weltzeit 6_2010: Afghanistan - Pakistan - Zentralasien: Die junge Generation im Fokus

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Das Magazin der Deutschen Welle 06— Dezember 2010

Afghanistan · Pakistan · Zentralasien

Die junge Generation im Fokus


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vorspann

weltzeit 06_2010

—3

Editorial Liebe Leserinnen und Leser, die Mediensituation weltweit verändert sich rasant. Die Deutsche Welle ist Teil dieses Universums. Um ihren Programmauftrag erfüllen zu können und auf den internationalen Medienmärkten nachhaltig präsent zu bleiben, befindet sich die DW seit Jahren in einem kontinuierlichen Reformprozess. Immer wieder passen wir alle Gegebenheiten neuen Erfordernissen an. Auf manchen Feldern waren und sind wir Vorreiter. Aktuell gilt dies für die multimediale Ausrichtung unserer journalistischen Angebote. Ziel ist es, die Deutsche Welle als integriertes Multimedia-Unternehmen weiterzuentwickeln. Eine große Herausforderung. Die Kompetenzen für Hörfunk und Internet haben wir bereits in gemeinsamen Redaktionen gebündelt. Auch das Fernsehen ist eingebunden; so gehört Bewegtbild auf unseren Webseiten zum täglichen Angebot. Die Qualität unserer journalistischen Angebote ist und bleibt oberste Leitlinie – bei allem

Wandel. Hier kann es keine Abstriche geben. Allerdings wird sich die DW stärker auf Kernaufgaben und Kernregionen konzentrieren – auch vor dem Hintergrund unserer finanziellen Ausstattung. Der deutsche Auslandsrundfunk wird aus Steuermitteln des Bundes, nicht aus Gebühren finanziert. Eine bedeutende Rolle spielen wir in Krisenregionen. Afghanistan, Pakistan und die angrenzenden Länder Zentralasiens zählen dazu. Dorthin richtet diese weltzeit ihren Fokus – und vermittelt dabei auch das vielf ältige Engagement der DW in diesem Teil Asiens. Hier haben wir einen umfassenden Programmauftrag, der Bildungsprojekte wie „Learning by Ear“ ebenso einschließt wie Medienentwicklung im Rahmen unserer Akademie. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre. Ihr Erik Bettermann

In dieser Ausgabe 04-05

nachrichten

06-19

titel » Das Große Spiel: Krisenherd Zentralasien » Ratbil Shamel: Ohne Sicherheit keine Medienvielfalt » Platz 151: Pressefreiheit in Pakistan ein Fremdwort » Afghanistan: Couragierte Journalistin macht Mut » Neuanfang: Kirgisistan auf dem Weg zur Demokratie?

20-21 vor ort » Keine Rechte, keine Papiere: Kinderarbeit in den USA

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spot

23-24 partner » Von Porsche zu den Pyramiden: „Jugend ohne Grenzen“ bei DW-TV » Bahrain: DW mischt beim ­Frauenfußball mit

25-27

profil » Multimediale Märchenwelt: Neues Projekt bei DW-WORLD.DE

28

neue medien » Webdocs: Nutzer entscheiden, wo’s langgeht

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schlaglichter

30-31

zoom » Maqpool Malik: Mit Maus und ­Elefant fängt alles an

Impressum Deutsche Welle Unternehmenskommunikation 53110 Bonn T. 0228.429.2041 F. 0228.429.2047 weltzeit@dw-world.de www.dw-world.de/presse Verantwortlich: Dr. Johannes Hoffmann Redaktion: Berthold Stevens Gestaltung: Alexandra Schottka, Lisa Flanakin, Marco BarooahSiebertz Druck: Brandt GmbH · Bonn Fotos und Illustrationen: Jens Grossmann (Titel und Seiten 8, 10, 12, 13, 14, 17), DW/M.Müller (3, 11, 19, 31), DW-Archiv (4, 15, 16, 20, 21, 22, 23, 27), Thorsten Lessing (24), DW/V. Mosch (25), Fotolia.de/Lisa F. Young (26), DPA (4, 13, 18, 26), AP( (5) Anzeigen T. 0228.429.2043 F. 0228.429.2047 weltzeit@dw-world.de Werbung im Programm T. 0228.429.3507 F. 0228.429.2766 werbung@dw-world.de


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nachrichten

Preis krönt Fortbildung Bogotá – Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel hat während seiner Lateinamerikareise Anfang November ein Projekt der DW-Akademie in Kolumbien besucht. Dort überreichte er einen Preis für herausragenden Lokaljournalismus.

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Bundesminister Dirk Niebel

gratuliert der Preisträgerin ­Yesenia Bayona

Der Videobeitrag der kolumbianischen Journalistin Yesenia Bayona über den „Fall Yamile“ hat den gemeinsam von der DW-Akademie und der Universidad del Norte ausgeschriebenen Wettbewerb „Caminos de la Paz“ (Wege zum

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Frieden) gewonnen. Seit 2008 haben Bayona und zwölf weitere Journalisten von kommunalen TV-Sendern Kolumbiens an dem Langzeitprojekt „TV Lokal“ der DW-Akademie an der Universidad del Norte in Barranquilla teilgenommen. Die Preisverleihung am 5. November war zugleich Höhepunkt und Abschluss der dreijährigen Fortbildung. Im Sieger-Beitrag geht es um Yamile, die zwölf Jahre alt war, als kolumbianische Paramilitärs ihre Mutter entführten. Wenig später wurde ihr Vater auf offener Straße erschossen. Zehn Jahre ist das her. Sowohl Bayona als auch die Protagonistin ihres Films waren ein erhebliches Risiko eingegangen. Denn die Täter sind bekannt, blieben von der Justiz bisher aber unbehelligt. „Ohne die Unterstützung der DW wäre es nicht möglich gewesen, diesen Film zu machen“, so Yesenia Bayona. —— www.dw-akademie.de

Friedensnobelpreis zum Anhören Bonn – Die DW bietet ihrem Publikum in China das jüngste Werk des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo als Hörbuch im Internet an. Eine Produktion im Rahmen des DW-Projekts „Verbotene Bücher in China“. „Untergang einer Supermacht – Ein Memorandum für China“ ist der Titel des Buchs. Interessenten können die Audiobeiträge der einzelnen Kapitel auf den chinesischen Seiten der DW anhören und herunterladen. Das Buch, das Ende 2009 in Taiwan erschien, umfasst 50 Artikel, die Liu vor seiner Festnahme im Dezember 2008 verfasst hatte. Darin analysiert der Autor anhand zahlreicher Beispiele politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Missstände in China und kommt zu der Überzeugung, dass Chinas viel gelobter Aufstieg ohne Demokratie, Freiheit und Menschenrechte eine Gefahr für das Land darstelle. „Hinter einem solchen ‚Wirtschaftswunder‘ stecken das Wunder des korrupten Systems, das Wunder der gesellschaft-

lichen Ungleichheit, das Wunder des moralischen Verfalls und das Wunder der Verschwendung von Zukunft“, schreibt Liu. Die Hörbücher werden von der ChinaRedaktion der Deutschen Welle in chinesischer Sprache produziert und bis zur Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises in Oslo am 10. Dezember kapitelweise online gestellt. Das Projekt „Verbotene Bücher in China“ ist seit August 2010 Bestandteil der chinesischen Webseite. Allein in den ersten zehn Tagen wurde das Angebot 600.000 Mal heruntergeladen. In der Reihe ist unter anderem das Hörbuch des kritischen Schriftstellers Yu Jie über den chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao erschienen. ——


nachrichten

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Forum für Medien und Menschenrechte Bonn – Die Welt hat sich zum globalen Marktplatz für Güter, Ideen und Nachrichten entwickelt. Fluch oder Segen für die Menschenrechte? Diese Frage und die damit verbundenen Herausforderungen für die Medien sind Thema beim Deutsche Welle Global Media Forum im Juni 2011 in Bonn. Frauen in Asien produzieren unter unmenschlichen Bedingungen Billigshirts für Warenhäuser im Westen. Immer mehr Migranten aus dem Süden wollen in die USA und nach Westeuropa. Das ist das eine Gesicht der Globalisierung. Andererseits: Chinesische Investoren sichern Arbeitsplätze in den USA, Informatiker in Indien lösen Softwareprobleme europäischer Firmen. Oppositionelle im Iran organisieren Proteste per SMS – und finden ein weltweites Echo. Die Globalisierung bietet Chancen, den Menschenrechten universell mehr Geltung zu verschaffen. Sie birgt zugleich erhebliche Gefahren für die fundamentalen Rechte. Die Zusammenhänge sind selbst für Experten kaum mehr zu überschauen.

In drei Sätzen » Mein Deutschland. Edel:Motion veröffentlicht die Dokumentationsreihe von DW-TV auf DVD. Schwerpunkt

Wie können Medien den gewachsenen Anforderungen an Information, Analyse und Bewertung globaler Zusammenhänge besser gerecht werden? Wie können sie dazu beitragen, das Bewusstsein für die weltweite Geltung der Menschenrechte zu schärfen? Wie können sie die Achtung und Durchsetzung dieser Rechte fördern – gerade in geschlossenen Gesellschaften? Wie können sich Journalisten davor schützen, selbst Opfer von Menschenrechtsverletzungen zu werden? Diesen Fragen widmet sich das Deutsche Welle Global Media Forum vom 20. bis 22. Juni 2011. Zur vierten Ausgabe der Konferenz erwartet die DW erneut mehr als 1.300 Teilnehmer aus aller Welt in Bonn. ——

www.dw-gmf.de

» Bengalisch auf UKW. Der Partnersender Bangla-

Partner in La Paz ist die Universidad Andina Simón

desh Betar strahlt seit kurzem das bengalische

Bolívar. Ziel der Zusammenarbeit: Rundfunksender

Hörfunkprogramm der DW in der Hauptstadt Dhaka

und Universitäten bei der journalistischen Aus- und

via UKW aus – zweimal täglich jeweils 30 Minuten.

Fortbildung stärker zu unterstützen. » Vor 50 Jahren. Am 26. Oktober 1960 verabschie-

der ersten, soeben erschienenen DVD sind „Deutsche

Mit einem symbolischen Knopfdruck gaben Vertre-

Familienunternehmen“, das Rückgrat der deutschen

ter beider Sender den Startschuss. Unter den Gä-

Wirtschaft. In 42 jeweils vier bis sechs Minuten lan-

sten war auch der deutsche Botschafter Holger

tung von Rundfunkanstalten des Bundesrechts“.

gen Porträts werden Akteure und Konzepte gezeigt,

­Michael.

So wurde die Deutsche Welle zur eigenständigen

dete der Bundestag das „Gesetz über die Errich-

» Kooperation in La Paz. Die DW-Akademie betreibt

Rundfunkanstalt, nachdem sie seit 1953 zunächst

seit einigen Wochen gemeinsam mit dem Deut-

unter dem Dach des NWDR firmierte. Das Gesetz

und Langenscheidt, bei Gabor und Krone.

schen Entwicklungsdienst (DED) in La Paz, Boli-

wurde in den 1970er Jahren zum ersten Mal novel-

www.dw-world.de/madeingermany

vien, die erste gemeinsame Kooperationsstelle.

liert und zuletzt 2005 grundlegend neu gefasst.

gibt es Einblicke in Unternehmergeist und Unternehmenskultur, zum Beispiel bei Miele, Villeroy & Boch


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titel Viele Völker, viele Sprachen: Mit Dari und Paschtu gibt es in Afghanistan zwei Amtssprachen (zugleich DW-Sendesprachen); Wissenschaftler gehen von 47 weiteren Sprachen aus. Die Karte gibt die acht häufigsten wieder, basierend auf der letzten Erhebung von 1985. Das Land zählt heute schätzungsweise rund 28 Millionen Einwohner.

