1 minute read

4 Lebenszyklusanalyse

Anschlüsse im Detail

Stefan Krötsch

Die Möglichkeiten der Kombination verschiedener Tragwerkssysteme, die Vielschichtigkeit von Bauteilen, unterschiedliche Arten und Grade der Vorfertigung, aber auch stetig wachsende Anforderungen an die Baukonstruktionen führen zu überaus komplexen und sehr spezifischen Detailausführungen. Selbstverständliche und verallgemeinerbare – bestenfalls standardisierte – Ausführungen sind bis heute im Holzbau eher die Ausnahme als die Regel. Bleibt das Tragwerk sichtbar, sind die technischen Aspekte der Bauteilanschlüsse unmittelbar mit den ge stalterischen verknüpft. Der Anschluss der Geschossdecke an die tragende Außenwand dokumentiert die Ab hängigkeiten beim Fügen der Bauteile im mehr geschossigen Holzbau besonders gut: Die Kontinuität des Schichtenverlaufs der Außenwand als Teil der thermischen Gebäudehülle sowie die Decken als Trennung zwischen den Geschossen sind mit dem Auflager der Decken und dem Ableiten der Lasten aus darüberliegenden Geschossen in Einklang zu bringen. Diese Parameter werden weiter überlagert durch die spezifischen Gesetzmäßigkeiten aus Vorfertigung und Bauprozess. Je höher das Gebäude ist, umso entscheidender wird dieses sich in jedem Stockwerk wiederholende Regeldetail für die Gesamtkonstruktion. Als Einleitung der Projektdokumentationen werden in diesem Kapitel die Details des Deckenauflagers in der Außenwand von fünf sehr unterschiedlichen Holzbauten einander vergleichend gegenübergestellt. Das Bürogebäude in Vandans und das Gemeindezentrum in St. Gerold sind Skelettbauten, die allerdings hinsichtlich Nutzungsanforderungen, Deckenkonstruktion und Montageprozess unterschiedlicher kaum sein könnten. Die Tragwerke des Studierendenwohnheims Woodie in Hamburg und des landwirtschaftlichen Zentrums in Salez bestehen aus Wandscheiben und Deckenplatten aus Brettsperrholz. Sie unterscheiden sich jedoch fundamental: auf der einen Seite die Vorfertigung der Apartments als Raummodule, auf der anderen Seite die konven tionelle Montage der Internatszimmer aus Wand- und Deckenelementen. Diesen Beispielen werden die Wohnhäuser in Zürich, mehrgeschossige Gebäude mit tragenden Tafelbauwänden, vergleichend gegenübergestellt. Während die Projekte im Dokumentationsteil ausführlich beschrieben und in ihrer Gesamtheit dargestellt sind, wird hier zunächst nur ein spezielles Detail – der Anschluss von Geschossdecke an die Außenwand – vergleichend betrachtet. Jeder dieser Anschlüsse ist – analog zu den Themenschwerpunkten in den vorangegangenen Kapiteln B, C und D – nach den Gesetzmäßigkeiten des Tragwerks, der Baukonstruktion und des Bauprozesses analysiert und im Kontext des Gesamtsystems des Gebäudes dargestellt.

This article is from: