Diakonie 2/2016

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April 2016

diakonie Die Zeitschrift für Nächstenliebe in unserer Zeit

Vom Asylwerber zum Mitarbeiter Seite 06

Leben mit Demenz  Seite 16

Qualität in Zeiten des Sparens  Seite 20

Neues KompetenzZentrum  Seite 29


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thema Beispielhafte Integration

4  Zynischer Generalverdacht

Von Sozialer Hängematte kann bei der Mindestsicherung nicht die Rede sein.

6  Vom Asylwerber zum Mitarbeiter

02 panorama Diakoniewerk

9  Verantwortungsvolle Energiepolitik ∙ Herzliche Einladung zum Diakoniefest ∙ Freiwilliges Sozialjahr der Diakonie – jetzt bewerben!

Anzour A. und Mahmoud D. haben es geschafft.

03 alter

Menschen im

14  Neues modernes Zuhause für Menschen im Alter ∙ DiakonieDialoge 2016 in Salzburg 16  Leben mit Demenz

Was bedeutet das für Angehörige?

04 behinderung 05 international Menschen mit

18  „Let’s talk about love“ ∙ Ein Jobcoach für Menschen mit Behinderung

Diakoniewerk

22  Eine Chance für Mihaela

Nachmittagsbetreuung Dumbrăveni in neuen Räumlichkeiten

12  Spiritualität 13  Porträt 24  Buchtipp ∙ Produkttipp

20  Qualität der Behinderten­arbeit Herausforderung Sparen

06 bildung

07 flüchtlinge

08 gesundheit

23  SOB goes FRF ∙ Lernen aus der Vergangenheit

26  Handwerken mit Asylwerbern ∙ Hohes bürgerschaftliches Engagement ∙ Rodelspaß am Salzstiegl

27  PatientInnensicherheit mit System ∙ Geburtenrekord in der Privatklinik Wehrle-Diakonissen

Aktiv für

25  LehrerIn im Diakoniewerk

Unterschiedliche Ausbildungen und Praxiserfahrungen bereichern die Unterrichtsgestaltung

Aktiv für

Aktiv für

29  Neues Kompetenz-­Zentrum Anlauf-

stelle für Menschen mit Erkrankungen im HNO-, Kopf- und Halsbereich

Impressum Offenlegung: siehe www.diakoniewerk.at/impressum. Medieninhaber: Evangelisches Diakoniewerk Gallneukirchen, Martin-Boos-Straße 4, 4210 G ­ allneukirchen, Tel. 07235 632 51, office@diakoniewerk.at. Herausgeberin: Rektorin Mag.a Christa Schrauf. Chefredakteurin: Andrea Brummeier. Redaktionsteam: Andrea ­Brummeier, Dagmar Hochreiter, Susanne Kunze, Christiane Löper, Daniela Palk, Daniela Scharer. Unternehmenskooperationen: Markus Putzer. Fotos: Andrea Brummeier (S. 1, 2 oben links, 3, 6, 8, 13), Daniela Scharer (S. 2 oben Mitte, 17), Thomas Smetana (S. 2 unten links, 25), Josef Mayr (S. 2 unten Mitte, 26 rechts), Bernhard Schramm (S. 2 unten rechts, 29), Shutterstock.com/Sean Bolt (S. 5), eventfoto Wolfgang Kunasz-Herzig (S. 10), Shutterstock.com/nipon thunggatgaw (S. 12), Andrea Obermühlner (S.18), Christiane Löper (S.21), Fotolia_53025903_XL (S. 27), FC Wildbild_DU (S. 28), Andrea Viehböck (S. 30), alle anderen Diakoniewerk. Corporate Publishing: Egger & Lerch, www.egger-lerch.at. Druck: gugler GmbH. Erscheint fünfmal jährlich. Diakoniewerk ­Spendenverein: Allg. Sparkasse OÖ 257700, BLZ 20320. ­Sponsoring Post! GZ 02Z032365 S; Diakonie 7/2016

diakonie ∙ April 2016

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editorial

Mahmoud D. arbeitet seit Jänner in der Betreuung von unbegleiteten Minderjährigen in Gallneukirchen.

Liebe Leserinnen und Leser, in der zum Teil sehr heftig ge­ führten Diskussion um die Einsparungen bei der Bedarfsorientierten Mindestsicherung geht es zumeist um die Sozialleistungen für Asylberechtigte. Darüber werden jedoch völlig die anderen BezieherInnen – zumeist Frauen und Kinder, die von Armut betroffen sind – vergessen. In ihrem „nachgedacht“ zeigt Rektorin Mag.a Christa Schrauf auf, dass beabsichtigte Kürzungen vor allem die Schwächsten der ­Gesellschaft treffen.

Ein Leben mit Demenz ist lebenswert, wenn es qualitätsvoll begleitet wird. Beispiele von Asylberechtigten und Asylwerbern, die sich im Diakonie­werk engagieren, stellen das ­„thema“ und das „porträt“ vor. ­Anzour A. und Mahmoud D., die sich bereits während ihrer Wartezeit auf den positiven Asylbescheid freiwillig engagierten, setzen sich jetzt als Asylberechtigte beruflich für Menschen auf der Flucht ein, die in Quartieren des Diakonie-

werks in Gallneukirchen bzw. im Mühlviertel untergebracht sind. Das „porträt“ berichtet über zwei Asylwerber, die sich g ­ emeinsam mit einem seit vielen Jahren freiwillig im Diakoniewerk Tätigen in einem sogenannten Freiwilligen­ tandem für Menschen mit ­Behinderung engagieren.

Herausforderung Demenz Was bedeutet es für ­Angehörige, wenn Mutter, Vater oder ­PartnerIn an Demenz erkranken? Im ­Gespräch mit dem Sohn einer Besucherin der Tagesbetreuung im Haus für Senioren Wels wird deutlich, welchen Herausforde­rungen man sich als Angehöriger von Demenzbetroffenen gegenüber sieht und was als unterstützend im Betreuungsalltag erlebt wird (Seite 16). Es zeigt aber auch, dass ein Leben mit Demenz, wenn es qualitätsvoll begleitet wird, lebenswert ist und Normalität und soziale Teilhabe ermöglicht. Das Chancengleichheitsgesetz in Oberösterreich setzt Maßstäbe für eine gute Betreuungsqualität für Menschen mit Behinderung. Diese

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muss trotz finanziell ­schwieriger Zeiten erhalten werden. Auf welche Weise dies möglich wird und warum das Diakoniewerk, ebenso wie die anderen oberösterreichischen Organisationen, die ­Sparmaßnahmen mitträgt, lesen Sie auf Seite 20. Außerdem erfahren Sie mehr über die Nachmittagsbetreuung in Dumbrăveni, die Vorteile der beruflich gemischten LehrerInnen-Teams in den Schulen des Diakonie­werks und das neue ­Kompetenz-Zentrum für ­HNO-, Kopf- und Halschirurgie der Privatklinik Wehrle-Diakonissen in Salzburg. Ich hoffe, wir haben wieder einige für Sie interessante Themen zusammengestellt. Ihre

Andrea Brummeier Chefredaktion April 2016 ∙ diakonie


nachgedacht

Zynischer Generalverdacht Von Sozialer Hängematte kann bei der Mindestsicherung nicht die Rede sein.

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n einer hochentwickelten und ausdifferenzierten Gesellschaft ist ein Leben ohne Einkommen nicht möglich. Wie es sich ohne Strom- und Wasseranschluss oder sogar ohne Obdach leben oder überleben lässt, kann ich mir nicht vorstellen und ich möchte nicht, dass Menschen das für mich Unvorstellbare erfahren müssen, wenn sie nicht aus eigener Kraft ihren Lebensunterhalt decken können.

Soziale Ausgrenzung Auf welche Weise Sozial­leistungen aus der Bedarfsorientierten Mindestsicherung durch politisch Verantwortliche gerade in Frage ­gestellt werden, ist beschämend. Die Schwächsten im Land unter den Generalverdacht zu ­stellen, dass sie sich in der sozialen Hängematte ein schönes Leben machen, ist zynisch. 30 % der diakonie ∙ April 2016

Betroffenen sind Kinder. Wer kann ernsthaft wollen, dass mehr als 50 000 Kinder in Österreich noch mehr als bisher soziale Ausgrenzung erleben, ihnen die Chance auf Entwicklung und Zukunft genommen wird? ­Weitere 40 % der Anspruchsberechtigten sind Frauen, darunter viele Alleinerzieherinnen, und Frauen, die über Jahre mit der Pflege von Ange­hörigen beschäftigt waren. Das Bild der Armut ist sehr weiblich. Von den Frauen und Männern, die von mancher Seite gerne vorschnell in die Kategorien „arbeitsunwillig“ oder „selber schuld“ eingeteilt werden, geht eine große Zahl einer Arbeit nach, aber prekäre Beschäftigungen nehmen zu, und mit ihnen wird die Gruppe der working poor people, die trotz Erwerbsarbeit arm sind, größer, weil ihr Einkommen nicht existenzsichernd ist.

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Armut verhindern, nachhaltig begrenzen oder überwinden muss das Ziel bleiben. Sparstift bei den Schwächsten Warum der Sparstift gerade bei den Schwächsten im System angesetzt werden soll, wo es nur um 1 % des Sozialbudgets geht, ist nicht logisch. Wer kann ernsthaft wollen, dass Kindern die Chance auf Zukunft genommen wird und das ohnehin benachteiligte Geschlecht, die Frauen, die geplanten Kürzungen besonders treffen? Martin Luther hat vor 500 Jahren die Aufgabe der Schaffung einer tragfähigen Sozialstruktur, die verhindert, dass Menschen auf der Straße landen, beim Staat gesehen. Daher hat er von der „Obrigkeit“ seiner Zeit eine entsprechende


Sozial- und Bildungspolitik eingefordert. Das führte in der Folge in den Städten zur Gründung von „Sozialkassen“ als ein strukturelles Element für eine allgemeine Wohlfahrt. Es war ein Schritt weg vom Almosenhandeln, das für die Armen meist beschämend war, hin zu ersten sozialstaatlichen Maßnahmen. Es sollte nicht länger nur dem Zufallsprinzip überlassen bleiben, auch nicht nur den Kirchen und ihren Möglichkeiten, ob Menschen Unterstützung finden, sondern eben einer geordneten Sozialpolitik. Davon ist ein wegeweisender Impuls für die Entwicklung des Sozialen ausgegangen. Ob zur Zeit der Reformation, als Berufstätigkeit in unserem Sinn sich erst zu entwickeln begann, oder heute, wo Beschäftigungsmöglichkeiten an ihre Grenzen kommen, es braucht zu jeder Zeit

eine Sozialpolitik, die dafür sorgt, dass Menschen, die gerade nicht arbeiten können, nicht arbeiten dürfen oder keine Arbeit finden, ob einheimisch oder asylberechtigt, eine Sicherung haben. Armut verhindern, nachhaltig begrenzen oder überwinden muss das Ziel bleiben, nicht die Vermehrung von Armut und Zunahme sozialer Probleme.

aber erst im Doppelpack mit einer verlässlichen Sozialpolitik, öffnen sich Perspektiven für einen Weg aus der Armut. „Es sollte überhaupt kein Armer unter euch sein“ heißt es in einem biblischen Vers aus dem 5. Mosebuch.

