KLUB 14 - Frühjahr 2018

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DAS VEREINSMAGAZIN VON RB LEIPZIG

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NR. 14 FRÜHJAHR 2018

FUSSBALL-FRÜHJAHR Es ist schon ein wenig verrückt. Gefühlt waren wir gerade noch in der Weihnachtspause, nun beginnt bereits das Saisonfinale mit den sportlichen Entscheidungen. Wir möchten uns natürlich wieder für den internationalen Wettbewerb qualifizieren. Am liebsten für die Champions League. Denn nach den großartigen Erlebnissen im Europapokal hat uns das Reisefieber gepackt. Auch in unserem neuen KLUB-Magazin wollen wir euch auf eine besondere Reise mitnehmen. Dorthin, wo unsere Spieler Jean-­ Kévin Augustin, Emil Forsberg und Dayot Upamecano aufgewachsen sind und ihre ersten Ballberührungen hatten. Wir haben die drei in ihren Heimatstädten besucht und erzählen in dieser Ausgabe ihre Geschichten: von den Kindertagen auf dem Bolzplatz bis zu den Auftritten als Fußballprofi in der Königsklasse. Zudem waren wir dabei, als sich Timo Werner mit den drei Nachwuchsspielerinnen Mia, Jasmin und Zoé Werner aus unserem Mädchenteam getroffen hat, und sind uns sicher, dass die vier im RBL-Trikot noch für viel Furore sorgen werden. Freut euch auf einen bunten Ausflug mit den Roten Bullen durch die Welt von RB Leipzig. Viel Spaß beim Lesen – und uns allen ein erfolgreiches Fußball-Frühjahr. Oliver Mintzlaff Geschäftsführer

Coverfotos: RB Leipzig

IMPRESSUM KLUB

Herausgeber & Redaktion RasenBallsport Leipzig GmbH, Neumarkt 29–33, D-04109 Leipzig Produktion Red Bull Media House GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Teamchef Florian Scholz Kapitän Stephan Lochen Spielmacher Marcel Friederich Stammformation Mara Felzen, Angelika Megyesi, Anne Petzold, Daniel Traina Chef vom Dienst Christoph Rietner Textwart Lisa Blazek Ersatzbank Boro Petric Creative Director Dominik Uhl Linienrichterin Stefanie Werth Fotochef Markus Kučera Schiedsrichter Johann Fleißner, Petra Hannert Bildagenturen GEPA pictures, motivio Litho Clemens Ragotzky (Ltg.), Nenad Isailović Schlussproduktion Friedrich Indich, Wolfgang Stecher Druck Druck und Werte GmbH, Peterssteinweg 17, D-04107 Leipzig RB Leipzig Gegründet 19. Mai 2009 Web www.DieRotenBullen.com Redaktionsschluss: 22. Februar 2018

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INHALT

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6 PICTORIAL Wir zeigen euch fünf besondere ­Momente der ersten Wochen 2018. Von Leipzig über Mönchengladbach bis nach Neapel.

18 STRASSENFUSSBALLER JKA Jean-Kévin Augustin spricht im Interview über die zwei Seiten seiner Heimatstadt Paris, kaputte Möbel und Kleiderspenden für Haiti.

36 EMILS ELEMENT Emil Forsberg liefert exklusive Eindrücke, wie er in Schweden lebt, wo er gerade ein Haus baut und in welchem Stadion er früher ein Nickerchen machte.

60 DAYOTS FUSSBALLKÄFIG Der erste Bolzplatz und seine Grundschule, seine frühere Kabine und ein weg­ weisender Imbiss: Dayot Upamecano zeigt uns seine Heimat Évreux.

82 TIMO UND DIE WERNERINNEN Der Name Werner steht bei RB Leipzig für Tore. Wir bringen Nationalspieler Timo mit seinen drei torhungrigen ­Namensnichten zusammen.

96 JUNGSPUNDE Dominik Kaiser (Foto) im WM-Jersey, Yussuf Poulsens vermeintlicher Zwillingsbruder oder Stefan Ilsankers falsches Trikot: Wir kramten tief in der Fotokiste.

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Fotos: GEPA pictures (1), HJS-Sportfotos (3), motivio (1), privat (1)

WIR SORGEN FÜR GESCHICHTEN. IHR FÜR STIMMUNG.


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BMG VS RBL MÖNC H ENGL ADBAC H, GER

RBL VS SSC LEIPZIG, GER RBL VS FC A LEIPZIG, GER RBL VS HSV LEIPZIG, GER

SSC VS RBL N E A P E L , I TA

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Jubiläumstor. Als Dayot Upamecano ­gegen Augsburg in der 17. Minute das 1:0 erzielt (Endstand 2:0), ist dieser Treffer ein ­besonderer. Aus zweifacher Sicht. Für Dayot ist es das allererste Tor als Profi. Er widmet den Treffer seiner Mutter Ghislaine. Gleichzeitig markiert Dayot das 100. RBL-Tor in der Bundesliga. Das erste hatte Dominik ­Kaiser am 28. August 2016 in Hoffenheim geschossen.

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Foto: GEPA pictures/Roger Petzsche


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Foto: GEPA pictures/Sven Sonntag


Zusammenhalt. Ein starkes Zeichen für eine schwere Zeit. Am 23. Januar riss sich Marcel ­Halstenberg im Training das vordere Kreuzband im linken Knie. Der Linksverteidiger fällt monatelang aus und verpasst auch die Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer. Unser Team widmet ihm vier Tage ­später den Führungstreffer von Bruma beim 1:1 ­gegen den Hamburger SV und zeigt beim J­ ubeln Marcels Trikot mit der Nummer 23.

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Traum-Einstand. Kurz vor Ende der Wintertransfer-Phase fixieren wir die Leihe von Ademola Lookman vom FC Everton – nur drei Tage später wird der Engländer zum Matchwinner. Beim Auswärtsspiel in Mönchengladbach feiert der 20-Jährige in der 78. Minute sein Debüt. Kaum auf dem Platz, rutscht er mehrmals unglücklich weg. Doch im entscheidenden Moment ist „Looky“ zur Stelle und trifft in der 89. Minute zum 1:0-Sieg.

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Foto: GEPA pictures/Sven Sonntag


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Foto: GEPA pictures/Sven Sonntag

Doppelpacker. Seine Vollstrecker-Qualitäten stellt Timo Werner erneut eindrucksvoll unter Beweis, als wir in der Europa League mit 3:1 beim SSC Neapel triumphieren. Er knipst zweimal und stellt die Weichen in Richtung Achtel­ finale. Der Nationalspieler schnürt seinen bis dahin achten Doppelpack im RBL-Trikot, den zweiten im Europapokal. Auch in der Champions League beim 4:1 in Monaco hat unsere Nummer 11 zweifach getroffen.

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Jubiläumstor. Als Dayot Upamecano gegen Augsburg in der 17. Minute das 1:0 erzielt (Endstand 2:0), ist dieser Treffer ein besonderer. Aus zweifacher Sicht. Fßr Dayot ist es das allererste Tor als Profi. Er widmet den Treffer seiner Mutter Ghislaine. Gleichzeitig markiert Dayot das 100. RBL-Tor in der Bundesliga. Das erste hatte Dominik Kaiser am 28. August 2016 in Hoffenheim geschossen.

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Foto: Florian Eisele/motivio


Rechts antäuschen, links vorbeiziehen. Funktioniert auf der Rennstrecke wie auf dem Fußballplatz. Turbo für Talente. Porsche Jugendförderung. Sport verbindet Menschen. Und uns mit der Jugend. Gemeinsam mit RB Leipzig fördert Porsche Nachwuchsprojekte in der Region. So unterstützen wir junge Menschen dabei, ihre sportlichen Ziele und Träume zu verwirklichen. www.porsche-leipzig.com/sport

911 GT3: Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) mit PDK/Schaltgetriebe innerorts 19,4/19,7 · außerorts 8,8/8,8 · kombiniert 12,7/12,9; CO₂-Emissionen kombiniert 288/290 g/km


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PA R I S , F R A J E A N - K É V I N AU G U S T I N

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»ICH BIN EIN STRASSEN-­ FUSSBALLER« Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

AUF DEN STRASSEN IM PARISER AUSSENBEZIRK BEGANN ER MIT DEM FUSSBALLSPIELEN. IM INTERVIEW SPRICHT JEAN-KÉVIN AUGUSTIN ÜBER DIE ZWEI SEITEN DER FRANZÖSISCHEN HAUPTSTADT, KAPUTTE MÖBEL UND SEINE KLEIDERSPENDEN FÜR HAITI.

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onjour Jean-Kévin, wir stehen im Schatten des Eiffelturms, im Herzen von Paris. Bist du schon mal dort oben gewesen? Leider noch nicht. Aber vielleicht gelingt es mir bei nächster Gelegenheit.

Was bedeutet dir die Stadt, in der du ­geboren wurdest? Paris ist ein wundervolles Fleckchen Erde. Hier gibt es so viele Sehenswürdigkeiten, nicht nur den Eiffelturm, auch die Champs-Élysées, den Louvre und so vieles mehr. Ich liebe das Pariser Flair, diese ganz besondere Stimmung, die in den Straßen der Stadt zu spüren ist. Wie oft bist du in der Heimat? Von Leipzig aus ist Paris nicht allzu weit entfernt. Wenn ich Urlaub oder ein paar Tage freihabe, fahre ich regelmäßig heim zu meiner ­Familie und meinen Freunden. Wobei man ­dazusagen muss, dass meine Heimat nicht die schicke Pariser Innenstadt ist.

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Sondern? Ich komme ursprünglich aus einem Pariser Außen­ bezirk, einer sogenannten Banlieue. Dort, wo es ­keine Sehenswürdigkeiten gibt, wo es keine Touristen hinzieht. Dort, wo viele Menschen auf engem Raum ­wohnen. In so einem Viertel aufzuwachsen ist nicht ganz einfach. Aber es macht dich mental stärker. Wo genau hast du dort gewohnt? In einem größeren Wohnhaus hatten wir eine kleine Wohnung, in der wir alle gelebt haben – meine Eltern, meine beiden Schwestern, mein Bruder. Weil es daheim wenig Platz gab, bin ich so oft wie möglich raus auf die Straße gegangen. Bist du so auch zum Fußball gekommen? Das erste Mal, als ich einen Ball berührt habe, war ich gerade mal ein Jahr alt. Weil mein größerer Bruder Christophe auch ein begeisterter Fußballer ist, lagen zu Hause sowieso immer Bälle herum. Daher habe ich D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Fotos: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt, motivio/Florian Eisele

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Fokussiert: In Paris, der Stadt des Eiffelturms (links), begann die Profikarriere von Jean-Kévin. Seit 2017 stürmt er für die Roten Bullen – wie hier gegen AS Monaco.

schon als kleiner Junge begonnen, die Kugel quer durch die Wohnung zu kicken. Ein paar Möbel habe ich dabei schon kaputtgeschossen (lacht). Und dann habe ich von Jahr zu Jahr immer eifriger gespielt. Weiterhin in der Wohnung? Nein, dort nur noch abends, wenn ich nicht mehr rausdurfte. Vormittags und nachmittags habe ich ständig auf der Straße gekickt. Mit meinen Kumpels auf hartem Betonboden. Direkt hinter unserem Haus gab es einen kleinen Bolzplatz, wo wir uns regelmäßig getroffen haben.

Etwa den Roulette-Trick mit der 360-Grad-Drehung, mit dem du zwei Gegner umkurvt hast? Genau – diesen Trick, den ich beim Champions-­ League-Spiel gegen Porto gemacht habe. So etwas kannst du nicht planen. Das passiert ganz spontan je nach Spielsituation. Aber es ist eine Bewegung, die ich gern mache. Ich habe diesen Trick auf der Straße gelernt, um meine Kumpels zu überlisten. Ich bin ein Straßenfußballer, daher passieren solche ­Aktionen ganz natürlich.

Wie sehr hat dich das geprägt? Auf diese Weise mit dem Fußball anzufangen hat mir sehr geholfen. Denn auf der Straße wird aggressiv gespielt. Wenn du dich dort durchsetzen kannst, macht dich das stark. Ich habe auf der Straße sehr viel Selbstvertrauen gewonnen. Und ab und zu mache ich auch heute noch ein paar Dinge, die ich damals auf diesen Bolzplätzen gelernt habe.

Hast du noch Kontakt mit den Jungs, mit denen du früher gespielt hast? Na klar! Wenn ich daheim bin, versuche ich möglichst viel Zeit in meinem Viertel zu verbringen und mit den Leuten zu sprechen. Ich weiß, wo ich herkomme. Ich kenne meine Wurzeln genau. Darum ist es mir wichtig, den Menschen in meinem Viertel etwas zurückzugeben.

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»Anfangs hatte ich keine Lust, in einen Verein zu gehen, weil ich so viel Spaß am Fußball auf der Straße hatte.« D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Foto: imago/Claus Bergmann

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Heimattrip: Wenn Jean-Kévin in Paris ist, sucht er den Trubel der Großstadt (hier am Karussell vor dem Eiffelturm), aber auch die Ruhe bei seiner Familie im Außenbezirk.

Wie bist du als Straßenfußballer überhaupt in einen Verein gekommen? Anfangs hatte ich keine Lust, in einen Verein zu gehen, weil ich so viel Spaß am Fußball auf der Straße hatte. Aber mein Bruder Christophe hat mich überredet. Er sagte, es sei schade, dass ich nur „im Verborgenen“ spiele, obwohl ich doch so viel

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Talent hätte. Ich habe ihm gut zugehört, weil er älter ist und deutlich mehr ­Lebenserfahrung hatte. Er sagte, ich könne mich noch viel mehr verbessern, wenn ich in einem Verein konkrete Ziele habe: Spiele zu gewinnen und meiner Mannschaft weiterzuhelfen. Wie ging es dann weiter? Als ich sechs, sieben Jahre alt war, habe ich mich dem Klub F. O. Plaisir angeschlossen, im Südwesten von ­Paris. Schnell habe ich gemerkt, dass mein Bruder recht hatte. Ich habe viele neue Dinge gelernt, zum Beispiel, dass man sich in einer Mannschaft auch unterordnen muss, um erfolgreich zu sein. Auf der Straße kannst du etwas mehr dein eigenes Ding durchziehen – in einem Teamgefüge geht das so nicht. Trotzdem lief es auch für mich selbst weiter super. In einer Saison habe ich 50 Tore geschossen. Wann folgte dein nächster Karriereschritt? Nach zwei Jahren bei F. O. Plaisir bin ich zu einem anderen Pariser Verein gewechselt: zu AC de Boulogne-­ D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

Wie sieht das genau aus? Ich will sie motivieren und ihnen zeigen, dass sich harte Arbeit auszahlt. Wenn du hart schuftest, kannst du dich Stück für Stück nach oben kämpfen und damit auch sozial aufsteigen. Das sage ich vor allem den jungen Fußballern, die ich auf der Straße treffe und die mich dann um Rat bitten. Sie wollen keine Fotos oder Autogramme, sondern Tipps für ihren Weg. Denn viele von ihnen haben auch die Ambitionen, Profi zu werden. Das finde ich klasse, so dass ich versuche, ihnen bestmöglich weiterzuhelfen.



