KLUB 04 - die Maiausgabe 2015

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D I E ROT E N B U L L E N .COM

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DAS BESONDERE HÖREN Fußball auch ohne Augenlicht erleben RED BULL MUSIC ACADEMY Ein Blick in den kreativen Schmelztiegel HIER SPIELT DIE MUSIK RBL-Musikgeschichten aus Leipzig

DAS VEREINSMAGAZIN VON RB LEIPZIG

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2014/15

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(2015/15 - A)

1. AUF GEHT’S LEIPZIG 2. D I E ROTEN BU LLEN H OC H 2

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BULLE N

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DER GESCHMACK TROPISCHER FRU¨CHTE. DIE FLU¨GEL VON RED BULL.

NUR D I ES E SOM N M ER

DIE RED BULL SUMMER EDITION.


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I N H A LT

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INHALT

WIR SORGEN FÜR GESCHICHTEN. IHR FÜR STIMMUNG.

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5 EDITORIAL Musik spielt in unserer Stadt, in unserem Verein und für unsere Spieler eine sehr große Rolle. Deshalb gibt es in dieser Ausgabe etwas auf die Ohren. Wir sind Musik. Wir sind ein klangvoller KLUB.

54 5 GEGEN 5 IN WEMBLEY Wir trafen die Blitz Kids, eine Band aus dem Großraum Manchester, sprachen über ihren Lieblingsverein und wie man eine passende Stadionhymne schreibt.

82 FESTIVAL GUIDE Sommerzeit ist Festivalzeit. Unter unseren Open-Air-Höhepunkten findet ihr garantiert das richtige Festival in eurer Nähe.

Fotos: motivio/Florian Eisele (2), Picture Point/Roger Petzsche

6 PICTORIAL Die schönsten Momente aus der ersten Zweitliga-Rückrunde der Roten Bullen. 18 BULLEVARD Zahlenspiele, Hymnen, skurrile Informationen, singende Fußballer und interne Anekdoten. Wir haben für euch wieder Wissenswertes in kleinen Dosen gesammelt. 32 SPIELER TREFFEN MUSIKER Tim Sebastian und Benjamin Bellot forderten den Leipziger Musiker LOT zum Rede- und Tischtennisduell heraus. 44 RED BULL MUSIC ACADEMY Wir waren beim kreativen Schmelztiegel der Nachwuchs-Musikszene in Tokio live dabei.

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56 11 FAKTEN Elf wissenswerte Fakten zum Thema Musik in Leipzig. Wusstet ihr beispielsweise, dass die Leipziger Notenspur durch die Innenstadt 5,3 Kilometer lang ist? 56 DAS BESONDERE HÖREN Unseren sehbehinderten Fans hilft bei den Spielen in der Red Bull Arena eine Stimme im Ohr. Denn seit dieser Saison berichten wir im Stadion auch in Form einer Blindenreportage. 70 HIER SPIELT DIE MUSIK Über das Leben in einer fußballbegeisterten Musikstadt. Eine Geschichte über Klub-Könige, Musterschüler, Beat-Brüder, rhythmische Tänzer und einen Musik-Philosophen.

84 IM KLUB Kommunikation ist alles! Darum werden RB Leipzig und das „Fanprojekt Leipzig“ in Zukunft noch enger zusammenarbeiten. Außerdem stellen wir den nächsten OFC vor und präsentieren euch eine Premiere. 90 NACHWUCHS Im Takt der Talente. Auch für unsere Nachwuchskicker ist Musik ein wichtiger Begleiter. Zudem berichten wir von der dritten Runde unserer Kaderschmiede mit 700 Talenten und haben kleine Geschichten unserer Nachwuchs-Bullen. 98 DAS BULLEN-ZEUGNIS Die Saison 2014/15 wurde von unserem Team taktvoll beendet. Die Musiklehrer unserer Spieler wussten aber schon in der Schulzeit, wie (un)musikalisch die Jungs sind.

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E D I TO R I A L

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HERZLICH WILLKOMMEN! Schlussakkord in der ersten Zweitliga-Saison der Roten Bullen. Es war eine Spielzeit mit vielen Höhen und einigen Tiefen – aber meistens haben wir doch den richtigen Ton getroffen. Unsere Mannschaft fand zu Saisonbeginn sofort den Takt und stürmte sogar an die Tabellenspitze, doch dann verloren wir zeitweise unseren Rhythmus. Mit dem Trainerwechsel als Paukenschlag starteten wir ins neue Jahr. Unser Team agierte wieder fein gestimmt und klopfte nach guten Leistungen doch noch einmal an die Aufstiegstür. Auch wenn wir vom Durchmarsch in die Bundesliga geträumt haben und dieser Traum nicht in Erfüllung gegangen ist, können wir verdammt stolz auf die Saison zurückblicken. Wir haben als Aufsteiger in der 2. Bundesliga aufhorchen lassen, wir haben im DFB-Pokal für viel Furore gesorgt. 25.000 Zuschauer verfolgten im Schnitt unsere Heimspiele in der Red Bull Arena, im Pokal gegen Wolfsburg war unser Stadion zum ersten Mal ausverkauft. Auch im sechsten Jahr unserer Vereinsgeschichte haben wir gemeinsam wieder viel erreicht, und dafür möchten wir uns bei allen treuen Unterstützern, Partnern, aber ganz besonders bei unseren Fans bedanken. Und in der neuen Saison greifen wir wieder an. Das ist doch Musik in euren Ohren, oder? Deshalb widmen wir uns in dieser KLUB-Ausgabe ganz diesem Thema, haben uns unter anderem mit dem Leipziger Künstler LOT getroffen, die Red Bull Music Academy besucht und unserer Mannschaft auf ihren musikalischen Zahn gefühlt. Wir wünschen euch allen eine schöne Sommerpause! Und im Juli machen wir wieder gemeinsam Lärm für Leipzig, denn niemand kann eine Sinfonie alleine flöten. Es braucht ein Orchester, um sie zu spielen.

Illustration: Dietmar Kainrath

Eure KLUB-Redaktion

IMPRESSUM KLUB

Herausgeber & Redaktion RasenBallsport Leipzig GmbH, Neumarkt 29–33, D-04109 Leipzig Produktion Red Bull Media House GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Leiter Medien & Kommunikation Sharif Shoukry Chefredakteur Stephan Lochen Redaktion Christian Geidus, John Hennig, Anne Kunze, Anne Petzold, Daniel Traina Chef vom Dienst Christoph Rietner Textwart Lisa Blazek Ersatzbank Boro Petric Creative Director Dominik Uhl Fotochef Markus Kučera Linien(ein)richter Paul Stuefer Schiedsrichter Johann Fleißner Cover-Illu Paul Stuefer Bildagentur GEPA pictures, motivio Litho Clemens Ragotzky (Ltg.), Nenad Isailovic, Thomas Posvanc Schlussproduktion Matthias Zimmermann Druck Druck und Werte GmbH, Peterssteinweg 17, D-04107 Leipzig RB Leipzig Gegründet 19. Mai 2009 Stadion Red Bull Arena (44.345 Plätze) Web www.DieRotenBullen.com

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RUHE VOR DEM STURM

DER MOMENT, IN DEM DIE FANS DIE ROTEN BULLEN LAUTSTARK UND EUPHORISCH EMPFANGEN. DENKMÄLER, EKSTASE UND ZUSAMMENHALT. DIE BESTEN MOMENTE DER RÜCKRUNDE IN BILDERN.


Foto: motivio/Thomas Eisenhuth


Dynamisch, jung und wild. Dafür steht der Fußball der Roten Bullen. Gerade wenn das Flutlicht anging, entwickelte sich eine ganz spezielle Atmosphäre, und unsere Mannschaft stand regelrecht unter Strom. Vor allem am Montagabend. In allen sieben Montag-Spielen blieben wir unbesiegt, gegen Fortuna Düsseldorf trafen Yussuf Poulsen und Joshua Kimmich, die unser Spiel beispielhaft verkörpern, bei einem glänzenden 3:1.


Foto: motivio/Thomas Eisenhuth


Freudensprünge über eine gigantische Leistung! Beim Wings for Life World Run legten weltweit 73.360 Starter sagenhafte 1.059.529 Kilometer zurück – also mehr als die doppelte Entfernung von der Erde zum Mond. Unser Team Weltrenner Leipzig um Tim Lobinger und Terrence Boyd trug über 500 Kilometer dazu bei! Danke, dass ihr für all diejenigen, die nicht laufen können, eine solche Strecke geschafft habt!


Foto: Fortschritte Film



Foto: motivio/Florian Eisele

Die größte Unterstützung in der ganzen Saison waren natürlich wieder unsere überragenden Fans. Mehr als 500.000 Zuschauer strömten zu unseren Liga- und Pokalspielen. Gegen den VfL Wolfsburg war die Red Bull Arena mit 43.348 Besuchern zum ersten Mal in unserer Vereinsgeschichte ausverkauft. Auswärts reisten zum Beispiel über 2.000 Fans mit nach München und St. Pauli. Ihr seid Wahnsinn! Wir freuen uns auf die nächste Saison mit euch!



Foto: motivio/Thomas Eisenhuth

Der Moment, kurz nachdem Fußballgeschichte geschrieben wurde! Fabio Coltorti markierte im Heimspiel gegen den SV Darmstadt in der letzten Spielszene den entscheidenden 2:1-Siegtreffer für die Roten Bullen. Ekstase in der Red Bull Arena sowie unbändiger Jubel bei unseren Spielern, die Fabio noch minutenlang über den Platz trugen und feierten!



Foto: motivio/Florian Eisele

Zusammenhalt und Fokussierung! Dieses Bild ist ein Symbol f체r unsere Mannschaft und f체r uns als Verein. Die anvisierten Ziele gemeinsam anpacken. Zusammenstehen, auch dann, wenn es weniger gut l채uft. Als starke Einheit auftreten, um sich gegen alle Widerst채nde zu behaupten. Diese Moral werden wir auch in der neuen Saison immer wieder demonstrieren.


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BULLEVARD 2 0 1 5

SIE MÖGEN MUSIK NUR, WENN SIE LAUT IST.

ICH HÖRE WAS, WAS DU NICHT SIEHST Unterwegs gibt‘s bei

unseren Spielern stets etwas auf die Ohren. Sebastian Heidinger ist höchst interessiert, welchem musikalischen Höchstgenuss Daniel Frahn gerade lauscht. Im Stadion waren Kopfhörer vor den Spielen bei uns fast drei Jahre von den Spielerohren verbannt. Mittlerweile lebt diese Tradition aber langsam wieder auf …

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ZAHLENSPIELE AUFGESCHNAPPT! FUSSBALLER MÖGEN MUSIK UND MACHEN AUCH SEHR GERNE MUSIK. LEIDER …

„Da singen sie: ‚We are red, we are white, we are Danish Dynamite‘ – wir sind rote, wir sind weiße, wir sind dänische … äh …“ Fußballkommentator Heribert Faßbender scheitert an der Übersetzung des dänischen Fangesangs.

„Der Rasen sieht alt und gebraucht aus, irgendwie erinnert er mich an die Kleider der Kelly Family.“

Der Schweizer Fußballkommentator Bernard Thurnheer über den Zustand des Spielfeldes.

„Wenn wir Deutschen tanzen und nebenan tanzen Brasilianer, dann sieht das bei uns eben aus wie bei Kühlschränken.“ Berti Vogts beklagte sich über das fehlende Temperament und Taktgefühl seiner Landsleute.

„Ailton, demusile roter tempel tua au, schöne Frau – oh la la! Sympathman, Superstar.“

Eine Zeile aus Ailtons Hit „Ailton Sensation“ von 2002.

Foto: GEPA pictures/Roger Petzsche

„Ich möchte gern so falsch singen können wie der Toni Polster und trotzdem so viele CDs verkaufen.“

Andreas Herzogs Antwort auf die Frage, welche Eigenschaft er gern hätte.

„Das Vereinslied können wir nicht mehr singen. Bei uns sind zu viele Spieler im Stimmbruch.“ Bernhard Dietz als Trainer des MSV Duisburg über seine stark verjüngte Mannschaft. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

FRÜH DEUTSCHER MEISTER, SPÄTER LANGE UNAUFSTEIGBAR UND STETS BESTANDTEIL DES WICHTIGSTEN DEUTSCHEN DERBYS: GREUTHER FÜRTH

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Derbys zwischen Fürth und dem 1. FC Nürnberg gab es bislang. Fürth gewann 72 Partien, Nürnberg 137. Seit sechs Derbys ist Fürth ungeschlagen.

1924 5

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Die SpVgg Greuther Fürth hat sich in dieser Saison auf Platz zwei der ewigen Zweitliga-Tabelle verbessert, an Fortuna Köln vorbei, hinter Alemannia Aachen.

238

1903

reisten nur Spieler von Fürth (6) und Nürnberg (5) zu einem Länderspiel in die Niederlande. Die Rivalität war so groß, dass die zwei Mannschaftsblöcke zwar im gleichen Zug nach Amsterdam reisten, jedoch in getrennten Waggons.

ist in Fürth eine unbeliebte Zahl: Von 2001 bis 2009 beendeten die „Kleeblätter“ sieben von neun Spielzeiten als Tabellenfünfte und scheiterten jeweils knapp am Aufstieg.

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Mal Deutscher Meister (1914, 1926, 1929)

wurde der Verein als SpVgg Fürth am 23. September im Gasthaus Balzer gegründet.

Jahre alt war Fürths berühmtester Fan Henry Kissinger (geb. in Fürth), als er 2012 erstmals ein Spiel besuchte. Der Ex-US-Außenminister sah ein 0:2 gg. Schalke.

1996

schloss sich der TSV Vestenbergsgreuth der SpVgg Fürth an. Seitdem heißt der Verein SpVgg Greuther Fürth und hat das Kleeblatt und den Holzschuh im Wappen.

718

Minuten lang traf Greuther Fürth zwischen Oktober und April am Laubenweg nicht. Robert Žulj erlöste die Mittelfranken schließlich im Heimspiel gegen Braunschweig.

160

Minuten dauerte das Finale um die Meisterschaft 1914, wobei Karl Franz den 3:2-Siegtreffer gegen den VfB Leipzig in der sechsten Verlängerung erzielte.

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Fürth war 2012/13 das erste ErstligaTeam, dem im Laufe einer Saison kein einziger Heimsieg gelang und das 13 Heimspiele verlor.

Pflichtspiele bestritt Achim Beierlorzer Anfang der 1990er für den damaligen Landes- und Regionalligisten SpVgg Fürth, die letzte Saison unter seinem älteren Bruder Bertram, der Trainer war.

8 2:3

Sekunden dauerte es 2007, bis Benjamin Siegert vom SV Wehen Wiesbaden gegen die „Kleeblätter“ traf. Es war das schnellste Tor in der Ära des deutschen Profi-Fußballs.

verlor Fürth im Jahr 2000 das Finale um den DFB-Hallenpokal gegen M‘gladbach und gewann doch, weil Gladbachs Quido Lanzaat positiv auf THC, den Cannabis-Wirkstoff, getestet wurde.

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RED BULL TOURBUS DIE ROLLENDE BÜHNE KOMMT NACH LEIPZIG. DENN DER LEGENDÄRE RED BULL TOURBUS PARKT MITTE JUNI FÜR EINEN TAG IN UNSERER STADT.

Der Red Bull Tourbus ist seit jeher ein beinah mythischer Ort der Popkultur: Hier lebt der Rock ’n’ Roll. Das Besondere: Es handelt sich um einen liebevoll restaurierten MercedesBus aus dem Jahr 1969, bei dem das Dach in eine mobile Bühne verwandelt werden kann, auf der die Künstler dann ihre Konzerte spielen – sei es auf einem Festivalparkplatz oder in einer Fußgängerzone. Der originale Red Bull Tourbus macht auch in diesem Jahr in Leipzig Station und parkt im Rahmen der „Fête de la Musique“ am 21. Juni im Täubchenthal. Ab 14.00 Uhr werden Ferris MC, Vierkanttretlager und

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Herr Trüstedt & Herr Wiedermann die Bühne rocken. Zudem ist ein vierter Act geplant (stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest). Die erste Band, die vor neun Jahren auf das Tourbus-Dach kletterte, waren The Kilians. Es folgten namhafte Künstler und bekannte Bands wie Tomte, Kraftwerk, Casper, Fettes Brot, Macklemore & Ryan Lewis, Marteria oder Seeed. Mittlerweile zuckeln verschiedene Red Bull Tourbusse durch elf Länder – jeweils individuell eingerichtet, aber immer nach demselben Prinzip: unten Rockstar-Komfort, oben Rock ’n’ Roll-Bühne.

TE R LEIP MIN 21 ZIG AB . JUN I TÄU 14 UH BCH R ENT AL

Line-up: Ferris MC Vierkanttretlager Herr Trüstedt & Herr Wiedermann Zeitplan: 14.00 – 22.00 Uhr: Red Bull Tourbus ab 22.00 Uhr: Aftershow-Party mit Monkey Safari D I E R OT E N B U L L E N .C O M


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RANI KHEDIRA RÜCKENNUMMER: 6 ALTER: 21 JAHRE GRÖSSE: 188 cm GEWICHT: 84 kg SCHUHGRÖSSE: 44,5

15.727 FOLLOWER AUF INSTAGRAM

12 483 KM 90 TRAINER

IN SEINER VEREINSLAUFBAHN

BIS IN SEINE HEIMAT OEFFINGEN

TAGE VERLETZT PAUSIERT JUNIORENLÄNDERSPIELE

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Fotos: Barbara Oizmud/Red Bull Content Pool, www.kaessmannphotography.com

WAR SEINE ABSCHLUSSNOTE IN MUSIK

89,5 1

0

1.213

TITEL BEI ITUNES GEKAUFT

PLATZVERWEISE IN SEINER BISHERIGEN KARRIERE

211 PS HAT SEIN VW-TIGUAN

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PARTIEN FÜR RB LEIPZIG

94.379

FANS WAREN BEIM SPIEL UM PLATZ 3 DER U17-

WM 2011 IN MEXIKO IM STADION

ERSTLIGASPIELE FÜR STUTTGART

1

100 PAAR FUSSBALLSCHUHE SPENDETE ER NACH ERITREA

2

SONGS KANN ER AUF DER AUTO FAHRT IN DIE HEIMAT HÖREN

56 6:2

ENDETE SEIN BUNDESLIGADEBÜT AM 1. SEPTEMBER 2013 LIVE-KONZERTE BESUCHT (CRO, CASPER, 2 MAL BUSHIDO)

TAGE SING-PROBE FÜR DIE WEIHNACHTSFEIER

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TREFFER ALS FUSSBALL-PROFI

PROZENT SEINER ZWEIKÄMPFE GEWINNT ER IM SCHNITT PRO SPIEL

IST DIE FREQUENZ SEINES LIEBLINGSSENDERS BIG FM MAL MUSSTE ER BEI RB LEIPZIG LIVE VORSINGEN

9

4

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GESAMMELTE 1-CENT-MÜNZEN

2

BRÜDER, DIE SELBST FUSSBALL SPIELEN Stand: 12. Mai


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1:24 USA

1:07 Tunesien

1:35

Frankreich

2:02 Ungarn

3:09 Peru 9 1:0 eiz w Sch

1:48 Italien

1:52 Kroatien

1:1 Ös 9 ter rei c

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1:14 chland Deuts

• Die Nationalhymne Spaniens ist eine der wenigen ohne Text. • Die Griechen hingegen kommen mit 158 (!) Strophen auf die mit Abstand längste Hymne.

2:19 Brasilien

Schw 1:12 eden

RB Leipzig setzt auf Vielfalt. Gleich 15 Nationalitäten sind in unserem Kader vertreten. Die Wurzeln der Spieler reichen auf fünf Kontinente zurück. Würde man die dazugehörigen Nationalhymnen hintereinander abspielen, wären das knapp 23 Minuten musikalische Untermalung zu offiziellen Anlässen. Besonders ausgedehnt könnte unser Peruaner Yordy Reyna seine Landeshymne feiern. Das Stück „Wir sind frei, lasst uns so für immer bleiben“ dauert 3 Minuten und 9 Sekunden.

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27 SPIELER. 15 VERSCHIEDENE LÄNDER. 1.373 SEKUNDEN NATIONALHYMNEN.

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LÄNDERLIEDER

1:30 Spanien

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KICK IT LIKE …

„Wenn du mit dem Rücken zum Gegenspieler stehst, kannst du den Ball anlupfen, kurz jonglieren und mit dem Außenrist schnell rechts oder links an ihm vorbeilegen.“

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TORHYMNEN DIE ROTEN BULLEN FÜHLEN SICH HÖRBAR GUT BEI EINEM TOR. INTERESSANT, WAS DIE KONKURRENZ NACH HEIMTOREN INS STADIONRUND SCHMETTERT.

„Come On“ – Sweety Glitter

„Wild Thing“ – The Troggs

„Ouvertüre zu „Carmen“ – Georges Bizet

„Das ist der Moment“ – Die Toten Hosen

„We’re Not Gonna Take It“ – Twisted Sister „Esellied“ – Volxrock „Maria (I Like It Loud)“ – Scooter

„Auf uns“ – Andreas Bourani „Immer wieder (Wismut) Aue“*

„Tor! Lilien Vor“*

„Better Off Alone“ – Alice Deejay „Kleeblatt Fürth“*

„Song 2“ – Blur

„I Feel Good“ – James Brown

„Can-Can“ – Jacques Offenbach

„Auf dr Schwäbsche Eisebahne“ – Äffle und Pferdle

Aktuell keine Hymnen.

*Eigenkreationen

Fotos: motivio/Florian Eisele

MIT SEINEN SCHNELLEN UND WENDIGEN BEWEGUNGEN WUSELT YORDY REYNA DURCH DIE GEGNERISCHE DEFENSIVE – UND DAFÜR HAT UNSER KLEINER PERUANER EINEN SPEZIELLEN DOPPELTRICK PARAT.