Es braucht verlässliche Sozialpolitik Von sozialer Hängematte kann bei einer durchschnittlichen Bezugszeit an Mindestsicherung von acht Monaten und einer Höhe, die nicht in die Nähe von einem Leben kommt, das gut zu nennen ist, nicht die Rede sein. Die Nächstenliebe und soziale Verantwortung Einzelner für Menschen in Not macht unsere Gesellschaft und Welt sicherlich hoffnungsvoller und menschlicher,

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Ihre

Christa Schrauf Rektorin April 2016 ∙ diakonie


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thema

Beispielhafte Integration

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Vom Asylwerber zum Mitarbeiter Anzour A. und Mahmoud D. haben es geschafft: Ihr Asylantrag wurde positiv entschieden. Nun haben sie auch schon einen Arbeitsplatz: als Mitarbeiter in der Flüchtlingsarbeit des Diakoniewerk Oberösterreich.   Andrea Brummeier

K

Mahmoud D. hat immer ein offenes Ohr für die Fragen und Probleme der Jugendlichen.

urz bevor er zum Militärdienst eingezogen werden konnte, flüchtete Anzour A. vor dem Krieg in Syrien in die Türkei und dann weiter über Osteuropa nach Österreich. In seiner Kindheit auf den Golanhöhen war er bereits mit österreichischen Soldaten in Kontakt gekommen, an die er sehr gute Erinnerungen hatte. Das und die Tatsache, dass Österreich ein friedliches Land ist, waren die Gründe, warum er hier um Asyl angesucht hat. Im Oktober 2014 kam er nach Gallneukirchen. Dann hieß es warten, immer in der Ungewissheit: Wird mein Asyl­ antrag positiv beschieden?

Weihnachtsmarkt. Nach einem Jahr die Erlösung: seinem Antrag auf Asyl wurde stattgegeben. Da sich in der Zwischenzeit die Flüchtlingsarbeit im Diakoniewerk Oberösterreich ausgeweitet hatte, bekam er das Angebot, im Team von Margarete Moser, Leitung Flüchtlingsarbeit Urfahr-Umgebung, mit 26 Wochenstunden tätig zu werden.

Angebot zur Mitarbeit

Dank seiner vielfältigen Sprachkenntnisse in Arabisch, Türkisch, Englisch und nun auch Deutsch unterstützt er in Flüchtlingsquartieren des Diakoniewerks im Mühlviertel AsylwerberInnen durch Dolmetscherdienste, z. B.

Bereits in dieser Zeit engagierte sich der 27-Jährige bei verschiedenen Gelegenheiten als Freiwilliger – zum Beispiel als Dolmetscher für andere Asylwerber, bei Räumungsarbeiten oder beim

Seine Deutsch­ kenntnisse erweitert Anzour durch Selbststudium.

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bei Amtswegen und Arztbesuchen. Auch die Dokumentation der Betreuungsarbeit, Gemeinde­ kontakte und die Vernetzung mit den Freiwilligen vor Ort gehören zu seinen Aufgaben. Da kommen ihm seine vielfältigen Kontakte in Gallneukirchen zugute. Eine Wohnung hat Anzour in Linz gefunden. „Dort muss ich mich erst eingewöhnen, in ­Gallneukirchen habe ich viel mehr Freunde, mit denen ich mich gerne treffe“, erzählt er. Seine Deutschkenntnisse erweitert er ständig durch Selbststudium: „Meine Kolleginnen Margarete und Michaela unterstützen mich sehr und auch durch die Arbeit lerne ich täglich dazu. Ich möchte meine Deutschkenntnisse soweit verbessern, dass ich vielleicht im Herbst die Universität besuchen kann – Sozial­management würde mich sehr interessieren“, blickt Anzour in die Zukunft. April 2016 ∙ diakonie


thema

Beispielhafte Integration

Arbeit mit Jugendlichen Sein Kollege Mahmoud D., der palästinensische Wurzeln hat, ist nach dreimonatiger Flucht aus ­Syrien im Jänner 2015 nach Gallneukirchen gekommen. So wie Anzour hat er mit Hilfe von Ehrenamtlichen des Vereins „Gemeinsam in Gallneukirchen“, der 2014 – als die ersten Flüchtlinge nach Gallneukirchen kamen – gegründet wurde, Deutsch gelernt. Im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten, die Asylwerber haben, arbeitete der 28-Jährige freiwillig zunächst im Bauhof der Gemeinde Engerwitzdorf, später begleitete er als Dolmetscher zwei Jugendliche aus dem Irak bei ihrem Schulbesuch in Engerwitzdorf. Gemeinsam mit Anzour hatte er im vergangen Sommer auch einen Monat lang in Linzer Flüchtlingsquartieren mitgearbeitet. „Durch die Arbeit hatte ich gute Möglichkeiten, meine Deutschkenntnisse weiter zu verbessern“, so Mahmoud, der in Syrien Englisch studiert hat. Im November 2015 war es auch für ihn soweit: Sein Asylantrag wurde positiv entschieden. Mahmoud bewarb sich in der Flüchtlingsarbeit des Diakonie­ werks und wurde für das MitarbeiterInnen-Team des neu geschaffenen Quartiers für unbegleitete Minderjährige im ehemaligen Wohnhaus Waldheimat angestellt. 38 Stunden pro Woche ist er nun für die Jugendlichen, die aus Afghanistan und dem Iran kommen, im Einsatz. „Wir sind elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und begleiten 29 Burschen im Alter diakonie ∙ April 2016

zwischen 16 und 17 Jahren in ihrem Alltag und, wenn es erforderlich ist, bei Behördengängen oder zum Arzt. Täglich haben sie eineinhalb Stunden Deutschunterricht. Vier von ihnen kochen mittlerweile gemeinsam mit einer Mitarbeiterin für alle. Wir sind ein bisschen wie eine große Familie“, erzählt Mahmoud aus seiner Arbeit.

der Straße freundlich grüßen und diese gar nicht darauf reagieren, das ist schade!“ Mahmoud gefällt seine Arbeit sehr gut. Er fühlt sich wohl hier in Oberösterreich, was nicht zuletzt daran liegt, dass er nach Monaten der Trennung mittlerweile wieder mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern vereint ist.

Gute Erfahrungen

„Wir unterstützen sie, möglichst rasch selbständig zu werden.“ Man spürt, dass ihm die jungen Leute am Herzen liegen. Die Kommunikation erfolgt in Deutsch. „Das ist wichtig, um die Deutschkenntnisse zu festigen und weiter auszubauen“, betont Mahmoud. „Wir unterstützen sie, möglichst rasch selbständig zu werden, denn wenn sie 18 sind, müssen sie die Waldheimat verlassen und werden in einer Unterkunft für Erwachsene untergebracht. Zurzeit sind alle noch etwas schüchtern und trauen sich oft noch nicht alleine hinauszugehen oder einzukaufen. Zusätzlich verunsichert werden die Burschen, wenn sie die Leute auf

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In der Flüchtlingsarbeit des Diakoniewerk Steiermark, die seit über 10 Jahren besteht, macht man bereits seit Jahren sehr gute Erfahrungen mit Mitarbeitern, die selbst einmal Asylwerber waren. Voraussetzung für ihre Tätigkeit sind sehr gute Kenntnisse der deutschen Sprache, damit die ­Kommunika­tion mit den KollegInnen und dem sozialen Umfeld funktionieren und auch die Dokumentation der Arbeit in Deutsch erfolgen kann. Oft ist es für AsylwerberInnen hilfreich, wenn sie ihre Probleme in ihrer Muttersprache erzählen können. Da sind ehemalige Asylwerber gute Ansprechpartner, vor allem aber auch deswegen, weil sie selbst einmal in einer Flucht-Situation waren und die Sorgen und Nöte der Menschen sehr gut verstehen können.

In den Dienstbesprechungen tauschen sich Anzour und ­seine ­Kolleginnen regelmäßig über aktuelle Ent­ wicklungen aus.


Diakoniewerk

panorama Verantwortungsvolle Energiepolitik – TÜV geprüft Energiemanagement des Diakoniewerks wurde erfolgreich zertifiziert.

Neuigkeiten aus den Arbeitsfeldern

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Das Diakoniewerk hat sich zum Ziel gesetzt, im Sinne einer verantwortungsvollen Energiepolitik den Energieverbrauch und den Energieeinsatz sukzessive und nachhaltig zu optimieren. Aufbauend auf den vom Vorstand beschlossenen Richtlinien einer unternehmensweiten Energiepolitik werden mit einem Energiemanagementsystem nach ÖNORM ISO 50001, das im vergangenen Jahr aufgebaut ­wurde, Verbesserungs- und Einsparungspotentiale im Energieeinsatz und Verbrauch aufgespürt. Erste Erfolge zeigen sich u. a. nach der thermischen Gebäudesanierung des Wohnhauses Ludwig-SchwarzWeg, wo nach dem Winter eine

45%ige Energieeinsparung und eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 20,8 Tonnen erzielt werden konnte. Auch ein Handbuch für verantwortungsvolles Energiemanagement wurde erstellt. Von MitarbeiterInnen kamen einige Ideen zur Energieeinsparung. Heuer wurde, nach dreitägiger Überprüfung durch einen Auditor von TÜV Austria, das EnergieManagementsystem des Diakoniewerks erfolgreich zertifiziert. Als besonders positiv hat der Auditor die strukturierte Management-­ System-Dokumentation, das Rechtsregister, die Beschaffungsrichtlinien und den detaillierten Zieleplan hervorgehoben.

Weiterbildung für FlüchtlingsbegleiterInnen Gemeinsam mit Fachleuten aus der Flüchtlingsarbeit und dem Land Salzburg entwickelt die Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB) im Diakoniewerk Salzburg ein Fachmodul „Flucht und Integration“. Das neue Modul richtet sich an alle, die eine Sozialausbildung absolvieren oder abgeschlossen haben und zusätzliche Spezialkompetenzen in der Begleitung von Flüchtlingen erwerben möchten (Fach-Sozial­ betreuerInnen, KindergartenpädagogInnen, etc.). Die Weiterbildung bietet praxisorientiertes Knowhow rund um das Thema Flucht und Integration, umfasst 100 Theoriestunden, ist an acht Samstagen absolvierbar und wird durch Fernlehre ergänzt. Beginn der Ausbildung: Oktober 2016 Information & Kontakt: ausbildung.sbg@diakoniewerk.at bzw. telefonisch 0662 63 85 922

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Diakoniewerk

panorama Inklusive Tanzperformance

Kampagne gegen Rassismus

Das Brukenthal-Gymnasium und die Werkstätte des Diakoniewerks im rumänischen Sibiu-Hermannstadt gestalten gemeinsam mit SängerInnen und InstrumentalistInnen aus der Region eine inklusive Tanzperformance. Die Figur des Narren künstlerisch und wissenschaftlich ernst zu nehmen, ist Ziel des Projektes „Ver/rückungen: Weisheit der Narrheit“, das über neun Monate mit wissenschaftlicher Begleitung durch die LucianBlaga-Universität in Sibiu erarbeitet wird. Dabei fördert das Projekt zwanglos die Begeisterung für Kunst und die künstlerische Ausdrucksweise der Teilnehmenden mit und ohne Behinderung. Die Erstaufführung ist für den 28./29. Mai vorgesehen. Unterstützt wird diese einzigartige Zusammenarbeit unter anderem vom Demokratischen Forum der Deutschen Hermannstadt, das gleichzeitig Veranstalter ist, und dem Österreichischen Kulturforum in Bukarest.

