Menschen zwischen den Welten - 5 Jahre Integration

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„Ich habe in dieser Zeit begriffen, dass wir

Da ist eine Generation ans Ruder gekommen, die historisch ziemlich ungebildet ist und sozial erkaltet.“

um die Wahrheit, auch um die politische, immer neu streiten müssen. Ich bin für jede Form von leidenschaftlicher Auseinandersetzung, aber ich verabscheue Rechthaberei, vor allem, wenn Sie mit Macht verbunden ist.

Peter Turrini in „Zwei Lebenswege, eine Debatte“ Peter Turrini & Erwin Pröll

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Menschen zwischen den Welten 5 Jahre erfolgreiche Integration von asylsuchenden Menschen in Gallneukirchen

Im Oktober 2014 sind die ersten asylsuchenden Menschen aus den Kriegsgebieten in Syrien, Irak und Afghanistan nach Gallneukirchen gekommen. Bis Jahresende ist die Gruppe der zu betreuenden Menschen auf 4 Familien und 16 jungen Männern angewachsen. Was ist aus diesen Menschen geworden? Wie haben sie sich in die neue Heimat Österreich integriert? Die Stadtgemeinde Gallneukirchen, das Diakoniewerk Oberösterreich und die freiwilligen Helfer vom Verein GiG sind dieser Frage nachgegangen. Dazu wurden mit den Asylsuchenden der ersten Stunde ausführliche Gespräche geführt. Die Ergebnisse dieser Interviews sind ab dem 9. Oktober in einer Ausstellung einer breiteren Öffentlichkeit zugängig. Es werden die Erfolge, aber auch die Herausforderungen bei der Integration dieser Asylsuchenden, die 2014 nach Gallneukirchen gekommen sind, sichtbar gemacht.

Die Textbeiträge in dieser Dokumentation sind keine wörtliche Wiedergabe der Interviews. Es sind Zusammenfassungen von ausführlichen Gesprächen anhand eines Gesprächsleitfadens. Die von mir erstellten Zusammenfassung der Gespräche wurden von den einzelnen GesprächsteilnehmerInnen überarbeitet und als authentische Wiedergabe freigegeben. Diese Dokumentation bezieht sich auf die Asylsuchenden aus dem Jahr 2014, die in diesem Jahr nach Gallneukirchen gekommen sind. Ableitungen aus diesem Text auf den Prozess der Integration von Asylberechtigten in anderen Orten und zu anderen Zeiten sind nicht zulässig. Diese Dokumentation beinhaltet kontroversielle Positionen der nicht-asylsuchende Gesprächspartner, die alle aktiv mit dem Thema „Integration in Gallneukirchen“ befasst sind. Die Texte sind geprägt von ihren individuellen Erfahrungen aufgrund unterschiedlicher Rollen und Funktionen und damit nicht widersprüchlich. Ein Gesamtbild bedarf die kritische Darstellung und Reflexion dieser Unterschiede.

Studien zum Thema Integration zeigen, dass nach 5 Jahren ungefähr die Hälfte der asylsuchenden Personen eine Arbeit finden. Das Ergebnis in Gallneukirchen ist anders. Hier haben alle Asylsuchenden, die 2014 gekommen sind und einen positiven Asylbescheid bekommen haben, innerhalb von 3 Jahren eine Arbeit aufgenommen. Die Interviews geben eine Antwort, weshalb sich die Integration in Gallneukirchen so erfolgreich gestaltet hat. Die Voraussetzungen für die Integration waren bei den einzelnen Asylsuchenden sehr unterschiedlich. Es waren unter den Flüchtlingen junge Männer, die teilweise in ihrer früheren Heimat nur wenige Jahre in die Schule gegangen sind. Und es waren Akademiker oder Studenten kurz vor dem Studienabschluss unter den Flüchtlingen. Trotz dieser unterschiedlichen Voraussetzungen haben alle einen erfolgreichen Weg in das Leben und in die Arbeitswelt in Österreich geschafft. Sie sind in Gallneukirchen und Umgebung erfolgreich in die Schule gegangen. Sie haben erfolgreich eine Lehrausbildung absolviert oder erfolgreich das Studium abgeschlossen. Alle haben gut die deutsche Sprache gelernt und leisten mit ihrer Berufstätigkeit einen wirtschaftlichen und finanziellen Beitrag zum Wohle Österreichs.

Einige Zahlen zur Betreuung von asylsuchenden Personen in Gallneukirchen und den umliegenden Gemeinden. 2014 wurden insgesamt 25 asylsuchende Personen vom Diakoniewerk betreut. Zwischen 2015 und 2017 waren es insgesamt 170 Plätze (für Personen, die weggezogen sind oder Asyl bekommen haben, kamen neue asylsuchende Menschen zur Betreuung), 2018 waren es dann 130 Plätze, im August 2019 wurden 63 asylsuchende Personen vom Diakoniewerk in Engerwitzdorf und Gallneukirchen betreut. Danke allen Beteiligten, die sich im Rahmen der Planung und Vorbereitung diese Ausstellung für ausführlichen Gesprächen zur Verfügung gestellt haben.

Oktober 2019, Dr. Peter Oberbichler

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GesprächspartnerInnen Seite

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Abudi T., 24 Jahre alt, Syrien, derzeit Lehre als Tischler

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Ali Shah S., 59 Jahre alt, Afghanistan, noch keinen Asylbescheid

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Anzour H., 30 Jahre alt, Syrien, abgeschlossenes Studium. arbeitet als Steuerberater

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Basem A., 34 Jahre alt, Syrien, arbeitet bei der Post

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Bathi K., 25 Jahre alt, Syrien, Geschäftseigentümer mit 3 Angestellten

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Delberin M., 23 Jahre alt, Syrien, arbeitet derzeit als Koch, ab November Tischlerlehre

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Fatima S., 18 Jahre alt, Schülerin in einem Gymnasium

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Gassan S., 48 Jahre alt, Syrien, arbeitet in einer Fleischmanufaktur

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Hassan A., 34 Jahre alt, Syrien, arbeitet als Koch

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Khaled T., 34 Jahre, Syrien, Lagerarbeiter in einer Druckerei in Linz

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Loay A.K., 29 Jahre alt, Syrien, Studium Petrolwissenschaft in Österreich

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Mahmoud D., 32 Jahre alt, Syrien, arbeitet als Taxifahrer,

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Milan S., 21 Jahre alt, Syrien, arbeitet als Pharmazeutisch-Kaufmännische Angestellte

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Obada M., 30 Jahre alt, Syrien, arbeitet als Arzt

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Omar S., 52 Jahre alt, Syrien, arbeitet in einer Baufirma

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Reber A., 23 Jahre alt, Syrien, arbeitet als Kellner, (Lehre in Österreich abgeschlossen.)

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Yousif A., 22 Jahre alt, Irak, Geschäftsführer (Lehre in Österreich abgeschlossen)

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Brigitte Fischerlehner, Psychologin, ehrenamtliche Flüchtlingshelferin

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Gerhard Winkler, Diakoniewerk, 2014 - 2018 Leitung Flüchtlingsbetreuung Diakonie

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Gisela Gabauer, Bürgermeisterin in Gallneukirchen

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Erwin Pilgerstorfer, Oberstleutnant, Bezirkspolizeidirektion Urfahr Umgebung

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Sepp Wall Strasser, Ausschuss für Kultur und Integrationsfragen Gallneukirchen

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Peter Oberbichler., Pensionist (vorher im AMS tätig), ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer

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Abudi T. Ich bin Abudi T., ich bin 24 Jahre alt und in Syrien als staatenloser Palästinenser geboren. In Syrien bin ich 12 Jahre in die Schule gegangen und habe die Schule mit der Matura abgeschlossen. Danach habe ich ein Semester EDV studiert. Wir haben in einem Dorf ganz in der Nähe von Damaskus gelebt, unsere Familie hatte ein großes Haus mit 10 Zimmern und einen großen Garten, meine 6 Geschwister und ich hatten jeder ein eigenes Zimmer. Mein Vater hat mehr als 20 Jahre für die UNO gearbeitet und sehr gut verdient. Er wurde in US-Dollar bezahlt, wir hatten ein gutes Leben. Neben dem Besuch der Schule habe ich immer gearbeitet, zuerst 2 Jahre als Autowäscher, dann 3 Jahre in einem Restaurant. Dort habe ich alles gemacht, als Kellner gearbeitet, kassiert, in der Küche geholfen. Mein Vater hat immer gesagt, ich soll nicht arbeiten gehen, aber ich wollte unbedingt mein eigenes Geld verdienen.

machen und musste zuschauen. In so einem Krieg hast Du keine Rechte. Ich hatte Angst, dass sie mich zur Armee holen, mein Ältester Bruder hat gesagt, du musst jetzt fliehen. Es sind viele unserer Nachbarn gestorben, viele Freunde von mir waren tot, da bin ich aus Syrien weggegangen. Meine 2 Brüder und eine Schwester von mir sind auch weggegangen. Ein Bruder ist jetzt in Deutschland, mein anderer Bruder und die Schwester sind mit mir in Österreich. Warum bist Du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Nein, ich wollte eigentlich nach Schweden. In Schweden leben seit vielen Jahren 2 Onkel von mir. Ich wollte nach Schweden, weil man dort sehr einfach die Staatsbürgerschaft bekommt. Wir als staatenlose Palästinenser haben keine Rechte, in keinem Land. Die Staatsbürgerschaft ist für uns etwas sehr Wichtiges. Meine beiden Onkel haben nach 2 Jahren die schwedische Staatsbürgerschaft bekommen. Aber ich bin sehr zufrieden, dass ich in Österreich geblieben bin. In Österreich ist es viel besser, auch viel besser als in Deutschland. Mein Bruder lebt mit seiner Familie in Leipzig, dort ist es nicht gut. Im ganzen Osten von Deutschland ist es nicht gut. Die Menschen dort mögen keine Flüchtlinge, die meisten Menschen auf jeden Fall nicht. Die Menschen sind unfreundlich, nur sehr wenige helfen, das ist in Österreich ganz anders. Die Gesetzte in Deutschland sind gut, aber die Menschen nicht. Österreich ist wie das Paradies. Mir haben sehr viele Menschen geholfen, ich habe eine gute Arbeit mit sehr netten Kollegen. Das, was mein Bruder aus Leipzig erzählt, das erlebe ich hier in Österreich nicht. Wenn Du zum Beispiel in Linz eine Straße suchst, dann

Was waren die Gründe für Deine Flucht? Meine Eltern sind gemeinsam mit unseren Nachbarn während der Kampfhandlungen umgekommen, ein Artilleriegeschoß hat unser Haus zerstört. Ich hatte Glück, 5 Minuten vor dem Einschlag habe ich das Haus verlassen, ich wäre sonst ebenfalls getötet worden. Ich habe immer noch das Bild vor meinen Augen, das viele Blut, meine Mutter getötet, das lässt mich nicht los. Wir wissen nicht, wer das Haus zerstört hat, ob es die Truppen von Assad waren oder die Aufständischen, das kann man nicht sagen. Ich war damals 17 Jahre alt, wir hatten immer Angst. Mein Bruder ist auf der Straße von Männern geschlagen worden, er konnte sich nicht wehren. Ich konnte ebenfalls nichts

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spricht dich jemand an und fragt, ob er dir helfen kann. Das gibt es in Leipzig nicht.

schwierig. Ich war glücklich, dass der Strom funktioniert hat.

Wie kam es, dass Du nach Österreich gekommen bist? Wir sind in einem geschlossenen Kastenwagen durch Ungarn gefahren, dann haben uns die Schlepper gesagt, wir sind jetzt in Wien und sollen mit dem Zug weiterfahren. Wir sind aus dem Auto ausgestiegen, aber wir waren nicht in Wien, sondern an der Grenze. Es war sehr kalt und sehr nebelig, wir waren sehr müde und hungrig. Wir waren alle sehr froh, wie uns die österreichische Polizei gefunden hat. Die Polizei war sehr nett zu uns, sie hat uns gleich Kaffee gegeben, etwas zum Essen und Handtücher, damit wir uns abtrocknen können. Der Dolmetscher hat uns gesagt, wenn wir in Österreich um Asyl ansuchen, dann können wir bleiben. Wenn wir nicht um Asyl in Österreich ansuchen, dann werden wir zurück nach Ungarn gebracht, die Ungarn bringen uns dann zurück nach Serbien. Da haben wir in Österreich um Asyl angesucht. Ich war in Ungarn für eine Woche im Gefängnis. Die Polizei hat uns dort wie Hunde behandelt. Sie haben uns das Brot durch das Fenster in die Zelle geworfen. Wir waren 50 Leute in der Zelle, das war sehr schrecklich. Ich war im gleichen Gefängnis wie auch Mahmoud und Gassan. In Österreich war das ganz anders. Die Polizei war das völlige Gegenteil. Auch hier waren wir die erste Woche in einem Gefängnis untergebracht, aber die Polizisten haben uns immer gefragt, ob wir einen Kaffee haben wollen oder etwas zum Essen. Wenn jemand von uns eine Zigarette rauchen wollte, dann haben sie die Tür aufgemacht und man konnte ins freie gehen und eine Zigarette rauchen.

Wie ging es Dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Am Anfang wollte ich nicht Deutsch lernen, ich habe ja nicht gewusst, ob ich in Österreich bleiben kann. Viele haben gesagt, auch der Mahmoud, ich soll Deutsch lernen. Aber ich war mir sicher, ich werde abgeschoben werden. Nach 2 Monaten in Österreich hatte ich mein Interview. Am Ende des Interviews hat der Dolmetscher zu mir gesagt: „Gratuliere, du bekommst Asyl“. Da war ich sehr überrascht, ich habe sofort angefangen, Deutsch zu lernen. Das Lernen ist mir sehr leicht gefallen, ich wollte ja unbedingt gut Deutsch lernen. Hast Du in Österreich Ausbildungen gemacht? Ich habe Deutschkurse besucht und schnell den Abschluss in B1 geschafft. Ich habe eine Elektronik-Lehre angefangen, aber es gab sehr viele Probleme mit den Kollegen und auch mit dem Chef. Nach 3 Monaten habe ich dann mit der Lehre aufgehört, es ging nicht mehr. Das Lernen war kein Problem, die Arbeit hat mir Spaß gemacht. Aber es ging dann nicht mehr. Jetzt mache ich eine Ausbildung als Tischler. Der Meister ist sehr nett und hilft mir viel, alle Kollegen sind sehr nett zu mir, die Arbeit gefällt mir sehr gut. Dass ich ein Flüchtling bin, ist kein Problem mehr. In der Berufsschule habe ich keine Probleme. Die Arbeit habe ich über die Caroline, meine ehrenamtliche Betreuerin gefunden. Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in Deiner alten Heimat? In Österreich ist man viel genauer mit der Zeit. Wenn man in Österreich sagt, morgen ist es fertig, dann ist es auch fertig. In Syrien sagt man auch „Morgen“, aber das sagt man jeden Tag. Tagelang bekommt man die Antwort „morgen wird es wirklich fertig“, man geht oft umsonst hin und fragt nach.

Welches Bild über Österreich hast Du vor Deiner Flucht gehabt? Ich habe gewusst, dass es Österreich gibt. Aber Deutschland kannte ich viel besser. Ich war schon als Kind ein Fan von Bayern München. Bei Länderspielen habe ich immer zu Deutschland gehalten. Ich habe mir immer die deutschen Fußballspiele angeschaut.

Welche privaten Kontakte hast Du jetzt? Ich habe nur sehr wenig private Kontakte. Der Saif1 ist oft bei mir. Der Delberin ist nicht mehr in Gallneukirchen. Die anderen Asylsuchenden habe alle eine Familie. Zu Österreichern habe ich nur einen Kontakt zu Caroline. Wir treffen uns einmal im Monat. Es gibt niemanden, der mich sonst besucht. Aber ich selber gehe auch nicht weg. Nach der Arbeit bin ich immer sehr müde.

Hast Du irgendwelche Vorstellungen gehabt, was Du nach der Flucht machen wirst? Nein, ich wollte nur weg aus Syrien? Wie hast Du die ersten Wochen in Österreich erlebt? An was kannst Du Dich besonders gut erinnern? An den Strom, dass es Tag und Nacht immer Strom gab. In Syrien hatten wir oft wochenlang keinen Strom, das Leben war ohne Strom sehr

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Ein in Gallneukirchen wohnender Asylsuchender


Was gefällt Dir in Österreich am besten? Ich finde in Österreich eigentlich alles gut. Meine Arbeit gefällt mir. Ich finde es sehr gut, dass ich in Gallneukirchen lebe. Ich möchte nicht in einer großen Stadt leben. Linz ist mir viel zu groß, in Linz fühle ich mich nicht sehr wohl. In Syrien habe ich auch in einem Dorfe in der Nähe von Damaskus gelebt, das gefällt mir besser. Und in Österreich funktioniert alles. Wenn du zu einem Amt gehst, dann wirst Du ordentlich behandelt, darauf kannst du dich verlassen. Wenn Du in Syrien dem Beamten nicht Geld gegeben hast, dann hast du 10 Stunden vor seinem Büro warten müssen und er hat dann am Abend gesagt, komme morgen wieder. Der Assad war gar nicht so schlimm. Die vielen Beamten, die immer Geld wollten, die haben das Land kaputt gemacht. Die Leute waren einfach unzufrieden mit den Beamten. In Österreich gibt es so etwas nicht.

nung. Ich mag nicht zur Miete wohnen, da fühle ich mich immer unsicher. Der Vermieter kann kommen und sagen, Du musst ausziehen. Das mag ich nicht. Ich will meine eigene Wohnung haben, wo ich mir sicher bin, dass ich bleiben kann. In Syrien hat jeder sein eigenes Haus oder seine eigene Wohnung. Und ich möchte weiter lernen. Ich arbeite gerne als Tischler, aber ich möchte auch noch etwas anderes lernen. Wie geht es Dir, wenn Du an Deine alte Heimat denkst? Nicht gut! Unser Haus ist kaputt, meine Eltern im Krieg gestorben. Ich war nur 5 Minuten, bevor unser Haus zerstört wurde, noch in unserer Wohnung. Ich kann das nicht vergessen. Die Regierung und der Krieg sind sehr schlimm. Wie wird sich die Situation in Syrien weiter entwickeln? Es wird nur noch schlimmer werden. Es sterben immer noch viele Menschen, viele Menschen fliehen immer noch. Es ist noch immer Krieg. In Syrien leben jetzt viele Frauen alleine, die Männer sind gestorben oder ins Ausland geflohen. Ich habe keine Ahnung, wie es weiter gehen wird. Russland und der Iran unterstützen Assad. Die USA ist gegen Assad. Russland und die USA verkaufen die Waffen, mit denen in Syrien gekämpft wird. Sie machen damit ein Geschäft. Und dann ist noch die Türkei beteiligt. Jeder will etwas anderes. Ich habe keine Ahnung, wie alles anders werden soll.

Was gefällt Dir in Österreich nicht? Die meisten Österreicher reden mit mir nicht so, wie sie untereinander reden. Die Österreicher sehen uns Flüchtlinge als arme Menschen. Sie sehen und reden mit uns nicht wie mit normalen Menschen. Sie denken, wir kommen aus einem ganz armen Land. Nur sehr wenige Menschen reden mit uns ganz normal, die Leute vom GiG behandeln uns wie normale Menschen. Vor dem Krieg ist es uns in Syrien sehr gut gegangen, das wissen die meisten Menschen in Österreich nicht. Welche Pläne hast Du für Dein weiteres Leben? Ich möchte den Führerschein machen. Ich möchte mir ein Auto kaufen und eine Woh-

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Ali Shah S. gekommen sind, konnten die Mädchen nicht mehr in die Schule gehen. Meine Tochter ist nur drei Jahren in die Schule gegangen, dann konnte sie in Afghanistan nicht mehr in die Schule gehen. Sie ist jetzt 18 und geht ins Gymnasium Freistadt.

Ich bin Ali Shah S. und komme aus Afghanistan, aus einem Vorort von Kabul. Ich bin 59 Jahre alt. In Afghanistan habe ich als Lehrer gearbeitet. Seit Oktober 2014 bin ich mit meiner Frau und meinen 3 Kindern in Österreich, mein ältestes Kind lebt im Iran und ist dort verheiratet. Meine 3 Kinder gehen jetzt in Österreich in die Schule. Die beiden älteren gehen ins Gymnasium, das jüngste Kind geht noch in die Volksschule. Wir haben immer noch keinen endgültigen Asylbescheid. Der erste Bescheid war negativ, jetzt warten wir seit 5 Jahren noch immer auf eine Entscheidung. Wir hatten in Afghanistan keine finanziellen Probleme gehabt und hatten ein eigenes Haus und ein Auto. Aber das Leben war sehr schwierig. Sehr oft gab es keinen Strom. Wir lebten in einem kleinen Dorf, kannten alle Nachbarn und hatten einen sehr guten Kontakt zu ihnen. Und wir hatten dort auch viele Freunde. Als Lehrer kannten mich alle, ich konnte oft den anderen Menschen im Dorf helfen, besonders aber den Schulkindern.

Warum bist du nach Österreich gekommen? Welches Bild über Österreich hast du vor deiner Flucht gehabt? Ich wollte nach Österreich. Ich habe es geplant, nach Österreich zu kommen. Ich habe Österreich noch aus meiner Schulzeit aus dem Geschichtsunterricht gekannt und habe gewusst, dass Österreich ein sehr sicheres Land ist und die Ausbildung in Österreich sehr gut ist. Deshalb wollte ich mit meinen Kindern nach Österreich kommen. Welche Vorstellungen hast du gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Ich wollte mit meinen Kindern in Sicherheit leben. Ich habe nichts geplant, ich bin alt, ich wollte nur mit meiner Familie in Sicherheit leben und dass meine Kinder wieder in die Schule gehen dürfen. Dann können sie eine gute Zukunft für sich selber aufbauen.

Was waren die Gründe für deine Flucht? Mit Geld hatten wir keine Probleme, aber wir lebten in ständiger Unsicherheit und Angst. Immer wieder kamen die Taliban und es gab immer wieder Kämpfe, es war immer wieder sehr gefährlich. Als Lehrer war man immer bedroht. Seit die Taliban in unsere Gegend

Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? Wir sind 3 Monate zu Fuß von Afghanistan nach Österreich unterwegs gewesen. Wir hatten meistens nichts zu essen. Meine Frau war sehr krank und es war sehr schwer für uns. In Österreich hat uns die Polizei gefunden und

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wollte uns nach Traiskirchen bringen. Aber wir waren alle sehr, sehr müde. Da durften wir bei der Polizei schlafen, erst am nächsten Tag hat uns die Polizei nach Traiskirchen gebracht. Die Polizei war sehr gut zu uns. Sie haben uns sehr nett behandelt, wir haben keine Angst vor der Polizei gehabt, sie hat uns geholfen. Ich war dann mit meiner Familie eine Nacht in Traiskirchen, am nächsten Tag haben sie mich ins Krankenhaus gebracht. Ich war sehr krank. Im Krankenhaus habe ich meine ersten Wörter in Deutsch gelernt, ich habe diese ersten Tage in Österreich sehr positiv erlebt. Wir waren in Sicherheit und die Leute waren alle sehr nett zu uns.

Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Hast du private Kontakte zu Österreichern? Wir haben sehr gute Kontakte zu Österreichern. Zu den Leuten von GiG, zu den Mitarbeitern vom Diakoniewerk, zu der evangelischen Pfarrgemeinde und zu den Nachbarn. Wir haben viele Freunde in Gallneukirchen. In den Geschäften, in der Apotheke, beim Arzt kennen sie uns sehr gut und sind sehr nett zu uns. Wir sind jetzt seit 5 Jahren in Gallneukirchen und wir kennen schon viele Leute aus Gallneukirchen, die wir immer wieder auf der Straße treffen und die mit uns reden. Was gefällt dir in Österreich am besten? Die Leute sind alle sehr, sehr nett zu uns. Sie helfen uns bei Problemen und den Kindern in der Schule. Viele Menschen helfen uns beim Deutschlernen. Sie helfen uns gratis. Als wir nach Österreich gekommen sind, waren wir sehr erstaunt über die große Hilfe, das haben wir nicht erwartet. Die Polizei ist sehr nett, sie reden sehr höflich mit uns.

Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Sehr, sehr schwer! Ich bin ein alter Mann, ich lerne viel. Ich will unbedingt Deutsch lernen, ich muss Deutsch lernen, ich will ja in Österreich leben. Es geht nicht anders. Ich bekomme viel Unterstützung beim Lernen, aber es fällt mir sehr schwer. Meine Kinder haben sehr gut Deutsch gelernt.

Was macht dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Wir sind seit 5 Jahren in Gallneukirchen, aber wir haben noch nie ein Problem gehabt. Ich kann regelmäßig arbeiten, meine Kinder gehen in die Schule und können eine Ausbildung machen. Wir haben keine Probleme. Wir hatten nie ein negatives Erlebnis. Wir müssen viel Geld für die Miete zahlen und sparen dafür beim Essen. Aber wir haben eine schöne Wohnung, die Wohnung ist sehr ruhig und sehr gut. Wenn wir Asyl bekommen, bleiben wir auf jeden Fall in Gallneukirchen.

Welche Arbeit machst du? Seit 3 Jahren arbeite ich einen Tag pro Woche im Emmaus2. Ich helfe beim Essen und beim Putzen, ich gehe einkaufen und helfe beim Kochen. Die Arbeit gefällt mir sehr gut, ich mag diese Arbeit. Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? In Afghanistan hat man immer Angst, wenn man das Haus verlässt und arbeiten geht. Man hat nie gewusst, ob man wieder nach Hause kommt oder nicht. Und man geht nicht jeden Tag in die Arbeit, immer wenn es gefährlich ist, geht man nicht arbeiten. Aber wenn man nicht arbeiten geht, hat man nichts zu essen und wenn man kein Geld hat, kann dir niemand helfen, denn jeder sorgt für seine eigene Familie. So muss man trotzdem arbeiten gehen, da hat man dann große Angst. Hier in Österreich ist es sicher, wenn man arbeiten geht. In Österreich bekommt man, wenn man keine Arbeit hat, eine Hilfe vom Staat oder von Hilfsorganisationen.

Welche Pläne hast du für die Zukunft? Ich kann nichts für die Zukunft planen, weil wir nicht wissen, wie unser Asylverfahren ausgeht. Wie geht es dir, wenn du an deine alte Heimat denkst? Niemals kann man den Ort, wo man geboren ist, mit den Eltern gelebt hat und wo die Verwandten sind, vergessen. Ich habe eine sehr schöne Kindheit in Afghanistan gehabt. Afghanistan ist und bleibt meine Heimat. Wie wird sich aus deiner Sicht die Situation in deiner früheren Heimat weiterentwickeln? Ich weiß es nicht. Die Amerikaner und die Russen sind dort. Keiner weiß es, wie es weiter geht. Alle hoffen nur, dass irgendwann

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Herr S. arbeitet freiwillig und unentgeltlich einen Tag in der Woche in einer Behinderteneinrichtung und mehrmals in der Woche freiwillig und unentgeltlich in der evangelischen Pfarrgemeinde.

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wieder Frieden in Afghanistan kommt, aber es ist über 40 Jahre Krieg in Afghanistan. Jeden Tag sterben dort sehr viele unschuldige Menschen durch Explosionen und Schießereien. Die USA sind dort seit 18 Jahren und die Situation wird immer schlimmer. Es gibt keine Sicherheit. Kein Wasser, keinen Strom, kein

Essen, nur Krieg. Kabul hatte früher 3 Millionen Einwohner, jetzt sind wegen des Krieges fast 4 Millionen Flüchtlinge dazu gekommen, die keine Häuser und keine Wohnung haben und in Zelten leben

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Anzour H. Ich komme aus Syrien, aus Damaskus, und bin jetzt 30 Jahre alt. Ich habe in Damaskus studiert und einen Universitätsabschluss in Betriebswirtschaft. Danach war ich einige Jahre in einer Bank angestellt, nebenbei war ich selbständig als Buchhalter für mehrere Firmen tätig. Ich habe eine Schwester, die jetzt in der Türkei lebt und ihr Studium ebenfalls abgeschlossen hat. Meine beiden Brüder sind mit mir geflohen und leben jetzt in Schweden, der jüngere geht noch in die Schule, der ältere arbeitet als Lehrer. Mein Vater ist Ingenieur für Landwirtschaft, meine Mutter Kinderärztin, beide sind ebenfalls geflohen und leben jetzt in der Türkei. Meine Mutter hat in der Türkei sofort wieder angefangen, als Ärztin zu arbeiten. Mein Vater arbeitet ebenfalls wieder als Ingenieur, aber ehrenamtlich ohne Bezahlung.

