weltzeit 05_2009: Internationale Medienförderung - Investition in Freiheit und Entwicklung

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zeit

welt Das Magazin der Deutschen Welle 05— September 2009

Internationale MedienfĂśrderung

Investition in Freiheit und Entwicklung


Foto: JOKER / Petra Steuer

Stell‘

gegen dich

Armut

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16. – 18.10.09


vorspann

weltzeit 05_2009

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Editorial Liebe Leserinnen und Leser, im September haben die ersten 22 Studierenden den neuen Masterstudiengang „International Media Studies“ in Bonn aufgenommen, ausgewählt aus rund 700 Anfragen aus aller Welt. Dieses bilinguale Studienangebot ist Ergebnis einer Kooperation der Deutschen Welle mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Rheini­ schen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn. Freie und unabhängige Medien sind unverzichtbar, um Demokratisierung und zivilgesellschaftliche Prozesse voranzutreiben. Das setzt Journalisten voraus, die ihr Handwerk beherrschen, die den Anforderungen an ihren Beruf im digitalen Zeitalter gewachsen sind. So werden Medien zu einem wichtigen Faktor für gesellschaftliche Entwicklung. In vielen Entwicklungs- und Transformationsländern fehlen Möglichkeiten einer qualifizierten Aus- und Weiterbildung von Journalisten. Der neue Masterstudiengang soll helfen, diese Lücke zu schließen. Das Angebot ergänzt das Portfolio

der Akademie der Deutschen Welle als internationales Zentrum für Medienentwicklung, Medienberatung und journalistische Aus- und Fortbildung. Medienförderung ist Teil der Entwicklungszusammenarbeit. In diesem Bewusstsein setzt die DW auf integrierte Projekte und regionale Schwerpunkte. In dieser weltzeit stellen wir Ihnen aktuelle Projekte vor und blicken auf weitere Tätigkeitsfelder der Akademie – unter anderem auf das Medientraining für Fach- und Führungskräfte. Interkulturelle Kompetenz ist eine unabdingbare Voraussetzung, wenn man mit Partnern in aller Welt erfolgreich zusammenarbeiten möchte. Ich erfahre das immer wieder selbst, zuletzt auf meiner Reise durch Lateinamerika. Dort konnten wir zukunftsweisende Kooperationen vereinbaren – stets darauf gerichtet, auf dem Kontinent Freunde für Deutschland zu gewinnen. Auch darüber mehr in diesem Heft. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre. Ihr Erik Bettermann

In dieser Ausgabe 04–05

nachrichten

06–17

titel » Sensibles Sendegebiet: Medien­ förderung in Kolumbien und Laos » Einen Fuß in der Tür haben: ­Interview mit Gerda Meuer » Masterstudiengang: Weltweit ­einmaliges Modell » Kenia: Frauen für Frieden

18-23

vor ort » Südafrika: Medien ein Jahr vor der Fußball-WM » Lateinamerika: Medien im Umbruch

24-25 partner » Annäherung: Gastredakteure aus Indien und Pakistan

26-29

profil » euromaxx: Grenzenlos Deutschland » Deutschlandbild: Marina Borisowa

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neue medien

31

schlaglichter

32-33

zoom » Kaum zu bremsen: Nesrine Shibib

34-35

podium » Beethoven: das neue TV-Projekt

Impressum Deutsche Welle Unternehmenskommunikation 53110 Bonn T. 0228.429.2041 F. 0228.429.2047 weltzeit@dw-world.de www.dw-world.de/presse Verantwortlich: Dr. Johannes Hoffmann Redaktion: Berthold Stevens Steffen Heinze Gestaltung: Lisa Flanakin Druck: Brandt GmbH · Bonn Fotos: M. Kopp (Titel, 6, 9), DW-Archiv (3, 8, 10, 12, 21, 22, 23, 24, 27, 29), DW/V. Mosch (4), DW/M. Altmann (4), dpa (5, 18, 25), DW/C. Fork (11, 13, 17), DW/M. Müller (14, 15), H. Ostwald (16), DW/H. Schott (20), Mary Joy Knothe (26), Jürgen Lotten­ burger (26), Jacobs University Bremen (28), S. Klonk (32), Schmoll (34) Anzeigen T. 0228.429.2043 F. 0228.429.2047 weltzeit@dw-world.de Werbung im Programm T. 0228.429.3507 F. 0228.429.2766 werbung@dw-world.de


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nachrichten

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„Zeichen eines großen Her­

zens“: Wilhelm Simonsohn (l.) und Jan ­Tyszler, Zeitzeugen des deutschen Überfalls auf das polnische Wielún, fanden in Berlin zueinander

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Stellten das deutsch-polnische

TV-Projekt vor: die Initiatoren ­Agnieszka Romaszewska-Guzy und Christoph Lanz

„Weil es Menschen zusammenbringt“ Berlin – 70 Jahre nach Hitlers Überfall auf Polen ist die erste deutsch-polnische TVProduktion zum Kriegsbeginn entstanden. Die Dokumentation „Hitlers Angriff – Wie der Zweite Weltkrieg begann“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von Deutsche Welle und ­T VP Polonia. Erstmals beschreiben Filmemacher aus beiden Ländern das dunkle Kapitel der deutschpolnischen Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. „70 Jahre danach wird es wirklich Zeit, auch journalistisch eine gemeinsame Sprache zu finden“, sagte Fernsehdirektor Christoph Lanz bei der Präsentation des Films im Polnischen Institut in Berlin. Für die Gegenwart gelte, so Agnieszka Romaszewska-Guzy für den polnischen Partner: „Wir müssen imstande sein,

Neue Gesichter für euromaxx Laura Dünnwald (o.) und Kristina Sterz, beide 35, verstär­ ken seit September das Moderatorenteam des täglichen ­Magazins euromaxx – Leben und Kultur in Europa auf ­DW-TV. Die in Berlin geborene Laura Dünnwald ist als Ge­ sicht der „Tagesschau“ bekannt. Bevor sie ab 2001 die wich­ tigste deutsche Nachrichtensendung präsentierte, mode­ rierte sie unter anderem Sendungen bei Premiere und RTL. ­K ristina Sterz, die aus Schleswig-Holstein stammt, begann ihre Karriere als Moderatorin bei RTL und wechselte später zum Westdeutschen Rundfunk. Das Lifestyle-Magazin euromaxx, das in deutscher und englischer Fassung ausgestrahlt wird, berichtet täglich aus Themenbereichen der populären Kultur: Musik, Mode und Design, Essen und Trinken, Fotografie, Reisen und ­Architektur. www.dw-world.de/euromaxx

die Konsequenzen daraus zu ziehen. Dank unserer Freunde von der Deutschen Welle hat sich dieser Ansatz als möglich erwiesen.“ Gespräche mit Zeitzeugen verbinden die Autoren mit historischen Aufnahmen. Die Bombardierung des polnischen Städtchens Wielún bildet den Rahmen des Films – und wird von beiden Seiten erzählt. Für die Regisseure – Peter Bardehle und Nadine Klemens aus Deutschland, Michael Nekanda-Trepka und Jan Str¸ekowski aus Polen – ein Projekt mit besonderen Heraus­ forderungen und Erkenntnissen: „Auch wenn man vorher ein gemeinsames Drehbuch geschrieben hat, merkt man beim Schnitt, wie unterschiedlich ein historisches Ereignis von zwei Seiten gesehen werden kann“, sagte Nadine ­K lemens. Das Spannende sei gewesen, „die beiden Perspektiven zu verbinden“. Das sei wichtig, ergänzte Jan Str¸ekowski, „weil es auch Menschen zusammenbringt“. Dass das deutsch-polnische Verhältnis heute freundschaftlich sei, grenze an ein Wunder, sagte Prof. Dieter Bingen vom deutschen Polen-Institut in Darmstadt, der das Filmprojekt begleitet hat. Für ihn sei die Entwicklung „Zeichen eines großen Herzens bei den Polen und eines großen Umlernprozesses bei den Deutschen“. ——


nachrichten

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DW@School in Indien Trivandrum – Die Deutsche Welle und „IT@School – ViCTERS“, der TV-Sender des Bildungsministeriums im südindischen Bundesstaat Kerala, haben eine umfassende ­Zusammenarbeit vereinbart. Das staatliche Bildungsprogramm übernimmt DW-Angebote zu Wissenschaft und Technik, Medizin, Weltkulturen und Tierwelt. Außer rund 200 Stunden aus dem Angebot von DWTRANSTEL übernimmt der TV-Sender auch die Magazine Tomorrow Today und Global 3000 von DW-TV. Als Teil aller Universitätsund Schulprogramme erreicht ViCTERS in Kerala fünf Millionen Studenten. Die DW kann auf diesem Weg rund 15.000 indische Schulen mit Lehr- und Diskussionsmaterial versorgen. ——

03 Lehrmaterial auf Abruf:

03

DW-Angebote für Bildungs­programme

Klassiker für unterwegs Bonn – Die Deutsche Welle hat das Podcast-Projekt „Deutsche Klassiker“ gestartet: ­Renommierte Sprecherinnen und Sprecher lesen Texte der deutschen Literaturgeschichte. 04

Darunter sind Werke von Heinrich Heine („Harzreise“) und Kurt Tucholsky („Reisen durch Deutschland und Frankreich“), von Theodor Fontane („Die Kinderjahre“) und Annette von Droste-Hülshoff („Die Judenbuche“), von

Georg Büchner („Lenz“) und Rosa Luxemburg („Briefe aus dem Gef ängnis“). Woche für Woche – bis Jahresende – stellt die DW ein neues Podcast-Angebot ins Internet. Gelesen werden die Werke unter anderem von Anja Lais und Walter Gontermann. „Die 18 Autorinnen und Autoren stehen für das Kulturland Deutschland. Wir wollen mit diesem ambitionierten Literaturprojekt das Interesse von Menschen in aller Welt für die deutsche Sprache und Kultur fördern“, so DWIntendant Erik Bettermann. Die Podcasts einschließlich aller wichtigen Informationen über Autoren, Texte und Sprecher sind kostenlos im Internet verfügbar. ——

04 Klassiker, neu entdeckt: erste Niederschrift des berühmten Gedichts „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ von Theodor Fontane

www.dw-world.de/kultur

Dialog auf Indonesisch Bonn – Das Portal Qantara.de, das sich dem interkul-

­Wahrnehmung oft unterschätzt werde, so Redak­

den Kulturen herausgearbeitet werden. Qantara.de ist

turellen Dialog mit Menschen in islamisch geprägten

tionsleiter Loay Mudhoon. Dies gelte insbesondere

seit 2003 in den Sprachen Deutsch, Englisch und Ara­

Ländern widmet, ist seit Juni auch in einer indone-

für ­Indonesien, das bevölkerungsreichste islamische

bisch online, 2007 kam Türkisch hinzu. Das Projekt wird

sischen Version online.

Land der Welt, das mit vielfältigen Herausforderungen

vom Auswärtigen Amt gefördert und gemeinsam von

Mit dieser Ausweitung und einer stärkeren Berück­

im Konfliktfeld von Tradition und Moderne bis hin zu

der Deutschen Welle, dem Goethe-Institut, der Bundes­

sichtigung von Themen aus Südostasien erweitert

­p olitisch-religiös motiviertem Extremismus konfron­

zentrale für politische Bildung sowie dem Institut für

Qantara.de den Fokus auf eine Region, deren Bedeu­

tiert sei. Im Online-Forum sollen strittige Fragen kon­

Auslandsbeziehungen getragen.

tung für den interkulturellen Dialog in der ­westlichen

trovers diskutiert und auch Gemeinsamkeiten zwischen

www.qantara.de


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titel Hoher Anspruch und zentrales Anliegen der Akademie der Deutschen Welle: BĂźrgern eine Stimme geben


titel

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Sensibles Sendegebiet Für Jairo Velez und Outhine ist Journalismus eine Berufung – und eine Herausforderung. Der eine stammt aus Carmen de Bolivar im Norden Kolumbiens, der andere lebt in Savannakhet, einer boomenden Stadt in Laos. Beide Länder befinden sich im politischen Umbruch. In beiden Ländern sind vor allem die Medien gefragt, den Anliegen der Bevölkerung Öffentlichkeit zu verschaffen. Journalisten wie Velez und Outhine stellen sich dieser Aufgabe. Die Akademie der ­Deutschen Welle unterstützt sie dabei. Erfahrungen aus ­Kolumbien und Laos – aufgezeichnet von Gunnar Rechenburg. Mehr als 130 Journalisten sind in den vergangenen 30 Jahren in Kolumbien ermordet worden. In diesem Jahr noch keiner. Eine Trendwende? „Es ist deutlich sicherer geworden“, sagt Jairo Velez. „Dennoch wird immer wieder versucht, Journalisten einzuschüchtern und mundtot zu machen.“ Velez ist Anwalt. Vor einigen Jahren hat er die lokale Radiostation „Carmen Estereo“ in der Stadt Carmen de Bolivar gegründet. Er ist mit Leib und Seele Journalist, denn für ihn bedeutet der Beruf, den Menschen Informationen zukommen zu lassen, die ihnen sonst ­vorenthalten ­werden. „Ich liebe diese Region und möchte mich für die Menschen, die hier leben, einsetzen.“ Kolumbien befindet sich noch immer in einer widersprüchlichen Situation: Das Land gilt als die stabilste Demokratie der Region mit freien Wahlen, intakten staatlichen Institutionen und vergleichsweise freien Medien. Dem steht ein jahrzehntelanger Konflikt zwischen Guerillas, Paramilitärs und bewaffneten


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titel

­ afia-Organisationen gegenüber. In den bürM gerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen geht es um politische Macht und Drogenkartelle. Carmen de Bolivar liegt im Norden Kolum­ biens. Hier hatte die Entführungsindustrie jahre­ lang Hochkonjunktur, Kolumbiens Ex-Außenminister Fernando Araújo Perdomo wurde hier sechs Jahre lang festgehalten. Auch Velez’ Familie wurde Opfer der Gewalt. Sprechen will er darüber nicht. 01

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Träume von der Trendwende:

Lokaljournalistin in Carmen de Bolivar

Gemeinsam mit elf Kollegen aus allen Teilen des Landes hat Velez bereits an verschiedenen Trainings- und Beratungseinheiten der DWAKADEMIE teilgenommen. Vier Projekte hat die Deutsche Welle in diesem Jahr in Kolumbien angeboten, 23 insgesamt in Lateinamerika. Die wichtigsten Vorhaben sind zwei Langzeitprojekte: Verteilt über drei Jahre werden Medienmacher aus unterschiedlichen Bereichen eines Senders geschult. „Unser Ziel ist eine langfristige und ganzheitliche Förderung ausgewählter Sender. Dort wollen wir keine Einzelpersonen fördern, ­sondern möglichst alle Bereiche stärken“, betont Petra Berner, Leiterin der Lateinamerika-Abteilung der Akademie. Weg von der personellen, hin zur institutionellen Förderung lautet die Devise – in Kolumbien ebenso wie in Laos und zahlreichen anderen Projektländern. Trainiert werden Journalisten, Programmverantwortliche und Direktoren. Journalistisch und technisch wird vor allem an kurzen Beitragsformaten gearbeitet und an der Produktion von Nachrichten. Die Leiter

der Sender bilden sich in Organisations- und Programm-Management fort. Vermittelt werden sowohl technisches Know-how, als auch journalistisches Handwerkszeug und die Grundsätze der unabhängigen und ausgewogenen Bericht­ erstattung.