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Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

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»Zlatan Ibrahimović hat mir viele ­Ratschläge ­gegeben und mir klargemacht, dass ich hart arbeiten muss.« D I E R OT E N B U L L E N .C O M


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Billancourt. Das ist ein ambitionierter Klub mit guter Nachwuchsarbeit. Dort habe ich bessere Chancen ge­ sehen, um mich weiterzuentwickeln. Die erste Herren­ mannschaft des Vereins spielt in der vierthöchsten französischen Liga. Aber auch AC de Boulogne-Billancourt war für dich nur eine Zwischenstation! Genau. Paris Saint-Germain wurde auf mich aufmerk­ sam. Das Stadion des Klubs – der Prinzenpark – lag im selben Stadtviertel wie der Trainingsplatz meines damaligen Vereins. Daher war es eine riesengroße Ehre, als ich im Sommer 2009 zum PSG-Nachwuchs wechseln konnte. Da war ich gerade mal zwölf Jahre alt. In Paris geboren zu sein und dann für PSG spielen zu dürfen ist eine Ehre. Der Klub ist die Nummer eins in Frankreich, viele meiner Kumpels sind PSG-Fans. Schon als kleiner Junge habe ich den Verein genau verfolgt. Deshalb war es Gänsehaut pur, als ich das PSG-Trikot erstmals überstreifen durfte.

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Nach sechs Jahren im PSG-Nachwuchs bist du 2015 zu den Profis aufgerückt. Dort hast du in einem exquisiten Star-­ Ensemble gespielt. Von wem hast du am meisten gelernt? Von Zlatan Ibrahimović. Er war für mich ein wichtiger Ansprechpartner. Er hat mir viele Rat­ schläge gegeben und oft mit mir geredet. Dabei hat er mir klargemacht, dass ich hart arbeiten muss. Immer wieder sagte er mir: „Nur wenn du dich jeden Tag voll reinhaust, erreichst du irgendwann deine Ziele.“ Manchmal hat man als Zuschauer doch den Eindruck, der schwedische Superstar sei ein schlampiges Genie? Im Gegenteil, Zlatan hat eine überragende Ein­ stellung. Er schuftet hart und möchte immer gewinnen, selbst im Training. Das ist eine seiner besten Eigenschaften. Wenn du mit ihm trai­ D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt, motivio/Thomas Eisenhuth

Siegertyp: Um sich zu entspannen, sitzt Jean-Kévin gern in einem der typischen ­Pariser ­Straßencafés. Am liebsten trinkt er einen heißen Kakao.


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nierst und ihm zuschaust, kannst du nur lernen. Er ist ein großartiger Typ und hat einen super Charakter. Von ihm Ratschläge zu bekommen, war für mich eine große Ehre. Aber nicht nur von Zlatan habe ich während meiner Zeit bei PSG enorm viel gelernt. Wegen der Ansammlung so vieler Stars war das ­Niveau im Training extrem hoch. Daher musste ich in jeder Einheit ans Limit gehen und habe mich Tag für Tag weiterentwickelt. Gleichzeitig hast du ja auch im Nationaltrikot für viel Furore gesorgt! Wir hatten einen sehr guten Jahrgang, unter ­anderem mit Kylian Mbappé, der mittlerweile bei PSG ein Superstar ist. Über drei Jahre hinweg haben wir fast in der gleichen personellen Konstellation gespielt. Dadurch haben wir uns viele Automatismen angeeignet und konnten 2016 die U19-EM in Deutschland gewinnen. Mit sechs Treffern wurdest du Torschützenkönig und bekamst die Auszeichnung als bester Spieler des Turniers. Und trotzdem bist du in der folgenden Saison bei PSG kaum noch zum Zug gekommen. Ja, leider. Der Klub hat immer weiter aufgerüstet. Es standen so viele hochkarätige Offensivspieler im Kader. Daher war es schwierig, sich einen Stammplatz zu erkämpfen. Und für mich als ­jungen Spieler war es dann nur logisch, dass ich mir Gedanken über einen Wechsel machte, um in meiner ­Karriere weiter voranzukommen. So kamst du im Sommer 2017 aus Paris zu RB Leipzig. Fühlst du dich bei uns inzwischen ­angekommen? Der Einstand war für mich sehr einfach, weil viele F ­ ranzösisch sprechende Spieler im Kader D I E R OT E N B U L L E N .C O M

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Neues Wohnzimmer: In der Red Bull Arena lief der Franzose bereits im Juli 2014 auf, als er mit PSG zu einem Testspiel in Leipzig gastierte. Die Pariser verloren damals 2:4.

stehen. Wenn du ganz neu in einem Land bist und dich trotzdem in deiner Muttersprache austauschen kannst, dann tut das sehr gut. Gleichzeitig habe ich von Beginn an viel Deutsch gelernt. Zunächst die typischen Fußball­begriffe, nun auch immer mehr Alltagsworte. Und inwieweit hast du dich als Fußballer ­weiterentwickelt? Ich habe sowohl physisch als auch mental einen Schritt nach vorne gemacht. Das hat viel damit zu tun, dass wir in unserem Spielsystem ohne Ende attackieren. Wenn wir den Ball verlieren, müssen wir versuchen, ihn innerhalb von wenigen Sekunden zurückzugewinnen. Wir Stürmer sind die ersten Verteidiger. Diese Art des Fußballs war ich noch nicht gewohnt. Doch jetzt habe ich gelernt, im Kopf noch wacher zu sein und schneller zu reagieren. In welchem Bereich siehst du noch Steigerungspotenzial? Meine Torquote will ich auf jeden Fall steigern. Ich bin ein ambitionierter Fußballer und möchte in meiner ­Karriere noch einiges erreichen. Wenn du im Nachwuchs für dein Land gespielt hast, willst du natürlich auch das Trikot der A-Nationalmannschaft tragen. Um auf dich aufmerksam zu machen, damit dich der Nationaltrainer irgendwann nominiert, ist auch deine Statistik wichtig. Für einen Stürmer bedeutet das, wie viele Tore du geschossen hast.

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I N T E RV I E W Obenauf: Zusammen mit Bruma bejubelt der Stürmer seinen Treffer zum 3:1 beim 3:2-Sieg in der Champions ­League gegen Porto.

Du bist ein dynamischer, schneller Angreifer – passend dazu hattest du im Laufe der Vorrunde mit einer neuen Frisur überrascht: einem gelben Blitz über dem linken Ohr! Wie kam es dazu? Im Freundeskreis werde ich oft „Flash“ genannt, also der Blitz. Irgendwann habe ich mit ein paar Kumpels zusammengesessen, als wir plötzlich auf diese Idee kamen. Ich bin direkt zum Friseur gegangen und habe es umgesetzt. Ich denke, es passt gut zu mir und meiner Spielweise. Woher kommt eigentlich dein Fußballtalent? Waren deine Eltern ebenfalls Sportler? Das ist eine gute Frage. Auch mein Bruder Christophe kann richtig gut kicken, obwohl meine Eltern keine besonders talentierten Sportler waren. Trotzdem habe ich vor allem meinem Vater eine wichtige Eigenschaft zu verdanken, um im Fußball erfolgreich zu sein. Welche? Das Temperament, der Fighting Spirit. Er ist nämlich ein sehr, sehr ehrgeiziger Mensch. Wenn ihm irgendetwas nicht passt, spricht er das direkt an und lässt es dich wissen. Von ihm habe ich gelernt, auf dem Platz bissig zu sein.

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Du bist Franzose, geboren in Paris, doch deine Wurzeln liegen in Haiti. Deine Eltern lebten in dem Karibikstaat, ehe sie nach Frankreich auswanderten. Hast du noch einen Draht nach Haiti? Ja, ich bin sogar schon häufiger dort gewesen, um die Familien meiner Eltern zu besuchen. 2010 wurde das Land von einem schweren Erdbeben erschüttert, bis heute sind die Auswirkungen zu spüren. Ich habe gesehen, in welch schwierigen Umständen, in welcher Armut die Menschen dort leben. Ich denke oft darüber nach, wie es den Menschen geht, die dort leiden. Umso wichtiger ist es mir, auch aktiv zu helfen. Wie machst du das? Am Ende jeder Saison mache ich so eine Art private Kleiderspende. Gut erhaltene Klamotten, die ich nicht mehr benötige, gebe ich meiner Mutter. Und sie gibt die Spende weiter an soziale Institutionen, die sich für arme Menschen in Haiti einsetzen.

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Fotos: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt, GEPA pictures/Roger Petzsche

Triumphbogen: Jean-Kévin posiert vor einem der bekanntesten Pariser Wahrzeichen, das etwa 40 Minuten von seinem früheren Wohnviertel entfernt ist.


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JEAN-KÉVIN ÜBER …

… seine Ziele mit RB Leipzig: Ich hatte einen richtig guten Saisonstart, daran will ich anknüpfen. Ich möchte Tore schießen und Vorlagen liefern, um meiner Mannschaft bestmöglich weiterzuhelfen. Dafür arbeite ich hart. Und ich bin überzeugt, dass sich harte Arbeit auszahlt. Ich fühle mich sehr wohl hier und will mit RB Leipzig noch ­einiges erreichen. … seine besten Kumpels im Team: Dayot Upamecano und Ibrahima Konaté. Wobei ich mit Dayot noch mehr Zeit verbringe. Nach dem ­Training gehen wir oft gemeinsam essen und daddeln daheim ein bisschen an der PlayStation. Zu Ibrahima habe ich einen genauso engen Draht, weil wir beide aus Paris kommen.

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Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

… seinen wichtigsten Karriere-Moment: Mein erster Treffer in der Champions League, als wir zu Hause mit 3:2 gegen den FC Porto gewonnen haben. Zwar durfte ich schon bei Paris Saint-Germain ein bisschen Champions-League-Luft schnuppern – zweimal bin ich im PSG-Trikot in der Schlussphase eingewechselt worden. Doch gegen Porto stand ich in der Startelf und hatte daher viel mehr Selbstvertrauen. Vor heimischer Kulisse erstmals in der Königsklasse zu treffen war ein unvergesslicher Moment.


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S U N D S VA L L , S W E EMIL FORSBE RG

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Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt


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ELEMENT

IN SUNDSVALL (SCHWEDEN) KANN ES PASSIEREN, DASS IM STADION DIE SCHNEEBÄLLE FLIEGEN. TROTZDEM LIEBT EMIL FORSBERG SEINE FROSTIGE HEIMAT. DER RBL-STAR GIBT EXKLUSIVE EINBLICKE UND VERRÄT, WIE ER AUFWUCHS, WO ER GERADE EIN HAUS BAUT UND WESHALB ER NOCH MAL FÜR SEINEN ERSTEN KLUB SPIELEN WILL.

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Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

Schneegestöber: Mit Hund Roffe besucht Emil die Norrporten Arena, wo er von 2009 bis 2012 für GIF Sundsvall spielte.

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»In diesem Stadion war der Beginn meiner Fußballkarriere … und irgendwie auch der Beginn meines Lebens.« D I E R OT E N B U L L E N .C O M

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eine ersten Trainingseinheiten? Die hat Emil Forsberg verschlafen. Als kleiner Junge nahm ihn sein Vater häufig mit, wenn die Fußballer von GIF Sundsvall im heimischen Stadion trainierten. „Ich kann mich zwar nicht mehr genau daran erinnern. Aber ich bekomme immer wieder die Geschichte erzählt, dass ich oft am Spielfeldrand saß und ein kleines Nickerchen gemacht habe“, grinst Emil. Nun ist Emil Forsberg zurück. Dort, wo er früher ein Seitenlinien-Schläfchen machte. Wo er sein Profidebüt feierte. Wo er zum Fußballprofi reifte. In der Norrporten Arena seines Heimatvereins. Wir waren mit dem 26-Jährigen zu Besuch in Sundsvall, einem 50.000-Einwohner-Städtchen in Schweden. Die Wahrscheinlichkeit, die Norrporten Arena zu verfehlen, ist ziemlich groß. Zumindest als Fremder. Gegenüber liegt das Finanzamt, daneben eine Bank und eine Ver­sicherung, jeweils mit fünf, sechs Stockwerken. Ein klassisches kleines Büroviertel, nur zwei Minu­ten von der Innenstadt entfernt. Die w ­ eiße Frontseite des Stadions reiht sich naht­los zwischen die der anderen Gebäude ein. Nur zwei über­ dimensional große Bälle, je 60 Zentimeter hoch, weisen darauf hin, dass hier das Zuhause von GIF Sundsvall ist. Zwischen den Bällen öffnet sich eine unscheinbare graue Tür. Urban Hagblom wartet bereits. Ein groß gewachsener, eleganter Mann, 52 Jahre alt. Er trägt einen schwarzen Mantel, hat die dunklen Haare nach hinten

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g­ ekämmt. Seit 20 Jahren ist er Sportdirektor des Klubs. „Schon lange bevor ich hier tätig war, prägten die Forsbergs unseren Verein“, sagt Hagblom, während er das Stadiongebäude betritt. Er deutet nach rechts, direkt hinter der Eingangstür, wo ein Mannschaftsfoto an der Wand hängt. Es stammt aus den 1980er Jahren. In der obersten Reihe, Zweiter von links: Leif Forsberg, Emils Vater.

PROFI-DEBÜT MIT 17 JAHREN

Als nun auch Sohn und Vater gemeinsam in der Norrporten Arena eintreffen, umarmt Urban Hagblom die beiden herzlich. Der Sportdirektor ist ein guter Bekannter der Familie, reiste bereits nach Leipzig zu einer RBL-Partie, um Emil spielen zu sehen. „Unser Verein ist extrem stolz, dass du dich zu einem Bundesliga-Star ­entwickelt hast. Die ganze Region fiebert mit, wenn du auf dem Platz stehst“, sagt der Sportdirektor und klopft Emil anerkennend auf die Schulter. Sie gehen vorbei am Mannschaftsfoto aus den 1980er Jahren. Über zwei blaue Teppiche mit dem gelben Vereinslogo. Durch eine zweite Tür. Und schon stehen sie am Spielertunnel. „Die Wege sind hier ein bisschen kürzer als in Leipzig“, lacht Emil und geht zum Rasen. Dort hält er kurz inne. Betrachtet die vier Tribünen. Die Flutlichtmasten. Das Tribünendach. Es scheint, als inspiziere er jeden der 8.500 grünen Klappsitze. „Dieses Stadion ist ein ganz besonderer Ort für mich. Hier war der Anfang von

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Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

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Vater und Sohn: Leif Forsberg schaut Emils Spiele so oft wie mĂśglich im TV. Einige, aber nicht alle RBL-Partien werden in Schweden live Ăźbertragen.

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Verewigt: Emil vor der „Wall of Fame“ seines Ex-Klubs, wo auch Plakate seines Vaters und seines Opas hängen. Sie alle debütierten mit 17 Jahren.

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»Die Verhältnisse damals bei der Schnee-Partie in Freiburg ­haben mich nicht geschockt. Die Be­dingungen waren im Vergleich zu hier ein Kinderspiel.« allem – der Beginn meiner Fußballkarriere und irgendwie auch der Beginn meines Lebens.“ Bei GIF Sundsvall spielt er in der Jugend, feiert im Mai 2009 sein Profidebüt. Es ist ein Sonntagnachmittag, als er erstmals zum Einsatz kommt. Eingewechselt für die letzte halbe Stunde im Zweitliga-Heimspiel gegen Qviding FIF. Vor 2.500 Zuschauern. Der 17-Jährige ­überzeugt auf Anhieb, erkämpft sich einen Stammplatz. Und führte sein Team 2011 zum Aufstieg in die Allsvenskan, die höchste ­schwedische Liga.

Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

LANGLAUFSKIER VONNÖTEN

Von dem Rasen, auf dem Emil damals spielte, ist heute nur ein kleiner Streifen erkennbar. Der Rest des Platzes ist von einer 20 Zentimeter hohen Schneeschicht bedeckt. „Du hättest besser mal die Langlaufskier mitbringen sollen“, schmunzelt Hagblom. Emil greift mit beiden Händen in den Schnee und formt einen Schneeball, den er zwei-, dreimal auf dem Fuß jongliert. Viel länger hält das „Spielgerät“ nicht stand. „Jetzt kann man sich auch vorstellen“, sagt Emil, „weshalb mich die Platzverhältnisse damals in Freiburg nicht geschockt haben.“ Am 7. März 2016 gastieren die Roten Bullen zum Zweitliga-Topspiel im Schwarzwald, verlieren mit 1:2. Damit gespielt werden kann, muss der Schnee mit Schubkarren vom Rasen geräumt

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werden. „Diese Verhältnisse haben mich ein bisschen an Sundsvall erinnert“, sagt Emil, während er einen weiteren Schneeball formt. „Aber am Ende waren es in Freiburg vielleicht zwei Zentimeter Schnee. Im Vergleich zu hier war das ein Kinderspiel.“

SCHNEEBALLWÜRFE AUF DEN GEGNER

Der Winter in Schweden ist kalt, lang und dunkel. Am Vormittag geht die Sonne erst um halb zehn auf. Um zwei Uhr nachmittags ist sie schon wieder verschwunden. Das Thermometer zeigt von Dezember bis Februar durchschnittlich minus zehn Grad an. Erst im April kratzen die Temperaturen an der Null-Grad-Grenze. Aufgrund dieses Wetters ist der schwedische ­Fußball-Kalender anders getaktet. In der All­ svenskan wird traditionell von April bis November gespielt, um Spielausfälle in den Winter­ monaten zu umgehen. Natürlich hat die Norrporten Arena eine ­Rasenheizung. Problematisch ist jedoch: Nur zwei von vier Tribünen sind überdacht. Die Zuschauer, die hinter den beiden Toren sitzen, müssen ohne Dach auskommen. Zum Saison­ start im April passiere es regelmäßig, dass diese zwei Tribünen noch schneebedeckt sind. „Es kommt immer mal wieder vor, dass die Fans, die dort sitzen, ein paar Schneebälle in Richtung des gegnerischen Keepers werfen“, verrät Hag-

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angelangt sind. „Mein Vater ist eine lebende Legende des Vereins“, betont Emil. Vater Leif absolviert 500 Pflichtspiele, erzielt dabei fast 200 Tore. „Emil ist ja mehr ein Vorbereiter, einer für den letzten Pass“, sagt Leif, „ich war dagegen ein klassischer Torjäger, habe mich meist im Straf­ raum aufgehalten.“ Vor Leif und Emil geht bereits Opa Lennart, der Ende März 90 Jahre alt wird, für GIF Sunds­ vall auf Torejagd. Von 1945 bis 1949 sowie von 1955 bis 1958 ist er für den Klub als Angreifer aktiv. Danach stürmt Leif von 1981 bis 1988 so­ wie von 1990 bis 2001 für den Heimatverein der Forsbergs. Zwei Jahre nach seinem Karriereende folgt der Ritterschlag: Leifs Trikot wird an der Wand der Haupttribüne angebracht. blom. „Aber nicht aus Böswilligkeit, sondern nur zum Spaß.“ Keine Schneebälle fliegen in der Regel von der Haupttribüne. Denn die ist meist schneefrei. „Doch dafür gibt es dort eine andere Besonder­ heit“, verrät Emil und deutet mit dem Zeige­ finger auf die linke Ecke der Tribüne. „Dort ist unsere Familie verewigt – durch das Trikot ­meines Vaters Leif.“

VATER LEIF SCHOSS FAST 200 TORE

Leif Forsberg ist ein höflicher und zurück­ haltender Mann. Während sein Sohn mit Sport­ direktor Hagblom das Stadion inspiziert, steht er ein paar Meter entfernt im Spielertunnel. Erst als Emil nach oben zur Haupttribüne blickt und besagtes Trikot erwähnt, kommt sein Vater ein paar Schritte auf ihn zu. Gemeinsam schauen sie auf das blaue, überdimensional große Jersey mit der Rückennummer 10. Das Trikot zu Ehren von Leif Forsberg. „Lass uns mal hochgehen“, sagt Emil und legt den Arm um die Schulter seines Vaters. ­Gemeinsam laufen sie eine schmalen Wendel­ treppe nach oben bis zum Stadion­umlauf. Hier gibt es keinen VIP-Raum, sondern einen ganz gewöhnlichen Stadionkiosk. Für Bratwurst, Pommes und Bier an Spieltagen. Die beiden Forsbergs steigen weiter über vier Stuhlreihen, bevor sie am blauen Trikot

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MIT 40 GRAD FIEBER INS STADION

An diesen Tag könne er sich noch genau er­ innern, „als ihr das mit dem Trikot ausgeheckt habt“, sagt der 54-Jährige und schaut seinen Sohn lachend an. Bei einem Heimspiel gegen Helsingborg soll Vater Forsberg überrascht wer­ den. Im Voraus weiß er nichts von der Aktion. Allerdings liegt er am Spieltag krank zu Hause im Bett – mit fast 40 Grad Fieber. „Normaler­ weise bin ich bei jedem Heimspiel im Stadion“, sagt Leif, „aber diesmal wollte ich daheimbleiben, um mich auszukurieren.“ Doch Emil und Mutter Anna reden mit ­Engelszungen auf ihn ein. Dieses Spiel dürfe er auf keinen Fall verpassen. Bloß nicht die­ ses Spiel. Auch die Vereinsbosse melden sich via Telefon, um Leif von daheim loszueisen. Eine Ehrung ohne den Geehrten? Ein Reinfall. „Ich war ein bisschen sauer“, erinnert sich Leif, „weil ich eigentlich ins Bett gehört hätte. Aber was blieb mir anderes übrig?“ So schleppt er sich ins Stadion. Und wird komplett überrascht. „Die Freude war riesig. Ich glaube, das war für ihn wie Geburtstag und Weihnachten an einem Tag“, sagt Emil, der damals elf Jahre alt ist. Dieses Trikot ist allerdings nicht die einzige Erinnerung an die Fußball-Familie Forsberg, die in der Norrporten Arena zu finden ist. „Wir müssen einmal um das Stadion laufen“,

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Fotos: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

Alter Stammplatz: Als Emil für GIF Sundsvall spielte, saß er ­jedes Mal in der linken Ecke der Kabine. „Von hier aus“, grinst er, „hatte ich einen super Überblick auf alle Jungs.“

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zeigt Emil hinüber auf die Gegengerade. Es geht also die vier Stuhlreihen wieder hinunter. Am geschlossenen Kiosk entlang, die Wen­ deltreppe abwärts, ehe der Haupteingang des ­Stadions erreicht ist. Raus aus der unschein­ baren grauen Tür. Vorbei an den zwei großen Fußbällen. Eine halbe Runde um das Stadion, mitten durch den Neuschnee. Urban Hagblom begleitet die beiden.

WALL OF FAME MIT DREI FORSBERGS

An der Gegengeraden angekommen, schauen Emil und Leif Forsberg nach oben. Denn an der Rückseite des Stadions befindet sich die „Wall of Fame“, die Wand der Vereinslegenden: zehn Plakate von Topspielern, die GIF Sundsvall hervorgebracht hat. Die Plakate sind etwa zehn Meter breit und fünf Meter hoch. Familie Fors­

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berg ist dabei gleich dreimal vertreten: durch Emil, Leif und auch Lennart, ebenfalls mit der Rückennummer 10. „Das ist schon eine besondere Geschichte“, nickt Emil, während er das Plakat von Opa Lennart inspiziert. Als dieser für die erste Mannschaft ­debütierte, war er 17 Jahre alt. ­Genauso wie ­Vater Leif, als dieser sein erstes Spiel bestritt. Emil: „Und auch ich war bei mei­ ner Premiere 17. Das sind außergewöhnliche Parallelen.“

DEM ERWARTUNGSDRUCK GETROTZT

Der Opa eine Vereins-Ikone, der Vater ebenso: Emils Weg zur erfolgreichen Fußballkarriere ist vorgezeichnet. Das Talent liegt in seinen Genen. „Als er ein junger Kerl war, konnte man schon erahnen, dass Emil ein guter Spieler wird“, weiß Hagblom. „Aber er hatte alles andere als einen einfachen Weg.“ Denn ständig wird Emil mit seinem Vater und seinem Großvater verglichen. Der Erwartungsdruck, der auf ihm lastet, ist von Beginn an hoch. „Viele Leute sind skep­ tisch gewesen, weil Emil ein klein gewachsener, schmächtiger Junge war. Doch inzwischen“, sagt Hagblom und blickt hinüber zu Emil, ­„inzwischen hast du allen bewiesen, dass du der beste Forsberg überhaupt bist.“ Emil lächelt und schaut fast ein bisschen entschuldigend zu seinem Vater, bevor er sagt: „Lange war das gar nicht so klar, ob ich über­ haupt Fußballer werde. Ich hätte mir durchaus vorstellen können, auch eine andere Sportart professionell zu betreiben.“ Als kleiner Junge beginnt Emil mit Eis­ hockey – Schwedens Nationalsport. Doch direkt in Sundsvall gibt es keinen Eis­hockey-Verein. Zum Training jedes Mal eine halbe Stunde gefahren zu werden, „das wäre zu aufwendig gewesen. Daher musste ich mit dem Eishockey aufhören.“ Umso länger bleibt er dem Floorball

Sondertrikot: Zu Ehren von Leif Forsberg vergibt GIF Sundsvall die 10 nicht mehr. Emil trug die 33.

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Vollspeed: Auf einem Snowmobil düst Emil durch den Schnee. „Mit diesem Gefährt ist es wie beim Fußball – du kannst aufs Tempo drücken und musst schnelle Entscheidungen treffen.“

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treu. Hockey ohne Eis, drinnen in der Halle. In Schweden wird die Sportart ­Innebandy genannt. Der Teenager reißt jede Woche bis zu zehn Trainingseinheiten ab. Nach der Schule geht er um 16.30 Uhr zum Fußball, um 20 Uhr zum Innebandy. Glücklicherweise sind die beiden Trainingsstätten nur 200 Meter voneinander entfernt. Trotzdem holt ihn sein Vater meist vom Fußball ab. Und bringt ihm einen Hotdog als Snack mit. „Den habe ich bei der Tankstelle nebenan geholt“, schmunzelt Leif. „Natürlich war das nicht das gesündeste Sportler­essen. Aber ich habe Kraft gebraucht, um diese Tage gut zu packen“, entgegnet Emil.

Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

WECHSEL ZU ZLATANS EX-KLUB

Bis er 17 ist, spielt der Blondschopf Fußball und Innebandy parallel. Klingt nach hoher körperlicher Belastung und Stress pur. „Aber nein“, zuckt Emil mit den Schultern. „Ich liebe beide Sportarten. Daher hat mir jede einzelne Trainingseinheit riesigen Spaß gemacht.“ Doch mit 17 Jahren muss er eine Entscheidung treffen. Er ist in die erste Mannschaft von GIF Sundsvall aufgerückt, feiert sein Debüt in der zweiten Liga. Eine Profi-Karriere als Fußballer wird immer realistischer. Deshalb hört er mit Innebandy auf. Als der 26-Jährige von diesem prägenden Schritt erzählt, spürt man doch etwas Wehmut in seiner Stimme. „Aber schau mal dort hoch“, sagt Vater Leif und zeigt auf Emils Plakat an der „Wall of Fame“. „So schlecht ist deine Entscheidung doch nicht gewesen.“ Emil nickt: „Es ist schon überragend, wie sich alles entwickelt hat. Rückblickend bin ich einfach froh, dass ich mich so entschieden habe.“ Emils Stadionfoto zeigt ihn in Jubelpose. Den Mund weit aufgerissen, den Torschrei auf den Lippen. „Für seinen Heimatklub spielen und jubeln zu dürfen, das waren außergewöhnliche Erlebnisse.“ Lange schaut er gedankenverloren auf das Motiv. Erinnert sich, wie er von 2009 bis 2012 das blaue Trikot trägt. Wie er 25 Tore schießt und 12 Assists liefert. Wie 2011 der Aufstieg in die Allsvenskan gelingt. Aber auch, wie

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er 2012 den Abstieg nicht verhindern kann. Dennoch geht es für ihn weiter steil bergauf. Nach drei Spielzeiten in Sundsvall haben ihn die großen schwedischen Klubs im Visier. So wechselt Emil 2013 zu Malmö FF, dem ­Rekordmeister und früheren Klub von Zlatan Ibrahimović, Schwedens größtem Fußballer. In Malmö gewinnt Emil zweimal den schwedischen Meistertitel, debütiert 2014 in der UEFA Champions League. Spielt gegen Atlético Madrid, Olympia­kos Piräus, Juventus Turin. Emil Forsberg ist angekommen auf der großen Fußballbühne. Im Januar 2015 folgt der Wechsel zu RB Leipzig in die zweite Bundesliga. „Ein paar ­Wochen habe ich schon gebraucht, um mich an das neue Land und an die neue Sprache zu gewöhnen“, berichtet Emil. Nach einem halben Jahr Anlaufzeit findet er zur Saison 2015/16 seine Topform. Mit acht Toren und sieben ­Assists hat er entscheidenden Anteil am Aufstieg in Liga eins. Dadurch verdient er sich die Nominierung für die EM 2016 in Frankreich, kommt dort bei allen drei Vorrundenspielen zum Einsatz. Auch wenn seine Schweden das Achtel­finale verpassen, „habe ich bei diesem Turnier enorm an Selbstvertrauen gewonnen. Diese Erfahrungen, die man bei einem inter­ nationalen Turnier sammelt, sind Gold wert.“

BUNDESLIGA-ASSIST-REKORD

Zurück in Leipzig, überzeugt er auf Anhieb auch in der Bundesliga. 2016/17 bereitet er ­insgesamt 22 Tore vor. Und stellt damit einen neuen Liga-­ Rekord auf. Vor allem auch dank Emil landet RB Leipzig auf Platz zwei, quali­fiziert sich als Aufsteiger direkt für die Champions League. Am 13. September 2017 folgt der nächste, ganz besondere Moment: Am ersten Gruppenspieltag gegen AS Monaco trifft Emil in der 34. Minute zum 1:0 (Endstand 1:1) und schreibt mit dem ersten RBL-Tor in der Königsklasse erneut Vereinsgeschichte. All diese Momente, all diese Bilder schwirren Emil durch den Kopf, als er vor der Gegentribüne der Norrporten Arena steht. „Ich muss

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gestehen, dass ich noch nicht begriffen habe, was in meinem Leben schon alles passiert ist.“ Er pustet kurz durch. „Im Fußball geht alles so schnell, du hast keine Zeit, um zurückzuschauen und zu reflektieren. Du musst immer fokussiert sein, musst im Hier und Jetzt leben und dir ­ständig neue Ziele setzen.“ Einfach mal den Moment zu genießen, diesen Luxus will sich Emil nicht gönnen. Denn dadurch, sagt er streng, könne der Fokus schnell verlorengehen. Erst nach seinem Karriereende wolle er sich die Zeit nehmen, „um in Ruhe auf all diese besonderen Momente zurückzublicken“.

