Dress-Art
Gerdi MĂźller diablo
Ich bin sehr froh in der reizenden Goldschläger- Stadt Schwabach ausstellen zu dürfen, im stimmungsvollen Gewölbe der Städtischen Galerie . Sehr freudig gespannt bin ich auch auf die Arbeiten meiner Künstler Kollegen, die einen Dialog der besonderen Art aufnehmen. Glücklich bin ich über die Zustimmung und Neugier, die ich schon im Vorfeld von zahlreichen Kundinnen und Fördernden für dieses Vorhaben erfahren habe. Im hinteren Teil des Katalogs, sind einige Arbeiten, die nicht ausgestellt werden können, da sie bereits verkauft sind und damit den verdienstvollen Beitrag leisteten , mein Schaffen fortsetzen zu können. Sollten Sie dazu beitragen wollen, dass auch die hiesigen Exponate oder die in München verbliebenen dieses Schicksal erfahren, verspreche ich Ihnen, dass ich nicht aufhören werde zu kreieren und zu produzieren. Gerdi Müller, diablo, im Juli 2016
Meine Materialien müssen mich anspringen. Sie müssen von der Struktur her oder von Farbe und Musterung her eine Herausforderung sein und sie bestimmen, ob sie fliessen oder gestaucht werden wollen, nicht zuletzt natürlich, wie sie sich tragen lassen und den Körper umspielen, die Form nachmalen oder verhüllen.
© Staatsgalerie Stuttgart
Grußwort für den Katalog „Dress-Art“ zur Ausstellung in der Städtischen Galerie Schwabach, 8. Juli - 7. August 2016
Mit der Vertreibung aus dem Paradies haben alle Probleme angefangen, das größte quält uns noch heute, jeden Morgen: „Was ziehe ich an?“ Wer nicht an die Bibel glaubt, muss sich von Darwin belehren lassen, der in dieser Hinsicht das Alte Testament bestätigt, mit dem Übergang vom Affen zum Homo sapiens verliert der Mensch sein Fell. Aus der Notwendigkeit den Körper zu schützen, entwickeln sich älteste Kulturtechniken, wie das Weben, Spinnen und Nähen, deren Strukturen unser Denken maßgeblich beeinflusst haben. Gleich einem Echo aus der Vorzeit manifestiert sich dieser Prozess noch in vielen Sprachen. Spinnen wir den Gedanken fort, so ist, ohne etwas zu Begreifen – und das ist wörtlich zu verstehen – unser Denken unmöglich. Kleidung bedeutet für die Menschheit also weit mehr als man mit dem Wort Mode assoziiert. Spinnen wir den Gedanken fort, so ist, ohne etwas zu Begreifen – und das ist wörtlich zu verstehen – unser Denken unmöglich. Kleidung bedeutet für die Menschheit also weit mehr als man mit dem Wort Mode assoziiert.
Mit dem Beginn der Moderne wird zunächst immer schärfer zwischen Kunst und Kunsthandwerklichem unterschieden, gleichzeitig erobern sich die bildenden Künstler jedwedes Material. Erstaunlich lange bleibt Textiles dabei eine Randerscheinung – immer weiblich konnotiert. Erst der offensive Umgang mit solchen Rollenzuweisungen im Zuge der Emanzipation der Frau etabliert das Medium, so dass es heute völlig gleichberechtigt neben jedem anderen in der Kunst Verwendung findet. Gewebtes, Gestricktes oder Genähtes in einem Museum zu sehen, überrascht also längst nicht mehr. Zwischen Künstler und Modeschöpfer wird jedoch noch lange Zeit unterschieden. Durch die Erweiterung des Kunstbegriffs sind alle Grenzen fließend geworden, selbst die großen Kunstmuseen inszenieren heute Kreationen von Couturiers als Ausstellungsereignis. Man kann als Schneider heutzutage also Künstler werden, aber es geht auch umgekehrt. Gerdi Müller beginnt an der Kunstakademie, doch sie tauscht die Sicherheit eines Kunsterzieherlebens gegen das Wagnis eines Modeladens. Hier lebt sie ihre Kreativität frei aus, mit eigenen Schöpfungen genauso wie mit dem Aufspüren von Produkten gleichgesinnter, ebenso innovativer, spielerischer und fantasievoller Modekünstler. Unbedingt muss man sie in ihrem kleinen Diablo-Geschäft in München-Schwabing besuchen, um ihre Art von künstlerischem Arbeiten zu verstehen. Aus Liebe zu Material und Qualität, Freude an Farben und Formen sowie Lust an jeglicher Verwandlung findet und erfindet sie hier seit Jahrzehnten Kleidungsstücke und Accessoires für sich und ihre Kunden. Diese sind ein kleines bisschen mehr als Mode und deshalb auch nie unmodisch. Mit ihnen wird das uralte Problem „Was ziehe ich an?“ zum vergnüglichen Spiel. Gerdi Müller macht Kunst für den Alltag, Kunst direkt auf der Haut, Kunst so vergänglich wie schön. Prof. Dr. Christiane Lange Direktorin Staatsgalerie Stuttgart
Dieses Exponat ist vor dem Plissieren genäht und wird nach dem Nähen plissiert: Dieses Jäckchen war vorher dreimal so groß; es wurde zwischen zwei speziell geknickten Kartons gepresst und bei hohen Temperaturen plissiert. Alle Plissier-Vorgänge werden in Spezial- Brennereien gemacht.