Starke Partner vor Ort „Einen Teil der Maßnahmen in Nordkolumbien bieten wir in Zusammenarbeit mit der Universidad del Norte an“, so Berner. Diese Kooperation soll jetzt ausgebaut werden. Ende August hatte DW-Intendant Erik Bettermann die Privatuniversität besucht und mit Rektoren über eine Ausweitung beraten. Demnach soll schon bald eine deutsche Fachkraft nach Kolumbien entsandt werden, um die Zusammenarbeit der DW-Trainer, der Uni und der Radio- und TVStationen zu institutionalisieren. Außerdem soll an der Uni möglicherweise eine journalistische Ausbildung angeboten werden, ein Volontariat in Kleinformat. Was die Medien­ macher der lokalen Sender im Langzeitprojekt der DW vermittelt bekommen, sollen dann junge Frauen und Männer in fünf Modulen erlernen – in Theorie und vor allem in der Praxis. Insgesamt setzt die DW in Kolumbien stark auf die lokalen Medien. Diese bieten in vielen Regionen oft den einzigen Zugang zu Informationen. „Der Nutzen der lokalen Projekte ist schon jetzt sichtbar, die Programmqualität ist deutlich gestiegen“, sagt Vera Möller-Holtkamp. Sie hat mehrere Fortbildungsmaßnahmen in Kolumbien geleitet. „Manche Sender haben nach den ersten Workshops ein neues Sendeschema entwickelt.“ Nur in wenigen großen Sendern gab es bislang Nachrichtenblöcke, für die lokalen Radio- und TV-Sender ist das Neuland. Jairo Velez hatte nach dem ersten Training eine eigene Idee, wie er die Ergebnisse des Workshops für seine Hörer noch besser nutzen kann: Mit den Trainingsunterlagen hat er einen eigenen Workshop veranstaltet, für sogenannte Mini-Korrespondenten. „Ich möchte die Leute auf dem Land stärker an der Sendung beteiligen. Dafür sind journalistische Grundkenntnisse ­erforderlich.“

Bürgerbeteiligung über die Medien Genau dies möchte die DW-AKADEMIE mit ihren Projekten weltweit erreichen – Mitsprachemöglichkeiten der Bürger über die Medien fördern. Die These dahinter: Professionelle und ethisch geleitete Medien führen zu mehr


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­ emokratie. Das wiederum ist die Grundvor­ D aussetzung für gesellschaftliche Entwicklung. Journalisten und Medienmacher als Entwicklungshelfer? „Viele Journalisten, die wir in dem Langzeitprojekt unterstützen, hatten vorher einen anderen Beruf. Sie haben sich den Journalismus gesucht, um sich zu engagieren“, sagt MöllerHoltkamp. Vor allem an politisch sensiblen Projektstandorten trifft das zu – in Kolumbien genauso wie im kommunistisch-diktatorisch regierten Laos. Der Erfolg der Projekte – lokal und zentral – ist allerdings abhängig von den Partnern. In Kolumbien hat die DW einen weiteren starken Partner, die Fundación Nuevo Periodismo, eine Stiftung für Friedensjournalismus, gegründet vom Schriftsteller Gabriel Garcia Marquez. Im vergangenen Jahr hat die Akademie dort ein Projekt unter dem Titel „Friedensjournalismus“ verwirklicht, im kommenden Jahr wird es erstmals ein mehrteiliges Seminar zum Thema Multimedia-Journalismus und E-learning geben. Damit reagiert die DW auf einen Trend.

­ irgendwo sonst wächst die Internetnutzung so N stark wie in Lateinamerika. Das soll in Zukunft als mediale Möglichkeit auch für die „Friedensberichterstattung“ genutzt werden. „Der Job, den diese Friedensjournalisten machen, ist sehr riskant.“ Petra Berner kennt die Geschichten von ermordeten oder bedrohten Journalisten. Auch Jairo Velez ist dieses Risiko eingegangen. 2008 hatte sein Sender Informationen über Machenschaften des Bürgermeisters von Carmen de Bolivar veröffentlicht. Der ist darauf hin gewaltsam in das Büro seines Senders „Carmen Estereo“ eingedrungen. Velez hat sich nicht beirren lassen. Als Jurist wusste er, dass er im Recht war, als Journalist hätte er seinen Mut mit dem Leben bezahlen können. „Den Bürgermeister“, sagt Velez heute, „gibt es nicht mehr, unseren Sender schon.“

Dialog statt Propaganda Ortswechsel: Laos. Noch gilt das Land am Mekong als Armenhaus Asiens. Das soll sich schon bald ändern. Die kommunistische Regierung um

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Die Menschen auf dem Land

stärker an Sendungen beteiligen: Dreh­ arbeiten in der Bucht von Cartagena


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„Wir sind in die Dörfer

gefahren und haben mit den Leuten gesprochen“: das Lokalradio SPR auf Achse

Choummaly Sayasone hat eine politische und wirtschaftliche Öffnung verordnet, und seitdem erlebt die Stadt Savannakhet im Südwesten des Landes einen kleinen Wirtschaftsboom. Outhine (Name von der Redaktion geändert) stammt aus Savannakhet, der Provinzhauptstadt am Mekong. Der 27-Jährige ist Journalist beim lokalen SPR, dem Savannakhet Provincial Radio. Polizist habe er werden wollen. „Aber“, sagt er, „alle meine Brüder sind schon ­Polizisten.“ Seine Mutter habe ihm geraten, zum Radio zu gehen. Outhine hat seine Entscheidung nicht bereut. Gerade jetzt bietet der Beruf viele Herausforderungen. Anders als in Kolumbien, wo Journalisten zum Teil unter Lebensgefahr ihrer Arbeit nachgehen, standen die Medienmacher in Laos bislang unter ständiger Kontrolle des Staates. Der hat unlängst ein neues Mediengesetz verabschiedet. Darin werden erstmals Privatsender erlaubt. Das Volk soll mehr Möglichkeiten zur Mitbestimmung bekommen, heißt es. Für die Journalisten bedeutet das ein neues Selbstverständnis, neue Aufgaben, neue Herangehensweisen. Seit September gibt es in der Provinzhauptstadt eine neue Radiosendung. Morgens um acht sendet SPR das erste Morgenmagazin des Landes, bei dem auch Bürger zu Wort kommen. Bislang galt das laotische Radio ebenso wie das Fernsehen als Verlautbarungsorgan der kommunistischen Regierung. Hof berichterstattung statt ­Information, Propaganda statt Dialog. Die Deutsche Welle führt in Laos das Projekt „A radio for the people“ durch. „Wir versuchen schon seit 2005, mit mehreren Maßnahmen einzelner Journalisten die Qualität der ­R adioberichterstattung in Laos zu verbessern“, so

Helmut Osang, Leiter der Asien-Abteilung der DW-AKADEMIE, der das Projekt gemeinsam mit Daniel Hirschler initiiert hat. Seit Februar 2009 werden nicht nur einzelne Journalisten trainiert. In Savannakhet wurde eine komplette Modellredaktion aufgebaut.

Nähe zu den Hörern Auch Outhine arbeitet als Reporter für das neue Magazin. „Wir haben während des Workshops intensiv über unser Selbstverständnis als Journalisten nachgedacht“, erzählt er. Den meisten ging es bislang darum, die Lebensqualität der Menschen durch praktische Informationen zu verbessern. Ein Stichwort, das immer wieder genannt wurde und in den laotischen Medien eine große Rolle spielt, ist „Glück“. Vor allem die Moderatoren sehen sich als diejenigen, die Glück und gute Laune verbreiten sollen. Den laotischen Medienmachern ist nun jedoch klar: Bislang haben sie ausschließlich Themen gesendet, die die Regierung vorgab. Der journalistische Spielraum ist nach wie vor eng. Zum einen darf über bestimmte Themen nicht berichtet, dürfen bestimmte Fragen nicht gestellt werden, zum anderen haben die Journalisten schon aus logistischen Gründen nicht die Möglichkeit dazu: Es gibt keine Telefonbücher in Laos. Will man etwas herausfinden, muss man hinfahren. Ein Auto können sich nur die wenigsten Reporter leisten, allenfalls einen Motorroller. Den Sprit für Recherchefahrten müssen sie selber zahlen. Ein Ziel der Akademie ist es, die Nähe zu den Hörern herzustellen. „Die entscheidende Frage sollte auten: Worüber reden die Leute, was beschäftigt sie?“ Um das ­herauszufinden,


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haben sie sich auf den Weg gemacht. „Wir sind mit Bussen in die Dörfer hinausgefahren und haben mit den einfachen Leuten gesprochen“, so Outhine. „Bei unserer Exkursion in die Dörfer sind wir auf ungewöhnliche Themen gestoßen. Viele waren politisch so sensibel, dass wir sie später für die Sendung nicht aufgreifen konnten“, erzählt er. Bildung, Landwirtschaft, Wasserversorgung, das Leben im Dorf, Gesundheit, Arbeit und das Familieneinkommen – das waren die wichtigsten Themenfelder. Die Modellredaktion hat aus vielen Recherchen Beiträge produziert.

Radiofest für „mustergültiges“ Projekt Die nationalen und regionalen Rundfunkanstalten sind von den zuständigen Ministerien angehalten, künftig die laufenden Betriebskosten aus eigener Kasse zu bezahlen. Das bedeutet, ein

Marketingkonzept muss erstellt werden, gekoppelt an einen Finanzierungsplan. Beides hat nur Erfolg, wenn SPR in Zukunft gehört wird. Aus diesem Grund wird das Morgenmagazin zusätzlich Service-Themen bieten, auch für die zunehmende Zahl der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Savannakhet. Der Launch des Morgenmagazins war zugleich der Beginn der zweiten Phase des DW-Projekts. Darin soll es vor allem um Qualitätsverbesserung in der Berichterstattung gehen – und um die wirtschaftlichen Komponenten eines modernen kommerziellen Radiosenders. Sämtliche Module des Großprojekts werden in enger Absprache mit den Senderverantwortlichen vor Ort konzipiert. „Savannakhet ist für uns ein Pilotprojekt“, so Hirschler. Die Modellredaktion solle als ­Blaupause für andere lokale Radiosender in Laos dienen. „Deshalb war es für uns wichtig, einzelne Schritte zu dokumentieren, um sie später auch woanders anwenden zu können.“ Im kommenden Jahr soll in Savannakhet ein großes Radiofest steigen – organisiert von SPR und DW. Dazu sind Vertreter aller 16 laotischen Regionalsender eingeladen. „Wir wollen den Kollegen der anderen Stationen zeigen, was derzeit möglich ist. Deshalb laden wir sie ein und präsentieren uns“, so Outhine. So soll geworben werden für ein Projekt, das in allen anderen 15 Provinz-Stationen des Landes umsetzbar ist. ——

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»Ziel ist eine langfristige und ganzheitliche Förderung.«

Die Interviews vor Ort führten Vera Möller-Holtkamp in ­Kolumbien und Beate Illg in Laos.

Die Akademie der Deutschen Welle »» ist ein internationales Zentrum für Medienentwicklung, Medienberatung und journalistische Ausund Fortbildung. Rund 80 Prozent der Trainingsangebote werden im Ausland realisiert. Im vergangenen Jahr hat die DW in etwa 40 Entwicklungs- und Schwellenländern Techniker, Journalisten und ProgrammManager fortgebildet. Dabei setzt sie zunehmend auf integrierte Projekt- und Länderkonzepte. »» Ergänzt werden die Fortbildungsangebote für Medienfachleute durch den Masterstudiengang „International Media Studies“. Am DW-Standort Bonn bietet er Studierenden aus aller Welt die Möglichkeit, einen akademischen Titel zu erwerben und zudem ihre praktischen Fähigkeiten im Journalismus aus­ zubauen (S. 18/19). »» Praxisorientiert sind auch die Volontariate, mit denen die Akademie der Deutschen Welle künftige Re­ dakteure auf ihre Tätigkeit in den multimedialen Redaktionen des Auslandsrundfunks vorbereitet. Jedes Jahr beginnen 18 junge Journalistinnen und Journalisten ihre Laufbahn in der Akademie. »» Die hochmodernen Schulungsräume und Übungsstudios der Akademie werden außerdem für das ­Medientraining genutzt. Dieses kostenpflichtige Angebot richtet sich an Führungskräfte, die häufig in der Öffentlichkeit stehen (S. 17).

www.dw-akademie.de


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„Wir sollten einen Fuß in der Tür haben“ Fragen an Gerda Meuer, geschäftsführende Direktorin der Akademie der Deutschen Welle, zum neuen Masterstudiengang, zu Medienfreiheit und Entwicklung, zu Nachhaltigkeit und sensiblen Einsätzen.

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Die DW-AKADEMIE hat den viersemestrigen Studiengang „International Media Studies“ gestartet. Soll die Akademie zur Hochschule ausgebaut werden? Wir sind in der glücklichen Lage, mit der Universität Bonn und der Hochschule Bonn-Rhein-

Gerda Meuer Jahrgang 1959, ist seit April 2008 geschäftsführende Direktorin der DW-AKADEMIE, und leitet die Ein­ richtung seit 2004. Zuvor berich­ tete sie seit 2000 als Europa-Kor­ respondentin aus dem Studio Brüs­ sel. Nach ihrem Studium der Ger­ manistik, Film- und Fernsehwissen­ schaften und Geschichte an der Uni­ versität zu Köln war Gerda Meuer zunächst für die entwicklungspo­ litische Presseagentur Inter Press Service in Bonn tätig. Es folgte 1987 ein Volontariat bei der Deutschen Welle. Von 1991 bis 1996 arbeitete Meuer als Redakteurin und Korres­ pondentin für die DW in Tokio. Wie­ der zurück in Deutschland, über­ nahm sie den Posten als Reporterin in der Chefredaktion des Deutschen Programms von DW-RADIO. 1997 wurde sie dort Chefin vom Dienst und 1999 zugleich stellvertretende Chefredakteurin.