„Sollte dann schon der nächste Gegner lauern, lässt du ihn einfach mit einem Übersteiger stehen. Täusche eine Bewegung nach rechts, dann nach links an, bevor du tatsächlich nach rechts dribbelst und vorbeiziehst.“ D I E R OT E N B U L L E N .C O M

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INTERN:

DJ TEIGL UND SEINE MASTER-PLAYLIST GEORG TEIGL SORGT IN DER KABINE FÜR DEN OPTIMALEN SOUND UND LIEFERT SEINEN MITSPIELERN TÄGLICH DIE PASSENDE PORTION MUSIK. „Natürlich muss ich keine CDs mehr wechseln oder Kassetten einlegen. Ich stöpsele einfach mein Handy an unsere Anlage an und spiele meine Playlist ab. Grundsätzlich läuft viel Hip-Hop und Rap in unserer Kabine. Rockmusik hören wir eher weniger. Selbstverständlich wird nicht nur meine Auswahl gespielt. Auch andere können ihre Handys oder ihre iPods anschließen – bei uns darf sich jeder musikalisch austoben. Nur ‚Atemlos‘ von Helene Fischer steht mittlerweile auf dem Index. Das Lied wurde einfach überstrapaziert, vor allem von unserem ehemaligen Mitspieler Tobias Willers.“

Closer See You Again The Nights On My Way/Something New Reisedrang/Tag & Nacht What’s Goes? If You’re Reading This It’s Too Late Levanta e Anda Break Bread/Let ’Em Know Younger (Kygo Remix) Bad Chick/Traum

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Kings of Leon Wiz Khalifa Avicii Axwell Ingrosso Pischinger & Dermota Die Orsons Drake Emicida Bryson Tiller Seinabo Sey Cro

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Run Boyd Run Woodkid

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November Reyna Guns N’ Roses

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Nothing Comppers to You Sinéad O’Connor

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Along Comes Damari Bloodhound Gang

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Junge Die Ärzte

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I Predict a Riot Kaiser Chiefs

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Zsolt Digger Kanye West

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NEU

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Ante Ante Bonaparte

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Moskau Dschinghis Frahn

NEU

Yussi the Trouble with Me Barry White

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Relax Franke Goes to Hollywood

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Heidi Gitti und Erika

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Dähnen lügen nicht Otto Waalkes

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Shut Up and Sleep with Me Sin with Sebastian

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SPIELER

CHARTS

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Torjägerliste? Sünderkartei? Bei den Roten Bullen gibt es nicht nur Tabellen mit Fußballstatistiken. Denn der Ton macht die Musik. Jeden Monat erscheinen die RBL-Charts mit Songs von und über unsere Spieler …

TÖNE TREFFEN TORE 20. APRIL, SÄCHSISCHE KAPELLMEISTERSCHAFT IM RBL-TRAININGSZENTRUM, GEWANDHAUS LEIPZIG – STAATSKAPELLE DRESDEN

Fotos: motivio/Florian Eisele, picturedesk.com, RB Leipzig

Von Beginn an versuchten beide Ensembles ihren Rhythmus zu finden. Sie machten vor allem viel Tempo über die Flügel und setzten immer wieder gute Akzente nach vorne. Jedoch hatte das Defensiv-Quartett auf beiden Saiten meist tutti im Griff. Nach einem kurzen Intermezzo versuchten beide Teams in Halbzeit zwei den Takt anzugeben und hatten jeweils gute Offensiv-Sequenzen. Es folgte ein Solo aufs andere, und es wurden alle Register gezogen. Am Ende trennten sich die beiden Teams harmonisch 1:1 (0:0).

IM KURZEN

ECK

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Der letzte Tag im Paradies! Unser Sicherheitsbeauftragter Uwe Matthias ist ein Mann des Gesetzes – und glühender Andrea-Berg-Fan. Normalerweise hält sich der 66-Jährige strikt an die Verkehrsordnung, selbst wenn er im PS-starken Porsche-Dienstwagen unterwegs ist. Ausnahme: Nach dem Besuch eines Konzerts der Schlagersängerin. Völlig überwältigt von der Show, drehte Uwe das Radio mit seinem Lieblingssong „Der letzte Tag im Paradies“ und den Porsche-Motor voll auf – er brauste in den bekanntesten Blitzer der Stadt vor der Oper und kassierte eine saftige Geldstrafe.

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#MUSIK UNSERE SPIELER HABEN RHYTHMUS IM BLUT – DAS VERSPRECHEN ZUMINDEST IHRE TWITTER-KÜRZEL UND LASSEN DIE EIN ODER ANDERE MUSIKALISCHE BEGABUNG ERAHNEN …

#TB18 Ein Ver-

stärker, um ordentlich aufzudrehen.

kanische Trommel für den passenden Rhythmus.

1.500 TONNEN SAND AUF SECHS BEACHCOURTS Das Volleyball-Turnier „Sachsen Beach“ geht vom 22. bis 27. Juli in die siebte Runde. Das Besondere: Geschmettert wird auf dem Augustusplatz – zwischen Oper, Gewandhaus und Paulinerkirche. Insgesamt werden 24 Turniere in den Kategorien Schüler/Studenten, Freizeitsportler, ambitionierte Beacher, Firmen und Profis ausgetragen. Bereits letztes Jahr lockte das Event über 10.000 Zuschauer an. ERSTKLASSIGER KLANG, EDLES DESIGN Holz liegt voll im Trend – so auch die Kopfhörer von „Marley“, die durch ihr extravagantes, aber schlichtes Holzdesign bestechen. Ohrfreundlich: Die speziell entwickelten On-Ear-Kopfhörer sorgen auch bei langen Musiksessions für außergewöhnlichen Komfort.

#AJ3 Drumsticks für den richtigen Wirbel. #TD27 Eine afri-

KOPFKICK

#HE5 Dieser

Kopfhörer liefert den perfekten Klang auf die Ohren.

#DD31 Mit diesem Plattenspieler seid ihr immer gut aufgelegt.

#EF12 Eine Akustik-Gitarre für gemütliche Lagerfeuer-Abende.

BUNT, SPASSIG, EINFACH ZU BEDIENEN! Polaroid hat mit dem Polaroid Cube eine bunte, kleinformatige Full-HD-Action-Kamera (6 Megapixel) auf den Markt gebracht, die mit nur 35 Millimetern Kantenlänge einen großen Vorteil hat: Der Outdoor-taugliche Würfel lässt sich nahezu überall anbringen, leicht tragen und kann dank des integrierten Magneten an jeder geeigneten Oberfläche befestigt werden. Zusätzlich gibt es diverse Halterungen – etwa für euren Fahrradlenker oder Motorradhelm. IHR WOLLT SURFEN, ABER KEINE WELLEN SIND IN SICHT? Dann rauf aufs Skimboard! Das flache Brett am Strand einfach ins Wasser werfen, draufspringen, und ab geht die Post. Neu: Das Brett gibt es jetzt auch als sogenannten Surfskimmer. Eine montierte Lenkstange erleichtert das Fahren, womit das Ding perfekt für Anfänger geeignet ist. Das Maximalgewicht des Fahrers darf allerdings maximal 75 Kilogramm betragen.

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SINGENDE FUSSBALLER FC BAYERN

SPORTFREUNDE STILLER

2004

GUTE FREUNDE KANN NIEMAND TRENNEN

1966

FRANZ BECKENBAUER

LUKAS PODOLSKI FEAT. BRINGS

HALLELUJA ALEXI LALAS ROCK COMPILATION

GINGER 1998

GERD MÜLLER

1974

2012 1. FC KÖLN

FAR FROM CLOSE 2008

HSV 1979

HEAD OVER HEELS IN LOVE

KEVIN KEEGAN

DANN MACHT ES BUMM

FC BAYERN

HSV 1980

MAMA CALYPSO

TONI POLSTER

TONI, LASS ES POLSTERN

2013 DANTE

JIMMY HARTWIG

UND POKAL AUCH

1997 // 1. FC KÖLN

FC BAYERN

SING WHEN YOU’RE WINNING

CARSTEN RAMELOW – BAYER LEVERKUSEN – 2005

MESUT ÖZIL FEAT. JAN DELAY LARGE (2010)

Fotos: PR

BLACK METAL | DEATH METAL

HARDCORE TECHNO | GABBER

TRANCE | DRUM & BASS | HAPPY HARDCORE | HARDCORE

DUBSTEP | FUTURE POP

HOUSE | GARAGE | DISCOHOUSE

TRIBAL HOUSE

ACID JAZZ

HIPHOP | RAP | TRIPHOP

CHILLOUT | JAZZ | NEW AGE

TANZ-GEBEAT

Beat dir deinen Musikstil. Von Chillout bis Death Metal, in der Musikwelt gibt es mittlerweile zahllose Genres – und jedes hat seine eigene Geschwindigkeit. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

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BALLGEFLÜSTER

„AUF DEM PLATZ SPIELT DIE MUSIK“ – DENKSTE! IMMER WIEDER GEBEN FUSSBALLER AUCH AM MIKROFON DEN TON AN UND PRODUZIEREN DAMIT REIHENWEISE NUMMER-1-HITS!

ICH, ROQUE

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EINGEFLEISCHTE FUSSBALLFANS FLÜSTERN MIT DEM RASEN UND SPRECHEN MIT DEM BALL. IN DIESEN DREI HÖRBÜCHERN ANTWORTET DAS RUNDE LEDER NUN AUCH. 5 JAHRZEHNTE FUSSBALL IM ORIGINALTON Leidenschaft. Emotionen. Begeisterung. All das vereint das Hörspiel „5 Jahrzehnte Fußball im Originalton“! Martin Maria Schwarz, Redakteur des Hessischen Rundfunks, verbindet gekonnt eine Auswahl von Kommentaren und lässt so alle Höhe- und Tiefpunkte des deutschen Fußballs der 50er bis 90er Jahre wieder lebendig werden. Gänsehautverdächtig sind vor allem die Jubelschreie der Reporter zu legendären Toren. DIE DREI ??? – FUSSBALLFIEBER (FOLGE 123) Die drei ??? gehören zu den erfolgreichsten deutschen Hörspielreihen. In der Folge „Fußballfieber“ trainiert Sport-Ass Peter für die Meisterschaften im Schulfußball, als ihn der junge Emiliano um Hilfe bittet. Emilianos abergläubische Großeltern werden mit „todbringenden“ Gegenständen tyrannisiert. Als die drei ??? herausfinden, dass Emiliano der begabte Nachwuchskicker „El Torbelino“ ist, kommen sie dem Täter auf die Schliche. FRITZ WALTER. ZAUBERER AM BALL Fritz Walter (1920 – 2002), eines der größten Idole des deutschen Fußballs! Als Kapitän führte er die Nationalmannschaft etwa zum Weltmeistertitel 1954. Das Hörbuch „Zauberer am Ball“ vereint interessante Beiträge und Gespräche seiner Weggefährten von 1954 bis 2002 und gibt bewegende Einblicke in das Leben des Denkers und Lenkers des „Wunders von Bern“.

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EINSTIEGS-PLATTEN SCHON ALS KIND WIRD MAN MUSIKALISCH GEPRÄGT. MIT DIESEN CDS SIND UNSERE SPIELER IN DIE MUSIKWELT EINGESTIEGEN. MÖGLICHE LANGZEITFOLGEN DER ERSTEN PLATTE SIND UNS ABER NICHT BEKANNT.

Stefan Hierländer

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Anthony Jung

Marvin Compper

Ante Rebić

Dominik Kaiser

Fabio Coltorti

Henrik Ernst

Lukas Klostermann

Georg Teigl

Benjamin Bellot

Yussuf Poulsen

Terrence Boyd

Emil Forsberg

Diego Demme

Niklas Hoheneder D I E R OT E N B U L L E N .C O M


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SHIRT-STORM ECHTE LIEBE ODER JUGENDSÜNDE? EGAL. FÜNF ROTE BULLEN VERRIETEN, WELCHE BANDSHIRTS IN IHREM SCHRANK LAGERN.

Die Toten Hosen Tim Sebastian Kollegah Anthony Jung

Axwell Ingrosso Henrik Ernst Keith Richards Niklas Hoheneder

Kraftklub Benjamin Bellot

PLAYLIST RED BULL ARENA

Fotos: motivio/Florian Eisele, Picture Point

VORPROGRAMM 1. Hayden James – Something About You 2. Only Real – Cadillac Girl 3. The Naked and Famous – Hearts Like Ours 4. Kate Boy – The Way We Are 5. Kygo – Firestone ft. Conrad 6. King – Years & Years 7. Robin Schulz – Headlights feat. Ilsey 8. Felix Jaehn – Ain’t Nobody ft. Jasmine Thompson 9. Martin Solveig feat. GTA – Intoxicated 10. Pitto – Fly like a Bird

HALBZEIT 1. U3000 – Galaxie 2. Awolnation – Hollow Moon 3. Major Lazer & DJ Snake – Lean On 4. Childhood – Falls Away

PL SPI AYLIS E T SV L GEG VOM EN DA R D 24. M APR STAD EN IL 2 015 T

NACH ABPFIFF 1. Tove Lo – Habits (Stay High) ft. Hippie Sabotage 2. Nick Klein – Paralyzed 3. Wiz Khalifa – See You Again ft. Charlie Puth 4. Chet Faker – 1998

COUNTDOWN 1. Nervo – We’re All No One feat. Afrojack, Steve Aoki 2. Die Orsons – Schwung in die Kiste 3. Martin Garrix feat. Usher – ‚Don’t Look Down‘ (Towel Boy) 4. Disclosure – White Noise ft. AlunaGeorge 5. Olly Murs feat. Travie McCoy – Wrapped Up 6. Philip George – Wish You Were Mine 7. Madcon – Don’t Worry feat. Ray Dalton 8. Flo Rida – GDFR ft. Sage The Gemini and Lookas 9. Mark Forster – Flash mich 10. LOT – Ich schlag mich durch

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BACH IN SNEAKERS

DIE FLYING STEPS BRINGEN BREAKDANCE IN DIE OPER UND BAROCKMUSIK IN DIE STRASSENKULTUR. EIN CULTURE CLASH, DER DEN GESCHMACK VON JUNG UND ALT VEREINT. IM MAI AUCH IM LEIPZIGER GEWANDHAUS. PaRTiTuR

Foto: dirk mathesius/Red Bull Content Pool; Partitur: Bärenreiter-Verlag Karl Vötterle gmbh & Co. Kg, Kassel

TER LEIPMINE 24. ZIG 21 && 25. M 18 U AI HR

Headspin in c-Moll – mit Originalanmerkungen von Vartan Bassil und Christoph Hagel. Die Moves der Flying Steps fügen sich wie lebendige Noten in die Partitur von Johann Sebastian Bach. Ihre Tanzschritte sind präzise auf die Musik des Meisters abgestimmt.

www.redbullfl yingbach.de

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USIK ALISC M H E

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Foto: Wilhelm Westergren/Red Bull Content Pool

Trainer Fabio (a) Capello

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Erste Geige

Zweite Geige

Timo Horn Jorrit Hendrix Aaron Lennon Lukas Hinterseer Ibrahim Tanko Andres Oper Christopher Samba Rigobert Song Mozart Santos Batista Júnior Felipe Santana Wilfried Kanon

Walter Baß Christopher Bieber Klaus Fischer Sandro Wagner Jörg Bach Christian Hayden John-Patrick Strauß Christian Weber Felix Platte Pierre Becken Massimilian Porcello

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LOT FEAT. TIM UND BENNY MUSIKER TRIFFT PROFI-FUSSBALLER. LOTHAR ROBERT HANSEN VON LOT TRIFFT TIM SEBASTIAN UND BENNY BELLOT.

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usiker und Sportler haben vieles gemeinsam: Sie werden auf der Straße erkannt, bespielen große Bühnen, sind viel unterwegs und leben im Grunde ihren Traum. Zeit, beide Seiten an einen Tisch zu bringen. Deshalb trafen sich unsere gebürtigen Leipziger Tim Sebastian und Benjamin Bellot mit Lothar Robert Hansen, dem Sänger der Leipziger Band LOT. Sie sprachen über die Vorzüge und Schattenseiten ihrer Karrieren, über Fans, Druck und Privatsphäre.

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»WEIL ICH SCHLECHT DARIN BIN, FREMDE LIEDER NACHZUSINGEN, WAR ICH GEZWUNGEN, MEINE EIGENEN TEXTE ZU SCHREIBEN.« LOT über seinen Weg zum Texten von Liedsongs

Foto: motivio/Florian Eisele

Lothar, Respekt – du kommst mit dem Rad zu unserem Interview. Reine Demonstration, oder hast du einen sportlichen Lebensstil? LOT: Radfahren kann zumindest nicht schaden, und ich bin in Leipzig so definitiv schneller unterwegs. Als sportlich würde ich meinen Lebensstil nicht bezeichnen. Man tut halt, was man kann (lacht). Und um der Frage gleich vorwegzugreifen: Meine Fußball-Vergangenheit ist schnell erzählt. Ich habe nur in der Schule gekickt und in meiner ganzen Schulhof-Karriere auch nur ein Tor geschossen. Benny: Immerhin. Für mich als Torhüter wäre das ein ziemlich guter Wert! LOT: Aber auf dem Schulhof war der Torhüter nicht gerade das Top-Talent. Ich muss gestehen, dass ich ziemlich häufig im Tor stehen musste. Wenn es darum ging, Spieler in sein Team zu wählen, wurde ich immer als einer der Letzten ausgesucht und dann als Torwart bestimmt. Und ehrlich gesagt war das auch in Ordnung so – ich war einfach schlecht! Dafür hattest du andere Qualitäten. Du sollst bereits mit sechs Jahren am Klavier gesessen und in die Tasten gehauen haben? LOT: Ja, besonders mein Vater war da unglaublich hinterher. Er selbst hat ein großes Faible für klassische Musik. Ich habe mit sechs Jahren auch schon in einem Chor gesungen. Das Musizieren war in meiner Kindheit nahe Frankfurt immer ein wichtiger Bestandteil. Meine Schwester war sogar an einem Konservatorium und hatte schon mit 16 Jahren eine Ausbildung in klassischer Musik komplett abgeschlossen. Heute greife ich eher wieder auf das Klavier zurück, spiele aber nicht nach Noten, sondern einfach drauflos. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Wann und warum hat es dich nach Leipzig verschlagen? LOT: Das war während meiner Zivildienstzeit in einer Nervenheilanstalt. Mein Bruder studierte in Leipzig, und es interessierte mich, was er hier so treibt. Leipzig hat es mir dann relativ schnell angetan. Ich habe mich in die Stadt verliebt und mich nach meinem Zivi an der Uni für Germanistik eingeschrieben. Das war vielleicht etwas voreilig, denn schon drei Wochen nach dem Semesterstart habe ich gemerkt, dass Germanistik nicht unbedingt meins ist. Aber die Hauptsache für mich war, in Leipzig zu sein. Zu dem Zeitpunkt hast du schon eigene Songtexte geschrieben! LOT: Ja, das stimmt. Damit habe ich schon mit 14 oder 15 Jahren angefangen. Das Klavier war eigentlich gar nicht meine erste Wahl unter den Instrumenten. Also habe ich mir die Gitarre meines Bruders geschnappt – die bei ihm sowieso nur rumlag – und darauf rumgeklimpert. Da das ohne Text ziemlich langweilig war, habe ich angefangen, dazu zu singen. Weil ich aber schlecht darin bin, fremde Lieder nachzusingen, war ich in gewisser Weise gezwungen, meine eigenen Texte zu schreiben. Meine ersten Songtexte sind jedoch nicht aus der Intention heraus entstanden, Popstar zu werden. Tim: Aber war es ein Ziel von dir, mal als Sänger auf der Bühne zu stehen? LOT: Nein, ich wollte einfach nur Musik machen. Richtig produktiver Kram kam dabei anfangs nur selten heraus. Aber das ist auch nicht entscheidend. Es ist doch bei allem so – egal ob du Fußball spielst, Musik machst oder malst –: Zunächst ist wichtig, dass es

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»ÜBERALL, WO DIE FANS UNS SEHEN WOLLEN UND LAUTSTARK ANFEUERN, KITZELT DAS ZUSÄTZLICHE PROZENTE MOTIVATION HERAUS.« Tim Sebastian über einen Bonus-Antrieb als Sportler

dir Spaß macht. Das war für mich damals die wichtigste Frage. Und hätte ich diese verneint, hätte ich das Vorhaben direkt wieder abgebrochen. Aus dem Spaß an der Musik ist dann doch eine Karriere geworden. Tim, Benny – der Spaß ist doch auch im Sport die Basis für den Erfolg, oder? Tim: Logisch! Das ist genau die Frage, die wir uns immer wieder stellen müssen: Macht das Training noch genauso Spaß wie am Anfang? Brenne ich noch immer dafür, jeden Tag auf dem Platz zu stehen? Solange ich diese Frage klar mit Ja beantworten kann, bin ich absolut richtig bei dem, was ich tue. Einen zusätzlichen Antrieb gibt mir dann das Spielen vor einem großen Publikum. Überall, wo die Fans einen sehen wollen und lautstark anfeuern, kitzelt das zusätzliche zehn Prozent Motivation aus mir heraus, denn ich muss zugeben, dass ich schon meine Schwierigkeiten hatte, als wir vor einigen Jahren in der Regionalliga auswärts vor 50 oder weniger Leuten gespielt haben. LOT: 50 Zuschauer gehen ja aus meiner Sicht noch. Richtig kritisch wird es, wenn du Konzerte spielst, bei denen mehr Künstler auf der Bühne stehen als Menschen im Publikum. Das hat es bei uns auch schon gegeben. (Alle lachen.) Was ich mich in dem Zusammenhang schon häufig gefragt habe: Wie ist es, Fußball zu spielen, wenn ein ganzes Stadion etwas erwartet und so ein enormer Leistungsdruck auf euch lastet? Tim: Damit lernen wir umzugehen. Fakt ist, dass du so viel trainieren kannst, wie du willst, aber du kannst dich nicht auf jedes

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Szenario in einem Spiel vorbereiten. Du kannst zwar alles geben, aber trotzdem kann es sein, dass Fehler passieren oder es einfach nicht reicht. Zumal es ja auch immer einen Gegner gibt. Doch das ist bei deinen Auftritten sicher ähnlich, nicht? LOT: Absolut! Vor kurzem haben die Techniker beim Aufbau vor einem Konzert einen der Künstler-Monitore vertauscht. Ich habe dann das gehört, was der Gitarrist hätte hören müssen, und umgekehrt. Am Ende mussten wir das Konzert irgendwie durchziehen, auch wenn wir so gut wie gar nicht mitbekommen haben, was wir da auf der Bühne fabrizieren. Tim: In solchen Situationen muss man improvisieren – auch auf dem Rasen. Bei mir läuft in diesen Momenten oft ein Automatismus ab. Ich weiß dann, welchen Plan ich habe und dass ich ihn irgendwie durchziehen muss. Auch wenn die Umstände absolut anders sind als vorher gedacht. Andererseits machen gerade solche Situationen unseren Job auch besonders. Und im Nachhinein freut man sich umso mehr, wenn man die Herausforderung auch ohne den vorherigen Plan gemeistert hat. Benny: Pläne sind eben Theorien, und ein Fußballspiel ist unberechenbar. Deshalb bin ich vor jedem Spiel mega angespannt. Ein Konzert ist dahingehend sicher planbarer, weil ihr die Abläufe konkret festlegen könnt und keinen Gegner habt. Wie fühlst du dich eigentlich, kurz bevor du die Bühne betrittst? LOT: Ehrlich gesagt bin ich fünf Minuten vor einem Auftritt recht ungenießbar. Ich fühle mich müde, muss aufs Klo, hab Hunger. Früher hatte ich einen strukturierten Ablauf, bevor es losging, mittlerweile ist es jedoch ziemlich chaotisch geworden. Vor allem, wenn wir auf Tour sind, gibt es viele Zwischenfälle, die einen geregelten Ablauf erschweren. Stichwort Tour. Wie viele Tage im Jahr seid ihr mit dem Tourbus unterwegs? LOT: Wir haben das vor kurzem erst ausgerechnet: Wir sind in diesem Jahr bis jetzt auf etwa 60 Tage gekommen, in vier Monaten – also zwei von vier Wochen im Monat. Doch da erzähle ich euch sicher nichts Unbekanntes. Tim: Wir wissen zumindest, was es bedeutet, unterwegs zu sein. Aber es sind schon deutlich weniger Tage. Im Winter und Sommer sind wir meist jeweils eine bis zwei Wochen im Trainingslager – das ist die härteste Zeit. Sportlich, aber auch mental. Hinzu kommen

LOT live: KuRT-Festival: Reutlingen, 16. Juli Stuttgart-Festival: Stuttgart, 25. Juli Emden geht Post-Festival: Emden, 24. Oktober

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Foto: motivio/Florian Eisele

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Tischtennisspielen nutzt LOT, um vom K端nstleralltag abzuschalten. F端r unsere Spieler war das Duell an der Platte eine gelungene Abwechslung.