KIRGISISTAN

USBEKISTAN TADSCHIKISTAN TURKMENISTAN

KABUL

AFGHANISTAN IRAN PAKISTAN

Amtssprachen: Dari, Paschtu

Paschtu

Balutschi

Dari

Nuristani

Usbekisch

Paschai

Turkmenisch

Kirgisisch


titel

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Das Große Spiel Seit Jahrtausenden geht es im zentralasiatischen Raum um Macht und Einfluss. Während in Altertum und Mittelalter Hochkulturen einander ablösten, ist die Gegenwart geprägt von zahlreichen Konflikten, in deren Zentrum Afghanistan steht. Das Große Spiel um Macht und Einfluss dauert an – und ist komplexer denn je. Gibt es dennoch Perspektiven? Welches Bild spiegeln die Medien hierzulande? Welche Rolle spielen die Medien in der Region? Was bietet der deutsche Auslandsrundfunk den Menschen dort? Dazu Hintergründe, Analysen, Einschätzungen und Ausblicke. Zum Einstieg ein Blick zurück von Sybille Golte-Schröder. Die Geschichte des zentralasiatischen Raums liest sich wie ein Who-is-Who der großen Entdecker und Eroberer. Alexander der Große, König von Makedonien, machte sich mit seinem Heer schon 327 Jahre vor Christus auf den Weg nach Osten. Er wollte reich werden. Ein Motiv, das ihn mit vielen seiner Nachfahren einte. Über Zentralasien führte der Weg von Europa nach China, eine ebenso schwierige wie lukrative Strecke, denn aus China kamen Waren, die im fernen Europa wertvoller waren als Gold. Da die Reisegeschwindigkeit damals in Jahren gemessen wurde, galt es, den Weg für Handelskarawanen zu ebnen, die dann die begehrten Güter, vor allem Seide, von China bis in den Mittelmeerraum transportieren. Alexander der Große gründete Niederlassungen, heiratete eine lokale Fürstentochter und legte den Grundstein für eine Route, die man heute mit Fug und Recht als eine der wichtigsten der Weltgeschichte bezeichnen kann: die Seidenstraße. Eroberer und Händler brachten ihre Kulturen und Religionen mit. Alexander dem Großen folgten Händler, Entdecker aus den angrenzenden

Regionen, aus China, Indien, aus dem arabischen Raum und natürlich aus Europa. Nomaden aus den mongolischen Steppen unter der Führung von Dschingis Khan schufen von Zentralasien aus ein Weltreich, das bis Osteuropa reichte und nahezu ganz Asien abdeckte. Marco Polo, Sohn eines genuesischen Kaufmanns, erreichte im 13. Jahrhundert angeblich über diese Route China und berichtete später seinen Zeitgenossen in seinem Buch über die Wunder der Welt und von seinen Abenteuern. Alle großen Weltreligionen, Hinduismus, Buddhismus, Christentum, Judentum und Islam, hinterließen im Laufe der Jahrhunderte ihre Spuren in der Region. Entlang der Seidenstraße entstanden blühende Hochkulturen, deren Relikte bis heute zu finden sind. Mit der Entdeckung des Seewegs nach Indien über das Kap der Guten Hoffnung schmälerte ein weiterer Abenteurer der Weltgeschichte, Vasco da Gama, die Bedeutung des damaligen zentral-asia­ tischen Raumes und seiner Hauptschlagader, der Seidenstraße. Im 20. Jahrhundert traten dann die modernen Eroberer auf den Plan. Mit ­Russland

»Alle großen Weltregionen hinterließen ihre Spuren.«


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titel

und dem britischen Empire begann das „Great Game“, das Große Spiel um Macht und Einfluss auf die Region links und rechts der Seidenstraße – ein Spiel, das bis heute gespielt wird. Längst haben andere Transportwege und -mittel die alte Seidenstraße unbedeutend gemacht, doch die Region birgt weitere Reichtümer. Während viele historische Stätten Zeugnis von einer bewegten Kulturgeschichte ablegen, liegen unter der Erdoberfläche andere Schätze: Öl und Erdgas sind die wichtigsten Handelsgüter der Moderne und mindestens so begehrt wie vor 2.000 Jahren die Seide. Auch Seltene Erden, Kupfer und Eisenerz warten auf ihren Abbau. Der große Run auf die Region geht weiter: China scheint in dem neuen Großen Spiel um

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Hoffnung trotz ungewisser

Zukunft? Ohne Befriedung Afghanistans bleibt die Region ein Pulverfass

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Bodenschätze den westlichen Konkurrenten den Rang abzulaufen. Die wirtschaftlichen Interessen werden von politischen Konflikten überlagert. Im Zentrum steht im 21. Jahrhundert Afghanistan, ein Krisenherd mit Risikopotenzial nicht nur für die angrenzenden ehemaligen Sowjetrepubliken, sondern für die gesamte Region bis weit nach Indien, Iran und Pakistan hinein. Man mag den Spruch „Deutschlands Sicherheit wird am Hindukusch verteidigt“ für übertrieben halten, doch gibt es mittlerweile keine regionale Macht, die nicht durch eine Eskalation des Afghanistan-Konflikts in Mitleidenschaft gezogen würde. Es besteht kein Zweifel, dass die Anschläge auf das New Yorker World Trade


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Center in den Schlupfwinkeln der El Kaida in Afghanistan geplant wurden. Sollten die radikal-islamischen Taliban wieder die Oberhand gewinnen, könnten Fundamentalisten in der gesamten Region dies als Signal werten. Auch in der angrenzenden chinesischen Region Xinjiang leben Muslime mit wenig Zuneigung zur Zentralregierung in Peking. Pakistan und seine paschtunischen Grenzgebieten sind zu Recht mittlerweile als Kernregion für Entstehung und Lösung des afghanischen Dilemmas erkannt worden. Nach der Militärmacht Sowjetunion steht nun mit der Nato und den USA das mächtigste Militärbündnis der westlichen Welt mitten in Zentralasien, und manches deutet darauf hin, dass es ihm ähnlich ergehen könnte wie einst der sowjetischen Besatzungsmacht. Springt der Funke dann über auf ganz Zentralasien? Das ist möglich, denn stabile demokratische Staaten sind aus dem Zerfall des sowjetischen Reichs nicht hervorgegangen. Beim Wettlauf um Macht und Ressourcen im zentralasiatischen Raum sitzen mittlerweile viele Mitspieler am Tisch: Mit Sorge beobachten die despotischen Machthaber in den ehemaligen Sowjetrepubliken Tadschikistan, Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan die Entwicklung der Nachbarregion. Die Furcht ist groß, dass der Funke des Fundamentalismus überspringen und einen Flächenbrand auslösen könnte. Die Ereignisse in Kirgisistan, wo ethnische Spannungen unlängst in blutige Auseinandersetzungen ausarteten, sind noch in schlechter Erinnerung. Ob die neue, demokratisch gewählte Regierung in Bischkek die Fliehkräfte unter Kontrolle behält, ist offen. Das Große Spiel um die Macht in der Region Zentralasien ist noch längst nicht zu Ende. Wie es ausgeht, weiß niemand, zu unterschiedlich sind die Interessen der Mitspieler. Eine feste Größe allerdings gibt es: Ohne eine Befriedung Afghanistans bleibt die gesamte Region ein Pulverfass mit Sprengpotenzial weit über die Nachbarstaaten hinaus. ——

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Von Lebenslügen trennen Sturz ins Chaos – das ist das Szenario, das Ahmed Rashid für Afghanistan prognostiziert. Der pakistanische Journalist ist einer der besten, wenn nicht der beste Kenner der Konfliktregion am

B u c h t i p p

Hindukusch. Sybille Golte-Schröder stellt sein soeben auf Deutsch erschienenes Buch vor.

Rashid ist seit Jahrzehnten in der Region unterwegs. Er kennt die entscheidenden Figuren im Machtpoker persönlich und hat Kontakte, um die ihn Politiker und Diplomaten beneiden dürften. Umso Besorgnis erregender ist seine Prognose für Afghanistan, der man sich nach der Lektüre kaum entziehen kann. Seine Analysen überzeugen durch den Blick aufs Detail und die Kenntnis historischer Zusammenhänge, wenngleich seine Nähe zu den unterschiedlichsten Protagonisten der Region auch Fragen aufwirft. Kaum ein Tag vergeht ohne neue, negative Meldungen aus Afghanistan. Während sich die Internationale Sicherheitstruppe ISAF auf den Beginn eines geordneten Rückzugs 2011 vorbereitet, deutet nichts darauf hin, dass die Regierung von Präsident Karsai die Lage nach dem geplanten Abzug kontrollieren kann. Im Gegenteil: Die Gemengelage wird für Außenstehende immer undurchsichtiger. Die Gewalt nimmt zu, der Aufbau von Polizei und Armee stockt weiterhin. Hat der Präsident wirklich die Fäden in der Hand? Gibt es „gemäßigte“ Taliban, mit denen verhandelt werden kann? Und welche Rolle spielen die mächtigen Warlords in diesem Machtpoker? Wie kommt es, dass ausgerechnet sie, die alles andere als eine starke Regierung wollen, ihre privaten Sicherheitsarmeen mit Hilfe westlicher Geberländer finanzieren? Wie agiert der umstrittene pakistanische Geheimdienst ISI, der – so Rashid – zu Beginn der US-amerikanischen Militäroffensive Talibanführern zur Flucht nach Pakistan verholfen hat? Ahmed Rashid beantwortet diese Fragen mit großer Detailkenntnis, schlüssig und nachvollziehbar. Wie in seinem vor rund zehn Jahren erschienen Standardwerk über die Taliban fügt er auch jetzt eine Fülle von Informationen wie Teile eines Puzzles zu einem Gesamtbild zusammen. Sein Fazit: Die Taliban stehen längst vor den Toren Kabuls. Mit ihrer Rückkehr wird nicht nur Afghanistan, sondern eine ganze Region destabilisiert. Höchste Zeit, dass sich die am Hindukusch engagierten Länder von einigen Lebenslügen trennen. Ahmed Rashids Buch kann dabei helfen. Allen, die über die Zukunft des Landes entscheiden, sei es als Pflichtlektüre empfohlen.

Ahmed Rashid, Sturz ins Chaos: Afghanistan, Pakistan und die Rückkehr der Taliban. Leske-Verlag, 320 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 978-3-942377-003. Außerdem soeben als Linzenzausgabe in der

Sybille Golte-Schröder leitet die Asien-Abteilung

Schriftenreihe (Bd. 1086) der Bundeszentrale für politische Bil-

in der Programmdirektion Hörfunk und Online.

dung erschienen.


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Die Bevölkerung ist jung: 70

Prozent der Afghanen sind unter 30

„Ohne Sicherheit keine Medienvielfalt“

Jahre

Einschätzungen von Ratbil Shamel, Leiter der Dari-/Paschtu-Redaktion der DW, zur Lage der Medien in Afghanistan und zur künftigen Entwicklung des Landes. Fragen von Berthold Stevens.

»Die junge Generation hat vor allem einen Wunsch: ein Leben ohne Krieg und Extremismus.«

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Archaische Strukturen, Terror, Taliban, Drogenanbau und die westliche Militärpräsenz – so kommt Afghanistan beim deutschen Mediennutzer an. Wie sehen die Afghanen selbst ihr Land? Ratbil Shamel: In erster Linie ähnlich: Terror, Taliban, Drogenanbau und viele ausländische Soldaten bestimmen den Alltag der Afghanen. Ihre Hoffnung, dass ihr Land nach drei Jahrzehnten Krieg endlich Frieden findet, hat sich bislang nicht erfüllt. Dennoch geben die Afghanen nicht auf. Sie kämpfen tagtäglich ums Überleben, aber auch für eine bessere Zukunft. Was Medienkonsumenten in Deutschland oder anderen Ländern weniger sehen, ist die Tatsache, dass es in Afghanistan auch Fortschritte gibt. Es gibt zum Beispiel viele selbstbewusste junge Frauen, die in fast allen Bereichen der Gesell-

schaft, trotz aller Probleme, gute Arbeit leisten. Es wird auch weniger darüber berichtet, dass die Menschen immer noch ein demokratisches System einem „Islamischen Emirat der Taliban“ vorziehen. Rund 70 Prozent der Afghanen sind unter 30 Jahre alt. Diese Generation hat vor allem einen Wunsch: ein Leben ohne Krieg und Extremismus.

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Das Medienangebot in Afghanistan ist inzwischen beachtlich, zugleich haben vor allem Briten und US-Amerikaner ein umfassendes Programmangebot. Nutzen die Menschen überhaupt Auslandssender? Vor allem die USA geben immense Beträge für Medienprojekte aus. Drei Radiosender werden aus den USA finanziert. Auch die Briten haben ihre Präsenz in den vergangenen neun Jahren


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enorm ausgebaut. Zudem preschen die Chinesen und Iraner immer mehr in den afghanischen Medienmarkt vor. Hinzu kommen viele afghanische Sender – 21 Fernseh- und 124 Radiostationen, die zum Teil auch aus dem Ausland finanziert werden. Viele lokale afghanische Sender werden von mächtigen Warlords finanziell am Leben erhalten. Die Afghanen haben nun die Qual der Wahl, unter so vielen Sendern die richtigen Angebote für sich herauszufiltern. Und das können sie gut. Weil sie Zeit ihres Lebens mit Propaganda-Sendern des Staates zu tun hatten und bisweilen ein sehr gutes Gespür dafür entwickelt haben, ob es sich um glaubwürdige oder manipulierende Informationen handelt. Wer nicht als glaubwürdig gilt, wird von vielen Informationssuchenden nicht wahrgenommen – egal, ob es sich dabei um Auslandssender oder Inlandsmedien handelt.

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Was erwarten die Afghanen speziell von der Deutschen Welle? Glaubwürdigkeit und mehr Präsenz auf dem afghanischen Medienmarkt. Deutschland genießt im Allgemeinen, auch heute noch, einen sehr guten Ruf in Afghanistan. Die DW selbst gilt als ein verlässlicher Partner, der nicht nur neutral und fundiert über die Ereignisse in Afghanistan berichtet, sondern für viele auch ein Fenster nach Deutschland, Europa und in die Welt ist. Viele wünschen sich aber mehr Präsenz von uns, das heißt mehr als zwei Stunden Sendezeit am Tag. Die DW versucht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Angebote auszubauen. Wir bieten mit Unterstützung des Auswärtigen Amts ein „Aufbaumagazin“, das täglich für eine halbe Stunde

Seit 40 Jahren sendet die DW Hörfunk-Programme in den beiden afghanischen Landessprachen Dari und Paschtu, derzeit täglich jeweils eine Stunde. Zudem betreut die Redaktion das Internet-Angebot in diesen Sprachen. Seit 2007 kommt ein täglich halbstündiges Magazin mit Berichten, Reportagen und Interviews zum Aufbauprozess des Landes und zur

über unseren Partnersender Ariana landesweit gesendet wird. Zudem wird die Reihe „Learning by Ear“ für Afghanistan produziert. Das sind 15-minütige Hörspiele, in denen wichtige Themen des Alltags, auch der politischen Auf klärung für ein junges Publikum spielerisch bearbeitet werden. Beide Angebote kommen bei den Nutzern sehr gut an. Vor allem auch deshalb, weil hier nicht über Krieg und Taliban berichtet wird. Hier stellen wir die positiven Entwicklungen heraus, die es ja auch im Land gibt, und geben den Menschen Hoffnung und Anregungen für ein besseres Leben.