Sieg überaus kompetente akademische Partner zu haben. Diese staatlich anerkannten Bildungseinrichtungen übernehmen im Rahmen unserer Kooperation Aufgaben wie Akkreditierung, Prüfungsabnahme und Promotionsverfahren. Die Akademie der Deutschen Welle stellt ihre hervorragende Infrastruktur für den neuen Master­ studiengang zur Verfügung. Und natürlich ein in Jahrzehnten erworbenes Know-how, wenn es um die Weiterbildung von Medienmachern aus Entwicklungs- und Transformationsländern geht. Es handelt sich bei dem neuen Studiengang ja um praxisorientierte Weiterbildung. Das heißt, wir bringen als Praktiker unsere Erfahrungen in die akademische Fortbildung ein. Wir sind stolz darauf, dass es uns gelungen ist, alle Partner so einvernehmlich und sich wechselseitig ergänzend im Boot zu haben. Diese Art der Kooperation zwischen Hochschule, Universität und einem öffentlich-rechtlichen Sender ist im Übrigen weltweit einmalig – thematisch und strukturell.

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Medienberufe sind bei jungen Menschen hierzulande äußerst begehrt. Gilt das auch in Entwicklungs- und Transformationsländern? Nimmt man alleine das Interesse an unserem Masterstudiengang zum Maßstab, dann wäre die

Antwort ein klares Ja. Wir haben sehr, sehr viele Bewerbungen und Anfragen bekommen. Aber daraus generell auf die weltweite Beliebtheit des Journalistenberufs zu schließen, wäre natürlich zu kurz gegriffen. In vielen Ländern dieser Welt ist der Job schlicht lebensgefährlich und schreckt viele ab. Und wenn man in einem restriktiven, totalitären Land aufwächst, in dem freier Journalismus als Hochverrat verfolgt wird, wird wohl kaum jemand von einem Traumberuf sprechen können. Für uns ist ein anderer Punkt wichtig: Es gibt in vielen Ländern keine qualifizierte Aus- und Weiterbildung von Journalisten und auch kaum Studiengänge für angehende Journalisten. In diese Lücke springen wir. Gemeinsam mit unserem wichtigsten Geldgeber, dem Bundesminis­ terium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), sind wir der Auffassung, dass es starker Medien bedarf, um die Entwicklung von Demokratien weltweit zu unterstützen. Doch Medien sind nur dann stark, wenn Medienmacher professionell und unabhängig agieren. Deshalb stand für uns immer im Vordergrund, den Studierenden ein Angebot zu machen, das ihnen nach dem Studium in ihrer Heimat nutzt. Wir wollen eine journalistische Elite heranbilden, die später in Entscheidungspositionen mithilft, den Journalismus im jeweiligen Land neu und angemessen zu justieren. Für uns ist das auch eine sinnvolle Ergänzung zu unseren anderen Fortbildungsangeboten.

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Sie sprechen die Trainings- und Beratungsangebote der Akademie an. Nach welchen Kriterien entwickeln Sie diese ­A ngebote? Wir verteilen unsere Fortbildungsangebote für Sender in Transformations- und Entwicklungsländern nicht nach dem Gießkannenprinzip. Im Einklang mit den Schwerpunkten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit haben wir Schwerpunktländer und -regionen identifiziert und dort Sender, mit denen eine längerfristige Zusammenarbeit sinnvoll erscheint. Im Idealfall erarbeiten wir mit unseren Partnern vor Ort umfassende, mehrjährige Projekte, deren Ziel die Professionalisierung von Programm und Personal des jeweiligen Senders ist.


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Das gelingt im Regelfall, aber natürlich nicht überall. Zum Beispiel ist Nordkorea immer noch völlig abgeschottet von der Welt. In Turkmenistan haben wir bisher auch nicht ausreichend Kontakte geschaffen, um die Arbeit vor Ort aufbauen zu können.

die uns bei der Arbeit vor Ort unterstützen. Unser nationales und internationales Netz ist in Jahrzehnten der Medienhilfe und -beratung ­entstanden und für uns unverzichtbar. Hintergrund ist, dass wir im Sinne einer Entwicklungspolitik aus einem Guss versuchen, uns

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Die Akademie ist auch in Ländern mit eingeschränkter Medienfreiheit aktiv. Läuft die DW hier nicht Gefahr, zum Handlanger der Herrschenden zu werden? Das ist seit Jahrzehnten die Kardinalfrage deutscher Außen-, Sicherheits- und auch Entwicklungspolitik: Wem nutzt das Engagement in instabilen, totalitären Staaten? Unsere Haltung dazu ist: Die Deutsche Welle mit ihrer Akademie muss sich vor Ort auch in einem restriktiven Umfeld engagieren. Das ist im Übrigen auch die grundsätzliche Haltung des BMZ. Wir sollten immer einen Fuß in der Tür haben, und dabei auf bessere Zeiten setzen. Schließlich investieren wir in Köpfe, nicht in Technik. Und so kann es durchaus sein, dass sich Investitionen in totalitären Staaten in Zukunft doch auszahlen. Sicherlich wird in Afghanistan oder Birma nicht gleich investigativer Journalismus nach westlichen Maßstäben das Ergebnis unserer Projekte sein. Doch ich bin schon mit handwerklich sauberem Journalismus zufrieden.

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Kooperiert die Akademie mit anderen deutschen Einrichtungen? Auf uns allein gestellt, wäre das Geschäft kaum machbar. Wir arbeiten mit vielen entwicklungspolitischen Organisationen zusammen,

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als Einrichtung der Medienentwicklung zu positionieren. Wir haben dazu als Einrichtung des deutschen Auslandsrundfunks die nötige Kompetenz, Erfahrung und Unterstützung. Es gibt keine vergleichbare Einrichtung in Deutschland.

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Wie sehen Sie die Perspektiven? Ich glaube, dass wir mit dem internationalen Masterstudiengang ein neues Kapitel in der Geschichte der Deutschen Welle aufgeschlagen haben. Wir stärken damit unseren Anspruch, nicht nur Informationen zu vermitteln, sondern weltweit auch als kompetenter Anbieter von Bildungsinhalten aufzutreten. Zudem ist der Studiengang eine konsequente Ergänzung zur über 40-jährigen Beratungs- und Entwicklungsarbeit der Akademie. Beide Angebote werden sich ­gegenseitig befruchten. Wir sind sehr dankbar, dass wir bei diesem ambitionierten Projekt eine nachhaltige Unterstützung durch das BMZ erfahren haben, ebenso wie von der Landesregierung NRW. Perspektivisch ist der Ausbau des Studiengangs sicher denkbar. Es liegen uns bereits Anfragen aus verschiedenen Teilen der Welt vor, über die wir aber in aller Ruhe und im Lichte der Erfahrungen mit unserem ersten Studierendenjahrgang nachdenken werden. ——

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„Medien sind nur dann

stark, wenn Medienmacher professio­ nell und unabhängig agieren“: Fremd­ sprachenvolontäre der DW


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Diskutierten die Perspektiven

des neuen Studiengangs: Jürgen Fohr­ mann, Rektor der Friedrich-WilhelmsUniversität Bonn (2.v.l.), Hartmut Ihne, Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (r.) und Gerda Meuer, Direktorin der DW-AKADEMIE (2.v.r.). Links im Bild: Moderatorin Constanze Abratzky

Neuer Studiengang mit globaler Ausrichtung Bonn – In ihrem Funkhaus Bonn hat die Deutsche Welle im September den Masterstudiengang „International Media Studies“ gestartet. Der viersemestrige, bilinguale Studien­ gang ist eine Kooperation mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. DW-Intendant Erik Bettermann begrüßte vor rund 200 Gästen aus Politik, Wissenschaft und Medien die ersten 22 Studierenden aus 13 Ländern. Fast 700 Anfragen aus aller Welt hatten die DW erreicht.

Gutes Zeugnis Eine Befragung von über 300 Absol­ venten, durchgeführt im ­Dezember 2008, zeigt: 98 Prozent der Teilneh­ mer sind mit dem Training der DWAKADEMIE sehr zufrieden oder zu­ frieden. Eine besondere Rolle spie­

01  len dabei „Wirdiesind attestierte mit Bussen „hohe in die Kern­ Dörfer hinausgefahren und haben kompetenz“ der Ausbilder sowie mit die XXXXXX vom Lokalradio SPR „hohenOuthine professionellen Standards“. inDarüber Laos hinaus schätzen die Medien­

schaffenden aus Transformationsund Entwicklungsländern die Rah­ menbedingungen der Trainings, etwa Atmosphäre und Organisation. Die meisten Teilnehmer empfin­ den die ­DW-AKADEMIE als „effek­ tiv“, „kompetent“, „kooperativ“ und „sinnvoll“. Das Fazit einer 45-jäh­ rigen Teilnehmerin aus Peking: „Die­ ser Kurs ist eine der wenigen guten Gelegenheiten, unser Wissen weiter­ zuentwickeln.“

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Der neue Studiengang biete eine „einmalige Kombination aus Praxis und Theorie, Wissenschaft und journalistischem Know-how“, sagte der Intendant der Deutschen Welle, Erik Bettermann. Dafür bürgten nicht nur die vielsprachigen und multimedialen Angebote des deutschen Auslandsrundfunks, sondern auch die DW-AKADEMIE: ein internationales Trainingsinstitut mit über 40-jähriger Erfahrung in der Schulung von Journalisten, Führungskräften und Medienmanagern aus Entwicklungs- und Transformationsländern. Der DW-Chef betonte vor rund 200 Gästen aus Politik, Wissenschaft und Medien, freie und unabhängige Medien seien „unverzichtbar, um Demokratisierung und zivilgesellschaftliche Prozesse voranzutreiben“. Das setze Journalisten voraus, „die ihr Handwerk beherrschen und den Anforderungen an ihren Beruf im digitalen Zeitalter gewachsen sind“. In vielen Entwicklungs- und Transformationsländern fehlten Möglichkeiten einer qualifizierten Aus- und Weiterbildung von Journalisten. „Der neue Studiengang soll helfen, diese Lücke zu schließen“, so Bettermann. Die Kooperation zwischen Hochschule, Universität und einem öffentlich-rechtlichen Sender sei „weltweit ­einmalig – ­thematisch und strukturell“. Finanziert wird der Studiengang mit Unterstützung des Bundesministeriums für

wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und des Landes Nordrhein-Westfalen.

Kreativität schafft Wachstum Der Staatssekretär im BMZ, Erich Stather, sagte bei der Begrüßung der Studierenden: „Ziel des Studiengangs sind gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten, die Multiplikatoren und ‚Change Agents‘ im Entwicklungsprozess sind. Ihre Aufgabe wird es sein, relevante Themen zu erspüren, den Diskurs zu beleben, die Öffentlichkeit in ihren Heimatländern wie auch bei


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Eröffneten den neuen

Studiengang (v.l.): Michael Mertes, Staatssekretär für Europa und Medien

uns für globale Fragen zu sensibilisieren – und Entwicklungspolitiker anzuhalten, nach Lösungsmöglichkeiten für lokale und globale Probleme zu suchen.“ Weltweit brauche es mehr öffentliche Unterstützung für eine nachhaltige Entwicklungspolitik, sagte Stather. Hierbei spielten die Medien „eine ganz entscheidende Rolle“. Michael Mertes, Staatssekretär für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, hob die Bedeutung der Förderung von kreativen Berufen hervor: „Ideen und Kreativität werden im 21. Jahrhundert das wichtigste Wirtschaftsgut sein, denn Kreativität schafft Wachstum. In der weltweit vernetzten Wissensgesellschaft werden in der Zukunft nur jene Länder, Regionen und Städte prosperieren, denen es gelingt, kreative Köpfe anzuziehen und zu halten. Darum muss Kreativität zum Markenzeichen Nordrhein-Westfalens werden. Studien-

Zum ersten Treffen der Studieren­ den kam auch ein TV-Team des WDR. Rechts: Danh Quy Nguyen

gänge wie die International Media Studies sind dazu wichtige Bausteine.“

des Landes NRW, Intendant Erik Better­ mann und Erich Stather, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaft­

Hohe Erwartungen

liche Zusammenarbeit. Rechts: Unter

Unter den Gästen im Funkhaus: die 22 Studierenden des viersemestrigen Studiengangs. „Nun liegt es an uns, den hohen Erwartungen gerecht zu werden“, sagte Danh Quy Nguyen. Der 24-jährige Vietnamese strahlt, wenn er an die nächsten Wochen und Monate in Bonn denkt. Anfang September kam er aus der Millionenmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt an den Rhein. Nun will er seine Erfahrungen und Kenntnisse im Medienbereich erweitern. „Jobs beim Rundfunk sind in Asien sehr gefragt. Doch die Qualifikation der Bewerber lässt oft zu wünschen übrig“, machte Nguyen am Rande der Feier deutlich. Angebote für Aus- und Weiterbildung seien in Vietnam Mangelware, ebenso qualifizierte Dozenten. Ausgezeichnete Deutschkenntnisse und erste Erfahrungen im Medienbereich bringen fast alle Studierenden mit, ebenso ein abgeschlossenes Studium. Nguyen schätzt vor allem das internationale Flair: Die Studierenden aus 13 Ländern, darunter Brasilien, China, Russland, Kenia und Pakistan, lernten sich schnell näher kennen, die Idee von Wohngemeinschaften machte rasch die Runde. Von Berührungsängsten keine Spur. ——

den Gästen waren auch die neuen Studierenden, die besonders begrüßt wurden

» Häufig betonen die Absolventen die Nachhaltigkeit der Koopera­ tionen. Eine 26-jährige Teilneh­ merin aus Bhutan meint: „Ich habe ­während des Workshops viel gelernt und schaue immer nach Möglich­ keiten, weitere DW-Trainings zu ab­ solvieren.“ Darüber hinaus berich­ ten Teilnehmer, es sei ihnen mit­ hilfe der Fortbildungen gelungen, die Medienausstattung im eigenen Land zu verbessern. So schrieb ein 52-jähriger Absolvent aus Malay­ sia, er habe dank des Trainingspro­ gramms der DW in seinem Heimat­ sender ein digitales Ausspielsystem einführen können.