„Rassismus? Mog I ned!“ ist eine gemeinsame Kampagne von arcobaleno, Diakonie­werk, Friedensstadt Linz, Gewerk­ schaftsjugend Oberösterreich, Verein Land der Menschen – A ­ UFEINANDER ZUGEHEN OÖ., migrare – Zentrum für MigrantInnen OÖ., Öster­reichisches Jugendrotkreuz, SOS-Menschen­rechte und Volkshilfe – Flüchtlings- und MigrantInnen­betreuung. Damit wollen sich diese Organisationen klar gegen ­Rassismus positionieren. Zum internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März wurde eine Facebook-Kampagne mit ­prominenten Testimonials gestartet. Ziel der Kampagne „Rassismus? Mog I ned!“ ist es, auf dieses Thema vermehrt auf­merksam zu machen.

Herzliche Einladung zum 142. Diakoniefest! Am Donnerstag, 5. Mai (Christi Himmel­fahrt), 9.30 bis 17 Uhr, lädt das ­Diakonie­werk wieder zum traditionellen Diakonie­fest in Gallneukirchen ein. Nach dem Gottesdienst und Kindergottesdienst um 9.30 Uhr findet ein buntes Programm rund um das Haus Bethanien statt: umfangreiches Kinderprogramm, Lesung von Texten des Theater Malaria, Puppentheater isipisi, Artisten, Jongleure, Trommelworkshop, Musikdarbietungen, Verkaufsstände der Werkstätten des Diakonie­werks und vieles mehr erwarten die Besucherinnen und Besucher.  diakonie ∙ April 2016

Für Dr. Johann ­Stroblmair, Geschäfts­ führer Diakoniewerk Oberösterreich, und Klaus Dorninger, Geschäfts­führer der Energie AG Power Solutions, ist das Gemeinschaftsprojekt eine Bestätigung des eingeschlagenen Weges und der bisherigen Zusammen­arbeit.

Nachhaltige maßgeschneiderte Wärmeversorgung für Weikersdorf Moderne Biomasse-Doppelkessel­anlage in Betrieb Nach einer intensiven Vorbereitungs- und Planungsphase seit Anfang 2015 hatte die Energie AG Oberösterreich Power Solutions GmbH den Zuschlag erhalten, die Wärmeversorgung des ehemaligen Gästehauses, des MitarbeiterWohnhauses und des Betriebsobjektes für Landwirtschaft und Gewerbe in der Ortschaft Weikers­ dorf, Gemeinde Alberndorf/ÖO., zu erneuern. Die ca. 30 Jahre alten Ölkesselanlagen wurden durch

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eine Biomasse-Doppelkessel­ anlage abgelöst. Diese konnte bereits zu Beginn der Heizperiode im Oktober in Betrieb ge­nommen werden. Die für den Betrieb notwendige Biomasse kommt aus dem forstwirtschaftlichen Betrieb des Diakoniewerks, die bei der Waldbewirtschaftung und in den Christbaumkulturen anfällt. Somit kann eine doppelte Wert­ schöpfung für das Diakoniewerk erreicht werden.


Diakoniewerk

panorama Ein herzliches Dankeschön an die Gold­hauben­frauen für die originellen T-Shirts!

Nächster Lehrgang für Freiwillige in Oberösterreich

T-Shirts für Theater Malaria Ihre Zugehörigkeit zum Theater Malaria mit einem einheitlichen Shirt zu unterstreichen – diesem Wunsch der Ensemblemitglieder trugen die Goldhaubenfrauen Gallneukirchen unter Obfrau Theresa Grabner Rechnung. Mit einer Spende von 400 Euro finanzierten sie den Ankauf von 20 T-Shirts mit dem Aufdruck „Die Jugend ist auch eine schöne Jahreszeit“. Und natürlich hatten die Goldhaubenfrauen auch die Aufführung der letzten Theater­produktion „Halsbrecher“ besucht. „Ich freue mich sehr, dass ein regionaler Kulturverein wie die Goldhauben unsere Theaterarbeit unterstützt“, erklärt Regisseurin Iris Hanousek-Mader.

Dieser Lehrgang bietet die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Themen der Freiwilligenarbeit auseinanderzusetzen und mit anderen Freiwilligen in Austausch zu kommen. Er besteht aus drei Grundund drei Vertiefungsmodulen im Zeitraum Mai bis Dezember 2016. Für im Diakoniewerk freiwillig Tätige ist der Lehrgang kostenlos, für Freiwillige aus anderen Organisationen wird ein Unkostenbeitrag eingehoben. Nähere Infos auf www.diakonie-akademie.at oder bei Mag.a Isabel Beuchel, 07235 63 251 184, i.beuchel@diakoniewerk.at.

Was brauchen Menschen unbedingt? Freiwilliges Sozialjahr der Diakonie – jetzt bewerben! Das Freiwillige Sozialjahr dauert in der Regel ein Jahr und bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten in Wohnungen & Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Hausgemeinschaften & Tageszentren für Menschen im Alter. Interessierte Jugendliche (Mindestalter 17 Jahre) können frei wählen, in welchem Bundesland sie das Jahr absolvieren möchten – im Diakoniewerk stehen Oberösterreich, Salzburg, Wien, Steiermark und Tirol zur Auswahl. Während des Sozialjahres ­erhalten sie Taschengeld, Verpflegung, Unterkunft (bei Bedarf) und sind für die gesamte Dauer sozialversichert.

Das Sozialjahr wird als Praxisnachweis zur Aufnahme in Aus­bildungen im Sozialbereich anerkannt. Angebote von Gruppensupervision, Berufsorientierungsseminare und ­interne Fortbildungen helfen, um nach Abschluss des Jahres die richtige Ausbildung zu finden. Weitere Informationen unter www.spring-ins-leben.at Ansprechpartnerin für alle Einrichtungen des Diakoniewerks ist Mag.a Birgit Katzmaier, Telefon: 07235 63 251 145, E-Mail: b.katzmaier@ diakoniewerk.at.

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Im Rahmen der Reihe „future ethics. Diskursraum der offenen Gesell­ schaft“ fand am 8. März eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Was brauchen Menschen unbedingt?“ im Albert Schweitzer Haus Wien statt. Die Frage ist eine doppelte: Was brauchen Menschen auf jeden Fall zum Leben? Und was soll ihnen zukommen, ohne dass sie bestimmte Bedingungen erfüllen müssen – einfach weil sie Menschen sind? Existenzbedingungen des Menschen sowie die Diskussion um ein Grundeinkommen standen ebenso zur Debatte wie die Begriffe Arbeit, Macht und Freiheit. Rund 60 Personen waren gekommen und trugen zu einer interessanten, lebhaften Diskussion bei, denn die Meinungen im Publikum waren sehr unterschiedlich.  April 2016 ∙ diakonie


Leben und

spiritualität „… denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen!“

„Wenn bei Dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.“ (Lev. 19, 33f) Ein hartes Bibelwort in Zeiten wie diesen, wo Grenzen geschlossen werden und sich Menschen bedroht fühlen durch Fremde. Wo war ich fremd? Wie bin ich behandelt worden? Oder, wie hätte ich es mir gewünscht? Wer schaut auf die Menschen, die einheimisch sind und bedürftig? Was ist gerecht? Liebe Leserin, lieber Leser, vergessen wir in all den Aufregungen nicht, dass die Liebe der Gottesname ist, der uns anvertraut ist. Wie es heißt „… Du sollst ihn lieben wie dich selbst.“ Dr.in Michaela Koller Seelsorge, Diakoniewerk Salzburg & Privatklinik Wehrle-Diakonissen

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porträt

Menschen im Diakoniewerk

Freiwilligentandem mit zwei Asylwerbern Dieter Worf ist seit 2000 im Diakoniewerk freiwillig tätig. Jetzt hat er Unterstützung durch Hamid S. und Mohammed K., zwei Asylwerber aus dem Iran. Andrea Brummeier, Isabel Beuchel

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ieter Worf widmet seit 16 Jahren jeden Mittwoch seine Zeit Menschen mit Behinderung aus zwei Werk­stätten am Linzerberg in Engerwitzdorf, indem er Freizeitaktivitäten anbietet. Auch bei zahlreichen Ausflügen der Werkstätten oder sogenannten Lebenspraktischen Wochen hat er die TeilnehmerInnen und die begleitenden MitarbeiterInnen unterstützt. Über die vielen Jahre hat er zu ihnen freundschaftliche Beziehungen aufgebaut. „Sie sind für mich wie eine Familie“, erklärt der agile 78-Jährige. Seine Freude an dieser Tätigkeit merkt man ihm an.

Unterstützung notwendig „Wenn man mit mehreren Personen unterwegs ist, gerade auch mit Rollstuhlfahrern, ist es manchmal schwierig, allen gerecht zu werden. Wir sind häufig auf dem Linzerberg unterwegs und kommen oft an einem Haus des Diakoniewerks mit Asylwerbern vorbei. Ich dachte mir, vielleicht kann mich ja jemand von ihnen unterstützen“, erzählt Herr Worf. Tatsächlich waren statt e­ inem erhofften Unterstützer gleich zwei dazu bereit. Hamid S. (32) und Mohammed K. (26) begleiten ihn nun seit N ­ ovember 2015 und bilden mit Worf ein sogenanntes

Frei­willigentandem, eine vom Unabhängigen LandesFreiwilligenzentrum ULF und dem Diakoniewerk entwickelte Initiative, in der österreichische Freiwillige freiwillig tätige AsylwerberInnen so lange begleiten, bis sie selbständig freiwillig tätig sein können.

Deutsch von Anfang an Hamid S., der eine Marketing-­ Ausbildung abgeschlossen hat, tut sich mit der deutschen Sprache ­etwas schwer. Trotzdem hat er einen g ­ uten Kontakt zu den Menschen mit Behinderung im Team aufgebaut. Mittlerweile ist er als Ersatztorhüter auch im Fußballclub des SV Gallneukirchen gut integriert. Dort hat er keine Kommunikations­schwierigkeiten: „Fußball ist international“, lacht er. Mohammed K., der sein Sozio­ logie­studium durch die Flucht abbrechen musste, beherrscht

Deutsch recht gut und fühlt sich auch sehr wohl im Team von Dieter Worf. Dieser spricht von Anfang an deutsch mit „seinen Mitarbeitern“, wie er die beiden bezeichnet und vermittelt ihnen ganz nebenbei auch wichtige Fakten über das Leben in Österreich. Auf die Frage, warum sie sich für Menschen mit Behinderung freiwillig engagieren, erklärt Mohammed: „Ihr Lachen ist Balsam für unsere Seelen! Außerdem möchten wir dem Diakoniewerk für seine Unterstützung für uns etwas zurückgeben.“ Auch Dieter Worf möchte etwas zurückgeben: „Meine Familie musste nach dem 2. Weltkrieg aus dem Sudetenland fliehen. Wir hatten nichts außer unserem Leben und der Kleidung am Leib und waren dankbar für die Hilfe, die wir erhielten. Deshalb möchte auch ich Menschen auf der Flucht helfen.“

Mohammed K., Dieter Worf und Hamid S. (v. l. n. r.) bilden ein gutes Team.