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Hierzulande steht naturgemäß das Engagement der Deutschen im Fokus. Welche Rolle spielen die Nachbarländer, etwa China und Iran, in Afghanistan? Die Nachbarn haben fundamentale Interessen in diesem Land und versuchen, diese auf verschiedenen Wegen durchzusetzen. Iran und Pakistan gelten seit drei Jahrzehnten als wichtige Akteure in und um Afghanistan. Experten sind der Ansicht, dass sich Pakistan zum Beispiel vor einer Indien-freundlichen Regierung in Kabul fürchtet und daher versucht, auf die Regierungsbildung in Kabul Einfluss zu nehmen. Aus diesem Grund heißt es ja immer wieder, dass Islamabad nicht entschieden genug gegen Verstecke von Taliban und El Kaida in Pakistan vorgeht. Der schiitische Iran befürchtet nicht nur einen sunnitischen Gottesstaat der Taliban, der von Saudi-Arabien unterstützt wird, sondern sieht auch in einem USA-dominierten Afghanistan eine große Gefahr für sich. China versucht, immer mehr Einfluss in Afghanistan zu gewinnen. Die Chinesen haben zum Beispiel vor, rund drei Milliarden US-Dollar in die Ausbeutung der größten Kupfermine Afghanistans zu investieren. Zudem will auch Russland bei der politischen Entwicklung des Landes ein Wort mitreden. Hinzu kommen Indien, Saudi-Arabien und die Türkei, Länder mit geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen.

Rolle Deutschlands in Afghanistan hinzu. Seit Mitte 2009 verantwortet die Redaktion das vom Auswärtigen Amt finanzierte multimediale Bildungsangebot Learning by Ear. Im November 2010 ist die Produktion der zweiten Staffel in Kabul angelaufen. Die Reihe wird über Kurzwelle, Satellit, eine UKW-Frequenz der DW in Kabul sowie über Partnersender in verschiedenen Provinzen des Landes ausgestrahlt. Für Pakistan bietet die DW ein einstündiges Hörfunkprogramm und ein begleitendes Internetangebot in der Landessprache Urdu.

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Die Situation im Land ist auf vielfältige Weise schwierig. Sehen Sie trotzdem Anlass zu Optimismus, eine Perspektive für die Zeit nach einem Abzug der ISAF? Die NATO betont ja immer wieder, dass das militärische Engagement auch nach dem Abzug der ausländischen Einheiten 2014 nicht enden wird. Zudem wird versichert, dass der Abzug mit der Verstärkung der afghanischen Sicherheits­

Ratbil Shamel ist seit April 2010 Leiter des Dariund Paschtu-Programms der Deutschen Welle für Afghanistan. Shamel, 1974 in Kabul geboren, hat in Köln Politik- und Islamwissenschaften studiert. Nach freiberuflicher journalistischer Tätigkeit kam er 2003 zur DW. Hier absolvierte er ein Volontariat und begann als Redakteur im Dari- und Paschtu-Programm.


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organe einhergehen wird. Polizei und Armee sind zurzeit nicht einmal ansatzweise in der Lage, allein für die Sicherheit zu sorgen. Wenn die Lage nach dem Abzug der ISAF-Truppen ähnlich sein sollte, wird ein fürchterlicher Bürgerkrieg ausbrechen und das Land in heillosem Chaos versinken. Viele unserer Hörer haben vor diesem Szenario große Angst und schreiben uns: „Wir werden wieder allein gelassen.“

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Was bedeutet das für die Medienfreiheit und -vielfalt und die Präsenz der DW? Ohne Sicherheit und einen funktionierenden Staat, der die Pressefreiheit garantiert, wird es keine Medienvielfalt mehr in Afghanistan geben. Viele lokale Sender, die nach der Herrschaft der Taliban entstanden sind, werden in weni-

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gen Tagen und Wochen wieder verschwunden sein. Die Menschen werden verstärkt auf die Angebote der Auslandssender wie die der DW angewiesen sein. Die DW wird in einer solchen Situation auch nicht mehr auf das jetzige Korrespondentennetz in über 20 Provinzen zurückgreifen können. Es wird dann eine noch viel größere Herausforderung sein, verlässlich über Afghanistan zu berichten. Eines unserer wichtigsten Ziele ist es, Menschen glaubwürdig mit Informationen zu versorgen, die ihnen im Inneren des Landes vorenthalten werden. ——

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Pakistan nach der Jahrhun-

dertflut: heftige Medienschelte für die Zivilregierung

Neue Vielfalt – alte Reflexe Pakistan belegt Platz 151 auf der aktuellen weltweiten Rangliste der Pressefreiheit. 176 Länder führt Reporter ohne Grenzen hier auf. Dass es nicht gut steht um die Medienfreiheit in Pakistan, hat eine lange Tradition, wie Grahame Lucas erläutert. In Südasien stehen nur Sri Lanka und Birma schlechter da. Pakistan rangiert weit hinter Indien, Bangladesch, Nepal und Bhutan. Sogar in Afghanistan wird die Medienfreiheit höher eingestuft. Bereits bei der Staatsgründung 1947 verstand sich Pakistan als Zufluchtsort für Millionen von Muslimen, die der kommunalen Gewalt in den mehrheitlich von Hindus bewohnten Gebieten im heutigen Indien entronnen waren. Und – psychologisch entscheidend – das Land sah sich


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als Opfer der Teilung, das Indien in allen Belangen unterlegen sei. Als Konsequenz wurde den pakistanischen Medien von den staatstragenden Kräften der Nation – den Militärs, der religiösen Führung und dem Regierungsapparat – von Anfang an die Rolle zugewiesen, ein unabhängiges und islamisches Pakistan zu fördern und das Land propagandistisch vor einer indischen Hegemonie zu schützen. Diese Kräfte, deren Einfluss bis heute weitgehend intakt geblieben ist, stufen die Sicherheit des Landes höher ein als die Medien-freiheit. Die Zensur – basierend auf entsprechenden Presse­gesetzen – hat deshalb in Pakistan Tradition.

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Alte Tabus Die staatstragenden Kräfte mischen sich wie selbstverständlich in die Berichterstattung dann ein, wenn Journalisten sich kritisch mit sensiblen Themen beschäftigen: mit der nuklearen Bewaffnung des Landes etwa oder mit der Haltung Islamabads in der Afghanistan-Frage oder mit den Beziehungen der Geheimdienste zu den afghanischen Taliban. Auch ein mutiger Journalist, der sich des Themas Korruption annimmt, muss mit Schikanen und möglicherweise mit einer juristischen Verfolgung rechnen. Nach wie vor ist es so gut wie unmöglich, objektiv über das Geschehen entlang der Grenze im Nordwesten Pakistans zu berichten. Keine Information kann unabhängig verifiziert werden. Nach wie vor sterben pakistanische Journalisten beim Versuch, über den Krieg an der Grenze zu Afghanistan zu berichten – neun ­a llein in diesem Jahr. Und doch haben die pakistanischen Medien in den vergangenen Jahren mehr Spielraum errungen. Diese Entwicklung entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Dass ausgerechnet General Musharraf 2002 eine Liberalisierung der Medien in Pakistan einleitete, hatte nicht das Ziel, die Medienfreiheit zu stärken. Im Gegenteil: Musharraf war aufgefallen, dass die Liberalisierung der elektronischen Medien in Indien Mitte der 1990er Jahre Neu Delhi Vorteile im Medienkrieg zwischen beiden Ländern beschert hatte. Die indischen Medien arbeiteten schneller und effizienter als die „Pakistan Broadcasting Corporation“, die 2005 immerhin sieben Stunden brauchte, um das schlimmste Erdbeben in der Geschichte des Landes zu melden. Musharraf beendete das staatliche Monopol im Bereich der elektronischen Medien, verkaufte

TV- und UKW-Lizenzen an Privatunternehmen. Die Zensurgesetze blieben aber intakt. Innerhalb weniger Jahre entstanden um die 40 TV-Sender und inzwischen weit über 100 private UKW-Sender neben den traditionellen Zeitungen des Landes.

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Protest gegen Übergriffe

und Einschränkungen: Neun pakistanische Journalisten starben 2010

Neue Freiheit Die Proteste der Zivilgesellschaft gegen Musharraf funktionierten schließlich wie ein Katalysator. Die Medien leiteten das Ende der Militärdiktatur und eine Rückkehr zur Demokratie ein. Allerdings blieb diese Entwicklung auf halber Strecke stehen. Die wichtigen Themen der inneren und äußeren Sicherheit sind weiter tabu. Und während die Regierung unter Asif Zardari die traditionelle Medienpolitik fortsetzt, haben die Medien ihrerseits den Reflex des vorauseilenden Gehorsams nicht abgelegt: Als im Frühjahr 2009 die Cricket-Mannschaft von Sri Lanka von islamistischen Terroristen in Lahore angegriffen wurde, berichteten viele Medien sofort und ohne Beweise, dass der indische Geheimdienst dahinter stecke. Auch als Indien pakistanische Hintermänner bezichtigte, das Attentat von Mumbai aus organisiert und durchgeführt zu haben und einen geständigen pakis­ tanischen Staatsangehörigen vor Gericht stellte, taten dies die meisten pakistanischen Medien als Propaganda ab.

Wie sag’ ich’s auf Paschtu? DW-Redakteur Ahmad Wali Achakzai (28) aus der Afghanistan-Redaktion hat sich der Pflege des Wortschatzes seiner Muttersprache Paschtu verschrieben. Diesen möchte er in möglichst viele Sprachen übersetzen. Jüngstes Ergebnis: ein Wörterbuch Paschtu-Deutsch. „Bislang gab es nur Deutsch-Paschtu-Versionen“, sagt Achakzai. Das Nachschlagewerk mit über 300 Seiten hat der Journalist im Eigenverlag herausgegeben. Afghanistan-Experte Prof. Manfred Lorenz schreibt im Vorwort, das Werk werde „deutschen und afghanischen Nutzern eine weitere Möglichkeit zum Kennenlernen unserer Kulturen bieten“.


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Zahlreiche Partner in der Region übernehmen journalistische Angebote der DW. In Afghanistan strahlt Radio Ariana, nach eigenen Angaben führender Radiosender des Landes, das Aufbaumagazin in Dari und Paschtu aus, ebenso die populäre Reihe Learning by Ear. Ariana ist in allen 34 Provinzen des Landes und über Satellit in 45 asiatischen Ländern zu empfangen. In Pakistan arbeitet die DW unter anderem mit Nayatel zusammen. Der Sender erreicht sein Publikum in Islamabad und Rawalpindi und hat auch DW-TV im Bouquet. PBC, die Pakistan Broadcasting Corporation, strahlt landesweit täglich 300 Programmstunden in 20 Sprachen und Dialekten aus – in den Metropolen des Landes sind so auch DW-Sendungen auf Englisch und Urdu zu hören. Das landesweite ATV strahlt wöchentlich Kommentare aus der Bonner Urdu-Redaktion in der Hauptnachrich-

Eine positive Entwicklung ist gleichwohl zu erkennen: Die neu gestaltete Medienlandschaft hat durch den Sturz Musharrafs an Selbstbewusstsein gewonnen, Vielfalt und Konkurrenz haben auch die Tür für investigativen Journalismus geöffnet. Sehr zum Ärger der Regierung. So führte der Druck der Medien dazu, dass diverse Ermittlungen wegen Korruption gegen den Staatspräsidenten nicht eingestellt wurden. Die Jahrhundertflut vom August entfachte massiv Kritik an der Zivilregierung, die bei der Verteilung von Hilfsgütern kläglich versagte. Die Medien in Pakistan haben ihre Stimme entdeckt. Doch es fehlt an qualifiziertem Nachwuchs, anerkannten journalistischen Standards und am politischen Willen, die Pressefreiheit durchzusetzen. ——

tensendung aus. Die Virtual University Lahore, die als

Grahame Lucas ist Leiter der Südasien-Redaktion

VU-TV vier Bildungskanäle betreibt, übernimmt Maga-

der DW in Bonn.

zine und Dokumentationen von DW-TV sowie in ihrem Internetradio DW-Programme auf Englisch und Urdu. In der politisch bedeutenden Grenzregion zu Afghanistan im Nordwesten des Landes strahlt eine Reihe von UKWStationen DW-Programme in Urdu, Paschtu und Englisch aus. Die Medienlandschaft in Zentralasien ist so uneinheitlich wie die jeweiligen politischen Rahmenbedingungen in den

Couragiert gegen Schweigen und Gewalt

GUS-Republiken. Die besten Bedingungen für die Deutsche Welle sind in Kirgisistan gegeben, wo neun große regionale UKW-Sender, darunter zwei in der Hauptstadt Bischkek, täglich DW-Sendungen übernehmen. In Kasachstan strahlt der staatliche Rundfunk RTRK landesweit Angebote des Russischen und des Deutschen Programms der DW aus. Radio aus Deutschland gibt es auch in Tadschikistan über Radio Vatan (Duschanbe). Über Kabelnetze ist DW-TV in Kasachstan, Kirgisistan und in Tadschikistan zu sehen. Hinzu kommen Online-­ Kooperationen.