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Entspannt diskutieren LOT, Tim Sebastian und Benjamin Bellot im Café „Bau Bau“ am Clara-Zetkin-Park über die Gemeinsamkeiten von Sport und Musik und duellieren sich anschließend im Tischtennis.

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noch die Auswärtspartien. Bei größeren Entfernungen kommt ein zusätzlicher An- und eventuell ein weiterer Abreisetag dazu. Länger als drei Tage am Stück sind wir im Regelfall aber nicht von zu Hause weg. LOT: Und wie schaut das bei den Auswärtsreisen nach einem Spiel mit der Abendgestaltung aus? Benny: Unterschiedlich. Manchmal sind wir alle zusammen unterwegs, manchmal in Gruppen. Einige brauchen eher Zeit für sich selbst. Es kommt logischerweise auch immer auf den Ausgang des Spiels an. Wenn wir gewonnen haben, sind die Chance und die Lust natürlich größer, danach noch zusammen rumzuhängen. LOT: Das geht uns genauso! Wenn wir sozusagen verloren haben – also wenn sich das Publikum absolut nicht für uns begeistert oder interessiert hat –, sitzen wir später auch im Hotel und haben wenig Motivation, noch loszuziehen. Wenn wir jedoch „gewinnen“, etwa als Vorband, die für ein Publikum spielt, das nicht unseretwegen gekommen ist, nach dem Kurzauftritt aber eine Zugabe verlangt – dann hält uns abends nichts mehr in unseren Hotelzimmern!

Fotos: motivio/Florian Eisele

Was für Leute besuchen eigentlich eure Konzerte? LOT: Auf unserer letzten Tour habe ich gemerkt, dass wir ein breit gefächertes Publikum haben. Letztens meinte ein Konzertbesucher zu mir, dass er mit 40 sicher einer der ältesten Besucher auf unserer Show sei. Diese Frage konnte ich direkt verneinen, und ich habe ihm gesagt, dass er hier genau richtig ist, denn unsere Konzerte besuchen neugierige Zwanzigjährige, aber auch etablierte Mittvierziger. Ich bin ja mittlerweile auch 30 Jahre alt. Aber Musik ist zeitlos. Paul McCartney hat aktuell wieder einen Hit, Die Toten Hosen treffen seit nunmehr 30 Jahren den Nerv der Zeit. Das ist für euch Fußballer im Profigeschäft weitaus schwerer, oder? Tim: Bei uns Sportlern hängt natürlich alles mit der körperlichen Fitness zusammen, und die lässt ab Mitte 30 einfach nach. Gewisse Sprints kann ich ab einem bestimmten Alter nicht mehr in dem Maß anziehen, wie ich es noch als junger Athlet konnte. Als junger Spieler blendet man die Gedanken daran noch aus. Als ich mit 26 nach Leipzig kam, hab ich mich erstmals intensiv mit der Thematik beschäftigt und beschlossen, mich auch über den Fußball hinaus zu orientieren und neben der Karriere zu studieren. Das wiederum hat mich ruhiger schlafen und wieder mehr auf den Fußball konzentrieren lassen. Benny: Wir Torhüter können meist etwas länger spielen, einfach weil wir in Sachen Schnelligkeit und Ausdauer nicht ganz so gefordert sind wie Feldspieler. Außerdem kann man als Torwart mit seiner Erfahrung einige körperliche Defizite ausgleichen. Trotzdem erarbeite ich mir bereits ein zweites Standbein und studiere nebenbei Sportmanagement. Machst du neben deiner Musik noch etwas anderes? LOT: Als ich nach Leipzig gekommen bin, habe ich neben meinem Studium Flyer verteilt. Aber da haben mir abends ständig die Füße wehgetan. Ich kam dann auf den Trichter, als Musiker vielleicht D I E R OT E N B U L L E N .C O M

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»ALS TORHÜTER KANN ICH LÄNGER SPIELEN ALS FELDSPIELER. DOCH ICH ERARBEITE MIR BEREITS EIN ZWEITES STANDBEIN UND STUDIERE SPORTMANAGEMENT.« Benjamin Bellot über die Karriere nach der Karriere

lieber mit Musikunterricht mein Geld zu verdienen. Das war einfach cooler. Zumindest cooler, als Flyer zu verteilen. Also habe ich Klavierunterricht gegeben, zudem zwei Chöre geleitet. Das war schon eine außergewöhnliche Zeit, weil ich teilweise parallel noch in 16 (!) Bands gespielt habe. Aktuell liegt mein Fokus aber komplett auf der Musik. Ihr geht alle drei euren Traumjobs nach. Haben die aber auch Schattenseiten? Tim: Natürlich gibt es Dinge, die einen stören oder an die man sich gewöhnen muss. Freie Wochenenden gibt es für uns Fußballer beispielsweise so gut wie nie. Und für jeden, der eine eigene Familie hat, kann das natürlich zu einem großen Problem werden. LOT: Das kenne ich auch. Ich gehe arbeiten, wenn viele Menschen, die eine geregelte Arbeitswoche haben, nach Hause kommen. Benny: Mir passiert es manchmal sogar, dass ich den Rhythmus für die Wochentage aus den Augen verliere. In gewisser Weise leben wir mit unseren Trainings- und Spielzeiten auch etwas versetzt zum „Normalturnus“ der arbeitenden Bevölkerung. Wirkt sich der unterschiedliche Arbeitsrhythmus auf das Privatleben aus? Tim: Auf jeden Fall. Ich merke das ganz extrem im Freundeskreis. Zu meiner Zeit in Rostock haben wir uns oft in einer Männerrunde getroffen. Ich bin dann nach dem Training immer dazugestoßen. Das hat aber irgendwann nachgelassen, weil es auf Dauer schwierig ist, solche Treffen neben dem Profisport regelmäßig wahrzunehmen.

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»ICH ÜBERLEGE, OB ICH EINEN BLOG ÜBER DIE LEIPZIGER MUSIKSZENE ZU SCHREIBEN BEGINNE, DENN IN LEIPZIG SEHE ICH EIN RIESIGES POTENTIAL.« LOT über weitere Projekte

Die Planung ist bei uns fast nur noch spontan möglich. Aber dieses Spontane und teils Unvorhersehbare hat auch seine Vorzüge. Inwiefern? Tim: Weil wir in keinen Arbeitstrott kommen, der schnell dazu führen kann, dass man von seiner Arbeit gelangweilt ist. Das ist im Fußball nahezu unmöglich. LOT: Ich zitiere da gern eine Zeile aus einem HipHop-Song: „Wir haben nie das getan, was wir nicht gerne tun.“ Das ist in gewisser Weise auch mein Ansatz. Nach meinem Kurzintermezzo als Germanistik-Student habe ich mich ans Lehramt herangewagt. Geschichte und Musik. Schüler unterrichten – meine Familie und Freunde konnten sich das gut vorstellen. Am Ende stand ich aber wieder vor der Frage: Macht mir das Spaß? Nein! Also habe ich es gelassen. Meine Oma liegt mir übrigens noch heute in den Ohren und meint, ich hätte unbedingt Lehrer werden sollen. Die Kehrseite des Daseins als Profifußballer oder Künstler ist allerdings auch der Verlust der Privatsphäre, gerade durch die Sozialen Medien. Wie geht ihr damit um? Tim: Ehrlich gesagt sträube ich mich etwas gegen Facebook, Twitter und Co. Letztlich muss aber jeder Spieler für sich entscheiden, was er von sich preisgibt. Auch in unserem Team veröffentlichen viele Jungs regelmäßig Dinge aus ihrem Privatleben. Ich verurteile das nicht, bin dahingehend aber einfach zurückhaltender. LOT: Die Online-Kommunikation hat Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite kann man so schnell und kostenlos viele Menschen er-

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reichen. Auf der anderen Seite sind auch die Sozialen Medien zum Geschäft geworden. Auch – oder gerade – in Musikerkreisen. Einige Künstler verlangen mehrere tausend Euro, damit sie dich in einem ihrer Posts erwähnen. Traurig, aber wahr. Doch ohne diese Kanäle geht es eben auch nicht. Tim: Für mich ist es wichtig, dass meine Familie nicht im Fokus stehen muss, nur weil ich bekannt bin. Nichtsdestotrotz kann man sich vor dem gesellschaftlichen Wandel nicht verstecken, außerdem bringen Fortschritt und Entwicklung ja auch gewisse positive Veränderungen mit sich. Wichtig ist, dass man über den Tellerrand hinausschaut und sich bewusst macht, welche Konsequenzen das Teilen von Informationen im Internet mit sich bringt. LOT: Ich habe erst gestern mit einem guten Freund über dieses Phänomen gesprochen. Er hat es ziemlich gut auf den Punkt gebracht: Wir leben in einer Kim-Kardashian-Gesellschaft. Es geht dabei nicht darum, dass die besagte Dame auf allen Medien omnipräsent ist, sondern viel eher um den Fakt, dass sie mittels einer „Scripted Reality“-Doku-Soap über ihre eigene Familie weltberühmt geworden ist. Das musst du näher erklären! LOT: In der heutigen Gesellschaft wollen immer mehr Menschen ständig das Gefühl haben, überall dabei zu sein, und für uns Künstler ist diese Entwicklung ohne Zweifel hilfreich. Ich kenne gerade hier in Leipzig viele kleinere Bands, die sich einen Instagram- oder Twitter-Account eingerichtet haben und darüber ihr Profil für die Öffentlichkeit selbständig schärfen können, um die Fans permanent auf dem Laufenden zu halten. Tim: Als Künstler würde ich mich wahrscheinlich auch mehr in den Sozialen Medien bewegen, weil ich mir gut vorstellen kann, dass es in diesem Bereich einfach notwendig ist. Für uns Teamsportler stellt sich die Sache aber anders dar, weil wir eine Mannschaft sind und es weniger zielführend wäre, Einzelpersonen in den Vordergrund zu stellen. Aber gerade Fußballer vermarkten sich doch mittlerweile extrem als Einzelpersonen! Tim: Das stimmt, aber innerhalb eines Teams ist das eigentlich nicht so gern gesehen, wenn sich einzelne Spieler zu sehr in den Fokus stellen. Benny: Sicherlich interessieren sich unsere Fans auch für Dinge, die außerhalb des Platzes passieren. In erster Linie geht es den meisten aber um unsere Leistungen. Interessante Geschichten von uns Spielern werden ja zusätzlich von den Medien oder vom Verein thematisiert. Außerdem gibt es da meiner Meinung nach schon einen Unterschied, ob ich beispielsweise auf Facebook sehr Privates nach außen trage oder nur allgemeine Informationen teile, zum Beispiel auf eine Veranstaltung hinweise. LOT: Wusstet ihr, dass es Künstler gibt, die gepostete Fotos wieder löschen, wenn sie unter einer gewissen Anzahl von Likes bleiben? Tim: Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn ich mich darüber definieren würde, wie viele Menschen meine Posts mögen. Das würde mich schon nachdenklich machen. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Foto: Viktor Schanz

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„Vor einem Konzert fühle mich müde, muss aufs Klo, habe Hunger. Aber sobald es losgeht, ist das alles verflogen“, sagt LOT, der bisher zwei Alben veröffentlichte und im Sommer deutschlandweit unterwegs ist.

LOT: Es herrscht dahingehend ein ziemlicher Druck. Doch dieses Phänomen gibt es doch schon immer. Früher hat man untereinander verglichen, wer die coolste Hose trägt, heutzutage zählt eben, wer mehr Klicks unter dem geposteten Foto hat. Wie viele Likes würdet ihr Leipzig als Musik- und Sportstadt geben? LOT: Sehr viele! Leipzig hat seinen ganz eigenen musikalischen Charme, und ich freue mich riesig, wenn Leipziger Bands erfolgreich sind. Deshalb unterstütze ich aufstrebende Künstler auch sehr gerne. Musik steckt einfach in dieser Stadt, und deshalb will ich die Musik aus der Region fördern. Ich hab sogar schon überlegt, ob ich damit anfange, einen Blog über die Leipziger Musikszene zu schreiben. Ich sehe hier einfach ein riesiges Potential! Tim: Auch ich bin davon überzeugt, dass Leipzig sehr viel bietet! Hier stand mit dem Zentralstadion lange Zeit die größte Spielstätte Europas. Später wurde daraus das WM-Stadion und mittlerweile die Red Bull Arena, die zu den schönsten Stadien Deutschlands zählt. Im Durchschnitt kommen 25.000 Zuschauer zu unseren Spielen, das allein zeigt doch, wie sportbegeistert die Stadt ist. Apropos sportbegeistert. Lothar, Fußball ist ja eher nicht deine Sportart, aber du sollst an der Tischtennisplatte ganz gut sein … LOT: Stimmt, im Tischtennis bin ich wesentlich besser als beim D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Kicken, mal schauen, ob ich euch Profisportlern an der Platte das Wasser reichen kann. Tim: Herausforderung angenommen, auch wenn ich schon eine Weile nicht mehr gespielt habe. Benny: Auf geht’s! Ich bin in Top-Tischtennisform (lacht).

STECKBRIEF Bandname: LOT Bürgerlich: Lothar Robert Hansen Aktuelles Album: „200 Tage“ Label: Chimperator Department GmbH Geburtsstadt: Berlin Genre: Urban Pop Facebook: @lotmusik (facebook.com/lotmusik) Instagram: @lotmusik (instagram.com/lotmusik) Twitter: @lot_le (twitter.com/lot_le) Soundcloud: @lotmusik (soundcloud.com/lotmusik-1) Homepage: www.lotmusik.de

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BAND-BREIT DREI LEIPZIGER KÜNSTLER. DREI MUSIKSTILE. DREI GESCHICHTEN, DIE LEIPZIGS MUSIKVIELFALT ZEIGEN.

Ronny Trettmann ist die Kombination eines „typisch ostdeutschen Vornamens“ mit der sächsisch ausgesprochenen Version von „Dreadman“.

Provozieren, kokettieren, identifizieren? Stefan Richter spielt mit seiner sächsischen Herkunft und seiner musikalischen Figur Ronny Trettmann. So hat der gebürtige Karl-Marx-Städter in den letzten zehn Jahren seine ganz persönliche Entwicklung vollzogen. Anfangs besang Ronny Trettmann noch lässig sächselnd den „Sommer“. Er wollte festgefahrene Stereotypen der Reggae- und Dancehall-Szene auf die Schippe nehmen und traf, auch beflügelt durch das Fußball-Sommermärchen der WM 2006, den Nerv der Zeit. Nun schlendert er entspannt und erwachsen durch sein Leipziger Waldstraßenviertel. Und mit ihm noch immer Ronny Trettmann. Auch wenn der ernsthafter („Großvater“) und schließlich sogar politischer („No Pegida“) geworden ist. „Ich verfolgte nie ein Konzept, habe aber das Glück, den wachsenden Erfahrungsschatz meines Lebens als Musiker verarbeiten zu können.“ Viele hätten ihm den Wandel seiner aus Jux geschaffenen Kunstfigur nicht zugetraut. Auch weil er es den Leuten beweisen wollte, blieb bis heute der Name. „Die sächsische Sprache ist für die Identität von Ronny Trettmann gar nicht mehr so wichtig, nach zwei Jahren hatte sich das erschöpft“, erzählt Ronny, „es ist mir aber schon wichtig, dass Sachsen nicht nur als fremdenfeindlich, intolerant und xenophob wahrgenommen wird.“ Die stetige Selbstreflexion steht bei Trettmann im Mittelpunkt. „Es ist wichtig, zu wissen, wo man herkommt und wo man hinwill“, sagt der frühere DJ und Conférencier „der Horizont erweitert sich, man sucht neue Themen, neue Erkenntnisse.“ Das drückt sich auch in der Entwicklung seiner Musik aus. Schon die Plattensammlung seiner Mutter beeinflusste ihn, zu Funk und Soul gesellten sich später Beatstreet und HipHop. Nach der Wende reiste Ronny schließlich nach Jamaika, wo es ihn immer wieder hinziehen sollte. Und wo er den Dancehall für sich entdeckte. „Mein Sound ist frei, ich benutze die Begriffe Reggae oder Dancehall, damit mich Leute einordnen können.“ Die Freiheit genießt er auch auf seinen Konzertreisen und bei seinen Produktionen. Seit 2008 hat Ronny mit Heckert Empire sein eigenes Label, auf dem auch seine letzte Platte „Tanz auf dem Vulkan“ erschienen ist. Von Deadlines oder Budgets will er sich nicht unter Druck setzen lassen, sondern weiter in Ruhe den Zeitgeist treffen. Aktuelles Album: „Tanz auf dem Vulkan“ (2013) Label: Heckert Empire

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Fotos: motivio/Florian Eisele, motivios/Thomas Eisenhuth, Toni Propeller

RONNY TRETTMANN EIN SACHSE TRIFFT DEN NERV DER ZEIT!


2ERSITZ ZWISCHEN DEN STÜHLEN „Angefangen mit dem Musikmachen haben Lauritz und ich bereits 2005 in Bad Harzburg. Wir sind ab 2010 dann umhergezogen mit dem Ziel, dort zu bleiben, wo es uns am besten gefällt“, erinnert sich Joke Reinecke. Das war in Leipzig und heute ist Joke Frontsänger der Musikfraktion 2ersitz. Ein bunter Haufen sympathischer Musiker, deren Vielfalt mit Gitarre, Bass, Drumset, Saxofon und Klavier einem kleinen Orchester gleicht und Reggae, Latin und HipHop bedient. Ihr Rhythmus erinnert noch immer an ihren Ursprung als Straßenmusiker. Mittlerweile ist 2ersitz zu einer echten Festivalband geworden. Joke: „Es ist einfach geil, eigens kreierte Energie rauszugeben und daraufhin die Energie von den Zuhörern durch deren Reaktionen wiederzubekommen.“ Im letzten Jahr spielte 2ersitz über 50 Konzerte – vor ein paar hundert Leuten auf der Sachsenbrücke im Clara-Zetkin-Park, aber auch vor mehreren tausend wie zur Saisoneröffnung der Roten Bullen 2014. Sowieso haben Fußball und Musik für 2ersitz viel gemeinsam. „Besonders das Gefühl, sich als Gruppe auf ein Spiel oder eben ein Konzert vorzubereiten und im Nachhinein das Einstudierte zum Besten zu geben, ist beim Fußball und beim Musikmachen sehr ähnlich.“ Auf Gemeinschaft setzte 2ersitz auch beim Produzieren ihres Debütalbums, das sie mittels Crowdfunding finanzierten. „Beim Crowdfunding geht es darum, die Fans proaktiv zu fragen, ob sie einen beim eigenen Projekt unterstützen wollen“, erklärt Joke. Und die Fans

wollten. Aus 2.500 Euro Startkapital wurden so schnell 5.000 Euro. Selbstverständlich erhielten die Unterstützer auch eines der 160 produzierten Alben, einige brachten die Jungs sogar persönlich vorbei. Die Texte von 2ersitz sollen Probleme ansprechen, aber dennoch Platz für gedankliche Freiräume lassen. Textlich bedient sich Joke dafür einer abstrakten Sprache, kreiert schon fast surreale Bilder. „Ich möchte keine Meinung vorgeben. Der Zuhörer soll sich den Themen mit seiner eigenen Sichtweise nähern.“ Aktuelles Album: „Zwischen Mütze und Schuh“ (2014) Website: www.2ersitz.de

über das Leipziger Musik-Kollektiv Analogsoul mit ihrem gemeinsamen Projekt, „um Dinge zu verändern“, wie sie selbst sagen. Und das erfolgreich, denn 2014 wurde das Trio als „Beste Leipziger Band“ ausgezeichnet. Die drei Naturfreunde setzen dabei auf einen Mix aus KeyboardSounds, Synthesizer und Schlagzeug sowie die Gewalt der unterschiedlichen, aber gerade darum perfekt harmonierenden Stimmen von Fabian und Arpen, was in einer ganz eigenen Form von Pop resultiert. „Als Musiker geht es uns um das große Ganze. Musik schreiben, aufnehmen, veröffentlichen, auf Tour fahren, Konzerte und Festivals spielen“, sagt Fabian. Dieses große Ganze findet sich auch im Bandprojekt „I am a Forest“ wieder. Dort bündeln die Jungs u. a. Marketing, soziales Netzwerken, Konzerte, die Produktion von Alben und lassen Fans – in Form eines virtuellen Waldes – Teil des Entstehungsprozesses sein. „Wir denken damit die Idee des unabhängigen, selbständigen Musikers neu. Uns geht es um verschwundene Bilder“, erklärt Arpen, der übrigens irgendwann in seinem Leben einen Film über Fußball machen will.