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April 2016 ∙ diakonie


Menschen im

alter

Neues modernes Zuhause für Menschen im Alter Ein Haus für Senioren mit vier Hausgemeinschaften und fünf Wohnungen mit Betreuung wurde vom Diakoniewerk Oberösterreich in Bad Zell/ OÖ. errichtet. Die ersten Bewohnerinnen und Bewohner haben Anfang Februar zwei Hausgemeinschaften besiedelt. Der Bezug der beiden weiteren Hausgemeinschaften ist für April bzw. Juni geplant. „Das Haus für Senioren in Bad Zell ist ein Vorzeigeprojekt. Es ist ein Modell, das richtungsweisend auch für andere Gemeinwesen und Regionen sein kann“, ist Geschäftsführer Dr. Johann Stroblmair von dem Konzept überzeugt. Gleichzeitig mit dem Bau des Hauses wurde die „Mehr Zeller Nachbarschaft“ entwickelt. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, der Pfarre, den Vereinen und weiteren Organisationen und Gruppen möchte das Diakoniewerk die gut versorgte Nachbarschaft zu einer mitsorgenden Bad Zeller Nachbarschaft entwickeln. Ziel ist ein Sozialraum, in welchem alle Altersgruppen ihr Leben gut gestalten können. Derzeit werden ein Besuchsdienst, ein Mittagstisch und ein Fahrtendienst angeboten.  Informationen und Kontakte finden Sie unter www.diakoniewerk-oberoesterreich.at/mehrzellernachbarschaft

Angehörige sind wichtige Partner in der Begleitung von Menschen im Alter.

03 diakonie ∙ April 2016

Die Ange­ hörigen nehmen sich gerne Zeit für einen Erfahrungsaustausch.

Angehörigenfrühstück in der Tagesbetreuung am Ruckerlberg Duftender Kaffee, frische Semmerln und genug Zeit, miteinander zu reden: Die Tagesbetreuung für Menschen mit Demenz lädt Tagesgäste und Angehörige regelmäßig zum gemeinsamen Frühstück ein. Alle zwei Monate decken Maria Krainer und ihr Team den Frühstückstisch, um gemütlich zu plaudern, Fragen zu beantworten oder einfach zum besseren Kennenlernen. „In der Hektik des Alltags ist oft nicht Platz für längere Gespräche“, erklärt die Leiterin. Dabei ist es gerade in der Arbeit mit Menschen mit Demenz so wichtig, möglichst viel über Vorlieben, die Biographie und aktuelle Themen des Tagesgastes zu wissen. Das gemeinsame Frühstück ist dafür der ideale Rahmen: Die Angehörigen nehmen sich gerne Zeit, die Atmosphäre ist entspannt. Gefrühstückt wird oft bis in den späten Vormittag hinein. „Ein Zeichen, dass sich alle wohlfühlen“, freut sich Krainer.

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Menschen im

alter

Plattform „Demenzfreundliche Stadt Salzburg“ Diakonie-Dialoge 2016 in Salzburg: Bitte anmelden Die 22. Diakonie-Dialoge am Freitag, 24. Juni, 9 bis 16 Uhr, beschäftigen sich mit dem Thema „Sucht und Abhängigkeit – Ein Balanceakt in der Seniorenarbeit“. Ort: St. Virgil Salzburg, Ernst-Grein-Straße 14, 5026 Salzburg Tagungsbeitrag: inkl. Mittagssnack 45 (ermäßigt 35) Euro, VVK: 42 (ermäßigt 27) Euro Infos und Anmeldung online unter www.diakoniewerk.at, oder per E-Mail diakonie-dialoge@diakoniewerk.at

ReferentInnen Dr. Dirk K. Wolter: Sucht im Alter – Altern und Sucht. Ein Überblick. DGKP Andreas Kutschke, BScN: Sie sind nicht allein: Abhängigkeit als Herausforderung für MitarbeiterInnen in der Seniorenarbeit Dr. Astrid Giebel: Zur Freiheit befreit – Spiritualität und Sucht Zusätzlich zu den Referaten und verschiedenen Workshops wird das SOG.THEATER aus Wiener Neustadt, seit 15 Jahren bekannt für innovative Theaterformate und hochwertige theaterpädagogische Angebote, unter dem Titel „Das Theater mit der Sucht“ lebendige Reflexionen zum Thema bieten.

Ausstellung „Weißes Haar ist ein ehrenvoller Schmuck“ Die Diakonische Arbeitsgemeinschaft evangelischer Kirchen (DAeK) organisiert gemeinsam mit der Österreichischen Bibelgesellschaft Ausstellungen zu biblischen Themen. Die Ausstellung „Weißes Haar ist ein ehrenvoller Schmuck“ ist nun – erstmals in Österreich – im Haus für Senioren Wels zu sehen (bis 5. April) und stellt eine Einladung dar, die Bibel unter dem Blickwinkel „Alter“ kennen zu lernen. In der biblischen Welt sind alte Menschen sehr angesehen. Sie gelten als erfahren, klug und weise. Sie haben auch Erfahrungen mit Gott gemacht und dürfen darum fragen, zweifeln, loben und danken. Sie lassen die Jüngeren an ihren Erfahrungen teilhaben, wenn sie auf gute und schlechte Zeiten in ihrem Leben zurückblicken.

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Die ExpertInnen der Demenzberatung Diakoniewerk Salzburg haben gemeinsam mit VertreterInnen zahlreicher anderer Institutionen sowie der Stadt Salzburg die Plattform „Demenzfreundliche Stadt Salzburg“ gestartet. Ziel der Plattform ist es, Demenz vermehrt „in die Gesellschaft herein zu holen“ und dadurch die Erkrankung zu enttabuisieren und die Salzburger Bevölkerung dafür zu sensibilisieren. ­Konkret bedeutet das, die Ängste zum Thema Demenz in der Gesellschaft abzubauen und die Beratungsund Betreuungsmöglichkeiten in der Stadt Salzburg weiter zu verbessern. Diese engere Zusammenarbeit der verschiedensten Einrichtungen soll ­Betroffenen und Angehörigen eine einfachere und schnellere Unter­stützung ermöglichen.

Interessantes Themenheft zu „Demenz“ Die Diakonie Österreich hat ein Themenheft „Nicht vergessen. Demenz geht uns alle an“ heraus­gegeben. Neben Informationen zu Demenz­ erkrankungen, über Projekte sowie Buch- und Filmtipps finden sich auch Erfahrungsberichte in dem interessanten Heft. Wenn Sie ein Exemplar des Magazins „Diakonie-Themen“ bestellen möchten, schicken Sie bitte ein E-Mail mit vollständiger Postadresse an service@diakonie.at oder nehmen Sie telefonisch Kontakt auf unter 01 409 80 01.

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Menschen im

alter

Leben mit Demenz – auch für Angehörige Frau A. ist seit mehr als drei Jahren zu Gast in der Tagesbetreuung im Haus für Senioren Wels. Sie lebt mit Demenz. Ihr Sohn Peter begleitet sie in dieser Lebensphase.  Daniela Scharer

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ine strahlende alte Frau mit Witz und Charme im ­Gesicht blickt mich an. Sie sitzt gemeinsam mit anderen bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen an einem mit Primeln dekorierten großen Tisch. Es ist Kaffeezeit in der Tagesbetreuung Wels und die dortigen Tagesgäste genießen ihre Kaffeejause – die einen mit mehr, die anderen mit weniger Unterstützung, den individuellen Bedürfnissen entsprechend gemäß der Devise der professionellen Begleitung vor Ort, die an das „normale“ Leben und an die einzelnen Biografien anzuschließen versucht.

Angehörige nehmen eine kompetente und verantwortungsvolle Rolle wahr. Frau A. ist eine von mehr als 130 000 Menschen in Österreich, die an Demenz erkrankt sind. Prognosen zeigen, dass sich diese Anzahl bis zum Jahr 2050 verdreifachen wird. Da Frauen tendenziell ein höheres Lebensalter erreichen, diakonie ∙ April 2016

sind sie auch stärker von Demenz betroffen als Männer. Betroffen von der Situation sind jedoch auch vor allem die Angehörigen, die nun mit dem Verlust bestimmter Fähig­ keiten ihrer Mutter/ihres Vaters/ Partners zurechtkommen müssen und sich oft sehr früh in einer Betreuungssituation finden.

Sohn sein und pflegen Auch im Gespräch mit Peter A. wird deutlich, welch kompetente und verantwortungsvolle Rolle Angehörige wahrzunehmen haben, wenn Mutter oder Vater an Demenz erkranken. Mit dem Tod ihres Mannes im Jahr 2010 veränderte sich vieles für Frau A.. Ihr Sohn beschreibt diesen Verlust, der sie sehr mitnahm und überforderte, auch als Auslöser für ihre Demenz, die schleichend, doch von da an sehr rapide fortschritt. Peter A., selbst Sozialarbeiter, merkte sehr früh, dass er seine Mutter nun stärker begleiten muss. Diese Zeit des Wachsam-Seins wurde immer intensiver und das Gefühl, seine Mutter ein Stück weit „leider“ auch vor sich selbst zu beschützen – und dies einzugestehen – wurde

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immer deutlicher. Gemeinsam mit der Schwägerin schafften sie es anfangs zuhause sehr gut, doch sehr bald wurde die Begleitung der Mutter zur „Rund-um-die-Uhr“Aufgabe, die mit seiner Berufstätigkeit nicht mehr zu vereinbaren war. Mit dem Besuch der Tagesbetreuung an einem Tag pro Woche und der Mobilen Hilfe begann Peter A. die Situation zu entspannen und die Begleitung seiner Mutter zusätzlich in professionelle Hände zu legen. Er selbst kann sich erinnern, dass gerade dieser Schritt für ihn ein sehr großer war – nämlich sich einzugestehen, dass es alleine nicht klappt. Der Wunsch als Professionist und Sohn, die Mutter so lange wie möglich begleiten zu können, wich der Erkenntnis, dass es etwas völlig anderes ist, die eigene Mutter zu pflegen, und dass damit die so wichtige Abgrenzung und Distanz nicht gelingen. Heute, sagt er, geht es seiner Mutter (86) wirklich sehr gut. Sie besucht mittlerweile an 4 Tagen die Woche die Einrichtung für Menschen mit Demenz des


Diakonie­werks in Wels, wird vom Roten Kreuz gefahren und verbringt dort ihren Tag.