Jalalabad – Mit Mikrofon und Mut will die 24-jährige Soma Ahmadzai ihren Beitrag für ein neues Afghanistan leisten. Die junge Frau ist eine von insgesamt 23 couragierten DW-Korrespondenten in Afghanistan. Als einzige Frau in diesem Team kann sie über Themen berichten, die ihren männlichen Kollegen im wahrsten Sinne des Wortes verschlossen bleiben. Cem Sey stellt sie vor.

In Usbekistan ist die DW aus politischen Gründen unerwünscht, dort ist selbst der Zugriff auf die Internetangebote der DW blockiert, während in Turkmenistan zumindest im Online-Bereich seit kurzem der Zugang möglich ist.

Sie hat sich an die Entmutigungen der Kollegen längst gewöhnt. „Du bist doch eine Frau, wie kannst du da gute Reportagen machen?“ Dieses als Frage getarnte Vorurteil ist für Soma Ahmadzai heute eher ein Ansporn. Streitereien gab es auch in ihrer eigenen Großfamilie, als sie beschloss, Journalistin zu werden. Ihre Devise: „alles ignorieren, die Herausforderung annehmen und weitermachen“. Jalalabad, wo Ahmadzai heute lebt und arbeitet, ist die größte Stadt des paschtunischen


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Grenzgebiets zu Pakistan. Die meisten Menschen hier sind arm und verhaftet in uralten Stammestraditionen, wenn es um Familie und Frauen geht. In den seit Generationen andauernden politischen Wirren und Kämpfen haben sie gelernt, dass sie nur sich selbst vertrauen und schützen können. Die junge Reporterin fällt also gefährlich aus der Rolle, wenn sie Männer befragt oder gar zum Thema „Gewalt in der Familie“ recherchiert. So wie kürzlich, als es um die Leiterin der Frauenverwaltung in der benachbarten Provinz Kunar ging. Die Beamtin stand in Verdacht, ihre eigene Schwiegertochter auf grausame Weise ermordet zu haben. Ahmadzai stieß in ein Wespennest, denn zahlreiche Regierungsbeamte und Provinzgrößen waren involviert. Sie interviewte Mitwisser, die Familie der Ermordeten, den Ehemann der Beamtin, sogar die mutmaßliche Täterin selbst. Noch bevor die Reportage fertig war, erhielt Soma Ahmadzai, wie nicht anders zu erwarten, Drohungen. „Doch ich sagte mir:

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amten und auf Verbrechen gegen Frauen. Afghanistan hat zwar längst angemessene Gesetze. Aber dort, wo Missstände Alltag sind, werden diese Gesetze selten beachtet. Ihre männlichen Kollegen haben Soma Ahmadzais Mut und Entschlossenheit in diesen Fragen schätzen gelernt. Hinzu kommt, dass kein paschtunischer Mann die Frau eines anderen Mannes vertraulich interviewen darf. Oft kommen sie daher ohne die trotz ihrer Jugend schon erfahrene Kollegin nicht weiter. In Afghanistan Journalist zu sein, egal ob Mann oder Frau, erfordert eine im Westen schwer vorstellbare Bereitschaft zu Risiko und Hingabe. Dass Ahmadzai dieses Leben leben kann, verdankt sie ihren Eltern. Beide haben sie von Anfang an gegen den Widerstand der Verwandtschaft, allen voran der Onkel, unterstützt. Das war vor vier Jahren, als sie in der 10. Klasse in Jalalabad zur Schule ging und bei einem Wettbewerb ein Praktikum beim lokalen Radio Shafaq gewann.

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Sie fällt gefährlich aus der

Rolle – allein unter männlichen Kollegen: Soma Ahmadzai

Journalisten sollen der Welt die Wahrheit berichten, selbst wenn sie dabei ihr Leben verlieren.“ Sie hatte Angst, sorgte aber dafür, dass ihre Reportage veröffentlicht wurde. Radio Kellid, ein landesweiter Sender, bei dem sie damals arbeitete, feuerte sie. „Aber wenn ich mich hätte unter Druck setzen lassen und nicht berichtet hätte, hätte ich doch die Wahrheit und das Gesetz ignoriert“, sagt die junge Frau entschlossen. Sie hat sich spezialisiert auf die von Schweigen beherrschte Welt lokaler Ämter und Be-

Nun berichtet Soma Ahmadzai selbst für verschiedene Radiosender, darunter die Deutsche Welle. Zudem bildet sie junge Journalistinnen aus. Denn mehr und mehr Frauen wollen helfen, Afghanistan voranzubringen. —— Cem Sey ist freie Mitarbeiterin des Dari-/ Paschtu-­Programms der DW.


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Auf Augenhöhe mit der Zielgruppe Islamabad/Kabul – Mit einem grenzübergreifenden Projekt will die DW-Akademie das Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche in den paschtunischen Gebieten Afghanistans und Pakistans verbessern. Dabei setzt sie vor allem auf TV-Angebote für Kinder. Akademie-Mitarbeiter Gunnar Rechenburg war vor Ort.

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„Wir bieten den Kindern einen

Blick auf die Welt“: Erfan Ahmadzai von Shamshad TV, Kameramann und Kursteilnehmer in Kabul

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Sohail Ahmad stammt aus Khyber Pakhtoonkhwa (KPK), einer Provinz im Nordwesten Pakistans, unmittelbar an der Grenze zu Afghanistan. Der junge Journalist ist Redakteur eines lokalen Fernsehsenders und lebt mittlerweile in Islamabad, der Hauptstadt Pakistans. „Die Menschen in der KPK-Provinz leiden unter den Problemen der Region“, sagt er. Militarisierung, Talibanisierung, islamistische Radikalisierung – vor allem die Gebiete in der Grenzeregion zu Afghanistan werden immer gefährlicher, „besonders betroffen davon sind wir Journalisten. Und die Kinder“, sagt Ahmad. „Viele Kinder in den paschtunischen Gebieten haben aufgrund der Sicherheitslage nicht die Chance, eine Schule zu besuchen. In Afghanistan kommt hinzu, dass viele Bildungseinrichtungen immer wieder zerstört werden“,

beschreibt ­F lorian Weigand, Projektmanager der DW-Akademie, die Situation vor Ort. Er war im Oktober zwei Wochen lang in Islamabad, um dort pakistanische Journalisten zu trainieren. „Wissen macht Spaß! – Kinderfernsehen für die paschtunischen Gebiete“ heißt das Projekt, mit dem die DW Medien sowohl in Pakistan als auch in Afghanistan unterstützen will. „Auf beiden Seiten der Grenze ist Fernsehen sehr beliebt. Gerade für die Kinder kann es das Tor zur Welt sein“, so Weigand. Kann: Sofern überhaupt Kinderprogramme existieren, senden sie hauptsächlich Cartoons. Das soll sich jetzt ändern. Sowohl in Kabul als auch in Islamabad haben Weigand und die Hindukusch-erfahrenen Trainer Kay Andersson und Marjam Wakili sowie Shafagh Laghai und Veronica Picmanova begonnen, gemeinsam mit Journalisten aus Afghanistan und Pakistan Magazinsendungen zu produzieren, „angelehnt an Formate wie Löwenzahn, Logo oder Wissen macht Aah!“, so Weigand. „Wir ersetzen weder die Schule noch machen wir reines Schulfernsehen. Wir bieten eine Ergänzung dazu und einen neuen Blick auf die Welt da draußen.“ In einer Region, in der 70 Prozent der Jungen und 80 Prozent der Mädchen nicht lesen und schreiben können, hat das Fernsehen eine besondere Bedeutung – und bietet Chancen. „Derzeit allerdings gibt es noch zu wenige Journalisten, die sich um das Thema Kinderfernsehen kümmern“, bemerkt Sohail Ahmad. Zum Auftakt des Projekts waren die afghanischen und pakistanischen Teilnehmer in Deutschland, um in München am Kinderfilmwettbewerb „Prix Jeunesse“ und einer Fortbildung teilzunehmen. Im Sommer folgten erste Trainingseinheiten in Kabul und in Baragali, im


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Die DW-Akademie ist seit Mitte der 1990er im Bereich Medienentwicklung in Zentralasien aktiv, seit 2002 auch in Afghanistan. In der Region bestehen enge Kontakte zu ausgewählten Partnern im Bereich TV, Radio und Online, deren Mitarbeiter regelmäßig zu Workshops in der Region und in Deutschland eingeladen werden. Ziel ist die Stärkung des Qualitätsjournalismus und die Ausbildung von Trainerinnen und Trainern. Schwerpunkte sind Fernsehen für Kinder (siehe Beitrag auf Seite 16), Bildung, Gesundheit, Umwelt oder ethnische Minderheiten. Letztgenanntes Thema ist besonders in Kirgisistan von Bedeutung, wo Kirgisen und Usbeken nach dem gewaltsamen Konflikt vom Juni 2010 in der Folge des Umsturzes von ExPräsident Kurmanbek Bakijew erst wieder lernen müssen, aufeinander zuzugehen. Die Medien spielen hierbei eine besondere Rolle; die DW-Akademie unterstützt den Prozess mit einer Reihe von Kursen.

Norden Pakistans. Dort wurden kurze Reportagen gedreht über unterschiedliche Lebenswelten von Kindern. „Im Laufe der Trainings in Kabul und Islamabad sind dann um diese Clips herum Magazinsendungen entstanden“, erklärt Weigand. Ein Kindermoderator wurde gecastet, es gab Moderationstrainings, Einheiten zu Kameratechnik, Schnitt und Texten fürs Fernsehen. Auch Bakht Zaman hat an dem zweiwöchigen Kurs in Islamabad teilgenommen. Er ist Journalist und Lehrbeauftragter am Seminar für Journalismus und Massenkommunikation der Universität Peschawar. „Es geht hier um die Jugend“, sagt er. „Und somit um unsere Zukunft. Nur wenn wir als Journalisten und Lehrer gut ausgebildet sind, können wir den Kindern und Jugendlichen etwas bieten“, betont er. Das Projekt leistet aber mehr: Es führt Journalisten von beiden Seiten der

Grenze zusammen und trägt so zur Verständigung bei. Kinderfernsehen liege, so Weigand, „unterhalb der politischen“ Reizschwelle. Es ist ein Feld, auf dem sich die Kollegen aus Pakistan und Afghanistan treffen können, unabhängig davon, wie die politische Großwetterlage zwischen den Ländern gerade ist.“ Die Situation für die Journalisten ist derzeit nicht leicht – auf beiden Seiten der Grenze. „Viele Kollegen versuchen, objektiv zu berichten“, so Bakht Zaman. „Aber sie können nicht, weil sie um ihr Leben fürchten müssen.“ Nach Einschätzung der Organisation Reporter ohne Grenzen spitzt sich die Lage für Medienvertreter vor allem in Pakistan gerade massiv zu. Das südasiatische Land gehöre zu einem der gefährlichsten Orte der Welt für Journalisten. Die DW-Akademie plant, das Projekt 2011 fortzusetzen. —— www.dw-akademie.de

In Afghanistan organisiert die Akdademie zudem Workshops für Radiojournalisten, die Projekte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit beleuchten. So erhalten die Teilnehmer zum einen die Möglichkeit, ihr fachliches Wissen durch die Produktion von Hörfunkbeiträgen zu schulen. Gleichzeitig lernen sie, kompetent und kritisch über die deutsche Leistung beim Wiederaufbau ihres Landes zu berichten. Darüber hinaus werden Fortbildungen für technisches Personal und Führungskräfte angeboten. Ein weiterer Fokus ist die Ausbildung von Nachwuchsjournalisten, um die Medien in der Region zu stärken. Dies geschieht im Rahmen einer dreimonatigen Ausbildung an der gemeinsam mit der OSZE-Akademie in Bischkek gegründeten „Central Asian School of Contemporary Journalism“. Die Teilnehmer erhalten hier ein multimediales Training in den Bereichen Print, Radio, TV und Online. In Usbekistan sind Kooperationen aufgrund der derzeitigen politischen Lage nur erschwert möglich. Im benachbarten Turkmenistan, in dem wie in Nordkorea Pressefreiheit nach wie vor ein Fremdwort ist, soll noch 2010 ein Projekt zur Stärkung der Zivilgesellschaft beginnen.


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Malen lieber Flugzeuge und

Bomben als Blumen: Kinder in der

Damit die Kinder wieder Blumen malen

Stadt Osch (Kirgisistan)

Osch – Kirgisistan blickt auf ein Jahr voller Unruhen und Gewalt zurück. Im April war Präsident Kurmanbek Bakijew gestürzt worden. Zwei Monate später kam es im Süden des Landes zu gewaltsamen Ausschreitungen zwischen Kirgisen und der usbekischen Minderheit. Jetzt versucht die zentralasiatische Republik einen Neuanfang. Doch die Zukunft des Landes ist unsicher. Aus der Stadt Osch berichtet Alexandra von Nahmen. Auf dem Markt im Zentrum von Osch wird wieder gehandelt. Zwei kirgisische Händlerinnen haben auf einer dunklen Plane ihre Ware ausgebreitet: dicke Socken für den Winter. Gleich nebenan verkaufen usbekische Frauen Fladenbrote. Der Alltag ist zurückgekehrt in die südkirgisische Stadt im Herzen Zentralasiens. Doch ihre Bewohner finden nur schwer zur Normalität zurück. Im Juni wurde die Region von blutigen Kämpfen zwischen Kirgisen und der usbekischen Minderheit erschüttert. Nach offiziellen Angaben wurden dabei mehr als 400 Menschen getötet. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, die Unruhen angezettelt zu haben. Barno Raimtschanowa arbeitet als Lehrerin in einem usbekischen Viertel von Osch. Ihre alte Schule wurde niedergebrannt. Unterrichtet wird in Zelten, die UNICEF zur Verfügung gestellt hat. Raimtschanowas Schüler haben Gewalt, Zerstörung und Plünderungen erlebt. Jetzt lernen sie wieder. Aber es f ällt ihnen schwer, zu vergessen. „Ich habe die Kinder gebeten, Blumen zu malen“, sagt die Lehrerin. „Aber sie wollten keine Blumen malen. Stattdessen malen

sie jetzt Flugzeuge, Bomben und Maschinengewehre.“ Überall im Viertel stehen Ruinen von ausgebrannten Häusern und Geschäften. Ihre Tore sind aus den Angeln gehoben, die Fenster zu rußigen Löchern geworden. Kirgisische Banden hätten die Häuser in Brand gesetzt, erzählen die Usbeken. Viele von ihnen haben immer noch Angst.

