DUHwelt 4/2007

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DUHwelt DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE

4 DUH welt 4/2007

Drama um Dieselfilter, die nicht filtern

2007

DUH-Umwelt-Medienpreis 2007 Lebendige Lippe – Neuer Partner im Flussnetzwerk Heidelberg ist Bundeshauptstadt im Naturschutz 1


Auf ein Wort...

IMPRESSUM Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V. Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: () 9995-77, www.duh.de, E-Mail: info@duh.de V.i.S.d.P.: Rainer Baake, Jürgen Resch Redaktion: Melanie Reimer, Jutta Kochendörfer, Michael Hadamczik Gestaltung: Claudia Kunitzsch Druck: Wachter GmbH, Bönnigheim Anzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2007 Verlag und Vertrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln (BLZ 370 205 00) 8 190 002 Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier Bildnachweis: Titelseite: Eichhörnchen/O. Hahn; S. 3: BUND Berlin; S. 4: A. Busch (o), F. Neuschulz (m), FIRN (u); S. 5: Stadt Heidelberg (o), R. Kirchmann (m), ProMotor (u); S. 6: pixelio.de; S. 7: T-Mobile Deutschland GmbH (o), pixelio.de (u); S. 8: pixelio.de (Baum), A. Busch; S. 9: privat, A. Busch (u); S. 10: J. Purps (o), F. Neuschulz, Naturfoto-Online/U. Walz (Säbelschnäbler), D. Damschen (u); S. 11: D. Damschen; S. 12: F. Neuschulz (o), D. Damschen (m), Toyota/Damschen (u); S. 13: SfLE; S. 14: J. Drüke, M. BunzelDrüke; S. 15: W. Lücking; S. 16: M. Knödler (o), SfLW (u); S. 18: Naturfoto-Online/ Dr. K. Mikhailov (o), FIRN (u); S.19: FIRN; S. 20: G. Ziesler (l), U. Gattenlöhner (m), Lake Võrtsjärv (u); S. 21: pixelio.de; S.22: GNF; S. 23: Wildlife Conservation Trust; S. 24: O. Hahn; S. 25: O. Hahn, Naturfoto-Online/Dr. E. Nerger (m); S. 26: Stadt Heidelberg; S.27: Stadt Wernigerode, Stadt Rastatt, Gemeinde Wettenberg, Gemeinde Nettersheim; S. 28: pixelio.de (o), Stadt Bamberg; S. 29: pixelio.de, O. Hahn (Feldsperling); S. 30: O. Hahn (Igel, Pfaffenhütchen), DUH (m); S. 31: O. Hahn (o), pixelio.de (m), D. Hase (u); S. 32: F. Neuschulz (o), Naturfoto-Online/H. Bäsemann (m), O. Hahn (u); S. 33: Dr. P. Wernicke (o), F. Neuschulz (m,u); S. 34: pixelio.de; S. 36: R. Kirchmann; S. 37: unendlich-viel-energie.de; S. 38/39: R. Unkel; S. 40: VfJ (o), Stadt Cottbus (u); S. 42: ProMotor; S. 43: pixelio.de; S. 44: M. Uhde (o), R. Kirchmann (u); S. 45: RAPUNZEL NATURKOST AG; S. 46: A. Bernauer; S. 47: privat, DUH; S. 48: pixelio.de Heftpreis: € 1,50

DUH welt 4/2007

Liebe Leserin, lieber Leser, während ich Ihnen diese Zeilen zur Begrüßung und zur Einführung in die neue DUHwelt schreibe, beraten in Bali Tausende von Teilnehmern der großen Klimakonferenz darüber, wie der uns alle bedrohende Klimawandel wenn nicht gestoppt, so doch abgebremst werden kann. Hier in unserem Land brüten einige Hersteller von unwirksamen Dieselrußfiltern nach ihrer öffentlichen Bloßstellung über der Frage, welche Zukunft sie noch haben. An der Elbe bei Lenzen freuen sich Pflanzhelfer darüber, dass sie an der Entstehung von einigen Hundert Hektar Auwald mitwirken können.

Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

Was das alles mit der DUH zu tun hat? Als erfahrene Leser der DUHwelt wissen Sie es natürlich längst. Die DUH ist ein fachlich kompetenter und äußerst wirkungsvoll agierender Umwelt- und Naturschutzverband. Viele der sinnvollen Punkte des Klimaschutzprogramms, für das die Bundesregierung einiges Lob bekam, fanden sich in Positionspapieren der DUH, lange bevor die Bundesregierung sie sich zu Eigen machte. Hätte die DUH nicht konsequenten Druck ausgeübt, so würde die Bundesregierung wohl heute noch ein Gutachten unter Verschluss halten, das die Wirkungslosigkeit mehrerer Dieselrußfilter auf dem Nachrüstmarkt zweifelsfrei nachweist. Ohne Verbände wie die DUH wäre es auch schlecht bestellt um zukunftsweisende Naturschutzprojekte – in Lenzen wie auch an vielen anderen Orten Deutschlands. Und ohne die großzügigen und häufig auch sehr sachkundigen Spenderinnen und Spender der DUH wäre es vielerorts nicht möglich, Flussufer zu renaturieren, Auwald zu pflanzen und jungen Menschen die faszinierende Schönheit und Vielfalt der Natur zu vermitteln. Ich wünsche Ihnen frohe Festtage und ein gutes neues Jahr. Ihr

PS: Vor zwei Monaten haben wir um Spenden für die Pflanzung von Auwald bei Lenzen gebeten. Die Aktion ist ein großer Erfolg und ein Großteil der Pflanzkreise ist dank Ihrer Unterstützung finanziell gesichert. Einen herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben.

Dezember 2007

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INHALT DUH AKTUELL 6

Neue Allianz „Pro Tempolimit“ gegründet

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Bürgerentscheid gegen neues Kohlekraftwerk

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Köln sammelt Handys für Umwelt und Naturschutz

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In alten Kühlgeräten tickt eine Klimabombe

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Klima-Tage bei T-Mobile

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Waldschlösschenbrücke erneut vor Gericht

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DUH-Umwelt-Medienpreis 2007 Gelungene Aufklärung über Klimawandel und Naturschutz

IM BLICKPUNKT

DUH-Umwelt-Medienpreis 2007 Forschung und Maßnahmenpakete allein werden den Klimawandel nicht bremsen und den Artenschwund nicht stoppen. Deshalb liegen uns Journalisten und Wissenschaftler am Herzen, die solche Themen anschaulich, eindringlich und zum Handeln motivierend in die Medien tragen. Wir stellen Ihnen Menschen vor, die uns mit ihrer Arbeit immer wieder hartnäckig die Verletzlichkeit unserer Lebensgrundlagen vor Augen führen und dafür einen Preis verdient haben!

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LEBENDIGE ELBE 10

Deichrückverlegung bei Lenzen: Vorzeigeprojekt an der Elbe nimmt Gestalt an

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Mehr Wasser für den Wald Intakte Feuchtwälder liefern Natur- und Klimaschutz im Doppelpack

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10. Elbe-Schüler-Camps in Sachsen und in Brandenburg

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Jugendliche engagieren sich für ihre Umwelt

LEBENDIGE FLÜSSE 14

Lebendige Lippe – Neuer Partner im Flussnetzwerk

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Wasserstraßen, die niemand braucht

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Aktion der Umweltverbände zur Rheinministerkonferenz in Bonn

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Drittes Weser-Erlebniswochenende

GLOBAL NATURE FUND 18

Tourismus am Baikalsee – Chance oder Bedrohung?

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Pantanal-Wanderausstellung auf Tour

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Osteuropakonferenz in Estland im Februar 2008

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Biodiversität – wichtiges Thema für Unternehmen

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Drittes Treffen der Living Lakes-Freunde am Bodensee

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Projektreise ins Jordantal

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Bäume zum Leben Neue Zukunftsperspektiven für Menschen in Südafrika

„UNBEKANNTE“ TIERARTEN 24

Eichhörnchen sind Wipfelakrobaten Sie sind Förster aus Passion, kümmern sich rührend um ihren Nachwuchs und lieben ihren Mittagsschlaf

NATURSCHUTZ 26

Heidelberg ist Bundeshauptstadt im Naturschutz

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Mehr Natur im städtischen Grün – DUH sucht Projekt des Monats!

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Stille in der Feldflur

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Biodive – Tauch ein in die Vielfalt des Lebens Die DUH will sichtbar machen, dass es auch in Deutschland eine ungeahnte Artenvielfalt zu bewahren gibt

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Deichrückverlegung bei Lenzen Die DUH wirkt an einem riesigen Bauprojekt mit – an der Deichrückverlegung in der Elbaue bei Lenzen. Hier entsteht eine neue Landschaft, die schon jetzt die Ornithologen ins Schwärmen bringt. Doch noch liegt reichlich Arbeit vor uns: Bis zum Frühjahr müssen Pflanzarbeiten auf den Flächen, auf denen später einmal ein Auwald entstehen soll, abgeschlossen werden.

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Baikalsee leidet unter Tourismus Die Einführung der Marktwirtschaft brachte für den einst urtümlichen See in Sibirien neue Belastungen. Der Baikalsee ist mittlerweile ein beliebtes Urlaubsziel mit jährlichen Besucherzahlen, die sich der Millionengrenze nähern. Auch Industrieabwässer bereiten dem See massive Probleme. Besonders berührt hat uns das Schicksal der Baikalrobbe. Sie ist ausschließlich am gleichnamigen See heimisch und kämpft nun als Art ums Überleben. 4/2007 DUHwelt Seite 18


INHALT 31

Brandenburger Umweltpreis geht ins Rhinluch

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In den Everglades von Deutschland Der „Anklamer Stadtbruch“ ist eine riesige Sumpf- und Moorlandschaft

NEUES AUS DER FORSCHUNG

Bundeshauptstadt im Naturschutz Naturschutz in Städten und Gemeinden ist machbar. Wo ein politischer Wille ist, da finden sich auch Handlungsspielräume, die im Sinne von Natur, Umwelt und Lebensqualität der Bürger nutzbar sind. Das haben die Teilnehmer an unserem Wettbewerb eindrucksvoll bewiesen. Schauen Sie mal genau hin: Wie sieht es an Ihrem Wohnort mit dem Engagement der Stadtväter für Natur-Themen aus?

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Pfuhlschnepfe hält Langstreckenrekord

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Giftpilze leben sicherer

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Schimpansen erklauen sich Sex

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Tasmanische Teufel in höchster Not

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Der ungehobene Wärme-Schatz

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Kyocera-Umweltpreis für Mittelstand

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Regeneratives Kombikraftwerk liefert zuverlässig Strom

ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

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Der ungehobene Wärme-Schatz DUH und Deutscher Mieterbund wollen der Energieeffizienz in privaten Haushalten auf die Sprünge helfen. Wussten Sie, dass die Haushalte immerhin den Platz drei unter den Verursachern von CO2Emissionen belegen? Ineffiziente Heizanlagen und unzureichende Isolierung sind dafür verantwortlich. Energetische Gebäudesanierung heißt die Zauberformel, mit der Abhilfe geschaffen werden könnte. Hexerei ist das nicht. Doch es fehlen klare rechtliche Zielvorgaben. Ein spannendes und konfliktträchtiges Thema für Hauseigentümer und Mieter.

Seite 36

KREISLAUFWIRTSCHAFT 38

Recycling ist machbar Eine Journalistenreise mit Blick hinter die Kulissen des Verpackungsrecyclings

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Mehrweg-Innovationspreis 2008: Neue Ideen rund um die Glasflasche gesucht

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Vorbildliches Bildschirmrecycling ausgezeichnet

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Cottbus: Wie aus Handys Bäume werden

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DUH-MARKT VERKEHR

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Drama um Dieselfilter, die nicht filtern

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Verbrauchertäuschung statt Klimawende

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Fokus Natur 2007

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Genfrei gehen

UMWELT ERLEBEN

HAND IN HAND-FONDS 45

Dieselfilter, die nicht filtern Vor über einem Jahr veröffentlichte die DUH die Nachricht, dass Diesel-Rußpartikelfilter mit katastrophal schlechter Wirkung auf dem Markt sind. Die Bundesregierung hat es seit langem Schwarz auf Weiß, aber sie hat es versäumt, die Öffentlichkeit rechtzeitig zu informieren und die Betrugsfilter umgehend vom Markt zu verbannen. Jetzt liegt das Kind im Brunnen. Die DUH fordert die rückhaltlose Aufklärung des Skandals.

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Seite 42

Planeta Verde – Biopionier mit sozialer Verantwortung

MENSCHEN FÜR NATUR 46

„Menschen für Natur“ zu Besuch beim Netzwerk Sude

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Steuergeschenk für Spender!

DUH INTERN 47

Dr. Cornelia Nicklas neue Leiterin des Bereichs Recht der DUH

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Simone Naumann neue Leiterin Verbraucherschutz

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Robert Spreter ab Januar neuer Leiter Kommunaler Umweltschutz

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DUH AKTUELL

Neue Allianz „Pro Tempolimit“ gegründet ■ Deutsche Umwelthilfe, Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Polizeiexperten haben im November 2007 die Allianz „Pro Tempolimit – Für Verkehrssicherheit und Klimaschutz“ gegründet. Die Initiatoren fordern von der Regierung eine schnelle Entscheidung für ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Das Ende der Raserei würde die Verkehrssicherheit erhöhen und Deutschlands Glaubwürdigkeit im Klimaschutz international stärken.

Das Tempolimit ließe sich im Gegensatz zu den meisten anderen Maßnahmen einfach, schnell und kostengünstig umsetzen. Eine Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde kann nach Schätzungen von Bundesumweltminister Gabriel 2,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Das ist mehr als das

Köln sammelt Handys für Umweltund Naturschutz ■ Der Kölner Stadtanzeiger, T-Mobile

Deutschland und die DUH haben in Köln eine Sammelaktion für Althandys durchgeführt. Die Bilanz nach rund zwei Wochen: 7.000 gesammelte Handys. Das hilft auch der Umwelt, denn für jedes zurückgegebene Handy spendet TMobile den Betrag von 5 Euro an die DUH. Defekte Geräte sind eine wertvolle Rohstoffquelle. Auch Altgeräte sind häufig noch in gutem Zustand und können wiederverwendet werden. Schulen können sich an der Handysammlung beteiligen und damit eigene Umweltprojekte finanzieren. Die DUH gibt dabei die Hälfte des Spendenerlöses, also 2,50 Euro pro Handy an die Schulen weiter. Die Aktion ist Teil der bundesweiten Handy-Sammlung von T-Mobile Deutschland und der DUH. Schwerpunkte der Projektförderung aus Mitteln der Althandy-Sammlung sind die DUHProjektnetzwerke Lebendige Flüsse und Lebendige Wälder.

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gesamte energetische Gebäudesanierungsprogramm der Bundesregierung bisher in fast zwei Jahren gebracht hat. Bei Tempo 120 würde sich der Treibhausgasausstoß nach Berechnungen des VCD sogar um mehr als 3 Millionen Tonnen verringern. Jährlich verunglücken mehr als 600 Menschen tödlich auf deutschen Autobahnen und über 30.000 werden verletzt. Unfallursache Nummer eins ist

überhöhte oder unangepasste Geschwindigkeit. Die Verkehrssicherheit könnte nach Angaben der Deutschen Hochschule der Polizei durch ein generelles Tempolimit deutlich erhöht werden. Die hohen Geschwindigkeiten führen zu Gefahrenquellen auf den deutschen Autobahnen: hohe Geschwindigkeitsdifferenzen, Aggressionsdelikte und Verstöße gegen das Rechtsfahrgebot kommen regelmäßig vor. Die Tempolimit-Allianz weist darauf hin, dass „praktisch alle Mitglieder der Vereinten Nationen mit einer ausgebauten Straßeninfrastruktur sich längst auf eine Tempobegrenzung verständigt haben“. Sämtliche Argumente für den spezifisch deutschen Anspruch auf unbegrenzte Raserei seien „längst widerlegt und peinlich“.

Bürgerentscheid gegen neues Kohlekraftwerk ■ Die Bürger der saarländischen Gemeinde Ensdorf haben sich in einem Bürgerentscheid mit über 70 Prozent gegen den Neubau eines RWE-Kohlekraftwerks ausgesprochen. Formal ging es um den wegen des Kraftwerks zu ändernden Flächennutzungsplan. „Die eindeutige Entscheidung gegen das geplante 1600-Megawatt-Kohlekraftwerk des Energieriesen RWE wird bundesweite Signalwirkung haben“, so DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake unter Verweis auf die zahlreichen Initiativen gegen vergleichbare Kraftwerksprojekte in ganz Deutschland. Baake forderte die CDU-Landesregierung in Saarbrücken auf, aus dem eindeutigen Bürgervotum die Konsequenzen zu ziehen. Es sei Zeit, auf eine Klimaschutzpolitik umzuschwenken, die diesen Namen verdient.

Das Ziel der Bundesregierung, die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken, ist mit dem Bau neuer Kohlekraftwerke nicht vereinbar. Das hat die DUH kürzlich vorgerechnet.

RWE-Kohlekraftwerk in Neurath.

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DUH AKTUELL

Klima-Tage bei T-Mobile ■ Jährlich stellt die Umwelt- und Nach-

haltigkeitsabteilung von T-Mobile ihre Aktivitäten bei Aktionstagen den Mitarbeitern des Konzerns vor. Im Zentrum der zweitägigen Veranstaltung im November 2007 im T-Mobile Forum in Bonn stand der Klimaschutz. Hier wurde die neue Netztechnik vorgestellt: Im Zuge einer in Deutschland einmaligen Modernisierung konnte der Energieverbrauch des T-Mobile Mobilfunknetzes um 30 Prozent gesenkt werden. Darüberhinaus zeigte die Veranstaltung den Mitarbeitern Ansätze für den Umwelt- und Naturschutz am Arbeitsplatz sowie im Privatleben.

Günther Ottendorfer, Geschäftsführer Technik von T-Mobile Deutschland GmbH, mit einer Mitarbeiterin des Nationalparks Bayerischer Wald.

Naturschutztage am Bodensee ■ Vom 3. bis 6. Januar 2008 laden die baden-württembergischen Landesverbände des BUND und NABU nach Radolfzell zu den Naturschutztagen ein. Die Veranstaltung richtet sich mit Vorträgen, Workshops, Exkursionen und einem attraktiven kulturellen Begleitprogramm an Umwelt- und Naturschutzaktive. Information und Anmeldung: www.naturschutztage.de

Waldschlösschenbrücke erneut vor Gericht Partnerorganisationen wie die DUH ergänzten die Informationsangebote. Die DUH stellte ihre Naturschutzprojekte Lebendige Flüsse und Lebendige Wälder vor, die mit Fördermitteln aus dem Handy-Recycling unterstützt werden.