A FOREST ICH BIN EIN WALD 2009 gründete sich nicht nur RB Leipzig. Arpen, Fabian Schuetze und Friedemann Pruss taten sich im gleichen Jahr zur Band A Forest zusammen. Zuvor als Einzelgänger unterwegs, starteten die drei D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Aktuelles Album: „Grace“ (2014) Website: www.iamaforest.com Label: Analogsoul Live in deiner Nähe: 13. Juni 2015 Chemnitz, aaltra vox 7. Oktober 2015 Dresden, Scheune 9. Oktober 2015 Leipzig, Täubchenthal 16. Oktober 2015 Chemnitz, Atomino

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ROCK IM BLOCK FUSSBALLSTADIEN SIND MODERNE BÜHNEN, UND DA DARF DIE MUSIK NICHT FEHLEN. JEDES FUSSBALLSPIEL IST AUCH EIN FEIN ABGESTIMMTES KONZERT, HAT SEINEN GANZ EIGENEN RHYTHMUS.

enn in der Red Bull Arena Bill Contis berühmte Fanfare aus „Rocky“ einsetzt, wissen alle, dass in wenigen Sekunden die Mannschaften den Platz betreten, ertönt „I Feel Good“ von James Brown, werden Tore der Roten Bullen bejubelt, und nach Heimsiegen dröhnt „Fight for Your Right“ von den Beastie Boys durch das Stadion. Es ist heute kaum vorstellbar, dass der weltweite Siegeszug des Fußballs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch weitgehend ohne musikalische Begleitung ablief. In Afrika und Südamerika wurde zwar rhythmisch geklatscht oder gerufen, doch vor allem in Europa herrschte bis in die 1960er Jahre lediglich ein spielbegleitendes Raunen, Stöhnen oder Jubeln. Erst danach bahnte sich die Musik langsam ihren Weg in die Fußballstadien. Zunächst wurde in England das Publikum vor den Spielen mit aktuellen Gassenhauern beschallt. Der Legende nach fiel vor einer Partie die Musikanlage des Stadions an der Anfield Road aus, während der Song „You’ll Never Walk Alone“ von Gerry & the Pacemakers lief. Der Fanblock des FC Liverpool intonierte das Lied daraufhin einfach lautstark selbst. Seit diesem Tag wird in Liverpool (und oft auch auswärts) vor jedem Spiel das Lied vom Publikum geschlossen angestimmt – die wohl berühmteste Stadionhymne des Weltfußballs war erschaffen und machte den Weg frei für weitere Stadiongesänge. Denn die legendäre Liverpooler Fankurve „The Kop“ schwamm auch auf der Erfolgswelle der Beatles mit und fing

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»VON MOSKAU BIS NACH LIVERPOOL, VON GLASGOW BIS ATHEN, VON WOLGOGRAD BIS AN DIE SPREE – KEINER SCHLÄGT DEN RBL, JA KEINER AUF DER GANZEN WELT, KEINER SCHLÄGT RB.« (RBL-Fans) Volkslied „Auld Lang Syne“, Text: Robert Burns (1788)

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Fotos: motivio/Thomas Eisenhuth, Picture Point/Kerstin Kummer

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immer häufiger an, während der Spiele Popsongs hymnisch ins Stadionrund zu singen. Der Männerchor aus mehreren tausend Kehlen machte europaweit Eindruck. Schnell schwappte die Musik in deutsche Stadien. Das Liedrepertoire der Fans bediente sich auch hier überwiegend bekannter Schlager mit klaren, simpel strukturierten Melodien und unterlegte diese mit neuen Texten. Die Musikwissenschaftler Reinhard Kopiez und Guido Brink fanden heraus, dass diese Tendenz zur Einfachheit nicht verwunderlich ist, wenn mehrere tausend Personen ohne Dirigent – aber mit zum Teil sehr geringer musikalischer Vorbildung – gemeinsam singen wollen. Beim Rhythmus halten sich die Fans an ein Tempo zwischen 150 und 180 Beats pro Minute – ein bisschen schneller zwar als die Schlager, die in Musiksendungen den Mitklatsch-Reflex auslösen, aber doch verdächtig nah dran. Die Stimmen der Fans verschmelzen beim Singen so sehr, dass sie sich nicht einmal über die Tonhöhe verständigen müssen. Sie merken sich unbewusst, in welcher Tonlage sie die Lieder singen, die Gesangsforscher sprechen von einem „kollektiven Tonhöhengedächtnis“. In der Red Bull Arena kommt seit zwei Jahren zudem ein Instrument besonders zum Tragen. Aus den Tiefen des Fanblocks ertönt bei jedem Heimspiel ein Trompetensignal: vollendet mit einem fulminanten „Attacke!“-Ruf. Diese Form des Zum-Angriff-Blasens stammt übrigens aus dem amerikanischen Profisport. Musikalisch kann der Fußball also auf ein breites Spektrum zurückgreifen …


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TIM THOELKES STADIONSONGS Aufstellung „Flashback“ – Laurent Garnier (Christian Smith & Wehbba Remixes) „Für die Aufstellung nutzen wir einen Song, der eine gute Grundspannung aufbaut, aber über den ich auch problemlos drübersprechen kann, um die Spieler anzusagen.“

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"WHEN YOU’RE SAT IN ROW Z AND THE BALL HITS YOUR HEAD, THAT‘S ZAMORA, THAT‘S ZAMORA.” “All we need (FC Fulham) „That’s Amore “, Dean Martin

is Shinji Kagawa.”

(Manchester United) „Radio Gaga“, Queen

Einmarsch „Fanfare for Rocky“ – Bill Conti „Uns war es wichtig, zeitlose Lieder zu nehmen, die wir auch mehrere Jahre als emotionale Höhepunkte spielen können. Mit der ‚Fanfare for Rocky‘ blasen wir zum Angriff, wenn unsere Mannschaft den Rasen betritt. Außerdem passt die Musik von der Länge her perfekt bis zum Anstoß.“ Bullen-Tor „I Got You (I Feel Good)“ – James Brown „Wenn ein Tor für uns gefallen ist, muss die Musik sofort loslegen, ohne sich entwickeln zu müssen. Dieser Song vermittelt einfach pures Glücksgefühl. Generell zeigen wir anhand der Mischung der Musikauswahl, dass wir ein offener und bunter Verein sind.“ Heimsieg „(You Gotta) Fight for Your Right (to Party!)“ – Beastie Boys „Das Lied ist eine Party-Hymne und einfach cool. Der ‚Kick it!‘-Beginn könnte nicht besser zu einem Sieg passen, und ich kriege immer wieder Gänsehaut, wenn Fans und Spieler bei diesem Hip-Hop-Rock-Mix ausflippen.“ Kopf-hoch-Song „Kein Bock mehr auf traurig“ – LOT „Wenn es nicht so gelaufen ist, wollen wir uns trotzdem mit einer positiven Stimmung verabschieden: Kopf hoch, nächstes Mal klappt es wieder besser.“ D I E R OT E N B U L L E N .C O M

DIE SCH'O'NSTENN

UMDICHTUNGE

“MO IDRISSHOAUMPIONS SPIELT C AUF PS3, LEAGUE, E NACHT, DIE GANZ LF VON ZWÖ .“ BIS ACHT I V E R S RG) „ R (S C F R E I B U M. N “, B O N E Y LO Y B A B F O

"LASS(T) DIE FINGER VON OWOMOYELA.“ (A R M I N I A B I E L E F E L D) „ E M A N U E L A“ , F E T T E S B RO T

"Vorw‘a‘rts, vorw‘a‘rts Rasenballsport Leipzig! Du bist mein Verein, Sachsens Nummer 1, ja so wird es immer sein.”

"EIN’ RUDI VÖLLER, ES GIBT NUR EIN’ RUDI VÖLLER.“ (Deutsche Nationalmann schaft) „Guantanamera“, José Fer nández Díaz

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MAGIE ZWISCHEN SOFA UND STUDIO JEDES JAHR WERDEN 60 TALENTE AUS ALLER WELT ZUR RED BULL MUSIC ACADEMY EINGELADEN, UM VIER WOCHEN GEMEINSAM MUSIK ZU MACHEN. EIN BLICK IN DEN KREATIVEN SCHMELZTIEGEL.

unden empfangen, Haare waschen, aufkehren. Der Job im Friseursalon kann anstrengend sein. Vor allem in Kombination mit einem Musikstudium an der renommierten Goldsmith University in London. Das weiß niemand besser als Katy B. Vor fünf Jahren erzählte die Britin von ihrem stressigen Leben zwischen Schere und Schule, zwischen Glätteisen und Gesangsausbildung. Das war im Frühjahr 2010, als Katy B Teilnehmerin der Red Bull Music Academy in London war. Damals bastelte Katy gerade an ihrem Debütalbum, ihre erste Single stand in den Startlöchern. Könnte ein aufregendes Jahr werden, meinte sie damals. Wie aufregend, das hätte sich Katy B wohl selbst nicht träumen lassen. 2011 stand die damals 21-jährige Sängerin mit ihrem Debütalbum in den Top Ten der britischen Charts, maß sich auf Augenhöhe mit Stars wie Rihanna und Adele. Mit ihrem zweiten Album „Little Red“ gelang der Sängerin letztes Jahr dann sogar ein Nummer-1-Hit. Dies ist nur eine von vielen Geschichten ehemaliger Studenten der Red Bull Music Academy. Andere Storys könnten Flying Lotus, Aloe Blacc, Nick Hook, Andreya Triana, Hudson Mohawke oder Daniel Brandt vom Berliner Klassik-meets-Techno-Trio Brandt Brauer Frick erzählen, die alle im Laufe der letzten siebzehn Jahre als Teilnehmer dabei waren. Und egal, ob sich die Musiker heute in den Charts messen, Radiosendungen machen, in Clubs auflegen,

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2010 war sie Teilnehmerin bei der Red Bull Music Academy, heute ist sie ein Popstar: Katy B

Festivalbühnen bespielen oder in ihren Schlafzimmerstudios an Beats basteln, sie alle teilen eine einzigartige Erfahrung: zwei Wochen kreativer Austausch mit Gleichgesinnten, zwei Wochen lang sich ganz seiner Leidenschaft hingeben. Seit 1998 bereist die Red Bull Music Academy den Globus und schlägt ihr Hauptquartier alljährlich für vier Wochen in Metropolen wie Kapstadt, London, Melbourne, New York oder zuletzt Tokio auf. Im Gepäck: Tonnen an neuestem Sound-Equipment und sechzig Produzenten, Instrumentalisten und DJs aus aller Welt – und aus den verschiedensten Genres. Aufgeteilt in zwei zweiD I E R OT E N B U L L E N .C O M

Fotos: Red Bull Content Pool, Gianfranco Tripodo/Red Bull Music Academy

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Musik-Ikonen nehmen auf dem Interview-Sofa Platz: Nile Rodgers, Kopf der DiscoPioniere Chic, erklärt den Teilnehmern u. a., was ein gutes Funk-Gitarrenriff ausmacht.

wöchige Terms, stehen sie im Mittelpunkt des Musikcamps. Von dem emsigen Treiben in den Tonstudios, von ihren angeregten Diskussionen, von ihrer Neugier lebt dieses Paralleluniversum. Den Teilnehmern stehen dabei die Größten ihrer Zunft mit Rat und Tat zur Seite: weltbekannte DJs, Musiker, Komponisten, Arrangeure und Tonmeister. Ob Techno-Visionär Richie Hawtin, Rapper Q-Tip, Punk-Veteranin Debbie Harry, Mark Ronson, Soundforscher Brian Eno, Filmmusik-Komponist Harold Faltermeyer, Disco-Meister Giorgio Moroder oder Afrobeat-Drumlegende Tony Allen – die meisten Helden schauen nicht bloß für einen Vortrag vorbei, sondern bleiben lang. Nicht selten sogar tagelang. Vom Frühstück bis zum Mitternachtssnack. Zum Tagesablauf: Am Nachmittag stehen Lectures auf dem Stundenplan. Helden nehmen auf dem Sofa für ein Interview Platz, erzählen aus ihrem Leben, geben Tipps und stellen sich den Fragen der Studenten. Danach strömen die Musiker in die zahlreichen Soundstudios im Academy-Gebäude. Workshops laufen dort spontan und selbstorganisiert ab. Wissensvermittlung erfolgt nicht einseitig durch den Tutor, sondern geschieht übergreifend zwischen allen Beteiligten, von Legende bis Youngster. In den abendlichen Studiostunden entwickelt sich die Academy zu einer magischen Spielwiese. Junge Produzenten pendeln aufgeregt mit Drum-Computer und Kopfhörer unterm Arm zwischen den kleinen Studioräumen. Auf dem Flohmarkt erstandene D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Platten werden von Hip-Hop-Liebhabern auf ihre Sampletauglichkeit überprüft. Zur gleichen Zeit teilen sich andere Jungmusiker mit Ikonen und lokalen Musikgrößen in den besten Clubs der Stadt die Plattenspieler und Bühnen. Oft bis zum Morgengrauen. „Die Red Bull Music Academy bietet jungen Künstlern eine einzigartige Möglichkeit“, sagt Erykah Badu, Neo-Soul-Queen und oftmalige Vortragende beim reisenden Musikcamp. „Weil sie ihnen ein Umfeld bietet, in dem sie lernen und ihre Ideen teilen können.“ RADIOAKTIV Die nächste Red Bull Music Academy findet im Herbst 2015 in Paris statt. Aber per Mausklick können Musikliebhaber das ganze Jahr über in den Kosmos des Musikcamps eintauchen: Auf redbullmusicacademyradio.com gibt’s täglich neue Radioshows, präsentiert von hunderten Musikern und DJs aus über fünfzig Ländern. Mixes, Künstlerporträts, Interviews und Live-Gigs, mitgeschnitten in Clubs oder bei Sommerfestivals von Sónar bis Lollapalooza. Sowohl live als auch on Demand verfügbar, von Musikliebhabern für Musikliebhaber. Über tausend exklusive Shows birgt das Archiv mittlerweile, darunter Sendungen mit M.I.A., Hip-Hop-Drummer Questlove (The Roots), Animal Collective, Theo Parrish, Ricardo Villalobos, Modeselektor, Franz Ferdinand oder Public Enemy. REDBULLMUSICACADEMYRADIO.COM

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RED BULL MUSIC ACADEMY IN TOKIO: IM HERBST 2014 TRAFEN JUNGMUSIKER AUS ALLER WELT AUF COMPUTERSPIEL-HELDEN. SIE FANDEN DEN BLUES IM LÄRM UND WAREN DABEI, ALS DAFT PUNKS COUSINS EINEN BÄREN ATTACKIERTEN.

SCHLAFEN IST WAS FÜR LOSER

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Nach seiner Academy-Lecture in Tokio begeisterte Kerri Chandler die japanischen House-Fans.

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Foto: Yusaku Aoki/Red Bull Music Academy

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or drei Jahren, da war er achtzehn, fällte King Bruce eine Entscheidung: gegen eine Karriere als Fußballprofi, für eine Karriere als Musiker. Er wollte Tracks produzieren wie sein Vorbild Carl Craig, die Legende aus Detroit, die den Techno in die Welt getragen und 1993 mit „Bug in the Bassbin“ den Grundstein für das Genre Drum ’n’ Bass gelegt hatte. Jetzt sitzt King Bruce neben Carl Craig. In einem zehn Quadratmeter großen Tonstudio im Tokioter Bezirk Shibuya. Es ist zwei Uhr morgens, die vergangenen sechs Stunden haben die beiden damit verbracht, einen Track aufzunehmen. „Fertig, oder?“, sagt Craig, schwarzes T-Shirt, schwarze Lederhose, schwarze Sneakers, schwarze Sonnenbrille. „Lass uns mal hören.“ Ein Mausklick von Bruce, die Bass-Drum schießt aus den Boxen, Hi-Hats, dann lässt ein wuchtiger Synthesizer die Membran der Lautsprecher flattern. Craig nickt. Ein paar Minuten später, King Bruce macht eine Pause, nimmt eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank im Flur vor dem Studio. „Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich eine Nacht lang mit Carl Craig im Studio arbeiten würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt“, sagt der 21-jährige Südafrikaner. „Es war total entspannt. Wie mit einem Freund abhängen. Und zugleich habe ich wohl nie zuvor so viel über Musik gelernt wie in dieser Nacht.“ Willkommen bei der Red Bull Music Academy. Nirgendwo sonst in der Musikwelt kommen junge Musiker ihren Helden näher als hier. Seit 1998 lädt das Musikcamp alljährlich zwei Gruppen von dreißig talentierten Jungmusikern aus aller Herren Ländern für jeweils zwei Wochen an einen Ort, etwa New York, London, São Paulo. Der Ablauf ist immer derselbe: In den Städten wird ein altes Gebäude im Stadtzentrum renoviert, werden Tonstudios und eine Lecture Hall eingerichtet. Tagsüber gibt’s

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Die Red Bull Music Academy verwandelt Tokio mit Konzerten und Partys in ein großes Musikfestival.

Vorträge von Musiklegenden, nachts machen die Profis mit den Teilnehmern in den Studios Musik und treten mit ihnen in den besten Clubs der Stadt auf. Vergangenen Herbst richtete die Red Bull Music Academy ihr Hauptquartier in Tokio ein. 28 Tage und 28 Nächte. 28 Lectures, 25 Konzerte und zahllose Partys. RAUS AUS DER KOMFORTZONE Chelsea Jade, 25 Jahre, zierliches Gesicht, langes blondes Haar, lud vor drei Jahren einen Demo-Song auf ihre Website. Einfach so. Ein Jahr danach gewann sie damit den wichtigsten Musikpreis ihrer Heimat Neuseeland. Seither wird sie in der heimischen Szene als the next big thing gehandelt – als Nachfolgerin von Lorde, mit der sie bereits gearbeitet hat. Jetzt sitzt sie auf einem grauen Futon in der Academy Lounge, starrt auf einen Zettel, bedruckt mit Handzeichen, die aussehen wie das Finger-Abc. „Die Bedienungsanleitung für die Show heute Nacht“, sagt sie. Heute Nacht wird Yamantaka Eye ein Konzert leiten – der Kopf der japanischen Band Boredoms, in Japan ein Star. Seit dreißig Jahren macht der Fünfzigjährige Musik, die klingt wie Teufelsaustreibung mit E-Gitarren. Vor sieben Jahren gab er ein Konzert mit 77 Schlagzeugern. Bei der Red Bull Music Academy soll er ein Konzert für dreißig Laptops dirigieren. An den Tastaturen: die Academy-Teilnehmer. Um seine Anweisungen zu verdeutlichen, hat Eye ein dreißigteiliges Zeichensystem aus Gesten entwickelt. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Fotos: Suguru Saito/Red Bull Content Pool (2), So Hasegawa/Red Bull Content Pool

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Lange Nächte unter der Disco-Kugel: Im Bild unten steht Tony Humphries an den Plattenspielern. Der US-Amerikaner gilt als DJ-Legende – und verwöhnt das Publikum bei seiner „Zanziba“-Clubnacht mit Klassikern. Die Red Bull Music Academy animiert Tokios Bevölkerung aber auch zum Selber-Musikmachen: mit einem 2 ½ Meter hohen Synthesizer am Gehsteig im Shibuya-Viertel (oben). Die Passanten drehen neugierig an den handflächengroßen Drehknöpfen und entlocken dem schwarzen Schrank spacige Sounds.

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Konzentriert starren Chelsea Jade (Mitte) und ihre Kollegen abwechselnd auf ihre Bildschirme und auf Yamantaka Eye in ihrer Mitte, der das Laptop-Orchester mit kryptischen Handzeichen dirigiert.

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Nach 30 Minuten lässt Eye den Oberkörper theatralisch nach unten klappen. Der Lärm verklingt. Frenetischer Applaus. HEILIGE SCHEISSE Nächster Tag, nächster Abend, der drittletzte der Academy. Der Brite Joe Willis und die Chilenin Valesuchi besprechen beim Abendessen, was sie bislang von Tokio gesehen haben, und sind sich einig: zu wenig. Außer den Clubs, in denen Red Bull Music Academy-Events stattfanden, eigentlich nur den Weg zwischen Hotel und Academy.

Vier Lectures, die man gesehen haben muss: – Drum-&-Bass-Ikone Goldie (Barcelona, 2008) – Daft-Punk-Manager Busy P (London, 2010) – Klangforscher Brian Eno (New York, 2013) – Techno-Visionär Robert Hood (Tokio, 2014) Alle Vorträge gibt’s als Videos auf www.redbullmusicacademy.com D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Fotos: So Hasegawa/Red Bull Music Academy, Dan Wilton

„Macht Eye das Peace-Zeichen, drehen wir den Oszillator nach oben“, erklärt Chelsea. Mit Synthesizern zu arbeiten, ist sie gewohnt. Ein improvisiertes Konzert am Laptop aber ist Neuland für sie. „Doch genau diesen Aspekt finde ich spannend an der Red Bull Music Academy“, sagt sie, „dass du aus deiner Komfortzone herausgerissen wirst.“ Vier Stunden später beginnt das Konzert in einem fünfzig Jahre alten Ballsaal, Holzboden, dunkelrote Wände, Kellnerinnen in blauen Kleidern mit Schmetterlingsmasken. Die Bühne steht mitten im Raum, um sie herum schart sich das bunt gemischte Publikum. Etwa 500 Leute, Hipster, Anzugträger, betagte Damen. In Japan wird Eyes Musik nicht als Lärm gehört, erzählt einer der Gäste. „Lärm ist in Tokio allgegenwärtig. Die Musik der Boredoms ist unser Blues.“ Eye betritt die Bühne, gefolgt von den Teilnehmern. Der Dirigent nimmt auf einem Sessel in der Mitte Platz, die Jungmusiker sitzen im Kreis um ihn, die Laptops auf dem Schoß. Alle Augen auf Eye. Wie ein Puppenspieler hebt er die linke Hand. Rooooaaaar! Ein Basswummern erfüllt den Raum. Eye reißt die Arme nach oben, schrille Sinuswellen schießen aus den Boxen. Eine körperliche Extremerfahrung: Das hohe Fiepsen bohrt sich ins Hirn, die tiefen Frequenzen massieren den Magen.


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Das Roboter-Restaurant ist die verrückteste Touristenattraktion von Tokio. Während des Dinners marschieren Power Rangers über den Laufsteg, Tänzerinnen räkeln sich auf bunten Panzern.

„Höchste Zeit, das zu ändern“, sagt Willis. Er fragt seinen japanischen Kollegen Albino Sound nach einer Empfehlung. Der meint: „Wenn ihr etwas Abartiges erleben wollt, lasst uns ins Roboter-Restaurant gehen.“ Eine halbe Stunde später stehen Willis und Valesuchi in einer Bar, die aussieht wie eine von Swarovski ausgestattete KubrickKulisse. Alles glitzert, von den Schneckenhaus-Sesseln bis zum kurzen Kleid der Barsängerin, die eine japanische Version von „My Heart Will Go On“ haucht. In gebrochenem Englisch verkündet eine Stimme über den Lautsprecher: „Die Show beginnt!“ Das Licht geht aus. Ein Kampfschrei: Wuuuahhh! In einem Gewitter aus Laserblitzen tanzen Roboterkrieger mit japanischen Drachen. Ein zwei Meter großes, glitzerndes Pferd wird auf die Bühne gefahren. Im Sattel räkelt sich eine junge Frau und singt einen Lady-Gaga-Song. Zwei Power Rangers mit Fäustlingen liefern sich einen Boxkampf. Roboter, die aussehen wie Daft Punks Cousins, attackieren einen Pandabären, der auf einer riesigen Kuh über den Laufsteg reitet. Ein bunt blinkender Panzer, auf dem zehn Tänzerinnen in Bikinis Samba tanzen, fährt auf die Bühne. Das Spektakel dauert dreißig Minuten. „Heilige Scheiße“, sagt Willis mit fassungslosem Blick. „Was war das?!“ D I E R OT E N B U L L E N .C O M

EIN PANDABÄR REITET AUF EINER RIESIGEN KUH ÜBER DEN LAUFSTEG. Auf dem Rückweg zur Academy sind die drei Teilnehmer immer noch benommen. Kichern, irres Lächeln. „Wie ein Computerspiel in echt“, sagt Valesuchi. „Die Show hat mir ein paar Synapsen durchgebrannt.“ GOTHAM CITY OHNE BATMAN Die acht Tonstudios im vierten Stock des Hauptquartiers der Red Bull Music Academy sind klein, jedoch mit modernstem Equipment ausgestattet. Abends, nach den tagsüber gehaltenen Lectures, erwachen sie zum Leben. Die ganze Etage wird zu einer Art Ameisenhaufen der Kreativität. Produzenten laufen mit Drum-Computer und Kopfhörer unterm Arm von einem Studio zum anderen, DJs stehen an den Decks und arbeiten gemeinsam an stilübergreifenden Mixtapes, in der kleinen Studioküche stehen zwei Sänger, die über Zettel gebeugt Liedzeilen summen, Wörter durchstreichen, neue Texte dazukritzeln.