Wir hatten in Damaskus ein sehr schönes Leben, wir hatten mehrere Wohnungen, sowohl in Damaskus als auch am Lande. Wir lebten nicht im Luxus, aber finanziell ohne Sorgen. Ich hatte viele Freunde, mit denen ich mich regelmäßig getroffen habe, wir haben Theater gespielt und ein Kulturfestival organisiert. Wir haben immer wieder Reisen unternommen. Was waren die Gründe für deine Flucht? Was hat den Ausschlag gegeben für die Entscheidung: „Jetzt gehe ich!“? Um dem Militäreinsatz für Assad zu entgehen, sind mein Bruder und ich in unsere Wohnung aufs Land gegangen. Bei einem Angriff der Rebellen auf das Dorf, in dem wir gelebt haben, wurde ich durch eine Schussverletzung am Bein verwundet. Mein Vater hat da entschieden, dass wir Brüder nach Europa fliehen sollen.

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Warum bist du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Ja, ich bin bewusst nach Österreich gegangen. Meine beiden Brüder sind nach Schweden gegangen, mir ist es aber dort zu kalt. Da wollte ich nicht hin. Ich wollte nach Österreich. Als ich ein Kind war, hatte ich viel Kontakt mit österreichischen Soldaten am Golan. Die waren sehr nett zu uns, haben immer mit uns gespielt. Die Soldaten aus den anderen Ländern waren nicht so nett zu uns Kindern.

noch in der Zeit, als ich noch keinen Asylbescheid hatte, in der Flüchtlingsbetreuung mitgearbeitet, da hat Arabisch und Englisch gereicht. Aber dann habe ich mit Deutschkursen angefangen und innerhalb eines Jahres die Abschlüsse B1 und B2 gemacht. Die Sprachkurse habe ich hauptsächlich gemacht, um in der Rechtschreibung und in der Grammatik perfekt zu sein. Deutsch ist jetzt meine 5. Sprache, die ich spreche - neben Arabisch, Englisch, Türkisch und meiner eigentlichen Muttersprache Tscherkessisch.

Welche Vorstellungen hast du gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Ich hatte ein ganz klares Bild, was ich machen werde. Die deutsche Sprache lernen und arbeiten gehen. Auf keinen Fall wollte ich von staatlicher Unterstützung leben. Es ist sehr gut, dass es diese Sozialleistungen gibt für Menschen, die krank oder alt sind. Aber alle anderen sollen arbeiten und ihr Geld selber verdienen. Und ich hatte immer das Ziel, ein Buchhalter zu werden. Das war ich ja schon in Syrien, das habe ich gerne gemacht und wollte es wieder machen.

Hast du in Österreich Ausbildungen gemacht? Ich erfülle mir gerade meinen Berufswunsch. Über das AMS und eine Emplacement-Stiftung bin ich in einer kleinen Buchhaltungs- und Steuerberatungsfirma beschäftigt. Durch Kurse beim Wifi habe ich den Lehrabschluss als Buchhalter gemacht. Fachlich war die Ausbildung in Österreich mit meinem Studium in Syrien vergleichbar. Jetzt bei den Kursen in Österreich war für mich wichtig das Erlernen der deutschen Begriffe und der rechtlichen Bestimmungen. Ich habe großes Glück gehabt und die ideale Firma gefunden. Ich verstehe mich mit dem Chef sehr gut, er hat volles Vertrauen in mich. Ich betreue jetzt schon selbständig über 20 Firmen, laufend kommen neue Firmen dazu. Und mein Chef hat mit mir schon vereinbart, dass er meine Ausbildung in Personalverrechnung, danach die Buchhalterprüfung und zum Schluss dann die Bilanzbuchhalter-Ausbildung finanziert. Ich arbeite 40 Stunden die Woche, danach gehe ich ins Wifi für 10 Stunden in der Woche und mache meine Kurse. Und zu Hause lerne ich dann. Ich bin sehr glücklich damit. Es ist eine Win-Win-Situation für die Firma und für mich.

Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? An welches Ereignis in den ersten Wochen in Österreich kannst du dich am besten erinnern? Die ersten Wochen waren sehr schwierig für mich. Ich habe mich komplett alleine gefühlt. Ich war völlig unbekannt und habe niemanden gekannt. Die ersten Wochen waren für mich sehr dunkel. Ich kann mich erinnern, dass ich viel Angst gehabt habe, das hat mich auch aggressiv gemacht. Dann bin ich nach Fieberbrunn gekommen, dort habe ich den Johann und den Roland kennen gelernt, die haben mir sehr geholfen. Der Johann ist dann nach Australien ausgewandert, mit dem Roland habe ich immer wieder Kontakt. Der ist Mitglied bei der FPÖ, hat aber ehrenamtlich uns Flüchtlingen geholfen und war sehr nett. Beim letzten Telefonat hat er mir gesagt, dass Flüchtlinge, wie ich es bin, willkommen sind, nicht aber die vielen Kriminellen, die er auch kennen gelernt hat.

Wie hast du in Österreich eine Arbeit gefunden? Ich habe gleich nach meiner Ankunft in Österreich ehrenamtlich den FlüchtlingsbetreuerInnen geholfen. Da ich gut Englisch kann, war das einfach für mich. Sofort nach meinem positiven Asylbescheid habe ich eine Stelle als Flüchtlingsbetreuer angenommen. Aber ich bin ein Zahlenmensch. Ich bin zum AMS gegangen und die haben mich in eine Emplacement-Stiftung aufgenommen. Nach 40 Bewerbungen bin ich dann von der Firma aufgenommen worden, bei der ich jetzt arbeite

Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Das erste Jahr habe ich nur Englisch geredet, ich bin damit gut durchgekommen. Ich habe

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und bei der ich nach meiner Ausbildung auch bleiben will. Mir gefällt es in dieser Firma sehr gut.

Was macht dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Der Rassismus! Ich habe 2 Mal sehr schlimme Erlebnisse gehabt. Es gibt zwei Sorten von Menschen in Österreich. Die eine Sorte von Menschen hasst dich, weil du ein Ausländer bist, egal was du machst. Die andere Sorte von Menschen ist zweigeteilt. Da gibt es die, die dir zwar helfen, aber die dich von Oben herab anschauen. Sie kommen sich als etwas Besseres vor. Aber zum Glück gibt es auch viele HelferInnen, die dich gleich behandeln. Die sehen, du hast nur „Pech“ gehabt, du bist in einem falschen Land geboren und hast fliehen müssen, aber bist sonst gleich wie ein Österreicher.

Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? Was sind die Unterschiede? Ich arbeite viel lieber in Österreich. In Damaskus war das Arbeiten viel schwieriger. In Syrien hast du als Arbeitnehmer keine Rechte, es ist nichts geregelt. Hier in Österreich gibt es ganz klare Regeln für die Arbeit, du musst genau bei der Arbeit sein, du musst pünktlich sein. Deine Arbeitszeit ist geregelt, der Urlaub usw. Das gibt dir Sicherheit. Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Hast du private Kontakte zu ÖsterreicherInnen? Ich habe viele private Kontakte, vor allem zu Österreichern. Ich habe außerhalb der Arbeit private Kontakte zu den Menschen vom GiG3, aber auch zu einigen ArbeitskollegInnen von mir und zu einigen Kursteilnehmern am Wifi. Am Anfang war es beim Kurs im Wifi nicht so einfach. Ich bin der einzige Ausländer in der Gruppe, sie waren alle sehr skeptisch darüber, warum ich die Ausbildung mache und ob ich die Ausbildung schaffen werde. Aber sie haben dann gemerkt, dass ich fachlich keine Probleme habe, aber sprachlich beim Verstehen im Unterricht. Und da haben alle angeboten, mir zu helfen. Sie haben mich sehr unterstützt, jetzt ist die Sprache mit den vielen Fachvokabeln kein Problem mehr. Mein bester Freund ist ein Deutscher, den ich hier in Linz kennen gelernt habe.

Wie geht es dir, wenn du an deine alte Heimat denkst? Sehr schlecht. Ich liebe Syrien. Ich hätte Syrien nie verlassen, wenn es nicht diesen Terror in diesem Land gegeben hätte. An Syrien habe ich sehr viele schöne Erinnerungen, eine sehr schöne Kindheit, eine sehr schöne Jugend, viele Freunde, ein wunderschönes Land mit schönen Orten wie Aleppo oder Palmyra. Wie wird sich aus deiner Sicht die Situation in deiner früheren Heimat weiterentwickeln? Es gibt kein Syrien mehr. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es je wieder ein Syrien geben wird. Es gibt jetzt ein türkisches Syrien, ein russisches Syrien, ein iranisches Syrien, ein amerikanisches Syrien. Das Land, aus dem ich komme, das gibt es nicht mehr. Das tut sehr weh. Man möchte immer positiv denken, man wünscht sich das gute Leben von früher zurück. Aber wenn man beginnt, darüber nachzudenken, dann erkennt man sofort, das ist vorbei, das gibt es nie mehr, das macht einen traurig. Ich mache jetzt mit 30 eine Ausbildung, die ein Österreicher mit 15 Jahren gemacht hat. Erst in ein paar Jahren werde ich dort sein, wo ich in Syrien aufgehört habe, dann werde ich meinen Universitätsabschluss wiederhaben. Ich bin gerne in Österreich. Aber ich habe viel verloren.

Was gefällt Dir in Österreich am besten? Das Land ist sehr schön. Die Natur in Österreich ist sehr schön. Und mir gefällt, dass in Österreich die Menschen die Regeln einhalten, die Rechte der anderen Menschen achten. Das macht das Leben einfacher und angenehmer. Und mir gefällt das Ausbildungssystem in Österreich sehr gut. Du kannst ganz einfach sehr viel machen.

GiG. „Gemeinsam in Gallneukirchen“, ein ehrenamtlicher Verein von Flüchtlingshelfern 3

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Basem A.4

nicht, ich habe sehr viel Negatives über Deutschland gehört, über die Nazis dort. Da wollte ich nicht hin.

Basem A. 34 Jahre alt, kommt aus Syrien und hat in Damaskus gelebt. Jeder seiner 6 Geschwister hat in einer eigenen großen Wohnung gelebt. Die Familie war nicht wohlhabend, aber es war ihnen möglich, für jedes der Kinder eine eigene Wohnung anzuschaffen. In Syrien hat er in einer großen Import-ExportFirma gearbeitet und war dort für die Zollabwicklung zuständig. Gleichzeitig hat er daneben in einem Fitnessstudio als Fitnesstrainer gearbeitet und sein Hobby dabei zum Beruf gemacht. Basem A. war 2mal syrischer Staatsmeister in Bodybuilding. Daneben hat er aktiv Fußball gespielt und ist viel geschwommen. Neben der Berufsarbeit und dem BodybuildingTraining war die Freizeit bestimmt durch das Zusammensein in der Familie und dem Treffen mit Freunden.

Welches Bild über Österreich hast du vor deiner Flucht gehabt? Ich habe keine Informationen über Österreich gehabt. Das einzige, was ich von Österreich gekannt habe, war ein Lied einer alten Sängerin über Wien. Dieses Lied ist im arabischen Raum sehr populär. Welche Vorstellungen hast du gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Ich wollte nur einen sicheren Platz zum Leben haben. Ich habe damals geglaubt, der Krieg in Syrien wird in 2 oder 3 Jahren zu Ende sein, der Assad wird weg sein. Wenn wieder Frieden in Syrien ist, wollte ich unbedingt wieder nach Syrien zurück gehen. Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? An welches Ereignis in den ersten Wochen in Österreich kannst du dich am besten erinnern? Mich hat das Leben am Anfang in Österreich sehr gestresst. Wir waren 9 Personen, die auf engem Raum zusammen gelebt haben. Wir kamen aus unterschiedlichen Kulturen, da hat es immer wieder Missverständnisse gegeben. Das war nicht einfach, ich bin deshalb rasch nach Wien gegangen.

Was waren die Gründe für deine Flucht? Was hat den Ausschlag gegeben für die Entscheidung: „Jetzt gehe ich!“? Ich habe heute keine Freunde mehr in Syrien. Sie sind entweder tot, im Gefängnis oder geflohen. Jeder Mann zwischen 20 und 40 hat mit der Einberufung zur Sadat-Armee rechnen müssen. Etliche meiner Freunde haben gegen ihren Willen in die Sadat-Armee gehen müssen und sind gestorben. Einige meiner Freunde hat der Geheimdienst geholt und sie sind bis heute verschwunden. Keiner weiß, was mit ihnen passiert ist. Ich glaube nicht, dass sie noch leben. In den Gefängnissen werden die Gefangenen oft zu Tode gefoltert. Und viele meiner Freunde sind ins Ausland geflohen. Meine Mutter hat mir gesagt: „Basem, du musst jetzt gehen!“. Da bin ich nach Thailand geflogen, dorthin konnte ich reisen. Dort habe ich gewartet, bis ich ein Flugticket nach Europa bekommen habe.

Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Das erste Wort, das ich gelernt habe, war das Wort „fleißig“. „Du musst fleißig Deutsch lernen“. Am Anfang in Gallneukirchen haben wir viel Deutsch gelernt, aber in Wien war das dann anders. Ich habe A2 in Deutsch abgeschlossen, in Wien wollte ich dann einen B1 Kurs machen, aber ich habe in Wien keine Sprachkurse mehr bekommen. Es hieß, ich soll arbeiten gehen. In Wien habe ich dann auch keine Kontakte mehr zu österreichischen Menschen gehabt, mein Deutsch hat sich in den letzten Jahren nicht mehr verbessert.

Warum bist du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Nein, ich wollte nach Holland. Dort hatte ich Freunde. Ich habe gewusst, dass Holland ein gutes und ein sicheres Land ist. Aber ich bekam ein Flugticket nach Wien. So kam ich nach Österreich. Nach Deutschland wollte ich

Welche Arbeit machst du? Wie hast du in Österreich eine Arbeit gefunden? Ich habe in Wien unterschiedliche Arbeiten gemacht. Ich habe als Kebab-Verkäufer auf einem Marktstand gearbeitet, war auf Saison in einem Hotel als Küchenhilfe, zurzeit arbeite ich in einer Leasing-Firma. Ich habe mir die Arbeit immer selber gesucht, nur die Saisonstelle

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Basem A. wollte aus Angst vor Verfolgung seiner Angehörigen, die noch in Syrien leben, nicht fotografiert werden

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habe ich über das AMS bekommen. Ich suche jetzt eine neue Arbeit, eine qualifizierte Arbeit. Ich werde vermutlich aus Wien weggehen, nach Vorarlberg oder nach Oberösterreich. Ich glaube, das ist besser für mich.

Wie geht es dir, wenn du an deine alte Heimat denkst? Das macht mich sehr traurig. In Österreich bin ich ein Fremder, das Leben ist für mich hier sehr schwierig. Ich habe Nachbarn im Haus, die nur beobachten, was ich mache und mich laufend bei der Hausverwaltung anzeigen. Ich bin sehr ruhig, ich rauche nicht, Fernsehen schaue ich ausschließlich mit Kopfhörern. Einer meiner Nachbarn, der Kaplan der Pfarrgemeine, in der ich wohne, ist sehr nett. Aber einige der Mitbewohner nicht. Als ich vor kurzem einen Kasten gekauft und in die Wohnung gebracht habe, bin ich wieder bei der Hausverwaltung angezeigt worden. Warum darf ich keinen Kasten kaufen und in die Wohnung bringen? Ich habe keinen Lärm dabei gemacht, es ist nichts im Stiegenhaus kaputt gegangen. Viele Österreicher denken, ich bin nur wegen der Sozialleistungen nach Österreich gekommen. Aber ich habe in Syrien ein schönes Leben gehabt. Mir ist es in Syrien sehr gut gegangen.

Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? Das Arbeiten in Syrien war besser. Es war alles viel einfacher. Du hast kein Bewerbungsschreiben machen müssen, kein Interview. Du hast sofort mit der Arbeit anfangen können oder auch sofort mit der Arbeit aufhören können. In Österreich ist es auf jeden Fall besser, jeder zahlt Steuern. Wenn du krank bist, brauchst du für die Behandlung nichts bezahlen.Aber in Syrien war die Arbeit viel weniger stressig, die Arbeit war viel ruhiger. Wenn in Syrien bei der Arbeit nichts zu tun war, hat man auch nichts getan. Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Hast du private Kontakte zu Österreichern? Jetzt in Wien habe ich keine privaten Kontakte zu Österreichern, das war in Oberösterreich anders, da habe ich viele Kontakte gehabt, zu den Leuten vom GiG.

Wie wird sich aus deiner Sicht die Situation in deiner früheren Heimat weiterentwickeln? Es wird noch mindestens 20 Jahre so bleiben, wie es jetzt ist. Die Welt hat sich damit abgefunden, dass Assad bleiben wird, dass er nicht für das viele Morden zur Verantwortung gezogen wird. Dieser Teufel kontrolliert jetzt wieder alles in Syrien und alle Regierungen der Welt unterstützen ihn. Assad bringt viele Syrer um, aber das ist für die Welt kein Problem. Ich höre sogar immer wieder, dass Assad gut ist. Die Bevölkerung in Syrien ist sehr gespalten. Viele finden, dass Assad ein Teufel ist, aber diese Menschen sind entweder tot oder geflohen oder verstecken sich. Jedoch sind viele Syrer auch für Assad, diese führen heute ein gutes Leben, gehen in Discos wie früher, kaufen ein, leben ganz normal. Was jetzt in Syrien droht ist ein Religionskrieg. Sunniten gegen Schiiten. Das wird kommen.

Was gefällt dir in Österreich am besten? Dass es Gesetze gibt, die eingehalten werden. Die Regierung, die ist gewählt. Es werden alle gleich behandelt, wenn man zum Beispiel beim AMS ist, müssen alle gleich warten, egal welche Person es ist. Das ist gut. Die Straßen sind sauber, Strom und Gas funktioniert, aber das war früher in Syrien auch so, da gibt es keine Unterschiede. Was macht dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Es ist schwierig, in Österreich eine gute Arbeit zu finden. Oder eine gute, billige Wohnung. Und das Zusammenleben war in Syrien viel einfacher. Es wird einem in Österreich noch nach Jahren vorgehalten, was man vor Jahren einmal gesagt hat. Die Leute in Syrien waren nicht nachtragend, man ist mehr in Ruhe gelassen worden. In Syrien mischt man sich nicht in die Verhältnisse der Nachbarn ein. Welche Pläne hast du für die nächste Zeit bzw. für dein weiteres Leben? Unbedingt eine neue Arbeit suchen. Und ich möchte aus Wien weggehen, Wien ist nicht gut.

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Batih K. Ich bin Batih K., meine Freunde nennen mich aber alle Yasser. Ich bin 25 Jahre alt, ich bin Kurde und komme aus Syrien. In Syrien bin ich 6 Jahre in die Schule gegangen, ab dem 13. Lebensjahr habe ich dann gearbeitet. In Syrien habe ich als Dekorateur gearbeitet, ich hatte meine eigene Firma. Meine Arbeit war, Auslagen in Geschäften zu dekorieren. Jetzt in Österreich habe ich mein eigenes Lebensmittelgeschäft mit 3 Angestellten. Ich verkaufe vor allem arabische Lebensmittel und Obst und Gemüse. Im Sommer sind es vor allem arabische Touristen, die in meinem Geschäft einkaufen, aber auch Österreicher kaufen bei mir ein. Im Winter ist mein Geschäft geschlossen, da arbeite ich im Restaurant meines Bruders. Im Winter ist dann sehr viel Arbeit im Restaurant, dann kommen Touristen, die Schifahren gehen. Und die wollen alle am Abend zur gleichen Zeit essen. Im Winter am Abend kommen dann immer 200 Gäste zum Essen, da ist das Restaurant sehr voll und man braucht dann sehr viel Personal. Das Restaurant hat eine gute Küche, die Bewertungen im Internet sind sehr gut. Im Sommer kommen viele arabische Touristen zum Essen. Aber wir haben auch viele österreichische Stammkunden im Restaurant. Meine Familie lebt nicht mehr zusammen an einem Ort, meine Eltern und ein Bruder sind noch in der Türkei. Jetzt ist es politisch unklar, wie es bei Ihnen weiter geht, ob sie von der Türkei zurück nach Syrien abgeschoben wer

den. Das macht uns sehr große Sorgen. Meine Eltern und mein Bruder dürfen nicht nach Österreich kommen, obwohl ich und mein zweiter Bruder genügend Geld verdienen und ausreichend für unsere Familie sorgen könnten. Ich habe noch zwei Schwestern, die leben jetzt in Deutschland. In Syrien ging es uns allen sehr gut. Wir haben alle gearbeitet und große Häuser gehabt. Wenn es nicht den Krieg gegeben hätte, wären wir nicht nach Österreich gekommen. Was waren die Gründe für deine Flucht? Was hat den Ausschlag gegeben für die Entscheidung: „Jetzt gehe ich!“? Zu uns ist mehrmals die Polizei gekommen und hat mich gesucht. Sie wollten, dass ich zur Armee gehe, ich sollte für Assad kämpfen. Ich wollte aber nicht töten. Sie haben mich aber nicht gefunden. Ich habe mich dann entschieden zu fliehen und bin nach Österreich gegangen. Warum bist du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Mein Bruder ist älter als ich, er ist schon 2011 nach Österreich gekommen. Er wollte auf keinen Fall als Soldat andere Menschen töten. Er ist gegen den Krieg und wollte nicht für Assad kämpfen. Ich wollte zu meinem Bruder, deshalb bin ich nach Österreich gekommen.

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Welches Bild über Österreich hast du vor deiner Flucht gehabt? Ich habe von Österreich nichts gewusst. Aber mein Bruder hat gesagt, komm zu mir, Österreich ist ein sicheres und schönes Land.

frei. Beim Arbeiten in Österreich hast du viel weniger Stress. Es ist alles geregelt. In Syrien hast du immer gearbeitet. Von früh am Morgen bis in die Nacht. Du hast nie frei gehabt. Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Hast du private Kontakte zu Österreichern? In Gallneukirchen habe ich sehr viele Kontakte zu Österreichern gehabt, hier im Ort habe ich nur zu sehr wenigen Österreichern, die in das Geschäft oder in das Restaurant meines Bruders kommen, einen Kontakt. Jetzt treffe ich mich fast nur mit arabisch oder kurdisch sprechenden Menschen. Das ist nicht gut, aber das ist so.

Welche Vorstellungen hast du gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Arbeiten gehen, sonst habe ich nichts geplant. Ich wollte das tun, was ich in Syrien gemacht habe, einfach arbeiten. Die Österreicher arbeiten doch auch alle, ich wollte es so wie die Österreicher machen. Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? An welches Ereignis in den ersten Wochen in Österreich kannst du dich am besten erinnern? Ich erinnere mich noch, wie ich in Salzburg angekommen bin und der Polizist, zu dem ich gegangen bin, zu mir gesagt hat „Herzlich willkommen in Österreich“. Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern.

Was gefällt dir in Österreich am besten? Eigentlich gefällt mir in Österreich alles. Die Österreicher reden mit uns mit Respekt, die Leute lügen nicht. Wenn du einen Termin vereinbarst, dann wird der auch eingehalten. Und das Wetter ist sehr schön. Hier ist es nicht so warm, es regnet. Ich fühle mich sehr wohl in Österreich. Ich lerne jetzt, um die B1-Prüfung zu schaffen, ich möchte für immer in Österreich bleiben.

Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Am Anfang war es sehr schwer, es ist aber schnell einfacher geworden. Viele Österreicher in Gallneukirchen haben mit mir Deutsch gelernt. Besonders geholfen hat mir die Familie Kastner. Die haben mir sehr viel geholfen, das sind sehr nette Menschen.

Was macht dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Einige Österreicher mögen uns nicht. Ich höre immer wieder, wir sind nur wegen der Sozialhilfe nach Österreich gekommen. Das stimmt nicht. Ich arbeite sehr viel. Mein Bruder arbeitet sehr viel. Wir haben inzwischen im Geschäft und im Restaurant viele Angestellte, die aus Syrien gekommen sind, die alle viel arbeiten. Ich kenne keinen Flüchtling, der nicht arbeiten will. Nicht in Gallneukirchen und jetzt im Ort, wo ich lebe, auch nicht.

Hast du in Österreich Ausbildungen gemacht? Ich habe in Gallneukirchen eine Lehre als Friseur angefangen. Die Arbeit war einfach, aber mit dem Lernen für die Berufsschule habe ich mir schwer getan. Ich hatte zwar schon den Sprachkurs A2 abgeschlossen, aber das hat für die Berufsschule nicht gereicht. Mein Bruder hat jemanden für sein Geschäft gebraucht und mich gefragt, ob ich nicht zu ihm kommen und mit ihm zusammen arbeiten mag. Da habe ich mit der Lehre aufgehört. Ich habe das Geschäft von meinem Bruder übernommen. Um das Geschäft führen zu können, habe ich den Gewerbeschein gemacht. Dafür habe ich viel lernen müssen, es ist mir nicht leicht gefallen. Aber ich habe die Prüfung geschafft, jetzt darf ich das Lebensmittelgeschäft leiten.

Welche Pläne hast du für die nächste Zeit bzw. für dein weiteres Leben? Ich möchte unbedingt eine Familie gründen, ich möchte heiraten und dann ein Haus kaufen. Und ich möchte einen österreichischen Ausweis bekommen. Ich möchte wie ein Österreicher leben. Wie geht es dir, wenn du an deine alte Heimat denkst? Ich denke nicht viel über Syrien nach. Es ist immer noch Krieg, wie vor 5 Jahren, als ich weggegangen bin. Manchmal schaue ich mir im Internet Berichte und Fotos von meiner Heimatstadt in Syrien an. Vor zwei Tagen habe ich ein Foto der Schule gesehen, in die ich

Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? Hier in Österreich ist es besser. Die Arbeitszeit ist geregelt. Am Samstag und am Sonntag ist

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selber gegangen bin. Die Schule ist bombardiert worden und 2 Kinder sind dabei gestorben. Alle Freunde von mir sind weggegangen, sie leben jetzt in Österreich, in Deutschland und in der Schweiz. In Syrien leben keine Freunde mehr von mir.

Wie wird sich aus deiner Sicht die Situation in deiner früheren Heimat weiterentwickeln? Ich weiß es nicht, keiner weiß es. Vielleicht wird Syrien in 20 Jahren wieder einmal so, wie es einmal war. Aber ich habe keine Hoffnung.

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Delberin M. Ich bin Delberin, ich bin 23 Jahre alt, komme aus Syrien und bin Kurde. Ich bin 7 Jahre in die Schule gegangen, die Schule war sehr schlecht. Als Kind habe ich nur Kurdisch gesprochen, alle bei uns haben nur Kurdisch gesprochen. In der Schule dann durften wir Kurden nur Arabisch sprechen, der Unterricht war auf Arabisch, das war sehr schwer für mich. Ab dem 13. Lebensjahr habe ich dann in einer Tischlerei gearbeitet. Ich habe Möbel gebaut, Tische, Betten, Schränke oder Stühle. Das hat mir sehr großen Spaß gemacht, ich habe bald ganz alleine die Möbel gebaut, ich bin immer gelobt worden, weil ich so ordentlich gearbeitet habe und alles gekonnt habe. Meine Eltern und meine Geschwister sind ebenfalls alle aus Syrien geflohen. Zwei Brüder von mir sind noch in der Türkei und können von dort nicht weg gehen. Meine Eltern, meine beiden anderen Brüder und die Schwester leben in Deutschland.

In Syrien haben wir ein eigenes großes Haus gehabt, mein Vater hat als Maurer gearbeitet, uns ist es in Syrien gut gegangen. Nach der Arbeit habe ich fast jeden Tag mit meinen Freunden auf einem Sportplatz Fußball gespielt. Und ich bin auch regelmäßig zum Karate-Training gegangen. Was waren die Gründe für deine Flucht? Was hat den Ausschlag gegeben für die Entscheidung: „Jetzt gehe ich!“? Ich habe den Einberufungsbefehl zur Armee bekommen. Ich wollte keine Menschen töten. „Ich kann nicht einmal einen anderen Menschen schlagen, wie soll ich da einen Menschen töten können?“. Da bin ich weggegangen. Warum bist du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Meine beiden Cousins waren schon in Österreich. Die haben mir gesagt, Österreich ist ein gutes Land. Da wollte ich auch nach Öster-

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reich. Meine Eltern und Geschwister sind nach mir geflohen, sie wollten nach Deutschland.

Lehre aufgehört. Die Leute vom GiG wollten mir Geld geben, aber das habe ich nicht angenommen. Ich wollte nicht von anderen Menschen das Geld nehmen, sondern mein eigenes Geld verdienen.

Welches Bild über Österreich hast du vor deiner Flucht gehabt? Ich habe von Österreich vorher nichts gewusst. Ich habe vorher noch nie etwas von Österreich gehört.