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Wenn Großmutter für den Frieden kickt Nairobi – Januar 2008: Was zunächst als Protest gegen den umstrittenen Wahlsieg des kenianischen Präsidenten Mwai Kibakis beginnt, eskaliert zum Krieg zwischen den kenianischen Ethnien. Ein Konflikt, der auch von den Medien des ostafrikanischen Landes angeheizt wird. Während der zwei Monate dauernden Ausschreitungen sterben 1.500 Menschen, mehr als 300.000 fliehen. In diesem Jahr hat die DW-AKADEMIE in Nairobi einen multi-ethnischen Workshop für Hörfunk- und TV-Journalisten durchgeführt. 01

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Frauenpower: das Frie­

densprojekt „The Kibera Women for Peace and Fairness“ und das „Grand­ mothers Football Team“

Es ging um konfliktsensitive Berichterstattung und die Verantwortung der Medien in einem nach wie vor schwelenden Konflikt. „Letztlich geht es bei den Auseinandersetzungen um uralte politische Versprechungen, die den großen Ethnien gemacht wurden“, meint Josephine Wareta. „Dazu kommt ein grundsätzliches Misstrauen gegen die Wahl und sehr viel Frust. Viele junge Menschen haben keine Arbeit, sie haben nichts zu verlieren.“ Josephine Wareta ist TV-Journalistin. Als Produzentin arbeitet sie beim staatlichen Sender Kenya Broadcasting Corporation (KBC) in Nairobi. Im Mai hat sie zusammen mit 26 TV- und Hörfunkjournalisten aus Kenia an einem Projekt der DW-AKADEMIE unter dem Titel „Mutual Perception“ – Gegenseitige Wahrnehmung – teilgenommen. Zum ersten Mal trafen sich kenianische Journalisten unterschiedlicher ethnischer Herkunft, um über ihre Arbeit, Vorurteile und Verantwortung zu diskutieren und Ansätze für einen konfliktsensitiven Journalismus zu finden.

Niemand habe gedacht, dass einmal eine Trauma-Therapie für kenianische Medienvertreter nötig werden würde. „Aber, wie das Training gezeigt hat: Es war nötig. Der Workshop gab uns die Möglichkeit, über unsere persönliche Sichtweise auf den Konflikt zu sprechen“, betont Josephine Wareta. Die Teilnehmer, sagt sie, hätten sehr offen die eigenen Erfahrungen diskutiert – die kenianischen Medien hätten schließlich in manchen Regionen massiv zum Konflikt beigetragen. Am Ende des dreiwöchigen Trainings stand die Produktion mehrerer TV-Beiträge, die insbesondere die traditionellen Feindbilder, das soziale Klima und die Werteorientierung der kenianischen Gesellschaft thematisierten. „Ich habe sehr viel über meine Verantwortung als Journalistin gelernt“, sagt Josephine Wareta. „Als Sender haben wir die Möglichkeit, einen Konflikt durch bestimmte Informationen anzuheizen – oder aber zu beschwichtigen.“ 02


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Interkulturelle Kompetenz: Lernen von den Profis Ihr Beitrag behandelte ein Friedensprojekt: The Kibera Women for Peace and ­Fairness. „Das Frauenprojekt ist die Antwort auf ­Desinformation der Medien im Rahmen der Wahl. Die Frauen versuchten, mit besonders öffentlichkeitswirksamen Methoden für Aufklärung und damit auch für ein friedliches Miteinander zu sorgen.“ Das, so Josephine Wareta, sei von offizieller Seite oft im Keim erstickt worden, geplante Versammlungen und Kundgebungen durften nicht stattfinden. „Darauf hin haben sich die Frauen etwas anderes ausgedacht: Sie gründeten den Grandmothers Football Club. Im Team werden nur Frauen aufgenommen, die zwischen 40 und 70 Jahre alt und bereits Oma sind. Regelmäßig, wenn die Damen gegeneinander Fußball spielen, kommen Massen von Zuschauern, und wenn die Spielerinnen den Eindruck haben, dass genügend Publikum da ist, hören sie auf zu spielen – und sprechen über Frieden.“ Für Josephine Wareta war die Begegnung mit den Kibera Women for Peace and Fairness und deren kickenden Omas eine große Bereicherung. „Ich habe sehr viel von ihnen lernen können.“ Sie hofft, dass die kenianischen Medien in Zukunft mehr auf Geschichten wie diese setzen. „Das sind Initiativen, die zur Entwicklung von Kenia beitragen.“ Denn Wareta fürchtet, dass der ethnische Konflikt nach wie vor schwelt und dass manche Medien weiterhin eher polarisieren als schlichten. „Wir können als Journalisten den zündelnden Parteien die mediale Plattform entziehen. Wir sollten uns weniger um Politiker kümmern, sondern um positive Geschichten, die zeigen, dass ein Miteinander möglich ist. Die Sender müssten viel mehr Zeit für diese Themen einplanen. Dann würden unsere Zuschauer beginnen, sich nicht mehr mit Vorurteilen, sondern mit den wirklich relevanten Problemen unseres Landes zu beschäftigen.“ ——

Die Akademie der Deutschen Welle bietet nicht nur Workshops für ausländische Jour­ nalisten. Ein Angebot richtet sich explizit an Nicht-Journalisten in Deutschland: das ­M edientraining. Fach- und Führungskräf­ te aus der Wirtschaft, Repräsentanten aus der ­Politik, auch Mitarbeiter von Nichtregie­ rungsorganisationen, der Bundeswehr oder dem Auswärtigen Amt greifen auf das Fach­ wissen der Deutschen Welle zurück. „Die Teil­ nehmer“, so Daniela Wiesler, Leiterin des Be­ reichs Medientraining, „sollen lernen, sich Journalisten gegenüber frei zu äußern. Ziel ist es, dass nach einem Interview oder einer Pressekonferenz beide Seiten zufrieden sind: die Befragten, weil sie in der Lage waren, ihr Anliegen zu kommunizieren, und die Journalisten, weil sie brauch­ bare ­O -Töne bekommen haben.“

Seit vier Jahren gibt es das Angebot, die Nach­ frage steigt. „­Unsere Trainer“, so Wiesler, „haben mehrjährige Berufserfahrung – fast alle journalistische – und eine hohe interkultu­ relle Kompetenz.“ Gerade die ist mittlerweile vielen ­Kunden beson­ ders wichtig.

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Denn sie können es kaum noch ­erwarten Kapstadt – Die Fußballweltmeisterschaft im nächsten Jahr wird die mediale Aufmerksamkeit auf Südafrika ­lenken. Für die staatliche South African Broadcasting Corporation (SABC), Partner der Deutschen Welle, ist die erste WM auf dem Kontinent ein Heimspiel. Über das digitale Satellitenfernsehen DStv/MultiChoice ist am Kap auch die DW zu empfangen. Hendrik Schott war vor Ort und blickt knapp ein Jahr vor dem Anpfiff insbesondere auf die Medienlandschaft an der Südspitze Afrikas.

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Aushängeschild der WM-

Architektur: das Green Point Stadion in Kapstadt

Es ist schon lange dunkel, als die letzte Maschine aus Europa auf dem Flughafen von Kapstadt landet. Bereits beim Betreten des modernen Flughafengebäudes werden die Passagiere auf großen Plakatflächen auf die Fußballweltmeisterschaft im nächsten Jahr eingestimmt. Auf dem Weg zu den neuen Parkhäusern schlägt den Besuchern die kühle südafrikanische Winterluft entgegen, denn es ist Mitte Juli. Genau zu dieser Zeit wird auch nächstes Jahr die erste WM auf afrikanischem Boden stattfinden. Allerdings ähnelt der südafrikanische Winter am Kap tagsüber oftmals eher warmen europäischen Sommertagen, so dass Fifa-Chef Joseph Blatter wahrscheinlich die ersehnten perfekten und sonnigen Fernsehbilder erhalten wird. Entlang der Autobahn N2 von den Armutsvierteln in der Nähe des Flughafens zum Zentrum der Mutterstadt Südafrikas sind die Vorboten der WM nicht zu übersehen. Überall wird am Ausbau des Straßennetzes gearbeitet. Baustellenschilder und ­Werbeflächen ­k ünden vom nahenden Fußballfest. Auch in den südafrikanischen Medien

nimmt die Berichterstattung über die WM 2010 bereits einen breiten Raum ein.

Pressefreiheit garantiert, Skandale inklusive Kapstadt ist der Geburtsort der südafrikanischen Medien. Seit dort im Jahr 1800 mit der Kaapsche Stads Courant die erste Zeitung Südafrikas erschienen ist, hat sich eine Medienlandschaft entwickelt, die heutzutage den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Sie ist durch einen hohen Grad an freier Meinungsäußerung und offener Berichterstattung gekennzeichnet. Die südafrikanische Verfassung von 1996 garantiert die Meinungsfreiheit. Als Kontroll­ instanz gegenüber der Politik funktionieren die ­Medien am Kap weitaus besser als in den meisten anderen Staaten Afrikas. Die Presse­ freiheit gerät jedoch immer wieder durch gezielte Beeinflussungsversuche der Regierungspartei unter Druck. Dies gilt


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Medien in Südafrika

i­nsbesondere für die SABC. Im März dieses Jahres ist sie durch Skandale in die Schlagzeilen geraten – es geht um verschwendete oder veruntreute Millionenbeträge sowie hohe Verluste. Momentan wird die SABC durch einen Übergangsrat geleitet. Zulu, Xhosa und Afrikaans sind die wichtigsten Muttersprachen Südafrikas, in den Medien aber haben Englisch und Afrikaans eine dominierende Stellung. Besondere Bedeutung als Informations- und Unterhaltungsmedium hat das staatliche Rundfunkund Fernsehwesen. Die SABC wurde 1936 gegründet. Heute verfügt sie über 18 regionale und nationale Radiostationen. Y-FM mit Sitz in Johannesburg sendet in den Sprachen Zulu, Sotho und Englisch und ist zurzeit einer der größten privaten Radiosender.

ausländischen Programmen wie DW-TV, BBC und BVN bietet DStv für die sportbegeisterten Südafrikaner auch mehrere Sportkanäle an. Wie die gesamte südafrikanische Medien­ landschaft wird auch der Printbereich von nur wenigen Medienunternehmen dominiert, die den größten Teil des Marktes für Zeitungen und Zeitschriften unter sich aufteilen. Insgesamt gibt es mehr als 50 regionale und überregionale Tages-, Wochen- und Sonntagszeitungen, etwa 300 Lokalzeitungen sowie 300 Publikums- und 500 Fachzeitschriften. Die nationale Nachrichten­a gentur SAPA ist der bedeutendste Nachrichtenlieferant für die meisten Medien Südafrikas.

Stolz, Vorfreude und ein wenig Selbstkritik

berlizenzen und macht den Sen­

Konzentration im Fernsehen und im Printbereich

Die Medien am Kap verfolgen sehr genau und mit großem Interesse die kritische ­Berichterstattung im Ausland über den Stand der Vorbereitungen zur WM. Die Themen Sicherheit, öffentlicher Nahverkehr, Stromversorgung und Hotelunterkünfte werden ausführlich und selbstkritisch behandelt. Stolz und Vorfreude auf die Ausrichtung der ersten WM in Afrika kennzeichnen dennoch die Mehrzahl der

inhalte betrifft, etwa zum Anteil

Erst 1976 wurde das Fernsehen in Südafrika eingeführt. Heute gibt es drei landesweit empfangbare Kanäle, SABC1 bis 3, die in allen elf Landessprachen senden. Seit Ende 1998 gibt es außerdem mit e-tv das erste private Fernsehprogramm, das sich ausschließlich über Werbung finanziert. Die Firma MultiChoice, die zum Naspers-Konzern gehört, strahlt seit 1995 digitales Satellitenfernsehen (DStv) aus. Neben zahlreichen

» Die kulturelle Vielfalt der Einwoh­ ner führt dazu, dass in allen elf Landessprachen gesendet und ver­ öffentlicht wird, bei den Print­ medien gibt es neben der Tages­ presse in Englisch und Afrikaans auch Zeitungen in Zulu und Xhosa. Die öffentlich-rechtliche SABC muss in ihren Radio-und Fernseh­ programmen sämtliche elf Amts­ sprachen abdecken. » Das Fernsehen ist das am stärks­ ten regulierte Medium Südafri­ kas. Die Rundfunkbehörde ICASA vergibt die Sende- und Betrei­ dern Auflagen, was die Programm­ von Bildungsprogrammen und be­ züglich der Sendesprachen. » Bis heute gibt es neben den PayTV-Kanälen zwei terrestrische, landesweit ausstrahlende TV-Sen­ der. Radio ist nach wie vor das Massenmedium des Landes. 80 Prozent (zehn Millionen Haushalte) verfügen über ein Radiogerät, 58 Prozent (7,3 Millionen Haushalte) über einen Fernseher. » Die Printmedien sind im Besitz von vier großen Konsortien: Indepen­ dent Newspapers, Johnnic Com­ munications, Media 24 und CTP/ Caxton. Die wichtigsten Tageszei­ tungen des Landes – in Johannes­ burg: The Star, Business Day, So­ wetan, The Citizen. In Kapstadt: Cape Times, The Argus, Die Burger. Die wichtigsten Wochenzeitungen sind die überregionalen Sunday Times, Mail und Guardian, Rap­ port, Sunday Independent und City Press. Sevan Ibrahim


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vor ort

Partner der DW

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» Partner, die deutsch- und eng­ lischsprachige Hörfunkangebote der Deutschen Welle überneh­ men, sind Radio Khwezi, ansäs­ sig in der Stadt Kranskop im Zen­ trum der Provinz KwaZulu-Natal; Radio Rainbow FM in Roodepoort, nordwestlich von Johannesburg; Iono FM in Cape Town (ein OnlineRadio-Anbieter, auch mobil) sowie Sentech – Vivid Radio in Johannes­ burg. » TV-Partner sind die Firma Deukom, die deutschsprachiges ­Fernsehen am Kap ausstrahlt, und Multi­

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Choice. Hierzu gehört in Südafri­

Volk steh auf!): das Sendezentrum der

ka der Satellitenanbieter DStv, der

SABC in Kapstadt

Vuka Sizwe! (Zulu für: Nation,

gegen eine monatliche Gebühr ein Bouquet von 80 nationalen und internationalen Fernsehkanälen ­anbietet. Sevan Ibrahim

Beiträge. Und es gibt immer mehr gute Nachrichten. Auch wenn momentan noch Baukräne den Ausblick auf die eindrucksvolle Architektur des Green Point Stadions beherrschen, ist man überzeugt, dass alles

rechtzeitig fertiggestellt sein wird. Daniel „Danny“ Jordaan, Chef des südafrikanischen WM-Organisationskomitees: „Wir sind voll im Zeitplan.“ Bereits 2006 hatte der damalige südafrikanische Präsident Thabo Mbeki im Beisein von Fifa-Boss Blatter erklärt, dass sein Land „die beste WM aller Zeiten“ veranstalten werde. Blatter, der nur wenige Minuten zuvor eine Lobeshymne auf den seinerzeitigen Gastgeber Deutschland angestimmt hatte, zuckte damals bei dieser Ankündigung nervös. Ob Südafrika Mbekis Versprechen erfüllen kann, wird sich erst nach dem Abpfiff des Finales am 11. Juli 2010 herausstellen. Fest steht jedoch bereits jetzt, dass die Erwartungshaltung am Kap enorm ist und die große Mehrheit der Südafrikaner voll hinter der Werbebotschaft des südafrikanischen Hauptsponsors der WM steht: „Wir können es nicht erwarten!“ —— Hendrik Schott ist Deutschland-Korrespondent der ­N ASPERS Media Ltd., Südafrika. Im Organisationsteam des Deutsche Welle Global Media Forum betreut er die

­internationalen Pressekontakte


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„Presse. Freiheit. Entwickeln“ Bonn – Die Deutsche Welle und das Büro der UN-Millenniumsziele in Deutschland laden ein zur Podiumsdiskussion „Presse. Freiheit. Entwickeln“ – am 1. Oktober, 18 Uhr, im Funkhaus Bonn. Untersuchungen der UN zeigen: Gute Regierungsführung und menschliche Entwicklung hängen stark von einer freien und vielfältigen Medienlandschaft ab. Kriege, Hunger und Armut entstehen vor allem dort, wo Meinungsfreiheit unterdrückt wird. Über die Rolle der Medien auf dem Weg zu den UN-Entwicklungszielen 2015 diskutieren: Thomas Deve, Journalist aus Simbabwe, Ludger Schadomsky, Deutsche Welle, Holger Ehling, Reporter ohne Grenzen, und Renate Schröder, Europäische Journalisten Föderation.