Die Ausstellungsstücke sind in der Regel aus französischen Stoffen gefertigt die ich je nach Wahl plissieren lasse, wobei die Stoffe auf ein Drittel Ihrer ursprünglichen Größe schrumpfen (Kostenfaktor :wenn ich einen Meter bestelle, erhalte ich nur 30 cm Plissee).
Meine „gepatchten“ Jäckchen erhalten Overlock-Nähte, die wenig Stoff erfassen und nicht überdehnt werden dürfen. Sie sind entweder offen, d.h. verschlusslos zu tragen oder können mit dem meistens beigefügtem Schal vervollständigt werden. D.h. entweder gegürtet oder dekorativ um den Hals drapiert.
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Avantgarde upcycling aus Tischläufern
Heute finde ich immer mehr AusdrucksmÜglichkeiten mit Stoffen aller Art, bis hin zu Teppichen,Tischläufern, oder technischen Stoffen.
Déja vu et lu ? Avantgarde upcycling
Ein weiteres Standbein sind gefilzte Stoffe.
Bevor es Walkstoffe überall zu kaufen gab, verarbeitete ich von Hand hergestellte Filzstoffe von Filzkünstlern. Ein besonderes Erlebnis war, als eine Kundin mir einen orangefarbigen Walkstoff brachte und fragte, ob ich ihr daraus etwas machen könnte. Da es solche Stoffe noch nicht im Verkauf gab, fragte ich die Kundin wo Sie diesen Stoff gekauft hätte. Sie nannte mir einen kleinen Laden, 30 km vor München, wohin ich mich natürlich meine Neugier sofort hintrieb. Dieser winzige Stoffladen war eine wahre Wunderkammer für mich, denn es gab nur Reste in Form von Streifen und ähnlichem Reste - Charakter. Man bot mir Filz-Streifen im Kilo gewogen an. Ich kaufte alles was ich bekam und fertigte meine ersten Filz-Jäckchen und - Westen sowie Taschen und Hüte an.
In einem Spezialgeschäft für Filze im Münchner Rathaus gab es derzeit nur die „Windfangware“, aus der auch Untersetzer und Stuhlkissen gemacht werden konnten. Auf meine Frage nach farbigen Filzen schüttelte man verständnislos den Kopf: „So etwas gibt es nicht, wird auch nicht verlangt.“… war die Auskunft. Naja, inzwischen gibt es alles: Eine Tiroler Firma stellt herrliche Decken her, nur leider meist mit alpenländischen Motiven. Ich kaufe dort alle geometrisch gemusterten Exemplare, um daraus Mäntel und Jacken zu machen. Zurzeit ist einer meiner Lieblings–Winterstoffe ein Filzstrick aus Wolle und Baumwolle mit regelmäßigen plastischen Punkten.
Studium an der Münchner Akademie der Bildenden Künste bei Professor Erich Glette und Professor Rudi Tröger. Nach dem Staatsexamen und der Berufstätigkeit als Kunsterzieherin fünfjähriger Auslandsaufenthalt in Madrid. Danach alleinerziehende Mutter und Kunsterzieherin am St.Anna-Gymnasium in Augsburg. Parallel hierzu zu Beginn der neunziger Jahre Erste Anfänge mit befreundeten Künstlerinnen, unsere Arbeiten im textilen Design im gemeinsamen Atelier zu entwerfen und zu verkaufen. Der zunehmende Erfolg meiner Arbeiten ermutigte mich 1995 die Atelier-Gemeinschaft „Lady Godiva“ zu verlassen um meine Tätigkeit im eigenen Atelier „diablo mode, unikate“ auszuweiten. Dort verkaufe ich eigene Arbeiten und zugekaufte Damenbekleidung, Im Mai 2011 Teilnahme an der jurierten europäischen Messe „Eunique“ in Karlsruhe. Mein Design-Schwerpunkt war damals die Arbeit mit Plissée-Stoffen und die Komposition zu „Bildern“, die die Zweidimensionalität durch das Material überwinden konnten. So kann die Spannung des plissierten Materials in manchen Objekten zu skulpturhaften Gewändern aufgeladen werden. Andererseits bereitet es mir aber grossen Spass in anderen Modellen wiederum ironische Akzente zu setzen, die im günstigsten Falle zur „Kleidersprache“ werden. Heute finde ich immer mehr Ausdrucksmöglichkeiten mit Stoffen aller Art, bis hin zu Teppichen , Tischläufern, oder technischen Stoffen. Das wird auch von meinen Kundinnen so verstanden und gekauft. Den Anregungen aus dem privaten und geschäftlichen Umfeld aber, besonders schöne und erfolgreiche Stücke mehrmals anzufertigen, oder gar anfertigen zu lassen, konnte ich stets energisch widerstehen. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit Stoff - Designern im In - und Ausland gibt mir heute die Möglichkeit, meine Kollektionen in meiner ganzen künstlerischen Freiheit zu verwirklichen und weiter zu entwickeln. So verkaufe ich mittlerweile in meinen beiden Ladengeschäften fast nur noch eigene Arbeiten.
„Diese Kleidungsstücke sind’meine Bilder’, da ich von der Malerei herkomme.“
diablo unikate gerdi müller Bauerstr. 2 80796 München Tel. 089 /30779984 info@diablomode.de www.diablomode.de Katalogpreis : 10 €
© copyright diablo Außer Foto Seite 4 Staatsgalerie Stuttgart