Welche Arbeit machst du jetzt? Ich bin nach Tirol gegangen und habe dort auf dem Bau gearbeitet. Ein Freund von mir hat in einem Hotel gearbeitet, den habe ich gefragt, ob es dort auch eine Arbeit für mich gibt. Dann bin ich nach Zell am See in dieses Hotel gegangen. Ich habe als Abwäscher in diesem Hotel angefangen. Nach kurzer Zeit haben sie gemerkt, dass ich handwerklich geschickt bin, ich habe dann als Hausmeister gearbeitet. Die Familie, der das Hotel gehört, war sehr nett zu mir. Dort habe ich ein Jahr gearbeitet. Dann haben mich meine Cousins gefragt, ob ich nicht bei ihnen im Restaurant arbeiten möchte, sie haben dringend jemand für die Küche gesucht. Da habe ich bei ihnen im Restaurant als Koch angefangen. Im Sommer, wenn die arabischen Gäste kommen, koche ich arabisch und Pizza. Im Winter, wenn Österreicher und die anderen Gäste aus Europa kommen, koche ich Italienisch, Pizza und vor allem Nudelgerichte. Pizza wird immer gerne gegessen, von allen Gästen. Im Sommer ist die große Tafel mit der Werbung für unser Restaurant auf Arabisch und Deutsch, im Winter ändern wir das, dann ist die Werbung nur auf Deutsch. Die Bewertungen für unser Restaurant im Internet sind sehr gut.

Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? An welches Ereignis in den ersten Wochen in Österreich kannst du dich am besten erinnern? Ich kann mich gut daran erinnern, wie wir in Gallneukirchen in den Deutschkursen gewesen sind. Ich habe zusammen mit Reber 5 gelernt. Es war nicht leicht für uns. Jeden Tag nach dem Kurs haben wir noch 3 bis 4 Stunden geübt und gelernt. Es war schwer, aber ich habe es sehr gerne gemacht. Es war mir sehr wichtig. Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Das Lernen ist mir sehr schwer gefallen, ich war ja nur 7 Jahre in der Schule, habe aber nicht viel in der Schule gelernt. Ich hatte kein Englisch in der Schule. Die Flüchtlinge im Kurs, die Englisch konnten, haben es beim Deutsch-Lernen leichter gehabt. Hast du in Österreich Ausbildungen gemacht? In Österreich brauchst du eine Ausbildung. Zusammen mit einem ehrenamtlichen Helfer habe ich viele Bewerbungen geschrieben und mich mehreren Tischler-Betrieben vorgestellt, aber ich habe keinen Lehrplatz bekommen. Ich habe dann einen Lehrplatz über das AMS beim BFI bekommen, aber da konnte ich nicht bleiben. Ich habe als Lehrling beim BFI nur 350,-€ bekommen und ich musste davon meine Wohnung bezahlen. Da ist dann für das Essen und alles andere nichts mehr geblieben. Mein ehrenamtlicher Helfer hat versucht, mit dem Bezirkshauptmann von Freistadt zu reden, dass ich zusätzliches Geld bekomme, aber der Bezirkshauptmann hat sich geweigert. In den anderen Bezirken in Oberösterreich haben die Lehrlinge, die einen Kurs gemacht haben und nur wenig Geld bekommen haben, ein zusätzliches Geld bekommen. Aber ich in Freistadt nicht, der Bezirkshauptmann hat nein gesagt. Nach 6 Monaten habe ich dann mit der

Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? In Österreich ist das Arbeiten ganz anders. In Syrien habe ich von 8 Uhr am Morgen bis 22 Uhr in der Nacht gearbeitet, mit 2 Stunden Mittagspause. Und wir hatten in Syrien nur am Freitag frei gehabt. Hier in Österreich ist die Arbeitszeit begrenzt. Du arbeitest nur eine bestimmte Zeit am Tag und dann hast du frei. Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Hast du private Kontakte zu Österreichern? Ich habe jetzt fast nur noch Kontakt zu syrischen Freunden. Es gibt aber auch ein paar Österreicher als Stammgäste in unserem Restaurant. Mit diesen Österreichern bin ich auch befreundet, wir reden oft miteinander.

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Ein Asylsuchender aus dem gleichen Ort in Syrien, aus dem auch Delberin gekommen ist.

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Was gefällt dir in Österreich am besten? Die Menschen in Österreich sind sehr gut, sie behandeln mich freundlich und mit Respekt. Die Österreicher, die ich bisher kennen gelernt habe, waren alles sehr gute Menschen. Viele haben mir geholfen, besonders die Menschen in Gallneukirchen, das werde ich nie vergessen. Ich danke diesen Menschen.

Wenn ich die B1 Prüfung geschafft habe, möchte ich für einen Daueraufenthalt ansuchen. Und ich möchte eigentlich wieder als Tischler arbeiten und einen Lehrabschluss als Tischler machen. Ich habe mich schon beim BFI erkundigt, aber da müsste ich von hier weggehen, nach Salzburg oder nach Linz, dort gibt es solche Kurse.

Was macht dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Ich habe keine Probleme. Ich habe immer gearbeitet und mein Geld verdient. Mir geht es gut.

Wie geht es dir, wenn du an deine alte Heimat denkst? Ich denke nicht oft an Syrien. Dort ist immer noch Krieg. Und auch wenn der Krieg vorbei ist, wird es für uns Kurden nicht einfacher. Die Türken mögen uns Kurden nicht, die Syrer auch nicht. Wir werden dort nie Frieden haben. Ich denke nicht gerne zurück an Syrien, fast alle aus meiner Familie sind jetzt hier. Mein Großvater ist noch in Syrien und ein Onkel. Das Leben dort ist sehr schwer. Manchmal hat mein Onkel eine Arbeit, manchmal hat er keine. Das Überleben dort ist nicht einfach.

Welche Pläne hast du für die nächste Zeit bzw. für dein weiteres Leben? Ich möchte unbedingt den Sprachkurs B1 machen. Aber hier im Ort ist es nicht so einfach. In Gallneukirchen war es ganz anders. Dort haben wir viele HelferInnen gehabt, die uns beim Lernen geholfen haben. Hier im Ort kenne ich niemanden, mit dem ich lernen könnte. In der Arbeit sprechen wir leider fast nur kurdisch oder arabisch, nur sehr wenig Deutsch.

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Fatima S. Ich war damals 13 Jahre alt. Meine Familie wartet noch immer auf den Asylbescheid. Wir leben seit vielen Jahren in großer Unsicherheit, ob wir in Österreich bleiben können. Wir wohnen in einer kleinen Wohnung. Da meine El-

Mein Name ist Fatima, ich komme aus Afghanistan. Meine Eltern sind mit meinen beiden Geschwistern und mir vor 5 Jahren aus Afghanistan nach Österreich geflohen.

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tern nicht arbeiten dürfen, haben wir nur sehr wenig Geld zum Leben.

Welche privaten Kontakte hast Du? Ich habe mehr Kontakte zu Österreichern als zu Afghanen. Wenn wir uns treffen, sprechen wir über verschiedene Themen. Wir sprechen zum Beispiel über die Schule, wie man besser lernen kann. Aber wir reden auch manchmal über Politik, es ist für mich sehr interessant, mehr darüber zu wissen.

Wie schaut dein Tagesablauf aus? Ich verbringe meine Tage hauptsächlich mit Lernen. Ich muss sehr viel lernen, um in der Schule mitzukommen. In meiner alten Heimat durfte ich nur sehr wenige Jahre in die Schule gehen. Jetzt versuche ich, das Gymnasium zu schaffen und da muss ich sehr viel nachholen. Ich habe sehr wenig Freizeit, für anderes außer Schule und Lernen habe ich keine Zeit.

Wie ist es dir mit dem Erlernen der deutschen Sprache gegangen? In den ersten zwei Wochen in Österreich sind LehrerInnen zu uns in die Wohnung in Gallneukirchen gekommen. Wir haben ganz einfache Sätze gelernt wie „Wie heißt du?“, „Woher kommst du?“. In der Schule hatte ich am Anfang auch Deutschstunden mit einer Lehrerin. Am Anfang habe ich es leicht gefunden, Deutsch zu lernen. Aber jetzt, wo ich schon ganz gut Deutsch kann, finde ich es sehr schwer, es noch besser zu lernen.

Wie verbringst du deine Zeit am Wochenende? Normalerweise schlafe ich länger am Wochenende. Am Nachmittag lerne ich wieder für die Schule oder ich mache meine Hausübungen. Manchmal gehe ich mit meinen Eltern spazieren und am Abend schaue ich mit meiner Familie meistens einen Film. Welche Bücher liest du gerne? Welche Musik hörst du gerne? Ich lese gerne die Bücher, die eine reale Geschichte beschreiben, etwas was wirklich passiert ist. In der letzten Zeit habe ich das Buch „Greif nach den Sternen Schwester“ gelesen. Das ist eine wahre Geschichte über eine afghanische Pilotin. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, weil das Buch die Situation in Afghanistan zu dieser Zeit sehr gut beschreibt, außerdem ist das Buch auch sehr spannend. Ich höre gerne Popmusik in meiner Muttersprache in Farsi, aber ich habe keine Lieblingssänger oder Lieblingssängerin.

Wie geht es dir in Österreich in der Schule? Eigentlich geht es mir gut in der Schule. Aber es ist nicht immer einfach. In Afghanistan bin ich nur 3 Jahre in die Schule gegangen. Da habe ich nicht so viel gelernt, jetzt muss ich sehr viel nachholen beim Lernen. Meine Mitschüler in der Klasse sind alle jünger als ich, aber ich verstehe mich gut mit ihnen. Sie helfen mir beim Lernen. Es gibt sehr viele Unterschiede in der Schule zwischen Afghanistan und Österreich. In Afghanistan gibt es viele Privatschulen, aber diese Schulen sind nur für reiche Leute, die normalen Leute können sich diese Schulen nicht leisten. Die Mädchen und Jungs sind in der Klasse getrennt. Die Schüler/innen müssen im ersten Semester 40 und im zweiten Semester 60 Punkten erreichen, so dass insgesamt in einem Jahr 100 Punkte erreicht sind. Nur so schaffen sie das Jahr, egal in welcher Schulstufe. In Österreich gehen die Kinder das ganze Jahr über in die Schule, auch im Winter, und im Sommer haben sie frei. In Afghanistan ist es genau anders. In Afghanistan gehen die Kinder im Sommer in die Schule und haben im Winter frei, weil es keine Heizung in der Schule gibt. In einigen kleinen Dörfern lernen die Kinder unter einem Zelt, das heißt, sie haben keine richtige Schule. Aber es gibt noch sehr viele andere Unterschiede in der Schule.

Gibt es außer Bücher und Musik auch andere Aktivitäten oder Tätigkeiten, die du besonders gerne machst? Ich mag es, meine Freundinnen zu treffen. Wir spielen Kartenspiele, gehen zusammen spazieren oder fahren mit dem Fahrrad. Wenn ich Hilfe für die Schule brauche, helfen mir meine Freunde. Manchmal lernen wir zusammen für die Schule. Aber besonders gerne mag ich reisen. Es ist sehr interessant für mich, verschiedene Kulturen und Sprachen kennen zu lernen. Ich will mir erst mal die anderen Bundesländer in Österreich anschauen, aber dann auch große und berühmte Städte wie London. Ich glaube, jeder will einmal dorthin fahren und bei mir ist das auch genauso.

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Welche Fragen stellen dir die Menschen, die du neu kennen lernst? Welche Fragen magst du nicht? Welche Fragen beantwortest du gerne? Natürlich fragen mich die Leute, woher ich komme, wie mein Leben in meiner alten Heimat war, ob ich meine Heimat vermisse. Und manche fragen mich auch, aus welchem Grund wir nach Österreich gekommen sind. Diese Frage mag ich nicht. Ich mag nicht die Fragen über unsere Probleme in Afghanistan oder auch wie unsere Flucht nach Österreich war. Diese Fragen zu beantworten fällt mir sehr schwer. Das war keine schöne Zeit für mich, darüber will ich nicht mit einer fremden Person reden. Ich finde, nur die Leute, die selbst so eine Situation erlebt haben, können es verstehen und fühlen, wie es uns in dieser Zeit gegangen ist.

gefällt mir nicht, weil nicht jeder von uns ein eigenes Zimmer für sich alleine hat. Welche Erinnerungen hast du an Afghanistan? Welche positiven Erinnerungen hast du? Welche negativen Erinnerungen hast du? Die positiven Erinnerungen sind, dass man in Afghanistan nicht allein ist, man hat Verwandte und Freunde. Wenn es Feste gab, waren wir immer miteinander und haben alle miteinander gefeiert und wir waren glücklich. Die negative Erinnerung ist, dass der Krieg die Menschen unglücklich macht und es immer Probleme gibt. Man weiß nicht, ob man am nächsten Tag noch leben wird. Man macht keine Pläne für den nächsten Tag und man hat keine Hoffnung. Ob man am nächsten Tag noch lebt oder nicht, das kann man nicht sagen. Immer mit der Angst leben, dass macht das Leben schrecklich. Und für mich persönlich ist es eine schlechte Erinnerung, dass ich in Afghanistan nicht in die Schule gehen durfte. Ich konnte nur drei Jahre in die Schule gehen. Das war eine sehr schwierige Zeit für mich, ich musste immer zu Hause bleiben. Draußen war es sehr gefährlich, aber nicht nur für die Kinder, sondern für alle Menschen.

Wie geht es dir mit der Frage „Woher kommst du?“ von Menschen, die du zum ersten Mal triffst? Also mit dieser Frage habe ich kein Problem. Ich bin sehr stolz, dass ich aus Afghanistan komme und ich sage das auch gern. Was möchtest du später einmal machen? Was wünscht du dir für deine Zukunft? Ich möchte einfach eine gute Zukunft haben. Mir gefällt es, immer etwas Neues zu lernen, egal was. Mein Traum ist es, einmal als Ärztin zu arbeiten. Vielleicht studiere ich einmal Medizin. Was bedeutet für dich der Begriff „Heimat“? Für mich ist Heimat so etwas wie eine Mutter. Und für mich ist meine Heimat Afghanistan ein sehr schönes Land. Es ist richtig, dass es in Afghanistan seit ganz vielen Jahren nur Krieg gibt. Es ist nicht mehr so wie vor sehr vielen Jahren ein schönes Land, aber für mich ist es trotzdem ein schönes Land. Was gefällt dir hier in Österreich? Hier in Österreich gefällt mir alles so sehr, aber am meisten gefällt mir das Wetter, wenn es regnet, ich mag den Regen so sehr. Die netten Leute, die es hier gibt. Wenn man Hilfe braucht, sind sie immer da für uns. Was gefällt dir in Österreich eher nicht? Immer neue Sachen lernen müssen, egal ob in der Schule oder irgendwo anderes, das mag ich nicht so gern und es fällt mir auch schwer. Wir wohnen in einer kleinen Wohnung. Das

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Gassan S. Ich bin Palästinenser, geboren bin ich in SaudiArabien. Ich bin jetzt 48 Jahre alt. Meine Eltern sind mit mir, als ich 16 Jahre alt war, nach Syrien gezogen. Meine Eltern und auch meine Geschwister leben noch immer in Damaskus. Das Wohnen in Syrien war ganz anders als in Österreich. Die Wohnungen in Syrien sind alle viel größer. Die Wohnungen sind dort doppelt so groß wie in Österreich und auch nicht teuer. Ich bin insgesamt 9 Jahre in die Schule gegangen, dann habe ich mehrere Jahre in einer Metallfabrik gearbeitet, in der Fenster und Türen aus Metall gemacht worden sind. Die Fenster und die Türen sind in Syrien ganz anders als hier in Österreich, nicht aus Plastik. Dann habe ich 6 Jahre lang als Autohändler gearbeitet und auch Autozubehör verkauft. Gearbeitet haben wir immer von 8 Uhr am Morgen bis 15 Uhr am Nachmittag, manchmal auch bis 16 Uhr. Dann sind wir immer auf die Straße und haben Freunde getroffen und haben dort geredet. Das Leben in Syrien war sehr billig, wir konnten uns alles leisten, es ist uns allen sehr gut gegangen. Meine Frau und ich hatten auch eine sehr große Wohnung gehabt, wir haben dort mit unseren 3 Kindern zusammengelebt.

mehr zum Leben und auch keine Arbeit mehr. Meine Arbeit gab es im Krieg nicht mehr. Da habe ich mich entschieden zu fliehen, um für meine Familie sorgen zu können. Warum bist Du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Ich war 3 Monate zu Fuß unterwegs. In Wien hat uns die Polizei gefunden und mich mitgenommen. Sie haben mich verhört, dann bin ich von einem Arzt untersucht und dann nach Traiskirchen gebracht worden. Welches Bild über Österreich hast du vor deiner Flucht gehabt? Ich habe von Bekannten schon vorher gehört, dass Österreich ein sehr schönes und gutes Land ist, dass die Menschen hier sehr freundlich sind. Welche Vorstellungen hast du gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Arbeiten gehen, nur arbeiten gehen, damit meine Familie leben kann. Meine Familie in Syrien hat Geld gebraucht. Es war sehr schwer für mich. Ich hatte am Anfang kein Geld gehabt, aber ich habe alles, was ich bekommen habe, zu meiner Familie nach Syrien geschickt.

Was waren die Gründe für deine Flucht? Das Leben ist in Syrien im Krieg dann sehr teuer geworden. Und dann ist unsere Wohnung durch eine Bombe zerstört worden, wir hatten nichts mehr zum Wohnen, kein Geld

Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? Ich war sehr müde. Ich habe 3 Monate gebraucht, um aus Syrien nach Österreich zu kommen. Ich habe immer warten müssen und dann bin ich wieder zu Fuß gegangen. Ich bin

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fast immer zu Fuß gegangen. Ich bin immer wieder von der Polizei gefunden und zurückgeschickt worden, zurück nach Griechenland, nach Mazedonien, nach Serbien. Ich habe immer an meine Familie in Syrien gedacht.

Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? In Österreich ist alles sehr genau. Du arbeitest die ganze Zeit und hast eine ½ Stunde Pause. In Syrien macht man eine Pause, wenn man will. Wenn du eine Zigarette rauchen oder einen Kaffee trinken willst, dann machst du eine Pause. In Syrien hat man nur von 8 Uhr bis 15 Uhr gearbeitet. Alle Firmen in Syrien haben diese Arbeitszeit. Hier in Österreich kann man nicht einfach rausgehen und eine Zigarette rauchen oder einfach eine Pause machen. Aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt, wie es in Österreich ist, das ist jetzt normal.

Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Ich habe Deutschkurse in Gallneukirchen besucht. Die Carmen6 hat die Kurse gemacht, da habe ich viel gelernt, aber es war nicht einfach. Welche Arbeit machst du? Wie hast du in Österreich eine Arbeit gefunden? Ich habe gleich nach meinem Asyl in einer Mühle angefangen zu arbeiten. Aber ich konnte die Arbeit nicht machen. Die Augen haben mir immer weh getan, da habe ich Probleme gehabt. Und mit dem Atmen habe ich Probleme gehabt. Der Kurt 7 hat mir geholfen, eine neue Arbeit in einer Fleischerei zu finden. Da arbeite ich immer noch. Der Chef ist sehr gut und sehr nett zu mir. Ich habe sehr gute Kontakte zu meinen Arbeitskollegen. Sowohl der Chef und auch die Kollegen haben mir am Anfang sehr geholfen. Ich bin sehr glücklich über meine Arbeit. Meine Frau ist seit 2 Jahren auch in Österreich. In Syrien hat sie in einem Friseurgeschäft gearbeitet. Dort gab es Friseurläden für Frauen und Friseurläden für Männer. Das war getrennt. Jetzt arbeitet meine Frau auch in Österreich Sie arbeitet in einem Kindergarten. Sie wollte zuerst als Verkäuferin in einem Geschäft im Dorf arbeiten, in dem wir jetzt wohnen. Aber sie haben ihr gesagt, sie muss dazu das Kopftuch abnehmen. Aber meine Frau will das Kopftuch tragen, das ist ihr sehr wichtig. Der Kurt hat uns geholfen, eine andere Arbeit für meine Frau zu finden. Im Kindergarten war das Kopftuch kein Problem, jetzt arbeitet sie hier. Meine Frau ist mit der Arbeit sehr zufrieden, sie arbeitet gerne. Sie hat zuerst ein paar Tage zur Probe im Kindergarten gearbeitet, sie waren sehr zufrieden mit ihrer Arbeit und haben gesagt, sie kann bleiben.

Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Alle Nachbarn im Dorf, in dem wir jetzt leben, grüßen uns auf der Straße und reden ein paar Worte mit uns. Sie fragen uns immer, wie es uns geht. Beim Spar, bei der Bank oder beim Bäcker, alle kennen uns und reden sehr freundlich mit uns. Und der Kurt und seine Frau sind eine große Hilfe für uns. Wir treffen uns immer wieder. Oder auch die Leute vom GiG, die treffen wir auch immer wieder, beim Stammtisch und so. Oder sie kommen auch zu uns zu Besuch. Was gefällt dir in Österreich am besten? Alle Menschen sind gut zu uns und helfen uns. Wir leben jetzt in einem kleinen Dorf, wir verstehen uns mit allen Menschen im Dorf, es gibt keine Probleme. Was macht dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Ich denke immer noch an die Zeit zurück, wie ich auf meinen Asylbescheid gewartet habe. Ich habe mehr als 1 Jahr und 7 Monate warten müssen. Andere Syrer haben in Wien innerhalb von einer Woche einen positiven Asylbescheid damals bekommen. In Gallneukirchen haben die anderen Syrer damals ein paar Monate gewartet, bei mir hat es aber sehr lange gedauert. Ich weiß nicht, warum ich so lange habe warten müssen, das war eine sehr schwere Zeit für mich. Welche Pläne hast du für die nächste Zeit bzw. für dein weiteres Leben? Arbeiten gehen, ganz normal leben. Ganz einfach normal leben. Ich bin sehr zufrieden, wie es jetzt ist. Ich habe meine Familie jetzt hier, meine Frau, die jetzt auch eine Arbeit hat.

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Carmen ist eine professionelle Sprachlehrerin, die ehrenamtlich Deutschkurse organisiert und abgehalten hat. 7 Ehrenamtlicher Helfer

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Meine 3 Kinder gehen in die Schule. Ich bin sehr zufrieden.

Es gibt keinen Strom, es gibt kein Wasser, kein Gas. Das Leben in Syrien ist sehr teuer geworden. Ich weiß nicht, wie lange es in Syrien noch so sein wird. Ich wünsche, dass es in Syrien wieder normal wird. Ich möchte meine Mutter und meine Familie dort besuchen, aber das geht nicht. Meine Mutter kann nicht zu uns kommen.

Wie geht es dir, wenn du an deine alte Heimat denkst? Das Leben in Syrien war früher ganz anders als es jetzt ist. Jetzt möchte ich dort nicht mehr leben. Ich denke nicht mehr zurück. Wie wird sich aus deiner Sicht die Situation in deiner früheren Heimat weiterentwickeln?

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Hassan A. Ich komme aus Damaskus, ich bin 34 Jahre alt und Kurde. Meine ganze Familie hat früher in Damaskus gelebt. Ich bin 8 Jahre in die Schule gegangen, dann habe ich 10 Jahre lang als Schneider in einer Fabrik gearbeitet. Wir haben für Adidas gearbeitet. Nebenbei habe ich 2 Jahre lang eine eigene kleine Schneiderei gehabt und genäht. Das Geschäft in der eigenen Schneiderei ist immer besser geworden. Meine Eltern leben immer noch in Damaskus, es geht ihnen sehr schlecht. Mein Vater ist sehr krank. Ich kann ihn nicht besuchen. Er kann auch nicht zu mir kommen, er bekommt keine Erlaubnis dafür, da meine Wohnung zu klein ist. Das Gesetz in Österreich sagt, die

Wohnung muss größer sein, damit ich ihn einladen kann8. Und ich müsste auch mehr verdienen. Meine 3 Brüder und meine beiden Schwestern sind jetzt alle in Deutschland. Wir haben in Deutschland viele Verwandte, aber auch in Österreich habe ich 2 Onkel. Ich habe gerne in Damaskus gelebt. Nach der Arbeit habe ich mich immer mit meinen Freunden getroffen. Wir waren immer in einer Gruppe von 5-7 Leuten, wir sind gemeinsam ausgegangen oder haben zusammen Computerspiele gemacht. Das hat mir immer großen Spaß gemacht.

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Die Mindestgröße der Wohnung


Was waren die Gründe für deine Flucht? Was hat den Ausschlag gegeben für die Entscheidung: „Jetzt gehe ich!“? Wir hatten im Krieg in Damaskus viele Probleme. Die Polizei hat uns immer verfolgt. 4 Freunde von mir sind verschwunden. Sie sind weg, keiner weiß, wo sie sind. Sie sind von Leuten von Assad mitgenommen worden. Die Eltern wissen nicht, wo sie sind, ob sie noch leben. Auch Nachbarn von uns sind einfach verschwunden, sie sind bis heute nicht wieder aufgetaucht. Keiner weiß, wo sie sind. Mein Vater hat gesagt, wir sollen weggehen. Wir sind aus Damaskus weg in den Norden von Syrien. Dort haben wir aber nichts gehabt. Keine Arbeit, keine Wohnung und es war dort der IS und die Nusra 9 und die Soldaten von Assad. Wir waren auch dort in großer Gefahr, getötet zu werden. Wir konnten dort nicht bleiben und sind dann in die Türkei gegangen. Dort ging es uns nicht gut. Wir haben ohne Anmeldung schwarz bei Türken gearbeitet, aber nur ganz wenig Geld bekommen Davon konnte man nicht überleben. Wir konnten uns auch nicht beschweren, wir hatten keine Rechte. Wir hatten auch keine Papiere. Als Kurden haben wir in Syrien keine Papiere gehabt, also konnten wir die in der Türkei nicht zeigen. Wir sind nach ein paar Monaten nach Griechenland, aber dort war es noch schlimmer. Wir waren 7 Monate in Griechenland, dann sind wir weiter nach Mitteleuropa gegangen.

Österreich ist viel besser als Deutschland, das weiß ich heute. In Deutschland gibt es viele Faschisten. Die gibt es in Österreich auch, aber viel weniger. Ich habe noch keinen gesehen, ich habe bisher nichts Negatives erlebt. Meine Brüder erzählen immer wieder schlimme Dinge, die sie erleben, wenn sie zum Beispiel in einen Bus einsteigen. Das habe ich in Österreich noch nicht erlebt. Die Leute hier sind freundlich oder lassen einen in Ruhe. Alle Nachbarn hier im Haus sind sehr nett, sie sind freundlich zu mir Welche Vorstellungen hast du gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Ich habe keine Vorstellungen gehabt. Ich wollte nur arbeiten gehen. Und Geld sparen und dann irgend wann einmal ein eigenes Geschäft aufmachen. Ich bin Kurde und kein Araber. Wir haben immer noch Krieg mit der Türkei. Es gibt viele Kämpfe mit den Türken. Und eigentlich haben wir auch Krieg gegen Assad. Es sind alle gegen uns Kurden, die Türkei, der Iran und auch Syrien. Alle machen einen Krieg gegen die Kurden. Alles wird zerstört, es gibt keine Arbeit in den kurdischen Gebieten. Wenn die Kurden ein eigenes Land haben, dann gehe ich sofort zurück. Jetzt kann ich nicht zurück gehen. Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? An welches Ereignis in den ersten Wochen in Österreich kannst du dich am besten erinnern? Ich war sehr glücklich. Ich bin in ein Land gekommen, wo ich Sicherheit habe. Wo ich was machen kann, um mein Leben aufzubauen. Ich war in der Türkei und in Griechenland. Aber ich habe keine Papiere gehabt und damit auch keine richtige Arbeit. Wenn ich eine Arbeit bekommen habe, dann nur eine Schwarzarbeit, ohne Anmeldung. Und da hat man wenig Geld bekommen. Das hat nicht für die Miete gereicht, auch nicht zum Leben. Man hat kein Recht gehabt.

Warum bist du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Nein, ich wollte nach Deutschland. Die Polizei hat unser Auto kontrolliert und uns gefunden. Ich wollte ja nach Deutschland, dort haben wir viele Verwandte, aber so bin ich in Österreich geblieben. Welches Bild über Österreich hast du vor deiner Flucht gehabt? Ich kannte Österreich, wir haben auch hier Verwandte. Ich habe in Österreich 4 Onkel, die schon lange in Österreich leben, länger als 20 Jahre und schon lange österreichische Staatsbürger sind.

Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Ich hatte große Probleme. Ich habe nach dem positiven Bescheid sofort mit dem Arbeiten begonnen. Ich habe immer bei Kurden gearbeitet. Oder bei Türken. Da habe ich kein Deutsch gebraucht. Mein Chef ist seit 20 Jahren in Österreich, er ist österreichischer Staatsbürger, aber er spricht kein Wort

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Al-Nusra-Front: Fundamentalistische Rebellengruppe mit großer Nähe zu al-Qaida und ISIS, sie kämpfte gegen die Regierung von Assad, aber auch gegen die Freie Syrische Armee oder die kurdischen Verteidigungseinheiten und werden von der UNO als Terrororganisation eingestuft.

