sexstellungen. Die Absicht dahinter verstand sich darin, fremdsprachigen Besuchern das Kommunizieren zu erleichtern, in dem sie auf eines der Bilder deuten konnten um ihre Wahl zu äußern. Heute findet man im angelehnten Stile Hauswände bemalt mit verschiedenen Frisuren, die Inhaber des Friseurladens zeigen damit ihre Angebote und wecken die Neugier der vorbeilaufenden potentiellen Kunden.
Die Händler und Ladenbesitzer der Straßen Mexikos begannen nach und nach ihre Fassaden mit Logos auszustatten. Wobei sich bei jeder Handelslinie ein eigener Charakter herauskristallisierte. Sie zeichnen sich vorallem durch bestimmte Farbigkeiten aus. So findet man Metzgereien meist in rot, braun, blau und pinken Tönen vor. Rótulos der „Polleria“, in welchen vorallem Hähnchen und Pute verkauft werden, enthalten oft Gelbtöne. Gemalt wird die angebotene Ware. Wird ein gegrilltes Hähn-
chen verkauft, kann man sicher sein, dass in dem dazugehörigen Rótulos auch ein solches vorkommt. Oft entwerfen die Künstler im Cartoonstil, so erfasst das Auge beispielsweise lebende Schweine auf zwei Beinen oder Hühnchen, welche eine Unterhaltung führen. In eine ganz andere Richtung gehen die Malereien rund um die Friseure, deren Fassaden sich durch die Farben Lila, Fuchsia und gelb kennzeichnen. Die Illustrationen legen viel Wert auf Ästhetik und Grazie. Denn der Friseur verkauft eine Art Ideal der Schönheit und dies sollen die Kunden in seinem Logo auch zusehen bekommen. Doch nicht nur die Außenwände der Häuser werden mit Rótulos versehen, auch der öffentliche Verkehr zieht mit Kombination aus Typografie und Illustration seine Aufmerksamkeit auf sich. Besonders Taxis und Micros, kleine Busse, welche die Bewohner von A nach B bringen, präsentieren die Kunstwerke auf ihren Karosserien.
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och wie gelangt man als Interessent des Rótulos an ein solches? Die „Calle de Pene“ in Mexico City ist eine bekanntesten Straßen, dieser Kunst. Man muss nicht lange nach ihr Suchen, denn ihr Asphalt ist überseht von Farbflecken, welche von den Reifenprofilen, der vorbeifahrenden Autos weitergetragen wurden. Zu Hochzeiten der Rótulos gab es allein 11 Typografieateliers, welche Fassadenbemalung anboten. Heute gibt es dort aufgrund der Erfindung des Drucks nur noch drei ihrer Art. Eines der Ateliers ist ein 50-60 Jahre altes Familienunternehmen, in welchem die Fähigkeiten des Handwerks von Sohn zu Sohn weitergelernt wurden. Man erhält keine präzise typografische Ausbildung, so wie ein Typograf oder Grafiker sie in Deutschland
erhält. Die Striche ruhiger Hände liegen im Blut und werden von klein auf mitverfolgt. Jeder Rótuloszeichner hat seinen eigenen Stil und so kann man die Linie der Künstler nachverfolgen. Jeder von ihnen hat sein Steckenpferd, spezialisiert auf eine der Handelslinien, deren Illustration oder Typografien.
Um den entgültigen Entwurf auf die riesigen Fassadenflächen zu übertragen, verwendet man eine Art Schablone. Beginnt ein Rótuloskünstler ein solches Werk, entwirft er zunächst die Schriftzüge und Zeichnungen auf Papier. Auf einer großen Papierfläche wird die Vorzeichnung des Entwurfs aufgetragen und anschließend perforiert. Nachdem die Fassade grundiert wurde, wird diese Schablone auf der Wand positioniert und die Löcher der Perforierung mit Kohle auf diese übertragen. Dann werden mit ruhiger Hand die Konturen gekennzeichnet und daraufhin koloriert.
S
pricht man heute mit den Einwohnern Mexikos, nennen sie als Assoziation zu den für das Land bekannte Frakturschriften Tradition, Religion und Historie. Stolze Söhne und Väter tragen ihren Familiennamen auf dem Rücken tätowiert. Gangmitglieder tragen das Wappen ihres Clans auf ihrem Körper. Graffitikünstler sprühen ihre Tags in Fraktur. Sie schmücken, sind beliebt und sehen gut aus, das ist die Meinung des Volkes. So wird klar, dass Ladeninhaber ihre Logos und Angebote in Fraktur auf ihre Fasaden malen lassen und so benötigt man den Beruf des Rotuluskünstlers.
Die Rótulos sind in jeder Hinsicht abhängig von der Kreativität des Künstlers, eben so wie die Schriftwahl. Eine sehr beliebte Schriftart ist aus dem Grund der Einfachheit, wie hätte man es anders erwartet, die Helvetica. Seit dem 20. Jahrhundert verwendet man vor allem Serifenschriften, da sie leicht zu gestalten und klar zu verstehen sind. Doch die wohl markantesten Schriftwahlen für das Land und seine Rótulos sind die Frakturschriften. Wer diese an die Wände bringt, beweist damit die Qualität seines Handwerks. Der Gestalter selber hebt sie meist mit einem gelb hinterlegten Schattenelement hervor.
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ROTUNDA | 14. JAHRUNDERT | ITALY
Ü
bermittelt wurden die Frakturschriften mit dem Import der ersten Druckerpresse Gutenbergs 1538. 1492 integrierte der Konquistator Hernan Cortés Mexico in die Neuen Spanischen Kolonien. Der zu dieser Zeit sehr erfolgreiche Drucker Jakob Kronberger, bekannt als Jacobo Cromberger importierte mit Hilfe des damaligen ersten mexikanischen Bischofs Juan de Zumárraga die erste Druckerpresse. Jacobo Comberger sendete mit dieser zusammen Lettern, Tinte und anderen Materialen, wie Werkzeuge und die damals neuste Technik des Drucks an Giovanni Paoli, bekannt als Juan Pablos und machte ihn für das Positionieren und Funktionieren der Presse verantwortlich. Im Jahr 1544 wurde das von Fray Juan de Zumárraga verfasste Buch „Doctrina Breve“, das erste gedruckte und veröffentlichte Buch Mexikos, welches in der Type Rotunda gesetzt wurde. Diese Schrift wurde im 14. Jahrhundert in Italien entworfen und aus Grundbausteinen der Textura abgeleitet. Hauptsächlich wurden die Fraktur im religiösen Kontext verwendet. Die katholische Kirche verwendete Schriften wie die Textura und die Rotunda, die evangelische Kirche die in der Reformationszeit entworfene Schwabacher. Sie wurde 1481 aus der fränkischen Bastarda entwickelt.
