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Mein Auftritt
Tänzer und Choreograf Ronni Maciel hat in LA FORZA DEL DESTINO einen Auftritt, den Verdi niemals plante, Frank Castorf aber wollte – und der manche irritiert
Kurz vor dem vierten Akt stehe ich allein auf der großen Bühne, vor mir der dunkle Zuschauerraum. Meine Figur, den »Indio«, hat Regisseur Frank Castorf zum Stück dazuerfunden, als Verbindung zur Kolonialgeschichte. Jetzt rezitiere ich erst ein Gedicht von Heiner Müller, dann auf Portugiesisch den Text des »Canto das Três Raças«, ein Lied über das Leid der brasilianischen Völker, das ich selbst ausgewählt habe. Während ich spreche, höre ich die Buhrufe aus dem dunklen Saal: »Verdi, Verdi!«, und: »Wir wollen Musik!«. Es sind wenige, aber die sind laut. In diesen Momenten schaue ich runter, in den hellen Orchestergraben, suche Blickkontakt zu den Musiker*innen und dem Dirigenten. Sie blicken mich fest an, nicken mir zu, das gibt mir Kraft. Erstaunlich! An einem Opernabend, der eine einzige Allegorie auf den Schrecken des Krieges ist, gibt es offensichtlich Menschen, die die friedlichste und leiseste Szene nicht ertragen. Ich bin gespannt, wie es beim nächsten Mal wird.