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Sihltalkönig in der Zentralschweiz
Forstberg 2.215 m
Einer der beiden Sihltal-Könige in der Zentralschweiz im Kanton Schwyz
TEXT: WERNER BÖSCH | FOTOS: ANDREAS BUSSLINGER
← Welch tolle Szenerie gleich nach dem Start! Rechts der Nachbar Druesberg, 2.281 Meter über Meer.
← Eine 10 Meter hohe Eisenleiter lässt die kurze Steilstufe elegant überwinden.
↗ Noch führt der Weg über saftige Alpweiden – bald schon erreicht man den ersten Geröllhalden-Weg.
→ Auch das kann es geben: Anfang Juni liegt immer noch einiges an Restschnee.
Spätestens seit den großen Erfolgen der Schweizer Skirennfahrerin Wendy Holdener kennen auch viele Nicht-Skifahrer das HochYbrig, Naherholungsgebiet von Zürich, vom Namen her. Hier oben hat die Rennfahrerin ihr Handwerk gelernt. Wer schon physisch dort oben war – sei es im Sommer oder Winter – dem dürften die beiden Zwillinge Druesberg und Forstberg aufgefallen sein. Mit ihrer Höhe von über 2.000 Metern erscheinen sie recht dominant. Der Druesberg eignet sich nicht zum Fliegen. Als Gleitschirmberg hat sich vor allem der südlich liegende Forstberg, der im Sommer und Herbst recht locker ab der Sessellift-Bergstation Sternen bezwungen werden kann, einen Namen in der Hike+Fly Szene gemacht. Von dort fehlen einem gerade mal knapp 400 Höhenmeter.
Wir aber schlagen die längere Route mit rund 1.200 Höhenmetern vor, die direkt beim eher hässlichen Parkhaus der Talstation Weglosen beginnt. Vorteil: Man ist als Fußgänger nicht auf irgendwelche Bergbahnen angewiesen: eine lupenreine Hike+Fly Tour also! Nach ein paar flachen Einlaufmetern geht‘s im Chäserenwald recht steil zur Sache. Etwa 30 Minuten nach dem Start steht man vor einer knapp 10 Meter hohen Leiter, die das Überwinden der kleinen Schlucht angenehm und kräftesparend gestaltet. Dann ist der Weg mit Drahtseilen gesichert, nur mäßig steil, aber nicht exponiert. Wer Lust verspürt, kann in der Druesberghütte auf 1.581 Meter über Meer bei Romy und Sepp Herger eine Stärkung zu sich nehmen.
Tolle Aussicht als verdiente Belohnung
Der Berg ruft! Die Hälfte der Gesamthöhendifferenz ist bereits geschafft; jetzt folgt man den weiß-blau markierten Wiesen- und Steinwanderwegen in südlicher Richtung, zu Beginn nicht sonderlich steil. Bald schon geht der Pfad in anstrengendere Geröllhalden-Serpentinen über, die zur Druesberglü-
→ Die liebliche Voralpen-Landschaft der Zentralschweiz lässt das Hike and Fly-Herz deutlich höher schlagen.
cke auf 2.109 Meter führen. Links biegt man zum bereits erwähnten Druesberg ab, rechts liegt unser Ziel. Das markante schmiedeiser
DER AUTOR
Werner Bösch, geboren 1953, fliegt seit 1990 Gleitschirm und ist begeisterter Bergsteiger. Seit jeher fasziniert ihn das Hike+Fly-Erlebnis. Er hat mit Busslinger das Buch „Hike and Fly - 50 Traumtouren in der Schweiz“ herausgegeben. ne Gipfelkreuz ist schon auszumachen. Ein kräftiges „Uff“ darf man beim Eintreffen auf dem Gipfel schon von sich geben. Die Aus
DER AUTOR
Andreas Busslinger, geboren 1957, ist Fotograf aus Leidenschaft und fliegt seit 1988. Seine Bilder gehen um die Welt und werden in diversen Magazinen publiziert. Er gilt als einer der besten Gleitschirmfotografen. sicht ist überwältigend: Titlis, Windgällen, Glärnisch, Tödi und viele weitere Bergspitzen lassen grüßen. Tief unten liegt das Dorf Muotathal auf einer Höhe von 600 Meter, das problemlos auch angeflogen werden kann. In diesem Fall müsste man nach dem Start links eindrehen. Da wartet ein 1.600 Höhenmeter-Flug. Der Heimweg ist dann aber ziemlich umständlich (via Schwyz)! In diesem Fall würde sich die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln lohnen.