Einheit Deutschlands weit fortgeschritten Bonn – Der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher hat die Erfolge beim Zusammenwachsen Deutschlands gewürdigt. In einem Interview der Deutschen Welle sagte er: „Die innere Einheit Deutschlands ist weiter, als es manche wahrhaben wollen.“ 20 Jahre nach der ersten Öffnung der Grenzen durch Ungarn und Österreich für ausreisewillige DDR-Bürger widersprach er Kritikern, die die Einheit bis heute nicht vollendet sehen. „Die junge Generation hat eine gemeinsame Zukunft, und die wird als Herausforderung akzeptiert. Wenn Sie mit jungen Menschen sprechen, haben alle dieselben Fragen an die Zukunft und stehen vor denselben Problemen.“

Auszeichnung für Feature „Ossi/Wessi“ Bonn – Débora Miranda, freie Mitarbeiterin der portugiesischen Redaktion der Deutschen Welle, ist von der EU-Kommission als beste junge Journalistin Portugals ausgezeichnet worden. Für ihr Feature „Ossi/Wessi – 20 Jahre nach dem Mauerfall“ erhielt die 24-jährige Portugiesin den „European Young Journalist Award 2009“. Insgesamt hatten sich 600 Journalisten aus 35 Ländern an dem Wettbewerb beteiligt. Der Preis wurde in mehreren Ländern vergeben. Miranda fessele den Hörer mit spannenden Dialogen. Auf diese Weise sei dieser motiviert, das Programm „unbedingt bis zum Ende“ verfolgen zu wollen, heißt es in der Begründung der Jury. www.dw-world.de/portuguese

Rückblende mit Journalisten aus Lateinamerika Berlin – Wie gehen die Deutschen mit ihrer von Diktatur und Teilung geprägten Vergangenheit um? Zehn junge Journalisten aus Lateinamerika – in ihren Heimatländern ihrerseits mit der Aufarbeitung eines diktatorischen Erbes befasst – gingen dieser Frage im Juli in einem zweiwöchigen Seminar der DWAKADEMIE in Berlin nach. Auf dem Programm stand unter anderem der Austausch mit prominenten Zeitzeugen, unter ihnen Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (r.) und DDR-Bürgerrechtler Gerd Poppe. Weitere Einblicke gab es beim Besuch der Mauer-Gedenkstätte an der Ber­nauer Straße und des Stasi-Gefängnisses Hohenschönhausen.

Rumänische Kunst „Im Licht“ Bonn – In der Reihe „Kunst der Welt“ zeigt die DW im Funkhaus Bonn zeitgenössische Malerei aus Rumänien. Die Ausstellung „Im Licht“ ist bis 12. Oktober zu sehen. „20 Jahre nach dem Sturz der kommunistischen Diktatur wollen wir mit unseren Bildern einen poetischen Raum, ein Gebilde präsentieren, in dem die menschliche Existenz im Mittelpunkt steht“, so Kurator Oliv Mircea. Die Künstler, die dieses Szenario sichtbar gemacht haben, sind Paul Gherasim, Horea Pastina, Mihai Sarbulescu, Simion Craciun, Ion Grigorescu, Constantin Flondor, Dan Palade, Matei Lazarescu, Andreea FlondorPalade, Pierre Petrel, George Mircea und Cristian Paraschiv.

spot

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Für stärkeres Engagement in Brasilien Bonn/Vitória – Bei den Deutsch-Brasilianischen Wirt­ schaftstagen in ­Vitória unterzeichnete Intendant Erik Bettermann ein „Memorandum of Understanding“ mit der dortigen Außenhandelskammer. Es regelt die Mit­ nutzung eines Studios der AHK durch die ­Deutsche Welle für Fernseh- oder Radioproduktionen aus Bra­ silien. Im Gegenzug stellt die DW Sendungen des deutschen Auslandsfernsehens zur Verfügung, die in dem Studio synchronisiert oder untertitelt und über das von der AHK São Paulo produzierte Business-TV ­verbreitet werden. Bettermann sagte in Vitória, eine mediale Begleitung des Engagements deutscher Politik und deutscher Un­ ternehmen in Brasilien sei „ein Muss, um das gegen­ seitige Verständnis zu fördern“. Die Deutsche Welle tue dies „mit Themen, die aus deutscher und europä­ ischer Sicht beleuchtet werden“. Damit könnten wirt­ schaftliche Beziehungen für beide Seiten erleichtert werden, so der Intendant. Die Deutsche Welle sendet täglich ein zweistündiges TV-Programm in spanischer Sprache. Im Internetange­ bot DW-WORLD.DE finden User in Lateinamerika Infor­ mationen aus Deutschland und Europa auf Spanisch

Minis­ter, es komme „sehr darauf an, dass man hier

Mittelstand wird hier sehr geschätzt“. Der deutsche

und Portugiesisch für Brasilien.

auch spüren lässt, dass man ein Interesse an diesen

Mittelstand könne gerade aufgrund seiner sehr sta­

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu ­Gutten­berg

­Verbindungen hat. Und ich sehe, dass die Reisediplo­

bilen und sehr wettbewerbsfähigen Art des ­Auftretens

(Foto: im Gespräch mit Erik Bettermann) hat sich in

matie des einen oder anderen europäischen Partners

nur gewinnen. Mit Blick auf die Fußballweltmeister­

Vitória dafür ausgesprochen, dass Deutschland in dem

etwas intensiver ist als unsere.“

schaft 2014 in Brasilien sagte der Minister, Deutsch­

lateinamerikanischen Land stärkere Präsenz zeigt.

Brasilien sei „nicht nur ein Investitionsstandort für

land könne hier „enormes Know-how anbieten auf­

In einem Interview der Deutschen Welle sagte der

die sogenannten oder tatsächlich Großen, sondern der

grund der Erfahrungen, die wir gemacht haben“.


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Mediale Brücke nach Lateinamerika Bonn – Ob in Mexiko, Kolumbien oder Brasilien: Die Deutsche Welle ist in Lateinamerika ein ­gefragter Partner. Im Rahmen seiner zehntägigen Reise durch fünf Länder des Kontinents unterzeichnete Intendant Erik Bettermann zahlreiche Abkommen zur Ausstrahlung von Programmangeboten des deutschen Auslandsrundfunks.

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Medien: DW-Intendant Erik Bettermann (l.) und Gonzalo Caceres (Mitte) mit Partnern von SJRTV in Guadalajara, Mexiko

„Mediale Brücke zwischen Deutschland und Lateinamerika“ wolle die Deutsche Welle sein, sagte Bettermann in Guadalajara, Mexiko. Dort diskutierte der DW-Intendant mit leitenden Vertretern des öffentlich-rechtlichen Senders Sistema Jalisciense de Radio y Televisión (SJRTV) in einer gemeinsamen Talkshow, die von DW-TV und vom mexikanischen Partner ausgestrahlt wurde. Zuvor hatte Bettermann mit Bildungsminister Alonso Lujambio eine Erklärung unterschrieben, die eine ausgedehnte Kooperation mit dem mexikanischen Bildungskanal DGTVE ermöglicht. Über das Netzwerk EDUSAT des Senders werden künftig spanische DW-TV-Programme in 33.000 Schulen und Kulturzentren ausgestrahlt. Außerdem traf Bettermann den Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, Guillermo Ortiz Mayagoita, der sich für die Zusammenarbeit zwischen der DW und Canal Judicial bedankte. Der TVKanal des Obersten Gerichtshofs strahlt seit 2008 das spanische DW-TV-Programm aus. In Bogotá, der zweiten Station der Reise, würdigte der kolumbianische ­Außenminister Jaime Bermudez die Arbeit des deutschen Auslandsrundfunks. „Wir sehen in der DW einen

wichtigen Kanal, über den die deutsche Kultur und auch globale kulturelle Werte zum Ausdruck kommen.“ Das zweitgrößte Land Südamerikas ist wegen seiner politischen und wirtschaftlichen Entwicklung ein Schwerpunktland der DW in der Region. Bettermann vereinbarte eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit zwei Medieninstituten.

Fokus auf Medienpolitik Weitere Station der Lateinamerika-Reise waren Brasilien, Uruguay und ­A rgentinien. Dort führte Bettermann vor dem Hintergrund eines Entwurfs zur Novellierung des argentinischen Rundfunkgesetzes vor allem Gespräche zu medienpolitischen Themen. So hielt er in Buenos Aires im Rahmen einer Experten-Diskussion, die die Konrad-Adenauer-Stiftung zusammen mit der DW organisiert hatte, ein Referat zur „Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im 21. Jahrhundert“. Ein weiteres Thema: die deutsche Wiedervereinigung. Bei einem Besuch des öffentlich-rechtlichen Canal 7 sagte der Intendant Unterstützung für eine Dokumentation zum Thema „20 Jahre Mauerfall“ zu. ——

Talkshow über die Zukunft der


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partner

Fern der Heimat grenzenlos frei Bonn/Neu Delhi – Eine Initiative der Deutschen Welle bringt Journalisten aus Pakistan und Indien einander näher. In Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung hospitieren Medienmacher aus beiden Ländern in der Südasien-Redaktion in Bonn. Priya ­E sselborn über ein bisschen Frieden und bereichernde Unterschiede.

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Indisch-pakistanische Annähe­

rung: die Gastredakteure Ritika Rai und Shadi Khan bei einem Ausflug in der Nähe von Bonn

Der Konflikt Die Teilung British-Indiens in einen muslimisch dominierten und einen Hindu-dominierten Staat führte am 14./15. August 1947 zur Unabhängig­ keit Pakistans und Indiens. 1947 kam es zwischen Indien und Pakistan zum ersten Krieg um das mehrheitlich muslimische, aber unter hinduistischer Herrschaft ste­ hende Himalaya-Reich Kaschmir. 1948 wurde ein Waffenstillstand aus­ gehandelt. Bis heute ist Kaschmir in einen pakis­tanisch und einen indisch kontrollierten Teil aufgeteilt. Kriegerische Auseinandersetzungen gab es wiederholt, etwa im April 1965 an der Grenze zwischen Indien und West-Pakistan. 1971 brach in Pakistan der Bürgerkrieg aus. Pakistan attackierte in­ dische Stellungen in Kaschmir. In­ dien griff Stellungen der Pakista­ ner in West- und Ost-Pakistan an. Pakis­tan verlor den Krieg, Bangla­ desch wurde am 17. Dezember 1971 als Staat gegründet. Der Kargil-Krieg (Hochgebirgs-­ Region in Kaschmir) beunruhigte die internationale Gemeinschaft. Im Mai 1999 waren Indien und Pakistan bereits Atommächte. Die Terroranschläge von Mumbai im November 2008 machten alle Fortschritte im Friedensprozess vorläufig zunichte.

Es waren bittere 60 Stunden, die die indische Nation im November 2008 in ihren Grundfesten erschütterten. Mehr als 160 Menschen kamen bei den Anschlägen auf verschiedene Einrichtungen in der Finanzmetropole Mumbai ums Leben. Für die Medien in Indien war schnell klar, wo die Anschläge geplant worden waren – in Pakistan. Auch die pakista01 nischen Medien gingen in ihrer Berichterstattung mit dem alten Erzfeind Indien nicht eben zimperlich um. Die Menschen in beiden Ländern sind die ewigen Spannungen inzwischen leid, sagt der Politikwissenschaftler Sajjad Naseer aus Lahore, Pakistan – und ist dennoch pessimistisch, was die Zukunft angeht. „Die Zivilgesellschaft Pakistans ist aufgrund der politischen Entwicklung des Landes im Vergleich zur indischen vielleicht noch nicht so weit entwickelt. Aber auch die indische Zivilgesellschaft hat kaum Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger.“ Es seien die Regierungen beider Länder, die entscheiden, so Sajjad Naseer. „Nach Mumbai glaube ich nicht, dass der Friedensprozess so schnell wieder in Gang gebracht werden kann. Die Verwirrung auf beiden Seiten ist groß, zu viel Vertrauen ist verloren.“ Der indische Sicherheitsexperte Uday Bhaskar beurteilt die Beziehungen ähnlich sorgenvoll: „Hinzu kommen die internen Probleme Pakistans. Neben der Regierung gibt es zu viele andere Machtzentren.“ Auf professioneller Ebene haben der Radiound TV-Journalist Shadi Khan (27) aus ­K arachi in Pakistan und die TV-Moderatorin und Re­ porterin Ritika Rai (25) aus der indischen Hauptstadt Neu-Delhi schon hundertfach über die indo-pakistanischen Beziehungen

berichtet. Doch persönlich hatten sie noch nie jemanden aus ihrem Nachbarland kennengelernt. Dies ­ä nderte sich, als sie im Herbst 2008 mit einem Stipendium der Friedrich-EbertStiftung und mit Unterstützung der Deutschen Welle zwei Monate in Bonn verbrachten. Gemeinsam produzierten und moderierten sie Magazin­sendungen und Beiträge, die im Urdu- und HindiProgramm des deutschen Auslandsrundfunks ausgestrahlt wurden. „Als wir in Deutschland waren, war Ramadan. Obwohl Ritika Hindu ist, hat sie mir als Muslim mein Essen zum Fastenbrechen nach Sonnenuntergang zubereitet. Ich kann nämlich nicht kochen. Wir waren in Deutschland und wir fühlten uns, als gäbe es überhaupt keine Grenzen – einfach völlig frei“, erinnert sich Shadi Khan. Ritika Rai muss heute noch schmunzeln, wenn sie an die gemeinsame Arbeit denkt. „Natürlich gab es Unterschiede in der Sichtweise auf manche Themen. Aber genau diese Unterschiede waren es auch, die unsere Diskussionen und auch die Sendungen bereichert haben.“ Die gemeinsamen Gespräche, manchmal auch netten Kabbeleien, habe sie schätzen gelernt. „Ich habe einen echten Freund gewonnen, mit dem ich heute noch engen Kontakt habe. Vielleicht hat sich auch die Toleranz, die wir in Deutschland erlebt haben – dass nach unserem Empfinden hier zum Beispiel Religion und Herkunft im Unterschied zu Indien und Pakistan gar keine Rolle spielen – auf uns übertragen.“ Ritika Rai und Shadi Khan arbeiteten in der DW-Redaktion zu Themen wie „Sportbegeisterung in Indien und Pakistan“ oder „Religiöser Tourismus in Indien und Pakistan“. Sie stellten


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vor allem die Gemeinsamkeiten beider Länder in den Vordergrund und zeigten die Probleme auf, die den Menschen beider Länder durch die Trennung von Familien und die Grenzziehung entstanden sind. Die Hörer und Internet-Nutzer waren begeistert. Grahame Lucas, Leiter der Südasienredaktion, weiß, dass sich Journalisten beider Länder aufgrund der restriktiven Visa-Politik vor Ort nur selten kennenlernen. „Unsere Stipendiaten kehren zurück und können helfen, Stereotype gerade in der für die öffentliche Meinung so wichtigen Medienwelt zu überwinden. Das ist ein Stück Friedensarbeit. Und alle fahren nach Hause mit der Überzeugung, dass die Medien in beiden Ländern viel mehr machen müssen, um Vorurteile in Pakistan und Indien abzubauen.“ Seit 2006 läuft das Austauschprojekt in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung. Sechs Journalisten aus Indien und Pakistan haben bisher in der Urdu- und Hindi-Redaktion der Deutschen Welle hospitiert.