■ Das Sächsische Oberverwaltungsge-

Steffen Holzmann erklärt einem interessierten Besucher die Projekte der DUH.

In alten Kühlgeräten tickt eine Klimabombe In Deutschland werden lediglich 37 Prozent der Kühlschränke ordnungsgemäß erfasst und korrekt entsorgt. ■ Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland heute noch rund 36 Millionen FCKW-haltige Kühlgeräte betrieben werden, obwohl Mitte der neunziger Jahre die Verwendung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) als Kältemittel und Dämmstoff bei der Produktion von neuen Kühlschränken eingestellt wurde.

weltbundesamtes Andreas Troge macht die DUH auf die Missstände aufmerksam und fordert, der schlampigen Entsorgungspraxis ein Ende zu setzen. Zusätzlich mahnt die DUH eine Überprüfung und Korrektur der offiziellen deutschen Klimabilanz an, in der dieser erhebliche Posten an klimarelevanten Emissionen bisher nicht erfasst wurde.

Die Deutsche Umwelthilfe hat eine jährliche Belastung der Atmosphäre mit 4,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten aus den unzureichend verschrotteten Geräten ermittelt. Doch gemäß Elektroaltgeräte-Gesetz müssen seit 2006 Kühlgeräte verbindlich nach dem „Stand der Technik“ entsorgt werden: In einem Schreiben an den Präsidenten des Um-

Der Einfluss von FCKW auf die Klimaerwärmung ist immens. Der Grund: Die im Kältekreislauf eingesetzten FCKW sind 10.720-mal und die FCKW in der Isolierung 4.680-mal so klimaschädlich wie das Treibhausgas CO2. Zudem schädigen sie die Ozonschicht und tragen so dazu bei, dass das so genannte „Ozonloch“ sich vergrößert.

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richt (OVG) in Bautzen hat den Baustopp der Dresdner Waldschlösschenbrücke aufgehoben. Der Baustopp der geplanten Elbbrücke war im August unter Verweis auf den Schutz der Kleinen Hufeisennase, einer seltenen Fledermausart, vor dem Dresdner Verwaltungsgericht erwirkt worden. Die Stadt Dresden hat nun einen raschen Baubeginn angekündigt. Doch der Rechtsstreit wird bis 2008 andauern. Das Dresdner Verwaltungsgericht hat noch über 21 Klagen von Naturschützern und Anwohnern zum Planfeststellungsverfahren zu entscheiden. Mit dem Bau der Brücke in der bislang geplanten Variante droht der Flusslandschaft die Aberkennung des UNESCO-Welterbetitels.

Die neue Brücke würde Dresden den Titel „Weltkulturerbe“ kosten.

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IM BLICKPUNKT

Gelungene Aufklärung über Klimawandel und Naturschutz Bei der Verleihung des 12. DUH-Umwelt-Medienpreises standen die beiden Themen ganz im Mittelpunkt der ausgezeichneten Beiträge. Mit dem Preis fördert und würdigt die DUH Menschen, die mit ihrem Wissen und ihrer Arbeit das Interesse der Menschen zur Bewahrung unserer Umwelt wecken.

■ In diesem Jahr hat die Berichterstattung zum Klimawandel, über den Schutz unserer Natur und die Zukunft der Erde enorm zugenommen. Naturkatastrophen, Pannen in Atomkraftwerken und der Anstieg der Energiepreise waren immerzu in den Medien präsent. Umso wichtiger ist es, die Öffentlichkeit mit sorgfältig recherchierten und korrekten Beiträgen über die Fakten zu informieren. Das ist unseren diesjährigen Preisträgern in exzellenter Weise gelungen. Gäste aus Wissenschaft und Medien sowie zahlreiche Vertreter der Bundesministerien und Verbände kamen zur feierlichen Preisverleihung im Festsaal des Presse- und Informationszentrum der Bundesregierung in Berlin zusammen. In seinem Grußwort betonte Prof. Dr. Harald Kächele, Bundesvorsitzender der DUH, dass die Preisträger durch ihre Arbeit dazu beitragen, dass „das komplexe Thema Klimawandel ein mensch-

Ulrich Blumenthal (Deutschlandfunk) hielt die Laudatio für Monika Seynsche.

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DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake (links), DUH-Vorsitzender Harald Kächele (rechts) und Staatssekretär im BMU Michael Müller (4.v.r.) freuen sich mit den Preisträgern 2007: Monika Seynsche, Jens Rehländer, Rudolf L. Schreiber, Anne Kreutzmann, Prof. Dr. Stefan Rahmstorf (v.l.n.r.).

liches Maß erhält, sie ist aufklärerisch im besten Sinne: Durch eine hintergründige und facettenreiche Berichterstattung erhalten Leser, Zuhörer und Zuschauer die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen.“

Wir bedanken uns bei T-Mobile Deutschland für die freundliche Unterstützung. ZDF-Moderator Karsten Schwanke und Harald Kächele mit den Preisträgern Ingo Herbst und Klaus Feichtenberger.

Laudator Dr. Gerd Rosenkranz (DUH), Harald Kächele und die Preisträgerin Anne Kreutzmann.

Günther Ottendorfer von T-Mobile begrüßte die Preisträger und Gäste.

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IM BLICKPUNKT

Die Preisträger

Prof. Dr. Stefan Rahmstorf erhält einen Sonderpreis für seine unermüdliche Aufklärungsarbeit zum Klimawandel. Er ist Ozeanograph und Klimatologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und einer der Autoren des neuen Berichts des UN-Weltklimarats IPCC. Rahmstorf hat sich ein weltweites Renommee als Forscher erarbeitet und engagiert sich für die Vermittlung wissenschaftlicher Kenntnisse in der Öffentlichkeit.

Monika Seynsche, Wissenschaftsjournalistin und Redakteurin des Wissensmagazins „Forschung aktuell“ beim Deutschlandfunk in Köln, ist Preisträgerin in der Sparte Hörfunk. Ihre Schwerpunkte sind die Themen Umwelt, Klima und Ökologie. Frau Seynsches Beiträge stellen überzeugend und anschaulich die Beziehungen zwischen Mensch, Umwelt und Klima dar.

Anja Bühling (wasistwas.de) gratulierte Jens Rehländer und dem GEOlino.de-Team.

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Anne Kreutzmann, Chefredakteurin und Gründerin des Solarstrom-Magazins „Photon“, erhält den Preis in der Kategorie Printmedien. „Photon“ ist die erste Fachzeitschrift, die sich auf solare Stromerzeugung spezialisiert hat. Auf hochprofessionellem journalistischem Niveau informiert sie über die Entwicklung der Photovoltaikbranche mit all ihren Facetten. Mit dieser Auszeichnung würdigen wir sowohl Anne Kreutzmann als auch das gesamte Solarmagazin.

Rudolf L. Schreiber, Unternehmensberater, Publizist und Buchautor, wird für sein Lebenswerk gewürdigt. Er ist Gründungsvorstand des BUND, der DUH und Initiator der ersten bundesdeutschen Naturschutzaktionen wie „Rettet die Vögel“ und „Rettet den Wald“ sowie Herausgeber der gleichnamigen Naturschutz-Bestseller. Schreiber gilt als der Begründer des „Öko-Marketing“. Die von ihm aufgebaute Beratungsgruppe Pro Natur setzt sich seit über 30 Jahren für eine nachhaltige Regionalentwicklung ein.

Jens Rehländer, Redaktionsleiter von GEOlino.de/GEO.de, und sein Team würdigen wir in der Kategorie Neue Medien für das Internetportal des Kindermagazins GEOlino. Die Online-Redaktion von GEOlino nutzt das Internet in beispielgebender Art und Weise, um Klein und Groß Lust zu machen, nahe und ferne (Um)-Welten zu entdecken. GEOlino.de illustriert die Naturinformationen lebensnah und anschaulich.

Ingo Herbst und Klaus Feichtenberger sind Preisträger der Kategorie Fernsehen. Der Österreicher Feichtenberger arbeitet als Drehbuchautor und Regisseur an Naturdokumentationen. Ingo Herbst ist Informationselektroniker und Politikwissenschaftler und erarbeitet seit 1997 für verschiedene Fernsehsender Berichte und Reportagen. Ihre Dokumentation „Wüsten im Vormarsch“ belegt die dramatischen Veränderungen in Natur und Umwelt. Die Autoren stellen die Folgen von Klimawandel, Massentourismus und industrialisierter Landwirtschaft anschaulich und eindrucksvoll dar.

Prof. Dr. Stefan Rahmstorf und seine Frau Stefanie während des Festakts.

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LEBENDIGE ELBE

Deichrückverlegung bei Lenzen:

Vorzeigeprojekt an der Elbe nimmt Gestalt an E

in scharfer, kalter Wind wehte am 26. Oktober auf dem Elbdeich bei Lenzen. Nach vorn gebeugt und mit hochgekrempelten Kragen wandert eine kleine Personengruppe auf der Deichkrone entlang. Wenige Worte, dann wird – ganz offiziell – ein grün-weißes, munter flatterndes Band durchschnitten. Zu den Teilnehmern der ersten Bauabnahme der historischen Deichrückverlegung an der Elbe zählen der Staatssekretär Dietmar Schulze vom brandenburgischen Umweltministerium, der zuständige Landrat, Deichplaner, Bauunternehmer und die Initiatoren und Förderer des Naturschutzgroßprojekts.

Blick auf die Deichrückverlegung bei Lenzen. Links der neue Deich, rechts die alte Deichlinie, die noch durch Schlitze geöffnet wird.

Der erste Bauabschnitt eines in Europa einmaligen Großprojekts ist abgeschlossen – die Deichrückverlegung in der Elbaue bei Lenzen. Hier entsteht eine neue stromnahe Gewässerlandschaft, die als Überschwemmungsraum vorgesehen ist und schon jetzt ein Mekka für Ornithologen darstellt.

Riesiges Bauprojekt für den ökologischen Hochwasserschutz Der insgesamt sieben Kilometer lange, zurückverlegte Deich wurde in zwei Bauabschnitte unterteilt. Der erste, mit einer Baulänge von 3.000 Metern ist nun nach zweijähriger Bauzeit fertig, der zweite steht bereits im Rohbau. Für die Aufschüttung des neuen Dammes mussten allein für den ersten Abschnitt rund 1,1 Millionen Tonnen Boden bewegt werden. Das entspricht 53.000 Lkw-Ladungen! 70 Prozent des Baumaterials stammt aus dem künftigen, neu gewonnenen Überschwemmungsraum. Hier entstanden mehrere neue Flutrinnen, Senken und größere Gewässer, die allesamt naturnah gestaltet wurden. Gegenüber dem bislang üblichen Deichbau auf den alten Deichtrassen sparte das lange Transportwege und Kosten.

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Im Sommer 2007 brütete im Projektgebiet erstmals ein Säbelschnäblerpaar erfolgreich (links).

Neue Brut- und Nahrungsräume für die Vogelwelt Schon jetzt lässt die neue Gewässerlandschaft die Herzen der Naturfreunde höher schlagen. Besonders interessant ist der Lebensraum für ornithologisch Kundige: Hunderte Gänse und Enten fallen abends zum Schlafen ein, Kornweihen

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LEBENDIGE ELBE suchen im schaukelnden Flug nach Nahrung, und der Raubwürger sitzt auf den Spitzen neu angepflanzter Auwaldbäume. Im vergangenen Sommer brütete neben vielen Paaren des Flussregenpfeifers gar erstmals ein Säbelschnäbler erfolgreich auf den offenen Flachwasserzonen. Es war der erste Brutnachweis dieser ansonsten im Wattenmeer heimischen Art für die untere Mittelelbe.

Auenwald aus Menschenhand Das heutige Bild der neu gewonnenen Auenlandschaft wird sich künftig stark verändern. Bald werden Auenwälder und gebüschumsäumte Gewässer dominieren, nur ein Teil soll als halboffene Weidelandschaft verbleiben. Insgesamt sind rund 300 Hektar für eine Auwaldentwicklung vorgesehen, gut die Hälfte hiervon ist bereits gepflanzt worden. Dabei wurde peinlichst darauf geach-

tet, dass nur heimisches, vor Ort gewonnenes Pflanzmaterial verwendet wurde. Dies war durch den Aufbau einer eigenen Baumschule möglich, in der man aus der Saat noch verbliebener Mutterbäume junge Pflanzen heranzog. Grundsätzlich wurden trupp- und kreisförmige Pflanzverbände schematischen Reihenpflanzungen vorgezogen. Jeweils die Hälfte der Gehölzarten sind auentypische Bäume wie Eichen, Ulmen, Eschen und Feldahorn sowie dornige Sträucher und Wildobst. Die Pflanzdichte ist mit 1.000 bis 2.000 Bäumen auf den Hektar bewusst gering gehalten, um auch Lücken für eine spontane Gehölzverjüngung zuzulassen. In diesem Winterhalbjahr und in der Pflanzsaison des kommenden Jahres sind noch weitere Arbeiten erforderlich. Nach der endgültigen Fertigstellung der neuen Deichlinie folgt nämlich im Laufe des Jahres 2009 ein letzter, besonders

An der Elbe lassen sich vor allem im August Schwarzstörche gut beobachten.

Rotbauchunken lieben die neuen Flachwasserzonen.

wichtiger Bauabschnitt: die Schlitzung des Altdeichs an sechs Stellen, um bei steigendem Wasser ein Einströmen zu ermöglichen. Zuvor sollten aber alle Pflanzarbeiten in der Fläche abgeschlossen sein. Hunderte von Pflanzkreisen mit Bäumen der Hartholzaue im Zentrum und dornigen Sträuchern außen herum, welche die Jungbäume vor Verbiss schützen, müssen noch gesetzt werden. Dann werden an der Elbe zusätzlich 425 Hektar neue Überflutungsflächen, davon 300 Hektar neuer Auwald, entstehen – zum Wohle der Natur und der Menschen an der Elbe.

Die DUH wirkt mit Eine Auenlandschaft von dieser Größe, Qualität und Vielfalt ist in Deutschland noch niemals von Menschenhand neu geschaffen worden. Frank Neuschulz, Leiter Naturschutz der DUH, überzeugte sich bei einer Ortsbesichtigung vom Fortgang der Pflanzarbeiten. Die DUHPartner vom Auenökologischen Zentrum Burg Lenzen konnten die für Gehölzpflanzungen günstige Jahreszeit bisher gut ausnutzen. Bei den Pflanzmaßnahmen wirkt die DUH als Förderer mit. Sie können das Projekt über die DUH mit einer Spende unterstützen oder eine Patenschaft für neuen Auwald übernehmen: Schon mit 50 Euro finanzieren Sie einen Pflanzkreis von 160 Bäumen und Sträuchern, mit 700 Euro sogar einen ganzen Hektar! Der Staat gibt für jeden Spendeneuro weitere neun Euro dazu. In solchen Pflanzkreisen wird neuer Auwald angepflanzt. In die Mitte werden Eichen oder andere Gehölze der Hartholzaue gesetzt, außen herum dornige Sträucher, welche die Jungbäume vor Verbiss schützen.

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Das Projekt „Lebendige Elbe“ wird unterstützt von:

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LEBENDIGE ELBE bien wie Laubfrosch, Knoblauchkröte und Kreuzkröte finden hier ebenso Rückzugsräume wie der Kranich und die scheue Waldschnepfe. Die Anhebung des Wasserstands ist hier – wie in den meisten Feuchtwaldprojekten – wichtigstes Projektziel.

Feuchtwaldschützer legten Hand an

Mehr Wasser für den Wald Intakte Feuchtwälder liefern Natur- und Klimaschutz im Doppelpack

Auen- und Bruchwälder in den Niederungslandschaften unserer Flüsse gehören zu den artenreichsten Waldformen, die wir in Mitteleuropa kennen. Über Jahrhunderte hinweg wurden diese Wälder großflächig gerodet und in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Zusätzlich wurden Flüsse begradigt oder eingedeicht, und die wiederkehrenden Überflutungen blieben ganz aus. Auenwälder, die noch den natürlichen Flussgängen unterliegen, oder nasse Bruchwälder sind selten geworden. Doch die wenigen verbliebenen Feuchtwälder erfüllen viele Funktionen. Sie dienen der Erholung, ihr Holz ist zumeist hochwertig und sie sind wichtig für den Hochwasserschutz oder die Sicherung des Trinkwassers. Sie sind wertvolle Biotope für den Arten- und Klimaschutz. Wie auch die tropischen Regenwälder speichern unsere heimischen Feuchtwälder in großen Mengen Kohlendioxid. Bis zu dreißig Tonnen dieses Klima schädigenden Treibhausgases kann ein Hektar Feuchtwald zurückhalten. Der feuchte Torfboden speichert es und bindet es im wachsenden Holz.

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In Zusammenarbeit mit dem Global Nature Fund und mit finanzieller Unterstützung von Toyota Deutschland und dem Toyota Fund for Europe stoppten die Deutsche Umwelthilfe und der BUND Anfang November auf einem zwei Hektar großen Waldstück das Wasser in alten Entwässerungskanälen. Der Wald liegt rund 15 Kilometer von der Elbe entfernt. Stau-Bretter und Heidekrautballen leisteten den Naturschützern gute Dienste. Alle Arbeiten wurden per Hand durchgeführt, um landschaftliche Eingriffe so gering wie möglich zu halten. Der Partner Toyota sorgte für den Transport von Helfern sowie des Pflanz- und Baumaterials. Der Erfolg war bereits nach wenigen Stunden sichtbar: Das Wasser staute sich und bahnte sich einen Weg zurück in den Wald. Mit vergleichweise geringem Aufwand konnte so dem gesamten Bodenwasserhaushalt des Waldes nachhaltig geholfen werden. Weitere Maßnahmen dieser Art sind bereits in Planung.

Laubfrösche lassen im ganzen Sommerhalbjahr ihre Rufe hören.

Mehr Wasser für den Wald in der Panie-Niederung Die verbliebenen Feuchtwälder im Urstromtal der Elbe sind der Ausgangspunkt für angewandte Naturschutzprojekte. In der Panie-Niederung im Nordosten Niedersachsens hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ein zusammenhängendes Areal von rund 55 Hektar inmitten eines flurbereinigten Gebiets angekauft. Die abwechslungsreiche kleine Restlandschaft besteht aus nassen Bruchwäldern, artenreichen Wiesen und Wiesenbrachen sowie Kleingewässern unterschiedlicher Ausprägung. Das Artenspektrum heute gefährdeter Tiere ist hoch: Amphi-

Wir danken für die Förderung:

TOYOTA

Handarbeit ist angesagt: Erstmals werden Heidekrautballen für den Anstau von Abzugsgräben eingesetzt.