TEXTURA | 11. JAHRHUNDERT
Auzüge aus dem Buch Mexican Blackletters von Cristina Paoli & Mark Batty Publisher | LLC
BESCHRIFTUNG MICROBUS
TÄTOWIERUNG
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KONDITOREI
JORDANA KOSMETIK
HAMBURGER & HOTDOG STAND
azteken
vom barbarischen nomadenvolk zum Kunstschatz Der Aufstieg und untergang der azteken
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An der Stelle, an der sich jetzt Mexiko City befindet, war früher eine Wildnis, in der Salzwasserseen und Sümpfe von aktiven Vulkanen eingeschlossen waren. Anfang des 14. Jahrhunderts ließ sich hier ein Nomadenvolk nieder, das sich die Méxica nannte. In die Geschichte sollten sie unter dem Namen „Azteken“ eingehen. Ursprünglich waren sie ein nomadisches Volk amerikanischer Ureinwohner, das weiter nördlich angesiedelt war. Einer Prophezeiung folgend zogen sie in den Süden. Es hieß, sie sollten sich dort niederlassen, wo ein Adler auf einem Kaktus landet und eine Schlange frisst. Die Azteken waren ein gebildetes Volk, kulturell hoch entwickelt und wurden zu dem mächtigsten Herrschervolk Mittelamerikas. Es hatte aber auch seine Schattenseiten. Sie lebten in ständiger Angst und rituelle Menschenopfer lagen an der Tagesordnung.
Wegen ihrer Grausamkeit sind sie bis heute berüchtigt.
An dem Ort, an dem die Prophezeiung sich erfüllt hatte, errichteten die Azteken ihre Stadt Tenochtitlan, was so viel bedeutet wie „so kostbar wie Jade“. Beeindruckt von den Überresten der vergangen Kultur der Teotihuacan, übernahmen sie ihre Bauweise und sogar teilweise Gottheiten. Sie errichteten den „Templo Mayor“, dessen oberste Plattform zwei Tempel schmückten. Dies waren die Tempel des Regengottes „Tlaloc“ und des Kriegs- und Sonnengottes „Huitzilopochtli“. Im Laufe der Zeit wurde die Pyramide sieben mal umgebaut, dabei wurde sie immer wieder auf die Fundamente der alten aufgebaut. Anders als bei den Pyramiden in Ägypten, die fast ausschließlich als Grabstätten dienten, waren die Bauwerke der Azteken eine Art Theater, das die Beziehung zwischen Mensch und Gott, der Natur und dem Alltäglichen darstellte.
Wie alle Ureinwohner hatten die Azteken Angst vor dem Weltuntergang, davor, dass die Sonne einmal untergehen würde und nie wieder aufgeht.
Deswegen meinten sie, sie müssten die Kräfte der Natur besänftigen. Zu den Opfergaben zählten Nahrung, Getränke, Edelsteine, Blumen und das Wichtigste, das ein Mensch zu geben hat: sein Blut. Die meist benutzte Opferform war der rituelle Aderlass. Hierbei wurde ritueller Schmuck wie Kakteenstacheln oder angespitzte Tierknochen dazu verwendet sich die Ohrläppchen, Oberschenkel, Arme, Zunge oder den Penis zu durchstechen. 140 Jahre nach ihrer Ankunft in Mexiko, hatten die Azteken ihr Reich vom Golf von Mexiko bis zum westlichen Pazifik ausgedehnt. Als 60 Jahre später die Spanier landeten, hatte es sich bis zu dem heutigen Guatemala ausgeweitet. Die eroberten Völker wurden dazu gezwungen Tribut zu zahlen, womit sie sich erbitterte Feinde schufen, was sich später rächen sollte.
Die aztekische Gesellschaft unterlag einer strengen, hierarchischen Ordnung, an dessen Spitze der Herrscher stand, der politische, militärische und religiöse Macht in sich vereinte.
Ein Herrscher verschaffte sich damit Ruhm, dass er Gefangene nahm und sie dem Sonnengott opferte. Für die Azteken war es eine Ehre, geopfert zu werden und damit das Wohl des Volkes zu sichern. Gegen ihre Feinde hingegen benutzten sie es als furchteinflössendes Instrument der Unterdrückung. All ihre Opfer sollten sie jedoch nicht vor dem Unheil bewahren, das ihnen bevorstand. Spanische Eroberer, die von dem Reichtum des aztekischen Reiches angelockt wurden, landeten in Mexiko. Genau zu diesem Zeitpunkt gab es immer mehr Unzufriedenheit unter den Völkern, die von den Azteken unterdrückt wurden. Um dem entgegenzuwirken opferten sie immer mehr Menschen, im schlimmsten Jahr sogar bis zu 80 000. Die Conquistadoren unter der Leitung von Hérnan Cortés schlossen sich mit den Indianervölkern zusammen und zerstörten das aztekische Reich vollkommen.
Die spanischen Siedler zerstörten Tempel und Pyramiden im ganzen Reich und erbauten aus deren Steinen ihre Kirchen. An dem Ort des Templo Mayor errichteten sie ihre Kathedrale, die jetzt Mittelpunkt von Mexiko City ist. Die indianischen Völker wurden versklavt und innerhalb kürzester Zeit beinahe komplett ausgelöscht. Heutzutage sind nur noch 10% der Einwohner Mexikos Indianer. Aus dem Aztekenreich wuchs innerhalb zweier Generationen etwas völlig neues: die Mestizen. Heute sind die Mestizen die Mehrheit der Menschen in Mexiko.
Wenige von ihnen sprechen sogar noch die aztekische Muttersprache Nahuatl.