AUCH ROFFE HAT BALLGEFÜHL

Der Trubel und die Schnelllebigkeit des Profi-­ Fußballs seien enorm, gesteht der Offensiv-Star. Jedes Wochenende vor bis zu 80.000 Zuschauern aufzulaufen – einerseits ein Privileg, andererseits eine hohe Belastung für Geist und Körper. Umso wichtiger sei für ihn die Heimat. Sundsvall. Ein gemütliches Städtchen, 50.000 Einwohner, in der geographischen Mitte Schwedens gelegen, unmittelbar an der Ostsee. „Der perfekte Ort“, lächelt Emil, „um alle Gedanken an den Fußball mal wegzuschieben und komplett abzuschalten.“ Von der Norrporten Arena ist es ein Katzensprung bis in die Innenstadt. Durch das kleine Büroviertel. Rein in einen Kreisverkehr, die erste

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Ausfahrt rechts. Nur knapp zwei Minuten mit dem Auto, sieben Minuten zu Fuß. Emil ist zu Fuß unterwegs. Natürlich. Denn nicht nur Vater Leif begleitet ihn zum Stadtspaziergang. Sondern auch Roffe, Emils Golden Retriever. „Mein treuester Begleiter“, sagt Emil, während er etwas Mühe hat, seinen Hund an der Leine zu halten. Denn jede Straße, jeder Bürgersteig ist mit Schnee bedeckt – und Roffe liebt es, im Schnee herumzutollen. Er ruckelt an der Leine, als wolle er sein Herrchen mit in den Schnee werfen. „Das schaffst du aber nicht“, ruft Emil, der stattdessen einen kleinen Schneeball formt und in die Höhe wirft. Roffe springt und schnappt sich den Schneeball geschickt mit seiner Schnauze. Emil nickt anerkennend: „Roffe, du hast ein richtig gutes Ballgefühl.“ Womöglich der vierte Forsberg, dem eine große Fußball-­ Karriere gelingt? „Roffe ist zwar talentiert“, schmunzelt Emil, „aber ich befürchte, für einen Wechsel in die Bundesliga reicht es nicht. Er liebt nämlich das Essen viel zu sehr.“ Im April wird Roffe fünf Jahre alt. Seit Emil in Malmö spielte, ist der Golden Retriever an seiner Seite. „Er wurde in Schweden geboren und mag den Schnee so sehr“, sagt Emil und streichelt seinem Hund liebevoll über den Kopf. „In Deutschland schneit es sehr selten, was für Roffe ein bisschen traurig ist. Daher freut er

Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

Forsberg-­ Tradition: Opa Lennart wurde „Foppa“ genannt, eine Ableitung des Nachnamens. Vater Leif erhielt den Kosenamen „Lil-Foppa“ und Emil „Mini-­ Foppa“.


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sich umso mehr, wenn wir im Urlaub heim nach Schweden fahren.“ Die Straßen in Sundsvall kennt Roffe genauso gut wie sein Herrchen. Zielsicher läuft der Hund durch die Fußgängerzone, vorbei an kleinen Cafés und schicken Modegeschäften. „Hier auf der linken Seite gehe ich am liebsten essen“, erklärt Emil. Er zeigt auf eine Lokalität mit grünem Vordach und großen, halbrunden Fenstern: O’Learys Sportsbar. Schon von außen ist zu sehen, dass die Bar mit mehreren XXL-­ Fernsehern ausgestattet ist. Gerade werden ein Eishockey-Spiel sowie eine Premier-League-­ Partie gezeigt. „Bei O’Learys gibt es eine Menge Sport – und gleichzeitig die besten Nudeln der Stadt.“ Sein Lieblingsgericht: die Sweet Chili Pasta mit Rindfleisch.

„BERÜHMTESTE PERSON DER STADT“

Es geht vorbei an der Sportsbar, noch etwa 400 Meter geradeaus, ehe Emil, Leif und Roffe im Herzen der Stadt ankommen: dem Stora Torget. Ein quadratischer freier Platz, umgeben von ansehnlichen drei- bis vierstöckigen Häusern. Die Steinfassaden sind hellbraun und schick verziert. Ursprünglich hatte es zahlreiche Holzhäuser in Sundsvall gegeben. „Doch 1888 ist die Stadt fast komplett abgebrannt. Daraufhin hat man beschlossen, dass hier nur noch Häuser aus Stein gebaut werden dürfen“, klärt Emil auf. Diese

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Bestimmung gilt bis heute. Daher wird Sundsvall auch Stenstaden genannt – die Steinstadt. Als Emil über den Stora Torget spaziert, wo bei gutem Wetter Bauernmärkte oder Konzerte stattfinden, wird er gleich zweimal direkt angesprochen. Zunächst von einem älteren Herrn. Wenige Sekunden später von einem jungen Pärchen mit Kinderwagen. Auch sie haben Emil erkannt, fragen höflich nach einem Foto. Der Fußballer stimmt sofort zu. Und wartet auch geduldig, bis das Pärchen den kleinen Sprössling aus dem Kinderwagen geholt hat. Das Baby soll unbedingt mit aufs Foto, „wenn man schon mal die berühmteste Person unserer Stadt trifft“, sagt der glückliche Vater und bedankt sich bei Emil. Leif Forsberg bleibt in solchen Momenten zurück und schaut zu, wie sein Sohn sich bereitwillig fotografieren lässt. In der Zwischenzeit hat er Roffes Hundeleine übernommen. „Wenn Emil und ich durch die Stadt laufen, erkennen die Leute uns beide. Aber Emil ist inzwischen viel berühmter. Häufig werde ich sogar gefragt: ‚Bist du nicht Emils Vater?‘ Ich habe also meine Identität verloren“, lacht er.

VATER LEIF WECHSELT DIE BRANCHE

Im Fußball engagiert sich Leif Forsberg auch heute noch. Er ist als Berater von GIF Sundsvall tätig, bleibt somit weiter nahe am Geschehen.

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Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

»Neben dem Fußballstadion war das Feuerwehrhaus mein liebster Spielplatz. Dort habe ich oft mit einem Kumpel herumgetobt.«


Schnee-Idylle: Emil im alten Fischerdorf Spikarna, das auf der kleinen Insel AlnÜn liegt, eine halbe Stunde von Sundsvall entfernt. In der Nähe bauen Shanga und er ein Haus.

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Fotos: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

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Friseur-Treff: Mit Roffe und Vater Leif besucht Emil seine Mutter Anna in ihrem Salon. Zudem hat der RBL-Profi eine Schwester, Lisa, die für die Stadt Sundsvall arbeitet.

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R E P O RT Große Liebe: Emil heiratete seine Shanga im Sommer 2016. Nun erwarten die beiden ihr erstes Kind: Vor wenigen Wochen verkündete Shanga, dass sie schwanger ist.

halten zusammen und sind nur in der Gemeinschaft richtig stark, genau wie eine Fußballmannschaft.“ Dass er sich für die Feuerwehr entschieden habe, bezeichnet er als „totalen Glücksfall“. Er trauert seiner Fußballkarriere nicht hinterher, sondern hat eine neue Erfüllung gefunden. Und gleichzeitig ist er stolz, dass sein Sohn den Durchbruch in der Bundesliga geschafft hat. Inzwischen hat Emil alle Fotowünsche erledigt, kommt herüber zu Leif und Roffe. Als er hört, dass sein Vater über seinen Feuerwehr-Job spricht, steigt er direkt ein: „Als ich klein war, habe ich zusammen mit einem Kumpel oft im Feuerwehrhaus gespielt und herumgetobt. ­Neben dem Fußballstadion war das mein liebster Spielplatz. Das sind besondere Erinnerungen – einfach tolle Zeiten.“

Derzeit spielt der Verein wieder erstklassig, schaffte in der Vorsaison am letzten Spieltag den Ligaverbleib. Doch im Hauptberuf hat der 54-Jährige die Branche gewechselt: Seit über 20 Jahren arbeitet er nun schon als Feuerwehrmann in Sundsvall. Als Profi-Fußballer, sagt Leif Forsberg, habe er zwar gutes Geld verdient. Aber bei weitem nicht genug, um für den Rest des Lebens ausgesorgt zu haben. Vielleicht wäre es anders gelaufen, wenn seine Zeit bei IFK Göteborg erfolgreicher gewesen wäre. Denn er wechselt 1988 zum Topklub des Landes, spielt sogar im Europapokal der Landesmeister. „Wir sind 1989 bis ins Viertelfinale eingezogen und dann erst gegen Steaua Bukarest ausgeschieden“, erinnert sich der frühere Mittelstürmer sichtlich stolz. Doch in der Allsvenskan verpasst Göteborg zweimal in Folge den Titel – ein personeller Umbruch wird eingeläutet. So geht Vater Forsberg 1990 zurück zu GIF Sundsvall. Jetzt für die Feuerwehr tätig zu sein, betont Leif, „gibt mir ein ähnliches Teamgefühl wie früher beim Fußball. Wir Feuerwehrmänner

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Und Emils Mutter, Anna Forsberg? Sie betreibt einen eigenen Friseursalon. Auch den Weg dorthin kennt Roffe bestens. Nur zwei Minuten in nordöstlicher Richtung vom Stora Torget entfernt, in einer kleinen Seitenstraße gelegen. Als Emil und sein Vater an dem Salon ankommen, klopfen sie vorsichtig an der Scheibe. Anna ist beschäftigt, schneidet gerade die Haare einer älteren Dame. Mutter Forsberg, die einen typischen schwarzen Friseurkittel trägt, strahlt und winkt mit der einen Hand zurück, während sie mit der anderen die Schere hält. Dann legt sie das Arbeitsgerät beiseite, eilt aus dem Salon, umarmt Leif und Emil kurz, aber sehr innig. „Ich muss schnell wieder rein, mein Kalender ist vollgepackt mit Terminen“, sagt Anna und lacht, „das Geschäft floriert.“ Typisch Mama, meint Emil, während sie die Schere bereits wieder in der Hand hält. „Meine Mutter ist ein so fleißiger, liebenswerter Mensch. Auch wenn es im Beruf mal stressig wird, ist sie immer für die Familie da“, sagt Emil, der noch eine Schwester hat. Lisa ist drei Jahre älter, arbeitet in der Verwaltung der Stadt Sundsvall. Die Geschwister haben ein gutes Ver-

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Fotos: motivio/Florian Eisele, HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

MAMAS FRISEURSALON FLORIERT


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hältnis, Lisa besuchte ihren Bruder auch schon in Leipzig. „Als wir klein waren, hat Mama alles für uns gemacht. Frühstück, Mittagessen, Abendessen – sie hat jedes Mal gekocht und gleichzeitig im Friseursalon gearbeitet.“

KEIN DATE NACH DEM KNOBLAUCH

Die Lage von Mamas Friseursalon, sagt Emil und dreht sich um 180 Grad, sei übrigens perfekt. Denn direkt gegenüber befindet sich sein Stamm-Dönerladen „Kebab City“. Auch wenn der Laden von außen etwas kitschig wirkt, „gibt es hier den besten Döner der Stadt“, sagt Emil und streicht sich kurz über den Bauch. Sein früheres Lieblingsgericht: ein Döner-Teller mit Pommes oder Reis, dazu Knoblauchsauce, allerdings mit einem spürbaren Nachteil. „Wenn ich das gegessen habe, dann stinke ich“, lacht der 26-Jährige. „Danach sollte ich Shanga besser nicht treffen.“ Shanga – Emils große Liebe. Die hübsche junge Frau mit halblangen braunen Haaren stammt ebenfalls aus Sundsvall. Beide wachsen in derselben Ecke der Stadt auf – auf einer

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­ leinen Anhöhe namens Granloholm. Von der k siebten bis zur neunten Klasse gehen sie in ­dieselbe Schule. Sie gefällt ihm auf Anhieb, aber er zögert, sie anzusprechen. So setzt sich Emil an den Computer und surft auf LunarStorm, einer schwedischen Online-Plattform, ähnlich wie Facebook. Er findet ihr Profil, schreibt sie an und fragt vorsichtig, ob er ihre Nummer ­bekommen könne. Er bekommt sie. Und erobert ihr Herz. Inzwischen sind sie 13 Jahre zusammen. „Das war Liebe auf den ersten Blick“, strahlt Emil. Was die beiden von Beginn an verbindet, ist der Fußball. Auch Shanga spielt erfolgreich im Nachwuchs, „sie war viel besser und viel talentierter als ich“, bescheinigt Emil, „ihr Potenzial war riesengroß.“ Shanga spielt in der schwedischen U19-Nationalmannschaft, steht vor einer hoffnungsvollen Karriere. Doch dann der Schock: Kreuzbandriss! Mit 18 Jahren. Shanga fällt zeitweilig in ein mentales Loch, wird seitdem nicht mehr topfit. Zwar spielt die 25-Jährige zuletzt noch für die RBL-Frauen in der Regionalliga. Doch in der ­vergangenen Winterpause hängt sie die Fußballschuhe endgültig an den Nagel. „Umso mehr“, sagt Emil, „fiebert sie mit mir mit, wenn ich auf dem Rasen stehe.“ Im Sommer 2016 heiraten Shanga und Emil. „Direkt hier vorne im Rathaus von Sundsvall“, deutet Emil ans Ende der kleinen Seitenstraße. Dort schaut der Hauptplatz der Stadt hervor, Stora Torget, also dort, wo sich die attraktiven Steinfassaden befinden. „Uns war es sehr wichtig, zu Hause zu feiern, um die liebsten Menschen um uns herum zu haben.“ Für das Hochzeits-­ Fotoshooting posieren die beiden vor tausend weißen Rosen. Wenn Shanga und Emil auf Heimaturlaub in Sundsvall sind, wohnen sie jeweils daheim bei ihren Eltern. Dies sei einerseits erholsam, „weil ich gar nichts zu machen brauche. Ich setze mich einfach auf die Couch und lasse mich von Mama und Papa ein bisschen verwöhnen.“ Manchmal sei es jedoch etwas anstrengend, die Eltern ständig um sich herum zu haben. „Deshalb“,

Bester Döner: Bei „Kebab City“, direkt gegenüber von Anna Forsbergs Friseursalon, ist Emil gelegentlich zu Gast. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

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verrät Emil, „haben Shanga und ich beschlossen, dass wir ein eigenes Haus bauen“. Das Haus werde nicht direkt in Sundsvall stehen, sondern auf Alnön. Einer kleinen Insel in der Ostsee, die dem Festland unmittelbar vorgelagert ist. Etwa 30 Minuten mit dem Auto von Emils Heimatstadt entfernt. „Hawaii des Nordens“, so werde Alnön auch bezeichnet. Ein wunderschönes gemütliches Fleckchen Erde, wo die Grundstücke zum Teil mehrere hundert Meter voneinander entfernt sind. „Uns ist es wichtig, einen gemeinsamen Ort zu haben, wo wir richtig zur Ruhe kommen können und wo wir einfach mal zu zweit sind“, sagt Emil voller Vorfreude. Im Mai soll das Haus fertig sein, pünktlich zum Saisonende.

MIT 50 JAHREN NOCH AM BALL?

Danach jagt wieder ein Höhepunkt den nächsten. Erst die Hauseinweihung, bevor im Juni die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland beginnt. Für den schwedischen Kader ist Emil als Führungsspieler fest eingeplant. In der Vorrundengruppe F trifft seine Mannschaft auf Südkorea, Mexiko – und ausgerechnet auf Deutschland. Die Auslosung schaut Emil im Mannschafts­ bus, auf dem Weg zum Auswärtsspiel nach Hoffenheim. Gemeinsam mit Teamkollege Timo Werner. Wenige Sekunden bevor die Lose gezogen werden, frotzelt Timo: „Warte ab, wir treffen aufeinander.“ Als es tatsächlich so kommt, hält sich Emils Begeisterung zunächst in Grenzen. Er zieht seine Kopfhörer schnell

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über die Ohren und hört Musik, um das Knallerlos zu verdauen. „Wenn das Turnier näher rückt, wird es bestimmt noch den einen oder anderen Spruch zwischen Timo und mir geben“, vermutet Emil mit einem Augenzwinkern. Als Emil und Leif mit Roffe zurück über den Hauptplatz spazieren, vorbei an den ­markanten Steinfassaden, bleibt der RBL-Profi einen kurzen Moment stehen. Blickt sich um, atmet tief durch. Schaut auf die aufwendig verzierten Häuser, wo sich unter anderem ein Sport­geschäft eingemietet hat. Im Schaufenster hängt ein blaues Heimtrikot von GIF Sundsvall. Emil hat es sofort entdeckt und muss lachen: „So sehr ich Sundsvall mag – eine Sache ärgert mich schon ein wenig.“ Leif Forsberg schaut ­verdutzt, ehe sein Sohn ergänzt: „Na die Sache mit den 100 Spielen.“ Nun muss auch Leif lachen – klar, die ­magische Grenze. Denn wer 100 Ligaspiele für GIF Sundsvall absolviert hat, erhält eine lebenslängliche Dauerkarte. „Bei jedem Heimspiel“, sagt Leif, „ist für mich ein Sitzplatz reserviert. Emil ist ein bisschen sauer und neidisch, weil er nur 98 Einsätze hatte.“ Emil kontert trocken: „Ich muss dieses Trikot unbedingt noch mal überstreifen. Zur Not mit 50 Jahren. Am besten soll mich der Coach zweimal in der Nachspielzeit einwechseln.“ Dann hätte auch Emil eine Dauerkarte für die Norrporten Arena sicher. Dort, wo er sein Profi-­ Debüt feierte. Wo er zum Bundesliga-Profi reifte. Und wo er ab und zu ein Nickerchen machte.