Lucas: „Wir sind uns mit der Friedrich-EbertStiftung einig, dass wir das Programm fortsetzen wollen. Derzeit läuft das Auswahlverfahren für das kommende Jahr. So freuen wir uns auf die nächsten Stipendiaten im Frühjahr 2010.“ ——

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Indisch-pakistanische Annähe­

rung auch an der Grenze: Soldaten bei einer Flaggenzeremonie im Juli 2009

Vor 45 Jahren Im August 1964 startete die Deutsche Welle Hör­

Interaktivität – nicht zuletzt im Internet. 200.000

funkprogramme auf Urdu und Hindi. Das Urdu-Pro­

Briefe, Voice-Mails, SMS und E-Mails gingen im ver­

gramm umfasst derzeit dreimal 30 Minuten täg­

gangenen Jahr in der Urdu- und Hindi-Redaktion

lich und wendet sich vornehmlich an die Menschen

ein. Die Webseiten in diesen Sprachen verbuchen

im krisengeschüttelten Pakistan. Das Hindi-Pro­

rasch wachsende Nutzerzahlen.

gramm – zweimal 30 Minuten täglich – ist für In­

Die Hörfunk- und Internetangebote der Deutschen

dien bestimmt, die größte Demokratie der Welt.

Welle werden künftig in gemeinsamen Multime­

Ob der Tsunami 2004 und seine Verwüstungen in

dia-Redaktionen erstellt. Dies betrifft auch die

Indien oder das verheerende Erdbeben in Pakistan

Urdu- und Hindi-Angebote. Zugleich werden Ko­

2005: Die Angebote in Urdu und Hindi sind dank

operationen mit Partnern in Indien und Pakistan

eines engen, weltweiten Korrespondentennetzes

ausgebaut.

nah dran an wichtigen Ereignissen insbesondere

www.dw-world.de/urdu

in Asien. Die Einbindung von Hörern schafft zudem

www.dw-world.de/hindi


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profil

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Grenzenlos Deutschland 20 Jahre nach Öffnung der innerdeutschen Grenze hat sich Reporterin Anne-Katrin Gottschling für das DW-TV-Magazin euromaxx auf eine besondere Deutschlandtour begeben: Sie fuhr die 1393 Kilometer entlang des ehemaligen Grenzverlaufs – von der Ostseeküste bis zur deutsch-tschechischen Grenze. Die Reise wäre vor 1989 undenkbar gewesen: Während der Teilung war die Grenze streng gesichert und fast menschenleer. Dabei entwickelte sich der innerdeutsche Grenzstreifen zum Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere, den Naturschützer als das sogenannte „Grüne Band“ erhalten wollen. Rund 150 Naturschutzgebiete berühren heute die ehemalige Grenze. Auf der Route vom Meer über Flussauen und Mittelgebirge liegen deutsche Vergangenheit und Gegenwart dicht beieinander. So erfuhren wir – der Autor der Serie, Mathias Stamm, und ich als Reporterin – Bewegendes über die Teilung und entdeckten neue Landschaften. Das „Grüne Band“ bietet vielf ältige touristische Möglichkeiten mitten in der Natur. Für meine Reise habe ich ein besonderes Gef ährt gewählt: einen schicken, weißen Motorroller. Reporterin und Roller, beide Baujahr 1976, konnten erst dank der Grenzöffnung zueinander finden. Während ich im westdeutschen „Zonenrandgebiet“ aufwuchs, stammt das Zweirad – eine legendäre „Schwalbe“ – aus dem Osten.

Am ersten Drehtag tauschte ich den Roller im schleswig-holsteinischen Sierksdorf gegen ein Flugzeug ein. Und überwand mutig meine Angst, um das „Grüne Band“ aus der Luft zu entdecken. Denn: Oft sind am Boden kaum noch Spuren der Grenze erkennbar. Damit deutsch-deutsche Geschichte am historischen Ort weiter erlebbar bleiben kann, braucht es das Engagement von Menschen wie Peter Matera aus Lübeck. Der ehemalige Offizier des Bundesgrenzschutzes war früher verantwortlich für den nördlichsten Grenzabschnitt. Er hat ein Museum aufgebaut, um die Erinnerung an die Teilung wach zu halten. Was der Irrsinn der Teilung für die Menschen bedeutete, konnte ich in meiner Heimat, dem Harz, nachempfinden. Auf dem Brocken traf ich Karl Berke, der schon als Kind gern hier wanderte. Lange Jahre blieb der Gipfel Ziel seiner unerfüllten Sehnsucht: Als Standort sowjetischer Abhöranlagen war er militärisches Sperrgebiet und nicht zugänglich. Karl Berke beteiligte sich 1989 an der sogenannten „Brockenbefreiung“ und konnte fortan wieder seinen geliebten Berg erklimmen.


profil

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Vern Pike und das mulmige Gefühl Washington – Am 13. August 1961 begann der Bau der Berliner Mauer. DW-TV produzierte jetzt eine Sondersendung zum Thema. US-amerikanische Zeitzeugen diskutierten im „Newseum“ über die Bedeutung der Mauer im Kalten Krieg. Aus Washington berichtet Miodrag Soric. Im Oktober 1961 fuhren am Checkpoint Charlie Pan­

Sendungen für die amerikanischen Fernsehzuschau­

zer auf und richteten die Kanonenrohre aufeinander.

er in Berlin produzierte, leitet über zu Prof. Richard

Die Welt stand am Rande eines Atomkriegs. Der Kreml

Smyser. Der ehemalige Diplomat und Buchautor gibt

wusste, dass es amerikanische „Tanks“ waren, die an

wieder, wie in diesen Stunden im Weißen Haus die Dis­

der Demarkationslinie standen. Umgekehrt war sich

kussionen verliefen. John F. Kennedy habe nicht – wie

das Weiße Haus nicht sicher, wer in den Panzern auf der

andere in seiner Umgebung – die Nerven verloren, so

anderen Seite saß: sowjetische oder ostdeutsche Sol­

Smyser. Klaus M. von Keussler, der in Berlin in den

daten? Genau das musste jemand für die Amerikaner

Sechzigerjahren studierte, berichtet in der Talkshow,

in Erfahrung bringen, um Präsident John F. Kennedy zu

wie er zugleich heimlich als Fluchthelfer tätig war.

informieren. Dieser Jemand war Leutnant Vern Pike.

An der Sendung, die vom öffentlch-rechtlichen US-

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen habe er damals

Sender NPR übernommen wurde, beteiligen sich auch

die Demarkationslinie überschritten, sagt der in­

Zuschauer und Hörer der Deutschen Welle. So fragt

zwischen ergraute Pensionär gut 48 Jahre später in

beispielsweise ein Hörer der Afrika-Programme Vern

machnow, Sommer 1990, von Mary Joy Knothe und

einer Talkrunde von DW-TV, aufgezeichnet im „Newse­

Pike: „Hätten Sie 1961 gedacht, dass eines Tages die

„Mauerläufer“ West-Berlin, November 1989, von

um“. Wenige hundert Meter vom Capitol und der Nati­

Mauer fallen würde?“ – „Nein“, antwortet dieser. Sein

­Jürgen Lottenburger: die Sieger des Wettbewerbs

onal Mall entfernt diskutiert der Zeitzeuge zusammen

Lächeln verrät indes, wie froh er ist, dass der Kalte

„Klick das einheitsbild!“ der Bundeszentrale für

mit anderen Experten über die Mauer und den Kalten

Krieg der Vergangenheit angehört.

­politische Bildung

Krieg. Die über 100 Amerikaner im Zuschauerraum,

Das DW-Studio Washington plant schon die nächste

auch die Kameraleute und Techniker in einem der

Sendung in der gemeinsamen Talk-Reihe mit dem

wohl modernsten Fernsehstudios der Welt, halten den

„Newseum“, an der auch die deutsche Botschaft, das

Atem an. Am Ende waren es Zeitungen in kyrillischen

German Information Center, die Bertelsmann-Stiftung

Buchstaben und Gespräche in russischer Sprache, die

und die BMW-Stiftung beteiligt sind. Am 21. September

deutlich machten: Es waren sowjetische Panzer, die

geht es um die Rolle der Medien bei der Beendigung

die Amerikaner herausforderten. Moderator Frank

des Kalten Krieges und der Überwindung der Mauer.

01-02

„Aufbruch“ Berlin-Zehlendorf/Klein­

Auch von einem aberwitzigen Flug entlang der Grenze wird in euromaxx on tour: Grenzenlos Deutschland erzählt. Über das lange gehütete Geheimnis – eine illegale „Fotosafari“ Anfang der 1980er Jahre – hat noch kein TV-Sender berichtet: Der Bayer Otmar Adler startete mit zwei Freunden in einem Leichtflugzeug. Sein Ziel: unterhalb des Radarschirms unbeobachtet Luftaufnahmen des thüringischen Grenzorts Titschendorf zu schießen. Viele Titschendorfer, die nach Bayern geflohen waren, hatten sich sehnlichst gewünscht, ihre Heimat noch einmal sehen zu können. Mit den Fotos erfüllte Adler den zu Tränen gerührten Freunden diesen Wunsch. „Ein gef ährliches Himmelfahrtskommando! Aber die Tränen waren jedes Risiko wert“, erzählte der Rentner. Die zwölfteilige Serie euromaxx on tour: Grenzenlos Deutschland ist vom 21. September bis 3. Oktober auf DW-TV zu sehen, abruf bar auch im Internet. —— www.dw-world.de/euromaxx

Bond, der vor 20 Jahren beim Fall der Berliner Mauer

03

„Warm up“: Rüdiger Lentz, Leiter des

­DW-Studios in Washington


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profil

DEUTSCHLANDBILD

Quadratisch, praktisch, gut Nie Journalismus als Hauptberuf ausüben, nie länger als ein Jahr in Deutschland bleiben, nie einen deutschen Freund haben… „Nie“ schien für Marina Borisowa ein Zauberwort zu sein. Aber aus nie entwickelt sich manchmal einiges. Und von nichts kommt nichts, auch das beherzigt diese russische Seele. 01

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„Man muss gut sein, um in

Deutschland erfolgreich zu werden“: das traditionelle „Hat Toss“ an der Jacobs University in Bremen

Mit den Internationalen Wirtschaftbeziehungen als Studiengang habe ich einen Glücksgriff getan. Ich wollte grenzüberschreitende Erfahrungen sammeln. Zuerst über eigene Grenzen gehen – so habe ich parallel zu meinem Hauptstudium an der Plehanow-Wirtschaftsakademie das Studium an der Moskauer Lomonossow-Universität begonnen und mit dem Freien Russisch-Deutschen Institut für Publizistik einen Schwerpunkt „Deutschland“ für meinen Werdegang ausgewählt. Man lernt dort viel über das Land: Politisches System, Geschichte, Pressefreiheit. Demokratie. Man lernt noch mehr, wenn man diese Dinge vor Ort erlebt. Man schreibt eine Diplomarbeit zum Thema „Wandel der Unternehmensethik in Europa und Russland“, vergleicht Werte in deutschen und russischen Unternehmen und

stellt den Nachholbedarf für das eigene Land in Sachen Korruptionsbekämpfung und sozialer Verantwortung fest. In Deutschland wird man dann Zeitzeuge einer Serie von Korruptionsskandalen in den führenden Konzernen. So lernt man: Menschen sind Menschen, und sie haben gleiche Probleme. Den Unterschied macht nur die Problemlösung. Als ich zum ersten Mal ein Praktikum in Deutschland machte – in Köln beim Institut der Deutschen Wirtschaft – wurde mir die Frage nach meinem Deutschlandbild gestellt. Ich antwortete mit einem bekannten Slogan aus der Werbung: „Quadratisch, praktisch, gut“. Nach vier Jahren in Deutschland stehe ich zu meinen Worten. Man muss praktisch sein, man muss „quadratisch“ sein – das heißt, nicht so emotional wie eine komplizierte russische Seele – und


profil

weltzeit 05_2009

man muss gut sein, um in Deutschland erfolgreich zu werden. Das simple Erfolgsmodell birgt aber Schwierigkeiten, die man zu überwinden hat. Mit jeder neuen Hürde öffnet sich mir das Land mehr und ich lerne gern. Mein Deutschlandbild ist nicht scharf. Auf der Oberfläche liegen Stereotypen, die man aus dem Ausland mitbringt. Aber bevor man tiefer geht und die realen Dinge verinnerlicht, vergehen Jahre. Die Frage nach der Wahrnehmung wird oft gestellt. Es scheint, die Deutschen interessieren sich sehr dafür, was die anderen über sie denken. „Stimmt es, dass die Russen so viel Wodka trinken, wie wir Bier?“ Bis heute ist es mir nicht gelungen festzustellen, ob sich in dieser Frage Begeisterung, Wundern, Angst um das Wohlbefinden der russischen Bevölkerung oder ein tiefes Bedauern verbergen. Die Generation, zu der ich gehöre, betrachtet Deutschland aus neuen Perspektiven. Deutschland – das Land der Ideen für Studium, Berufserfahrung und Kulturaustausch. Studieren an einer deutschen Elite-Universität? Praktikum bei einem Global Player oder forschen bei einem renommierten Institut? Einiges ist heute möglich, man muss nur die Initiative ergreifen. Nach Deutschland zu kommen mit einem Ziel ist eine Sache. In Deutschland eine Idee zu entwickeln, eröffnet andere Perspektiven – nicht zuletzt mit Blick auf eine Umsetzung im eigenen Land. Mit Deutschland allein als Marke kann man die jungen Leute, das junge Publikum nicht erreichen. Mein Deutschlandbild ist nicht vollendet. Das Land ist zu interessant, die Leute sind zu unterschiedlich. Im Hinterkopf kursieren bei mir schon Gedanken, wie man in meiner Heimat den Menschen das Deutschlandbild näher bringen kann: Deutschland leben, und das Leben in Deutschland lieben. Natürlich fehlt mir das Riesenland Russland. Ein Deutschlandbild zu „zeichnen“ ist für mich eine Herausforderung, vor allem wegen der großen Vielfalt regionaler und ­lokaler B ­ esonderheiten.