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Deutsch. Und einen Kurs machen, da habe ich keine Zeit gehabt. Ich habe nur A1 und A2 1.Teil gemacht, dann hatte ich keine Zeit mehr gehabt. Jetzt lerne ich zu Hause. Ich lerne immer, wenn ich Zeit habe. Neben der Arbeit einen Deutschkurs machen, das geht nicht, das ist zu schwer.

rekt ab, alles wird richtig gemacht. Die Leute sind alle gut. Was macht Dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Das Wohnen. Es ist sehr schwer, eine gute Wohnung zu bekommen, die nicht teuer ist. Aber das ist nicht nur für die Ausländer so, auch für die ÖsterreicherInnen ist es schwer, eine gute Wohnung zu bekommen. Es ist sehr teuer, eine gute Wohnung zu bekommen. Alle haben das gleiche Problem.

Welche Arbeit machst du? Ich habe immer im Gastgewerbe gearbeitet. Ich habe immer als Koch gearbeitet, Fleisch, Pizza, Nudeln. Ich habe sofort mit der Arbeit angefangen, als ich Asyl bekommen habe. Ich wollte unbedingt arbeiten. Ich habe 2 Hände und 2 Füße, warum soll ich nicht arbeiten. Sozialhilfe ist was für Leute, die Probleme mit dem Kopf haben. Ich will selber arbeiten und nicht das Geld von anderen Leuten bekommen. Deshalb habe ich weniger Zeit zum Lernen gehabt. Aber ich verstehe alles, was man mir sagt.

Welche Pläne hast du für die nächste Zeit bzw. für dein weiteres Leben? Ich möchte gerne ein eigenes Geschäft aufmachen. Und ich möchte die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen. Ich möchte einen Gewerbeschein machen und dann ein Lokal aufmachen. Wie geht es dir, wenn du an deine alte Heimat denkst? Es sind so viele Menschen gestorben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das Leben dort ist. Es ist noch immer Krieg. Ich denke nicht mehr oft an meine alte Heimat. Ich habe dort noch ein paar Freunde, einmal im Monat telefoniere ich mit ihnen, ich habe noch Kontakt mit ihnen, aber nicht mehr so oft wie früher. Jetzt habe ich meine Freunde in Österreich

Wie hast du in Österreich eine Arbeit gefunden? Ich habe alle Leute gefragt, die ich kenne, meine Freunde, andere Asylsuchende. Ich habe sehr schnell eine Arbeit gefunden. Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? Was sind die Unterschiede? In Syrien war das Arbeiten ganz anders, es gibt keine Pension und kein Krankengeld. Es gibt keine Versicherung, du musst alles privat machen. In Österreich ist Vieles besser.

Wie wird sich aus deiner Sicht die Situation in deiner früheren Heimat weiterentwickeln? Keine Ahnung, es wird wohl noch schlechter werden. Seit 9 Jahren ist dort Krieg, es ist noch kein Ende des Krieges abzusehen. Es ist alles kompliziert. Arabische Rebellen werden von den Türken unterstützt und kämpfen gegen die Kurden. Der Assad kämpft gegen die Kurden, die von den USA und Frankreich unterstützt werden. Der Assad will, dass die Kurden ihre Waffen abgeben. Araber kämpfen gegen Araber. Araber kämpfen gegen Kurden. Das kann man alles nicht verstehen.

Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Hast du private Kontakte zu ÖsterreicherInnen? Ich habe sehr viele Freunde, Türken, Kurden, Jugoslawen, aber auch viele Österreicher. Ich habe einen sehr guten Kontakt zu Manfred G. Der Manfred und seine Frau haben mir sehr geholfen. Ich habe noch immer einen sehr guten Kontakt zu ihm. Was gefällt dir in Österreich am besten? Das ganze System, wie hier alles funktioniert, im Rathaus in Linz, beim AMS. Alles läuft kor-

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Khaled T. Ich komme aus Syrien, bin Palästinenser und 34 Jahre alt. Meine Familie und ich haben ganz in der Nähe von Damaskus in einem kleinen Dorf gelebt. Dort hatten wir ein schönes gr0ßes Haus, das uns gehört hat. Ich bin 12 Jahre lang in die Schule gegangen und habe die Schule mit der Matura abgeschlossen. Studieren konnte ich in Syrien nicht, ich bin der älteste Bruder und meine Eltern hatten nicht viel Geld. Deshalb musste ich gleich nach der Schule arbeiten gehen, um meine Familie zu unterstützen. Ich habe viele verschiedene Berufe gehabt, ich habe als Verkäufer gearbeitet oder bei der Firma Nestle als Lagerarbeiter. Zuletzt hatte ich ein eigenes Auto und bin damit Taxi gefahren. Vor dem Krieg haben wir ein schönes Leben in Syrien gehabt. Nach der Arbeit habe ich mich immer mit meinen Freunden getroffen, wir sind auf die Straße gegangen und haben geredet. Aber daran denke ich nicht mehr. Wenn ich jetzt an Syrien denke, dann denke ich nur an den Krieg.

Warum bist du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Meine Familie, meine Eltern, meine beiden Brüder und meine Schwester sind nach Schweden geflohen. Sie leben jetzt in Schweden. Ich wollte unbedingt nach Österreich. Ein Freund von mir ist nach Österreich geflohen. Er hat mir gesagt, dass Österreich ein sehr schönes Land ist und ich auch nach Österreich kommen soll. In Österreich ist Demokratie, es ist Frieden, die Menschen sind sehr freundlich. Welche Vorstellungen hast du gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Nein, ich hatte keine Pläne, ich wollte nur weg aus Syrien und in Sicherheit leben. Ich hatte keinen Plan. Mein Freund hat mir gesagt, in Österreich kannst du in Frieden leben, das Land ist sehr schön, die Leute sind alle sehr nett. Du kannst hier ein neues Leben in Frieden haben. Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? An welches Ereignis in den ersten Wochen in Österreich kannst du dich am besten erinnern? Ich war sehr, sehr glücklich. Ich habe eigentlich keine spezielle Erinnerung, es war wunderbar. Ich war in Wien und bin auf die Straße gegangen. Es war sicher, es sind keine Bomben gefallen. Ich konnte einfach auf die Straße gehen und ich habe keine Angst gehabt. An das kann ich mich sehr gut erinnern.

Was waren die Gründe für deine Flucht? Was hat den Ausschlag gegeben für die Entscheidung: „Jetzt gehe ich!“? Wir haben ganz in der Nähe von Damaskus gelebt. Unser Haus ist bei einem Bombenangriff zerstört worden und mein Bruder wurde dabei getötet. Da haben wir uns entschlossen zu fliehen.

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Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Ich habe einen Abschluss in A2. Aber das Lernen von Deutsch ist mir sehr schwer gefallen. In der Schule habe ich nur sehr wenig Englisch gelernt. Ich habe nicht richtig gewusst, wie ich eine fremde Sprache lernen kann. Es war nicht einfach.

Das Arbeiten in Österreich ist ganz anders als in Syrien. In Syrien hat man in der Arbeit viel mehr Zeit, aber man bekommt weniger Geld für das Arbeiten. In Österreich muss man die ganze Zeit arbeiten, dafür verdient man viel mehr. Und man kann in Österreich Überstunden machen und dann verdient man noch mehr. In Syrien kann man auch Überstunden machen, aber man verdient dabei nur sehr wenig Geld.

Hast du in Österreich Ausbildungen gemacht? Nein, ich habe keine Ausbildung gemacht, ich wollte arbeiten gehen.

Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Hast du private Kontakte zu Österreichern? Ich habe einen Freund in Gallneukirchen, den besuche ich regelmäßig. In Gallneukirchen habe ich viel Kontakt zu Österreichern gehabt, beim Stammtisch vom GiG, mit den Nachbarn. Hier in Linz habe ich keine Kontakte zu Österreichern. Ich wohne seit über einem Jahr in diesem Haus, aber ich kenne die Nachbarn nicht. In Gallneukirchen war das besser.

Welche Arbeit machst du? Ich arbeite für eine Leasing-Firma. Zuerst habe ich in einer großen Reinigungsfirma gearbeitet, aber jetzt arbeite ich als Leasing-Arbeiter in einer Druckerei in Linz. Ich bin dort seit 4 Monaten Lagerarbeiter. Die Arbeit gefällt mir. Aber eigentlich möchte ich eine andere Arbeit machen, eine bessere Arbeit. Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? Was sind die Unterschiede?

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Loay A. K. Ich bin im Süden von Syrien, in Dara, geboren. Nach dem Schulbesuch habe ich 9 Semester Petrolwissenschaft studiert, kurz vor dem Abschluss habe ich meine Heimat verlassen müssen. Meine Eltern sind beide Lehrer, meine Mutter hat als Schuldirektorin gearbeitet.

Mein Vater hat neben seiner Arbeit als Lehrer noch 2 Firmen geleitet, einen Elektro-Handel und eine Haussanierungsfirma. Hauptsächlich hat die Firma Fliesen verlegt und ausgemalt. Ich habe sehr früh begonnen, in den beiden Firmen meines Vaters mitzuarbeiten. Das habe

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ich nach der Schule und auch während des Studiums gemacht. Freizeit so wie in Österreich gab es nicht. Nach der Schule bin ich ins Geschäft gegangen, meine Freunde sind mitgekommen. Wir sind im Geschäft gesessen

Warum bist du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Ja, es war eine bewusste Entscheidung. Ich wollte mein Studium in Petrolwissenschaft abschließen. Dieses Studium gibt es nur in Norwegen und in Österreich. Im Internet habe ich gefunden, dass es dieses Studium nur in diesen beiden Ländern gibt. In Norwegen war es mir zu kalt. Und ein Freund von mir ist schon nach Österreich geflohen und hat hier gelebt.

und haben geredet. Und wenn ein Kunde gekommen ist, dann haben wir etwas verkauft. Oder ich bin auf eine Baustelle mitgegangen. Und wenn ein Freund von mir bei uns zu Hause war, dann ist der auch mitgegangen und hat mitgeholfen. Es gab keine feste Arbeitszeit, das Geschäft hat am Morgen aufgesperrt, am Abend wurde verkauft, so lange jemand im Geschäft war. Wir haben alles zusammen gemacht, es war ein sehr schönes Leben. Wir hatten ein schönes Leben. Jeder von uns Brüdern hat ein eigenes Motorrad gehabt, als wir älter waren dann ein eigenes Auto. Und als wir dann erwachsen waren, hat jeder von uns Brüdern ein eigenes Haus bekommen. Kein kleines Haus, sondern ein schönes großes Haus. Finanziell ist es uns sehr gut gegangen. Ein Bruder von mir hat Wirtschaft studiert und dann als Buchhalter und als Lehrer gearbeitet. Der andere Bruder hat IT studiert und dann in diesem Bereich gearbeitet. Ich hatte sehr viele Freunde. Die Nachbarn waren alles Freunde von uns. Wir waren immer in einer Gruppe zusammen. Auch alle Studenten, die mit mir Petrolwissenschaft studiert haben, waren meine Freunde. Nach den Vorlesungen sind wir immer noch zusammengestanden oder zusammen wohin gegangen. Es war ganz anders als jetzt in Österreich, jeder geht alleine nach der Vorlesung nach Hause, man hat keinen Kontakt miteinander, das hat es in Syrien nicht gegeben. Es war keiner alleine.

Welches Bild über Österreich hast du vor deiner Flucht gehabt? Ich habe im Internet recherchiert und so viel über Österreich erfahren. Das Land hat mir gefallen, so bin ich bewusst hierhergekommen. Welche Vorstellungen hast du gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Ich hatte ganz klare Vorstellungen. Ich schließe mein Studium ab und gehe dann arbeiten. Ich wollte neben dem Studium arbeiten, aber das war nicht möglich. Ich wollte in Österreich neben dem Studium auch Fliesen verlegen oder Zimmer ausmalen. Das habe ich ja auch in Syrien gemacht, das kann ich sehr gut. Aber das war in Österreich nicht möglich. Ich habe keine Arbeit gefunden. Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? An welches Ereignis in den ersten Wochen in Österreich kannst du dich am besten erinnern? Ganz schrecklich. Die ersten 3 Wochen in Österreich waren sehr, sehr schlimm. Wir sind in einem Flüchtlingslager in Tirol hoch oben auf einem Berg gewesen. Wir haben außer den anderen Flüchtlingen und den BetreuerInnen keine anderen Menschen gesehen. Das nächste Dorf war sehr weit weg. Wir waren ganz alleine, es war ganz trostlos dort. Wir haben keine BewohnerInnen von Österreich getroffen. Nach 3 Wochen kam ich dann nach Gallneukirchen. Ich habe die Margarete, die Betreuerin vom Diakoniewerk, kennen gelernt und die war sehr nett zu mir. Da ist es mir sofort gut gegangen, da habe ich mich sicher gefühlt, ganz anders als bei den Betreuern im Lager in Tirol. Und am 1. Tag in Gallneukirchen ist auch die Brigitte10 zu uns gekommen, die war sehr, sehr nett, da habe ich mir gesagt, jetzt wird alles

Was waren die Gründe für deine Flucht? Was hat den Ausschlag gegeben für die Entscheidung: „Jetzt gehe ich!“? Es gab zwei Gründe. Am gleichen Tag ist das Haus meiner Eltern durch eine Bombe zerstört und ein Bruder von mir dabei getötet worden. Und ich habe am nächsten Tag die Einberufung zur Armee bekommen. Mein Bruder wurde durch Assad getötet und ich sollte in der Armee von Assad kämpfen. Mein Vater hat gesagt, wir fliehen.

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Ehrenamtliche Mitarbeiterin im „GiG“


gut, jetzt kann ich wieder normal leben. Ich habe mich sofort in Gallneukirchen wohl gefühlt. Das ist bis heute so, ich komme regelmäßig nach Gallneukirchen auf Besuch.

Gibt es für dich auch Unterschiede beim Arbeiten zwischen Syrien und Österreich? Das Arbeiten ist grundsätzlich anders. In Österreich arbeitest du 8 Stunden und dann gehst du nach Hause. In Syrien gibt es keine Begrenzung, es gibt keine Regeln. Das Arbeiten in Syrien ist einfacher, die Anforderungen an dich sind viel geringer, aber du verdienst auch viel weniger. Es ist das Arbeiten in Syrien viel lustiger, du hast viel mehr Spaß. Hier ist es sehr genau.

Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Die freiwilligen HelferInnen haben mir sehr geholfen, Deutsch zu lernen, vor allem die Carmen. Ich bin jeden 2. Tag zu ihr in den Unterricht gegangen. Und einmal in der Woche habe ich mit der Ingrid gelernt. Und ich habe auch die ganze andere Zeit immer nur Deutsch gelernt, ich wollte die Sprache ganz schnell erlernen. Das habe ich mit dem Internet gemacht. Das Deutschlernen war sehr schwer, aber ich wollte es unbedingt lernen.

Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Ich habe sehr viele privaten Kontakte. Ich habe noch sehr gute Kontakte zu den HelferInnen in Gallneukirchen, die besuche ich regelmäßig oder sie kommen zu mir hier nach Leoben und besuchen mich. Zu den Studenten in Leoben habe ich nur sehr wenig Kontakt. Von den 15 Studenten, die mit mir studieren, sind nur 3 Österreicher, die anderen kommen alle aus verschiedenen Ländern. Wir haben keine privaten Kontakte untereinander. Das wäre in Syrien nicht denkbar, das wäre dort ganz anders gewesen.

Hast du in Österreich Ausbildungen gemacht? Nach einem Jahr konnte ich genügend Deutsch, um in Leoben mein Studium weiter zu machen. Den Studienplatz habe ich leicht bekommen. Die Gaby hat den Kontakt zur Universität in Leoben hergestellt und alle Unterlagen organisiert. Die Prüfung für das Studium war für mich nicht schwer. Vor allem die Gaby war dann eine ganz große Hilfe für mich, für mein ganzes Leben. Ich bin ihr sehr dankbar. Sie hat mir immer wieder Mut gemacht, gesagt „du schaffst das schon“, das hat mir immer wieder sehr geholfen. Es war nicht immer einfach, aber jetzt schließe ich in ein paar Wochen mein Studium ab. Ich schreibe gerade meine Masterarbeit.

Was gefällt dir in Österreich am besten? Das Wetter. Das Wetter in Österreich ist sehr angenehm. Und das Land ist sehr schön. Was macht dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Die meisten Leute hier haben keine Kontakte miteinander, auch die ÖsterreicherInnen untereinander nicht. Sie begrüßen sich kurz, aber sie reden nicht miteinander. Sie machen nichts zusammen.

Ist das Studieren jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? Das Studium in Syrien war ganz anders als das Studium hier in Österreich. In Syrien haben wir nur auf Arabisch studiert, alle Bücher waren nur in arabischer Sprache. Hier in Österreich studieren wir gleichzeitig in Deutsch und in Englisch. Wir lesen immer die neuesten Forschungsergebnisse, wir sind immer auf den neuesten Stand der Wissenschaft. Das war mit den arabischen Büchern nicht immer der Fall. Hier in Österreich gibt es viel mehr Unterlagen, aber das macht das Studium viel interessanter. Und wir müssen hier in Österreich auch viel mehr selber recherchieren, uns Informationen holen, auch das macht das Studium interessanter.

Welche Pläne hast du für die nächste Zeit bzw. für dein weiteres Leben? Ich werde im nächsten Monat heiraten. Meine Frau lebt in Amerika, im nächsten Monat werden wir in Deutschland heiraten. Meine Frau darf nicht nach Österreich einreisen. Sie bekommt kein Visum. Aber nach Deutschland darf sie reisen, deshalb heiraten wir dort. Warum sie nicht nach Österreich kann, das verstehe ich nicht. Ich kenne die Gesetze und weiß, warum sie nicht nach Österreich darf, aber verstehen tu ich es nicht. Und wir eröffnen jetzt gerade einen Internethandel mit arabischen Lebensmitteln. Bei uns wird man alle arabischen Lebensmittel kaufen können, aber das ist nur eine Nebenbeschäftigung für mich.

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Das wichtigste ist der Abschluss meines Studiums, in ein paar Wochen werde ich mit dem Studium fertig sein. Und dann ist mein Ziel, eine gute Arbeit zu finden. Das wird in Österreich für mich nicht so einfach sein, aber ich probiere es. Oder ich werde ins Ausland gehen. Auf jeden Fall möchte ich eine Arbeit finden, die meiner Ausbildung als Ingenieur entspricht.

Wie wird sich aus deiner Sicht die Situation in deiner früheren Heimat weiterentwickeln? Mindestens 10 Jahre wird sich in Syrien nichts verändern. Es wird in Syrien in den nächsten Jahren noch schlechter werden. Der Assad ist weiterhin dort. Die Ziele der Länder, die jetzt Syrien besetzt halten, Russland, die USA und der Iran, sind unbekannt. Keiner kann sagen, wie es weiter gehen wird. Die Türkei hat uns sehr geholfen. In Jordanien, Libanon oder in Ägypten ist die Situation für uns Syrer sehr schwer, in der Türkei ist es für uns syrische Flüchtlinge viel einfacher, dort gibt es viel Hilfe und Unterstützung. Mit Saudi-Arabien ist es sehr unverständlich. Syrien ist ein arabisches Land. Saudi-Arabien ist ein arabisches Land. Aber die Syrer dürfen jetzt nicht mehr nach Saudi-Arabien einreisen. Im Gegenteil, alle Syrier, die in Saudi-Arabien gearbeitet haben, mussten das Land verlassen. Von Saudi-Arabien bekommen wir keine Hilfe.

Wie geht es dir, wenn du an deine alte Heimat denkst? Wir haben keine Heimat mehr. Syrien gehört nicht mehr uns. Es gehört jetzt den Russen, den Amerikanern, dem Iran. Ich habe keine Kontakte mehr zu Syrien. Meine ganze Familie ist aus Syrien weggegangen, nach Österreich, nach Jordanien und nach Ägypten. Alle Freunde von mir sind aus Syrien weggegangen oder sie sind tot, auch alle die mit mir studiert haben, sind entweder tot oder weggegangen, entweder in die Türkei, nach Jordanien, nach Deutschland oder Norwegen, irgendwohin in Europa.

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Mahmoud D. Ich komme aus Syrien, aus Damaskus, als Palästinenser bin ich jedoch staatenlos. Ich bin 32 Jahre alt und habe ein Hochschulstudium in Englischer Literatur. Ich lebe mit meiner Frau und meinen 3 Kindern jetzt in Österreich. So

wohl mein Vater, als auch meine Frau und ich haben einen Universitätsabschluss, alle haben so wie ich auch früher in Syrien als Lehrer gearbeitet.

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In Syrien hatten wir mehrere Wohnungen, unsere Eltern haben jedem von uns eine Wohnung gekauft. Wir hatten einen großen Freundeskreis und ein sehr schönes, gemeinsames Leben.

Welches Bild über Österreich hast du vor deiner Flucht gehabt? Ich habe nur Mozart gekannt. Das war alles, was ich von Österreich wusste. Und es gibt in Syrien ein bekanntes Lied von einer berühmten Sängerin, „Liebesnächte in Vienna“, das habe ich auch gekannt. Welche Vorstellungen hast du gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Ich habe eigentlich nur an meine Familie gedacht, an meine Frau und mein Kind, an meine Eltern. Ich habe Angst gehabt, ob ihnen etwas passiert. Ich habe nur daran gedacht, wie sie es schaffen können, auch nach Europa zu kommen.

Was waren die Gründe für deine Flucht? Was hat den Ausschlag gegeben für die Entscheidung: „Jetzt gehe ich!“? Als der Krieg in Syrien begonnen hat, mussten wir unsere Wohnungen in Duma, einem Vorort von Damaskus, wegen der Kämpfe verlassen. Wir Geschwister sind alle gemeinsam mit unseren Eltern nach Damaskus gezogen, dort war es wesentlich sicherer. Auch hat sich mit dem Krieg unsere finanzielle Lage sehr verschlechtert, da ist es nach dem Zusammenleben einfacher geworden. Der Hauptgrund war aber, dass es wesentlich sicherer gewesen ist, wenn man in einer größeren Gruppe zusammengelebt hat. Es war ganz normal, dass Soldaten in die Wohnungen gekommen sind und nach Männern im wehrfähigen Alter gesucht haben. Dabei wurden sehr oft die Frauen, vor allem die jüngeren Frauen, schlecht behandelt. Wenn die Männer in die Arbeit gegangen sind, haben sie sich immer von ihrer Familie so verabschiedet, als wenn sie nicht mehr wiederkommen. Keiner hat gewusst, ob sie nach der Arbeit wieder nach Hause kommt oder ob er spurlos verschwindet. Ein Cousin von mir ist spurlos verschwunden. Er ist jetzt seit 6 Jahre verschwunden, keiner weiß wieso und ob er noch am Leben ist. Ich war damals als Lehrer direkt nach dem Studium für einige Zeit vom Militärdienst befreit. Als ich dann keine Aufschiebung mehr zur Einberufung in die Armee von Assad bekommen habe, hat mein Vater entschieden, dass ich fliehen muss. Ich wollte nicht auf andere Syrer schießen, die nichts getan haben. Da bin ich dann geflohen, meine Familie ist mir dann später gefolgt.

Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? An welches Ereignis in den ersten Wochen in Österreich kannst du dich am besten erinnern? Im ersten Monat in Wien habe ich in einem Lager mit 140 anderen Leuten gelebt. Ich hatte kein Geld, die Leute auf der Straße haben mich nicht angeschaut oder gegrüßt. Und vor allem hatte ich Angst gehabt, dass ich zurück nach Ungarn und dann weiter zurück nach Serbien abgeschoben werde. Daran habe ich ständig gedacht und Angst gehabt. Und auch an meine Familie habe ich ständig gedacht. Es war eine sehr schlimme Zeit. Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Am ersten Tag in Gallneukirchen ist die Ingrid Wall11 zu uns gekommen und hat uns gefragt „Wie geht es euch?“. Da war ich sehr glücklich. Ich habe gesagt „Deutschkurs“. Ab da ging es mir viel besser. Die Leute vom GiG waren alle sehr nett und haben mir viel geholfen. Sie haben für uns Deutschkurse organisiert und bezahlt. Ich habe sehr viel Deutsch gelernt, im Kurs und auch selber im Internet. Das hat mir sehr geholfen. Innerhalb eines Jahres habe ich dann B1 abgeschlossen.

Warum bist du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Nein, das war ein Zufall. Ich wollte eigentlich nach Holland, dort lebt ein Onkel von mir. Aber uns hat in Österreich die Polizei aufgegriffen und verhaftet. Ich wollte auf keinen Fall zurück nach Ungarn, da habe ich in Österreich um Asyl angesucht. Es war Schicksal, dass ich jetzt in Österreich bin.

Hast du in Österreich Ausbildungen gemacht? Nein, bis jetzt noch nicht. Aber ich werde nicht immer meine jetzige Arbeit machen. Ich werde später eine neue Ausbildung machen. Als Englischlehrer werde ich in Österreich vermutlich nicht arbeiten können.

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Ehrenamtliche Flüchtlingshelferin


Wie hast du in Österreich eine Arbeit gefunden? Ich habe gleich, nachdem ich meinen positiven Bescheid bekommen habe, als Flüchtlingshelfer im Diakoniewerk gearbeitet. Und ich habe auch gleich als Stützlehrer in der Volksschule für die arabisch sprechenden Kinder gearbeitet. Das mache ich jetzt seit 3 Jahren.

rien gab es private Kindergärten, aber die waren sehr, sehr teuer. Hier in Österreich hat man in der Arbeit auch Rechte, man hat Urlaub, alles ist geregelt. Das ist gut so. Was macht dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Ich ärgere mich immer über die Diskussion über das Kopftuch bei den muslemischen Frauen. Immer wieder sagt man in Österreich, die muslimischen Frauen tragen nur Kopftücher, weil ihre Männer es so wollen. Das stimmt nicht. Fast alle muslimischen Frauen, die ein Kopftuch tragen, machen es, weil sie es selbst so wollen. Das bestimmen nicht die Männer. Die Kopftücher der muslimischen Frauen sind für viele Österreicher ein Problem, das verstehe ich nicht. Ich glaube, das wird von der Politik bewusst so gemacht. Das Kopftuch ist ein Feindbild, das von der Regierung bewusst so gemacht wird.

Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? Was sind die Unterschiede? Ich habe in Syrien unterrichtet und jetzt auch in Österreich. Die Kinder hier sind ganz anders. In der 4. Klasse Volksschule können die Kinder schon einen längeren Vortrag halten. In Syrien war das anders, da hat man alles immer auswendig gelernt, nicht diskutiert oder einen Vortrag gehalten. Und die LehrerInnen sind in Österreich viel engagierter. In Syrien war man als Lehrer am Vormittag in der Schule, wenn man mittags nach Hause gekommen ist, hat man an die Schule und die Schulkinder nicht mehr gedacht. Man hat darüber nachgedacht, wie man den Alltag löst, Einkaufen, Strom, Wasser, daran hat man gedacht, an das Lebensnotwendige. Hier in Österreich ist es ganz anders. Man denkt mehr über die Arbeit nach. Wie man die Arbeit gut machen kann.

Wie geht es dir, wenn du an deine alte Heimat denkst? Ich vermisse meine alte Heimat. mein altes Leben, meine Arbeit in Syrien, meine alten Freunde, das ganz normale Leben früher in Syrien mit meinen Nachbarn. Meine ganze Ausbildung in Syrien hat keine Bedeutung mehr, mit meiner Ausbildung bin ich hier eine Null, sie hat keinen Wert mehr. Ich vermisse meine alte Sprache. Ich kann mich in Deutsch nicht so gut ausdrücken wie in meiner alten Sprache, wenn es kompliziert wird, dann fehlen mir die Worte. Und ich vermisse meine alte sehr schöne Wohnung, die ich in Syrien gehabt habe. Die Wohnung gibt es nicht mehr, die ist jetzt zerstört.

Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Hast du private Kontakte zu ÖsterreicherInnen? Ja, sehr viele. Ich habe einen sehr guten Kontakt zu meinem Nachbarn, sowohl zum Mann als auch zu seiner Frau. Wir besuchen uns oft. Und wir sind sehr gut befreundet mit einer Familie in Gallneukirchen. Wir haben uns kennen gelernt und sind richtige Freunde geworden. Und ich habe viele Kontakte zu den Leuten vom GiG.

Wie wird sich aus deiner Sicht die Situation in deiner früheren Heimat weiterentwickeln? In Syrien ist es jetzt schlechter als hier in Deutschland oder Österreich nach dem 2. Weltkrieg, nach all diesen Zerstörungen. In Syrien war es ein Bürgerkrieg, es war kein Krieg zwischen zwei Feinden. Syrien gehört heute Russland und Saudi-Arabien und Amerika. Es ist ein Spielzeug, das syrische Volk hat keine Bedeutung. Jede Familie in Syrien hat jemanden im Krieg verloren. Es gibt nur Opfer in der syrischen Bevölkerung. Syrien gibt es nicht mehr.