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Foto: GEPA pictures/Kerstin Kummer

»Wenn die WM näher rückt, wird es noch den einen oder anderen Spruch zwischen Timo und mir geben.«


Besonderer Jubel: Emil trifft gegen die AS Monaco und erzielt das erste Champions-­ League-Tor in der RBL-­ Vereinsgeschichte.

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É VREUX , FR A DAYO T U PA M E C A N O

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Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt


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»DAS IST MEIN

KAFIG!« AUF DIESEM HARTEN GRAUEN BODEN LERNTE DAYOT UPAMECANO DAS FUSSBALLSPIELEN. WIR HABEN DEN 19-JÄHRIGEN IN ­SEINER HEIMATSTADT ÉVREUX (FRANKREICH) ­BEGLEITET UND BESONDERE ORTE SEINER ­KINDHEIT BESUCHT: DEN ERSTEN BOLZPLATZ UND SEINE GRUNDSCHULE, SEINE FRÜHERE ­K ABINE UND EINEN WEGWEISENDEN IMBISS.

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in Plattenbau reiht sich an den nächsten. Einige sind hellgrün oder orange angemalt, andere sind ein­ farbig grau. Hier in Évreux erinnert wenig an die glitzernde Metropole Paris, die nur eine Autostunde weiter östlich liegt. Und trotzdem: Dayot Upamecanos Augen leuchten, als er an den Häuserblöcken ­vorbeiläuft. „Hier um die Ecke!“, ruft er fast euphorisch. „Hier ist der Ort, dem ich fast alles zu verdanken habe: mein Fußballkäfig!“ Auf Spurensuche in Frankreich mit Dayot Upamecano. Wo er aufgewachsen ist. Wo er das Fußballspielen lernte. Und wo seine Familie lebt. Der Ort, an dem alles begann, ist ein gepflasterter grauer Hartplatz. Knapp 30 Meter lang, 15 Meter breit, umrandet mit Seilen und Stangen aus Stahl. Hier erinnert nichts an Champions League oder Bundesliga. Sondern an Hinterhof-­ Fußball mit aufgeschürften Knien und

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ausgelatschten Turnschuhen. Tore mit Netzen gibt es nicht. Als Pfosten dienen schlichte Eisenstangen. Während Dayot mit langen Schritten auf den Käfig zu­ läuft, kicken vier Kids gegeneinander. Sie sind zehn, elf Jahre alt, tragen Straßen­ klamotten. Sie spielen zwei gegen zwei. Dribblings, Zweikämpfe, Torschüsse – alles auf engstem Raum und holprigem Unter­ grund. Der Käfig lässt kaum Zeit, über Entscheidungen nachzudenken. Eine feine Technik am Ball und eine Portion Furcht­ losigkeit sind gefordert, um sich hier durchzusetzen.

ALS WÄRE ER NIE WEG GEWESEN

Als die Kids bemerken, dass Dayot sie beobachtet, hören sie sofort auf zu spie­ len. Ein Junge mit Jeanshemd kommt langsam auf den 19-Jährigen zu. Er fragt schüchtern: „Hey, bist du nicht Dayot? Du bist doch einer von uns, oder?“ Dayot grinst über das ganze Gesicht. „Na klar, ich kenne dich auch noch“, sagt er, während er dem Jungen freundschaftlich auf die Schulter tippt. „Seit einiger Zeit war ich zwar nicht mehr da. Aber früher habe ich fast jeden Tag hier gespielt.“

Der kleine Fußballer greift Dayot am rechten Arm und fordert ihn auf: „Dann wird es ja mal wieder Zeit!“ Ohne zu zögern, springt Dayot über das Gelän­ der, bekommt von einem anderen Jungen einen Ball zugeworfen. Rechts, links, rechts, links, rechts, links – abwechselnd mit beiden Füßen jongliert er das Leder, während die Kids bei jeder Ballberührung ein staunendes „Ah!“ hören lassen. Dayot lässt den Ball weiter tanzen. Die Jungs schauen gebannt zu. Erst nach drei, vier Minuten lässt der RBL-Profi die Zauber­ einheit auslaufen. Klatscht dann voller Euphorie jeden im Käfig ab. „Jungs, es ist so ein großartiges Gefühl, wieder hier zu sein. Als wäre ich nie aus Évreux weg gewesen.“ In Évreux ist Dayot Upamecano ge­ boren worden und hat dort viele Jahre gelebt. Nordwestlich von Paris, in dem Städtchen mit knapp 50.000 Einwohnern. Viele Fleisch- und Wurstwaren werden hier in der Normandie produziert; zudem ist das Militär ein wichtiger Arbeitgeber, weil es außerhalb der Stadt einen größe­ ren Militärflugplatz gibt. Viele Menschen ­pendeln überdies nach Paris, mit dem D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Fotos: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

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„Früher habe ich fast jeden Tag hier gespielt“: Dayot lebte mit seiner Familie nur zwei Blocks vom Bolzplatz entfernt. Sein Vater Verissimo (u.) schenkte ihm den ersten Ball.

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Heimatflair: Dayot besucht das Viertel in Évreux, in dem er früher lebte.

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»IM KÄFIG HABE ICH MIR V­ IELES ANGEEIGNET: MEINE TECHNIK, MEINE AGGRESSIVITÄT, MEINE MENTALITÄT. WENN ICH MIR WEHGETAN HABE, BIN ICH SOFORT WIEDER AUFGESTANDEN.« Auto oder mit dem Zug. Die Mieten in der Hauptstadt sind für sie viel zu hoch. Die Plattenbauten in Évreux sind nicht hübsch, aber bezahlbar.

Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

KEINE REGELN, KEINE SCHIRIS

Viel erleben könne man hier in der Klein­ stadt nicht, sagt Dayot und lehnt sich an das Geländer des Fußballkäfigs. „Doch für mich war das überhaupt kein Pro­ blem, weil ich mich voll auf den Fußball kon­zentrieren konnte.“ Zuletzt lebte er mit seiner Familie nur zwei Blocks vom Käfig entfernt. „Wenn ich nachmittags im regulären Fußballtraining war, bin ich anschließend oft noch mal auf den Bolzplatz gegangen. Am Samstag und Sonntag war ich sogar ständig dort, oft von morgens bis abends. Wir mussten uns gar nicht verabreden. Es waren immer ein paar Kumpels zum Kicken da. Das war unser Treffpunkt – der Ort, der uns zusammengeschweißt hat. Wir haben einfach drauflosgespielt. Ohne Regeln, ohne Schiedsrichter. So lange, bis wir komplett ausgepowert waren.“ Wenn Dayot über den Fußballkäfig spricht, spürt man, was dieser ihm be­ D I E R OT E N B U L L E N .C O M

deutet. Der Ort, der im ersten Moment so schlicht daherkommt, hat unsere ­Nummer 5 geprägt – als Fußballer wie auch als Mensch. „Ich habe mir hier so vieles angeeignet: meine Technik, meine Mentalität, meine Aggressivität. Es war nicht einfach, auf diesem gepflasterten Boden zu spielen. Wenn ich hingefallen bin und mir vielleicht auch ein bisschen wehgetan habe, bin ich sofort wieder aufgestanden. Ich wollte mein Team nie hängenlassen.“ Je nachdem, wie viele Kids sich zu­ sammenfinden, spielen Dayot und seine Kumpels kleine Turniere aus. Mehrere Mannschaften mit bis zu fünf Spielern, im Modus jeder gegen jeden. Auch wenn die Kontrahenten mal ein paar Jahre älter und einen Kopf größer sind, „habe ich immer voll dagegengehalten. Ich wollte jedes Mal gewinnen. Unbedingt!“ Diese Einstellung habe er verinnerlicht: Alles geben. In jeder Sekunde. Bis zum Schlusspfiff. Auch wenn es mal richtig wehtut. „Und das war auf diesem Hartplatz häufiger der Fall“, zeigt Dayot auf seine Knie. Bei zwei anderen Sportarten wäre die Verletzungsgefahr geringer gewesen:

Tischtennis und Basketball. Eine Tisch­ tennisplatte steht direkt neben dem Fuß­ ballkäfig. Zwei Basketballkörbe hängen an den Enden des Bolzplatzes. „Basketball habe ich ein paarmal ausprobiert“, sagt der 1,85-Meter-Hüne und schaut hoch zu einem der Körbe, der in drei Meter Höhe hängt. „Bei meiner Körpergröße ­hätte das ganz gut passen können. Aber ich war lange Zeit gar nicht so groß. Erst mit 16, 17 Jahren bin ich so richtig ge­ wachsen. Daher war ich beim Fußball ­besser aufgehoben.“ Seinen ersten Ball bekommt er mit drei Jahren. Ein Geschenk seines Vaters Verissimo. Den schießt er durch die ganze Wohnung und tönt dabei, unbedingt Fuß­ ballprofi werden zu wollen. Wenn seine ­Eltern ihm den Ball einmal wegnehmen, weil er wieder stundenlang ohne Pause herumgebolzt hat, beginnt der kleine Dayot oft bitterlich zu weinen. Ein kluger Trick des Jungspunds. Denn wenig später bekommt er den Ball meist zurück, und die ­Tränen sind gleich wieder getrocknet. Sofort kickt er wieder eifrig durch die Wohnung. Und hält weiter seine Eltern und Geschwister auf Trab.

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Und die Schule? „Nun ja“, sagt Dayot und senkt kurz den Kopf, „da lief es mittel­ mäßig.“ Schon als er auf die Grund­schule geht, „habe ich mich von morgens bis abends mit Fußball beschäftigt“. In ­seiner Freizeit zieht es ihn auf den Bolzplatz, statt akribisch die Hausaufgaben zu er­ledigen. „Und trotzdem war die Schule für mich ein prägender Ort, um auf das Leben vor­ bereitet zu werden. Um zu wissen, dass es noch andere, noch wichtigere Dinge als den Fußball gibt.“

SPONTAN-TRIP ZUR GRUNDSCHULE

Während er an seine Schulzeit zurück­ denkt, kommt Dayot die spontane Idee: „Auch dort bin ich lange nicht mehr ge­ wesen. Lasst uns doch mal zu meiner Grundschule fahren!“ Es sind nur fünf ­Minuten mit dem Auto. Die Wege sind kurz in Évreux. Vorbei am kleinen Auto­ händler und am Fastfood-Laden. Plötzlich ruft Dayot: „Stopp! Hier, hier auf der linken Seite.“ Mit den Zeigefingern trommelt er kurz auf der Mittelkonsole. Als Dayot aus dem Auto steigt, zeigt er sich überrascht „Hier hat sich eine ganze Menge verändert“, murmelt er und mustert das Schulgelände aufmerksam. Zu seiner Zeit sei das Haupthaus der Grund­ schule noch komplett weiß gewesen. Nun leuchtet es in vielen Farben – die Wände rot, die Türen orange, die Fensterrahmen grün. „Es sieht inzwischen viel hübscher aus als damals. Aber es ist auch schon fast zehn Jahre her, als ich hier Schüler gewesen bin.“ Er schaut auf den Schulhof, sieht den tobenden Kindern zu. Eine Gruppe von Kids jagt einem Fußball hinterher. Das Feld, auf dem sie kicken, ist etwa genauso groß wie Dayots Fußballkäfig. Auch der Untergrund ist der gleiche: ein gepflas­ terter grauer Hartplatz. Die Tore haben

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ebenfalls keine Netze. Sie bestehen aus silbergrauen Stangen. „Zu meiner Zeit gab es an dieser Stelle noch mehrere Sandfel­ der. Mit dem Fußballspielen war das daher schwierig. Echt cool, dass man hier jetzt kicken kann.“ Plötzlich entdeckt er ein bekanntes Gesicht: „Das ist doch Juliette, meine Cousine“, sagt er zunächst leise. Dann winkt er und ruft laut in ihre Richtung: „Hey, Juliette!“ Die junge Frau dreht sich überrascht herum, löst sich aus einer Gruppe von Kindern und kommt herüber. Ein Küsschen rechts, eines links, eine ­innige Umarmung.

WER IST DIESER FREMDE BLOSS?

„Wie schön, dass du uns besuchst. Das ist ja eine richtig tolle Sache“, sagt J­ uliette, die als Lehrerin in der Grundschule ar­ beitet. Sie öffnet die Schulhoftür und bittet ihren Cousin herein. Er folgt seiner Cousine, betritt den Schulhof. ­Seinen Schulhof. Die Kinder sind zunächst ver­ dutzt, bleiben ein paar Meter von Dayot entfernt stehen. Wer ist dieser große, fremde Mann bloß? „Das ist mein Cousin“, ruft Juliette den Kids zu, „er war früher auch hier in der Schule, jetzt ist er Fuß­ baller.“ Als die Kinder das hören, jubeln sie laut, stürmen auf Dayot zu. Rasch bildet sich eine Traube um ihn. Einige klopfen ihm auf die Jacke, um zu überprüfen, ob das wirklich wahr ist – ein echter Fuß­ baller steht vor ihnen. Andere rennen in ihre Klassenzimmer, holen weiße Zettel und einen Stift. Sie wollen sich unbedingt ein Autogramm sichern. Wer weiß, wann sie jemals wieder so etwas erleben. Ein echter Fußballer. In ihrer Schule. Zum ­Angreifen nah. Ein paar Meter von der Kindertraube entfernt steht Nathalie Lagouge, sie ist

die Direktorin der Grundschule. Juliette hat ihr Bescheid gegeben, dass ihr Cousin zu Besuch ist. Genau wie die Kinder freut sich auch Madame Lagouge. „Es ist toll, dass Dayot seine Wurzeln nicht ­vergisst“, sagt sie und schaut zu, wie Dayot einen Zettel nach dem anderen ­unterschreibt.