„Wir vertrauen niemandem mehr“ Aber der Wiederauf bau geht voran. Altinaj Badalowa hat von internationalen Hilfsorganisationen Baumaterial und Geld für Bauarbeiten bekommen. „Das Geld reicht aber nur für ein kleines Haus“, sagt sie bekümmert: „Wir sind neun Personen in der Familie. Wie sollen wir denn alle in zwei Zimmer hineinpassen.“ Bis das Haus fertig ist, übernachtet sie wie 100 andere Familien in einem Zeltlager. Was die Zukunft bringt? Badalowa wirkt ratlos. „In unsere Politiker haben wir jegliches Vertrauen verloren“, sagt sie. „Wir vertrauen niemandem mehr.“ Vertrauen und Hoffnung zu haben, das f ällt auch Moldomat Alikulow schwer. Der Kirgise


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hat sich wie fast jeden Tag ins Zentrum von Osch aufgemacht. Dort, direkt am Sitz des Gouverneurs, steht eine Tafel mit Fotos von Kirgisen, die seit den Unruhen vermisst werden. Moldamat Alikulow sucht immer noch nach seinem einzigen Sohn. „Ich werde nicht ruhen, solange ich meinen Sohn nicht gefunden habe“, sagt er voller Trauer. Die Männer, die sich um ihn herum versammelt haben, schimpfen: „Alle bedauern die Usbeken, aber die haben doch angefangen.“ Manche in Osch vermuten, dass das Blutvergießen gezielt provoziert wurde. Nur von wem? Von Anhängern des im April verjagten Ex-Präsidenten Kurmanbek Bakijew, der aus dem Süden stammt und dort seine Hausmacht hatte? Von UnterweltGrößen, die von Geschäften mit Drogen aus dem nahen Afghanistan leben? Oder von Extremisten mit einem Interesse an der Destabilisierung Kirgisistans? Wie es zu den Unruhen kam, soll nun eine internationale Kommission untersuchen.

Auf dem Weg zum Vorbild? In Osch versuchen sie, nach vorn zu blicken. Im Oktober hat Kirgisistan ein neues Parlament gewählt. Die Wahlen wurden von internationalen Beobachtern als frei und fair gelobt. Sie verliefen, gegenteiligen Befürchtungen zum Trotz, ohne gewaltsame Zwischenf älle. Das Parlament soll jetzt das Sagen haben, nicht mehr ein übermächtiger Präsident. So regelt es die neue Verfassung. Damit soll Kirgisistan zum Vorbild für Demokratie in Zentralasien werden, in einer ansonsten autoritär regierten Region. In Osch haben aber viele Zweifel, dass dieses Experiment gelingt. Achmatbek Keldibekow gehört der als nationalistisch geltenden Partei „Ata-Schurt“ an, die im Süden des Landes ihre Machtbasis hat und aus der Parlamentswahl als stärkste Kraft hervorging. „Wir werden alles daran setzen, die Verfassung zu ändern. Nur ein starker Präsident kann die Probleme Kirgisistans lösen“, ist er überzeugt. Auf dem Markt von Osch bauen die Händler langsam ihre Stände ab. „Natürlich werden wir in Zukunft wieder friedlich zusammenleben“, sagt ein kirgisischer Taxifahrer. Erst kürzlich habe er einen usbekischen Freund in dessen Imbiss besucht. „Er forderte mich auf, mich dorthin zu setzen, wo mich alle sehen“, erzählt er. Damit schon bald wieder usbekische und kirgisische Kunden in seinen Imbiss kommen. —— Alexandra von Nahmen ist Leiterin des DW-Studios in Moskau. Sie hat Kirgisistan in diesem Jahr mehrmals bereist.

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Der tote Winkel in Asien Es ist immer interessant, wie historisch bedingte Perspektiven die Wahrnehmung aktueller politischer Probleme bestimmen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der Afghanistan-Konflikt: In der Tradition des britischen Kolonialreichs wird dieser Konflikt in Afghanistan aus südlicher Richtung, vom Indischen Ozean kommend, „wahrgenommen“. Der Blickwinkel erweitert sich dann nach Westen und Osten, also nach Iran und Pakistan, weshalb es auch in den USA modern geworden ist, von „AfPak“ zu sprechen, also von Afghanistan und Pakistan als einem gemeinsamen Krisengebiet. Die post-sowjetischen Republiken nördlich von Afghanistan – allen voran die drei Nachbarstaaten Afghanistans Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan – werden dagegen aus der Perspektive des russischen und sowjetischen Kolonialreichs als eine davon getrennte politische Einheit gesehen. Zwar wird die geografische Lage und damit günstige logistische Nähe erkannt: Die USA verfügen in Manas, Kirgisistan, über eine Air Base zur Versorgung der US-Truppen in Afghanistan, die Bundeswehr hat ihrerseits einen Lufttransportstützpunkt im usbekischen Termez eingerichtet. Aber die Bedeutung der ehemaligen sowjetischen Republiken in Zentralasien für den Afghanistan-Konflikt wird trotz der kulturellen und ethnischen Zusammenhänge zu gering wahrgenommen. Über diese Staaten und deren schlecht gesicherte Grenzen läuft seit Jahren nicht nur der für die Taliban wichtige Drogenhandel nach Europa. Vielmehr wird die Ausbreitung des islamistischen Extremismus in dieser Region zu wenig erkannt, obwohl dies von den Vorgängen in Afghanistan nicht zu trennen ist. Der ethnische Sprengstoff im Ferghana-Tal, Anschläge in Duschanbe und Chudschand mit Dutzenden von Toten, Kämpfe zwischen tadschikischen Regierungstruppen und Islamisten in schwer zugänglichen Gebirgsregionen finden in westlichen Medien und ebenso in der westlichen Politik nur geringe Beachtung. Anscheinend wird alles als ein lokales Problem gesehen. Oder als Folge der Auflösung der Sowjetunion und damit als eine Aufgabe für Russland in seinem Hinterhof. Oder man will sich in die Angelegenheiten der autoritären Staatschefs dieser Staaten nicht einmischen, weil deren Zustimmung für die Versorgungstransporte benötigt wird. In jedem Fall entsteht ein gefährlicher toter Winkel, was sich noch bitter rächen könnte. Ingo Mannteufel leitet die Osteuropa-Abteilung und die Russische Redaktion der DW.


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„Sie können nicht

tagsüber auf dem Feld arbeiten und abends Hausaufgaben machen“: Die meisten der arbeitenden Kinder haben kaum eine Chance auf einen Schul­ abschluss

35 Cent für einen Eimer Patatas Raleigh, North Carolina – NGOs nennen sie die „Unsichtbaren“: Kinder, die auf USamerikanischen Farmen arbeiten und von denen die meisten Amerikaner nichts wissen. Sie haben keine Papiere, werden ausgebeutet, auch missbraucht. Über das Schicksal der 500.000 Kinder schweigen sich die Medien aus: Es passt nicht in das Bild, das die USAmerikaner von ihrem Land haben. Washington-Korrespondent Miodrag Soric berichtet von Dreharbeiten in North Carolina. Es ist stockdunkel, 4.30 Uhr morgens. Ein riesiger Pitbullterrier bellt sich die Seele aus dem Leib. Er springt um unseren Pkw. Wer soll als Erster aussteigen? Kameramann Lars Scholtyssyk und ich sind der Meinung, dass unser Fahrer Peter sein Bein vor die Tür setzen soll. Schließlich hat er uns hierher gebracht: fernab von allen Straßen North Carolinas, ans Ende einer Schotterpiste am Waldrand, unmittelbar vor zwei heruntergekommenen Wohnwagen. Peter, ein Hüne von Mann mit Vollbart, arbeitet für eine amerikanische Nichtregierungsorganisation (NGO). Er betreut Kinder, die auf US-amerikanischen Farmen

a­ rbeiten. In einem der beiden Wohnwagen, vor denen unser Wagen steht, hausen – zusammen mit etwa einem Dutzend Erwachsener – Esteban und Gilberto, 15 und 14 Jahre alt. Der Hund weckt die Schlafenden. In den Unterkünften wird das Licht angeknipst. Peter steigt aus und wird zu unserer Verwunderung nicht vom bellenden Ungeheuer zerfleischt, sondern verschwindet hinter einer Wohnwagentür. Lars hat die Kamera im Anschlag. Wir betreten leise die Behausung, fühlen uns unwohl. Schließlich dringen wir in das kärgliche Privatleben fremder Leute ein. Der Holzboden


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ist voller Sand, die einst weiße Plastikverkleidung an den Wänden aufgerissen. In einer Ecke laufen auf einem kleinen Fernseher Musikvideos. Aus dem Nachbarraum kommt Esteban, mit verschlafenem Blick. Der Junge schenkt uns ein schüchternes Lächeln. Ja, wir dürfen filmen, sagt er uns. „Wie alt bist Du?“ – „Zwanzig“, antwortet er, ohne sich die Mühe zu geben, uns von der Richtigkeit seiner Aussage zu überzeugen. Er zeigt uns, wo er schläft: auf einer schmutzigen Matratze ohne Bettbezug. Nachts wickelt er sich in eine alte Decke. Über der Schlafstelle hängt ein orangefarbener Fliegenf änger voller Insekten. Auf der Gemeinschaftstoilette hält man am besten die Luft an. „So sieht es in den meisten Unterkünften aus, in denen Kinderarbeiter leben müssen“, sagt Peter. Nach einer Stunde hält ein rostiger Kleinbus vor den Wohnwagen. Esteban und sein Freund Gilberto steigen zusammen mit den anderen Latinos wortlos in den Wagen, unter dem Arm jeweils eine Flasche Wasser und ein paar Brote. Der Vorarbeiter hinter dem Lenkrad gibt Gas. Wir springen in unseren Wagen und jagen hinterher. Nach 20 Minuten biegen wir von der Straße ab auf ein Kartoffelfeld. Der Farmer sowie andere Landarbeiter – alle Latinos – warten schon. Gerade geht die Sonne auf. Dutzende Hände durchwühlen die Erde, auf der Suche nach „Patatas“. Sie werden in Plastikeimer, die jeder vor sich herträgt, geworfen. Ist ein Eimer voll, wird er zu einem Lkw gebracht. Für jeden vollen Eimer bekommt man auf diesem Feld 35 Cent. „Die Kinder müssen Tonnen von Kartoffeln aus der Erde graben, um im Monat etwa 800 Dollar zu verdienen“, erzählt uns später Emily Drakage von einer NGO, die sich für die Rechte der Minderjährigen einsetzt. Davon müssen sie ihr Essen bezahlen – und einmal die Woche den Transport zum nächsten Walmart-Supermarkt. Die Kinder sind weder versichert, noch haben sie gültige Papiere. Die Plackerei unter der glühenden Sonne North Carolinas greift die Gesundheit an. Bei einem unserer Besuche in Arbeiterunterkünften treffen wir einen Jungen, der vom vielen Staub auf dem Acker einen stark geschwollenen Hals hat, kaum noch Luft

bekommt und nicht mehr arbeiten kann. Zum Arzt geht er nicht, weil er fürchtet, anschließend ausgewiesen zu werden. Immer wieder sterben Kinder, die auf den Feldern schuften. Niemand weiß genau, wie viele es sind. Human Rights Watch gibt an, dass zwischen 2005 und 2008 mindestens 43 Kinder durch Arbeitsverletzungen ums Leben gekommen sind. Andere Schätzungen liegen weitaus höher. Die meisten der arbeitenden Kinder auf amerikanischen Farmen haben kaum eine Chance auf einen Schulabschluss. „Sie können nicht tagsüber auf dem Feld arbeiten und dann abends Hausaufgaben machen“, sagt uns Mary Lee Moore, eine Lehrerin, die versucht, sich um die Kinderarbeiter zu kümmern. Auf einem anderen Ackerfeld treffen wir die 15-jährige Blanca Estela. Mit 13 wurde sie schwanger, mit 14 bekam sie eine Tochter. Der Vater des Kindes hat sie verlassen.