Was gefällt dir in Österreich am besten? Das Leben. Hier in Österreich hat man viele Rechte. Als Palästinenser war ich es gewohnt, ohne Rechte aufzuwachsen. Obwohl es in Syrien für die Palästinenser gut war, aber du konntest dich nicht auf das Recht verlassen. Hier in Österreich bin ich Ausländer und Flüchtling, aber ich habe auch Rechte. Hier ist es anders. Wenn ich keine Arbeit habe, dann hilft mir der Staat, dass ich wieder eine Arbeit finde. Der Kindergarten ist leistbar, meine Kinder können in den Kindergarten gehen. In Sy-

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Milan S. Ich bin Milan S. ich bin 21 Jahre alt, ich bin Palästinenserin und komme aus Syrien. Meine Eltern sind mit mir und mit meinen 3 Geschwistern aus Syrien geflohen. In Syrien habe ich ein Gymnasium besucht. In Österreich bin ich nach einigen Sprachkursen wieder ins Gymnasium gegangen. Nach dem Schulabschluss habe ich mich, Pharmazie zu studieren. Als Vorbereitung zum Studium habe ich eine Ausbildung zur PKA 12 erfolgreich im Sommer 2019 abgeschlossen.

aber bei mir kommt die fremde Sprache dazu, die Begriffe, die ich neu lernen muss. Aber das Arbeiten macht mir Spaß. Es ist schön zu erleben, dass die österreichischen Frauen generell über die gleichen Themen reden wie die syrischen Frauen. In Syrien haben immer alle gesagt, dass das Leben in Europa viel schöner und viel einfacher ist. Aber das stimmt nicht, in Syrien müssen die Frauen viel weniger arbeiten. Wenn es zum Beispiel etwas zum Tragen gibt, machen das in Syrien die Männer. Das Arbeiten nimmt in Österreich viel mehr Zeit vom Leben. So habe ich mir mein Leben in Österreich nicht vorgestellt.

Wie verbringst du einen ganz normalen Tag unter der Woche? Mit Arbeit. Eigentlich ist es immer stressig, manchmal viel Stress, manchmal etwas weniger Stress. Von 8 bis ca. 18 Uhr bin ich in der Apotheke. Da sind immer die unterschiedlichsten Aufgaben zu erfüllen. Ich muss laufend neue Wörter lernen. Die Mitarbeiterinnen in der Apotheke verwenden laufend neue Wörter, die ich in den Sprachkursen oder in der Schule nicht gelernt habe wie zum Beispiel „Schemel“. Oft verwenden die MitarbeiterInnen für den gleichen Gegenstand unterschiedliche Begriffe und gehen davon aus, dass ich das alles verstehe. Ich muss dann immer überlegen, was das bedeuten könnte, ich mag ja nicht immer nachfragen. Das ist manchmal sehr anstrengend für mich. Die österreichischen Lehrlinge müssen ja die gleichen Inhalte wie ich lernen,

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Wie verbringst du deine Zeit am Wochenende? Freunde besuchen, an der Donau spazieren gehen. Aber ich muss am Wochenende auch arbeiten, ich muss die Sachen erledigen, zu denen ich unter der Woche keine Zeit habe. Viel Arbeit bleibt ja immer unter der Woche liegen, das mache ich dann am Wochenende. Welche Bücher liest du gerne? Ich lese sehr gerne. Ich lese amerikanische oder europäische Literatur. Aber ich lese die Bücher in arabischer Übersetzung in meiner Muttersprache. Da verstehe ich den Inhalt viel genauer, viel differenzierter. Aber in Zukunft möchte ich mehr Bücher auf Deutsch lesen.

Pharmazeutisch-Kaufmännische Angestellte

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Hast du private Kontakte zu ÖsterreicherInnen? Ja natürlich. Eigentlich sind alle Freunde, mit denen ich mich treffe, Österreicherinnen. Zu Arabern habe ich hier in Österreich selten Kontakte. Ich habe natürlich einen guten Kontakt zu meinen Freundinnen aus Syrien, aber mit denen kommuniziere ich über das Internet. Und ich habe noch viel Kontakt zu den Leuten aus Gallneukirchen, die ich ganz am Anfang kennen gelernt habe. Mit diesen Menschen habe ich sehr viele gute Erlebnisse gehabt. Sie haben uns beim Deutschlernen geholfen. Oder es standen Lebensmittel vor unserer Tür, wir haben oft nicht gewusst von wem, aber es hat uns sehr geholfen. Wir haben in Gallneukirchen viele Menschen kennengelernt. Hier in Linz ist es anders. Hier in Linz kennen wir nur unseren direkten Nachbarn, die anderen Leute im Haus kennen wir nicht, zu denen haben wir keinen Kontakt. In Linz habe ich nur Kontakt zu meinen Arbeitskolleginnen.

waren alle sehr nett. Sie haben sehr viel Geduld gehabt. Und es hat keine Rolle gespielt, dass ich ein Flüchtling bin und Ausländerin. Alle Lehrer waren sehr fair und haben alles gut erklärt. Von anderen Flüchtlingen habe ich gehört, dass sie teilweise schlecht behandelt oder diskriminiert worden sind, das gab es bei mir nicht, mir ist es immer sehr gut gegangen. Das Schulsystem ist in Syrien ganz anders, die Prüfungen waren für mich in Syrien viel schwieriger. Dagegen müssen die Schüler in Österreich viel mehr Inhalte lernen und bei den Prüfungen ist viel weniger Zeit. Aber für mich war es in Österreich viel einfacher. Und in Syrien haben wir viel weniger Mathematik gelernt. Dafür hat man in Syrien bei der Matura eine Prüfung in allen Fächern, hier in Österreich nur in einzelnen Fächern. Es ist einfacher, wenn man in weniger Fächern geprüft wird. Wie geht es Dir in der Arbeit? Ich musste sehr viel lernen. Ich bin nicht in die Berufsschule gegangen, sondern habe den fachlichen Stoff in Kursen neben der Arbeit gelernt. Das war sehr anstrengend, aber ich habe es geschafft. Jetzt bin ich froh, dass ich mit der Ausbildung fertig bin. Ich möchte jetzt gerne fix in einer Apotheke arbeiten. In meiner Ausbildung in einer Arbeitsstiftung war ich in 3 Apotheken, das fand ich nicht so gut. In der Arbeit ist es mir oft gut gegangen, aber ich habe erlebt, dass wir als Ausländer mehr arbeiten müssen als die Österreicher. Ich wusste oft nicht genau, was und wieviel ich arbeiten muss, da habe ich einfach mehr gearbeitet als die Österreicher um sicher zu sein, dass ich alles gemacht habe. Ich wollte keine Fehler machen, ich war da zu unsicher. Als Ausländerin fühlt man sich schwächer. Und man bemüht sich, immer nett zu den Kolleginnen zu sein. Aber wenn man immer nett ist, dann nutzen das oft die Chefs oder die Kolleginnen aus.

Wie ist es dir mit dem Erlernen der deutschen Sprache gegangen? Das war sehr einfach, Deutsch lernen ist mir leichter gefallen als Englisch lernen. Auf Deutsch habe ich den ganzen Tag geredet, da habe ich viel mehr Übung gehabt. Beim Deutschlernen hat mir die Christine 13 sehr geholfen, das war eine gute Lehrerin. Ich habe immer ganze Sätze auswendig gelernt, da habe ich gelernt, wie man richtig formuliert. Wie ging es dir in Österreich in der Schule? Gibt es für dich Unterschiede in der Schule zwischen Syrien und Österreich? Am Anfang ging es mir in der Schule nicht gut. Ich habe damals noch nicht so gut Deutsch gekonnt, viele der Mitschüler waren Österreicherinnen oder schon lange in Österreich. Ich musste sehr viele Wörter lernen und auch viel vom Schulstoff nachlernen. Der Schulstoff war auch für die Österreicherinnen schwierig, aber ich musste dazu noch die Sprache lernen. Ich habe zu Hause zuerst mehrere Stunden lang in den Texten die Wörter markiert, die ich nicht verstanden habe. Die habe ich dann im Internet übersetzt und die dann gelernt. Erst dann habe ich ja den Text verstanden und konnte dann den Inhalt lernen. Aber die LehrerInnen

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Wie geht es dir mit der Frage „Woher kommst du?“ von Menschen, die du zum ersten Mal triffst? Die Frage ist doch ganz normal, damit habe ich kein Problem. Aber wenn ich die Person nicht kenne und nicht weiß, warum sie diese Frage stellt, dann sage ich, ich komme aus Linz. Ich sehe nicht wie eine Ausländerin aus

Ehrenamtliche Helferin

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und ich spreche auch gut Deutsch, da ist das kein Problem.

Was gefällt dir in Österreich eher nicht? Was macht dir in Österreich immer noch Probleme? Ich muss in der Arbeit mehr arbeiten als die Österreicher. Man ist gegenüber den Ausländern viel strenger, das erlebe ich so. In der Schule habe ich mich geärgert, wenn von den Mitschülern gesagt wurde, die gläubigen Moslems sind bei der IS. Die Mitschüler haben im Fernsehen und in den Zeitungen immer Berichte über den IS gesehen, das wurde immer im Zusammenhang mit dem Islam gebracht. Ich habe dann immer erklärt, dass ich ein gläubiger Moslem bin, aber nicht bei der IS. Ich spreche nicht gerne mit Österreichern über Religion, das ist immer mit Konflikten verbunden. Früher in Syrien habe ich nicht über Religion nachgedacht. Ich trinke keinen Alkohol, wenn ich mit Freunden feiere. Das verstehen einige nicht und fragen, warum ich das nicht will. Einige verstehen es nicht, dass es mir aus Tradition wichtig ist, keinen Alkohol zu trinken.

Was möchtest du später einmal machen? Was wünscht du dir für deine Zukunft? Ich möchte jetzt erst einmal Pharmazie studieren. Sonst habe ich keine Pläne, ich beschäftige mich nicht damit, was ich dann machen werde. Ich möchte ganz einfach als normaler Mensch leben. Ich habe keine besonderen Wünsche. Ich mache den Führerschein, damit ich mit dem Auto (des Vaters) in die schönen Gegenden von Österreich fahren kann. Zum Beispiel nach Mondsee. Was bedeutet für dich der Begriff „Heimat“? Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich bin eine Palästinenserin aus Syrien. Ich bin keine Syrerin, ich habe mich nie als Syrerin gefühlt. In der Schule, in die ich gegangen bin, waren nur Palästinenser, keine Syrer. Die Leute aus unserer Straße in Syrien waren alles Palästinenser, aber die sind alle geflohen, die sind jetzt alle weg. Ich denke jetzt nicht mehr an Syrien. Das Syrien, in dem ich gelebt habe, gibt es nicht mehr. Ich sehe aber auch Palästina nicht als meine Heimat an. Ich kenne Palästina nicht, ich war nie dort.

Welche Erinnerungen hast Du an Syrien? Ich habe sehr schöne Erinnerungen an Syrien. Im Sommer sind wir immer ans Meer gefahren, mein Vater hat da ein Haus gemietet. Ich erinnere mich sehr gut an die schönen Was gefällt dir hier in Österreich? Was magst Familienfeste, wenn immer die ganze Familie du besonders gerne an Österreich? zusammen gekommen ist. Und ich vermisse Österreich ist ein sehr schönes Land, die Natur die Straßen und die vielen kleinen Geschäfte, in Österreich ist sehr schön. Und mir gefällt die bis Mitternacht offen waren. Am Abend war das Multi-Kulti-Leben in Österreich, das gab es ein schönes Leben auf den Straßen. Das gibt in Syrien nicht. Hier in Österreich waren soes in Österreich nicht. wohl in der Schule als auch in der Arbeit die Ich weiß nicht, wie die Situation in Syrien heute Menschen aus vielen verschiedenen Ländern, ist. Es gibt so unterschiedliche Information das gefällt mir. Man lernt ganz einfach andere darüber. Man sieht im Fernsehen den Krieg Kulturen kennen. und man sieht im Internet die Leute auf der Straße spazieren gehen oder im Kaffeehaus. Es gibt viele sehr negative Berichte über Syrien und es gibt gleichzeitig sehr viele positive Berichte. _________________________________________________________________________________

Obada M.14 sind früher ins Ausland gegangen. Das Medizinstudium in der Ukraine ist besser als in Syrien. Und es ist auch nicht so teuer. In Syrien hast du Medizin in Privatuniversitäten studieren müssen, die waren jedoch nicht so gut wie die Einrichtungen im Ausland. Zumindest

Ich bin Syrer, 30 Jahre alt und in Dara im Süden des Landes geboren. Nach der Matura bin ich zum Medizinstudium in die Ukraine gegangen. Viele Syrer, die Medizin studieren wollten, 14

Obada wollte nicht, dass ein Foto vom ihm veröffentlicht wird

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war ihr Ruf nicht so gut, das Studium im Ausland hatte einen besseren Ruf. Meine Eltern sind noch in Dara in Syrien, auch ein Teil meiner Geschwister. Einige meiner Brüder sind ebenfalls geflohen, ein Bruder von mir lebt jetzt auch in Österreich.

Welche Vorstellungen hast du gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Ich hatte bei meiner Flucht einen ganz klaren Plan, ich wollte mein Studium abschließen und dann als Arzt arbeiten. Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? An welches Ereignis in den ersten Wochen in Österreich kannst du dich am besten erinnern? Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich von der Polizei verhaftet und ins Gefängnis gebracht wurde. Das war ein ganz schlimmes Erlebnis für mich. Ich war noch nie vorher im Gefängnis.

Was hat den Ausschlag gegeben für deine Entscheidung „Jetzt fliehe ich aus Syrien“? Es war für mich klar, dass ich nach dem Studium wegen dem Krieg und wegen Assad nicht nach Syrien zurück kann. Und der Krieg kam auch in die Ukraine, ich habe im Nachbarort von Donbas studiert, dort ist auch der Krieg ausgebrochen, es gab dort viele Kämpfe nach der Annexion der Krim durch Russland.

Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Das Lernen ist mir schwergefallen. Aber es hat mir auch großen Spaß gemacht, ich habe sehr viele Leute kennen gelernt, die mir beim Lernen geholfen haben. Ich habe in Kursen Deutsch gelernt, aber auch sehr viel mit Hilfe des Internets oder mit Lehrbüchern. Ich wollte ganz schnell Deutsch lernen, damit ich mein Studium abschließen kann.

Warum bist du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Dass ich jetzt in Österreich bin, ist ein Zufall. Ich wollte nach Deutschland. Fast alle Syrer wollten nach Deutschland, da dort schon viele Syrer leben. Deshalb haben wir in Syrien Deutschland auch gut gekannt. Ich bin von der Polizei in Wien am Bahnhof aufgegriffen worden. Sie haben mich durchsucht, dann haben sie mich ins Gefängnis gebracht. Der Gefängniswärter hat mir gesagt, ich soll Asyl in Österreich beantragen. Wenn ich jetzt Asyl beantrage, dann werde ich am nächsten Tag aus dem Gefängnis entlassen. Wenn ich das nicht mache, muss ich im Gefängnis bleiben und werde dann zurückgeschickt. Da habe ich am nächsten Tag Asyl beantragt.

Hast du in Österreich Ausbildungen gemacht? Ich habe noch ein paar Prüfungen ablegen müssen, um die Nostrifizierung meines Studiums in der Ukraine zu erreichen. Es ist mir sehr gut gegangen, aber es war auch sehr schwer. Ich habe mich am Anfang beim Studium überhaupt nicht ausgekannt. Das Studium und die Prüfungen sind in Österreich ganz anders als in Syrien oder in der Ukraine. Dort sind die Prüfungen immer am Ende des Semesters, hier in Österreich kann man jeden Monat die Prüfung ablegen, dazu muss man sich zur Prüfung anmelden. Das habe ich nicht gewusst, das hat mir am Anfang keiner gesagt, ich habe keine Beratung am Anfang gehabt. Die Beratungsstelle der Universität habe ich erst viel später gefunden, da habe ich diese aber nicht mehr gebraucht.

Welches Bild über Österreich hast du vor deiner Flucht gehabt? Ich habe die beiden Städte Wien und Salzburg gekannt. Und ich hatte auch ein paar Informationen über Österreich, da mein Bruder ein paar Monate früher nach Österreich geflohen ist und hier Asyl bekommen hat. Eigentlich wollte ich legal nach Deutschland einreisen. Ich habe 2mal bei der deutschen Botschaft um Asyl angesucht, ich habe alle Unterlagen, die sie haben wollten, ihnen gegeben und viel Geld bezahlt für den Antrag, aber er wurde beide Male nach längerem Warten abgelehnt. Da habe ich mich entschlossen, illegal nach Deutschland einzureisen. Ich hatte auch 8.000 € in Berlin deponiert, um im 1. Jahr in Deutschland mein Leben zu finanzieren, das Geld habe ich auch verloren.

Welche Arbeit machst du? Wie hast du in Österreich eine Arbeit gefunden? Ich mache jetzt meinen Turnus in Allgemeinmedizin. Ich habe mich für eine freie Stelle beworben, es war ganz einfach. Ich habe die Arbeit sofort bekommen. Dass ich Syrer bin war überhaupt kein Problem. Sehr viele Ärzte und das Pflegepersonal hier im Krankenhaus sind Ausländer, das ist im Krankenhaus kein Problem.

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war, was sie wollten, haben sie nein gesagt 16. Ich war da ganz hilflos, ich habe mich nicht ausgekannt. Und rassistische Bemerkungen haben sie auch gemacht17.

Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Hast du private Kontakte zu ÖsterreicherInnen? Ja, am Anfang in Österreich haben mir sehr viele Österreicher geholfen. Die Traudi 15, später dann ganz viel der Reinhard, die Christine und auch viele vom GiG, die Gabi, die Margit oder die Ingrid. In Wien ist das jetzt anders, da habe ich kaum einen Kontakt zu Österreichern. In einer großen Stadt ist es immer schwerer, Kontakte zu knüpfen. Ich kenne meine Nachbarn im Haus nicht, ich habe zu keinem einen persönlichen Kontakt. Aber die meisten, die hier im Haus wohnen, sind ebenfalls Ausländer. Sie kommen aus Tschechien, aus der Slowakei und aus vielen anderen Ländern. In der Arbeit ist es anders, da habe ich viele gute Kontakte, aber nach der Arbeit geht jeder sofort nach Hause, man macht privat nichts zusammen. Deshalb habe ich auch nur wenige Kontakte zu den ArbeitskollegInnen.

Welche Pläne hast du für die nächste Zeit bzw. für dein weiteres Leben? Arbeiten, eine Familie gründen und Kinder bekommen, einfach ganz normal leben. Wie geht es dir, wenn du an deine alte Heimat denkst? Ich versuche immer, nicht an Syrien zu denken. Dort ist Krieg, daran mag ich nicht denken. Ich denke jetzt nur an mein Leben in Österreich. Wie wird sich aus deiner Sicht die Situation in deiner früheren Heimat weiterentwickeln? Ich weiß nicht, wie es dort jemals positiv sein kann. In Europa haben sich nach dem 2. Weltkrieg die Politiker zusammengesetzt und haben vereinbart, wie es weiter gehen kann. Da ist dann Europa wieder aufgebaut worden. Diese Diskussion gibt es in Syrien nicht. Assad ist weiter an der Macht und es passiert nichts. Ich schaue mir keine Nachrichten zu Syrien an und lese auch nichts zu Syrien. Es ist sehr schlimm was dort passiert, wie dort das Leben jetzt ist. Es ist alles sehr schlimm dort, es ist besser für mich, wenn ich mich nicht damit beschäftige. Ich möchte darüber nicht nachdenken.

Was gefällt dir in Österreich am besten? Es ist alles besser in Österreich als in Syrien, auch wenn es hier einige schlimme Politiker gibt. Aber in Syrien sind die Politiker noch viel schlimmer. In Österreich hat man eine Wahl zwischen den einzelnen Politikern, durch die Wahl kann man auch etwas verändern. Wenn ein Politiker nicht gewählt wird, dann hat er auch keine Macht mehr. In Österreich sind es viele unterschiedliche Kräfte, zwischen denen man wählen kann. In Syrien werden die Politiker nicht gewählt, da gibt es die Familie Assad, die hat alle Macht. Das war früher beim alten Präsidenten so und es ist auch heute so, es ist immer noch die Familie Assad. Das Leben in Österreich ist sehr ruhig, es ist nicht gefährlich. Man kann ganz einfach in Ruhe leben. Und bei Problemen suchen die Politiker nach einer Lösung. Was macht dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Schlecht in Österreich ist die Bürokratie und der Rassismus. Ich habe im Rathaus einige Beamte kennen gelernt, die Rassisten waren. Das habe ich selber erlebt. Und es gibt in Wien auch sehr viel Bürokratie. Ich habe meine Frau aus der Ukraine geholt. Sie haben mir gesagt, sie brauchen das noch und das auch noch. Und wie ich alles gehabt habe und als alles da 15

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Inzwischen durfte seine Frau nach Österreich einreisen und schließt ihr Medizinstudium ab. 17 Kontakte mit der Ausländerbehörde

Ehrenamtliche Helferin

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Omar S. Mein Name ist Omar, ich bin im Herbst 2014 mit meiner Familie aus Syrien geflohen. Das war meine 2 Flucht in meinem Leben. Geboren bin ich als staatenloser Palästinenser in Kuwait und dort in die Schule gegangen. Die Schule habe ich mit Matura abgeschlossen und danach Informatik studiert. Neben dem Studium habe ich immer gearbeitet, als staatenloser Palästinenser war mein Aufenthalt in Kuweit immer durch eine Abschiebung bedroht. Nach der militärischen Besetzung des Kuwait durch Saddam Hussein habe ich meine Arbeit verloren und war zur Flucht nach Syrien gezwungen. In Syrien habe ich ein Restaurant aufgemacht, in dem viele Hochzeiten stattgefunden haben. Es hatte ein eigenes Fotostudio. Und dann habe ich in einer Import/ExportFirma als Chef von 25 Mitarbeitern gearbeitet. Ich habe da alles gemacht, den Einkauf, die Zollabwicklung, die Kunden beraten. Ich hatte in Syrien ein sehr gutes Leben. Ich war verheiratet und hatte 5 Kinder, eine sehr große und schöne Wohnung, 2 Autos und sehr viele Freunde. In Syrien ist es üblich, am Wochenende sich mit vielen Leuten zu treffen und ein Fest zu feiern.

Wohnung zerschossen worden. Oft konnten die Kinder tagelang die Wohnung wegen der Kämpfe nicht verlassen. Ich habe in der Nacht neben der Eingangstür geschlafen, damit niemand unbemerkt in das Haus eindringen kann. Da habe ich gesagt, wir fliehen. Warum bist du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Ich wollte nicht nach Deutschland. Nach Deutschland wollten alle Syrer. Da habe ich mir gedacht, ich will ein neues Leben anfangen, wo nicht so viele syrische Flüchtlinge sind. Welches Bild über Österreich hast du vor deiner Flucht gehabt? Ich hatte kein Bild von Österreich. Ich habe gewusst, Österreich ist ein kleines Land. Ich wollte in ein kleines Land gehen. Hast du Vorstellungen gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Ja, ich hatte ein ganz genaues Bild! Das wichtigste für mich war, dass meine Kinder in eine gute Schule gehen, gut Deutsch lernen. Und dass meine Kinder eine gute Ausbildung machen (Anmerkung: Die Tochter ist kurz vor dem Abschluss ihrer Apotheker-Ausbildung, der Sohn macht eine Ausbildung als Altenbetreuer). Und ich wollte so rasch wie möglich wieder arbeiten gehen, deshalb habe ich die ganze Zeit die deutsche Sprache gelernt. Nach 8

Was waren die Gründe für deine Flucht? Was hat den Ausschlag gegeben für die Entscheidung: „Jetzt gehe ich!“? Wir haben in Homs gelebt. In Homs gab es viele Kämpfe. Zwei Brüder von mir sind getötet worden. Mehrmals sind die Fenster in unserer

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Monaten nach der Flucht habe ich wieder gearbeitet. Da bin ich stolz darauf.

Freunden oder ich treffe mich mit jemanden. Ich treffe oft Österreicher. Und mit meinen Arbeitskollegen verstehe ich mich sehr gut. Ich bin halt sehr kommunikativ, das macht es einfach.

Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? Die erste Woche in Österreich war meine schönste Woche in meinem ganzen Leben. Ich war so glücklich, dass meine ganze Familie die Flucht geschafft hat, wir alle gesund waren, in Sicherheit waren. Ich hatte das erste Mal nach sehr langer Zeit keinen Stress mehr. Nach drei Wochen haben wir den positiven Asylbescheid bekommen. Da war auf einmal der große Stress wieder da. Ich habe gewusst, dass nun eine sehr harte Zeit kommen wird, um wieder eine Arbeit zu finden und ausreichend Deutsch zu lernen. Ich war ja schon 50 Jahre alt, da ist es nicht mehr so einfach.

Was gefällt dir in Österreich am besten? Die Menschen hier respektieren die Gesetze. Und es gibt sehr viele Menschen hier, die mir sehr geholfen haben. Am meisten die ehrenamtlichen HelferInnen in Gallneukirchen vom Verein GiG (Gemeinsam in Gallneukirchen). Was macht dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Ich habe alles geschafft, was ich mir vorgenommen habe. Aber ich bin traurig, wie es jetzt den Asylsuchenden geht, die später als ich nach Österreich gekommen sind. Sehr vielen geht es sehr schlecht. Sie werden benachteiligt, die Gesetze sind viel schlechter geworden. Die Bedingungen sind sehr viel schlechter geworden, sie finden nur noch sehr schlechte Wohnungen, die oft sehr teuer sind. Und sie haben kein Geld für die Kautionen oder für die Ablöse.

Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Ich habe gewusst, dass ich die Sprache lernen muss. Ich bin nur ein paar Monate in Sprachkurse gegangen und habe nur den Abschluss A2 gemacht. Ich wollte lieber arbeiten gehen und die deutsche Sprache nebenbei lernen. Hast du in Österreich Ausbildungen gemacht? Nein, ich habe alles direkt beim Arbeiten gelernt. Ich bin ja nicht mehr jung, ich hatte also keine Zeit.

Welche Pläne hast du für die nächste Zeit bzw. für dein weiteres Leben? Eigentlich möchte ich eine bessere Arbeit finden. Ich kann viel. Ich habe in Syrien eine Firma mit vielen Mitarbeitern geleitet. Ich kann sehr gut Englisch. Ich kann sehr viel, aber ich bin jetzt ein Hilfsarbeiter.

Welche Arbeit machst du? Wie hast du in Österreich eine Arbeit gefunden? Meine erste Arbeit in einer Reifenfirma habe ich durch Kontakte der ehrenamtlichen Helfer gefunden. Die nächste Arbeit in einem Bauhaus habe ich wieder mit der Hilfe ehrenamtlicher Helfer gefunden. Meine jetzige Arbeit als Bauhelfer habe dann ich alleine gefunden.

Wie geht es dir, wenn du an deine alte Heimat denkst? (Anmerkung: Nach einer längeren Pause) Mir fehlen die Worte. Ich hatte bisher keine Heimat. Ich bin staatenlos. Ich bin ein Palästinenser ohne eine Staatsbürgerschaft. Ich bin als Flüchtling geboren. Es geht mir nicht gut, wenn ich an Heimat denke.

Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? Was sind die Unterschiede? Ich sehe keine großen Unterschiede beim Arbeiten in Syrien und jetzt hier in Österreich. Man ist immer von der Laune des Chefs abhängig. Man kann jederzeit gekündigt werden, egal wie gut man arbeitet. Das war in Kuwait so, das war in Syrien so und es ist auch in Österreich nicht anders. Man braucht immer einen Freund, der einen schützt.

Wie wird sich aus deiner Sicht die Situation in deiner früheren Heimat weiterentwickeln? Es wird für lange Zeit nicht besser werden. Das Land ist jetzt aufgeteilt. Keiner weiß, wie es weiter gehen wird. Es gibt dort keine Sicherheit und damit keine Zukunft.

Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Hast du private Kontakte zu Österreichern? Ich bin gerne in einer Gesellschaft. Ich bin ein geselliger Typ. Wir haben oft Besuch von

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Reber A. Warum bist du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Nein, ich wollte nur in ein sicheres Land gehen. Es war Zufall, dass ich jetzt in Österreich bin.

Ich heiße Reber Abd Allah, ich bin 1996 in Syrien geboren und ich bin Kurde. Ich bin 11 Jahre lang in die Schule gegangen. Neben der Schule habe ich oft im Restaurant meines Onkels gearbeitet. Wir haben in Syrien ein eigenes Haus mit Garten und einigen Tieren wie Hühner oder Tauben. Mein Vater hat ein abgeschlossenes Studium, aber dann keine Arbeit gefunden. Er hat als Taxifahrer gearbeitet, später dann als LKWFahrer, aber mit dem Krieg war dann alles anders.