Kompetenzen im Vordergrund Übungen zur Mobilisierung und andere Alltagsaktivitäten geben Sinn, stärken das Selbstbewusstsein und aktivieren geistige und körperliche Fähigkeiten. Allesamt konzentrieren sie sich auf die Kompetenzen seiner Mutter und versuchen damit, ihre Lebensqualität in dieser Phase des Lebens zu erhalten. Mit einer Gehhilfe und im Beisein ist Frau A. nach wie vor unterwegs und ihr Sohn merkt auch, wie sehr ihr die Übungen, die Teil der Tagesstruktur sind, helfen, ihre Mobilität zu erhalten. Selbst essen und kurze Strecken gehen zu können und das zu erhalten, was sie gut kann, ist ihm sehr wichtig. Diese Kompetenz und vieles Weitere im Sinne ihres Wohlergehens, wie das Erleben von Gemeinschaft, sieht er in der Tagesbetreuung, davon ist er überzeugt. Seit kurzem nutzt Peter A. auch einen „Zu-Bett-geh-Dienst“ einmal pro Woche. Sich freispielen, wieder

rauskönnen, auch spontan, ist ihm nun einfach wieder wichtig. Die laufende, doch jahrelange Begleitung ging natürlich auf Kosten seiner sozialen Kontakte, die braucht es nun wieder, das ist ihm klar. ­Peter A. erzählt eine Geschichte, eine von vielen vermutlich ähnlichen Lebensgeschichten, die durch die Diagnose Demenz sowohl für die/den Betroffenen wie auch Angehörigen einen besonderen Verlauf nahm. Doch sie zeigt auch auf, dass Leben mit Demenz lebenswert ist und, gut begleitet, auch Normalität im Alltag und soziale Teilhabe ermöglicht. Durch Angebote wie die Tages­ betreuung Wels bekommen Menschen, die in ihrer Lebensgestaltung Unterstützung benötigen, jedoch weiterhin zu Hause oder bei den Angehörigen leben m ­ öchten, die nötige Begleitung – bei unter­ schiedlichsten Aktivitäten der Tagesgestaltung und in der Pflege. Für Peter A. war es rückblickend die richtige Entscheidung. Seiner Mutter geht es gut und für ihn selbst galt es, auch wieder auf sich zu schauen.

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Gesellschaftlicher Umgang 30 000 Neuerkrankungen pro Jahr in Österreich – diese ­Anzahl erscheint hoch. Trotz dieser Entwicklung soll und darf diese Krankheit nicht nur als Verlust von Fähigkeiten gesehen werden, denn auch wenn im Verlauf ein Teil der kognitiven Fähigkeiten verloren geht, die emotionalen Erinnerungen und Fähigkeiten bleiben umfassend erhalten. Auch Peter A. bestätigt, dass es anfangs schwierig war, vor allem mit jenen kleinen Dingen, die einfach so passieren, wie Herd nicht abschalten, Unterschiedliches vergessen, Verständigungsprobleme mit den Nachbarn und vielerlei Kleinigkeiten, die unsicher machten. Mit der Diagnose Demenz war es dann klar, warum, und ihr soziales Umfeld stellte sich darauf ein, wobei die ­einen mehr, die anderen weniger mit dem veränderten Verhalten seiner Mutter umgehen konnten. Auch wenn sich die kognitiven Fähigkeiten seiner Mutter verändert haben, die Gefühlsebene ist nach wie vor da, mehr denn je – sie ist ein Stück weit nun ihre Form der Kommunikation und Nähe.

Gemeinschaft erleben, am „normalen“ Leben anknüpfen, sich wohlfühlen

April 2016 ∙ diakonie


Menschen mit

behinderung

Inklusives Gastronomiekonzept in der KZ-Gedenkstätte Mit der Eröffnung des „Bistro Mauthausen Memorial“ am 1. März haben die KZ-Gedenkstätte Mauthausen und das Diakoniewerk ein klares Zeichen für mehr Toleranz, Inklusion und Chancengleichheit gesetzt.

Mag. Gerhard Breitenberger, GF Diakoniewerk OÖ., Dr.in Barbara Glück, Leitung Gedenkstätten und Kriegsgräberfürsorge BMI, Mitarbeitende des Bistros und Bürgermeister Thomas Punkenhofer bei der Eröffnung

Auch in finanziell schwierigen Zeiten muss die Betreuungsqualität erhalten bleiben.

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Acht Menschen mit Behinderung bringen im Gastronomiebetrieb der KZ-Gedenkstätte Mauthausen ihre individuellen Fähigkeiten ein und sammeln – mit Unterstützung von professionellen Gastronomiefachkräften – wertvolle Erfahrungen im Arbeitsleben und sozialen Umfeld. Unter dem Titel „bedachte Gastfreundschaft“ soll das neue Gastronomiekonzept des Diakonie­ werks dazu beitragen, dass in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen Vorurteile und Barrieren abgebaut werden und ein partnerschaftliches Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung ermöglicht wird. Auch ein achtsamer bzw. bedachter Umgang mit den vor Ort verwendeten Lebensmitteln –

sprich Regionalität, ­Saisonalität und Einfachheit – spielt eine große Rolle. Für Mag. Gerhard ­Breitenberger, Geschäftsführer Diakoniewerk Oberösterreich, ist die Umsetzung dieses Modells in Mauthausen ein Meilenstein auf dem Weg zu einer ­inklusiven ­Gesellschaft: „Im Sinne der gleichberechtigten Teilhabe gehen wir von einer Gesellschaft aus, die unabhängig von Behinderung, Hautfarbe, Religion, etc. gleich an Rechten und Chancen ist. An diesem Ort setzen wir damit ein Zeichen gegen ein faschistoides Herrschaftssystem, das damals Menschen als minderwertig und lebensunwert eingestuft hat und treten für eine solidarische ­Gesellschaft ein.“

Preiswürdig Das Projekt „i-Treff STUWE“ wurde mit dem 3. Platz des Bank Austria Sozialpreises 2015 auszeichnet. „Im STUWE wird Jugendarbeit für Jugendliche mit und ohne Behinderung gemacht. Das Miteinander im Jugendzentrum ist ein Musterbeispiel für gelungene Teilhabe“ freut sich Gerhard Breitenberger, Geschäftsführer Diakoniewerk Oberösterreich, über die Auszeichnung. Wir danken allen, die für das Projekt gevotet haben!

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Menschen mit

behinderung Mit Freude und Engagement bei der Sache: MitarbeiterInnen der Werkstätte Schladming bei der Brau GmbH

„Let’s talk about love“ Neue Kooperation mit der„Schladminger Brau GmbH“ Die „Schladminger Brau GmbH“ ist neuer Projektpartner des Diakonie­werks in Schladming. Seit ­Dezember 2015 arbeitet eine Praktikums- und Arbeits­gruppe stunden­ weise in der weithin bekannten Brauerei. Dieser Schritt steht ganz im Einklang mit der neuen steirischen Gesetzgebung, die eine ver­

stärkte Öffnung der Werkstätten in Richtung Arbeitsmarkt fordert. Die Mitarbeiter mit Behinderung sind in diesem integrativen Beschäftigungsprojekt mit Engagement bei der Sache, denn das Schladminger Bier steht sowohl bei Einheimischen als auch bei den zahlreichen Touristen hoch im Kurs.

Ein Jobcoach für Menschen mit Behinderung

Die Kulturformen des Institut Hartheim organisieren gemeinsam mit dem Diakoniewerk, der Lebenshilfe sowie der Kunst St. Pius die Veranstaltungsreihe „Let’s talk about love“. Vier Kunstaus­stellungen mit Werken von Menschen mit Behinderung zum Thema Liebe werden im laufenden Jahr organisiert. Initiiert wurde die Aktion vom Institut Hartheim, dessen Symposium am 17. März unter dem Thema „Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und Sexualität“ stand. Die Veranstaltung des Diakoniewerks findet am Donnerstag, 19. Mai, ab 19 Uhr, im Café & Bistro KOWALSKI im Haus Bethanien in Gallneukirchen statt. Gezeigt werden Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern des Ateliers, kombiniert mit Literatur und Musik.

Das Diakoniewerk Tirol bietet Menschen mit Behinderung in verschiedenen Einrichtungen Beschäftigungsplätze an. Dies zu koordinieren, ist die Aufgabe von Katrin Pancheri. Als Jobcoach des Diakoniewerks klärt sie, wo jemand am besten eingesetzt werden kann. Auf Wunsch vermittelt Pancheri auch Praktikumsplätze in Firmen. „Eine junge Frau mit Behinderung ist beispielsweise zwei Tage pro Woche in einem Gartencenter in Wörgl beschäftigt. Eine andere hilft täglich vier Stunden im Seniorenheim in Hopfgarten in der Küche“, berichtet Pancheri. Mittels dieser Beschäftigungsplätze sollen längerfristig geeignete Arbeitgeber lukriert und den Menschen mit Behinderung bei der Arbeitssuche geholfen werden. In ihrer Funktion als Jobcoach arbeitet Katrin Pancheri auch in der Berufsvorbereitung Eurotours mit. „Wir wollen die Menschen mit Behinderung nicht ausschließlich an den gastronomischen Arbeitsbereich binden, sondern offen sein für die verschiedensten Berufswünsche. Die Tätigkeiten in der Küche dienen als Werkzeug, um fit für die Arbeitswelt zu werden“, erklärt Pancheri. Ziel sei es, dass die Menschen mit Behinderung nach der Ausbildung einen Job in der Wirtschaft annehmen können.

Das Diakoniewerk Tirol bietet vielfältige Beschäftigungs­ möglichkeiten an.

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Gebäude erstrahlen blau In der Nacht des 2. April werden durch die „Light it up blue“-Kampagne weltweit ­Gebäude blau beleuchtet, um auf die Entwicklungsstörung Autismus aufmerksam zu machen. Neben der Oper in Sydney und dem Empire State Building in New York werden auch in Österreich bekannte ­Gebäude blau erstrahlen. Ziel ist es, auf die mit A ­ utismus verbundenen Herausforderungen, aber auch Potenziale für die Gesellschaft aufmerksam zu machen. ­Der Tag soll weltweit Bewusstsein dafür schaffen, dass die tiefgreifende Entwicklungsstörung zwar weit verbreitet, aber noch zu wenig bekannt ist. Das Diakonie­­ werk ist sowohl in Oberösterreich als auch in Wien – gemeinsam mit anderen Organisationen – an der Kampagne beteiligen.