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LEBENDIGE ELBE

10. Elbe-Schüler-Camps in Sachsen und in Brandenburg Seit 1998 veranstaltet die DUH jährlich Umweltbildungsaktionen für Schulen

Lehrer-Schüler-Workshop am Beetzsee/Brandenburg Bei Landschaftspflegemaßnahmen und Erkundungstouren zu Fuß oder per Kanu stellten sich rund 70 Schüler und Schülerinnen vielfältigen Aufgaben. Unter Anleitung eines einheimischen Fischers und von Mitarbeitern des Naturkundemuseums Potsdam bestimmten die Jugendlichen die Fischfauna. Am Abschlusstag präsentierten sie eine eindrucksvolle Dokumentation.

Das Transfer21-Programm Brandenburg und die Hanseatische Natur- und Umweltinitiative unterstützten die Aktion auch in diesem Jahr finanziell. Für die technische Unterstützung danken wir dem LISUM Berlin-Brandenburg.

in der historischen Zinnwäsche selbst nach kleinen Bodenschätzen (Bild unten). Im Hochmoor Georgenfeld und auf einer Waldexkursion lernten sie Möglichkeiten des Wasserrückhalts als Hochwasservorsorge kennen. Eigene Gewässer- und Strukturgüteuntersuchungen und ein Landschaftspflegeeinsatz auf einer Orchideenwiese waren weitere Programmpunkte. Doch auch Theorie muss sein: Den Schülern wurde die Auswertung satellitengestützter Hochwasserbilder vorgestellt. Dem Sächsischen Kultusministerium danken wir für die finanzielle Förderung des Camps. Die Rapunzel Naturkost AG unterstützte beide Camps mit kleinen Köstlichkeiten.

Viertägiges Elbe-SchülerCamp in Altenberg/Sachsen In der sächsischen Sport- und Bergbaustadt Altenberg folgten 38 Jugendliche dem Lauf des Wassers und „schürften“

Jugendliche engagieren sich für ihre Umwelt ■ Vierzig Jugendliche und junge Er-

wachsene aus dem gesamten Bundesgebiet wurden in Berlin als Nachwuchsforscher im Bereich Umwelt ausgezeichnet. Die Preise wurden im Rahmen des Bundesumweltwettbewerbs (BUW) 2006/2007 im September verliehen. Neben dem Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützen Stiftungen und Firmen den Wettbewerb. Das DUH-Projekt „Schulen für Lebendige Flüsse“ stiftete zwei Sonderpreise in Höhe von je 500 Euro für Wettbewerbsbeiträge, die sich dem Thema „Fließgewässer als Lebensraum für Fauna, Flora und Mensch“ widmen. Einen Sonderpreis bekam Florin Orth vom Gymnasium Westerstede in Niedersachsen für die mehrjährige GewäsDUH welt 4/2007

sergüteuntersuchung eines renaturierten Kanals. Er konnte Ursachen für Beeinträchtigungen durch einen Zufluss nachweisen. Ist es möglich, die Geburtshelferkröte, die im nahe gelegenen NaturschutzgeInes Wittig vom DUH-Projekt „Schulen für Lebendige Flüsse“ überreicht den Sonderpreis.

biet ausgestorben ist, im Terrarium zu züchten und dann wieder im Naturschutzgebiet anzusiedeln? Mit dieser Frage haben sich Andrea Woitzik, Ramona Dubke und Miriam Osterwind vom Helmholtz-Gymnasium Hilden aus Nordrhein-Westfalen beschäftigt. In enger Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehörde entwickelten sie eine Aufzuchtstation, errichteten ein grünes Klassenzimmer für die Freilandhaltung und eine Klimakammer für die Terrarienzucht in der Schule. Für ihre Arbeit, die bereits in Fachkreisen Interesse auf sich zog, erhielten die drei Schülerinnen den Sonderpreis der DUH. Es bleibt abzuwarten, ob die Zucht- und Auswilderungsvorhaben für die Geburtshelferkröte von Erfolg gekrönt sein werden.

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LEBENDIGE FLÜSSE

Lebendige Lippe – Neuer Partner im Flussnetzwerk In den vergangenen 15 Jahren hat sich einiges getan an der Lippe. Mehrere Flussabschnitte wurden in enger Zusammenarbeit von Behörden, Wasserverbänden, Naturschutz und verschiedenen Nutzergruppen renaturiert. Etliche Kilometer des ehemals vollständig ausgebauten Flusses sind wieder naturnah gestaltet. Weitere Projekte und Planungen sind derzeit in Arbeit.

Die Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz (ABU), ein vor dreißig Jahren gegründeter Naturschutzverein und Träger der Biologischen Station Soest, hat eigene Projekte zur Renaturierung der Lippeaue umgesetzt und ist an weiteren laufenden Naturschutzprojekten beteiligt. Die Anwohner mit dem Thema „Fluss und Aue“ vertraut zu machen und sie für die heimatliche Natur zu begeistern, ist der ABU ebenso ein Anliegen. „Wir erhoffen uns vom Lebendige Flüsse-Netzwerk wichtige Impulse für diese Arbeit“, meint Joachim Drüke, Vorsitzender der ABU. Der bestehende Kontakt unter den Naturschutzvereinen und Biologischen Stationen entlang der Lippe soll über das Netzwerk vertieft werden. Im nächsten Jahr will die ABU ein erstes Treffen zur Lebendigen Lippe mit allen Naturschutzakteuren organisieren.

Die Lippe und ihre Aue sind einen Besuch wert! In den renaturierten Auen weiden halbwilde Taurus-Rinder und Konik-Pferde. Sie gestalten hier zusammen mit dem Wasser die Landschaft. Aus ehemaligen Äckern entwickeln sich halboffene Weidelandschaften. Hier lässt sich Landschaftsentwicklung erleben. Auf Exkursionen sind die Rinder und Pferde immer wieder eine besondere Attraktion. An einigen Flussabschnitten wurden die den Fluss begleitenden Verwallungen durchbrochen. Über Flutrinnen strömen nun bereits kleinere Hochwasser in die Auen, und mit ihnen können sich Fische und viele andere Tiere und Pflanzen ausbreiten. Die vom Aussterben

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Hochwasser in der Lippeaue. Mit dem Hochwasser gelangen Totholz, Schwemmgut, Sand und Feinsedimente in die Aue. Tiere und Pflanzen können sich ausbreiten.

bedrohte Quappe findet in den wieder zugänglichen Auen Laichplätze und Kinderstuben. Auf den überschwemmten Wiesen versammeln sich große Schwärme von Wat- und Wasservögeln. Die Initiatoren der Lebendigen Lippe haben viele weitere Projektideen entwickelt. Auenrenaturierung, Naturerlebnisangebote und Informationsmaterialien Ganzjahresweide mit Taurus-Rindern und Konik-Pferden.

Die Quappe profitiert in besonderem Maße von den Renaturierungen.

sollen wesentliche Schwerpunkte der Arbeit sein. Außerdem will man sich bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie engagieren. Der Trägerverein Lippebiber will im nächsten Jahr die ersten Biber an der Lippe wieder ansiedeln. Vor 180 Jahren sind sie hier ausgerottet worden. Jetzt sollen sie an der Lippe wieder heimisch werden. Mehr unter: www.abu-naturschutz.de

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LEBENDIGE FLÜSSE

Wasserstraßen, die niemand braucht Seit über fünfzehn Jahren wird geplant und gebaut. Nach der Wende wollte die Regierung Kohl über Havel und Spree die blühenden Landschaften im Osten auch über die Binnenschifffahrt mit dem Westen verbinden. Die Pläne sind längst überholt, aber die Planer wollen nicht von ihnen lassen.

Enorme Gütermengen waren damals prognostiziert worden, die nur mit großen Schiffen auf Flüssen wie dem Rhein zu bewältigen wären. Dafür müssten auch kleine Flüsse wie Havel und Spree auf die Maße des Rheins getrimmt werden. Eine Wasserautobahn, für die Berlin erst mal der Endpunkt wäre. Doch die europäischen Planungen gehen weiter: Über Oder, Warthe und Djnepr sollen die Schiffe sogar das Schwarze Meer erreichen können. Die im Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 17 vorgesehenen Kanäle, die Verbindung vom Mittellandkanal ab Wolfsburg nach Berlin, sind mittlerweile weitgehend fertig gestellt worden. Jetzt soll es den Flüssen an den Kragen gehen. Havel und Spree sollen vertieft und verbreitert werden, denn die großen Schiffe brauchen viel Platz. Für die Spreemündung in Berlin und den Haveldurchstich bei Potsdam laufen seit Jahren die Baugenehmigungsverfahren. Allein hier sollen 1.800 Bäume gefällt werden. Auch die ausgedehnten und für die Havel charakteristischen Röhrichtbestände sind durch den verstärkten Wellenschlag der Rheinschiffe gefähr-

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det. Den Fischen werden die Laichgründe weggebaggert. Für die Schifffahrt muss das Wasser länger gestaut werden, weil durch den Braunkohletagebau von Vattenfall in der Lausitz der Spree das Wasser wiederum abgegraben wird.

Die Binnenschifffahrt blüht bereits, wo bleibt die Natur? Die Bauplanungen laufen schon seit sechs Jahren und stehen im Widerspruch zu der europäischen Umweltgesetzgebung, die für 2015 den guten ökologischen Zustand für alle Flüsse vorsieht. Ein Spagat zwischen Zerstörung und ökologischer Optimierung zeichnet sich ab, denn der Zustand der Flüsse darf auch nicht verschlechtert werden. Es sei denn, es gäbe keine Alternativen und es läge ein außerordentliches öffentliches Interesse vor. Doch zwischenzeitlich musste der Bedarf für das Projekt schon zweimal entschieden nach unten korrigiert werden, jetzt gilt er nicht einmal mehr als vordringlich.

nenschiffern fehlt, sind Güter, die sie transportieren können. Die verantwortlichen Politiker und Wasserbauer scheinen das noch nicht zu wissen. Deshalb startet der BUND zusammen mit der DUH und dem „Aktionsbündnis gegen den Havelausbau“ am 6. Dezember die Havelkampagne. Wir werden den Druck auf die Entscheidungsträger verstärken, um dieses Umweltzerstörungsprojekt endlich zu stoppen. Nebenbei könnten wir damit eine Milliarde Euro einsparen. Ausbau der Spree in Berlin-Charlottenburg 2003.

Schon der bisherige Ausbauzustand garantiert den Schiffern bereits einen wirtschaftlichen Verkehr. Was den Bin-

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LEBENDIGE FLÜSSE

Aktion der Umweltverbände zur Rheinministerkonferenz in Bonn ■ Umwelt- und Naturschutzverbände

haben im Oktober vor dem Bonner Umweltministerium auf die ökologischen Herausforderungen und die Situation am Rhein aufmerksam gemacht. Wichtigste Forderung der Umweltschützer ist die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit des Rheins und seiner Nebengewässer. Für die Initiative „Lebendiger Neckar“ war Markus Knödler vom Büro am Fluss in Plochingen dabei. Anlass war eine Tagung der Minister, die der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) angehören. Die Rheinminister und Vertreter der Europäischen Kommission haben bekräftigt, dass die teilweise konkurrierenden Nutzungsinteressen und der Schutz des Ökosystems Rhein in Einklang gebracht werden müssen. Zukünftig werden Gewässer- und Hochwasserschutz noch stärker in andere Politikbereiche wie zum Beispiel Landwirtschaft, Verkehr, Raumordnung und Tourismus zu integrieren sein.

Die Konferenz hat folgende konkrete Beschlüsse gefasst: ▲ Aufstellung einer Strategie, um Mi-

kroverunreinigungen durch Arzneimittel oder Haushaltschemikalien zu begegnen, ▲ Ausarbeitung einer Gesamtstrategie

„Sedimentmanagement Rhein“,

▲ Entwicklung eines Gesamtplans

„Wanderfische Rhein“. Bis zum Jahr 2015 soll das Stauwehr Straßburg einen Fischpass erhalten, ▲ Entwicklung von Anpassungsstrate-

gien für die Wasserwirtschaft, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.

Das Einzugsgebiet des Rheins nachgebildet vor dem Bundesumweltministerium.

Drittes Weser-Erlebniswochenende Gewässergüte bis hin zu künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zusammengestellt. Mit Wasserexperimenten wie dem Bau eines Spielbrunnens und dem Marmorieren von Papier konnten die Schülerinnen und Schüler die gestalterische Kraft des Wassers und die Eigenschaften des Fließens spielerisch erfahren.

■ Insgesamt 33 Schülerinnen und Schüler von drei Projektschulen – der Eichenschule Scheeßel, dem Gymnasium Uetze und der Leibnizschule Hannover – nahmen Ende September am Weser-Erlebniswochenende im Schullandheim Nienstedt/Deister teil.

Unter dem Motto „Botschaften vom Waltershagener Bach“ hatte das Projektteam des DUH-Regionalverbands Nord ein abwechslungsreiches Programm von Untersuchungen der biologischen

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Ihre Ergebnisse und Eindrücke verarbeiteten die Jugendlichen mit Einsatz multimedialer Hilfsmittel. Dazu erhielten sie eine Einführung in die Digitalfotografie und erstellten eine interaktive Zeitungsseite. Diverse Überlebens- und Aben-

teuerprüfungen in der Natur waren ebenso spannende Programmpunkte wie eine „unheimliche“ Nachtwanderung. „Die Schülerinnen und Schüler konnten an diesem Wochenende neben den vielfältigen Naturerfahrungen einmal mehr lernen, wie wichtig funktionierende Teamarbeit ist“, so das zufriedene Fazit aller Beteiligten. Das Projekt „Schulen für eine Lebendige Weser“ wird von Bingo! – Die Umweltlotterie gefördert. Informationen gibt es bei der Deutschen Umwelthilfe, Regionalverband Nord in Hannover, Gabi Fiedler und Kevin Schulz, sowie unter: www.duh.de E-Mail: lebendigeweser@duh.de Die Initiative „Lebendige Flüsse“ wird unterstützt durch:

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GLOBAL NATURE FUND

Tourismus am Baikalsee –

Chance oder Bedrohung? Der ferne Baikalsee nährt Mythen und weckt Sehnsüchte nach Einsamkeit und wilder Natur. Doch die Realität sieht mittlerweile oft anders aus. Die Anzahl der Touristen, die das einzigartige Naturwunder Baikalsee besuchen, steigt jährlich. Im Jahr 2006 waren es nach offiziellen Angaben fast 700.000 Besucher; daneben gab es noch zahlreiche nicht registrierte Urlauber. Die unkontrollierte Bebauung der Küstengebiete, wilde Müllkippen, durch Menschen verursachte Waldbrände, erhöhtes Verkehrsaufkommen und ungeklärte Abwässer bereiten große Probleme. Im Baikalsee liegen 22 Inseln. Auf der größten, der Insel Olchon, sind bereits etliche Hotels und gastronomische Einrichtungen zu finden. Auch an den Ufern des Baikal werden immer mehr neue Skiressorts, Hotels, Golfplätze und Wasserparks gebaut. Zwar ist die Förderung des Tourismus eine bessere Entwicklungsalternative als der Bau von Gas- und Ölleitungen, die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung und des Naturschutzes dürfen hinter dem ökono-

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Die Ausbeutung der Ressourcen in Sibirien stellt ein großes Problem für Umwelt und Natur dar. Der immer größer werdende Energiebedarf der Weltbevölkerung verschärft die Situation. Seit der Einführung der Marktwirtschaft werden nun auch touristische Ziele „erschlossen“. Der als Urlaubsziel beliebte Baikalsee wird davon nicht ausgenommen.

Tarnanzüge helfen, die scheuen Baikalrobben ohne Störung zu beobachten.

4/2007 DUH DUHwelt


GLOBAL NATURE FUND mischen Fortschritt jedoch nicht zurückstehen.

Alternative Strategien helfen Die Entwicklung von nachhaltigem Ökotourismus hilft dabei, den Schutz des Baikalsees und der ausschließlich hier lebenden Baikalrobbe – auf russisch Nerpa – zu verbessern. Als einzige Robbenart lebt die Baikalrobbe im Süßwasser. Ihre Färbung ist grau bis graubraun, sie wird knapp 150 Zentimeter groß und bis zu 65 Kilogramm schwer. An die extremen klimatischen Bedingungen hat sich die Baikalrobbe sehr gut angepasst. Die seltene Robbe ist jedoch durch illegale Jagd bedroht. Die Felle – vor allem der Jungtiere – erbringen gute Erträge auf dem Schwarzmarkt. Auch die sich verschlechternde Wasserqualität setzt den Tieren zu. Vor allem aus der Papierindustrie gelangen – trotz internationaler

Safari-Führer, anstatt ihren Lebensunterhalt mit der Jagd auf Robben zu verdienen. Im neuen Nerpa-Zentrum im Zabaikalsky Nationalpark können sich die Besucher über die scheuen Robben und über Schutzmaßnahmen informieren. Demnächst sollen touristische Kleinbetriebe in den armen ländlichen Gemeinden in Burjatien geschult werden, um Umweltstandards zu entwickeln und ein Bewusstsein für den Naturschutz aufzubauen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit nötig Um den Schutz der Baikalrobbe voranzutreiben, soll die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Behörden, Nationalparks und der Bevölkerung gefördert werden. Besonders ortsansässige Jugendorganisationen werden hier mit einbezogen. Ein medienwirksamer jährli-

Der Baikalsee ■ Mit einem Alter von mehr als 25

Millionen Jahren, 636 Kilometern Länge und über 1.600 Metern Tiefe ist der Baikalsee legendär. Der urzeitliche See birgt ein Fünftel des auf unserem Planeten frei zugänglichen Süßwassers. Dies zeigt seine immense Bedeutung als Trinkwasserreservoir der Zukunft. Die berühmte Klarheit des Wassers verdankt der Baikal den vielen Flohkrebsarten, wie der Epischura. Diese winzigen Wesen halten den See sauber, so dass er Heimat für unzählige Tierarten ist. Rund zwei Drittel der 2.500 Tier- und Pflanzenarten sind endemisch, das heißt, sie kommen nur hier vor. Bekanntester Vertreter ist die Baikalrobbe (Nerpa). Durch menschliche Eingriffe ist das ökologische Gleichgewicht stark gefährdet.

Die Erben des Baikalsees

Baikalrobben ruhen gerne an unberührten Ufern und Inseln im Baikalsee.

Proteste – jährlich bis zu 350 Millionen Kubikmeter giftiger Abwässer in den See. Sie schwächen die Tiere, so dass harmlose Virusinfektionen für Robbenbabys oft tödlich enden. Die Organisation FIRN – ursprünglich gegründet 1988 als Club für naturverträgliche Tourismusangebote für Jugendliche – ist seit vielen Jahren Projektpartner des Global Nature Fund am Baikal und hat umfangreiche Erfahrungen in der nachhaltigen Tourismusentwicklung gesammelt. So hat FIRN Fotoreisen zu den Robben initiiert, die sehr gut angenommen werden. Einheimische arbeiten nun als ausgebildete FotoDUH welt 4/2007

Die süßen Robbenbabys werden wegen ihres Fells gejagt.

cher Nerpa-Tag, Jugendwettbewerbe und eine Wanderausstellung helfen die Bevölkerung für die Naturschutzanliegen zu begeistern. FIRN Travel wird sein umfassendes Konzept beim jährlich stattfindenden Reisepavillon in Stuttgart vorstellen.