Nachdem die Spanier alle Bauwerke der Azteken zerstört oder überbaut hatten, gerieten diese schnell in Vergessenheit. Erst 1978 stießen Bauarbeiter bei der Verlegung von Kabeln im Stadtzentrum von Mexiko City auf die Überreste des Templo mayor. Leider bestehen die Überreste nur noch aus einem vierstufigen Unterbau, doch finden sich in den Räumen noch zahlreiche Wandfresken, Statuen oder kunstvoll gestaltete Opfergaben. Durch diese und andere Relikte vergangener Zeiten können wir von der ursprünglichen Kunst der Azteken lernen, die bis heute eine wichtige Säule der Gestaltung in Mexiko ist.
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Blut und Blumen die götterwelt der azteken
Das Wissen über die Azteken haben wir aufwändigen Bilderhandschriften in Form von Piktogrammen und Ideogrammen zu verdanken. Die so genannten Aztekencodices sind gemalte bzw. illustrierte Bücher, die historische und mythische Ereignisse dokumentieren. Kalender, Informationen über Tribute und Abstammung waren ebenfalls festgehalten. Gemalt wurden die Codices entweder auf präparierten Tierhäuten wie zum Beispiel Hirschleder oder auf „Amatl“, Papier, das aus der Rinde eines Feigenbaums gewonnen wird. Für die Bemalung wurden meist acht natürliche Farben benutzt, ähnlich denen der Wandfresken in Tempeln: Rot, was meist als Untergrundfarbe diente, Weiß, Gelb, Creme, Rosé, Orange, Blau und Grün.
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Zu guter Letzt wurden die Codices in Leporello-Faltung zu Büchern gefaltet. Über 20 solcher Codices sind gefunden worden, wobei der Inhalt von der Geschichte der Azteken, über Kalender bis hin zur Götterwelt reicht. Da die Méxica in allen natürlichen Dingen etwas göttliches sahen, umfasst ihr Glaube bis zu 200 Gottheiten.
Ihre Religion wurde von einer kosmischen Ordnung geprägt, die sich in ihren Kalendern wiederfindet.
Die Kalenderzyklen regelten die Feste und Feierlichkeiten zu Ehren der Götter. Zu diesen Anlässen, an denen die Götter gnädig gestimmt werden sollten, gab es Tanz, Gesänge, sexuelle Enthaltsamkeit, Selbstkasteiung, Fasten, Tier-, Pflanzen- und Menschenopfer. Jeder Gott gehörte einem von drei Bereichen der Götterwelt an: die Schöpfergottheiten in der Überwelt „Topan“, die Fruchtbarkeitsgötter in der Mittelwelt „Cemanahuatl“ und die Götter der Unterwelt „Mitclan“.
Huitzilopochtli Kriegs- & sonnengott
Huitzilopochtli war einer der wichtigsten aztekischen Götter.
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Der Sage nach war er der Gott, der die Méxica aus ihrem Heimatland Aztlan nach Zentralmexiko führte und ihnen das göttliche Zeichen in Form des Adlers schickte. Wissenschaftler vermuten, er wäre ein historische Figur, eventuell ein Priester, der nach seinem Tod als Gott verehrt wurde. Er gilt als der Patron und Beschützer der Azteken. Einer Legende der Méxica nach wurde der Gott auf „Coatepec“, dem Schlangenhügel geboren. Seine Mutter war die Göttin „Coatlicue“, deren Name soviel heißt wie „Die mit dem Schlangenrock“. Sie fegte in einen Tempel auf Coatepec, als ein Bündel Federn zu Boden fiel und sie schwängerte. Laut der Mythen entschieden die 400 Sterne, die Coatlicues Söhne und Töchter waren, ihre Mutter zu töten, nachdem sie von der Schwangerschaft erfahren hatten. Als die 400 Götter die Mutter erreichten, erschien Huitzilopochtli in Kampfrüstung und tötete „Coyolxauhqui“, die Mondgöttin, indem er sie in Stücke schnitt. Der Schrein auf dem Templo Mayor von Tenochtitlan
ist der wichtigste, der dem Gott gewidmet ist und symbolisiert eine Nachbildung des Coatepec. Am Fuße der Treppe wurde 1978 eine riesige Skultpur entdeckt, die die zerstückelte Mondgötting Coyolxauhqui abbildet.
Normalerweise wird der Kriegs- und Sonnengott mit einer finsteren Miene, mit Kampfausrüstung und einer Schlange als Zepter porträtiert. Seine Festlichkeiten fanden im Dezember statt und wurden „Panquetzalitzli“ genannt. Die Menschen dekorierten ihre Häuser und viele Zeremonien mit Tanz, Festzügen und Opfern wurden abgehalten.
Danach warf er ihren Körper den Berg hinunter und tötete auch die restlichen Geschwister.
Tlaloc Regengott
Tlaloc war der aztekische Regengott und eine der ältesten und weitverbreitetsten Gottheiten Mesoamerikas. Man dachte, er lebe auf den Gipfeln der Berge, besonders auf denen, die von Wolken verdeckt wurden und sende von dort aus belebenden Regen. Der Regengott war ein Gott, der von vielen Völkern verehrt wurde.
Die Mayas nannten ihn „Chaac“ und die Zapoteken kannten ihn unter dem Namen „Cocijo“. Er war der mächtigste der Götter, die über Wasser, Fruchtbarkeit und Landwirtschaft regierten. Er überwachte das Wachstum von Getreide, besonders Mais, und den geordneten Ablauf der Jahreszeiten. Archäologen und Historiker vermuten, dass die Azteken diesem bekannten Gott deswegen so große Wichtigkeit zuschrieben, um ihre Macht über die Region zu bekräftigen. Deswegen bauten sie einen der beiden wichtigsten Schreine in ihrer Hauptstadt für Tlaloc, direkt neben den von Huitzilopochtli, der als der Patron der Azteken galt. Der Schrein des Regengottes war komplett blau und die Säulen wurden mit seinen Augen und eine Reihe von blauen Bändern bemalt. Es wurden viele Opfergaben in diesem Schrein gefunden, die mit Wasser verbunden werden können. So zum Beispiel Meerestiere oder Artefakte aus Jade, was ein Symbol für Wasser, Meer, Fruchtbarkeit und die Unterwelt war.
