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Drachenlandung auf dem Salzburg Airport

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„Salzburg Tower, this is Marco on a Moyes Hangglider, requesting landing permission on Runway 33”. Mit einem fetten Grinsen im Gesicht nehme ich Kurs auf den Flughafen Salzburg. Der Polizeihubschrauber hat abgedreht, der Wind steht perfekt auf der Bahn und ich genieße den langen Endanflug unter meinem Drachen. Doch von vorne…

TEXT UND FOTOS: MARCO GRÖBNER UND ANDI SCHAAD

Jeden Morgen führt mich mein Weg zur Arbeit am Salzburger Flughafen vorbei. Meist halte ich für einen Augenblick beim Hangar-8, rede mit befreundeten Piloten und schaue mir die Flugzeuge an, die in der Morgensonne glitzern. Wie oft habe ich mir vorgestellt, wie es wohl wäre, hier mit dem Drachen zu landen. Doch das dieser Traum wirklich real werden würde, hätte ich nie für möglich gehalten.

Ende Mai, nur wenige Tage nach meiner Anfrage beim Flughafen und der österreichischen Flugsicherung, bekam ich grünes Licht. Natürlich nur aufgrund der außergewöhnlichen Situation und des wenigen Flugverkehrs. In aller Eile organisierte ich mehrere GoPros, Kamerahalterungen, eine kleine Groundcrew, und wartete ungeduldig auf die richtige Wetterlage. Die Aktion sollte so schnell wie möglich über die Bühne gehen.

Dann endlich, der 1. Juni 2020. Vorhergesagt war leichter Nordost-Wind. Eigentlich perfekt, um den acht Kilometer langen Gleitflug über die Stadt zum Flughafen zu wagen. Was noch fehlte, waren lediglich 150 Meter Startüberhöhung. Um 18.00 Uhr durfte ich starten. Doch der Wind wurde immer weniger. So wenig, dass ich nur zehn Minuten später auf einer Wiese unterhalb des Startplatz Gaisberg stand. Puh. Ein kühles Landebier und die Zusicherung des Flughafens, dass ich es am nächsten Tag wieder probieren dürfte, gaben aber Hoffnung und hoben die Laune wieder.

Nochmal wollte ich mich allerdings nicht auf die unsicheren Bedingungen verlassen. Ein höherer Startberg musste her. Der Untersberg südlich von Salzburg sollte sich gut eignen. Obwohl die Bahn geschlossen war, organisierte mir Fliegerkollege Hubi einen Sondertransport. Oben angekommen,

Letztes Jahr verzeichnete der Salzburger Flughafen 16.626 Flugbewegungen von Charter- und Linienmaschinen. 2020 kam ein Drachenflieger hinzu.

sah alles perfekt aus. Feinster Startwind und der Flughafen entspannt im Gleitwinkelbereich.

Wir bauten den Drachen auf, checkten Kameras und Funkverbindung und warteten in freudiger Erwartung bis zum frühen Abend. Dann endlich: Startfreigabe. Um auch ja genügend Höhe zu haben, drehte ich in der Thermik noch ein paar Kreise.

Mit voll gespannter VG flog ich gegen den

Wind Richtung Flughafen. Ein Blick auf die Fernbedienung der Kameras: Drei von vier GoPros hatten sich aufgehangen. Bitte nicht heute, bitte nicht jetzt! Egal, es geht um den Flug.

Doch kaum flog ich in die Kontrollzone, der nächste Schreck. Ein Polizeihubschrauber umkreiste mich. Mein erster Gedanke: Der will mich aus der CTR abdrängen. Eilig winkte ich ihn weg. Ein Fehler, wie sich nach der Landung herausstellte. Denn am Steuerknüppel saß ein Freund und Drachenflieger, der via Funk Wind von der Aktion bekommen hatte und mich begleiten wollte.

Ich drehte also Richtung Flughafen und genoss die Stimmung. Mozartstadt und Flughafen lagen ruhig in goldenem Abendlicht vor mir. Es sind diese besonderen Momente, die ich beim Fliegen so liebe. Und dann darf ich sogar am Flughafen landen.

↑ Startplatz Untersberg: Noch ein bisschen Höhe tanken vor dem Gleitflug gegen den Wind.

↑ Der Flughafen Salzburg wird von Flugzeugen aller Größenordnungen (bis B747-400) angeflogen

„Salzburg Tower, this is Marco on a Moyes Hangglider …“, funkte ich aus Spaß gen Boden.

Über dem Vorfeld machte ich ein paar Wing Over und irgendwie ging die viele Höhe doch im Nu weg. Ich flog an den Anfang der 2.750 Meter langen Startbahn. Dort drehte ich die Nase in den Wind und begann meinen wohl längsten Endanflug. Ein bisschen zu hoch, aber bloß keine Sperenzchen mehr, denn vor den Augen im Tower musste eine blitzsaubere Landung her. Wie auf Schienen glitt der Drachen aus und ich setzte sanft beim Hangar-8 auf. Wow! Was für ein Erlebnis!

Ein großes Dankeschön an den Flughafen Salzburg, die Austro Control, Martin, Andi und Hubi. Ihr habt mir einen großen Traum erfüllt.

DER AUTOR

Marco Gröbner ist mit dem Fliegen aufgewachsen. Hauptberuflich arbeitet er bei der gemeinnützigen Stiftung Wings for Life. In seiner Freizeit bringt er als Fluglehrer auch anderen das Gleitschirmfliegen bei.

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Hersteller:

Delta-Flugschule CONDOR, Boden1, CH-8825 Hütten +41 79 654 16 77 condor.d@uudial.ch

↑ Über die 2.750 Meter lange und 45 Meter breite Piste.

↑ Dieses Grinsen wird man selbst im Tower gesehen haben

↑ 50, 40, 30, 20. Retard

↑ Wo ist das Follow-Me-Car?

↑ Vor dem Hangar der Flying Bulls

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