Nach der Gipfelrast steigen wir ein paar Meter westlich zum großzügigen Startplatz ab. In west-südwestliche Richtung wird der Schirm aufgezogen. Gäbe es nur mehr von
diesen hindernisfreien Top-Startplätzen! Schnell lässt der Flug die Strapazen des Aufstiegs vergessen. Mit Glück kann man noch etwas Thermik schnüffeln, doch auch schon ein simpler Gleitflug beglückt das Herz. Im Sommer und Herbst ist man kaum allein, wenn man den Flügel auf der großen Wiese östlich des Parkhauses Weglosen aufsetzt. Zahlreiche Flugschulen nutzen dieses einfache Fluggebiet für Höhenflüge. Sie benützen die Luftseilbahn bis zum Seebli, wo sie auf den Vierer-Sessellift wechseln, der sie fast direkt zum oft sehr stark frequentierten Startplatz befördert. Uns wandernden Naturfreunden kommen diese Bähnli-Flieger zum Glück nur wenig in die Quere. Wer es ihnen aber gleichtun will und nach der Forstberg-Tour noch mehr Fluglust verspürt, kann sich für einen Thermikflug in einer guten halben Stunde mit den beiden Bahn-Anlagen bequem zum einfachen Startplatz auf gut 1.850 Meter tragen lassen.
FORSTBERG
Anfahrt
Aufstieg
Schwierigkeit Startplatz Flug Landeplatz Besonderes
Ab Zürich Autobahn A3: Ausfahrt Einsiedeln/Ybrig. Nach Unteriberg und weiter zur Talstation der Hoch-Ybrig-Seilbahn. Gratisparkplätze im und um das Parkhaus. Nördlich des Parkhauses führt der Leitern-Weg zuerst flach, dann steil werdend durch den Chäserenwald. Ab der Druesberg-Hütte in südlicher Richtung zur Druesberglücke P. 2.109, dort rechts zum Forstberg. 3 h, 1.180 Hm. T3 Große, nach SW exponierte, mittelsteile Wiese unterhalb des Gipfels (47 o 00‘05‘‘N/8 o 49‘23‘‘E). Nach dem Start nordwestlich Richtung Weglosen. Östlich des Parkhauses offizieller Landeplatz mit Windsack (47 o 01‘13‘‘N/8 o 49‘23‘‘E). Bei Bise ungeeignet. Der steile Leitern-Weg kann auf der Natur-Fahrstraße umgangen werden. www.hoch-ybrig.ch (Sommerbetrieb ab Anfang Juli) Vom Forstberg kann auch nach Muotathal geflogen werden. Dann besser mit ö.V. anreisen. Ab Bergstation Hoch-Ybrig-Sternen (1.850 m) ca. 1.5 h/knapp 400 Hm (z.T. mit Ketten gesichert). Östlich des Landeplatzes Kabel mit roter Kugel!
HIKE+FLY HINWEIS
Hike+Fly, auch Para-Alpinismus, stellt eine der schönsten Spielarten des Gleitschirmfliegens dar. Zu Fuß auf den Berg, schwerelos gleitend wieder ins Tal. Klingt sehr einfach, doch leider ist es das nicht. Start- und Landeplätze müssen selbständig ausgewählt und auf ihre Eignung beurteilt werden sowie Windund Wetterverhältnisse im unbekannten Terrain zuverlässig eingeschätzt werden können. Gute körperliche Konstitution ist Grundvoraussetzung, um nach einem anstrengenden Anstieg genügend Reserven für einen sicheren Start und Flug oder Abstieg zu haben. Außerdem muss der Pilot vorher abklären, ob Start-, und Landeplätze legal sind. Jedes Land, oft sogar jedes Bundesland/Kanton, hat andere gesetzliche Bestimmungen. Viele Flugschulen bieten auf www.dhv.de unter Travel&Training Hike+Fly-Reisen an. Der DHV empfiehlt Einsteigern in dieses faszinierende Abenteuer, die ersten Touren unter fachkundiger Anleitung zu unternehmen.