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»Mit Deutschland allein als Marke kann man die ­jungen Leute nicht erreichen.« Marina Borisowa ist seit drei Jahren Mitarbeiterin der Russischen Redakti­ on der Deutschen Welle. Im Juli wurde sie in München mit dem renommierten Peter-Boenisch-Gedächtnispreis aus­ gezeichnet. Der Preis wird jährlich im Rahmen des Peters­ burger Dialogs an junge Journalisten aus Deutschland und Russland vergeben. Die 25-jährige DW-Redakteurin wurde für eine multimedial aufbereitete Beitragsreihe aus dem Bereich „Campus und Karriere“ gewürdigt. Marina Borisowa studierte Publizistik an der LomonossowUniversität und Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Plehanow-Wirtschaftsakademie in Moskau sowie Wirt­ schaftsingenieurwesen an der Universität Karlsruhe. An der Plehanow-Wirtschaftsakademie bereitet sie parallel zur journalistischen Tätigkeit derzeit ihre Promotion vor. Thema der Dissertation: Wettbewerbsfähigkeit Deutsch­ lands bei Informations- und Kommunikationstechnologien. Bevor sie zur Deutschen Welle kam, war Marina Borisowa über ein Jahr im Bereich Internationale Wirtschaftsförde­ rung der Stadt Karlsruhe tätig.

Im Süden heißt es „Grüß Gott“, im Norden schlicht „Moin“. Für mich ist klar: Man muss lieben, um in Deutschland zu leben – die Menschen, den Alltag, die Ordnung. Aber nicht unbedingt das deutsche Essen. Eine Currywurst beispielsweise ist nicht mein Ding. Da reicht mir ein Ausflug ins Curry­w urst-Museum. —— Marina Borisowa


30—

neue medien

Mit Äpfeln und Brombeeren ins Netz

Barack Obama war noch nicht einmal ins Weiße Haus eingezogen, da hatte er sich schon mit dem Secret Service angelegt. Streitpunkt war nicht etwa das nordkoreanische Atomprogramm, sondern das Handy des Präsidenten. Dieser hatte sich medienwirksam geweigert, sein Lieblingsgerät durch ein klobiges Mobiltelefon zu ersetzen, das den strengen Sicherheitsanforderungen des Geheimdienstes genügte. Obamas „Blackberry“ war der prototypische Vertreter einer ganzen Gerätegattung – ein Smartphone. Seit seiner Einführung 2002 hatte sich das schmucklose, breite Handy mit mehr als 30 winzigen Tasten von einer technischen Randerscheinung zum unentbehrlichen Managerwerkzeug und Statussymbol entwickelt. Smartphone, das hieß zu Beginn lediglich: Telefon mit ­E -Mail-Funktion. Inzwischen ist der größte Teil der verkauften Handys in diesem Sinne „smart“. Kaum ein Gerät geht heute noch ohne zumindest grundlegende Internet­ fähigkeit über den Ladentisch. Kein Wunder, dass eine Studie von TNS Infratest der mobilen Internetnutzung kürzlich eine ­sagenhafte Marktdurchdringung von 60 Prozent in Deutschland attestierte. Doch der Begriff des Smartphones hat sich längst weiterentwickelt. Neue Übertragungstechniken machen es möglich, unterwegs nicht nur E-Mails, sondern auch Musikund Videodienste zu nutzen. Die Hersteller kommen diesen neuen Möglichkeiten mit immer größeren, schärferen Displays und Bedienkomfort entgegen. Apples ­iPhone setzte Standards, indem es Tasten vollständig verbannte und sämtliche Wünsche des Nutzers über einen berührungsempfindlichen Bildschirm entgegennahm. Zu den Wünschen gehört vor allem die schnelle Information: Der typische Smartphone-Nutzer will permanent mit Nachrichten versorgt werden.

Bonn/Berlin – Smartphones werden zu einem unentbehrlichen Werkzeug der mobilen Generation. Philipp Schäfer und ­Dominik Ahrens über allerlei Früchte des ­mobilen Internetzugangs.

Martin Wojtaszek, Produktmanager Mobil der DW: „Für alle von der DW unterstützten Angebote gibt es optimierte Textversionen. Audio und Videoinhalte werden nach Formateignung ebenfalls nach und nach integriert. Derzeit verzeichnen wir monatlich etwa 300.000 mobile Seitenaufrufe in allen Sprachen.“ Für das iPhone hat die DW sogar einen kostenlosen Nachrichtendienst in Form einer Anwendung im „App Store“ bereitgestellt, die schon über 15.000 Menschen nutzen. Ein guter Start, doch nur die Spitze des Eisbergs. Denn auf dem Markt tummeln sich diverse konkurrierende Systeme, Marktführer bei den Internet-Handys bleibt mit großem Abstand Nokia. „Die Gerätevielfalt müssen wir in jedem Fall berücksichtigen“, so Wojtaszek. „Im Moment planen wir auch Anwendungen für Googles Android Market und Nokias OVI-Store.“ Voraussetzung für den mobilen Zugang zum Internet ist die IT-Infrastruktur. Europa, Nordamerika und weite Teile Asiens sind auch außerhalb der Ballungsgebiete gut bestückt. In großen Gebieten Afrikas ist wegen fehlender kontinentaler Anbindung an die Seekabel, die Hauptschlagadern des Netzes, jede Art von Internetzugang erschwert oder sehr kostspielig. Gerade hier sehen Analysten aber das größte Wachstumspotenzial: „Viele afrikanische Länder scheuen die hohen Kosten für den Ausbau des Kabelnetzes und werden vermehrt direkt in kabellose Übertragungswege investieren“, erwartet Naser Shrouf, Distribution Afrika. So könnte sich der Kontinent in Kürze zur Boomregion Das Mobilangebot der DW: für Smartphones entwickeln. mobil.dw-world.de Grund genug für die DW, das eigene Angebot weiter Das DW-App für das iPhone gibt es auszubauen. ——­ kostenlos im iTunes App Store


schlaglichter

weltzeit 05_2009

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Chinesisch für Araber Der chinesische Staatssender CCTV

Mitmach-Marketing

ort zu bestimmen. Der Dienst „News

Vertrauen in das Bankensystem

hat einen arabischen Kanal gestartet:

Zahlreiche deutsche Blogger erhielten

near You“ versorgt diesen dann mit

Guatemalas untergraben. Inzwischen

CCTV Arabic International Channel

Ende Juli Post vom Wörterbuchverlag

entsprechenden Videos aus der Um-

wurde die Anklage fallen gelassen.

strahlt vor allem Nachrichten und

Pons: Ein A5-Schulheft, darin ein

gebung. In den USA arbeitet YouTube

Frei kam Anleu zunächst gegen

Formate aus den Bereichen Kultur,

Blogeintrag des jeweiligen Bloggers,

bereits mit 200 Nachrichtenagenturen

Kaution. Die Hälfte der 6.200 Dollar

Service und Unterhaltung aus. Das

versehen mit Korrekturen, einer

und Medienhäusern zusammen, die die

spendeten Twitterer aus 19 Ländern.

24-stündige Programm ist über die

entsprechenden Schulnote und einem

Seite mit Nachrichten versorgen.

Satelliten Arabsat, Nilesat sowie

Testzugang zu einer neuen Internet-

Chinasat im mittleren Osten, in

Plattform zum Thema Rechtschrei-

Drucken wie gebloggt

Rund 47 Prozent der deutschen

Nordafrika sowie im Asien-Pazifik-

bung. Die Aktion, die Pons zusammen

Die Idee klang nicht schlecht: Man

Internetnutzer sind Mitglied in einem

Raum zu empfangen. Bis auf die

mit zwei Agenturen umgesetzt hatte,

nehme kostenlose Blogeinträge,

sozialen Netzwerk wie Facebook,

Nachrichtenmagazine wird das

war ein voller Erfolg: Zahlreiche

reichere sie mit kostenfreien Bildern

StudiVZ oder Xing. Dies ergab

Programm zunächst alle vier Stunden

freundlich-erstaunte Blogpostings,

an und verkaufe das dann ausgedruckt

eine repräsentative Umfrage des

wiederholt. Es erreicht nach eigenen

etliche neue Follower bei Twitter

als Lokalzeitung. Das Projekt „The

Meinungsforschungsinstituts TNS

Angaben in 22 Ländern rund 300

und mediale Aufmerksamkeit für das

Printed Blog“ lebte allerdings nur

Emnid. Unter den 14- bis 29-Jährigen

Millionen Menschen.

neue Produkt. Ein Musterbeispiel

sechs Monate lang. 16 Ausgaben mit

liegt der Anteil der Mitglieder in einem

für virales Marketing. Dieses nutzt

insgesamt rund 80.000 Kopien hatte

Online-Netzwerk bei 89 Prozent. 61

Gemeinsam suchen

soziale Netzwerke, um mit einer meist

der Macher, der Journalist Joshua

Prozent der Befragten haben bereits

Nach fast dreijährigem Zerren haben

ungewöhnlichen oder hintergründigen

Karp aus Chicago, aus eigener Tasche

Texte, Fotos, Musik oder Filme im

Microsoft und Yahoo eine weitrei-

Nachricht auf eine Marke, ein Produkt

bezahlt, dann war er pleite. Was den

Internet hochgeladen. Unter den

chende Kooperation beschlossen

oder eine Kampagne aufmerksam zu

Kollegen Anton Waldburg offenbar

Jüngeren sind es 80 Prozent.

– keine Übernahme und keine Fusion.

machen. Die Idee dahinter: Die Nutzer

nicht abschreckte. Für Ende Septem-

Zukünftig werden alle Suchanfragen

der sozialen Netzwerke selbst sollen

ber kündigte dieser die erste Ausgabe

Online-Video-Gucker

von Yahoo und Microsoft von der

die Botschaft verbreiten, das wirkt

einer britischen Variante an.

Laut einer Analyse des Pew Research

Microsoft-Suchmaschine „Bing“ bear-

glaubwürdiger und ist zielgerichteter

www.theblogpaper.co.uk

Centers hat sich die Zahl der erwach-

beitet. Bei Yahoo erhofft man sich bis

als beispielsweise Plakatwerbung.

zu 275 Millionen Dollar Einsparungen,

www.pons.de

weil man auf die Pflege eines eigenen

50-Prozent-Netzwerk

senen Online-Nutzer, die Videos auf

Frei gezwitschert

Plattformen wie YouTube schauen, seit

Für 96 Zeichen, die er via Mikroblog-

2006 fast verdoppelt. 62 Prozent aller

Suchdienstes verzichten kann, und

Neues von nebenan

gingdienst verschickte, saß Jean

erwachsenen Internet-Nutzer in den

bis zu 500 Millionen Dollar Mehr-

Der Markt für Fernseh-Lokalnachrich-

Anleu aus Guatemala im Gefängnis.

USA haben im April 2009 Videos im

einnahmen, wenn Bing vollständig

ten wird in Zukunft auch von einem

Letztlich aber nur anderthalb Tage

Netz angeschaut. Im Dezember 2006

integriert ist.

globalen Player bedient. Eine neue

und nicht, wie angedroht, fünf Jahre.

waren es 33 Prozent. 19 Prozent be-

Funktion der Videoplattform YouTube

Der Vorwurf: Anleu, der sich über

suchen inzwischen täglich eine Seite,

nutzt die Internetadresse des jewei-

die Korruption in seinem Heimatland

auf der Videos angeboten werden.

ligen Nutzers, um dessen Aufenthalts-

aufgeregt hatte, habe das öffentliche


32—

zoom

Kaum zu bremsen Berlin/Rabat – Kulturen bewegen sie, Kultur fasziniert sie: Nesrine Shibib betreut bei DW-TV den Kultursalon, eine deutsch-marokkanische Kooperation. Steffen Heinze traf sie in Berlin. Es lohnt sich, ihr genau zuzuhören. Wenn sie über ihre beruflichen Stationen spricht, über den europäisch-arabischen Dialog oder über die Planung für den nächsten Kultursalon bei DW-TV. Immer wieder taucht es auf, das Wort Kultur, dezent, leise, aber wahrnehmbar. Warum sollte sie um ihre Vorliebe auch einen Bogen machen. Nesrine Shibib, 33, weiß Zuhörer für sich zu gewinnen. Auch in der Arabischen Redaktion, wenn sie mit den Kolleginnen und Kollegen die nächste Ausgabe „ihrer“ Sendung plant. Dann scheut sie auch kräftigere Tonlagen nicht, wenn es darum geht, das inhaltliche Konzept und den Ablauf der deutsch-arabischen Talkshow festzulegen. Und ihre Ansichten überzeugend darzulegen, ob in Arabisch, Englisch oder

Kultursalon ist ein gemeinsames Projekt der Deutschen Welle mit den nationalen marokkanischen Sendern Al-Maghribiya und 2M. In der Talksendung geht es um Themen aus Kunst und Kul­ tur in Europa und der arabischen Welt. Es wurde im Novem­ ber 2008 gestartet, zeitgleich mit der Ausweitung des Ara­ bischen Programms von DW-TV auf zwölf Stunden täglich. Redaktionsleiter Mustafa Isaid: „Die TV-Brücke Berlin-­ Rabat ist eine gelebte Partnerschaft. Sie bringt europä­ ische und arabische Sichtweisen einander näher. KULTUR­ SALON zeigt auf unterhaltsame Weise, wie man Interesse für unterschiedliche Kulturen wecken und Verständnis für­ einander fördern kann. Das Zuschauer-Feedback in Nord­

a­ kzentfreiem Deutsch. Humorvollen Einwürfen ist sie dabei nicht abgeneigt.