„DIE KIDS BRAUCHEN VORBILDER“

Fast alle Jungs ihrer Schule, aber auch einige der Mädchen, seien leidenschaft­ liche Fußballfans, erzählt die Direktorin. Der angesagteste Verein? Na klar, Paris Saint-Germain. Doch ein Fußballspiel mal live im Stadion besuchen, das werden viele der Kids wohl nie erleben. Zwar sei Évreux kein sozialer Brennpunkt. Doch wer hier wohnt, habe in der Regel nicht so viel Geld, um mit der ganzen Familie zum Fußball nach Paris zu fahren. „Umso wichtiger ist es“, betont Nathalie Lagouge, „dass die Kinder Vorbilder haben. Vor­ bilder wie Dayot.“ Ihre Zurückhaltung haben die Kids längst abgelegt. Als die Autogramm­ wünsche erfüllt sind, tippt ein Junge mit knallroter Jacke Dayot an. Er fragt etwas unsicher: „Du, ich bin hier der beste Tor­ wart. Willst du einen Elfmeter gegen mich schießen?“ Dayot ist zunächst etwas ver­ dutzt, macht dann aber sofort mit. Der Elfmeterpunkt ist nur sechs, sieben Meter vom Ziel entfernt, das in etwa die Größe eines Handballtores hat. Zwei Schritte ­Anlauf. Ein sanfter, aber präziser Schuss ins rechte obere Eck. Treffer! Keine Chance für den jungen Keeper. „Ich kann mich ja nicht blamieren“, sagt Dayot lachend, während er dem geschlagenen Torwart ­liebevoll – wie ein großer Bruder – über den Kopf streichelt. Der Fußball, mit dem die Schüler hier spielen, ist knallgelb und könnte etwas D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Fotos: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

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Lass dich drücken: Dayot begrüßt seine Cousine Juliette, die als Lehrerin in seiner ehemaligen Grundschule „Romain Rolland“ ­(benannt nach einem Schriftsteller) arbeitet, und schaut sich danach im Schulflur um.

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Westafrikanische Wurzeln: Im Klassenzimmer schnappt sich Dayot einen Globus und deutet auf Guinea-Bissau, woher seine Eltern stammen. Geboren ist er aber in Évreux.

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Fotos: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

Überzahlspiel: Noch hat Dayot den Ball am Fuß, bekommt ihn von den Kids aber kurz darauf abgenommen. „Eindrucksvolles Pressing“, attestiert ihnen der RBL-Profi.

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mehr Luft vertragen. Für Dayot kein Pro­ blem. Auch er hat früher mit solchen Bällen gekickt. Nach dem verwandelten Elfmeter schnappt er sich erneut die Kugel. Und be­ ginnt wieder zu jonglieren. Rechts, links, rechts, links. Sofort tummeln sich 20 Kids um ihn herum – und fühlen sich heraus­ gefordert. Einmal einem echten Profi den Ball klauen, das wäre doch was. Von allen Seiten laufen sie auf Dayot zu. Und es dauert nur wenige Sekunden, bis er den Ball an sie verloren hat. Dayot lacht und ruft: „Eindrucksvolles Pressing, starkes Überzahlspiel!“ Während die Kids dem Ball hinterher­ jagen, nutzt Dayot die kurze Pause und plaudert mit Madame Lagouge. Sie erzählt, dass der Schulhof und das Schulgebäude vor wenigen Jahren umgebaut worden ­seien. „Deshalb erkennst du vielleicht nicht mehr alles. Aber wir können trotz­ dem gern reingehen. Da muss ich dir auch noch etwas zeigen.“

EIN WELTMEISTER WAR SCHON DA

Im Gebäude angekommen, deutet sie auf eine Korktafel, die präsent im Eingangs­ bereich hängt. Welche Lehrer sind krank? Welche Stunden fallen aus? Wann ist das nächste Schulfest? Die üblichen Informa­ tionen sind hier notiert. Daneben hängen mehrere Fotos – von einem sportlichen Mann, etwa 40 Jahre alt, im Stuhlkreis von Schülern umringt. Dayot betrachtet die Bilder und sagt: „Den kenne ich doch. Ist das nicht Thuram?“ Genau, Lilian Thuram. Ein promi­ nenter ehemaliger Fußballer. Welt- und Europameister mit Frankreich. Geboren ist er in Guadeloupe, dem französischen Übersee-Département in der Karibik. Der frühere Weltklasse-Verteidiger des AC Parma und von Juventus Turin, der sich für eine Anti-Rassismus-Kampagne

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engagiert, besuchte die Schule im Jahr 2012. „Er erzählte den Kindern, dass es leider immer wieder passiert, dass Men­ schen wegen äußerlicher Merkmale einen Streit be­ginnen. Deshalb machte er sie darauf aufmerksam, dass alle Menschen gleich wertvoll sind. Egal wie sie heißen. Egal wie sie aussehen. Egal wo sie her­ kommen“, sagt Nathalie Lagouge. Ihr sei es sehr wichtig, dass sich die Schüler ­frühzeitig mit solchen Themen beschäf­ tigen. Rund zwei Drittel der Kinder, die ihre Grundschule besuchen, haben eine dunkle ­Hautfarbe. Dayot nickt und sagt: „Ich finde es klasse, dass Lilian Thuram hier gewesen ist, um über dieses Thema zu sprechen.“ Auch der RBL-Profi möchte der Schule eine kleine Botschaft hinterlassen. Er schnappt sich einen schwarzen Stift und ein Blatt Papier. Darauf schreibt er: ­„Vielen Dank für die wunderbare Zeit, die ich hier verbringen durfte. Glaubt an euch!“ Er gibt es Madame Lagouge. „Das hängen wir neben die Fotos von Thuram“, sagt die Direktorin stolz. An einer anderen Tafel hängen Fotos mehrerer Abschlussklassen. Dayot fliegt über die Abzüge, kann sich aber nicht darauf finden. „Während des Umbaus sind einige Fotos verlorengegangen. Wahr­ scheinlich auch deines“, entschuldigt sich die Lehrerin. „Auch dein altes Klassen­ zimmer gibt es nicht mehr, weil wir alles umgekrempelt haben.“ Ob er dennoch mal in irgendeinen Klassenraum schauen könne, fragt Dayot. Schon hat Madame ­Lagouge ihren Schlüssel gezückt und öffnet ein Zimmer. Gespannt geht Dayot hinein, setzt sich in die zweite von vier Reihen. „Irgend­ wo in der Mitte habe ich früher immer gesessen. Die erste und die letzte Reihe habe ich vermieden, denn dort fällt man ja

Belagert: Dayot erfüllt geduldig die Autogrammwünsche seiner neuen Fans. Von Leipzig aus verschickte er hinterher noch 50 Autogrammkarten an seine alte Schule.


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immer gleich auf“, grinst der 19-Jährige, während er auf dem viel zu kleinen Stuhl hockt. Auf dem Tisch daneben liegen eine blaue Mappe und ein grünes Heft – alle­ samt Unterlagen für den Mathematik-­ Unterricht. Ein spezielles Lieblingsfach hatte Dayot nicht. „Für mich hat schon damals nur der Fußball gezählt. Von daher hatte ich in der Schule ab und zu ein paar Schwierig­ keiten. Aber als Sportler hast du einen großen inneren Antrieb – in vielen Lebens­ situationen. Du kannst immer noch eine Schippe drauflegen, wenn es mal eng wird.“ So gelingt es ihm, nach der Grundschule auch die Realschule in Évreux erfolgreich zu meistern. Allerdings verbringt er nicht seine gesamte Kindheit in Évreux. Eine Zeitlang lebt er in Angers, einer Stadt im Westen Frankreichs. 150.000 Einwohner, etwa 300 Kilometer von Évreux entfernt. Hier wohnt seine Großmutter, zu der er zieht, als er vier Jahre alt ist. Drei Jahre später

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kehrt er nach Évreux zurück – zu seiner Mutter und ihrem neuen Lebensgefährten Eduardo. Mit seinem Stiefvater versteht sich Dayot gut. Doch auch mit seinem leiblichen Vater ist er noch in regel­ mäßigem Kontakt.

AUF DIESEM RASEN REIFTE ER

Während er bei seiner Großmutter wohnt, spielt Dayot erstmals in einem Verein. Bei VS Angers. „Doch mein Zuhause ist Évreux. Deshalb bedeutet mir der Fußballplatz in Évreux am meisten. Was haltet ihr davon, wenn wir dort mal vorbeifahren?“ Dayot wartet gar nicht auf die ­Antwort und springt sofort auf. Er bedankt sich bei Nathalie Lagouge, ver­ abschiedet sich bei seiner Cousine Juliette. Ein Küsschen rechts, ein Küsschen links. Und zurück ins Auto. Wieder vorbei am kleinen Autohändler und am Fastfood-Laden, wieder rein in den Kreisverkehr. Nun die zweite Ausfahrt rechts. Und noch fünf Minuten ge-

radeaus, bis zum südlichen Ende der Stadt. Ganz wenige Häuser stehen noch am Straßenrand, dafür umso mehr Laubbäume. Der Asphalt wird immer holpriger. „Hier jetzt rechts“, zeigt Dayot auf die Seite, wo ein weißes Geländer aufblitzt. Daran ist ein kleines Banner angebracht. „Évreux FC 27“, ist darauf zu lesen. Die 27 steht nicht für das Gründungsjahr, sondern für die Postleitzahl der Stadt: 27000. Die erste Herren-Mannschaft spielt in der fünften französischen Liga. Das Tor zum Stadion ist geöffnet. Ohne zu zögern, visiert Dayot den Rasenplatz an, der direkt dahinter liegt. Am Spielfeld­ rand angekommen, bückt er sich, fährt mit der rechten Hand über das Grün. „Hier habe ich extrem viel gelernt. Genau auf diesem Rasen.“

SEIN EX-COACH, DER IHN FÖRDERTE

Auf der anderen Seite des Platzes, wo sich die Umkleidekabinen befinden, taucht ein junger Mann auf. „Hey, Dayot! Das ist ja D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Fotos: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

Kabinenbesuch: Dayot bei seinem alten Klub FC Évreux, für den früher auch Ousmane Dembélé (FC Barcelona) spielte. Die beiden sind befreundet und tauschen sich oft aus.


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Besondere Orte: Dayot an der Kabinentür seines Ex-Vereins (oben) sowie zu Gast in seinem früheren Stamm-Döner­ laden „L’Ottoman Kebab“, wo er mit seinem damaligen Trainer Romaric Bultel (2. v. re.) seinerzeit ab und zu einkehrte.

Wahnsinn, dich hier mal wieder zu sehen“, ruft er quer über das Feld. Dayot schaut hinüber, winkt und ruft zurück: „Coach! Das ist ja mein Coach!“ Genauer gesagt: Romaric Bultel, sein Trainer, als Dayot hier in der D-Jugend spielte. Schnell umrundet der 19-Jährige den Sportplatz, nimmt D I E R OT E N B U L L E N .C O M

s­ einen ehemaligen Coach in die Arme. Eine herzliche Begrüßung. „Ich wollte soeben das Training für heute Abend vorbereiten. Und plötzlich kommst du daher“, freut sich Romaric, der auch heute noch im Nachwuchsbereich des Klubs tätig ist. Er ist Mitte 30, Drei­

»ALS SPORTLER HAST DU GROSSEN ­INNEREN ANTRIEB IN VIELEN ­SITUATIONEN DES LEBENS.« 73


»DAYOT HAT FRÜHZEITIG VERANTWORTUNG ÜBERNOMMEN – FÜR SICH, SEINE GESCHWISTER UND DIE GANZE FAMILIE.« Mutter Ghislaine Kandiang

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Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

Familienbande: Auf der heimischen Couch in Paris ­sitzen  neben Dayot (von rechts nach links) seine Halbschwester Kaisa, Schwester Iriz, Tante Lidi, Schwester Evelyne, Halbbruder Mikhail, Mutter Ghislaine, ­Stief­vater Eduardo, Cousin ­Firmino und Kumpel Carl. In Leipzig lebt Dayot allein.

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DAYOT UND SEINE FAMILIE Ein Stückchen Leipzig hat Dayot Upamecano mit nach Paris genommen. Genau gesagt: ein weißes Heimtrikot aus der Vorsaison, mit der roten Nummer 17 auf dem Rücken. Und ein graues Ausweichtrikot aus der aktuellen Saison, mit der gelben Nummer 5 auf der Rückseite. Beide Jerseys bewahrt Dayot in seinem Zimmer auf. Das erste Trikot über einen roten Stuhl gestreift, das andere über einen gelben Stuhl. Im Juni 2017 ist Dayots Familie von Évreux nach Paris umgezogen. In ein ruhiges Innenstadtviertel, nur zwei Straßen von der Seine entfernt. In der spielfreien Zeit kommt der 19-Jährige regelmäßig heim. Im ersten Stock hat er sein eigenes Zimmer. Mit einem gemütlichen Zweimeterbett und einem Flachbild-TV an der Wand. Bis in den ersten Stock hinauf zieht ein süßer, wohliger Duft. Dayots Mutter, Ghislaine Kandiang, hat gebacken. Dayots Favorit, einen Nusskuchen, der soeben aus dem Backofen kommt. „Mama macht einfach alles für uns: für mich und meine vier Geschwister“, sagt er, während er vorsichtig an einem Kuchenstück nascht – eigentlich noch viel zu warm. Doch wenn seine Mutter gebacken hat, kann es für ihn nicht schnell genug ­gehen. „Aber nicht nur wegen des Kuchens ist Mama der wichtigste Mensch in meinem Leben“, sagt Dayot und schaut anerkennend zu Ghislaine hinüber. Die ganze Familie hat sich nun am Küchentisch versammelt. Dayots Schwestern Evelyne (23) und Iriz

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(20) sowie die Halbgeschwister Mikhail (4, Foto oben) und Kaisa (2). „Wenn wir alle gemeinsam Zeit verbringen, sind das für mich die schönsten Momente“, sagt Ghislaine, die ihre schwarzen Haare wundervoll geflochten hat. Kein Wunder: Sie betreibt ein ­Friseurgeschäft, zuvor schon in Évreux, nun in Paris. Im kurzen Interview spricht Dayots Mutter über den Karriereweg ihres Sohnes, Macken im Haushalt und gemeinsame Tränen.

Frau Kandiang, Ihr Sohn ist gerade mal 19 Jahre alt, spielt Woche für Woche auf der ganz großen Fußball-Bühne. Wie geht es Ihnen dabei? Ich bin unheimlich stolz und glücklich, weil er ein Junge ist, der so viel Mut hat. Er ist sehr ehrgeizig und geht eindrucksvoll seinen Weg. Trotzdem kommt er immer wieder heim, um uns zu besuchen. Das zeigt mir, dass er auf dem B ­ oden bleibt – trotz des ganzen Trubels, der um ihn herum herrscht. D I E R OT E N B U L L E N .C O M


R E P O RT Waren Sie sich von Beginn an sicher, dass Dayot Profifußballer wird? Sagen wir es so: Ich war immer überzeugt, dass er eine gute ­Arbeit findet, weil er so fleißig ist. Ich hatte oft ein schlechtes Gewissen, weil ich morgens sehr früh das Haus verlassen musste, um rechtzeitig in meinem Friseurladen zu sein. Dayot hat mich dann immer beruhigt und zu mir gesagt: „Keine Sorge, Mama, ich schaff das schon allein.“ Er hat Verantwortung übernommen und zum Beispiel selbst das Frühstück zubereitet – für sich, oft auch für all seine Geschwister. Ich bewundere seinen Fleiß und seinen Mut. Vor kurzem, als er mal nicht so gut drauf war, habe ich ihm das am Telefon gesagt.

tagebart, leicht rötliche Haare. Ein lässiger Typ. Er führt Dayot durch die Kabine, die gerade frisch renoviert wurde. Die Wände sind weiß gestrichen, die Bänke rot lackiert. Passend zu den Vereinsfarben des Klubs. Vor der Kabine hängt ein weißer A4-Zettel, darauf das Logo des Klubs und die Aufschrift: „Eine gute Mentalität bedeutet: diszipliniert sein und gleich­ zeitig den Willen haben, sich immer voll reinzuhauen.“ Romaric deutet auf den ­Zettel und sagt: „Diese Mentalität ver­ suchen wir unseren Spielern zu vermitteln. Dayot hat sie zu einhundert Prozent verinnerlicht.“

Wie reagierte er darauf? Er war gerührt, hat geschluchzt. Daher musste auch ich anfangen zu weinen. Aber nur kurz, dann haben wir gemeinsam wieder ­gelacht und Spaß gehabt. Ich merke es genau, wenn er anruft und meine Aufmunterung braucht. Dann sage ich ihm: „Du brauchst den Kopf nicht hängen zu lassen, du bist ein mutiger Junge.“

SEINE FRÜHERE POSITION: STURM

Sind Sie zufrieden, wie sich Ihr Sohn im Haushalt schlägt? Ich glaube, er hat schon ein paar Probleme, seine Sachen aufzuräumen (lacht). Aber ganz so schlimm ist das Chaos glücklicherweise nicht. Wenn ich ihn in Leipzig besuchen komme, helfe ich ihm immer gerne, ein bisschen aufzuräumen. D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Foto: HJS-Sportfotos/Hans-Jürgen Schmidt

Woher stammt Dayots fußballerisches Talent? Das ist eine gute Frage. Es ist für uns alle ein kleines Rätsel, warum er so begabt ist. In unserer Familie gab es vorher keine tollen Sportler. Dafür waren wir schon immer sehr fleißig und haben viel ­gearbeitet. Diese Einstellung hat Dayot übernommen.