■ Larissa Batotsyrenova von FIRN setzt beim Schutz des Baikalsees auf die Jugend. Ein von der Anton-Ehrmann-Stiftung unterstütztes Projekt im Barguzin Tal beschäftigt sich deshalb damit, welchen Beitrag Jugendliche und junge Erwachsene für den Erhalt der Natur leisten können. Die Teilnehmer werden vor dem Hintergrund ihrer ethnischen und kulturellen Traditionen im Umwelt- und Naturschutz ausgebildet. In Seminaren lernen sie, eigene Initiativen zum Umweltschutz zu ergreifen, die nachhaltig wirken. Auf Workcamps werden praktische Ansätze wie Müllvermeidung oder Besucherlenkung in Naturschutzgebieten vermittelt.

Bitte helfen Sie diesem Living LakesProjekt mit einer Spende oder einer Patenschaft für die Baikalrobbe. GNF- Spendenkonto: 804041 6000 bei der GLS-Gemeinschaftsbank in Frankfurt/Main BLZ 430 609 67.

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GLOBAL NATURE FUND

PantanalWanderausstellung auf Tour

Osteuropakonferenz in Estland im Februar 2008 Die Erweiterung der EU ist umweltpolitisch eine große Herausforderung. Deshalb hat der GNF gemeinsam mit seinen Partnern im Osten das Seennetzwerk Osteuropa aufgebaut.

Ziele des Netzwerks sind der Informati■ Die neue Wanderausstellung des GNF unter dem Titel „Pantanal – Ein Naturparadies in Gefahr“ geht auf Reisen. 36 großformatige Fotos des renommierten Naturfotografen Günter Ziesler zeigen die Wunder des Pantanals in ihrer vollen Pracht. Dazu zählen spektakuläre Aufnahmen des Jaguars, von Kaimanen, Fischottern und Aras in atemberaubender Landschaft. Ein Mitmach-Quiz und erläuternde Schautafeln über aktuelle Gefährdungen für den „Bedrohten See des Jahres 2007“ runden die in Zusammenarbeit mit der Biologin Angelika Hofer konzipierte und von der Stiftung Ursula Merz geförderte Ausstellung ab.

onsaustausch und die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Ländern. Beteiligt sind der Plattensee in Ungarn, die Millitscher Teiche in Polen und der Labanoras Naturpark in Litauen. Im Netzwerk aktiv sind außerdem Naturschützer an den Seen Peipsi und Võrtsjärv in Estland. Dort wird der GNF vom 19. bis 23. Februar 2008 eine internationale Seenschutz-Konferenz veranstalten. Neben einer zweitägigen Exkursion zu beiden Seen, die in dieser Jahreszeit zugefroren sein werden, gibt es Vorträge zu den Themen Seenschutz, nachhaltiger Tourismus, Fischereiwirtschaft und Schutzgebietsmanagement. Veranstaltungsort der Konferenz ist Tartu, die zweitgrößte Stadt Estlands. Das Programm der Konferenz kann beim GNF angefordert werden. Weitere Informationen: www.globalnature.org/osteuropa.

Võrtsjärv. Der zwischen Estland und Russland liegende Peipsi-See ist das größte grenzüberschreitende Gewässer Europas. Seine Fläche beträgt 3.555 Quadratkilometer. Bis zu einer Million Zugvögel nutzen den Peipsi jährlich als Rastplatz. Die Hauptgefährdung für beide Seen stellt die Verschlechterung der Wasserqualität durch hohe Phosphorund Nitratbelastungen aus der Landwirtschaft dar, die in den flachen Gewässern zu einem Rückgang der Artenvielfalt führt. Das Seennetzwerk Osteuropa wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), der größten Umweltstiftung in Deutschland, unterstützt.

Bei uns bisher wenig bekannt: Peipsi und Võrtsjärv

Ausstellungstermine:

Die Seen Peipsi und Võrtsjärv sind über den Fluss Emajögi miteinander verbunden. Der Võrtsjärv See wird hauptsächlich für die Fischerei und als Erholungsgebiet genutzt. 35 Fischarten leben im

14. November 2007 bis 3. Februar 2008: Zoo Krefeld

Die beiden Seen Peipsi (oben) und Võrtsjärv (unten) sind in Europa relativ unbekannt, aber reich an Naturschätzen.

8. Februar bis 6. April 2008: Zoo Osnabrück 7. April bis 30. Mai 2008: Zoo Heidelberg 1. Juni bis 22. Juni 2008: OTTER-ZENTRUM Hankensbüttel 23. Juni bis 31. August 2008: Kölner Zoo

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GLOBAL NATURE FUND

Biodiversität – ein wichtiges Thema für Unternehmen Initiative für Wirtschaft und biologische Vielfalt Die wachsende gesellschaftspolitische Bedeutung des Themas spiegelt sich wider in der aktuellen „Initiative für Wirtschaft und biologische Vielfalt“ von EU und Bundesregierung. Die GTZ koordiniert die deutsche Initiative im Auftrag des Bundesumweltministeriums. Das Kernelement ist eine Erklärung von Unternehmen, sich zum Schutz der biologischen Vielfalt zu bekennen und konkrete Maßnahmen zu ergreifen.

Zur neunten Vertragsstaatenkonferenz zur Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) im Mai 2008 werden über 5.000 Teilnehmer in Bonn erwartet. Im Vorfeld veranstalten der Global Nature Fund (GNF) und die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH (GTZ) eine zweitägige Konferenz zum Thema „Biodiversität und Wirtschaft“ in Bonn.

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elchen Beitrag leistet die Wirtschaft für den Erhalt der Natur und der biologischen Vielfalt? Wie gehen Unternehmen mit der wachsenden Nachfrage nach natürlichen Rohstoffen und der zunehmenden (Über-) Nutzung von Ökosystemen um? Was versteckt sich hinter der „Initiative für Wirtschaft und biologische Vielfalt“ der Bundesregierung und der EU? Vom 2. bis 3. April 2008 organisieren der GNF und die GTZ eine Konferenz zu diesen Fragen.

en und Aktionspläne zum Erhalt und zur nachhaltigen gerechten Nutzung biologischer Vielfalt. Vor diesem Hintergrund entschied die achte Vertragsstaatenkonferenz zur CBD im Jahr 2006 in Brasilien, besondere Anstrengungen darauf zu richten, Unternehmen für den Erhalt der Biodiversität zu motivieren.

Die von GNF und GTZ organisierte Konferenz im April 2008 fördert gezielt den Wissensaustausch zwischen nationalen und internationalen Vertretern von Unternehmen, Behörden und Interessengruppen. Im Vordergrund steht die Vorstellung erfolgreicher Unternehmensvorhaben und praktischer Anleitungen zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Die Konferenz findet in Kooperation mit der „Initiative für Wirtschaft und biologische Vielfalt“ des Bundesumweltministeriums (BMU), mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und mit Unterstützung der Stiftung internationale Begegnungen der Sparkasse Bonn statt. Weitere Informationen sind erhältlich bei Stefan Hörmann, Projektleiter beim GNF: hoermann@globalnature.org und unter: www.globalnature.org/biodiv

Bild oben: Schachbrettfalter

Living Lakes-Förderer:

Unternehmen ins Boot holen Unternehmen profitieren direkt und indirekt von der Artenvielfalt intakter Ökosysteme bei der Gewinnung von Rohstoffen, bei der Herstellung und der Vermarktung ihrer Produkte. Bisher haben die meisten Wirtschaftsakteure dies nicht erkannt. Sie entwickelten keine StrategiDUH welt 4/2007

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GLOBAL NATURE FUND

Drittes Treffen der

Living Lakes-Freunde am Bodensee

Im September 2007 folgten Spender und Förderer des Global Nature Fund unserer Einladung und überzeugten sich von unserer Arbeit und der anderer Naturschutzverbände am Bodensee. Das dreitägige Treffen der Living LakesFreunde war für uns dank des großen Interesses der sympathischen Teilnehmer eine rundum gelungene Veranstaltung.

Projektreise ins Jordantal ■ Eine zehntägige Bildungs- und Studienreise um das Jordanbecken bieten die Veranstalter SK Tours und Yoram Ehrlich Reisen vom 18. bis 28. Mai 2008 an. Die Tour steht unter dem Titel „Politik und Wasser“. Die Teilnehmer werden zu Gast bei Wasser- und Umweltprojekten des Living Lakes-Partners Friends of the Earth Middle East sein. Neben dem Toten Meer stehen Exkursionen an den See Genezareth, nach Jerusalem und in die jordanische Hauptstadt Amman auf dem Programm. Die Kosten betragen 1.558 Euro einschließlich Übernachtung im Doppelzimmer/ Halbpension, Flug Frankfurt – Tel Aviv und lokalem Transport. Weitere Informationen sind beim GNF oder direkt bei Yoram Reisen unter Tel: 0681 585 360 oder E-Mail: info@mein-israel.de erhältlich.

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Auf der Solarfähre Helio konnten sich die Gäste bei einer Rundfahrt gemütlich zurücklehnen.

Unser erstes Exkursionsziel war das auf einer Bodensee-Halbinsel gelegene Naturschutzgebiet Mettnau, welches vom NABU betreut wird. Hier gibt es noch Reste eines Auen-Urwaldes und Streuwiesen zu bewundern. Unzählige Singund Wasservögel brüten an diesem geschützten Platz. Am zweiten Tag besuchte die Gruppe das Bioenergiedorf Mauenheim. Das Konzept von solarcomplex, kleine Gemeinden im ländlichen Raum stromund wärmeseitig autark zu machen, wurde hier anschaulich. Die Biogasanlage, die Holzhackschnitzelanlage und die Solaranlage wurden vorgestellt und in ihrer Wirkungsweise erklärt.

Wanderung im Naturschutzgebiet Mettnau.

Die Naturbeobachtungsmesse Fokus Natur führte die Gäste zur nächsten Station des Treffens an das Radolfzeller Bodenseeufer. Am letzten gemeinsamen Vormittag bot sich bei einem Besuch der Radolfzeller Aachmündung ein besonderer ornithologischer Genuss: es gab Rostgänse, Schnatterenten, Reiherenten, Tafel- und Kolbenenten, Hauben- und Zwergtaucher, Silberreiher und Kormorane zu beobachten.

Besuch des Bioenergiedorfes.

Naturnahes Ufer am Untersee.

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GLOBAL NATURE FUND Das Programm gliedert sich in drei Maßnahmen: ■ Ausbildungsangebote: Über 1.350

Bewohner ländlicher Gemeinden wurden bereits vom Wildlands Conservation Trust zu Baum-Unternehmern ausgebildet. Die Ausbildung umfasst Anzucht, Kenntnisse über Baumarten und ihre standortgerechte Pflanzung und Pflege. ■ Aufbau eines funktionierenden

Projekt Südafrika:

Bäume zum Leben Neue Zukunftsperspektiven für arbeitslose Jugendliche, alleinerziehende Eltern und Waisenkinder in Südafrika bietet das Projekt „Bäume zum Leben“. Gleichzeitig trägt es zur Wiederbewaldung ländlicher Regionen bei und leistet damit einen wertvollen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz.

In den letzten zwei Jahren hat die Living Lakes-Partnerorganisation Wildlands Conservation Trust das Projekt „Bäume zum Leben“ auf den Weg gebracht. Der Hilfe-zurSelbsthilfe-Ansatz der Maßnahme schafft für die Menschen in der südafrikanischen Provinz Kwa-Zulu Natal neue Einkommensmöglichkeiten. Gerade ländliche Gemeinden im Zululand sind durch schlechte Ausbildungsmöglichkeiten und mangelhafte Gesundheits- und Sozialsysteme gekennzeichnet. Dadurch wachsen Mutlosigkeit und Verzweiflung bei den Menschen. Diesen Teufelskreis der Armut kann das Projekt durchbrechen. Geplant sind weitere umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen entwaldeter Gebiete am Mkhuze Fluss und im Ongoye Wald. DUH welt 4/2007

Absatzmarkts für die Bäume: Die Bäume werden den Baum-Unternehmern vom Wildlands Conservation Trust für einen Euro pro Stück abgekauft oder können direkt gegen Nahrungsmittel, Fahrräder oder Schuluniformen eingetauscht werden. ■ Die Baum-Unternehmer bilden so

genannte „Grüne Teams“ und werden mit der Begrünung ländlicher Regionen beauftragt: Bisher wurden Pflanzaktionen in den Gemeinden Esikhaweni, Khula, Sokhulu und Mbonambi durchgeführt. Jeder Pflanztrupp setzt 300 bis 1.000 Bäume pro Monat an öffentlichen Plätzen wie Schulen und Kliniken. Die Bäume werden vom Pflanztrupp in den ersten zwölf Monaten nach der Anpflanzung gepflegt, um ihr Überleben zu sichern. Standortfremde Pflanzen werden schrittweise entfernt, außerdem wird Müll gesammelt.

Flugmeilen werden zu Spenden Das Projekt wird vom Global Nature Fund aus privaten Spenden gefördert. Seit November 2006 haben auch Lufthansakunden unter dem Motto „Miles to Help“ die Möglichkeit, ihre Prämienmeilen für verschiedene Living LakesProjekte zu spenden, unter anderem für dieses Baumprojekt. Weitere Informationen: www.globalnature.org/miles-to-help

Mit dem durch das Projekt erzielten Einkommen können Lebensmittel gekauft werden.

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„UNBEKANNTE“ TIERARTEN

Eichhörnchen sind Wipfelakrobaten und Walnüsse, aber auch Pilze, die sie quer im Maul tragen und zum Trocknen in Astgabeln hängen. Samen und Nüsse jedoch vergraben sie tief im Boden und fördern so die Erneuerung des Waldes. Eichhörnchen jeden Alters horten Nahrung, selbst die Jungen zeigen frühzeitig schon emsiges Grabverhalten. Einzelne Eichhörnchen können in einer Saison Hunderte von Nüssen verstecken, manche nah am Baum, andere bis zu 60 Meter entfernt. Obwohl die Tiere Nüsse in Tiefen bis zu 30 cm riechen können, finden sie viele dieser Verstecke nicht wieder. Die Bäume können sich dadurch verjüngen und die Hörnchen werden satt – so profitieren beide. Der Biologe nennt das Koevolution, der Soziologe spricht von einem Gewinn für beide Seiten.

Der Mittagsschlaf ist heilig

Kopfabwärtsklettern ist für sie kein Problem. Sie ernähren sich von Samen und Früchten der Bäume.

D

er buschige Schwanz ist ihr Markenzeichen und im Leben der Eichhörnchen kommt er dauernd zum Einsatz. Beim Springen von Baum zu Baum dient er als Ruder, als Flagge bei der Übertragung von Signalen, beim Klettern als Gegengewicht und beim Schlafen ist er die wärmende Decke. Anders als die meisten wild lebenden Säugetiere in Deutschland lässt sich dieses flinke Nagetier überall gut beobachten. Eichhörnchen sind tagaktiv, auffällig und oft erheiternd klug. Beim Fressen setzen sie sich gern auf die Hinterbeine und halten die Nahrung geschickt mit den kleinen Vorderpfoten. Das wirkt auf den Menschen besonders niedlich.

Eichhörnchen sind als streng tagaktive Tiere besonders morgens und nachmittags munter. Um die Mittagszeit jedoch ist bei ihnen stets eine Pause angesagt. Dann ziehen sie sich in ihr gut ausgepolstertes Baumnest zurück, rollen sich im „Kobel“ zu einer Kugel zusammen und schlafen. Zumeist finden sich die kompakten Nester in Nadelbäumen. Hier kommen auch die zwei bis fünf Jun-

„Förster“ aus Passion Eichhörnchen sind in allen Wäldern Eurasiens verbreitet und gelten hier als gute „Förster“. Vor allem im Herbst suchen sie unermüdlich Baumsamen, Zapfen und Nüsse, um Vorräte für die kalte Jahreszeit anzulegen. Besonders lieben sie Hasel-

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„UNBEKANNTE“ TIERARTEN ieren. So gibt es hell fuchsrote, dunkel rotbraune oder gar schwarz gefärbte Tiere. Offenbar sind Farbabweichungen auch vom Lebensraum abhängig. In höheren und kühleren Lagen treten häufig schwarze Formen auf, in Niederun-

gen zur Welt, die bei ihrer Geburt nur 10 Gramm wiegen. Regelmäßig werden die kleinen Hörnchen in ihrer sicheren Wiege aber von winzigen Plagegeistern gequält. Eichhörnchen wimmeln nämlich von Flöhen, genauer gesagt, von einem speziellen „Hörnchenfloh“. Wird es der Familie zu bunt, ist der Auszug die einzige Lösung! Dann packt die Mutter jedes einzelne Junge an der Bauchfalte und trägt es im Mund zu einem neuen, „flohfreien“ Kobel. Die Jungen unterstützen den waghalsigen Transport. Sie fallen in eine Tragestarre und legen den Schwanz wie einen Sicherheitsgurt eng um die Schnauze der Mutter.

Auch im Winter aktiv Die zumeist rotbraune Fellfarbe des Eichhörnchens kann regional sehr vari-

gen und Mischwäldern nur sehr selten. Eichhörnchen machen keinen Winterschlaf. Selbst im tiefsten Winter verlassen sie täglich kurz ihren bestens wärmeisolierten Kobel, um für einige Stunden auf Nahrungssuche zu gehen.

Junges Eichhörnchen: Eichhörnchen sind sehr fürsorgliche Eltern.

Steckbrief: Eichhörnchen Verwandtschaft: Gehört innerhalb der artenreichen Ordnung der Nagetiere zur Familie der Hörnchen. Weltweit gibt es ca. 270 Arten. Aussehen: Durch körperlangen, buschig behaarten Schwanz und typische Ohrbüschel unverkennbar. Gewicht: Zwischen 280 – 480 Gramm. Laute: Man kann leise Stimmfühlungslaute und harte, stoßartige „Chuckchuck“-Laute unterscheiden. Bei starker Erregung auch „Rindenklatschen“ mit den Füßen und peitschendes Schwanzschlagen. Sinne: Orientierung vor allem visuell. Die großen seitlich am Kopf sitzenden Augen bieten ein großes Gesichtfeld. Wahrscheinlich nur 2-chromatische Wahrnehmung, das heißt rot-grün-blind. Viele Tasthaare (Vibrissen) am Kopf für taktile Wahrnehmung. Verbreitung: Alle Waldgebiete Eurasiens, sowohl in borealen Nadelwäldern, im Mischwald der gemäßigten Breiten und in mediterranen Hartlaubwäldern. In Deutschland flächenhaft verbreitet. Nahrung: Energetisch hochwertige Baumsamen und -früchte. Im Herbst Vorratshaltung. Leckerbissen: Hasel- und Walnüsse, im Herbst gern auch Pilze. Tierische Kost nur gelegentlich. Natürliche Feinde: Habicht, seltener Marder. Lebenserwartung: Im Durchschnitt 2 bis 3 Jahre, höchstens 6 bis 7 Jahre. Gefährdung: Derzeit nicht gefährdet, jedoch in England und Nord-Italien nach Verdrängung durch das eingeführte Grauhörnchen auf die Vorwarnstufe gesetzt. In Deutschland wirken sich die Verinselung, die Strukturverarmung von Wäldern und die hohe Verkehrsdichte negativ auf die Bestände aus.