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Washington soll helfen Bei den Dreharbeiten sehen wir immer wieder Kleinkinder. Sie werden in den Fahrerkabinen der Lkw sitzen gelassen, die die Ernte abtransportieren. Die Zwei- oder Dreijährigen verbringen dort den ganzen Tag, warten auf ihre Eltern, die oft selbst noch Minderjährige sind. Agrar-Lobbyisten in North Carolinas Hauptstadt Raleigh verweisen im Interview auf die Zuständigkeit der Regierung in Washington. Die solle das Problem mit den „Illegalen“ endlich lösen. Bei der Rückfahrt nach Washington machen wir Rast in einem Restaurant. Wir bestellen uns Bratkartoffeln zum Hamburger. Diesmal wollen sie uns nicht schmecken. —— Die Deutsche Welle zeigt die TV-Reportage in der Sendung Global 3000 – auch online zu sehen: www.dw-world.de/global3000

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Bloggen über Grenzen hinweg Kairo – Kontakte im Internet können die persönliche Begegnung weder ersetzen noch vertiefen, so lautet das Fazit des Young Media Summit, zu dem Anfang Oktober die DW-Akademie nach Kairo eingeladen hatte. Drei Tage lang diskutierten Blogger aus Deutschland und arabischen Ländern unter anderem über die Grenzen zwischen einem „Orient“ und einem „Okzident“ im weltweiten Netz. Jeder Blog-Kommentar, jede Nachricht bei Twitter oder Facebook könne zum Verständnis zwischen den Kulturen beitragen, sagte die ägyptische Künstlerin und Bloggerin Amira Taher. Auch die Rolle der Sozialen Medien bei der Demokratisierung war Thema. www.yms2010.wordpress.com

Ein Reporter auf Pilgerfahrt Mekka/Bonn – DW-Reporter Ali Almakhlafi war bei der Pilgerfahrt Hadsch im November in Mekka dabei. Von seinen Eindrücken und Begegnungen hat er in einem Internet-Tagebuch berichtet. Bevor die Pilgerfahrt losging, musste der Journalist erst einmal Poloshirt und Jeans gegen ein Hadsch-Gewand tauschen. Für Almakhlafi eine neue Erfahrung – der 31-jährige Muslim war selbst zuvor noch nie in Mekka. „Ich will als Reporter zu mehr Verständnis zwischen den Kulturen beitragen“, lautet sein Credo, „kritisch, unverkrampft und auch mit etwas Humor“. Zum Tagebuch mit Hintergründen zu Mekka, Pilgern und Saudi-Arabien: www.dw-world.de/alis-mekka-tagebuch

Selbstkritik beim Mediendialog Ulan Bator – Auf Einladung des Goethe-Instituts, der DW und zweier mongolischer Medienunternehmen diskutierten rund 70 Journalisten aus der Mongolei am 1. November beim „DeutschMongolischen Mediendialog“ über die Medienpolitik ihres Landes. Peter Clever, Vorsitzender des DW-Verwaltungsrats, umriss in einer Rede die Bedeutung der Medien in der Demokratie. „Freiheit und Unabhängigkeit demokratisch verfasster Medien sind ein unschätzbares Gut und ein elementarer Baustein in einem sich vereinigenden Europa“, so Clever. Medienvielfalt als Ausdruck von Meinungspluralismus sei in jeder Gesellschaft erforderlich.

Medienentwicklung in ISO-Qualität Bonn/Berlin – Dienstleistungen verbessern und Qualität sichern, darum geht es beim Qualitätsmanagementsystem (QM) der DW-Akademie. Bewertungsmaßstab ist die international anerkannte Norm ISO 9001. „Die Akademie hat ihr QM-System mit dem Ziel aufgebaut, ihrem Anspruch als führende Institution der internationalen Medienentwicklungszusammenarbeit gerecht zu werden“, so Direktorin Gerda Meuer. „Mit der ISO-Zertifizierung wurde dem ein objektiver Beleg hinzugefügt.“ Ein Bestandteil des Qualitätsmanagements ist die Projektevaluation. Meuer: „Die Zufriedenheit der Teilnehmer ist entscheidendes Indiz für die Qualität unserer Dienstleistungen.“ www.dw-akademie.de

Medienhilfe für Partner in Moldau Chisinau – Die Deutsche Welle wird den Umbau des früheren staatlichen Rundfunksenders „TeleRadio Moldova“ (TRM) zu einer öffentlich-rechtlichen Anstalt mit einem Fortbildungs- und Beratungspaket unterstützen. Intendant Erik Bettermann vereinbarte bei einem Besuch in Chisinau, der Hauptstadt der Republik Moldau, einen entsprechenden Ausbau der seit zwei Jahren laufenden Partnerschaft. Ab 2011 soll eine deutsche Fachkraft für zwei Jahre den Reformprozess durch Trainings insbesondere im TV-Bereich und durch den Auf bau eines Trainingszentrums bei TRM begleiten – ­z usammen mit dem Centrum für internationale Migration und Entwicklung (Frankfurt/Main).


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Von Porsche zu den Pyramiden Kairo/Berlin – Zwölf Jugendliche aus Ägypten und Deutschland gingen gemeinsam auf Tour: zuerst zwischen Rhein und Elbe, Ostsee und Alpen, dann am Roten Meer und durch die Wüste. Die jungen Leute sind Teilnehmer der Talkshow „Jugend ohne Grenzen“, die DW-TV und der ägyptische Fernsehsender ERTU gemeinsam produzieren. Das hatten sie so noch nie erlebt: rings herum nur Wüste, bizarre Steinformationen und viel Sand. Hier sollten sie eine Nacht verbringen – in Zelten, ohne Strom und fließend Wasser. Nach langer Busfahrt sind die Jugendlichen im Wadi al-Hitan angekommen, wegen der riesigen hier gefundenen Wal-Skelette „Tal der Wale“ genannt. Früher war das Tal Meeresboden, heute ist es eine der vielen Weltkulturerbestätten der UNESCO in Ägypten. Die von zwei Video-Journalisten (VJs) begleitete Reise im Oktober quer durch Ägypten eröffnet den deutschen Jugendlichen neue Perspektiven. Wann hat man schon die Gelegenheit, das Land von einheimischen Jugendlichen vorgestellt zu bekommen? Die futuristische Bibliothek von Alexandria, antike Ausgrabungsstätten in Luxor, ein traditionelles nubisches Frühstück in Assuan und die ersten Naturschutzreservate am Roten Meer – es waren eine ganze Menge Eindrücke.

In der Talkshow „Jugend ohne Grenzen“ diskutieren die Jugendlichen aus beiden Ländern einmal im Monat über aktuelle Themen und Fragen, die sie bewegen – direkt und ungefiltert. Seit 2008 produzieren DW-TV und ERTU die Sendung, mal in Kairo, mal in Berlin. Die Reise durch Ägypten ist ein Gegenbesuch. Im Monat zuvor waren ägyptische Jugendliche zu Gast in Deutschland. Zusammen mit ihren deutschen Diskussionspartnern begaben sie sich auf eine Bus-Rundreise: vom Hamburger Hafen bis zur Stie-Alm im Bayerischen Oberland, von den mittelalterlichen Gässchen in Rothenburg ob der Tauber zu den Hightech-Fertigungshallen des Autobauers Porsche und dem Raumfahrtzentrum in Oberpfaffenhofen. Hautnah erlebten sie viele Facetten Deutschlands. Klar, dass beide Gruppen in der folgenden Talkshow viele Themen zu besprechen hatten – und beim Anschauen der Sendung auch ein wenig wehmütig wurden. ——

DW und BBC via DRM in Südasien Bonn – Mit Beginn des Sendeplans für die Winterzeit am 31. Oktober haben DW und BBC einen gemeinsamen DRM-Kanal für Südasien gestartet, mit Programmen auf Englisch und Hindi. Die DRM-Ausstrahlung für Europa wurde zeitgleich eingestellt. Diese Verlagerung nach Südasien soll Akzeptanz und Ver-

Markt. In Europa hingegen sei der Markt für diese Empfangs-

breitung von DRM, der digitalen Kurz-, Mittel- und Langwel-

geräte nicht nennenswert gewachsen.

le, auf dem indischen Markt fördern. Nach Überzeugung der

Der Schritt sei daher „keine Abkehr von DRM seitens der DW,

Experten von DW und BBC bietet Indien gute Perspektiven.

sondern die Verlagerung in einen vielversprechenden Markt

Hier könne sich der Empfang im DRM-Standard durchsetzen.

für DRM“, so Guido Baumhauer, Direktor Distribution. Indone-

Ein deutliches Indiz: All India Radio rüste derzeit die terres-

sien, Malaysia, Iran und Russland seien weitere Märkte, in

trischen Mittel- und Kurzwellensender auf DRM um und for-

denen es Interesse an DRM gebe.

ciere so die Produktion von DRM-Radios für den indischen

www.drm.org

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Ausgelassene Stimmung mit-

ten in der Wüste: junge Leute aus Ägypten und Deutschland gemeinsam auf Achse. Die Tour durch die zwei Länder vermittelte beiden Seiten bleibende Eindrücke


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JazzKicks in Bahrain Bonn/Manama – Am Frauenfußballturnier „Arabia 2010“ Ende Oktober in Manama, der Hauptstadt Bahrains, war die DW mit zwei Projekten beteiligt: Sie entsandte ein Jazz-Orchester und bot einen Workshop für Sportjournalistinnen an. Das „German Women Jazz Orchestra“, das eigens für diesen Anlass gegründet worden war, eröffnete das Turnier im Al-Ahli-Stadion. Unter der Leitung von „Echo“-Preisträgerin Angelika Niescier präsentierte das Orchester eine Hymne, die Niescier im Auftrag der DW komponiert hatte. Zudem probte das Ensemble in einem Workshop gemeinsam mit der Polizeiband des Bahrainischen Innenministeriums. Die Ergebnisse präsentierten sie anschließend unter dem Motto „JazzKicks: An Inter-Cultural Encounter“ in der Cultural Hall von Manama. Die DW-Akademie bot parallel einen Workshop für arabische Journalistinnen an, bei dem es um die Berichterstattung über Frauenfußball ging. Das Turnier „Arabia 2010“, an dem Teams aus der arabischen Welt teilnahmen, wurde vom Auswärtigen Amt angeregt und unterstützt. Es sollte auf die Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland aufmerksam machen. —— www.arabia2010.diplo.de

Teufelskreis der Provokation Berlin – Wie berichten die Medien über den Islam? Wie erreichen sie eine hohe Glaubwürdigkeit als Vermittler zwischen den Kulturen? Experten und Medienmacher aus Europa und arabischen Ländern suchten in Berlin zwei Tage lang nach Antworten. Über die Tagung im Zeichen des Online-Portals Qantara.de berichten Loay Mudhoon und Lina Hoffmann (DW/Arabisch). Zur internationalen Konferenz Ende Oktober hatten das Aus-

Insbesondere der Aktualitätsdruck wurde von vielen Medien-

wärtige Amt und die Deutsche Welle eingeladen. Rund 300

machern als großes Problem dargestellt. Gerade bei komple-

Teilnehmer diskutierten über journalistische Verantwortung

xen Themen seien Einordnung und Analyse zwar nötig, doch

in Krisensituationen und über das Web 2.0 als Herausforde-

komme diese faktisch oft zu kurz, sagte etwa Yassin Mush-

rung für den Qualitätsjournalismus im interkulturellen Dialog.

arbash von Spiegel Online. Ute Schaeffer, Leiterin der Afrika-

Es ging um die gegenseitige Wahrnehmung und den Einfluss

und Nahost-Programme der DW, mahnte mit Blick auf die Be-

der in den Medien übermittelten Bilder.

richterstattung europäischer Medien mehr Professionalität

„Als Vermittler zwischen den Kulturen benötigen die Medien vor

und Sensibilität an: „Die Art, wie wir mit dem Thema Musli-

allem eines: eine hohe Glaubwürdigkeit durch verlässliche Quali-

me oder Integration der Muslime umgehen, ist ein großer Test

tätsstandards“, stellte DW-Programmdirektor Chris­tian Gramsch

dafür, wie ernst wir es mit journalistischen Standards nehmen.

heraus. Das Portal Qantara.de, das die DW gemeinsam mit Part-

Wenn wir das in Zukunft nicht besser machen, dann stacheln

Qantara.de

nern betreibt, könne dabei ein Vorbild sein, so Gramsch.

wir die öffentliche Diskussion an – und die Medien machen sich

ist ein Sonderprojekt der Ara-

Provozierend fragte Abdelbari Atwan, Chefredakteur der in

zum Teil eines Teufelskreises der Provokation.“

bischen Redaktion in Bonn in Zu-

London erscheinenden Tageszeitung Al-Quds Al Arabi: „Wenn

Blogs und Formate wie Facebook und Twitter seien insbeson-

sammenarbeit mit Goethe-Institut,

Farbige diffamiert werden, ist es Rassismus; wenn Juden dif-

dere in Ländern mit autoritären Regimes unverzichtbar, darin

Institut für Auslandsbeziehungen

famiert werden, ist es Antisemitismus; und wenn Muslime dif-

war man sich einig. Sie transportierten – wie im Fall Iran –

und Bundeszentrale für politische

famiert werden – dann ist das Pressefreiheit?!“ Michael Slack-

jene Themen, die in staatlichen Medien unterdrückt würden.