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In Studio 4 sitzt Tollcrane, Teilnehmer aus Pakistan, und feilt an einem krachigen Techno-Stück. Für den schlaksigen Schnurrbartträger ist die Academy eine aufregende Ansammlung an ersten Malen: Zum ersten Mal ist er in einem anderen Land. Vor vier Tagen war er zum ersten Mal in einem Nachtclub, wo er sich mit seinem Helden die Plattenspieler teilte: BBC-Radio-DJ Benji B. Und am wichtigsten: Es ist das erste Mal, dass der 28-Jährige mit Gleichgesinnten Musik machen kann. „Meine Heimatstadt Karatschi ist wie Gotham City“, sagt er, „nur ohne Batman.“ Schließlich lebt er in einem Land, in dem Regierung Websites wie YouTube

STUDIO-SPERRSTUNDEN GIBT ES NICHT – WAS NICHT SELTEN AUF KOSTEN DES SCHLAFPENSUMS GEHT.

sperrt. Wo man auf dem Heimweg von der Arbeit jedes Mal aufpassen muss, nicht in eine Straßenschlacht zu geraten. „Sich zwei Wochen nur der Musik hingeben zu können, ist der größte Luxus, den ich mir vorstellen kann“, sagt er. Tollcrane hat in fünf Studionächten drei Tracks produziert und bei etlichen anderen mitgeholfen. Er hat für die österreichische Teilnehmerin Mimu Merz Gesang aufgenommen und für King Bruce eine Bassline eingespielt. „Wenn ich bei einem eigenen Track nicht weiterkomme, schaue ich bei den anderen im Studio vorbei und arbeite mit, ganz spontan.“ So etwas wie ein vorgegebenes Pensum an Tracks, das die Teilnehmer erfüllen müssen, gibt es nicht. Auch keine Studio-Sperrstunden – auf Kosten des Schlafpensums. Vergangene Nacht hat Tollcrane das Studio um sieben Uhr früh verlassen, um nach nur vier Stunden Schlaf rechtzeitig zur Lecture von Techno-Legende Robert Hood wieder zurück zu sein. Aber das ist ein Umstand, auf den Academy-Chef Torsten Schmidt schon in seiner Begrüßungsrede hingewiesen hat, sagt Tollcrane. „Er sagte: ‚Versucht nicht, die Academy zu verstehen. Holt das Maximum für euch heraus. Und schlaft nicht zu viel. Denn Schlafen ist was für Loser.‘“ REDBULLMUSICACADEMY.COM

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Foto: Yusaku Aoki/Red Bull Music Academy

Der pakistanische Teilnehmer Tollcrane stellt den Schlaf während der Red Bull Music Academy hintenan. Einmal übernachtet er sogar auf der Tonstudio-Couch, um keine Kreativzeit zu verlieren.


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I N T E RV I E W

FÜNF GEGEN FÜNF IN WEMBLEY DIE BLITZ KIDS HABEN EINE FUSSBALLERISCHE VERGANGENHEIT, DOCH UNS INTERESSIERT IHRE MUSIKALISCHE GEGENWART.

2014 habt ihr „The Good Youth“ auf Red Bull Records veröffentlicht. Erklärt uns mal euren Sound. Im Kern ist das Album ein Rock-Album, aber wir haben auch versucht, ein wenig herumzuexperimentieren. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Musikrichtungen verschwimmen bei uns oftmals, was man wahrscheinlich von einem Rock-Album nicht erwartet. Textlich gesehen wollte ich dieses Mal einfach ein Album schreiben, das ich selbst gern gehört hätte, als ich im Teenageroder Studentenalter war. Ich hatte gerade in dieser Zeit mit vielem zu kämpfen, vor allem mit dem Erwartungsdruck und dem Gefühl, nirgends wirklich dazuzugehören.

oe, dem Fußballfan in Leipzig sind die Blitz Kids eher unbekannt. Stell uns doch bitte mal eure Band vor! Joe James (Sänger): Wir sind vier Jungs aus Crewe und Nantwich, zwei Orten am Rande von Manchester. Kennengelernt haben wir uns schon als Kinder, und seitdem machen wir gemeinsam Musik. Wir sind schon durch fast ganz Europa getourt, von Italien über Deutschland bis nach Skandinavien. Eigentlich sind wir seit dem Release unseres Albums „The Good Youth“ pausenlos unterwegs.

Wie kamt ihr zur Musik, und seit wann gibt es euch? Wir sind mit der Musik groß geworden, die unsere Eltern gehört haben, und haben schon relativ früh angefangen, eigene Instrumente zu spielen. Die Blitz Kids entstanden im Grunde aus einer PunkBand, die sich aufgelöst hatte. In dieser Band spielten unser Gitarrist Jono [Yates] und unser Bassist Nic [Montgomery]. Sie wollten auch nach der Trennung weiter Musik machen und suchten dafür einen neuen Sänger. So kam ich ins Spiel, und etwas später stieß schließlich noch Matt [Freer] an den Drums dazu.

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Eure Lieblingsklubs? Da gibt es nur einen. Nur Manchester United! Was schreibt sich leichter? Lovesong oder Fußballhymne? Bei beiden gilt dieselbe Regel: Je einfacher, desto besser. Mein liebster Fangesang ist „Giggs Will Tear You Apart!“ (nach der Melodie von Joy Divisions „Love Will Tear Us Apart“; Anm.). Mein Lieblings-Lovesong ist „Iris“ von den Goo Goo Dolls, ein Stück mit nur vier Akkorden. Weniger ist oft mehr. Nennt uns vier Fußballer, die die Blitz Kids auf der Bühne ersetzen könnten … David de Gea am Schlagzeug, Daley Blind am Bass, Ander Herrera an der Gitarre und Éric Cantona als Leadsänger. Würdet ihr im Wembley-Stadion lieber ein Konzert geben oder eher selbst auflaufen? Ich würde mich für das Konzert entscheiden, aber es nach der Hälfte stoppen, um dann inmitten der Menge ein kleines Fünf-gegen-Fünf zu veranstalten. Dann kann ich behaupten, dass ich sogar beides geschafft habe (lacht). D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Foto: Gabriel Gastelum Photography

J

Hast du dieses Gefühl dann vielleicht in deinem Fußballteam gefunden? Du warst ja gar nicht untalentiert … Stimmt. Jono und ich haben sogar für die Akademie von Crewe Alexandra, gespielt. Der Verein war damals ein englischer Zweitligist.


L I VE IN DEUTSCHLAND MAY 30 ROCKAVARIA

MAY 31 ROCK IM REVIER

DAS ALBUM

THE GOOD YOUTH MIT DER HIT-SINGLE

“KEEP SWINGING” JETZT ERHÄLTLICH!

REDBULLRECORDS.COM BLITZKIDSOFFICIAL.COM

©2015 RED BULL RECORDS, INC.


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Foto: LVZ/Andre Kempner

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MUSIK GEHÖRT IN LEIPZIG SCHON SEIT JAHRHUNDERTEN ZUM GUTEN TON. HIER SIND ELF FAKTEN, DIE IN DER STADT DEN TAKT VORGEBEN. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

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1. Am 15. SEPTEMBER 1995

(1715 –1781), einem bekannten Bankier, be-

strömten 83.105 Fans auf die

nannt. Frege ist ein Vorfahre von Die-Toten-

Festwiese zum Konzert der

Hosen-Sänger CAMPINO (bürgerlich: Andreas

ROLLING STONES („Voodoo Lounge“-Tour)

Frege). 7. Pfingsten steht in Leipzig seit 1992

– bis heute Besucherrekord bei einem Konzert

ganz im Zeichen der Schwarzen Szene. Beim

in der Messestadt. 2. Die LEIPZIGER NOTEN-

WAVE-GOTIK-TREFFEN steigen an vier Ta-

SPUR durch die Innenstadt ist 5,3 KILOME-

gen über hundert Konzerte. Rund 20.000 Be-

TER LANG und markiert mit geschwungenen

sucher sind jährlich dabei. 8. Der berühmte

Edelstahlbändern („Intarsien“), die im Fuß-

LEIPZIGER THOMANERCHOR wurde bereits

weg eingelassen wurden, 23 zentrale musika-

im Jahr 1212 gegründet und gehört damit zu

lische Stationen – vom Gewandhaus bis zum

den ältesten Knabenchören der Welt. 9. Paul

MDR-Würfel. 3. Die SCHUKE-ORGEL im Ge-

McCartney (2004), Herbert Grönemeyer (2007,

wandhaus hat exakt 6.638 Pfeifen, wobei die

2011), Genesis (2007), Bon Jovi (2008), De-

größte 9,5 Meter, die kleinste nur 8 Zentimeter

peche Mode (2009, 2013), AC/DC (2009),

misst. Die Orgel wurde 1981 installiert. 400 der

Mario Barth (2011), Coldplay (2012), Bruce

Pfeifen bestehen aus Holz, alle übrigen aus so-

Springsteen (2013) und Udo Lindenberg (2014)

genanntem Orgelmetall. 4. KRAFTKLUB sorgte

spielten bereits live im neuen ZENTRAL-

im März 2015 bei einem Konzert in der Arena

STADION bzw. der RED BULL ARENA. 10.

für ein leichtes Erdbeben. Die 8.000 Fans spran-

Das GRASSIMUSEUM beherbergt mit über

gen so heftig, dass in den umliegenden Wohn-

5.500 Bestandseinheiten und rund 10.000 Ob-

häusern Gläser klirrten und Tapeten rissen. 5.

jekten eine der weltgrößten Sammlungen von

Am 30. April zeigte Leipzig bereits zum 18. Mal

Musikinstrumenten. 11. Der TV-CLUB (1970

Courage und setzte beim gleichnamigen Kon-

gegründet) ist der älteste Studentenclub der

zertfestival ein Zeichen GEGEN RASSISMUS und

Stadt. Die DISTILLERY (1992 gegründet) gilt als einer

RECHTSEXTREMISMUS. 6. Die FREGESTRASSE im

der bekanntesten und einflussreichsten Techno-Clubs

Waldstraßenviertel ist nach Christian Gottlob Frege

Deutschlands.

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Fotos: www.picturedesk.com


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Foto: motivio/Thomas Eisenhuth

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Wenn der Blick aufs Spielfeld verschwimmt, hilft die Stimme im Ohr. Seit dieser Saison gibt es bei den Spielen in der Red Bull Arena eine Blindenreportage.

DIE STIMME DER BLINDEN WUNDERSCHÖNE TORE, SPEKTAKULÄRE DRIBBLINGS, HARTE GRÄT-

SCHEN. FÜR FANS GIBT ES KAUM ETWAS SCHÖNERES, ALS FUSSBALL ZU SCHAUEN. DOCH WAS MACHT MAN, WENN MAN NICHT SEHEN KANN? FÜR SEHBEHINDERTE GEHT ES BEI DER BLINDENREPORTAGE VOR ALLEM UM DIE ATMOSPHÄRE – UND DIE TORE, KLAR.

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aurice Schönefeld ist nervös. Seine Knie wippen aufgeregt hoch und runter, er krallt sich am Stadionsitz vor ihm fest und hat die Augen fest geschlossen. Seine Frau Jacqueline sitzt neben ihm, wirkt äußerlich weit weniger angespannt, hält aber die Daumen fest gedrückt. „Jetzt sehen wir auch Coltorti, der reinläuft, mich erinnert das ein bisschen an die Partie gegen Aue, dasselbe Tor, dieselbe Situation … das wär’s doch … Ecke von rechts, Dominik Kaiser schlägt die Ecke rein in die Mitte, da kommt der Ball nach innen, Kopfball Damaaariii … Coltooortiii! Coltooortiii! Coltoooooooorti macht das Tor!“ Maurice hört die Stimme schon gar nicht mehr, ist längst aufgesprungen, die Arme nach oben gerissen, lautstark jubelnd umarmt er stürmisch seine Liebste und weiß nicht so recht, wohin mit sich und seiner Freude. Es ist pure Ekstase! Dabei haben beide das historische Tor von RBL-Torhüter Fabio Coltorti gegen den SV Darmstadt gar nicht gesehen. Jacqueline ist blind, Maurice sieht nur noch auf seinem rechten Auge etwas mehr als ein Prozent. „Ich erkenne, dass sich Menschen bewegen, aber ich vergleiche es ganz gerne mit einem beschlagenen Fenster im tiefsten Winter, bei Nacht“, erzählt der 39-Jährige. Trotzdem haben die Schönefelds den 2:1-Sieg gegen Darmstadt inmitten der 25.000 euphorischen Zuschauer erlebt. Sie müssen sich nur darauf verlassen, was ihnen ins Ohr gesprochen oder eben geschrien wird. Seit dieser Saison gibt es bei RB Leipzig eine Blindenreportage. Bis zu zwanzig sehbehinderte Fans können so die Spiele – zusammen mit einer Begleitperson – in Stadionatmosphäre erleben und aufsaugen. „Und unsere sehbehinderten Fans genießen das“, erzählt Axel Ackermann. Der 45-Jährige startete nach dem Zweitliga-Aufstieg im vorigen Sommer zunächst allein als Kommentator für die Blindenreportage. Zuvor begleitete er die Spiele im Fanradio, aber diese neue Aufgabe fordert ihn noch mehr. „Es ist viel intensiver, viel genauer, viel weniger Drumherum. Wir sind immer auf Ballhöhe“, erzählt Axel. Zwar ist auch der Radiozuhörer quasi blind, weil er das Spiel nicht sehen kann, aber er hat immer noch die Chance, sich an bekannten Stadionerlebnissen zu orientieren.

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»IN ANDEREN STADIEN SPRECHEN DIE BLINDENREPORTER PAUSENLOS, ABER HIER LASSEN SIE AUCH MAL DIE ATMOSPHÄRE WIRKEN.« STADIONBESUCH ALS GESAMTERFAHRUNG Weil Axel Ackermann spätestens beim 120-Minuten-Pokalabend gegen den SC Paderborn an seine stimmlichen Grenzen stößt, holt er sich Verstärkung. Florian Eib, 25, Student der Sprachwissenschaften und Fußball-Schiedsrichter, hatte schon zuvor immer wieder Interesse bekundet. Und Schauspieler Ansgar Schäfer, 48, ist ebenso fasziniert davon, sich mit seiner fürs Theater geschulten Stimme bei Fußballspielen als Blindenreporter zu versuchen. Die Reportage hat sich schnell etabliert. Die Abläufe vor dem Spiel sind routiniert. Axel Ackermann begrüßt die in und um Block 20 auf der Haupttribüne sitzenden Zuhörer zu jedem Spiel persönlich und betont: „Es gäbe auch eine Blindenreportage, wenn nur einer da wäre.“ Im Schnitt sind aber mehr als zehn Fans dabei – das liegt über dem Erstliga-Schnitt. Das Wort gehört vor dem Anpfiff noch Stadionmoderator Tim Thoelke. „In anderen Stadien sprechen die Blindenreporter nahezu ununterbrochen, aber in Leipzig machen sie bewusst Pausen“, lobt Maurice Schönefeld. Die Ansagen, die Aufstellung, der Einlauf … Ereignisse, die alle für sich sprechen und den Sehbehinderten noch stärker die Chance bieten, sich in der Stadionatmosphäre wiederzufinden. Erst unmittelbar vor Spielbeginn schalten sich die Reporter ein: kurze Einordnung der Aufstellung, Begründung der personellen Änderungen, und los geht’s. „PlatzD I E R OT E N B U L L E N .C O M

Fotos: motivio/Thomas Eisenhuth, motivio/Florian Eisele

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Auf die Ohren: Sehbehinderte Anhänger der Roten Bullen bekommen die Geschehnisse vom Rasen per Kopfhörer auf die Tribüne geliefert.

BULLENFUNK ALLE SPIELE DER ROTEN BULLEN WERDEN IM VEREINSRADIO BULLENFUNK.FM BEGLEITET. Vier wechselnde Kommentatoren führen während aller Spiele der Roten Bullen durch die Partien: mit Hintergrund-Infos, Interviews und natürlich dem Spielgeschehen. Ronny Muhm und Sven Körbs waren bereits seit 2009 bzw. 2010 beim Fanradio dabei, Benjamin Zander und Patrick Hendrischke sammelten professionelle Radio-Erfahrung, u. a. für „90elf – Deutschlands erstes FußballRadio“, und unterstützen das Vereinsradio seit dieser Saison. Zu Gast ist bei den zwei Kommentatoren meist ein Spieler der Roten Bullen, der als Experte ausführlich Rede und Antwort steht. Für die Live-Reportagen wurde in der Red Bull Arena sogar ein technisch hochwertig ausgestattetes Radiostudio eingerichtet.

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wahl. Die Roten Bullen auf der rechten Seite, Darmstadt auf links, wir sitzen wie immer halblinks zur Mittellinie …“ Vom Anstoß weg fällt der große Unterschied zur klassischen Radioreportage auf. Den Kommentatoren ist die Unterscheidung wichtig. Denn für Leute, die ein moderiertes Spiel mit Analysen und Hintergründen hören wollen, gibt es das Vereinsradio Bullenfunk. fm. Dort ist gerade der gesperrte Angreifer Emil Forsberg zu Gast. In weniger ereignisreichen Phasen des Spiels unterhalten sich Bullenfunk-Kommentatoren mit ihren Gästen. Die Blindenreporter schildern dagegen permanent, wo sich das Spielgeschehen gerade zentriert. Und wirklich folgen einige Zuhörer mit dem Kopf. Statistiken oder Anekdoten zu einzelnen Spielern finden in der Reportage nahezu keinen Platz. Halbzeit eins verläuft relativ unspektakulär. Torchancen sind Mangelware, dafür gibt es ein paar kritische Aktionen, in denen vor allem Florian mit seinen Einschätzungen als Schiedsrichter glänzen kann. „Die Rollenverteilung gefällt mir besonders gut“, erzählt Maurice, „Axel ist sehr emotional, Flo sehr analytisch, immer mit der Schiedsrichterperspektive, und Ansgar lebt von seiner Stimme.“ NAH AM HÖRER Axel kennt seine Zuhörer genau. Maurice nennt er einen „Edelfan“, der seit dem ersten Spiel dabei ist und immer wieder kommt. Ange-

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fangen hat alles im Sommer. „Beim Testspiel gegen Paris Saint-Germain haben wir geschaut, wie das Angebot angenommen wird, und da waren sofort alle da.“ Die Blindenreportage war ausgebucht, Axel musste sogar einigen Leuten absagen. „Die Sehbehinderten sind ja noch besser vernetzt als andere“, erklärt er und unterstreicht, wie rasant sich die Nachricht des neuen Fan-Angebots verbreitet hat. Den Leipziger Blindenreportern ist es wichtig, für ihre Zuhörer greifbar zu sein. „In München oder auf Schalke sitzen die Sehbehinderten überall in der Arena verstreut, zumal es dort an jedem Platz möglich ist, die Reportage über Empfänger zu hören“, erzählt Maurice, der auch beim FC Bayern eine Dauerkarte besitzt. „Es gibt Service Points, an denen bekomme ich meine Kopfhörer, aber die Kommentatoren habe ich dort noch nie getroffen.“ Axel, Florian und Ansgar kennt er. Dabei müssen die Sehbehinderten auch in der Red Bull Arena nicht unbedingt im Block 20 Platz nehmen, noch in rund 100 Meter Luftlinie ist das Signal empfangbar. Zur Halbzeit geht Maurice Schönefeld sofort noch einmal die wichtigsten Szenen im Kopf durch, schafft sich seinen eigenen Zusammenschnitt. Torchancen von Yordy Reyna und Yussuf Poulsen, ein Durcheinander nach einem weiten Einwurf von Darmstadt. „Da haben wir nicht gut aufgepasst, als der Ball durchrutschte“, schildert er treffend. Währenddessen liest seine Frau Jacqueline in der D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Foto: motivio/Thomas Eisenhuth

Die meisten Zuhörer der Blindenreportage sitzen in Block 20, allerdings können die Kommentatoren dank der Empfänger bis in 100 Meter Luftlinie Abstand gehört werden. Das Angebot soll in der nächsten Saison weiter ausgebaut werden.


/redbulletin

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redbulletin.com


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Florian Eib (li.) analytisch und Axel Ackermann (re.) emotional: Auch die Rollenverteilung gefällt den Hörern.

Stadionzeitung. Besser gesagt: in ihrer Stadionzeitung. Denn für die zwanzig sehbehinderten Fans gibt es eine Extraausgabe in Brailleschrift. Einmalig in Deutschland und wahrscheinlich sogar weltweit. Axel Ackermann, seit Januar auch Behinderten-Beauftragter von RB Leipzig, arbeitet eng mit der Deutschen Zentralbücherei für Blinde (DZB) zusammen, dem ältesten und einem der größten BrailleDruck-Standorte im deutschsprachigen Raum. Seit 1894 werden dort Zeitschriften und Bücher in Blindenschrift übersetzt, mehrere hunderttausend Seiten im Monat. ELFMETER ODER SCHWALBE? In der zweiten Halbzeit nimmt das Spiel – und somit auch die Reportage – deutlich Fahrt auf. In einer Szene bleibt Darmstadts Torjäger Dominik Stroh-Engel scheinbar verletzt am Boden liegen. Maurice hört gespannt, was ihm über die Kopfhörer erzählt wird. Plötzlich lacht er herzlich und klatscht in die Hände. Der Spieler scheint sich nicht ganz sicher zu sein, wo sein Schmerz genau herkommt, berichtet Axel Ackermann über die Kopfhörer, im Fallen habe er sich noch die Rippe gehalten, als der Arzt aufschlug, ließ er sich jedoch den Fuß behandeln. Ein paar Minuten später wird es erneut unübersichtlich: Omer Damari geht nach einer Berührung von Darmstadts Torhüter Chris-

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tian Mathenia im Strafraum zu Boden. Elfmeter oder Schwalbe? In diesen Momenten sind die nicht sehenden Fans vollkommen abhängig von dem, was aus ihren Kopfhörern schallt. „Damari fällt … und es gibt Gelb für Schwalbe. Weiß ich nicht, ob das richtig ist. Wir sehen es hier noch mal auf den Fernsehbildern … Nein, es war keine Schwalbe.“ Die RBL-Blindenreporter entscheiden auf Elfmeter, Schiedsrichter Robert Kampka auf Schwalbe. Für die sehbehinderten Fans sind solche Szenen die schwierigsten. Doch sind sie froh, einfach dabei zu sein. Zu Hause würden sie auch nicht besser erklärt bekommen, was passiert ist, und die anderen Zuschauer haben es mitunter auch nicht besser gesehen. Im Grunde unterscheiden sie sich kaum von den anderen Stadionbesuchern. „Allerdings ist es schwieriger für uns, von zu Hause bis auf unsere Plätze im Stadion zu finden. Wir fahren zum Beispiel mit der Straßenbahn bis zum Sportforum und laufen dann. Ich orientiere mich an den Gebäuden und werde im Stadion direkt zu den Plätzen gebracht.“ Zwölf freiwillige Helfer aus dem RBL-Freunde-Programm betreuen die Fans mit einer körperlichen oder gesitigen Behinderung vor, während und nach dem Spiel. Kurz darauf springt einige Reihen hinter den Schönefelds ein sehbehinderter Fan auf, reißt die Arme nach oben und grinst von Ohr zu Ohr. Daniel Frahn wird eingewechselt. „Absolut berauschend, D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Fotos: motivio/Thomas Eisenhuth

»ES IST VIEL INTENSIVER, VIEL GENAUER, VIEL WENIGER DRUMHERUM. WIR SIND IMMER AUF BALLHÖHE.«


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In der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig werden im Monat mehrere hunderttausend Seiten in Blindenschrift übersetzt.