Sich immer voll reinhauen, egal auf welcher Position. Denn lange Zeit pendelte Dayot zwischen allen Mannschaftsteilen. Manchmal habe er in der Verteidigung ­gespielt, manchmal im Mittelfeld, manchmal im Sturm. „Der Coach hat mir vertraut und mich flexibel eingesetzt. Denn er wusste, dass ich überall meine Leistung bringe“, sagt Dayot, nachdem er in der Kabine Platz genommen hat. „Wenn ich im Angriff eingesetzt wurde, habe ich immer meine Tore gemacht. Insofern habe ich auch heute noch einen gewissen Drang nach vorne und weiß gleichzeitig, wie sich Stürmer verhalten. Das hilft mir als Abwehrspieler enorm weiter.“ Um auf den Platz zu gelangen, geht es hinter der Kabinentür links raus, dann zehn Stufen nach unten. Oberhalb der Stufen hängt ein Schild mit der Aufschrift: „Stop the violence“ – stoppt die Gewalt, seid fair zueinander. Als Dayot hier mit zehn, elf Jahren spielte, „war er mit Abstand unser bester Mann, egal auf welcher Position“, erinnert sich Romaric Bultel. Nur ein anderer Fußballer, der jemals in Évreux spielte,

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„hatte ein so enormes athletisches Potenzial wie er“, berichtet sein Ex-Coach. Nämlich Ousmane Dembélé. Der spätere Dortmund-Profi, der mittlerweile beim FC Barcelona aktiv ist, ist ein gutes halbes Jahr älter als Dayot. Auch er spielte beim FC Évreux. Eine Altersklasse über Dayot Upamecano. Aber Romaric Bultel war nicht nur als Trainer gefragt. Sondern auch als Psychologe. Dayot sei ein nachdenklicher Junge gewesen, habe über alle möglichen Dinge gegrübelt. Über den Fußball. Über die Familie. Über seine Zukunft. Deshalb brauchte es ab und zu psychologische Streicheleinheiten. „Wenn er mal nicht so gut drauf war, sind wir zum Dönerladen um die Ecke gefahren. Wir haben etwas Leckeres gegessen, dabei ewig lange ­gequatscht – vor allem über Fußball. So lange, bis es ihm wieder besser ging.“ Dayot schmunzelt, als er diese Geschichten hört, und fragt: „Ich bekomme ein bisschen Hunger – wollen wir mal schnell hin? Gibt es den Laden überhaupt noch?“ Sein Ex-Coach nickt und lacht: „Na gut, aber nur kurz, wir haben ja gleich Training.“

DER COACH ALS PSYCHOLOGE

Drei Minuten später stehen beide vor „L’Ottoman Kebab“. Das Lokal ist direkt an der Hauptstraße gelegen, rechts davon ein Blumenladen, auf der gegenüber­ liegenden Seite ein kleiner Supermarkt. Innen mit etwa 15 Sitzplätzen, alles knallrote Sitze. Über der Theke sind alle Gerichte mit kleinen Fotos abgebildet. Dayot zeigt zu seinem Lieblingsgericht: Merguez, eine scharf gewürzte Hackfleisch-Bratwurst, dazu Salat und Karotten. Als Dayot und Romaric hier früher saßen, besprachen sie auch die Zukunft des Youngsters. Schnell sei klar gewesen,

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Stabilisator: Auch weil sein Deutsch stetig besser wird, übernimmt Dayot immer mehr Verantwortung. So wie hier gegen beim  Champions-­League-Spiel ­gegen Monaco (1:1) im September.

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dass Dayot Profi werden könne, betont sein einstiger Coach. Doch der FC Évreux war dafür nicht das richtige Sprungbrett. So ermutigte ihn Romaric zum Wechsel. Zunächst nach Prey. Ein kleines Dorf mit tausend Einwohnern, etwa zehn Minuten von Évreux entfernt. Der dortige FC Prey sei bekannt für seine gute Jugendarbeit. Ein sinnvoller nächster Schritt. „Danach“, erinnert sich Dayot, „ging alles ganz schnell“. Mit 14 Jahren wechselt er zum FC Valenciennes, einem ambitionierten Zweitliga-Klub. Dafür verlässt er seine Heimat, zieht 300 Kilo­ meter in den Nordosten Frankreichs. Direkt an die belgische Grenze. Er bleibt zwei Jahre, geht dann im Sommer 2015 zum FC Red Bull Salzburg. Anderthalb Jahre später, Anfang Januar 2017, der bis dato letzte Schritt: Gerade 18 Jahre alt geworden, wechselt Dayot zu RB Leipzig. Feiert ­einen Monat später sein Bundes­ liga-Debüt, vor über 80.000 Zuschauern in

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Dortmund. Und entwickelt sich rasch zum Stabilisator der RBL-Abwehr. Inzwischen ist er aus der Innenverteidigung kaum mehr weg­zudenken.

„ICH GENIESSE JEDEN MOMENT“

„Für meinen Traum, Fußballprofi zu werden, musste ich einige Dinge in Kauf nehmen. Ich habe meine Familie selten gesehen, bin häufig umgezogen, war früh auf mich allein gestellt“, sagt Dayot mit ernster Miene. „Ich habe hart ge­ arbeitet und immer an mich geglaubt. Das hat mich dahin gebracht, dass ich jetzt Profi­fußballer sein darf. Ich genieße jeden ­Moment. Weil ich weiß, welch harten Weg ich dorthin gehen musste.“ Der Weg von Dayot Upamecano, der im Fußballkäfig von Évreux begann. Wo nichts an Champions League oder Bundesliga erinnert. Sondern an Hinterhof-Fußball mit aufgeschürften Knien und aus­ gelatschten Turnschuhen.

DAYOT ÜBER … … seinen wichtigsten Karriere-Moment: Die erste Partie in der Champions League gegen den AS Monaco. Der Trainer hat mir das Vertrauen geschenkt und mich in die Startelf gestellt. Als ich in die Red Bull Arena eingelaufen bin, lief es mir kalt über den Rücken. In diesem Moment habe ich begriffen, dass ich auf der größten Fußball-Bühne in Europa angekommen bin.

Foto: imago/Laci Perenyi

… seine Ziele mit den Roten Bullen: Ich will noch viele Spiele für RB Leipzig bestreiten, Verantwortung übernehmen und jedes Mal hochkonzentriert auf dem Platz stehen. Dabei möchte ich mich ständig weiterentwickeln. Außerdem streben wir den höchstmöglichen Tabellenplatz an, um uns hoffentlich wieder für Europa zu qualifizieren. … seine besten Kumpels im Team: Das sind Ibrahima Konaté, Jean-Kévin Augustin, Naby Keïta und Yvon Mvogo. Wir gehen häufig zusammen essen oder zocken an der PlayStation. Wir sind zwar alle weit weg von unseren Familien. Doch unter uns Spielern haben wir eine eigene Familie gefunden.

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Es müsste einen Trick geben, mit dem man besser einschläft. Gedacht, gemacht: Der BARMER Schlafenszeit-Skill. Mit dem BARMER Schlafenszeit-Skill für Amazon Echo kannst du jeden Abend besser abschalten. Mehr Infos unter: barmer.de/schlafenszeit


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L E I P Z I G, G E R T I M O, M I A , JA S M I N U N D ZO É W E R N E R

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Foto: motivio/Thomas Eisenhuth

EIN NAME,

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VIER VERSPRECHEN

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s gab in der Geschichte des Fuß­ balls schon so einige Namensvetter, die rosige Zukunftsaussichten versprachen. Und oft auch hielten. So durften sich Liebhaber des kreativen Fußspiels erst an dem brasilianischen Ronaldo erfreuen, der u. a. Weltmeister und dreifacher Weltfußballer wurde sowie zahlreiche Klubtitel gewann, um dann direkt im Anschluss dieser eindrucksvollen Karriere von einem ähnlich ­außergewöhnlichen Kicker in der Person eines gewissen Portugiesen namens Cristiano R ­ onaldo

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abgelöst zu werden – auch bekannt als CR7. Dieser sammelt neben dem Europameister­ schaftspokal noch zahlreichere Titel und Aus­ zeichnungen als sein brasilianisches Pendant und gehört zusammen mit seinem ewigen Kon­ kurrenten Lionel Messi zu den größten Fußball-­ Superstars der vergangenen zehn Jahre. Auch hierzulande gab und gibt es Namens­ vetter, die Erfolg versprechen – da wären bei­ spielsweise Vertreter gewisser Müllers, deren Tore und Spielweisen gar zum geflügelten Wort „müllern“ avancierten und damit den allgemei­ nen Sprachgebrauch beeinflussten. Und nun stelle man sich folgendes Szenario in Leipzig vor: Wäre es nicht fantastisch, wenn es hier „wernern“ würde – bestenfalls viermal

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Fotos: motivio/Thomas Eisenhuth

DER NAME WERNER STEHT BEI RBL FÜR TORE. AUCH IM NACHWUCHS. EIN TORJÄGER-TREFFEN VON NATIONALSTÜRMER TIMO WERNER MIT SEINEN NAMENSNICHTEN MIA (NR. 4), JASMIN (NR. 9) UND ZOÉ (NR.  19).


»ANFANGS K A MEN SCHON EIN PA AR SPRÜCHE. JE TZ T IST ES GANZ NOR M AL, DASS WIR GEGEN JUNGS SPIELEN.« D I E R OT E N B U L L E N .C O M

Mia Werner

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und das auch noch ligaübergreifend? Will­ kommen im Trainingszentrum am Cottaweg, in dem der Name Werner Programm ist!

WERNER MEE TS WERNERINNEN

In der Spielerlounge der RBL-Akademie warten die Zwillinge Mia und Zoé sowie Teamkollegin Jasmin auf ihren berühmten Namensvetter Timo. Alle vier eint nicht nur der Nachname Werner, sondern auch wahre Torjäger-Quali­täten in ihren Teams. Die Mädchen, die alle zwölf sind, gehören zum Nachwuchsbereich der U13 und spielen in der Stadtliga. „Auf dem wie­vielten Platz seid ihr?“, fragt Timo die drei W ­ ernerinnen. Ruhe. Fragende Blicke. „Auf welchem Tabellen­ platz stehen wir aktuell?“, übersetzt Anja Kühn, die Koordinatorin für Frauen- und Mädchen­ fußball. Timo lacht und entschuldigt sich: „Ich komme aus dem Schwabenländle, da redet man ein bisschen komisch.“ Nachdem diese Sprach­ barriere überwunden ist – und damit auch das Eis gebrochen –, kommen die Werners ins Ge­ spräch. Die RBL-Nachwuchs-­Mädchen rangieren auf dem ersten Tabellenplatz der Liga. Nachdem geklärt ist, wie viele Treffer Jasmin (5), Mia und

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»NATÜRLICH TR ÄUMEN WIR DAVON, AUCH M AL VOR 40.0 0 0 FANS SPIELEN ZU KÖNNEN.« Jasmin Werner

Zoé (jeweils 6) in der Vorrunde bis zum Jahres­ wechsel bereits auf ihr Torekonto verbuchen konnten, glaubt unser Stürmer mit der Nummer 11 nicht mehr an Zufall: „Der Nachname scheint doch irgendwie Programm zu sein …!“

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Foto: motivio/Thomas Eisenhuth

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wissen: 'S n e l l o w e h c s r o rb leipzig und p

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SPIELT

Willi Orban/Nord

Bernardo/ost

PÉter Gulácsi/süd

Kevin Kampl/West


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Foto: motivio/Florian Eisele

Spitzenreiter: Unsere U13 um Jasmin Werner (oben) führt die Tabelle der Stadtliga an. In der Vorrunde schoss das Team 39 Tore, allein 17 markierte das Werner-Trio.

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Jungs-Duelle: Zoé Werner (oben) im Dribbling gegen das Team von Tapfer Leipzig. Unsere D-Juniorinnen sind das einzige Mädchen-Team in ihrer Staffel.

»WIR WOLLEN PL ATZ EINS VERTEIDIGEN UND DIE MEIS TERSCHAFT IN DER STADTLIGA HOLEN.« Mia Werner D I E R OT E N B U L L E N .C O M

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Idol: Zoé lässt sich von Timo Werner Trikot und Ball signieren. Neben Welt- und Europameisterin Anja Mittag zählt vor allem der RBL-Stürmer zu den Vorbildern der Mädchen.