Bildung. Die Beiträge des Portals

man, Bürochef der New York Times in Berlin, verwies auf Defi-

Ein Ende des Qualitätsjournalismus sei durch Berichterstat-

erscheinen in fünf Sprachen und

zite bei der Pressefreiheit in der arabischen Welt und betonte,

tung in Sozialen Netzwerken nicht zu befürchten, meinte die

sollen zu einem vertieften Dialog

dass hier nach Ländern differenziert werden müsse. Die Idee

iranische Bloggerin Farnaz Seifi: „Beides ergänzt sich und er-

mit der islamischen Welt beitragen.

eines „globalen Pressekodex“ allerdings stieß auf Skepsis. In

gibt ein Ganzes.“

Qantara.de wird vom Auswärtigen

vielen autoritär regierten Staaten könne ein solcher Kodex

Lesen Sie auch das Interview mit Ehab El Zelaky, Redakteur

Amt gefördert.

womöglich zu mehr Einschränkungen der Pressefreiheit füh-

für das Online-Portal der ägyptischen Tageszeitung Masri Al

www.qantara.de

ren, meinte Slackman.

Youm: blogs.dw-world.de/presse


profil

weltzeit 06_2010

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Es war einmal… Bonn – Multimedial und in zahlreichen Sprachen hat die Deutsche Welle Märchen aus aller Welt aufbereitet und ins Netz gestellt. Die neue Reihe ist Teil des Kulturangebots im Internet. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des deutschen Auslandssenders – aus Australien und China, Indien und Russland, Tansania und weiteren Ländern – tragen ihr Lieblingsmärchen in der Originalsprache vor. Außerdem hat die DW zu jedem der Märchen einen Zeichentrickfilm in deutscher Sprache produziert. Die deutsche Version gibt es auch als illustrierten Text zum Ausdrucken. Künstlerisch

„Höchste ästhetische Maßstäbe“

in Szene gesetzt wurden die Märchen von der Kölner Illustratorin Ulla Schmidt. Jede Woche werden zwei der insgesamt 22 Märchen online gestellt. Darunter zum Beispiel „Die Geschichte von dem Fischer und dem Dschinn“, ein arabisches Märchen. Auch „Die braune Ziege“ aus Afghanistan und „Der Flötenspieler“ aus China werden multimedial vorgestellt. „Das erste Känguruh“ kommt – na-

München – Bei den 12. Internationalen Eyes & Ears Awards im Rahmen der Medientage München wurde die DW in mehreren Kategorien ausgezeichnet: unter anderem mit dem Spezialpreis „Creation“ für die Musikdokumentation „Das Beethoven-Projekt“.

türlich – aus Australien und „Die Wäscherinnen der Nacht“ sind aus Frankreich überliefert. „Mit diesem Projekt fördern wir auf originelle Weise den Dialog zwischen den Kulturen. Märchen sind nahezu universal präsent, zählen zum fundamentalen Kulturgut zahlreicher Völker und Länder“, so der Leiter der Kulturredaktion Hörfunk und Online, Ramón Garcia-Ziemsen. Auch für Menschen, die die deut-

Das Projekt von DW-TV mit dem Stardirigenten Paavo Järvi und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen „vermittelt die Begeisterung für klassische Musik und gibt vielschichtige Einblicke in das Innenleben eines Orchesters“. Die Filmgestaltung werde „allerhöchsten ästhetischen Maßstäben gerecht“, so die Begründung der Jury. DW-TV hat „Das Beethoven-Projekt“ im Oktober weltweit ausgestrahlt. Inzwischen ist die 90-minütige Dokumentation auch auf DVD erschienen. Die Box umfasst umfangreiche Konzertmitschnitte, etwa alle neun Beethoven-Symphonien unter Leitung Järvis beim Beethovenfest Bonn 2009. Ausgezeichnet wurde in München auch die grafische Gestaltung der 50-teiligen Reportage-Reihe Global Ideas auf DW-TV: „Kurz, klar und global verständlich“, so die Jury, zeige die Reihe Menschen und Projekte, die sich gegen die globale Klimaerwärmung engagieren. Einen Preis erhielt zudem die Kampagne von DW-TV zu „20 Jahre Mauerfall“, nach Auffassung der Juroren „eine faszinierende Bild-Ton-Collage zur deutschen Zeitgeschichte“. 597 Beiträge aus 24 Ländern waren bei Eyes & Ears of Europe, dem Branchenverband für Design, Promotion und Marketing der audiovisuellen Medien, eingereicht worden. Die Jury bestimmte 33 Preisträger. —— www.ideasforacoolerworld.org www.eeofe.org

sche Sprache erlernen, sei das Projekt sehr gut geeignet, denn die Texte seien einfach und nicht sehr umfangreich. Es war einmal? Dass Märchen auch in Deutschland keineswegs überholt sind, hat unlängst eine Umfrage des Allensbach-Instituts gezeigt: Über 80 Prozent der Befragten waren überzeugt, dass Kinder auch heute Märchen brauchen. www.dw-world.de/maerchen


26—

profil

DEUTSCHLANDBILD 01

Deutsch – Die Sprache des Vaters Bonn – „Dass ich, elf Jahre nach unserer ersten Begegnung, endlich mit ihm den Bund fürs Leben geschlossen habe, verdanke ich einer Reihe glücklicher Fügungen. Es war zwar keine Liebe auf den ersten Blick, dafür kamen Leidenschaft, Verbundenheit und Sehnsucht umso intensiver…“ Hier ist die Rede von Deutschland, der zweiten Heimat von Xiaoying Zhang.

01

Amerikanistik im Land der

Dichter und Denker: Die USA ist für viele Chinesen ein Traumland – damit hatte der in China geschätzte Goethe im 18. Jahrhundert allerdings wenig am Hut, ihn zog es nach Italien

Wenn Chinesisch meine Muttersprache ist, Englisch die Sprache meiner Wahl, dann ist Deutsch die Sprache meines Vaters, der in den 1960er Jahren infolge der abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen China und der Sowjetunion statt Russisch Germanistik studiert hatte. Aber für mich, wie für Millionen anderer junger Chinesen in den 1980er Jahren, waren die Vereinigten Staaten von Amerika mein Traumland, welches mich zum Studium der englischen Sprache veranlasst hatte. Den Bezug zu Deutschland gab es jedoch schon lange in unserer Familie. Während meine Vorstellung von Amerika eher abstrakter Natur war, sah

mein Deutschlandbild viel konkreter aus. Es war ein buntes Mosaik aus Tausenden kleinen Teilen: von der Granini-Saftflasche bis zum Knirps-Regenschirm, von Heintje bis zum jungen Werther. Als die Studienzulassung aus Deutschland kam, war ich erfreut über den Kompromiss, den ich geschlossen hatte: in Deutschland Amerikanistik zu studieren. So kam ich vor 21 Jahren, einen Monat nach dem Mauerfall, nach Frankfurt am Main. Ja, selbstverständlich wurde ich oft gefragt, warum ich ausgerechnet im Land der Dichter und Philosophen die Literatur und Kunst eines Landes studierte, das kaum mehr als 200 Jahre Geschichte hat.


profil

weltzeit 06_2010

Dass ich mich später immer mehr von Deutschland beziehungsweise Europa angezogen fühlte, geht auf ein Schlüsselerlebnis zurück, meine erste Reise in die USA während meiner Studienzeit. Als ich zurückkam nach Deutschland, wurde mir klar, dass ich mir ein Leben zwischen Wolkenkratzern und Vergnügungsparks nicht vorstellen konnte. Die kulturelle Vielfalt, die Jahrtausende lange Tradition, römische Ruinen mitten in der Stadt – das alles wollte ich nicht mehr missen. Wie das Schicksal es wollte, erhielt ich zum Studienabschluss ein Angebot von der Deutschen Welle. Durch meine journalistische Tätigkeit als Redakteurin im Chinesischen Programm habe ich nicht nur einen tiefen Einblick in die Medien­landschaft der Bundesrepublik gewonnen und wertvolle Erfahrungen gesammelt als Medienschaffende in einem Land, das Pressefreiheit und Meinungspluralismus garantiert. Darüber hinaus haben meine chinesischen Landes- und Sprachkenntnisse stets eine wichtige Rolle bei meiner Tätigkeit als Kulturvermittlerin gespielt. Während der Verleihung des „Deutsche Welle Literaturpreises für China“ 2001 in ­Peking kam ein Hörer im Rollstuhl auf mich zu. Er war eigens aus einer 1.500 Kilometer entfernten Region angereist, um den Menschen hinter der Stimme am Mikrofon kennenzulernen. Es war für mich eine unschätzbare Anerkennung unserer journalistischen Arbeit, die wir im Dienste von Verständigung und Austausch der Kulturen leisten. In den vergangenen 15 Jahren haben sich die Medien weltweit grundlegend verändert. Ich hatte das Glück, diesen Wandel als unmittelbar Beteiligte mitmachen zu dürfen, etwa den Transformationsprozess von analogen zu digitalen Medien. Verändert hat sich inzwischen auch meine Tätigkeit bei der DW. Seit einigen Jahren bin ich in der Abteilung Internationale Angelegenheiten für Asien zuständig. Ob im

Gespräch mit jungen Journalistik-Studenten aus der Mongolei oder künftigen Moderatoren aus China, ob beim Treffen mit Nachwuchs­ diplomaten aus aller Welt oder in der Diskussion mit Kollegen der Partnersender aus unseren Zielregionen – ich war immer stolz darauf, von der Medienvielfalt in Deutschland und von den ­Erfahrungen meines Senders berichten zu können, nicht zuletzt davon, wie er im interkulturellen Austausch seine Rolle als Brückenbauer versteht und wahrnimmt. Heute lebe ich in einer kleinen Stadt bei Bonn, wo ich mich auch zuhause fühle. Nach einem anspruchsvollen Arbeitstag ist die schönste Belohnung für mich, meinen Sohn beim Spielen zu betrachten, einfach diesen Blick zu genießen. Er wird bald vier Jahre alt und wächst bilingual und mit beiden Kulturen auf. Die Integrationsdebatte des Jahres 2010 wird er wohl irgendwann mit Verwunderung betrachten. Wenn er heute einen Begriff auf Chinesisch lernen will, fragt er: „Was sagt die Mama dazu?“, umgekehrt: „Was sagt der Papa dazu?“ Eines Tages stellte er die Grundsatzfrage: „Warum spreche ich eigentlich Deutsch und Chinesisch?“ Meine Antwort: „Chinesisch ist deine Muttersprache, Deutsch deine Vatersprache.“ ——

Xiaoying Zhang ist stellvertretende Leiterin der Abteilung Internationale Angelegenheiten. Von 1997 bis 2005 war sie als Redakteurin im Chinesischen Programm zuständig für Programmplanung, Berichte über aktuelle Themen und die Moderation der Live-Sendungen. Sie studierte Anglistik in Peking und schloss das Magisterstudium in Amerikanistik und Kunstgeschichte an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main ab.

— 27

»Ein Mosaik aus Tausenden Teilen: von Heintje bis zum jungen Werther.«


28—

neue medien

Abseits ausgetretener Pfade Die Deutsche Welle setzt auf Webdocs: Das neue Format kommt zunächst bei der Reihe GLOBAL IDEAS von DW-TV zum Einsatz. Hier entscheiden die Nutzer, wo es langgeht. Projektleiter Dominik Ahrens stellt es vor. Brods, unser Führer durch den Urwald, klopft mit dem Griff seiner Machete gegen den mächtigen Stamm eines Baumes. „So erkennt man, ob er hohl ist“, erklärt der erfahrene Guide, „dann ist er morsch und kann gef ällt werden.“ Der Blick unserer Kamera schweift empor zur Baumkrone, ins Dickicht des Regenwalds von Guyana und zurück zu Brods – dann friert das Bild plötzlich ein. Ein Fehler? Nein, vielmehr das auff älligste Merkmal der neuen WebDokumentation (kurz: Webdoc) über Umweltschutz in Südamerika: Denn der Film stockt hier nur, weil er auf die Eingabe des Nutzers wartet. Aus den eingeblendeten Möglichkeiten kann der Nutzer nun entscheiden, wie die Reise auf dem Bildschirm weitergeht. Soll Brods mehr über seine Arbeit hier im Wald berichten? Will man tiefer ins Unterholz vordringen? Oder zurück zur Lodge am Ufer des Amazonas laufen, um dort bei einer Bootsfahrt einen neuen Blickwinkel zu bekommen? Jede Entscheidung wird per Mausklick

01

g­ etroffen und führt zu einer neuen Wendung in der „interaktiven Recherchereise“. „Die Nutzer können intuitiv an die Sache herangehen“, erklärt Stephanie Zunk, Projektleiterin für die Web-Dokumentation. „Wir geben ihnen eine Form von Freiheit, die sie bereits aus anderen Multimedia-Angeboten kennen. Die Freiheit, den Informationsfluss selbst zu bestimmen und eine Geschichte zu erleben statt nur aufzunehmen.“ Um diese Interaktivität herzustellen, muss die Webdoc detailliert geplant werden. Denn eine bereits recherchierte Story nachträglich in diesem Format aufzubereiten ist schwierig. „Wir brauchen nicht einfach nur mehr Videoclips, Fotos und Hintergrundgeräusche als für ein normales Online-Special“, so Zunk. „Die Redaktion muss diese Materialien bewusst für das neue Format erstellen oder anpassen.“ Um den Zuschauern beispielsweise den Eindruck zu vermitteln, sie würden direkt angesprochen, sollten die Interviewten

direkt in die Kamera sehen – was bei TVBeiträgen ungewöhnlich wäre. Der interaktiven Reise nach Guyana war im August die Webdoc „Waldschutz in Papua-Neuguinea“ vorausgegangen. „Wir haben ein flexibles Redaktionssys­ tem entwickelt, damit wir die Inhalte der Webdocs möglichst einfach austauschen können“, erläutert Zunk. Trotzdem gab es Raum für Verbesserungen. So steht die zweite Webdoc in drei verschiedenen Qualitätsstufen bereit – erstmals auch in HD-Qualität. Dennoch können auch Regionen ohne Breitbandanschluss das neue Format nun besser nutzen. Und DWPartner in aller Welt können es auf ihren Internetseiten leichter einbinden. In der nächsten Webdoc können Interessierte in Bangladesch die Ursachen und Folgen von Arsenbelastung im Trinkwasser erforschen – und erneut abseits der ausgetretenen Pfade wandern. ——­ www.ideasforacoolerworld.org

Junges Publikum – vielver-

sprechender Nachwuchs: der vietnamesische Musiker Bùi Công Duy, Ende September in Bonn im Campus-Konzert

Mit dem Holzkahn über den Amazonas: hier wird der User zum Navigator


schlaglichter

weltzeit 06_2010

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Lange Haft für Blogger Für 19 Jahre und sechs Monate muss

Vimeo eine Vision für die Zukunft des

am Spiel beendet wurden und Flickr

ckelte, die auch finanziell erfolgreich

der iranisch-kanadische Blogger

gedruckten Buchs. Interessant ist das

in seiner heutigen Form entstand.

sind. Seit kurzem gehört Techcrunch

Hossein Derakhshan wegen seiner

knapp fünf Minuten lange Video vor

2005 kaufte Yahoo das kanadische

zum einstigen Internetstar AOL. Das

Meinungsäußerungen im Netz ins

allem, weil es drei unterschiedliche

Unternehmen. Mehr als fünf Milliarden

verlustreiche US-Unternehmen ist auf

Gefängnis. Laut Reporter ohne Grenzen

Nutzungsszenarien präsentiert.

