Nick Hermanns - Domesticated Cacti

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domesticated cacti



domesticated cacti Nick Hermanns, photographs



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lirrende Hitze, endlose leere Highways, Meile für Meile geradeaus. In der

Ferne gaukeln die Spiegelungen der Hitze auf dem Asphalt Pfützen vor. Darüber ein blauer Himmel, so blau, dass er in den Augen schmerzt. Lyle Lovett begleitet mich während ich durch dieses Roadmovie-Klischee fahre. Der kleine Ventilator, den ich an das Armaturenbrett meines alten Pickups geschraubt habe, quirlt die heisse Luft durch, ohne wirklich Kühlung zu bringen. Das Riesenthermometer des vorbei ziehenden Truck Stop zeigt 102° Fahrenheit. Der V8-Motor brummt angestrengt, die Temperaturanzeige pendelt drohend knapp unter Maximum und mein linker Arm ist krebsrot, weil er dauernd aus dem Fenster hängt. Der große Becher mit Wasser ist genau so zu warm, wie der große Becher mit Kaffee zu kalt ist. Ich zünde mir eine neue Zigarrette an der alten an. Grinse. Bin glücklich. Und links und rechts der Straße strecken die großen alten Ureinwohner dieser Wüste ihre Arme in den Himmel: Saguaros. Und an den Straßenrändern tummeln sich die Choallas, die Teddy Bear-Kakteen, die trügerisch weich und kuschelig aussehen (klar musste ich irgendwann mal einen anfassen, um danach

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eine halbe Stunde lang mit einer Zange die Stacheln aus den Fingern zu ziehen). Ich bin unterwegs von New Mexico nach Los Angeles.

1986 war das. Und es war der Beginn meiner Faszination, nein… meiner Liebe zu den Landschaften der USA, ganz besonders zu diesem Teil des Landes – und ganz besonders zu den Kakteen, und hier wieder ganz besonders zu den Saguaros.

Saguaros werden in der Regel zehn bis 15, manchmal gar bis zu 20 Metern hoch. Sie finden sich nur in den USA, in Arizona und Kalifornien, und in Sonora und der Baja California in Old Mexico. Die meisten aber sind dort, wo ich damals gerade in meinem alten Pickup unterwegs war: in der Nähe von Tucson, Arizona. Im Schnitt werden Saguaros 80, 90 Jahre alt, manche sind älter als 200 Jahre. Ein 10-jähriger Saguaro ist knapp 5 Zentimeter hoch, mit rund 40 Jahren blüht er das erste Mal und nach weiteren 25, 30 Jahren bildet sich der erste Seitenarm aus. In den ersten 10 Jahren ihres Lebens fallen viele dem Hunger von

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Buschratten, Wüstenhasen und Schafen zum Opfer, später dann den Schießübungen halbwüchsiger Cowboys und der Tatsache, dass es bei den wohlhabenden Bewohnern des Südwestens als très chic gilt, ein paar Saguaros vor dem Ranchhaus zu haben. Das Umpflanzen wilder Saguaros ist illegal, aber: who cares? Den Umzug überleben die Kakteen nicht immer.

Den Überlebenden ist mein Buch gewidmet: den Saguaros (und natürlich auch ein paar andere Kakteen und kakteenähnlichen Gewächsen), die irgendwann, irgendwie den Weg in die Dörfer und Städte gefunden haben und nun dort, bemüht ihre Würde zu bewahren, in den merkwürdigsten Umgebungen, an den bizarrsten Plätzen leben. Vielleicht ist es genau das, was meine Faszination für diese Burschen erklärt: die Art und Weise, wie diese skurillen Pflanzen selbst unter widrigen Umständen und bei aller (unfreiwilligen) Komik während ihres ganzen langen Lebens würdevoll und langsam aber stetig weiter wachsen.

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Der Ocotillo (Fouquieria splendens), selten auch „Weinkaktus“ genannt, ist eine Pflanzenart aus

der Gattung Fouquieria. Der Ocotillo ist eine einzigartige und sonderbare Wüstenpflanze, welche im

Norden Mexikos und im Südwesten der USA vorkommt.

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Carnegiea gigantea, auch Saguaro bzw. Sahuaro genannt, ist die einzige Pflanzenart der mono-

typischen Gattung Carnegiea in der Familie der Kakteengew채chse (Cactaceae). Der botanische Name

wurde ihr zu Ehren des US-amerikanischen Industriellen und Philanthropen Andrew Carnegie gegeben.

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Vier Jahre, nachdem ich diesen mächtigen Saguaro in Wickenburg fotografiert hatte, bin ich zu ihm

zurückgekehrt. Ein Blitzschlag hatte ihn schwer beschädigt – aber er steht und lebt noch immer (s. S. 37).

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Nick Hermanns (* 1950) ist Grafiker und Fotograf. Während der letzten 35 Jahre hat er auch als Galerist, Schreiner, Möbeldesigner und mit dem Handel mit amerikanischen Sammlerstücken der 30er Jahre sein Geld verdient. Die Fotografie wurde mehr und mehr zum Mittelpunkt seiner Arbeit. Er bereist seit rund 25 Jahren regelmäßig die USA. Seine Fotos wurden in Deutschland, in Frankreich und in den USA ausgestellt. Alle Bilder wurden mit Rolleiflex GX oder der Rolleiflex FW auf Kodak Portra 160 NC fotografiert.

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Text (Definitionen der Kakteenarten) auf den Seiten 10 und 12 aus wikipedia.de

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