Tlaloc hatte viele göttliche Assistenten, die so genannten „Tlaloques“, die ihm dabei halfen, die Erde mit Regen zu versorgen. In der aztekischen Mythologie war Tlaloc ausserdem der Herrscher der dritten Sonne, oder Welt, in der Wasser dominiert. Nach einem starken Regen endete die dritte Sonne und die Menschen wurden von Tieren wie zum Beispiel Hunden, Schmetterlingen oder Truthähnen ersetzt. Der Regengott hatte zudem noch ein Paradies über das er herrschte, genannt „Tlalocan“. Ein Ort mit reicher Vegetation und nie versiegenden Quellen. Menschen, die durch Wasser ihr Leben verloren haben, Neugeborene und Frauen, die im Kindbett starben fanden hier das Paradies nach dem Tod.
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Die wichtigsten Feierlichkeiten zu Ehren von Tlaloc wurden am Ende der Trockenzeiten, gegen März, April, abgehalten und wurden „Tozoztontli“ genannt. Sie waren dazu da, reichlich Regen für die Vegetationszeit zu sichern. Einer der üblichen Riten beinhaltete das Opfern von Kindern, deren Tränen dabei halfen, Regen zu erhalten, da die Tränen von Kindern direkt mit Tlaloc und seinen Helfern verbunden wurden und deshalb als rein und kostbar galten. Die Darstellung des Regengottes ist die, die am einfachsten wiederzuerkennen ist. Er hat große, stierende Augen, die von zwei Schlangen umrandet werden, die sich in der Mitte des Gesichts zu seiner Nase vereinen. Ausserdem hat er große Reißzähne und eine hervortretende Oberlippe. Meist ist er von Regentropfen und seinen Helfern, den Tlaloques, umgeben.
quetzalcoatl Gott der bildung, DER Kunst & des handwerks
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Experten aztekischer Religion glauben, dass die Figur Quetzalcoatl, die „gefiederte Schlange“, aus einer Kombination des allgemeinen mesoamerikanischem Gottes und einem historischen Anführer, „Ce Acatk Topiltzin Quetzalcoatl“, entstand. Laut der Überlieferung verließ dieser Held, eventuell König oder Priester, die toltekische Hauptstadt, nachdem er verraten worden war, versprach jedoch zurückzukehren.
Ob diese Legende eine wahre Begebenheit beschreibt oder nicht, wird immernoch diskutiert. Unter den Azteken, beschrieb der Begriff „Quetzalcoatl“ sowohl hochrangige Priester, die dem Templo mayor dienten, als auch die eigentliche Gottheit. Als Gottheit war Quetzalcoatl ein kreativer Gott, der Schutzherr von Bildung, Kunst und des Handwerks. Ausserdem brachte er den Menschen das allererste Getreidekorn.
Ein fälschlicher Mythos brachte Quetzalcoatl ausserdem Bekanntheit. Angeblich hielt der letzte Herrscher der Azteken, „Montezuma“, den spanischen Anführer der Conquistadore für die Reinkarnation des Gottes und habe ihn deswegen mit offenen Armen empfangen. Diese Geschichte wird heutzutage jedoch für ein Hirngespinst gehalten.
Dargestellt wird Quetzalcoatl in verschiedener Art und Weise, je nach Epoche und mesoamerikanischer Kultur.
Er wird als gefiederte Schlange oder auch in Menschenform abgebildet. In seiner menschlichen Form ist er meist dunkelhäutig mit einem roten Horn, dem Symbol von „Ehecatl“ dem Windgott, und trägt Federschmuck.
tezcatlipoca Gott der nacht, des nordens und der hexerei
Tezcatlipoca war der Gott der Nacht, des Nordens und der Hexerei, als auch der Schutzherr der aztekischen Könige und jungen Krieger. Der Mythologie nach, war er ein rachsüchtiger Gott, der jede böse Tat sehen und bestrafen konnte. Deswegen wurden die aztekischen Könige als seine Stellvertreter auf der Erde angesehen.
Der Gott der Nacht gilt auch als das Gegenteil von Quetzalcoatl. Tezcatlipoca war der Sohn des Gottes „Ometéotl“, der der eigentlich Schöpfer des Daseins war. Einer von Tezcatlipocas Brüder war Quetzalcoatl, der den Mythen nach, sowohl sein Feind als auch eine Hälfte von ihm war. Deswegen wird Quetzalcoatl manchmal als „der weiße Tezcatlipoca“ bezeichnet, während sein Bruder der „schwarze Tezcatlipoca“ ist. Der Gegensatz zwischen den Beiden zeigt sich in einer alten Legenge der mystischen Stadt „Tollan“. Hier war Quetzalcoatl ein friedliebender König und Priester, der von Tezcatlipoca und seinen Anhängern hintergangen und ins Exil gezwungen worden war.
Viele Legenden der Azteken besagen, dass Tezcatlipoca und Quetzalcoatl die Götter waren, die die Welt hervorgebracht hatten.
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Die Welt durchläuft laut den Azteken vier verschiedene Zyklen, auch Sonnen genannt, die jede von einer bestimmten Gottheit regiert wurden und turbulent endeten. Sie glaubten, sie würden in der fünften und letzten Epoche leben. Die erste war die Welt, in der Riesen, unter der Herrschaft von Tezcatlipoca, lebten. Quetzalcoatl wollte ihn ersetzen und beendete die Welt, indem alle Riesen von Jaguaren aufgefressen wurden.
Eine der wichtigsten Zeremonien des ganzen Jahres waren dem Gott der Nacht gewidmet. Dies war das „Toxcatl“, das im Mai stattfand und die Opferung eines Jungens beinhaltete. Das Opfer wurde unter den Gefangenen ausgesucht und war meistens der körperlich fitteste von allen. Im gesamten Jahr vor dieser Zeremonie, wurde der junge Mann als Personifikation des Gottes behandelt. Er wurde von Sklaven mit dem besten Essen und den feinsten Gewändern versorgt und wurde in Musik und Religion unterrichtet. Ungefähr 20 Tage vor der Opferung, wurde er mit vier Jungfrauen verheiratet, die ihn mit Musik und Tanz unterhielten. Die eigentlich Zeremonie lief sehr ernst ab. Der junge Mann stieg die Stufen zum Tempel hinauf und musste sich selbst töten. Sobald dies geschehen war, wurde ein neuer Junge für das nächste Jahr bestimmt.
tonatiuh sonnengott
Tonatiuh war der aztekische Sonnengott, der sowohl positive als auch negative Aspekte in sich vereinte. Als ein gütiger Gott bot er den Menschen und allen Lebewesen Wärme und Fruchtbarkeit. Doch dafür verlangte er menschliche Opfer. Ausserdem war er der Schutzherr der Krieger, besonders der Jaguarund Adlerkrieger, deren Pflicht darin bestand Menschen gefangen zu nehmen, die zu seinen Ehren geopfert werden sollten.