April 2016 ∙ diakonie


Menschen mit

behinderung

Qualität der Behinderten­arbeit in Zeiten des Sparens Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention bedeutet einen Fortschritt für Menschen mit Behinderung. Die Budgetkürzung des Landes Oberösterreich stellt die Betroffenen jedoch vor neue Herausforderungen.  Julia Minichberger

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eit sich Desideria Mayr erinnern kann, sitzt sie im Rollstuhl. Das moderne Gerät fällt auf. Kürzlich hat im Supermarkt ein Kind Gefallen an ihrem Rollstuhl gefunden und Desideria Mayr musste genau erklären, was dieser alles kann. „Mir gefällt es, wenn Menschen auf mich zugehen und keine Berührungsängste haben“, freut sie sich über nette Begegnungen im Alltag. ­Desideria Mayr, 53 Jahre, ist Sprecherin der Interessensvertretung für Menschen mit Behinderung und lebt seit dem Säuglingsalter im Diakonie­werk in Gallneukirchen. Seither hat sich vieles verändert.

keiten und Voraussetzungen als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft angesehen. Sie sollen wie jeder mündige Bürger leben, arbeiten und wohnen dürfen, wie und wo sie möchten. Sehr widersprüchlich erscheinen vor diesem Hintergrund die Budget­kürzungen des Landes OÖ. im Bereich der Behinderten­arbeit. Bis 2020 sollen in Oberöster­reich durch die Träger insgesamt 17 Millionen Euro eingespart werden. Das Diakoniewerk trägt die Kürzungen mit, auch wenn dies eine große Herausforderung darstellt. Insgesamt geht es für das Diakoniewerk um eine Budget­reduktion von ca. 11 %.

angebot. Mittelfristig sollen alle Menschen mit Behinderung die Möglichkeit haben, ins System integriert zu werden. Um das zu ermöglichen, wird ein Teil der Einsparungen für den Bau neuer Wohn- und Arbeitsangebote verwendet. Diesen Weg möchte das Diakoniewerk zusammen mit den anderen Trägern in Oberösterreich unterstützen.

Einsparungen als Herausforderung

Weshalb das Diakoniewerk als Träger mit dem Land Oberösterreich kooperiert und die Budgetkürzung akzeptiert, ist vielen unverständlich. Tatsache ist aber, dass aktuell ca. 4 900 Menschen mit Behinderung keine Leistung nach dem Oö. ChG erhalten. Sie werden von Angehörigen betreut und erhalten kein Beschäftigungs- oder Wohn-

Angebote reduzieren, nicht streichen

Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und das Chancengleichheitsgesetz des Landes Oberösterreich (Oö. ChG) sieht Desideria Mayr als wichtigen Fortschritt. Menschen mit Behinderung werden demnach per Gesetz mit ihren speziellen Fähig­ diakonie ∙ April 2016

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Aktuell erhalten ca. 4 900 Menschen mit Behinderung keine Leistung nach dem Oö. ChG.

Damit die Budgetkürzungen die Umsetzung der UN-­Konventionen und den Fortschritt nicht stoppen, möchte Mag. Gerhard ­Breitenberger, Geschäftsführer Diakoniewerk Oberösterreich, auch in Zukunft flexible Begleitung e­ rmöglichen. Angebote im


Menschen mit

behinderung

Desideria Mayr, Sprecherin der Interessensvertretung für Menschen mit Behinderung im Diakoniewerk, und Mag. Gerhard Breitenberger, Geschäftsführer Diakoniewerk Oberösterreich, diskutieren Qualitätsanforderungen und Sparzwänge.

­ iakoniewerk, wie z. B. Gruppen­ D urlaube und Ausflüge sollen nicht gestrichen, müssen jedoch reduziert werden. Im Verhältnis wird der Einsparungsbetrag, den das Diakonie­ werk zu leisten hat, zu gleichen Teilen aus Sachkosten und Personal­ kosten bestehen. Eine akzeptable Lösung, wenn man ­bedenkt, dass alleine die Personalkosten 75 % der Gesamtkosten in der Behindertenarbeit ausmachen.

Qualität erhalten Die Einsparungen bei den Personal­kosten werden sich jedoch auf die Begleitung der Menschen mit Behinderung auswirken. Umso wichtiger ist es, dass die Qualitäts­ standards des Diakoniewerks auch zukünftig die Basis in der Begleitung von Menschen mit Behinderung bilden, sodass bei der Professionalität selbst keine Abstriche gemacht werden, auch wenn Einzelbetreuungszeiten zurückgenommen werden müssen. Weiters sind zum Beispiel auch Wahlmöglichkeiten, welche Mitarbeiterin

bzw. welcher Mitarbeiter die Pflege übernimmt, durch die notwendigen Dienstplanoptimierungen nicht mehr durchgängig möglich und werden eingeschränkt. Umso mehr wird der Fokus dahin gelenkt, die bestehende Qualität in der Begleitung und Begegnung zu erhalten. Dies kann unter anderem auch durch die verstärkte Orientierung im Sozialraum gelingen, wo gezielt UnterstützerInnen für Menschen mit Behinderung für deren Anliegen und aus deren sozialem Umfeld gesucht werden und die Begleitung ergänzen.

Solidarität ist gefragt Der Ausbau des Freiwilligennetzwerkes könnte die Personalkürzungen in der Betreuung ausgleichen. Hier sieht Gerhard Breitenberger aber auch ein Spannungsfeld: „Die Ausbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzt einen hohen Standard bei Begleitung und Pflege von Menschen mit Behinderung. Diesen Standard können wir bei Freiwilligen weder v­ oraussetzen

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noch einfordern.“ Es besteht für Menschen mit Behinderung zwar die Möglichkeit eine ausge­ bildete Begleitung, zum Beispiel für Ausflüge zu Konzerten oder ins Schwimmbad, selbst zuzukaufen. „Aber was passiert mit denjenigen, die sich das nicht leisten können“, ist Desideria Mayr, in ihrer Rolle als Vertreterin der Interessen aller Bewohnerinnen und Bewohner sowie begleiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Diakoniewerk, besorgt. Desideria Mayr wünscht sich, dass allgemein der Zusammenhalt in der Gesellschaft stärker wird. Hier sieht sie einerseits Menschen mit Behinderung gefordert, den Kontakt mit dem sozialen Umfeld zu suchen. Andererseits sollen Menschen, denen es nicht so gut geht, Unterstützung erhalten. „Ganz allgemein ist ein solidarisches Handeln gegenüber allen Gruppen der Gesellschaft gefragt – in der jetzigen Zeit mehr denn je“, so Gerhard Breitenberger.  April 2016 ∙ diakonie


Diakoniewerk

international

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Die Nachmittags­ betreuung in Dumbra�veni bietet Kindern die Chance auf eine erfolgreiche Ausbildung. Auch in Sebeş gibt es dieses Angebot.

Eine Chance für Mihaela Mit Jahresbeginn ist die Nachmittagsbetreuung Dumbrăveni in neue Räumlichkeiten eingezogen. Andrea Brummeier

M

ihaela* und die anderen Kinder, die mit ihr gemeinsam die Nachmittags­ betreuung von L.I.F.T. (Lernen.Inte­ gration.Förderung.Tagesstruktur) in Dumbra�veni/Rumänien besuchen, sind begeistert. Seit 1. Jänner ist L.I.F.T. nicht mehr provisorisch in ­ihrer Schule untergebracht, sondern in einem eigenen Haus, unweit der Schule und der Roma-Siedlung, wo Mihaela lebt. Das Haus bietet viel mehr Platz, mit Räumen für Gruppenaktivitäten, einer Küche und einem Garten. Die zwölf Kinder spüren es: Das ist jetzt „ihr“ Haus! Gemeinsam wird hier das in der Schule erworbene Wissen vertieft, doch auch soziale und kulturelle Kompetenzen werden vermittelt.

Schwieriges Zuhause Das einräumige Häuschen, in dem Mihaela und ihre Familie leben, hat weder Fließwasser noch Gas. diakonie ∙ April 2016

Die Mutter ist Hausfrau und hat erhebliche Gesundheitsprobleme. Der Vater arbeitet als Taglöhner, doch nicht immer gibt es etwas für ihn zu tun. Das wenige Geld reicht für die fünfköpfige Familie hinten und vorne nicht. Als Älteste hilft ­Mihaela oft im Haushalt mit, manchmal muss sie von der Schule zuhause bleiben, um die kranke Mutter zu unterstützen. Kein Wunder, dass Mihaela nach Abschluss der 2. Klasse erhebliche Wissenslücken hatte. Die Eltern können ihr nicht helfen, weil sie selbst kaum zur Schule gegangen sind. Der Mangel an Bildung und entsprechenden Vorbildern machte sich auch im Sozialverhalten ­bemerkbar.

Große Fortschritte Der Besuch der Nachmittagsbetreuung hat vieles verändert. ­Mihaelas Fortschritte in den ­wenigen Monaten sind beachtlich. Sie hat Freude am Lernen gewonnen, nicht zuletzt durch die sicht­ baren Erfolge. Rechnen fällt ihr nun ganz leicht und auch das Lesen ist erheblich besser geworden. Sie hat außerdem gelernt, Konflikte anders

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auszutragen als mit körperlicher und verbaler Aggression. Ihr um ein Jahr jüngerer Bruder Dorel* besucht ebenfalls die Nachmittagsbetreuung und profitiert wie seine Schwester von der Lernbetreuung, aber auch davon, nach den Auf­ gaben gemeinsam mit den anderen Kindern bei Spiel und Spaß einmal unbelastet von den Alltagssorgen der Familie sein zu können. Die Jüngste in der Familie geht noch nicht zur Schule, doch das Vorbild ihrer Geschwister und das Angebot von L.I.F.T. werden auch ihr einmal zu Gute kommen. Die Mutter freut sich sehr, dass es dieses Angebot gibt, und hofft, dass ihre Kinder nicht nur das Schuljahr mit einem p ­ ositiven Ergebnis beenden, sondern auch in ein paar Jahren die Aus­ bildung erfolgreich abschließen können. Denn sie weiß: Nur mit einer guten Ausbildung haben ­Mihaela und ihre Geschwister eine ­Chance, der Armut zu entkommen und sich selbst ein gutes Leben ­aufzubauen.  * Namen zum Persönlichkeits­schutz geändert


Zeitzeugin Frau Hackl mit den SchülerInnen der 14FAT.

Aktiv für

bildung

Lernen aus der Vergangenheit Damals wie heute sind Vorbilder wichtig.

Praxisnahes Lernen als Schwerpunkt

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Verschiedene Gründe haben in der Klasse 14FAT in der SOB Gallneu­ kirchen/Altenarbeit dazu geführt, sich im Ethik- bzw. Religionsunterricht mit der Zeit des National­ sozialismus auseinanderzusetzen. Zum einen sind diese Zeit und ihre Folgen Teil der Biografien von Menschen im Alter. Zum anderen schließen sich daran Themen wie Umgang mit Schuld, Mut und Zivilcourage an. Die ­SchülerInnen besuchten die Gedenkstätte Mauthausen und setzten sich mit der „Mühlviertler Hasenjagd“ auseinander. Besonders beein­ druckend war der Besuch durch die Zeit­zeugin Anna Hackl (geborene Langthaler), deren Familie zwei

russische Häftlinge für drei Monate vor den Nationalsozialisten versteckt hielt. Eindrücklich schilderte Frau Hackl die schwierige Situation und die Gefahren, die die ­Familie durch die beherzte Initiative von Frau Hackls Mutter auf sich genommen hat. Berührend war vor allem die Erzählung über die Begegnung ihrer Mutter mit jener von Nikolaj – einem der ­beiden russischen Häftlinge – in der damaligen UdSSR. Von insgesamt acht Söhnen ist nur Nikolaj aus dem Krieg nach Hause gekommen. Gerade in schwierigen Zeiten wie heute sind Vorbilder, die beherzt Menschlichkeit zeigen, von großer Bedeutung.