RB Leipzig stellt das einzige Landesleistungszentrum für Frauen- und Mädchenfußball in Sachsen. Das Besondere beim RBL-Nachwuchs­ bereich: Die Juniorinnen (U13 bis U17) spielen ausschließlich gegen den männlichen Nachwuchs anderer Vereine und sind damit die ­einzigen weiblichen Teams in den jeweiligen Ligen. „Es ist für die technische, athletische und mentale Ausbildung der Mädchen von Vorteil, gegen Jungs zu bestehen, weil sie immer eine Schippe mehr drauflegen müssen“, erklärt Anja Kühn. Ein Paradebeispiel sei Lena Oberdorf von der TSG Sprockhövel. Die 16-Jährige spielt als einziges Mädchen bei den männlichen B‑Junioren, ist Teil der U19-Frauen-Nationalmannschaft und wird im Sommer zum Erst­ ligisten SGS Essen wechseln. Timo ist beeindruckt: „Wie ist es, gegen Jungs zu spielen? Kommen die euch manch-

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mal blöd, weil sie denken, dass ihr nicht so gut ­kicken könnt wie sie?“ Mia antwortet: „Anfangs kamen schon ein paar Sprüche, aber dann haben wir meistens besser gespielt als die Jungs und gegen sie gewonnen. Jetzt ist es ganz normal ­geworden, dass wir gegen Jungs spielen.“

FREUNDSCHAF TEN FÜRS LEBEN

Die Mädchen werden immer wieder gefragt, ob sie mit Timo Werner verwandt seien – aber das kann der 21-Jährige, der am 6. März seinen 22. Geburtstag feiert, ausschließen, denn er wuchs in Stuttgart als Einzelkind auf. Im Gegen­ satz zu den Mädchen, die in diesem Sommer sogar ihre Heimat verlassen und nach Leipzig ins Sportinternat in der Marschnerstraße ziehen werden, ist Timo zu Hause bei seinen Eltern groß geworden: „Ich bin zehn Minuten vom VfB-Gelände entfernt aufgewachsen, deswegen musste ich nicht aufs Internat gehen. Aber ich

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Fotos: motivio/Thomas Eisenhuth

„IM MER EINE SCHIPPE MEHR“


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Durchstarten: Im Laufschlauch der RBL-Fußball-Akademie posiert das Werner-Quartett beim Tiefstart. Ab Sommer ziehen die Mädchen aus der Heimat nach Leipzig ins Sportinternat.

bin überzeugt, dass das cool ist und ihr dort viel erleben werdet.“ Die Mädchen wollen wissen, wie er mit dem Heimweh umgegangen ist, als er nach Leipzig kam. Der Nationalspieler macht ihnen Mut: „Ich war ein wenig älter als ihr, als ich von zu Hause wegging, aber ich glaube, es ist wichtig, dass ihr euch gut in der Schule einlebt, um im Alltag gut beschäftigt zu sein. Unternehmt so viel wie mög­ lich, und schließt euch nicht in eure Zimmer ein. Und durch den Fußball und das Team werdet ihr schnell Freundschaften fürs Leben finden.“

M ANCHE TORE MERK T M AN SICH BESONDERS GUT

Aber auch die Stadionkulisse fasziniert die drei. Bisher konnten sie die Heimspiele der Profi­ mannschaft noch nicht so oft besuchen, wie sie gern wollten, weil die Mädchen aktuell noch von Zwickau und Bad Lauchstädt aus zu jedem

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Training nach Leipzig pendeln. Aber einige Male konnten sie in der Red Bull Arena dabei sein und das RBL-Team anfeuern. Jasmin durfte ­sogar schon Einlaufmädchen an der Hand des Ingolstädter Kapitäns Marvin Matip sein. Bei den über 40.000 Fans hat sie sich gefragt, ob man als Spieler eigentlich die Anweisungen des Trainers verstehen kann. „Wenn ich es will, ja …“, sagt Timo augenzwinkernd. „Man bekommt schon Anweisungen mit, aber wenn wir auf der anderen Seite, gegenüber der Trainer­ bank, stehen, kann der Coach brüllen, soviel er will – da hören wir ihn nicht.“ Zudem komme es darauf an, wie hoch die Lautstärke sei. „Zum Beispiel in der Champions League bei Beşiktaş Istanbul war es so laut, da hätten wir uns nicht so entspannt unterhalten können wie jetzt ge­ rade. Aber sonst ist das kein Problem.“ In der Laufbahn eines Kickers gibt es manch denkwürdige Momente – und eines Stürmers

RBL-FRAUEN Die Abteilung Frauen- und Mädchenfußball der Roten Bullen ist am Gontardweg beheimatet. Unser Frauenteam spielt nach der Landesliga-Meisterschaft 2017 derzeit in der NOFV-Regionalliga. Im Nachwuchs sind wir mit der weiblichen U17, U15 und U13 vertreten. Mit Anika Metzner, Emily Reißmann und Josefine Schaller tragen drei U-Nationalspielerinnen das RBL-Trikot.

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außergewöhnliche Tore, vermuten die Wernerinnen. „Eine besondere Partie für mich war im vergangenen Mai, als wir das erste Mal in unserem Stadion gegen Bayern München gespielt haben. Da habe ich zweimal getroffen; einmal aus einem Elfmeter und beim zweiten Tor habe ich Starki (FCB-Ersatzkeeper Tom Starke, Anm. d. Red.) getunnelt. Tja, man merkt sich wohl besonders gut, wenn man gegen die Bayern Tore schießt“, lacht der Stürmer.

IN DER ZEITM ASCHINE

Timo lädt die drei Mädchen zu einer Runde Fußballtennis ein. Dabei stellt sich heraus, dass sich Jasmin, Mia und Zoé nicht nur in der Liga gegen Jungs behaupten, sondern sich auch an den Leistungen ihres Gegenübers orientieren. Neben der Olympiasiegerin sowie Welt- und Europameisterin Anja Mittag zählt vor allem der RBL-Stürmer zu den Vorbildern der Kicke­ rinnen. „Hattest du denn früher auch ein Vorbild, Timo?“ Der Nationalspieler gerät ins Schwärmen und blickt zurück ins Jahr 2007, als er elf Jahre alt war und sein Heimatverein VfB Stuttgart Deutscher Meister wurde. Zu diesem Zeitpunkt haben die Wernerinnen gerade mal Laufen gelernt. „Mario Gomez hat viele und vor

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»ES ›WERNERN‹ L ASSEN ALS BEGRIFF FÜRS TORESCHIESSEN FINDE ICH ECHT WITZIG.« Timo Werner

allem wichtige Tore geschossen. Er war dort für die meisten Spieler ein Vorbild – für mich auch! Umso schöner ist es, dass wir nun gemeinsam in der Nationalmannschaft spielen. Da hat sich für mich ein kleiner Kreis geschlossen“, erzählt er schmunzelnd. Für einen kurzen Moment scheint es, als sei er in eine Zeitmaschine gestiegen. Und wer weiß, vielleicht hat sich in der RBL-Akademie auch gerade so ein Kreis geöffnet.

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Foto: motivio/Thomas Eisenhuth

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Thomas Fleischmann schätzt besonders die ausführliche Berichterstattung rund um den Fußball: „Seit ich als kleiner Knirps selbst mit dem Kicken angefangen habe, brennt dieses Feuer in mir. Dass wir so intensiv darüber berichten – national wie international, ob auf oder neben dem Platz – ist für mich Fußballverrückten der Himmel auf Erden.“

Zum Moderatoren-Team gehört seit dem Frühjahr auch Jana Azizi. Der 28-Jährigen gefällt vor allem der Charakter des Sportnachrichtensenders: „Sport ist Leidenschaft pur und für mich ist es unfassbar spannend, mit gleichem Einsatz bei Sky Sport News HD zu arbeiten. Der Spirit in der Redaktion ist wie in einer Fußballmannschaft, in der jeder ein wichtiger Teil des Erfolges ist. Der Sport schläft nie und deswegen gibt es bei uns die News rund um die Uhr.“

Sky Sport News HD feiert Geburtstag Hannover 96 steht in der Zwischenrunde der Europa League! Diese Meldung war die allererste von Sky Sport News HD, dem ersten und einzigen 24-Stunden-Sportnachrichtensender Deutschlands und Österreichs. Als SSN HD am 1. Dezember 2011 auf Sendung ging und Moderator Thomas Fleischmann die Zuschauer begrüßte, wurde ein neuer Sender für alle Sportbegeisterten geschaffen, der seitdem täglich live über das Geschehen in der Welt des Sports informiert. Ob exklusiv, kurios oder bewegend – die Sky Zuschauer sind seither immer auf dem Laufenden. Jetzt feierte der Sportnachrichtensender seinen sechsten Geburtstag! Immer vor Ort, immer dabei Mit seinem flächendeckenden Reporternetzwerk in ganz Deutschland ist Sky Sport News HD stets ganz nah dran am Geschehen und informiert über alle wichtigen Sportereignisse in Deutschland – umfassend und topaktuell, sieben Tage die Woche. Dabei achtet das jeweilige Moderatoren-Duo stets darauf, dass dem Zuschauer nichts Bedeutendes aus der Welt des Sports entgeht. Darüber hinaus berichtet der

Sender ausführlich von den Trainingsplätzen der Bundesliga und 2. Bundesliga und überträgt die wichtigsten Pressekonferenzen live. Seit der Saison 2017/18 sind zudem an jedem Spieltag freitag- und sonntagabends die ersten Highlights der 2. Bundesliga im Free-TV und im Livestream zu sehen. Hinzu kommen spannende Hintergrundberichte, Magazine und Dokumentationen wie beispielsweise „Traumberuf Spielerberater?“, eine Doku von Sky Reporter Kai Psotta, die tiefe Einblicke in den Alltag eines Spielerberaters gewährt. „Wontorra – der KIA Fußball-Talk“ auf SSN HD für jedermann frei empfangbar Auch in der Show „Wontorra – der KIA Fußball-Talk“ diskutiert Jörg Wontorra an jedem Bundesliga-Wochenende sonntags von 10:45 Uhr bis 12:30 Uhr mit seinen Gästen über das aktuelle Fußball-Geschehen. Der Talk ist für jedermann frei empfangbar, denn mittlerweile ist SSN HD ein Free-to-AirSender und somit unverschlüsselt. Um Sky Sport News HD zu empfangen, muss lediglich der Suchlauf einmalig neu gestartet werden.

Fotos: Studio © Sky/P. Schieder; J. Azizi © Peter Hähnel; T. Fleischmann © Sky/Fabian Helmich

6 Jahre!


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MARCEL HALSTENBERG L A AT Z E N , G E R DIEGO DEMME H ERFORD, GER KEVIN KAMPL SOLINGEN, GER

EMIL FORSBERG S U N D S VA L L , S W E

LUK AS KLOSTERMANN HERDECKE, GER

WILLI ORBAN K AISERSL AUTERN, GER TIMO WERNER DOMINIK K AISER S T U T T G A R T, G E R MUTL ANGEN, GER RALF RANGNICK BAC KNANG, GER BENNO SCHMITZ MÜNCHEN, GER

YUSSUF POULSEN KO P E N H A G E N , D E N

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D AYO T U PA M E C A N O ÉVREUX, FRA

KO N R A D L A I M E R SAL ZBURG, S T E FA N I L SA N K E R AUT PÉTER HALLEIN, AUT GUL ÁCSI B U D A P E S T, RALPH F A B I O C O LT O R T I HUN LO C A RN O, SU I H A S E N H Ü T T L , MARCEL SABITZER GR A Z, AUT

BERNARDO S Ã O PA U L O , BRA

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JUNGSPUNDE NR. 14 FRÜHJAHR 2018

RÜ C K B L I C K

WIR HABEN EIN WENIG IN DER FOTOKISTE GEKRAMT UND EINIGE HERRLICHE SCHNAPPSCHÜSSE UNSERER JUNGS ­ENTDECKT. SIE WAREN ABER AUCH NIEDLICH!

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Fotos: privat

Bernardo. Natürlich kommt der Weihnachtsmann auch nach São Paulo. Doch der Baum scheint dem kleinen Brasilianer nicht ganz zu gefallen. D I E R OT E N B U L L E N .C O M


RÜ C K B L I C K

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Fabio Coltorti. Unser

Fotos: GEPA pictures, imago

T­ orhüter sieht heute noch ­immer fast genauso frisch aus wie 2006 im Schweizer Nationaltrikot (oben) oder im Jersey des FC Thun 2004 (unten).

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RÜ C K B L I C K

Fotos: imago, privat

Diego Demme. Bei ­ rminia Bielefeld schafft A ­Diego 2010 den Sprung in den Profi-Kader (oben). Den treuherzigen Blick hat er schon als Knirps drauf (unten).

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RÜ C K B L I C K

NR. 14 FRÜHJAHR 2018

Fotos: privat

Emil Forsberg. Unser Spielmacher ist auch auf dem Weg zu einer verheißungsvollen Floorball-Karriere (oben). Aber der Traum, ein schwedischer Fußballstar zu werden, ist größer. Und erfüllt sich.

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RÜ C K B L I C K

Fotos: GEPA pictures (2), privat

Péter Gulácsi. Ist er nicht süß? Als Kind tobt der Ungar gerne im Schnee und hat eine Vorliebe für Latzhosen.

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Péter Gulácsi. Die Haare werden zwar im Laufe der Zeit weniger, aber in Liverpool, Hereford (oben), Salzburg und nun ­Leipzig reift Pete vom Talent zu einem Top-Keeper.

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Marcel Halstenberg. In

Fotos: GEPA pictures (1), privat

s­ einer Jugendzeit bei Hannover 96 eifert er ­seinem Vorbild David Beckham auch in Sachen Frisur nach. Beim BVB (links unten) findet er 2011 seinen eigenen Stil.

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Fotos: GEPA pictures (2), privat

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Stefan Ilsanker. Sein kleiner Bruder ist immer an seiner Seite. Auch auf dem Domplatz in Mainz, als ihr Vater Herbert als Torwart für den 1. FSV spielte. Den Ausrutscher mit dem Bayern-Trikot verzeihen wir.

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RÜ C K B L I C K

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Stefan Ilsanker. In der Jugend steht der Österreicher noch im Tor, ehe er erst mit 15 Jahren ins Feld wechselte. Seine Allrounder-Fähigkeiten sind ihm bis heute geblieben, spielt er doch genauso gerne im Mittelfeld und in der Abwehr.

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Fotos: imago (1), privat

Dominik Kaiser. Als Kind schwankt er lange zwischen Fußball und Tennis. Erst bei Normannia Gmünd (links) ent­scheidet sich Domme 2007 für die Fußballerlaufbahn.

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FOTO: BRIAN LOWE

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Bayer Leverkusen. Die Frisur aus dieser Zeit wirkt im Vergleich zu heute ausgesprochen brav.

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Foto: imago

Kevin Kampl. In seiner Jugend stürmt Kevin für


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Lukas Klostermann. Für den FSV Gevelsberg steht Lukas erstmals auf dem Rasen – sorry, auf dem Ascheplatz. Schließlich geht sein Fußballstern beim VfL Bochum auf.

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Fotos: imago (1), privat

Lukas Klostermann. Als Multitalent zeigt sich unser Außenverteidiger in jungen Jahren. Vor allem in der Leicht­athletik. Er gewinnt ­sogar viermal den Titel „Deutschland sucht den Supersprinter“.

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Konrad Laimer. Im Finale der Schülerliga

(blaues Trikot) zeigt Konny 2010 sein ­Potenzial. Das führt ihn durch alle Jugend-­Nationalteams Österreichs – bis in die A-Nationalmannschaft.

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Fotos: GEPA pictures (4), privat

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Fotos: GEPA pictures (1), privat

Willi Orban. Mit dem 1. FC Kaiserslautern wird Willi 2011 A-Junioren-Meister. Die Weihnachtsweste aus Kindertagen wäre heute ein echter Hingucker. Vielleicht sogar bei unserer nächsten Weihnachtsfeier.

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Yussuf Poulsen. Von einem

Fotos: imago (1), privat

­ willingsbruder ist uns bislang Z nichts bekannt. Den würden wir dann sofort nach Leipzig holen. Bei seinem allerersten Verein BK Skjold spielte Yussi übrigens noch in der Abwehr.

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Marcel Sabitzer. War schon früh ein

Fotos: GEPA pictures

­ iegertyp und Führungsspieler. Oben S zeigt Sabi als Kapitän stolz den ­Pokal für den Gewinn der Bundesmeisterschaft in der Schülerliga.

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Fotos: imago (2), privat

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Benno Schmitz. Als waschechter Münchner schafft es Benno 2001 in die Jugendabteilung des FC Bayern – und sitzt am 19. April 2014 sogar einmal als Ersatzspieler auf der Profibank.

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Dayot Upamecano. Er war schon

Fotos: GEPA pictures (1), privat

i­mmer ein Familienmensch, hier mit Mama Ghislaine (oben links), Tante Elisabeth und seinen Schwestern Evelyne (Mitte) und Iriz.

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2013 erhält er vom DFB die Fritz-Walter-­ Medaille in Gold als bester Nachwuchsspieler der Altersklasse U17.

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Foto: imago

Timo Werner. Sein Weg scheint vorbestimmt.


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Fotos: GEPA pictures (2), privat

Ralf Rangnick. Coole Frisur! Als Trainer des VfB Stuttgart (1999 bis 2001) coacht ­unser Sportdirektor erstmals in der Bundesliga. Schon als Kind dreht sich bei ihm alles um den Ball (links).

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Fotos: GEPA pictures (3)

Ralph Hasenhüttl. Unser Trainer scheint jung ­geblieben, der Scheitel zeitlos. Ob er dafür ein spezielles Haarwasser aufträgt, ist uns nicht ­bekannt.

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