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Der Legende nach zeichnete sich diese Zeit durch ihre Maisesser aus und soll durch ein Erdbeben zu Grunde gehen. Der Sonnengott herrschte über die fünfte Sonne und somit über das Zeitalter, in dem die Azteken lebten. Eine der bekanntesten Darstellungen von Tonatiuh ist auf dem berühmten aztekischen Kalender zu sehen. Das Gesicht von Tonatiuh in der Mitte des Steines repräsentiert die fünfte Sonne, während die Symbole um ihn herum die vorangehenden Zeitalter zeigen.
Chalchiuhtlicue Göttin des Wassers
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Chalchiuhtlicue, deren Name soviel heißt wie „die mit dem Jaderock“, war die aztekische Göttin des fließenden Gewässers, wie Flüsse und Meere, und war die Schutzherrin der Schiffahrt. Ausserdem war sie die Patronin der Geburt und Ehefrau beziehungsweise weiblicher Gegenpart von Tlaloc, dem Regengott. Auch sie war Herrscherin eines der fünf Zeitalter, das der vierten Sonne. In dieser Ära wurde sie zur Sonne und der Himmel wurde zu Wasser.
Eine furchtbare Flut suchte die Welt heim und alle Menschen wurden zu Fischen. Sie gehörte zusammen mit Tlaloc zu den Göttern des Wassers und der Fruchtbarkeit. Ihre Festlichkeiten fanden den ganzen Februar über statt. In diesen Zeremonien wurden viele Opferungen von Kindern auf Berggipfeln abgehalten. In vielen Abbildungen trägt Chalchiuthtlicue einen blau-grünen Rock, von dem Wasser ausströmt.
xipe totec Gott der Fruchtbarkeit
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Xipe Totec war der aztekische Gott der Fruchtbarkeit, Reichhaltigkeit und landwirtschaftlichen Erneuerung, als auch der Schutzherr der Goldschmiede. Seine Name bedeutet „unser Herr mit der abgezogenen Haut“ und kommt von dem Mythos, in dem der Gott seine eigene Haut abzog, um die Menschen zu ernähren. In den Zeremonien für Xipe Totec trugen die Priester die abgezogene und bemalte Haut der Opfer, während sie anderen Fruchtbarkeitsritualen nachgingen. In einigen Festlichkeiten musste das ausgewählte Opfer ausserdem mit einer künstlichen Waffe gegen einen Krieger kämpfen, der ernsthaft bewaffnet war. Die wichtigsten Feiern zu Ehren von Xipe Totec wurden „Tlacaxipeualiztli“ genannt, was so viel hieß wie „Schinder der Menschheit“. Sie fanden im Februar statt.
Xipe Totec ist in den meisten Darstellungen daran zu erkennen, das er die Haut eines Opfers trägt.
centeotl Maisgott
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Centeotl war der aztekische Gott des Mais, dessen Name „Herr des Maiskolben“ bedeutet. Er repräsentiert die aztekische Version einer sehr viel älteren, allgemein bekannten, mesoamerikanischen Gottheit.
Frühere Kulturen wie die Olmec oder Maya, verehrten den Maisgott als die wichtigste Quelle von Leben und Fortpflanzung. Centeotl war der Sohn von „Tlazolteotl“, der Göttin der Fruchtbarkeit und Geburt. Wie viele aztekische Gottheiten, vereint der Maisgott sowohl maskuline als auch feminine Aspekte. Zu Ehren des Maisgottes wurden oft Selbstopfer in Form von rituellem Aderlass vollzogen, bei denen die Menschen ihre Häuser mit ihrem Blut sprenkelten.
Ausserdem stellten junge Frauen Halsketten auf Maiskörnern her.
dreiecke, alligatoren und gemuese Die symbolwelt
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Die Azteken besaßen kein Schriftsystem mit dem vollständige Texte wiedergegeben werden konnten. Deswegen verwendeten sie für ihre Aufzeichnungen eine erzählende Bilderschrift.
So entstand ein riesiges Repertoire an Symbolik. Man kann hier einige als Gruppen zusammenfassen: geometrische Motive, natürliche Formen, Menschen und Kunstgegenstände. Auf den folgenden Seiten kann man einige ausgewählte Motive betrachten, man sollte jedoch bedenken, dass diese Bilder meist nicht allein auftauchten sondern ein Teil von beispielsweise großen Wandfresken darstellten.
geometrische formen
Geometrische Muster dienten meist dazu, dekorativ zu wirken. Auch wenn sie weiter keine besondere Bedeutung haben, zieht sich diese Art der Dekoration bis in die heutige Zeit durch. Man findet sie ßberall, in Logos, an Wänden oder auf traditionellen Ponchos. Denkt man an ein Zickzackmuster, kommt einem Mexiko direkt in den Sinn. Die Wurzel dieser Art Muster kÜnnte bei den Azteken liegen.
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Oben: Zickzackmuster, gefunden in Colima.
Muster unten: alle gefunden in Mexiko City.
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Oben: gefunden in Mexiko City.
Von link nach rechts: gefunden im Staat Puebla. Gefunden in Mexiko City. Gefunden in Jolisco.
flora & fauna Die Gruppe der natürlichen Formen ist sehr groß. Die Abbildungen der Natur umfassen verschiedene Blumen, Gräser und Getreide. Die Tierabbildungen beinhalten nicht nur normale Tiere wie Vögel, Schlangen, Alligatoren, Panther oder Kröten, sondern auch Fabelwesen wie Drachen oder zweiköpfige Schlangen. Meerestiere wie Krabben, Muscheln, Schildkröten oder Fische sind Symbole der Fruchtbarkeit, die auf den Regengott Tlaloc zurückzuführen sind. Wassertropfen, Mais oder Edelsteine verkörpern die Gaben, die die Götter den Menschen für ihre Opfergaben und Huldigungen schenken. Oft werden Götter auch als Tiere wie Panther, Schlangen oder Vögel dargestellt.