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NATURSCHUTZ

Heidelberg ist

Bundeshauptstadt im Naturschutz 2007 I

m Rahmen einer Feierstunde mit 150 geladenen Gästen am 29. Oktober in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin würdigte Staatssekretärin Astrid Klug das Engagement Heidelbergs und der zwölf weiteren Preisträger. Schirmherr des Wettbewerbs ist Bundesumweltminister Sigmar Gabriel.

Blick vom Heidelberger Philosophenweg.

BUNDESHAUPTSTADT im

NATURSCHUTZ

Mit dem Wettbewerb „Bundeshauptstadt im Naturschutz“ erfasste die DUH vielfältige Naturschutzmaßnahmen aus dem gesamten Bundesgebiet. Städte und Gemeinden dokumentierten ihr Naturschutzengagement in den Bereichen Kommunale Grünflächen, Arten- und Biotopschutz, Gewässer, Land- und Forstwirtschaft und reichten vorbildliche Projekte zur Bewertung ein. Zudem wurden Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung honoriert. Auch kreative Formen der Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Interessengruppen brachten den Bewerbern Pluspunkte. Viele der eingereichten Projekte waren durch hohe Qualität, nachhaltige Planungen und größte Kreativität geprägt. „Die Ergebnisse belegen eindrücklich, dass Naturschutz heute vielerorts ein wichtiges Handlungsfeld der kommunalen Aktivitäten darstellt. Viele Einzelmaßnahmen leisten wertvolle Beiträge, die natürlichen Lebensgrundlagen gerade in dicht besiedelten Räumen dauerhaft zu erhalten und die Biodiversität zu fördern“, erklärte der DUH-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Harald Kächele.

Die Universitätsstadt Heidelberg setzte sich gegen 114 konkurrierende Teilnehmergemeinden durch. Die Stadt am Neckar überzeugte mit herausragenden Naturschutzmaßnahmen. Die DUH gratuliert. Die Stadt Heidelberg zeichnet sich darüber hinaus durch eine engagierte Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung aus. Mit zahlreichen Veranstaltungen kann „natur aktiv!“ erlebt werden. Der große Zulauf zeugt von Akzeptanz in der Bevölkerung und motiviert zu weiteren Aktivitäten.

Heidelberg – Sieger in der Großstadtklasse und Bundeshauptstadt im Naturschutz

Landschaftspfleger in Heidelberg: Skudden am Wolfsbrunnen.

In Heidelberg (145.000 Einwohner) liegt der Kommunalpolitik viel daran, die Kulturlandschaft zu schützen und intakte Natur zu bewahren. Besonders im Arten- und Biotopschutz leistet die Stadt

hervorragende Arbeit. Mit einem Artenschutzplan zum Erhalt der biologischen Vielfalt in der Kulturlandschaft werden sensible Gebiete durch umfangreiche Maßnahmen gepflegt und gefördert.

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„Heidelberg beweist, dass eine ganzheitliche Sicht auf den Natur- und Umweltschutz möglich und nötig ist und keineswegs in Konkurrenz beispielsweise zu wirtschaftlichen Interessen einer Kommune stehen muss. Die Menschen in Heidelberg wissen unsere Arbeit zu schätzen. Die Verleihung des Titels ´Bundeshauptstadt im Naturschutz´ freut uns außerordentlich und soll uns ein Ansporn sein, unsere konsequente und erfolgreiche Naturschutzpolitik fortzuführen“, so Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner. DUHwelt 4/2007


NATURSCHUTZ Wettenberg gewinnt in der Teilnehmerklasse 10.000 bis 30.000 Einwohner

Renaturierte Holtemme mit Fischtreppe (links).

Wernigerode und Rastatt teilen sich den ersten Platz in der Teilnehmerklasse 30.000 bis 100.000 Einwohner Wernigerode (34.000 Einwohner) in Sachsen-Anhalt hat sich speziell für sein Wappentier, die Bachforelle, engagiert und viel dafür getan, dem Fisch in den umliegenden Gewässern wieder eine Heimat zu geben. Der Stadtfluss Holtemme wurde ökologisch durchgängig, indem 13 Querbauwerke entfernt wurden. Die Stadt Rastatt (48.000 Einwohner) in Baden-Württemberg, die bereits im letzten Jahr von der DUH für ihre Verdienste im Klimaschutz ausgezeichnet worden war, ist auch im Naturschutz aktiv und erfolgreich. Ökologisch wertvolle Blumenwiesen wurden in der Stadt angelegt, die das Stadtbild bereichern und zu einer Steigerung der Artenvielfalt bei den Wildbienen führten. Schwerpunkt der Naturschutzarbeit der Stadt sind Umweltbildungsangebote, wie zum Beispiel das jährliche Trinationale Naturschutz-Jugendcamp.

Gartenseite des Schlosses in Rastatt.

Beeindruckt hat die Gemeinde Wettenberg durch ihren außergewöhnlichen Einsatz in Forst- und Landwirtschaft und im Gewässerschutz. Mit den Renaturierungsmaßnahmen an den Wettenberger Fließgewässern wird wertvoller Lebensraum erhalten und ein Beitrag zum naturverträglichen Hochwasserschutz geleistet. In Kooperation mit örtlichen Interessengruppen hat die Gemeinde ein Pflegekonzept erarbeitet und eine Umwelt- und Naturschutzordnung für „schützenswerte Lebensräume“ erlassen. Durch Pflegemaßnahmen konnten gefährdete Magerrasen gerettet und wertvolle Orchideenstandorte gesichert werden.

Renaturierungsstrecke Gleibach in der Gemeinde Wettenberg.

Schautafel am Schmetterlingspfad in der Gemeinde Nettersheim.

Nettersheim überragend in der Teilnehmerklasse bis 10.000 Einwohner Ein langjähriges Engagement im Naturschutz prägt das Leben in der Gemeinde Nettersheim. Mit ihren knapp 8.000 Einwohnern betreibt sie ein eigenes Naturzentrum. Entlang des Schmetterlingslehrpfads Urftal kann nicht nur die intakte Natur bewundert werden, sondern auch der hier vorkommende Waldteufel, der zu den am stärksten gefährdeten Schmetterlingen in Nordrhein-Westfalen gehört.

ums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unterstützt. Acht weitere Organisationen unterstützen den Wettbewerb „Bundeshauptstadt im Naturschutz“. Dies sind der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Competence NeTwork for Urban Ecology (CONTUREC), Deutscher Naturschutzring (DNR), Deutscher Städtetag, Deutscher Städte- und Gemeindebund (DStGB), EUROPARC Deutschland, GRÜNE LIGA und der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Gefördert durch:

Das DUH-Projekt „Bundeshauptstadt im Naturschutz“ ist ein Förderprojekt des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) und wird aus Mitteln des BundesministeriDUH welt 4/2007

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NATURSCHUTZ

Hoffnungsschimmer für den Baiji – den weißen Delfin Chinas ■ Einem Geschäftsmann gelang in

der chinesischen Grenzstadt Tongling ein seltener Schnappschuss. Am 19. August 2007 sprang direkt vor ihm ein weißer Delfin aus den Fluten des Jangtse. Fachleute identifizierten das Tier auf dem Foto als einen Baiji, den seltensten Flussdelfin der Erde. Erst vor wenigen Wochen hatten amerikanische und chinesische Forscher verkündet, dass der zu den Zahnwalen gehörende Baiji mit höchster Wahrscheinlichkeit ausgestorben sei. Zuvor waren mehrere Expeditionen gescheitert, um die letzten ihrer Art zu fangen und in einem speziell hergerichteten Schutzgebiet auszusetzen. Der Niedergang dieser fast blinden Flussdelfine im Jangtse ist deprimierend: 1986 zählte man noch 300 und 1997 nur noch 50 Exemplare. Das letzte Foto stammte aus dem Jahr 2002. Quelle: Tagesspiegel vom 3.9.07

„Lust auf Natur – Apfelsaft pur“ Mit der mobilen Apfelpresse unterwegs ■ Selbstgepresster, frischer Apfelsaft – eine Köstlichkeit, die immer wieder für eine genussvolle Überraschung sorgt. „Der schmeckt ja richtig wie Apfel“, und ähnliche Aussprüche hört das Team des Regionalverbands Nord, wenn es mit der mobilen Apfelpresse unterwegs ist. Natürlich verbirgt sich im Saft ein Beitrag zum Naturschutz: Das Erntegut stammt von Streuobstwiesen, einem artenreichen Biotop unserer Kulturlandschaft.

Weitere Infos: Deutsche Umwelthilfe Regionalverband Nord, Tel.: (0511) 390805-0, E-Mail: duh-nord@duh.de

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Mehr Natur im städtischen Grün:

DUH sucht Projekt des Monats!

Nt GinRdÜ er Stad Für viele unvorstellbar: Die Metropole Berlin gilt als der artenreichste Raum Deutschlands. Städte besitzen ein großes Potenzial für eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt. Um es auch zu nutzen, gilt es, die kommunale Grünflächenpflege ökologisch auszurichten. Dadurch ergibt sich die Chance, artenreiche Natur in die Stadt zu holen und dort den Menschen näher zu bringen.

Die Deutsche Umwelthilfe und das Bundesamt für Naturschutz suchen Projekte, die diesen Ansatz verfolgen und zeichnen sie über das Jahr 2008 im Rahmen ihrer Kampagne „Grün in der Stadt“ als „Projekt des Monats“ aus. Kommunen sind aufgerufen, ab sofort ihre beispielhaften Projekte einzureichen. Kontakt: Robert Spreter, Kommunaler Umweltschutz, Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell. Tel.: 07732 99 95 -30, Fax: 07732 99 95 -77 www.stadt-gruen.de

Die Kernpunkte des ökologischen Grünflächenmanagements sind eine Extensivierung der Pflege und der konsequente Verzicht auf den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Die Umstellung von konventioneller auf naturnahe Pflege erfordert zunächst zwar viel Planung und Einsatz. Das Ergebnis sind jedoch oft ein langfristig verringerter Pflegeaufwand und entsprechend geringere Kosten. Gefördert durch:

Grün in der Stadt führt zu mehr Lebensqualität.

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NATURSCHUTZ

Stille in der Feldflur Intensive Landwirtschaft verdrängt zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Forciert wird der Artenrückgang durch die jüngst beschlossene Abschaffung der Flächenstillegung.

oft ungestörte, floristisch artenreiche Brachen ansiedelten. An vielen Stellen fanden Feldlerche, Grauammer, Braunkehlchen und Wachtel, aber auch Feldgrille und Warzenbeißer wieder neuen Lebensraum. Nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes wurden in der Vergangenheit EU-weit 3,8 Millionen Hektar stillgelegt. Hiervon könnten nun 1,6 bis 2,9 Millionen Hektar wieder in die Erzeugung genommen werden. Bezogen auf Deutschland wären dies rund 200.000 Hektar von rund einer Million Stilllegungsflächen. Zuvor hatte man bereits für 400.000 Hektar eine Bepflanzung der Stilllegungsflächen mit nachwachsenden Rohstoffen gestattet. Dadurch wurde der ökologische Wert dieser Flächen schon dramatisch negativ verändert.

Alarmierendes Zeichen: Bunte Blumenwiesen sind selten geworden.

In der Kulturlandschaft jubilieren immer weniger Feldlerchen! Das ist trauriges Ergebnis einer Studie über ein europäisches Brutvogelmonitoring der Jahre 1980 bis 2005. Einst verbreitete Brutvögel wie Feldsperling, Feldlerche, Hänfling und Wiesenpieper büßten rund die Hälfte ihrer Brutbestände ein, bei Rebhuhn, Grauammer und Nachtigall sind es gar bis zu 70 Prozent. Die Daten der Dachorganisation Bird-Life International belegen damit den Artenrückgang in unserer Kulturlandschaft in einem bislang unbekannten Ausmaß. Die Autoren kommen zum Schluss: Die EULandwirtschaft ist der Artenkiller Nummer eins und die europäische Agrarpolitik fördert diesen Prozess weiter. Der EU-Trend spiegelt sich auch in den deutschen Zahlen wieder: Die Bestände von Bachstelzen nehmen pro Jahr um zwei Prozent, Mehlschwalben um fünf und die der Kiebitze um acht Prozent jährlich ab. Durch den verstärkten Maisanbau und die Abschaffung der Flächenstilllegung wird diese Entwicklung nun noch weiter forciert. (Frankfurter Rundschau) DUH welt 4/2007

Aus für Oasen in der Kulturlandschaft Im Eilverfahren stimmten die EU-Parlamentarier Ende September für die Abschaffung der Flächenstilllegung. Dieses Instrument wurde vor 15 Jahren vorrangig zur Marktentlastung eingeführt und entwickelte sich nebenbei zum „ökologischen Ausgleichsprogramm“. In der Regel meldeten die Landwirte nämlich ihre ärmsten Böden für die Flächenstilllegung an, auf denen sich dann

Der Bestand des Feldsperlings ist um die Hälfte zurückgegangen.

Warzenbeißer sind Laubheuschrecken mit langen Fühlern und starken Mandibeln, die – bei kräftigem Zubeißen (rechts) – übel riechenden Magensaft ausspeien. Dieser Saft soll gegen Warzen helfen.

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NATURSCHUTZ

Neues DUH-Projekt:

Tauch ein in die Vielfalt des Lebens! Weltweit sterben immer mehr Tier- und Pflanzenarten. Den Verlust der biologischen Vielfalt nehmen die meisten Menschen hierzulande als ein fernes Problem wahr und sehen ihn vor allem im Schwund der tropischen Regenwälder begründet. Mit einer ganz besonderen Aktion will die DUH sichtbar machen, dass es auch in Deutschland eine ungeahnte Vielfalt zu bewahren gibt.

Motive wie Sand am Meer Unter der Überschrift „Biodive – Tauch ein in die Vielfalt des Lebens“ startete die DUH das Internetportal www.biodive.de. Wir rufen Jugendliche und junge Erwachsene dazu auf, mit ihrem alltäglichen Handwerkszeug – Handy, Internet, Video – die Natur neu zu entdecken und digitale Bilder auf unsere Website hochzuladen: „Motive gibt es wie Sand am Meer und nicht nur dort. Ihr braucht nur mal aufzublicken von dem vor euch auf dem Boden festgetretenen Kaugummi und die Kamera auf das Leben zu halten, das euch ständig und überall umgibt: Ameisen, die sich unermüdlich ihren Weg durch gigantische Grashalme bahnen, Spinnen, die wie Spiderman in den Seilen hängen...“ Monatlich werden unter allen Einsendungen „das beste Video“ und „das beste Foto“ mit wertvollen Sachpreisen von T-Mobile, Unilever und weiteren Wirtschaftspartnern prämiert. Die digi-

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Im Oktober 2007 begleitete die DUH die dreiwöchige Bustour des Bundesumweltministeriums durch Deutschland, bei der für Artenvielfalt geworben wurde.

talen Beiträge schaffen ein immer dichteres „Mosaik der Artenvielfalt“, das mit einem geographisch basierten Werkzeug ein eindrucksvolles Abbild der Artenvielfalt in ganz Deutschland schaffen wird. Das Mosaik wird dann beim großen „Tag der biologischen Vielfalt“ am 19. April 2008 in Berlin präsentiert.

Die Kampagne wird finanziell vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und vom Bundesamt für Naturschutz gefördert.

Die Erhaltung und Nutzung von biologischen Ressourcen – ein Anliegen der gesamten Menschheit Im Jahr 1992 wurde auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biodiversity, CBD) beschlossen. Die CBD

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69 Prozent sind gefährdet

verpflichtet die Mitgliedstaaten „...nationale Strategien, Pläne oder Programme zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt zu entwickeln.“ Die CBD bekräftigt das völkerrechtliche Prinzip, dass die Staaten souveräne Rechte über ihre biologischen Ressourcen besitzen, betont jedoch auch das gemeinsame Interesse der Menschheit an deren Erhaltung und Nutzung, zum Beispiel für die Entwicklung von landwirtschaftlichen oder pharmazeutischen Produkten. Der Erhalt von Biodiversität ist für Deutschland ein wichtiges Ziel. Im Mai 2008 findet in Bonn die neunte Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt statt (UNNaturschutzkonferenz), von der richtungsweisende Beschlüsse für den weltweiten Erhalt der Tier- und Pflanzenarten erwartet werden. Der Bund, die Län-

Von den in Deutschland vorkommenden 507 Biotoptypen sind 69 Prozent gefährdet und von den bei uns bekannten ca. 48.000 Tierarten 36 Prozent ausgestorben oder verschollen (BfN 2004). Deutschland hat die höchsten Gefährdungsraten in Europa. Ursachen dafür sind der Flächenverbrauch durch Baumaßnahmen (Verkehrswege, Siedlungen, Industrie- und Gewerbegebiete) und der Abbau von Rohstoffen. Weitere Ursachen sind die intensive landwirtschaftliche Nutzung mit der Ausbringung von Nähr- und Schadstoffen sowie der Verlust an extensiv bewirtschafteten Lebensräumen.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und vom Bundesamt für Naturschutz finanziell gefördert.

der und Nicht-Regierungsorganisationen planen in diesem Zusammenhang vielfältige Aktivitäten, um die Botschaft an die gesamte Bevölkerung zu richten. Unsere Aktion „Biodive – Tauch ein in die Vielfalt des Lebens“ steht in diesem Zusammenhang.

Brandenburger Umweltpreis geht ins Rhinluch ■ Unser langjähriger Partner, der Land-

schaftsförderverein Oberes Rhinluch, wurde für seine Aktivitäten zum Kranichschutz mit dem Umweltpreis des Landes Brandenburg 2007 ausgezeichnet. Mit dieser Auszeichnung würdigt das Agrar- und Umweltministerium seit 1991 herausragendes ehrenamtliches Engagement für den Natur- und Umweltschutz in Brandenburg.