SOB goes FRF Die DirektorInnen der Schulen für Sozialbetreuungsberufe Gallneukirchen gestalteten gemeinsam mit drei Schülerinnen beim Freien Radio Freistadt (FRF) die Sendung „Im Blickpunkt – Soziales und Bildung“. Die einzelnen Berufsbilder und Ausbildungsbereiche waren ebenso Thema, wie Unterrichtsgegenstände und der Schulalltag. Die Sendung ist online unter ww.frf.at. zum Nachhören.

Auf Sendung: Schülerinnen und DirektorInnen der SOBs Gallneukirchen

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April 2016 ∙ diakonie


Aktiv für

bildung

Kontaktpflege und Austausch Salzburger und Gallneukirchner SOBs auf Besuch in Düsseldorf Die Schulen für Sozialbetreuungsberufe (SOB) des Diakoniewerks pflegen schon seit längerem Kontakt mit den Heilerziehungspflegeschulen der Kaiserswerther Diakonie in Düsseldorf – einem Pendant zu den SOBs in Österreich. Nachdem im Vorjahr die Kaiserswerther in der SOB im Diakoniezentrum Salzburg zu Besuch waren, folgten nun Lehrkräfte aus dem Diakoniewerk der Einladung aus Düsseldorf und konnten sich über Entwicklungen im dortigen Ausbildungssektor informieren. Beiderseitiges Ziel ist es, Kontakte und Austausch zu pflegen – vor allem hinsichtlich wechselseitiger Praktika der Studierenden, aber auch der Lehrkräfte. Eine enge Kooperation besteht bereits hinsichtlich der Abwicklung und Unterstützung bei EU-Projekten. Die Zusammenarbeit soll künftig nicht nur fortgesetzt, sondern intensiviert werden!

Bewerbungsfristen für das Schuljahr 2016/17 Für die Fach- und Diplomausbildungen Altenarbeit/Behindertenarbeit und Behindertenbegleitung an den Schulen für Sozialbetreuungsberufe (SOB) gelten folgende Bewerbungsfristen: SOB Gallneukirchen: 30. April 2016 SOB Mauerkirchen, SOB Ried und SOB Wels: 30. April 2016 SOB Salzburg: 23. Mai 2016 Alle Informationen und Bewerbungsunterlagen: www.zukunftsberufe.at

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Soziale Strategien für morgen Ein Plädoyer für die Menschenwürde

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Welche Verantwortung trägt eine reiche Gesellschaft für all diejenigen, die, nicht selten unverschuldet, in Not geraten, die verarmen, die alt sind, die mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen leben müssen, die seelische Krisen durchleiden oder auf der Flucht vor lebensbedrohlichen Ereignissen sind? Darum geht es diesem Buch. Preis: 25 Euro Erhältlich in der Bücherinsel, Hauptstraße 7, 4210 Gallneukirchen, Tel. 07235 625 13, lesen@buecherinsel.at

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Aktiv für

bildung

Als LehrerIn im Diakoniewerk Unterschiedliche Ausbildungen und Praxiserfahrungen bereichern die Unterrichtsgestaltung. Davon profitieren die Schülerinnen und Schüler.  Susanne Kunze

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usbildung hat einen hohen Stellenwert im Diakoniewerk, das beweisen die Gründung der Krankenpflegeschule 1967 in Linz und insbesondere die der Fachschule für Sozialberufe 1976 in Gallneukirchen. Mit dieser für Österreich neuen Schulform war das Diakoniewerk Wegbereiter der Professionalisierung in den Sozial­ betreuungsberufen. Heute führt das Diakoniewerk als S­ chulträger sechs Schulen für Sozialbetreuungsberufe (SOB) in Gallneu­ kirchen, Mauer­kirchen, Salzburg, Ried/Innkreis, Wels und eine S­ chule für Allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege in Linz.

Buntgemischtes Kollegium Rund 900 SchülerInnen absolvieren derzeit an den Schulen eine zwei- oder dreijährige Ausbildung zum/zur Fach- oder Diplom-Sozial­ betreuerIn Altenarbeit, Behindertenarbeit, Behindertenbegleitung oder zum/zur Diplomierten Gesundheits- und KrankenpflegerIn. Sie werden von etwa 250 Lehrerinnen und Lehrern unter­richtet: Neben jenen KollegInnen, die hauptberuflich unterrichten, ergänzen zahlreiche nebenberuflich Lehrende sowie Lehrbeauftragte

die Schulteams. Dabei reichen die Beschäftigungsausmaße von zwei Stunden im Jahr bis zur Vollbeschäftigung. Die Sonderposition der Lehrenden an den sozialberuflichen Schulen besteht darin, dass sie als „lebende Subvention“ des Bundes geführt und damit die Gehaltskosten von der öffent­ lichen Hand bestritten werden. Die meisten LehrerInnen kommen aus den verschiedensten Arbeits­feldern der Gesundheits- oder Sozialberufe und bringen unter­schiedliche Erkenntnisse und Verständnis aus der Praxis mit. Sie ergänzen sich mit den LehrerInnen aus traditionellen Lehrerberufen und erzeugen damit ein buntgemischtes ­Kollegium. Zwei Beispiele belegen dies:

Die PädAk Absolventin Eva Riha hat die PädAk absolviert, danach im Hotel, Kindergarten und 15 Jahre in der Sozialarbeit mit langzeitarbeitslosen Menschen gearbeitet. Seit 2011 unterrichtet sie an der SOB die Fächer Haushalt und Ernährung. „Jeder Lehrer sollte auch einmal in einem anderen

Beruf gearbeitet haben, um dieses Arbeitsleben kennen zu lernen“, sagt die gelernte Pädagogin. „Mir wurden auf der PädAk ­Inhalte vermittelt, die ich hier nicht anwenden kann. Durch viele Gespräche mit SchülerInnen weiß ich nun, was sie brauchen und welche Schwer­ punkte ich setzen muss.“

Der Quereinsteiger aus der Praxis Andreas Größinger absolvierte nach dem Studium der Informatik den Zivildienst in einem Altenheim und dann die Ausbildung zum Altenfachbetreuer. Seit 1999 unterrichtet er verschiedene Fächer in der SOB Gallneukirchen, besonders wichtig ist ihm das Fach „Biographie­ arbeit“. „In der Biographiearbeit geht es darum, sich die ‚Schuhe des anderen anzuziehen‘. Sie fordert die Bereitschaft, sich in eine Welt ­einzulassen, die ich nicht kenne, um Zusammenhänge mit dem Verhalten von Klienten zu ­verstehen. Dieses Fach wirkt sich dadurch auch in der Persönlichkeitsentwicklung der SchülerInnen aus.“

Die meisten Lehrenden kommen aus Arbeitsfeldern der Gesundheits- und Sozialberufe.

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Aktiv für

flüchtlinge

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Handwerken mit Asylwerbern Abwechslungsreiche Freizeitgestaltung in Luftenberg Einen Handwerkskurs organisierten kürzlich Freiwillige für die in Luftenberg untergebrachten Asylwerber. An vier Nachmittagen bastelte die Gruppe, unter der Anleitung des ehemaligen Hauptschuldirektors Josef Mayr, Nützlingshäuser. Neben dem gegenseitigen Kennenlernen stand das Erlernen der deutschen Sprache im Vordergrund.

Rodelspaß am Salzstiegl Rodelspaß in einer prachtvollen Winterlandschaft: 32 jugendliche Flüchtlinge aus Deutschfeistritz (Steiermark) genossen einen Vormittag im Ski- und Rodelgebiet Salzstiegl. Viele von ihnen kannten die weiße Pracht bisher nur aus der Ferne, Wintersport war den meisten gänzlich unbekannt. Die anfängliche Skepsis dem Schnee gegenüber war rasch überwunden: zwei Mal packten die Jugendlichen die zwei Kilometer lange Rodelbahn. Bei der anschließenden Schneeballschlacht bekamen auch die BegleiterInnen des Diakoniewerks Steiermark einige Bälle ab!

Voller Stolz präsentieren die Kursteilnehmer ihre Werke.

Hohes bürgerschaftliches Engagement

Spaß im Schnee für jugendliche Flüchtlinge

diakonie ∙ April 2016

Aufgrund des großen Bedarfs baut das Diakoniewerk Oberösterreich im Auftrag des Landes die Flüchtlingsarbeit weiter aus. Derzeit sind es 35 Standorte in acht Bezirken, in denen Quartiere des Diakoniewerks bestehen. In allen Gemeinden haben sich Initiativen entwickelt, die auf freiwilliger Basis die AsylwerberInnen in vielfältiger Weise unterstützen. Dieses hohe bürgerschaftliche Engagement beeindruckt den Geschäftsführer des Diakoniewerks Oberösterreich, Dr. Johann

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Stroblmair, ganz besonders: „Ich bewundere die Menschen, die sich nach wie vor unermüdlich für die Asylwerbenden einsetzen, auch wenn es manchmal herausfordernd ist. Ihr Engagement ist extrem wichtig, sonst funktioniert Integration und Wertevermittlung nicht. Es sind zum großen Teil Frauen, die sich hier einsetzen. Und das vermittelt den Asylwerbenden auch, welch hohen Stellenwert Frauen in unserer Gesellschaft haben. Herzlichen Dank an alle, die sich so großartig engagieren!“


Aktiv für

gesundheit gesundheits_check schon gemacht? Möglichst lange gesund und vital zu bleiben, bedeutet auch, regel­ mäßig seinen Gesundheitszustand auf den Prüfstand zu stellen. Bei Vorsorgeuntersuchungen können versteckte Symptome und Erkrankungen frühestmöglich erkannt werden und somit Leben retten. Hierzu bietet die Klinik Diakonissen Linz drei verschiedene, maßgeschneiderte Programme der privaten Gesundheitsvorsorge an, die über den Standard der jährlichen Vorsorge hinausreichen, den sogenannten >>gesundheits_checks<<. Bei nur einem einzigen Termin, innerhalb weniger Stunden, werden sofort sämtliche Befunde besprochen. Die medizinischen Spezialisten der Klinik Diakonissen Linz nehmen sich für die Untersuchung ausreichend Zeit und prüfen auf „Herz, Lunge und Nieren“. Inkludiert ist auch ein Verwöhnservice, das ein exquisites Frühstück, einen kostenlosen Parkplatz sowie die Tageszeitung beinhaltet! Nähere Informationen auf www.linz.diakonissen.at

Medizinische Qualitätsstandards bieten ein hohes Maß an Sicherheit.