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Alle Muschelmotive gefunden in Mexiko City.
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Oben: Vogelmotiv gefunden in Mexico City.
Von links nach rechts: Kolibri, gefunden in Yucatan. Unbekannte Vรถgel, gefunden im Mexiko.
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Oben: Krรถte, gefunden in Mexiko City. Von links nach rechts: Eidechse,
gefunden inTeotihuacan. Eidechse, gefunden in Mexiko City. Krรถte, gefunden in Teotihuacan.
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Oben: Schlange, gefunden in Veracruz.
Von links nach rechts: Schlange, gefunden in Azcapotzalco. Schlange, gefunden in Mexico City.
menschen und gOEtterdarstellungen
Götter oder ihre Repräsentationen in menschlicher oder tierischer Gestalt werden als reich gekleidete Priester als auch als federgeschmückte Raubkatzen oder Vögel dargestellt. Sie trompeten auf Tritonshörnern oder verspeisen menschliche Herzen, weil Opferblut sie nährt und geneigt macht, den Menschen zu helfen. Menschen erscheinen meist als bescheidene Untertanen, die dank der Gnade der Götter im Paradies wandeln oder ohne ihre Gottheit leiden.
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Oben: Menschenabbildung, gefunden in Chalco, Mexiko.
Von links nach rechts: menschlicher Kopf, gefunden in Azcapotzalco. Kopf mit Federschmuck, gefunden in Mexiko City. Menschenfigur gefunden in Tlatilco.
Kunstgegenstaende
Kunstgegenst채nde und Artefakte umfassen rituelle Gegenst채nde, Spielbretter, Waffen, Schilde, Architekturelemente, Feuerschalen, Troph채en und Embleme.
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Oben: Holzratsche, gefunden in Mexiko City.
Von links nach rechts: Feuerschale, gefunden in Mexiko City. Architekturelement, gefunden in Michoacan. Ein Patolli-Spielbrett, gefunden in Mexiko City.
Riten&& RITEN MYTHEN mythen
LA CATRINA DIE VERSPOTTENDE
„La Catrina“ ist eine von Jose Guadalupe Posada entwurfene Karikatur, mit welcher er über die vorrevolutionäre Oberschicht Mexikos und die Regierung von Porfirio Diaz, spottete. 90
Der spanische Name „Catrina“ steht im übersetzten Sinne für das Wort „Reich“, und dies mit sarkastischer Bedeutung. Ihr Körper besteht aus einem Skelett, „Calavera“ welches jedoch prunkvoll bekleidet ist, dies schafft die Verbindung zur reichen Oberschicht von welcher Aufständische seiner Zeit nicht viel hielten „La Catrina“ gibt es heut zu Tage in vielen verschiedenen Ausführung. Durch die „Dios de los Muertos“ oder auch „Tag der Toten“ welches ein altes, immer noch zelebriertes Fest in Mexiko ist, kennt man sie oft durch geschminkte Totenkopfgesichter in allen möglichen Varianten. Natürlich gerne kombiniert mit Symbolen wie Blumen, Schnörkel und anderen
festlich veranlassten Ornamenten. Auch als Tattoosymbol wird sie gerne genutzt. Die wahre Ursprungsfigur mit ihrem prachtvoll geschmückten Hut und ihre tausend Abwandlungen stellt dieser Zeit eine Kultfigur dar.
La
atrina
Jose Guadalupe Posada SCHÖPFER DER LA CATRINA
Jose Guadalupe Posada wurde am 2. Februar 1854 in Aguarcalientes, Mexico geboren. Er begann seine künstlerische Karriere mit dem Zeichnen von religiösen Bildern in einer Keramikwerkstatt, in welcher er als Auhilfe arbeitete. 1866 befasste er sich in der Werkstatt von Trinidad Pedroza mit der Litographie. Im Jahre 1971 bekam er eine Anstellung bei der Lokalzeitung „El Jicote“. Einige Jahre später wechselte er jedoch zum Verlagshaus Antonio Venegas Arroyo, um dort als Illustrator zu arbeiten.
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In dieser Zeit entschloss Posada sich zur Gründung seines eigenen Ateliers, welches heute in der Calle der Moneda zu finden war. Dort widmete er sich voll und ganz der Arbeit eines Karikaturisten und schuf Werke, die sich hauptsächtlich mit der Regierung von Porfirio Diaz und die Unterdrückung durch die mexikanische Oberschicht befassten. Typisch hierfür waren vor allem seine Calaveras bzw. Skelette.
Bis hin zu seinem Tod am 20. Januar 1913 setzter er sich für die Aufständischen ein. Er war ein Künstler des Volkes, welcher von akademischen Künstlern verspottet wurde. Dennoch geriet er Zeit seines Lebens in Vergessenheit und starb in Armut. Erst nach der Revoulution gewannen seine Werke wieder an Bedeutung. Nachdem der Monumentalist Diego Riviera Posadas „La Catrina“ in seinem Gemädle „Sonntagsträumerei in der Alameda“ aufgegriffen hatte, beschloss der Künstler Clodet Charlot 1920 die Werke des Kupferstechers der Öffentlichkeit vorzustellen.
Die wohl bekannteste Karikatur seinerseits ist „La Catrina“ welche sich mit Sarkasmus und beissendem Humor über das reiche Volk Mexikos lustig macht. Dies verhalf Jose Guadalupe Posada zur Berümtheit, welche Besonders faszinierend in seinen Werken ist auch zur nationalen Identiätsbildung die Präzision mit welche er diese schuf. Mexicos beigetragen hat.
Noch Heute finden viele Künstler Inspiration an seinen Werken. So erinnern beispielsweise die Figuren in „Nightmare before Christmas“ von Tim Burton ein wenig an die prunkvoll gekleideten, langen Körper der Callaveras von Posada. In Mexico sind eben diese Callaveras und im besonderen „La Catrina“ bekannt unter dem Wahrzeichen des „Dia de los moertos“ bei uns „Tag der Toten“ und als solche sind sie auch nicht mehr wegzudenken.