Der Landschaftsförderverein erforscht Flugbewegungen und führt eine Ablenkfütterung zum Schutz von Neusaaten durch. Die Kranichschützer möchten die Rastplätze für die majestätischen Vögel so attraktiv wie möglich gestalten, um die Tiere jedes Jahr wieder in die Region zu locken. Deshalb kaufte der Verein,

auch mit Unterstützung der DUH, Flächen auf, um diese nachhaltig zu bewirtschaften und Störungen von den Tieren fern zu halten. Wir gratulieren unserem Partner ganz herzlich zum Brandenburger Umweltpreis und wünschen weiterhin viel Erfolg bei seiner Arbeit!

Das obere Rhinluch ist einer der wichtigsten Rastplätze für den Kranich in Deutschland.

Seit über 15 Jahren setzen sich die Fachleute vom Landschaftsförderverein für den Schutz des international bedeutsamen Vogelrastgebiets Rhin-Havelluch ein. Hier spielt sich im Herbst ein ganz besonderes Schauspiel ab: Jeden Abend suchen Zehntausende Kraniche und Gänse ihre traditionellen Schlafplätze auf den überschwemmten Wiesen bei Linum im Nordwesten von Berlin auf. Am 16. Oktober wurden hier 61.600 Kraniche gezählt, am 23. Oktober noch 41.000 Tiere. DUH welt 4/2007

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NATURSCHUTZ

In den Everglades von Deutschland Vor wenigen Jahren entstand das Naturschutzgebiet „Anklamer Stadtbruch“. Es birgt auf knapp 1.500 Hektar eine bundesweit einzigartige, riesige Sumpfund Moorlandschaft. Mittlerweile sind extrem seltene Tier- und Pflanzenarten zurückgekehrt. Die Peene ist der letzte weitgehend unverbaute Tieflandfluss im Osten Deutschlands. Die Peenetal-Landschaft ist mit ihrer 20.000 Hektar großen Kernzone das flächenmäßig größte Naturschutzgroßprojekt in Deutschland. Im vergangenen Jahrzehnt wurden hier zahlreiche Moore renaturiert, darunter der „Anklamer Stadtbruch“. Er gehört zu der Gemarkung der kleinen Stadt Anklam, die südlich der Einmündung der Peene in das Stettiner Haff liegt.

Eine Geschichte mit komplexen Folgen Die Geschichte dieser Landschaft ist höchst wechselhaft. Seit dem 16. Jahrhundert versuchten die Menschen dem

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Moor einen Nutzen abzuringen. Entstanden zunächst nur kleine Torfstiche, so setzte ab 1750 per Edikt Friedrich des Großen eine verstärkte Torfnutzung ein, die bis 1945 fortgeführt wurde. 1932 dann der schwerwiegendste Eingriff: die weitläufigen Moorflächen wurden eingedeicht, durch zwei Schöpfwerke entwässert und mit Fichten und Eichen aufgeforstet.

Ein skuriler Landschaftseindruck (oben): Abgestorbener Eichenwald mit hunderten Kormoranen (unten).

Die Folgen waren absehbar. Der ehemals mächtige Moorboden sackte in sich zusammen, die freigesetzten Nährstoffe wurden über die Grabensysteme ins Meer gepumpt und die landwirtschaftlichen Erträge sanken. Wissenschaftlichen Untersuchungen zur Folge betrug die Moorsackung einen halben bis über eiDUHwelt 4/2007


NATURSCHUTZ nen Meter und der gesamte Torfverlust rund 11,7 Millionen Kubikmeter. Doch die Natur verstand es, sich diese Landschaft wieder zurückzuerobern. Im November 1995 kam es während einer gewaltigen Sturmflut zu mehreren Deichbrüchen und einer totalen Überflutung.

Der Anklamer Bruch lädt seltene Tiere und Pflanzen ein Nach der Sturmflut trafen die Verantwortlichen die weise und mutige Entscheidung, die wasserwirtschaftlichen Anlagen nicht mehr zu erneuern. Seitdem stehen die alten Schöpfwerke still und verursachen keine Kosten mehr. Allerdings gab es vor Ort viele Konflikte. Die Das ehemalige Forsthaus steht nun völlig frei im überfluteten und abgestorbenen Wald.

Die großflächige, baumreiche Gewässerlandschaft ist ein ideales Zuhause für den Seeadler.

Der Anklamer Stadtwald ist ein wunderschönes Beispiel dafür, wie schnell es selbst heute seltensten Arten gelingen kann, sich in verlassenen Lebensräumen wieder anzusiedeln. Die Voraussetzung hierfür ist die Bereitschaft, der Natur auf großen Flächen freien Lauf zu lassen und Nutzungen einzustellen.

Zustimmung vor Ort ist Voraussetzung für nachhaltigen Erfolg Menschen sorgten sich vor allem um den abgestorbenen Wald, der soweit das Auge reicht, heute das Landschaftsbild beherrscht. Aber das Leben kehrt in reichem Maße zurück und schon beginnt ein noch junger, aber standortgerechter Wald wieder Fuß zu fassen. Darauf weisen viele kleine Erlen am Stammfuß der toten Eichen und Fichten. Touristiker preisen die Region zu Recht als die „Everglades von Deutschland“ an und sind zuversichtlich, dass insbesondere Naturfreunde künftig ihren Urlaub in den kleinen beschaulichen Dörfern verbringen werden. Vor allem Ornithologen kommen auf ihre Kosten. Sieben Rallenarten, unter ihnen die seltene Zwerg- und Kleinralle, alle mitteleuropäischen Sumpfseeschwalben, Zwergmöwen (links fliegend), Schilfrohrsänger, Hunderte brütender Kormorane und alle Adlerarten Norddeutschlands lassen sich problemlos von den Wegen und Aussichtsplattformen beobachten.

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Doch diese Bereitschaft ist längst noch nicht überall gegeben. Deshalb setzt sich der Verein Naturstation Peenetal besonders dafür ein, mit Öffentlichkeitsarbeit und konstruktiven Konzepten für eine nachhaltige Regionalentwicklung die Bevölkerung vom Wert dieser großflächigen Naturschutzgebiete zu überzeugen. Auch die DUH sieht im Peenetal und im Anklamer Bruch besondere

Chancen, aber auch die Notwendigkeit, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und ihn durch breite Zustimmung vor Ort abzusichern. Landesweit wurden bisher im Rahmen des „Moorschutzprogramms Mecklenburg-Vorpommern“ rund 10.000 Hektar geschädigter Moore wiedervernässt. Weitere 65.000 Hektar stehen noch auf der Warteliste. Bleibt zu wünschen, dass Landesregierung, Forstbehörden und Naturschutzverbände diesen erfolgreichen Weg gemeinsam mit der Bevölkerung weitergehen. Buchtipp: Über die wiedervernässten Moore in Mecklenburg-Vorpommern ist im September 2007 der Text- und Bildband „Ein stiller Schatz – Moore in Mecklenburg-Vorpommern“ von Jürgen Reich erschienen (Hinstorff-Verlag. ISBN 978-3-356-01218-7. 79 Seiten. 12,90 Euro).

Die flach überstauten Röhrichte sind ein Eldorado für heute seltene Vogelarten.

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NEUES AUS DER FORSCHUNG

Pfuhlschnepfe hält Langstreckenrekord Eine Pfuhlschnepfe mit dem Namen E7 hat einen fast unglaublichen Rekord aufgestellt: Ohne jede Unterbrechung flog der mit einem kleinen Satellitensender versehene Vogel von seinem Brutplatz in Alaska über den offenen Pazifik bis nach Neuseeland. Für die 11.500 Kilometer lange Strecke benötigte die Pfuhlschnepfe nur 7 Tage, das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 56 Kilometern pro Stunde. Pfuhlschnepfen ziehen zumeist in kleinen Reisegesellschaften von 30 bis 70 Tieren und vereinen sich dann an Rastplätzen zu großen Trupps. Auch im deutschen Wattenmeer rasten im Winterhalbjahr 60.000 bis 120.000 Pfuhlschnepfen. Vögel aus den Brutgebieten Sibiriens fliegen nach einem Zwischenstopp im Wattenmeer bis nach Westund Südafrika. Das sind pro Weg immerhin über 10.000 Kilometer. Quelle: birdnet

Giftpilze leben sicherer „Die Evolution hat ihnen ein chemisches Schutzschild gegen ihre natürlichen Feinde, die Pilz fressenden Insekten verpasst“, so Marko Rohlfs, Tierökologe an der Kieler Universität. Diese Theorie konnte er mit einer deutsch-amerikanischen Forschergruppe in einem Experiment beweisen. Sie stellten das Pilz fres-

sende Bodeninsekt Folsoma candida (Springschwanz) vor die Wahl zwischen zwei Schimmelpilzen: einem natürlichen Giftpilz und einem genetisch veränderten, der keine Gifte, sogenannte Mykotoxine, mehr entwickelte. 90 Prozent der Springschwänze entschieden sich für den ungiftigen Pilz. Diesen Tieren bekam die Kost auch besser: Sie produzierten dreimal so viele Nachkommen wie ihre Artgenossen, die von dem natürlichen Pilz fraßen, der im Vollbesitz seiner toxischen Kräfte war. „Ein Schutzschild, das funktioniert“, stellt Rohlfs fest: „Das beweist, dass diese Gifte als Fraßschutz bei Pilzen evolutiv entstanden sind.“ Quelle: www.natur.de

Affen-Damen. Sie lotsten die Weibchen weg von der Gruppe an ein ungestörtes Plätzchen. Es gelang den Schimpansenmännern aber nicht immer, ihre Herzensdame zum Sex zu bewegen. Oft mussten sie sich mit Streicheleinheiten zufrieden geben. Quelle: www.wilantis.de

Tasmanische Teufel in höchster Not Nach einer neuen Studie der Universität von Sydney ist der Tasmanische Teufel ohne menschliche Hilfe nicht mehr zu retten. Nur noch 10 Prozent des ursprünglichen Bestands auf Tasmanien

Schimpansen erklauen sich Sex Um die Weibchen zu beeindrucken, stehlen die Affen Früchte aus Gärten und Plantagen. Mit dem Geschenk lassen sich einige Damen zum Sex verführen. Das haben britische Forscher im westafrikanischen Guinea beobachtet. Das Eindringen in besiedeltes Gebiet imponiert den Artgenossen. Es waren vor allem die Männer, die sich in Lebensräumen des Menschen auf Papayabäume wagten. Die Früchte ihrer Raubzüge teilten die männlichen Affen mit dem ganzen Familienverband, besonders gerne allerdings mit geschlechtsreifen Weibchen. Mit ihrer Mutprobe und dem üppigen Mahl beeindrucken die Männchen die

sind am Leben. Das rund 60 cm große Beuteltier mit dem spezialisierten Raubtiergebiss zum Zerbeißen von Knochen ist nun vom Aussterben bedroht. Viele Individuen leiden an tödlichem Krebs, der durch Bisse weitergegeben wird. Bei den erkrankten Tieren bilden sich Gesichtstumore, die sie am Fressen hindern. Offenbar ist die nur noch sehr kleine tasmanische Population nicht mehr in der Lage, ein Immunsystem aufzubauen. Hinzu kommt der stete Verlust geeigneter Lebensräume. Männliche Tasmanische Teufel durchstreifen als Einzelgänger ein Revier von rund 30 Quadratkilometern. Forscher der Universität haben nun 47 gesunde Tiere nach Australien gebracht, um in Tierparks für den Fortbestand der Art zu sorgen. Der Tasmanische Teufel ist der derzeit weltweit größte Raubbeutler. Der ebenfalls zuletzt nur noch auf Tasmanien heimische Beutelwolf ist bereits in den 30er Jahren ausgerottet worden. (dpa, ergänzt DUH)

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ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

Der ungehobene Wärme-Schatz Mit einem gemeinsamen Projekt wollen Deutsche Umwelthilfe und Deutscher Mieterbund dem effektiveren Einsatz von Energie in privaten Haushalten auf die Sprünge helfen. vor, auch im Gebäudebestand maximal zulässige Energieverbräuche festzulegen. Die Grenzwerte müssen nachgewiesen und dokumentiert werden. Vermieter, die sich in ihren Mietshäusern dauerhaft gegen eine energetische Sanierung sperren, dürfen dann – nach festzulegenden Fristen – nur noch die Heizkosten auf ihre Mieter umlegen, die bei einem sachgerecht sanierten gleichartigen Gebäude anfallen würden.

Dem Aufwand für die nachträgliche Dämmung der Fassade steht eine Heizkostenersparnis gegenüber.

Nach dem Kraftwerks- und dem Verkehrssektor liegen die privaten Haushalte mit etwa 14 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland auf Platz drei unter den Verursachern des Treibhauseffektes. Den Löwenanteil trägt dazu die Raumheizung bei. Die Bundesregierung hat in den vergangenen Jahren über Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Milliardenbeträge für die energetische Gebäudesanierung ausgeschüttet – mit leider sehr überschaubarem Erfolg. 2006 erbrachte das Sanierungsprogramm eine CO2-Minderung von insgesamt 900.000 Tonnen. Das entspricht nicht einmal einem Prozent der jährlichen CO2-Emissionen privater Haushalte. Die nun im Rahmen des integrierten Energie- und Klimaprogramms vorgeschlagenen Maßnahmen werden das ursprünglich vereinbarte Ziel der Regierung, die energetische Gebäudesanierung auf jährlich fünf Prozent des Altbaubestandes zu beschleunigen, voraussichtlich ebenso verfehlen. Warum? Das geplante Wärmegesetz konzentriert sich erneut auf den Neubaubereich und solche Gebäude, die ohnehin zur

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Grundsanierung anstehen. Eine klare Zielvorgabe für die Energieeffizienz des dominierenden Gebäudebestands fehlt. Um die Sanierung der Gebäude deutlich zu beschleunigen, schlägt die DUH

Fachgerechtes Dämmen lohnt sich!

Gemeinsam mit dem Deutschen Mieterbund will die DUH nun den laufenden Gesetzgebungsprozess mit eigenen Vorschlägen begleiten. Insbesondere geht es auch darum, das Interesse der Mieter an einer energetischen Sanierung (und der damit einhergehenden Senkung der Mietnebenkosten) zu wecken und den Vermietern die ökologischen wie ökonomischen Chancen einer energetischen Sanierung ihrer Immobilien vor dem Hintergrund dauerhaft steigender Energiepreise nahe zu bringen. Die größte „Klimasünde“ im Bereich privater Haushalte ergibt sich derzeit aus einer vorsintflutlichen Form der Raumheizung: den Nachtspeicheröfen. Sie beanspruchen nach einer aktuellen Studie allein 36 Terawattstunden oder sieben Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs. Fünf große Braunkohlekraftwerke produzieren damit – statistisch gesehen – ihre Elektrizität allein für diese ineffizienteste Form der Raumheizung. Es sei „nicht nachvollziehbar, dass sich die Bundesregierung bisher nicht dazu hat durchringen können, diesen ökologischen und ökonomischen Unfug für die Zukunft zu verbieten“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Die DUH fordert ein Verbot des Verkaufs und Einbaus neuer Nachtspeicheröfen und ein Förderprogramm zum kompletten und zügigen Austausch bestehender Anlagen.

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ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

Kyocera-Umweltpreis für Mittelstand ■ Der langjährige Wirtschaftspartner der Deutschen Umwelthilfe, Kyocera, hat den mit 100.000 Euro dotierten Kyocera-Umweltpreis ausgelobt. Im ersten Jahr sollen Klimaschutzkonzepte der mittelständischen Wirtschaft prämiert werden. Die Jury tritt unter Vorsitz von Professor Klaus Töpfer zusammen. Neben dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft ist die Deutsche Umwelthilfe Partner dieses Umweltpreises. Unternehmen können sich bis zum 30. April 2008 bewerben.

Mit der Auszeichnung sollen die Pioniere belohnt werden, die sich bereits seit vielen Jahren freiwillig mit dem Klimaschutz beschäftigen. Auch die Unternehmen sollen zu Höchstleistungen angespornt werden, die den Klimaschutz als unternehmerisches Ziel erst in den letzten Monaten und Jahren entdeckt haben. Die DUH beteiligt sich an dem Projekt, weil neben klaren politischen Vorgaben und festen ordnungsrechtlichen Standards auch technische Innovation und unternehmerisches Engagement nötig sind, um den Klimawandel abzubremsen. Weitere Informationen und den Bewerbungsbogen finden Interessenten unter: www.kyocera-umweltpreis.de

Neue Broschüre erhältlich ■ Chance Solarenergie – Kommunale Handlungsmöglichkeiten für eine nachhaltige Entwicklung

Städte und Gemeinden haben vielfältige Möglichkeiten, die Nutzung der Solarenergie vor Ort zu unterstützen. Warum dies notwendig ist und welche wirtschaftlichen Chancen daraus entstehen können, zeigt die gemeinsame Veröffentlichung des Städte- und Gemeindebundes, des Bundesverbandes Solarwirtschaft und der Deutschen Umwelthilfe. Die Broschüre kostet 7,– € (inkl. Versand) und ist bei der DUH erhältlich unter: Tel.: 07732 / 99 95 65 oder E-Mail: kunze@duh.de

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Regeneratives Kombikraftwerk liefert zuverlässig Strom Der Anteil erneuerbarer Energien an der deutschen Energieerzeugung wächst stetig. Inzwischen decken Sonne, Wind, Wasser und Biomasse 14 Prozent des deutschen Stromverbrauchs.

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n Berlin stellten die Firmen Enercon GmbH, Schmack Biogas AG und SolarWorld AG auf dem Energiegipfel im Oktober das Regenerative Kombikraftwerk vor. Christiane Hohmeister von der Initiative SolarLokal: „Das Kraftwerk belegt, dass die Strombereitstellung aus erneuerbaren Energien trotz meteorologischer Einflüsse verlässlich ist. Es kombiniert die Vorteile der verschiedenen erneuerbaren Energien und stellt bei jedem Wetter konstant und sicher Strom bereit.“ Das Kraftwerk vernetzt 36 ErneuerbareEnergien-Kraftwerke, die über ganz Deutschland verteilt sind. Elf Windanlagen, vier Biogas- und zwanzig Solaranlagen sowie ein Pumpspeicherkraftwerk sind durch eine zentrale, mit moderner Technik ausgestattete Steuerungseinheit miteinander verbunden. Seit einigen Monaten läuft das Kraftwerk vollkommen zuverlässig. Der produzierte Strom entspricht dem Strombedarf einer Stadt mit rund 17.500 Haushalten.

Das Regenerative Kombikraftwerk verknüpft und steuert 36 über ganz Deutschland verstreute Wind-, Solar-, Biomasse- und Wasserkraftanlagen.

Weitere Informationen unter: www.kombikraftwerk.de

Durch die gemeinsame Regelung kleiner und dezentraler Anlagen wird bedarfsgerecht Strom bereitgestellt.