Welches Bild über Österreich hast du vor deiner Flucht gehabt? Ich habe über Österreich nichts gewusst. In der Schule habe ich nichts über Österreich gelernt. Hast du Vorstellungen gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Ja, arbeiten gehen. Ich wollte nicht mehr so schlecht behandelt werden wie in Syrien. Ich wollte gerecht behandelt werden. Wir Kurden sind in Syrien immer schlecht behandelt worden. Ich habe keinen Pass bekommen, sie haben mich nicht als Syrer anerkannt, obwohl ich in Syrien geboren bin. Ich wollte arbeiten gehen und meiner Familie helfen. Durch den Krieg haben sie keine Arbeit mehr gehabt, es geht ihnen sehr schlecht.

Was waren die Gründe für deine Flucht? Was hat den Ausschlag gegeben für die Entscheidung: „Jetzt gehe ich!“? Ich bin 2014 aus Syrien geflohen. Ich konnte nicht mehr in die Schule gehen, es war zu gefährlich. Die letzten Wochen vor meiner Flucht habe ich mich immer versteckt. Ich wusste nicht, wer zu uns nach Hause kommt und mich einfach mitnimmt, dass ich in irgendeiner Gruppe kämpfe. Und ich wollte auch nicht, dass ich in die Armee von Assad eingezogen werde. Assad war zu uns Kurden nicht gut. Ich habe mich nicht mehr auf die Straße getraut. Freunde von mir sind schon getötet worden. Da habe ich mit meinem Vater geredet, dass ich fliehen will. Er war einverstanden, da es für mich in Syrien keine Sicherheit gab.

Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? Ich war zuerst in Traiskirchen, dann in einem Lager in Tirol. Ich habe immer Angst gehabt, dass ich abgeschoben werde, weil mir nicht geglaubt wurde. Ich hatte ja keine Beweise mit mir, dass ich zu Recht geflohen bin. Ich habe gewusst, dass die Österreicher wissen, was in Syrien passiert. Aber ich habe nicht gewusst, ob sie mir erlauben werden, in Österreich zu bleiben oder ob ich zurück muss.

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Und dann vermutlich getötet werde. Ich habe große Angst gehabt. Aber ich habe nach kurzer Zeit unbegrenztes Asyl bekommen. Da habe ich Glück gehabt.

Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Ich habe einen sehr engen Kontakt mit meiner „österreichischen Mutter“ Uschi und ihrem Mann. Ich bin sehr oft bei ihnen oder sie hier bei mir in meiner Wohnung. Sie haben mir ganz viel geholfen, beim Lernen für die Berufsschule und auch so. Und ich habe noch gute Kontakte zu den Menschen in Gallneukirchen, die mir am Anfang sehr geholfen haben. Und im Haus, in dem ich jetzt wohne, kenne ich mehrere Leute, mit denen ich manchmal privat zusammen bin. Auch ein sehr guter Freund von mir, den ich bei der Flucht kennen gelernt habe, wohnt im gleichen Haus wie ich.

Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Das Lernen der deutschen Sprache hat mir Spaß gemacht. Ich wollte die Sprache so schnell wie möglich lernen. Viele Menschen haben mir sehr geholfen, besonders die Menschen in Gallneukirchen. Ich habe immer noch Kontakt zu diesen Menschen. Hast du in Österreich Ausbildungen gemacht? Ich wollte unbedingt eine Ausbildung als Kellner machen. Ich habe auch in anderen Berufen geschnuppert zum Beispiel als Elektriker. Aber das war alles nichts für mich, ich wollte unbedingt Kellner werden. Ich habe ja schon in Syrien als Kellner gearbeitet, das hat mir großen Spaß gemacht. Jetzt habe ich die Ausbildung als Kellner abgeschlossen, mit gutem Erfolg und besser als viele Österreicher, die mit mir in die Berufsschule gegangen sind.

Was gefällt dir in Österreich am besten? Dass es viele Regeln gibt, die auch eingehalten werden. Dass es ein Recht gibt und auch Gerechtigkeit, ganz anders als in Syrien. Ich lebe jetzt in Sicherheit Was macht dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Dazu möchte ich eigentlich nichts sagen. (Längerem Schweigen) Mich ärgert es fürchterlich, wie einige Menschen schlecht über uns Flüchtlinge reden. Die kennen uns nicht, die wissen nicht, was sie sagen. Früher habe ich immer geschwiegen, wenn jemand schlecht über Flüchtlinge geredet hat. Ich konnte nicht so gut Deutsch reden, um ihnen zu antworten, ich habe mich nur geärgert. Jetzt ist es anders, jetzt kann ich widersprechen. Jetzt kann ich sagen, wie es bei mir ist, dass ich arbeite, dass ich fleißig bin, dass ich in Österreich meine Steuern zahle.

Wie hast du in Österreich eine Arbeit gefunden? Ich habe mich in vielen Restaurants beworben, aber oft habe ich nicht einmal eine Antwort bekommen. Dann habe ich die Arbeit über das AMS, über einen Jobcoach bekommen. Der hat zwei Wochen lang mit vielen Firmen telefoniert und hat dann eine Lehrstelle in einem sehr guten Restaurant gefunden. Jetzt habe ich schon ein paarmal in einem sehr bekannten Restaurant in Linz ausgeholfen, als Lehrling wollten sie mich aber damals nicht haben.

Welche Pläne hast du für die nächste Zeit bzw. für dein weiteres Leben? Die Lehre im Sommer dieses Jahres abschließen und dann arbeiten. Und heiraten möchte ich auch. Aber ich weiß nicht, wie ich eine Frau finden kann (lacht).

Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? Was sind die Unterschiede? Die Unterschiede sind sehr groß. In Syrien hast du meistens bei einem Bekannten oder in der Familie gearbeitet. Du hast den Chef gekannt. Wenn etwas zu arbeiten war, bist du arbeiten gegangen, auch viele Stunden an einem Tag. Wenn nichts zu tun war, bist du nach Hause gegangen, es war einfacher. Und es war auch viel lustiger. Man hat in der Arbeit immer viel gelacht. Das ist in Österreich anders.

Wie wird sich aus deiner Sicht die Situation in deiner früheren Heimat weiterentwickeln? Keine Ahnung. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass wieder Friede sein wird. Und es sicher sein wird, um dort zu leben. Ich kann nicht zurück nach Syrien, ich würde dort sofort eingesperrt werden und dann doch in die syrische Armee gehen und kämpfen müssen. Das will ich nicht, ich möchte leben.

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Yousif A. Ich bin Yousif A. und komme aus dem Irak. Im Herbst 2014 sind wir nach Österreich geflohen, da war ich 17 Jahre alt. Wir haben in Bagdad gewohnt, einer sehr schönen Stadt. Ich bin dort in die Schule gegangen, ins Gymnasium. Bis zum Abitur hat mir noch ein Jahr gefehlt, wegen der Flucht konnte ich die Schule nicht abschließen. Wir haben bis zur Flucht ein sehr schönes Leben gehabt. In der Gegend in Bagdad, wo wir gelebt haben, habe ich vom Krieg nicht viel mitbekommen Wir Kinder hatten keine Angst. Wir haben ein schönes großes Haus gehabt, mehrere Autos. Ich selber habe mit 16 mein eigenes Auto bekommen. Ich hatte viele Freunde, nach der Schule sind wir immer zusammen gewesen, meistens haben wir uns in einem großen Einkaufszentrum getroffen und haben dort geredet oder die Leute beobachtet.

Warum bist du nach Österreich gekommen? War das eine geplante Entscheidung? Nein, das war ein Zufall. Das Flugzeug ist in Wien gelandet. Aber ich bin jetzt sehr froh darüber, dass wir in Österreich sind. Welches Bild über Österreich hast du vor deiner Flucht gehabt? Keines. Ich habe nichts über Österreich gewusst. Hast du irgendwelche Vorstellungen gehabt, was du nach der Flucht machen wirst? Ja, ganz normal in Freiheit leben. Die Sprache lernen, eine Arbeit suchen, Heiraten und Kinder bekommen. Ich wollte nur in Freiheit leben und keine Angst haben, getötet zu werden. Wie hast du die ersten Wochen in Österreich erlebt? An welches Ereignis in den ersten Wochen in Österreich kannst du dich am besten erinnern? Ich habe im ersten Jahr in Österreich meine Freunde sehr vermisst. Ich bin ja immer nach der Schule mit meinen Freunden unterwegs gewesen. Hier in Österreich habe ich die Sprache nicht gekonnt und auch keine Freunde gehabt. An die ersten 2 Tage in Wien erinnere ich mich sehr gut. Wir konnten uns mit der Polizei nur sehr schlecht verständigen, mein Englisch war nicht sehr gut. Es war kein Dolmetscher da. Wir wurden in eine Wohnung gebracht, die immer zugesperrt war. Wir konnten die Wohnung nicht verlassen. Alle paar Stunden ist

Was waren die Gründe für deine Flucht? Was hat den Ausschlag gegeben für die Entscheidung: „Jetzt gehe ich!“? Mein Vater war in einer leitenden Position beschäftigt, er war ein sehr ehrlicher Mensch. Er war auch oft in Europa. Er wurde bedroht, weil er sich nicht von einem Politiker erpressen lassen wollte. Er ist plötzlich spurlos verschwunden. Meine Mutter hat dann sofort mit meiner Schwester und mit mir den Irak verlassen.

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jemand gekommen und hat uns was zu essen gebracht. Wir haben uns nicht ausgekannt, wir wussten nicht, wie lange wir eingesperrt in dieser Wohnung bleiben müssen. Aber wir waren sehr zufrieden, wir waren in Sicherheit. Dann sind wir nach Traiskirchen gekommen.

Ist das Arbeiten jetzt in Österreich anders als in deiner alten Heimat? Was sind die Unterschiede? In Österreich ist es besser. Hier hat man einen Arbeitsvertrag. Es ist alles geregelt. Im Irak hast du keinen Vertrag, es gibt keinen Urlaub, du hast keine Rechte.

Wie ging es dir mit dem Lernen der deutschen Sprache? Am Anfang war es sehr schwierig, ich habe immer Deutsch und Englisch vermischt. Ich habe immer viel nachgedacht, da ist mir das Lernen nicht leichtgefallen.

Welche privaten Kontakte hast du jetzt? Hast du private Kontakte zu ÖsterreicherInnen? Ich habe eigentlich nur mit Österreichern einen Kontakt. Ich habe viel Kontakt mit meinen Arbeitskollegen. Wir treffen uns auch nach der Arbeit.

Hast du in Österreich Ausbildungen gemacht? Ich war ein Jahr in einer HTL. Das hat mir sehr gut gefallen. Die Mitschüler waren alle sehr nett zu mir, die Lehrer waren auch sehr nett. Aber es war zu schwer, ich habe noch nicht genug Deutsch verstanden, ich habe vieles im Unterricht nicht verstanden. Jetzt mache ich eine Lehrausbildung.

Was gefällt dir in Österreich am besten? Mir gefällt das ganze System in Österreich gut, wie hier alles funktioniert. In Österreich lebst du in Freiheit, die Menschenrechte sind wichtig, man ist hier in Sicherheit. Was macht dir in Österreich (immer noch) die größten Probleme? Wenn jemand generell schlecht über die Ausländer redet. Fast alle Asylsuchende sind anständige Menschen, die auch arbeiten wollen. Die Asylsuchenden wollen in Sicherheit leben, sie sind nicht kriminell. Ich höre und lese immer wieder, dass die Asylsuchenden kriminell sind oder Österreich ausnutzen wollen. Das stimmt nicht, nur sehr wenige Asylsuchende sind schlechte Menschen, wie es auch in Österreich schlechte Menschen gibt.

Wie hast du in Österreich eine Arbeit gefunden? Ich habe die Arbeit selber gefunden. Ich habe als Schüler gerne Handys repariert. Im Asylquartier habe ich für die anderen Asylsuchenden immer die Handys repariert. Der Chef von dem Geschäft, wo ich immer eingekauft habe, hat mich gefragt, ob ich nicht in seiner Firma arbeiten möchte. Ich habe dann subsidiären Schutz bekommen, am nächsten Tag habe ich sofort angefangen zu arbeiten. Ich wollte unbedingt keine Sozialhilfe bekommen, sondern arbeiten. Ich habe keinen einzigen Tag Sozialhilfe bekommen, das war mir sehr wichtig. Ich wollte aber unbedingt eine Ausbildung machen, deshalb habe ich die Firma gewechselt. Jetzt mache ich eine Lehre als Einzelhandelskaufmann mit Schwerpunkt Elektronik. Im Mai bin ich mit der Ausbildung fertig. Die Ausbildung macht mir sehr großen Spaß. Ich habe viele Leute kennen gelernt. Es gibt inzwischen viele Kunden, die meine Stammkunden sind. Die wollen nicht zu einem anderen Verkäufer, die warten, bis ich Zeit habe. Und ich mache auch die komplizierten Reparaturen, ich kenne mich in der Elektronik inzwischen sehr gut aus. Mein Chef hat mit mir schon einen Arbeitsvertrag gemacht. Er möchte unbedingt, dass ich nach der Lehre in der Firma bleibe. Er hat mich auch schon beim Wifi angemeldet für einen Kurs, den er bezahlt. Es ist ein guter Chef.

Welche Pläne hast du für die nächste Zeit bzw. für dein weiteres Leben? Ich mache sofort Kurse beim Wifi, ich muss noch viel lernen. Wie geht es dir, wenn du an deine alte Heimat denkst? Ich denke an das schöne Leben, das ich dort gehabt habe. An die viele Freunde, die ich gehabt habe. Ich bin traurig, dass wir fliehen haben müssen. Und ich bin traurig, wie es jetzt im Irak ist. Ich verstehe nicht, warum es im Irak soweit mit dem Krieg und der Zerstörung gekommen ist. Ich mag den Saddam Hussein nicht, es war keine Demokratie. Wir haben gehofft, dass es nach dem Sturz von Saddam Hussein besser werden wird. Aber leider war das Leben damals besser, weil es viel sicherer im Land war. Religion hat bei uns früher keine Rolle gespielt. Wir haben Freunde gehabt, die waren in einer anderen Religion. Ich habe auch mit Christen

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Weihnachten gefeiert, das war alles kein Problem. Erst in den letzten Jahren sind die Religionen gegenseitig aufgehetzt worden. Jetzt ist es sehr unsicher.

Wie wird sich aus deiner Sicht die Situation im Irak weiterentwickeln? Ich lese viel über den Irak. Es gibt so viele Meinungen. Keiner weiß, wie es weiter gehen wird. Ob es Frieden geben wird oder einen neuen Krieg.

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Gespräch mit Brigitte Fischerlehner nicht länger zuschauen, wir müssen jetzt etwas tun. Wir haben überlegt, was wir tun können. Ein paar Tage später war im Radio ein Bericht, dass es für die Flüchtlinge aus Syrien schwer ist, geeignete Quartiere in Österreich zu finden. Dann war‘s klar, was wir tun könnten. An diesem Abend war die Jahresversammlung des 3. Welt-Laden in Gallneukirchen. Ich habe das Thema Asylsuchende angesprochen und es war schnell eine große Bereitschaft da, viele wollten sofort helfen und mitarbeiten. Als ersten Schritt erstellten wir in den Tagen danach ein Schreiben für die Bürgermeister und Gemeinderäte der umliegenden Gemeinden. Und wir haben Leute angesprochen, ob sie uns unterstützen. Zu unserer Überraschung waren die Bürgermeister aufgeschlossen und wir konnten sie überzeugen, dieses Thema im Gemeinderat zu besprechen mit dem Ziel, Asylsuchende in den Gemeinden aufzunehmen. Gleichzeitig haben sich viele Einwohner bereit erklärt, hier mitzuarbeiten.

Auf die Frage an den Verein GiG, wer als Gründerin des Vereines angesehen werden kann, wurde von allen aktiven Mitgliedern Brigitte F. genannt. Brigitte F. arbeitet als Psychologin, sie lebt mit ihrem Mann, den beiden Kindern, 2 Katzen und 5 Hühnern in der Nähe von Gallneukirchen. Was waren die ausschlaggebenden Gründe, dass du mit der ehrenamtlichen Tätigkeit für asylsuchende Menschen begonnen hast? Im Frühjahr 2014 habe ich im Radio von einem Anschlag der Taliban auf eine Schule gehört. Bei diesem Anschlag sind sehr viele Kinder getötet worden, Mädchen aus dieser Schule sind von der Taliban verschleppt worden. In diesen Tagen machten mir all diese Meldungen Angst und ich fühlte mich erstmal ohnmächtig. Irgendwann dachte ich, ich kann nichts „Großes“ tun, doch „ich will was tun“; zumindest hier in unserem Land sollen sich diese Menschen wohl und sicher fühlen. Ich habe zu meinem Mann gesagt, wir können

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Was waren die ersten Aktivitäten von euch? Es gab glücklicherweise zur gleichen Zeit die Entscheidung im Diakoniewerk, in der Asylbetreuung aktiv zu werden; Wir haben den Kontakt zu Unterstützungsvereinen in anderen Gemeinden gesucht, dann ging alles sehr schnell. Beim 1. Treffen waren gleich 10 Leute dabei, beim 2. Treffen eine Woche später bereits über 20. Diese Treffen waren etwa 14 Tage, bevor die ersten Asylsuchenden gekommen sind. Wir haben von Anfang an intensiv und gut mit dem Diakoniewerk zusammen gearbeitet. Von einer Mitarbeiterin des Diakoniewerkes kam der Anruf, dass 9 junge Asylsuchende in wenigen Tagen eintreffen werden. Wir haben mitgeholfen, das Quartier für die erste Gruppe herzurichten, wir haben geputzt und Möbel aufgestellt. Ich kann mich noch ganz genau an den ersten Tag erinnern, als die Asylsuchenden nach Gallneukirchen gekommen sind. Wir hatten überlegt, wie wir unsere neuen Mitbürger begrüßen könnten. Ich habe einen Kuchen gebacken und bin damit zum Wohnquartier der Asylsuchenden gegangen. Ich wurde freundlich auf einen Tee eingeladen. Das war für mich ein sehr emotionales Erlebnis. Zwei der Asylsuchenden, Loay und Anzour 18 , konnten sehr gut Englisch, die haben übersetzt und wir haben uns gleich gut unterhalten. Es war total erstaunlich, wie offen wir sofort miteinander geredet haben. Wir haben vereinbart, uns am nächsten Wochenende zu treffen, um einen Ausflug in die Umgebung von Gallneukirchen zu machen und wanderten dann zum Schloss Riedegg. Viel später habe ich erfahren, dass es ganz ungewöhnlich war für sie „spazieren“ zu gehen. “Wir waren doch grad wochenlang zu Fuß auf der Flucht“. Ein paar Wochen später sind dann 3 Familien mit Kindern gekommen, schnell gründeten wir eine Deutschlerngruppe für die Kinder. Einige österreichische Jugendliche engagierten sich intensiv für die Kinder, wechselten sich mehrere Wochen lang täglich ab und kamen in die Familien zum Lernen und Spielen. Carmen 19 begann ehrenamtlich mit den Asylsuchenden intensiv Deutsch zu lernen und hat ein ganzes Team von „Lehrerinnen und Leh-

rern“ zusammengestellt. Es gab viele Aktivitäten: Wir besuchten die Asylsuchenden in den Quartieren, machten Ausflüge, gingen langlaufen, rodeln, klettern, kochten österreichische Küche, wir wurden zu sehr gutem syrischem Essen eingeladen, fuhren gemeinsam zu Konzerten. Auch der interkulturelle Stammtisch, den es bis heute monatlich gibt, wurde damals gegründet.

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Wie kam es zur Gründung des Vereines GiG – „Gemeinsam in Gallneukirchen“? Am Anfang war die Arbeit eher unorganisiert und spontan. Es sind immer mehr Asylsuchende nach Gallneukirchen gekommen. Und auch der Kreis der HelferInnen ist immer größer geworden, eine Koordination wurde immer notwendiger. Viele Menschen haben uns gefragt, ob sie zur Unterstützung der Arbeit mit den Asylsuchenden Geld spenden können. Wir haben viele Spenden bekommen. Damit das mit dem Geld ordentlich geregelt war, haben wir uns zur Gründung eines Vereines entschlossen. Zur Entscheidung für die Gründung des Vereines kam es bei der Hochzeit von der ältesten Tochter von Omar S20., zu der wir alle eingeladen waren. Auch die Frau Bürgermeisterin Gabauer aus Gallneukirchen kam zu dieser Hochzeit mit einem großen Blumenstrauß. Wir hatten von Anfang an ein gutes Einvernehmen und viel Unterstützung von Frau Bürgermeisterin Gabauer und Herrn Vizebürgermeister Wall-Strasser. Und es hat sich auch schnell eine inhaltliche Struktur im Verein herausgebildet mit dem AK Wohnen und Alltag, den AK Sprachkurse, die Arbeitssuche, Homepage und Öffentlichkeitsarbeit, Freizeitgestaltung und Finanzen. Das Diakoniewerk hat die professionelle Versorgung der Asylsuchenden durchgeführt. Wir vom GiG haben die Aufgaben übernommen, die das Diakoniewerk aufgrund von Bestimmungen oder aus Personalmangel nicht leisten konnte. Die Zusammenarbeit mit dem Diakoniewerk war recht gut, aber nicht immer einfach. Aber auch wir vom GiG haben es den MitarbeiterInnen vom Diakoniewerk nicht immer einfach gemacht. Wir hatten teilweise Erwartungen, die das Diakoniewerk nicht erfüllen konnte.

Asylsuchende aus der ersten Gruppe Eine ausgebildete Sprachlehrerin

Eine Familie aus Syrien, die mit ihren 5 Kindern nach Österreich gekommen sind

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Was ist – rückwirkend gesehen – positiv gelaufen und was negativ? Die Arbeit von uns mit den Asylsuchenden war am Anfang ein Probieren, ein Arbeiten mit „Versuch und Irrtum“. Es hat mich völlig überrascht, wie viele Menschen bereit waren zu helfen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Positiv war für mich das Kennenlernen von Menschen, die ich sonst nie kennen gelernt hätte. Natürlich gab es auch kleinere und größere Enttäuschungen für die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Ab und zu haben wir uns vielleicht auch etwas zu viel zugemutet. es gab immer wieder auch Missverständnisse durch die unterschiedlichen Kulturen. Für uns waren manche Reaktionen der Asylsuchenden nicht ganz nachvollziehbar, wenn man genauer hinsieht, aber durch Heimatverlust und Traumatisierung erklärbar. Das Problem heute ist, dass die Hilfe vorrangig auf die „alten“ Asylsuchenden fokussiert ist. Die erste Gruppe der Asylsuchenden ist viel intensiver betreut worden als diejenigen, die später gekommen sind. Und natürlich erreichten wir schon auch Grenzen bei Menschen mit starken psychischen Problemen. Hier kann die Arbeit für die freiwilligen Helfer und Helferinnen doch auch stark belastend sein. Insgesamt haben wir rückblickend schon sehr viel geschafft. Es konnte so vielen Menschen geholfen werden, Wohnung und Arbeit zu finden, Berufsausbildungen zu machen, die Sprache zu erlernen. Neu in letzter Zeit dazu gekommen ist die Kooperation von ZIEL („Zusammen in Engerwitzdorf leben“) und GIG. Wir gestalten seit Anfang dieses Jahres die Stammtische gemeinsam und dadurch sind die Abende wieder lebendiger und bunter geworden.

größeren Gruppe ein „Spiel-In“ auf diesem Spielplatz organisiert, mit österreichischen Kindern und mit Flüchtlings-Kindern. Es gab danach nie wieder ein Problem, wenn Flüchtlingskinder hier gespielt haben. Wie schätzt du heute deine Tätigkeit für die Asylsuchenden ein? Ich denke, anfangs kam es schon manchmal aus „großem Enthusiasmus heraus“ zu Grenzverletzungen - zum Beispiel sagten uns die jungen Männer viel später, dass sie eigentlich nicht mit einer verheirateten Frau im Auto fahren dürften. Es sind Freundschaften entstanden, es wurden Barrieren überwunden, es gibt völlig neue Kontakte. Unser eigener Horizont hat sich erweitert. Die Arbeit hat uns neue Lebenswelten und Kulturen eröffnet. Und wir haben erlebt, dass nach einem näheren Kennenlernen und einem Aufbau von Vertrauen ein offener Austausch über die Unterschiede in den Kulturen möglich ist und wir unglaublich viel voneinander lernen können. Es hat eine starke Förderung der Zivilgesellschaft gegeben. Mich persönlich hat die Arbeit mit den Asylsuchenden viel mutiger gemacht, sie hat mich zum Handeln gebracht. Sie hat mich zu einem tieferen Verständnis der schwierigen Situation von Menschen gebracht, die ihre Heimat verlassen mussten. Ich habe erkannt, wie stark und mutig Menschen überall auf der Welt sind. Wir leben in einer so reichen Welt, die macht es uns möglich, Menschen eine neue Heimat und Rastplatz zu sein. „Heimat verpflichtet, Heimatlosen eine neue Heimat zu geben“21.

Gab es Widerstände gegen eure Arbeit? Kaum, nur 2 Ereignisse waren etwas heftiger. Anfangs gab es eine Aktion der Identitären bei uns in Gallneukirchen. Im Sommer 2015 haben sie bei uns in Gallneukirchen Aufkleber mit sehr feindlichen Sprüchen an Fenster und Mauern geklebt. Der Vorfall wiederholte sich glücklicherweise nicht. Und es gab auch im Sommer 2016 einen unangenehmen Vorfall. Ein Mieter eines Hauses hat spielende Kinder einer asylsuchenden Familie vom Spielplatz vor dem Haus verscheucht. Am gleichen Tag wurde von einer

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gefunden auf einer Straßenlaterne in Gallneukirchen im Juli 2019

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Gespräch mit Gerhard Winkler Gerhard W. arbeitet seit fast 25 Jahren im Diakoniewerk Gallneukirchen. Er hat im Unternehmen bisher in verschiedenen Bereichen gearbeitet und dabei einige Tätigkeitsbereiche in der Behindertenarbeit neu aufgebaut wie das „Kulinarium“ (Catering) und mitgewirkt bei der Regionalisierung von Wohn- und Arbeitsbereichen und der integrativen Beschäftigung. Seit vielen Jahren leitet er die Auslandsprojekte in Rumänien und in Bosnien. 2014 hat Gerhard W. die Flüchtlingsarbeit im Diakoniewerk aufgebaut und diese bis Ende 2018 geleitet. Seit Sommer dieses Jahres leitet er die Seniorenarbeit Linz mit mehreren Angeboten in der Seniorenbetreuung. Gerhard W. ist 50 Jahre alt, verheiratet und hat 2 Kinder.

bereit und wir haben mit unserer Arbeit begonnen. Was hat dich bewegt, die Leitung für diesen Aufgabenbereich zu übernehmen? Welche Erfahrungen hast du bis dahin mit Asylsuchenden gemacht? Die Berichte über die Kriege in Syrien und dem Irak haben mich sehr bewegt. Die Bilder sowohl vom Krieg als auch von den flüchtenden Menschen haben stark den Drang bei mir ausgelöst, hier etwas zu tun. Und ich bin ein Mensch, der immer offen für neue Aufgaben ist. So war es ganz selbstverständlich, dass ich ja gesagt habe, den Bereich der Flüchtlingsarbeit im Diakoniewerk OÖ aufzubauen. Der Aufbau war sehr spannend, es war ein Bereich, in dem wir keinerlei Erfahrungen gehabt haben. Für uns sind immer die Menschen im Mittelpunkt gestanden. Die Asylsuchenden haben vor der Flucht in ihrer Heimat und auch während der Flucht viel erlebt. Unser zentrales Ziel in der täglichen Arbeit war es, dass sich die Asylsuchenden bei uns wohlfühlen, dass sie wieder zur Ruhe kommen. Eine wesentliche Herausforderung war, innerhalb sehr kurzer Zeit die notwendigen Netzwerke für die Arbeit aufzubauen, es musste ja mit verschiedenen Organisationen und Behörden kooperiert werden. Das hat sehr gut funktioniert, die Beamten vom Land waren äußerst engagiert, sie haben in kurzer Zeit viel geleistet, die Kooperation war sehr gut. Es haben alle, die mit der Flüchtlingsarbeit befasst wa-

Wie hast du erfahren, dass das Diakoniewerk Gallneukirchen 2014 mit der Flüchtlingsarbeit beginnen will? Im Sommer 2014 ist das Thema Flüchtlinge stark in den öffentlichen Fokus geraten, der Umgang mit der Flucht so vieler Menschen ist zu einem zentralen Thema geworden. In einer sehr kleinen Runde von MitarbeiterInnen des Diakoniewerkes haben wir uns gefragt, ob es nicht eine zentrale Aufgabe für die Diakonie auch in OÖ wäre, hier eine Hilfe anzubieten. Nach einigen Diskussionen im Diakoniewerk und nach Gesprächen mit der Politik gab es grünes Licht für den Aufbau dieses Arbeitsbereiches. Dann ging es überraschend sehr schnell, innerhalb weniger Tage stand alles

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ren, einfach und schnell gehandelt. Für alle Beteiligten stand der Mensch im Vordergrund. Eine gewisse Vorerfahrung hatte ich ja durch die Auslandsprojekte in Rumänien und Bosnien. Da bin ich mit Menschen ganz unterschiedlicher Kulturen zusammen gekommen und ich habe dabei immer dazu gelernt. Und das hat mir in meiner Arbeit immer geholfen, auch mit Enttäuschungen umzugehen und mich auf die vielen schönen Erlebnisse und Situationen zu konzentrieren.