Gelebte Partnerschaft Vor einem Jahr feierte die Koproduktion von DW-TV mit dem marokkanischen Sender AlMaghribiya Premiere. Seitdem ist der Kultursalon monatlich zu sehen: über den Satelliten Nilesat im Norden Afrikas ebenso wie im Iran. Die TV-Brücke zwischen Deutschland und Marokko genießt beim Publikum hohes Ansehen. „Unsere Talkshow stellt die Kunst- und Kulturszenen vor, greift aktuelle Debatten auf und leistet einen bemerkenswerten Beitrag zum Austausch zwischen europäischen und arabischen Kulturkreisen“, sagt Nesrine Shibib. Sie betreut den knapp einstündigen Talk zusammen mit einer Handvoll Kollegen. Eine intensive Planung und der partnerschaftliche Gedanke zeichnen die Sendung aus. Shibib: „Beide Seiten schlagen Themen vor und verständigen sich rasch auf die Schwerpunkte der nächsten Show. Ob im Gespräch vor Ort, per Mail oder Telefon: Wir stehen in ständigem Kontakt miteinander, pflegen einen vertrauensvollen Umgang und entwickeln den Kulturtalk inhaltlich weiter.“ Fast gerät die gebürtige Palästinenserin ins Schwärmen, wenn sie von der gemeinsamen Programmplanung spricht, von den prägenden Persönlichkeiten, von den Chancen und Perspektiven dieses europäisch-afrikanischen TV-Talks.

afrika ist ermutigend.“ Auf großes Echo stoßen auch die beiden weiteren Talkfor­

Seitenwechsel in Berlin

mate, die DW-TV seit Frühjahr 2008 mit arabischen Part­

Dass Nesrine Shibib zum Kultursalon fand, war ein Glücks-, aber kein Zufall. Sie hatte in Bonn Übersetzen und Islamwissenschaften studiert, bevor sie nach Berlin kam und im universitären Betrieb die Seiten wechselte: An der Freien Universität lehrte sie am Seminar für Arabistik moderne arabische Literatur. Zwischendurch betreute sie von Jordanien aus ein Medien- und Bildungsprojekt für den Irak. Dann landete sie bei DW-TV und arbeitete für das Journal. Jetzt feilt sie am nächsten Kultursalon. Ein Abstecher nach London durchkreuzt ihren Alltag. „Nur ein Kurzbesuch“ − typisch

nern gemeinsam produziert: In Zusammenarbeit mit dem staatlichen algerischen Rundfunk EPTV entsteht Zwischen Nord und Süd. Die Talksendung behandelt europäisch-nord­ afrikanische Themen. In Jugend ohne Grenzen mit dem ägyptischen Fernsehen ERTU sprechen Jugendliche aus Deutschland und Ägypten über junge Themen. Die Sendungen werden monatlich im Wechsel in Berlin bzw. beim Partner in Rabat, Algier oder Kairo aufgezeichnet und von beiden Sendern ausgestrahlt. Es ist ein bisher einzig­ artiges Projekt in der Fernsehlandschaft und in den Bezie­ hungen zwischen Europa und der arabischen Welt.

01

Auf der Suche nach ­Inspiration:

Nesrine Shibib in ihrem Lieblingscafé in Berlin


zoom

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Shibib. Von wegen shoppen, statt Picadilly ­Circus und Big Ben steuert sie die Modern Tate ­G alerie und das British Museum an. Für Verschnaufpausen bleibt an der Themse wenig Zeit. „Ich habe Angst vor Langeweile“, räumt sie ein. Zum Abschalten zieht es sie im Sommer an den Landwehrkanal oder in eines der inspirierenden Straßencafés. Sie vertieft sich in einen marokkanischen Roman oder findet beim Yoga für einen Moment Ruhe. Zeit für Freunde? „Man muss sich einfach Freiräume schaffen.“ Es klingt erfrischend ehrlich und fast wie ein Erfolgsrezept, wenn es darum geht, vielseitige Interessen unter einen Hut zu bringen. Einmal mehr hat Shibibs Charme-­Offensive gewirkt: Klaus Doldinger hatte für den Kultur­ salon, der im August in Rabat produziert wurde, zugesagt. Der ergraute Jazzrock-Musiker und Chef der Gruppe „Passport“ traf dort auf marok­ kanische Musiker. Der nächste Coup kommt bestimmt.

Noch eine Herausforderung Wenn sie dann doch mal bei DW-TV eine Pause findet und die Taktzahl etwas nachlässt, engagiert sie sich bei der Bundeszentrale für politische Bildung. Als Chefredakteurin einer neuen Publikationsreihe für junge Migranten. Ihre Aufgabe: spaßorientierte Hauptschüler mit bildungspolitischen Themen erreichen. Eine Her­ ausforderung: „Wenn man deren Sprache trifft, lässt sich was bewegen.“ In der Bundeszentrale hat sie mit ihrem Konzept schnell überzeugt und grünes Licht für die Reihe erhalten. Erfolg macht bescheiden, allzu selbstbewusste Attitüden sind ihr fremd. Schlagfertig zieht sie ihre Kreise, sammelt Pluspunkte bei Gesprächspartnern und weicht auch kritischen Themen nicht aus. Irgendwie aber findet sie immer wieder zurück − zur Kultur, ihren Untiefen und vor allem ihren Chancen, etwa wenn es um Verständigung geht und um gegenseitiges Verständnis. Vom Dialog spricht sie weniger, sie lebt ihn lieber. Nesrine Shibib muss weiter. Zum TürkischKurs. Die nächste Herausforderung. ——


34—

podium

Das Beethoven-Projekt Bonn/Berlin/Bremen – Das deutsche Auslandsfernsehen produziert eine neue, große Musikdokumentation. Die Protagonisten: Stardirigent Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen. Der Schauplatz: Das Beethovenfest 2009 Bonn. Die Herausforderung: Neun Sinfonien in vier Tagen. Autor und Regisseur ist Christian Berger. Er stellt das Projekt vor. Beim Beethovenfest 2009 in Bonn haben Orchester und Dirigent in vier Tagen alle neun Sinfonien des berühmtesten Bürgers der Bundesstadt am Rhein aufgeführt. Bei jeder Generalprobe, bei jedem Konzert mit dabei: Die Kameras von DW-TV. Am Ende der Produktion stehen der 90-minütige Dokumentarfilm „Das Beethoven-Projekt“ und die Konzertmitschnitte aller neun Sinfonien. Die 40 Musiker der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen bilden das wahrscheinlich ungewöhnlichste Orchester Deutschlands: Als Musiker sind sie Weltspitze, als Gesellschafter ihrer Orchester-GmbH tragen sie das volle Risiko. Und ihre Vision endet nicht beim Schlussapplaus. Die Musiker übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und geben ihre Leidenschaft für Musik an Schüler einer Bremer Gesamtschule weiter. Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms der Deutschen Welle stehen Stardirigent Paavo Järvi und fünf ausgewählte Orchestermusiker.

02

Sie vermitteln ihre Begeisterung für Musik und geben Einblicke in das Innenleben eines Orchesters. Wie kann es gelingen, einen solchen „Beethoven-Marathon“ in nur vier Tagen auf gleichbleibend hohem Niveau zu spielen? Wie konnte sich ein Orchester aus der Provinz an die Weltspitze spielen? Warum arbeitet und spielt die Deutsche Kammerphilharmonie in einer Schule? Welche Botschaft vermittelt Beethovens Musik im 21. Jahrhundert? Die Musikdokumentation „Das Beethoven-Projekt“ gibt Antworten. Der Film zeigt am Beispiel des BeethovenZyklus, wie die Deutsche Kammerphilhar­ monie Bremen arbeitet und was die Beson­ derheiten dieses herausragenden Klangkörpers sind. Das Projekt zeigt auch die zeitlose Kraft und herausragende Bedeutung der Werke Ludwig van Beethovens, vermittelt die Faszination klassischer Musik. Das Team der Deutschen Welle hat den ­D irigenten und die Orchestermusiker über viele Wochen mit der

Paavo Järvi

Die Kammerphilharmonie

ist Dirigent und Künstlerischer Leiter der Deutschen Kam­

wurde 1980 als Zusammenschluss von Musikstudenten ge­

merphilharmonie Bremen. Er stammt aus einer estnischen

gründet; seit 1987 ist sie ein professionelles Orchester. Es

Dirigentenfamilie. Der heute 46-Jährige wurde ausgebildet

zählt heute zu den besten Beethoven-Orchestern weltweit.

von seinem Vater Neeme Järvi, von dem deutschstämmigen

Die Kammerphilharmonie ist als GmbH organisiert, in der die

­O tto-Werner Müller in New York sowie von Leonard Bernstein.

Musiker alleinige Gesellschafter sind. Das Orchester wird zu

Paavo Järvi, gelernter Schlagzeuger, ist zweifacher Gram­

40 Prozent subventioniert, die übrigen 60 Prozent werden

my-Preisträger. Järvi ist auch Chefdirigent des HR-Sinfonie­

selbst erwirtschaftet. Für die gelungene Verbindung von Un­

orchesters Frankfurt/Main, Music Director des ­Cincinnati

ternehmertum und Kultur wurde die Deutsche Kammerphil­

Symphony Orchestra, Künstlerischer Berater des Estonian

harmonie Bremen 2008 mit dem Deutschen Gründerpreis aus­

National Symphony Orchestra und ab 2010 auch Leiter des

gezeichnet, einem der wichtigsten deutschen Wirtschafts­

­O rchestre de Paris.

preise. Seit April 2007 hat die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ihren Arbeitsmittelpunkt in der Gesamtschule Bre­

01

Dokumentation mit Starbeset­

zung: Paavo Järvi

Fünf Musiker

men-Ost und arbeitet eng mit Schülern und Lehrern zusam­

der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen sind die weiteren

men. Projekte mit der Schule sollen helfen, die Bedingungen

Protagonisten des Dokumentarfilms von DW-TV: ­Friederike

für den benachteiligten Stadtteil zu verbessern.

Latzko, Stimmführerin Bratsche, Ulrich König, Oboe, Beate

www.kammerphilharmonie.com

Weis, Violine, Stefan Rapp, Pauke und Schlagzeug, und Elke

www.beethovenfest.de

Schulze Höckelmann, Horn.

www.dw-world.de/store


podium

weltzeit 05_2009

Kamera begleitet. Gedreht wurde vor allem in Bonn, Tallinn und Bremen. Der Film soll auch Zuschauer ansprechen, die sich im Allgemeinen eher nicht für Klassische Musik interessieren. Garant dafür ist eine TV-Umsetzung auf technisch und ästhetisch höchstem Niveau – informativ, anspruchsvoll und unterhaltend zugleich. Sowohl der Dokumentarfilm als auch die Konzertmitschnitte werden in HDTV (High Definition – hochauflösend) produziert. DW-TV sendet den Dokumentarfilm „Das Beethoven-Projekt“ im Sommer 2010 weltweit auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Arabisch. Über DW-WORLD.DE wird die Musikdokumentation als Video-on-demand abruf bar sein. In Zusammenarbeit mit einem anerkannten Klassik-Label ist auch die Veröffentlichung einer DVD-Box geplant. Partner sind das Beethovenfest Bonn, die Deutsche

­ ammerphilharmonie Bremen und die ProdukK tionsfirma UNITEL CLASSICA. Projektleitung, Redaktion und Regie sind unter der Federführung von Rolf Rische bei DW-TV angesiedelt. Dort entstanden bereits die preisgekrönten Musikdokumentationen „Kent Nagano dirigiert Monumente der Klassik“ und „The Promise of Music – Der Klang der Hoffnung“, beide als DVD im DW-Store verfügbar. ——

— 35

Töne aus Vietnam Bonn/Hanoi – Der Vietnamese Trân Ma. nh Hùng hat für das diesjährige Bonner Beethovenfest im Auftrag der Deutschen Welle die „Poem Symphony“ komponiert, eine Ver­ schmelzung aus vietnamesischer Tradition und westlichen Einflüssen. „Schon in meiner Kindheit begeg­ nete ich vielen Musikstilen. Wenn ich jetzt ein Werk komponiere, dann vergesse ich, was ich eigentlich hin­ einbringe: Klassische Musik, viet­ namesische Volksmusik oder Jazz, alle drei Musikstile sind in meinem Blut“, sagt der 36-jährige Kompo­ nist. Uraufgeführt wird das Werk für Violine und Orchester vom Jugend­ orchester der Musikakademie Hanoi am Sonntag, 27. September, um 20 Uhr in der Beethovenhalle. Darüber hinaus ist das Jugendor­ chester aus Hanoi an gleicher Stät­ te am Mittwoch, 30. September, ab 19.30 Uhr in der Campus-Werkstatt zu hören – mit Werken von Beethoven, Bruch und Schumann. Peter Gülke führt zum achten Mal in bewährter Form als Dirigent und Moderator durch den Abend. www.beethovenfest.de

02

Über viele Wochen mit der

Kamera begleitet: die Musiker der ­Kammerphilharmonie Bremen


B E E T H O V E N F E S T B O N N 36—

vorspann

4 . 9. – 3 . 1 0 . 2 0 0 9

I M L I C H T 01

01

01

Begutachten das Modell:

Lothar Köhn, Gebäudetechnik (l.), und Casinoleiter Herrmann Müller

02

Bald Vergangenheit:

das Gedränge im Casino

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Begutachten das Modell:

Lothar Köhn, Gebäudetechnik (l.), und Casinoleiter Herrmann Müller

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Sol Gabetta, Paavo Järvi, Sir John Eliot Gardiner, Pierre-Laurent Iquip exero eriliquis ad do er sEx erci blan hendre feuguero consequat iliquamet irilla faci tio eleAimard, nissit Rudolf Buchbinder, Tetzlaff, Pollini, ad etue feu feuguerit, corer si tin Christian vulla feu feugiat lutet voloreet, quipMaurizio ex ercidunt nonsequi blaortin veliquis dipsusci eraessi. Am zzriustie magnit augiam dolore consecte feugiamet loreril laoreet, Viktoria Mullova, Ingo Metzmacher, Stefan Blunier, Kent Nagano, commolorpero od esed modoloreros niscili quisse magnim dolor si ea faccumsan utpat. Ut ut lobor Gustavo Dudamel, Valery secte dolore tinit voloreet, quat. Duipit lortisitGergiev, loreet luptat. Corinna Harfouch u. a. Equat. Ut augiatue tisl eugait at del ero consed mod molor acil ipit utpat nis adit adigna consequis nonullute feugait vulluptat.Im augait exero ex et veliquat. Esenis adipisis num quis nim inim dolumsan utpat. Corperostrud ming eugait nulla feugiat adigniamet dolortincin hendipsum dolore eugue magna core mod digna feum vel exer sit nulputat. ——

W W W . B E E T H O V E N F E S T . D E

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