IN BRAILLE DIE DEUTSCHE ZENTRALBÜCHEREI FÜR BLINDE DRUCKT EINMALIGE STADIONZEITUNGEN.

Stadionzeitung mal anders. Für sehbehinderte Fans gibt es in Brailleschrift verfasste Informationen. Einmalig in Deutschland.

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Die in Deutschland lebenden rund 155.000 blinden und rund 500.000 sehbehinderten Menschen können ihren Bedürfnissen entsprechende Bücher oder Zeitschriften nicht einfach im Laden kaufen. Damit die betroffenen Menschen lesen und sich informieren können, schafft die Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB) die passenden Angebote, indem sie Medien für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich macht: Texte werden in Brailleschrift und Noten in Braillenotenschrift übertragen, Bilder als tastbare Abbildungen – als Reliefs – dargestellt und Hörbücher aufgenommen. Unter dem Dach der DZB gibt es deshalb ein Tonstudio, eine Druckerei und eine Buchbinderei.

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Jacqueline und Maurice Schönefeld gehören zu den „Edelfans“ der RBL-Blindenreporter. In den Vorjahren haben sie bei den Spielen der Roten Bullen noch am Radio mitgefiebert.

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rice ist danach völlig angefasst, aufgeregt, ausgelassen. Er könne sich ziemlich genau ausmalen, wo sich Fabio Coltorti aufhielt und wie dieses Tor zustande kam. Doch er müsse es sich noch einmal in Ruhe anschauen und anhören. Die beiden Reporter sammeln die Empfänger ein und verabschieden sich von ihren Hörern – natürlich wieder persönlich, zumal die irre Schlussphase alle durcheinandergebracht hat. Für die neue Saison plant Axel Ackermann bereits, mehr Empfänger zu ordern, zudem will er eine Saison-Broschüre in Brailleschrift in Auftrag geben. IM JUBEL GEHT ALLES UNTER Ein paar Tage später hat Maurice Schönefeld die komplette Szene im Fernsehen und Internet noch mehrfach nacherlebt, trotzdem hat er beinah den exakten Wortlaut und sämtliche Details der Blindenreportage im Stadion im Ohr. „Axel hat vor der Ecke kommentiert und dann an Flo übergeben, dessen Stimme sich schließlich überschlagen hat. Tim Thoelke hat noch probiert, Stadionmusik zu spielen und den Namen durchzusagen, aber das ist alles im Jubel untergegangen.“ Auch wenn er das Erlebte sortieren und sich noch einmal schildern lassen musste: Es war genial. Weil er es eben im Stadion erleben durfte. Und es allen anderen ja genauso ging. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Foto: motivio/Thomas Eisenhuth

klasse, da bekomme ich Gänsehaut, und wahrscheinlich nicht nur ich. Unser Daniel Frahn, ich würde es ihm so gönnen heute …“ Das ganze Stadion feiert frenetisch den Kapitän. Der Fan lauscht schon das ganze Spiel über besonders der Atmosphäre, stimmt in Fangesänge ein und wippt rhythmisch zum Takt. Nun jubelt er enthusiastisch über den Einsatz des Fan-Lieblings. Doch nur Momente später lässt er sich enttäuscht in den Sitz fallen und schlägt sich wütend mit den Händen auf die eigenen Oberschenkel. Darmstadt hat wenige Sekunden nach Frahnis Einwechslung die Führung erzielt. Doch das Wechselbad der Gefühle geht weiter. Maurice reißt seine Arme nach oben, springt auf und hüpft aufgeregt am Platz. „Kimmich versucht den Ball durchzustecken, da ist Klostermann … Tooooooooooooooor!“ Die Roten Bullen schaffen nur zwei Minuten nach der Gästeführung den Ausgleich. Sekunden später ist die Durchsage von Tim Thoelke zu hören, der Dominik Kaiser als Torschützen ausruft. Maurice’ Freude weicht daraufhin leichter Verwirrung. In seiner Mimik ist zu sehen, dass er nicht so recht versteht, woher diese Unklarheit kommt. Die Reporter klären über die Kopfhörer auf, und Maurice lächelt zufrieden – Hauptsache Tor! Doch das furiose Finale sollte erst noch folgen, als Fabio Coltorti bei der letzten Ecke mit nach vorn geht und zum Sieg trifft. Mau-


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AUFDREHEN FÜR DEN ERFOLG VON MOTIVIERENDEN MUSIK- UND GROSSARTIGEN MEISTERTITELN.

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usik an, Welt aus: Die Wirkung, die Musik auf uns Menschen ausübt, ist groß. Riesengroß. Musik treibt an, beflügelt, motiviert. Dann, wenn das Bett morgens eigentlich noch viel zu warm ist, um sich zum Joggen in den Park zu quälen. Wenn es draußen stürmt und regnet. Oder die Beine verdammt schwer sind. Und trotzdem hat sich der Absatz knallbunter, stylisher Kopfhörer als sportlicher Begleiter enorm gesteigert. Auch unter Profisportlern gibt es ein klares Bekenntnis zu satten Beats im Ohr: Zur Einstimmung auf den Matchday stellen sich auch die Profis von RB Leipzig und dem FC Red Bull Salzburg ihre eigenen Playlists zusammen. Längst ist die Musik zum vertrauten Begleiter am Spieltag geworden. Vor dem Spiel und nach dem Spiel. Michael Konsel, ehemaliger Erfolgstorhüter bei Rapid Wien, dem AS Rom und in Österreichs Nationalelf, erinnert sich oft an seine aktive Zeit zurück. Auch wenn man auf Bildern von damals die großen Kopfhörer vergeblich sucht, so nutzten die Spieler doch jede Gelegenheit, sich auf ein Match musikalisch einzustimmen. Zum Beispiel dann, wenn „Eye of the Tiger“ aus den Lautsprechern dröhnte, einer von Konsels Lieblingssongs aus den „Rocky“-Filmen. Für Michael Konsel ist und bleibt dieser Hit auf ewig mit zahlreichen sportlichen Erfolgen verbunden. Dreimal wurde Michael Konsel mit dem SK Rapid Österreichischer Meister. Mit dem österreichischen Nationalteam absolvierte er 43 Länderspiele und nahm an zwei Weltmeisterschaften teil. „Wenn wir mit dem Bus auf dem Weg zum Stadion waren, dann habe ich aber auch gerne Songs von Madonna gehört“, erklärt der 53-jährige Österreicher. Als Kind habe er sich selbst an verschiedenen Instrumenten erprobt. Darauf gebracht habe ihn sein Großvater. „Klavier und Gitarre hat der Mann absolut beherrscht“, erzählt Michael Konsel. Bei ihm selbst sei es nur bei „Versuchen“ geblieben. Seinen Fokus setzte Michael Konsel stattdessen auf den Profisport. Er trainierte hart, und es sollte sich lohnen. Bis heute ist Konsel mit dem Fußball verbunden. Als Markenbotschafter des Sportwettenanbieters Tipico bewirbt er nach seiner aktiven Zeit seit 2014 die Fußball-Bundesliga in seiner Heimat Österreich. Und in seiner Freizeit, wenn alle offiziellen Termine beendet sind, entspannt er sich bei Autofahrten gerne bei italienischer Musik. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

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HIER SPIELT DIE MUSIK

LEIPZIG. HELDENSTADT. SPORTSTADT. MUSIKSTADT. WIR WAREN MIT UNSEREN SPIELERN AN FÜNF MUSIKALISCHEN ORTEN. EINE GESCHICHTE ÜBER CLUBS, INSTRUMENTE, RHYTHMUS, PLATTEN UND KONZERTE.

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Foto: Caro/picturedesk.com

Das Gewandhaus am Augustusplatz ist einer der musikalischen Mittelpunkte der Stadt und spiegelt auch die musikalische Vielfalt unseres Teams wider.

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DIE KLUBKÖNIGE

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HipHop-Lied grölt ‚Kogge‘ immer aus dem Nichts die eine – hier nicht zitierfähige – Passage mit.“ Beim Gespräch über Musik verrät Tony, dass er sich sogar ab und zu noch CDs kauft: „Anfang Mai kam zum Beispiel die neue Scheibe von Xatar heraus, und die habe ich mir als CD besorgt. Richtig gute Alben will ich auch in der Hand haben.“ Der 23-Jährige hört fast ausschließlich deutschen HipHop. Terrence teilt diesen Musikgeschmack, mag zudem Soul und Black. „Ein reiner HipHop-Club fehlt in Leipzig, seitdem das Bounce geschlossen hat. Zu Leipzigs Musik- und Clubszene passt am besten die Beschreibung kunterbunt. Den klassischen Leipzig-Sound gibt es nicht“, meint Tim. Wenn die Fußballprofis mal Zeit und Anlass zum Feiern haben, gehen sie mit der Mannschaft weg. Barsteher oder Tänzer?, will Tim wissen. „Wenn ein gutes Lied läuft, nicke ich locker mit, und wenn ich Bock habe, schwinge ich mal ganz gern in einer stillen Ecke das Tanzbein“, verrät Tony. „Echt? Das hab ich noch nie gesehen, Digger“, mustert Terrence seinen Mitspieler ungläubig. „Ich laufe bei Hits eher wie ferngesteuert, wie ohne Kompass durch die Gegend und gehe ab.“ Als Nächstes spielt Tim die Heimsieghymne „Fight for Your Right“, und die Jungs gestehen zu Tims Überraschung, dass sie das Lied im Stadion vor lauter Adrenalin gar nicht mitbekommen. „Letztendlich ist es beim Auflegen wie beim Fußball. Wenn du einen Fehler machst, merkt es jeder“, sagt Tim, nachdem er seine Platten halbwegs heil geborgen hat. Tony kann sich einen Seitenhieb dennoch nicht verkneifen: „Ich finde, Auflegen sieht schwerer aus, als es ist.“ Die beiden blödeln auch ohne Musik am Mischpult herum, entdecken das Mikrofon, erfinden kurzerhand ein Radiointerview. Verrückte Typen, die Klub-Könige der Roten Bullen.

THOELKES TIPPS: IFZ, Kohlrabizirkus: „Technoclub. Sehr gute Anlage. Industrielle Ästhetik wie in einer Schlachthalle.“ Blaue Perle, Merseburger Straße: „Off-Club. Hier passieren jeden Abend unerwartete Sachen.“ D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Foto: motivio/Florian Eisele

Ilses Erika. Kult-Tanzlokal mit Indie-Pop-Sound im Leipziger Süden. Hier treffen wir uns mit Tim Thoelke, der quasi zum Inventar gehört. Und mit Terrence Boyd und Anthony Jung. Lässig begrüßen die beiden unseren Stadionmoderator und DJ und steigen in den Kellertrakt. Ein Club wirkt am Tag selten attraktiv. Doch diese Räume haben einen gewissen Charme. „Als ich vor 13 Jahren nach Leipzig kam, habe ich hier als DJ angefangen, hier sind meine Shows wie ‚Riskier dein Bier‘ entstanden“, erinnert sich Tim. Früher als Kohlenkeller genutzt, dient die „Ilse“ seit 1998 als Club und Veranstaltungsraum, hat zudem einen eigenen Biergarten. Nach dem kurzen Rundgang zeigt Tim den Fußballprofis die Plattenteller, und aus erwachsenen Männern werden kleine Kinder. Richtig probiert hat sich als DJ noch keiner der beiden. „Man muss die Leute ‚lesen‘ können“, empfiehlt Tim ein wenig kryptisch und zeigt ihnen einige Handgriffe. Beim ersten Klang schrecken die Spieler überrascht zurück und zögern anfangs noch, doch nach wenigen Minuten drehen sie wie wild an allem, was ihnen unter die Finger kommt, schieben die Regler und feiern sich mit Selfies ab. „Wie geil ist das denn?! Wir wollen eure Hände sehen!“, jubelt Terrence und spielt immer wieder am Bass. Bremsen, schubsen, stoppen. Tony versucht sich im Scratchen, was ziemlich misslingt und Tim Thoelke angst um seine „Babys“ werden lässt. „Alter, so schmeißt du ja die Leute aus dem Club“, grinst sein Spezi. Terrence war übrigens zum ersten Mal mit 18 in der Disco. „Ich war ein Spätstarter. Aber zu meiner Zeit in Berlin waren wir dann häufig unterwegs, und ich bin auch mal unerlaubt ausgebüxt“, gesteht der 24-Jährige. Tony war etwas braver: „Ich durfte zum ersten Mal mit 17 in einen Club, aber meine Mom wusste immer, wo ich mich rumtreibe.“ Währenddessen platziert Tim die nächste Scheibe, und Laurent Garniers „Flashback“ dröhnt aus den Boxen. „Überragend“, schwärmt Anthony, der diese Musik natürlich von der Aufstellung vor dem Spiel kennt. In der Kabine selbst läuft ein bunter Mix, nur Schlager werden kaum gespielt. „Das hören nur unsere Physios“, unken die beiden. „In der Kabine gibt es wenige Beschwerden über die Musik. Ich darf vor allem nach Siegen ran. Dann sind die Leute offener für meine Lieder. Nur bei Tim Sebastian weiß keiner, was er eigentlich hört“, sagt Tony. Terrence muss wieder lachen: „Stimmt. Aber bei einem


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Premiere. Anthony Jung (li.) und Terrence Boyd sichtlich euphorisiert bei ihrem DJ-Deb端t im Leipziger Kult-Club Ilses Erika.

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Comeback. Lukas Klostermann tauschte FuĂ&#x;ballschuhe gegen Drumsticks und tobte sich nach einigen Jahren Pause mal wieder am Schlagzeug aus.

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Foto: motivio/Florian Eisele

DER MUSTERSCHÜLER Daniel Klein ist Jazz-Student an der Hochschule für Musik und Theater, der 27-Jährige unterrichtet auch selbst Nachwuchsmusiker. Heute gibt er Einzelunterricht. Für Lukas Klostermann. Am Schlagzeug. Doch unser Abwehrspieler ist kein Anfänger, bearbeitete selbst sieben Jahre lang Becken und Snare. Deshalb muss Daniel nur ein paar Kniffe in Sachen Taktgefühl und Bedienung der Pedale der Bassdrum zeigen, dann legen beide los. „Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal am Schlagzeug saß“, gibt Lukas zu. Er fing als Musikschüler in seiner Kindheit mit dem Trommeln an. „Du kennst sicher die Zeitschrift ‚DrumHeads!!‘, ein Magazin, das mein Lehrer total angepriesen hat, weil dort Noten und Infos für Schlagzeuger drin waren. Wir haben dann geschaut, welches Stück vom Schwierigkeitsgrad her passt“, erinnert sich Lukas. Und so kam es, dass sein erster Song, den er spielen konnte, „Durch den Monsun“ von Tokio Hotel war. Beide müssen lachen. Die Chemie stimmt – vielleicht auch, weil sich ihre Karrieren so ähneln. Beide mussten sich in ihrer Jugend entscheiden: Musik oder Sport? Wie Lukas spielte auch Daniel neben dem Schlagzeug noch Fußball, später war er – ebenso wie Lukas – ein talentierter Leichtathlet. Daniel denkt zurück: „Im Dreikampf habe ich einige Kreismeistertitel gesammelt. Aber meine Mutter ist Sängerin, mein Vater Toningenieur, dadurch habe ich viel mit Musik zu tun gehabt, und die war dann irgendwann zu dominant.“ Bei Lukas war es anders herum. Als er in seiner Jugend von seinem Heimatverein Gevelsberg über Hagen nach Bochum wechselte, geriet das Schlagzeugspielen in den Hintergrund: „Schade, weil ich es nicht ganz aufgeben wollte, aber ich hatte einfach nicht mehr die Zeit zu üben. Aber ich habe immerhin viermal ‚DSDS‘ gewonnen“, grinst Lukas. Daniel wird stutzig und denkt an die gleichnamige Castingshow. Der schnelle Fußballer meint jedoch seine vier Siege beim Wettbewerb „Deutschland sucht den Supersprinter“ im Berliner Olympiastadion. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Auch das Umfeld trug seinen Teil dazu bei, dass der eine Musiker, der andere Fußballer wurde. Daniel erlernte in einem Konservatorium zehn Jahre klassische Grundlagen und spielte mit seinen Kumpels in verschiedenen Bands, mit Simon Out sogar bei Festivals vor 15.000 Zuschauern. „Vielleicht hätte es mir auch gut getan, mit anderen in einer Band zu spielen“, überlegt Lukas, „anfangs war ich in einer Gruppe, aber irgendwann gingen die Level auseinander, und dann wurde es zu Einzelunterricht.“ So entschied sich der 18-Jährige für den Leistungssport. Wie der Musikstudent spielt auch Lukas regelmäßig vor tausenden Zuschauern – aber eben Fußball. Auch die Ortswechsel während der Karriere teilen die beiden. „Hast du noch Kontakt zu Leuten von früher?“, fragt Daniel, gebürtiger Frankfurter, der wegen der musikalischen Karriere zuerst nach Berlin, später nach Weimar und Leipzig zog. „Schon“, antwortet Lukas, „aus meinem Heimatverein habe ich Schulfreunde, mit denen ich etwas mache, wenn ich mal zu Hause bin.“ Sie tauschen sich aus, wie schwierig es ist, der Karriere willen weiterzuziehen und gern gewonnene Menschen zurückzulassen. Lukas spürt vor allem die Unterstützung seiner Eltern, die zu jedem Spiel reisen. Das Doppeltalent liegt bei den Klostermanns in der Familie. Lukas’ jüngere Schwester ist eine begabte Torhüterin, war bereits bei einem DFB-Lehrgang. Und spielt Gitarre. Hat Lukas aus den sieben Jahren Schlagzeug etwas mitgenommen? „Ja. Das Multitasking des Schlagzeugspielens hat mir geholfen: Wenn du mit dem linken und rechten Bein unterschiedliche Sachen machst, fördert das auf jeden Fall extrem die Koordination“, sagt der Abwehrspieler, der sein Abitur 2014 mit 1,5 abschloss. Die Mehrfachbelastung nahm er gern in Kauf. Lukas schaut lächelnd über sein Schlagzeug, während er ein paar Takte spielt: „Es hat einfach Spaß gemacht, das war der Hauptantrieb“, sagt er über sein altes Hobby und will sich beim nächsten Heimatbesuch wieder an sein Schlagzeug setzen, das noch bei seinen Eltern steht.

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Marvin Compper ist ein kommunikativer Mensch. Und ein musikalischer. Schon von klein auf kam der 29-Jährige mit verschiedensten Rhythmen und Klängen in Berührung. Wir trafen Marvin deshalb in der Leipziger Oper, einem musikalischen Wahrzeichen der Stadt, und sprachen mit dem Abwehrspieler über … … seine musikalische Wiege: Schon als ich Kind war, lief in unserer Familie immer sehr viel Musik. Mein Vater stammt aus Guadeloupe, spielte deshalb vor allem karibische Lieder, aber auch Black oder Soul. Einer seiner Lieblingskünstler war Marvin Gaye, der ihn auch bei meiner Namensgebung inspiriert hat. Meine Familie liebt Musik, und ich habe als kleiner Junge natürlich auch versucht, die Bewegungen und Tänze meiner Eltern zu imitieren. Sie haben mir die Begeisterung für die Musik mitgegeben. … das familiäre Rhythmusgefühl: Heute bin ich selbst Familienvater, und Musik spielt nach wie vor eine große Rolle. Meine Frau macht gerade eine Ausbildung zur Tanzpädagogin. Sie tanzt schon über 20 Jahre und hat den Rhythmus einfach im Blut. Ich glaube, Tanz und Musik können bei der Erziehung enorm hilfreich sein. Und dementsprechend häufig kommt natürlich auch unser kleiner Sohn schon damit in Kontakt. … seine favorisierte Musiksprache: Am liebsten höre ich englische Musik. Mich begeistern aber auch anderssprachige Lieder, beispielsweise französische, afrikanische oder auch karibische Songs. Da ich ziemlich viele Sprachen spreche, kann ich die Texte verstehen und weiß, was der Künstler ausdrücken will. Doch das ist gar nicht unbedingt ausschlaggebend, sondern der Rhythmus und die Melodie sind für mich entscheidend. … die Kombination von Musik und Sport: Viele Sportler holen sich durch bestimmte Melodien und Lieder einen extra Motivationsschub. Wenn man vor einem Spiel seine Lieblingslieder hört, kann das auch beim Fokussieren und Konzentrieren helfen oder einen emotional unterstützen, weil es antreibt. Ich finde also schon, dass Musik die Leistung beeinflussen kann. Aber Musik ist natürlich

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auch für die Zuschauer enorm wichtig. Einlaufmusik, Fangesänge, Siegeshymnen heizen die Atmosphäre positiv an – ohne Musik wäre die Stimmung wahrscheinlich nur halb so gut. … die musikalischsten Spieler im Team: Es kommt natürlich darauf an, wie „musikalisch“ definiert ist. Georg Teigl und Anthony Jung werkeln auf jeden Fall immer mit irgendwelchen musikalischen Gerätschaften herum. Auch Rodnei und Yordy Reyna haben ständig ihre Kopfhörer dabei, denn für Südamerikaner ist Musik ja bekanntermaßen überlebenswichtig (schmunzelt). … den talentiertesten (Ex-)Mitspieler: Mit Per Nilsson habe ich bei der TSG 1899 Hoffenheim zusammengespielt. Er ist mit Abstand der musikalischste Spieler, den ich bisher kennengelernt habe. Er hat eine unglaublich gute Stimme, konnte beeindruckend singen und hat zudem noch Klavier und Gitarre gespielt. Er sollte sogar mal bei Rock im Park mit der schwedischen Indieband Mando Diao auf der Bühne stehen. Der Auftritt fand aus versicherungstechnischen Gründen dann leider doch nicht statt. … den Unterschied von Fangesängen: Die Ansicht, dass die Deutschen eher in sich gekehrt sind, wird in den Bundesliga-Stadien eindeutig widerlegt. Die Stimmung ist bei allen Vereinen, für die ich aktiv war, phänomenal. Da kann Italien, wo ich für Florenz gespielt habe, nicht mithalten. In Deutschland geht’s viel mehr ab auf den Rängen. Das liegt allerdings auch an den günstigeren Kartenpreisen, denn durch die hohen Eintrittspreise in Italien sind die Stadien dort nicht gut besucht. … denkwürdige Weihnachtsfeier-Auftritte: Rani Khedira hat unsere Weihnachtsfeier 2014 mit Xavier Naidoos „Ich kenne nichts“ gerockt und eine richtige Show abgezogen. Dennoch würde ich ihn nicht unbedingt ermutigen, nur noch das Mikrofon in die Hand zu nehmen (lacht). Von Thomas Dähne war ich positiv überrascht. Dass er so gut singen kann, hätte ich nicht gedacht. Zumal er das komplette Lied von Revolverheld – „Lass uns gehen“ – auswendig konnte. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Foto: motivio/Florian Eisele

DER RHYTHMISCHE TÄNZER


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Klassiker. Soul-Fan Marvin Compper war beeindruckt vom Ambiente der Leipziger Oper und will hier nun demn채chst ein Konzert oder Musical besuchen.