Ich kann mich an den Augenblick, als die ersten Asylsuchenden in Gallneukirchen aus dem Bus ausgestiegen sind, sehr gut erinnern, so als wäre es erst gestern gewesen. Wir, Margarete M. 22 und ich, haben längere Zeit vor dem Quartier gewartet, aber der Bus hat sich verspätet. Ich wollte gerade einen Kaffee kaufen gehen, da ist der Bus gekommen. Und stark berührt hat mich, dass der Bus aus dem Ort in Tirol gekommen ist, in dem ich in die Schule gegangen bin. Das hat mich emotional sehr bewegt.

Was waren die Herausforderungen beim Aufbau der Flüchtlingsarbeit? Innerhalb des Diakoniewerkes? Mit der Gemeinde Gallneukirchen? Mit den ehrenamtlichen HelferInnen? Wir haben ja bei null angefangen in diesem Arbeitsfeld, ohne Erfahrung in dieser Arbeit. Die Herausforderung war, innerhalb sehr, sehr kurzer Zeit die notwendigen Quartiere zu finden. Es war am Anfang nicht ganz einfach, die Gemeinden zu überzeugen, Quartiere bereit zu stellen. Wir haben bei Veranstaltungen immer versucht, eine positive Stimmung zu erzeugen und nicht die möglichen Probleme in den Vordergrund zu stellen. Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden Gallneukirchen und Engerwitzdorf war von Anfang an konstruktiv und lösungsorientiert. Wenn es Probleme gab, haben wir diese gemeinsam gelöst. Die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen HelferInnen war leider nicht immer reibungsfrei, doch wäre vieles an Hilfe für die Asylsuchenden ohne ehrenamtliche Helfer nicht möglich gewesen. Die Möglichkeiten für das Diakoniewerk waren sehr oft limitiert durch die engen personellen und finanziellen Möglichkeiten, ebenso durch rechtliche Rahmenbedingungen. Das haben die ehrenamtlichen HelferInnen zu Beginn oft nicht verstanden und sind mit Forderungen gekommen, die wir nicht erfüllen konnten. Es kam auch vor, dass ehrenamtlichen Helfer den Asylwerbern falsche Informationen gegeben haben und so manchmal die Asylwerber gegen uns aufgebracht wurden. Die meisten Asylwerber waren uns gegenüber aber kooperativ und haben verstanden, was geht und was nicht.- und so oft die Situation entspannt.

Wenn du an diese erste Gruppe der Asylsuchenden in Gallneukirchen denkst, welche Erinnerungen hast du an diese Personen? Es war eine sehr homogene Gruppe, die vorher ein paar Wochen hoch oben in den Bergen weit weg von den Einheimischen gelebt hat. Das war ein Lager, das aus meiner Sicht nicht menschenwürdig war bzw. heute noch immer nicht ist! Diese erste Gruppe war sehr selbständig, sie haben sich viel selber organisiert. Und sie haben als Gruppe sehr darauf geschaut, dass keiner aus der Gruppe negativ auffällt. Eine positive Stimmung der Bevölkerung den Asylwerbern gegenüber war dieser Gruppe sehr wichtig. Wie dann die ersten Asylsuchenden aus dieser Gruppe das Quartier verlassen haben und durch neue Asylsuchende ersetzt worden sind, ist dieser Zusammenhalt schwächer geworden. Probleme mit den Asylsuchenden gab es in Gallneukirchen auch später kaum, aber dieser Zusammenhalt war nicht mehr da. Aber vielleicht ist es auch so, dass man sich an die erste Gruppe besonders gut erinnert und eine gute emotionale Beziehung aufbaut. Wie hat sich die weitere Arbeit der Flüchtlingsarbeit nach dieser 1. Gruppe entwickelt? Was waren die zentralen Problemstellungen und Herausforderungen? Gelernt haben wir jeden Tag bei der Arbeit, wir haben versucht, ständig unsere Arbeit zu verbessern. Wir haben innerhalb sehr kurzer Zeit für gleichzeitig ca. 750 Asylsuchende in Oberösterreich ansprechende Quartiere in 5 Bezirken bereitgestellt und die Flüchtlinge in diesen Quartieren betreut.

Wenn du an den Tag zurückdenkst, an dem die ersten Asylsuchenden in Gallneukirchen angekommen sind, was ist als bleibender Eindruck in der Erinnerung geblieben?

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Damalige Mitarbeiterin und heute Leiterin der Flüchtlingsarbeit im Diakoniewerk Gallneukirchen

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Alleinreisende minderjährige Jugendliche, junge Männer, Familien mit teilweise mehreren Kindern, alleinreisende Frauen mit Kindern, schwangere Frauen, Personen mit schweren Traumata, kranke Personen usw. sind gekommen, wir haben versucht für alle eine gute Betreuung zu organisieren, manchmal war es einfach - oft aber auch sehr herausfordernd.

besseren Menschen als die Österreicher. Aber auch in diesen wenigen Fällen haben wir versucht, professionell umzugehen und auch mit anderen Stellen zusammen zu arbeiten, um Lösungen zu finden. Ein Erfolg ist sicherlich, dass die Flüchtlingsarbeit des Diakoniewerkes OÖ neue Netzwerke beim Land OÖ eröffnet hat. Wir haben von Anfang an mit den MitarbeiterInnen der Landesregierung sehr gut zusammen gearbeitet. Wir haben innerhalb sehr kurzer Zeit für viele Menschen gute Lösungen geschaffen, damit sie ein wertschätzendes Leben in Österreich haben. Unser Ziel war und ist es immer, dass sich jeder der Asylsuchenden, auch wenn er kein Asyl bekommt, bis zum letzten Tag bei uns wohlfühlt.

Rückblickend, was war ein Misserfolg - ein Erfolg in der Asylbetreuung? Ein Problem für die Arbeit war es, dass wir nicht immer ausreichend qualifiziertes Personal gefunden haben. Dass es unter den Flüchtlingen einige wenige Personen gegeben hat, die Probleme mit Alkohol oder mit Drogen gehabt haben, das kann man nicht vermeiden. Flüchtlinge sind keine _________________________________________________________________________________

Gespräch mit Bürgermeisterin G. Gabauer Wie hast Du erfahren, dass nach Gallneukirchen AsylwerberInnen kommen werden? Durch einen Anruf der Bezirkshauptmannschaft wurde ich über die bevorstehende Ankunft der ersten Asylwerber in Gallneukirchen in Kenntnis gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt war die Entscheidung bereits beim Land OÖ getroffen worden.

sichts der Vielzahl an Flüchtlingen und der Unterbringungsthematik in den Medien mit einer Unterbringung von Asylwerbern in Gallneukirchen zu rechnen. Da in Gallneukirchen Integration schon immer gelebt worden ist und die Diakonie als Betreuungsorganisation verantwortlich war, habe ich mir eine rasche und reibungsfreie Integration erwartet.

Welche Befürchtungen und welche Erwartungen hast Du damals gehabt? Ich habe keine Befürchtungen gehabt und bin dieser für Gallneukirchen neuen Situation positiv gegenüber gestanden. Es war jedoch ange-

Wie war die Diskussion im Gemeinderat in Bezug auf die Ankunft der Asylsuchenden? Zu dieser Thematik hat es im Gemeinderat keine Diskussion gegeben.

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Welche Stimmungen in der Bevölkerung hast Du gegenüber der Ankunft der Asylwerber in Gallneukirchen wahrgenommen? Es hat sich in manchen Teilen der Bevölkerung Unsicherheit ob der neuen Situation gezeigt. Der Zugang zu den Asylwerbern war hier eng mit der Unkenntnis der Sprache und der Kultur verbunden und daher mit Fragezeichen behaftet.

Welche positiven Gegebenheiten sind Dir in Erinnerung? Ich habe es immer gern gesehen, wenn die Asylwerber in den Vereinen, in der Kirche aber auch in der Pflege des öffentlichen Raums für die Gemeinde tätig geworden sind. Ich kann mich auch an viele Begegnungen mit den Asylwerbern erinnern, die immer von einer positiven Stimmung getragen waren.

Wie hast Du die ersten Wochen mit den Asylsuchenden in Gallneukirchen erlebt? An welche konkreten Begebenheiten kannst Du Dich besonders gut erinnern? Ich bin sofort auf die neuen Mitbürger unserer Gemeinde zugegangen und habe den Kontakt offensiv mit ihnen gesucht. Es war mir wichtig, dass die Asylwerber Informationen über Gallneukirchen erhalten. Ich erinnere mich dabei daran, wie ich versucht habe, unser Brauchtum und unsere Feste zu erklären, damit die Asylwerber keine Angst haben (z.B. bei der Krampus-Auffahrt) und von Anbeginn möglichst daran teilnehmen.

Welche Wahrnehmung hast Du von der Stimmung der Bevölkerung in Gallneukirchen gegenüber den Asylsuchenden in diesem Zeitraum? Hat es irgendwelche Veränderungen in der Stimmung gegeben? Die Stimmung in der Bevölkerung schwankte in dieser Zeit immer wieder, blieb aber beim Großteil positiv. Gallneukirchen ist hier sicherlich ein Vorzeigeort, in dem Respekt und Toleranz aus der Geschichte heraus großgeschrieben sind. Wie erlebst Du heute die Stimmung der Bevölkerung gegenüber den Asylsuchenden? Die Stimmung in der Bevölkerung ist gegenüber den Asylwerbern nach wie vor positiv. Die in Gallneukirchen lebenden Asylwerber sind großteils gut ins Gemeindeleben integriert, sie arbeiten in den Vereinen mit und nehmen am Gallneukirchner Sozialleben teil.

Wie war die Zusammenarbeit mit dem Diakoniewerk? Die Zusammenarbeit mit dem Diakoniewerk habe ich sehr positiv erlebt. Wie war die Zusammenarbeit mit dem GiG? Die Gründung des GiG war ein entscheidender Baustein für die gelungene Integration der Asylwerber in Gallneukirchen. GiG hat der Gemeinde einerseits viel Arbeit abgenommen bzw. erleichtert, andererseits die Gemeinde auch gefordert. Wir waren jedenfalls mit GiG immer gut vernetzt.

Wie sind heute die Diskussionen im Gemeinderat in Bezug auf die Asylsuchenden bzw. den Personen mit positiven Asylbescheid? Die Gemeinde steht voll hinter den Asylwerbern. Wo es möglich ist, gibt es die erforderliche Unterstützung. Im Gemeinderat gibt es dazu keine Widersprüche oder Diskussionen. Einige der damaligen Asylsuchenden haben heute Asyl und leben dauerhaft in Gallneukirchen.

Welche Probleme sind in diesen Jahren aufgetreten? Problematisch gestaltete sich die Suche von Wohnraum für die Asylwerber, nachdem diese eine Aufenthaltsberechtigung erhalten hatten und aus der Grundversorgung ausziehen mussten. Es benötigte auch einige Überzeugungsarbeit, um Beschäftigungsmöglichkeiten für die Asylwerber zu finden. Für die jugendlichen Asylwerber gestaltete sich die Frage der schulischen Ausbildung sehr schwierig, da diese durch das Fehlen einer Schülerfreifahrt immer wieder in Frage gestellt worden ist und manche Ausbildungen daher abgebrochen werden mussten. Es gab mit einigen wenigen Asylwerbern unschöne Begegnungen und Irritationen im Zusammenleben. Diese Verstimmungen konnten jedoch alle ausgeräumt werden. Wichtig waren hier das gemeinsame Gespräch und ein regelmäßiger Austausch, z.B. mit den jugendlichen Bewohnern der Waldheimat.

Wie erlebst Du das Zusammenleben mit diesen Menschen in der Gemeinde? Diese Menschen gehören seit Jahren zu unserem Gallneukirchen, sie sind fester Bestandteil im Miteinander. Wichtig ist natürlich ein Arbeitsplatz und eine ausreichend große Wohnung. Was ist gut / Was ist weniger gut im Zusammenleben mit den Asylsuchenden in Gallneukirchen? Das Zusammenleben mit den Asylsuchenden ist durchwegs positiv verlaufen. Was würdest Du heute rückblickend gesehen anders machen? Ich würde wieder so handeln, wie vor fünf Jahren und offen auf unsere Mitbürger zugehen. Ich bin überzeugt, mit all meinen Unterstützern gemeinsam diese Aufgabe gut gelöst zu haben.

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Wie siehst Du persönlich Deine Rolle in der Gemeinde für das Zusammenleben zwischen den „Einheimischen“ und den „Zugereisten“ aus den arabischen Ländern? Ich bin ein offener Mensch und gehe auf alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Staatsangehörigkeit positiv zu. Dies gilt für alle Neubürger von Gallneukirchen, egal ob sie aus dem Umland oder aus

dem europäischen Ausland, Asien, Afrika oder sonstiger Herkunft stammen. Ich möchte mich abschließend bei allen Freiwilligen, den Mitgliedern des Vereins GiG, den Mitarbeitern der Diakonie und meinem Team der Stadtgemeinde bedanken, dass die Aufnahme und Integration der Asylwerber in Gallneukirchen so gut erfolgt ist und daraus eine Erfolgsgeschichte geworden ist.

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Erwin P. Oberstleutnant, Bezirkspolizeikommando Urfahr-Umgebung war keine einfache Situation. Natürlich war bei allen die Angst da, dass die Situationen eskaliert, dass die Situation außer Kontrolle gerät. Aber es gab im Verhältnis zur Quantität der auf allen möglichen Wegen zu uns gekommenen Menschen wenige kritische Situation, wo die Polizei massiver intervenieren hat müssen. Insbesondere in derartigen Extremlagen wird seitens der Bevölkerung mit Argus-Augen auf die Reaktionen der Polizei geachtet und dementsprechend goutiert oder auch kritisiert. Zusammenfassend darf schon gesagt werden, dass der Großteil der Bevölkerung die sehr schwierige Arbeit der Polizei, die Öffentliche Ruhe, Ordnung und Sicherheit im Staate aufrechtzuerhalten als sehr positiv beurteilt worden ist.

Die ersten Asylsuchenden sind 2014 nach Gallneukirchen gekommen. Wie hat die Polizei die erste Zeit der Fluchtbewegung erlebt? Die Situation im Jahr 2014 und auch zu Beginn des Jahres 2015 war mit den Ereignissen in den folgenden Jahren nicht vergleichbar. In dieser ersten Phase der Fluchtbewegung war rückwirkend alles überschaubarer und handhabbar. Die geringe Anzahl der Asylsuchenden in dieser Zeit war kein größeres Problem und jeder war guten Willens, dass Integration auch wirklich gelebt und umgesetzt werden könne. Der große Anstieg der Asylsuchenden ab Sommer 2015 hat dann in der Bevölkerung eine große Verunsicherung ausgelöst. Und eine Verunsicherung führt schnell bei vielen Menschen zu Angst. Aber auch die Polizei als ein wesentlicher Ordnungsfaktor ist damals in ihrer Arbeit an ihre Grenzen gekommen. Das

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Welche Aufgaben hat die Polizei in dieser ersten Zeit der Massenfluchtbewegung erfüllt? Der Einsatz der Polizei ist zentral von Wien koordiniert und abgestuft über die Landespolizeidirektionen in den Bezirkspolizeikommanden umgesetzt worden. Es haben alle Polizisten vernetzt mit den behördlichen Vertretern zusammengearbeitet. Es war für die Polizei eine große Herausforderung, dass alles in geordnete Bahnen abläuft und das Vertrauen der Bevölkerung in den österreichischen Rechtsstaat erhalten bleibt. Es gab keine wirkliche zeitnahe strategische Vorbereitung auf eine derartige Situation. Aber die Polizei hat sehr schnell gelernt und lernen müssen, eine derartige ressourcenintensive Situation längere Zeit im Sinne unserer Rechtsordnung und zum Wohle aller in Österreich lebenden Menschen in den Griff zu bekommen. Die Polizei hat durch die enge Zusammenarbeit mit den kommunalen und landesweiten Behördenvertretern viele Fragen der verängstigten Bevölkerung beantworten müssen. Natürlich sind viele Fragen sowohl an die Bürgermeister als auch direkt an die Polizei gegangen. Wie ist es mit der Sicherheit meiner Kinder? Können sie weiterhin alleine auf die Straße, auf den Schulweg, ins Freibad gehen? Kann ich abends das Haus verlassen? Kann die Polizei die Sicherheit garantieren? In vielen Diskussionen sind wir auf diese Fragen eingegangen und wir mussten die Bevölkerung beruhigen. Die Bevölkerung war durch die vielen Bilder in den Medien, die Tag für Tag die Massen von Menschen, die an den internationalen Grenzen zurückgehalten oder organisiert ins Land gebracht wurden, verunsichert.

en beim Aussteigen an der Bushaltestelle oder auf öffentlichen Plätzen belästigt. Da sind kulturelle Unterschiede und die Mentalität zwischen Österreichern und den Asylsuchenden im Umgang von Burschen und Mädchen deutlich geworden. Hier haben die Betreuungseinrichtungen für die Asylsuchenden nicht ausreichend entgegengesteuert und zu wenig Transparenz walten lassen. Die Polizei hat sich immer wieder die Frage gestellt, ob die Leitungen der Betreuungseinrichtungen ausreichend auf ihre MitarbeiterInnen einwirken und diese ausreichend anleiten. Wegschauen und abwarten ist nicht immer eine richtige Antwort, das kann Konflikte eher verstärken bzw. in der Folge erst recht zur Eskalation bringen. Im Nachhinein betrachtet ist aber immer einfacher zu argumentieren und alles viel leichter zu beurteilen. Fairerweise muss auf jeden Fall festgehalten werden, dass auch die Ressource Mensch im Sozialbereich auf das Äußerste gefordert war und hier teilweise Unmenschliches geleistet wurde, um eine adäquate Versorgung der Asylsuchenden sicherzustellen. Die Zusammenarbeit und vor allem das Vertrauen zwischen Sozialarbeit und Polizei ist aber zusehends besser geworden. Ein großes Problem, das noch immer nicht wirklich überwunden werden hat können, ist der fehlende Respekt von einzelnen Asylsuchenden gegenüber den weiblichen Flüchtlingsbetreuerinnen. Die Anweisungen von Frauen wurden/werden nicht immer ernst genommen. Da wäre es vermutlich besser (gewesen), wenn mehr Männer in der Betreuung von Flüchtlingen beschäftigt (gewesen) wären. Es hätten die Regeln für das Zusammenleben von Frauen und Männer und die Rechte der Frauen bei uns gleich am Anfang deutlicher klar gemacht werden müssen. Und es hätte bei Überschreitungen mit deutlichen Konsequenzen vorgegangen werden müssen

Es ist in der Folgezeit nicht immer konfliktfrei verlaufen. Können Sie die Herausforderungen schildern, mit der die Polizei konfrontiert wurde? Im Laufe des Jahres 2017 kam es dann zu einzelnen, negativen Vorkommnissen im Bezirk Urfahr Umgebung, vor allem später dann im Quartier am Linzerberg. In den Quartieren wie der Waldheimat, in der Klammmühle oder bei den in Gallneukirchen untergebrachten Flüchtlingen gab es kaum schwerwiegendere Probleme. Zum Beispiel gab es Vorkommnisse im Freibad Gallneukirchen, es wurden teilweise Frau-

Wie sehen Sie die Rolle und Erfahrungswerte der Polizei in Bezug auf die Flüchtlingsarbeit? Oft ist die Polizei ab 2017 zwischen den Parteien gestanden. Die Ängste der Bevölkerung waren groß, teilweise durch Fakten auch belegbar und die Sorge einen funktionierenden Rechts- und Sozialstaat in Gefahr zu sehen, berechtigt. Auf der anderen Seite wurden oft Straftaten nicht der Polizei gemeldet, weil die

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Flüchtlingsbetreuern eine Eskalation der Situation vermeiden wollten. Das war ein Fehler. Die Polizei hat immer versucht, einen Ausgleich zu suchen, aufzuklären, deeskalierend aufzutreten und die Konflikte zu lösen. Aber im Anlassfall wird konsequent eingeschritten und mit strafprozessualen Maßnahmen geantwortet. Nicht wenige Asylsuchende stehen mit illegalen Drogen in Verbindung, zum einen als Konsument, aber immer öfter als Dealer, der sich zusätzliches Einkommen verschafft. Teilweise ist übermäßiger Alkoholkonsum ein Problem. Viele der Asylsuchenden vertragen keinen Alkohol und begehen in beeinträchtigten Zustand Straftaten, die sie wahrscheinlich ansonst nicht begangen hätten. Die Polizei ist oft bei Informationsveranstaltungen als Referent eingeladen, wobei insbesondere das Thema „Sicherheit im öffentlichen Raum“ durch die Flüchtlingssituation viel stärker ins Bewusstsein gerückt ist. Es ist immer wieder gefragt worden: „Warum verhalten sich die Flüchtlinge so, sie sind doch jetzt in Sicherheit?“ Es wurde bei großen Teilen der Bevölkerung eine Dankbarkeit seitens der Asylsuchenden vermisst und die Glaubwürdigkeit der Fluchtgründe angezweifelt. Es hat viel Überzeugungsarbeit und Einfühlungsvermögen insbesondere durch die Präventionsbeamten der Polizei gefordert, um auf die vielen und mit nachweisbarer Argumentation untermauerten Fragen von verunsicherten Bürgern eine sachliche und differenzierte Antwort zu geben.

gute System in Österreich zusammenbricht, kriminelle und religiöse Clans entstehen können und eine funktionierende Integration nicht mehr möglich sein würde. Diese Personen sehen die Chancen und Möglichkeiten, die sie bereits im österreichischen System genossen haben und auch mit Fleiß und ihren differenzierten Fähigkeiten mittragen, als akut gefährdet. Eine sehr sensible und von Gesetz bestimmte verpflichtende Aufgabe der Polizei ist die Vollziehung der Abschiebungen, die durch behördliche Beschlüsse den nicht asylberechtigten Personen auferlegt werden. Die Polizei versucht generell, so menschlich und einfühlsam wie möglich die Abschiebungen zu gestalten, aber diese müssen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Rechtsmittel auch tatsächlich vollzogen werden. Dass diesbezüglich die Polizei bei den Asylsuchenden nicht gerne gesehen ist, versteht sich von selbst. Es ist eine Aufgabe der Polizei, behördliche Beschlüsse und gerichtliche Beurteilungen auch zu vollziehen. Die Bevölkerung in einem funktionierenden Rechtsstaat erwartet das von der Polizei. Sehr positiv und emotional wurde vor kurzem bei einer der Präventionsveranstaltungen im Bezirk Urfahr Umgebung von einem Asylberechtigten dem Polizeireferenten mitgeteilt, dass er die Chancen, die er durch seinen Aufenthaltstitel nun vom österreichischen Staat bekommen habe, auch wirklich nutzen und sich positiv in die Gesellschaft einbringen werde. Er sagte „…werde bei euch hier arbeiten und Familie machen“.

Hat die Polizei auch positive Erfahrungen mit asylsuchenden Menschen gemacht? Ja, natürlich gab es auch sehr positive Erfahrungen mit den Asylsuchenden. Es hat uns ein Asylsuchender auf eine konkrete Straftat aufmerksam gemacht. Er wollte nicht, dass sein Heimatland in den Medien immer als kriminelles Land dargestellt wird. Sehr viele der Asylsuchenden sind mit den kriminellen Handlungen der eigenen Landsleute nicht einverstanden und fordern von der Polizei ein wesentlich strengeres Vorgehen. Sie sehen und erleben den Schaden, denn diese Leute anrichten, wenn sich die Österreicher von den Ausländern fürchten. Dass möglicherweise die Gefahr droht, dass zu viele Flüchtlinge kommen, sehen auch die Flüchtlinge so, die jetzt bei uns sind. Und sie sagen auch, dass bei einem neuerlichen Ansturm vieler Asylsuchender das

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Gespräch mit Sepp Wall-Strasser Gallneukirchen als sehr offene und hilfsbereite Menschen kenne. Natürlich gibt’s auch die anderen Stimmen, aber die sind in der Öffentlichkeit nicht so präsent, die hörst du nur an gewissen Stammtischen. Das ist nicht die Meinung der großen Mehrheit in Gallneukirchen.

Ich bin Sepp Wall-Strasser. Ich lebe seit 1986 in Gallneukirchen. Ich bin Magister der Theologie und hab ein Masterstudium an der Wirtschaftsuniversität Wien absolviert. Ich arbeitete 10 Jahre in der Arbeiter- und Betriebspastoral und der Katholischen ArbeiterInnenjugend der Diözese Linz, seit 1991 bin ich Bereichsleiter für Bildung und Zukunftsfragen beim Österreichischen Gewerkschaftsbund. Ich bin Initiator und Geschäftsführer des entwicklungspolitischen Vereins „weltumspannend arbeiten“. Seit 2014 bin ich Vizebürgermeister in Gallneukirchen

Wie war die Diskussion im Gemeinderat in Bezug auf die Ankunft der Asylsuchenden? Zunächst einmal gab es kaum eine Diskussion im Gemeinderat. Das Thema führte nicht zu intensiven Diskussionen, es wurde nicht als Problem in der Gemeinde angesehen. Aber es war auch gleich von Anfang an die Gefahr einer parteipolitischen Polarisierung im Hinblick auf die Asylsuchenden in Gallneukirchen zu bemerken. Das geschah nicht offen, aber es war deutlich zu spüren. Es gab Diskussionen über die Verwendung der finanziellen Mittel, die der Gemeinde vom Bund zugesprochen wurden für die Aufnahme der geflüchteten Menschen. Da war ich persönlich mit der Verteilung der Gelder nicht sehr zufrieden, hier hätte die Gemeinde finanziell mehr für direkte Ausgaben für die Asylsuchenden verwenden können. Auch hätten mehr Gelder zur direkten Unterstützung von Hilfsinitiativen wie GiG verwendet werden können. Im Ausschuss für Kultur- und Integrationsfragen beschäftigten wir uns intensiv mit dem Thema Asylsuchende Menschen. Wir luden engagiere Menschen aus den Hilfsorganisationen (GiG, Volkshilfe, ReKI) aber auch AsylwerberInnen ein, um uns ihre Situation und

Wie hast Du erfahren, dass nach Gallneukirchen AsylwerberInnen kommen werden? Viele Wochen bevor die ersten asylsuchenden Menschen nach Gallneukirchen gekommen sind, war das Thema „Flucht“ ein Dauerthema in den Medien. Das Thema hat mich damals sehr beschäftigt. Auf einmal wurde es sehr konkret. Eines Abends kam plötzlich um 11 Uhr in der Nacht ein Anruf vom ehemaligen Minister Stöger. Er sagte, wir brauchen sofort in Gallneukirchen ein Quartier für 100 Flüchtlinge. Aber das wurde dann in den nächsten Stunden abgesagt. Später kam dann die Information vom Diakoniewerk, dass asylsuchende Menschen in Gallneukirchen untergebracht werden. Welche Befürchtungen und welche Erwartungen hast Du damals gehabt? Ich hatte bezüglich Gallneukirchen keine Sorge, weil ich die Menschen in der Gemeinde

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Wünsche an die Gemeinde schildern zu lassen. Neben finanzieller Unterstützung wurde auch – dankenswerterweise einstimmig - die Petition "Ausbildung statt Abschiebung" im Gemeinderat auf Antrag des Ausschusses beschlossen.

vielen unbegleiteten Jugendlichen hat uns sehr berührt und beschäftigt uns nach wie vor. Wir haben uns gefragt, welche Bedingungen müssen in den Ländern dieser Jugendlichen sein, dass die Eltern ihre Kinder auf die ungewisse Reise geschickt haben bzw. sie selber einfach Reißaus genommen haben. Wir waren sehr betroffen über die Geschichten, die wir gehört haben, über das Leben in ihrer alten Heimat oder über die Flucht. Wir sind aber auch wütend über die Abschiebepraxis unserer Regierung bezüglich Afghanistans. Wir schämen uns dafür.

Welche Stimmungen in der Bevölkerung hast Du gegenüber der Ankunft der Asylwerber in Gallneukirchen wahrgenommen? Generell gab es keine Konflikte. In Erinnerung ist mir nur ein einschneidendes Erlebnis im Pfarrfeld. Hier hat ein Österreicher einen anderen Österreicher mit Migrationshintergrund im eigenen Wohnbereich tätlich angegriffen. Er hat ihn beschimpft „Was willst Du hier, Du Kanake!“ Dabei ist der angegriffene junge Mann Österreicher und hier geboren. Der Vorfall und vor allem, weil ich mit anderen eine Solidaritätskundgebung für ihn initiierte, brachte eine lange andauernde Diskussion mit sich, die bis heute nachwirkt. Dies hing auch mit der damals schon sehr aufgeschaukelten Diskussion betreffend „Ausländer“ zusammen.