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KREISLAUFWIRTSCHAFT

Recycling ist machbar Eine Journalistenreise mit Blick hinter die Kulissen des Verpackungsrecyclings Nicht zu kurz kam am Abend bei gutem Wein und Essen im historischen WernerSenger-Haus in der Limburger Altstadt die angeregte Diskussion um Einweg, Mehrweg und die verschiedenen Verpackungsmöglichkeiten.

Wo landet die PET-Flasche?

Welche Getränkeverpackung ist am Ende die umweltverträglichste? Mit schöner Regelmäßigkeit werden Studien präsentiert, die je nach Auftraggeber diese Frage sehr unterschiedlich beantworten. Eine hohe Recyclingfähigkeit wird dabei jedem Material bescheinigt. Doch wie sieht die Realität aus? Entstehen tatsächlich aus alten Plastikflaschen wieder neue?

Die Deutsche Umwelthilfe bot Anfang Oktober 19 Journalisten die Möglichkeit, sich ein genaues Bild vom Recycling der gängigsten Getränkeverpackungen zu machen. Zwei Tage reisten die Journalisten zu Recyclinganlagen zwischen Köln und Koblenz, um einen ungewöhnlichen und seltenen Einblick in die verschiedenen Formen des Verpackungsrecyclings zu erhalten.

Getränkekartons und Glascontainer im Visier Bei der ersten Station standen die Verwertungsmöglichkeiten für Getränkekartons im Mittelpunkt. Die Papierfabrik Niederauer Mühle in Kreuzau bei Düren ist eine der beiden Verwertungsanlagen für Getränkekartons in Deutschland. Jährlich 88.000 Tonnen Getränkekartons werden hier zu „weiß gedecktem Rohpapier“ für Wellpappenfabriken

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verarbeitet. Recycling? Eine echte Kreislaufführung lässt sich hier nicht erkennen, es handelt sich eher um eine Rohstoffgewinnung für die Papierindustrie.

Der zweite Tag begann in Beselich bei Limburg mit einem Besuch der dortigen PET-Aufbereitungsanlage. Dort entstehen in einem modernen, so genannten „Flasche-zu-Flasche“-Verfahren, aus alten Kunststoff-Flaschen wieder neue. Doch auch hier wird deutlich, dass eine echte Kreislaufführung dabei schnell an qualitative Grenzen stößt... Denn in der Praxis, so zeigt sich, können nur 30 Prozent Rezyklate bei der Neuproduktion eingesetzt werden, da sich sonst die Farbe der Flaschen unerwünscht verändert. Dazu kommt, dass nur 70 Prozent der PET-Flaschen überhaupt gesammelt werden, von denen wiederum lediglich 11 Prozent im Kreislauf geführt und wieder für die Produktion neuer Flaschen eingesetzt werden. Der weitaus größere Teil

Glasrecycling schafft Arbeitsplätze: Die Glashütte in Wirges ist der größte Arbeitgeber der Region.

Von dort ging die Reise weiter nach Koblenz zur Rhenus Glasaufbereitungsanlage. Riesige, in der Nachmittagssonne glitzernde Flaschen- und Scherbenberge künden hier von der Lösung der Frage, wo die Scherben aus dem Glascontainer an der Straßenecke landen. Keine Spur von dem Gerücht, dass alles in den selben Behälter gekippt wird. Die Berge sind alle einfarbig, entweder weiß, braun oder grün. In der Aufbereitungsanlage werden die Scherben von Fremdstoffen (z.B. Keramik, Metallverschlüsse) gereinigt und noch einmal abschließend nach Farben sortiert. Am Ende des Prozesses steht ein begehrter Rohstoff, der in Glashütten für die Produktion neuer Flaschen eingesetzt wird. DUHwelt 4/2007


KREISLAUFWIRTSCHAFT (65 Prozent) wird nach Fernost für die Produktion von Fleecestoffen exportiert und fällt damit endgültig aus dem Kreislauf heraus.

Die „Wiege“ der Mehrwegflaschen

Die Glashütte ist auch die „Wiege“ der Mehrweg-Flasche, die ein durchschnittliches Leben von rund 50 Wiederbefüllungen vor sich hat und damit den entscheidenden Beitrag liefert zu den „besten“ Verpackungsabfällen – nämlich denen, die gar nicht erst entstehen.

Der eindrucksvolle Abschluss der Reise zeigte die Entstehung neuer Flaschen in der Glashütte der Saint-Gobain Oberland AG in Wirges. Hier wurde der unübertroffene Vorteil des Glasrecyclings sicht- und dank der hohen Temperaturen auch spürbar: dass Glas sich selbst in Form von Altglasscherben mit einem Anteil von bis zu 90 Prozent als Rohstoff dient. Es lässt sich beliebig oft einschmelzen und neu verarbeiten, ohne den geringsten Qualitätsverlust zu erleiden.

In der Rhenus Glasaufbereitungsanlage wird Altglas von Fremdstoffen befreit (oben) und für die Glashütte vorbereitet.

Mehrweg-Innovationspreis 2008 Die fünf Stadien einer PET-EinwegPfandflasche.

Neue Ideen rund um die Glasflasche gesucht Zum zweiten Mal loben die Deutsche Umwelthilfe und die Stiftung Initiative Mehrweg gemeinsam den Mehrweg-Innovationspreis aus. Erneut steht der zeitlos moderne Traditionswerkstoff Glas im Fokus. Egal ob Glashersteller oder Abfüller, wissenschaftliches Institut, Unternehmensverband oder Handelsfirma – alle Organisationen und Institutionen, die sich mit Glasverpackungen beschäftigen, sind aufgerufen, neuartige Mehrweg-Flaschen, optimierte System-Konzepte, Marketing-Strategien oder sonstige Innovationen zur ökologisch optimierten Verwendung von Glasflaschen einzureichen. Die Auszeichnung wird für zukunftsweisende Leistungen und Initiativen verliehen, die Mehrwegsysteme innovativ weiterentwickelt haben oder in origineller Art zur verstärkten Verbreitung von Glas-Mehrweg beitragen. „Wir wollen mit dem Mehrweg-Innovationspreis genau diejenigen ehren, die in einem schwierigen Umfeld Impulse für umweltfreundliche Mehrwegsysteme setzen,“ beschreibt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch die Idee des Preises. Die ausführlichen Ausschreibungsunterlagen sind im Internet unter .duh.de/mehrweg-innovationspreis.html erhältlich. Die Bewerwww.duh.de/mehrweg-innovationspreis.html www bungsfrist läuft bis zum 31. Januar 2008, die Preisverleihung findet im April 2008 in Berlin statt.

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KREISLAUFWIRTSCHAFT

Vorbildliches Bildschirmrecycling ausgezeichnet Die Vereinigung für Jugendhilfe (VfJ) gGmbH in Berlin unterhält seit 1995 etwa 25 Arbeitsplätze im Bereich Recycling von Elektroaltgeräten für Menschen mit Behinderung. Seit zwei Jahren bietet das gemeinnützige Unternehmen auch das Recycling von Bildröhren an.

Im Oktober 2007 überreichte Maria Elander, Projektleiterin Kreislaufwirtschaft der DUH, dem VfJ-Betriebsleiter Hans-Georg Glatzel die Urkunde für das Green Electronics-Projekt des Monats. Die VfJ wurde insbesondere für ihr integrativ-soziales Engagement beim hochwertigen umweltgerechten Recycling von Bildschirmgeräten ausgezeichnet.

Heikler Elektroschrott Fernseher und Computerbildschirme sollten nicht nur im Gebrauch mit Vorsicht behandelt werden. Auch am Ende ihrer Lebenszeit ist der sorgsame Umgang eine entscheidende Voraussetzung für das hochwertige Recycling der Geräte. Die Alt-Bildschirmgeräte werden von der VfJ mit größter Sorgfalt, überwiegend per Hand, fachgerecht demontiert. Eine vorzeitige Zerstörung der Bildröhren wird auf diese Weise verhindert. Die bei der manuellen Zerlegung gewonnenen sortenreinen Komponenten werden aufbereitet und als wertvolle Rohstoffe in den Stoffkreislauf zurückgeführt – bei den Bildschirmgeräten ganze 99 Prozent der Materialien. Das Bildschirmglas wird aufwändig in bleifreies Frontglas und bleihaltiges Konusglas getrennt. Diese Fraktionen können dann nach der Reinigung wieder als Rohstoff im industriellen Herstellungsprozess für neue Bildröhren eingesetzt werden. Damit bleiben die Materialien dem Stoffkreislauf erhalten. Andernorts wird zer-

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kleinertes Bildschirmglas als so genannter Bergversatz einfach in ausgediente Untertage-Bergwerke verfüllt.

Hochwertiges Recycling und soziale Verantwortung Das Hauptanliegen der VfJ ist es, erwachsene Menschen mit Behinderung in das Arbeitsleben und das Leben in der Gesellschaft einzugliedern. Dies ist ihr ebenso gelungen wie ein hochwertiges, wirtschaftliches Recycling von Bildschirmgeräten.

So werden alte Bildschirme zum Recycling angeliefert.

Cottbus: Wie aus Handys Bäume werden In Cottbus engagiert sich die Stadt in der Althandysammlung. Die Handys werden an die Deutsche Umwelthilfe geschickt, um über deren Partner T-Mobile fachgerecht recycelt zu werden. T-Mobile spendet für jedes Althandy 5 Euro für Umweltschutzprojekte. Die Hälfte des Betrages stellt die DUH für örtliche Umwelt- und Naturschutzprojekte zur Verfügung. So werden in Cottbus aus Handys Bäume: Viertklässler der Europaschule »Wilhelm Nevoigt« pflanzten im Wildgarten des Pädagogischen Zentrums für Natur und Umwelt eine Blutbuche. Die Blutbuche ist der erste Baum, der in Cottbus aus den Erlösen der städtischen AlthandySammlung erworben wurde. Aber sicher nicht der letzte, denn Cottbus sammelt weiter.

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DUHmarkt

DUH INTERN

Über ihre DUH Umweltschutz-Service GmbH vertreibt die DUH Bücher und Broschüren zur Umweltbildung. Eine kleine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor. Das komplette Angebot – mit Postkarten, Informationsblättern und einzelnen Produkten aus unseren Kooperationsprojekten – erhalten Sie kostenlos bei der DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell. Die Versandkostenpauschale für die hier angebotenen Produkte beträgt € 3,50 (Kalender: € 5,00).

Ihre Bestellung direkt per Telefon: 07732 999518 neu

Herausforderung Klimawandel

Auch 2008 begleiten Sie wieder Kunstdruck-Kalender mit wunderschönen Bildern von Pflanzen und Tieren durch das ganze Jahr.

Prof. Dr. Mojib Latif, Heyne Verlag, 2007, Taschenbuch, 160 Seiten, Eine bündige Darstellung der wissenschaftlichen Grundlagen der Klimaforschung und der Prognosen für die Entwicklung des Klimas sowie Handlungsmöglichkeiten. € 7,95 Bestell-Nr: 2046

Palazzi-Kalender 2008 – REGENWALD Die Schönheit der Tier- und Pflanzenwelt des Regenwaldes in atemberaubenden Bildern. Von jedem verkauften Kalender fließen € 3,00 als Spende an die DUH für Tropenwaldprojekte. Format: 60 x 50 cm € 39,80 zzgl. € 5,00 Versandkosten Bestell-Nr: 7153

Informationsblätter: Die sechsseitigen Informationsblätter behandeln die wichtigsten Themen des Natur- und Umweltschutzes. Stückpreis 0,50 Euro, bei größeren Abnahmemengen Rabatt auf Anfrage. Erschienen sind unter anderem: ●

Dieter Damschen – Naturbilder aus der Elbtalaue 2008

Faszinierende Aufnahmen vermitteln Impressionen der Tier- und Pflanzenwelt an der Mittleren Elbe.

Format: 49 x 34 cm € 19,90 zzgl. € 5,00 Versandkosten

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Energiesparlampen neu Treibhaus Erde Die Geburt des Plopp (4-seitig) Amphibien Erfolge und Defizite im Vogelschutz Biber Eulen und Käuze u.v.m.

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An die DUH Umweltschutz-Service GmbH Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Fax 07732/99 95 77


VERKEHR

Drama um Dieselfilter, die nicht filtern Umweltminister Sigmar Gabriel bekam es schriftlich: Nach einem Gerichtsurteil musste sein Ministerium die Ergebnisse der Abgasuntersuchungen von Partikelfiltern endlich herausgeben. Seitdem kann der Skandal um 60.000 unwirksame Rußfilter für Dieselautos nicht länger verheimlicht werden. Die DUH hatte die Veröffentlichung schon im vergangenen Jahr angemahnt, doch das Ministerium stellte sich stur. Also zog die DUH vor das Verwaltungsgericht Dessau – und gewann.

Nur eine Stunde brauchte der Richter am Verwaltungsgericht Dessau am 23. November, um zu entscheiden: Selbstverständlich muss das Bundesumweltministerium die Daten der geprüften Partikelfilter an die DUH geben. Länger als ein Jahr hatte das Ministerium von Sigmar Gabriel gemauert und die Veröffentlichung der Prüfdaten verweigert – obwohl die DUH mehrfach auf ihr Recht nach dem Umweltinformationsgesetz verwiesen hat.

„Rund 60.000 der nachweislich mangelhaften Partikelfilter der Hersteller GAT, Tenneco/Walker, Ernst und Bosal sind während der BMUBlockade in Dieselfahrzeuge eingebaut worden.“ Ein engagierter Beamter, der den Skandal ans Licht bringen wollte, wurde zum Sündenbock erklärt. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch nannte die Strafversetzung des Abteilungsleiters „Verkehr, Lärm“ im Umweltbundesamt (UBA), Dr. Axel Friedrich, einen Tag vor der Entscheidung des Verwaltungsgerichts Dessau einen „skandalösen Vorgang“. Friedrich habe dem Informationsbegehren der DUH und damit der rechtzeitigen Unterrichtung der Bürgerinnen und Bürger über die auf den Markt drängenden Betrugsfilter von Anfang an zustimmen wollen. Er sei daran von Verantwortlichen im BMU gehindert worden, die nun die Entfernung des weltweit anerkannten Luftreinhalte-Experten aus seinem Fachgebiet angeordnet haben. Einen Tag später hat das Verwaltungsgericht Dessau Friedrich mit seinem Urteilsspruch praktisch Recht ge-

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Es geht auch anders: Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes Robert Rademacher (links) informiert Anfang November gemeinsam mit Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen über zuverlässige Filtersysteme, hier mit DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

geben. Rund 60.000 der nachweislich mangelhaften Partikelfilter der Hersteller GAT, Tenneco/Walker, Ernst und Bosal sind während der BMU-Blockade in Dieselfahrzeuge eingebaut worden. Da die Filterwirkung dieser Systeme nach Untersuchungen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) teilweise „gegen Null“ geht, stoßen die mit ihnen umgerüsteten Autos weiter viel zu viele lebensbedrohliche Rußpartikel aus.

sich für die Besitzer von Dieselfahrzeugen mit Betrugsfilter auch nach dem Aufdecken des Skandals nichts. Mit den Verbänden des Kraftfahrzeuggewerbes

„Alle funktionsuntüchtigen Filter müssen zurückgerufen und den betroffenen Autohaltern ein kostenloser Austausch gegen wirksame Systeme garantiert werden.“

und des Autoteilehandels hat Minister Gabriel vereinbart, dass die Autobesitzer auch weiterhin ihre Steuerbefreiung von 330 Euro und die Umweltplakette behalten. Die brauchen Dieselautos, um in die ab Januar geltenden Umweltzonen einiger Städte wie Berlin fahren zu dürfen. „Der Rußfilterskandal muss rückhaltlos aufgeklärt und die Verantwortlichen für die fast einjährige Vertuschung müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, fordert Resch. Wo eine Umweltplakette drauf klebt, muss auch ein funktionierender Filter eingebaut

Der Schaden für die Umwelt ist enorm – vor allem, da die Fahrzeughalter mit bestem Gewissen fahren und nicht mehr an eine umweltfreundliche Umrüstung denken müssen. Denn rechtlich ändert

„Wo eine Umweltplakette drauf klebt, muss auch ein funktionierender Filter eingebaut sein.“

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VERKEHR sein. Außerdem sei es nötig, „alle funktionsuntüchtigen Filter zurückzurufen und den betroffenen Autohaltern einen kostenlosen Austausch gegen wirksame Systeme zu garantieren.“ Für die Kosten müssten die Hersteller der Betrugssysteme aufkommen. Dieser Verantwortung versuchen sie sich durch vage Ankündigungen über eine angeblich bevorstehende Neukonstruktion zu entziehen. Die DUH ringt daher weiter mit dem Umweltministerium um eine umwelt- und verbraucherfreundliche Lösung.

Verbrauchertäuschung statt Klimawende Mit geschönten Kraftstoffverbrauchs- und CO2-Angaben will die Automobilindustrie den Anschein erwecken, die Klimawende im Straßenverkehr sei schon vollzogen. bald sich die Vorderräder drehten, während gleichzeitig die Fahrertür geöffnet war. Sie wechselten dann automatisch in einen besonders Sprit sparenden Fahrmodus. Darüber hinaus hilft eine zu Beginn der Prüfung voll aufgeladene Autobatterie, die CO2-Emissionen im Test zu senken.

Weitere Informationen unter: www.duh.de oder bei der RußfreiHotline 0 800 78 77 37 34 (kostenlos) der DUH

Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: DNR-Mitgliederversammlung verlangt Konsequenzen beim Rußfilterskandal ■ Die Mitgliederversammlung des

Deutschen Naturschutzrings (DNR) hat folgende Resolution verabschiedet: Die im DNR – Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzorganisationen – zusammengeschlossenen 98 Verbände mit 5,2 Millionen Mitgliedern fordern von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und von Prof. Troge, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), angesichts der Abberufung von Dr. Axel Friedrich von seinem Posten als Abteilungsleiter „Verkehr und Lärm“ beim UBA: 1. Lückenlose Aufklärung des Rußfilterskandals (insbesondere warum der Öffentlichkeit und dem Kraftfahrt-Bundesamt über ein Jahr brisante Untersuchungsergebnisse vorenthalten wurden, die dem BMU seit Oktober 2006 vorliegen). 2. Identifizierung der tatsächlich Verantwortlichen und gegebenenfalls Einleitung disziplinarischer Maßnahmen. 3. Sofortige Rücknahme der Versetzung und Rehabilitation von Dr. Axel Friedrich.