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Fachwissen. Emil Forsberg (li.) und Yussuf Poulsen stรถbern im Musikhaus Kietz begeistert zwischen Platten und entdecken viele ihrer Lieblingsscheiben.

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DIE KLANGKUMPELS Yussuf Poulsen und Emil Forsberg kommen gut gelaunt ins Musikhaus Kietz im Zentrum-Süd am Peterssteinweg, flachsen in einem Mix aus Deutsch und Englisch, Dänisch und Schwedisch. Beinahe ehrfürchtig bleiben sie hinter der Türschwelle stehen. Anscheinend waren die beiden zuletzt nicht allzu oft in einem Plattenladen. Wände und Decken ist mit Vinylplatten verkleidet, links und rechts der schmalen Gänge thronen zahllose Kisten mit LPs und CDs. Die beiden Skandinavier haben nur noch selten Kontakt mit physischen Tonträgern. „Ich habe neulich eine Dokumentation über die Entwicklung von Musik gesehen, es war faszinierend, wie kurzlebig etwa CDs waren“, erzählt Yussuf. Emil bestätigt: „CDs kaufe ich mir gar nicht mehr.“ Beide hören fast nur noch digital Musik, haben Spotify-Accounts abonniert. Yussuf schwärmt: „Damit kann ich mir jederzeit die Musik aufs Handy oder den Laptop laden. Das ist ein perfektes Programm.“ Perfekt funktioniert auch die Abstimmung zwischen den Offensivspielern, seit der Schwede im Januar aus Malmö nach Leipzig kam. Yussuf hilft Emil beim Start im neuen Verein und mit der neuen Sprache. Musik ist dabei immer ein Thema. Aber nicht etwa Pop oder Rock aus ihrer Heimat stehen auf der Playlist. Im Klangkombinat visieren beide die Kiste mit amerikanischen Platten an. „Ich höre am liebsten HipHop und R ’n’ B, manchmal auch Reggae“, sagt Yussuf, der eine interessante Platte nach der anderen aus den Kisten zieht: Coolio, Kanye West, Jay-Z. Emil nickt anerkennend: „Auch bei mir läuft vor allem amerikanischer HipHop.“ Tyga und Kid Ink sind zurzeit seine Favoriten. Selbstverständlich mag auch Yussuf diese Interpreten. Der 20-jährige Däne erzählt: „Wir hängen vor allem bei Auswärtsspielen zusammen rum, hören gemeinsam Musik und tauschen uns aus. Bestimmt zwei-, dreimal in der Woche kommt Emil und sagt: ‚Hey, Yussi! Ich hab ein neues Lied für dich.‘ Meist ist es ein aktueller R ’n’ B- oder HipHop-Track.“ Plötzlich überlegt Yussuf und schaut auffordernd zu Emil: „Aber vor kurzem hast du mir doch auch mal ein dänisches Lied vorgeD I E R OT E N B U L L E N .C O M

sungen!“ Emil grinst und hat sofort die Melodie parat. Auch Yussuf muss lachen: „Das ist von Rasmus Seebach, einem dänischen Singer-Songwriter, der hat es irgendwie auch nach Schweden geschafft.“ Beim Stichwort schwedische Musik muss Emil gestehen, dass er damit wenig anfangen kann. Indie, Metal, Rock? „Es ist seltsam, aber ich höre kaum schwedische Musik“, sagt der Mann aus dem Land von ABBA und Roxette, den Hives und Moneybrother. Schließlich fallen ihm doch ein paar heimatliche Helden ein: die DJs Avicii sowie Axwell und Ingrosso. Die hat er in Stockholm vor zweieinhalb Jahren auf einem Konzert gesehen, damals noch als Swedish House Mafia. „Die Halle war drei Tage lang ausverkauft“, erinnert sich der 23-Jährige. Sein dänischer Kumpel ist sogar für Festivals zu haben. Auf dem berühmten Roskilde Festival nahe Kopenhagen war Yussuf bereits mehrfach, und er will auch in diesem Sommer dabei sein, „wenn es sich mit der U21-Europameisterschaft vereinbaren lässt“. Sein aktueller Musiktipp aus Dänemark ist Christopher. Einer der angesagtesten Künstler in Nordeuropa, er prangt in Dänemark auf jedem Musikmagazin. „Ich persönlich bin auch großer Fan von Marc Johnson, der macht ironischen Rap.“ Emil nennt wiederum Robyn sowie Håkan Hellström – einen Liedermacher, der auf Schwedisch singt – als aktuell sehr beliebte schwedische Musiker. Doch sein persönlicher Favorit ist ein anderer: „Wo sind die Alben von Michael Jackson, dem für mich bis heute größten Musiker? Mein erstes Album war Jacksons ‚Thriller‘.“ Schnell entdeckt er die Platte und fingert diese stolz aus der Hülle. Überhaupt finden sich die beiden zwischen den Vinyls bestens zurecht und machen einen Plattenspieler ausfindig. Yussuf darf zuerst auflegen. Coolios „1, 2, 3, 4 (Sumpin’ New)“ dröhnt über die Kopfhörer. Emil stöbert weiter. Wer ziert eigentlich in Schweden die Titelseiten der Magazine? Er überlegt. „Wenn wir hier vom größten Superstar reden wollen – das ist gar kein Musiker.“ Sondern? „Zlatan Ibrahimović.“

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DER MUSIKPHILOSOPH

Hast du spontan einen solchen Titel parat? Aus dem Soundtrack vom Computerspiel „FIFA 98“ – „Song 2“ von Blur! Sobald ich diesen Titel höre, muss ich an meine Kindheit und das Haus meiner Eltern denken. Mein bester Freund und ich haben dort früher ständig „FIFA“ gezockt und sind anschließend zum Kicken nach draußen gegangen. War Blur auch deine erste CD, die du dir gekauft hast? Nein, das war eine Platte von The Offspring! Die liefen bei meinen Schwestern rauf und runter, und natürlich wollte ich auch so cool sein (lacht). Ich war damals ein kleiner Skater. Egal was ich gemacht habe – es war immer Musik dabei. Diese Zeit hat mich geprägt, und seitdem habe ich eine Idee entwickelt, warum die Menschheit ausgerechnet Musik erfunden hat. Das klingt interessant – wir sind gespannt! Meine Theorie ist die: Die Musik stammt von den Neandertalern. Die saßen in ihren Höhlen und haben aus Langeweile Steine an die Wand geworfen. Das Abprallen der Steine hat den Beat ergeben, und alles, was sie sich dabei erzählt haben, hat sich gereimt. So ist der HipHop entstanden. Philosophischer Ansatz. Hast du selbst schon ein HipHopoder anderes Konzert besucht? Ich war beim Red Bull Brandwagen mit Cro. Leider habe ich erst wenige Live-Konzerte gesehen, weil mir durch den Fußball die Zeit fehlt, da hab ich noch einiges nachzuholen. Bei Coldplay war ich auch schon. Die Lieder sind gut, allerdings würde ich nicht unbedingt noch einmal hingehen.

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Warum nicht? Weil ich die Energie vermisste. Coldplay haben nicht auf den Putz gehauen, waren eher zurückhaltend. Ganz im Gegensatz zu Pendulum. Dieses Konzert war unglaublich und hat mich umgehauen! Der Bass hat den ganzen Körper durchdrungen, und ich habe sofort Gänsehaut bekommen. Ich muss Musik fühlen, sie braucht den gewissen Punch. Der Beat muss mich mitreißen. Ich könnte nie im Leben bei einem Konzert ruhig stehen bleiben. Ich muss immer tanzen! Was braucht ein gutes Konzert noch? Eine Top-Anlage. Wenn die was kann, dann springt das Gefühl leichter auf einen über. Wenn ich ein Lied liebe, dann muss ich es laut hören. Dadurch wirkt es viel besser. Ab und an gröle ich auch selbst mit – aber nur, wenn keiner dabei ist. Leider singe ich so schlecht, dass ich den Song meistens zerstöre. Deshalb halte ich lieber die Klappe und genieße einfach. Machst du bei einem Konzert auch mal die Augen zu, um die Musik besser zu spüren? Nein, im Gegenteil. Ich muss alles sehen. Gerade wenn um mich herum die Leute buchstäblich um ihr Leben tanzen. Für mich ist es unbegreiflich, wenn jemand bei Musik nichts fühlt. Es gibt ja die Meinung, Musik ist eine Religion – im Prinzip stimmt das! Erst philosophisch, jetzt spirituell. Das musst du erklären! Musik ist immer für dich da. Egal ob es dir schlecht geht oder du dir einen Moment noch schöner ausmalen willst – du legst einfach den passenden Song auf, und schon geht’s ab. Deshalb möchte ich auch, dass meine Kinder später ein Instrument spielen. Musik regt das Gehirn an. Experten sagen, wenn du Kleinkindern Mozart oder Beethoven vorspielst, werden bestimmte Gehirnregionen gefördert. So etwas finde ich extrem interessant. Angenommen, du wirst jetzt Vater: Welche Musik würdest du deinem Kind als Erstes vorspielen? Ganz klar – die Foo Fighters! Ihre Musik hat Seele, und das möchte ich meinem Kind so früh wie möglich mit auf den Weg geben. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Foto: motivio/Thomas Eisenhuth

Georg, wir sind im Werk 2, einem kulturellen Zentrum der Stadt – vor allem, was Musik angeht. Was macht gute Musik für dich aus? Gute Musik muss mich abholen, ich muss sie regelrecht fühlen. Deshalb habe ich auch kein Lieblingslied, weil ich viele Songs mag. Eines der schönsten Gefühle ist es doch, wenn es ein Lied gibt, auf das man sich extrem freut, es endlich wiederhören zu können.


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Leidenschaft. Georg Teigl liebt Live-Konzerte und f체hrt im Werk 2 in Leipzig-Connewitz ein bemerkenswertes Gespr채ch mit uns.

Demn채chst im Werk 2: East Cameron Folkcore: 3. Juni, 20.30 Uhr Rocky Votolato & Band, Support: 4. Juni, 21.00 Uhr

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FESTIVAL GUIDE

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LAUE SOMMERABENDE, EUPHORISIERENDE KLÄNGE, TANZWÜTIGE BESUCHER. SOMMERZEIT IST FESTIVALZEIT! BEI DER VIELZAHL FÄLLT DIE WAHL SCHWER. ABER WARUM IN DIE FERNE SCHWEIFEN, WENN DAS GUTE LIEGT

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MELT!

HIGHFIELD

Datum: 17. bis 19. Juli Stil: Indie, Electro, Rock Preis: ab 136 Euro (Vorverkauf) Besucher: 20.000 Wo: Ferropolis Ort: Gräfenhainichen Line-up: u. a. Sizarr, Tocotronic, The Districts, Marek Hemmann, William Fitzsimmons, Kettenkarussell, La Roux, Alt-J, Alan Fitzpatrick, Autechre, Bonobo (DJ-Set), The Bug, Cakes da Killa, Cashmere Cat, Chris Liebing, Claptone, Clark, Dark Sky, David August, Dorian Concept, Element of Crime, Ellen Allien

Datum: 14. bis 16. August Stil: HipHop, Alternative Rock, Punkrock Preis: 119 Euro (VVK) Besucher: 25.000 Wo: Störmthaler See Ort: Großpösna/Leipzig Line-up: u. a. Marteria, Broilers, The Offspring, Dropkick Murphys, Clueso, K.I.Z., Interpol, The Kooks, The Gaslight Anthem, Flogging Molly, The Wombats, Madsen, Prinz Pi, Donots

Die Stadt aus Eisen erwacht aufs Neue! Das Melt! ist eines der größten Indie-Festivals Deutschlands. Schauplatz ist Ferropolis, ein Freilichtmuseum für Braunkohletagebau mit imposanten Stahlgiganten. Fünf Bagger (40 Meter hoch, bis zu 130 Meter lang) säumen das Festival-Gelände. Drei Tage lang wird die einmalige Kulisse des ehemaligen Industriegeländes wiederbelebt. Warum gerade aufs Melt! ? Das Festival besticht nicht nur durch seine Musik, sondern auch durch seine Lichtershow!

Das Festival hat sich in den letzten Jahren als eines der wichtigsten Indie-Rock-Festivals etabliert und setzt auf einen bunten Stilmix zwischen Rock und HipHop. 41 bestätigte Künstler versprechen eine gelungene Mischung aus hochkarätigem Hörgenuss und einer Nonstop-Party. Besuchermagneten sind 2015 unter anderem Marteria, The Offspring und Dropkick Murphys. Warum gerade aufs Highfield? Die Veranstalter locken nationale und internationale Musikgrößen nach Leipzig!

SO NAH?! DESHALB HABEN WIR EUCH DIE OPEN-AIR-HÖHEPUNKTE IN EURER NÄHE ZUSAMMENGESTELLT.

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Fotos: Diane Wernicke, picturedesk.com (4)

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TH!NK?

LOLLAPALOOZA

SPLASH!

Datum: 27. Juli Stil: Electro Preis: 29 Euro (VVK) Besucher: 6.000 Wo: Nordstrand Cospudener See Ort: Leipzig Line-up: u. a. Maceo Plex, Solomun, DJ Koze, Mathias Kaden + Daniel Stefanik, Rødhåd, Robag Wruhme, Super Flu

Datum: 12. und 13. August Stil: Alternative Rock, Pop, HipHop, Dance, Country Preis: ab 119 Euro (VVK) Besucher: keine Angabe Wo: Flughafen Tempelhof Ort: Berlin Line-up: u. a. Macklemore & Ryan Lewis, Hot Chip, Fat Boy Slim, Bastille, Seeed, Deichkind, Beatsteaks, The Libertines, Stereophonics, Little Dragon, Parov Stelar Band

Datum: 10. bis 12. Juli Stil: HipHop, Reggae Preis: 119 Euro (VVK) Besucher: 22.000 Wo: Ferropolis Ort: Gräfenhainichen Line-up: u. a. Marsimoto, Ronny Trettmann, Prinz Porno, Kool Savas, Haftbefehl, Die Orsons, Nicki Minaj

Maritimes Lebensgefühl trifft auf euphorisierende Beats! Einmal im Jahr ist der Cospudener See im Süden Leipzigs ganz allein für das TH!NK? reserviert! Die Bühne steht direkt am Strand, sodass die Besucher zu eingängigen Beats im Wasser tanzen können. Bekannte Künstler wie DJ Koze oder Mathias Kaden + Daniel Stefanik treffen auf vielversprechende Newcomer. Die Rahmenbedingungen sind also geschaffen, um den Rahmen zu sprengen. Warum gerade aufs Th!ink? ? Rauf auf den Sattel, und in 20 Minuten ist das Beach-Festival-Feeling perfekt!

Europapremiere! In den USA gehört das Lollapalooza bereits zu den größten und beliebtesten Festivals, zog allein im letzten Jahr 160.000 Besucher an. Nun kommt das Pop-Festival erstmals nach Berlin. Auf vier Bühnen bringen 50 Bands die Massen zum Toben! Dabei folgen die Veranstalter der Tradition des amerikanischen Originals und vereinen unterschiedliche Lebensstile, Kunst, Essen und Erlebnisse. Zu den musikalischen Höhepunkten zählen das einzige Europakonzert von Macklemore & Ryan Lewis, die einzige Deutschland-Show von Seeed und der erste Auftritt von The Libertines mit ihrem neuen Album.

Ein fester Sommertermin für alle HipHop-Fans ist das Splash!. Auch in seiner 18. Auflage wartet das Festival mit angesagten deutschen HipHop-Künstlern auf – gewürzt mit einer Prise Import-Rap! Ein Höhepunkt ist unter anderem der Soundclash – ein Wettbewerb, bei dem zwei oder mehrere Soundsystems ihr Können gegen- und miteinander testen. Am Ende entscheidet das Publikum, welches Soundsystem besser ankommt. Antreten werden die Turntable Hools – ihnen stellen sich die Trap-Helden Drunken Masters in den Weg. Warum gerade aufs Splash! ? Ganz simpel: Wer HipHop liebt, für den führt kein Weg an dem Festival vorbei!

Warum gerade aufs Lollapalooza? Das Festival vereint Musik und ein spezielles Lebensgefühl!

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IM KLUB

HIER ERFAHRT IHR ALLES ÜBER DEN GRÖSSTEN OFFIZIELLEN FANCLUB, EINE GEMEINSAME VEREINBARUNG UND DIE WICHTIGSTEN VEREINS-NEUIGKEITEN.

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Fotos: GEPA pictures, RB Leipzig

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Knapp dreißig Kilometer westlich von Leipzig liegt Bennewitz. Rund 5.500 Einwohner zählt die Gemeinde mit ihren zwölf Ortsteilen – und allein 467 Bennewitzer gehören zu unserem vierten Offiziellen Fanclub „RB Freunde Bennewitz“. Alles begann 2011 bei einem Garagenabend, zu dem sich sieben Freunde, obendrein RBL-Fans, regelmäßig trafen, um über Fußball zu philosophieren. An diesem Dezembertag kam eine Idee auf: „Kommt, lasst uns einen Fanclub gründen, vielleicht werden wir ja um die zwanzig Mann …“ Gesagt, getan – und schon beim ersten Fanclub-Abend kamen über sechzig interessierte Bennewitzer zusammen. Mit dieser Resonanz hatte keiner der Initiatoren gerechnet, zumal sie kaum für den Fanclub geworben und im Vorfeld nur Bekannten und Freunden von der Idee erzählt hatten. Und gerade dieses Miteinander-Reden und Voneinander-Erzählen ist bis heute wichtigstes Kommunikationsmittel des Fanclubs. Trotzdem ist eine Homepage im Aufbau, und auch ein Facebook-Auftritt soll folgen. Aktuell gehören dem Fanclub 467 Mitglieder an, womit die RB Freunde Bennewitz der mitgliederstärkste OFC der Leipziger Bullen sind. Auch unser Teammanager Daniel Baude gehört zum Fanclub. Der gebürtige BenneD I E R OT E N B U L L E N .C O M

Gegründet: 22. Dezember 2011 OFC seit: 27. März 2012 Gründungsmitglieder: 7 Mitgliederzahl: 467 (mitgliederstärkster OFC) Mitgliederstruktur: Familien-Fanclub Aktivitäten: Besuch der Heimspiele, gemeinsame Fußballabende, Teilnahme an Fußballturnieren

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witzer und ehemalige Jugendspieler des Vereins wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Der Fokus der Fangruppe liegt natürlich auf dem Fußball. Aus Zeitmangel konzentrieren sich die RB Freunde Bennewitz aber in erster Linie auf den Besuch von Heimspielen. Werden Auswärtsfahrten organisiert, verbringen die Fans meist gleich mehrere Tage zusammen in der jeweiligen Stadt. Erwähnenswert ist auch das gute Verhältnis zu den anderen OFCs. Besonders zu den L.E. Bulls und den RBL Fans Delitzsch pflegen die Bennewitzer engen Kontakt, und man lädt sich gegenseitig zu Weihnachtsfeiern oder anderen Veranstaltungen ein. Demnächst steht im Fanclub zudem eine strukturelle Veränderung an: Um die hohe Mitgliederzahl künftig besser koordinieren zu können, haben sich die sieben Gründer entschlossen, einen eingetragenen Verein (e. V.) einzurichten und so eine rechtliche Form für ihren Fanclub zu schaffen. Was vor über drei Jahren in einer Garage begann, hat sich auf unzählige Wohnzimmer, Hobbyräume, Gärten und Partykeller in Bennewitz ausgedehnt, um die gemeinsame Leidenschaft für Fußball und RB Leipzig auszuleben. Wir sagen Danke für eure Treue und Unterstützung!