Wie war die Zusammenarbeit mit dem Diakoniewerk? Die Zusammenarbeit mit der Diakonie war grundsätzlich gut. Die Diakonie hat für die Unterbringung der asylsuchenden Menschen die Räumlichkeiten zum großen Teil selber gehabt oder diese selbst organisiert. Damit hat das Diakoniewerk der Gemeinde Gallneukirchen sehr geholfen. Wie war die Zusammenarbeit mit dem GiG? Die Zusammenarbeit mit dem GiG war super. Die Leistung vom GiG war extrem wichtig für die Integration. Ohne GiG wäre die Gemeinde Gallneukirchen vor vielen Problemen gestanden, die andere – vielleicht auch kostspieligere - Maßnahmen erfordert hätten. Der Wert dieses Engagement lässt sich natürlich nicht so leicht messen. Aber überall wird deutlich: Wo sich ÖsterreicherInnen um die Flüchtenden und AsylwerberInnen eingesetzt haben und einsetzen, gibt es weniger Ängste und Feindseligkeiten als in Gemeinden, wo keine Flüchtenden sind oder sich niemand um sie kümmert. Ich war auch richtig zornig, als sich der UNOGeneralsekretär im Rahmen der UNOVollversammlung in New York beim damaligen Außenminister Kurz bedankte für die vorbildliche Hilfe hunderttausender ÖsterreicherInnen und von Kurz kein Dankeswort für all die Freiwilligen kam, sondern er nur auf die Schwierigkeiten und die möglichen Gefahren hingewiesen hat. Dabei waren damals die staatlichen Strukturen völlig überfordert. Es waren die Ehrenamtlichen und die Zivilgesellschaft, die diese Herausforderung bewältig haben. Zum Dank dafür wurden sie dann als „Gutmenschen“ und „Durchwinker“ beschimpft. Bis heute hat sich meines Erachtens die Politik viel zu wenig bei den vielen freiwilligen Helfern be-

Wie hast Du die ersten Wochen mit den Asylsuchenden in Gallneukirchen erlebt? An welche konkreten Begebenheiten kannst Du Dich besonders gut erinnern? Ich habe sehr viele, vor allem sehr positive Erinnerungen an diese Zeit. Ich habe die Asylsuchenden in Ihren Wohnquartieren besucht, zum Beispiel die Familie S., Assad oder Mahmoud. Das Überwältigende: Obwohl „auf der Flucht“ haben sie ihre Gastfreundschaft auch hier gepflegt. Sie haben uns jedesmal Essen angeboten und auch für uns gekocht. Meine Frau und ich lieben ja das orientalische Essen. Öfters haben wir zusammen Ausflüge gemacht. Wir sind gerne zu den asylsuchenden Menschen gegangen und die asylsuchenden Menschen haben sich sehr über die persönlichen Kontakte mit uns gefreut. Und sehr gut erinnern wir uns an die Hochzeit der ältesten Tochter der Familie S. Die Hochzeit ist von ÖsterreicherInnen in der MartinBoos-Schule mit vorbereitet worden, es war ein sehr schönes Fest. Und sehr gut erinnern wir uns daran, als die Frau und die Kinder von Mahmoud endlich nach Österreich haben kommen konnten. Der Mahmoud war so glücklich, wir haben uns alle sehr mit ihm gefreut. Sehr nahe ging mir und meiner Frau auch die Situation in der Waldheimat. Der Anblick der

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dankt. Und um es nochmals zu betonen: In Zusammenarbeit mit der Diakonie haben die Leute vom GiG Großartiges geleistet. Das reichte vom ungeheuren Zeitausmaß über viel Geduld und Organisationsarbeit bis hin zu großzügigen finanziellen Unterstützungen. Ich weiß von manchen, dass sie für Kautionen oder andere Notwendigkeiten Geldbeträge über tausend Euro zur Verfügung stellten, ohne zu wissen, ob sie dieses Geld wieder sehen würden.

fragte und frage mich dann: was ist passiert in unserem Land? Wieso gibt es so viele helfende Menschen und derartig kalte Regeln und PolitikerInnen. Geholfen hat dem jungen Mann eine Freundschaft und Beziehung zu einer Österreicherin. Gott sei Dank kam dadurch alles zu einem guten Ende. Ich erlebe das Gefühl der starken Hilflosigkeit angesichts von Anfragen von AsylwerberInnen, ob ich Ihnen bei der Erlangung eines positiven Bescheides helfen kann. Sie haben eine hohe Erwartung an mich als ein Vizebürgermeister. Für sie ist ein Vizebürgermeister jemand „Großer“, der da was bewirken könnte. Dem ist aber nicht so! Selbst unserem Pfarrer antwortete einer der für die Bescheid-Ausstellung zuständiger Bearbeiter mit menschenverachtenden Präpotenz: „Ihnen glaub ich kein Wort!“

Welche Probleme sind in diesen Jahren aufgetreten? Mit den Asylsuchenden in Gallneukirchen hat es für die Öffentlichkeit kaum Probleme gegeben. Meine Frage ist vielmehr: Welche Probleme hat es für die Asylsuchenden gegeben? Diese Frage stellt ja fast niemand. Dabei ist sie vielleicht die wichtigere. In diesem Zusammenhang fällt mir immer wieder ein Erlebnis mit Herrn B. ein. Er war ein Asylsuchender aus Syrien, den ich sehr gut kennen gelernt habe und den ich sehr schätze. Ich habe ihn einmal gebeten, über Dienstleistungsscheck mir bei meiner Geburtstagsparty zu helfen. Als ich ihm nach dem Abwaschen und Zusammenräumen den Scheck überreichen wollte, nahm er nichts mehr an. Er sagte: „Ich habe nicht gewusst, dass dies deine Geburtstagsfeier ist, meine Arbeit ist mein Geburtstagsgeschenk an dich“. Ich war völlig perplex und berührt von dieser Haltung. Monatelang sahen wir uns immer wieder, er war freundlich, half mir immer wieder, ohne Geld anzunehmen. Was er immer wieder sagte war: „Ich brauch kein Geld - ich will Bescheid!23“ Und dann habe ich ihn einmal um Mitternacht am Damm getroffen. Völlig verzweifelt, zitternd, betrunken. Er hatte tagelang nichts mehr gegessen, er zitterte am ganzen Leib. Er sagte nur: „Entschuldige, Sepp, ich schäme mich. Aber ich bin ganz fertig. Ich will Arbeit, Arbeit, Arbeit. Und Bescheid. Schau her, meine Hände, die können arbeiten, aber ich darf nicht! Seit über zwei Jahren warte ich auf den Bescheid, alle meine Fluchtkollegen haben schon Bescheid, und ich weiß nicht, wieso ich nicht“. Es war für mich sehr beklemmend und ich war total hilflos, wie ich diesen völlig am Boden zerstörten Menschen helfen könnte. Jedes Mal, wenn ich mich daran erinnere, läuft es mir kalt über den Rücken. Ich 23

Welche positiven Gegebenheiten sind Dir in Erinnerung? Sehr, sehr viele Ereignisse fallen mir hier ein. Da ist einmal die große Hilfsbereitschaft der Asylsuchenden selber. Wenn sie etwas tun durften, zum Beispiel bei einem Büffet mitarbeiten, dann haben Sie es sehr gerne getan. Ich denke sehr gerne an die Stammtische, die GiG organisiert, bei denen ÖsterreicherInnen gemeinsam mit den Asylsuchenden einen Abend verbringen. Leider gehen nur sehr wenige Österreicher zu diesen Treffen. Oder das Organisieren von Wohnungen, wenn ein asylsuchender Mensch einen positiven Bescheid bekommt und dann Möbel organisiert werden und gemeinsam der Umzug durchgeführt wird. Sehr erfreut hat mich die hohe Spendenbereitschaft, mit der Sprachkurse organisiert worden sind. Hier hat der österreichische Staat teilweise versagt. Oder mit den Geldern sind die Kautionen für den Umzug in die erste Wohnung finanziert worden. Dazu gab es vom Staat keine Unterstützung. Wenn GiG nicht das Geld über die Spenden aufgetrieben hätte, wären oftmals keine Lösung gefunden worden. Um wenigstens auch mal einen direkten Beitrag zu leisten organisierte ich einmal ein Benefizkonzert. Dabei sind 1.000 € an Spenden zusammengekommen, die der GiG dann weiter für die asylsuchenden Menschen verwendet konnte. Wir wissen, dass viele so gehandelt haben.

Einen (positiven) Asylbescheid

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Hat es Veränderungen in der Stimmung gegenüber den Asylsuchenden in Gallneukirchen gegeben? In bestimmten gesellschaftlichen Kreisen ist zunehmend die Feindschaft gegenüber den asylsuchenden Menschen gefördert worden. Das war am Anfang nicht so sichtbar. Diese zunehmend negative Stimmung wurde sicherlich durch die vergangene Bundesregierung und die darin vertretenen Parteien geschürt und verstärkt. Das hat auch bei Teilen der Bevölkerung eine zunehmende Skepsis gegenüber der Integration bewirkt.

Wie siehst Du persönlich Deine Rolle in der Gemeinde für das Zusammenleben zwischen den „Einheimischen“ und den „Zugereisten“? Ich sehe mich vor allem als Stimmungsmacher für eine Offenheit in der Gesellschaft. Ich sehe mich als Sprachrohr der Vernunft, der für einen Interessensausgleich eintritt. Persönlich sehr wichtig ist mir der Schutz der Menschenrechte und das Wirken gegen Vorurteile. Gleichzeitig sehe ich mich als Unterstützer von Initiativen, die von der Bevölkerung ausgehen. Ich versuche, regelmäßigen Kontakt mit AsylwerberInnen und mit dem GiG zu haben. Oft erlebe ich aber auch Ohnmachts- und auch Wutgefühle bei mir. Ich habe viele der Asylsuchenden persönlich kennen gelernt. Bei negativen Bescheiden oder dann bei drohenden Abschiebungen geht es mir persönlich sehr schlecht. Dann erlebe ich das Gefühl einer starken Hilflosigkeit. Da kann ich mehrere konkrete Beispiele nennen, wo ich die Politik in diesem Bereich nicht gut finden kann. Humanität und Menschenrechte würden ein anderes Handeln der Politik verlangen. Es gibt auch sehr gute Erfahrungen. Zum Beispiel die Asylsuchenden, die erfolgreich eine Arbeit aufgenommen und in ihrer Tätigkeit von der Bevölkerung ohne Vorurteile positiv akzeptiert werden. Es gibt eine Frau, die im Freibad putzt und dabei ein Kopftuch trägt. Es gab nie ein Problem damit. Sehr schön und berührend war auch die Initiative von engagierten ChristInnen „Lichter der Hoffnung“ im Advent 2018. Der Protest richtete sich gegen weitere bzw. gegen drohende Abschiebungen von bestens integrierten Personen. Beindruckend erlebe ich die Anstrengungen, die viele der Asylsuchenden unternehmen, um sich bei uns ein neues Leben aufzubauen und dabei erfolgreich sind. Am Ende möchte ich noch einen Wunsch äußern: dass viele ÖsterreicherInnen es schaffen, sich zu öffnen, auf andere Welten und das Unbekannte zuzugehen, und „das Fremde“ als Bereicherung und nicht als Bedrohung zu erleben. Und ich bedanke mich nochmals bei allen, die so viel zu gelungener Begegnung und Integration beitragen.

Wie erlebst Du heute die Stimmung der Bevölkerung gegenüber den Asylsuchenden? Ich glaube, dass es zu einer Ermüdung in Bezug auf Hilfe für die asylsuchenden Menschen gekommen ist, aber es gibt auch eine Gewöhnung an den gegenwärtigen Stand, verbunden mit einer zunehmenden Abnahme der Aufmerksamkeit. Aber das Thema „Flucht“ hat auch an Bedeutung verloren, da es heute ja viel weniger geflüchtete Menschen bei uns gibt. Wie sind heute die Diskussionen im Gemeinderat in Bezug auf die Asylsuchenden bzw. den Personen mit positiven Asylbescheid? Es gibt eine verstärkte Polarisierung auch im Gemeinderat. Die Politik von Strache und Kurz hat sich negativ auch auf die Gemeindepolitik ausgewirkt. Die Gegensätze treten heute stärker zutage, früher war das eher verdeckt vorhanden. Aber ist gibt auch positive Erlebnisse. Die Resolution von Landesrat Anschober gegen die Abschiebung von Lehrlingen wurde einstimmig vom Gemeinderat angenommen. Einige der damaligen Asylsuchenden haben heute Asyl und leben dauerhaft in Gallneukirchen. Wie erlebst Du das Zusammenleben mit diesen Menschen in der Gemeinde? Eine gewisse Normalisierung ist eingetreten. Von Seiten der Bevölkerung nehme ich keine besonderen Stimmungen war. Es gibt keine Probleme und damit auch keine Aufregung.

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Peter Oberbichler Asylsuchende in Gallneukirchen 3) intensive Unterstützung und soziale Kontrolle durch die freiwilligen HelferInnen. Von Anfang an war die Bevölkerung in Gallneukirchen den Asylwerbern gegenüber offen oder neutral eingestellt. Es gab nur sehr wenige ablehnende oder feindliche Handlungen. Natürlich hat die deutliche Zunahme von asylsuchenden Menschen bei einem Teil der Bevölkerung eine Verunsicherung ausgelöst. Einzelne Familien haben in ihren Häusern Alarmanlagen eingebaut, der Besitz von Waffen ist gestiegen, aber dominierend war die Hilfsbereitschaft gegenüber den Menschen, die in Österreich um Asyl angesucht haben. Die Gemeinde Gallneukirchen hat von Anfang an die Flüchtlingsarbeit unterstützt. Alle Anfragen an die Gemeinde im Zusammenhang mit der Betreuung von Flüchtlingen wurden wohlwollend beantwortet, die auftretenden Probleme konstruktiv gelöst. Das Diakoniewerk hat innerhalb sehr kurzer Zeit, innerhalb weniger Wochen, einen neuen Arbeitsbereich mit der Flüchtlingsbetreuung aufgebaut. Erfahrungen in der Arbeit mit asylsuchenden Menschen gab es nicht, aber ein sehr hohes Engagement der beteiligten MitarbeiterInnen. Eine Gruppe freiwilliger Helfer hat bereits Wochen vor dem Eintreffen der Asylwerber begonnen, sich auf die Unterstützung der ankommenden Menschen vorzubereiten. Daraus ist der Verein „GiG – Gemeinsam in Gallneukirchen“ entstanden. Damit hat die umfangrei-

Tankstelle am Ortsrand von Gallneukirchen im Frühjahr 2019. Eine Gruppe von Männern unterhält sich. „Es sind so viele Flüchtlinge in Österreich!“. „Es sind eindeutig zu viele Flüchtlinge bei uns!“. „Alles ist unsicher geworden!“. Nach einiger Zeit fragt ein Mann aus dieser Gruppe: „Gibt es in Gallneukirchen auch Flüchtlinge?“. „Ja!“. „Nein, ich habe noch keinen gesehen.“ Die Gruppe ist sich unsicher, das Gesprächsthema wechselt. Ich verlasse die Tankstelle, die Idee, die ersten Asylsuchenden in Gallneukirchen aus dem Jahr 2014 sichtbar zu machen, ist geboren. Die Betreuung von asylsuchenden Menschen in Gallneukirchen ist eine Erfolgsgeschichte. Studien zur Integration von asylsuchenden Menschen zeigen, dass innerhalb von 5 Jahren ungefähr die Hälfte der Asylsuchenden in ihrer neuen Heimat eine Arbeit aufnehmen. In Gallneukirchen ist es anders. Innerhalb von 3 Jahren haben 100 % der ehemaligen Asylwerber eine Arbeit gefunden oder eine qualifizierte Ausbildung begonnen und zum Teil bereits abgeschlossen. Zufall? Bei genauerer Betrachtung zeigen sich die vermutlichen Gründe für diesen Erfolg: 1) Offenheit bei Bevölkerung und in der Gemeindepolitik im Ort gegenüber den asylsuchenden Menschen, 2) professionelle Arbeit des Diakoniewerkes in der Flüchtlingsbetreuung,

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che, ehrenamtliche Tätigkeit innerhalb der Gemeinde Gallneukirchen eine weitere Säule bekommen. Neben dem Engagement für Feuerwehr, dem Roten Kreuz, den Helfern in den Sportvereinen, der Musik, dem Motorrad- und Tauchclub, den Naturfreunden und dem Alpenverein und vielen anderen Vereinen ist die Unterstützung der Asylsuchenden für viele Menschen aus Gallneukirchen und der Umgebung ein wichtiges Anliegen geworden.

Hier muss man anerkennen, dass die Bundesregierung von 2014 den richtigen Weg gegangen ist, die Unterbringung von asylsuchenden Menschen vorrangig in kleinen Strukturen in den Gemeinden zu organisieren. Der Zugang für ehrenamtliche HelferInnen in ein Haus mit 9 asylsuchenden Personen im Zentrum einer Kleinstadt wie in Gallneukirchen ist wesentlich leichter als der Zugang zu einem Lager mit 50 oder 100 oder noch mehr Personen. In Großeinrichtungen entstehen nur schwer persönliche Beziehungen, eine Begegnung ist für beide Seiten viel anonymer. Für die Integration der Asylsuchenden war ein Austausch der Erfahrungen der freiwilligen Helfer untereinander ein wichtiger „Erfolgsfaktor“. Hilfe kann leicht durch falsche Erwartungen und kulturelle Missverständnisse beeinträchtigt werden. Flüchtlinge sind, nur weil sie aus ihrer Heimat geflohen sind, nicht automatisch „gute und fehlerfreie“ Menschen. Im Prinzip sind sie genauso wie wir Österreicher mit allen positiven und negativen Eigenschaften versehen. Der Unterschied ist jedoch, dass sehr viele von ihnen dramatische Erlebnisse vor und während der Flucht zu verkraften haben, Familie, Freunde, Besitztümer hinter sich gelassen haben und in eine neue für sie fremde Welt gekommen sind. Alle waren verunsichert, sie haben gewusst, dass sie nicht immer und bei jedem Österreicher willkommen sind. Es hat seine Zeit gebraucht, bis ein Gefühl von Angekommen sein und von Sicherheit entstanden ist, eine Voraussetzung zur Integration. Integration bedeutet, das Leben im neuem Land als längerfristige Lösung anzuerkennen und das zu tun, was für ein gutes Leben in diesem Land notwendig ist: die Sprache zu erlernen, eine Arbeit aufzunehmen, eine eigene Wohnung zu beziehen und vieles mehr. Auf die Frage „Was war das wichtigste Ziel auf der Flucht und beim Ankommen in Österreich?“ haben alle interviewten Personen einheitlich geantwortet: „Die Sprache lernen und eine Arbeit finden!“.

Wie haben die asylsuchenden Menschen ihre Aufnahme und ihr Leben in Gallneukirchen erlebt? Die Interviews, die mit ihnen geführt wurden, geben eine Antwort darauf. Nahezu alle dieser Menschen, die 2014 nach Gallneukirchen gekommen sind, waren bereit für ein Gespräch24. Durchgängig bei den Interviews wird die Unterstützung durch die ehrenamtlichen HelferInnen als die wichtigste Hilfe bei der Integration angegeben. Nahezu alle Asylsuchenden, die 2014 nach Gallneukirchen gekommen sind, haben innerhalb kurzer Zeit einen positiven Asylbescheid bekommen und sind aus Gallneukirchen weggezogen. Aber ihnen sind die freiwilligen Helfer in Erinnerung geblieben. Viele von ihnen stehen noch immer im persönlichen Kontakt mit den freiwilligen Helfern, die sie damals begleitet haben. Gallneukirchen ist ein kleiner Ort, die ehrenamtlichen Helfer haben sich intensiv untereinander austauschen können und so gemeinsam schnell gelernt, was hilfreich ist und was nicht funktioniert (z.B. gemeinsam wandern gehen). Neben der Rolle als Unterstützer haben die freiwilligen Helfer auch eine wichtige Funktion als soziale Kontrolle gegenüber den asylsuchenden Menschen ausgeübt. Es wurde von den Helfern registriert, wie intensiv z.B. am Anfang die deutsche Sprache gelernt wurde. Die persönliche Beziehungen und das Vertrauen zwischen den Asylsuchenden und ihren Begleitenden unterstützten den Ansporn zur Integration, sicherte aber auch die notwendige Unterstützung bei Problemen oder in schwierigen Zeiten, vor allem bei der Suche nach einem Arbeitsplatz.

24

Die Interviews zeigen, dass ein Teil der asylsuchenden Menschen in der ersten Zeit der Fluchtbewegung aus eher wohlhabenden Verhältnissen gekommen sind. Aber sie haben allen Besitz aufgegeben, sich von ihren Familien und Freunden getrennt, ihre beruflichen Qualifikationen entwertet und sich in eine unsi-

Zu 2 Personen besteht kein Kontakt mehr, 2 Personen waren für zu Veröffentlichung ihrer Geschichte nicht bereit, eine Person durfte von Seiten des Arbeitgebers kein Interview geben.

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chere Zukunft begeben. Eine abgesicherte Existenz musste getauscht werden mit einem Leben in Abhängigkeit von öffentlicher Unterstützung und mit einem unklaren Ausgang.

sammelte Spenden im Bekannten- und Freundeskreis viele Sprachkurse organisiert. Der Besuch kultureller Veranstaltungen oder Ausflüge in die Umgebung als wichtigen Teil der Integration war nur durch finanzielle Leistungen und durch Zeitaufbringung von Privatpersonen möglich, die NGOs hatten und haben dafür kaum Geld zur Verfügung. Ehrenamtliche Helfer und Helferinnen hatten auf diesem Weg vielfältige Möglichkeiten, persönliche Beziehungen aufbauen können.

Nicht alle der geflüchteten Menschen hatten in ihren Heimatländern die Chance auf eine gute Bildung. Das zeigt sich bei den Flüchtlingen aus den Kurdengebieten (und vor allem später dann bei den geflüchteten Menschen aus Afghanistan). Aber nahezu alle haben in kurzer Zeit mit sehr gutem Erfolg die deutsche Sprache erlernt. Einige hatten noch die Chance, eine Ausbildung zu absolvieren auf dem gleichen Level wie österreichische Jugendlichen es tun. Sie haben in 2-3 Jahren die deutsche Sprache so weit erlernt, dass sie in der Berufsschule die Fachbücher verstehen, sich damit zusätzlich zur deutschen Sprache auch die beruflichen Fachbegriffe angeeignet haben.

Wie geht es den ehrenamtlichen Helfern? Mit dem Handeln der Regierungspolitik sehr schlecht. Die ehrenamtlichen HelferInnen haben ein differenziertes Wissen über die asylsuchenden Menschen gewonnen. Die Erfahrungen, die sie in ihrer Arbeit gemacht haben, zeigen sowohl die Chancen als auch die Risiken der Flucht vor Krieg und Verfolgung aus der moslemischen Welt. Diese Erfahrungen stehen der Panikmache politischer Akteure und der leider zu oft gelesenen hetzerischen Medien diametral entgegen. Der Bevölkerung wird bewusst ein einseitiges, negatives Bild der Realität vorgegaukelt, die Angst der Menschen vor „Fremden“ aus billigen Gründen bewusst gesteuert. Viele Österreicher haben sich 2014 und 2015 sich sehr engagiert, einige haben sich aus unterschiedlichen Gründen zurückgezogen, viele sind noch immer sehr aktiv. Hier ein wörtliches Zitat einer ehrenamtlichen Helferin 25 von GiG im Zusammenhang mit dieser Ausstellung: „Ich empfinde große Verbundenheit zu den neuen Mitbürgern, weil in unseren Begegnungen „Mensch auf Mensch“ trifft - so verschieden oft – und doch gleich im Mühen um die Bewältigung des Alltags und des Lebens an sich, um Familie und Werte, Identität und Anerkennung! Die Arbeit mit ihnen hat mein und unser Leben - glaube ich - auch bereichert!“

Wie schätzen die geflüchteten Menschen die Chancen auf Frieden in ihren Heimatländern ein? Keiner von ihnen hat Hoffnung geäußert, dass in absehbarer Zeit in ihren Heimatländern ein Leben in Frieden und Sicherheit möglich sein wird. Damit haben sie die gleiche Einschätzung, wie wissenschaftlichen Experten für Syrien, den Irak oder Afghanistan und widerspreche jenen populistischen Politikern, die der österreichischen Bevölkerung kurzfristige Lösungen für eine positive Zukunft in diesen Ländern vorgaukeln. Warum hat das Diakoniewerk Gallneukirchen nicht die integrativen Leistungen erbringen können, die von den freiwilligen Helfern ausgegangen sind? Wenn der Frage nach einem möglichen Versagen der österreichischen Politik im Jahr 2014 und in den Folgejahren seriös nachgegangen wird, dann ist alleine eine zu geringe finanzielle und damit auch zu geringer personeller Ausstattung für die Hilfseinrichtungen zu sehen. Vom Staat finanziert wurden Unterkunft, Verpflegung, Rechtsberatung und Verwaltungsaufgaben bei den NGOs wie Caritas, Volkshilfe oder Diakonie. Für ein intensives, individuelles Eingehen auf den individuellen Asylsuchenden waren und sind bis heute außer in der Betreuung von unbegleiteten Minderjährigen keine Ressourcen vorgesehen. Lange bevor es vom Staat finanzierte und organisierte Sprachkurse gab, haben freiwillige Helfer mit ihrem eigenen Geld oder durch ge-

Die in diesem Band versammelten Interviews geben kein allgemeingültiges Bild über die Integration von Flüchtlingen in Österreich. Die Situation 2014 und Anfang 2015 war nicht vergleichbar mit den darauffolgenden Jahren. Die ersten asylsuchenden Menschen sind wesentlich intensiver von ehrenamtlichen Helfern sozial und emotional aufgenommen worden. Die große Anzahl von asylsuchenden 25

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Ingrid W.


Menschen, die später gekommen sind, konnten von den damals aktiven Helfern nicht mit übernommen werden. Neue ehrenamtliche Helfer haben sich kaum gefunden, wesentlich mitverursacht durch einen populistischen Schwenk in der Politik. „Helfen“ ist teilweise von unverantwortlichen politischen Hasardeuren zu einem Schimpfwort verkommen. Der Begriff „Gutmensch“ ist zu einem Schimpfwort geworden, ohne gleichzeitig zu sagen, dass das Gegenteil, ein „Schlechtmensch“ eine erstrebenswerte soziale Kategorie darstellt. Die gleiche Sprachverdrehung gibt es beim Begriff „Willkommenskultur“. Es gibt unter den freiwilligen HelferInnen keine Personen, die sich darüber freuen, dass Menschen sich zur Flucht in eine unsichere Zukunft entschieden haben. Ohne Not verlässt niemand seine Heimat.

Die Bürgermeisterin muss einen Ausgleich der Interessen zwischen allen Bevölkerungsgruppen im Ort suchen. Sie muss Lösungen für die Teile der Bevölkerung, bei denen die „Fremden“ Angst oder Verunsicherung auslösen, finden. Und sie muss mit den HelferInnen, die zu vielen Asylsuchenden eine intensive Beziehung aufgebaut haben, kooperieren. Die freiwilligen Helfer arbeiten freiwillig, damit auch vorrangig nur mit einer begrenzten Anzahl von Asylsuchenden. Oft sind die gegenseitige Sympathie und das gemeinsame Interesse an einer konstruktiven Lösung der wesentliche Motor der Zusammenarbeit. Die hauptamtlichen MitarbeiterInnen müssen mit allen Asylsuchenden zusammenarbeiten und haben dabei ein genau definiertes Aufgabengebiet, verbunden mit sehr geringen finanziellen Ressourcen. Teil ihrer professionellen Arbeit ist es aber auch, eine enge emotionale Bindung zu vermeiden.

Teilweise gibt es in den Aussagen der ÖsterreicherInnen z.B. der ehrenamtlichen HelferInnen, den MitarbeiterInnen der Diakonie, den VertreterInnen unterschiedlicher politischer Fraktionen in der Gemeinde oder der Polizei eine Kritik an dem Handeln der anderen ÖsterreicherInnen. Die Gründe dafür sind leicht erklärbar. Jeder beurteilt seine Erlebnisse aus der eigenen Wahrnehmung, die von der eigenen Rolle bestimmt ist. Die Polizei wird von den Asylsuchenden nicht zum gemeinsamen Essen oder gemeinsamen Ausflügen eingeladen, sondern sie wird geholt, wenn es Straftaten gibt.

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Interviews, Fotos, Gestaltung und fĂźr Inhalt verantwortlich: Dr. Peter Oberbichler (Foto G. Gabauer: Foto Fischerlehner Gallneukirchen)

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