Fotos wurden inzwischen hochgeladen

der Suche nach neuen Einnahmequel-

ist das die bisher längste Gefängnis-

Das digitale Buch wird interaktiv

– derzeit sind es im Schnitt 5.000 pro

len: AOL setzt auf das Geschäft mit

strafe für einen iranischen Blogger.

eingebunden, vernetzt und digital

Minute. Der Service bildet zwar die

Inhalten. Der Kauf von Techcrunch

Ein Gericht in Teheran verurteilte den

angereichert. Das Buch der Zukunft,

größte Fotoplattform der Welt, doch

macht die Konzentration im Bereich

35-Jährigen wegen „Kollaboration

so die Entwickler, ist kein analoges

es gibt noch eine deutlich größere

Neue Medien in den USA deutlich. Die

mit feindlichen Staaten, Propaganda

Konsummedium mehr, sondern dürfte

Bildersammlung: In den Datenbanken

AOL-Aktie legte nach der Verkündung

gegen das islamische System,

als multimediales Gruppenerlebnis an

von Facebook haben die Nutzer

der Übernahme um 4,6 Prozent zu.

Förderung konterrevolutionärer Zellen

Attraktivität gewinnen.

des Netzwerks inzwischen rund 15 Milliarden Bild-Dateien abgelegt.

Wall Street Journal im Aufwind

Gut 80 Prozent aller Journalisten in

Skype via Facebook

Und es geht doch: Geld verdienen

Pseudonym Hoder bekannt gewor-

Deutschland, Frankreich und Groß-

Das US-Technik-Blog „All Things

mit Inhalten im Netz. Das Wall

denen Derakhshan.

britannien nutzen soziale Netzwerke.

Digital“ berichtet, dass Facebook mit

Street Journal (WSJ), einzige

Zu diesem Ergebnis kommt eine

dem Internet-Telefonie-Unternehmen

US-Wirtschaftszeitung, die ihre

Wikio gegen Sprachbarrieren

gemeinsame Studie der schwedischen

Skype kooperieren will. Der neue

Inhalte im Internet fast ausschließ-

Jeder Mensch beherrscht nur eine

Unternehmensgruppe Cision und der

Dienst soll es Facebook-Nutzern unter

lich kostenpflichtig verbreitet,

begrenzte Anzahl von Sprachen. Für

Universität Sunderland (England).

anderem erlauben, gratis miteinander

hat seine Umsätze von Juli bis

manche Blogger ein Problem, wenn es

Besonders gefragt sind demnach

zu telefonieren. Die Verknüpfung

September erheblich gesteigert.

um die Kommunikation über Länder-

Facebook, Twitter und LinkedIn. Auch

soll schon in der neuen Version 5

Die Einnahmen aus Online-Anzeigen

grenzen hinweg geht. Das deutsche

Wikipedia steht als „Nachschlage-

von Skype enthalten sein, die das

nahmen gegenüber dem gleichen

Informationsportal Wikio will Abhilfe

werk“ in der Gunst der Journalisten

Entwicklungsstadium in Kürze ver-

Vorjahreszeitraum um 29 Prozent

schaffen und eine Lösung für die

weit oben, vor allem in Deutschland,

lassen dürfte. Unklar ist noch, wann

zu, die gedruckte Ausgabe legte

europäische Blogosphäre entwickeln.

wo die Befragten es fast doppelt so

Facebook die Funktionalität sichtbar

bei Anzeigen um 21 Prozent zu. Der

Ein Team aus Redakteuren und Über-

häufig nutzen wie in den anderen

machen will. 124 Millionen Menschen

norwegische Journalist John Einar

setzern sucht geeignete Blogeinträge

Ländern. 60 Prozent aller Journalisten

verwenden die Skype-Software

Sandvand führt diesen Erfolg vor

aus Deutschland, Frankreich, Italien,

recherchieren demnach mindestens

mindestens einmal im Monat.

allem auf einzigartige Inhalte zurück.

Spanien und Großbritannien und

ein Mal pro Woche bei Wikipedia.

und der Beleidigung der islamischen Religion“. Die Anklage stützte sich

Journalisten als Netzwerker

auf Blog-Einträge des unter seinem

Denn für exklusive Wirtschaftsin-

jeweils 100 Blogs pro Land liegen dem

Fünf Milliarden Fotos

Technologie-Blogs mit Gewinn

Portal nach eigenen Angaben bereits

Die Bilder-Community Flickr gibt

Techcrunch, eines der wichtigsten

Gewinne. Sandvand sieht nicht allein

vor.

es seit 2004. Ursprünglich war das

Technologie-Blogs weltweit, lockt

im Inhalt den Grund, warum Menschen

Hochladen von Fotos nur ein Aspekt

monatlich knapp zehn Millionen Nutzer

bestimmte Medienangebote nutzen.

Buch-Erlebnis von morgen

eines Online-Spiels, das Caterina Fake

auf seine Seiten. Die Idee lieferte der

Auch eine „einzigartige Verpackung“,

Die US-Unternehmensberatung

und ihr Mann Stewart Butterfield

US-Wirtschaftswissenschaftler Micha-

etwa iPad-Apps, seien verkaufsför-

für Design und Innovation IDEO

programmiert hatten. Die Komponente

el Arrington, der es zu den wenigen

dernd. Eine iPad-Applikation hat das

präsentiert auf der Videoplattform

kam so gut an, dass die Arbeiten

unabhängig arbeitenden Blogs entwi-

WSJ natürlich auch.

übersetzt diese. Genehmigungen von

formationen zahlen Leser offenbar gern, in der Hoffnung auf eigene


30—

zoom

Von zu Hause in die Heimat Die Bilder von der dramatischen Flutkatastrophe in Pakistan sind noch sehr präsent. Die betroffenen Menschen werden an den Folgen noch lange leiden. Maqpool Malik, DWRedakteur im Urdu-Programm und viel gefragter Experte, assoziiert weit mehr mit dem Land seiner Herkunft. Verena Vordermayer stellt ihn vor. Eine Maus und ein Elefant haben ihm Deutsch beigebracht. Als Maqpool Malik vor 17 Jahren nach Deutschland kam, war für ihn die „Sendung mit der Maus“ eine tägliche Lerneinheit. „Die paar deutschen Worte, die ich heute spreche, habe ich auch diesem Versuch zu verdanken“, erzählt Malik augenzwinkernd. Sein Blick verrät dabei auch ein wenig Stolz. Stolz darf er durchaus sein, denn in diesen Wochen war er wiederholt in deutschen Medien als Pakis­t an-Experte gefragt. Kenntnisreich und authentisch berichtete er über das Geschehen in seiner Heimat – auf Deutsch. Dass er eines Tages in Bonn für die Deutsche Welle arbeiten würde, knapp 6.000 Kilometer von der Heimat entfernt, hätte er sich vor 25 Jahren nicht ausmalen können. Damals stand er noch am Anfang seiner journalistischen Karriere, die er dann allerdings zielstrebig verfolgte: Nach dem Anglistikstudium wurde Malik Redakteur bei der zweitgrößten urdusprachigen Zeitung, später bei der größten Zeitung in Pakistan, die in englischer Sprache erscheint. Seinen Wechsel zum deutschen Auslandssender hat der heute 47-Jährige nie bereut. Ihm gef ällt das multikulturelle Arbeitsumfeld: „Man hört viele Sprachen und Dialekte, lernt viele unterschiedliche Perspektiven kennen – und doch versteht man einander.“ Er schätzt es zudem, dass ihm die Arbeit bei der DW die nötige kritische Distanz zum Geschehen in seiner Heimat und eine andere Perspektive ermöglicht. „Journalisten haben eine Auf klärungspflicht, im Idealfall ­reflektierten sie Fakten wie ein Spiegelbild“, so Malik.

Präzisere Berichterstattung Pauschalurteile über Pakistan als „korrupter Staat“ missfallen ihm ebenso wie der Begriff „Talibanisierung“. Die Taliban seien in Pakistan „eine Randerscheinung“. Mehr Präzision und weniger Verzerrung der Fakten seien

­ ünschenswert, mahnt Malik – auch mit Blick w auf die Darstellung in den Medien hierzulande. Seine Einschätzungen sind gefragt, denn er vereint profunde Kenntnisse über die Lage in Pakistan mit dem Programmauftrag des deutschen Auslandssenders. „Ich gehöre zu denen, die gleichzeitig auf zwei Schiffen segeln“, wie er es nennt. Ein Funken Stolz blitzt in den Augen des Mannes auf, der vor der Weltkarte in seinem Büro sitzt und von Heimat spricht. „Zweideutig“ sei der Begriff für ihn. In Deutschland sei er zu Hause, betont Malik. Hier lebt er mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen – „mit ganzem Herzen“. Andererseits bleibe Pakistan für ihn die Heimat, Ort seiner Wurzeln. In Lahore, der zweitgrößten Stadt Pakistans, verbrachte er Kindheit und Jugend. Er erzählt, wie er mit Freunden in den Straßen Lahores über Kreidelinien hüpfte. Heute beobachtet er seine Söhne mit deren Schulkameraden beim selben Spiel, diesmal im Rheinland. „Kindheit ist ein universelles Gefühl. Die Spielregeln mögen unterschiedlich sein, die Freude ist es nicht“, sagt er.

Prekäre Sicherheitslage Für die DW ist Maliks Heimat Pakistan eine wichtige Region: Die südasiatische Atommacht befindet sich im Demokratisierungsprozess und spielt eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Westlichen Medien zufolge soll sich El-Kaida-Chef Osama bin Laden weiterhin in der Grenzregion zwischen Pakistan und Afghanistan versteckt halten. Die Sicherheitslage im Land ist prekär. Im vergangenen Juli kamen bei einem Terroranschlag auf den Sufi-Schrein „Data Darbar“ in Lahore 42 Menschen ums Leben. Malik kannte den Schrein sehr gut. Als junger Mann hatte er die religiöse Stätte des Sufismus häufig besucht. Von der Mehrheit der Menschen in Pakistan wird dieser Glaube praktiziert, aber von den Extremisten als mystische Glaubensrichtung des Islam


zoom

weltzeit 06_2010

01

angefeindet. Knapp einen Monat nach dem Anschlag wurde Pakistan von der Flutkatastrophe heimgesucht. Ein Fünftel des Landes stand unter Wasser. Der Pakistan-Experte Maqpool Malik war nicht nur im eigenen Programm zu hören und im Journal von DW-TV zu sehen, seine Einschätzungen waren auch in anderen Medien gefragt. Malik zeigt sich vom Ausmaß der Flut und deren Auswirkungen in seiner Heimat sehr betroffen, gleichwohl legt er größten Wert darauf, dass dies seine kritische journalistische Distanz nicht berührt. „Ich versuche, mich nicht zu sehr emotionalisieren zu lassen. Ich muss als Journalist sachlich bleiben.“

Bewährtes Medium Die Urdu-Redaktion verfügt über originäre Quellen in der Region. Sie stand immer in Verbindung mit ihren Korrespondenten in Pakistan, um ein möglichst genaues Bild der Lage an die Menschen in den Katastrophenregionen weiterzugeben. „Das Radio“, sagt Malik, „hat sich in dieser Krisensituation als ein effizientes Medium bewährt.“ Ergänzend stellt das fünf köpfige Team multimedial auf bereitete Informationen ins Internet, berichtet unter anderem über den aktuellen Stand der internationalen Hilfsaktionen. Auch die DW-Journalisten wollten ihren Landsleuten helfen. „Das Urdu-Programm hat eine eigene Spendenaktion gestartet. Rund 4.000 Euro kamen zusammen“, erzählt Malik und fügt an, er sei zuversichtlich, dass es in seiner Heimat bald wieder aufwärts gehe. ——

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„Ich gehöre zu denen, die

gleichzeitig auf zwei Schiffen segeln“: Maqpool Malik

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