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KOMMUNIKATION IST ALLES … … UND DAS NATÜRLICH AUCH IM FUSSBALL. ginn der Saison 2015/16 sollen beide Seiten die finalen Absprachen getroffen und den Vertrag unterzeichnet haben. RBL-Geschäftsführer Ulrich Wolter stellte dieses Projekt – das von der Deutschen Fußball Liga und dem DFB als Pilotprojekt eingeordnet wird – Mitte April auf der „Fachtagung Fanarbeit“ in Kamen (nahe Dortmund) vor und erläutert im Kurzinterview noch einmal die Kernpunkte des Kontrakts:

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amit Absprachen im Bereich der Fanbetreuung zukünftig besser funktionieren, erarbeitet RB Leipzig um seine Fanbeauftragten Ingo Hertzsch und Enrico Hommel derzeit eine schriftliche Vereinbarung mit dem Fanprojekt Leipzig. Ingo und Enrico sind Ansprechpartner für alle organisatorischen Belange unserer Fans. Die Mitarbeiter des Fanprojekts Leipzig kümmern sich wiederum vor allem um junge Fußballfans und deren Anliegen. Das Fanprojekt möchte so Gewalttaten präventiv entgegenwirken, menschenfeindliche und extremistische Orientierungen im Dialog abbauen und ein freundliches Klima unter den Anhängern herstellen. Das Fanprojekt wird durch den Deutschen Fußball-Bund, die Stadt Leipzig sowie die sächsische Landesregierung finanziert. Die pädagogische Arbeit ist auf Jugendliche und Erwachsene bis 27 Jahre ausgerichtet. Mit dem gemeinsam erarbeiteten Vertrag wollen Verein und Fanprojekt ihre Erfahrungen austauschen sowie Aufgabenbereiche und Rollenverteilung, etwa bei Heimspielen, festlegen. Bis zum Be-

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Ulrich Wolter, was war der Auslöser, eine Vereinbarung zwischen dem Fanprojekt Leipzig und RB Leipzig auf den Weg zu bringen? In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Problemen bei der Zusammenarbeit beider Seiten. Diese resultierten vornehmlich aus den Unklarheiten in Bezug auf Aufgaben und Kompetenzen des Vereins bzw. des Fanprojekts. Im Grunde wurde eher nebeneinanderher statt miteinander gearbeitet. Um dort eine Verbesserung zu erzielen, wurde im vergangenen Jahr schließlich ein gemeinsames Gespräch organisiert, das durch die Abteilung „Fanangelegenheiten der DFL“ und die Koordinationsstelle „Fanprojekte“ moderiert wurde. Daraus entwickelte sich schließlich die Idee, eine Vereinbarung aufzusetzen und die Zusammenarbeit für die Zukunft konkret zu definieren. Welche Schritte wurden für diese Vereinbarung bislang erarbeitet? Zu Beginn wurden das grundsätzliche Verständnis unserer jeweiligen Arbeit und Aufgaben sowie die Erwartungen an den Partner besprochen. Der nächste Schritt zielte auf die konkrete Ausgestaltung der Zusammenarbeit, aber auch auf die Abgrenzung voneinander. Dieser Punkt ist aus unserer Sicht wesentlich für eine langfristig gute Zusammenarbeit. Aus dem Prozess lässt sich mitnehmen, dass die offene, regelmäßige Kommunikation miteinander die Basis der guten und produktiven Zusammenarbeit ist, durch die sich viele Probleme frühzeitig gemeinsam lösen lassen. Welche Erwartungen knüpfen Verein und Fanprojekt jeweils aneinander? Wir erhoffen uns eine offene, vertrauensvolle und dadurch befruchtende Zusammenarbeit von beiden Seiten. Nur so kann die Kooperation zukünftig erfolgreich sein und das notwendige Verständnis füreinander entstehen. D I E R OT E N B U L L E N .C O M


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NEU!

Eric Kirst, Moritz Kwarteng und Erik Majetschak (von links) streifen als allererste Leipziger Bullen das neue Trikot über.

DAS NEUE MIT DEN STREIFEN

Fotos: motivio/Florian Eisele

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s ist ein Moment, den die drei Nachwuchsspieler so schnell nicht vergessen werden. Fast ehrfürchtig enthüllen Moritz Kwarteng, Erik Majetschak und Eric Kirst das wichtigste Stück Stoff der Roten Bullen. Unser neues Trikot für die Saison 2015/16! Erik, Moritz und Eric sind die Ersten überhaupt, die das Trikot zu Gesicht bekommen und präsentieren dürfen. Diese besondere Auszeichnung haben sie sich durch ihre hervorragenden und vorbildlichen Leistungen auf und neben dem Spielfeld verdient. Moritz Kwarteng ist seit Juli 2013 im Verein. Der 17-jährige Mittelfeldspieler schoss die U16 im Vorjahr mit 20 Toren zum Aufstieg in die Regionalliga und spielt nun für die U17. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Erik Majetschak läuft schon seit August 2011 für RB Leipzig auf und stürmt aktuell für die U16. Vor wenigen Tagen erhielt der 15-Jährige eine weitere Auszeichnung und wurde zum ersten Mal für zwei Länderspiele der U15-Nationalmannschaft nominiert. Eric Kirst geht seit Juli 2013 für uns auf Torejagd, mischt mit der U15 an der Tabellenspitze mit und führt mit 20 Toren die Torjägerliste der Talenteliga Mitteldeutschland an.

Noch tragen es unsere Nachwuchsspieler, bald auch unsere Fans. Ein roter Streifen seitlich und auf den Schultern verrät, für welchen Verein euer Herz schlägt.

Auch ihr bekommt das neue Trikot ab sofort im Red Bull Shop am Neumarkt 29 – 33 und im Red Bull Online-Shop. www.redbullshop.com/de/rb-leipzig

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VEREINS-NEUIGKEITEN Schnappschüsse und besondere Augenblicke aus unserem Vereinsleben und von unseren Spielern. Also – erst folgen und dann Herzen verteilen!

RETWEETE REYNA!

Auch Angriffsbulle Yordy Reyna zwitschert jede Menge Neuigkeiten aus seiner Fußballwelt. Ihr könnt Yordy über seinen offiziellen Account @yordy_10 folgen, das Neueste über #YR34 erfahren und dabei sogar noch ein bisschen Spanisch lernen, denn er twittert meist in seiner Muttersprache.

HOLT EUCH EURE AUSZEICHNUNG!

17 Auswärtsreisen in 17 Städte zu 17 Vereinen! Insgesamt spulten die Roten Bullen in dieser Saison 6.213 Kilometer zu ihren Auswärtsfahrten (Hinfahrt) ab. Wart auch ihr bei den Auswärtsfahrten dabei, habt unsere Mannschaft lautstark unterstützt und fleißig euer RBL-Fahrtenbuch geführt? Dann holt euch bis zum Start der neuen Saison eure verdiente Auswärts-Auszeichnung im Red Bull Shop am Neumarkt ab! AUSZEICHNUNGEN Gold: 5.500 Kilometer Silber: 3.500 Kilometer Bronze: 1.500 Kilometer

VIERTELFINALE

Die Roten Bullen und Porsche wollen es wissen: Welcher Leipziger Stadtteil spielt den besten Fußball? Um das herauszufinden, haben RB Leipzig und Porsche ein gemeinsames Kinder- und Jugendfußballturnier für Jungen und Mädchen (der Jahrgänge 2002 bis 2007) ins Leben gerufen. Infos und Anmeldung unter: www.leipziger-viertelfinale.de TERMINE Viertelfinale Nord: 1. September Viertelfinale Ost: 3. September Viertelfinale Süd: 8. September Viertelfinale West: 10. September Endrunde: genauer Termin noch offen (zwischen 11. und 28. September)

FANARTIKEL FOTOALBUM

Ihr wollt kein exklusives Bild der Roten Bullen verpassen? Dann folgt uns jetzt auf unserem Instagram-Kanal! Unter www. instagram.com/dierotenbullen findet ihr einzigartige Momentaufnahmen, witzige

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Sommerpause ist Transferzeit. Auch im RBL-Fanartikel-Sortiment gibt es einige Wechsel. Um Platz für Neuzugänge zu schaffen, bekommt ihr die alte Kollektion ab 1. Juni (solange der Vorrat reicht) im Shop am Neumarkt und im Red Bull-Onlineshop um 30 Prozent reduziert. www.redbullshop.com/rb-leipzig

UNSERE BESTEN

Herzlich willkommen im Kreis der Offiziellen Fanclubs! Zu den Heimspielen gegen Darmstadt und Sandhausen wurde den ReBellen L. E. 2.0 und den RB Freunde LeipzigWahren der Status eines OFCs anerkannt. Damit haben die Roten Bullen nun mittlerweile 20 Fangruppen mit diesem besonderen Prädikat. Wenn auch ihr einen Fanclub gründen wollt, schickt einfach eine E-Mail an unsere Fanbeauftragten (service.rbleipzig@ redbulls.com), die euch alle Informationen und nützliche Tipps geben können. D I E R OT E N B U L L E N .C O M


n: e s s i w s ‘ len l o w g i z p lei

L I E T T D A T S R E ? L H L A C B L S WELET DEN BESTEN FUS rb d n u e h c pors

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TAKT DER TALENTE KLEINE GESCHICHTEN VON MOTIVIERENDER MUSIK UND TALENTIERTEN KICKERN AUS DEM NACHWUCHS DER ROTEN BULLEN.

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Foto: motivio/Thomas Eisenhuth

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MOTIVIERENDE MUSIK MUSIK GIBT DEN NACHWUCHSBULLEN DEN RICHTIGEN RHYTHMUS VOR. DENN KICKER MIT KOPFHÖRERN SIND NICHT NUR EIN TREND.

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portgymnasium Leipzig. Donnerstag, 13.20 Uhr. Ein Gong läutet den Unterrichtsbeginn ein. Musiklehrerin Ulla Inoks kommt gut gelaunt in den Klassenraum. An der Tafel steht in großen Kreidebuchstaben: „Bedřich Smetana – Die Moldau“. Ole Hoch summt in der ersten Bankreihe gedankenverloren die Melodie des Stücks vor sich hin. Die Lehrerin erkennt das sofort und stimmt begeistert in das Summen des Siebtklässlers und RBL-Nachwuchsspielers ein. „Es ist schön, wenn die Kinder und Jugendlichen auch einen Zugang zur klassischen Musik finden. Manchmal funktioniert das über den Unterricht und kann sogar besondere Emotionen auslösen“, erzählt die Lehrerin. SINGEN STATT SPIELEN Für die jungen Sportler ist der Musikunterricht eine willkommene Abwechslung zum sportlichen Alltag. Trotzdem gehört für Ulla Inoks einiges dazu, die verschiedenen Charaktere zum Musizieren zu bewegen: „Klare Ansagen sind hier ganz wichtig. Eine gewisse Disziplin beim Singen und Musikmachen ist wie beim Leistungssport Voraussetzung.“ Da den Sportschülern in der Freizeit oft die Zeit fehlt, ein Musikinstrument zu spielen, beschränken sie sich im praktischen Musizieren vor allem auf das Singen. Ulla Inoks lacht: „Mit lustigen Stimmbildungsübungen versuche ich die Schüler auf den Einsatz ihrer Stimmen vorzubereiten, das lockert meistens gut auf.

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Viele haben richtig Spaß dabei. Außerdem fördert das Singen den Gemeinschaftssinn, aber auch die Disziplin und Konzentration – eben das, was die Jungs ja auch auf dem Platz brauchen.“ Die Pädagogin möchte ihren Schülern vor allem eins vermitteln: Jeder kann singen, in der Klasse sind wir ein Team, das gemeinsam großartig klingen kann. Ulla Inoks unterrichtet schon lange am Sportgymnasium, hat viele Spieler aus dem Nachwuchs von RB Leipzig unterrichtet – aktuell allein zehn davon in der Klasse 10/4. HÖREN HILFT Ein zweiter Teil des Unterrichts ist das Musikhören. Dabei spielen gelegentlich auch Fangesänge eine Rolle. Wie ist der rhythmische Aufbau der Reime? Woher stammen die Melodien? Themen, die die Schüler gern bearbeiten. Ansonsten ist es für Ulla Inoks besonders wichtig, dass ihre Schüler verstehen, warum das genaue Zuhören nicht nur im Musikunterricht wichtig ist. Im Alltag, zu Hause oder auch auf dem Fußballplatz verschafft man sich damit einige Vorteile und erleichtert das Miteinander. Im Unterricht heißt es dann: „Augen zu, Arme vor euch auf dem Tisch verschränken, Kopf ablegen und einfach nur lauschen.“ Ulla Inoks bekommt oft Rückmeldungen, wie sehr sich die Schüler beim Zuhören entspannen und für kurze Zeit ihren schulischen und sportlichen Stress vergessen können. Und auch für sie sind diese Minuten die ruhigsten einer D I E R OT E N B U L L E N .C O M


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Foto: motivio/Thomas Eisenhuth

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Fotos: motivio/Thomas Eisenhuth

Musiklehrerin Ulla Inoks erkl채rt RBL-Nachwuchsspieler Ole Hoch, wie man Zeichen richtig setzt. U16-Akteur Liam Shang (li.) und U17-Torh체ter Tom Wallenstein nutzen den Musikunterricht, um ihr Talent an den Tasten unter Beweis zu stellen.

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»INDIVIDUELL ANGEPASSTE MUSIK KITZELT BEI UNSEREN SPIELERN AUCH DAS LETZTE PROZENT LEISTUNG HERAUS.« Andy Borchert, RBL-Nachwuchs-Psychologe

Nachwuchsbulle Mert Yilmaz findet sich auch im System der Noten bestens zurecht.

Unterrichtsstunde, denn junge Fußballer für Musik zu motivieren ist eine Kunst – das Motivieren durch Musik allerdings auch. MUSIKALISCHE MOTIVATIONSSPRITZEN Wenn Fußballprofis zwei Stunden vorm Spiel mit überdimensionalen Kopfhörern aus dem Mannschaftsbus steigen, den Rasen inspizieren und anschließend in die Kabine gehen, hat das sicherlich etwas mit „Style“ zu tun – aber vor allem auch mit Motivation! Musik wird von Spitzensportlern in erster Linie zur Fokussierung und Konzentration genutzt. Jeder Akteur hat da seine eigenen Rituale, aber das Phänomen des „Im-Tunnel-Seins“ gehört für viele Profis zu einer optimalen Spielvorbereitung. Sportpsychologe Costas Karageorghis von der Brunel-Universität in London hat in Studien Interessantes herausgefunden: Individuell angepasste Musik kann die Leistungsfähigkeit eines Sportlers um bis zu 15 Prozent steigern. Außerdem können richtig eingesetzte Lieder und Rhythmen positive Erregungszustände auslösen, die einen Athleten aktivieren und antreiben oder zu seiner Beruhigung beitragen – abhängig von dessen Bedürfnissen. „Individuell angepasste Musik kitzelt bei Nachwuchsspielern in bestimmten Situationen auch das letzte Prozent Leistung heraus“, bestätigt RBL-Nachwuchs-Psychologe Andy Borchert. „Entscheidend ist, dass wir den Spielern die Musik nicht vorgeben, sondern D I E R OT E N B U L L E N .C O M

dass sie vielmehr unterstützend zur Verfügung steht. Denn gerade eine eigene Ritualisierung der Abläufe unserer Fußballer ist wichtig, damit sie sich zu einhundert Prozent wohlfühlen und ihren eigenen Tunnel finden.“ Darüber hinaus können Rhythmen auch die motorischen Fähigkeiten verbessern. Denn neben einem angenehmeren Lernumfeld wird durch Musik der „innere Bewegungstakt“, sprich der harmonischere Ablauf von Bewegungen, gefördert. Im Bereich der Videoanalyse, die einzelne Mannschaften neben der Spielauswertung auch mit Motivationsvideos unterstützt, ist der richtige Musikeinsatz gleichbedeutend mit der Intensität der Wirkung dieser sogenannten „Motivationsspritzen“. Fabian Friedrich und Matthias Grote, Videoanalysten im Nachwuchs der Roten Bullen, sind gerade bei der Soundtrack-Auswahl für solche motivierenden Kurz-Clips gefragt. „Den richtigen Ton oder Nerv zu treffen, ist jedes Mal eine Herausforderung für uns“, gibt Friedrich zu. „Doch wir haben in diesem Bereich dank vieler Spielvorbereitungen schon ein gutes Gespür entwickelt“, ergänzt Grote. Am Ende kommt es aber stets auf den Fußballer selbst an, inwieweit er musikalische Motivation nutzt oder auf andere Optionen zurückgreift. Ulla Inoks zitiert schmunzelnd Trainerlegende Sepp Herberger und sagt: „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“ – aber auch dort sollte man zumindest immer die Ohren spitzen …

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FÜNF TAGE FUSSBALL UND FREUDE KADERSCHMIEDE 2015! DIE SICHTUNGSTAGE DER ROTEN BULLEN GINGEN ANFANG MAI MIT 700 TALENTEN IN DIE DRITTE RUNDE. »DER ERNEUT GROSSE ZUSPRUCH MACHT UNS STOLZ UND BESTÄTIGT, DASS UNSERE TALENT-SICHTUNGSTAGE EINE ATTRAKTIVE MÖGLICHKEIT SIND, SICH UNTER TOP-BEDINGUNGEN ZU PRÄSENTIEREN. INSGESAMT SIND WIR SEHR ZUFRIEDEN UND HOFFEN, DASS WIR BALD EINIGE DER GESICHTETEN TALENTE IN UNSEREN NACHWUCHSMANNSCHAFTEN WIEDERSEHEN.«

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ritte Auflage der RBL-Kaderschmiede! Vom 27. April bis 1. Mai zeigten wieder zahlreiche junge Fußballtalente der Jahrgänge 1999 bis 2004 (Mädchen) sowie 2001 bis 2008 (Jungen) unserem Sportdirektor Ralf Rangnick und dem Trainerteam der Roten Bullen ihr Können am Ball. 700 Spieler und Spielerinnen, darunter 75 Torhüter, erhielten nach der Anmeldung eine Einladung zu den Sichtungstagen. 90 Kinder erwiesen sich dort wiederum als besonders begabt und wurden deshalb zu einem Probetraining mit der jeweiligen RBL-Nachwuchsmannschaft eingeladen. Erstmals unterstützte auch Porsche mit der Botschaft „Turbo für Talente“ die Kaderschmiede. Unter anderem betreute unser Partner innerhalb der Sichtung eine Schnelligkeitsstation, bei der die kleinen Kicker auf ihre „PS-Werte“ geprüft wurden. Neben diesem PS-Parcours hatte Porsche an allen Sichtungstagen die einzigartige „Cayenne-Torwand“ aufgebaut, an der es –

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anders als zu Hause – erlaubt war, auf ein Auto zu schießen und mit möglichst vielen Treffern tolle Preise zu gewinnen. Unser Maskottchen Bulli tobte mit den Teilnehmern und Gästen auf seiner Fußballwiese. Darüber hinaus konnten sich alle Besucher am Tischkicker, auf der Hüpfburg und am Fanartikel-Mobil vergnügen. Natürlich schauten auch RBL-Trainer Achim Beierlorzer und unsere Zweitliga-Profis vorbei, gaben den Talenten nützliche Tipps, beantworteten sämtliche Fragen, schrieben jede Menge Autogramme und nahmen sich Zeit für Erinnerungsfotos.

Fotos: motivio/Thomas Eisenhuth (1), Picture Point/Roger Petzsche (3)

Thomas Albeck, Leiter des RBL-Nachwuchsleistungszentrums


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N AC H W U C H S

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NACHWUCHSNEUIGKEITEN ler Kompetenz, kultureller Toleranz und gesellschaftlichem Zusammenhalt zu fördern, sprechen wir engagierte und verlässliche Familien an, die diese verantwortungsvolle Aufgabe in enger Zusammenarbeit mit unserem Nachwuchsleistungszentrum annehmen möchten. Bei Interesse senden Sie uns bitte eine E-Mail an service.rbleipzig@redbulls.com mit Angaben zur Lebens-, Berufs- und Wohnsituation.

ZERTIFIZIERUNG DFB-DEBÜT

U17-Verteidiger Kilian Senkbeil gab am 20. März beim U16-Länderspiel in Italien seine Premiere in Deutschlands Nationalteam. Zwar verloren die DFB-Junioren gegen die „Squadra Azzurra“ knapp mit 0:1, Kilian erlebte dennoch einen gelungenen 77-Minuten-Auftritt im Zeichen des Bundesadlers.

Vom 16. bis 19. April inspizierte die belgische Bewertungsagentur „Foot-Pass“ das RBL-Trainingszentrum und führte Hospitationen und Interviews mit unseren Nachwuchsteams und Verantwortlichen durch. Im Zuge der Zertifizierung durch den DFB bewertet die Agentur das Leistungszentrum, das mit bis zu drei Sternen ausgezeichnet werden kann. Ein Ergebnis wird im Juli erwartet.

D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Fotos: Picture Point/Sven Sonntag, RB Leipzig

Wir suchen auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung sehr verantwortungsbewusste Menschen mit Organisationstalent, die den Trainern als Mannschaftsleiter den Rücken freihalten. Dazu gehört neben der Unterstützung bei den Wettkämpfen insbesondere auch die logistische Vorbereitung und Begleitung von Spielen und Turnieren (Unterbringung, Verpflegung, Fahrtplanung etc.). Der Mannschaftsleiter ist nah an seinem Team und fungiert auch als Bindeglied zwischen Trainern und Eltern. Wer sich für diese Aufgabe interessiert, über ein entsprechendes Zeitbudget verfügt, einen Führerschein und möglichst einen eigenen PKW besitzt, meldet sich bitte mit Angaben zur Person unter dem Betreff „NachwuchsMannschaftsleiter“ per E-Mail: service.rbleipzig@redbulls.com

RBL-FUSSBALLSCHULE

GASTFAMILIEN GESUCHT

Wir suchen für unsere Spieler im Alter von 13 bis 16 Jahren Gastfamilien, die in der Nähe des RBL-Trainingszentrums wohnen und uns bei der Talentebetreuung unterstützen möchten. Sie sollten fußballinteressiert sein, in einer Partnerschaft leben und ausreichend Platz in Ihrem Zuhause haben. Neben der sportlichen Ausbildung liegt unserem Verein vor allem auch die persönliche und schulische Entwicklung unserer Spieler am Herzen. Um die Entwicklung von sozia-

WERDE MANNSCHAFTSLEITER

BESUCH VOM BODENSEE

Vom 30. März bis 1. April waren Nachwuchsspieler des SC Pfullendorf in Leipzig zu Gast. Die jungen Talente des SCP trainierten u. a. mit der RBL-U15, tauschten sich über Fußball aus und erkundeten die Stadt. Dieses freundschaftliche Treffen soll wiederholt werden, demnächst wollen wir den SCP in Süddeutschland besuchen.

Aktuell läuft die Anmeldung für die RBLFußballschule in den Sommer- und Herbstferien 2015. Acht von den insgesamt zwölf Terminen sind bereits ausgebucht! Nur für die Camps in Markranstädt, Riesa, Farnstädt und Sandersdorf sind noch einige Plätze verfügbar. An den Fußballschulen können jeweils maximal 60 Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren teilnehmen. Termine & Anmeldung unter: www.DieRotenBullen.com/fussballschule

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DIE LETZTE SEITE

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DAS BULLEN-ZEUGNIS Nr. 1 22 27

Name

Vorname

Musiknote Abschlusszeugnis

Coltorti Bellot

Fabio Benjamin Thomas

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gut ausre ichen d gut

Anthony Tim Lukas Francisco de Lima Niklas Fabian

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befrie digen d gut gut 'u'berqualifiziert befrie digen d befrie digen d gut befrie digen d sehr gut

Dähne Jung Sebastian Klostermann

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Rodnei Hoheneder Franke Heidinger

Georg

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Ernst Khedira Kimmich

Henrik Rani Joshua

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Kalmár Kaiser Hierländer Demme

Zsolt Dominik Stefan Diego

wechselhaf t befrie digen d gut Abschlussn ote steht noch aus 3 befrie digen d 1 sehr gut 3 befrie digen d

Poulsen Rebić Frahn

Yussuf Ante Daniel Emil Omer Terrence

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Compper Teigl

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Forsberg Damari Boyd Reyna

Sebastian Marvin

Yordy

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sehr gut gut befrie digen d the best weltklasse anwesend sehr gut

Die Saison wurde bestanden TAK T VOLL Leipzig, den 24. Mai 2015

Direktor

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Schulstempel

Klassenleiter

D I E R OT E N B U L L E N .C O M


AB SOFORT ERHÄLTLICH IM



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