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PatientInnensicherheit mit System Die ISO-pCC-Zertifizierung bestätigt der Klinik Diakonissen Schladming hohe Behandlungsqualität. Kürzlich erhielt die Klinik Diakonissen Schladming eine Zertifizierung nach der neuen, international gültigen Norm ISO 90001:2015. Mit dieser Auszeichnung steht das Spital für beste Behandlungs- und Begleitprozesse in der medizinischen Versorgung der PatientInnen. Zudem verbrieft die konfessionelle proCum Cert GmbH Zertifizierungsgesellschaft der Klinik die optimale Ausrichtung der täglichen Arbeit an christlichen Werten. Die Klinik Diakonissen Schladming ist damit eines der wenigen Spitäler Österreichs, die dieses spezielle Kombinationsgütesiegel ISO/pCC erhalten hat. Externe Auditoren beurteilten die Arbeitsabläufe des gesamten Hauses nach den Kriterien international festgelegter Normen. Das Qualitätsmanagement

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wurde im Bereich der Aufnahme, Diagnostik, Therapie und Entlassung stationärer und ambulanter PatientInnen sowie auf genau nachvollziehbare Dokumentationsprozesse von Verwaltung und Versorgung auf Herz und Nieren geprüft. Wesentlich bei der Vergabe des Gütesiegels war neben den Arbeitsprozessen der vorrausschauende Umgang mit möglichen Risiken. „Als Ordensspital ist es uns zudem sehr wichtig gewesen, die Menschlichkeit in unserem Haus auch spürbar zu leben“, sagt Geschäftsführer, Mag. Peter Stückelschweiger. Er freut sich: „Der Ergebnisbericht von proCum Cert bestätigt die Richtig­ keit unseres eingeschlagenen Weges.“

April 2016 ∙ diakonie


Aktiv für

gesundheit

Geburtenrekord in der Privatklinik Wehrle-Diakonissen Zum dritten Mal in Folge freut sich die Privatklinik WehrleDiakonissen in Salzburg über einen Geburtenrekord. Im Jahr 2015 erblickten 559 kleine Erdenbürger im Traditionsspital das Licht der Welt. „Wir danken allen Eltern, die sich im vergangenen Jahr für unsere Klinik entschieden haben, ganz herzlich für das uns entgegen gebrachte Vertrauen“, unterstreicht Magdalena Domanig, Leiterin der Geburtenstation. „Unserem Team aus Hebammen, Gynäkologen, Kinderärzten und Pflegemitarbeitenden ist es ein großes Anliegen, jedes einzelne Baby und jede Familie ganz individuell bei einem optimalen, liebevollen Start ins Leben zu begleiten.“ Moderne,

bestens ausgestattete Entbindungsräume und die heimelige Atmosphäre im Familienzimmer bieten den Familien einen rundum sicheren und komfortablen Start ins gemeinsame Leben. Dass neben dem beliebten Wohlfühlambiente besonders aber die zwischenmenschliche Komponente geschätzt wird, zeigen die Ergebnisse der regelmäßig durchgeführten Wöchnerinnen-Befragung: In Puncto „Ärztliche Betreuung“, „Betreuung durch die Pflege“ und „Eingehen auf individuelle Bedürfnisse“ erreichte das Team der Geburtshilfe 9,8 von 10 Punkten.

Babys beim optimalen Start ins Leben begleiten

Gutes tun anstelle von Geschenken zu Ihrem Fest Feste muss man feiern, wie sie fallen – am besten im Beisammensein mit Familie und Freunden. Wenn auch Sie sich nichts mehr wünschen, als zu Ihrer Feierlichkeit eine schöne Zeit mit Ihren Liebsten zu verbringen, aber auf Gutscheine und Geschenke verzichten möchten, dann sind Anlassspenden genau das Richtige. Machen Sie Ihren Freudentag zu einem Freudentag für Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind! Wir beraten Sie gerne: ©fotolia

office@diakoniewerk.at, 07235 63 251 138

Spendenkonto: Allgemeine Sparkasse Oberösterreich IBAN: AT82 2032 0000 0025 7700 BIC: ASPKAT2LXXX www.diakoniewerk.at

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Neues Kompetenz-­ Zentrum für HNO-, Kopf- und Hals­chirurgie Von der Zweitmeinung bis zum komplexen chirurgischen Eingriff: In Salzburg bietet die Privatklinik Wehrle-Diakonissen eine kompetente Anlaufstelle für Menschen mit Erkrankungen im HNO-, Kopf- und Halsbereich.

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er eine Operation vor sich hat, muss mitunter mehrere Monate warten, bis diese durchgeführt werden kann. „Eine echte Belastung für den Betroffenen“, weiß Univ.-Doz. Dr. Gerhard Oberascher, Leiter des Kompetenz-Zentrums für HNO-, Kopf- und Halschirurgie. „Wir freuen uns darum, unsere Patienten sehr kundenorientiert und ressourcenschonend betreuen zu können.“ Sowohl in der Wahlarzt­ ordination als auch im stationären Setting in der Klinik würden praktisch keine Wartezeiten anfallen. „Wir bemühen uns sehr um eine rasche Planung aller erforderlichen Schritte und können Operationen binnen kürzester Zeit organisieren“, so der HNO-Spezialist, der im Laufe seiner Karriere bereits über 15 000 HNO-chirurgische Eingriffe durchführte.

Second-Opinion-Praxis aus den USA Oberascher genoss seine Ausbildung unter anderem in den USA, von wo er die dort gängige Praxis der so genannten „Second ­Opinion“ mitbrachte. „In Amerika

Dr. Oberascher und der Privatklinik Wehrle-Diakonissen geht es um eine sehr kundenorientierte und ressourcenschonende Betreuung der PatientInnen.

ist es ganz normal, dass der Patient eine ärztliche Zweitmeinung einholt – unabhängig davon, ob eine komplexe konservative Therapie oder eine Operation als Behandlungsweg vorgeschlagen wird“, ­erklärt der Experte. Der Zweitarzt begutachtet alle bisherigen Befunde und berät bezüglich der weiteren Vorgehensweise. Dass die Second-Opinion-Praxis auch hierzulande immer mehr Menschen schätzen, zeigen die Zahlen: „Ich berate jährlich über 1 000 Patientinnen und Patienten.“ Es gehe darum, das steigende Informationsbedürfnis des Patienten ernst zu nehmen und über Ängste, die „Dr. Google“ oft schüren würde, persönlich zu sprechen.

Von der Schnarch-OP bis zur Tumorchirurgie Seine Expertise bringt Dozent Oberascher auch im Bereich

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Chirurgie ein. „Durch modernstes Operationsequipment können wir nahezu alle HNO- sowie kopf- und halschirurgischen Eingriffe durchführen. Von der kosmetischen Nasen­chirurgie, über SchnarchOPs, bis hin zu ­komplexen Mittelohr­operationen oder Tumorein­griffen, ist alles möglich. Auch die plastische C ­ hirurgie im Kopf- und Halsbereich, die Nasen- und Nasennebenhöhlen­ chirurgie oder die Kehlkopf-, Stimm- und Schilddrüsenchirurgie zählen zu den Schwerpunkten des Kompetenz-­Zentrums.“  Informationen Privatklinik Wehrle-Diakonissen, Andräviertel Haydnstraße 18 5020 Salzburg 0662 905 09 310 hnozentrum@pkwd.at www.pkwd.at/hno April 2016 ∙ diakonie


bitte Ein herzliches Dankeschön … … an alle SpenderInnen, die uns mit kleinen und großen ­Beträgen in den vergangenen Wochen unterstützt haben! Jede Spende zählt!

Mehr Platz für Menschen mit Behinderung Menschen mit Behinderung in der Werkstätte Linz-Stifterstraße leisten vieles und wachsen täglich über die Grenzen ihrer Behinderung hinaus. Jetzt sind sie aber an eine Grenze gestoßen, bei der sie Ihre Unterstützung dringend brauchen! Susanne B. arbeitet in der Werkstätte Linz-Stifterstraße als Redakteurin einer Zeitung von und für Menschen mit Behinderung. Die junge Frau sitzt seit Geburt im Rollstuhl und kann ihre Hände nur eingeschränkt bewegen. Anstatt mit der Hand zu schreiben, tippt sie deshalb am Computer. Das war schon in der Schule so, und dadurch kennt sie sich bei den ­Arbeiten am Computer auch besonders gut aus, was ihr als Redakteurin natürlich sehr hilft. Susanne B. und ihre Kolleginnen und Kollegen lassen sich in ihrem Beruf von ihrer Behinderung nicht „eingrenzen“. Aber die engen und nicht barrierefreien Räume an ihrem Arbeitsplatz machen ihnen das Leben schwer. Susanne B. braucht einen Ort, an dem sie sich zurückziehen kann, wenn sie Kopfschmerzen hat oder sich nicht wohl fühlt. Auch breitere Türen, die sich automatisch öffnen, und barriere­freie Sanitäranlagen ­werden dringend benötigt.

Für die Werkstätte Linz-Stifter­ straße steht bereits ein größeres Gebäude ganz in der Nähe zur Verfügung.

Umzug unbedingt notwendig Der neue Standort ist ideal. Er ­bietet mehr Platz und Freiraum zur individuellen Gestaltung des Tagesablaufs und ist für alle eine große Chance. Wann und wie sie genutzt werden kann, hängt davon ab, ob sich genügend Menschen finden, die dieses zukunfts­weisende Projekt mit einer Spende unterstützen. Bitte spenden Sie jetzt für Menschen mit Be­hinderung in der Werk­stätte Linz Stifter­straße, damit diese schon bald in größere, barrierefreie Räumlichkeiten übersiedeln können, wo genügend Platz zum Arbeiten für alle ist. Danke!  Aus eigener Kraft hat Susanne B. schon vieles erreicht und ist sogar Redakteurin einer Zeitung für Menschen mit Behinderung. Jetzt braucht die junge Frau dringend Ihre Unterstützung!

Erneuerter Garten dank Rotary und TopRein Für die Umgestaltung seines weitläufigen Gartens konnte sich das Wohnhaus Ried/ Riedmark in Oberösterreich nicht nur über eine großzügige Spende des Rotary Clubs Pregarten-Perg freuen. Die ausführende Firma Toprein kam dem Wohnhaus außerdem preislich so weit entgegen, dass der Garten optimal auf die Bedürfnisse der BewohnerInnen mit Behinderung angepasst werden konnte. Grüne spenden für jugendliche Flüchtlinge Für die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen erhielt das Diakoniewerk von den „Grünen“ in Gallneukirchen 1 000 Euro, die bei der Wahlkampagne im Herbst 2015 eingespart werden konnten. 500 Euro für Flüchtlingsarbeit in OÖ. Das Unternehmen Josef Speckner GmbH aus Schwand/Innkreis spendete diesen Betrag für die Adaptierung von Flüchtlingsquartieren und die Begleitung von Flüchtlingen. Wohnen Kirchbichl freut sich über 1 400 Euro Die Oberauer Seilbahnplanungs GmbH in Angerberg/Tirol spendete für Menschen mit Behinderung im Wohnen Kirchbichl 1 400 Euro. Spende für Werkstätte Mauerkirchen Mit 1 000 Euro unterstützt die Fuhrmann Erodiertechnik GmbH in Munderfing die Arbeit der Werkstätte Mauerkirchen/OÖ. Voith GmbH spendete für Werkstätte Mühle Für die Sanierung des Fördergruppen- bzw. Therapieraums in der Werkstätte Mühle erhielt das Diakoniewerk von Fa. Voith GmbH in ­Traun/OÖ. 500 Euro.

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