JOSÉ GUADALUPE POSADA
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CALAVERA REVOLUCINARIA „SKELETT DER REVOULUTION“
PORTRAIT VON EMILIANO ZAPATA
WERKSTATT IN DER HEUTIGEN CALLE MONEDA
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CALAVERA DEL CINCO DE MAYO
DON QUIJOTE
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GRAN MARCHA TRIUNFAL
La llorona DIE WEINENDE
Das Folklore um die La Llorona stammt aus Lateinamerika und wird auf dem Kontinent in verschiedensten Varianten an Familiennachkommen weitererzählt.
Die meist bekannte Geschichte stammt jedoch aus Mexiko, wo der Ursprung vermutet wird. Übersetzt man „el lloro“ ins Deutsche bedeutet es „das Geheule“ was darauf schließen lässt, das das spanische „La Llorona“, „Die Heulende“ oder „Die Weinende“ bedeutet. Es heißt La Llorona ist der Geist einer sehr schönen, aber doch gefürchteten Frau, die um ihre Kinder trauert. Im Süden Mexikos erzählt man sich, sie sei eine Prostituierte gewesen, welche ihre unehelichen Kinder abtrieb und sie anschließend den Fluss Tecpan herunter treiben ließ.
Eine weitere Geschichte erzählt etwas harmloser. La Llorona lebte in Tequila, Jalisco, dort ließ sie sich von einer Wahrsagerinn die Zukunft vorherbestimmen.
Die Frau der Magie erzählte vom nahen Tode der Llorona und ihrer Kinder.
Als ihr Leben verüber ging wurde ihr das Eintreten in den Himmel untersagt, bis sie all ihre toten Kinder gefunden und zu Gott gebracht hatte.
In der selbigen Nacht stieg das Wasser des Nahe gelegenen Hauses an und riss es mit in seine Fluten. La Llorona verlor ihre Kinder und begann sie zu Suchen. Doch bis zu ihren Tode blieb sie einsam und allein. Ihr Geist irrt noch immer an den Ufern der Flüssen entlang in der Hoffnung ihre Kinder in die Arme schließen zu können.
Er schickte sie in einem weißen Kleid auf die Erde zurück um sie zu finden. Bis heute ist sie auf der Suche und so sagt man ihr nach, ihr an Flüssen Mexikos begegnen zu können.
Das Volk Mexikos glaubt sie ist der Vorbote des Todes und noch heute kann man sie an den Flüssen Mexikos antreffen, an dessen Ufern sie um ihre Kinder trauert.
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don‘t get dizzy with the songs of the mermaid die legende der la sirena
Es existieren zahllose Legenden über die Meerjungfrau, ob sie nun in einem See, im Meer oder gar in einer kleinen Quelle lebt. Insgesamt kann man sagen, dass all diese Geschichten sich auf weibliche Gottheiten der vorkolonialen Azteken beziehen.
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„Chalchiuhtlicue“„ Huixtocihuatl“ und „Chicomecoatl“ waren Göttinnen, die über das Wasser, Salz und den Lebensunterhalt wachten.
Wie Chalchiuhtlicue, die in Quellen, Flüssen und dem Meer lebt, zieht die Meerjungfrau Menschen in ihr Reich und ertränkt sie dadurch. In anderen Geschichten erinnert sie an Huixtocihautl, der Wächterin des Salzes. Oder sie schenkt den Menschen Fisch und Meeresfrüchte und übernimmt dadurch Aspekte von Chicomecoatl, der Göttin des Lebensunterhalt.
Die bekannteste Abbildung der La Sirena ist auf einer Karte des lateinamerikanischen Glücksspiels „Lotería“, das Ähnlichkeit mit Bingo hat. Statt der langweiligen Zahlen auf den Bingo-Kugeln und Karten, verwendet man ein Kartendeck mit Bildern, die an Tarotkarten erinnern. Jedes Bild hat einen Namen, während die Nummer eher unwichtig ist. Jeder Spieler hat mindestens ein Spielbrett, auf dem ein zufälliges Raster aus 16 Karten zu sehen ist. Um das Spiel zu starten, zieht der Sprecher bzw. Sänger, eine Karte vom Deck und gibt seinen Namen entweder gleich bekannt oder er stellt ein Rätsel, dessen Lösung die Karte ist. Die Spieler, die diese Karte auf ihrem Spielbrett haben, markieren es mit einem Chip. Der erste Spieler, der vier Chips in horizontaler, vertikaler oder diagonaler Reihe, in einem Quadrat hat oder das Spielbrett komplett gefüllt hat, hat gewonnen und schreit „¡Lotería!“ oder „¡Buena!“. Jede der 54 verschiedenen Karten hat einen charakteristischen Spruch, der ebenfalls benutzt werden kann, wenn sie gezogen worden ist. La Sirena hat folgenden: „Con los cantos de sirena, no te vayas a marear.“ und heißt so viel wie „Lass dich nicht von den Gesängen der Meerjungfrau verwirren“.
Im spanischen wird die Herrin des Wassers gerne als Sirena, die Meerjungfrau bezeichnet. Sie wird oft als zerstörerische Macht dargestellt, die sich neben Dörfern niederlässt, um dort ein Meer zu schaffen. Es gibt aber auch genügend Geschichten, in denen sie genau das Gegenteil darstellt: eine Beschützerin der Wasserwelt. In diesem Zusammenhang lebt sie nicht mehr im Meer, sondern in Quellen und Flüssen.
Es war einmal eine junge Frau, die in ihrem Dorf hoch geachtet war. Sie half den Menschen, wenn sie ein Problem hatten und brachte ihnen Nahrung. Doch ihre Herzensgüte wurde trotzdem bezweifelt. Man unterstellte ihr, sie würde mit den Fischern schlafen, die ihr die Meeresfrüchte für das Dorf verkauften. Also schickten die Dorfbewohner vier Personen aus, die die junge Frau nachts beobachten sollten. Sie folgten ihr zu einem Brunnen in der Nähe ihres Hauses. Als sie sich auf dem Rand des Brunnens niedergelassen hatte, verwandelte sie sich in eine Meerjungfrau. Sie begann sich das Haar zu kämmen und es fiel Salz heraus, dann schüttelte sie sich und alle möglichen Krustentiere und Fische fielen heraus. Die Menschen waren schockiert und angewidert, wie konnte sie ihnen nur so schmutzige Nahrung vorsetzen? Sie griffen die Meerjungfrau an dem Brunnen an und schlugen mit Stöcken und Steinen auf sie ein. Plötzlich tauchte Ueyi Chakali, eine rießige Garnele, auf, und beschützte La Sirena.
