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Gotland vom 18. Jahrhundert bis heute
Vieles, was Gotland heute prägt, wenn es um Tourismus und Reisen geht, hat seine Wurzeln in Ereignissen des 18. und 19. Jahrhunderts. Viele der prachtvollen Gebäude auf der Insel sind aus dieser Zeit erhalten.
Reisen von und zur Insel waren lange Zeit von großer Bedeutung. Wusstest du, dass bereits im 19. Jahrhundert Dampfschiffe mit Reiselustigen, die nach Gotland wollten, auf der Ostsee verkehrten. Und dass im 2. Weltkrieg Verletzte per Schiff hierher gebracht wurden, um sie im damals modernsten Krankenhaus zu versorgen?
Im 18. Jahrhundert erlebten Handel und Wirtschaft einen Aufschwung, was dazu führte, dass die Bauwirtschaft boomte. Die Zahl der Wohnungen in Visby verdoppelte sich. Man baute aus Stein, um die Brandgefahr zu verringern und den Wald zu erhalten. Viele alte Packhäuser wurden instand gesetzt.
Um 1785 hatte Visby über 5000 Einwohner und war Schwedens fünftgrößte Stadt.
1808, während des Russisch-Schwedischen Krieges, besetzte Russland die Insel, doch die Schweden kamen zu Hilfe und eroberten die Insel zurück.
Im 19. Jahrhundert begannen die Gotländer, die Ruinen, einschließlich der Ringmauer rund um Visby, zu pflegen und zu erhalten. Visby entwickelte sich zu einem der beliebtesten Touristenziele des Landes.
1838, während des Krimkrieges, erkrankten viele britische Seeleute an Cholera und wurden auf dem englischen Cholerafriedhof auf Fårö beerdigt.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde Visby Verschiffungshafen für die zunehmende Industrialisierung. Alle Eisenbahnlinien, die gebaut wurden, nahmen zunächst in Roma ihren Anfang.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Fischerei ein üblicher Nebenerwerb zur Landwirtschaft, was an der großen Zahl kleiner so genannter gårdsfiskelägen (Deutsch: Hoffischerdörfer) zu erkennen ist, die damals entstanden. Als die Berufsfischerei im 20. Jahrhundert zunahm, wurden viele Fischerhütten aufgegeben.
Im späten 19. Jahrhundert wurde Gotland als Reiseziel bei der wohlhabenderen Bevölkerungsschicht immer beliebter. Ljugarn wurde der erste Badeort Gotlands.
Der erste reguläre Dampfschiffverkehr zwischen Visby und dem Festland wurde 1866 von Ångfartygsbolaget Gotland, später Rederi AB Gotland, aufgenommen.
1878 nahm Gotlands erste Eisenbahn für den allgemeinen Verkehr auf der Strecke Visby – Hemse den Betrieb auf. Nach und nach wurden auch die Orte Burgsvik im Süden und Lärbro im Norden von der Bahn angefahren.
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde in Slite ein Kalksteinbruch und in Roma eine Zuckerfabrik eröffnet. Die Bahn transportierte Unmengen an Kalksteinen und Rüben.
Während der Weltkriege war das Militär auf Gotland stark präsent. Große Teile Gotlands waren daher während des gesamten 20. Jahrhunderts und noch einige Jahre ins 21. Jahrhundert hinein für ausländische Besucher gesperrt.
1939 – 1946 war das Krankenhaus von Lärbro Schwedens modernstes Kriegskrankenhaus. Hier wurden Flüchtlinge, Soldaten, die kapituliert hatten, und Konzentrationslagergefangene, die den Schrecken des 2. Weltkriegs entkommen waren, versorgt. Das Kriegskrankenhaus wurde später zu einer Strafanstalt umfunktioniert.
1944 ereignete sich die Hansa-Katastrophe: Das gotländische Passagierschiff S/S Hansa wurde von einem russischen Torpedo getroffen und sank. 84 von 86 Personen fanden bei der größten Katastrophe der schwedischen Seefahrtsgeschichte seit dem 17. Jahrhundert den Tod.
In den 1950er und 1960er Jahren wurden viele kleinere Kalksteinbrüche stillgelegt. Man setzte nun auf Großbetriebe. Manche der stillgelegten Kalksteinbrüche sind heute beliebte Badeplätze.
1968 wurde die Almedalswoche ins Leben gerufen, deren Ursprung eine Rede war, die der damalige Staatsministers Olof Palme am Alemdalspark von der Ladefläche eines Pritschenwagens aus hielt. 1991 nahmen erstmals alle schwedischen Parteivorsitzenden an der inzwischen traditionellen Veranstaltung teil.
Visby wurde 1995 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.
2003 wurden auf den Fährlinien zwischen Visby und Oskarshamn sowie Visby und Nynäshamn Hochgeschwindigkeitsschiffe eingeführt.
2019 begann Destination Gotland, neue, mit LNG betriebene Schiffe einzusetzen, die große Umweltvorteile bieten. LNG (Liquefied Natural Gas) ist verflüssigtes Erdgas.
Für eine Fahrt über die Ostsee, die Ende des 19. Jahrhunderts mit den damaligen Dampfschiffen 13 Stunden dauerte, braucht man heute mit komfortablen Hochgeschwindigkeitsschiffen nur ca. drei Stunden. Welches Glück für alle, die heute von und nach Gotland reisen möchten!