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Spritsparer bleiben Mangelware, während die Zahl der PS-Monster wächst. Spritverbrauch und CO2-Emissionen liegen regelmäßig 10 bis 25 Prozent höher als von den Herstellern behauptet. Das ist das ernüchternde Resultat von Recherchen der DUH zum Benzin- und Dieselkonsum der aktuellen und für das Jahr 2008 angekündigten Modellpalette. Die DUH wirft den Autoherstellern vor, „unter dem Eindruck der Klimadebatte zügig den Werbeauftritt zu ändern, doch gleichzeitig neue Spritschlucker auf den Markt zu bringen. Ein typischer Fall von ökologischer Reinwaschung.“ Aufgerüttelt von kritischen Anfragen besorgter Autofahrer, die trotz defensiver Fahrweise hohe Spritverbräuche registrieren, hat die DUH die Messverfahren der einzelnen Autohersteller unter die Lupe genommen und die Unternehmen um Auskunft gebeten. Die Messung der Verbrauchs- und CO2-Werte erfolgt auf einem so genannten Rollenprüfstand nach einem von der EU vorgeschriebenen Fahrzyklus (Neuer Europäischer Fahrzyklus NEFZ). Die DUH-Recherchen ergaben, dass einige Hersteller für diese Tests besonders präparierte Fahrzeuge verwenden, die mit speziellen Motoren- und Getriebeölen, mit Leichtlaufreifen und einem massiv erhöhten Reifendruck ausgestattet sind. Der oft erhebliche Verbrauch von Autoklimaanlagen wird nicht in die Messungen einbezogen. Auch wurden frühere Fälle bekannt, bei denen die Elektronik der Prüffahrzeuge den Test erkannte, so-

Rekordverdächtige Abweichungen beim Spritverbrauch ergeben sich zum Beispiel beim neuen Smart fortwo cdi. Der Kleinstwagen überschreitet mit einem Alltagsverbrauch von 4,9 Litern den von Daimler behaupteten Wert um bis zu 45 Prozent. Resch nannte die gegenüber den Werksangaben weit überhöhten Werte eine „systematische Verbrauchertäuschung.“ Die DUH informierte Bundesumwelt-, Bundesverkehrsministerium und Kraftfahrtbundesamt über ihre Rechechen. Sie verlangt, dass die betroffenen Fahrzeuge umgehend überprüft und ihre Verbrauchsangaben entsprechend korrigiert werden. Die „skandalöse Praxis der Verbrauchsminderung nur auf dem Papier darf nicht länger toleriert werden“, sagte Resch. Noch in dieser Wahlperiode will die Große Koalition die auf den Hubraum bezogene Kfz-Steuer durch eine am CO2-Ausstoß orientierte Steuer ersetzen. Ohne Eingreifen des Staates würde der Systemwechsel bei der Kfz-Steuer den Anreiz für die Autohersteller, ihre Kraftstoffverbräuche schön zu rechnen, weiter erhöhen – schließlich bestimmt dann der Verbrauch die Steuerhöhe.

Kein Wunder, dass der Tank fast schon wieder leer ist...

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UMWELT ERLEBEN

Internationale Tage der Vogel- und Naturbeobachtung 2007 Bei strahlendem Sonnenschein öffnete die Fokus Natur am 14. September für drei Tage ihre Zelte in Radolfzell. Die erste Vogel- und Naturbeobachtungsmesse im deutschsprachigen Raum stieß beim fachkundigen Publikum auf reges Interesse. ■ Über die Bodenseeregion hinaus wirkte Fokus Natur als Anziehungspunkt für Besucher aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Manche Naturfreunde verbanden den Termin mit einem Kurzurlaub am Bodensee.

Der Ausstellungsbereich war direkt am Bodenseeufer platziert. Alle Gäste freuten sich über das Ambiente und die Möglichkeit, optische Geräte und Zubehör genau dort präsentiert zu finden, wo sie schließlich eingesetzt werden: in der Natur! Die Messebesucher nutzten die Gelegenheit, Ferngläser und Spektive vor Ort zu testen oder tageweise auszuleihen. Zahlreiche namhafte Optikhersteller waren als Aussteller vertreten. Themenorientierte Reisen, Fachzeitschriften und Bücher, Naturschutzprodukte und vieles mehr ergänzten die Palette.

Informieren, Beobachten, Entspannen Interessante Zusatzangebote wie kommentierte Naturfilme, Exkursionen, Vorträge und vielfältige Aktionen für Jung und Alt rundeten das Messeerlebnis ab. Die Solarfähre HELIO und geführte Kanutouren lockten die Fokus Natur-Gäste weg vom Ausstellungsgelände und in die – aus Naturschutzsicht vertretbare – Nähe von Wasservögeln.

Die nächste Fokus Natur findet vom 12. bis 14. September 2008 wieder auf dem Herzengelände in Radolfzell statt. Weitere Informationen bei der Bodensee-Stiftung, Tel: 07732 9995-40, www.fokusnatur.com, info@fokusnatur.com

Einer der Höhepunkte der Messe war die Ankunft des Marathonschwimmers Carlos Peña. Der Spanier schwimmt nicht für Medaillen, sondern lenkt Aufmerksamkeit auf den Umweltschutz. Er hat den Bodensee in drei Etappen von Lindau nach Radolfzell durchschwommen und wurde am Sonntagnachmittag von einem begeisterten Publikum in Empfang genommen.

GENFREI GEHEN – 1.200 km für eine gentechnikfreie Welt ■ Joseph Wilhelm, Bio-Pionier und Vorstand der Rapunzel Naturkost AG, ist nach sieben Wochen, 44 Etappen und Millionen von Schritten am Ziel angekommen. Sein Marsch im Sommer 2007 startete in Lübeck an der Ostsee und endete in Lindau am Bodensee. Mit seiner zum Mitmachen animierenden Aktion begeisterte Wilhelm über 4.000 Mitwanderer.

Am 15. September erwarteten etwa 5.000 Menschen die Wanderer für eine gentechnikfreie Zukunft an ihrem Zielort, dem Lindauer Strandbad Eichwald. Unter ihnen der DUH-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Harald Kächele. Bis spät in

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die Nacht hinein feierte man ein Fest mit einem bunten Reigen von Reden, Musik, Clowntheater, Naturkost und InfoBeiträgen vieler Mitstreiter. Als langjähriger Partner des HAND IN HAND-Fonds präsentierte sich die DUH mit einem Stand.

Bei malerischem Sonnenuntergang und phantastischer Aussicht auf Bregenz, See und Alpen nutzten die beiden Chefs von Rapunzel und DUH die Möglichkeit für ein kühles Bad im See.

DUHwelt 4/2007


HAND IN HAND-FONDS

Planeta Verde – Biopionier mit sozialer Verantwortung gen Zeltlagers für 300 Übernachtungsgäste wurden Räumlichkeiten geschaffen, die fortlaufend von Jugend- und Erwachsenengruppen für Bildungsveranstaltungen genutzt werden.

Vielfältige Biolandwirtschaft und engagierte Jugendarbeit gehen auf dem „Grünen Planeten“ Hand in Hand.

Planeta Verde

(„Grüner Planet“) liegt im brasilianischen Bundesstaat Sao Paulo im Südosten des riesigen Landes. Der Name ist Programm: Auf 460 Hektar wird hier nach den strengen Richtlinien von BioSuisse Zuckerrohr angebaut und in der eigenen Zuckerrohr-Mühle gepresst. Der frische Zuckerrohrsaft wird in einer Verdampfungsanlage und in Kesseln unter Vakuum eingedickt. Besonderer Wert wird hierbei auf die schonende Verarbeitung gelegt, damit die Vitamine und Mineralien des Zuckerrohrsaftes im Endprodukt, dem so genannten Vollrohrzucker, erhalten bleiben. Weidewirtschaft mit rund 120 Zeburindern, eine Pferdezucht, Waldbestand und Obstgärten runden das für Zuckerrohrplantagen ungewöhnlich vielfältige Bild ab.

Perspektive dank Bildung Brasilien besitzt riesige Agrarflächen, doch Millionen von Menschen leben in erdrückender Armut und Unterernährung. Hauptgründe sind zu geringe Löhne und ungerechte Landverteilung. Immer mehr Orangen-, Soja- und Zucker-Plantagen produzieren ausschließlich für den Export. DUH welt 4/2007

Planeta Verde war nicht nur einer der ersten Biobetriebe Brasiliens, sondern engagiert sich zudem für ökologische und soziale Projekte. Der HAND IN HAND-Fonds fördert die Initiativen des Planeta-Verde-Jugendzentrums. Im vergangenen Jahr flossen 7.000 Euro in Infrastruktur und Bildungsarbeit: Auf der Fazenda Jacutinga (Bauernhof) selbst werden Kurse zu Themen wie Ernährung, Kinderpflege und Hygiene angeboten. Mit dem Neubau einer Halle, eines Konferenzsaales und eines ständi-

Darüber hinaus unterstützt der HAND IN HAND-Fonds die schulische und universitäre Ausbildung von Jugendlichen. Ohne solche Zuschüsse können viele Familien ihren Kindern keine Zukunftsperspektive bieten. Nur mit einer Berufsausbildung haben die Jugendlichen die Chance, dem Tagelöhnerdasein zu entkommen. Denn schließlich ist Bildung der Schlüssel zum Verständnis ökologischer und sozialer Zusammenhänge.

Ein Zuckerrohr-Bauer bei der Ernte.

Der HAND IN HAND-Fonds fördert soziale und ökologische Projekte überwiegend in den Herkunftsländern, aus denen die Rapunzel Naturkost AG ihre Rohprodukte bezieht. Die Schwerpunkte liegen in Mittel- und Südamerika, aber auch Projekte in Asien und Afrika werden gefördert. Der Fonds wird von der Deutschen Umwelthilfe verwaltet. Ein Gremium von Fachleuten der Rapunzel Naturkost AG und der Deutschen Umwelthilfe trifft die Auswahl der zu fördernden Projekte.HAND IN HANDPartner garantieren die Einhaltung internationaler Bio-Richtlinien und gemäß Fair Trade-Kriterien die soziale Absicherung und menschenwürdige Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter. Die Jugend- und Bildungsarbeit bei PLANETA VERDE wurde mit 7.000 Euro aus Mitteln des HAND IN HAND-Fonds unterstützt.

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MENSCHEN FÜR NATUR

„ Menschen für Natur“ zu Besuch beim Netzwerk Sude

Steuergeschenk für Spender!

§

Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements wurde ein Reformpaket auf den Weg gebracht, das Spenden für Privatleute und Firmen noch attraktiver macht. Ihre finanzielle Unterstützung für die DUH kommt nicht nur dem Natur- und Umweltschutz zugute, sondern der Staat belohnt Ihre gute Tat und sorgt für eine Steuerminderung. Das ist neu: ■ Weniger Bürokratie Für Spenden bis 200 Euro gilt der Bareinzahlungs- oder Buchungsbeleg der Bank als Spendennachweis. ■ Anhebung der Höchstgrenzen

Die Sude mündet bei Boizenburg in die Elbe. Rinder wie die Rotbunte Doppelnutzung beweiden die Flussniederung.

Das Wetter meinte es nicht unbedingt gut mit den 16 Spendern der DUH, die an die Sude gereist waren, um die Arbeitsweise der DUH unter die Lupe zu nehmen. Dort lernten sie nicht nur das länderübergreifende Weideprojekt kennen, sondern erlebten auch Landschaftspfleger im Einsatz mit klangvollen Namen wie Rotbunte Doppelnutzung, Schwarzbuntes Niederungsvieh und Deutsches Shorthorn. Jürgen Beisiegel vom BUND Niedersachsen führte die Gruppe zu den tierischen Kollegen und erläuterte fachkundig die ökologische Bedeutung der halboffenen Weidelandschaft im Zuflussgebiet zur Elbe. Als Gäste der Stork Foundation, der Naturparkverwaltung Mecklenburgisches Elbetal und des NABU-Zentrums Dömitz wurde für die DUH-Freunde erfahrbar, wie die Organisationen in unterschiedlicher Weise ihren Beitrag leisten für eine naturverträgliche Entwicklung dieser ehemaligen Grenzregion. Ebenso wichtig wie Landkäufe sind die Beratung von Landwirten und der Aufbau von Vermarktungswegen für die eingesetzten Robustrinder. So wurde den Teilnehmern des Treffens der Naturschutz im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft gemacht mit einem glanzvollen Auerochsen-Menü, Köst-

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Künftig können bis zu 20 Prozent der Gesamteinkünfte steuerbegünstigt für einen förderungswürdigen Zweck gegeben werden. Dazu zählen selbstverständlich auch die Aktivitäten der DUH. ■ Dankeschön für Aktive Verantwortungsträger in Vereinen dürfen steuerfrei eine Pauschale von 500 Euro entgegennehmen. ■ Großspenden wirken länger Großspenden wirken sich mit einem zeitlich unbegrenzten Steuervortrag auch in den Folgejahren günstig beim Steuerzahler aus.

Naturschutz und kulinarischer Genuss perfekt vereint.

lichkeiten rund ums Schaf und einer Führung durch die Vielanker Brauerei. „Aus der Region – in den Kochtopf“ erwies sich als überzeugender Aspekt des Naturschutzes und der Regionalentwicklung. „Die Gastronomie und die weitläufige Elbelandschaft machen Lust, als Urlauber zurückzukehren“, darüber waren sich die Teilnehmer einig.

■ Doppelter Abzug für

Firmenspenden Künftig können Unternehmen bis zu 0,4 Prozent der Gesamtumsätze, Löhne und Gehälter als Spende in Abzug bringen. ■ Stifter im Aufwind Wer eine Stiftung mit Kapital ausstattet, kann bis zu einer Million Euro nicht nur im Jahr der Gründung, sondern auf zehn Jahre verteilt für eine Steuerminderung geltend machen. Mit dieser Verdreifachung des Sonderausgabenabzugs werden deutliche Anreize für die Unterstützung von Stiftungen gesetzt.

Steuerpflichtige können wählen, ob sie für das Veranlagungsjahr 2007 noch das alte oder bereits das neue Recht in Anspruch nehmen wollen.

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DUH INTERN

Simone Naumann neue Leiterin Verbraucherschutz

Dr. Cornelia Nicklas neue Leiterin des Bereichs Recht der DUH ■ Cornelia Nicklas ist die Nachfolgerin

von Conni Ziehm. Nach acht Jahren als Umweltjuristin war Cornelia Nicklas zuletzt tätig bei „Ecologic – Institut für Internationale und Europäische Umweltpolitik“, wo sie mit den Schwerpunkten Klimaschutzrecht, Energiepolitik und Emissionshandel vorwiegend im Bundesumweltministerium (BMU) beschäftigt war. Zuvor arbeitete sie mehrere Jahre als Rechtsanwältin in der Berliner Anwaltskanzlei Gaßner, Groth, Siederer & Coll. mit Schwerpunkten im Abfall-, Kommunal- und Vergaberecht. Ihre berufliche Tätigkeit begann die gebürtige Frankfurterin als Referentin im brandenburgischen Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung in Potsdam. Ihr Jurastudium absolvierte sie mit den Schwerpunkten Staats- und Verwaltungsrecht in Frankfurt am Main. Dort promovierte sie zu Problemen der Umsetzung von Luftreinhalterichtlinien im Europäischen Umweltrecht. Die DUH ist hoch erfreut, erneut eine ausgewiesene Fachjuristin für ihren Bereich Recht gefunden zu haben. Die Beteiligung an den Debatten um das Umweltgesetzbuch (UGB) und die Weiterentwicklung des Umwelt- und des Verbraucherschutzrechts gehören mittlerweile ebenso zum Profil der DUH wie die Anwendung des Umweltinformationsrechtes mit all seinen Chancen zur Aufklärung über ökologisch relevantes Handeln von Behörden und Unternehmen. DUH welt 4/2007

■ Simone Naumann übernahm im September 2007 die Leitung des Bereichs Verbraucherschutz. Die Diplom-Umweltwissenschaftlerin begann ihre Arbeit bei der DUH in den Bereichen Kreislaufwirtschaft und Verbraucherschutz. Das Arbeitsfeld Verbraucherschutz hat sie gemeinsam mit Cornelia Ziehm, die bis August 2007 diesen Bereich geleitet hat, aufgebaut. Mittlerweile arbeitet ein vierköpfiges Team in der Geschäftsstelle Radolfzell, das projektbezogen von Mitarbeitern der anderen Standorte unterstützt wird. Die Kontrolle der Energieverbrauchskennzeichnung von Pkw und so genannter Weißer Ware (große Haushaltsgeräte) bildet den derzeitigen Schwerpunkt der Arbeit. Für die Zukunft steht die konzeptionelle Weiterentwicklung des Bereichs ökologischer Verbraucherschutz auf dem Programm.

An den Bodensee kam Simone Naumann im Sommer 2004, wo sie zunächst für die Bodensee-Stiftung arbeitete. Sie studierte Umweltwissenschaften an der Universität Lüneburg und schloss zuvor an der Berufsakademie Heidenheim ein Studium als DiplomBetriebswirtin ab. Erfahrungen mit Verbandsarbeit sammelte sie während über zehn Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit auf verschiedenen Ebenen der Naturschutzjugend (NAJU) und des Naturschutzbundes (NABU).

Robert Spreter ab Januar neuer Leiter Kommunaler Umweltschutz ■ Er folgt damit Dr. Isabelle Franzen-Reu-

ter, die beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI) eine neue Herausforderung angenommen hat. Robert Spreter ist bereits seit fünf Jahren bei der DUH im Bereich Kommunaler Umweltschutz tätig. Als Projektmanager war er mitverantwortlich für die Kommunalwettbewerbe Zukunftsfähige Kommune, Energiesparkommune, Bundeshauptstadt im Klimaschutz und Bundeshauptstadt im Naturschutz. Seit Jahren ist er erfolgreich an den Kampagnen SolarLokal, Solarbundesliga und weiteren kommunalen Projekten beteiligt. Nach einer Ausbildung zum Vermessungstechniker studierte Robert Spreter Landschaftsplanung und absolvierte danach ein Vertiefungsstudium mit dem Schwerpunkt Städtebau. Zum Naturschutz kam er über die BUNDjugend in Bietigheim-Bissingen. Auch in Zukunft möchten Robert Spreter und sein Team mit Wettbewerben und Informationskampagnen den Kommunen Maßnahmen im Umweltschutz und zur Verbesserung der Lebensqualität in Städten und Gemeinden aufzeigen. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei der Klimaschutz sein.

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Spuren Ihres Lebens Mit einem Legat für die Natur in Ihrem Testament setzen Sie Ihrem Leben ein Denkmal. Ihr Vermächtnis hilft der Deutschen Umwelthilfe, für den Schutz und die Erhaltung natürlicher Lebensgrundlagen tätig zu sein.

Informationen zum Thema Legat für die Natur und Testamentsgestaltung finden Sie in unserer 16-seitigen Broschüre, die Sie kostenlos erhalten. Name Straße PLZ, Ort Telefon

Geb. Datum 4/2007

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Ihre Ansprechpartnerin: Annette Bernauer Tel. 07732-9995-60 E-Mail: bernauer@duh.de

Deutsche Umwelthilfe Fritz-Reichle-Ring 4 78315 Radolfzell DUHwelt 4/2007 Fax: 07732-9995-77


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