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Abgeschnitten
Der Klimawandel ist ein Dauerthema in den Medien. Klimaaktivistinnen und ihre Mitstreiter sind omnipräsent. So auch auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Ein dort entstandenes Pressefoto allerdings zeigt: Die Medienwelt blendet auch bei diesem Thema den globalen Süden aus.
Text Hannah Jasiewitz, Hospitantin
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Vanessa Nakate lebt in Uganda. Seit über einem Jahr protestiert die 23-Jährige regelmäßig vor dem Parlament in Kampala für Maßnahmen gegen den Klimawandel. Denn auch in Ugandas Hauptstadt liegen die Temperaturen häufig weit über der Norm. Allerdings haben viele Angst, ihre Meinung zu äußern. Und in ugandischen Medien steht das Thema Klimawandel, obgleich für Afrika hochrelevant, nicht oben auf der Agenda. So fühlt sich Vanessa Nakate auch schon mal als Einzelkämpferin.
Ein Gefühl, das sich in Davos verstärkt hat. Die Gründerin der Organisation „Youth for Future Africa“ und der „Rise Up“-Bewegung möchte weltweit darauf aufmerksam machen, welche Folgen der Klimawandel vor allem für Afrika hat. Ein Pressefoto beim Weltwirtschaftsforum – gemeinsam mit Greta Thunberg und weiteren Aktivistinnen – bot eine gute Gelegenheit. Doch die Nachrichtenagentur Reuters publizierte das Foto ohne die junge schwarze Akteurin: Vanessa Nakate wurde aus dem Bild entfernt, abgeschnitten. Jetzt kämpft sie nicht nur für die Umwelt, sondern zugleich für eine faire und diverse Berichterstattung über den Klimawandel. Ein Grund mehr für die DW, ihr eine Stimme zu geben – in einem Beitrag für Eco Africa und das Magazin My Africa, Teil des DW-Projekts The 77 Percent, das die junge afrikanische Bevölkerung im Blick hat.
„Die Medien konzentrieren sich auf Klimaaktivisten in westlichen Ländern und blenden Stimmen aus dem globalen Süden so weit wie möglich aus“, beklagt Vanessa Nakate im Gespräch mit DW-Korrespondent Julius Mugambwa. „Das vermittelt uns das Gefühl, dass sich unser Einsatz in Afrika für Maßnahmen gegen den Klimawandel und gegen Umweltkatastrophen nicht gut verkaufen lässt“, so Nakate.
Der Vorfall in Davos hat auch positive Effekte. Viele Aktivistinnen und Aktivisten aus Afrika hätten reagiert. „Junge Menschen sind sensibilisiert, fordern Veränderungen. Medien nehmen den Klimawandel ernster“, berichtet sie. Und sie selbst könne ihre Stimme für ihr Land und für die afrikanischen Aktivistinnen und Aktivisten nun noch lauter erheben. „Ich wünschte, ich hätte vom Klimawandel schon früher mehr gewusst“, sagt sie im DW-Beitrag, der auch in ihrer Heimat zu sehen ist. „Ich glaube, dass mein Einfluss größer gewesen wäre.“
Deshalb fordert sie Aufklärung schon in den Schulen. Klimawandel müsse auf die Lehrpläne. Damit das Thema greifbar wird, haben Vanessa Nakate und ihre Mitstreiter einigen Schulen in Uganda Kochherde zur Verfügung gestellt, um die CO₂-Emissionen zu verringern. So lernen die Kinder anschaulich, wie sie die Umwelt schützen können. „Sie sind die Zukunft. Deshalb werden sie sich künftig um den Planeten kümmern“, ist Nakate überzeugt.
www.dw.com/77
www.dw.com/ecoafrica