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Begleitet von Blitz und Donner wurde sie von einem Sturm nach Tamiahua, einer Lagune an der Golfküste, gebracht, wo sie immernoch lebt. Ueyi Chakali verkündete den Menschen, dass sie für ihre Taten büßen würden. Es würden schlimme Dürren und Überflutungen sie heimsuchen. Seit dem pilgern die Menschen zum heiligen Berg, um La Sirena um Verzeihung zu bitten und ihr Opfergaben darzubringen.
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Der besuch der toten für einen tag zurück Sichtet man in den Straßen der Städte Mexikos, gelbe Cempasúchil–Blüten, bunte Girlanden geschmückt mit Papel Picado, oder wie wir sie kennen Scherenschnittmotive, riecht es in den Gassen nach „Pan de los Muertos“, das Brot der Toten und man kann in den Schaufenstern und Märkten Totenkopfschädel aus Zuckerguss oder Schokolade entdecken, so ist es wieder soweit, der „Dia de los Muertos“, zu deutsch Tag der Toten, steht vor der Tür. An diesem Tag, so glaubt das mexikanische Volk, werden sie von den Seelen der Verstorbenen besucht. Damit diese sich nicht verirren, werden Cempasúchil–Blüten, wie sie in der Indiosprache der Nahuatl genannt werden, auf dem Weg von Friedhof zu Haustür, der Angehörigen verteilt. Da die Blüten der Blume in kräftigen gelb erstrahlten, ging man im Glauben davon aus, dass die Verstorbenen diese Farbe am besten erkennen konnten.
Außerdem galt die Farbe gelb als die Lieblingsfarbe der aztekischen Göttin der Erde und Wächterin der Gräber, Xochiquetzal. Gelangen die toten Seelen zum Haus, werden sie dort mit prachvollen Altären empfangen. Natürlich findet man auch hier die Cempasúchilblüten. Doch neben ihnen schmücken den „la Ofrenda“ - Opferaltar, die bekannten Papel Picado, Kerzen und Copal, diese sollen mit ihrem Geruch die Toten anlocken. Die verwendeten Kerzen tragen die Farben Rot, welche als ein Symbol für den Schmerz stehen, Weiß welche Hoffnung verbreiten und lila, welche die Festlichkeit erkennen lassen. Außerdem findet man neben Nationalspeisen auch ein Portrait des Verstorbenen. Natürlich dürfen auch hier die Totenschädel und Calaveras, die den Altar dekorieren, nicht fehlen.
Immer zu entdecken ist eine kleine Portion Salz welches für die Reinigung steht. Nachdem die Seelen ihren Weg gefunden haben und in der Nacht des 2. Novembers in ihren alten Stätten ruhen konnten, verabschiedet man sie über den Tag. In bunten Gewändern, mit Blumen geschmückten
Haar oder Hüten und Gesichtern die wie verzierte Totenschädel geschminkt werden, geht das mexikanische Volk auf die Straßen der Städte. Ihr Vorbild ist dabei oft die von José Guadalupe Posada geschaffene „La Catrina“. In ihren Kostümen celebrieren sie die letzten Stunden in Gegenwart der Toten Seelen, lauschen der Musik und Tanzen.
Doch warum wird in der Kultur Mexikos der Tod so veehrt, kennt ma n ihn in westlichen Kulturen doch eher als ein Tabuthema, welches menschliche Ängste weckt und an Trauer und Verstorbene erinnert. Dass der Mexikaner sich auf den Tod einlässt, liegt an dem Glauben aus präspanischen Zeiten, in dem Leben und Tod einen Kreislauf ergeben. So war das Leben für sie eine Übergangsphase in einer andere Daseinsform.
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papel picado Das Fest der Toten und der Glaube an die verstorbenen Seelen wurde schon dreitausend Jahre vor der Landesübernahme durch Spanien, praktiziert. Zu Zeiten der Azteken sah man den Tod nicht als Ende des Lebens sondern als dessen Beginn. Das Leben auf der Erde wurde eher als ein Traum gedeutet, aus welchem man nur durch den Tod erwachen konnte. Auch in den erhaltenen Kunstwerken der präspanischen Zeit kann man die Dualität von Leben und Tot erkennen, in vielen Malereien stellte man den Mensch zu einer Hälfte lebend und zur anderen als Skelett da. 106
scherenschnittmotive
Bei den Azteken, die an 13 Stufen des Jenseits glaubten, existierte ein Ort der Toten „Mictlan“ an welchen die Verstorbenen verweilten. Ähnlich wie in der heutigen Kultur Mexikos gab es ebenfalls einen Tag an welchen die Toten ihre Familien besuchen durften. Damals feierte man dieses Fest allerdings über den gesamten August, man begann mit dem Ende des landwirtschaftlichen Zyklus. Dieser war zugleich der Beginn der Trockenzeit und das Volk ließ, bevor die Erde und ihre Toten zu Ruhe kamen, die Verstorbenen an der guten Ernte des Jahres teilhaben. Die Spanier konnten mit dieser Art von Ritual eher weniger anfangen und entschieden den Teil der nicht christlichen Religion abzuschaffen. Doch das Volk wehrte sich und setzte den Dia de los Muertos immer wieder durch. Letztendlich fanden die Spanier die Parallele im Glauben zum Tag der Allerheiligen und legten das Ritual auf diesen Tag.
Papel Picado Tanzende Skelette
Papel Picado Festlich gekleidete Skelette
Gestaltung & Text Anke Isenberg & Christine Hild
Titelfotos Pepe Macías
IMPRESSUM
Kurs Offenes Atelier, Prof. Gertrud Nolte WS 12/13
FHWS Fakultät Gestaltung Würzburg
Schrift Legion Slab, ITC Officina Serif,
Papier Munken Print Cream 150g
Druck Tim Bingnet
Bindung Leo Pabst
ITC Officina Sans, Rockwell Italic